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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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28.10.2006
 

Ihre Meisterin suchen
Über den Sprachwandel in seinem Lauf

Unter dem Titel "Gender Mainstreaming" findet man bekanntlich nur Unsinn (mit Beschäftigungseffekt), doch das ist nicht mein Thema. Mir fiel auf, daß fast überall des große Binnen-I empfohlen wird, und zwar von denselben Regierungen, die andererseits auf der Rechtschreibreform bestehen, die solches ja nicht zuläßt.
Eine weitere Beziehung zur Rechtschreibreform kann man darin sehen, daß auch die erzwungene oder erkrampfte feministische Sprachgestaltung von Stellenanzeigen und Kultusministerinnenreden als Beispiel von Sprachwandel angeführt wird. Diese Redeweise habe "sich durchgesetzt", sagen diejenigen, die sie durchsetzen, wo immer sie Regelungsgewalt beanspruchen.
In einem amtlichen österreichischen Ratgeber zur "gerechten" Sprachgestaltung entnehme ich, daß man nicht sagen soll: "Junge Schifahrer suchten ihren Meister", sondern naturgemäß: "Junge Schifahrerinnen und Schifahrer suchten ihre Meisterinnen und Meister".
Die zum Teil sehr umfangreichen Anleitungen dieser Art bestehen hauptsächlich aus dem Abwägen von Vermeidungs- und Ausweichstrategien. Die Sprache wird unglaublich schwierig, wenn man nicht immer schon mit einem Bein im Sumpf der politischen Inkorrektheit stecken und sein weiteres Fortkommen gefährden will.



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Kommentare zu »Ihre Meisterin suchen«
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Kommentar von Ursula Morin, verfaßt am 28.10.2006 um 21.55 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#6565

Früher dachte ich immer, ich sei ein Mensch - nun bin ich mir nicht so sicher, ob ich nicht vielleicht eine Menschin und somit eine ganz eigene Spezies bin: die deutsche Menschin ... Frauen in anderen Ländern bleiben solche Gedankengänge wohl erspart, teils weil die entsprechenden Endungen fehlen, teils weil man sich - wie in Schweden - die Minderwertigkeitskomplexe der deutschen FeministInnen nicht zu eigen macht. Ich finde die Innen-Sucht penetrant und für Frauen entwürdigend.

Wenn man z.B. in den USA eine Versammlung mit "dear female and male citizens" oder in Schweden mit "kära borgare och borgarinnor" anreden würde, wäre der Lacherfolg garantiert.

Könnte man die FeministInnen nicht zum Nachhilfeunterricht schicken, damit sie lernen, daß der bestimmte Artikel im Deutschen nicht unbedingt etwas mit der Geschlechtszugehörigkeit zu tun hat. Sonst gibt es wohl demnächst neben "der Tisch" auch "die Tischin" usw. Vielleicht denkt man ja bei Dudens schon darüber nach ...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.10.2006 um 09.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#6566

"Wie dick muss ich werden, um kugelsicher zu sein?" Dieses Buch bewirbt der Fischer Taschenbuchverlag mit der Beschreibung:
Witzig, absurd und ungewöhnlich: wissenschaftliche Kuriositäten, das uns die Welt aus neuer Perspektive zeigen.
Es ist eben alles wurscht, nur die Sache mit dem ss muß stimmen, denn darauf achtet die Obrigkeit.
 
 

Kommentar von J. Hohenembs, verfaßt am 29.10.2006 um 15.18 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#6567

Ansprache an das Pflegepersonal:
"Liebe Schwesterinnen und Schwestern ..."

Der besonders dumme deutsche Sprachfeminismus mag sein Übriges dazu tun, jedenfalls ist aber die Herkunft des Innentums eindeutig amerikanisch ("gender-speaking"). Der Unterschied besteht nur darin, daß sich jener dort auf einschlägige Fachliteratur und Versammlungen beschränkt, während er hierorts zum allgemeinen Wahn mutiert.
 
 

Kommentar von Kai Lindner, verfaßt am 29.10.2006 um 18.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#6568

Mit "speech-codes" an Colleges und Universitäten ist der politisch korrekte Wahnsinn in den USA weitaus weiter fortgeschritten, als bei uns – bei uns in Deutschland weiß nur kaum jemand, was jenseits des Atlantiks alles für Unsinn passiert.
 
 

Kommentar von Ursula Morin, verfaßt am 29.10.2006 um 21.06 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#6570

Daß das "gender mainstreaming" dem PC-Terror aus den USA entstammt, war mir schon bekannt, aber daß man hier in Deutschland aus lauter Anbiederung mal wieder übertreibt, ist unerträglich. Ich denke, die Verschandelung der deutschen Sprache mit all diesen "Innen" übertrifft die der englischen bei weitem.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.10.2006 um 06.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#6572

In amerikanischen Büchern ist es seit langem üblich, teacher mit she wiederaufzunehmen, was allerdings auch mit der (bei uns ebenso bekannten) Verweiblichung des Erziehungswesens zusammenhängen mag. Es heißt aber auch ziemlich regelmäßig how the child learns her language usw. Wie weit das schon natürlich ist oder immer noch Ergebnis einer gewissen bewußten Entscheidung, kann ich leider nicht sagen. Im Deutschen stehen der durchgehenden Feminisierung vor allem die Indefinita wie man, jemand, niemand entgegen, auf die sich dann nur sehr schwer mit weiblichen Pronomina Bezug nehmen läßt.
Natürlich wird mit dieser symbolischen Sprachpolitik den Frauen nicht wirklich geholfen, und zur Begründung wird denn auch in den Gender-Schriften meistens nur angeführt, dadurch sollten Frauen "sichtbar" gemacht werden, und es solle ein Bewußtsein davon erzeugt werden, daß es nicht bloß Männer gibt. Ich muß gestehen, daß ich Frauen noch nie übersehen habe, auch in Gedanken habe ich mich stets gebührend mit ihnen beschäftigt, ganz abgesehen davon, daß ich seit über drei Jahrzehnten für Frau und Töchter sorge, die tatsächlich vollkommen unübersehbar und unüberhörbar mein irdisches Dasein bestimmen. In dieser Hinsicht scheinen sich Menschen mit und ohne Gender-Sprache nicht so zu unterscheiden, wie eine idealistische Philosophie es unterstellt. Die Experimente, mit denen nachgewiesen werden sollte, daß sich in "gerechter" Sprache tatsächlich mehr Frauen gemeint fühlen, sind nicht zuverlässig, weil schon das bewußte Beachten solcher Dinge die Ausgangslage verfälscht.

Zu PC noch eine Bemerkung: Ich hatte, glaube ich, schon einmal auf die volkserzieherischen Seiten des DGB hingewiesen, in diesem Fall den Thüringer DGB. Diese sehr guten Menschen protestieren nicht nur gegen diskriminierende Ausdrücke wie Neger, sondern entdecken die Diskriminierung auch in Redensarten wie das kommt mir spanisch vor, weil darin zum Ausdruck komme, daß SpanierInnen nicht zu trauen sei.
 
 

Kommentar von Sigmar Salzburg, verfaßt am 30.10.2006 um 07.54 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#6574

Vor Jahren spottete ich in einem Leserbrief darüber, daß man nun wohl vom „Bürgerinnen- und Bürgermeisterinnen und -meisteramt“ sprechen müsse und daß auch der Begriff „meisterinnen- und meisterhaft“ notwendig werde. Bald darauf las ich in einem einschlägigen Blatt (taz?) unter der Überschrift „Meisterinnenhaft“, das Spiel einer Pianistin sei „meisterinnenhaft“ gewesen. Während „meisterhaft“ sich nach Gewohnheit der Sprachgemeinschaft auf alle Fähigen bezieht, beschränkt die feminine Endung den Vergleich auf den weiblichen Anteil und kann daher sogar eine Abwertung bedeuten. Der eifernde gute Wille bewirkt auf diese Weise das Gegenteil des Erhofften.
 
 

Kommentar von Rominte van Thiel, verfaßt am 30.10.2006 um 16.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#6588

Den Vorschlag von Frau Morin möchte ich noch ausweiten. Auch das Grundgesetz sollte umgeschrieben werden. Da steht öfter: "Jeder Deutsche hat das Recht ..." Komisch, daß ich als Frau bisher bestens damit zurechtkam. Wahrscheinlich hatte ich noch nicht das richtige Bewußtsein.
 
 

Kommentar von Ursula Morin, verfaßt am 30.10.2006 um 18.40 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#6594

Auch unsere üblichen Gebete bedürfen dringend einer feministischen Reformierung, das "Vaterunser" beispielsweise. Mit dem "Adonaj" aus der "gerechten" Bibelübersetzung ist es da wohl nicht getan (das bedeutet ja Herr meines Wissens, oder?)

Vorschlag also: Vater/Mutter unser, der/die Du bist im Himmel ...
 
 

Kommentar von Karin Pfeiffer-Stolz, verfaßt am 31.10.2006 um 04.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#6599

Wie man sieht, ist Belästigung und Unterdrückung der Menschen allein durch Sprache möglich.
 
 

Kommentar von Ballistol, verfaßt am 31.10.2006 um 08.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#6600

Ins Grab der Geschichte rutschte auch der Vorstoß einer offenbar unterbeschäftigten österreichischen Ministerin, die sehr schöne österreichische Nationalhymne zu ändern:

"Heimat bist du großer Söhne..." --> "Heimat großer Töchter, Söhne..."

Eine wahrhaft große Tochter Österreichs muß es sein, die sowas vorschlägt. Auch unter den Frauen hat sie sich damit nicht viele Freunde gemacht.
 
 

Kommentar von Karin Pfeiffer-Stolz, verfaßt am 31.10.2006 um 10.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#6602

Ballistol, so heißt das:
Auch unter den Frauen hat sie sich damit nicht viele "Freundinnen" gemacht.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 31.10.2006 um 12.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#6603

Ballistol ist in veralteten Sprachstrukturen verhaftet.
 
 

Kommentar von Ballistol, verfaßt am 01.11.2006 um 15.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#6613

Lachen Sie nicht, ich habe mir die Formulierung tatsächlich gründlich überlegt.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 02.11.2006 um 18.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#6629

Heute habe ich in der Stellenanzeige einer Bank (gesucht wurden diverse Mitarbeiter m/w) folgenden Zusatz gelesen:

Die Anzeige richtet sich an alle Interessenten unabhängig von Rasse, ethnischer Herkunft, Geschlecht, Religion, Alter, sexueller Identität oder einer für die Ausübung der Stelle nicht relevanten Behinderung.

Somit ist klar, daß sich auch eine 63jährige bisexuelle muslimische Hottentottin mit Holzbein als Gruppenleiter m/w Bankorganisation bewerben kann. Ich glaube, das ist das neue Antidiskriminierungsgesetz.
 
 

Kommentar von Ballistol, verfaßt am 03.11.2006 um 07.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#6631

Abgesehen davon, daß man gleichzeitig als wohlausgebildeter, höflicher, gewaschener Mittdreißiger mit sozialer Kompetenz und Auslandserfahrung keine Chance auf so eine Stelle hat, gibt es noch etwas anderes zu bemerken:

Was wäre denn, wenn sich einer als erklärter Päderast, Exhibitionist, Vergewaltiger oder Paarhufer-Sodomist unter Berufung auf seine "sexuelle Identität" im Rechtsweg auf diese Stelle drückt? Demnächst werden sich alle outen, die Sex mit Leguminosen haben, danach die Kinderfreunde (das geht in Belgien schon los) und danach die Nekrophilen. Und keiner darf diskriminiert werden.

Herr Wrase, kommen Sie ins schöne Österreich. Da gibt es auch Mißstände, aber sämtlich im Gartenzwerg-Format.
 
 

Kommentar von Materialschürfer, verfaßt am 03.11.2006 um 08.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#6632

Zitat aus der Begründung des Gesetzesentwurfs zum Begriff der „Rasse“:

»Die Verwendung des Begriffs der „Rasse“ ist nicht unproblematisch und bereits bei der Erarbeitung der Antirassismus-Richtlinie 2000/43/EG intensiv diskutiert worden (…). Die Mitgliedsstaaten und die Kommission der Europäischen Gemeinschaften haben letztlich hieran festgehalten, weil Rasse den sprachlichen Anknüpfungspunkt zu dem Begriff des „Rassismus“ bildet und die hiermit verbundene Signalwirkung – nämlich die konsequente Bekämpfung rassistischer Tendenzen – genutzt werden soll.
Zugleich entspricht die Wortwahl dem Wortlaut des Artikel 13 EG-Vertrag, dessen Ausfüllung die Antirassismus-Richtlinie 2000/43/EG dient, sowie dem Wortlaut des Artikel 3 Abs. 3 Satz 1 des Grundgesetzes. In Übereinstimmung mit Erwägungsgrund 6 der Antirassismus-Richtlinie 2000/43/EG sind allerdings Theorien zurückzuweisen, mit denen versucht wird, die Existenz verschiedener menschlicher Rassen zu belegen. Die Verwendung des Begriffs Rasse in der Antirassismus-Richtlinie 2000/43/EG bedeutet keinesfalls eine Akzeptanz solcher Vorstellungen. Zur Klarstellung wurde daher – auch in Anlehnung an den Wortlaut des Artikels 13 des EG-Vertrags – die Formulierung „aus Gründen der Rasse“ und nicht die in Artikel 3 Abs. 3 GG verwandte Wendung „wegen seiner Rasse“ gewählt. Sie soll deutlich machen, dass nicht das Gesetz das Vorhandensein verschiedener menschlicher „Rassen“ voraussetzt, sondern dass derjenige, der sich rassistisch verhält, eben dies annimmt.«

Alles also nur eine Frage der richtigen Sonnenmilch...
 
 

Kommentar von Karin Pfeiffer-Stolz, verfaßt am 03.11.2006 um 08.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#6633

Gartenzwerg-Format: Hohe Berge werfen lange Schatten.
 
 

Kommentar von B. Eversberg, verfaßt am 03.11.2006 um 10.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#6634

Für uns hier ist nur wichtig, daß niemand aufgrund seiner orthographischen Identität diskriminiert werden darf. Wo ist das kodifiziert? Auf dem Gebiet entwickeln aber seltsamerweise viele Menschen überhaupt kein Selbstbewußtsein, sondern fügen sich willig dem gar nicht vorhandenen Gesetz bzw. urteilen andere danach ab.
 
 

Kommentar von David Weiers, verfaßt am 03.11.2006 um 11.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#6637

Also ich für meinen Teil hätte ein schlechtes Gewissen. Und was die Benotung angeht: Lehrer haben doch größtenteils selber keine Ahnung von der "Rechtschreibsituation", und das ist doch nur von Vorteil, weil dann im Zweifel bei denen die Beweislast liegt. Und ein eindeutiger "Beweis" ist ja im Falle der Schulrechtschreibung nun nicht mehr so einfach hinzukriegen. Amtlichkeit sei Dank!

Und wenn alles nicht hilft, hilft immer noch die Konfrontation mit bitteren Tatsachen: "Sie sind dumm und ich kann's beweisen."
Was ja kein Problem sein sollte für findige Juristen.

Aber wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, dann ist das auch kein Argument mehr, denn wenn jemand aus Gründen der Unfähigkeit nicht eingestellt wird oder beruflich "abqualifiziert" (welch Wort!) wird, ist das doch jetzt Diskriminierung, oder nicht? Und wenn nicht: wie wird denn Unfähigkeit oder: "fachliche Inkompetenz" überhaupt diagnostiziert? Darf man das denn überhaupt? Ist das nicht a priori schon Diskriminierung?

Alles nicht so einfach...
 
 

Kommentar von Karsten Bolz, verfaßt am 04.11.2006 um 12.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#6646

Vor zwei Tagen gab es hier im Hessischen Rundfunk einen Beitrag über Universitäten in Hessen. Der ASTA wurde darin als der Allgemeine Studentenausschuß zitiert. Muß der nicht, der PC folgend, Allgemeiner Studierendenausschuß heißen? Aber ja, wie Herr David Weiers schon sagt: Alles nicht so einfach...
 
 

Kommentar von Martin Gerdes, verfaßt am 06.11.2006 um 00.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#6647

Google, die allmächtige Referenz unserer Tage, meldet für den Suchstring "allgemeiner Studentenausschuß" etwa 23.000 Fundstellen, für den Suchstring "allgemeiner Studierendenausschuß" aber 182.000 (Einstellung: "Seiten auf Deutsch").
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.11.2006 um 16.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#6720

Die politisch korrekte Wiederaufnahme von Nomina agentis wie "hearer" usw. durch feminine Pronomina ist so sehr mechanisiert, daß sie sich auch in die Wiedergabe antiken Gedankenguts einer patriarchalischen Gesellschaft einmischt:

»The comprehension of meaning lies in the sphota that is already present in the hearer's awareness. As she hears the succession of audible phonemes, the latent and undifferentiated language potency within her is brought to "fruition" in the form of grasping the speaker’s meaning. Thus, while the audible words are necessary for such verbal comprehension to occur in the hearer, they are not sufficient. It is her own ability to understand meaning referred to by these words, by virtue of sharing the same sphota with the speaker, which completes the act of cognition.« (Aus dem Artikel "Bhartrihari" der "Internet Encyclopedia of Philosophy")
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 14.11.2006 um 18.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#6721

Hier gibt es einen schönen Artikel zu den Auswirkungen des Antidiskriminierungsgesetzes: Sorgenfrei benachteiligen.
 
 

Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 18.12.2006 um 17.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#7031

A propos Österreich:

23.07.2005
Gender-Park in Wien eröffnet

In Wien-Währing ist der neu gestaltete Schubertpark wieder eröffnet worden. Das Besondere: Er ist einer der ersten Gender-Parks in Wien: Das heißt: Er ist auch auf die Bedürfnisse von Mädchen ausgerichtet.

(Das glaubt man nur, wenn man es im Original gelesen hat – siehe hier.)
 
 

Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 25.03.2010 um 21.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#15907

Ein schöner Rundumschlag gegen das Binnen-I, mit vielen Online-Quellenverweisen:

„Ih! Zur Karriere eines missbrauchten Buchstabens“
(Marcus Hammerschmitt, 3. 2. 2010)
Auszug:

»Der zweite Grund, aus dem man das Verschwinden des Binnen-I nur unterstützen kann: Wie alle anderen Formen von Politial Correctness handelt es sich bei der orthographischen um eine Ersatzstrategie, die mangelnde Erfolge in der Hauptsache durch Stellvertreterkriege auf Nebenschauplätzen kaschieren will. [...]

Oliver Tolmein, den ich ansonsten sehr schätze, meinte vor Jahren im fortgesetzten Gebrauch des Binnen-Is einen Ausdruck erfreulichen Eigensinns erkennen zu können.

Ganz im Gegenteil ist heute das Binnen-I Ausweis nur noch einer geistigen Selbstuniformierung, die hoffentlich weiterhin auf Sektierer und Spinner beschränkt bleibt. In diesem Sinne wünsche ich mir und allen Lesern und Leserinnen eine Zukunft ohne Binnen-I.«

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/32/32019/1.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.10.2010 um 10.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#16986

Im "Vorwärts" steht ein arg verstaubt wirkender Artikel über geschlechtergerechte Sprache. Nebenbei erfährt man auch, wer uns das ungerecht männerbeherrschte Deutsch eingebrockt hat:

„Sprache wurde über Jahrhunderte hinweg von Männern 'gemacht'. Martin Luther, Johann Wolfgang von Goethe, Johann Christoph Adelung, die Gebrüder Grimm, Konrad Duden – sie alle haben den deutschen Wortschatz maßgeblich geprägt, ja dominiert.“

(http://www.vorwaerts.de/artikel/von-mitgliederinnen-und-weiblichen-lehrern)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.10.2010 um 11.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#16987

Amerikanische Forscher haben festgestellt, daß Männer alle sieben Sekunden an Sex denken (oder so ähnlich). Das reicht bei weitem nicht aus. Sie sollen ununterbrochen daran denken:

"Gender Mainstreaming bedeutet, bei allen gesellschaftlichen Vorhaben die unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und von Männern von vornherein und regelmäßig zu berücksichtigen, da es keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit gibt."
(Gender Mainstreaming im Berichtswesen, Arbeitshilfe des BMFSFJ zu §2 GGO)

Gibt es vielleicht nicht nur keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit, sondern überhaupt keine? Das meinte Gorgias von Leontinoi und bewies es in einer leider verlorengegangenen Schrift ("Über die Natur oder das Nichtseiende").

Man staunt immer wieder, wie viele Menschen allein im Regierungsauftrag mit Gender mainstreaming beschäftigt sind. Nutzlos, aber einträglich. Und wie gesagt: Wo Texte verkauft werden müssen, sieht man davon ab. Den gegenderten "Vorwärts" würde ja nachweislich auch niemand mehr lesen, wenn er nicht mit der Mitgliederzeitschrift vereint worden wäre und damit eine irreal hohe Auflage erreicht hätte. Unabängige Zeitungen hüten sich, so etwas mitzumachen. Buchverlage desgleichen, soweit ihre Produkte nicht in Seminarbibliotheken eingestellt werden müssen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.10.2010 um 06.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#16990

In Deutschland redet man zwar seit einigen Jahren beflissen von den "Müttern und Vätern des Grundgesetzes", aber der juristische Ausdruck "der Gesetzgeber" ist noch fast unangefochten. Gibt man die "Gesetzgeberin" ein, führt Google hauptsächlich auf österreichische Adressen (ÖGB u.ä.).

Ich weiß nicht, ob der besondere Eifer der Österreicher in Sachen Political correctness schon mal erwähnt worden ist. Gibt es für diesen Eifer eine Erklärung?

Manchmal neigen Gruppen, die sich zu Recht oder Unrecht als benachteiligt oder geringgeschätzt fühlen, zu Fanatismus, etwa nach dem Muster: Wir haben zwar sonst nichts, aber wir sind wenigstens moralisch überlegen (oder religiös strenger). So versucht man ja auch den Islamismus zu erklären. Oder die DDR: zwar wirtschaftlich zurückgeblieben, aber "menschlicher" usw. Ich will mir solche Erklärungen nicht zu eigen machen, stelle sie bloß mal zur Diskussion.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.10.2010 um 14.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#16991

Zur Illustration:

Ausdrücklich verlangt jedoch der/die GesetzgeberIn, dass Mängel beim ArbeitnehmerInnenschutz dem Betriebsrat zur Kenntnis gebracht werden müssen, damit dieser den Verpflichtungen nachkommen kann, die ihm hinsichtlich des ArbeitnehmerInnenschutzes aus dem Arbeitsverfassungsgesetz erwachsen. (www.betriebsraete.at/ÖGB)

Das kommt der völligen Unlesbarkeit schon recht nahe.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 31.10.2010 um 15.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#16992

Ich kann mir keinen Fall denken, in dem es sinnvoll wäre, die Legislative als »die Gesetzgeberin« zu bezeichnen. Wovon soll denn abhängen, wann der Gesetzgeber männlich oder weiblich ist?

der Nationalrat = der Gesetzgeber?
die Abgeordnetenversammlung = die Gesetzgeberin?
das Parlament = das Gesetzgeberchen???

Und wieso sollen Mängel beim »ArbeitnehmerInnenschutz« nur dem Betriebsrat zur Kenntnis gebracht werden müssen? Warum nicht auch der Betriebsrätin?
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 01.11.2010 um 03.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#16993

Kurz zur politischen Psychologie der Republik Österreich: Früher gab es ein »rotes Wien«, weil es ein großes Proletariat gab. Dessen Nachfahren stellen heute nach jahrzehntelanger Herrschaft der SPÖ die Beamtenschaft. Es gehört zum guten Ton, sich unbedingt modern und fortschrittlich zu geben, weil der Rest des Restlandes für rückständig, verstockt und katholisch gilt und man für daherrührende Verfehlungen nicht verantwortlich gemacht werden möchte (z. B. Wiederwahl Waldheims). – Ähnlich ist wohl die Weltsicht in den rot-grünen Milieus der großen deutschschweizerischen Städte.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.11.2010 um 10.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#16997

Lieber Herr Metz,
einerseits haben Sie völlig recht. Bei so vielen Varianten (der Rat, die Versammlung/gesetzgebende Gewalt, das Parlament) ist "Gesetzgeberin" nicht zwingend, andererseits müssen Sie doch zugeben, daß es für einen rein männlichen "Gesetzgeber" genauso an einer Begründung mangelt. Mit welchem Recht, wenn nicht zur Unterdrückung der Frauen, bevorzugen wir also ständig männliche Formen?

Sollten wir nicht bei der Benennung von alltäglichen Gegenständen, die diesen sprachlichen Mißbrauch aufzeigen, auch mehr auf Gerechtigkeit achten? Benutzen wir also ruhig ab und zu eine Schraubenzieherin oder eine Wagenheberin, und nehmen wir die Flaschenöffnerin, wenn wir uns abends vor die Fernseherin setzen.
Beim Essen benutze ich gern die Salz- und PfefferstreuerInnen.

Obwohl diese Geräte meist in der Einzahl vorkommen, kann man natürlich im Falle eines Falles statt umständlich von Staubsaugerinnen und Staubsaugern auch kurz von den Staubsaugenden sprechen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 11.11.2010 um 08.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#17116

Bei der Lektüre eines Artikels über die Studentenproteste in Großbritannien geriet ich gestern unversehens ins Blödeln. Warum eigentlich nicht »Studierendenproteste«? Um den Spaß abzurunden, befragte ich Google. Erster Treffer: ein Wiki-Artikel mit dem Titel »Studierendenproteste in Österreich 2009/2010«! Wenn man im Text dann auf das Wort »Studierendenproteste« klickt, gelangt man zum Hauptartikel »Studentenprotest«.
 
 

Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 05.07.2011 um 21.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#18963

Auch in der Schweiz gibt es einen offiziellen "Leitfaden zum geschlechtergerechten Formulieren":

"Der Leitfaden enthält zum einen die verbindlichen Regeln für das geschlechtergerechte Formulieren der amtlichen Texte des Bundes, zum andern eine Vielzahl von Hilfestellungen, Empfehlungen und Tipps für das geschlechtergerechte Formulieren."

Siehe www.bk.admin.ch/dokumentation/sprachen/04915/05313/index.html?lang=de
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.07.2011 um 09.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#19014

Der neue Text der österreichischen Nationalhymne soll ja nun amtlich werden. Den Spott der Medien erträgt man dortzulande gern, und auch den Verzicht auf normales Deutsch erträgt man leicht, wenn er nur der politischen Korrektheit dient. Derselbe Eifer wie bei der Rechtschreibreform, und dieselbe ungebremste Macht einflußreicher Cliquen.
Solche Texte haben allerdings den Vorteil, bloß auswendig heruntergesungen zu werden, da nimmt man einiges hin. So ist es ja schon dem lachenden Owi ergangen ...
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.07.2011 um 10.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#19015

Mit Owi hatte ich keine Probleme, aber ich hatte immer das springende Roß vorm Auge.
 
 

Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 16.07.2011 um 10.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#19018

Zur Hymnendiskussion in Österreich:
Auch wenn man grundsätzlich offen für derartige Änderungen ist, kann einem angesichts der vorliegenden Vorschläge nur das Weinen kommen.
Wie bei der Rechtschreibreform scheinen Bedeutung und Grammatik eine völlig untergeordnete Rolle zu spielen, Hauptsache die ‚BetreiberInnen‘ können formal einen Erfolg erringen.
Man kann sich nur wundern, daß diesen Leuten die eigenen Vorschläge in keiner Weise selbst peinlich sind.
 
 

Kommentar von Tobias Bluhme, verfaßt am 17.08.2011 um 17.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#19133

www.youtube.com/watch?v=4DdN7g0MTqU
 
 

Kommentar von ppc, verfaßt am 18.08.2011 um 15.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#19138

Zitat: "... weil ihre Schulleiterin ist eine Frau."

Ja, wie blöd kann man eigentlich sein? Abgesehen davon, daß die Sprecherin nicht einmal einen Nebensatz zustande bringt, sind die meisten Schulleiterinnen Frauen, was verblüffenderweise auch für Kandidatinnen und Wählerinnen gilt. Zufall oder nicht?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.12.2011 um 17.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#19695

Wie die Süddeutsche Zeitung auf ihrer ersten Seite meldet, ist die österreichische Nationalhymne nun tatsächlich feministisch korrekt geändert, wenn auch auf Kosten des Metrums.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 08.01.2012 um 11.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#19832

Noch im Juli 2011 sollte aus Heimat bist du großer Söhne werden: Heimat großer Töchter, Söhne. Das klingt wie Töchtersöhne. Im November 2011 wurde deshalb Heimat großer Töchter und Söhne beschlossen – in der Tat sehr holprig. Geblieben ist ein richtig gutes Unwort des Jahres: Töchtersöhne.

http://steiermark.orf.at/news/stories/2512200
 
 

Kommentar von PC-Welt, 24.07.2012, 13:56, verfaßt am 27.07.2012 um 22.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#21156

Geschlechtsneutral
Microsoft bringt Gendering Add-In für Word

Microsoft hat ein kostenloses Gendering Add-In für die Textverarbeitung Word zum Download bereitgestellt. Damit kann man Texte in einem Word-Dokument daraufhin überprüfen lassen, ob sie immer geschlechtergerecht formuliert sind.

(Fortsetzung hier:
www.pcwelt.de/news/Geschlechtsneutral-Microsoft-bringt-Gendering-Add-In-fuer-Word-6118439.html)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.12.2012 um 18.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#22072

Es fällt auch auf, daß die Regierungen sich beim Gendern (das allmählich totalitäre Züge annimmt) nie an wirkliche Fachleute wenden, sondern – wie die Österreicher (http://www.bmukk.gv.at/medienpool/7108/PDFzuPubID403.pdf) – an irgendwelche wissenschaftlichen Wichtelmännchen oder -fräulein. Vor diesen müssen dann alle anderen strammstehen. Den Triumph der Wichte kann man nachfühlen, auch die unterdrückte Wut der Opfer.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 05.12.2012 um 20.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#22075

Bekanntlich stammen die zwölf Stämme Israels väterlicherseits von Jakob ab, mütterlicherseits von vier Frauen. Das waren Jakobs Frauen Lea und Rahel sowie Rahels Magd Bilha und Leas Magd Silpa. Frage: In welchem Verhältnis standen eigentlich die beiden Mägde Bilha und Silpa zueinander?

Sie waren natürlich Kolleginnen!

Das steht zwar nicht so in der Bibel, aber man kann es bei Wikipedia nachlesen: Im Artikel über Bilha, ein Dutzend Zeilen lang, wird Silpa gleich zweimal als deren Kollegin bezeichnet. Die Vermutung liegt nahe, daß hier politische Korrektheit eingewirkt hat. Eine Frau als Magd zu bezeichnen ist heutzutage mit gewissen sprachlichen Hemmungen verbunden. Nachdem im zitierten Bibeltext Magd schon viermal vorkommt, bietet sich dem Exegeten die Möglichkeit an, die eine Frau als Kollegin der anderen zu würdigen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.12.2012 um 04.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#22114

„Wenn ich vom Fuß des Berges spreche, wird keine vernünftige SprachbenutzerIn davon ausgehen, dass der unterste Teil des Berges belebt ist und die Form eines (menschlichen) Fußes hat.“ (Joachim Funke/Peter A. Fensch [Hg.]: Kognition. Göttingen 2006:638)

Da es im Deutschen kein generisches Femininum gibt, das hier auch nur fürs Auge durch das feministischen Binnen-I gemildert wird, sollte man derartige Ausdrucksweisen einfach als schwere Fehler bezeichnen und in Qualifikationsarbeiten entsprechend zur Herabstufung führen lassen.

(Das Beispiel stammt aus einem der schlechten Psychologie-Bücher, die der Verlag Hogrefe seit einigen Jahren veröffentlicht.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 14.12.2012 um 11.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#22115

In meiner Kindheit lief im Fernsehen die Westernserie "Am Fuße der blauen Berge". Ich weiß noch, das hat mich damals beschäftigt, ich wunderte mich, ob denn Berge auf Füßen stehen wie ein Mensch oder ein Sofa? Natürlich habe ich nicht an einen lebenden Fuß gedacht, aber wenn ich mal einen Berg grob skizziere: _/\_ , hat dann der untere L-förmige Teil nicht ein wenig die Form eines Fußes? Für mich ist diese Assoziation jedenfalls heute immer noch da.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 14.12.2012 um 12.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#22116

Im Deutschen, der Heimat der zusammengesetzten Substantive, scheint es keinen Bedarf für ein allgemeines Wort "Bergfuß" oder "Fußberg" zu geben, wohl aber im Italienischen ("Piemont") und Französischen ("Piedmont").
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 18.12.2012 um 08.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#22132

Manchmal weiß ich nicht, ob all das PC-Gehabe wirklich ernst gemeint ist.

In den USA haben Progressive mit einer gehörigen Prise Ironie die teilweise negativ besetzten Begriffe "redneck" und "hillbilly" (Hinterwäldler; siehe für Deutschland: Augst, Gerhard) mit "Appalachian American" ersetzt.

Laut englischsprachiger Wikipedia kann man inzwischen sogar einen Abschluß in "Appalachian Studies" erwerben. Vermutlich sind diese Studiengänge absolut ironiefrei.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 21.08.2013 um 06.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#23921

Die Eingabe von Kategorie:Liste (Personen nach Gemeinde in Deutschland) bei Wikipedia zeigt folgendes:

Es gibt oft eine "Liste von Söhnen und Töchtern der Stadt XY" und noch öfter eine "Liste von Persönlichkeiten der Stadt XY" (oder auch: "Liste der Persönlichkeiten der Stadt XY"). Es gibt aber keine "Liste von Töchtern und Söhnen der Stadt XY".

All das ist erklärbar. Es waren bisher häufiger Männer, die in der Öffentlichkeit bekannt geworden sind – Chauvinismus ist zur Voranstellung der "Söhne" nicht nötig. Das neutrale "Persönlichkeiten" wird (auch) deshalb überwiegend gewählt, weil nicht nur die in der Stadt geborenen Prominenten aufgeführt werden sollen, sondern auch solche, die auswärts geboren wurden, aber in der Stadt gewirkt haben.

Ob die politische Korrektheit dazu beitragen wird, daß es künftig immer weniger Listen mit "Söhnen und Töchtern" auftauchen werden, kann man nur vermuten.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.08.2013 um 10.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#23922

Weil Sie es gerade ansprechen, lieber Herr Wrase, wenn jemand so eine Liste aufstellt oder anderweitig stolz von den Söhnen und Töchtern (oder umgekehrt) eines Landes oder einer Stadt spricht, so finde ich das ja in Ordnung. Wenn sich aber eine Band selbst den Namen "Söhne Mannheims" gibt, sie sich also selbst laut zu den Prominenten und Verdienstvollen dieser Stadt rechnet, so hat das in mir immer ein Gefühl des Fremdschämens bewirkt, es zeugt m.E. von einiger Überheblichkeit. Zuerst verdient man sich selbst einen guten Ruf, aber urteilen läßt man andere.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 21.08.2013 um 11.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#23923

Das kann man doch wohl als selbstironisch gelten lassen, so wie etwa auch im Falle der »Fantastischen Vier«. Skurriler ist da schon der Eifer der selbsternannten Enzyklopädisten, jedes Big-Brother-Sternchen schon als nennenswerte »Tochter Dingolfings« usw. aufzuführen.
 
 

Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 21.08.2013 um 16.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#23924

"Mannemer Buwe" war der Band bei ihrer Namenswahl vielleicht zu provinziell.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 10.09.2013 um 19.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#24008

Streithühner: «In Hagen hat ein ausgeliehener Bikini am späten Montagabend gegen 22:15 Uhr für eine handfeste Auseinandersetzung zwischen zwei jungen Frauen gesorgt: Wie die Polizei mitteilte, hatten die beiden Streithähne zunächst nur telefoniert, danach entschloss sich die 25-Jährige, ihre Freundin in deren Wohnung aufzusuchen, da die Gesprächspartnerin, eine 19-Jährige, sie beleidigt hatte.» (derNewsticker.de, heute, 13:17 Uhr)
 
 

Kommentar von P. Küsel, verfaßt am 30.12.2014 um 00.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#27645

Die Zeitung »analyse&kritik« hat gerade beschlossen, vom Binnen-I zum Unterstrich zu wechseln. Der Begründung, die sie dafür gibt, entnehme ich, daß die Tage des Binnen-Is gezählt sind:

»Das Binnen-I sollte der sprachlichen Ungerechtigkeit begegnen, dass Frauen systematisch unsichtbar gemacht werden, sobald es um die sprachliche und schriftliche Repräsentation geht. Der Unterstrich oder Gender_Gap, der in den letzten Jahren in viele linke Publikationen Einzug gehalten hat, soll nun auch jene Menschen repräsentieren, die sich weder eindeutig als Männer noch als Frauen begreifen oder die von der gesellschaftlichen Umwelt nicht mit dem Geschlecht identifiziert werden bzw. bei der Geburt wurden, mit dem sie sich selbst identifizieren.«

http://www.akweb.de/ak_s/ak600/31.htm
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 30.12.2014 um 00.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#27646

Das ist nicht neu und greift in den entsprechenden Kreisen schon länger um sich. Die taz sieht da längst alt aus.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.01.2017 um 21.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#34208

noch zum "lachenden Owi", #19014:

Zwischen den Feiertagen gingen wir mit unserer Enkelin, gut 3 Jahre alt, spazieren. In den Gärten sieht man manchmal besondere Lichterketten an Bäumen oder mit Drahtgestellen zu Tieren geformt.

Als wir zurückkamen, fragte mein Sohn seine Tochter, na, was hast du denn gesehen?
Aufgeregt antwortete sie: "Zwei Rehe und einen O Tannenbaum!"
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.08.2017 um 05.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#35902

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#16991

Die Gesetzgeberin bzw. der Gesetzgeber geht davon aus, dass die Prüferin bzw. der Prüfer einen gewissen „Beurteilungsspielraum“ haben. (http://pluspunkt.at/OeH-Klagenfurt/Studienrecht/Pruefungsrecht)

Täusche ich mich, oder gibt es in Österreich nicht nur besonders viel Genderei, sondern auch besonders wenig Kritik daran? Herr Markner hat vielleicht die Erklärung gegeben.
 
 

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