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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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22.04.2006
 

Die Schuld der Hasen
Die Häschenschule wurde 80

Sie ist nicht nur orthographisch angepaßt. Schon lange vorher wurde, wie man oft kommentiert hat, der Rohrstock wegretuschiert, gleich auf dem Titelbild.
Dadurch unterstellt man gewissermaßen, daß zwar die Prügelstrafe überholt, der ganze Rest aber zeitgemäß sei, sonst hätte man ja gleich das ganze Buch aus dem Verkehr ziehen müssen. Meiner Meinung nach verkraften Kinder, die einen eigenen Fernseher im Zimmer und zehntausend Morde gesehen haben, bevor sie in die erste Klasse kommen, auch den Rohrstock.
Den Rohrstock hatte der Lehrer laut Martin Zips (Süddeutsche Zeitung Ostern 2006) "auf dem Rücken" gehalten, meiner Erinnerung nach aber unter dem linken Arm, der nun etwas sinnlos verkrampft wirkt. Das Schicksal der beiden Autoren war trübe. Zips schließt mit der Bemerkung: "Der blinde Gehorsam einer Gruppe, der in der Häschenschule so romantisch und verspielt daherkam - er hatte auch das Leben der beiden Buchautoren zerstört." Wie soll man das verstehen? Und was wird der blinde Gehorsam der Süddeutschen Zeitung (und des Klett-Verlags) zerstören? Warten wir es ab.
(Im Antiquariatshandel wird noch die alte Häschenschule angeboten, ausdrücklich "mit Rohrstock".)



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Kommentare zu »Die Schuld der Hasen«
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Kommentar von David Weiers, verfaßt am 22.04.2006 um 11.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=492#3909

In der Bonner Kaiserpassage wird die Häschenschule in ganz großem Format und weitläufig (sofern es eben dort geht) verteilt präsentiert (also mit einem lang-s im sähe das Wort um Längen schöner aus... irgendwie sollte man da doch mal so langsam die Renaissance fördern, zumal es in der Überschrift dortselbst gebraucht wird; auch auf einem ankündigenden Wegweiser, wenn ich mich recht erinnere). Und zwar schön unreformiert! (Und das in Bonn – hat mich ja schon was gewundert... und positiv überrascht.) Ob der Rohrstock dabei ist, daran kann ich mich jetzt nicht erinnern, aber ich werde da demnächst nochmal nachgucken, falls die Aktion noch nicht vorbei ist.

Ob das was hiermit zu tun hat, weiß ich aber nicht: http://www.mgroupgmbh.de/de/m-plus/news_detail/haeschen.php
 
 

Kommentar von Karin Pfeiffer-Stolz, verfaßt am 22.04.2006 um 11.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=492#3910

Presse – Wissenschaft – Öffentlichkeit

»Und dann der politische Ekel. Überall unterwegs die Tafel „Juden unerwünscht!“ und jetzt, während des fünften Parteitages, die erneute Aufpeitschung des Judenhasses. Die Juden morden Spanien, die Juden sind das Volk der Verbrecher, ALLE Verbrechen gehen auf DEN JUDEN zurück (der amtliche „Stürmer“ und der Minister Goebbels). Und das Volk ist so dumm, daß es alles glaubt. … gewiß, jeder schimpft; aber jeder hält still, und die Masse glaubt schließlich alles. Die ganz brave, aufgeweckte und gar nicht lammfromme Frau Kemlein in Strausberg sagt mir: „Lieber hungern als Kommunismus! …“ So denken bestimmt 99 unter 100. Und die Intelligenz und die Wissenschaft prostituiert sich.
Der Parteitag ist in allem ein Abklatsch des vorigen. Der Amerikanismus der Sprache hat sich noch mehr verstärkt.«

aus: Victor Klemperer, Tagebücher 1937 bis 1939
hier: September 1937, Seite 54

Klemperer stellt immer wieder fest: alle sind dagegen, aber alle machen mit. Das bringt ihn regelrecht in Verzweiflung, und er schwankt zwischen völliger Hoffnungslosigkeit und dem Gefühl, es KÖNNE so doch nicht lange weitergehen. Presse und Wissenschaft prostituierten sich in vorderster Linie.
Kommt uns das alles nicht bekannt vor?

Dabei fällt mir ein – wie wichtig es ist, die schriftlichen Aufzeichnungen unserer Vorfahren zu lesen. Man muß dann mit dem Denken und Interpretieren der Welt nicht immer wieder von vorn beginnen und dieselben alten Irrtümer wiederholen. Man ist nicht so anfällig für die Verführungen der Machthabenden. Man kann auch erkennen, daß Menschen immer schon anfällig waren für Versuchung, und daß nur sehr wenige wirklich mündig denken und handeln. Das tröstet – irgendwie.
Gerade aber das Schrifttum, aus dem wir dieses lernen, wird durch die Veränderung der Rechtschreibung nun von der Jugend buchstäblich abgeschnitten.

 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 22.04.2006 um 15.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=492#3911

"Gerade aber das Schrifttum, aus dem wir dieses lernen, wird durch die Veränderung der Rechtschreibung nun von der Jugend buchstäblich abgeschnitten." (Karin Pfeiffer-Stolz)

Genau das ist aber die bildungspolitische Absicht der immer begeisterten Reformer! Fast jeder fällt doch gern auf Anti-Elitismus-Kampagnen rein, "das Gesetz soll doch jedem und immer zugänglich sein", nicht wahr! Daß "mündig denken und handeln" jedoch eine große Menge eigene Arbeit voraussetzt, um gerade nicht sinnlos den leichten "Verführungen der Machthabenden" zu folgen (wie nur zum Beispiel Stephanie Lamprecht von der Hamburger Morgenpost [siehe hier], die also nur Meinung äußert und nicht im geringsten nachdenklich wird, wenn sie nur, was man in der Schule lernt, zur Basis der eigenen Entscheidungen macht), — das an den Mann zu bringen, das ist schon zu schwierig. Diese Selbstgleichschaltung der Journalisten im Namen des billigsten "Zeitgemäßen" ist so erschütternd. Aber wenn wer nur einen Kopf voll ausreichend beigebrachter Schullehre hat, dann ist leider nichts anderes zu erwarten. Und wenn so eine dann noch dazu geboren ist, immer mitzureden, dann kann die halt nicht anders als dem das Wort zu reden, was aus solcher Geistesleere spricht. ("Aber Gott hat [uns doch alle und also auch sie] so gemacht!" [Borchert — übrigens auch wer aus Hamburg; er würde dieses Jahr 85 —, in "Die Kegelbahn".])

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.01.2010 um 10.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=492#15661

Derselbe Verlag, der die Häschenschule verhunzt hat, ist bekanntlich auch für verfälschte Lurchis Abenteuer verantwortlich und hat sich jetzt, wie die Eßlinger Zeitung berichtet, ausdrücklich schuldig bekannt. Der "Reprint" ist also gar keiner, und der Sammlerwert ist entsprechend gering, denn:
„'Und wir haben den Text an die neue deutsche Rechtschreibung angepasst', erläutert Annika Stein, die beim Esslinger Verlag für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist."
Die Zeitung glaubt auch, daß Lurchi sich zwischendurch zum "Sunnyboy" entwickelt hatte, was aber die Fans nicht goutiert hätten. Kurzum, das Ganze ist, wie der Verlag meint:
"Ein Must-Have für alle Fans der pfiffigen Amphibie".
Das hat den Medienpreis für Sprachkultur verdient (Thomas Gottschalk wird auch erwähnt, da kommt man sich schon auf halbem Wege entgegen).

Übrigens: Die Schreibschrift der Salamanderhefte ist nicht an die Vereinfachte Ausgangsschrift angepaßt. Dieses Versäumnis dürfte den Kindern mehr "schaden", als die herkömmliche Rechtschreibung es je getan hätte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.06.2013 um 16.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=492#23350

Das Wegretuschieren des Rohrstocks genügt nicht, wie der ebenfalls erfolgreiche Kinderbuchverfasser Wolfram Hänel kürzlich meinte: www.taz.de.
Er ist richtig "wütend" über das 90 Jahre alte Buch oder vielmehr darüber, daß reaktionäre Eltern es immer noch kaufen (statt seine eigenen).

Noch schlimmer ist aber der Struwwelpeter. Was kann der Philipp dafür, daß er am ADHS-Syndrom leidet? Kaspar an Anorexia nervosa? Konrad ein "Daumenlutscher"? Hihi, wir wissen doch längst, welchem einsamen Laster er in Wirklichkeit nachgegeben hat, mit entsprechender Amputation als Strafe. Die drei schwarzen Buben ärgern uns mit ihrer Ambivalenz: Werden die Schwarzen nun verteidigt oder diskriminiert?

Aber die Forschung schläft nicht:

»Laut Karl Ernst Maier kann der Struwwelpeter heute nicht mehr „mit der gleichen Selbstverständlichkeit als Haus- und Erziehungsbuch“ akzeptiert werden, wie das in früheren Generationen geschehen sei. Kritische Einwände richteten sich nicht gegen den Erziehungsanspruch als solchen, sondern gegen die negativen Verhaltensmodelle, die vorgeführt werden, die „repressive Strafpädagogik“ sowie die „autoritär-dogmatische Unbedingtheit“ mit der die ethische Erziehung verfolgt werde.«

(Wikipedia)

Zu spät! Wir haben längst unseren Kindern rechtzeitig vor Schuleintritt die Daumen abgeschnitten – das war doch eine Selbstverständlichkeit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.11.2016 um 07.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=492#33848

Die persönliche Meinung Wolfram Hänels ist inzwischen Bestandteil des Wikipedia-Eintrags über Fritz Koch-Gotha:

Die pädagogische Botschaft der Häschenschule wird heute vielfach, wie z. B. auch der Struwwelpeter, sehr kritisch gesehen:
„Und auch die Unterrichtsinhalte waren früher einfacher nachvollziehbar, so wie die Hasen mit Eier-Malen und Kohlgemüse-Ernten gut bedient waren… der Traum von der „Häschenschule“ ist fatal…, da helfen auch die schönen bunten Bilder nicht… Wir nehmen es als das, was es ist: Trash! Vergesst die „Häschenschule“ einfach!“ (Wolfram Hänel)


Über die ebenfalls sehr beliebte Else Wenz-Viëtor ("Die Schule im Walde") heißt es in einem Fachbuch:

Attribute wie »treuherziglieb« oder »gemütvoll« bezeichnen ihren Illustrationsstil, der eine deutliche Tendenz zu trivialer Niedlichkeit zeigt. (Isa Schikorsky: Kurze Geschichte der Kinder- und Jugendliteratur. 2012)

Else Wenz-Viëtor hätte gesellschaftskritisch zeichnen müssen wie der anschließend gelobte Fritz Koch-Gotha (der aber wiederum für die Nazis gezeichnet hat... – es ist wirklich nicht einfach).

Wikipedia schreibt über sie:

Heute wird sie mit Zurückhaltung betrachtet, da ihre Bilder auch bei den Nationalsozialisten gut ankamen.

Wie sind wir alle verdorben worden!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.03.2017 um 07.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=492#34611

Bekanntlich reimt sich im Struwwelpeter genug auf Bilderbuch, und ich nehme an, daß es für Hoffmann ein reiner Reim war.

Das Wort genug gehört übrigens zu den seltsamsten der deutschen Sprache, wie auch Grimms Wörterbuch ausführlich darstellt. Heute wird es als Gradpartikel nur noch nachgestellt:

hoch genug, oft genug
*genug hoch, *genug oft
(früher möglich: s. Paul III § 70)

Aber:

genügend hoch

Das neue, voll motivierte Wort wird regulär konstruiert.
 
 

Kommentar von Andreas Blombach, verfaßt am 02.03.2017 um 01.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=492#34615

Sie schrieben: "Heute wird es als Gradpartikel nur noch nachgestellt".
Das geht mir etwas zu weit. Es ist selten (vielleicht auch, weil es sonst Interpretationsprobleme bei anderen Konstruktionen geben könnte, z.B. oft genug + Adjektiv), aber kommt durchaus noch vor. Einige Beispiele aus den DWDS-Korpora:

Ja tatsächlich, es soll kleine Leute geben, die sich schon genug geschröpft fühlen und Angst haben vor Währungskalamitäten. (Der Spiegel, 15.05.1995)

Nicht genug abgebrüht, Sie wissen schon. (Brussig, Thomas: Wasserfarben, Berlin: Aufbau-Taschenbuch-Verl. 2001 [1991], S. 50)

Seine "Batterie" sei jedenfalls genug aufgeladen für das Projekt Aufstieg, ergänzte er. (Die Zeit, 22.06.2016 (online))

Neue datenbasierte Dienste werden zeigen, ob die Verordnung genug technikneutral formuliert wurde, um nach 2018 als Leitplanke für die Wirtschaft dienen zu können, und nicht nur als Bremsklotz. (Die Zeit, 16.12.2015 (online))

Ich bin nicht genug wettbewerbsfähig", sagte Nadal. (Die Zeit, 24.10.2014 (online))

Zu wenig Erfahrung und der deutschen Sprache noch nicht genug mächtig. (Die Zeit, 20.09.2013 (online))

Usw. (Abfrage bei dwds.de/r: "genug $p=ADJD" &&! "$p=ADJ* withor @oft withor @lange genug")
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.03.2017 um 05.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=492#34616

Ja, man kann nicht vorsichtig genug sein mit allgemeinen Aussagen. Die Beispiele sind teilweise wie Kippfiguren: Man kann das genug auch auf das ganze Prädikat beziehen, auch wo das Verb fehlt. So würde ich ja auch fragen: Genug geschlafen/gegessen?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.04.2021 um 21.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=492#45577

Freie Presse, 3.4.2021, Seite 9:

Osterhase wird Opfer von Dieben
GEYER - Ein großer Osterhase aus Holz ist vor einem Wohnhaus an der Hainstraße in Geyer gestohlen worden.

Wenn tatsächlich der Osterhase das Opfer war, dann muß er wohl Opfer von Kidnappern oder Entführern geworden sein, aber nicht von Dieben.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 14.04.2021 um 18.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=492#45649

noch zum Vorigen:
Freie Presse, 14.4.2021, Seite 8

Riesenkaninchen gestohlen

STOULTON - Das angeblich „längste Kaninchen der Welt“ ist in Großbritannien aus dem Garten seiner Eigentümerin gestohlen worden. Das Tier namens Darius misst laut „Guinness-Buch der Rekorde“ 129 Zentimeter und hat den Titel seit 2010 inne.
...
Darius sei zu alt, um als Zuchtkaninchen genutzt zu werden.


Gibt es Zusammenhänge? Nun doch eine Entführung? Über das Opfer wurde diesmal nichts mitgeteilt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.04.2021 um 07.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=492#45746

Der Hasenlehrer ohne Stöckchen wird immer ein Monument der Kleingeistigkeit bleiben, die unsere gutmenschliche Epoche kennzeichnet. Aber am Ohr gezogen wird der Frechdachs immer noch, und in der Pause tollen die Jungs herum, während die Mädchen sittsam zu Paaren geordnet im Hintergrund schreiten und plaudern. Kann man das nicht ändern?
Das Buch steckt voller Mikroaggressionen, die mich echt verletzen. Hoffentlich schadet es nicht der Enkelin, für die wir es gleichwohl nochmals angeschafft haben.
 
 

Kommentar von , verfaßt am 26.10.2022 um 05.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=492#49826


 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 26.10.2022 um 11.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=492#49830

Meine wilde Spekulation: Kinder, denen gruselige Märchen vorenthalten werden, gleichen das Defizit wenig später mit Splatterfilmen aus.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.10.2022 um 12.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=492#49831

Die Enkelin, polymorph pervers wie alle Kinder (Freud), spielte als Vierjährige gern mit "Bären", teils Teddybären, teils imaginären. Sie endeten regelmäßig als "Bärensuppe". Wir machten uns trotzdem keine Sorgen, weil sie im übrigen ein ganz liebes Kind war und ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.11.2022 um 06.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=492#49922

Die Fünfjährige erzählt "Hänsel und Gretel" völlig korrekt nach. Sie findet nichts dabei, auch die grausamen Seiten zu nennen, das Verhalten der Stiefmutter und des schwächlichen Vaters, das Mästen des Kindes zum Zwecke der Schlachtung, das Verbrennen der Hexe. (Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=492#49831) Auch das Klischee von der bösen Stiefmutter dürfte ziemlich folgenlos bleiben. Wo Kinder mit einer Stiefmutter aufwachsen, haben sie in der Regel lange Zeit noch gar keinen Begriff vom Stief-Verhältnis (ich kenne Fälle). Die Märchenwelt wird bei weitem nicht 1 : 1 mit der Lebenswelt verknüpft.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 03.12.2022 um 12.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=492#49994

Die lieben Kleinen. https://www.spiegel.de/kultur/tv/netflix-serie-wednesday-menschen-mit-schwachen-nerven-wuerde-ich-das-nicht-empfehlen-a-e9515885-4cb4-4fb5-af46-02334162fb04
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.12.2022 um 13.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=492#49995

Danke, Herr Virch, für den Link. Ich habe viel daraus gelernt, z. B. das mir neue Wort spoilern. Und über Netflix. Unsere beiden ältesten Enkel (5 und 7) haben sich schon mal gewundert, daß wir kein Netflix haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.01.2024 um 06.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=492#52687

Die SZ spricht mit Anke Engelke, die eine neue „Häschenschule“ gedichtet hat: Der Fuchs ist jetzt Veganer, und böse sind die Bauern mit ihren Maschinen und ihrem Gift. Das ist nicht gerade originell (schließlich ist der Maulwurf Grabowski auch schon recht betagt; und die veganen Füchse arbeiten dem Biologieunterricht entgegen), aber das naive Geplapper der Frau ist schier unerträglich. Immerhin erkennt sie: „Ich komme ja nie selber auf eine Idee.“
Die Anregung kam vom Verlag, der das schleppende Geschäft vielleicht beleben wollte, indem er auf die Prominenz zurückgriff, die ganz bestimmt für Auflage sorgt, auch um den Preis, die Kinder zu verderben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.01.2024 um 09.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=492#52689

Übrigens lautet die Titelfrage zum Interview: „Soll man Kinderbuch-Klassiker an die Gegenwart anpassen?“ Darin ist schon die ganze Dummheit und Unverschämtheit enthalten. Als wenn die „Gegenwart“ eine Autorität wäre, deren Forderungen man Folge leisten müsse. „Was ihr den Geist der Zeiten nennt...“
 
 

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