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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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07.01.2007
 

Halali
Das Wort „jedesmal“ ist zur Strecke gebracht – endgültig?

Auch die FAZ schreibt brav jedes Mal. Nun sind allerdings diesmal, manchmal, soundsovielmal und weitere Zusammensetzungen nicht angetastet worden, weshalb ich die Beseitigung von jedesmal eher für ein Versehen halte, etwa so wie 1996 die Unterscheidung Onestep/Twostepp.

Die FAZ (ich habe heute, weil noch ein Gutschein eingelöst werden wollte, die FAS gelesen) meldet jedenfalls Vollzug. Sie schreibt auch der Letztere und trennt vo-raus und Zu-cker. Sonst hat sich nicht viel geändert, aufmüpfige Schreibweisen habe ich aber auch nicht feststellen können. Es wirkt wie Pfötchengeben.



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Kommentare zu »Halali«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.09.2017 um 03.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=767#36151

Gefühlt Tausend Mal hat er bei Reden und Auftritten das Gegenteil verkündet. (welt.de 8.9.17)

Ob das richtig ist? Die amtlichen Bestimmungen zu mal/Mal sind immer noch so unbestimmt, daß ich es für möglich halte.
 
 

Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 09.02.2007 um 22.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=767#7692

Ich weiß nicht, warum. Gerade fielen mir J.P.Hebels Zundelfrieder und Zundelheiner ein. Und: Dort finde ich die schöne Formulierung, sie wollten dem roten Dieter abermal(s) einen Streich spielen. In speigel.gutenberg.de ist der Satz p.c. mit einem "dass" verfälscht. Aber müßte es dann nicht "aber Mal" heißen?
 
 

Kommentar von Tobias Bluhme, verfaßt am 09.02.2007 um 20.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=767#7691

Literatur? Ja, aber das wird schwer, schließlich haben die Kultusminister das alte Rechnen doch verboten. Man suche in den untersten Fächern der Regale der pädagogischen Bibliotheken nach den verstaubten Rechenbüchern „Neues Rechnen“, nach den dazugehörigen Lehrerheften, nach den zugehörigen theoretischen Werken „Wesen und Weg“, Verfasser H. Karaschewski, alles im Klettverlag erschienen. – Ich glaube fast, es wird sich nichts mehr finden lassen.

Beim Zentralen Verzeichnis Antiquarischer Bücher (http://www.zvab.com/) sind die Titel von Herrn Karaschewski durchaus erhältlich.
 
 

Kommentar von Rolf Genzmann, verfaßt am 09.02.2007 um 19.03 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=767#7689

„Auf gut deutsch spricht man von vier Grundrechenarten: Addieren, subtrahieren, multiplizieren, dividieren. Dabei kann es bleiben.“

Ja, ja, man unterscheidet in mathematischen Büchern vier Grundrechenarten.
Der Teufel aber sitzt im Detail.
Dividieren wird immer schon mit dem deutschen Wort Teilen wiedergegeben, es umfaßt indes als Oberbegriff alle Arten des Teilens, nämlich das Ver-teilen, das Ein-teilen oder Auf-teilen und das Bruch-teilen.
Wenn nun Verteilen und Einteilen verschiedene Operationen sind, und das sind sie, dann macht es wenig Sinn, diese beiden gleichzusetzen oder sie mit dem Oberbegriff Dividieren zu identifizieren.

Jedenfalls entwickelte das Rechenbuch Neues Rechnen fünf und mehr Operationen, wenn man Verdoppeln und Halbieren noch hinzunimmt. Einteilen und Verteilen wurden mit eigenen Zusatzzeichen, Sprechweisen, Handlungsweisen, Zeichnungen, figuralen Darstellungsweisen als eigenständige Operationen eingeführt, ausgebaut und weitergeführt, so daß man von fünf grundlegenden Operationen sprechen kann.

Die Aufzählung Addieren, Subtrahieren, Multiplizieren, Dividieren suggeriert unter anderm, daß man im ersten Schuljahr mit den sogenannten Rechenarten erster Stufe, mit Addition und Subtraktion, zu beginnen habe, im Grunde also mit 1 + 1.

Dies allerdings geschah im Rechenbuch Neues Rechnen 1 keineswegs, sondern das allererste Operationszeichen war dort das dreipunktige Zeichen für ein-ge-teilt.

Denn man ging von einer größeren Menge aus, die kleine Kinder ohne weiteres in Zweier oder Dreier oder Vierer einteilen können, ohne von Ausdrücken wie plus oder minus überhaupt etwas wissen zu müssen.

Ein solches mengengegründetes Operieren und Rechnen war für das Jahr 1923 neu, obgleich schon die alten Griechen mit Rechensteinen Mengen und Figuren gelegt hatten, an denen man vielerlei Operationen durchführen kann und die Zahlbeziehungen auffassen kann, ohne gleich von einem angeblich systematischen Gebäude der Mathematik ausgehen zu müssen.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 08.02.2007 um 22.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=767#7672

Auf gut deutsch spricht man von vier Grundrechenarten: Addieren, subtrahieren, multiplizieren, dividieren. Dabei kann es bleiben.
 
 

Kommentar von Rolf Genzmann, verfaßt am 08.02.2007 um 20.19 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=767#7671

Die fünf grundlegenden Rechenoperationen waren einmal
Zuzählen, Wegnehmen, „Malnehmen“, Verteilen und Einteilen.
Zum Malnehmen wurden ab dem ersten Schuljahr zwei verschiedene Gegenoperationen gelernt.
- Das Verteilen mit dem zweisilbigen „verteilt“ an, Zeichen : (Doppelpunkt).
- Das Einteilen mit dem dreisilbigen „eingeteilt“ in, das Zeichen dafür war ein Tripelpunkt, drei übereinander liegende Punkte.
In manchen Rechenlehrgängen wurde das „Einteilen“ nicht mit „eingeteilt“, sondern mit „gemessen mit“ eingeführt; das Zeichen dafür war ein Strich mit einem Punkt über und einem Punkt unter dem Strich.
Zwei Aufgaben zu diesen beiden Gegenoperationen

1) Verteilen
Acht Brötchen, verteilt an zwei „Male“, das gibt in jedem Male vier Brötchen.
Zeichnung ungefähr oooooooo : ( ) ( )
Die beiden Klammern wurden als Kreise gemalt. Die Kinder konnten nun links ein Brötchen wegstreichen und es sofort anschließend in einen der beiden Kreise einzeichnen, solange, bis alle acht Brötchen gleichmäßig an die beiden Kreise verteilt waren.
Die Rechengleichung dazu war 8 : 2 ( ) = (4).
(Nach der 2 ein kleines längliches Oval waagerecht; um die 4 herum ein Kreis.)
Die Grundmenge 8 Br. geht bei dieser Operation auseinander, sie verteilt sich an zwei Male oder Teller oder Tüten.

2) Einteilen
Jan hat acht Pralinen, er will jeden Tag zwei davon essen.
Sprache: 8 eingeteilt in Male mit 2 darin.
Zeichnung: oooooooo / (oo). (Das Zeichen / steht hier für einen Tripelpunkt.)
Die vorzunehmende Operation ist nun das Einteilen der Ausgangsmenge in lauter Zweiermengen.
Zeichnung: (oo)(oo)(oo)(oo) / (oo)
Rechengleichung dazu war 8 / (2) = 4 ( )
Sprechweise: Acht, eingeteilt in Male mit zwei darin, gibt vier Male (mit je zwei darin).
(Um die 2 herum ein Kreis; nach der 4 ein kleines längliches Oval.)
In diesem Falle bleibt die Ausgangsmenge beisammen. Die Pralinen werden nicht an zwei Teller verteilt, sondern es wird nur die Ausgangsmenge in Zweierabteilungen gruppiert.

Die beiden Zusatzzeichen Kreis und Oval wurden bis ins sechste Schuljahr hinein beibehalten, um jederzeit auf die figurale Darstellung und auf die Sprache zurückgehen zu können. Sprache, Figur und Zahl waren sinnvoll gekoppelt.

Die Ausdrücke „dividiert durch“ oder „geteilt durch“ wurden vermieden, denn es wird ja nichts „durchgeteilt“, mit einem Messer etwa, sondern es wird eine Menge entweder verteilt oder eingeteilt.
Aus den alten Richtlinien zitiere ich dazu:
„zwanzig geteilt durch vier gleich fünf“ ist keine sinndarstellende Sprache, sondern eine reine Stenophonie, die für Kinder der Grundschule zunächst genauso unverständlich ist wie „20:4 = 5“. (aus Stoffpläne NRW 1965, S. 112).
Literatur? Ja, aber das wird schwer, schließlich haben die Kultusminister das alte Rechnen doch verboten. Man suche in den untersten Fächern der Regale der pädagogischen Bibliotheken nach den verstaubten Rechenbüchern „Neues Rechnen“, nach den dazugehörigen Lehrerheften, nach den zugehörigen theoretischen Werken „Wesen und Weg“, Verfasser H. Karaschewski, alles im Klettverlag erschienen. – Ich glaube fast, es wird sich nichts mehr finden lassen.
 
 

Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 08.02.2007 um 15.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=767#7666

Bitte helfen Sie mir auf die Sprünge: Welche fünf grundlegenden Rechenoperationen meinen Sie genau?
 
 

Kommentar von Rolf Genzmann, verfaßt am 08.02.2007 um 04.54 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=767#7656

Das Mal, der Malbegriff, spielte eine bedeutende Rolle unter den Rechendidaktikern der Volksschule, etwa von 1923 an bis zur Bildungsreform 1972.
Dabei ging es um eine allererste anschauliche Fundierung der Rechenoperation „Malnehmen“.
Die eine Schule behauptete, beim Malnehmen ginge es grundsätzlich um ein wiederholtes Tun in der Zeit. Daher habe der Lehrer bei einer grundlegenden Einführung, etwa zur Aufgabe 4 mal 2, viermal zeitlich nacheinander in eine Kiste zu greifen und jedesmal zwei Kastanien herauszuholen. Diese Einführung sei „isomorph“ dem zeitlichen Malbegriff. –
Die andere Schule lehrte grundlegend ein räumliches Mal.
Auf der ersten Stufe, im ersten Schuljahr, wurde das Wort Mal in dem „distributiv-räumlichen“ Sinne eines abgegrenzten Platzes verwendet. Das Mal bedeutete ein Mittel zur räumlichen Abgrenzung einer anzahlmäßig bestimmten Menge, etwa „drei Tüten mit je zwei Brötchen darin“.
Das konnte von den Kindern gezeichnet werden und führte dann nach der zeichnerischen Darstellung in Form von drei Ovalen oder Kreisen oder Rechtecken mit je zwei Kringeln darin zu Figuren wie (oo) (oo) (oo) und zur anschaulich fundierten Sprechweise „drei Male mit (je) 2 (darin)“, später zu drei Male mit zwei, noch später zu drei mal zwei.
Diese räumliche Fundierung galt für die ganze Volksschulzeit. Sie bewährte sich besonders in der Bruchrechnung.
Denn man kann bei einer einfachen Aufgabe wie 1/2 mal 4 eine Schachtel, eine Tüte, ein „Mal“ mit 4 Kringeln oder Pünktlein darin zeichnen und anschließend in dieser Figur dann die 4 Punkte durch einen Strich halbieren oder in zwei und zwei voneinander abteilen. Und dazu sprechen „die Hälfte von einem Mal mit 4 Punkten darin gibt 2 Punkte.
Bei einer zeitlichen „isomorphen“ Fundierung dagegen hätte der Lehrer ein halbes mal in die Kastanienkiste zu greifen, was schlechterdings nicht möglich ist.
Der räumlich fundierte Lehrgang setzte sich durch in den Rechenbüchern von Klett, Neues Rechnen, und von Westermann, Zauberfibel, sowie in den Richtlinien und Stoffplänen NRW bis 1965.
Man konnte aufgrund der räumlichen Fundierung alle fünf (!) Grundoperationen des Rechnens im ersten Schuljahr einführen und damit bis Hundert zeichnen und rechnen und sprechen, wie die alten Rechenbücher bezeugen.
Danach aber kam die Bildungsreform 1965, 1972, „moderne Mathematik“ oder „Mengenlehre“.
Wer jetzt ein „Mathematikbuch“ der Klasse 1 in die Hand nimmt, der wird sehen, daß nur noch im Zahlenbereich bis 20 gerechnet wird und daß nur noch zwei statt fünf Operationen im ersten Schuljahr eingeführt werden, die mit „plus“ und die mit „minus“.
Nun ist 1/5 von 2/5 = 2/25 oder 8 Prozent. Andersherum: Im ersten Schuljahr werden 92% des möglichen Rechenstoffes nicht mehr eingeführt und nicht mehr gelernt.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 07.02.2007 um 18.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=767#7655

Zum Mal-Einmaleins:
>>Mal ehrlich, den ganzen Komplex der mal-Schreibung hat schon vor der Reform kein Normalsterblicher durchschaut, [...]<< (#7634)
Ich weiß nicht, ob ich je den ganzen Komplex der Verschriftung von "mal/Mal durchschaut habe, aber ich meine, damit nie Schwierigkeiten gehabt zu haben. Allerdings folgte ich auch nicht unbedingt allen Ratschlägen der Dudenleute, besonders seit ich gesehen hatte, daß die die Weisheit auch nicht mit Löffeln gefressen hatten. "Im Zweifel klein" hilft sehr gut, einfach weil die Großschreibung der Substantive eine Sonderschreibung ist, die eine (willkommene) Hervorhebung (von "Haupt"-Wörtern) markiert. Wenn also in den (doch wenigen) Zweifelsfällen das "Substantivische" in den Hintergrund getreten ist, — von da ab hatte Kleinschreibung ihre Berechtigung und meinen Segen. (Ich wollte als Schüler mal sogar das adverbiale "Sonntag" [sie kommt Sonntag] — parallel zu "sonntags" — klein schreiben, aber davon hat mir mein Deutschlehrer abgeraten.) Mit meiner Haltung als freier und mitdenkender Bürger kann ich übrigens auch mit "inkraft•treten" leben, wobei ich also "inkraft" schon als trennbares Präfix verstehe, — wenn ich dann aber auch das Perfektpartizip auseinander schreibe, einfach, weil sonst das geschriebene Wort zu lang wird und das Betonungsmuster mir hier eher zwei Wörter suggeriert. Aber ich gebe auch Herrn Markner recht: Daß das /mal/ in "einmal" was mit dem /mal/ in "Muttermal" zu tun hat, das ist mir Normalsterblichem erst seit der Reformiererei bewußt. Zum richtigen Schreiben trägt aber dieses Wissen aber auch bei anderen Normalssterblichen nichts bei; im Gegenteil, es verwirrt bloß: Ein Mal ist kein Mal! "Ceci n'est pas une pipe" ist viel sinnträchtiger; da hat mal wer richtig mitgedacht. Nicht mal das haben die Reformer gekonnt.
 
 

Kommentar von Peter Müller, verfaßt am 07.02.2007 um 17.07 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=767#7652

Entschuldigung, ein mal war natürlich falsch, es sollte ein Mal heißen. Ansonsten einverstanden: durchschaut hat das schon bisher kaum einer.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 07.02.2007 um 02.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=767#7634

Schön, aber was will und wollte Duden uns damit sagen? „Der Zeuge betonte, den Angeklagten nicht zwei mal gesehen zu haben, sondern nur ein mal?“ Soll man so schreiben?

Mal ehrlich, den ganzen Komplex der mal-Schreibung hat schon vor der Reform kein Normalsterblicher durchschaut, und natürlich ist es durch die Reform nicht besser geworden.
 
 

Kommentar von Peter Müller, verfaßt am 07.02.2007 um 00.43 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=767#7633

@Daniel Sokera

Duden 2006 empfiehlt nicht ein mal oder schreibt es gar vor, sondern unterscheidet je nach Betonung: einmal, ein mal. Genau so war es schon in der herkömmlichen Rechtschreibung; der Rotdruck im Duden bei ein mal ist falsch.
 
 

Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 05.02.2007 um 19.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=767#7604

Herrn Eversbergs Idee finde ich gut und ausbaubar. Man sollte doch tatsächlich für eine Reihe konkreter Fundstellen falsche Babelfish-Übersetzungen sammeln und für die Zukunft dokumentieren, daß diese ausschließlich durch Neuschrieb verursacht wurden.
 
 

Kommentar von B. Eversberg, verfaßt am 05.02.2007 um 16.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=767#7601

Die Sinnentstellung mag ja mancher Leser vielleicht nicht bemerken, weil sich die Bedeutung oft aus dem Kontext ergibt. Ein Programm kann so etwas jedoch nicht. Die Reform leistet allen Bemühungen um bessere maschinelle Übersetzung einen Bärendienst. Wer das immer noch nicht bemerkt hat, kann es leicht durch Eingabe von simplen Sätzen mit der einen und der anderen Schreibweise testen, z.B. bei babelfish:
http://babelfish.altavista.com/tr

Reformer werden sagen: Automatische Übersetzung ist eh immer ungenau und oft falsch. Ja. Jetzt aber noch öfter, und ihr seid dran schuld. Die vermeintlich moderne Schreibe ist de facto schlechter verarbeitbar, nicht nur bei Übersetzung, auch bei Fehlerprüfung. Auch ohne Reform wäre alles auf eine Dominanz der Softwareprüfung hinausgelaufen – mit der Folge zunehmender Fehler. Der Effekt wird durch die Reform umso stärker, was wir ja längst sehen.
 
 

Kommentar von Daniel Sokera, verfaßt am 05.02.2007 um 14.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=767#7599

Ein Mal ist kein Mal

Wenn der Duden 2006 die Schreibweise »ein Mal« für »einmal« empfiehlt oder gar vorschreibt, dann müßte der Satz »Einmal ist keinmal« künftig »Ein Mal ist kein Mal« geschrieben werden, oder nicht?
Was für eine Sinnentstellung! »Einmal ist keinmal« ist eindeutig, aber wenn ein Mal kein Mal ist, was ist es dann??
 
 

Kommentar von Peter Müller, verfaßt am 04.02.2007 um 15.53 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=767#7585

Weitere Beobachtungen zu Mal/…mal

Schon in der herkömmlichen Rechtschreibung wurde ein mal bei Betonung beider Wörter getrennt geschrieben. Im Duden 2006 wird diese Getrenntschreibung bei besonderer Betonung auf einige weitere Wörter ausgeweitet: neben ein Mal gibt es fünfundsiebzig Mal, hundert Mal, tausend Mal, ein paar Mal, so viel Mal, wie viel Mal, vieltausend Mal. Dies immer in Rotdruck, was bei ein mal eindeutig falsch ist, aber auch bei den andern Beispielen, denn auch in der herkömmlichen Rechtschreibung kann aus dem Beispiel ein mal die alternative Getrenntschreibung für alle Wörter, die entsprechend betont werden können, abgeleitet werden, darunter jedes Mal, einige Mal, verschiedene Mal usw.

Verschwunden ist in der neuen Rechtschreibung nicht nur jedesmal, sondern auch beidemal, dutzendmal, hundertemal, einigemal, etlichemal, mehreremal, unendlich[e]mal, unzähligemal, verschiedenemal; das erstemal, das letztemal, das x-temal; ein dutzendmal; ein halbes hundertmal, ein paar dutzendmal; mit einemmal, zum andernmal, nächstenmal; ein für allemal; beim, zum erstenmal, zweitenmal, letztenmal, x-tenmal.

Dafür gibt es ein neues …mal, wenn auch bloß auf dem Umweg über “ugs. für einmal”: nochmal (neben empfohlenem noch mal). Das ist ausnahmsweise zu begrüßen, denn laut Google halten sich die Schreibweisen noch mal/nochmal/nochmals ungefähr die Waage (während in der Schweiz und in Österreich nochmals überwiegt).

Bei nochmal fehlt übrigens der Rotdruck für Neuschreibungen. Der Rotdruck im Duden ist äußerst unzuverlässig. Die Neuschreibungen von zum letzten Mal usw. sind nicht sichtbar, da sie mit zum letzten Male mit Hilfe eckiger Klammern zusammengezogen sind. Einige Fehler aus der 2004er Ausgabe wurden zwar korrigiert (z.B. Showdown/Show-down, war verkehrt herum rot/schwarz), aber viele sind stehengeblieben, z.B. jemanden wach rütteln od. wachrütteln (wecken, weiterhin verkehrt herum rot/schwarz), Diktafon, die Goldenen Zwanziger (sollte rot sein statt schwarz), gut gelaunt (in prädikativer Stellung), die nahe liegende Ortschaft (sollte schwarz sein statt rot, ebenso Ausdruck in Boole’scher Ausdruck) und Dutzende weitere.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 29.01.2007 um 15.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=767#7510

Zur "Daueremphase gezwungen":
"..., dass du mir viel' Tausend Mal [oder "Fach" — je nachdem, was gemeint ist],
dass du mir viel' Tausend Mal [oder "Fach" — je nachdem, was gemeint ist]
dein Herz geschenkt."
 
 

Kommentar von Konrad Schultz, verfaßt am 29.01.2007 um 14.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=767#7509

An Adlatus mathematicus:
Bei unbegrenzten Ressourcen ist Ihr Schluß richtig. Je mehr man aber an eine Sättigungsgrenze kommt, desto falscher wird Ihr Schluß. Je weniger Silben noch zur Verfügung stehen, um so ein Wortmonstrum noch beherrschen zu können, desto mehr kommt es auf jede einzelne an. Was kontinuierlich zunächst wie eine Hyperbel aussieht, könnte dann zu einem hyperbolischen Cotangens werden. Ähnliches beobachtet bei der Diskussion von zunächst (!) exponentiellem Wachstum.
Auch ein adlatus mathematicus (doctor mathematicae) – mußte mal sein.
 
 

Kommentar von Adlatus mathematicus, verfaßt am 29.01.2007 um 13.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=767#7507

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 09.01.2007 um 17.45 Uhr

> Es ist jedoch ökonomischer, zum Beispiel zehntausendfachen zu sagen als zehntausendmaligen. Je mehr Silben, desto mehr lohnt sich die Einsparung einer Silbe.

Das stimmt nicht, oder? Eine Silbe von n sparen ist ein Faktor von 1/n. Mit größerem n geht der Wert davon gegen Null. Also: Je mehr Silben, desto weniger lohnt sich die Einsparung einer Silbe.
 
 

Kommentar von Christoph Schatte, verfaßt am 12.01.2007 um 17.02 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=767#7231

Sprachökonomie und Differenzierung

Wolfgang Wrase schlägt den Ersatz des Doppelsuffixes -malig durch das Suffix -fach vor. Das Deutsche unterscheidet mit diesen Suffixen bzw. den durch sie gebildeten Ableitungen jedoch Wiederholungszahladjektive als Derviate entsprechender Adverbien einerseits und Vervielfältigungszahladjektive andererseits. Diese Zahladjektive und -adverbien sind von Kardinalia einmalig, zweifach, Ordinalia erstmalig, Adjektiven letztmalig oder quantifikativen Indefinita, mehrmalig, mehrmals, vielfach abgeleitet.

Eine Tür kann mit drei Schlössern dreifach (nicht dreimal) gesichert sein, und in jedem der Schlösser muß man den Schüssel evtl. dreimal umdrehen. Das Verfielfältigungszahladverb bezieht sich also auf simultan bestehende Sicherungen als Quasi-Gegenstände, während das Wiederholungszahladverb auf mehrere zeitlich nacheinander liegende Vollzüge einer Handlung abhebt. Analog funktioniert das von ihm abgeleitete Wiederholungszahladjektiv als Attribut in Nominalisierungen wie das dreimalige Umdrehen des Schlüssels.

Etwas anderes ist allerdings, daß die Reformer ohne Rücksicht auf die deutsche Derivationsmorphologie z.B. das Adjektiv jedesmalig seiner Derivationsbasis beraubten, indem sie diese "zur Strecke brachten" wie viele andere im deutschen Lexikon seit langem verankerte Wörter auch.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 09.01.2007 um 17.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=767#7205

Im Prinzip kann natürlich von jedem Zahlwort die Ableitung ...malig gebildet werden, auch zehntausendmalig usw. Wenn man nach deklinierten Formen sucht, findet man auch bei Google ein paar Belege. Es ist jedoch ökonomischer, zum Beispiel zehntausendfachen zu sagen als zehntausendmaligen. Je mehr Silben, desto mehr lohnt sich die Einsparung einer Silbe.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 09.01.2007 um 16.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=767#7202

Es ist eine eindeutige Schreib-Erschwerung, Zahladverbien mit dem Suffix "-mal" nicht mehr grundsätzlich klein und zusammen schreiben zu dürfen (außer natürlich wenn das "Mal" dekliniert wird).

Mit dem Suffix "-ig" können aus solchen Adverbien Adjektive gebildet werden. Aber anscheinend nicht von allen: Bei Googel findet man nicht: *zehntausendmalig, hunderttausendmalig, millionenmalig und viele weitere großzahlige Adjektive.
 
 

Kommentar von Hans-Jürgen Martin, verfaßt am 08.01.2007 um 10.57 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=767#7193

Als "logische" Fortführung dieses Unsinns ist dann wohl "Ich habe es Dir Viele Male gesagt" zu erwarten ;-)

Ich habe die F.A.S. gestern nicht gelesen, obwohl sie morgens unerwartet im Briefkasten lag: Der Verlag hatte mir am 3.7.06 geschrieben: "Wir haben Ihr Abonnement vorsichtshalber zum 31.12.2006 eingestellt [...]", und ich weiß nun nicht, ob die weitere Zusendung ein Versehen war oder ein Angebot ...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.01.2007 um 09.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=767#7192

Die neueren Wörterbücher, auch das neueste von Wahrig, legen die amtlichen Regeln bekanntlich so aus, daß hundert und tausend groß geschrieben werden können, wenn sie unbestimmte Mengen bezeichnen. Sie empfehlen folglich Abertausend Sterne. Nimmt man dies mit der Regelung für mal zusammen, so ergibt sich die Schreibung: Ich habe es dir Hundert Mal gesagt. Schon 1996 stand im amtlichen Wörterverzeichnis Dutzend Mal. Alles recht gewöhnungsbedürftig und von den Reformern jedenfalls nicht ausdiskutiert. Der Rechtschreibrat hat noch ein Stück Arbeit vor sich.
 
 

Kommentar von borella, verfaßt am 08.01.2007 um 01.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=767#7189

Jedes Mal wurde vom Arzt genau auf Auffälligkeiten untersucht (Muttermal).
Jedesmal wurde vom Arzt genau auf Auffälligkeiten untersucht (bei jedem Besuch).
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 08.01.2007 um 00.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=767#7188

Ein, eine, einer und jeder, jede, jedes sind sowohl Indefinitpronomen (unbestimmte Fürwörter) als auch Zahlwörter (Numerale). Das Suffix -mal wird in normalen Texten mit Zahlwörtern (bestimmten und unbestimmten) zusammengeschrieben. Nur als Rechenzeichen in mathematischen Termen wird es getrennt geschrieben.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 07.01.2007 um 21.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=767#7187

jedes Mal war ja längst „eingeführt“. Seit eh und je steht uns ein jedes Mal zur Verfügung, wenn wir die Sache besonders hervorheben wollen. Ob man ein nun wegläßt oder nicht, fällt für mich unter „dichterische Freiheit“. Ärgerlich finde ich, daß man durch die obligatorische Getrennt- bzw. Großschreibung in eine Art Daueremphase gezwungen werden soll, die durchaus nicht immer zur Aussageabsicht paßt: „Jedesmal (= immer), wenn das Wetter umschlug, bekam sie Kopfschmerzen.“ So gesehen ist jedesmal vielleicht vergleichbar mit diesmal und (ein) jedes Mal mit dieses Mal.

Ob mit jedes Mal gegenüber jedesmal eine Erleichterung für Lernende verbunden ist, weiß ich nicht, ich habe große Zweifel. Denn wenn Schreibanfänger wirklich so an die Sache herangingen, wie mancher Reformer sich das vorstellt, nämlich gewissermaßen intuitiv wortartgesteuert, dann müßten sie mit heute Abend prima zurechtkommen, aber an jedes Mal scheitern, denn welcher Schreibanfänger denkt bei mal schon an ein Substantiv? Oder aber die Kleinen sind pfiffig und machen sich ihren grammatischen Reim auf die 96er Baukastenorthographie inklusive jedes Mal. Dann aber müßten sie nicht nur an heute Abend, sondern auch an vieltausend Mal verzweifeln, wie es ihnen im Rechtschreibduden als Alternative zu vieltausendmal angeboten wird.
 
 

Kommentar von borella, verfaßt am 07.01.2007 um 21.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=767#7186

Jedes Mal wurde vom Arzt genau auf Auffälligkeiten untersucht.
Jedes Mal wurde vom Arzt eine Blutdruckmessung durchgeführt.
Jedes Mal vervielfacht das Rechenergebnis um einen Faktor.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.01.2007 um 20.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=767#7184

Schöne Beobachtung von Herrn v. Heyl. Jedenfalls war auch der Eintrag "Mal" im amtlichen Wörterverzeichnis nie besonders klar. Was die Reformer zu ihren Entscheidungen bewogen hat, werden wir nie erfahren, und sie wissen es wahrscheinlich selbst nicht mehr – Protokolle wurden ja damals nicht geführt.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 07.01.2007 um 20.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=767#7183

"jedesmal" ist auch Gegenstück zu "diesmal". Es gibt nur "diesmalig", aber nicht "*diesesmalig".
 
 

Kommentar von Julian von Heyl, verfaßt am 07.01.2007 um 19.39 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=767#7182

Ich halte die Eliminierung von "jedesmal" nicht für ein Versehen, sondern denke eher, man wollte eine Angleichung an "dieses Mal" schaffen, was auch nach alter Rechtschreibung nicht zusammengeschrieben wird. Gegen die "Versehen"-These spricht, dass auch der Verlust von "verschiedenemal" zu beklagen ist, stattdessen gibt es jetzt verschiedene Mal als "Variante" von verschiedene Male (und die "wunderschöne" Großschreibung von verschiedene im Sinne von einige, die an Zombies denken lässt: wenn Verschiedene behaupten / die Bedenken Verschiedener ausräumen ...).

Interessant übrigens, dass "jedesmal" mit dem Adjektiv "jedesmalig" quasi ein Waisenkind hinterlässt. Interessant auch, dass der Duden ebenso viel Mal statt ebensovielmal, aber genausovielmal statt genauso viel Mal empfiehlt. Was die Unterscheidung begründet, ist mir nicht klargeworden. Der Wahrig empfiehlt in beiden Fällen Zusammenschreibung.

 
 

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