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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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14.06.2005
 

Na also!

Übermorgen werden Prof. Jacobs bzw. Dr. Hutzler uns ihren empirischen Nachweis vorstellen, daß die neue Rechtschreibung gut für die Kinder ist.
Auf diesen Seiten ist das Ergebnis schon am 8.3.2005 unter dem Titel "Die Quadratur des Quadrats" besprochen worden. Man darf gespannt sein, was die Nachrichtenagenturen wieder mal daraus machen, denn es entlastet sie ja. Erinnern Sie sich noch an das von Hoberg und dpa entfachte Strohfeuer um einen Chemiker namens Bernabei, der zum Abschluß seines Seniorenstudiums eine skurrile Arbeit über den Bindestrich vorlegte? Mächtiges Medienstrohfeuer für mindestens zwei Tage!



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Kommentare zu »Na also!«
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Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 19.06.2005 um 21.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=139#483

Die Idiotie der "Guckomobil"-Untersuchung liegt darin, daß sie nicht zwischen verständnisfördernden und verständnishemmenden Irritationen unterscheidet.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 19.06.2005 um 18.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=139#478

So ist es nicht, daß man früher an dem ß an einem Wortende hängengeblieben wäre im Sinn einer Stockung; es kann aber gut sein, daß das ß am Wortende, ebenso wie insbesondere die Großbuchstaben, ein Anker für das Auge war. Das Auge springt beim Lesen von einem prominenten Punkt zum nächsten (sog. Sakkaden) und erfaßt die Wort- oder Silbenbilder in der Nähe; bei mehr oder weniger langen Sprüngen mehr oder weniger viel auf einmal, je nach Kürze/Länge der Wortbilder, Vorausahnung bzw. intuitiver Ergänzung, Vertrautheit/Fremdheit usw. Eine solche Anker- oder Blickfangfunktion ist aber an der richtigen Stelle hilfreich und das Gegenteil eines Verweilens bei einer schlecht erkennbaren oder irritierenden Stelle.

Daß Dreifachkonsonanten schlecht lesbar sind und den Blick irritieren, haben wir ja schon immer gesagt, das hat man also nun "empirisch" herausgefunden.

Komisch und geradezu absurd ist dieser ganze Untersuchungsansatz. Ich dachte, es gehe bei der Rechtschreibung darum, die Fehlermöglichkeiten beim Schreiben zu reduzieren, und nicht darum, daß das Lesen gleichmäßig ablaufen soll. Was das betrifft, haben wir schon immer gesagt: Unterschiedliche Schreibungen irritieren. Auch das ist unmittelbar logisch und bedurfte keiner technischen Analyse.

Auch die Schlußfolgerung ist hirnrissig: Man solle die Rechtschreibreform möglichst zügig durchsetzen. Üblicherweise schlägt man nur etwas vor, was auch machbar ist, und das ist hier nicht der Fall. Da es im Sinne der Untersuchung vorgeblich darum geht, verschiedene Schreibweisen zu vermeiden, müßte die Schlußfolgerung der "Wissenschaftler" genau umgekehrt lauten: die Rechtschreibreform abblasen und zu den zuvor viel einheitlicheren Schreibweisen zurückkehren. Zu der unhaltbaren Schlußfolgerung, die Rechtschreibreform solle schnell vollends durchgesetzt werden, kann man höchstens gelangen, wenn man davon ausgeht, daß die Reform sowieso beibehalten werden muß. Eine solche Voreingenommenheit reduziert natürlich den Wert des ganzen Unternehmens auf Null.

Wenn man schon die Mühe beim Lesen analysiert, wäre folgendes viel interessanter: Man gibt einer Gruppe von Lehrern o. ä. den Paragraphen 34 der Neuregelung zu lesen - egal in welcher Version - und stellt einige Fragen zum Verständnis. Zum Beispiel: Wie schreibt man durcheinanderbringen, hintanstellen, sich schön machen ... nach der vorliegenden Regelung? Dabei würden sicher reizvolle Blickmuster entstehen, deren Deutung zu einer heiteren Atmosphäre führen könnte.
 
 

Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 17.06.2005 um 20.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=139#463

Wenn die "Guckomobil"-Psychologen festgestellt haben, daß das "ß" den Leser irritiert, beweist das genau das Gegenteil von dem, was sie glauben: Das ist doch schließlich gerade der Vorzug von Adelung, daß das "ß" die Silbenfuge bzw. bei "daß" den Unterschied zum gleichlautenden Pronomen bzw. Artikel buchstäblich "augenfällig" macht. Ohne Irritation - im genauen Sinne - ist das nicht zu haben. Und ohne Irritation gibt es auch kein Verständnis. Dazu hat Herr Schäbler breits das Passende ausgeführt.
 
 

Kommentar von (Verschoben), verfaßt am 17.06.2005 um 17.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=139#461

Kommentar verfaßt von Norbert Schäbler am 17.06.2005 um 15:36 Uhr

"Gucken" ist nicht genug

„Da die Augen beim Lesen nicht kontinuierlich über die Buchstaben laufen, sondern springen, konnten die Wissenschaftler leicht erkennen, bei welchen Worten der Lesefluss hakt.“
(zitiert aus der Presseveröffentlichung zum Guckomobil-Gutachten/Tagesspiegel)

Offensichtlich geht die Studie von falschen Voraussetzungen aus. Ihr geht es um den „Lesefluß“, nicht aber um Verständnisstockungen.
Außerdem ist der obigen Beschreibung der verfeinerten Lesetechnik, der Technik des sprunghaften Lesens, ein zunächst flapsig wirkender Widerspruch entgegenzusetzen:
„Wer springt, muß auch irgendwo landen!“

Das heißt im Klartext: Die Forscher haben vermutlich zu keinem Zeitpunkt die Signifikanz und Bedeutung einzelner Buchstaben oder Satzzeichen ermittelt, aufgrund derer das Auge Sekundenbruchteilpausen einlegt und deshalb kurzfristig landet, um der Gegenstelle –
dem Wortbild- bzw. dem Satzkonstruktionsgedächtnis – notwendige Impulse zuzuspielen.

Als einstiger Lehrer sind mir diverse Lesetechniken bekannt. U. a. benenne ich die sogenannte „Blickspannerweiterung“, die in einer Kontraststellung steht zur Technik des „sprunghaften Lesens“, im Unterricht aber parallel und unterstützend Anwendung findet
Ziel allen Lesens jedoch ist das Verständnis des Gelesenen, und deshalb bleibt die entscheidende Frage bei der Begutachtung der Studie diejenige nach dem Leseverständnis.

Sollten die Forscher in diesem Zusammenhang nichts vorzuweisen haben, dann wäre die Studie zwar auf dem Tisch der Kultusminister höchst willkommen, von der wissenschaftlichen Perspektive her allerdings völlig wertlos.


Kommentar verfaßt von Michael Schuchardt am 17.06.2005 um 13:00 Uhr

Das Problem mit vielen Studien ist, daß zwar viele Psychologen dabei beteiligt sind aber nur wenige Mathematiker. Dazu muß auch die Frage beantwortet werden, ob der Test auch wirklich "unabhängig" war. Z. B. wäre es ein Hindernis, wenn die Probanten vor dem Test vom Testziel gewußt hätten. Vor allem aber muß das Ergebnis mathematisch signifikant sein. Es genügt nicht, wenn hinter dem Komma ein Unterschied in der Lesegeschwindigkeit herauskommt, wenn es sich um eine relativ kleine Gruppe handelt.

Darüber hinaus ist zu bezweifeln, ob bei bei den am häufigsten auftretenden Doppel- u. Dreifach-s-Lauten wirklich ein Unterschied gemessen werden kann. Das kann sich m. E. allenfalls im Bereich von Zehntelsekunden abspielen.

Diese Informationen werden in den meisten Zeitungsberichten nicht genannt und so stellt sich mir oft die Frage, ob hier nicht die Meinungsmache wichtiger ist als der Bericht über Tatsachen.


Kommentar verfaßt von Theodor Ickler am 17.06.2005 um 12:30 Uhr

Da bisher kein Mensch auf die Idee gekommen ist, Stengel als kleine Stangen zu betrachten, ist die "Stammschreibung" hier nur eine historische Tatsache, aber keine der "synchronen etymologischen Kompetenz". Es ist daher ausgeschlossen, daß die Neuschreibung eine Lesebeschleunigung bewirkt. Ein Leser, der durch das Wort "Stengel", das bisher sicher nicht zu den Stolpersteinen für deutsche Leser gehörte, gewissermaßen hindurchschaut und die "Stange" erblickt, wird geradezu irregeführt, dies aber wenigstens auf die schnellste Weise, wenn man den Psychologen glaubt.

Die Reformer legen Wert auf die Tatsache, daß Texte durch die Neuschreibung so wenige verändert werden, daß ein provokatives "Haben Sie es überhaupt bemerkt?" zur Standardfloskel der Propaganda werden konnte. Kein Reformer hat für die Reform reklamiert, daß sie das Lesen beschleunige, vielmehr sollte sie, auch bei geringfügiger Erschwernis des Lesens, das Schreiben erleichtern. Auch sind selten Experimente schon so frühzeitig mit der Offenlegung der gewünschten Ergebnisse angekündigt worden wie in diesem Fall. Die Kultusminister werden solche Forschungen und ihre Veranstalter sicher gern mit weiteren Mitteln unterstützen. Glückwunsch!


Kommentar verfaßt von Fritz Koch am 17.06.2005 um 08:58 Uhr

Ob auch geprüft wurde, ob sich zum Beispiel "Missstand" leichter liest als "Mißstand"? Schließlich ist das neue Dreifach-s der jetzt bei weitem häufigste Dreifach-Konsonant.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 16.06.2005 um 13.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=139#457

Schon die Methode der Untersuchung ist ungeeignet, die gestellte Frage nach den Auswirkungen der Reform auf das Leseverhalten seriös zu beantworten. Aber auch die Ergebnisse geben nicht das her, was als Schlußfolgerung von den Forschern, vor allem Herrn Hutzler (Herr Jacobs ist weniger naßforsch), heute vorgestellt wurde, nämlich »Beibehaltung und konsequente Umsetzung der RSR«. Die Befundlage wurde als »gemischt« geschildert. Eine »markante Verschlechterung« des Lesetempos wurde bei den 3-Buchstaben-Wörtern festgestellt, bei Kindern sogar noch stärker als bei Erwachsenen. Die technische Seite des Projekts ist wirklich avanciert. Um so ärmlicher wirken im Vergleich die konzeptionellen Fehlleistungen des Teams.
 
 

Kommentar von Wolfgang Scheuermann, verfaßt am 15.06.2005 um 11.50 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=139#444

Unter "Quadratur des Quadrats" finden sich bereits die wichtigsten Argumente. Ich bin noch auf eine BMBF-Verlautbarung gestoßen:

Unter den beeindruckenden Überschriften „Deutschland. Das von morgen.“ und „Innovation“ findet man bei http://www.bmbf.de/de/4435.php eine originelle Information des BMBF über das Berliner Guckomobil. Dessen „hochmoderne Blickbewegungskamera“ könne „präzise“ erfassen, „wie lange Buchstaben beim Lesen ... fixiert werden“

und „welche Worte [Kinder] leichter ... lesen können“. Damit bilde das Guckomobil offenbar eine „psychodiagnostische Einheit“ und erhelle u.a. „die Prozesse ..., die dem Lesen und dem Lesen lernen zu Grunde liegen“.

An diesem Text hat sich das BMBF „alle Rechte vorbehalten“, gewiß ein weiser Ratschluß. Das gilt auch für die folgenden Sätze:

„Zu den ersten Projekten des Forscherteams zählte die Untersuchung »Auswirkungen der Rechtschreibreform auf Kinder und Jugendliche«. Rund 40 Kindern wurde ein Test vorgelegt, in dem Wörter sowohl in der alten wie auch in der neuen Schreibung eingefügt wurden. Erforscht werden sollte, ob den Kindern nach der neuen Rechtschreibung das Lesen leichter fällt.“

Man kann nur hoffen, daß sich in solchen Texten nicht das Deutschland von morgen abbildet. (Dabei habe ich noch sehr wohlwollend zitiert.)

Ein paar Anmerkungen:

- Wie hochmodern auch immer diese Kamera sein mag – den Blick auf einzelne Buchstaben wird sie nur messen können, wenn Texte SEHR groß geschrieben sind.

- Da dem Autor auch der Plural „Wörter“ bekannt ist (s.u.), fragt man sich, welche „Worte“ den Kindern vorgelegt wurden. Vielleicht bieten diese Worte ja psychodiagnostische Ansatzpunkte, die „dem Lesen lernen“ neuen Schwung verleihen?

- Wenn das Gucko-Pilotprojekt tatsächlich „Auswirkungen der RSR auf Kinder“ heißen sollte, wäre damit eine Untersuchungsmethodik schon weitgehend vorgegeben: Man würde entweder einen Vorher-/Nachher-Vergleich anstellen, bei dem die gleichen Kinder vor und nach der Applikation von RSR untersucht würden oder zwei Gruppen miteinander vergleichen (eine mit und eine ohne Anwendung von RSR). Mit der Hutzler-Methode dagegen ließen sich Auswirkungen der RSR nur vor dem Hintergrund der allgemeinen Erfahrung feststellen, zu dem sie drastisch in Kontrast stehen müßten. (Etwa, daß jetzt untersuchte Kinder alle zu singen anfangen, wenn man ihnen Texte vorlegt, was aus früheren Zeiten nicht erinnerlich wäre. Diese Veränderung könnte dann aber auch jede andere Ursache haben.)

Aber auch so müßte die Untersuchung nicht völlig wertlos sein. Würde nämlich nicht nur die Reaktion der Kinder auf verbleuen/verbläuen, Stengel/Stängel und dergl. untersucht, sondern z.B. auch auf Kongresssaal/Kongreßsaal, Verschlusssache/Verschlußsache, Genussschein/Genußschein usw. ausgedehnt, so würde es sich aller Voraussicht nach zeigen, daß die Kinder die jeweils zweite Variante trotz Heyse-Trainings leichter erkennen könnten.

Es wäre aber eine Überraschung, wenn die objektiven Leseerschwernisse der RSR in irgendeiner Weise Gegenstand der Hutzler-Untersuchung gewesen wären.
 
 

Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 15.06.2005 um 10.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=139#441

> Guckometer.

Da man dort Ende April mit Ergebnissen rechnet, habe ich gerade mal nach dem Ort der
Veröffentlichung bei der Projektgruppe angefragt.
 
 

Kommentar von Walter Lachenmann, verfaßt am 15.06.2005 um 10.33 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=139#440

„In einer jeweils dreißigminütigen Untersuchung hat ein Messgerät, das in einem Kleinbus installiert ist, die Blickbewegungen während des Lesens registriert. Mit dieser Methode haben die Psychologen festgestellt, wie sich die Rechtschreibreform auf das Lesen(lernen) auswirkt: ‚Wir können zum Beispiel herausfinden, welche Wörter schwer zu erlesen sind, welche Änderungen der Rechtschreibreform ganz objektiv eine Erleichterung gebracht haben, inwiefern eine Gewöhnung erwachsener Leser an die neue Rechtschreibung schon eingesetzt hat und welche Auswirkung die Rücknahme der Rechtschreibreform auf die Leseleistung von Kindern hätte’, erklärt Projektleiter Dr. Florian Hutzler. ‚Wir wollen die Reformdebatte versachlichen und mit empirischen Daten Licht in den Theorie-Dschungel bringen’, sagt die Versuchsleiterin Verena Engl.“

Wie wirkt sich die Rechtschreibreform auf das Lesen aus?.


Mit anderen Worten: Wir können herausfinden, was wir herausfinden wollen, indem wir uns um das, was gegen unser von vornherein feststehendes Forschungsergebnis spricht, einfach nicht kümmern. Das Wort „Versachlichung“ wäre ein empfehlenswerter Kandidat für das nächste „Unwort des Jahres“.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 15.06.2005 um 03.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=139#437

Immer schön hingucken. (Ein Vorab-Kommentar.)

Soeben hätte man bei mir eine deutliche Irritation im Guckomobil registrieren können. Im SPIEGEL (Seite 145) las ich die Überschrift: Schonzeit für Sandaale. Komisch, wieso schreiben die Sandale mit aa? Ist das hier vielleicht holländisch? - Ach so, Sand-Aale ...

Eigentlich ist es schade, daß aus den ursprünglicheren Plänen der Reformväter Augst & Co. nichts wurde mit ihrem Aal -> al usw. Dann hätten wir jetzt: schonzeit für sandale. Oder, leserfreundlich: schonzeit für sand-ale. Die Sandale und die Sandalen hätten uns jahrelang durch die Reformdiskussion begleitet. Und wahrscheinlich wären wir die ganze Reform jetzt schon los, wenn noch es noch mehr Rechtschreibreform gegeben hätte. Wir hatten vielleicht noch nicht genug Reform, eine etwas zu milde Variante.

Ein ähnlicher Fall ist: Ass, er ist ein Ass usw. Immer wieder dieses Ass, es kam ja nun tatsächlich massenhaft ins deutsche Schriftgut hinein. Ich komme von der Assoziation nicht los: Arsch. Ob das je besser wird? Kann man von Assoziationen befreit werden? Bisher ist es bei mir nicht passiert, obwohl ich durchaus versuche, dem nachzuhelfen.

So etwas kann das Guckomobil nicht registrieren. Dazu müßte es in mein Gehirn hineinsehen können. Dann könnte es, wenn auch nur ganz kurz, jedesmal einen Arsch aufblitzen sehen. Aber es ist eben nur ein Guckomobil, kein Denkomobil.
 
 

Kommentar von Karsten Bolz, verfaßt am 14.06.2005 um 19.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=139#436

Ich erinnerte mich nicht mehr. Gefunden habe ich die Meldung dann aber doch bei der Rhein-Zeitung (als dpa-Meldung vom 27.03.03). Hm, "Monier-Eisen" und "Gasch-romatographie" (warum eigentlich nicht "Gasch-romatografie"?) passen irgendwie in das Bild der Reform.

Dem Binde-Strich eine Lanze gebrochen

Für besonders sinnvoll hält Bernabei den Strich in Wort-Verbindungen mit Eigen-Namen, etwa Kleist-Straße. Auch beim Aufeinander-Treffen mehrerer Vokale wie in Radio-Orchester oder Deponie-Ausfahrt seien Binde-Striche empfehlenswert. Den bei vielen unbeliebten Wörtern mit drei gleichen Konsonanten - beispielsweise Programm-Manager oder Schnell-Linie - stünden die Striche ebenfalls gut an. "Meine Vorschläge sind damit auch ein Friedens-Angebot an die Gegner der neuen Recht-Schreibung", sagte Bernabei.

Vor allem in der Wissenschafts-Sprache seien zusammengesetzte Haupt-Wörter oft schwer zu entschlüsseln, bemängelte Bernabei, der vor seinem Sprach-Studium als Chemiker bei der Firma Merck gearbeitet hat. Wort-Ungetüme wie "Dichte-Inhomogenität", "Paläo-Antropologie" oder "Monier-Eisen" seien durch eine Sinn-Trennung mit Bindes-Strich wesentlich schneller zu erfassen. "Damit wird auch verhindert, dass bei Trennungen Miss-Verständnisse entstehen. So müsste etwa nach den Recht-Schreib-Regeln das Wort Gas-Chromatographie nach dem "sch" getrennt werden", erläuterte Bernabei. "Und das ist ja wohl Unsinn."

Der Sprach-Wissenschaftler hat rund 3000 Begriffe gesammelt und in seinem soeben veröffentlichten Buch "Der Bindestrich" in 15 Kategorien geordnet. "Dabei fordere ich jedoch keine neue Regeln für die Benutzung des Binde-Strichs", sagte Bernabei. "Das hätte nach den Diskussionen um die Rechtschreib-Reform auch wenig Erfolg." Er setzt auf die Vernunft der Sprach-Familie.
 
 

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