zurück zur Startseite Schrift & Rede, Forschungsgruppe dt. Sprache    FDS - In eigener Sache
Diskussionsforum Archiv Bücher & Aufsätze Verschiedenes Impressum      

Theodor Icklers Sprachtagebuch

Die neuesten Kommentare


Zum vorherigen / nächsten Tagebucheintrag

Zu den Kommentaren zu diesem Tagebucheintrag | einen Kommentar dazu schreiben


24.01.2008
 

20.000 Irre Geführte
Die Rechtschreibung ändert sich – Frau Walgenbach bleibt

Unter der Adresse http://www.presseportal.de/pm/6344/1121862/news_aktuell wird gemeldet, daß Lisa Walgenbach weiterhin ihre verdienstreichen Seminare veranstaltet.
Schon 20.000 Teilnehmer hat sie seit 1997 geschult. Leider wird nicht gesagt, daß diese Schulungen umsonst waren (außer für Frau Walgenbach natürlich).



Diesen Beitrag drucken.

Kommentare zu »20.000 Irre Geführte«
Kommentar schreiben | älteste Kommentare zuoberst anzeigen | nach oben

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 11.12.2008 um 19.50 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=957#13578

Natürlich benötige ich für mein Seminar auch noch einen einprägsamen Werbespruch (Slogan). Ich stelle deshalb meinen zukünftigen Kunden im folgenden zwei zur Auswahl. Stimmen Sie daher mit ab! Der Spruch mit den meisten Stimmen (beim Voting) wird übernommen.

(1) Das Reform-Karrussell dreht sich weiter – Drehen Sie mit!

(2) Auf Sattelittenbahn mit der Rechtschreibreform – Verpassen Sie nicht den Countdown!

Unter den hundert ersten Anrufern (Votern) werden zehn Plätze in der ersten Reihe (Prime Seats) meines Seminars verlost. Es lohnt sich!
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 11.12.2008 um 19.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=957#13577

Es ist zu begrüßen, daß Frau Walgenbach hilft, zwischen "scheinbar" und "anscheindend" zu unterscheiden, denn der herkömmliche Unterschied zwischen "anscheinend" und "scheinbar" hat zwar Kindern auch immer etwas Kopfzerbrechen bereitet, aber wenn sie verständige Eltern oder Lehrer hatten, konnte man den Unterschied durch eine kluge Erklärung leicht zeigen (ich habe ihn bis heute kapiert).

Wenn die kompetente Frau Seminarleiterin dann mit dieser wichtigen Erklärung fertig ist, hilft sie nächste Woche bestimmt auch bei der Unterscheidung von "offensichtlich" und "offentbar". Auch dieses Begriffspaar bereitet neuerlichdings immer wieder Schwierigkeiten durch die unterschiedliche Schreibung und Anlautung im Interdentalbereich.

Sollte Frau Walgenbach freilich schon ausgebucht sein, weil sie schon 65.000 Menschen beglückt hat oder beglücken wird, so könnte ich noch wenige freie Plätze in meinem Konkurrenzseminar anbieten. Für einen fast lächerlich zu nennenden Unkostenbeitrag erkläre ich allen Interessenten (und solchen, die es werden wollen) dieses Hirngespinst und weitere, die ich mir bis dahin noch ausdenke.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.12.2008 um 17.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=957#13575

Inzwischen hat Frau Walgenbach schon über 40.000 Teilnehmer zu verzeichnen. In der Schweiz gibt sie auch Seminare (490 Franken pro Teilnehmer).
Unter http://www.journalismusausbildung.de/
erfährt man daß sie uns hilft, zwischen "scheinbar und anscheindend" (!) zu unterscheiden:
"Manch einer verzweifelt wieder und wieder an Begriffspaaren und deren gleich klingenden aber anders meindenden Bedeutung."
Was meindet das?
 
 

Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 27.01.2008 um 10.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=957#11302

Frau Walgenbach tut nichts anderes, als tausende Deutschlehrer auch tun. Und wenn sie bereits 20.000 Teilnehmer hatte, scheint es ein recht florierendes Geschäft zu sein. Sie fand halt eine Marktlücke, die sie ausfüllt und damit Geld verdient, warum denn nicht?
Und die 20.000 Irregeleiteten sind lediglich ein Teil jener ca. 100 Mio., die auch irregeleitet wurden. Das kann man ihr nicht in die Schuhe schieben.
Ob sie selbst von dem überzeugt ist, was sie lehrt, wäre eine interessantere Frage.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.01.2008 um 11.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=957#11269

Kann es sein, daß mein Wortspielchen nicht überall verstanden wird, weil der Sprachgebrauch regional verschieden ist? Der berühmteste Beleg für "umsonst" = 'vergebens' ist mir aus frommen Kindertagen im Ohr geblieben:

Bei dir gilt nichts denn Gnad und Gonst,
Die Sünden zu vergeben.
Es ist doch unser Tun umsonst
Auch in dem besten Leben.
Vor dir niemand sich rühmen kann,
Des muß dich fürchten jedermann
Und deiner Gnaden leben.

Das ist der Kern der Lutherschen Rechtfertigungslehre, in Verse gegossen, nicht wahr? ("Aus tiefer Not ...")
 
 

Kommentar von rrbth, verfaßt am 25.01.2008 um 11.16 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=957#11268

Karsten Bolz im Beitrag:
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=957#11263
„Stehe ich mit meiner Sichtweise alleine da?“

Bestimmt nicht.

Wenn der Satz schon unbedingt so lauten soll, wie wär's mit dieser Version:

An ihren Schulungen haben bereits etwa 20.000 Teilnehmer aus dem Printbereich, aus Bundes- und Landesbehörden, aus Rundfunkanstalten und aus Unternehmen aus der Privatwirtschaft teilgenommen.

Aber „schön“ ist (nicht nur) das (auch) nicht.

Mich verwundert es immer wieder, wie schlampig und lieblos Werbetexte verfaßt sind – auch die, bei denen es um Sprache geht.
 
 

Kommentar von Hallelujah, verfaßt am 25.01.2008 um 10.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=957#11266

Typisches Beispiel für ein Defizit im logischen Strang. Nur wenn man "umsonst" viele verschiedene Bedeutungen beimißt, muß man sich beim Übersetzen entscheiden. Wenn man weiß, daß "umsonst" eigentlich etwas anderes ist als "vergebens", stellt sich dieses Problem gar nicht.

Der "Beweis" ist also keiner.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 25.01.2008 um 10.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=957#11265

Daß "umsonst" mehrdeutig ist, merkt man sofort, wenn man es in irgendeine andere Sprache übersetzen will. Dann muß man sich zwischen verschiedenen Wörtern entscheiden.
 
 

Kommentar von Hallelujah, verfaßt am 25.01.2008 um 09.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=957#11264

Ich möchte mal anmerken, daß es im Rheinischen das Wort "umsonst" überhaupt nicht gibt. Dort sagt man "ümmesünz".
 
 

Kommentar von Karsten Bolz, verfaßt am 25.01.2008 um 09.48 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=957#11263

Auf der von Herrn Ickler genannten Seite ist mir folgender Satz aufgefallen:
An ihren Schulungen haben bereits etwa 20.000 Teilnehmer aus dem Printbereich, Bundes- und Landesbehörden, Rundfunkanstalten sowie Unternehmen aus der Privatwirtschaft teilgenommen.
Solche Sätze finde ich immer grammatisch etwas schief, da sich für mich aus dem auch auf Bundes- und Landesbehörden und Rundfunkanstalten bezieht. Ich hätte den Satz geschrieben:
An ihren Schulungen haben bereits etwa 20.000 Teilnehmer aus dem Printbereich, aus Bundes- und Landesbehörden und Rundfunkanstalten sowie Unternehmen aus der Privatwirtschaft teilgenommen.
Stehe ich mit meiner Sichtweise alleine da?
 
 

Kommentar von Karsten Bolz, verfaßt am 25.01.2008 um 09.40 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=957#11262

Frau Walgenbachs Seminar war wohl schon umsonst (für beide Seiten), aber für die Teilnehmer eben nicht kostenlos...
 
 

Kommentar von Christoph Kukulies, verfaßt am 25.01.2008 um 09.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=957#11261

Umsonst:

"Umsonst ist nur der Tod, und der kostet noch das Leben".

Von wem stammt das eigentlich? Tatsächlich aber wird umsonst, besonders hier im Rheinischen, gerne im Sinne von "vergeblich" gebraucht.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 25.01.2008 um 01.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=957#11257

"die zugrunde liegenden Regeln"
(http://mediaworkshop.newsaktuell.de/workshop.htx?id=918&show=details) dieser Seminare kann ich mir gut vorstellen. Man sollte sie besser dort liegen lassen.
 
 

Kommentar von T.P., verfaßt am 24.01.2008 um 19.35 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=957#11250

Vergeblich, aber nicht umsonst ...
 
 

nach oben


Ihr Kommentar: Sie können diesen Beitrag kommentieren. Füllen Sie dazu die mit * versehenen Felder aus und klicken Sie auf „Kommentar eintragen“.

Sie können in Ihrem Kommentar fett und/oder kursiv schreiben: [b]Kommentar[/b] ergibt Kommentar, [i]Kommentar[/i] ergibt Kommentar. Mit der Eingabetaste („Enter“) erzwingen Sie einen Zeilenumbruch. Ein doppelter Bindestrich (- -) wird in einen Gedankenstrich (–), ein doppeltes Komma (,,) bzw. ein doppelter Akut (´´) werden in typographische Anführungszeichen („ bzw. “) umgewandelt, ferner werden >> bzw. << durch die entsprechenden französischen Anführungszeichen » bzw. « ersetzt.

Bitte beziehen Sie sich nach Möglichkeit auf die Ausgangsmeldung.
Für sonstige Diskussionen steht Ihnen unser Diskussionsforum zur Verfügung.
* Ihr Name:
E-Mail:
(Wenn Sie eine E-Mail-Adresse angeben, wird diese angezeigt, damit andere mit Ihnen Kontakt aufnehmen können.)
* Kommentar:
* Spamschutz:   Hier bitte die Zahl einhundertvierundfünfzig (in Ziffern) eintragen.
 


Zurück zur vorherigen Seite | zur Tagebuchübersicht


© 2004–2018: Forschungsgruppe Deutsche Sprache e.V.

Vorstand: Reinhard Markner, Walter Lachenmann, Jan-Martin Wagner
Mitglieder des Beirats: Herbert E. Brekle, Dieter Borchmeyer, Friedrich Forssman, Theodor Ickler, Michael Klett, Werner von Koppenfels, Hans Krieger, Burkhart Kroeber, Reiner Kunze, Horst H. Munske, Adolf Muschg, Sten Nadolny, Bernd Rüthers, Albert von Schirnding, Christian Stetter.

Webhosting: ALL-INKL.COM