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11.01.2008
Ausgeschlossen?
Gallmann über faktische Silbentrennung
"Die Darstellung der damals geplanten Änderungen ist weitgehend beschreibend; kritische Bemerkungen gibt es einzig zur neuen (in gedruckten Texten faktisch auch weiterhin ausgeschlossenen) Möglichkeit, einfache Vokalbuchstaben abzutrennen (zum Beispiel ‹U-fer›)." (Aus Peter Gallmanns Besprechung der IDS-Grammatik, Zeitschrift für Sprachwissenschaft 2000)
Wie wir alle wissen, war die revolutionäre Augstsche Silbentrennung keineswegs in gedruckten Texten ausgeschlossen, sondern sie wurde faktisch weithin praktiziert. Die Rücknahme hat unsere kleine Arbeitsgruppe vorgeschlagen, und der Rat folgte sang- und klanglos, aber die verhunzten Bücher stehen faktisch noch in den Regalen.
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Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 19.01.2013 um 08.26 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=948#22396
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Wenn die Abtrennung einzelner Buchstaben "faktisch ausgeschlossen" ist, warum taucht sie dann im famosen "Handbuch Rechtschreiben" des ehemaligen "Berufsschullehrer[s] (Lehrbeauftragter III) im Fach Deutsche Sprachlehre für Typografen und Polygrafen" (so Gallmann auf der Homepage seines Instituts) auf?
S. 44: ä-gyptische
S. 50: o-der
S. 87: a-ber
S. 133 o-der
S. 140: a-ber
S. 178: a-ber
[auf S. 210 steht der Bindestrich alleine am Ende einer Zeile]
S. 212. o-der
Ich beziehe mich auf die von Gallmanns Website herunterladbare PDF-Version des Handbuches, und die gedruckte Version liegt mir nicht vor. Da es 1996 m.W. noch kein reformiertes Textverarbeitungsprogramm gab, mögen die Trennungen aus der Verwendung von Word 2003 mit entsprechenden Voreinstellungen herrühren, aber da die PDF-Version den Ursprungstext auf die "Änderungen 2006" aktualisiert, hätten diese Trennungen erst recht nicht mehr vorkommen dürfen, und selbst in Word kann man die Mindestzahl der am Ende einer Zeile stehenden Buchstaben einstellen.
Die PDFs enthüllen darüber hinaus eine weitere interessante Information, denn laut PDF-Metadaten wurden sie am 28.11.2005 erstellt, und auch die Originaldatei hieß "Microsoft Word - Handbuch_2005_v19.doc". Gallmann wußte also wohl schon zu diesem Zeitpunkt ganz genau, wie die Revision aussehen würde!
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Kommentar von Tobias Bluhme, verfaßt am 01.07.2009 um 13.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=948#14710
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Niedlich, was sich die Computer Zeitung in Ausgabe 26 vom 22.6. 2009 traut:
"Es steht dann dann den En-
dusern frei, dieses Paket zu instal-
lieren [...]"
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Kommentar von Christoph Schatte, verfaßt am 11.01.2008 um 19.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=948#11120
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Nicht alle Länder sind so reich wie Deutschland, wo man jedes Jahr alle Lehrbücher einstampfen kann, weil die kultwahrenden Oberpriester jährlich die Schreibung (nach)reformierten. Also gibt es im (armen) Ausland massenweise Lehrmaterialien ("Lehrwerke" – unter dem geht’s nimmer), die "U-fer" etc. trennen.
Als die völlig neue Schreibung des Deutschen initiiert wurde, meinten die Arglosen im (armen) Ausland, daß die Deutschen diesmal – wie gehabt – das Ding durchziehen bis zur bittersten Konsequenz. Aber es kam anders, denn die Karre wurde in den Dreck gefahren bzw. das Dingen gung schuf.
Da die Deutsch lehrenden Anstalten im Ausland sich für das ganz neue Neueste vor Jahren (d.h. im hingegangenen Jahrtausend) ordentlich verausgabt haben, sind sie angesichts weiterer Basteleien am Jahrhundertwerk nicht willens, wieder in den Säckel zu greifen. Ihnen bleibt nur resignativ ein "So ist es nun mal" zu stöhnen.
Nur das Goethe-Institut zur Pflege von diesem und jenem kann allen Reformspasmen auf Schritt und Tritt folgen. Vater Staat bezahlt.
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