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08.07.2007
Im Zweifel groß
(auch bei elliptischen Attributen)
Diese heimliche Maxime wirkt sich immer stärker auf die Texte aus.
Das ist wie mit der Getrenntschreibungsmaxime, die aber immerhin noch der alten entsprach. Nun treffen wir nicht nur auf die unzähligen Mal, sondern auch im Bereich der elliptischen Attribute greift die von Gallmann bereits erwogene allgemeine Großschreibung um sich (das grüne Kleid und das Rote).
Gegenwart ist immer die je Meinige.(SZ 3.7.07)
(Der Artikel von Beat Wyss über die Documenta 12 geht später vom Jargon der Eigentlichkeit in den geistesverwandten Adorno-Jargon über: Denn Geld bekommt erst Sexappeal, wenn es in sinnlich verwandelter Form sich vorführt: als Luxus. Man wundert sich, was 2007 noch möglich ist.)
In derselben Ausgabe der Süddeutschen Zeitung findet man aber auch rauh, Greuel, und das Motu Proprio des Papstes ist bis auf Heyse auch in herkömmlicher Schreibweise abgedruckt (im übrigen usw.).
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 06.08.2022 um 15.36 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=873#49537
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1 Minute Duschen, 1 Grad Wärme oder Kälte – So viel können Sie Zuhause sparen (welt.de)
Das ist inzwischen die Standardschreibweise, man sieht es kaum noch anders.
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Kommentar von Robert Roth, verfaßt am 04.04.2009 um 22.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=873#14247
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"Die wendigen Profis für Ihr Zuhause
Ob Zuhause, in Ferienwohnungen, im Hobbyraum oder als Zweit(staub)sauger..."
Zitat aus dem Prospekt von Kärcher.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.04.2009 um 09.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=873#14241
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Wenn man in den Dudenwörterbüchern nachsieht, wird man überall reformgetreu etwa folgende Auskunft finden:
"meinige, der, die, das; -n, -n (geh. veraltend): der, die, das meine (2): ich werde das Meinige/(auch:) das m. (mein Teil) dazu beitragen; sie wird die Meinige/(auch:) die m. (meine Frau)."
© Duden - Deutsches Universalwörterbuch 2001
Angesichts der sonstigen Großschreibungsmanie haben wir uns ja (wie auch bei dutzend) schon früh gewundert, warum dieses Substantiv nun auch klein geschrieben werden kann. Die problematische Wortartbestimmung "Possessivpronomen" lasse ich hier mal außer Betracht.
Zynisch ist es, die Leser mit solchen Auskünften allein zu lassen.
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Kommentar von Karin Pfeiffer-Stolz, verfaßt am 13.09.2007 um 14.28 Uhr
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„... heute scheint es als "cool" zu gelten, die Rechtschreibung nicht exakt zu beherrschen.“
Das schon, aber nur sofern das „Nicht-Beherrschte“ keine Anklänge an die ach so alte und verabscheuungswürdige Rechtschreibung vermuten läßt. Wer auf Teufel komm heraus die Großschreibung pflegt, Wortganze zerstückelt und „ausserdem“ schreibt, wird nicht behelligt.
Telefonat von heute. Eine Nordlichtin, Schulleiterin. Barschen Tons verlangte sie die Geschäftsleitung des Verlags zu sprechen. Spitz verkündete sie danach, die Druckwerke des Stolz Verlags seien äußerst fehlerhaft – pfui! Wie wir das vertreten könnten!
Als Beleg nannte Sie ein Heft, in dem sich irgendwo mittendrin ein „muß“ listig versteckt hatte zwischen all den plattgedrückten „muss“ und „dass“. Doch das sei noch nicht alles: Es werde nach Doppelpunkt nicht konsequent groß geschrieben!
Die Empörung der Staatsangestellten war groß, und ich fühlte mich nach dem Telefonat wie eine Schnecke.
(Wer hätte vormals der Groß- oder Kleinschreibung nach Doppelpunkt besonderes Augenmerk geschenkt? Man sieht, wie weit es mit der „Toleranz“ in Rechtschreibsachen gekommen ist. Was hatten wir vormals ein liberales Paradies!)
Niemals vor 1996 wäre auch nur annähernd etwas ähnliches vorgekommen. Fehler machen wir im Stolz Verlag – wie anderswo – immer mal wieder. Wenn man vormals Glück hatte, teilte einem dies ein freundlicher Lehrer lakonisch mit, für die Korrektur der nächsten Auflage.
Heute erscheinen „Rechtschreibfehler“ in Form „alter“ Schreibungen den intellektuellen Schnüfflern und Staatsorthodoxen als untrüglicher Hinweis für Abweichlertum und moralische Fragwürdigkeit. Und als unglaubliche Frechheit.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 13.09.2007 um 13.54 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=873#10186
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Früher galt es in manchen Gesellschaftskreisen als "chic", von Mathematik nichts zu verstehen, heute scheint es als "cool" zu gelten, die Rechtschreibung nicht exakt zu beherrschen. Früher galten Mathematikbegeisterte als Spinner, heute die Leute, die in der Rechtschreibung alles hinterfragen und ganz richtig machen wollen.
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Kommentar von Hans-Jürgen Martin, verfaßt am 13.09.2007 um 13.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=873#10185
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In Düsseldorf beendete kürzlich eine Dozentin eine eMail mit dem Spruch "Bis dem Nächst!" – und dies war nicht als Persiflage auf die RSR gedacht ...
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Kommentar von K.Bochem, verfaßt am 12.09.2007 um 23.44 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=873#10183
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Schon wieder ein Jähriger:
"Weil der 31-Jährige nicht erschienen war, erging das Urteil per Strafbefehl."
"Die Beamten stellten bei dem 31-Jährigen einen Atemalkoholwert von gut 1,4 Promille fest."
(Beides im KStA, 10.September 2007, Rubrik "Köln", S.24)
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Kommentar von K.Bochem, verfaßt am 12.09.2007 um 23.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=873#10182
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Wovor eine Präposition steht, das ist ein Substantiv.
... auch wovor der/die/das steht:
"Momentan steht hier der Letzte von 18 Kränen."
(KStA, 8./9. September 2007, Rubrik "Köln", S.33)
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 12.09.2007 um 19.09 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=873#10180
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"Wovor eine Präposition steht, das ist ein Substantiv." Heute gefunden: "Bei Zeiten" Wo liegt das nun wieder?
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Kommentar von Christoph Schatte, verfaßt am 13.07.2007 um 20.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=873#9502
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Der Satz "Gegenwart ist immer die je Meinige" (SZ 3.7.07) ist mindestens zwiefach verunfallt.
Wahrscheinlich ist gemeint "Gegenwart ist immer die jeweils meine". Die SZ scheint eines stark verstaubten Deutsches zu pflegen ("meinige) und syntaktische Verkorksungen zu lieben ("die je meine"). Solchen Kreationen erhalten dann durch groteske Schreibung das Flair der Moderne.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 11.07.2007 um 10.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=873#9428
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Ich muß gerade ein Formular ausfüllen. Keins zum Reklamieren einer defekten Taschenlampe oder so, sondern schon ein sehr amtliches. Darin steht:
"nicht Zutreffendes streichen"
Das hatte ich mir fast gedacht, daß das Zutreffende stehenbleiben soll. Wichtiger wäre wohl ein Hinweis zum Nichtzutreffenden gewesen.
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Kommentar von Tobias Bluhme, verfaßt am 09.07.2007 um 16.22 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=873#9393
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Heute im Heise Newsticker:
Ähnlich wie in Deutschland ist auch in den USA der Mobilfunkmarkt unter einer Hand voll großer Player aufgeteilt [...].
Stelle ich mir lustig vor...
http://www.heise.de/newsticker/meldung/92408/
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