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30.06.2007
Obskur
Karin Wolff läßt nicht locker
Die hessische Kultusministerin, frühere Religionslehrerin und trickreichste Einpeitscherin der Rechtschreibreform, hat wieder einmal bekräftigt, daß im Biologieunterricht auch der biblische Schöpfungsbericht behandelt werden müsse.
Biologielehrer sind nicht ohne weiteres qualifiziert, "theologische und philosophische Fragen jenseits der Naturwissenschaft" zu erörtern. Man müßte also auch ihre Ausbildung ändern, ein theologisches Grundstudium würde künftig dazugehören. Es kann sich aber auch nicht auf Biologie beschränken, denn alle Unterrichtsfächer haben Aspekte, zu denen die Religion ebenfalls etwas zu sagen hat. In Passau werden in Zukunft bereits die Ethik-Lehrer an der theologischen Fakultät ausgebildet. Die Mediziner brauchen erst recht eine theologische Grundausbildung. Die Sprachwissenschaft wird sowohl im Schöpfungsbericht als auch beim Turm von Babel fündig.
In den Berichten über Wolffs Vorstoß ist ständig vom "christlichen Schöpfungsbericht" die Rede. Gibt es so etwas?
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Kommentar von Christoph Schatte, verfaßt am 01.07.2007 um 10.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=865#9266
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Hessen scheint, ob rot oder schwarz geführt, ein auserwähltes Lend zu sein, das hinsichtlich seiner Kultusminister eine ganz besonders glückliche Hand hat. Man betrachte die Plejade von Koryphäen, die dort bisher dieses Amt begleitete.
Da die Heilige Schrift nun auch als Fachbuch für Biologie und vielleicht auch Physik mißbraucht werden darf, steht nicht nur weiterem Obskurem, sondern auch vielfältigen Blasphemien nichts mehr im Wege. Man nehme aus den Psalmen den Satz "Du bist mein Sohn, heute hab ich dich gezeuget" und werte ihn biologisch aus!
Das Überdenkenswerte an der Wolffschen Schöpfung "Schöpfungsbereicht" ist, daß jemand dabei gewesen sein muß, und zwar ein Bekennender der (im jeweiligen Bundesland entsprechenden) christilichen Religion.
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Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 02.07.2007 um 15.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=865#9284
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Als rein christliche Ergänzung der alttestamentlichen Schöpfungs„berichte“ (Genesis/1. Mose Kap. 1 und Kap. 2) gilt der Anfang des Johannesevangeliums:
Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht ergriffen.
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Kommentar von David Konietzko, verfaßt am 02.07.2007 um 17.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=865#9287
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Seit Einführung der „Unterrichtsgarantie plus“ gibt es in Hessen keinen Unterrichtsausfall mehr. Auf dem Vertretungsplan eines hessischen Gymnasiums steht daher nicht mehr „fällt aus“, sondern „eigenverantwortliches Arbeiten“. Selbstverständlich setzen sich dann sämtliche Schüler in die Schulbibliothek und arbeiten den Stoff selbständig durch.
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Kommentar von Tobias Bluhme, verfaßt am 02.07.2007 um 17.36 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=865#9288
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Schöpfungsgeschichte im Biologie-Unterricht?
Vorschlag der hessischen Kultusministerin - Europaabgeordnete sehen Kreationismus als Gefahr für die Demokratie
02.07.2007
(bikl.de) Der saarländische Kultusminister Jürgen Schreier (CDU) hat sich kritisch zu den Vorschlägen seiner Parteifreundin und hessischen Amtskollegin Karin Wolff geäußert, die biblische Schöpfungsgeschichte im Biologie-Unterricht zu behandeln.
http://bildungsklick.de/a/54015/schoepfungsgeschichte-im-biologie-unterricht/
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Kommentar von Tobias Bluhme, verfaßt am 02.07.2007 um 19.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=865#9290
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Nobelpreisträger gegen Schöpfungslehre im Bio-Unterricht
2. Juli 2007
Der in Frankfurt arbeitende Nobelpreisträger Hartmut Michel hat sich gegen eine Behandlung der christlichen Schöpfungslehre im Biologieunterricht ausgesprochen. „Ich denke, der richtige Platz dafür ist Religion“, sagte Michel am Montag bei der Tagung der Nobelpreisträger in Lindau der Deutschen Presse-Agentur dpa. „Die christliche Schöpfungslehre ist keine wirkliche Wissenschaft.“
(faz.net)
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 02.07.2007 um 22.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=865#9293
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Schüler können Unterrichtsinhalte bei Wikipedia und in der dort zitierten Fachliteratur nachprüfen und ihren Lehrern kritische Fragen stellen. Fachlich Unhaltbares brauchen sie nicht hinnehmen.
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Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 03.07.2007 um 08.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=865#9294
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Beim Thema Deutsche Rechtschreibung sollte man den Informationen der Wikipedia besser nicht trauen.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 04.07.2007 um 01.49 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=865#9301
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Dazu paßt die Meldung, daß sich Frau Wolff eine Handauflegerin zur Lebensgefährtin gewählt hat.
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Kommentar von WL, verfaßt am 04.07.2007 um 12.08 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=865#9302
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»Dazu paßt die Meldung, daß sich Frau Wolff eine Handauflegerin zur Lebensgefährtin gewählt hat. «
Auch ein solcher Kommentar paßt gut zum Thema Obskurantismus, vor dem man offenkundig nirgendwo sicher sein kann. Zur Förderung irgendwelcher Erkenntnis trägt er jedenfalls nichts bei, eher zur Vernebelung. Brauchen wir hier eigentlich nicht.
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Kommentar von jms, verfaßt am 04.07.2007 um 12.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=865#9303
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Auch wenn es nur ein Link ist – Privatangelegenheiten sollte man dem Boulevard überlassen. Hier sind sie deplaziert.
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Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 04.07.2007 um 16.40 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=865#9305
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Doch, der Hinweis von R. M. paßt schon hierher – schließlich ist Homosexualität aus alttestamentlicher Sicht verabscheuungswürdig (Leviticus/3. Mose 18, 22). (Zumindest vermute ich, daß das der verbindende Gedanke ist.)
Ein passenderer Link ist allemal der folgende, weil er sowohl thematisch (Schöpfungsgeschichte) als auch orthographisch einiges zu bieten hat: Die „Natürliche Schöpfungsgeschichte“ von Ernst Haeckel, zu finden unter http://www.zum.de/stueber/haeckel/natuerliche/natuerliche.html (Volltext, leider mit HTML-Fehlern).
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Kommentar von Walter Lachenmann, verfaßt am 04.07.2007 um 17.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=865#9308
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Karin Wolff ist als Kultusministerin eine Peinlichkeit. Für ihr Engagement für die Rechtschreibreform, bei dem sie durch ihre blanke Unkenntnis der Materie in höchst dubiosem Licht alles andere als glänzte, verdient sie jede noch so herbe Kritik. Man sollte die Sendung gesehen haben, in der sie, unterstützt von der orthographisch nicht minder ahnungs- jedenfalls kulturpolitisch erschreckend verantwortungslosen Sigrid Löffler und einem „Moderator“, der wußte, welchen Trend er durch Zuteilung entsprechender Redezeiten unterstützen sollte, die redlichen und sachlich schlüssigen Argumente des Reformkritikers Hans Krieger ins Lächerliche zu ziehen versuchte. Hier hätte sie, wenn schon nicht ihre fachliche Qualifizierung (ohne die man es leider in jeglichem Bereich zu einem Ministeramt bringen kann), so wenigstens ihre christliche Grundhaltung an den Tag legen können, indem sie ernsthaften Argumenten mit ernsthaften Gegenargumenten begegnet wäre. Stattdessen hatte sie, im Bewußtsein ihrer stärkeren strategischen Position, dafür nur Häme und sachlich völlig verfehlte Behauptungen übrig.
Wenn sie nun dafür eintritt, die biblische Schöpfungsgeschichte in den Biologieunterricht aufnehmen zu wollen, zeigt dies nur ein weiteres Mal, mit was für einer Fehlbesetzung wir es mit einer solchen Kultusministerin zu tun haben.
Ihr Privatleben geht uns aber nichts an, und es steht uns nicht zu, über die Beschaffenheit der Beziehung zu ihrer Freundin zu spekulieren. Und Osteopathie hat mit obskuren Heilmethoden nichts zu tun - was soll das überhaupt sein: eine „Handauflegerin“? Solche Scherze sind überflüssig und wirken schließlich doch als obskurantistischer Versuch einer nebulösen Diffamierung. Lassen wir das doch lieber, es disqualifiziert unser Anliegen. Es liegt genug Handfestes für eine Kritik vor.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 04.07.2007 um 18.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=865#9310
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Selbstverständlich ist Osteopathie eine obskure Heilmethode (und dies die Verbindung zum Tagebucheintrag). Eine Osteopathin als Handauflegerin zu bezeichnen ist daher auch kein Scherz, sondern der Versuch einer angemessenen Übersetzung.
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Kommentar von WL, verfaßt am 04.07.2007 um 19.24 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=865#9312
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Es liegt mir nun wirklich fern, mich weder für Frau Wolff noch für die Osteopathie in die Bresche zu schlagen. Nur sollten wir hier, wenn wir in der Öffentlichkeit ernstgenommen werden wollen, uns möglichst nur über die Bereiche so selbstgewiß äußern („selbstverständlich ist…“), von denen wir mehr Ahnung haben, als etwa Frau Wolff von der Rechtschreibreform. Sie hielt auch uns Kritiker für Obskurantisten.
Immerhin spricht für die Osteopathen eine sympathische Darstellung auf br-online. Zu den Merkmalen, an denen man ihrzufolge einen guten Osteopathen erkennt, gehören u.a.:
Sie oder er:
- äußert sich nicht abfällig über die Schulmedizin,
- bringt keine religiösen Aspekte in die Behandlung hinein.
Es gibt also vorläufig keinen Grund, zumal für uns Außenstehende, uns abfällig über die Osteopathie zu äußern. Soll doch jeder Schuster bei seinem Leisten bleiben.
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Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 04.07.2007 um 22.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=865#9314
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Ich stimme Reinhard Markner zu. Ich fand seinen Hinweis auf die Meldung in der BILD-Zeitung witzig und teile seine Einschätzung der Osteopathie. Das kann man übrigens aus der Darstellung in br-online erschließen:
Die Osteopathin arbeitet nicht mit Medikamenten oder Instrumenten, sondern nur mit ihren Händen: Sie erspürt Strömungen, Bewegungen und Spannungen im Körper ...
Listening: in den Körper "hineinhorchen". Erster Schritt zur Diagnose: Die Osteopathin "hört" das Gewebe der Patientin ab.
Das wird man doch als obskures Vorgehen bezeichnen dürfen. Allenfalls der Zusatz selbstverständlich ist übertrieben, weil das nicht jeder so sieht.
Aus der Serviceseite bei br-online ergibt sich, daß man vor gewissen Osteopathen warnen sollte. Nämlich dann, wenn sie zum Beispiel
... sich abfällig über die Schulmedizin äußern,
... religiöse Aspekte in die Behandlung hineinbringen.
Solche Osteopathen gibt es offenbar recht häufig, sonst wären die Warnungen überflüssig. Und diese beiden Punkte stellen wiederum die inhaltliche Verbindung zum Tagebucheintrag her: Ministerin Wolff will die Wissenschaften an der Schule durch Religion untermauern, man könnte auch sagen: verdunkeln.
Auch obskure Methoden können heilsam sein, ebenso wie diverse Religionen. Dies wird mit der Bezeichnung "obskur" nicht bestritten.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.07.2007 um 00.36 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=865#9316
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Es geht leider in der Sprache manchmal auch etwas durcheinander. So bedeutet Osteopathie zunächst einmal eine Knochenerkrankung. Erst später wurde dann das gleiche Wort, wohl in Ermangelung eines besseren, auch für die entsprechenden Heilverfahren benutzt.
Genauso ist ein Osteopath entweder der an dieser Krankheit Leidende oder der die Osteopathie behandelnde Arzt oder Heilpraktiker.
(Vergleiche auch Psychopath: der Kranke, Homöopath: der Behandelnde.)
Soweit hat also Osteopathie überhaupt noch nichts Obskures an sich, denn die einen (kranken) Osteopathen können nichts dafür und wenn man die anderen (die Behandelnden) allgemein mit Handauflegern gleichsetzt, tut man sicherlich einigen davon sehr unrecht.
Den Satz "Osteopathen heilen ohne Medikamente, nur mit den Händen." würde ich also, wenn überhaupt, dann nur mit der seiner Quelle ("Bild") gebührenden Vorsicht zur Kenntnis nehmen.
Die Bezeichnung Osteopath ist eben nicht gesetzlich geschützt. Darunter befinden sich sicherlich gute Heilpraktiker genauso wie obskure Scharlatane. Mit welcher Sorte von Osteopathin es Frau Wolff zu tun hat, weiß ich nicht, aber man sollte wohl einen Menschen nicht vorschnell (vor allem nicht nur anhand eines Bild-Artikels) beurteilen.
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Kommentar von jms, verfaßt am 05.07.2007 um 01.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=865#9317
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Handauflegen hin oder her, hier geht es um etwas anderes: Es ist unterste Schublade, den (politischen) Gegner zu desavouieren, indem man dessen Privatsphäre in Mißkredit bringt, selbst wenn es dazu Anlaß gibt. Manche in der CSU mögen zu diesem Mittel greifen, aber auf dieses Niveau sollte man sich hier nicht begeben. Wie Walter Lachenmann richtig sagt, disqualifiziert man sich dadurch nur selber.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.07.2007 um 01.16 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=865#9318
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Na ja, Sexualität in einer Beziehung ist privat und geht niemanden etwas an außer die Beteiligten selbst. Das bezweifelt hier auch gar niemand.
Aber Osteopathie und Biologieunterricht sind keinesfalls Privatsachen, und wenn es berechtigt wäre, müßte man es schon kritisieren, auch Satire wäre dabei erlaubt.
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Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 05.07.2007 um 09.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=865#9322
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Welchen Partner ein Politiker hat, kann schon etwas darüber aussagen, wie er selber tickt. Es geht hier überhaupt nicht um Sexualität und Diffamierung, sondern um einen Hinweis darauf, daß die Ministerin (schon als sie eine solche Behandlung wählte) sich auf einer Wellenlänge mit einer Anhängerin der sogenannten alternativen Medizin befindet, deren Methode von der "engstirnigen" wissenschaftlichen Medizin sowie von den Krankenkassen nicht unterstützt wird. Das paßt in der Tat zum Thema des Tagebucheintrags ("Wissenschaft ohne Religion ist zu wenig!"). Es paßt in der weiteren Folge auch zu dem großen Hochmut, mit dem Politiker wie Karin Wolff die Einwände der seriösen Wissenschaftler gegen die Rechtschreibreform an sich abperlen lassen, um ihrerseits schädliches Zeug als heilsam und notwendig anzupreisen und mit Gewalt durchzusetzen.
Ich habe den Hinweis von Reinhard Markner, keine eineinhalb Zeilen lang, wie gesagt als witzige Einstreuung verstanden. Man muß es mit dem Ernstnehmen nicht übertreiben, weder in der Zustimmung noch im erzürnten moralischen Protest.
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Kommentar von Walter Lachenmann, verfaßt am 05.07.2007 um 09.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=865#9323
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Jetzt muß man sich aber um die geistige Beschaffenheit unserer Diskutanten schon ernstlich Sorgen machen. Biologieunterricht ist tatsächlich keine Privatangelegenheit. schon gar nicht, wenn sich eine Kultusministerin dazu äußert, aber der Beruf, den eine Freundin der Kultusministerin ausübt, ist das doch wohl ohne Zweifel, zumal solange dieser nichts Anrüchiges an sich hat. (Und von welcher sexuellen Beschaffenheit diese Freundschaft ist, geht schon gar niemanden etwas an. Man kann auch harmlos fröhlich sein.)
Wäre sie mit einer Pastorin befreundet, würde man derartige Insinuationen bestimmt nicht anstellen, dabei hat der Beruf einer Pastorin, je nach Standpunkt des Betrachters, mehr mit Obskurantismus zu tun, als der einer Osteopathin, die keine biblischen Wunderheilungen vollbringt zum Beweis der christlichen Wahrheit.
Meine Frau hat ihre starken Beschwerden eine Zeitlang durch eine Osteopathin behandeln lassen und dabei sehr gute Erfahrungen gemacht. Es handelte sich wohl um so etwas wie eine Mischung aus autogenem Training und Krankengymnastik. Leider wohnte die Therapeutin sehr weit weg von hier und war ein bißchen teuer.
Mit ist dieses dilettantische Waschweibergeläster hier ziemlich peinlich. Ich möchte damit nichts zu tun haben, das konnte ich wohl deutlich machen.
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Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 05.07.2007 um 10.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=865#9324
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Ich mache mir keine Sorgen um die geistige Beschaffenheit der Diskutanten hier im Forum, sondern um die geistige Beschaffenheit von Politikern wie Karin Wolff. Es gibt hier wichtige oder zumindest aufschlußreiche Parallelen. Karin Wolff hat mit dafür gesorgt, daß eine "Rechtschreibung" an den Schulen durchgesetzt wird, die wissenschaftlich gesehen schädlicher Murks ist. Karin Wolff möchte durchsetzen, daß die wissenschaftliche Orientierung an den Schulen zugunsten der Orientierung an der Bibel eingeschränkt wird. Karin Wolff vertraut nicht der Schulmedizin, sondern sie vertraut ganz besonders einer Heilpraktikerin. Letzteres ist eine Fußnote, aber es vervollständigt das Bild einer Politikerin, die von Wissenschaft nichts hält.
Bei der Rechtschreibreform sehen wir den Schaden, nachdem sie durchgesetzt wurde. Einen noch größeren Schaden hätten wir, wenn Anhänger der sogenannten alternativen Heilmethoden die Macht hätten, die Schulmedizin aus ihren Rechten zu vertreiben und sie durch ihre Lieblingsmethoden zu ersetzen, was Gott sei Dank nicht der Fall ist.
Daß einzelne Patienten gute Erfahrungen mit alternativen Heilmethoden gemacht haben, genügt nicht, um sie insgesamt anzuerkennen. Einzelne Anwender haben das Gefühl, daß sie von der Rechtschreibreform profitieren. Das ist noch lange kein Beweis für die Behauptung, daß die Reform harmlos oder gar gut sei.
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Kommentar von Walter Lachenmann, verfaßt am 05.07.2007 um 11.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=865#9325
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Nach dieser Einlassung meines Freundes Wolfgang Wrase kann ich nur wiederholen: Mit derartiger Argumentationsqualität, die ich weiterhin lieber als Waschweibergeläster bezeichne, möchte ich nichts zu tun haben. Wer hat denn behauptet, die Osteopathie wolle die Schulmedizin verdrängen? Das ist dieselbe infame und diskriminierende Vermutungsargumentation, mit der man in jeder Kopftuchträgerin eine potentielle Terroristin sieht.
Mir tut es ehrlich leid, daß auf dieser Seite, deren Entstehen ich mitverantwortet habe, die ein Verein betreibt, den ich mit ins Leben gerufen habe und in dessen Vorstand ich bin, und in deren Impressum mein Name steht, von Offiziellen und Nahestehenden ein solcher Zinnober verbraten wird. Interessant daran ist nur, wie nahe offenbar auch "eigentlich" ganz kluge und anständige Menschen am Produzieren von - im nachhinein als "Scherze" relativierten - Gerüchten und Diffamierungen sein können. Wobei der sogenannte "Scherz" mit demselben lapidaren Allwissergestus in die Diskussion geworfen wird, wie die wissenschafltich daherkommenden Weisheiten, die offenbar ernstgenommen werden wollen. Wenn man das jetzt wenigstens mal auf sich beruhen lassen könnte - nein - man beharrt darauf, irgendwo im Recht zu sein.
Mir ist das peinlich und auch zu blöd.
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Kommentar von B. Eversberg, verfaßt am 05.07.2007 um 11.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=865#9326
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Politische Vernunft ist eine Kategorie für sich. Nichts darf unter ihre Räder geraten, das zeigt sich hier wieder mit aller Drastik, was im normalen zwischenmenschlichen Verkehr und/oder im wissenschaftlichen Diskurs konfliktarm bewältigt werden kann. Es wird in jeder Hinsicht viel zu teuer und garantiert suboptimal. Aber wer hätte das noch nicht gewußt, wir haben nur ein neues Groß-Exempel.
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Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 05.07.2007 um 13.42 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=865#9327
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Lieber Freund Lachenmann, daß Sie mit Diffamierungen, Waschweibergeschwätz und Dilettantismus nichts zu tun haben wollen, ist klar, auch ohne daß Sie dies bekräftigen. Das Mißverständnis liegt darin, daß Sie anderen diese Entgleisungen unterstellen, obwohl sie nicht vorliegen.
Dilettantisch ist die Herangehensweise: "Mir (meiner Frau, meiner Schwägerin, meinem Kollegen) hat das aber geholfen." Eine allgemeingültige Bewertung einer Methode kann man aus ein, zwei Einzelfällen nicht gewinnen. Eine wissenschaftliche Bewertung der Osteopathie (wirklich eine merkwürdige Bezeichnung für eine Heilmethode) liegt längst vor, und sie hat dazu geführt, daß die Krankenkassen solche Behandlungen normalerweise nicht finanzieren.
Es geht auch nicht um eine Liebesbeziehung oder um Sexualität. Wer hier andauernd von Diffamierung oder bedenklichen Geisteszuständen oder Niveaulosigkeit redet, der müßte sich fragen, ob er an nichts anderes denken kann als als Sex, wenn es um eine Partnerschaft geht. Es gibt auch eine Region oberhalb der Gürtellinie. Die Meldung in der BILD-Zeitung besagt in unserem Zusammenhang, daß Ministerin Wolff eine Affinität zur sogenannten alternativen Medizin hat, nichts weiter. Diese steht bekanntlich in Opposition zur wissenschaftlich fundierten Schulmedizin. In Form einer kurzen Anmerkung, wie Herr Markner sie gewählt hat, finde seinen Hinweis deshalb nach wie vor passend.
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Kommentar von Karl Hainbuch, verfaßt am 05.07.2007 um 15.55 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=865#9328
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Es ist bemerkenswert, daß sich dieser kritische Kreis eher mit dem Privatleben der Ministerin beschäftigt als mit ihrem Amtsgebaren, Kreationismus in den Biologieunterricht zu pressen. Letzteres hat allemal mehr mit dem Thema des Tagebuchs zu tun. Wo "Kreationismus" geht, geht eben alles und so auch die RSR.
Man stelle sich vor, vor zwanzig Jahren hätte ein Minister diesen Unfug auch nur angesprochen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.07.2007 um 16.41 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=865#9330
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Und nun vertragt euch bitte alle wieder!
Es ist ganz interessant, daß sich in diesem Medium vieles gleich so hochschaukelt, was im mündlichen Gespräch als witzige Bemerkung nur ein kurzes Gelächter der ganzen Runde hervorgerufen hätte.
Aber wollen wir uns wegen der Wolff'schen zerstreiten? Das wäre ja der Witz des Jahrhunderts.
Mir ist aber heute was ganz anderes aufgefallen. Bei uns in Bayern gehen die Wogen immer noch hoch über die hastige Einführung des achtstufigen Gymnasiums (meine Jüngste leidet auch darunter). Was die Staatsregierung verlautbart, läßt sich ungefähr so zusammenfassen: Die Einführung des G8 ist problemlos gelungen, es gibt keine Klagen. Wir arbeiten jetzt daran, die schlimmsten Folgen abzumildern.
Erinnert das nicht an etwas anderes?
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Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 05.07.2007 um 18.09 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=865#9333
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Professor Ickler hat recht, wir sollten unsere Energien wieder harmonisch fließen lassen. Betrachten wir dazu am besten dieses friedliche Bild.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.07.2007 um 18.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=865#9839
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Immerhin, wie man sich die Wolffschen Biologiebücher vorzustellen hat, zeigen andeutungsweise die Religionsbücher unserer Kinder. Zum Beispiel dieses:
„Leben gestalten – Unterrichtswerk für den katholischen Religionsunterricht am Gymnasium“. Auer Verlag Donauwörth 2006.
Impressum: „Nach den seit 2006 amtlich gültigen Regelungen der Rechtschreibung“
Im ersten Teil geht es um die „Schöpfung“. Von Einstein und Heisenberg werden zwei allbekannte fromm deutbare Zitate gebracht, dazu ein bekannter Vers, der „dem Häuptling Seattle zugeschrieben“ werde. Später gibt es noch Schöpfungsmythen der Hopi usw.
Hauptinhalt dieses Kapitels: Es gebe zwei Zugänge zur Wirklichkeit, die wissenschaftliche Weltsicht und die symbolische Weltsicht. Die erste fragt nach Tatsachen und Kausalzusammenhängen, die zweite nach dem Sinnzusammenhang.
S. 12f. wird ein Abriß der Urknall-Theorie geboten. Der Text behauptet die äußerste Unwahrscheinlichkeit der Entstehung von Leben: „Wäre die Entwicklung um ein Jota anders verlaufen, dann gäbe es keine lebenden Zellen“ usw. „Falls die Entstehung von Leben nichts als eine Frage des Zufalls gewesen sein sollte“, so meint deshalb auch der englische Wissenschaftler Richard Fortey, „so waren die Würfel zu seinen Gunsten gezinkt.“ (Die Verfasser scheinen nicht zu wissen oder verschweigen, daß der Paläontologe Fortey ein wütender Gegner des "Intelligent Design" ist und daher strikt ins andere Lager gehört.)
Es gebe zwei kosmologische Modelle: das expandierende und das pulsierende Universum. Folgerung:
„Der Wissenschaft ist es also bislang trotz vieler Erkenntnisfortschritte noch nicht gelungen, alle Probleme in Bezug auf den Ursprung und die Entwicklungsgeschichte des Universums befriedigend zu klären. Auch die Frage, was diesem Prozess letzten Endes zugrunde liegt und was ihn vorantreibt, ist nach wie vor offen. Die Frage nach dem Wozu dieses Entwicklungsprozesses, also nach dem Sinnzusammenhang, kann von der Naturwissenschaft nicht beantwortet werden. So suchen Naturwissenschaftler, Philosophen und Theologen heute verstärkt das Gespräch miteinander, um diesen Fragen gemeinsam nachzugehen.“
Usw.
Wie können Religionslehrer sich auf naturwissenschaftliche Theorien einlassen, ohne die Grenzen ihrer Kompetenz in unverantwortbarer Weise zu überschreiten? Die vorgeschlagenen "Karussell"-Diskussionen unter den Schülern können doch ohne Teilnahme eines Physikers und Biologen nur zu wertlosen "Meinungen" führen, die hier aber glechwohl mit der Aura der "Tiefe" versehen werden (gegen die vermeintliche Oberflächlichkeit der Naturwissenschaft mit ihrer "Kausalität" usw.). Und nun verlangen Wolff und andere, daß Biologielehrer sich zu religiösen Fragen äußern. Diese Vermischung kann zu nichts Gutem führen.
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Kommentar von Christoph Schatte, verfaßt am 29.07.2007 um 19.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=865#9842
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Vielleicht könnte sich Frau Wolff auf folgenden Leitspruch der katholischen Apologetik zurückbesinnen:
"Für den, der glaubt, ist eine Erklärung nicht nötig. Für den, der nicht glaubt, ist eine Eklärung nicht möglich."
Glaube ist notwendig. Er läßt uns unser gewaltiges Unwissen täglich ertragen. Religiös muß er nicht sein, selbst in Hessen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.03.2021 um 04.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=865#45491
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Auch wenn "Detox-Kuren" (z. B. Entgiftung über die Fußsohlen!) als Jahrmarktstrick entlarvt sind, wird ein Teil der Bevölkerung daran festhalten. Das genügt, um die Branche zu ernähren.
Jetzt im Frühling muß man den Körper ja auch entschlacken, nicht wahr?
Es gibt keine „Schlacke“, die sich im Körper ansammelt. Wäre das der Fall, hätten wir ein gewaltiges Problem und wären wohl in kurzer Zeit tot. Detox-Kuren entfernen keine Gifte aus unserem Körper – sie entfernen nur eine Menge Geld aus unserem Bankkonto. (https://futurezone.at/meinung/der-detox-schwindel/247.575.610)
So ist es, aber das ficht die Gesundheitsquerdenker nicht an.
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Kommentar von , verfaßt am 28.09.2021 um 05.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=865#47198
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.09.2021 um 04.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=865#47212
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Ist Ihnen bewusst, dass Ihr Körper voller Giftstoffe ist?
Giftstoffe sammeln sich in den Füßen an. Mit dem Nuubu-Pflaster entfernen Sie sie wieder!
Die größte Konzentration gefährlicher Giftstoffe befindet sich in den Füßen. Die Nuubu Entgiftungspflaster nutzen fortschrittliche traditionelle japanische Heilmethoden, um diese Stoffe aus Ihrem Körper wieder zu entfernen und Stoffwechsel, Durchblutung und allgemeines Wohlbefinden zu verbessern!
Wieso ist es erlaubt, solchen medizinischen Unsinn öffentlich zu verkünden und den Menschen das Geld für sinnlose Mittelchen aus der Tasche zu ziehen? Vielleicht gerade deshalb, weil es die Krankheit, die man zu heilen verspricht, gar nicht gibt? Man verkauft ja auch Amulette, wundertätigen Quarzsand und Heilwasser, die eingebildete Heilung von eingebildeten Krankheiten bringen.
Deutschland ist meiner Ansicht nach zu duldsam gegen Hokuspokus, s. Homöopathie. Wenn man an die tausend Vorschriften im Arbeitsschutz usw. denkt, paßt die Laxheit gegenüber der Jahrmarktsmedizin, den Rutengängern usw. einfach nicht dazu. Im Grunde müßten auch die Lehrer verzweifeln, wenn sie das ständige Unterlaufen ihrer Bemühungen durch den Aberglauben mitansehen. Die Folgen des öffentlich geduldeten und geförderten Irrationalismus sieht man an den Nichtdenkern, die politisch gefährliche Zuwächse erleben.
(Übrigens: „Fortschrittliche traditionelle Heilmethoden“ = uralte Fortschritte!)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.05.2022 um 05.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=865#49124
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Rutengänger finden oft Wasser, aber nicht weil es die "Wasseradern" wirklich gibt, sondern weil das Wasser großflächig über undurchlässigen Schichten steht.
Es gibt sogar einen "Berufsfachverband der Geopathologen und Baubiologen e.V."
Die Welt will betrogen sein, aber das ist kein Grund, den Betrug nicht zu verbieten, auch wenn er auf Selbstbetrug beruht und insofern die böse Absicht fehlt.
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Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 18.05.2022 um 08.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=865#49126
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Im Prinzip könnte man ja Anzeige erstatten (soweit es sich nicht um bloßen "Selbstbetrug" handelt). Ein anderer Ansatzpunkt wäre wohl Verbraucherrecht. Es gibt ja bereits Regulierungen, die müßte man in alle erdenklichen Bereiche ausweiten (und europäisch abstimmen).
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