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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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06.05.2007
 

Schicksal, nimm deinen Lauf ...
Das Ende der Übergangsfrist naht

An bayerischen Schulen werden im neuen Schuljahr tadellos richtige Schreibweisen wie "heute abend", "greulich" und "jedesmal" notenrelevant als falsch angestrichen. Das werde ich mir nicht gefallen lassen und notfalls für meine Tochter vor Gericht ziehen.
Der Rechtschreibrat sollte sich das ebenfalls durch den Kopf gehen lassen und von seiner Absicht, im Juni gar nichts mehr zu ändern, abrücken.
Es kann nicht sein, daß wegen der Pflichtvergessenheit der Zehetmair, Hohlmeier oder Schneider das Falsche zur Norm erhoben und ein Keil in die Schriftkultur getrieben wird.



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Kommentare zu »Schicksal, nimm deinen Lauf ...«
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Kommentar von Bedelung, verfaßt am 08.05.2007 um 18.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=833#8477

Das bekommen die jungen Gänschen eben in der Schule so erklärt, denn mehr verstehen die Lehrer ja auch nicht von dem Stoff. Sie hätten doch mit einer Zote kontern können. Haben Sie sich nicht getraut?
 
 

Kommentar von Adelung, verfaßt am 08.05.2007 um 18.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=833#8476

Heute hat eine junge Dame den Vogel abgeschossen, wie man so schön sagt. Nichtsahnend saß ich im Bus und langweilte mich, als wir an einer regional sehr bekannten Fleischerei vorbeifuhren, welche groß ihren Werbespruch an der Hauswand angebracht hatte: "Weiß-blaue Eßkultur".

Als wir an ebendieser Anschrift vorbeifuhren, gab die junge Dame zum besten: "Weiß-blaue Eeeeeßkultur" (sie machte ein besonders langes e und amüsierte sich gar köstlich über diese "falsche" und gar "dumme" Schreibung).

Ich verkniff mir jeden Kommentar und hoffte auf schnelle Weiterfahrt. Solche Erlebnisse sind immer wieder zerstörend für die Rechtschreibseele.
 
 

Kommentar von "Germanist", verfaßt am 07.05.2007 um 18.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=833#8466

Wer zwangskorrigiert eigentlich diejenigen Open-Access-Publikationen, die nicht vorher in den Händen eines Verlages waren? Herrscht da Freiheit und Anarchie?
 
 

Kommentar von Thomas Roediger, verfaßt am 07.05.2007 um 18.40 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=833#8464

Bei über 100.000.000 Muttersprachlern, denen das alles irgendwie schnurzpiepegal ist, kein leichtes Unterfangen. Ich frage mich ernsthaft, ob man in ein paar Jahren nicht zur Lachnummer wird, wenn man deswegen vor Gericht zieht. Ich bleibe halt einfach Skeptiker.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.05.2007 um 23.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=833#8453

Ja, das würde ich ganz sicher auch tun, schade nur, daß meine Jungs die Schulzeit schon hinter sich haben. Am liebsten natürlich würde ich selbst nochmal zur Schule gehen, und die Vieren und Fünfen für fehlerfreie Rechtschreibung wären meine liebsten Noten.
Aber es gäbe dabei auch eine Menge Schwierigkeiten zu überwinden.

Obwohl meine Kinder auch in den letzten Schuljahren über die Qualität der geforderten Rechtschreibung mit mir einer Meinung waren, konnte ich sie dennoch nicht überzeugen, richtig zu schreiben. Sie meinten eben zu "müssen".

Zum anderen wären sie wohl kaum damit einverstanden gewesen, wenn ich mich so stark in "ihre" Angelegenheiten eingemischt hätte.

Und schließlich die schwierigste Hürde, ich glaube, die meisten Richter haben (in diesem Falle möchte man fast "leider" sagen) mehr Ahnung von Rechtsprechung als von Rechtschreibung. Wenn Sie die fragen, "Was ist Schuld", dann antworten sie prompt "Es heißt: Wer ist Schuld".
 
 

Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 06.05.2007 um 19.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=833#8452

Welche Einsichten der Rechtschreibrat hat, ist piepegal. Er wird sowieso nichts mehr tun. Eben lese ich die Großschreibung des Pronomens "manchen" im SpOn. Mannchen, Mannchen, Mannchen.
 
 

Kommentar von "Germanist", verfaßt am 06.05.2007 um 19.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=833#8451

Der Rechtschreibrat muß zu der Einsicht gebracht werden, daß grammatisch begründbare Schreibweisen als Varianten zugelassen werden müssen.
 
 

Kommentar von Hans-Jürgen Martin, verfaßt am 06.05.2007 um 12.38 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=833#8449

Ein Staat, der sich die Entscheidung darüber anmaßt, welcher Wortklasse etwa abend in heute abend angehört, der muß eine solche fachwissenschaftliche Frage auch vor Gericht überprüfen lassen. Holt das Gericht dann linguistische Gutachten ein, oder heißt das Urteil sinngemäß: 'Der Staat hat entschieden, basta'? Wie soll das weitergehen?

Wohin solch abenteurliche Regeln in der schriftsprachlichen Praxis führen, ist hingegen schon dokumentiert. So schrieb eine Beamtin im April einem Büchereikunden eine "Erinnerung" mit folgendem Satz:
"Die Bücher können Mittwochs- und Donnerstagsvormittags von [...] bis [...] und Donnerstagsnachmittags von [...] bis in der Bücherei [...] abgegeben werden."
 
 

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