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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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26.01.2007
 

Trüber Morgen
Ex bavariam lux

Eigentlich könnte die Welt ganz hübsch aussehen, mit Schnee, Sonnenschein.
In der Süddeutschen steht allerdings über Stoiber: "Ex bavariam lux". Der große Beitrag von Heribert Prantl gibt auch sonst nicht viel her. Davon könnte man sich in der Cafeteria des Studentenwerks erholen, aber dort lese ich den Aushang: "Kaffee2go". Und wir machen uns Sorgen wegen der Orthographie! Lieber ziehe ich mich mit einem Buch zurück, das gar nicht alt genug sein kann.



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Kommentare zu »Trüber Morgen«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.11.2024 um 16.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#54234

„Baubeginn von 18 Windrädern – Bagger planieren Grimms Märchenwald“ (BILD 18.11.24)

Vgl.

„Todesurteil für Reinhardswald: Monster-Windräder in Grimms Märchenwald“ (Tichy 27.15.19)

Wenn eine schöne neue Autobahn gebaut werden soll, hört man solche apokalyptischen Töne nicht, jedenfalls nicht von dieser Seite. Ich kenne übrigens den ausgedehnten Reinhardswald seit meiner Kindheit recht gut. Planiert wird er sicher nicht, und sterben wird er daran auch nicht. Und „Grimms Märchenwald“?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.11.2024 um 12.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#54233

Also ist Trump der, der sich bzw. den Staat endlich ehrlich macht?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.11.2024 um 05.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#54231

Dazu wäre manches zu sagen (ich habe ausdrücklich keine Ayn-Rand-Exegese versucht usw.), aber ich will nur auf einen Punkt eingehen: Das Idealbild vom demokratisch gewählten Parlament als Souverän hat schon jetzt nicht viel mit der Wirklichkeit zu tun. Sonst würden nicht Tausende von Lobbyisten in Berlin und Brüssel sich die Klinke in die Hand geben, mit direktem Zugang zu den Abgeodneten... Da kann man sich auch ehrlich machen und den Staat privatisieren. "Parlamente" gibt es bekanntlich auch in China und anderen "Demokratien".
Damit will ich es aber genug sein lassen, mein Eintrag war nur eine Anregung, die Ereignisse mal unter diesem Gesichtspunkt zu verfolgen.

Die Frage, ob man Vermögen begrenzen sollte, wurde zuletzt wieder viel erörtert, aber meistens als Frage der Gerechtigkeit: Darf jemand einen Stundenlohn von 2 Mill. Euro beziehen, während andere nicht wissen, wie sie ihre Miete bezahlen sollen? Weniger untersucht werden die Wege, auf denen solcher Reichtum in Macht umgemünzt wird.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 17.11.2024 um 20.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#54230

"Warum sollten Finanzen einschl. Währung, Justiz, Militär, Bildung, Gesundheitswesen, Daseinsvorsorge nicht privatisiert werden und gewinnbringend arbeiten – wie bisher schon in Teilen?"

Ja, warum nicht, aber wäre damit der Staat schon privat bzw. eine oder mehrere Firmen?
Der Kern des modernen Staates ist das Parlament, die demokratisch gewählte gesetzgebende Kraft. Solange dieser Kraft alles andere untergeordnet ist, solange das Gesetz gilt und den Volkswillen widerspiegelt, ist der Staat m. E. noch nicht privat.

Ayn Rand nannte die Eigennützigkeit eine Tugend, altruistischem Handeln überlegen. Aber daß sie soweit ging, radikal für eine Privatisierung von Finanzen usw. zu werben, geschweige denn das ganze Parlament, also das ganze Volk, verkaufen zu wollen, habe ich bei ihr nicht gelesen.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 17.11.2024 um 11.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#54229

Dank Ihres Hinweises kenne ich Ayn Rand nun ebenfalls, wenn auch vorerst nur aus dem "Zeit"-Artikel von 2017, in dem sie als Trumps Hausintellektuelle bezeichnet wird. Bis auf seine Anbiederung an die religiöse Rechte paßt alles wie die Faust aufs Auge. Vor dem Hintergrund der Randschen Verehrung von Großunternehmern, "Amerikas verfolgter Minderheit", bekommt sogar sein Hexenjagd-Lamento philosophischen Rückhalt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.11.2024 um 05.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#54227

Während meines Studiums und danach habe ich manchen "Grandseigneur der Germanistik" (Albert von Schirnding über Wolfdietrich Rasch) kennengelernt, ohne zu wissen oder mich dafür zu interessieren, was sie im Dritten Reich gemacht haben. Mit Verurteilungen halte ich mich zurück, schon weil ich in glücklicheren Zeiten lebe, die mir keine einschlägigen Entscheidungen abverlangten. Aber ich kann die grandseigneurhaften Texte auch nicht mehr so lesen wie früher. So gelehrt und gescheit sie sind, es liegt doch ein Schleier darüber.

Mein langes Desinteresse an der Nazivergangenheit meiner Lehrer und ihrer ganzen Generation erkläre ich mir damit, daß schon der Übertritt aus sehr bescheidenen Verhältnissen in die akademische Welt ein so atemberaubendes Abenteuer war (ich erinnere mich noch meiner enthusiastischen Briefe an meine armen Eltern), daß ich für solche Dinge gar keine Zeit hatte. Man kann sich das heute kaum noch vorstellen. Studenten und Professoren sind ja nichts Besonderes mehr.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.11.2024 um 04.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#54226

Der künftige amerikanische Verteidigungsminister trägt auf seinem Körper riesige Tattoos von Kreuzzugssymbolen und -parolen, nicht als Jugendsünden, sondern als aktuelles Bekenntnis. Die Ansage ähnelt der eines Hakenkreuzes, nur daß die Ausrottung von einer Milliarde Muslimen eine andere Größenordnung hat als die der paar Millionen Juden. Aber „Deus Vult“ (in Fraktur), da wird es schon klappen.

Sogar einige Parteifreunde sind entsetzt über die Gang, die Trump zusammenstellt. Aber wie gesagt, vielleicht ist das alles nicht so wichtig, weil Trump ja nur "unter Musk" Präsident sein wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.11.2024 um 04.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#54225

Wo alternative Wahrheiten herrschen, gibt es logischerweise keine Fachkompetenz. Sie wird ersetzt durch Loyalität zum Führer.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.11.2024 um 16.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#54223

Die USA müssen ja nicht Trumps Firma werden, Argentinien nicht Mileis. Die sind bloß Türöffner.

Sieht das Ganze nicht aus wie von Ayn Rand erdacht? Deren Einfluß scheint nachhaltiger zu sein, als man hierzulande denkt. (Ich kenne sie aber nur aus zweiter Hand.)
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 15.11.2024 um 13.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#54219

Ich stelle mir die Umwandlung von Staaten in Firmen als nüchterne Angelegenheit vor, gesteuert von kühl planenden Vorstandsetagen und Unternehmensberatern. Trumps Zirkus wirkt dagegen wie eine ausgelassene Horrorshow. Vielleicht hatte Frank Zappa recht: "Politics is the entertainment division of the military industrial complex." Ein protzdumm tätowierter Verteidigungsminister, ein Impfgegner, der das eigene Gehirn von einem rätselhaften Wurm aufgefressen wähnt – da waren doch Gagautoren am Werk! Einen schrägeren Gesundheitsminister (Ernährung) gäbe nur der "late, great Hannibal Lecter" (Trump) ab. Der war wohl nicht aufzufinden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.11.2024 um 08.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#54212

Die Zugehörigkeit zum Hindutum wird teilweise durch Verehrung des Basilikums (Tulsi) definiert. Die künftige amerikanische Geheimdienstkoordinatorin Tulsi Gabbard verehrt allerdings eher Putin als das schmackhafte Kraut.

Der künftige amerikanische Verteidigungsminister, ein radikal-rechter Christ, trägt auf seinem Körper riesige Tattoos von Kreuzzugssymbolen und -parolen. Die Ansage ähnelt der eines Hakenkreuzes, nur daß die Ausrottung von einer Milliarde Muslimen eine andere Größenordnung hat als die der paar Millionen Juden. Aber „Deus Vult“ (in Fraktur), da wird es schon klappen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.11.2024 um 04.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#54209

Radikal-libertäre Vorschläge, die Politik zu privatisieren und Staaten in Firmen umzuwandeln, gibt es schon lange, auch als Utopien und Science fiction. Aber nun scheint es erstmals zu einer Verwirklichung in großem Stil zu kommen. Warum sollten Finanzen einschl. Währung, Justiz, Militär, Bildung, Gesundheitswesen, Daseinsvorsorge nicht privatisiert werden und gewinnbringend arbeiten – wie bisher schon in Teilen? Vance droht bereits vor Amtsantritt mit der Staatsmacht, um die EU von Sanktionen gegen Musks „X“ abzuhalten. Wäre Musk in den USA geboren, könnte er selbst Präsident werden. Der Weg zur Abschaffung des Staates („deep state“) war bisher nicht klar, aber eine Möglichkeit wäre, daß Superreiche (Musks Vermögen ist größer als der Haushalt der meisten Staaten) den ganzen Laden kaufen. Den Reichsten die Herrschaft zu übertragen ist nicht der einzige mögliche Weg der Privatisierung, hat aber eine gewisse Logik.

Vor Jahren wurde Trumps Idee belächelt, Grönland zu kaufen. Vielleicht werden wir bald Zeugen vieler Transaktionen dieser Art. Die USA haben einst Alaska gekauft, und in Afrika zum Beispiel wären viele Menschen bestimmt besser dran, wenn ihr Staat oder ihre Region an diesen oder jenen Investor verkauft würde.

Der Nichtpolitiker Trump spielt den Nichtpolitiker, was ihm die Stimmen derjenigen bringt, die sowieso allen Politikern mißtrauen und Politik zu kompliziert oder zu schwächlich finden. In Amerika war der Boden schon immer günstig für den Mann, der seine Sache selbst in die Hand nimmt. So kennen wir es aus unzähligen Filmen. Diese Idee hinterläßt bisher einen leeren Raum, den die Umwandlung des Staates in eine Firma füllen könnte. Es gibt nichts Rationaleres auf der Welt als ein Unternehmen. Der Nationalismus (MAGA) ist natürlich, wie schon Marx wußte, nur ein Mäntelchen, das sich die Reichen umhängen, um ihre Interessen zu verbergen, und das Volk glaubt daran. Anderswo dient dazu die Religion.
Bisher haben sich die Kapitalisten im Hintergrund gehalten und die Politiker für sich arbeiten lassen, das ändert sich gerade. Mitch McConnell meinte noch, es sei ihm egal, wer unter ihm Präsident der USA sei. In diesem Sinn könnte Trump Präsident unter Musk sein, der ihm ja nicht nur an Vermögen, sondern auch intellektuell hundertfach überlegen ist.
Was wird aus dem bisherigen Staatsbürger: ein Aktionär, ein Angestellter, ein Sklave? Oder alles gleichzeitig?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.11.2024 um 04.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#54199

Wer Trumps Wahlsieg nicht vorhergesehen hat, sollte nicht so tun, als könne er ihn erklären. Es sind ja seither keine Tatsachen bekannt geworden, die den Irrtum verständlich machen.
Ich hatte übrigens gegen meine Frau auf Trump gewettet, und sie schuldete mir eine Tafel Schokolade, die sie allerdings mit Rücksicht auf meine Gesundheit selbst verspeist hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.11.2024 um 05.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#54189

Am Freitag, dem 13. April 2029, wird der Asteroid Apophis an der Erde vorbeifliegen, und zwar um Haaresbreite. Obwohl die Bahnberechnung für Astrophysiker zu den leichteren Aufgaben gehören dürfte, bin ich voller Bewunderung. Immerhin ist der Brocken (350 m, also viel größer als der Verursacher des Barringer-Kraters in Arizona) in den kommenden fünf Jahren allerlei Kräften ausgesetzt, die man berücksichtigen muß. Hoffentlich stimmt alles.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.11.2024 um 08.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#54174

„Der Mann nähert sich mit seinem Mund dem der Frau, eine fraglos höchst absurde Bewegung, und preßt seine Lippen auf die ihren. Mit anderen Worten, er zeigt die Leerfunktion, während Mund-zu-Mund-Ernährung des Säuglings die Vollform darstellen würde.“ (Rudolf Bilz: Die unbewältigte Vergangenheit des Menschengeschlechts. Frankfurt 1967:22) Vgl. https://en.wikipedia.org/wiki/Premastication.
In Filmen sieht man nur allzu deutlich, welches Problem sich außerdem bei der ersehnten Annäherung an das Gesicht der geliebten Person ergibt: Wohin gucken? Meistens wandern die Augen schnell zwischen den beiden Augen des Partners hin und her, aber man müßte extrem kurzsichtig sein, um nicht das Sehen im letzten Moment gänzlich aufzugeben. Am besten schließt man die Augen. So wird auch die Verzückung am schönsten illustriert. Aber das Ganze ist von Grund auf irreparabel verkorkst.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.11.2024 um 06.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#54162

Wikipedia nennt mich unter den ehemaligen Lehrern des Gymnasium Steglitz. Ich weiß nicht, wie ich zu der Ehre komme, aber ich habe dort nur mein Referendariat gemacht (Griechisch, Deutsch). Am Tag nach der zweiten Staatsprüfung war ich schon in München, um meine akademische Laufbahn fortzusetzen.

Das Oberlausitzer Dorf Krauschwitz, wo Pinsel Chrupalla aufwuchs, rechnet mich zu seinen berühmten Söhnen.

Wer weiß, wo ich noch herumgeistere!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.10.2024 um 05.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#54150

Restitutions- und Reparationsforderungen sowie Gebietsansprüche zwischen Staaten berufen sich gern darauf, daß es in der Vergangenheit zwar Verträge gab, mit denen die Sache eigentlich erledigt war, daß diese Verträge aber unter Zwang oder unter heute nicht mehr gebilligten Umständen zustande gekommen waren und daher nicht mehr gelten. Man kann damit bis in die Antike oder gar die Vorgeschichte zurückgreifen, wenn man das friedliche Zusammenleben stören will oder Geld braucht.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 27.10.2024 um 11.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#54134

"Nähe zum Kommunismus", "Bausünden", "Irrweg der Moderne", "Verdrängung der Tradition" – die AfD sucht mit ihrem unverhohlenen Nazigeschwätz eine spießige Mehrheit anzusprechen, die es in Deutschland gar nicht mehr gibt. Das "entartete" Bauhaus blüht ja nicht nur in den Schöpfungen großer Architekten und Designer fort, sondern längst auch in Kaufhäusern wie Ikea, wo sich die halbe Welt mit Möbeln eindeckt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.10.2024 um 04.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#54128

Der Vorstoß der AfD-Landtagsfraktion in Sachsen-Anhalt gegen das „Bauhaus“ ist ziemlich aus der Zeit gefallen. Eine einseitige Verherrlichung gibt es doch gar nicht, vielmehr eine ausgiebige Diskussion, von der die Rechten anscheinend nichts mitbekommen haben.
Ich habe mich einmal damit beschäftigt, weil ich im Berliner Haus meiner Schwiegereltern ein und aus ging, 1932 von Hermann Karpenstein gebaut, der zwar nicht unmittelbar dem Bauhaus angehörte, ihm aber nahe stand (https://denkmaldatenbank.berlin.de/daobj.php?obj_dok_nr=09075767). Karpenstein und sein Kollege Dietz waren Mitglieder der NSDAP und bauten auch für die Nazis, aber ist das besagte Haus nun Nazi-Architektur oder das Gegenteil? (Meine Schwiegergroßmutter hat mit knapper Not die Judenvernichtung überlebt und wohnte in dem Haus bis zu ihrem Tod in sehr hohem Alter.) Es ist alles nicht so einfach, liebe Volksgenossen!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.10.2024 um 05.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#54105

Immer mehr Unternehmen nutzen Programme, um ihre Mitarbeiter rhetorisch zu schulen. Dabei werden den Nutzern am Bildschirm genau diejenigen rhetorischen Mittel beigebracht, die zur Zeit in der westlichen Zivilisation als gut und erfolgreich gelten. Die Programme sind sehr flexibel und an die Handlungsfelder der jeweiligen Unternehmen anpaßbar, so daß nicht mehr der Eindruck der Standardisierung aufkommt. Trotzdem findet sie natürlich statt. Bisher hatte man ja bei „Verkäufern“ aller Art (bis hin zum Pfarrer) immer wieder mal das Gefühl: Aha, das hat er so einstudiert! Die Vereinheitlichung der Welt im Sinn der WEIRDs ist unaufhaltsam.

Kürzlich klingelte ein nicht mehr ganz junger Mann an der Haustür und verkündete uns unter Öffnen eines dicken Aktenordners, daß der Staat jetzt 25 Prozent Zuschuß gebe usw., ein längerer einstudierter Vortrag, bis ich ihn ungeduldig fragte, worum es überhaupt gehe. Seine Antwort: „Dazu komme ich noch, lassen Sie mich ausreden!“ Das wollte ich mir nicht gefallen lassen und gab meine Entschlossenheit zu erkennen, nichts zu kaufen, erst recht keine neuen Fenster und Türen, um die es anscheinend ging. Der Mann wurde immer heftiger und verabschiedete sich endlich mit den Worten: „Ich habe besseres zu tun, als mit Leuten zu reden, denen die Negativität schon ins Gesicht geschrieben steht!“ Zwischendurch hatte er noch was Geringschätziges über meine Frau gesagt, die im Hintergrund stand und mir zurief, ich solle ihn wegschicken. Wir blieben einigermaßen perplex zurück. Hier hat die Schulung wohl nicht geklappt.

In der beginnenden Vorweihnachtszeit kommen ja eher die Werber der karitativen und frommen Organisationen vom Roten Kreuz bis zu Jehovas Zeugen an die Haustür und reden mehr oder weniger süßlich auf uns ein, wollen auch kein Bargeld mehr, sondern die Unterschrift unter einen Lastschriftauftrag.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.10.2024 um 05.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#54094

Bill Pruitt, der Produzent der „Apprentice“-Show, darf nach 20 Jahren erzählen, wie er das „Monster“ Donald Trump geschaffen hat, also das fiktionale Unternehmergenie usw., das auf dieser Grundlage dann die nicht voraussehbare politische Karriere machen konnte. Er gibt zu, daß ihm von seiten Trumps etwas entgegenkam, was er „Charisma“ nennt. Man könnte es auch die absolute Schamfreiheit nennen. Die Interviews mit Pruitt sind bei aller Kürze ebenso aufschlußreich wie die Bücher über Trump.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.10.2024 um 08.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#54065

In Stuttgart wurde die Opernperformance „Sancta“ aufgeführt, frei nach Hindemith. 18 Zuschauer kollabierten und mußten ärztlich versorgt werden. Die weiteren Vorstellungen waren auf die Meldung hin sofort ausgebucht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.10.2024 um 04.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#54046

„Trump, der früher als Immobilienentwickler tätig war, lobte die geografische Lage und die natürlichen Ressourcen von Gaza.
Der Küstenstreifen sei ‚das Beste, was er in vielen Jahren gesehen habe‘, behauptete der Präsidentschaftskandidat der Republikaner für die US-Wahl. Die Bewohner Gazas hätten das Potenzial des Küstenstreifens bisher ‚nie ausgenutzt‘.
Ein Sprecher der Trump-Kampagne für die US-Wahl korrigierte später, dass Trump gemeint habe, er habe Israel besucht: ‚Der Gazastreifen liegt in Israel. Präsident Trump ist in Israel gewesen.‘“ 
[Trump war nie im Gazastreifen, und der liegt nicht in Israel. Wenn er behauptet, Gaza könne bei richtiger Nutzung „besser als Monaco“ werden, läßt er durchblicken, daß er Politik als Immobiliengeschäft versteht. Dann läßt sich auch aus dem palästinensischen Ground Zero etwas machen.]
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.10.2024 um 03.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#54040

FOCUS empfiehlt schöne Vornamen, fast alle mehr oder weniger exotisch. Sogar „Albert“ wird aus dem Spanischen und Italienischen hergeleitet. (In Wirklichkeit ahd. adal + beraht, wie in Albrecht und Adalbert)

Ob es schon mal eine Zeit gegeben hat, als Namen ohne weiteren Sinn rein nach dem gerade geltenden ästhetischen Maß ausgewählt wurden?

Die Arzthelferin scheint zu glauben, daß sie mich wegen meines altmodischen Vornamens trösten müsse: "Theo" sei ja gerade wieder sehr in. Früher hat jeder gleich den Schlager mit dem Fußballtor hervorgeholt, das war aber eine andere, inzwischen ausgestorbene Generation.

Die unglücklichen Kevins tragen immer noch geduldig den Namen des britischen Fußballers mit sich herum, so auch der gerade zurückgetretene.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.10.2024 um 04.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#54010

Komisch, daß auch hierzulande die Rechtsradikalen gegen die Briefwahl glauben polemisieren zu müssen. (Dauerbrenner, wie vor drei Jahren hier schon diskutiert.) Dabei gibt es keinen Anlaß, sie für ein Tor zum Wahlbetrug zu halten. Übrigens kommt Beeinflussung auch bei direkter Stimmabgabe vor. Zum Beispiel sagt der Mann seiner unpolitischen Frau, was sie wählen soll, Geheimhaltung hin oder her. All das fällt statistisch nicht ins Gewicht.
Trump sagte kürzlich, die bevorstehende Wahl sei die letzte, nach seiner Wiederwahl brauche man gar nicht mehr zu wählen – oder so ähnlich. Was er damit meinte, war wie so oft nicht ganz klar. Er nennt sich ja gern „euer Lieblingspräsident“, und einen solchen braucht man in der Tat nicht umständlich zu wählen, er ist es einfach, ein für allemal.

Musk dagegen postete auf X: „Very few Americans realize that, if Trump is NOT elected, this will be the last election. Far from being a threat to democracy, he is the only way to save it!” he continued.“ Wenn Menschen zu reich werden, sind sie eine Bedrohung der Demokratie, das wußten schon die alten Griechen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.10.2024 um 05.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#54007

Gegen den „Parteienstaat“ wird oft mit Verweis auf Plebiszite und direkte Demokratie polemisiert. Die relativ kleine Schweiz dient als Muster. Aber die Wirklichkeit sieht ein wenig anders aus:
„Neben der geringen Abstimmungsbeteiligung fällt bei den Volksinitiativen der letzten zehn Jahre auf, dass nur zwei von Einzelpersonen lanciert wurden: Die ‚Hornkuh-Initiative‘ des Bergbauern Armin Capaul 2018 und die Initiative ‚gegen die Abzockerei‘ des Unternehmers Thomas Minder 2013. Alle weiteren Volksinitiativen gehen entweder auf Vorschläge von politischen Parteien oder verschiedenen Interessenverbänden, Gewerkschaften und Vereinen zurück. Das ‚Volk‘ greift somit nicht direkt und unmittelbar in den politischen Prozess ein. Vielmehr nehmen Parteien, Interessenverbände und andere Organisationen eine vermittelnde Funktion ein.“

So verschieden ist das gar nicht von unserem „Parteienstaat“, den man auch „Verbändestaat“ nennen könnte. Auch der „Volkswille“ muß organisiert werden. Die eigentliche Alternative ist der Führerstaat, in dem an den Institutionen vorbei durch ständige, auch erzwungene, Akklamation durchregiert wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.10.2024 um 03.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#54005

Schon wieder ein Jahr vergangen! Kurt Kister (Jahrgang 1957) meint in einem Kommentar zum Tag der Deutschen Einheit (SZ 2./3.10.24), der frühere Tag der deutschen Einheit, also der 17. Juni, habe eine ähnliche Bedeutung gehabt wie Mariä Himmelfahrt für Nichtkatholiken – ein arbeitsfreier Feiertag eben.
Nun ist es unvermeidlich, daß von solchen Gedenktagen nach und nach der arbeitsfreie Tag übrig bleibt und als solcher ja auch von den Gewerkschaften verteidigt wird, die sich auch der kirchlichen Feiertage annehmen. Die Kassiererin und der Backwarenverkäufer wünschen einen "schönen Feiertag". Sogar der Rat für deutsche Rechtschreibung hat seine Oktobersitzung vom Freitag auf den Mittwoch vorgezogen, wahrscheinlich weil viele wegen des "Brückentags" in einen Kurzurlaub gefahren sind. Aber aus meiner eigenen Erinnerung kann ich sagen, daß der Volksaufstand vom 17. Juni doch noch ziemlich gut in Erinnerung war, wie übrigens auch der Bau der Mauer wenig später, beides mit ikonischen Bildern. Dazu trug nicht zuletzt die fortdauernde Spannung an der Grenze bei, die spektakulären Fluchten, die tödlichen Schüsse. (Ich bin in Sichtweite der „Zonengrenze“ aufgewachsen.) Die Redner wußten immerhin, wovon sie sprachen, während das beim 3. Oktober immer unanschaulich und theoretisch bleiben wird. Man braucht ja nur einmal zu überlegen, welches Filmmaterial man zeigen könnte – zum 3. Oktober doch allenfalls Bilder vom 9. November. Der durfte es nicht werden, weil es nicht Kohls und Schäubles Tag war. Aber es war ein begeisternder Tag und könnte es immer noch sein, gerade weil 1989 noch niemand an „Treuhand“ und „Abwicklung“ (und „Soli“) dachte. Hierher gehört auch das alljährlich wiederkehrende blumige Gerede von der „Mauer in den Köpfen“, die es zu überwinden gelte usw. – man kann es nicht mehr hören, und jetzt wird es ohnehin von anderen Problemen überspielt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.10.2024 um 17.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53999

Es gibt sprachwissenschaftliche Texte, die so schwer zu lesen sind, daß mir manchmal Zweifel kommen, ob überhaupt jemand sie je wirklich lesen wird. Ich kann nicht beurteilen, ob der Zweig der Logik, den man modelltheoretische Semantik nennt, die sprachwissenschaftliche Einsicht fördert. Sehen Sie sich z. B. dies an: https://amor.cms.hu-berlin.de/~h2816i3x/Publications/TELICITY.pdf
Es geht im wesentlichen um den Unterschied zwischen "Äpfel essen" und "drei Äpfel essen".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.09.2024 um 06.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53986

„Härtere Jugendstrafen“ (Merz) werden nicht viel bewirken, aber grundsätzlich wäre es folgerichtig, das Wahlrecht und das Strafrecht und auch das BGB aufeinander abzustimmen, also die Wählerstimme ebenso ernst zu nehmen wie eine Straftat oder die Geschäftsfähigkeit einschließlich des Heiratsalters. Diese Logik drängt sich erst recht auf, wenn man das Wahlalter noch weiter herabsetzt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.09.2024 um 04.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53923

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33249

Während die Dudengrammatik in der 10. Auflage auch banale Sachverhalte durch authentische Beispiele aus einem IDS-Korpus belegt, bringt sie viele erfundene Beispiele, in denen sich gelegentlich der berüchtigte deutsche Linguistenhumor auslebt:

[Der Butler] hat [gestern] [dem Kindermädchen] [eine Zimtschnecke] gestohlen und [der Graf] [dem Koch] [heute] [einen Kugelschreiber].

Ähnliche Sätze, bei denen meist ein Professor einem Kind Schokolade "klaut", sind mir aus anderen Texten dieser Richtung in Erinnerung. Richtig lustig.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.09.2024 um 06.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53917

Trüber Morgen, aber mit Lichtblicken.

Dem Bericht über das neue Köchel-Verzeichnis entnehme ich, daß Mozart mit vier oder fünf Jahren im Notenbuch für seine Schwester ein Klavierkonzert komponiert hat, das so schwer war, daß es nach Ansicht des Vaters (der es aufgeschrieben hat) niemand spielen konnte. Der Sohn war jedoch der Meinung, man müsse „so lang exercieren, bis man es treffen kann“. Anscheinend hat der Vater über dem musikalisch völlig korrekten Stück vor Rührung geweint, und auch mir geht es zu Herzen - wie immer, wenn die Musik von einem Kind Besitz ergreift.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 14.09.2024 um 10.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53889

Wie die Tagesschau meldet, soll ein "Startchancenprogramm" mit 20 Milliarden Euro die Zahl der Schüler, die Mindeststandards im Lesen, Rechnen, Schreiben nicht erreichen, halbieren. Es soll für "neue, kreative Lernräume" ausgegeben werden, für zusätzliche Sozialarbeiter, Therapeuten oder IT-Administratoren. Kai Gehring (Grüne), Vorsitzender des Bildungsausschusses im Bundestag), fordert darüber hinaus eine "Ausbildungsoffensive bei Lehrkräften und moderneren Unterricht, der die Future Skills für das 21. Jahrhundert an alle Schülerinnen und Schüler vermittelt".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.09.2024 um 12.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53886

Zum Tod von Wolfgang Gerhardt (FDP):

http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1426#37055
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31077
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=420#22291
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.09.2024 um 03.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53870

„Augentests können Demenz zwölf Jahre vor Ausbruch vorhersagen“

(Ist das erstrebenswert? Hoffentlich stimmt es nicht. Es gibt ja kein Gegenmittel.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.09.2024 um 05.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53841

Viele scheinen es den Milliardären abzunehmen, daß jemand, der so gut für sich selbst sorgen kann, auch die Interessen des Volks am besten wahrnehmen wird. Auch der legendäre Trickle-down-Effekt wirkt noch nach. Die Superreichen sollen uns regieren! Selbst wenn sie uns ausbeuten, geht es uns immer noch besser als im Sozialismus.
Die wirklich Reichen erregen bekanntlich nicht mehr unseren Neid, dafür stehen sie viel zu hoch über uns, beinahe wie Götter, die wir ja auch fürchten und lieben, aber nicht beneiden. Auch ihre Ticks und Launen werden nicht kritisiert, sondern als märchenhafte Unterhaltung verbreitet und genossen. Endlich ist Schluß mit der Politik!
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.09.2024 um 12.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53837

Ich wußte auch nicht, daß es um ein konkretes Zitat aus einem Artikel über Straftaten ging, sondern dachte, Sie beziehen sich ganz allgemein auf ein häufig gehörtes sog. Vorurteil über die Herkunft von Straftätern.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.09.2024 um 12.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53836

Das würde auch ich dann als Eulenspiegelei auffassen, lieber Prof. Ickler. Ich denke, daß ich von Anfang an keinen Zweifel daran gelassen habe, daß ich die Namensfrage im engen Zusammenhang mit Ethnie und Religion sehe.

Herr Wrase hat es m. E. sehr gut dargelegt, danke auch für den Verweis auf die Quelle! Mit dem Ausdruck "anzügliches Spiel" von Prof. Ickler würde ich schon insofern mitgehen, daß es besser wäre, die Fakten offen mitzuteilen, anstatt sie indirekt und etwas trickreich dem Leser zu überlassen. Aber immerhin erfährt man so neuerdings überhaupt etwas.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.09.2024 um 12.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53834

Habe alles gelesen, möchte aber meinem letzten Eintrag nichts hinzufügen.
Nur zum "Wörtlichnehmen" eine Erläuterung: Als Eulenspiegelei empfinde ich es, wenn man so tut, als sei die Frage nach dem Namen unter allen Umständen nichts weiter als eine Frage nach dem Namen.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 05.09.2024 um 11.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53833

Ich finde in dem Fall die Kritik der Formulierung als "anzügliches Spiel" völlig unangemessen. Das fängt schon bei der Kürzung an. Die Überschrift lautet vollständig: "209 Gruppenvergewaltigungen in NRW (2023): Wenn deutsche Tatverdächtige Mohamed heißen". Daraus ergibt sich, daß ein reales Problem thematisiert wird, das die Menschen durchaus sehr interessiert. Hier ist der Artikelanfang zitiert:

https://www.wallstreet-online.de/nachricht/18449604-209-gruppenvergewaltigungen-nrw-2023-deutsche-tatverdaechtige-mohamed-heissen

Die ersten Sätze des Artikels informieren darüber, daß es auch in anderer Hinsicht um ein reales Problem geht, nämlich um die Frage, ob die Nationalität der Täter (wieder) mitgeteilt werden soll, ferner auch um das Problem, daß man immer noch kein klares Bild hat, wenn "deutsch" mitgeteilt wird. Denn hinter "deutsch" verbirgt sich Verschiedenes, so daß allein mit der Angabe "deutsch" unter Umständen, so auch in dem vorliegenden Fall, mehr vertuscht als aufklärt wird. Der folgende Artikel verdeutlicht das, indem er Auskunft über die Vornamen gibt:

https://jungefreiheit.de/politik/deutschland/2024/das-sind-die-vornamen-der-deutschen-gruppenvergewaltiger/

Wenn ich diesen Kontext sehe, halte ich die Formulierung "Wenn deutsche Tatverdächtige Mohamed heißen" (zweiter Teil der Überschrift) für treffend und gelungen. Die Frage von Herrn Riemer "Ist es denn ein anzügliches Spiel?" mit Bezug zu dieser Formulierung war berechtigt. Die Antwort ist aus meiner Sicht eindeutig: Nein, weder Spiel noch anzüglich. Es geht um tatsächliche und relevante Probleme.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.09.2024 um 10.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53832

Jetzt (#53830) haben Sie klar gesagt, worauf Sie hinaus wollen, und das ist auch meine Sicht. (Ich weiß nur nicht, was ich wörtlich ausgelegt habe, das Sie nicht wörtlich gemeint hatten.) Vorher sah es für mich so aus, als wollten Sie die Möglichkeit der indirekten Schlußfolgerung in Frage stellen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.09.2024 um 05.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53831

Bedeutende Wissenschaftler müssen sich von unbedeutenden, aber rechtschreibreformhörigen, putativgehorsamen Lektoren schulmeistern lassen oder auf den Abdruck ihrer Forschungsergebnisse verzichten. Dem entspricht die Macht der Gleichstellungsbeauftragten an den Universitäten, den eigentlichen Herrscherinnen über den Wissenschaftsbetrieb.

In der Politik kann es ähnliche Entwicklungen geben. Nicht der Bundeskanzler bestimmt dann die Richtlinien der Politik, sondern etwa der Bund für Vogelschutz oder eben die Genderbeauftragte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.09.2024 um 04.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53830

Genau diese Verteilung hat eine Partei (ich glaube, es war die CDU) seinerzeit veranlaßt, nicht die Zugehörigkeit von Verdächtigen zum Islam zum Thema zu machen, sondern hintenherum nach dem Vornamen zu fragen. Die Verknüpfung sollte erst im Kopf des Hörers entstehen; man selbst hatte ja nichts behauptet, sondern bloß ganz unschuldig gefragt – und was wäre unschuldiger als die Frage nach dem Vornamen?
Diese Indirektheit nenne ich anzüglich. Wir kennen es von sexuellen Anspielungen oder Witzen: Wenn der Hörer sie versteht, beweist er damit seine schmutzige Phantasie.

Ich kann mir übrigens nicht vorstellen, lieber Herr Riemer, daß Sie mich nicht verstanden haben. Bei Bedarf auf der wörtlichen Bedeutung zu verstehen ist eine Eulenspiegelei, nicht wahr?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.09.2024 um 01.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53829

Ist es denn ein anzügliches Spiel?
Ich kann leider keine ethnischen oder religiösen Statistiken zu Vornamen finden, trotzdem bin ich mir ziemlich sicher, daß diese beiden Namen unter ethnischen Deutschen bzw. unter Christen und Atheisten in Deutschland die absolute Ausnahme sind.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.09.2024 um 17.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53827

Mein Eintrag bezog sich wie ein früherer auf das anzügliche Spiel mit Namen, nicht auf die Menschen selbst.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.09.2024 um 22.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53821

Zehnmal so viele war anteilmäßig, also beispielsweise nach % gemeint.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.09.2024 um 20.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53820

Die Schlußfolgerung gilt bzw. galt aber nicht nur für Tatverdächtige.

Heute gibt es fast zehnmal so viele Muslime in Deutschland wie Juden im Dritten Reich. Juden waren im Gegensatz zu den Muslimen heute sehr gut integriert. Eine kleine, beinahe unsichtbare Minderheit, wenn die Nationalsozialisten sie nicht künstlich zum Problem gemacht hätten. Mit dem heutigen Migrationsproblemen kann man das nicht vergleichen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.09.2024 um 19.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53819

„Wenn deutsche Tatverdächtige Mohamed heißen“

Früher hießen sie Isaak, und alles war klar.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.09.2024 um 06.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53815

Die große Zahl der Duden-Stichwörter (151.000 in der Ausgabe von 2024, darunter 3.000 neue) ergibt sich aus den orthographisch irrelevanten Zusammensetzungen. Das Marketing setzt auf die Unwissenheit der Käufer.
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Gegen manche Wörter habe ich eine unerklärliche Abneigung; „vindizieren“ z. B. habe ich noch nie gebraucht – und auch kein anderer hier.
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Die CDU wurde wg. Merkel gewählt („Wahllokomotive“), die SPD wird, wenn überhaupt, trotz ihres Führungspersonals gewählt, und das reicht nicht. Sie hat nicht die Kraft, sich von solchen Gestalten zu befreien, aber andere Parteien leiden an der gleichen Schwäche. Sie nennen es Solidarität und sehen dem Niedergang hilflos zu. Die Republikaner messen einander an der Solidarität mit Trump. Wer sich zuerst bewegt, ist raus. Aber irgendwann wird der Kippunkt erreicht – und verpaßt.
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Heute soll ein neues Buch von Trump erscheinen, das er ganz bestimmt weder geschrieben noch gelesen hat. Wie so vieles dient es dazu, ihn in den Schlagzeilen zu halten.
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Für die Beförderung von Kindern berechnet die Schiffahrtsgesellschaft je nach Strecke 8,80 bis 14,80 €, für Hunde beliebiger Größe einheitlich 7,50 €. Einfacher wäre es, für Hunde jeweils die Hälfte der Entgeltes für Erwachsene anzusetzen, aber das trifft nicht einmal bei Kindern zu, und Hunde und Kinder in dieselbe Kiste zu stecken verbietet der Anstand. Das Ergebnis ist ein Tarifdschungel aus willkürlich scheinenden Beträgen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 03.09.2024 um 00.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53813

Ich bin gerade etwas perplex. Vielleicht wurde es hier auch schon besprochen, ich war ja länger nicht hier.

Das hier flog gerade in meiner Timeline vorbei:

https://grammis.ids-mannheim.de/rechtschreibung/6147

E2: In zwei Fallgruppen ist im Partizip II auch die der Herkunftssprache entsprechende Flexionsendung mit -ed zulässig.

(1) bei Verben, deren Infinitiv im Englischen auf ein stummes e endet:

getimt/getimed (zu to time), gelikt/geliked (zu to like), gefakt/gefaked (zu to fake)

(2) bei Partizip-II-Formen, die überwiegend unflektiert gebraucht werden:

overdresst/overdressed, relaxt/relaxed

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.09.2024 um 05.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53811

Wer in jedem noch so lahmen Heben des rechten Arms den "Hitlergruß" verfolgen zu müssen glaubt, verrät einen Mangel an Kenntnissen und verkennt den Ernst der Lage. Es es geht ja auch nicht um Hakenkreuze (oder Jesusbilder) auf Toastbrot usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.08.2024 um 14.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53810

Tim Walz kann nicht Vize werden, weil er gelogen hat: Er gibt einen schwarzen Hund als seinen Lieblingshund Scout aus, aber auf einem anderen Foto ist ein braun-weißer Hund zu sehen. Auch bei Kamala Harris ist ja die entscheidende Frage nach der Farbe ihres Fells ungeklärt. Zufall?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.08.2024 um 14.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53737

Der Atomausstieg ist eigentlich gegessen, es gab erwartungsgemäß keine Stromknappheit. Jetzt wird noch so etwas Irrelevantes wie die Sprengung der malerischen Kühltürme als neue Unheilsbotschaft ausgeschlachtet. Jahrzehntelang galten sie mit ihren mächtigen Dampfwolken als ikonische Verkörperung der Kernkraft, nicht die unanschaulichen und unsichtbaren Reaktoren, mit deren Rückbau und Entsorgung die Menschheit für die nächsten 100 Jahre alle Hände voll zu tun haben wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.08.2024 um 17.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53682

„Und täglich grüßt der Messermann
Das Messer als Vorbote des zivilisatorischen Zusammenbruchs“ (David Boos bei Tichy 7.8.24)

Heute schon gemessert?

Der Text dürfte dem Durchschnittsleser allerdings ein kleines Rätsel aufgeben:

„Das Messer erlebt in Deutschland und anderen Teilen des Westens gerade eine Renaissance. Im Zeitalter von Massenüberwachung ist das Messer wie ein unkontrollierbares Komma, das den zivilisatorischen Konsens unterwandert und letztendlich sprengt.“

Was ist das für ein seltsames Komma mit solcher Sprengkraft? Das erklärt sich daraus, daß Herr Boos als Kirchenmusiker an die nichttemperierte Stimmung gedacht hat. Aber ein bißchen weit hergeholt ist es schon, bezogen auf die Renaissance des Messers (worauf wohl das Barock des Messers folgen dürfte).
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 06.08.2024 um 08.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53665

Das Fernsehen kann einen auf vielerlei Weise quälen, etwa mittels Dauerfeuer "epischer“, "ikonischer", "emotionaler" und "historischer" Momente, manchmal kann es aber auch wohltun. Gestern habe ich eine Sendung gesehen, in der eine Rentnerin auf die Frage nach ihrem Beruf ganz selbstverständlich antwortete: "Ich bin Lehrer." Dann verbesserte sie sich rasch: "Ich war Lehrer."
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.08.2024 um 16.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53657

Ein bißchen Klatsch und Tratsch:

Tja, der Ehemann von Kamala Harris hatte in seiner ersten Ehe eine Affäre. Das gibt er selbst zu. Nun ist guter Rat teuer, vor allem im Vergleich zu Trumps tadelloser Lebensführung. Kann die zweite Frau eines solchen Mannes (der auch noch Jude ist) Präsidentin werden?

Trump behauptet, er hätte die Freilassung der Gefangenen von Putin auch ohne Gegenleistung hingekriegt. Er wird ja auch alle Kriege binnen 24 Stunden beenden, man muß ihn nur ranlassen.

Trump behauptet auch, eine Debatte mit Harris bei Fox vereinbart zu haben, aber das Team um Harris weiß nichts davon und besteht auf der längst vereinbarten Debatte bei ABC, nur eben mit Harris statt Biden.

Sollte es mit Vance schon wieder vorbei sein, noch bevor wir uns ganz auf die Verherrlichung dieses „Anwalts der Abgehängten“ eingestimmt haben? (Seit er ein reicher Mann ist, hält er allerdings von den Abgehängten nicht mehr so viel. Er hat ja auch das Vorwort zum Buch des Erfinders von „Project 2025“ und Präsidenten der Heritage Foundation, Kevin Roberts, beigesteuert, dem „Manifest eines Konservatismus der verbrannten Erde“, wie die FAZ es nennt.)

„Sie hat einen wirklich niedrigen IQ.“ (Trump über Harris) - Trump brüstet sich ja, 2018 einen Intelligenztest mit Bravour bestanden zu haben, der aber in Wirklichkeit ein Demenztest war. Ich habe selbst gesehen, wie er davon berichtet, und bin aus dem Lachen kaum herausgekommen. Inzwischen ist seine Rede noch konfuser geworden.

Frau Baerbock trifft sich laut russischen Enthüllungen immer wieder in Nigeria mit einem schwarzen Strichjungen, daher ihre vielen Reisen in die dunkel lockende Welt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.07.2024 um 04.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53633

Nach einer These, die besonders von Jared Diamond popularisiert und dann auch von Yuval Harari, van Schaik/Michel und vielen anderen vertreten wurde, war der Übergang zur Landwirtschaft und Seßhaftigkeit der größte Fehler der Menschheit, der eigentliche Sündenfall. Er brachte Eigentum, soziale Ungleichheit, Fronarbeit, Krankheiten (Zoonosen), Tierquälerei mit sich.
Hararis Erfolg ist mit dem von Oswald Spengler zu vergleichen. Es sind mehr rhetorische als wissenschaftliche Großereignisse. Die Fachleute auf den von Harari bearbeiteten Gebieten haben kaum ein gutes Haar daran gelassen.
„Mit seinem Ehemann betreibt Harari in Tel Aviv eine Firma mit 12 Angestellten, die Yahav-Harari Group Ltd. zur medialen Aufbereitung und Diversifizierung von Hararis Publikationen. Eine weitere Firmengründung Yahavs und Hararis unter dem Namen Sapiensship soll als soziales Unternehmen dazu beitragen, ‚die Probleme dieser Welt zu lösen‘.“ (Wikipedia)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.07.2024 um 23.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53632

Im Punkt 2.) habe ich mich gerade geirrt. Vorgesehen ist, daß für parteilose Kandidaten die 5-Prozent-Klausel nicht gilt. Ein parteiloser Direktkandidat, der in seinem Wahlkreis gewinnt, ist also in jedem Fall für den Bundestag gewählt.

Diese Regelung führt dazu, daß ein aussichtsreicher Direktkandidat einer Splitterpartei für sich und seine Partei gut daran tut, seine Partei rechtzeitig vor der Wahl zu verlassen, damit er seinen voraussichtlich sicheren Wahlerfolg auch in ein Bundestagsmandat umsetzen und nutzen kann.

Wann werden die ersten Direktkandidaten von Linke, FDP, CSU, FW ihrer Partei offiziell kündigen, nur damit sie als Parteilose sicher in den Bundestag einziehen? Es ist alles einfach ein Witz.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.07.2024 um 21.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53631

Nach dem, was heute in den Nachrichten gemeldet wurde, bleibt die Regel, daß ein gewählter Direktkandidat nicht mit Sicherheit in den Bundestag einzieht, bestehen.

Beispiele:
1.) Eine Partei bekommt 4,9% Stimmenanteil, aber nur 1 oder 2 Direktkandidaten.
Früher waren diese 1 oder 2 Direktkandidaten gewählt, jetzt sind sie draußen.

2.) Ein parteiloser Kandidat erhält ein Direktmandat.
Früher kam er in den Bundestag, jetzt hat er von vornherein überhaupt keine Chance.

Was nützt in diesen Fällen die Wiederbelebung der 3-Direktmandate-Klausel? Gar nichts. Ich kann nicht glauben, daß das grundgesetzkonform ist. Aber wenn die Verfassungsrichter so meinen? Da hilft nur, eine Regierung zu wählen, die etwas mehr von Demokratie hält.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.07.2024 um 03.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53624

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50705

Wie auch für Laien wie mich voraussehbar war, hat das Bundesverfassungsgericht diesen Teil des neuen Wahlrechts für verfassungswidrig erklärt. Wie konnte man glauben, damit durchzukommen? Es genügt den Parteien nicht, bei der politischen Willensbildung mitzuwirken, sie wollen herrschen. Darin sind sie schon weit vorangekommen, aber eine letzte Hürde besteht noch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.07.2024 um 13.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53623

Christian Baron nutzt einen Gedenkartikel zum 50. Todestag von Erich Kästner dazu, seine politischen Ansichten zum besten zu geben (SZ 29.7.24). Wer heute zur Verteidigungsbereitschaft gegen Putin aufruft, zeigt „neue Sehnsucht nach dem Stahlbad“. „Christian Baron ist Erstunterzeichner der von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer initiierten Petition Manifest für Frieden.“ (Wikipedia) Zuvor erklärt er dem Leser, mit „Kennst du das Land, wo die Kanonen blühn“ habe Kästner Goethes „pathetisches“ Original parodiert. Das ist so ziemlich das letzte Attribut, das mir zum Lied der Mignon einfallen würde.
Übrigens braucht sich Kästner auch keine Vorwürfe vom feinsinnigen Walter Benjamin machen zu lassen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.07.2024 um 06.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53612

Heute mal zu Gewissensfragen.
In manchen Ländern ist es verboten, mit einem Metalldetektor nach „Schätzen“ zu suchen (in Deutschland nur in SH). Das ist zwar verständlich, aber dadurch bleiben zahllose Gegenstände unentdeckt und sind für die Forschung verloren. Besser wäre es wohl, eine genauer definierte Ablieferungspflicht vorzusehen und den Handel zu überwachen. Auch dabei geht manches verloren, aber der Ertrag für die Museen dürfte den Nachteil aufwiegen.
Ich erinnere an die ingeniöse Aufspürung eines Meteoriten durch Karl Wimmer, um den sich dann ein häßlicher Rechtsstreit entwickelte. Wenn man die Suche nach solchen Objekten von vornherein unattraktiv macht oder ganz verbietet, bleiben sie eben so gut wie nichtexistent.
Als mein Vater in einer Kiesgrube bei Kassel arbeitete, brachte er manchmal vorgeschichtliche Werkzeuge mit nach Hause, bevor er sie dem Landesmuseum übergab. An einer Biegung der Fulda hatte sich viel davon angesammelt, was dann ausgebaggert wurde und auf dem Förderband auffiel.
Die Wiener Bibliothekarin Claudia Bitter sammelt Fundsachen, die aus Büchern fallen. Wenn möglich, werden sie dem Entleiher zurückgegeben, aber es bleiben viele interessante oder kuriose Dinge übrig. (SZ 27.7.24) Davon könnte ich auch einiges erzählen.
Als Student habe ich einmal sehr billig einen klobigen Schreibtisch aus dem Nachlaß eines betagten Ehepaars gekauft. Ich stellte ihn zunächst hochkant in eine Ecke und entdeckte dabei ein Geheimfach im Boden, darin einen 50-Mark-Schein, einen Umschlag mit einer blonden Locke und Alimentenquittungen. Diese Dinge gab ich an die Tochter und Verkäuferin, die ziemlich verstört wirkte, weil sie vom Seitensprung ihres Vaters ihr ganzes Leben lang nichts gewußt hatte. Vielleicht hätte ich das nicht tun sollen? Tatsächlich hatte ich gezögert, nicht wegen des Geldes, sondern wegen der Quittungen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.07.2024 um 18.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53602

Ich kann nur sagen, was ich vom Sansktit kenne, und habe mich im übrigen darauf verlassen, daß es wirklich vom Lotus kommt und nicht von der "Liebe" mit langem a wie in Kamasutra. Ein Beiname der Göttin Lakshmi soll kamalâ mit langem a am Ende sein. Die kurzen a werden im Sanskrit so ähnlich wie unser Murmelvokal gesprochen.
Was aus all dem in amerikanischen Mündern wird, kann ich nicht sagen.
Habe mir übrigens gerade die Autobiographie von Kamala Harris bestellt. Sie soll ja planen, als Präsidentin kleine Kinder zu schlachten und – man denke an ihre Abstammung von Kannibalen – bei Orgien im Weißen Haus zu verspeisen. Auch um Platz für noch mehr Verbrecher aus Mexiko usw. zu schaffen. Das will ich mal nachprüfen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 25.07.2024 um 16.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53601

Wobei das a laut Wikipedia nicht wie in Pamela, also mit [æ], ausgeprochen wird, sondern mit langem [ɑ:]. Auf Youtube findet man verschiedene Videos, in denen sie ihren Namen selbst ausspricht, beispielsweise hier: https://youtu.be/H-vxmBBbWEg?t=12 und hier: https://www.youtube.com/watch?v=1U11vEbv2Lg&t=29s. Ich höre irgend etwas zwischen den beiden genannten Lauten, und zwar halblang, aber ich weiß auch, daß man oft hört, was man zu hören erwartet. Stelle ich mir die eine Variante vor, höre ich sie beim Abspielen auch, stelle ich mir die andere Variante vor, höre ich die. Nur daß die Betonung auf der ersten Silbe liegt, scheint klar zu sein.

Merkel hat auch einmal klargestellt, daß ihr Vorname auf der zweiten Silbe betont werde, trotzdem haben viele, wenn nicht die meisten, ihn auf der ersten betont.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 25.07.2024 um 11.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53600

Kamala also auf der ersten Silbe. Und ich bin ausgerechnet den Trumpisten auf den Leim gegangen, danke für den Hinweis!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.07.2024 um 05.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53597

Nun aber los und in der Vergangenheit von Kamala Harris nach Affären gesucht! Ob wahr oder erfunden, ist egal, das Weltgericht fragt euch nach den Gründen nicht. „Wird Kamala Harris von einer alten Liebe eingeholt?“ usw.
In verschiedenen Beiträgen wird sie übrigens wieder als „Schwarze“ bezeichnet. Es gilt also immer noch, daß ein Tropfen Negerblut den Unterschied macht, während die Schwarzen durch noch so viele Mischehen nicht weiß werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.07.2024 um 12.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53594

Von amerikanischen Kommentatoren habe ich erfahren, daß die Trumpanhänger den Namen bewußt falsch aussprechen, nämlich auf der zweiten Silbe betont.
Im Sanskrit sind alle drei kurz, darum wird die erste (schwach) betont.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 24.07.2024 um 09.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53593

Frage: Sollte Kamala nicht eigentlich auf der mittleren Silbe betont werden? Oder ist es schnuppe? Die Moderatoren sprechen es meist wie Pamela aus.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.07.2024 um 08.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53592

Wenn ich Trump richtig verstehe, beklagt er die Kosten der Umstellung von Bidenbeschimpfungen auf Harrisbeschimpfungen und will sie den Demokraten in Rechnung stellen. Das fand ich komisch, daher mein Eintrag.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.07.2024 um 05.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53589

Die Blaue Blume der Romantik ist bis zum Überdruß zitiert worden, aber ich muß gestehen, daß ich Novalis nach einer kurzen pubertären Begeisterung im Gymnasium kaum noch gelesen habe. Blumen und auch ein blauer Lotus (nila kamala) kommen bei Kalidasa vor, dessen "Shakuntala" zur Goethezeit ein Renner waren, auch Novalis hatte sie gelesen (in Forsters Übersetzung).

Fiel mir zu Kamala Harris ein.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 24.07.2024 um 01.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53587

"[...] Trump, der am 13. Juli bei einem Attentat am Ohr verletzt wurde."
(ZDF, Nachrichten, heute 0.30 Uhr)

Harmloser kann man es nicht formulieren, wenn ein Schuß aus 120 m Entfernung das Ohr getroffen hat.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 22.07.2024 um 19.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53583

Ein bißchen kauzig ist Trump ja schon, aber nun ist er wenigstens gewarnt, und wenn er bis zur Wahl überlebt, dann wird der Ukraine-Krieg vorbei sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.07.2024 um 17.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53582

Trump ist empört über den Rückzug Bidens, auf den er sich so gut eingeschossen hatte:

„Jetzt müssen wir wieder von vorn anfangen“, schrieb Trump in einer Nachricht auf der von ihm mitbegründeten Internetplattform Truth Social. Der 78-Jährige stellte eine finanzielle Entschädigung der Republikaner für diesen „Betrug“ an seiner Partei in den Raum.

Auch klagen wollen die Republikaner! Nach der gestohlenen Wahl nun der Betrug mit der vorgetäuschten Kandidatur.
Man könnte ja auch meinen, der Kandidat Trump stelle im Wahlkampf seine Qualitäten und sein Programm dar, um gewählt zu werden. Dann müßte er doch nicht „wieder von vorn anfangen“, nur weil die Gegenpartei mit ihrer Mannschaftsaufstellung nicht klarkommt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.07.2024 um 15.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53570

Ich hab es mit unseren skeuomorphen Küchenmöbeln ausprobiert, meine Frau war auch schwer beeindruckt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.07.2024 um 05.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53566

Kürzlich habe ich meine Frau mit einem kurzen Vortrag über skeuomorphe Triglyphen beeindruckt und auch nicht unerwähnt gelassen, daß schon Vitruv in Kap. IV, 2, 4 der Sache nach das Richtige getroffen hat. Sie brauchte ja nicht zu wissen, daß meine Weisheit erste eine halbe Stunde alt war. Wie ich aus Romanen weiß, schauen Frauen gern zu gebildeten Männern auf, sie brauchen das immer wieder, ebenso wie jenes „Ich liebe dich“, das wir so redundant finden. (Wir denken: Einmal erklärt, gilt es bis auf Widerruf, aber das ist natürlich ganz verkehrt.) Übrigens sind die schon diskutierten Trittbretter an Autos auch „skeuomorph“. Also schnell noch einmal nachschauen und dann möglichst beiläufig erwähnen! Und zum Schluß nicht vergessen: „Ich liebe dich trotzdem!“
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.07.2024 um 14.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53529

Wir Freiheitskämpfer bereiten schon unsere Kampagne gegen die geplante "Vogelgrippe" vor.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.07.2024 um 12.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53525

Noch eine kleine Beobachtung zu Wilkie Collins:

Bei Wilkie Collins gibt es eine Parodie der Feinschmeckerei:
"How to cook an olive! Put an olive into a lark, put a lark into a quail; put a quail into a plover; put a plover into a partridge; put a partridge into a pheasant; put a pheasant into a turkey. Good. First, partially roast, then carefully stew–until all is thoroughly done down to the olive. Good again. Next, open the window. Throw out the turkey, the pheasant, the partridge, the plover, the quail, and the lark. Then, eat the olive. The dish is expensive, but (we have it on the highest authority) well worth the sacrifice. The quintessence of the flavor of six birds, concentrated in one olive. Grand idea!“ (Man and wife. Kap. 48)

Die Kommentare fragen nicht, wer die „höchste Autorität“ ist. Man könnte an Petronius denken, auch wenn genau dieses Rezept im Gastmahl des Trimalchio nicht vorkommt. Collins kannte aber den Text sehr gut und hatte ihn in einem früheren Werk (Antonina) verwendet.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 14.07.2024 um 23.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53522

Für mich ist eine gute mechanische Uhr zum einen ein sehr praktisches Gerät, zum andern ein Wunderwerk der Technik und der Präzision. Aber Patek Philipe, Rolex und überhaupt die meisten Schweizer Uhrenfirmen übertreiben es meiner Ansicht nach oft mit der äußeren Ausstattung. Diese Uhren sind mir viel zu protzig, sie gefallen mir nicht. Man trinkt ja auch keinen guten Wein aus schweren, glitzernden Kristallkelchen. Herr Virch hat schon Glashütte erwähnt. Natürlich schwingt bei mir auch ein bißchen der Stolz auf meine Heimat mit, aber von Lange kommen einfach phantastische Uhren, wenn man darunter noch vorrangig einen Zeitmesser versteht, da kann keine Schweizer Marke mithalten.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 14.07.2024 um 08.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53520

Eine etwas versöhnlichere Uhrenbetrachtung:
https://virchblog.wordpress.com/2015/04/28/uhren-uhren/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.07.2024 um 05.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53518

Giftgelbe Morgengedanken: In unserer Gesellschaft des gehobenen Konsums werden Uhren nicht mehr damit beworben, daß sie die Zeit anzeigen (das tun die billigsten), sondern als wertbeständige Erbstücke. Wir sehen den jungen (aber nicht mehr ganz jungen, sondern schon arrivierten) Vater und an seinem Hals das Söhnchen, das noch nicht weiß, welches Glück ihm einst die Patek Philippe (45.990 €) bedeuten wird. „Beginnen Sie Ihre eigene Tradition.“

In Indien gibt es wieder mal eine Milliardärshochzeit. Dort kann man sagenhaften Reichtum noch ungeniert zur Schau stellen, schon weil die meisten Menschen nicht einmal Neid aufbringen – die Kluft zur göttergleichen Oberschicht war und ist einfach zu groß –, sondern den Unterhaltungswert des Spektakels schätzen wie im Kino. Die Hochzeitsfeierlichkeiten ziehen sich schon über Monate hin, und für den Höhepunkt werden willige Prominente aus der ganzen Welt eingekauft.

Im Westen gelingt es der Milliardärskaste immer besser, sich als die wahren Interessenvertreter der armen Schlucker darzustellen und in höchste Ämter wählen zu lassen (nach entsprechend kostspieliger Bearbeitung einer verführbaren Masse). Schon die alten Griechen wußten, daß die Demokratie weniger durch äußere Feinde als durch unterhaltsame Unverschämtheit im eigenen Haus gefährdet ist.
Wir armen Schlucker glauben am Ende selbst, die „soziale Frage“ sei ein Problem von gestern, und verachten uns für unsere giftgelben Morgengedanken.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.07.2024 um 04.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53512

Üben findet in zwei Domänen statt: als soziales Verhalten im Rollenspiel und als Ausbildung technischer Fertigkeiten. Gemeinsam ist ihnen das „entspannte Feld“. Wenn Kindergartenszenen oder Familie (Vater – Mutter – Kind) nachgespielt werden, arbeiten die Kinder die wesentlichen Züge solcher Konstellationen heraus und gestalten sie nach ihren eigenen Wünschen, so daß sie sie bewältigen können. Das Gelingen wirkt selbstverstärkend.
Der teleologische Begriff des „Gelingens“ muß in Verhaltensbegriffen rekonstruiert werden. Das gilt für jedes Problemlösen. Im Rahmen formaler Bildung wird das Problem von außen gestellt. Der Unterweisende definiert die Norm, an der sich das Gelingen mißt: eine Rechenaufgabe, ein Übungsstück, ein Bildwerk... Daneben ist in großem Umfang Selbstverstärkung anzunehmen. Das Kind nimmt wahr, wie die Kugelbahn funktioniert, und ahmt einzelne Schritte nach, um sie in Betrieb zu nehmen. Es lernt, daß der Spaß um so länger dauert, je weiter oben es die Kugel auf die Bahn setzt. Ein Puzzle wirkt verstärkend, wenn es ein vollständiges Bild ergibt. Je besser ein Klavierstück beherrscht wird, desto besser gefällt es dem Übenden. (Skinner berichtet, daß ein Mädchen die Uhr zurückstellte, um länger üben zu dürfen.) Dieses Lernen kann wie das Nachahmen generalisiert werden: beides wird als allgemein erfolgreich erfahren.
Der Mensch, das übende Tier... Unsere Fähigkeit, in weitestem Umfang durch das Gelingen verstärkt zu werden und dadurch unendlich viel zu lernen, hebt uns von anderen Tieren ab. Köhlers Schimpansen kamen nie darauf, die Kisten zu zentrieren. Menschen tun das wahrsacheinlich von sich aus oder nach einer kurzen Anleitung, die dann nicht mehr wiederholt zu werden braucht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.07.2024 um 04.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53511

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53176

In „Man and wife“ polemisiert Collins in unpoetischer Direktheit gegen den Sport als neues Ideal der Männlichkeit in England (um 1870). Sir Patrick als sein Sprachrohr verkündet sogar den Zusammenhang zwischen Sport und Kriminalität. Das wurde mit Recht als kenntnislos und ideologisch kritisiert. (Man denkt unwillkürlich an den hundert Jahre später hergestellten Kurzschluß zwischen Rock’n’roll und juvenile delinquency.)
In „Man and wife“ kommt auch eine Stelle vor, auf die Swinburne mit seinem Spottvers („Some demon whispered...“) möglicherweise anspielt: „Some demon had whispered to Lady Lundie to cultivate a taste for feudal antiquities …“
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 25.06.2024 um 22.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53432

Die Einfachheit und Leichtigkeit in Reim und Rhythmus bei Heine, besonders im Buch der Lieder, finde ich immer wieder umwerfend schön. Darin findet sich nichts Komisches, außer dort, wo es wirklich gewollt ist.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 25.06.2024 um 21.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53431

Ich stimme zu und auch wieder nicht. Robert Gernhardt hat mal zu Zeiten des aufkommenden deutschen „Hartreim“-Raps angemerkt, daß Reime unfreiwillig komisch wirken können. Wenn es um Ernstes geht, braucht es oft keine; ein unaufdringliches Versmaß reicht oder wirkt besser.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.06.2024 um 12.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53426

Sehr gut! Übrigens habe ich die Tonbeugung absichtlich in Kauf genommen, weil sie den Eigennamen in der Anrede wirkungsvoll absetzt.

Früher habe ich viele Verse geschmiedet, aber immer nur als Übersetzung. Bei den fünf oder sechs Bänden aus dem Koreanischen ging es ja nur um reimlose Zeilen, was es nur scheinbar leichter macht. Hat nicht ein Franzose mal ungefähr gesagt: "Es ist der Reim, der den Dichter zwingt, seine größten Schönheiten zu finden."
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 25.06.2024 um 10.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53425

Ich zumindest kann es nicht besser, glaube ich. Ich würde nur die Tonbeugung in der zweiten Zeile vermeiden:

Was brachte Wilkie fast um seinen Kunstverstand?
Des Teufels Flüstern: „Wilkie, werde relevant!“

Mit Blick auf die PC könnte man vielleicht sagen:

Was Wilkies Büchern einst die Lesergunst entzog
War Teufels Flüstern: "Wilkie! Werde woke!"
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.06.2024 um 09.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53414

Dazu noch zwei Beobachtungen:
Erstens fördert das gleichmäßige Schreiten in Wald und Feld die Erinnerung an viele Verse, auch solche, an die ich lange nicht gedacht habe.
Zweitens ergibt die Nachprüfung, daß die Erinnerung fast nie exakt ist, sondern meistens „normalisiert“ (vgl. Lectio facilior).
Skinner hat sich mit beidem stark beschäftigt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.06.2024 um 09.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53413

Zu Swinburnes Versen:

Auf meiner Morgenwanderung fiel mir eine Übersetzung ein:

Was brachte Wilkie fast um seinen Kunstverstand?
Der Teufel sprach zu ihm: „Wilkie, sei relevant!“

Gewisse Sprachkünstler unter meinen Lesern (ich will aber niemanden unter Druck setzen...) könnten es bestimmt viel besser.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 17.06.2024 um 23.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53383

Aber Feiertag ist nicht heute, sondern am Tag der Deutschen Einheit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.06.2024 um 06.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53378

Heute ist der Tag der deutschen Einheit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.06.2024 um 05.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53367

Heute wird ja gern gefragt: Wer ist schuld an der Seuchenbekämpfung? Wer ist schuld am Atomausstieg? Staatsverbrechen eben. Da kommt eine Erinnerung gerade recht: https://www.ndr.de/geschichte/chronologie/1964-Stapellauf-der-Otto-Hahn-in-eine-strahlende-Zukunft,ottohahn132.html
Schon damals liefen die Kosten aus dem Ruder (um bei nautischen Metaphern zu bleiben).
Ich erinnere mich natürlich noch sehr gut an jene Zeit. Man lernt dazu.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 13.06.2024 um 13.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53365

(Vorsicht, Satire!)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 13.06.2024 um 13.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53364

16- und 17jährige benötigen ja für vieles noch die Zustimmung eines Erziehungsberechtigten.
Also sollten sie vielleicht auch in der Wahlkabine von einem Erziehungsberechtigten beaufsichtigt werden? Bei der Briefwahl könnte ein Erziehungsberechtigter mit unterschreiben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.06.2024 um 04.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53361

Ja, sehr gut. Ich bin froh, daß ich mit 16 nicht wählen durfte.

Wir haben hier verschiedentlich geltend gemacht, daß die Forderung nach Herabsetzung des Wahlalters (im Koalitionsvertrag verankert), politische Wahlen weniger ernst zu nehmen als z. B. Immobiliengeschäfte. Ich hatte gesagt, daß besonders die Grünen die Politik als eine Fortsetzung des Sozialkundeunterrichts betrachten, pädagogisch wertvoll. Aber der Staat ist nicht die Schule ("schole" = Muße), sondern die "wahrste Tragödie" (Platon). Das haben sie nun davon, und ich kann ebenfalls eine gewisse Schadenfreude nicht unterdrücken, trotz meines grünen Herzens.

Das hat übrigens nichts damit zu tun, daß viele mit 16 und 17 mehr politischen Verstand haben als viele mit 60 oder 70.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 13.06.2024 um 00.16 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53360

Prophetisch, Herr Virch.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 12.06.2024 um 23.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53359

Ich hoffe, ich habe das nicht schon einmal verlinkt: https://virchblog.wordpress.com/2021/11/30/wabernde-gefuhle/
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 12.06.2024 um 19.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53358

Egal, was sie wählen, aber unter 18 sind sie eben noch Kinder, Schüler, noch nicht erwachsen, weder verantwortungsbewußt genug noch können sie für ihr Tun voll zur Verantwortung gezogen werden. Deshalb kann auch ich mir die Schadenfreude nicht verkneifen, daß genau die Richtigen, die die Dummheit verzapft haben, nun den Nachteil davon haben.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 12.06.2024 um 18.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53357

(»Linke« im weitesten Sinne.)
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 12.06.2024 um 17.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53356

Grüne und Linke fordern seit langem die Herabsetzung des Wahlalters von 18 auf 16. Eine der Begründungen: heute sind die Jugendlichen mit 16 schon so reif, daß sie endlich das Recht bekommen müssen, über die Zusammensetzung der Parlamente mitzuentscheiden. Kritische Stimmen wurden in den Wind geschlagen, der Verdacht, man wolle die eigenen Ergebnisse ein wenig verbessern, weil junge Leute ja eher links wählen, wurde empört zurückgewiesen. Jetzt, da die 16- und 17jährigen mitwählen durften und die Erstwähler (darunter eben auch diese neue Untergruppe) massenhaft bei der AfD ihr Kreuzchen gemacht haben, ist die Aufregung groß. Nun gilt es, alles herunterzuspielen. Plötzlich können die Jugendlichen die Tragweite ihrer Entscheidung noch gar nicht richtig beurteilen usw. Das ist schon sehr peinlich. Einige entrüsten sich auch über die »verkorkste« junge Generation, statt sich mal zu fragen, woher das alles kommt und ob die Älteren vielleicht was falsch gemacht haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.06.2024 um 12.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53347

Obwohl es nur von regionalem Interesse ist und mich nicht betrifft: Die Erlanger sollten vorgestern noch einmal über die Stadt-Umland-Bahn abstimmen. Die Medien werben seit Jahren mit dem idyllischen KI-Foto einer parkähnlichen Landschaft, in der außer der Straßenbahn, einem Radfahrer und zwei Fußgängern keinerlei Verkehr zu sehen ist. Die STUB hat alles aufgesaugt, die Luft ist rein, Parkplätze werden nicht mehr gebraucht. (https://www.infranken.de/lk/erlangenhoechstadt/erlangen-entscheidet-zur-stadt-umland-bahn-scheitert-das-mega-projekt-stub-heute-art-5880262)

Es grenzt an Betrug. Lokalreporter, Stadt, Universität, Siemens – alle haben sich an dem propagandistischen Trommelfeuer beteiligt. (Im Bayernteil der SZ der Journalist Olaf Przybilla in kraß einseitigen Beiträgen. Vgl. den langen Wikipedia-Artikel zum komplexen Thema.) Das Foto ist schon so oft gedruckt worden, daß man allmählich das schöne neue Erlangen aus eigener Anschauung zu kennen glaubt und die Verlogenheit des Bildes übersieht.

Die Erlanger haben knapp für das Vorhaben gestimmt. Ich vermute, sie werden das noch bereuen. Die Baukosten werden ein Vielfaches der Schätzung ausmachen, der Bau wird sich hinziehen (und die Technologie vielleicht überholt sein), die Auslastung wird für einen rentablen Betrieb zu gering sein. Die vielen Pendler werden das Auto nicht stehen lassen, zumal die Bahn sie nicht nahe genug an ihre Arbeitsplätze bringt. Man hat sich an Schlagworten wie „Metropolregion Nürnberg“ berauscht und so das größte Neubauprojekt der Deutschen Bahn auf den Weg gebracht.

(„Die Stadt-Umland-Bahn soll einmal auf einer Strecke von 26 Kilometern die Städte Nürnberg, Erlangen und Herzogenaurach verbinden. Damit ist die Drei-Städte-Tram aktuell das größte Straßenbahnneubauprojekt in Deutschland. Nach dem Stand von 2022 soll der Bau der Stadt-Umland-Bahn mehr als 700 Millionen Euro kosten. 90 Prozent davon übernehmen Bund und Freistaat, für den Rest muss Erlangen selbst aufkommen. Der Bau könnte nach Angaben der Stadt ab 2028 abschnittsweise beginnen, eine erste Inbetriebnahme stünde für 2031 an.“)

In einem triumphierenden Rückblick am 11.6.24 tritt Przybilla noch einmal nach und verhöhnt die Kritiker. – So läuft das manchmal, und das ist nun doch wieder allgemein interessant und lehrreich. Übrigens haben die Regensburger gleichzeitig eine Straßenbahn abgelehnt und müssen sich einiges anhören.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.06.2024 um 12.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53346

Wir Schwerdenker lehnen ja eigentlich Corona-Impfungen ab, aber wenn ein Unternehmer einen nicht zugelassenen eigenen Impfstoff spritzen läßt, sind wir wieder dafür. Er ist nämlich ein "Impfrebell" und krasser Außenseiter, und wir feiern alle Außenseiter.
Strafprozesse gegen einen solchen Mann, der auch mal eben einen ganzen Flughafen kauft (und dort, also sozusagen bei sich zu Hause, impfen läßt), zeigen nur, wie korrupt das System ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.06.2024 um 07.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53339

In einem weiteren Artikel der SZ beschäftigt sich Kaehlbrandt mit „Anglizismen“ und dann besonders mit dem zu Tode gerittenen „Public Viewing“. Sein Begriff von „Anglizismus“ ist so weit gefaßt, daß er jedes 30. deutsche Wort für einen solchen hält (im Text oder im Wörterbuch? Das sagt er nicht.). Weil er weit (aber nicht weit genug) in die Etymologie zurückgreift, sieht er in „Koffer“ eine arabische Entlehnung, in „Gurke“ eine polnische. Er schätzt nebenbei den deutschen Wortschatz auf 5 Millionen. Zu „Public Viewing“ erzählt er die alten halbwahren Geschichten und lobt die Schüler, die unter seiner Anleitung „Rudelglotzen“ und solche auch schon lange bekannten Ersetzungen „erfunden“ haben. Am Schluß wieder der Hinweis auf seinen letzten „Bestseller“ (übrigens auch ein Anglizismus).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.06.2024 um 06.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53311

Die SZ veröffentlicht einen Beitrag von Roland Kaehlbrandt über die Vorzüge der deutschen Rechtschreibung und deren mangelhafte Beherrschung durch die heutigen Schüler. Er erwähnt weder die Rechtschreibreform noch das Problem mit den Ausländerkindern. Wo er auf die Silbentrennung kommt, wird es besonders kurios: „Lehrer:innen“ wird als Beispiel für den Genderstern angeführt, letzteren trennt Kaehlbrandt bzw. das Programm „Genders-tern“ (weil st ja jetzt getrennt wird, nicht wahr?), und daß „retten“ zwei unbetonte Silben enthält und darum Silbengelenkschreibung hat, ist auch nicht nachvollziehbar. Es gäbe noch mehr anzumerken, aber wozu?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.06.2024 um 06.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53302

Viele bedeutende Forscher haben zugleich der Naziherrschaft ideologischen Flankenschutz gegeben. Das ist leider nicht zu leugnen. Ihre Leistung zu übergehen wäre eine neue Geschichtsfälschung.

Ihre sehr verschiedenen Schicksale nach dem Krieg sind ein Kapitel für sich. Um bei der Sprachwissenschaft zu bleiben: Walter Wüst erhielt an der LMU Hausverbot, während für Leo Weisgerber (ebenfalls Ahnenerbe, wenn auch nicht in so hoher Stellung) die Karriere erst so richtig losging; er war ja dann auch einer der Großväter der Rechtschreibreform. Dabei hat er die völkische Auffassung der Sprache nicht einmal revidiert, sondern nur ein bißchen verkleidet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.05.2024 um 07.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53287

Niemand würde Schokolade essen und Kakao dazu trinken. Das ist ein schöner Vergleich, ich weiß nur noch nicht, wofür.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.05.2024 um 06.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53279

Ich lese in einem Warentest, daß eine Kaffeesorte, die mir immer besonders gut geschmeckt hat, in Wirklichkeit sehr schlecht schmeckt. Beim nächsten Becher überprüfe ich meinen Eindruck und finde nun, daß der Kaffee wirklich nicht so gut schmeckt. Dann fällt mir ein, daß ich ja inzwischen zu einer anderen Sorte übergegangen bin, zufällig jener, die laut Test besonders gut schmeckt. Ich trinke noch einen Schluck, und tatsächlich: Der Kaffee schmeckt prima.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.05.2024 um 06.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53267

„Scholz kondoliert zum Tod des iranischen Massenmörders Raisi – unfassbar!“ (BILD)
Diese sogenannten Journalisten tun so, als wüßten sie nicht, was diplomatische Gepflogenheiten sind. Es gibt sogar Botschafter in Teheran bzw. Berlin!

In einem Kommentar der SZ schreibt Hubert Wetzel, neben der geheuchelten Anteilnahme gebe es „noch eine zweite, pietätvolle Art, wie man sich bei einem Todesfall verhalten kann: Schweigen.“ Aber wenige Zeilen zuvor hat er klargestellt, daß nach diplomatischen Gepflogenheiten nicht zu kondolieren ein „Affront“ wäre. Überschrift: „Dilemma der Diplomatie“.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.05.2024 um 03.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53236

Die illegale Abrechnung der Terminvereinbarung ist zugleich ein weiteres Beispiel für die „Tragik der Allmende“: Weder der Patient noch der Arzt noch die Kasse bzw. Beihilfestelle haben ein Interesse daran, dem mafiösen Treiben ein Ende zu bereiten. Es läuft alles wie geschmiert. Anders bei den privaten Zuzahlungen für Zahnspangen. Da bedarf es der Angstmacherei, und die Ärzte werden durch interne Texte beraten, wie sie die Eltern bearbeiten müssen, um ihre Einnahmen zu verdoppeln.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.05.2024 um 16.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53235

Zur Physiognomik: In älteren Romanen wird oft so viel in Gesichter hineingelesen, daß es meine Vorstellungskraft übersteigt: das energische Kinn usw. Aber auch ein Historiker schreibt: Der Porträtkopf von Iunius Brutus „zeigt Energie, Sinn für Gerechtigkeit und unbeugsame Strenge“ (Siegfried Lauffer: Kurze Geschichte der antiken Welt. München 1971:137). Die Büste Hannibals im Museum von Neapel „trägt die Züge des Ruhms, der Verantwortung und der Melancholie“ (ebd. 164).
Natürlich gibt es eine Bildsprache der Symbole und Insignien, aber Gesichter? Wir kennen die Büsten, und wir kennen die Männer, da ist die Versuchung groß, unser Wissen hineinzulesen. Das erinnert an die Handschriftendeutung sozusagen ex eventu.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.05.2024 um 08.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53234

Beim Zahnpastalächeln, das bei einigen Prominenten im Show-Business (jedenfalls in Anwesenheit von Kameras) zur Dauergrimasse erstarrt ist, wird auch die Oberlippe zurückgezogen, so daß die makellos präparierten oberen Zähne sichtbar werden. Die Unnatürlichkeit fällt nach langer Gewöhnung nicht mehr auf, auch nicht die suggerierte Dauerheiterkeit. Die Wahlplakate zeigen gerade wieder, daß auch Politiker sich dem Brauch anzuschließen versuchen, meist mit mäßigem Erfolg.

Lächeln ist zeichenhaft, aber was bedeutet es hier?

Bei den Kleinen sprechen wir von "Beißerchen", und das Zähneblecken der Stars artet tatsächlich oft in ein furcherregendes Raubtierlachen aus.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.05.2024 um 06.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53230

In der SZ (16.5.24) deutet Ronen Steinke an, daß der Rechtschreibrat in leicht verjüngter Besetzung bald die Gender-Sonderzeichen in sein Regelwerk aufnehmen könnte. Wir haben nie etwas anderes erwartet. Es scheint auch viel Streit gegeben zu haben, u. a. wegen des Verhaltens von Josef Lange als Vorsitzendem. Wenn die alten Knacker weg sind, ist der „Krieg der Sterne“ (Überschrift) endlich gewonnen.
Steinke (aus Erlangen übrigens) ist Jurist. Er stellt das Gendern als orthographisches Thema dar, obwohl es im Kern ein grammatisches und semantisches ist.
Zufällig brachte die gleiche Zeitung gestern einen Beitrag über das Zeitungssterben im Nürnberger Raum. Der Text war widerwärtig gegendert („Lokaljournalisten und Lokaljournalistinnen“). Wer möchte so etwas lesen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.05.2024 um 05.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53201

In der Gedächtnispsychologie hat sich die Testfrage eingebürgert: "Wo waren Sie, als Sie von der Ermordung Kennedys erfuhren?" (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36751)
Das ist bald nicht mehr möglich, weil wir Alten wegsterben. In der gestrigen SZ wurde zu einem ähnlichen Thema an den 17. Juni 1953 erinnert. Bei mir mischt sich Gelesenes mit einer Kindheitserinnerung an eine erregte Stimmung. Ich kann das aber nicht mehr trennen. Viel bewußter natürlich der Sechs-Tage-Krieg, die Mondlandung. Ich muß dazu sagen, daß ich nur wenige Jahre überhaupt einen Fernseher hatte. Die Einbildung, Augenzeuge zu sein, konnte bei mir nie aufkommen. Ob man untersucht hat, wie sich dieser Unterschied auf das Geschichtsbewußtsein auswirkt?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.05.2024 um 21.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53200

Ja, das gebe ich zu. Mein "genau" war als "apropos" gemeint. (Ich dachte tatsächlich, mit der "Guillaume-Affäre" wollten Sie auch auf den aktuellen Spionagefall anspielen.)
Mit dem Rest habe ich nur Fakten genannt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.05.2024 um 15.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53198

Zu meinem vorletzten Eintrag:
In der Wahrnehmung „verrechnen“ wir viele Sinnesdaten zu „Gradienten“, vgl. Gibsons Theorie des Tiefensehens. Ähnlich kann man sich die Wirkung von Tausenden von Berichten, Bildern und Kommentaren zur Politik vorstellen: Sie werden miteinander verrechnet (unter vieldimensionaler Filterung) und wirken sich so aus, daß wir bestimmte Meinungen für plausibler halten als andere, ohne sagen zu können, warum. Durch die zeitliche Dehnung dieser Vorgänge („Lebenserfahrung“) werden sie natürlich sehr schwer durchschaubar. Ähnlich die Bedeutung der Wörter, wenn sie nicht durch strikte Sachsteuerung (wie „Straßenbahnschiene“) umgrenzt wird. Viele Wörter haben ja Verwendungsbedingungen, die kaum mit Sachen verbunden sind, sondern wieder in anderen Wörtern bestehen. Wenn wir einem Kind einen Text vorlesen, der über seinen Horizont hinausgeht, denken wir oft: Wie soll ich ihm das bloß erklären! Und dann merkt man erst, wie sehr man doch in einer „Wörter-Welt“ (Lichtenberg) lebt, mit all den Gefahren, die wir hier unter „Delirium“ diskutieren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.05.2024 um 14.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53197

Das ist natürlich nicht das, was ich sagen wollte, schon gar nicht "genau".
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.05.2024 um 10.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53196

Genau, die Guillaume-Affäre! Eine Affäre Brandt gab es nicht.
Heute heißt es allgemeinn Krah-Affäre. Vom Spionageverdächtigen Jian G. kennt man nicht einmal den vollen Namen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.05.2024 um 07.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53195

Es ist seltsam, jüngere Historiker über Ereignisse sprechen zu hören, die man selbst erlebt hat, sie aber nicht. (Affäre Guillaume beispielsweise, oder nun auch schon Fall der Mauer.) Einerseits haben sie es studiert und wissen mehr, andererseits fehlt ihnen etwas Unwägbares.
So werden Spätere auch das gegenwärtige „Klima“ nicht mehr nachfühlen können. Warum finden wir den Aufstieg der Rechten, den Niedergang der Kirchen, den Trump-Irrsinn usw. verständlich? Später wird man sich viel Mühe damit geben.
Aus sehr großer Entfernung wird es dann wieder verständlich, weil man sich pauschale Formeln zurechtgelegt hat. Man glaubt also zu verstehen, warum es zum Peloponnesischen Krieg kommen mußte. Wirklich? Oder ist es eine große Illusion?

Keine sehr originellen Gedanken, ich weiß. Aber beim Zeitunglesen kehren sie immer wieder, und beim bloßen Kopfschütteln wollte ich es nicht lassen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.05.2024 um 05.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53176

Das Lesen von Romanen galt früher als frivole Zeitvergeudung (vor allem von Frauen, die in den Romanen selbst stets mit ihrem Strickzeug im Schoß dargestellt wurden) und nicht als anständige Beschäftigung erwachsener Menschen. Die Literaturwissenschaft (mit dem „Akt des Lesens“ usw.) kommt mir immer etwas apologetisch vor. Wenn es eine „Theorie der Literatur“ gibt, kann das Lesen nicht so schlecht sein („ce vice impuni“...).

Aber man mußte natürlich zwischen E und U unterscheiden. Die feinen Leute lesen "gute" Bücher. Diese Distinktion ist inzwischen auch gefallen. Sogar Akademiker bekennen sich schamlos als Harry-Potter-Fans.

Fundsache:

"What brought good Wilkie’s genius nigh perdition?
Some demon whispered—‘Wilkie! have a mission.’"
(Swinburne über Wilkie Collins)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.04.2024 um 04.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53164

Computer und Programme werden entwickelt, sie entwickeln sich nicht. Zu einer Entwicklung im Sinne der Evolutionstheorie wäre notwendig, daß sie sich in einer Welt begrenzter Ressourcen selbst vermehren, dabei mutieren und einander verdrängen. Heute können sie zwar „lernen“, aber das geschieht nicht unter den Bedingungen des Überlebens, sozusagen unter existentiellem Druck. Man kann Not und Tod simulieren: Wenn der Akku sich dem Leerstand nähert, kann ein Roboter zur nächsten Ladestation laufen. Diese „Lösung“ hat er dann aber nicht selbst gefunden, es bleibt bei der Abhängigkeit vom Programmierer. So könnte man auch das Handlungsspiel einrichten: Vorschlag und Einspruchsmöglichkeit (s. Naturalisierung der Intentionalität), das Ergebnis wäre eine simulierte Intentionalität.
Bis auf weiteres sehr ich keine Möglichkeit, daß es anders kommen könnte. Um sich selbst zu vermehren, müßten Roboter aus aller Welt die Rohstoffe bzw. Einzelteile herbeischaffen, aus denen wir sie zusammenbauen. Man kann sich das noch weiter ausmalen, um einzusehen, daß es nicht geht. Daß gerade die komplexesten Maschinen, die der Mensch je ersonnen hat, zugleich Replikatoren werden und Milliarden Jahre Evolution nachvollziehen, läßt sich zwar theoretisch durchrechnen (John von Neumann: Theory of self-reproducing automata. Urbana 1966), ist aber praktisch nicht möglich. In heutigen Fabriken bauen Roboter andere Maschinen zusammen, die aber auch nicht sie, sondern wir erfunden haben, und zwar aus Teilen, die ihnen von uns griffbereit zur Verfügung gestellt werden. Dabei wird es bleiben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.04.2024 um 05.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53151

Zum vorigen:

In „aufgeklärten“ Schriften liest man, die Bibel wolle keine naturwissenschaftliche Darstellung der Schöpfung sein, und so sei auch die Entnahme einer „Rippe“ (oder „Flanke“ oder was auch immer) aus Adams Körper nicht wörtlich zu verstehen. Das ist anachronistisch. Als diese Mythen entstanden (lange vor der Abfassung der „Genesis“), gab es noch lange keine solche Alternative. Der Bibeltext bewahrt zweifellose sehr alte Mythen, gibt aber auch schon eine theologische Deutung (Verhältnis von Mann und Frau, symbolisiert durch die Operation – übrigens schon unter Vollnarkose, während die Menschheit in Wirklichkeit noch Tausende von Jahren bei vollem Bewußtsein des Patienten operieren mußte).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.04.2024 um 15.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53148

In Literaturgeschichten liest man, daß die Atomtheorie des Lukrez insofern „widerlegt“ sei, als die Atome sich als spaltbar erwiesen haben.
Das ist Wortklauberei und hat wenig Sinn. Unser Atombegriff ist ein ganz anderer, die Lehre des Lukrez und die heutige Physik handeln gar nicht vom selben Gegenstand. Andererseits kennen auch die heutigen Physiker einen "Teilchenzoo“, und gerade war aus gegebenem Anlaß wieder vom Higgs-Teilchen die Rede. Auch wenn „Teilchen“ ebenfalls einen anderen Sinn hat als in der begrifflich unendlich weit entfernten antiken Atomistik, ist doch die Suche nach letzten Einheiten geblieben. Wegen der großen Entfernung kann man Lukrez nicht eigentlich „widerlegen“ – wir sprechen einfach nicht mehr dieselbe Sprache. Auch ist klar, daß gerade die ältesten Denker sich an – aus heutiger Sicht – zu großen Aufgaben versuchten. Geblieben ist die Suche nach natürlichen Ursachen, der „Geist der Forschung“, den der enthusiastische Lukrez von Epikur und Demokrit empfing und weitergab.
Ähnlich sinnlos scheint mir die Frage, ob Lukrez Atheist war. Bekanntlich haben Griechen und Römer die Entsprechungen zu „Gott“ ganz anders gebraucht als die jüdisch-christliche Welt (wo sich aber auch alles sehr gewandelt hat).
Was soll man von so unhistorischen Diskusssionen halten, die „Atom“ und „Gott“ wie Konstanten behandeln, deren Bearbeitung und Beurteilung durch die Menschen man durch die Zeiten verfolgen kann.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.04.2024 um 23.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53127

Der Bayerische Rundfunk meldete heute den ganzen Tag teils wörtlich, teils sinngemäß, was ich hier von www.br.de zitiere:

Die bayerische Staatsregierung ist nicht bereit, Dokumente zur Aufarbeitung der Corona-Pandemie offenzulegen. Es sei "klar, dass die Staatsregierung für eine weitere Offenlegung von Dokumenten keinen Anlass sieht", heißt es in einer Antwort des bayerischen Gesundheitsministeriums auf eine Anfrage der SPD-Fraktion im Landtag.

Kein Anlaß zur Offenlegung? Wir Geschulten in DDR-Propaganda kennen das. Ich habe 35 Jahre meines Lebens in der DDR verbracht. Die unabhängigen, führenden Medien eines demokratischen Staates sollten eigentlich statt dessen fragen, welchen Anlaß es zur Geheimhaltung gibt.

Welchen Anlaß hat die bayerische Staatsregierung, Corona-Dokumente nicht offen zugänglich zu machen? Warum stellen unsere Journalisten diese Frage nicht?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.04.2024 um 07.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53117

Die kurzen Lederhosen, die wir als Kinder trugen, wurden kostensparend von einem Sohn an den nächsten weitergegeben. Meine glänzte am Hinterteil schön speckig, und auch an den verpißten Geruch kann ich mich gut erinnern. Die Hosenträger mit den „Hirschhorn“-Knöpfen“; vorne ein geknöpfter Latz, darunter die nackten Beine mit den meist schorfbedeckten Knien. Im Winter kratzende Wollstrümpfe, die oben mit einem Strumpfband befestigt wurden. Weitere Ansprüche wurden nicht gestellt. – Das alles gibt es schon lange nicht mehr.

(Wenn ich bei Google Bilder nach dem guten alten Strumpfband oder -halter suche, muß ich erst den SafeSearch-Filter ausschalten, so unanständig ist mein Ansinnen. Übrigens auch bei halbverwitterten Fresken aus Pompeji. Millionen Soft-Pornos sind dagegen frei zugänglich.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.04.2024 um 16.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53108

„Wir wissen heute, wie wenig biologische Zweckvorstellungen ausreichen, die Gestalt lebendiger Wesen verständlich zu machen. (Portmann) So gilt auch für das Spiel, daß die Frage nach seiner Lebensfunktion und seinem biologischen Zweck zu kurz zielt. Es ist in einem ausgezeichneten Sinne Selbstdarstellung.“ (Gadamer: Wahrheit und Methode. Tübingen 1960:103)

Der philosophierende Außenseiter Portmann war zwar ein Lieblingsautor der Nachkriegszeit, wird aber unter Biologen gerade in dieser Hinsich keineswegs anerkannt. Nicht alle Merkmale sind adaptiv, aber „Selbstdarstellung“ sind sie nicht. Das hat biologisch keinen Sinn. Auch wird immer mehr, was man früher für Schmuck und Schönheit hielt, als durchaus adaptiv erkannt. („Biologische Zweckvorstellungen“ verfehlen allerdings den verpönten Darwinismus von Grund auf.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 11.04.2024 um 14.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53089

zu #53071:

Es gibt in Amerika und Westeuropa sehr viele Stimmen, die die westliche Haltung in diesem Krieg kritisieren, und die dazu dann naturgemäß ähnliche Argumente gebrauchen wie Putin. Sie alle einfach als Putins Propagandanachbeter abzutun, ohne sich inhaltlich damit zu beschäftigen und, wenn möglich, sachlich zu widerlegen, halte ich für falsch. Kein Wunder, daß man unterwegs immer mehr Menschen trifft, die der westlichen Rhetorik nicht glauben. Man muß darüber diskutieren können, ohne belächelt oder gleich putinscher Propaganda bezichtigt zu werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.04.2024 um 05.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53084

Klimaschutz als Menschenrecht? Ob der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte sich da nicht ein wenig verhoben hat? Und Nicaraguas (!) Klage gegen Deutschland wg. Beihilfe zum Völkermord ist auch nicht ernster zu nehmen, wenn auch aus ganz anderen Gründen. Beides schadet den Gerichten, die sich mit so etwas abgeben.
Es ist absehbar, daß Ankläger, Verteidiger, Gutachter sich unendliche Schlachten liefern werden. Außer dem angedeuteten allgemeinen Schaden sind keine konkreten Folgen zu erwarten. Jeder möchte natürlichweise in einer besseren Welt leben, aber so wird man ihr nicht näherkommen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 11.04.2024 um 01.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53081

Absolute Klarheit über die tatsächliche Kriminalität und deren Entwicklung kann keine Statistik liefern. Eine Statistik über von der Polizei endbearbeitete Fälle gibt Auskunft über ebendiese Fälle, eine solche über rechtskräftig verurteilte Täter über ebenjene. Zahlreiche Faktoren verhindern eine realitätsgetreue Dokumentation der Verhältnisse bis ins allerletzte Detail, weil eben vieles im Verborgenen stattfindet. Bei bestimmten Deliktgruppen ist die Dunkelziffer extrem hoch, weil die Straftaten, aus welchen Gründen auch immer, gar nicht erst angezeigt werden oder weil die Polizei bei der Strafverfolgung andere Schwerpunkte setzt. Allein schon aus Personalmangel bleiben viele Straftaten unentdeckt, denken Sie etwa an Ladendiebstähle. Die geringste Dunkelfeldkriminalität dürfte es in einem Überwachungsstaat geben, in dem den Verfolgern so gut wie nichts entgeht. Wobei zu befürchten steht, daß sich deren Arbeit einseitig auf (vermeintlich) systemgefährdende Aktivitäten konzentriert, was das Lagebild auch wieder verzerrt.

Es besteht immer die Gefahr, daß statistische Daten nicht mit der nötigen Sorgfalt interpretiert oder zu bestimmten Zwecken mißbraucht werden. Das würde aber auch für die Statistik über rechtskräftig verurteilte Straftäter gelten. Wenn die langjährige Erfahrung zeigt, daß es zwischen der PKS und der Verurteiltenstatistik keinen nennenswerten Unterschied hinsichtlich bestimmter Delikt- oder Tätergruppen gibt, lassen sich aus der PKS durchaus Trends ablesen. Bei auffälligen Veränderungen, die zu Diskussionen Anlaß geben, kann man immer noch einen Abgleich der Statistiken vornehmen. Doch selbst wenn dabei signifikante Unterschiede zutage treten sollten, ist man nicht im Besitz der Wahrheit. Auch diese Unterschiede müssen wieder interpretiert werden. Usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.04.2024 um 18.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53080

Im Umgang mit sehr alten Menschen erlebt man, daß ihre Ausfälle an Gedächtnis und Konzentrationsfähigkeit vor allem auf die Gegenwart beziehen. Aus ferner Vergangenheit erzählen sie hingegen längere Episoden durchaus kohärent und sogar mit Humor. Mir fällt dann immer auf, wie sehr wir durch Erzählungen zusammengehalten werden. Ich bin meine Geschichten – viel mehr als meine Ansichten.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 10.04.2024 um 15.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53079

Gibt es wirklich verschiedene Fragen? Die Frage, über die die Medien z. Z. berichten, heißt ganz klar: Ist die Ausländerkriminalität gestiegen? Und die richtige Antwort kann man ebenso klar nur anhand der Täterzahlen geben.

Wenn, wie Herr Metz natürlich einleuchtend sagt, die Strafverfahren sich lange hinziehen, dann hat man eben die ganz genauen Zahlen erst ein Jahr später, aber man kann aufgrund der Erfahrungen der letzten Jahre ausgehend von den Polizeistatistiken sofort ziemlich verläßliche Hochrechnungen über die Täter machen.

Eine professionell erstellte Hochrechnung über die Täterzahlen wäre tatsächlich aussagekräftig hinsichtlich der Frage (s. o.), hingegen ist eine Statistik über Verdächtige m. E. wertlos bzw. verlagert die entsprechend notwendige Hochrechnung nur in die Köpfe aller einzelnen Medienkonsumenten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.04.2024 um 13.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53078

Darauf hat Herr Metz gestern schon geantwortet. Und was heißt "richtig" und "worauf es ankommt"? Es gibt eben verschiedene Fragen und verschiedene Antworten. Und solange klar gesagt wird, was für Daten es sind, kann mancher damit schon jetzt etwas anfangen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 10.04.2024 um 13.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53077

zu #53066:

Wenn es die andere, richtige Statistik auch gibt, dann ist es ja umso unverständlicher, weshalb man einen steigenden Ausländeranteil so medienwirksam nur an Verdächtigen festmacht.

Und wenn sich die Zahlen bei Verdächtigen und Verurteilten nachweislich nicht wesentlich unterscheiden, dann sollten sich die Medien halt auch statt auf Verdächtige unmittelbar auf Täter beziehen. Auf sie kommt es schließlich an, nicht auf Verdächtige!
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 10.04.2024 um 12.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53076

Ihr Gedanke war wohl, daß »es wird zeit meines Lebens passieren« mißverstanden werden könnte im Sinne von »es wird mein ganzes Leben dauern«. Aber diese Gefahr besteht meines Erachtens nicht, weil »passieren« bei einem punktuellen Ereignis den Eintritt desselben bezeichnet (bzw. »nicht passieren« den Nichteintritt).
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 10.04.2024 um 12.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53074

Aber wenn Sie »zeit meines Lebens« im Sinne von »irgendwann/punktuell im Laufe meines Lebens« verstehen, warum sollte dann die Negation oder das Wort »noch« eine Rolle spielen? Dann kann das Ereignis in dieser Zeitspanne doch sehr wohl eintreten. Für »sagbar« halte ich Ihre beiden Sätze, ich habe mich ja auch bewußt vorsichtig ausgedrückt (»recht ungewöhnlich«). Ich würde über beide Sätze stolpern. Die Beispielsätze im DWDS (https://www.dwds.de/wb/zeit%20meines%20Lebens?o=zeit+meines+lebens) finde ich allesamt unauffällig, sie entsprechen meinem Sprachgefühl. Aber wir müssen uns nicht einigen. Ein »Störgefühl« verschwindet ja nicht dadurch, daß ein anderer sagt, er habe dieses Gefühl nicht, und es entsteht auch nicht, bloß weil ein anderer es hat.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 10.04.2024 um 11.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53073

Ich würde Ihnen, lieber Herr Metz, auf jeden Fall recht geben, wenn es rein positiv ausgedrückt wird:

"Es wird mit großer Wahrscheinlichkeit zeit meines Lebens passieren."

Das wäre schlecht gesagt, weil ein bestimmtes punktuelles Ereignis niemals über eine längere Zeit hinweg passiert.
Aber negativ, wie im besprochenen Fall, würde ich es nicht beanstanden:

"Ich dachte nicht, daß es zeit meines Lebens noch passiert."

Hier geht es ja durchaus sowohl um die gesamte Lebenszeit, als auch um den Zeitpunkt, und es wird ausgedrückt, daß dieser in der gesamten Zeit vermutlich nicht eintreten wird.
Selbst ohne ausdrückliche Negation, nur durch das Wort "noch", wird dieser Effekt erreicht. Folgenden Satz hielte ich (im Gegensatz zu meinem ersten) für sagbar:

"Es wird mit großer Wahrscheinlichkeit zeit meines Lebens noch passieren."
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 10.04.2024 um 07.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53072

Zu #53067:
Wobei mir »zeit meines Lebens« hier recht ungewöhnlich erscheint. Meint »zeit meines/seines usw. Lebens« nicht normalerweise die gesamte Lebensspanne (eventuell auch die gesamte bisherige oder noch verbleibende) und nicht einen willkürlichen Zeitpunkt innerhalb dieser Spanne, worum es hier ja geht? Ich habe mich zeit meines Lebens bemüht; ich werde das zeit meines Lebens nicht vergessen; sie hat sich zeit ihres Lebens um ihre Kinder gekümmert. Ich vermute eine etwas verunglückte Übersetzung. Statt »Ich dachte nicht, daß es zeit meines Lebens noch passiert« könnte man vielleicht besser formulieren: »Ich hätte nicht gedacht, daß es (noch) zu meinen Lebzeiten passiert.« Im Original hat er offenbar gesagt: »I didn’t think it would happen in my lifetime«.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.04.2024 um 07.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53071

Nachlese:

Auf einer kurzen Reise traf ich mehrere Menschen, die ungefragt die ganze Litanei von Putins Kriegspropaganda herunterbeteten, bis in den Wortlaut gleich. Ich lasse sie reden und beschränke mich auf ein skeptisches Lächeln.
Trump umwirbt die Evangelikalen, Putin die Russisch-Orthodoxen, jeder für seine Zwecke. Den Russen wird eingeredet, sie kämpften um die Rettung des russischen Wesens gegen die westlichen Satanisten (das sind wir).
Zu einem runden Geburtstag gratuierte mir kürzlich auch der bayerische Ministerpräsident. Er pries das schöne Bayern und empfahl sich als derjenige, der dafür sorgen wird, daß es so bleibt. Das Ganze las sich eher so, als ob ich ihm gratulierte und nicht umgekehrt.
Die Verwaltungsgemeinschaft hingegen teilte eine Woche vorher mit, es sei üblich, dem Jubilar persönlich zu gratulieren, und fragte an, ob ich einen Besuch des Herrn Bürgermeisters wünsche, bitte ankreuzen ja/nein. Mehr als deutlich stand zwischen den Zeilen: „Bloß nicht!“ Das konnte ich aber gut verstehen, und weil ich den Herrn Bürgermeister erst vor kurzem besucht hatte und sowieso wie an jedem Geburtstag auszubüxen vorhatte, konnte ich ihm den Aufwand leichten Herzens ersparen.
Früher wünschte man einander „Gottes Segen“, heute „vor allem Gesundheit“. Da kann man nichts falsch machen. „Seasonal greetings!“
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.04.2024 um 05.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53069

Zum zweitenmal innerhalb von vier Wochen bringt die SZ im Wirtschaftsteil einen Beitrag über die „Zukunftsforscherin“ Amy Webb (von derselben Journalistin), und wieder wird ihre Äußerung zitiert, Deutschland gehe ihr auf die Nerven. Konkreter wirds nicht, unerträglicher Phrasendrusch. Solche Paradiesvögel werden mit Auszeichnungen überhäuft und in der ganzen Welt herumgereicht. Irgend etwas habe ich falsch gemacht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.04.2024 um 04.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53067

"Ich dachte nicht, dass es Zeit meines Lebens noch passiert", sagte Higgs dem Fachblatt "New Scientist" mit Blick auf die Bestätigung seiner Theorie. (ZDF zum Tod von Higgs)

Entspricht zwar nicht dem Buchstaben, wohl aber dem Geist der Rechtschreibreform: einmal Substantiv – immer Substantiv.

Den Namen "Gottesteilchen" für seine Entdeckung lehnte der Atheist ab.

Was die Medien natürlich nicht hindert, ihm bis in alle Ewigkeit dieses Gottesteilchen anzuhängen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.04.2024 um 04.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53066

Die Statistik nach verurteilten Straftätern gibt es natürlich auch. Der Ausländeranteil ist nicht sehr verschieden von dem der Tatverdächtigen. Man könnte meinen, daß Ausländer häufiger unter Verdacht geraten, aber das scheint nicht der Fall zu sein.

Mir fällt etwas anderes auf, was uns hier mehr betrifft:

In Berichten und Kommentaren über Ausländerkriminalität wird der Begriff „Ausländer“ weitgehend vermieden. (Schon lange hält der Duden das Wort für abwertend.) Man spricht von Nichtdeutschen, Menschen ohne deutschen Paß, Geflüchteten (was viele nicht sind); bei konkreten Straftaten wird der Verdächtige in einer „Gemeinschaftsunterkunft“ festgenommen usw. Die jungen Männer, bekanntlich überall die kriminellste Kohorte, „tragen das höchste Risiko, straffällig zu werden“ – als ob es ein Schicksal wie Krebs wäre, wofür man nichts kann. Aus einem Kommentar in der SZ vom 9.4.24: „Gerade junge Männer, die um die halbe Welt geflohen sind und auch in Deutschland wenig Perspektive haben, tragen im Reisegepäck ein höheres Risiko, straffällig zu werden, als Menschen, die in Wohlstand und rechtlicher Sicherheit sozialisiert sind. Das ist unstrittig.“ Also sind eigentlich wir schuld. So reden sie daher und wissen vielleicht gar nicht, was sie anrichten.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 09.04.2024 um 23.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53065

Vielleicht hat es auch damit zu tun, daß sich Strafverfahren oft sehr lange hinziehen, so daß die Feststellung eines Tatverdächtigen durch die Polizei und seine eventuelle Verurteilung zum Teil nicht im selben Jahr erfolgen; bei Straftaten in den letzten Monaten eines Jahres ist ohnehin nicht mit einer rechtskräftigen Verurteilung im selben Jahr zu rechnen. Da bei Abschluß des Strafprozesses alle benötigten Daten bekannt sind, müßte sich auch eine bereinigte Statistik erstellen lassen. Ob das geschieht, weiß ich nicht.

Das BKA schreibt:

In der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) werden die der Polizei bekannt gewordenen und von ihr endbearbeiteten Straftaten erfasst. Nicht enthalten sind
– Staatsschutzdelikte,
– Verkehrsdelikte (mit Ausnahme der Verstöße gegen §§315, 315b StGB und 22a StVG),
– Straftaten, die außerhalb der Bundesrepublik Deutschland begangen wurden,
– Ordnungswidrigkeiten,
– Verstöße gegen strafrechtliche Landesgesetze,
– Delikte, die nicht in den Aufgabenbereich der Polizei gehören (z.B. Finanz- und Steuerdelikte) sowie
– Delikte, die unmittelbar bei der Staatsanwaltschaft angezeigt und ausschließlich von ihr bearbeitet werden.

Die PKS ist eine sogenannte Ausgangsstatistik. Das bedeutet, sie enthält nur die „endbearbeiteten“ Straftaten. Das heißt, die Fälle finden erst Eingang in die Statistik, wenn die polizeilichen Ermittlungen abgeschlossen sind und die Akten an die Staatsanwaltschaft abgegeben wurden.

(https://www.bka.de/DE/AktuelleInformationen/StatistikenLagebilder/PolizeilicheKriminalstatistik/PKS2023/Polizeiliche_Kriminalstatistik_2023/Polizeiliche_Kriminalstatistik_2023.html)

Siehe auch hier: https://www.makepeace.de/wissen-aktuelles/das-problem-mit-der-polizeilichen-kriminalstatistik/.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.04.2024 um 13.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53064

In letzter Zeit wird wieder viel über Ausländerkriminalität geschrieben, so der heutige MM-Artikel "Ausländerkriminalität steigt stark":

Von den knapp 2,25 Millionen Tatverdächtigen waren 923 269 Ausländer, das sind rund 41 Prozent. Die Beamtinnen und Beamten melden einen starken Anstieg der nichtdeutschen Tatverdächtigen um 17,8 Prozent.

Was mich hier immer wieder umtreibt, wieso wird in diesem Zusammenhang ständig von Tatverdächtigen gesprochen und nicht von Tätern?

Was kann ein Unschuldiger dafür, wenn er verdächtigt wird? Wollen wir im Falle einer Straftat wirklich wissen, wer alles verdächtigt wird oder nicht vielmehr, wer der Täter ist? Was ist schließlich zu verurteilen, daß jemand verdächtig ist, oder daß er schuldig ist?

Es muß doch möglich sein, solche Statistiken nicht nur über Verdächtige anzulegen, was in meinen Augen nicht viel Wert hat, sondern über rechtskräftig verurteilte Straftäter! Falls das schwieriger ist, dann muß man es eben in Kauf nehmen und angehen, anstatt etwas Nichtssagendes über Verdächtige zu schreiben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.04.2024 um 09.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53036

Heute „frohlocken“ die Grünen, weil in Deutschland die Lichter ausgehen (wegen Abschaltung von Kraftwerken). Auf welcher Seite der Aprilscherz zu suchen ist, wird sich im Laufe des Tages herausstellen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.03.2024 um 16.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53024

Aus dem Koalitionsvertrag der gegenwärtigen Regierung:
„Ausbildung und Dienst an der Waffe bleiben volljährigen Soldatinnen und Soldaten vorbehalten.“
(Gesetzlich ist ein Mindestalter von 17 - bei Einwilligung der Eltern - für den freiwilligen Wehrdienst vorgesehen.)
„Wir werden das aktive Wahlalter für die Wahlen zum Europäischen Parlament auf 16 Jahre senken. Wir wollen das Grundgesetz ändern, um das aktive Wahlalter für die Wahl zum Deutschen Bundestag auf 16 Jahre zu senken.“
Wie paßt das zusammen?
Anlaß meiner Frage ist der aktuelle Bericht, daß mehr 17jährige sich bei der Bundeswehr bewerben. Sie werden vielleicht nicht gerade Parteien wählen, die ihnen das verwehren wollen, während sie Wahlen als eine Art Spielwiese offenhalten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.03.2024 um 06.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53021

Warum verwendet Hegel in der „Wissenschaft der Logik“ den falschen Beispielsatz „Aristoteles ist im 73. Jahre seines Alters, in dem 4. Jahr der 115. Olympiade gestorben“? Ist das ein Druckfehler, oder spielt die falsche Zahl 73 (statt 63) eine Rolle? Die Stelle wird oft zitiert, aber stets ohne entsprechenden Kommentar. Ich kenne natürlich nur einen kleinen Teil der Literatur.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 25.03.2024 um 01.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53005

Ja, man vergißt schnell, was damals im ukrainischen Bürgerkrieg los war. Auf bpb.de (Bundeszentrale für politische Bildung) findet man in der Kriegschronik, z. B.:

24.09.2018
In Lwiw greift in der Nacht auf den 24. September eine mit Messern bewaffnete Gruppe von ca. 20 Neonazis eine Gruppe von linken Aktivisten an und verletzt mehrere Personen. Ein schwerverletztes Opfer muss im Krankenhaus reanimiert werden. Die Angreifer sollen Augenzeugen zufolge dem "Nationalen Korps" angehören, das mit dem Asow-Freiwilligenbataillon in Verbindung steht. Im vergangenen Jahr gab es in der Stadt mehrere ähnliche Vorfälle; der Polizei wird Tatenlosigkeit und Kooperation mit dem "Nationalen Korps" vorgeworfen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.03.2024 um 20.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#53004

Ich entdecke immer wieder Beispielsätze, die ich vor Jahren aus linguistischem Interesse aufgeschrieben habe und die heute inhaltlich in neuem Licht erscheinen. Zum Beispiel im Dezember 2018: „Putin schließt Frieden mit derzeitiger ukrainischer Regierung aus.“ (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1627#40247)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.03.2024 um 17.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52985

Am Waldrand steigen zwei Männer aus dem Auto. Ich höre den einen sagen: „...und dann bauen sie in diese schöne Gegend Windräder, die mit Diesel betrieben werden – reine Ideologie!“
Ähnlich habe ich es schon öfter gehört. Die Windräder müssen ja irgendwie angetrieben werden, damit sie Wind machen. Und das soll dann irgendwie gut für das Klima sein (vielleicht weil es die Abgase der Autos vertreibt, die am Waldrand parken?). Übrigens sind hier gar keine Windräder geplant, mit welchem Antrieb auch immer.

Im vergangenen Jahr wurden weltweit über 500 Gigawatt „erneuerbare Energie“ hinzugebaut. In gewissen Kreisen verbreitet man die Meinung, daß die Energiewende eine ideologische Besonderheit der Deutschen sei. Dabei ist Deutschland in dieser Hinsicht nur Mittelmaß. Aber in jenen Kreisen hält man ja auch Corona für eine Erfindung, mit der die Kommunistin Merkel die Bürger gefügig machen und ihre Herrschaft verewigen wollte. Sie hat sich dann zwar zurückgezogen, aber nur zum Schein, denn im Hintergrund zieht sie weiterhin die Fäden, zusammen mit Bill Gates usw., Sie wissen schon...

Im Radio werden die Gründe der niedrigen Geburtenrate aufgezählt. Der entscheidende fehlt: die Kinderbetreuung. Wenn man in der eigenen Familie oder bei Bekannten erlebt, wie schwer es besonders für junge Mütter ist, auch nur ein einziges Kind mit der Berufstätigkeit zu vereinbaren, kann man gut nachfühlen, daß sie kein zweites wollen. Am besten ist es natürlich, gar keine Kinder zu haben, sondern im Rundfunk über die Gründe der Kinderlosigkeit zu räsonieren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.03.2024 um 05.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52970

Auch Despoten lassen sich gern "wählen" und erkennen damit implizit die Überlegenheit der Demokratie an. Allerdings könnten die "Wähler" auf den Gedanken kommen, daß eine Wahl ohne Alternativen vielleicht keine richtige ist.
In der DDR wurde der akklamatorische Charakter der Wahl mit dem Argument gerechtfertigt, die eigentliche Auswahl der Kandidaten habe schon vorher, in den unzähligen Versammlungen und "Aussprachen", stattgefunden. Es mußte alles "demokratisch aussehen" – immerhin.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.03.2024 um 05.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52967

Ich muß gestehen, daß ich die "Insel Felsenburg" auch nur in der nochmals um die Hälfte gekürzten Tieckschen Bearbeitung (bei Reclam) gelesen habe. Seinerzeit hatten die Romane ja die Eigenschaft, sich über viele tausend Seiten auszudehnen. Die Hoffnung des modernen Herausgebers, neue Leser für das Buch zu gewinnen, dürfte sich kaum erfüllt haben. Heute kurven die Abenteurer gleich im Weltall herum oder reisen mit Zeitmaschinen, und der religiöse Hintergrund interessiert sowieso keinen mehr.
Ballantynes Buch liegt mir übrigens auch nur in einer gekürzten Ausgabe (Puffin) vor.
Ich muß oft an die fromme bildende Kunst denken und stelle mir gern vor, daß es in der Künstlerwerkstatt wohl nicht viel anders zuging als heutzutage. Das hübsche Mädchen sitzt Modell für eine wunderbare und vielleicht wundertätige Maria mit dem Jesuskind, aber erst einmal ist es ein hübsches Mädchen, so dann auch für die Betrachter.
An vielen Robinsonaden wie der "Koralleninsel" erschreckt den heutigen Leser die Darstellung der gottlosen Wilden, die denn auch gleich im Dutzend erschlagen und begraben werden. Als Kannibalen (Gruselreiz!) haben sie es nicht besser verdient.
Bei Defoe fand ich als kindlicher Leser einer Jugendausgabe immer besonders reizvoll, wie der Mensch sich unter den widrigsten Bedingungen zu helfen weiß. Ungefähr gleichzeitig las ich auch die "Höhlenkinder", die mich auch mit den alten Bildern enorm beeindruckten; die Schwächen störten mich nicht im geringsten. Sonnleitner (mit dem unaussprechlichen eigentlichen Namen) hat sich Mühe gegeben, das Geschehen einigermaßen glaubwürdig erscheinen zu lassen.

Allerdings: Wenn der kindliche Leser noch nicht weiß, wo die kleinen Kinder herkommen, lernt er es aus diesem pädagogischen Roman auch nicht. Die drei Jungs auf der Koralleninsel stehen ja auch auf dem Höhepunkt ihrer Manneskraft, aber das Thema aller Themen kommt nicht vor.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 18.03.2024 um 00.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52965

Zu http://sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52946

Die frühen Robinsonaden sind vor allem religiöse Utopien, wie etwa, neben "Robinson Crusoe", Schnabels "Insel Felsenburg" (eine lutherisch geprägte Variante) zeigt. Wenn man den religiösen Aspekt herausnimmt, ist die Erzählung auf ein schönes Abenteuer mit einer gewissen Anziehungskraft auf Jugendliche reduziert. Die meisten Buchausgaben des "Robinson Crusoe" für Jugendliche sind stark bearbeitet, weil diese Zielgruppe den Text sonst nicht lesen würde.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.03.2024 um 14.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52946

Das Schöne an den beliebten Robinsonaden ist, daß der Anfang auf der Insel zwar schwer ist, die Insel selbst sich aber allmählich als Paradies erweist. Die Schiffbrüchigen haben wenig, aber doch Nützliches vom Schiff retten können (eine Axt, ein Stück Schnur, mit dem man einen Bogen und einen Feuerquirl bauen kann, usw.). Es gibt Fische, Beeren, Nüsse, Knollen und Süßwasser:
„We regarded our lot as a most fortunate one, in being thus cast on an island which was so prolific and so well stored with all the necessaries of life.“ (R. M. Ballantyne: The coral island; die drei Jungen sind 14, 15 und 18.)
In Wirklichkeit gehen Schiffbrüchige schnell zugrunde, und statt Kannibalen erfolgreich abzuwehren, werden sie selbst welche. Es ist eigentlich ganz furchtbar.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.03.2024 um 18.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52921

Wenn die Kassen jedem, der davon profitieren würde, das Medikament Wegovy erstatteten, ergäben sich allein daraus Mehrkosten von 46 Mrd. Euro jährlich, mehr als für alle anderen Medikamente zusammen.

Ein Mediziner, der für die Erstattung der Kosten plädiert, war, wie beiläufig mitgeteilt wird, an der Entwicklung des Medikaments beteiligt. 20 Patente spielen eine Rolle und werden noch viele Jahre gültig bleiben. Die Befürworter sagen: Lieber jetzt Geld in die Hand nehmen, als später für die Folgen noch viel mehr zahlen. Aber das ist eine bloße Behauptung.

Die Anerkennung der Fettleibigkeit als Krankheit (mit zugehörigem Fremdwort) ist keine rein medizinische Frage, sondern auch eine „Bestimmungsleistung“. Auch Mediziner geben zu, daß die Abgrenzung von Lifstyle und Krankheit nicht leicht ist. Wer weniger ißt, nimmt ab. Das ist nicht nur sonnenklar, sondern wird auch durch die Erfahrungen aus anderen Zeiten belegt: In meiner Kindheit gabe es praktisch keine Dicken. Selbst der dicke G., ein Gastwirtssohn in meiner Volksschulklasse, würde heute als normalgewichtig durchgehen, ebenso die wenigen Frauen, die als „stark“ bezeichnet wurden und nur mit Mühe passende Konfektionskleidung fanden. Sogar „der Dicke“ (Ludwig Erhard) war nach heutigen Maßstäben schlank. Die Bezeichnung „Volkskrankheit“ oder das Oxymoron „Zivilisationskrankheit“ sagt eigentlich alles. Die Leute wissen das sehr wohl von einer Pandemie zu unterscheiden. Wir essen zuviel und oft das Falsche, weil es angeboten wird und weil wir es uns leisten können, das ist das ganze Geheimnis. Der Blick in den Einkaufswagen zeigt es: die Hälfte Junkfood, dazu kommt noch der Getränkekasten.

Das philosophische Problem ist: Können oder müssen wir den Menschen als haltloses Opfer von Sucht und suchtähnlichem Verlangen betrachten, oder dürfen wir ihm eine gewisse Freiheit zumuten? (Wirken manche Medikamente nicht sogar besser, wenn man selbst dafür bezahlt?)

Jeder kann abnehmen, wenn er will, aber er kann nicht wollen. Wirklich nicht? Frei nach Kant: Hier ist die Chips-Tüte, dort steht der Galgen. Niemand würde sich für Chips & Galgen entscheiden. Das Problem ist, daß der Galgen im Alltag nicht sichtbar ist und vielleicht nie werden wird (wie der Krebs beim Rauchen, gar nicht zu reden vom Klimawandel).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.02.2024 um 05.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52838

Nicht nur die Ostseelandschaft selbst, sondern auch ihre Darstellung durch den Jubilar C. D. Friedrich wird gegen Flüssiggas-Terminals und Pipelines ins Feld geführt. Aber die früheren Landschaften findet man nirgendwo mehr (iemer mêr owê!). Wie haben uns verzehnfacht und leben hundertmal besser (luxuriöser, wenn man will). Wer den Wandel beklagt, soll sagen, worauf er verzichten will. Es nervt allmählich: Jeder will Strom und immer mehr davon, aber um keinen Preis Windräder oder auch nur Stromleitungen in seiner Nähe. Gut ist auch die Industrieansiedlung (Tesla, Intel...), aber bitte nicht hier! Fledermäuse werden sich finden lassen.
Und noch etwas: Kann man sich wirklich nicht mehr mit Friedrich (auch dem Barbarossa oder Dürer oder Platon...) beschäftigen, ohne auf den Mißbrauch durch die Nazis einzugehen? Entweder haben die sich etwas zu Unrecht angeeignet oder es zu Unrecht verbannt. Die Behauptung, man könne das nie und nirgendwo ausklammern, setzt viele in Arbeit und Brot.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 22.02.2024 um 12.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52835

Die Regierung möchte ein "Wachstumschancengesetz" durchbringen, die Opposition aber nicht. Ist etwa jemand gegen Wachstumschancen?

Warum gibt es nicht auch gleich ein Wirtschaftskrisenverhinderungsgesetz, ein Wohlstand-für-alle-Gesetz und ein Friede-Freude-Eierkuchen-Gesetz?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.02.2024 um 07.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52823

Es gibt auch erheiternde Nachrichten.

Unter dem Motto "Pferdehaltung muss bezahlbar bleiben" sind am Samstag Pferdehalter mit rund 60 Pferden durch die Kasseler Innenstadt geritten. Dazu haben 200 Menschen zu Fuß demonstriert. Die Veranstalter sprachen von rund 100 Pferden und 250 Teilnehmenden. (18.2.24)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.02.2024 um 15.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52799

Ich denke, der Anteil rechter und linker Wähler im Volk ändert sich insgesamt kaum. Es gibt halt immer realpolitisch bedingte leichte Schwankungen, gut für die Demokratie. Je weiter sich CDU/CSU nach links und grün orientieren, umso mehr Wähler verlieren sie rechts. Genau das hat FJS gemeint, es ist ziemlich logisch und hat nichts mit einem "Rechtsruck" zu tun, wie es auf den Regierungsdemos immer heißt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.02.2024 um 13.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52796

Übrigens ist durch die Werteunion, die doch sicher auch in Bayern antreten wird, die eine Hälfte von "Kreuth" de facto verwirklicht, und die CSU kann nicht einmal mit der anderen Hälfte (Ausdehnung der CSU auf ganz Deutschland) drohen oder zurückschlagen.
"Rechts von der CDU/CSU darf es keine demokratisch legitimierte Partei geben." (FJS 1987)
Jetzt gibt es drei, und sie werden der CSU zu schaffen machen. Aber Söder hält es für richtig, gegen die Grünen zu polemisieren, die er vielleicht bald brauchen wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.02.2024 um 07.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52779

"Nazi-Opa im Keller" (taz über Baerbock)

Baerbock hätte sich über ihre Vorfahren informieren müssen usw.

"Nazi!"
Ich bin kein Nazi.
"Aber dein Papa war Nazi!"
Mein Papa war auch kein Nazi.
"Aber dein Opa war Nazi!"
usw.

Es erinnert an Aesops Fabel:

„Bruder, Vater, Mutter, Vetter, Onkel, wer auch immer es war, sie haben mich beleidigt." rief der Wolf. „Dafür musst Du mir büßen." Er sprang über den Bach, schnappte sich das Lamm und fraß es auf.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.02.2024 um 09.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52774

Würden die USA ihre Militärausgaben halbieren, hätten sie immer noch die höchsten der Welt und lägen in Prozent des BIP vergleichbar mit den übrigen NATO-Ländern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.02.2024 um 06.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52773

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35188

Trump hat auch jetzt wieder deutlich gemacht, daß er die Selbstverpflichtung der Natopartner zu zwei Prozent Militärausgaben auch sieben Jahre später als Tributzahlungen an die USA betrachtet. Es wäre wohl vergeblich, ihm die wirklichen Verhältnisse zu erklären – er würde nicht zuhören oder es gleich wieder vergessen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.02.2024 um 06.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52772

Zu einem Interview in der SZ (15.2.24): Hörls Dürer-Hase war sein größtes Geschäft. Alle 115 Wagner-Skulpturen am Grünen Hügel wurden binnen einer Woche geklaut, dagegen keine einzige Greta Thunberg. Daraus folgt: Greta ist die „meistgehasste Figur“. Oder vielmehr: Die vielen Greta-Verehrer, die es ja gibt, klauen nicht. „Der Bürger klaut alles“ – Ausspruch eines Polizisten gegenüber Hörl. Komische Geschichte, ernsthafte Gedanken.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.02.2024 um 06.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52747

Die Neuköllner Integrationsbeauftragte Güner Yasemin Balci geht die Anklage der deutschen Gesellschaft recht sportlich an. Nachdem sie den heutigen Antisemitismus richtig als weitgehend importierten muslimischen Judenhaß identifiziert hat, fährt sie fort:
„Ausgelöst wurde dieses Totalversagen durch eine besondere Spielart des Rassismus: Es gibt, so erscheint es mir, eine spezifisch deutsche Überheblichkeit, die es in den 60er-Jahren (als auch meine Eltern nach Deutschland einwanderten) unmöglich machte, diese Einwanderer als ebenbürtige Bürger zu sehen, mit allen damit verbundenen Rechten und Pflichten. Sie waren ‚Gastarbeiter‘, die hier arbeiten, Geld verdienen und schließlich wieder gehen würden – warum sich mit ihnen befassen? Als man begriff, daß wir gekommen waren, um zu bleiben (wie etwa auch deutsche Einwanderer nach Amerika gekommen waren, um zu bleiben), wurde uns ein exotischer Sonderstatus eingeräumt.“
Das ist Wort für Wort eine krasse Geschichtsfälschung, so auch der Vergleich mit den deutschen Auswanderern. Die Verfasserin, die ihre Herkunft zum Beruf gemacht hat, dürfte wissen, wie es wirklich war. Viele Leser wissen es auch.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.02.2024 um 17.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52735

Der Focus ist doch eigentlich keine Kinderzeitschrift, oder? Wieso schreibt er von Baerbocks "Opa"?

Als ob man damit das vermeintlich so Ungeheuerliche dann doch noch etwas zu Baerbocks Gunsten verniedlichen wollte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.02.2024 um 15.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52734

FOCUS weiß Schreckliches zu berichten:

Akte enthüllt Details über Baerbocks Wehrmachts-Opa, die selbst sie nicht kannte.

So war Baerbocks Opa Ingenieur in einer Einheit, die Flak-Geschütze reparierte.
(...)
Baerbocks Vater stritt sich mit Waldemar, weil dieser eben nicht offen über seine Vergangenheit im Zweiten Weltkrieg sprechen wollte. Erst Ende der Neunziger Jahre, als eine Wehrmachts-Ausstellung durch Deutschland tourte, gestand Opa Baerbock: „Ich war bei der Wehrmacht.“


Es ist möglich, daß heutige Jungjournalisten es für ein Verbrechen halten, bei der Wehrmacht gewesen zu sein. Und die Flak-Geschütze machen doch Menschen tot! Die darf man doch nicht auch noch reparieren! Kein Wunder, daß der Wehrmachts-Opa lange nicht davon sprechen wollte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.02.2024 um 18.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52730

In ihren Jugenderinnerungen, die ich gerade transkribiert habe, erzählt meine Mutter vom Winter 1929 in ihrem Heimatort Witzenhausen, als die Werra so zugefroren war, daß die Eisdecke gesprengt werden mußte, damit sie die mittelalterliche Brücke nicht zerstörte. Das war für die Einwohner ein großes Ereignis. Man sieht auf alten Fotos (https://www.hna.de/lokales/witzenhausen/witzenhausen-ort44473/feuerwehr-muss-eisstau-sprengen-90208412.html), daß die Eisschollen sich tatsächlich bis auf die Landstraße geschoben hatten. (Auf der spielten wir später Fußball, weil nur sehr selten ein Auto vorbeikam.) So etwas hat es seither nicht wieder gegeben. Aber das Schönste kommt noch: Die Werrabrücke wurde gerettet, aber 16 Jahre später sprengten die Deutschen sie, um in den letzten Kriegstagen die amerikanischen Truppen aufzuhalten, natürlich vergeblich. Später wurde der zerstörte Mittelteil durch eine Stahlkonstruktion ersetzt, und von dort sah ich oft sehr lange in das dunkle Wasser mit den langen grünen Strähnen von Flußalgen und einigem blinkenden Zeug hinab, und das ist es eigentlich, was Stefan Georges Gedicht "Stimmen im Strom" immer in mir heraufbeschwört. Später haben die Kalibergwerke oberhalb jedes Leben im Fluß beseitigt, auch die Aale und Weißfische.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.01.2024 um 05.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52697

Die natürliche Reaktion wäre es, Feuer sofort zu löschen, die besten Früchte zu essen, Übelriechendes zu beseitigen usw. Die Menschen mußten lernen und müssen sich noch heute, gestützt durch die Gemeinschaft, ursprünglich auch durch strenge Tabus, „selbst beherrschen“, um das Feuer zu unterhalten, die besten Früchte für die Weiterzucht zurückzuhalten, Fermentiertes zu essen.
Das nachhaltige Wirtschaften hat sich aber nur unvollkommen durchgesetzt. Im globalen Maßstab übersteigt es unsere natürlichen Reaktionen erst recht (Tragik der Allmende, die Welt als Müllkippe usw.). Ob wir diese Aufgabe noch lösen können, bevor wir zugrunde gehen? Es ist schon schwer genug, sie überhaupt zu erkennen, weil eben, siehe oben, allzuviel sich dagegen wehrt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.01.2024 um 06.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52675

Ausstellung vergessener Landschaftsmaler (August und Franz Seidel). Man kann solche Bilder belächeln, aber es hat auch etwas Ergreifendes, wie die Menschen versucht haben, eine verschwindende Natur samt zurechtphantasierter Idylle (Schäfer und anderes Landvolk, Stille) festzuhalten. Ein großer Teil der Menschheit ist heute unterwegs, um etwas Ähnliches zu erleben, aber unter immer künstlicher werdenden Bedingungen, s. Reiseteil der Zeitung. Das Kreuzfahrtschiff zieht zwischen erhabenen Eisbergen hindurch, und alle fotografieren, was sie im Fernsehen schon hundertmal gesehen haben, um es den sprichwörtlichen gelangweilten Daheimgebliebenen zu zeigen. Teuer ist es auch, aber dafür hat man jeden Komfort an Bord, samt Animateur, Arzt, Rollator und Defibrillator.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.01.2024 um 16.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52670

Sogenannte Gartenfreunde tauschen Ratschläge aus, wie man die "Rasenkrankheit" Hexenring bekämpfen kann! Ich habe keinen Rasen, sondern nur einen winzigen Vorgarten, bleibe darum vor jedem Hexenring im Wald und auf den Wiesen andächtig stehen. Den größten Teil des Jahres sieht man in den Wiesen auf der gegenüberliegenden Talseite natürlich nicht die Fruchtkörper, sondern nur die dunkelgrünen, zum Teil sehr großen Ringe, wo das nach außen wachsende Myzel die Mineralisierung gefördert hat. Der Pilz muß "wissen", wohin er sich ausbreiten soll, also chemotaktisch der höheren Nährstoffkonzentration folgen. Das ist doch ein Wunder der Natur, auch abgesehen von den leckeren Mahlzeiten (meistens sind es ja Champignons), die der Sommer bringen wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.01.2024 um 12.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52668

In der Sache gebe ich Nida-Rümelin übrigens recht. Das gehört nicht hierher, aber ich will es mal gesagt haben, damit kein falscher Eindruck entsteht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.01.2024 um 06.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52666

„Der Artikel 21 des Grundgesetzes räumt Parteien eine privilegierte Rolle in der politischen Meinungsbildung ein.“ (Julian Nida-Rümelin, SZ 26.1.24)

Natürlich nicht. Der Artikel spricht von „Willensbildung“. Die Verwechslung ist bezeichnend für unsere Gesellschaft. Ein Philosoph und ehemaliger Minister sollte es aber auseinanderhalten können.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.01.2024 um 17.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52652

Eine Fassung meines Aufsatzes ist in mein Fachsprachenbuch eingegangen und kann mit Auslassungen hier gelesen werden:

https://books.google.de/books?id=vPKrBamU3B4C&pg=PA375&lpg=PA375&dq=%22mehr+Wissenschaftler+auf+der+Erde+t%C3%A4tig%22+ickler&source=bl&ots=bMKP73OA_d&sig=ACfU3U2ynIJ1mKEaKUnKe5jIIY8FuqYvSA&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjK6NOV8PODAxWShP0HHW7oCn0Q6AF6BAgIEAM#v=onepage&q=%22mehr%20Wissenschaftler%20auf%20der%20Erde%20t%C3%A4tig%22%20ickler&f=false
-
Ich müßte mal das uralte Skript so bearbeiten, daß es hier eingerückt werden kann.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.01.2024 um 16.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52651

zu #52628:

Sie haben Ihren Okkultismus-Aufsatz im Tagebuch schon oft erwähnt. Steht der evtl. irgendwo im Netz? Ich konnte ihn leider nicht finden, er würde mich interessieren.

Daß man über Politik per Def. (also ursprünglich über die Belange der Stadt) nicht ruhig und sachlich reden können soll, verstehe ich nicht. Ich selbst könnte es mit Sicherheit, aber ich kann natürlich auch nicht für andere garantieren. Wenn wir zu Hause eine gemütliche Stunde mit Freunden plaudern wollten, hieß es oft gleich zu Anfang, aber bitte nicht über Politik. Sei es, daß man wohl doch eine Störung der harmonischen Stimmung befürchtete oder die angeblich politisch nicht interessierten Frauen nicht langweilen wollte. Aber erstens treffen wohl hier auf uns die Bedingungen einer gemütlichen Kaffeerunde nicht ganz zu, und zweitens hieße das ja, in einer politischen Diskussion sind Beleidigungen gewissermaßen vorprogrammiert und unausweichlich. Das kann doch sicherlich nicht so sein.
Aber das soll auch nur eine allgemeine Anmerkung sein. Ich verstehe, daß tiefergehende, spezielle politische Erörterungen den Rahmen dieses Forums sprengen würden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.01.2024 um 10.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52643

Je höher die Lebenserwartung steigt, desto häufiger stößt man auf eine Erscheinung, die als Altersschamlosigkeit bezeichnet wird und viel zu wenig erforscht ist. Ich meine nicht die groben Ordnungswidrigkeiten im Stadtpark, sondern ein enthemmtes Auftreten von "Publizisten", die sich in ihren besseren Zeiten zum Beispiel durch edle Griechentümlichkeit und dergleichen für jede Festrednerei empfahlen.

(Gefahr erkannt – Gefahr gebannt. Hoffentlich.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.01.2024 um 05.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52640

Wußten Sie schon, daß die Bauernaufmärsche ein echter spontaner Volksaufstand gegen die Ampelregierung sind, die Demonstrationen gegen die Rechten dagegen eine von Kanzler Scholz inszenierte Veranstaltung? Ich wußte es nicht, aber jetzt fällt es mir wie Schuppen von den Augen.

„Statt Politikänderung liefert die Ampel Aufmärsche gegen die Mittelstandsproteste“ (Roland Tichy 21.1.24)

Der Ampel wird sonst immer vorgeworfen, daß sie nicht liefert, aber jetzt liefert sie erstaunlich effizient. In manchen Städten mußten die Demonstrationen sogar abgebrochen werden, weil zu viele Menschen kamen. Was hat sich Scholz nur dabei gedacht, solche Massen auf die Straßen zu beordern?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.01.2024 um 09.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52633

Noch mal zum Thema Klatsch und Tratsch ("soziale Medien"): Nur aus zweiter Hand höre ich, daß die üblichen Verdächtigen der Außenministerin vorgehalten haben, sie trage eine Armbanduhr für 38.000 Euro. Das wäre nicht schlimm, denn die aus der gleichen Richtung verehrten Politiker tragen allerlei derselben Preisklasse, ohne gerüffelt zu werden. Wie sich inzwischen herausstellt, ist das Prachtstück von Casio und kostet knapp 60 Euro. (Meine kostet nur 13 Euro und läuft und läuft.)

Korrekturen dieser Art bleiben oft aus und werden sowieso wenig beachtet, im Gegensatz zur Dreckschleuderei, die ja einen unerschöpflichen Unterhaltungswert hat. Das ist es ja, was viele grundsätzlich darauf verzichten läßt. Man lebt schließlich nur einmal.

Natürlich kann ich Überschriften nicht entgehen, die mir immer wieder einhämmern, wieviel Steuergeld Frau Baerbock für ihr gutes Aussehen ausgibt. Natürlich Peanuts, wenn man richtig rechnet. Außerdem ist es wohl unbestreitbar, daß das Aussehen von Politikern enorm wichtig ist. Zusammen mit dem sonstigen Auftreten – alles sogenannte Äußerlichkeiten – kann es geradezu weltgeschichtliche Bedeutung haben, wenn nämlich Wahlchancen davon abhängen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.01.2024 um 04.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52628

Hab’s gelesen und "stecke es ein", trotz der Vorwürfe. Nur damit an dieser Front Ruhe herrscht.

Allgemeine Bemerkung: Politik ist sozusagen per def. dasjenige, wo es nicht ruhig und sachlich zugehen kann. Darum wird das Thema wie auch Religion in der "gesitteten" Konversation vermieden.

Wenn ich (gewissermaßen als Regisseur meines eigenen Tagebuchs) hier manchmal etwas zu Politik oder Religion sage, dann nur, um meine Karten auf den Tisch zu legen. Auch kann man Sprachkritik ohne Sachkritik nicht betreiben. Diese Frage habe ich mir zu Beginn meines Okkultismus-Aufsatzes gestellt und beantwortet. Wenn "anything goes" (Feyerabend), läßt sich die Sprache des Obskurantismus nicht einmal abgrenzen und erst recht nicht untersuchen. Die Rhetorik derer, die nicht recht haben, also der Querdenker aller Art, muß auch heute erst einmal dingfest gemacht werden.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 19.01.2024 um 21.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52627

Natürlich, ich habe ja hier schon einiges eingesteckt und darauf verzichtet, mit gleicher Münze zurückzuzahlen. Bin auch nicht allzu nachtragend und habe das bald vergessen.

Schade finde ich nur, daß wir es nicht schaffen, sobald es politisch wird, gesittet miteinander zu streiten. Darunter verstehe ich eine rein sachliche, vernünftige Argumentation ohne persönliche unbegründete Anschuldigungen und Beleidigungen. Keine Allgemeinplätze, sondern möglichst immer konkret. Natürlich keine extremistischen Ansichten. Intelligente Menschen müßten das doch können. Niemand in dieser Runde muß darüber aufgeklärt werden, wer die Nazis und die Kommunisten waren und was sie getan haben.

Über den Artikel von Jürgen Kaube ließe sich sicher einiges sagen, auch gerade in sprachlicher Hinsicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.01.2024 um 18.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52626

Lieber Herr Riemer, wollen wir es nicht lassen? Ich dachte, wir hätten uns (wenigstens stillschweigend) darauf geeinigt. Herr Schaefer hat einen Hinweis gegeben, durchaus unverfänglich, wie ich finde, und daran soll nun der alte Streit sich aufs neue entzünden? Bitte nicht!
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 19.01.2024 um 18.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52625

Ich gestehe Herrn Schaefer gern zu, daß er es genauso gemeint hat, wie Sie sagen, lieber Prof. Ickler. Dennoch finde ich, daß er manchmal Dinge sozusagen etwas zu fatalistisch, auch unklar ausdrückt. Wenn er so undifferenziert DIE Rolle der sozialen Medien kritisiert, klingt das m. E. schon so, als meine er, sie seien generell schlecht. Es ist ja ähnlich mit den "aberwitzigen Diskussionen". Wenn man sich so äußert, weiß niemand, was genau damit gemeint ist. Man schreibt irgendwas und geht kein Risiko ein, weil man hinterher immer sagen kann, man habe es ganz anders gemeint.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.01.2024 um 17.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52623

Diese Entgegnung, lieber Herr Riemer, ist nicht logisch. Daß Medien eine fatale Rolle spielen, bedeutet ja nicht, daß sie insgesamt und in jeder Hinsicht fatal sind. Man kann z. B. auch der deutschen Sprache vorwerfen, daß sie irreführend ist, und sie trotzdem weiterhin benutzen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 19.01.2024 um 17.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52621

Was Kaube leider nicht erwähnt, ist die fatale Rolle der sogenannten "sozialen" Medien.

Wenn diese Rolle so fatal ist, warum beteiligen Sie sich daran?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.01.2024 um 12.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52620

Vielleicht sollte man integrationswilligen Migranten raten, ihre Namen einzudeutschen oder gleich ganz zu wechseln, wie es unzählige Einwanderer in den USA getan haben, Identität hin oder her. (Einbürgerung IST ein gewisser Wechsel der Identität: man kann nicht Amerikaner werden und armenischer Patriot bleiben.) Das war ein rein praktische Frage: Als Issur Danielowitsch konnte man selbstverständlich keine Filmkarriere machen. Auch Elke Schletz – um in der Nachbarschaft zu bleiben – ist für die Amerikaner nicht leicht.
In Deutschland wurden die slawischen Namen der (keineswegs nur) „polnischen“ Zuwanderer (Ruhrpolen) oft vereinfacht, niemand hatte da irgendwelche Bedenken.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 19.01.2024 um 10.59 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52619

Bayern ist immer ein wenig hinterher. Da muß Elternteil 2 das Geld ranschaffen und Elternteil 1 die Kinder hüten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.01.2024 um 08.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52618

Zur Aufhellung des trüben Morgens kommentiert Kurt Kister in der SZ den "Stadtbauernhut" (SBH), also die Kopfbedeckungen, mit denen Söder, Özdemir und andere sich zeigen. Sehr lustig mit den Fotos von ladenneuen Filzen (und dem dito Karohemd des Schwaben).
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 19.01.2024 um 02.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52616

Der außerordentlich kluge und gebildete Leiter des F.A.Z.-Feuilletons, Jürgen Kaube, stellt die aberwitzige(n) Diskussion(en), die derzeit stattfinden, dankenswerterweise vom Kopf (wohl besser: Maul) auf die Füße: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/umvolkung-von-oben-die-afd-und-die-irrwege-der-migrationsdebatte-19457947.html

Was Kaube leider nicht erwähnt, ist die fatale Rolle der sogenannten "sozialen" Medien.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.01.2024 um 10.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52613

Söder bleibt bei seiner Forderung: Mehr Deutsch und weniger Englisch an Grundschulen. Der Grund ist zwar das fragwürdige PISA-Ergebnis, aber mehr Deutschunterricht ist schon deshalb gerechtfertigt, weil die erleichterte Rechtschreibung größere Anstrengungen nötig macht. Hinzu kommt die kreative Kunst des Genderns, die auch deshalb größte Aufmerksamkeit erfordert, weil die Kinder bis zur Geschlechtsmündigkeit selbst nicht wissen dürfen, ob sie Männchen oder Weibchen oder divers-divers sind. Statt bei Englisch etwa bei christlicher Religionslehre zu kürzen kommt Söder so wenig in den Sinn wie die Befragung der Eltern nach ihren Wünschen.

Gestern war übrigens weithin die Schließung der Schulen wg. Glatteis angeordnet, in unserer Gegend unnötigerweise: alle hätten ohne weiteres zur Schule kommen können. Tausende von berufstätigen Eltern stellt so etwas immer vor große Probleme, viele nehmen sich dann notgedrungen selbst einen Urlaubstag. Das ist nur ein wiederkehrendes Indiz dafür, wie schlecht es um die Kinderbetreuung hierzulande steht. Man hört immer mit: Die Mütter sollen gefälligst zu Hause bleiben.
 
 

Kommentar von E-Bike-Vollgasfahrer, verfaßt am 17.01.2024 um 19.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52609

Falls die Zweijährige noch nicht in den Einstellungen rumdaddeln und das Klingeln abstellen kann (und der Akku noch mitspielt), reicht ein Anruf aufs eigene Telefon. Läßt sich mit den Kleinen auch als Spiel durchführen. "Isch ruf Disch an ..."
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.01.2024 um 09.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52606

Die Zweijährige liebt Ordnung. Wenn die Mutter ihr Smartphone vermißt, muß sie nur die Tochter fragen. Die geht ohne Zögern zu ihrer Puppenküche und holt das Handy aus dem Backofen. Das ist eine echte Hilfe, ohne die es Jahre hätte dauern können, bis das teure Ding zufällig gefunden worden wäre.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.01.2024 um 06.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52603

Trump zeigt gern mit nacktem Finger auf angezogene Menschen. Uns Kindern wurde beigebracht, daß sich das nicht gehört. (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1627#40223) Auch Lehramtskandidaten lernen es. Es ist ja nicht die traditionelle Herrschergeste des wegweisenden Führers von Augustus bis Kim, die weit ins Ungewisse zeigen.
„Der Vulgäre zeigt mit dem Daumen, der ‚Durchschnittliche‘ mit dem Finger, der Gebildete mit der Hand.“ (Ernst Leisi) Man spürt geradezu, wie man das Aggressiv-Spitzige vermeidet, wenn man den Zeigefinger in dieser Weise „einsteckt“.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 15.01.2024 um 00.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52593

Um das Thema der Digitalisierung um jeden Preis bzw. ohne analoge Alternative für Notfälle nochmals aufzugreifen, hier zwei besonders schwerwiegende Fälle aus Großbritannien, nämlich erstens die seit Monaten nach einem Cyberangriff lahmgelegte British Library (vgl. https://www.standard.co.uk/lifestyle/british-library-cyber-hack-rhysida-ransomware-tom-holland-b1131623.html).

Zweitens der unglaubliche Skandal um die unrechtmäßige Strafverfolgung Hunderter ehemaliger Betreiber von Postfilialen wegen Betrugs und Diebstahls, obwohl daran ein fehlerhaftes Computersystem schuld war. (Zu den Einzelheiten: https://www.theguardian.com/uk-news/2024/jan/11/what-is-uk-post-office-horizon-it-scandal-about-who-involved und https://davidallengreen.com/2024/01/how-the-legal-system-made-it-so-easy-for-the-post-office-to-destroy-the-lives-of-the-sub-postmasters-and-sub-postmistresses-and-how-the-legal-system-then-made-it-so-hard-for-them-to-obtain-justice/)

Der Skandal reicht zurück bis ins letzte Jahrhundert. Letztendlich ist der Grund ein unbegrenztes Vertrauen in die Unfehlbarkeit von Computern. Politiker und hohe Beamte haben sich dahinter versteckt, obwohl einem jeden mit gesundem Menschenverstand aufgefallen sein müßte, wie unwahrscheinlich es ist, daß Hunderte von Dorflädenbesitzern zur gleichen Zeit unter Vortäuschung technischer Probleme jeweils Beträge im fünfstelligen Pfundbereich unterschlagen. Auch die Beweislastumkehr wirkte sich erschwerend aus, denn seit 1999 mußten Angeklagte beweisen, daß die Software fehlerhaft war.

Bezeichnenderweise waren es nicht Untersuchungsausschüsse (die tagen immer noch) oder ein erfolgreiches Gerichtsverfahren, daß die Politik und die Öffentlichkeit aufgerüttelt hat, sondern eine Fernsehserie. Die britische Regierung hat jetzt für den Sommer (!) ein Gesetz angekündigt, durch das die zu Unrecht Beschuldigten, Verurteilten, Inhaftierten oder anderweitig Geschädigten für unschuldig erklärt und entschädigt werden sollen. Das macht freilich die Opfer, die aus Verzweiflung Selbstmord begangen haben, nicht wieder lebendig. Für diejenigen, deren Leben wirtschaftlich, gesundheitlich oder gesellschaftlich ruiniert wurde, dürfte die avisierte magere Entschädigung wohl eher als schlechter Witz erscheinen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.01.2024 um 09.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52583

Ich kann mich nicht erinnern, daß ein Verstorbener je mit einer solchen Flut von Huldigungsartikeln bedacht worden wäre wie jetzt der Fußballer Beckenbauer. Wir leben eben doch in verschiedenen Welten. ("Kaiser" wird zwar ironisch und anführungsweise gebraucht, aber trotzdem...)
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 11.01.2024 um 11.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52569

Basis der Proteste sei die Einhaltung des Grundgesetzes, sagte etwa der Präsident des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern, Detlef Kurreck. Er versicherte, dass Rettungswagen und alle anderen wichtigen Transporte nicht behindert würden. (focus.de, 9.1.24)

Was haben alle immer nur mit ihrem Grundgesetz? Die Behinderung von Rettungseinsätzen und Verkehrsteilnehmern ist eine Frage des Strafrechts oder des Ordnungswidrigkeitenrechts. Hier geht wieder einiges durcheinander. Die Proteste sollen nicht von Verfassungsfeinden unterwandert werden, daher muß wohl ab und zu das Stichwort Grundgesetz fallen, aber hier paßt es nicht.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 09.01.2024 um 14.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52558

Menschinnen und Menschen
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.01.2024 um 07.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52555

Joe Chialo, über dessen Entwurf einer Verpflichtungserklärung für Fördergeldempfänger gerade diskutiert wird, ist „Berliner Senator für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt“.

„Gesellschaftlicher Zusammenhalt“ ist schwer definierbar. Ist so etwas ein legitimes Staatsziel? Das Bundesinnenministerium schwadroniert blumig genug:

„Der gesellschaftliche Zusammenhalt ist die Grundlage für das Miteinander in einem offenen, demokratisch verfassten Staat. Dieser wird aktuell einem Stresstest unterzogen. Wir setzen uns daher mit aller Kraft dafür ein, dass der Zusammenhalt in unserer Gesellschaft und der innere Frieden gestärkt werden.
Unser Ziel ist es, ein respektvolles und gewaltfreies Miteinander zu schaffen, in dem sich alle hier lebenden Menschen in einer offenen und vielfältigen Gesellschaft wohl und zugehörig fühlen. Die Grundwährung dafür ist Vertrauen in unsere Demokratie und ihre Institutionen sowie Vertrauen darin, dass die Regeln des gesellschaftlichen Miteinanders akzeptiert, eingehalten und auch durchgesetzt werden. Daher haben wir unsere Aufgaben im Bereich gesellschaftlicher Zusammenhalt gebündelt und engagieren uns für den Dialog zwischen den verschiedenen gesellschaftlichen und institutionellen Gruppen in Deutschland - von den Kirchen und Religionsgemeinschaften, der jüdischen Gemeinschaft, nationalen und deutschen Minderheiten bis hin zu Aussiedlern. Dazu gehört auch die Integration von Zuwanderinnen und Zuwandern (!). Wir sorgen daher dafür, dass alle Menschen, die nach Deutschland kommen von Anfang an Zugang zu den Integrationskursen und damit zum Erlernen der deutschen Sprache und der Regeln unseres Zusammenlebens haben. Von einer möglichst schnellen und nachhaltigen Integration profitieren nicht nur die Menschen, die zu uns kommen, sondern die gesamte Gesellschaft. Für einen gelungenen gesellschaftlichen Zusammenhalt setzen wir auch auf die integrative Kraft des Sports.“
(https://www.bmi.bund.de/DE/themen/heimat-integration/gesellschaftlicher-zusammenhalt/gesellschaftlicher-zusammenhalt-node.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.01.2024 um 07.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52550

Der sprichwörtliche Ölschinken mit dem röhrenden Hirsch ist schon lange aus den Wohnungen verschwunden, aber früher war er wirklich sehr oft zu sehen, auch in Möbelgeschäften. Eigentlich schade, denn was gibt es Schöneres als einen röhrenden Hirsch auf der Lichtung eines herbstlichen Waldes? Die meisten Leute geben es einfach nicht zu, daß sie den Mark Rothko über der Couch am liebsten gegen einen röhrenden Hirsch austauschen würden, an dem man sich nicht sattsehen kann. Fröhlichen Hörnerklang hört man ja auch lieber als Ligeti, aber keiner wagt es auszusprechen, wg. "Wonnen der Gewöhnlichkeit", Sie wissen schon.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.01.2024 um 07.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52549

„Besinnliche Festtage“ hat mir jemand gewünscht. Wie weit müßte man ausholen, um dies einem Alien zu erklären! Wie Cuvier sich erbot, aus einem Knochen das ganze Tier zu rekonstruieren, könnte man aus einem solchen Textschnipsel oder „Mem“ wie aus einem Fitzelchen eines Hologramms die ganze heutige Kultur entwickeln, durch eine Art „reverse engineering“.

Etwas davon in Leo Spitzers Stilstudien.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.01.2024 um 06.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52530

Der alljährliche Rummel um "Baba Wanga" hätte ein gewisses Interesse, wenn uns die Texte vorlägen, aus denen die Presse die Voraussagen zu beziehen scheint. Ich habe jedoch keinen Hinweis auf die Quellen gefunden.
Wie bei anderen Visionen, die das Potential einer Religionsstiftung enthalten, und überhaupt bei jedem Aberglauben ist ja nur die Psychologie der Gläubigen interessant. Die Texte sind wie Planetenkonstellationen, Kaffeesatz oder Klecksographien nur Projektionsflächen für mehr oder weniger kranke Hirne. Man könnte darüber lachen, aber die Nähe zu politisch relevanten Wahnvorstellungen verbietet es.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.01.2024 um 04.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52520

Zu Neujahr wäre nachzutragen, daß Dutzende von Medien wie jedes Jahr über die Prophezeiungen jener blinden bulgarischen Oma (Baba Wanga) berichten. Obwohl vor Jahrzehnten verstorben, wußte sie alles über Putin usw. Natürlich ist den Journalisten klar, daß es Unsinn ist, aber das Verhängnis besteht gerade darin, daß sie es trotzdem nicht übergehen können. Außerdem müssen sie, der Logik ihres Auftrags folgend, so tun, als könne etwas dran sein. Das ist genau wie bei den pseudowissenschaftlichen Rubriken Homöopathie, Graphologie usw. So wird die Aufklärung unterlaufen, Tag für Tag. Kein Wunder, daß trotz Schulpflicht der Aberglaube und die Querdenkerei blühen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.01.2024 um 04.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52504

Dem möchte ich widersprechen (ohne die politische Diskussion neu zu eröffnen). Zu jener Zeit, als das bekannte Diktum geprägt wurde, ging es um angeworbene Arbeitskräfte (Gastarbeiter) und ihre Familien. Die gibt es heute auch noch (Siemens-Angestellte, polnische Pflegekräfte usw.), aber sie sind nicht das Problem. Heute geht es um eine kaum oder gar nicht steuerbare, keineswegs erwünschte Migration, echte und unechte Flüchtlinge usw., ich brauche das nicht auszuführen. Das IST ein Problem, aber es kommt darauf an, wie man damit umgeht und wozu man es gegebenenfalls benutzt.
Ich habe sowohl die Sentimentalisierung ("Refugees welcome!") als auch die von Unterstützervereinen betriebene freche Anmaßung ("Wir bleiben alle!") immer kritisiert, auch hier, darum liegt mir besonders an dieser Unterscheidung. Die Zeit, als ich noch an Konferenzen über die Rückkehroptionen von Gastarbeitern teilnahm, liegt eine Ewigkeit zurück.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 31.12.2023 um 15.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52503

Es ist immer das Gleiche: Deutschland braucht Arbeitskräfte, aber es kommen Menschen, womöglich mit Familie, die Wohnungen und Kindergartenplätze brauchen, von denen es schon für Deutsche nicht genug gibt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.12.2023 um 20.45 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52499

Da Herr Schaefer mich hier persönlich hart angreift und auf private Aussprache offenbar keinen Wert legt, möchte ich doch wenigstens einmal auch öffentlich antworten.

Er sagt, der linke Block sei für mich alles, was "nicht stramm rechts marschiert". Rechts ist für Sie offenbar immer gleich "stramm rechts marschieren". Bei der kürzlichen Stichwahl des Oberbürgermeisters von Pirna wählte die CDU ihre Kandidatin gemeinsam mit SPD, Grünen und Linken. Wenn das keine bemerkenswerte Front war! Bei der Wahl des Ministerpräsidenten von Thüringen wurde die gültige Wahl des FDP-Kandidaten auf Betreiben der CDU wiederholt und dem linken Kandidaten zum Sieg verholfen. Wenn ich da von einem linken Block spreche, ist das wohl nicht allzu weit hergeholt. Sicher ist eine gewisse Polemik auch dabei, aber das ist in der politischen Auseinandersetzung üblich und macht noch keinen stramm rechts Marschierer aus! Es gäbe keine Kommunisten mehr, sagt Herr Schaefer. Die Kommunistische Plattform (KPF) und mehrere ähnliche Plattformen der Linken existieren aber noch immer!

"Massenmigrationsgegner" sei unscharf und populistisch? Das mag strittig sein, aber was hat das dann mit den Worten Fremdenhasser und Rassist zu tun? Sie bestätigen also genau das, was ich mit dem Beitrag sagen wollte, wer mit der aktuellen Massenmigration nicht einverstanden ist, wird von Ihnen gleich zum Fremdenhasser abgestempelt. Wir sind gegenwärtig von einer kontrollierten Einwanderung von Fachkräften weit entfernt, und das wird von den Städten und Gemeinden, die am Limit ihrer Unterbringungsmöglichkeiten stehen, bitter beklagt. Schulen in größeren Städten stöhnen unter dem hohen Ausländeranteil. Die Schüler verstehen kein Deutsch, der gesamte Unterricht leidet. Kriminalität und Antisemitismus steigen beängstigend, es gibt Probleme ohne Ende. Herr Schaefer möchte zwar seine eigene Meinung dazu sagen dürfen, aber wer eine andere hat, der vergiftet angeblich, entwertet mit haßerfüllten Kommentaren, sei ein Fremdenhasser und Rassist?

Demokratie heißt Meinungsstreit und Mehrheitsrecht, dabei dürfen Sie gern mitmachen, Herr Schaefer, lassen Sie uns offen diskutieren, Probleme unverblümt ansprechen, aber ihren Hut sollten Sie besser festhalten und nicht sachlich anders Argumentierende mit unflätigen Schimpfworten belegen! Überprüfen Sie bitte einmal Ihren eigenen Liberalismus!
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.12.2023 um 08.35 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52497

Ich finde Herrn Schaefers Beiträge eigentlich fast immer sehr fundiert und lese sie gern, habe oft den Verdacht, daß wir in der Politik gar nicht so weit wie ihm offenbar scheint aneinander vorbei reden. Ob es wohl möglich wäre, dieses Thema in privaten E-Mails ganz sachlich auszudiskutieren? Vielleicht könnten wir beide davon profitieren. Wenn nicht, hätte man es wenigstens versucht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.12.2023 um 05.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52493

Ich wollte Herrn Riemers Eintrag eigentlich wie gewohnt übergehen. Meine Position ist ja ohnehin klar. Aber nun möchte ich beide Seiten dringend darum bitten, es damit gut sein zu lassen und sich wieder den Themen zuzuwenden, mit denen wir es hier zu tun haben und zu denen doch für alle Beteiligten ganz fruchtbare, interessante und oft auch erheiternde Beiträge geliefert werden.

Also gleich weiter in der Sache:

Es gibt ein bekanntes Buch von Luigi Luca Cavalli-Sforza: Verschieden und doch gleich. Ein Genetiker entzieht dem Rassismus die Grundlage. München 1994.

Wie kann man dem Rassismus die Grundlage entziehen, wenn darunter so Verschiedenes verstanden wird wie heute? Sogar die Affenpocken wurden umbenannt...

Ich meine: Diese Verwandlung und Entleerung eines Begriffs gehört zu den Tatsachen, die uns interessieren, ohne daß wir selbst politische Bekenntnisse ablegen müßten.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 30.12.2023 um 03.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52492

Herr Riemer,

Sie können es nicht lassen, dieses Forum mit Ihren meiner Ansicht nach abscheulichen und illiberalen politischen Ansichten zu vergiften, nicht wahr?

"der linke Block" ist für Sie anscheinend alles, was nicht stramm rechts marschiert.

"Union in Eintracht mit den Kommunisten und der ganzen Ampel" ist vollkommen absurd, denn wo findet man heutzutage in diesem Land noch Kommunisten (außer in den Fieberphantasien von AfD- und Pegida-Anhängern)?

"Massenmigrationsgegner" ist ein unscharfer und populistischer Begriff. Die volkswirtschaftliche Lage bringt es mit sich, daß die Bundesrepublik (und fast jedes westliche EU-Land) Einwanderung in großem Umfang dringend benötigt, wie jeder weiß, der sich mit dem Thema ernsthaft beschäftigt hat. Wie diese gestaltet wird, steht auf einem anderen Blatt.

Im übrigen muß man sehr deutlich zwischen EU- bzw. EWR-Binnenmigration, Asylsuchern bzw. Flüchtlingen und anderweitig geregelter Immigration unterscheiden.

"Fremdenhasser": Angesichts Ihrer vielen politischen Kommentare auf dieser Website würde ich Sie nicht nur als Fremdenhasser, sondern auch als Rassisten bezeichnen.

Herr Ickler kann diesen Kommentar gerne löschen, aber mir geht der Hut hoch, wenn ein dem Liberalismus (im allgemeinen Sinn) verpflichtetes Forum durch Ihre haßerfüllten Kommentare entwertet wird.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 29.12.2023 um 09.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52491

Fremdenhaß ist tatsächlich ein sicheres Kennzeichen des Rechtsextremismus.
Das macht sich der linke Block (Union in Eintracht mit den Kommunisten und der ganzen Ampel) zunutze und diffamiert Massenmigrationsgegner kurzerhand als Fremdenhasser.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.12.2023 um 04.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52488

Wie kommt es, daß besonders unter Rechtsextremen eine neue Art von Maschinenstürmern auftritt, die alles Moderne – Windräder, Photovoltaik, Wärmepumpen, E-Autos, Lastenfahrräder, mRNA-Impfstoffe, Mülltrennung („Staatsreligion Mülltrennung“) usw. – ablehnen? Was hat das mit dem Kern ihrer Botschaft, dem Fremdenhaß, zu tun?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.12.2023 um 04.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52445

Wir fliegen auf den Mond und speichern mehrere Filme und tausend Bücher auf einem Chip von der Größe des berühmten Fingernagels – aber wir schaffen es nicht, Notebooks mit Gummifüßchen zu versehen, die sich nicht alsbald ab- und auflösen und dabei noch eine schwarze Spur auf der Tischplatte hinterlassen. Man kann sie natürlich nachbestellen, jeweil im Vierersatz und durchaus erschwinglich. Aber muß das wirklich sein?
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 22.12.2023 um 02.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52443

Nochmals zur strippenkaart:

Ich habe beim Ausmisten meiner Besitztümer ein zufällig erhaltenes Exemplar einer solchen Karte in einer Brieftasche gefunden. Die Umsteigezeiten im Zonensystem waren noch großzügiger, als ich es in Erinnerung hatte, aber ich habe auch nie mehr als drei Zonen durchfahren:

1 – 3 Zonen: eine Stunde

4 – 6 Zonen: anderthalb Stunden

7 – 9 Zonen: zwei Stunden

10 – 15 Zonen: drei Stunden

16 oder mehr Zonen: dreieinhalb Stunden.

Die Obergrenze lag bei 20 Streifen (19 Zonen) und damit wohl am Rande dessen, was man in bezug auf die Bahn als Nahverkehr bezeichnen konnte.

Auf der Rückseite der Karte sind alle notwendigen Informationen abgedruckt (Tarife, Mehrpersonenfahrten, Gültigkeit der Karte, Kontaktinformationen [inklusive für Beschwerden], Alternativen [z.B. Abonnements oder Zeitkarten]). Alles sehr kundenfreundlich und transparent. Im Vergleich dazu ist das digitale Chipkartensystem einfach nur ein Ärgernis und ein Mittel zur Abzocke.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.12.2023 um 08.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52434

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51173

Seit wann die Uhren in der Auslage "zehn nach zehn" anzeigen, ist vielleicht nicht mehr festzustellen. Auf einen gewissen Hinweis stößt man in älteren Filmen, z. B. in Buster Keatons "Seven chances" von 1925, wo alle Uhren etwas anderes anzeigen. Terminus post quem...

Der Film ist zwar Massenware, aber der Steinschlag gegen Ende ist doch bravourös gespielt und gefilmt, auch wenn man natürlich sieht, daß es keine wirklichen Felsbrocken sind. Für uns animationsverwöhnte Zuschauer ist gerade das Unbeholfene der alten Stunts sehr lustig.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 20.12.2023 um 03.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52429

Nochmals zum Thema Ligaturen/Digitalisierung:

Mir ist jüngst während eines Besuchs in den Niederlanden aufgefallen, daß moderne Computertastaturen für diesen Sprachraum zwar das ß enthalten (wohl ein Zugeständnis an die deutschsprachige Minderheit in Belgien), jedoch nicht die einzige echte niederländische Ligatur ij. Ich vermute dahinter eher technische und kommerzielle Probleme bzw. Interessen, denn zum Zeitpunkt der Standardisierung (d.h. vor Unicode) gab es nur wenige Computerschriften, die entsprechende Glyphen enthielten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.12.2023 um 06.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52393

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51975

Seit Frau Tandler vor Gericht steht, wird ihr Gesicht odnungsgemäß verpixelt. Komischerweise findet man in der gleichen Ausgabe der SZ (13.12.23) das bekannte unverpixelte Foto von ihrem Auftritt vor dem Untersuchungsausschuß.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.12.2023 um 05.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52392

Seelenklempner ist eine übliche "Berufsschelte", Orthographieklempner eine spontan gebildete. (Beide aus diesem Tagebuch.)
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 12.12.2023 um 14.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52391

Die empörten Klempner waren vermutlich nicht immer stolz auf diese Berufsbezeichnung. Als in meinem ersten Schuljahr nach den Berufen der Väter gefragt wurde und ein Mädchen "Installateur" sagte, rief die ganze Klasse laut "Büllenklöpper, Büllenklöpper!" (Beulenhauer)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 12.12.2023 um 13.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52390

Schuster werden ja wegen der Schusterei bzw. wenn was zusammengeschustert wird, auch meist schief angesehen.

Maurer sollen zwar besonders pünktlich sein, was sich aber hauptsächlich auf den Feierabend bezieht, also ebenfalls nicht sehr löblich.

Schneider frieren angeblich sehr und sind nicht gern gesehen ("Herein, wenn es kein Schneider ist").

Der Mensch Meier und der Schlaumeier kommen noch am besten weg, aber manchmal auch nicht ganz ungeschoren.

Über die Riemer habe ich zum Glück noch nichts Übles gehört.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 12.12.2023 um 12.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52389

Ich fand die Aufregung über den Ausspruch von Merz etwas übertrieben. Merz wollte verletzen, nicht nur mit dieser Formulierung, sondern er hat Scholz minutenlang ein vernichtendes Zeugnis ausgestellt, nicht zufällig auch im ausdrücklichen Vergleich mit dessen drei sozialdemokratischen Vorgängern (»Verglichen mit Willy Brandt, verglichen mit Helmut Schmidt, sogar mit Gerhard Schröder, muss man doch spätestens nach dieser Regierungserklärung von heute Morgen zu dem Schluss kommen: Sie können es nicht!«). Ich finde das Bild vom »Klempner der Macht« sehr eingängig, und es hat ja wohl auch jeder verstanden, was Merz damit sagen wollte. Der gedachte Gegensatz wäre der politische Stratege. Merz hat Scholz auch nicht abfällig als »Klempner« bezeichnet. Ein »Klempner der Macht« ist jemand, der sein ganzes Können darauf verwendet, sich irgendwie an der Macht zu halten, statt darauf, eine dem Landeswohl dienende, durchdachte Politik zu machen. Nicht das Handwerk selbst ist hier das Verachtenswerte, sondern der Zweck, zu dem es mißbraucht wird. Scholz, so Merz‘ Vorwurf, beherrscht statt des politischen Handwerks nur das Machthandwerk.

Ich will nicht bestreiten, daß auch das Wort Klempner selbst zur Negativität des Ausdrucks beiträgt, vielleicht allein schon wegen des Wortklangs. Ich fand das Wort immer etwas merkwürdig und habe erst als Jugendlicher gelernt, daß es »Klempner« heißt und nicht »Klemtner« (allerdings dachte ich als Kind auch, es heiße »Bundeskanztler«). Man spricht auch von »klempnern« und »herumklempnern«, wenn man nicht ganz fachgerechtes, jedenfalls nichtprofessionelles Hantieren meint. Ich meine nur eben, daß das nicht der entscheidende Punkt ist. Hätte Merz nicht gesagt »Sie sind ein Klempner der Macht. Ihnen fehlt jede Vorstellung davon, wie dieses Land sich in den nächsten Jahren weiterentwickeln soll«, sondern »Sie sind ein reiner Machthandwerker und kein politischer Visionär«, hätte die Angriffsfläche für einen rhetorischen Gegenschlag möglicherweise nicht ausgereicht.

Merz hat wohl gehofft, daß man sein Bild als originell feiern wird. Der Schuß ist nach hinten losgegangen. Er hätte sich das denken können, denn spätestens mit der PR-Kampagne rund um die Augenklappe des Kanzlers war klar, daß dessen Leute es verstehen, den Spieß einfach umzudrehen. Auch daß sich in der Folge einer harmlosen Äußerung ganze Branchen mit Eigenlob zu Wort melden, um auch noch ein bißchen von der Aufregung zu profitieren, hätte Merz wissen können. Nachdem letztes Jahr der damalige ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, den Bundeskanzler als »beleidigte Leberwurst« bezeichnet hatte, nutzte ein Metzgermeister aus Herxheim die Gelegenheit zu einer Werbekampagne für Pfälzer Leberwurst (»Pfälzer können nicht beleidigt sein«). Er schickte dem Botschafter öffentlichkeitswirksam einen entsprechenden Präsentkorb und wurde daraufhin von dem prompt zu sich nach Berlin eingeladen, wo viele lustige und harmonische Bilder vom Treffen des Ehepaars Melnyk mit dem Metzgerpaar aus der Südpfalz entstanden. So eine Reaktion traue ich Merz allerdings nicht zu.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.12.2023 um 06.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52386

Nachdem Friedrich Merz wegwerfend von "Klempnern der Macht" gesprochen hatte, meldeten sich erwartungsgemäß viele Klempner zu Wort, aber auch andere Menschen, die das Handwerk gegen solche Anwürfe in Schutz nahmen. Auch Fachverbände greifen in die Tasten. Recht so! Es ist schwer genug, einen Klempner, Spengler oder Flaschner (wie es hier bei uns heißt) zu bekommen, da muß man sie nicht auch noch beleidigen. Auch bin ich immer schwer beeindruckt von der hohen Qualifikation, über die traditionelle Handwerke heutzutage verfügen müssen. Gerade hat ein Elektriker uns eine PV-Anlage eingerichtet, und wir beobachten (dank Smartmeter) fasziniert, wie wir den Strom ernten und verbrauchen. Es funktioniert tatsächlich! Das muß ein Friedrich Merz erst mal nachmachen!

Eigentlich müßte ja Klämpner, Spängler, Friedrich März geschrieben werden...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.12.2023 um 08.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52384

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40541
und http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#48861

Diesen alten Fall greift die SZ auf ihrer ersten Seite noch einmal auf (11.12.23). Juristen, die täglich mit so etwas umgehen müssen, ist es peinlich, daß der Gesetzgeber den Aberglauben stärkt, indem er ihm aus vermeintlicher Menschenliebe entgegenkommt. Jedes Untergraben der Aufklärung ist meiner Ansicht nach schädlich, weil es anfällig macht für Verschwörungstheorien und andere Formen der Unvernunft. Davon haben wir mehr als genug. (Auch mit den Religionsgesellschaften wäre hier ein Wörtchen zu reden.)

Arthur Conan Doyles Freundschaft mit dem Zauberkünstler Harry Houdini soll daran zerbrochen sein, daß Doyle an Houdinis magische Begabung glaubte, während dieser auf seine handwerkliche Kunst stolz war.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.12.2023 um 15.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52374

Ich erinnere mich gern an Oslo. Dort habe ich auch zum erstenmal ein Wal-Schnitzel gegessen. (Es war übrigens nicht so groß wie ein Bettlaken.) Nun lese ich:
„In Oslo ist der öffentliche Verkehr komplett zusammengebrochen. Schuld daran sind die 183 neuen Elektrobusse der Stadt, die der eisigen Kälte nicht gewachsen sind.“
Stimmt denn das? Bisher steht es anscheinend nur im einschlägig bekannten exxpress.at, und die Klientel nutzt es, um heftig gegen die Elektromobilität zu polemisieren.
In Oslo ist es zur Zeit kaum kälter als in Erlangen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.12.2023 um 07.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52348

Zur "Schuldenbremse": Immer mehr Journalisten, Politologen, Politiker kommen zu der Einsicht, daß es ein Fehler war, einen weiteren Teil der verbliebenen Regierungskompetenz durch Erweiterung des GG an die Justiz abzutreten. Das Haushaltsrecht gehört zu den grundlegenden Rechten des Parlaments. Die Zufallsmehrheit von 2009 hat es – der Absicht nach für immer – auch für künftige Generationen eingeschränkt. Damals fehlte wohl vielen die Fähigkeit, sich eine ganz andere politische und wirtschaftliche Situation vorzustellen. (Ronen Steinke hat es gestern in der SZ mustergültig dargestellt.) Die Gerichte wehren die ihnen zugeschanzte Machtfülle naturgemäß nicht ab. Der Bundesrechnungshof, der eigentlich nur beratende Funktion hat, spielt auch eine wichtige Rolle, besonders weil er – wie die Rechnungshöfe allgemein – bei der Auswahl seiner Untersuchsgegenstände frei ist. (Mit der Rechtschreibreform zum Beispiel hat sich kein Rechnungshof beschäftigt.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.12.2023 um 07.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52347

Kaehlbrandt bezieht sich auf Umfragen, nach denen das Deutsche als häßlich beurteilt wird, obwohl die Befragten es nicht können. Natürlich, wenn man danach fragt, kommen die Klischeevorstellungen heraus. Niemand, der eine Sprache beherrscht, wird sie häßlich finden. Und seine Muttersprache findet jeder schön, wobei er sich Illusionen macht, die hauptsächlich auf der Verwechslung von Form (Klang) und Inhalt beruhen. Man hat ja schon „Liebe“ oder „Habseligkeiten“ als besonders schöne Wörter bewertet... Bei Gedichten, deren Vokalfolge von Interpreten als raffiniertes Stilmittel gefeiert wurde, läßt sich nachweisen, daß die Laute statistisch genau so zufällig verteilt sind wie in der Alltagsrede. Es gibt seltene Ausnahmen, und sie sind nicht immer sehr geschmackvoll (wie auch Reime, vor denen sich der antike Redner oder Prosaschriftsteller nach anfänglicher Begeisterung fürs Gorgianische hüten mußte wie vor dem Teufel). Daß die deutsche Sprache „zu kulturellen und wissenschaftlichen Höchstleistungen befähigt“ (Kaehlbrandt), ist im Grunde der gleiche Irrtum: Es gibt halt sehr gute deutsche Texte, auch sehr schlechte, wie in jeder Sprache leistungsfähiger Gesellschaften.
Kaehlbrandt findet einige Verse von Paul Heyse, Hermann Hesse und Herbert Grönemeyer besonders schön – nicht zufällig allesamt vertont, woher dann wohl die Schönheit stammt. „Du hast jeden Raum mit Sonne geflutet, hast jeden Verdruss ins Gegenteil verkehrt.“ Ist das sprachlich besonders schön? Und kann es – wie auch die anderen Dichterverse – für die heute als Fremdsprache unterrichtete deutsche Sprache stehen?
Den Leuten zu erklären, wie wonnesam Muttersprache, Mutterlaut ist, kommt immer gut an – eine Geschäftsidee ohne Copyright.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.12.2023 um 06.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52346

Die SZ (5.12.23) gibt Roland Kaehlbrandt wieder einmal Gelegenheit, die Schönheit der deutschen Sprache zu besingen. Sie sei ebenso schön wie die Nachbarsprachen, denen man es eher nachsagt usw. – was soll’s? Sprachen werden nicht wegen der Schönheit ihrer „dunklen Vokale“ (Kaehlbrandt) gelernt.
Eigentlich geht es der Zeitung um eine weitere Attacke gegen die Schließung einiger Goethe-Institute (die wiederum für Kaehlbrandts Bücher werben).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.12.2023 um 06.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52342

Immer mehr Schulen verzichten auf die sogenannten Skilager. Wg. Corona waren sie ausgesetzt, und abgesehen von den gestiegenen Kosten wollen auch viele Lehrer die Verantwortung nicht mehr übernehmen.
Wenn die Busse aus dem Skilager (Maria Alm usw.) zurückkamen, sah man hier vor dem Schulzentrum immer viel Gips, und dabei waren die schweren Fälle schon vorher zurückgeschickt worden. Auch unsere Töchter haben sich folgenreich verletzt, obwohl wir sie gut auf das ungewohnte Skilaufen vorbereitet hatten.
Die Schulen wollen das Natur- und Gemeinschaftserleben jetzt auf weniger exzentrische Gegenden verlegen. Es sei nicht die Aufgabe der Schule, neue Skiläufer auszubilden.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.12.2023 um 18.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52341

Die Sendung "Brisant" im Ersten heute zum Fall Ofarim (meine Tonmitschrift):

Aber wie sollte die Öffentlichkeit in Zukunft mit solchen Fällen umgehen? Bei der Meldestelle für Antisemitismus (RIAS) mahnt Marco Siegmund vor falschen Schlüssen, Solidarisierung mit Betroffenen bleibe wichtig:
"Es gibt, glaube ich, immer erstmal nur einen Weg, und der ist, daß man Betroffene von Antisemitismus immer erstmal ernst nehmen muß. Wir sehen oft, daß auch gerade Betroffene von Antisemitismus, sobald sie diesen öffentlich äußern, sobald sie Antisemitismus kritisieren, sehr stark in Zweifel gezogen werden."
Die Lehre aus dem Fall Ofarim ist nun also vor allem diese schwierige Gratwanderung, antisemitische Vorfälle weiterhin öffentlich thematisieren, aber eben ohne auf den Wellen eines allzu voreiligen Shitstorms mitzureiten.

Der angeblich Betroffene war aber in diesem Fall gar nicht von Antisemitismus betroffen, sondern selbst der Täter.

Hier wird wieder um den heißen Brei herumgeredet. Das wollen wir doch hoffen, daß jeder, der eine Straftat anzeigt, ernst genommen wird. Der Antisemitismusbeauftragte hört sich für mich nicht so an, als meinte er diese Selbstverständlichkeit, sondern als habe im Falle von Antisemitismus der Verdacht weiterhin "erstmal" Vorrang vor dem Beweis.

Die Lehre, die auch der Sender nicht klar benennt, kann doch nur lauten, zweifeln darf man auch an angeblichem Antisemitismus, auch der muß erst nachgewiesen werden.

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.12.2023 um 05.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52338

Die Süddeutsche Zeitung bittet ihre Leser und das Hotelpersonal förmlich um Entschuldigung, weil sie vor zwei Jahren die Konfabulationen des Herrn Ofarim blind geglaubt und sich an der Polemik gegen die vermeintlich judenfeindliche Haltung der Rezeption beteiligt hat. Noch besser wäre es, wenn sie daraus lernte. In diesem Fall war außerdem die Unglaubhaftigkeit des Berichteten besonders offensichtlich gewesen. Aber das sensible Thema macht Journalisten ebenso übereifrig wie wohlmeinende Politiker. Sie hinterlassen ein Trümmerfeld und gehen achselzuckend zur nächsten Sensation über.
Wie anders sehen wir auch die Fotos mit dem engelhaft-unschuldig blickenden angeklagten Ankläger, nachdem er gestanden hat, die ganze Zeit gelogen zu haben! "Armes Würstchen" ist noch der mildeste Eindruck. Er hat ja wohl auch seine Verteidiger belogen, die sich nachträglich noch zu beschämenden Kommentaren hinreißen lassen, um einen Schein von Ehrbarkeit zu wahren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.11.2023 um 06.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52313

Der Richter sagte noch: „Eines bleibt, wie es war: Antisemitismus ist eine Tatsache. Der Kampf dagegen ist ein Aufgabe.“ Das war überflüssig und nicht seines Amtes. Aber die Show muß weitergehen, oder? Quod erat demonstrandum.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.11.2023 um 06.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52312

Wieder gilt: „Der Antisemitismusvorwurf war zwar unbegründet, aber daß ich ihn für begründet halten konnte, zeigt, wie sehr der Antisemitismus unsere Gesellschaft durchdringt.“ Das Hauptroblem wird umgangen: die Judenfeindschaft der Muslime. Um diesen heißen Brei redet auch der Kommentar der SZ in geradezu peinlicher Weise herum („Vier Wochen [seit dem Hamas-Anschlag], in denen der Antisemitismus auch in Deutschland brutal und offen zutage trat“).
Hierher gehört auch: Auf den Videos aus der Hotellobby (mit denen Ofarim wohl nicht gerechnet hatte) war kein Davidstern zu sehen, aber Ofarims Anwälte argumentierten, es komme nicht darauf an, ob er den Davidstern sichtbar getragen habe (Ofarims zentrale Behauptung), denn es sei bekannt, daß er ihn normalerweise trage usw. Das konnte nicht gutgehen.
Man könnte wieder mal den Eindruck haben, daß die Kinder der Prominenz es schwer haben, sich normal zu entwickeln. Viele werden unglücklich oder bringen sich um. Da kann man noch froh sein, wenn sie nur Flegel werden, die gelegentlich ausrasten. Wichtiger ist, wie die Gesellschaft damit umgeht, und in diesem Fall war es eine Lektion, aus der die Politiker und Journalisten hoffentlich etwas lernen. Das verspritzte Gift wird nicht so leicht vergehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.11.2023 um 19.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52310

Auch der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, kritisierte den jüdischen Musiker nach dessen jüngstem Geständnis.
„Gil Ofarim hat bei Gericht eingeräumt, einem Hotelmitarbeiter zu Unrecht Judenfeindlichkeit unterstellt zu haben“, sagte Klein dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Fast zwei Jahre lang hat er diesen falschen Vorwurf aufrechterhalten und damit zugelassen, dass ein Mann grundlos beschuldigt wurde und darunter leiden musste.“
Klein fügte hinzu: „Gil Ofarim hat mit seinem Verhalten Judenhass Vorschub geleistet und der Bekämpfung von Antisemitismus in Deutschland schweren Schaden zugefügt.“
(Tagesspiegel)

Das gilt aber auch für Klein selbst, der sich sofort das Lügengebäude und den Rufmord zu eigen gemacht hat. Er sollte zurücktreten. Und viele Politiker sollten sich wenigstens entschuldigen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.11.2023 um 12.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52308

Die Zeitungen erklären, wieso der lächerliche Prozeß gegen Herrn Ofarim, bei dem allenfalls eine geringe Geldstrafe hätte herauskommen können, überhaupt vors Landgericht geraten und auf zehn Verhandlunngstage terminiert werden konnte, als wenn es um eine Mordanklage ginge: Ofarim hat es selbst so gewollt. Nun hat das Ganze ein klägliches Ende genommen.

Soweit ich weiß, ging es immer wieder darum, ob der Davidstern, den Ofarim gewöhnlich heraushängen läßt (so muß man es hier nennen), auch beim Anstehen vor der Hotelrezeption sichtbar war oder nicht. Ich habe mich immer wieder gefragt, warum man überhaupt solche Abzeichen zur Schau stellt, obwohl die Religion (oder die Partei, der Verein usw.) es nicht vorschreibt. Es soll ja von anderen gesehen werden, aber warum? Als Gesinnungstest, wie anscheinend in diesem Fall? Ein argloser Mensch wie ich interessiert sich nicht dafür, ob ein anderer ein Christ oder Kommunist oder Anthroposoph oder was auch immer ist, und möchte es nicht ständig hingerieben bekommen. Wer unter dem Abzeichen mit mir spricht, der gibt gewissermaßen zu verstehen: Ich spreche nicht als Mensch wie du, sondern als Christ, Jude... (= ich kann/darf nicht anders). (Eine Variante der Diskussion um Kopftuch und Schleier.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.11.2023 um 07.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52299

Die kosmetisch vereinheitlichten Frauen der Werbefotografie sind zwar überirdisch schön, aber eigentlich reizlos und nicht zum Verlieben. Das gehört zu dieser Kunst, wie ich mir habe erklären lassen.
Es fiel mir wieder ein, als die "Pfarrerstöchter" kürzlich das Hohelied besprachen und angesichts der gerühmten Makellosigkeit der Schönen doch auch mal Karl Kraus zitierten, der in seinen bekannten, wenn auch meiner Ansicht nach nicht gerade hinreißenden Versen den "Fehler" der Geliebten rühmt. Feuriger geht es bei Petöfi zu, den ich denn auch in meiner Hochzeitsrede einer unserer Töchter mit ihrem ungarischen Mann zitiert habe:

Szeretlek, ha örülsz
És ha búbánat bánt,
Szeretem mosolyod
S könnyeid egyaránt,
Szeretem erényid
Tiszta sugárzását,
Szeretem hibáid
Napfogyatkozását,
Szeretlek, kedvesem,
Szeretlek tégedet.

Das ist hinreißend, nicht wahr?

(Die Enkelin lernt gerade lesen. Sie wächst, wie erwähnt, nach Möglichkeit zweisprachig auf, und ich werde es weiterhin beobachten und gelegentlich darüber berichten.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.11.2023 um 05.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52287

Besonders lächerlich ist die genaue Zahlenangabe von 0,35 Prozent. So etwas gehört offensichtlich nicht ins Grundgesetz. Mehrere Kommentare erinnern an die Entstehung dieses sonderbaren Artikels noch zu Seehofers Zeiten. Vgl. Horst von Buttlar, Wirtschaftswoche 24.11.23:

"Deutschland könnte problemlos zehn Prozent des BIPs oder 300 Milliarden auf den Schuldenberg draufpacken. Um all die Investitionen zu finanzieren, die diesem Land so bitter fehlen. Der Kapitalmarkt würde es uns leihen, und Deutschland könnte es schultern."

Allmählich dämmert es der Opposition, daß sie vielleicht zu früh gejubelt hat über das Debakel der Koalition vor dem Bundesverfassungericht.

Die deutsche Staatsverschuldung ist übrigens durchschnittlich, eher etwas darunter. Unter Merkel wurden die Staatschulden erstmals nennenswert abgebaut. Die Quote ist zuletzt deutlich gesunken, ein gewisser Wiederanstieg ließe sich vertreten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.11.2023 um 06.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52267

Wenn ein Besucher vom Mars (oder aus den USA) sich das deutsche Grundgesetz ansieht, wundert er sich vielleicht, daß an prominenter Stelle der Religionsunterricht an öffentlichen Schulen abgesichert wird. Noch mehr aber wundert er sich darüber, daß die jährliche Neuverschuldung des Bundes auf 0,35 Prozent des Bruttoinlandsprodukts begrenzt wird. Gehört das wirklich zu den Grundlagen des Staatswesens? Wie vernünftig ist es, wenn der Gesetzgeber seinen eigenen Handlungsspielraum für alle Zeit so einschränkt, und wie kommt man auf eine so genaue Zahlenangabe? Es hat was von Magie, allerdings mit sehr realen Folgen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.11.2023 um 05.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52245

Die Rechten frohlocken über die weitere Zulassung von lecker Glyphosat. Einziger Grund: Die Grünen kritisieren es.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.11.2023 um 06.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52233

Heute hat der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. wieder seinen Auftritt im Bundestag. Vgl.
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1065#15277
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1065#14566

Der Verein „entwickelt die Kriegsgräberstätten weiter zu Lernorten der Geschichte“. (Wikipedia)

„Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. organisiert die Zentrale Gedenkstunde zum Volkstrauertag im Plenarsaal des Deutschen Bundestages. Dieses Jahr wird Kronprinzessin Victoria von Schweden die Gedenkrede halten.“ (Medien 18. 11.23)

Zum Kriegsgräbertourismus und zur Geschichte der Vereins sehr informativ: https://zeithistorische-forschungen.de/1-2017/5451

Durch persönliche Mitteilung aus der Kasseler Geschäftsstelle habe ich schon vor über 50 Jahren erfahren, daß die touristischen Aktivitäten („Kriegsgräberreisen“) einen großen Teil der Arbeit ausmachten. Von Völkerverständigung usw. war nicht viel die Rede, meine Informantin hatte denn auch keine hohe Meinung von ihrem Arbeitgeber.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.11.2023 um 06.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52213

„Die Schuldenbremse erteilt Karlsruhe keine Lizenz zum Mitregieren.“ Das schreibt Wolfgang Janisch in einem sonst sehr treffenden Kommentar (SZ 17.11.23). Er hat aber zuvor gerade das Gegenteil gezeigt: Das Bundesverfassungsgericht regiert mit, und zwar mit Recht. Indem das Parlament aus Mißtrauen gegen sich selbst einen Teil der Finanzpolitik ins Grundgesetz verlagert hat (Selbstfesselung durch Schuldenbremse), wird das Bundesverfassungsgericht geradezu gezwungen, in der Finanzpolitik mitzuregieren. Das ist u. a. deshalb problematisch, weil die fünf Richterinnen und drei Richter des Zweiten Senats ja keineswegs über besondere Qualifikationen in der Klimapolitik verfügen, in die sie hier durchaus inhaltlich eingegriffen haben (wie Janisch zeigt). Aber auch abgesehen vom konkreten Fall ist es bedenklich, daß der Bundestag mit offenen Augen seine ohnehin durch die EU immer enger gewordenen Befugnisse an die Justiz abtritt. Die neigt auch keineswegs dazu, das Ansinnen zurückzuweisen, sondern genießt ihre Rolle offensichtlich. (Eine stilistische Analyse des Urteils wäre interessant. Der Ton messerscharfer Logik verschleiert die Spielräume, die es immer gibt; aber das ist ein anderes Thema.)

Und die Regierung? Die macht sich gern unsichtbar, wie jetzt bei der – von der FDP erzwungenen – Enthaltung bei der Glyphosatentscheidung der EU.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.11.2023 um 06.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52156

Impfen tötet bekanntlich und gehört daher ebenfalls in Anführungszeichen (Die verheerende Bilanz der Covid-„Impfungen“.). Ob unsere Querdenker auch gegen die HPV-Impfung (wg. Gebärmutterhalskrebs) polemisieren werden?
Der Bundesautominister lehnt einen EU-Entwurf ab, wonach alte Autofahrer sich ab und zu einem Fahrtüchtigkeitstest unterziehen sollen. Der Mensch dürfe nicht zum Objekt von Regelungen gemacht werden usw. Man war ja auch gegen Gurtpflicht und Helmpflicht und Rauchverbot und ist gegen ein Tempolimit.
Ich kenne eine betagte Dame, die sich jeden Morgen mit dem Rollator zum Garagenhof quält und in ihr Auto quetscht. Das dauert seine Zeit, aber dann geht es flott in die Stadt. Auch bei anderen Mitbürgern, die wie wir alle in Ehren ergrauen, aber anders als wir Auto fahren, sehen wir uns mehr und mehr vor, wenn sie aus ihrer Einfahrt hervorstoßen. Oft vergessen sie zu blinken, aber wir wissen schon, wo sie abbiegen werden, und überleben auch das. Die schleichenden Ausfallerscheinungen sind ja nichts Unnatürliches, nur daß eben das Auto davon nichts mitkriegt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.11.2023 um 06.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52155

Weil Steinmeier die Muslime auffordert, sich vom Hamas-Terror zu distanzieren, wird ihm entgegengehalten, ob er noch nichts von Sippenhaft gehört habe. Aber das ist doch genau das, was auch von uns Deutschen allezeit gefordert wird: nicht abseits stehen, sondern distanzieren!
Auch sehen wir ja auf den Straßen, wie viele Sympathisanten es gibt. Die Frage, welchen Rückhalt die Hamas unter einem Teil der deutschen Bevölkerung hat, ist ja nicht ganz unberechtigt.

Kermani hat Habeck (in der ZEIT) vorgeworfen, in seiner sonst guten Ansprache unpassenderweise von "Frieden" gesprochen zu haben. Das finde ich nicht fair, einerseits wegen des unmißverständlichen Kontextes, dann aber auch aus dem allgemeinen Grund, daß es nie unpassend ist, auch und gerade während eines Krieges vom Frieden zu reden. Es muß ja ein Danach geben, und das ist nicht ohne Einfluß auf die Kriegführung selbst. Über die Nachkriegsordnung wurde im Zweiten Weltkrieg schon sehr früh gesprochen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.11.2023 um 15.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52149

Der Antisemitismusbeauftragte Klein gestand FOCUS vorm Prozessbeginn, er wäre künftig „wohl vorsichtiger“ mit zu frühen Urteilen. Er sagte indes auch: „Ob der Fall Ofarim so stattgefunden hat, wie er selbst es anfangs beschrieb, oder nicht: Er symbolisiert den Alltags-Antisemitismus, den viele Jüdinnen und Juden ja durchaus erleben.“ (FOCUS)

Also auch wenn der Vorfall nicht stattgefunden hat, ist er ein Symbol für Antisemitismus. Der erinnert an das bekannte Argument: „Auch wenn etwas Schlimmes nicht stattgefunden hat, zeigt doch die Tatsache, daß ich es für möglich gehalten habe, wie schlimm die Lage ist.“

Oder psychoanalytisch: „Ich bin zwar als Kind nicht mißbraucht worden, aber die Tatsache, daß ich davon phantasiere, zeigt, wie schlimm meine Kindheit (mein Vater, mein Onkel) war.“

Es kommt darauf an, auch die Dinge zu enthüllen, die es nie gegeben hat: alternative Tatsachen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.11.2023 um 05.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52124

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47474

Inzwischen sind zwei Jahre vergangen, der Fall Ofarim beschäftigt die Justiz. Im Prozeß gegen Ofarim sind zehn (!) Verhandlungstage angesetzt. Aber was kann schon dabei herauskommen?

Das Ganze geht auch unter in der Flut von Kommentaren zu den juden- und israelfeindlichen Demonstrationen und Ausschreitungen auf den Straßen im Zusammenhang mit Hamas-Terror und Palästinakrieg. Dieser Antisemitismus, so heißt es stereotyp, sei zwar auch importiert, aber nicht nur. Wohl wahr, aber die Proportionen sollten stimmen. Da bleibt man gern im Ungefähren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.11.2023 um 04.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52108

Die „Deute Bank“ teilt mir per Mail mit, daß meine Photo-TAN aufgehoben worden ist oder so ähnlich. Wie man sieht, ist es dringend nötig, Goethe-Institute ins Herz der Finsternis zu verlagern.

Google News verbreitet „Advertorials“, die keinen Hinweis auf den Anzeigencharakter, wohl aber den Namen eines vielleicht fiktiven journalistischen Verfassers enthalten. Solche „Nachrichten“ untergraben naturgemäß die Glaubwürdigkeit des ganzen Packs noch weiter.
„Gesundheitsbranche erschüttert“ (wg. eines Wundermittels) – solche auch noch wie Nachrichten aufgemachten Lügen könnte man verbieten. Bisher betrifft das Verbot nur gesundheitsbezogene Versprechungen im engeren Sinn. Die Werbung ist sehr erfinderisch in der Umgehung.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.11.2023 um 12.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52088

In dubio – unser Thema hier war aber gerade, was passiert, wenn KEIN Zweifel besteht.

Das Wort vom "ordnungsgemäß erfolgten Freispruch" gerät m. E. ins Zwielicht, wenn man weiß, daß diese Ordnungsmäßigkeit auf einem Irrtum beruhte, siehe auch die Ausführungen von Herrn Metz.

Ich verstehe, daß es gute Argumente sowohl für als auch gegen die Wiederaufnahme zuungunsten des Angeklagten gibt. Die Verfassungsrichter haben ein Mehrheitsurteil gesprochen. "Angebliche Verfechter" gehört schon wieder zu den rhetorischen Kniffen, die Herr Metz auch besonders herausarbeitete.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 04.11.2023 um 02.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52085

Gib lieber Ruhe ("Rechtssicherheit"), als daß die Wahrheit ans Licht kommt.

Rechtssicherheit bedeutet nicht, daß die Wahrheit nicht ans Licht kommt, sondern nur, daß sich daraus nach einem ordungsgemäß erfolgten Freispruch keine strafrechtlichen Folgen ergeben.

Herr Ickler hat außerdem darauf hingewiesen, daß der Schutz möglicherweise zu Unrecht Beschuldigter den absoluten Vorrang genießt – daher eben der Grundsatz "in dubio pro reo". Es handelt sich dabei um eine zivilisatorische Errungenschaft, nicht um eine Schwäche, wie die angeblichen Verfechter von "Recht und Ordnung" gerne behaupten, die ja im Grunde genommen das Gegenteil wünschen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 03.11.2023 um 14.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52084

Auch von mir noch eine letzte Wortmeldung zu diesem Thema. Eine zivilrechtliche Schuldfeststellung, sosehr die daran geknüpften Sanktionen den Täter auch belasten mögen, wird den Betroffenen, zum Beispiel den Eltern eines ermordeten Kindes, möglicherweise nicht die gleiche Genugtuung verschaffen wie ein Strafurteil. Da besteht ein qualitativer Unterschied, weil der Täter eigentlich nicht für die Tat selbst bestraft, sondern »nur« für deren Folgen in Haftung genommen wird. Deshalb wird in vielen Fällen eine gefühlte Gerechtigkeitslücke bleiben. In anderen Fällen vielleicht nicht, weil den Betroffenen vor allem daran gelegen ist, daß es überhaupt zu irgendeiner Form der »Bestrafung« kommt, damit sie mit der Sache abschließen können, jedenfalls was den Umgang des Rechtsstaats mit dem Täter betrifft. Es gibt eben keine objektive Gerechtigkeit und damit eigentlich auch kein Gerechtigkeitsempfinden »der Gesellschaft«. Auch der »Rechtsfrieden« ist bis zu einem gewissen Grad eine Illusion. Es wird sehr oft Beteiligte geben, die keinen Frieden mit dem rechtskräftigen Urteil haben. Das ist aber unvermeidlich, und irgendwo muß man die Grenze ziehen.

Das Bundesverfassungsgericht hat das nun im Hinblick auf § 362 Nr. 5 StPO getan, genauer gesagt die Mehrheit des Zweiten Senats, denn zwei von acht Richtern sehen die Sache anders. Ich bin erst nach meinem ersten Beitrag auf das Sondervotum aufmerksam geworden, aber interessanterweise wird auch dort argumentiert, daß von einer uneingeschränkten Abwägungsfestigkeit des Art. 103 Abs. 3 GG keine Rede sein kann.

Ich zitiere einige Absätze aus der Zusammenfassung (wer es noch genauer wissen will, findet unter https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Entscheidungen/DE/2023/10/rs20231031_2bvr090022.html das gesamte Urteil einschließlich Sondervotum):

»Wäre Art. 103 Abs. 3 GG uneingeschränkt abwägungsfest, wäre für jegliche Wiederaufnahme zuungunsten des Freigesprochenen von vornherein kein Raum. Auch die Senatsmehrheit sieht die bestehenden Möglichkeiten einer Wiederaufnahme zuungunsten des Freigesprochenen gemäß § 362 Nr. 1-4 StPO als verfassungsrechtlich unbedenklich an.«

»Aus unserer Sicht bestätigen die bestehenden Regelungen, dass eine Wiederaufnahme eines rechtskräftig abgeschlossenen strafgerichtlichen Verfahrens zuungunsten des Betroffenen in Betracht kommen kann, wenn das Gewicht der Wiederaufnahmegründe und das dahinterstehende Anliegen einer materiell schuldangemessenen Sanktionierung als Ausdruck einer effektiven Strafrechtspflege den grundsätzlichen Bestand rechtskräftiger Entscheidungen ausnahmsweise überwiegt. Für die in § 362 Nr. 1-4 StPO normierten Tatbestände ist der Verfassungsgeber von einem solchen Überwiegen unstreitig ausgegangen. Dies dokumentiert, dass es verfassungsrechtlich unbedenkliche Fälle gibt, in denen der in Art. 103 Abs. 3 GG normierte Vorrang der Rechtssicherheit zurücktritt.«

»Die überkommenen Wiederaufnahmegründe des § 362 Nr. 1-3 StPO sehen eine Wiederaufnahme bei schweren Verfahrensmängeln vor. Sie ermöglichen eine Korrektur einer qualifiziert defizitären Beweisführung. Im Fall des § 362 Nr. 5 StPO geht es ebenfalls um die Korrektur eines Freispruches, der aufgrund von Beweismitteldefiziten in der ursprünglichen Hauptverhandlung, die allerdings erst im Nachhinein offenbar geworden sind, zustande gekommen ist.

Dies gilt erst recht mit Blick auf § 362 Nr. 4 StPO. Im Fall des nachträglichen glaubwürdigen Geständnisses (§ 362 Nr. 4 StPO) ist die Beweislage zulasten des Freigesprochenen verändert mit der Folge, dass eine Wiederaufnahme möglich wird. Nicht anders verhält es sich bei § 362 Nr. 5 StPO, der voraussetzt, dass neue Tatsachen oder Beweismittel dringende Gründe für eine Verurteilung bilden.«

»Abgesehen davon, dass mit der Auffassung der Senatsmehrheit Zufälligkeiten einer vorkonstitutionellen Rechtslage verfassungsrechtlich versteinert würden, sind mit dieser Sicht schwerlich auflösbare Wertungswidersprüche verbunden. Insbesondere ist es kaum zu erklären, aus welchem Grunde ein Freigesprochener, der in einem Wirtschaftsstrafverfahren von einer gefälschten Urkunde profitiert hatte (die er noch nicht einmal selbst gefälscht haben muss), sich einer erneuten Anklage stellen muss, dagegen aber nicht jemand, der in einem Verfahren wegen Mordes durch ein molekulargenetisches Gutachten der Täterschaft überführt wird. Ebenso dürfte kaum vermittelbar sein, warum in einem Fall, in dem nach einem Freispruch ein Täter, der Kriegsverbrechen gesteht, erneut angeklagt werden kann, während sein ebenfalls freigesprochener Komplize, der nicht geständig ist, trotz des Auftauchens neuer erdrückender Beweise straflos bleibt.«

»Der Strafklageverbrauch nach Art. 103 Abs. 3 GG steht […] einer weiteren Einschränkung durch eine Ergänzung der Wiederaufnahmegründe durch § 362 Nr. 5 StPO nicht grundsätzlich entgegen. Die Gefahr eines „Dammbruchs“ besteht angesichts der Begrenzung auf schwerste, unverjährbare Straftaten und der sonstigen engen tatbestandlichen Voraussetzungen der Norm nicht. Die Ermöglichung der Wiederaufnahme gemäß § 362 Nr. 5 StPO dient der Durchsetzung des staatlichen Strafanspruches bei wenigen besonders schweren Straftaten. Das dahinterstehende Ziel ist die Stabilisierung und Sicherung des Rechtsfriedens und die Durchsetzung von Normen zum Schutz höchstrangiger subjektiver Rechtsgüter und von fundamentalen völkerrechtlichen Interessen.«

Ich zitiere das so ausführlich, weil es mir nicht so sehr um die Sache selbst geht (ich finde beide Standpunkte begründbar), sondern weil mich die Argumentationstechnik und der Argumentationsstil interessieren. Zumindest meine Kommentare zu diesem Urteil gehören insofern eigentlich in den Strang »Rhetorik«. Man kann hier musterhaft studieren, wie man die Position der Gegenseite Punkt für Punkt widerlegt, indem man historische Vergleiche als unpassend zurückweist oder die Stichhaltigkeit einer Prognose anzweifelt, Widersprüche offenlegt, Parallelen zieht, auf nicht vermittelbare Folgen einer Entscheidung im Sinne der Gegenposition hinweist, ausgiebig die der eigenen Argumentation dienliche Literatur zitiert usw. Sowohl die Senatsmehrheit als auch die beiden Richter mit abweichender Meinung bedienen sich dabei eines Stils, der dem unbefangenen Leser eine zwingende Logik suggeriert, die in Wirklichkeit nicht gegeben ist und in der Juristerei naturgemäß nicht gegeben sein kann (Herr Ickler hat darauf bereits hingewiesen). Zum rhetorischen Handswerkszeug gehören Formulierungen wie »ist nicht ersichtlich«, »erschließt sich nicht« oder »kann nicht überzeugen«. Das klingt ziemlich stark, fast apodiktisch, und macht durchaus Eindruck. Allerdings findet man diese Formulierungen ja auf beiden Seiten gleichermaßen. Wer nicht von vornherein in seiner Meinung völlig festgelegt ist, wird hier wie dort Stärken und Schwächen finden. Die Gewichtung dieser Stärken und Schwächen hat nichts mit Logik zu tun. Letztlich entscheidet auch hier wieder die Mehrheit. Solange die Autorität des Entscheidungsgremiums, hier also des Bundesverfassungsgerichts, allgemein akzeptiert ist, kann auch eine in der Sache nach wie vor umstrittene Entscheidung so etwas wie »Rechtsfrieden« herstellen.

(Daß Richter Müller und Richterin Langenfeld die Nr. 5 des § 362 StPO wegen des Rückwirkungsverbots dennoch für verfassungswidrig halten, steht auf einem anderen Blatt, und das Gesetz könnte in diesem Punkt auch geändert werden. Mein Interesse wurde durch das Argument der absoluten Geltung des Art. 103 Abs. 3 GG entfacht, und die Ausführungen beider Seiten dazu sind zum Glück auch recht ergiebig.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.11.2023 um 11.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52083

Sicher habe ich solches Auseinanderklaffen von Recht und Gerechtigkeit auch schon öfters beobachtet, habe es aber bisher eher für Unfälle gehalten.

Es war mir nicht bewußt, daß es geradezu ein offizielles Prinzip ist:
Gib lieber Ruhe ("Rechtssicherheit"), als daß die Wahrheit ans Licht kommt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.11.2023 um 11.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52082

Wirklich nicht? Aber wir sind doch nicht mehr die Jüngsten und haben reichlich Gelegenheit gehabt, jenes Auseinanderklaffen zu beoachten – und uns einen Reim darauf zu machen.

Noch mehr als das Davonkommen des Verbrechers hat die Menschen die Verurteilung des Unschuldigen beschäftigt, der Justizmord an Sokrates (dem "gerechtesten der Menschen") oder an Jesus.

Man kann zum Michael Kohlhaas werden oder zum abgeklärten Zyniker. Der Weise nimmt die Dinge, wie sie sind, und versucht das Beste daraus zu machen.

Ich habe immer gefunden, daß die Empörungsfähigkeit der Jugend unsere einzige Hoffung ist. Es ist, als ob die unvermeidliche Abstumpfung ("Pragmatismus", "Korrumpiertheit") der Erwachsenen immer wieder durch das reinigende Feuer des kindlichen und jugendlichen Gerechtigkeitsgefühls muß. Das Unrecht, das uns in der Grundschule angetan wurde, vergessen und vergeben wir noch auf dem Totenbett nicht, und das ist unser bestes Teil. Moral ist ja gewissermaßen ein Wunder in einer Welt des Fressens und Gefressenwerdens, aber hier entsteht sie immer wieder neu. Die Tränen der Wut in den Augen eines Kindes, dem Unrecht geschehen ist, sind eigentlich kostbar. Daher auch der unsterbliche Reiz der Literatur, die den unerfüllbaren Traum von der Gerechtigkeit erfüllt, wenn auch nur als Traum.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.11.2023 um 11.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52081

Noch mal zum Rechtswesen, danke für die Ausführungen, das war sehr aufschlußreich für mich. Allerdings hinterläßt es vor allem ein ungutes Gefühl bei mir. Ich hätte nicht gedacht, daß Recht und Gerechtigkeit manchmal so weit auseinanderklaffen können.
Meine jetzigen Gedanken dazu hat Germanist wohl am besten ausgedrückt.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 03.11.2023 um 09.50 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52080

Zur Kreisleriana: Mich hat immer die frühe Aufnahme von Grimaud fasziniert, damals gerade volljährig (es gibt noch eine spätere Aufnahme).

https://youtube.com/watch?v=pFGmlF2zkPc

Flott durchgespielt, kaum rubato, der Baß ist ganz im Hintergrund, jedoch – ich weiß gar nicht, wie sie das hinbekommt – völlig unabhängig von der rechten Hand, etwas ganz Eigenes.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.11.2023 um 05.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52079

Das ist sehr wahr. Mit der (schriftlichen) Kodifizierung einer Lehre geht immer die Gefahr der doktrinären Erstarrung einher. Wenn man das NT liest, hat man den Eindruck, daß Jesus der Buchstabengläubigkeit der "Schriftgelehrten" immer wieder den ursprünglichen Sinn des "Gesetzes" entgegenstellte. Besonders eindrucksvoll am Beispiel des Sabbats ("um des Menschen willen"...).
Im Rechtswesen verkörpert die Institution des Geschworenen bzw. Schöffen dieses Mißtrauen in die strikte Gesetzesanwendung. Sie soll an das Rechtsgefühl des "Laien" rückgebunden werden, um nicht den Sinn des Ganzen aus den Augen zu verlieren.
Aus dem Zivilrecht hatte ich schon mal "Bleak House" von Charles Dickens erwähnt. Aus der Rechtsgeschichte ist bekannt, daß unerledigte Prozesse sich buchstäblich endlos hinziehen können, bis niemand sich mehr an die ursprüngiche "Sache" erinnern kann. War das nicht so am Reichskammergericht, als das Alte Reich zu Ende ging? Tausende von Verfahren "auf der langen Bank"...
Vgl. auch http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28212 (Nichtbezahlte Schulden vs. Chance auf einen Neubeginn)
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 03.11.2023 um 02.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52078

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52073

Die "Billigkeit" ist aber seit der Antike ein (wie ich glaube: notwendiger) Grundpfeiler sowohl unseres Rechtssystems als auch dem vieler anderer Staaten, nicht zuletzt, weil sie dazu dient, potentiell absurde Folgen einer rein mechanischen Anwendung von Gesetzen zu verhindern oder wenigstens abzumildern.

Was "recht und billig" ist, darüber kann man streiten und nur auf weise Richter hoffen.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 03.11.2023 um 02.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52077

Ein Straftäter kann in einem Zivilprozeß zur Zahlung von Schadensersatz und/oder Schmerzensgeld sowie anderen Wegen zur Wiedergutmachung verurteilt werden, nachdem das Gericht dessen Schuld auf Grund neuer Beweise festgestellt hat. Das ist nicht dasselbe wie eine Haft- oder andere Strafe (die gehört in den Bereich des Strafrechts).

Man darf aber das Gewicht eines Urteils im Zivilprozeß nicht unterschätzen, denn erstens können die materiellen Forderungen, die sich aus einer Zivilklage ergeben, erheblich sein und im Fall einer schweren Straftat den Täter wirtschaftlich ruinieren. Zweitens ist die Schuld mit einem Urteil aktenkundig und gerichtlich bestätigt, was schwerwiegende Folgen für Täter haben kann, etwa in bezug auf Beschäftigung, Kreditwürdigkeit oder, im Fall von Ausländern, Abschiebung.

Die wohl bekanntesten Beispiele für solche Zivilverfahren stammen aus den USA, nämlich O. J. Simpson und jüngst Donald Trump.

Im übrigen ist ein Zivilprozeß u. U. eine mächtige Waffe für zu Unrecht Beschuldigte, wie die verschiedenen Verfahren rund um Jörg Kachelmann gezeigt haben.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.11.2023 um 23.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52075

Lieber Herr Schaefer, Ihr Beitrag hat mich als juristischen Laien einigermaßen verblüfft. Ich habe versucht, mir den Unterschied von Strafverfahren und Zivilverfahren anzulesen, leider bisher mit nur wenig Erfolg. Läßt sich das evtl. mit wenigen prägnanten Worten erklären? Vor allem verstehe ich nicht:
Warum gilt Artikel 103 GG nur für das Strafrecht, aber nicht in einem Zivilprozeß? Könnte ein Mörder in einem Zivilprozeß zu lebenslanger Haft verurteilt werden, nachdem er in einem Strafprozeß freigesprochen wurde? Was hat Vorrang?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.11.2023 um 10.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52074

"Ewiges Prozessieren" (oder andernorts "nicht enden wollender Zyklus") ist eine rein theoretische Möglichkeit, eine beinahe schon (bitte um Entschuldigung) boshafte Unterstellung. In der Praxis wird eine einzige Wiederaufnahme eines Verfahrens äußerst selten vorkommen und eine zweite Wiederaufnahme nur in absoluten Ausnahmefällen, die man dann in der Rechtsgeschichte an einer Hand abzählen kann. Mit "ewig" und "nicht enden wollend" hat das m. E. nichts zu tun. Das läßt sich mit strengen Auflagen auch regulieren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.11.2023 um 05.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52073

Wenn dem ewigen Prozessieren nicht Einhalt geboten wird, sei es auch unter Verletzung des natürlichen Gerechtigkeitsgefühls, kann es in der Tat das Zusammenleben völlig zerstören. Rechts- und kriminalpolitische Stopsignale haben gewiß etwas Unbefriedigendes, wie man ja auch an der Cannabis-Diskussion sieht.
Übrigens gibt sich die von Herrn Metz dankenswert ausführlich zitierte Argumentation wieder streng logisch, wie es unter Juristen üblich ist, aber man sieht genau, an welchen Stellen die "Meinung" ("Billigkeit"-Erwägung) hineinbricht. Rechtsprechung ist nie reine Subsumtion, sonst könnte man sie automatisieren.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 02.11.2023 um 00.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52072

Es ist doch nicht so furchtbar kompliziert:

§ 362 Nr. 1–3 StPO besagen, daß ein Strafverfahren wiederaufgenommen werden kann, wenn ein Freispruch auf nicht ordnungsgemäßen Weg erfolgt war. Das sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Nr. 4 besagt im Grunde genommen: Dummheit bzw. Dreistigkeit schützt nicht vor Strafe.

Sollte sich später (und innerhalb der Verjährungsfristen) herausstellen, daß ein Freispruch auf Grund neuer Erkenntnisse zu Unrecht erfolgt ist, besteht immer noch die Möglichkeit zu einer Zivilklage, und im Zivilverfahren gilt das Prinzip "in dubio pro reo" nicht, ebensowenig wie das Schweigerecht. Ein Amts- oder Landgericht kann im Zivilverfahren immer noch die Schuld des Beklagten (nicht Angeklagten) feststellen.

Bevor man das Urteil des BVG kritisiert, sollte man erst einmal überlegen, welche Folgen die für verfassungswidrig erklärte Nr. 5 haben könnte (z.B. Mißbrauch durch übereifrige Ermittler und Staatsanwälte). Das Gericht tat meiner Meinung nach gut daran, den Rechtsfrieden als höherwertiges Gut zu bewerten.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 02.11.2023 um 00.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52071

Man kann das so sehen, aber bei »reine Formsache« denke ich zunächst an verstrichene Fristen, unvollständige Unterlagen, örtliche Unzuständigkeit eines Gerichts und dergleichen mehr. Der Hinweis auf das Bedürfnis nach Rechtssicherheit ist aber nicht von der Hand zu weisen, und mir scheinen Regelungen, die der Befriedigung dieses Bedürfnisses dienen sollen – wie immer man dazu im einzelnen steht –, einen materiellen Kern zu haben und insofern über eine reine Formalität hinauszugehen. Aber gut, das ist nicht entscheidend. Entscheidend ist vielmehr die Frage, warum es dem Gesetzgeber nicht gestattet sein soll, die bereits bestehenden Ausnahmen vom Verbot der Mehrfachverfolgung zuungunsten des Abgeurteilten, die vom Verfassungsgericht bisher offenbar nicht beanstandet worden sind und jetzt von ihm sogar zustimmend kommentiert wurden, um eine weitere Fallkategorie zu ergänzen, die in der heutigen Rechtspraxis eine viel größere Rolle spielen dürfte als zur Entstehungszeit des § 362 StPO. Wenn eine Abweichung vom Prinzip des Strafklageverbrauchs nur dann ausnahmsweise zulässig sein soll, wenn die Rechtsförmigkeit und Rechtsstaatlichkeit des vorausgegangenen Verfahrens in Rede stehen, wie dies bei § 362 Nr. 1–4 der Fall sei, stellt sich die Frage, ob diese Voraussetzung, zumindest soweit es die Rechtsstaatlichkeit betrifft, nicht auch dann gegeben ist, wenn der Rechtsstaat die Gelegenheit willentlich ausschlägt, gravierende neue Erkenntnisse zu würdigen, die bei einer Wiederaufnahme des Verfahrens mit hinreichender Wahrscheinlichkeit das früher ergangene Urteil als prozessual womöglich korrekt, aber materiell grob falsch erscheinen lassen. Ob nämlich der Rechtsstaatlichkeit und dem Vertrauen der Bürger in den Willen und die Fähigkeit der Justiz, der Gerechtigkeit Genüge zu tun, eher gedient ist, wenn sie ungerührt und unbesehen an einem falschen Urteil festhält oder wenn sie es aufgrund neuer Erkenntnisse, die ihr ohne eigenes Verschulden während des ursprünglichen Prozesses nicht zur Verfügung standen, korrigiert, steht gerade dahin. Man darf gespannt sein, wie es in dieser Sache weitergeht.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 01.11.2023 um 18.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52070

Fiat iustitia et pereat mundus.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.11.2023 um 16.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52068

Danke für diesen detaillierten und kenntnisreichen Beitrag, lieber Herr Metz. Ja, es gibt viele Zweifel, was schon am nicht einstimmigen Urteil des Verfassungsgerichts deutlich wird. Auch im Kommentar der Tagesschau, aus der ich von der Sache erfahren habe, wurde schon die Möglichkeit einer Grundgesetzänderung erwähnt.
Durch Ihren Beitrag bin ich darauf aufmerksam geworden, daß dieser Absolutheitsanspruch, auf dem das Verfassungsgericht mehrheitlich besteht, durchaus strittig sein könnte. Ergänzend zu den von Ihnen genannten Ausnahmefällen für ein Wiederaufnahmeverfahren möchte ich noch anführen, daß man auch gelegentlich von Fällen hört, wo ein rechtskräftig Verurteilter wegen nachträglich erwiesener Unschuld freigesprochen wird. Warum soll die Wiederaufnahme im umgekehrten Fall nicht möglich sein?

Man müßte gar nicht grundsätzlich von dem Prinzip "ne bis in idem" bzw. GG-Artikel 103 abrücken, sondern könnte eine Wiederaufnahme an strenge Auflagen und vorherige richterliche Prüfung binden, so daß eine wirkliche Wiederaufnahme nur in seltenen Ausnahmefällen möglich ist.

Womit ich aber nicht einverstanden bin, ist, daß "nicht zweimal im gleichen" mehr sei als eine reine Formsache. Immerhin geht es hier darum, daß ein rechtliches Prinzip über Tatsachen gestellt wird. Es wird letztlich weggeschaut aus formalen Gründen, die mit der Wirklichkeit des konkreten Falles nichts zu tun haben.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 01.11.2023 um 13.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52067

Allerdings ist das Prinzip des Strafklageverbrauchs (ne bis in idem) mehr als reine Formsache. Das Bundesverfassungsgericht sieht in dem durch das Grundgesetz garantierten Recht des Verurteilten, wegen derselben Tat nicht erneut strafrechtlich verfolgt zu werden, ein subjektives grundrechtsgleiches Recht, das nicht durch eine einfache gesetzliche Regelung ausgehebelt werden kann. »Das in Art. 103 Abs. 3 GG gegenüber den Strafverfolgungsorganen statuierte Verbot mehrfacher Strafverfolgung wäre praktisch wirkungslos, wenn die einfachgesetzliche Ausgestaltung als Wiederaufnahmeverfahren eine erneute Strafverfolgung und gegebenenfalls Verurteilung ermöglichen könnte« (hier und im weiteren zitiert nach https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2023/bvg23-094.html). Daher bestehe in diesem Fall kein Spielraum für eine Abwägung verschiedener Rechtsgüter. Der Vorrang des Prinzips der Rechtssicherheit vor dem Prinzip der materiellen Gerechtigkeit sei absolut. Zwar folge dies noch nicht zwingend aus dem Wortlaut oder der Entstehungsgeschichte, bei »systematischer Betrachtung« erscheine Art. 103 Abs. 3 GG jedoch »abwägungsfest«. Diese Bestimmung stelle »eine besondere Ausprägung des im Rechtsstaatsprinzip wurzelnden Vertrauensschutzes dar, die ausschließlich für strafrechtliche Verfahren gilt. Als Sonderregelung mit eigenständigem Gehalt geht Art. 103 Abs. 3 GG in seinem Schutzgehalt über die allgemeinen Prinzipien hinaus, die ihrerseits bereits das Vertrauen in eine rechtskräftige Entscheidung schützen und eine übermäßige Beeinträchtigung der Interessen des Einzelnen verhindern. Dieser weiterreichende Vertrauensschutz beruht darauf, dass ihm unbedingter Vorrang gegenüber den grundsätzlich berechtigten Korrekturinteressen zukommt, die der Gesetzgeber ansonsten berücksichtigen könnte.«

Nun gut, dann muß das Grundgesetz in diesem Punkt eben geändert werden, sagt Herr Riemer. Das Bundesverfassungsgericht führt zur Begründung seines Standpunkts aber nicht nur die von ihm angenommene Abwägungsfestigkeit von Art. 103 Abs. 3 GG ins Feld, sondern argumentiert auch inhaltlich zugunsten der bestehenden Grundgesetzregelung im Sinne eines generellen Verbots der Mehrfachverfolgung. »Der Zweck des Art. 103 Abs. 3 GG als Individualrecht besteht zunächst darin, den staatlichen Strafanspruch um der Rechtssicherheit des Einzelnen willen zu begrenzen. Der Einzelne soll darauf vertrauen dürfen, dass er nach einem Urteil wegen des abgeurteilten Sachverhalts nicht nochmals belangt werden kann.« Und weiter: »Daneben dient die Rechtskraft einer Entscheidung auch dem Rechtsfrieden. Es besteht ein vom Einzelnen unabhängiges Bedürfnis der Gesellschaft an einer endgültigen Feststellung der Rechtslage. Daher hat sich die moderne rechtsstaatliche Ordnung gegen die Erreichung des Ideals absoluter Wahrheit und für die in einem rechtsförmigen Verfahren festzustellende, stets nur relative Wahrheit entschieden. Auch das Strafrecht gebietet keine Erforschung der Wahrheit „um jeden Preis“.« Mit anderen Worten, wenn ein Strafverfahren ordnungsgemäß abgelaufen ist, müssen alle Beteiligten mit dem Ergebnis leben. »Die Gründe für eine Wiederaufnahme zulasten des Angeklagten aufgrund neuer Tatsachen oder Beweismittel wurzeln […] nicht in gravierenden Mängeln der Strafverfolgung an sich und insbesondere nicht in der Nichtverfolgung einer Straftat. Ein Freispruch steht vielmehr am Ende eines Strafverfahrens, das gerade nicht eingestellt, sondern rechtsförmig durchgeführt worden ist.«

Das Argument, neue Erkenntnisse müßten doch berücksichtigt werden, wenn sie die Unrichtigkeit der früheren Entscheidung beweisen, und auch die Mahnung zum Schutz der Interessen von Opfern und Hinterbliebenen weist Karlsruhe zurück: »Insbesondere der Verweis auf die fortlaufende Verbesserung der Ermittlungsmethoden stellt die Rechtsstaatlichkeit früherer Strafverfolgung nicht infrage. Wird die Aufklärung ungelöster Fälle mithilfe früher nicht verfügbarer Erkenntnismittel möglich, bestätigt dies vielmehr die rechtsstaatliche Unbedenklichkeit der früheren, wenn auch in der Sache unvollständigen Ergebnisse. Technischen Fortschritt unterstellt, kann eine spätere und daher mit moderneren Methoden durchgeführte Aufklärung die Chance besserer Erkenntnisse in sich tragen. Sie kann aber auch durch den Umstand belastet sein, dass nicht alle für das zuerst geführte Verfahren relevanten Beweismittel auch im zweiten Verfahren noch zur Verfügung stehen oder ebenso ertragreich sind, wie sie es im ersten Verfahren waren. Ein Strafprozess, der wegen des grundsätzlich stets möglichen Auftauchens neuer Tatsachen oder Beweismittel faktisch nie endete, würde für die Opfer beziehungsweise für ihre Hinterbliebenen eine erhebliche seelische Belastung darstellen, die das Bedürfnis an einer inhaltlich richtigen Aufklärung und Urteilsfindung immer weiter zurücktreten ließe, je mehr Zeit nach der Tat verstrichen wäre.« Das mag in vielen Fällen so sein. Aber wenn die Angehörigen eines Ermordeten erfahren, daß der angeklagte und rechtskräftig freigesprochene Tatverdächtige nach neueren Erkenntnissen doch die Tat begangen hat, er dafür aber nicht mehr belangt werden kann, dann dürfte das wohl ebenfalls eine erhebliche seelische Belastung mit sich bringen, die zudem über lange Zeit, vielleicht ein Leben lang, anhält.

Ich kann die Argumentation des Bundesverfassungsgerichts zwar nachvollziehen, habe aber Zweifel an der Absolutheit des Verbots erneuter Strafverfolgung nach Art. 103 Abs. 3 GG. Als juristischer Laie kann ich die Qualität der »systematischen Betrachtung« des Gerichts nicht beurteilen. Ich stutze aber, wenn ich lese: »Die Wiederaufnahme eines Strafverfahrens kann etwa darauf gerichtet sein, ein mit rechtsstaatlichen Grundsätzen nicht zu vereinbarendes Urteil aufzuheben, ohne dass eine Änderung des materiellen Ergebnisses im Vordergrund steht. Ist dies der Fall, ist Art. 103 Abs. 3 GG nicht berührt. Das betrifft insbesondere die Wiederaufnahme von Strafverfahren gemäß § 362 Nr. 1–4 StPO. Die Möglichkeit, ein unter schwerwiegenden Mängeln gefundenes Urteil, das die Anforderungen an ein justizförmiges, rechtsgeleitetes Verfahren verfehlt, aufzuheben und das Verfahren zu wiederholen, sichert den Geltungsanspruch des Urteils und damit die rechtsstaatliche Autorität des Strafverfahrens ab. Die Aufhebung eines Freispruchs nach einem glaubwürdigen Geständnis verfolgt den Zweck, ein Verhalten zu verhindern, das die Autorität des rechtsstaatlichen Strafverfahrens infrage stellen würde.« Wenn der Vorrang des Prinzips der Rechtssicherheit vor dem Prinzip der materiellen Gerechtigkeit absolut ist, wieso ist dann in bestimmten Fällen (§ 362 Nr. 1–4 StPO) doch eine Wiederaufnahme des Strafverfahrens möglich? Warum soll die Unzulässigkeit einer Rechtsgüterabwägung, die als Hauptargument gegen den neuen § 362 Nr. 5 StPO angeführt wird, dann nicht gegeben sein? Soll die Abwägungsfestigkeit etwa nur für den Vergleich Rechtssicherheit versus Gerechtigkeit gelten und nicht für die Abwägung von Rechtssicherheit und Autorität des rechtsstaatlichen Verfahrens? Schwächt nicht auch ein Urteil, das im nachhinein als höchstwahrscheinlich materiell falsch angesehen wird, diese Autorität ganz empfindlich? Man kann in den betreffenden Fällen sicher gute Gründe für die Wiederaufnahme der Strafverfolgung finden, aber wenn man § 362 Nr. 1–4 StPO billigt, dann ist jedenfalls das Absolutheitsargument meines Erachtens nicht zu halten – mit der Folge, daß die ganze Urteilsbegründung in sich zusammenbricht.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 31.10.2023 um 21.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52065

Für einen Mord liegen Beweise vor, aber aus rein formalen Gründen (der Mörder war wegen Mangels an Beweisen bereits irrtümlich freigesprochen worden) dürfen diese Beweise nicht verwendet und der Mörder nicht bestraft werden.

Wenn das unser Grundgesetz so verlangt, dann muß es schleunigst korrigiert werden!
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 31.10.2023 um 10.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52064

WDR Fernsehen, Aktuelle Stunde, 30. Oktober 2023. Hacker legen Einwohnermeldeämter und ganze Verwaltungen in Südwestfalen mit Erpressungstrojanern lahm. Einer der »führenden Experten für die Sicherheit kritischer Infrastrukturen« wird gefragt, wie man sich gegen solche Cyberangriffe wirksam schützen kann. Antwort: »Na ja, im Endeffekt geht’s dadrum, eine angemessene Cybersicherheit in der Form umzusetzen, daß man defensive Sicherheit macht und sich eben so aufstellt, daß man eine Resilienz hat, also widerstandsfähig gegen solche Angriffe ist.« Mit anderen Worten, man schützt sich dagegen, indem man sich dagegen schützt. Nachfrage des Redakteurs im Studio: »Wie macht man das denn?« Antwort: »Salopp gesagt, Sicherheit ist kein Zustand, sondern ein Prozeß. Ich muß also Sicherheitsprozesse implementieren und umsetzen, beispielsweise vollfunktionale Back-ups haben, die ich auch komplett wieder einspielen kann, wenn etwas passiert ist, und ich muß auch sicherstellen können, daß eben die Angreifer nicht Zugriff auf diese Back-ups hatten.« Ich verstehe unter Schutz gegen einen Angriff zunächst die Abwehr eines Angriffs und allenfalls in zweiter Linie den Schutz vor den Folgen eines Angriffs. Vielleicht sieht das auch der Redakteur so, aber es bleibt sowieso keine Zeit für eine weitere Nachfrage, weil noch ein weiterer Punkt abgehakt werden muß.

Daß man in so einer Sendung nicht alles vertiefen kann, ist mir klar, aber ich frage mich oft, was der durchschnittliche Fernsehzuschauer eigentlich dazugelernt hat, wenn er wieder mal einem solchen Fachmann gelauscht hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.10.2023 um 08.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52063

Die Tische, an denen Putin seine Gäste empfängt (sofern man davon überhaupt noch sprechen kann), werden immer größer. Die Bilder erinnern an chinesische Historienfilme ("Hero"), in denen der Gelbe Kaiser in seiner Erhabenheit (und Angst vor Attentätern) die sterblichen Menschen auf Abstand hält. Auch die Thronsäle der Pharaonen waren so angelegt. Manche meinen, daß heutzutage Viren an die Stelle der guten alten Dolche getreten sind. Ein bißchen verrückt sieht es in jedem Fall aus.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.10.2023 um 07.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52034

Nach einigen Jahren Funkstille wird nun wieder diskutiert, ob Thermomix-Kochen überhaupt Kochen ist. Profiköche werben dafür? Die sind gekauft und gehören sowieso alle eingesperrt. Das Argument, auch in Restaurantküchen werde das Gerät benutzt, überzeugt ebenfalls nicht. Restaurants schieben auch Tiefkühlkost in die Mikrowelle und servieren sie als eigene Werke.
Es ist eine Definitionsfrage. Malen nach Zahlen ist auch Malen.
Ich bin ja mehr auf der puristischen Seite, genau wie mit der deutschen Sprache: klare Worte, keine Angeberei usw. Zum Kochen braucht man ein paar Töpfe, Messer, Kochlöffel – fertig. In Entwickungsländern erlebt man Menschen, die auf einem Feuerchen einen Aluminiumtopf stehen haben und darin auf wunderbare Weise etwas sehr Schmackhaftes zubereiten. Die zivilisierte Welt versucht es als "Street food" zu usurpieren und würde uns auch das Barfußgehen für teures Geld verkaufen, wenn das möglich wäre.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.10.2023 um 08.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52027

Nach dem Ende der DDR veröffentlichte der Ostberliner Germanist Walter Flämig 1991 eine Kurzfassung der einst zusammen mit Heidolph und Motsch verfaßten "Grundzüge einer deutschen Grammatik" (die ich übrigens in der FAZ besprochen hatte). Er bedankt sich bei den einstigen Mitarbeitern (außer Motsch).

Der Stil ist schwerfällig-bürokratisch, das Papier (deGruyter) naturgemäß weniger grau als früher. Bezeichnend sind die erhalten gebliebenen Phrasen aus der ML-Schulung:

„Die Sprache ist das im Zusammenhang mit der Produktionstätigkeit aus gesellschaftlichen Bedürfnissen historisch entstandene und sich entwickelnde natürliche Kommunikationsmittel der menschlichen Gesellschaft.“

Etwas später kommen dann noch die „Arbeit“ nach Engels sowie die Sprache als „Instrument der Leitung und Steuerung gesellschaftlicher Prozesse“, der „schöpferische“ Gebrauch der Sprache und die Widerspiegelungstheorie hinzu. Das Ganze wirkt heute schon wieder komisch, aber es war mal eine ernste Sache.

Das Buch wirkt wie eine Zweitverwertung ohne definierbaren Zweck. Es soll praktischen Zwecken dienen, vor allem normgerechtem Sprechen und Schreiben: „Gedacht ist an Lehrer, Journalisten, Schriftsteller, Unternehmer, Moderatoren und Berufssprecher öffentlicher Medien usw.“ Weltfremder geht es nicht. Das Buch ist wohl niemals von einem Angehörigen der genannten Berufsgruppen, vielleicht ausgenommen eine Handvoll Lehrer, gelesen worden und dürfte überhaupt nur sehr wenige Leser gefunden haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.10.2023 um 04.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52007

Das ist wahr, wenn auch unspezifisch. Auch der gute alte Supermarkt versucht an meinen Geldbeutel zu kommen. Mich interessiert der interkulturelle Aspekt der Trickserei. Wir haben schon Agitatoren erlebt, die recht virtuos auf der Klaviatur unserer Einstellungen spielen ("Kein Mensch ist illegal") und sich der Unterstützung durch Vereine und Anwälte versichern. Und dann gibt es eben die doch recht anspruchslose Straßenbettelei, die der gewöhnlich weitgereiste Einheimische von Urlaubsreisen oder Auslandstätigkeit her kennt. Vergleichsweise harmlos, aber in der Wirkung auf die Bevölkerung nicht zu unterschätzen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 22.10.2023 um 01.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52006

Nicht sehr durchdacht – da würden Ihnen die wahren Asylbedürftigen des Morgenlandes (es gibt sicher ein paar) bestimmt recht geben. Aber das interessiert doch die Hintermänner der Bettler nicht. Was es zu holen gibt, das wird auch geholt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.10.2023 um 14.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#52005

Auch in Erlangen sieht man immer wieder Bettler aus dem Morgenland, die mit einem extrem verdrehten Fuß durch die Fußgängerzone hatschen, übrigens durchweg in neuen Sportschuhen, die nicht so aussehen, als gehe der junge Mann normalerweise auf dem Oberleder. Ich habe auch tatsächlich schon gesehen, wie sich so ein Schwerbehinderter in einer Seitenstraße (wo auch die Hintermänner des Bettelvolks abkassieren) aufrichtete und munter seines Weges ging. Mich amüsiert das mehr, als daß es mich ärgert. Ich halte es übrigens für nicht sehr durchdacht, solche Methoden nach Deutschland mitzubringen, wo man – in Kenntnis des Sozialsystems – eher mit Unwillen als Mitleid darauf reagiert. Vgl. schon http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#30101
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.10.2023 um 05.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51980

Von unserem Mitstreiter Wolfgang Scheuermann, der hier so viele kluge Beiträge geliefert hat, haben wir lange nichts gehört, und meine Nachforschung ergibt, daß voriges Jahr in Heidelberg ein Dr. med. dieses Namens verstorben ist. Leider muß ich annehmen, daß es der mir persönlich Unbekannte ist, und wenn das zutrifft, will ich hier meine dankbare Erinnerung ausdrücken.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.10.2023 um 05.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51975

Die SZ (17.10.23) bringt ein Foto von Andrea Tandler bei jenem Auftritt in Schlampenverkleidung. Sie trägt anscheinend eine der unbrauchbaren Masken, mit deren Anschaffung sie Millionen verdient hat: Die Maske besteht nur aus einer linken Hälfte, mit Riemchen über dem linken Ohr und rechts gar nichts, nur ein Nebelfleck. Die rechte Gesichtshälfte scheint von einer früheren Verpixelung her wegretuschiert zu sein.

Im amerikanischen Fernsehen sieht man Trump bei einer seiner jüngsten Reden. Er schwadroniert minutenlang über das unzulängliche Mikrophon und wirkt nicht ganz richtig im Kopf. Die Fans sind begeistert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.10.2023 um 05.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51959

Zufällig bin ich gerade selbst noch einmal auf die Umlautschreibung gestoßen, die wir hier besprochen hatten: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=850

Um es unseren Kindern in der Schule leichter zu machen, schlug Augst 1985 vor, etwa in folgenden Wörter das ä zu e und das e zu ä zu ändern:

Zärte (Fisch), kätschen (schmatzend kauen), dräuen > e
Kerner (Beinhaus), Spergel (Spergula arvensis), Beuche > ä

Bekanntlich konnte er nur weniges durchsetzen (Gämse), so daß die Entlastung der Kinder sich in Grenzen hält. – Man muß ab und zu daran erinnern, wes Geistes Kind die Urheber des heutigen Zustandes waren.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 14.10.2023 um 22.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51958

Dabei fällt mir auf: Kommt das Wort (un)ersätzlich nicht von Ersatz, ebenso wie aufwändig von Aufwand kommt? Das haben die Reformer wohl vergessen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.10.2023 um 07.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51956

Wie sind wir bloß ein Leben lang ohne das Wort Gamechanger ausgekommen? Hört man heute aufs Modemaul, schafft man es keine Viertelstunde bzw. keine zwei Druckseiten, ohne es unersetzlich zu finden.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 14.10.2023 um 01.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51950

Nochmals zur Digitalisierung der Bezahlung und Abrechnung im ÖPV:

Die Situation in Schweden ist mit der in den Niederlanden nur schwer vergleichbar (größer als Deutschland, aber nur 10,5 Millionen Einwohner), aber dort hat man, zumindest in Stockholm, eine weitaus bessere Lösung gefunden.

Vor der Einführung der Chipkarte hatte man in der Hauptstadt das niederländische Zonensystem übernommen. Nun sieht es so aus:

- Die Karte ist billiger als in den Niederlanden (ca. 2,30 EUR), unbegrenzt gültig und muß nur ausgetauscht werden, wenn sie wegen dem unvermeidlichen Verschleiß nicht mehr lesbar ist oder anbieterseitig auf eine neue Karte umgestellt wird (Austausch kostenlos; Guthaben bleiben erhalten).

- Es ist kein Mindestguthaben erforderlich.

- Das System ist zeitbasiert. Mit dem "Einchecken" beginnt die Uhr zu ticken, denn es wird einmalig ein Fahrpreis von 39 SKR (ca. 3,30 EUR, je nach Wechselkurs) abgebucht. Für diesen Betrag kann man dann für 75 Minuten alle öffentlichen Verkehrsmittel in der Stadt nutzen.

- Wer nur sehr kurze Strecken fährt, kann weiterhin günstigere Einzelfahrscheine (ohne Chip!) am Schalter oder Automaten kaufen. Die Fahrkarten haben einen QR-Code, mit dem man durch die Sperren kommt.

- Die Karten lassen sich überall (z.B. Supermarkt, Kiosk) mit Bargeld oder Kontokarte aufladen. Man kann aber auch einfach seine Kontokarte zum "Einchecken" nutzen – dann wird der Betrag direkt vom Konto abgebucht.

- Auschecken ist nicht nötig, weil nicht nach Kilometern, sondern nach Zeit abgerechnet wird. Damit bleiben auch die Fluchtwege erhalten.

- Automatisierte überhöhte Abbuchungen und Bußgelder sind in diesem System unmöglich.

- Man kann auch ohne Guthaben Reisende vom Bahnsteig abholen.

- Für den Fernverkehr erhält man Fahrscheine mit einem QR-Code, mit dem man ebenfalls durch die Sperren kommt.


Einige der Nachteile bleiben aber erhalten, nämlich:

- Es ist nicht möglich, mehrere Personen mit einer Karte reisen zu lassen.

- Die Eingangssperren müssen weiterhin mit Personal versehen werden, um Reisenden mit einer gültigen Chipkarte bzw. Fahrschein mit QR-Code im Falle eines Systemfehlers oder eines Defekts den Durchgang zu ermöglichen.

- Auch das Stockholmer System ist nicht besonders umweltfreundlich, aber immerhin besser als das niederländische.

- So manche Ungerechtigkeit bleibt erhalten (s.o.).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.10.2023 um 08.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51938

Ich versuche mir den komischen Geschmack des Darjeelingtees zu erklären, bis ich einsehe, daß ich versehentlich einen Beutel Pfefferminztee in den Becher gehängt habe. Immerhin einige Sekunden lang habe ich die kognitive Dissonanz auszugleichen versucht. (Normalerweise trinke ich keine Beutelprodukte, sie waren noch vom Urlaub übrig.) Das ist auch auf anderen Gebieten zu beobachten. Mancher schafft es sein ganzes Leben lang nicht, seine Vorliebe oder Abneigung durch bessere Einsicht zurechtrücken zu lassen. Er nimmt vorzugsweise wahr, was sein Vorurteil bestätigt. Weise ist das nicht, und klüger macht es auch nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.10.2023 um 05.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51928

Steuervermeidung ist schädlicher als Steuerhinterziehung. Aus dem Impressum einer als redaktionell getarnten Hundefutterwerbung geht hervor, daß die Werbefirma auf den Marshallinseln sitzt. Also offenbar eine Briefkastenfirma mit dem Ziel der Steuervermeidung. Die Marshallinseln gehören zu den 16 Ländern auf einer EU-Liste „nicht kooperativer Länder und Gebiete für Steuerzwecke“. Man kann ihnen vorläufig das Geschäft nicht verbieten, aber es wäre möglich, sie zu boykottieren und damit wiederum zu werben. Es gibt glutenfrei, tierversuchsfrei – warum nicht auch steueroasenfrei?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.10.2023 um 08.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51922

Der Vorschlag, Radikalen die deutsche Staatsangehörigkeit zu entziehen (Carsten Linnemann, Ahmad Mansour), beruht auf Unkenntnis des GG (Art. 16).

Wenn jemand Straftaten begeht, ist das Strafrecht zuständig. Ausbürgerung hatten wir schon.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.10.2023 um 06.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51918

Das Statistische Bundesamt teilt mit: „Pedelecunfälle enden häufiger tödlich als Unfälle mit Fahrrädern ohne Motor.“ Nun rätsele ich, woran das liegen könnte.
Ich muß gestehen, daß mich als ausschließlich Rad Fahrenden oder Fuß Gehenden die elektrischen Zweiräder auf dem Radweg stören. Vorgestern abend überholte mich einer sehr flott rechts, schwenkte unmittelbar vor meinem Vorderreifen nach links und überholte meine Frau, die vor mir radelte. Dann bog er rechts ein und war zu Hause, während wir mit schlotternden Gliedern noch ein paar Kilometer vor uns hatten. Was das Bundesamt uns mitteilt, ist nur ein schwacher Trost.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.10.2023 um 18.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51916

Dazu eine Überschrift heute bei "Tichy":

Grüne nur auf Platz vier – jetzt werden sie eskalieren
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 08.10.2023 um 15.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51908

Daß in den Medien so ziemlich jeder Ausbruch eines Streits als Eskalation bezeichnet wird, ist nichts Neues, doch nun wird selbst der mörderische Überraschungsangriff der Hamas auf Israel in sämtlichen Nachrichtensendungen so genannt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.10.2023 um 04.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51887

Zur Einheitsfeier in der Elbphilharmonie:

Alt-Kanzler-Ärger beim Festakt zum Tag der Deutschen Einheit
Schröder-Auge kaputt! Er kam mit Blut-Auge.
(BILD)

Die Reden waren in Ordnung, die künstlerischen Darbietungen gemischt. Beethovens Siebente ist mir ohne die gymnastischen Übungen von John Neumeiers Ballett lieber. Wagner sprach zwar von einer „Apotheose des Tanzes“, aber das bezog sich auf den orgiastischen vierten Satz, und selbst da dürfte er kaum an ein Ballett gedacht haben. – Dann bot die Hamburger Hip Hop Academy noch etwas mit Lokalbezug, und ein dito superschneller Pianist betätigte sich als Entertainer. Das ist Geschmackssache.
Die Ansprachen von Tschentscher und Harbarth waren naturgemäß in einem gehobenen Ton gehalten, der aber durch das pedantische Gendern (Doppelnennung) etwas gestört wurde.
Merkel hatte abgesagt. Merz geriet nur flüchtig ins Bild, ebenso Schröder mit Blut-Auge und Gattin.
Die umherschweifende Kamera ersparte uns nicht die gelangweilten Gesichter der geladenen Gäste. Ab und zu wurde an den vorgesehenen Stellen matter Beifall geklatscht. Nur wenige wie Wladimir Klitschko verfolgten aufmerksam jedes Wort.
Ich finde es übrigens indezent, ja geradezu unerlaubt, Menschen in Großaufnahme zu zeigen, die davon nichts ahnen. Greift das Recht am eigenen Bild hier nicht? Hat man durch die Teilnahme seine Zustimmung gegeben? Private Webcams an öffentlichen Plätzen müssen verpixelt werden, so daß man nicht erkennen kann, wer wann wo war. Oder überwiegt das öffentliche Interesse? Das kann man bei Politikern im Dienst anführen, wozu auch die Teilnahme an Gedenkfeiern gehören dürfte. Aber die Gäste in der Elbphilharmonie gehörten nicht alle dazu. Ich würde es nicht wollen, daß Millionen Menschen jeden Mitesser auf meiner knolligen Nase sehen, und eine Dragqueen, die vom Gesehenwerden lebt, bin ich auch nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.10.2023 um 07.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51883

Zum letzten Teil von Schumanns Kreisleriana: Sollte Schumann die Melodie schon als Ohrwurm komponiert haben, der Kreisler martert (wie dann auch uns Hörer)?

Die linke Hand, die doch sehr zur unheimlichen Wirkung beiträgt, kommt entweder durch den Künstler selbst oder durch die Aufnahmetechnik oft nicht genug heraus. Sehr gut dagegen bei Horowitz (besonders der späten Aufnahme) und bei dem selbst kongenial wahnsinnig wirkenden Trifonov. Beide nehmen Schumanns "schnell und spielend" nicht besonders ernst.

Die Faszination, die E. T. A. Hoffmann auf die Zeitgenossen ausübte, ist heute kaum noch nachvollziehbar.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 03.10.2023 um 01.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51871

Ohne Michail Gorbatschow hätte es die Wiedervereinigung nie gegeben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.10.2023 um 14.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51866

Morgen sollen wir den Kohltag feiern, da bleiben die Geschäfte geschlossen. Und heute ist ein Brückentag. Mehr weiß ich nicht.
Der Fall der Mauer war ja die reine Anarchie, so etwas kann man nicht feiern. Darum haben die Politiker beschlossen, sich lieber selbst feiern zu lassen.
Die Verlagerung des Nationalfeiertags vom 17. Juni auf den 3. Oktober, an dessen Bedeutung die Leute immer wieder erinnert werden müssen, hat zugleich die Leistung der Ostdeutschen (und damit eigentlich die Ostdeutschen selbst) zum Verschwinden gebracht. Dieser Fehler rächt sich jetzt und wird uns noch lange zu schaffen machen.
(Früher gab es praktisch niemanden, der mit dem 17. Juni nicht den Aufstand und die entsprechenden Bilder verbunden hätte. Aber wenn man heute mitten im Jahr nach der Bedeutung des 3. Oktober fragen würde, träfe man wahrscheinlich auf unangenehm viele lange Gesichter. Und wenn es ein wenig besser läuft: Wer hat noch mal den Einigungsvertrag unterzeichnet und sich ikonisch verewigen lassen?)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.10.2023 um 04.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51861

Die Valentiniade, die ich im Sinn hatte (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51799), widerfuhr meiner Frau, als sie bei der Postbank ein uraltes Sparkonto auflösen wollte, auf dem sich inzwischen über 800 € angesammelt hatten. Nach wochenlangem Hin und Her, auch persönlichem Erscheinen in der Filiale, wurde sie endgültig beschieden, daß dieses Konto im System nicht auffindbar sei. Am gleichen Tage stellte sie fest, daß der Betrag auf ihr jetziges Konto überwiesen worden war. Wenn schon solche rieseigen Unternehmen wie die Deutsche Bank (und die Deutsche Bahn) mit der Digitalisierung überfordert sind, muß man sich nicht wundern, daß kleinere Unternehmen eine großen Teil ihrer Zeit mit dem "System" zurechtzukommen versuchen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.10.2023 um 03.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51860

Kürzlich kam der Einkommensteuerbescheid, mit einer Nachzahlungsforderung, die mich stutzig machte. Ich fand heraus, daß Handwerkerkosten offensichtlich nicht berücksichtigt waren. Am Telefon erklärte die freudliche Sachbearbeiterin nach Durchsicht der gespeicherten Daten, daß das "System" diesen Posten nicht erkannt und daher auch die eingereichten Rechnungen nicht berücksichtigt habe. Man werde das nun von Hand korrigieren. Ich hätte außer der korrekten Ausfüllung des Vordrucks noch an einer bestimmten Stelle ein Häkchen setzen müssen oder so ähnlich (ich verstehe es bis heute nicht).
Ein menschlicher Bearbeiter hätte natürlich gleich gesehen, daß die eingereichten Rechnungen irgendwo zugeordnet werden müssen, aber dazu ist das "System" zu dumm. Vielleicht habe ich schon erzählt, daß ich vor einigen Monaten mein Fahrrad aus der Werkstatt abholen wollte und trotz Abholschein beschieden wurde, das Rad sei nie abgegeben worden. Nach vielem Suchen am Bildschirm erklärte der zuständige Mensch, das "System" habe das Rad nicht erkannt. Irgendwie wurde es dann doch gefunden, obwohl es angeblich nicht existierte.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 01.10.2023 um 23.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51858

Ich meinte nicht die sinnvolle Digitalisierung des Ausleihewesens, sondern die Überdigitalisierung wie in Leiden, die für Besucher und Bibliothekare aufwendiger ist, mehr Personal erfordert und es der Bibibliothek ermöglicht, Daten über die Benutzer zu sammeln, die sie nichts angehen.

Weil man ohne Leihausweis gar nicht mehr durch die elektronischen Sperren kommt, weiß die Bibliothek, wann ein Bestimmter Ausweisinhaber den Nutzerbereich betreten und verlassen hat. Universitätsbibliotheken sind öffentliche Einrichtungen, die zumindest die Nutzung des Präsenzbestandes jedem, auch Menschen ohne Leihausweis, ermöglichen sollten.

Wer die Digitalisate oder rein elektronische Publikationen nutzen möchte, muß seine Ausweisnummer eingeben, so daß die Bibliothek jederzeit feststellen kann, wer was wann eingesehen hat.

Da Bücher jetzt für jeden Ausleiher in bei jedem Besuch neu zugewiesene Schließfächer eingeräumt werden, benötigt man mehr Personal (ebenso für dahinterstehende IT) – und es werden weitere Daten gesammelt. Die Rückgabe erfolgt jetzt über Automaten, wobei aber nur eine mechanische, elektrische und elektronische Barriere zwischen Nutzern und Bibliothekspersonal errichet wurde, ohne daß sich der Arbeitsaufwand verringert hätte. Anfallende Mahngebühren werden elektronisch bezahlt, ebenso Ausdrucke von Digitalisaten und elektronischen Publikationen. Insgesamt führt das zum gläsernen Benutzer, der, wie im Fall der OV-chipkaart, der angeschafften Technik zu dienen hat, ohne daß ein Gewinn im Sinne von höherem Komfort oder größerer Effizienz erkennbar wäre.

Das Geld fehlt dann, wie Sie sagen, für Neuanschaffungen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.10.2023 um 03.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51836

Das hatte ich schon verstanden und finde die Digitalisierug des Ausleihwesens und überhaupt der Recherche auch sehr gut. Meine Bemerkung über die Sparmaßnahmen der Bibliotheken, was den Buchbestand selbst betrifft, war nur als Ergänzung gemeint. Auch im Unterrichtswesen spannt man ja, wie schon oft bemerkt, den Karren vor das Pferd: Erst digitalisieren wir mal, das ist das Gebot der Stunde, und dann sehen wir, wozu wir es getan haben könnten...
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 01.10.2023 um 02.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51834

Zu Herrn Metz und der desaströsen OV-chipkaart bzw. deren geplantem Nachfolger (vgl. https://www.security.nl/posting/798587/Fysieke+en+digitale+opvolger+OV-chipkaart+volgend+jaar+ingevoerd):

Im Grunde genommen sind die unnötig überhöhten Preise im ÖPV der Niederlande auf ein aus dem Finanzwesen stammendes Effizienzdenken zurückzuführen, das nicht ohne Schaden auf die reale Welt übertragbar ist. Ich will darauf nicht näher eingehen, aber die hervorragende amerikanische Wirtschaftsjournalistin Rana Foroohar von der "Financial Times" hat vielfach aufgezeigt, wie sehr dieses Modell der Realwirtschaft schadet (vgl. https://www.ft.com/content/46d56c75-57d5-44ef-812c-5e58865f0179, https://www.bloomberg.com/news/articles/2016-05-19/how-finance-ruined-business-makers-and-takers-by-rana-foroohar, https://knowledge.wharton.upenn.edu/article/pitfalls-financialization-american-business/).

Auch der Glaube an die Vertrauenswürdigkeit von IT-Systemen wird (endlich) in Frage gestellt. Zu diesem Thema hat der britische Anwalt David Allen Green eine lesenswerte Artikelserie gestartet (https://davidallengreen.com/2023/09/computer-says-guilty-an-introduction-to-the-evidential-presumption-that-computers-are-operating-correctly/).

Ich finde es immer wieder erstaunlich, daß man in den Niederlanden weiterhin dem gescheiterten Neoliberalismus und dem Effizienzdenken huldigt. (Sogar die Studentenwohnungen wurden privatisiert!) Weniger erstaunlich ist die Blauäugigkeit in Sachen Privatsphäre und Datenschutz, weil das Land keine Gestapo- und Stasi-Geschichte hat. In Schweden und Finnland ist es noch schlimmer, auch was das Vertrauen in die Obrigkeit betrifft.

Die Bemerkungen zu den deutschen Verkehrsverbünden kann ich nicht nachvollziehen, denn diese dienen ja dem Zweck, den Tarifdschungel zu reduzieren, und sie sind dabei sehr erfolgreich. Auch sind diese Tarifverbünde, zusammen mit der DB, sehr erfolgreich darin, ein Maximum an Zahlungsmöglichkeiten anzubieten, von der Barzahlung bis hin zum Smartphone. Im Gegensatz dazu hat R-Net (Niederlande) es m.W. nicht fertiggebracht, für eine einheitliche und übersichtliche Tarifstruktur zu sorgen.

Im übrigen kann man die Ansprüche für ein kleines Land mit weitgehender Zentralregierung nicht mit denen eines viel größeren föderalen Staates wie der Bundesrepublik gleichsetzen. Natürlich funktioniert in den Niederlanden vieles besser. Ich erinnere mich noch an die ersten Wochen im Land. Damals dachte ich (und denke immer noch), daß die strippenkaart dermaßen genial und einfach war, daß sie in Deutschland keine Chance auf Einführung hätte. Wie sich die Zeiten geändert haben!

Zu Herrn Icklers Kommentar möchte ich anmerken, daß ich mich bei der "Volldigitalisierung" nicht auf digitale Bücher bezogen habe, sondern auf die Ausleihe und Rückgabe von gedruckten Werken. Alles viel aufwendiger und teurer, aber Hauptsache digital.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.09.2023 um 19.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51831

Haben wir auch, hält ewig.

Die SZ bildet auf einer Doppelseite drei Dutzend Gegenstände ab, die durch das Smartphone überflüssig werden, vom Notizuch bis zum Hausschlüssel und Plattenspieler (30.9.23). Sehr eindrucksvoll, mal alles beisammen zu haben.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 30.09.2023 um 17.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51830

Die Einträge über die OV-chipkaart haben mich an etwas erinnert. Ich wollte schon lange einen mechanischen Küchenwecker kaufen, und eben habe ich endlich einen bestellt (6,95 €). Keine Batterien, keine Tasten, kein Display, keine Menüs – der Zeiger wird einfach auf 20 gedreht, und wenn es bimmelt, sind die Kartoffeln gar.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.09.2023 um 04.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51826

Wir definieren uns durch die Gespräche mit anderen. Sie setzen unseren ausschweifenden Gedanken Grenzen. Nach einem Gespräch mit Nachbarn, den Kindern, dem Verkäufer usw. fühle ich mich irgendwie „definierter“. Ich habe ein Bild von mir hinterlassen (nicht unbedingt das gewollte), und all diese Bilder – bin ich. Man denkt ja auch immer wieder darüber nach, wie man gewirkt hat, was man hätte sagen können usw.
Wollen kann man nur in Gemeinschaft. Einem Robinson auf seiner Insel schreiben wir einen Willen und überhaupt Personhaftigkeit zu, weil er aus einer menschlichen Gemeinschaft gekommen ist und das soziale Verhalten noch eine Zeitlang in sich trägt, auch durch Vorsichhinsprechen den Umgang mit anderen simuliert. Aber bei vollständiger Isolation gibt es Auflösungserscheinungen. Man wird „wunderlich“, mancher verwahrlost auch äußerlich. Wer seinen Ehepartner verloren hat, meidet auch die einst gemeinsamen Bekannten, glaubt am besten allein zurechtzukommen.
Gerade erlebt, ein paar Häuser weiter: Die Feuerwehr rückt an, weil ein Haus brennt, kommt kaum hinein wegen des meterhohen „Unrats“, wie es heißt, findet den einzigen Bewohner, einen älteren Mann, der schon länger allein gelebt haben muß, tot auf dem Boden liegen. Solche Fälle sind so alltäglich, daß sie nur in der Lokalpresse erwähnt werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.09.2023 um 09.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51818

Ein russischer Historiker meint, für die meisten Russen sei der Krieg so weit weg und habe sich das Leben so verbessert, daß Kritik an Putin nicht aufkomme. Wir erinnern uns an viele andere Beispiele: Bagdad, Kabul, Beirut usw., wo nach Berichten von Korrespondenten das tägliche Leben, auch das Herumsitzen in Straßencafés usw. einfach weiterging. Hierzulande stellt man sich solche Länder im Kriegszustand als reine Hölle vor, in die man z. B. keinen Migranten zurückschicken könne. Vielleicht spielt dabei die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg mit der Flächenbombardierung eine Rolle. Aber es ist wohl so: Krieg bedeutet vor allem Ruhe im Land; die Hölle ist anderswo. In der Literatur („Im Westen nichts Neues“ usw.) wird immer wieder von Soldaten auf Heimaturlaub berichtet, die vergeblich versuchten, den Verwandten und Bekannten auch nur eine Ahnung von dem zu vermitteln, was sie an der Front erlebt hatten und bald wieder erleben würden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.09.2023 um 04.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51812

Manchmal steht neben den Fahrscheinautomaten auf unseren Bahnhöfen ein hilfreicher Angestellter, der dem Kunden zeigt, wie man allen Schwierigkeiten zum Trotz einen Fahrschein herausholen kann. Meine Frau war neulich einem solchen guten Geist sehr dankbar, bis sie später herausfand, daß es nicht das Richtige war.

Was die Bibliotheken betrifft, so habe ich schon mehrmals beklagt, daß neuere Werke nur noch als Datei, nicht als gedrucktes Buch zu bekommen sind. Ich habe glücklicherweise etwa zur gleichen Zeit herausgefunden, daß ich keine neuen Bücher mehr zu lesen brauche. Die alten genügen vollkommen und sind überhaupt besser, und die besten habe ich selbst im Regal. Wann hat mir eine Rezension zuletzt Appetit auf das Buch gemacht? Ich kann mich nicht erinnern.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 29.09.2023 um 02.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51810

Ich stimme Ihnen in allem zu, Herr Schaefer.

Das mit den Nahverkehrszügen hatte ich bewußt weggelassen, weil die Streifenkarte in diesem Bereich meiner Erinnerung nach nur in einem sehr begrenzten Radius genutzt werden konnte. Aber egal, das ändert nichts an der Gesamtbewertung. Ich wollte nur dem Eindruck entgegenwirken, man hätte mit der Einführung der OV-chipkaart in den Niederlanden ohne Not einen Tarifdschungel eingeführt, wie wir ihn von den unzähligen deutschen Verkehrsverbünden kennen und in dem sich Normalsterbliche überhaupt nicht mehr zurechtfänden. Der durchschnittliche Reisende bekommt von den Tarifkomplizierungen nichts mit, er zahlt für dieses Nichtbehelligtwerden aber, wie gezeigt, einen hohen Preis, nicht nur in pekuniärer Hinsicht.

Wenn man in Deutschland wüßte, wie es in den Niederlanden unter anderem um das Thema Datenschutz bestellt ist, würde man vermutlich nicht mehr so verklärt-unkritisch auf das scheinbar beschauliche kleine Nachbarland blicken. Andererseits gibt es hierzulande durchaus Dinge, die besser laufen als in Deutschland. Das ist, Sie werden es bestätigen, ein weites Feld. Man könnte ganze Bücher darüber schreiben.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 29.09.2023 um 01.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51808

Vielen Dank, Herr Metz, für die zusätzlichen Details. Ein paar Anmerkungen:

- Mit "zählen können" meinte ich natürlich Zonen zählen und in der Lage zu sein, noch einen Streifen hinzuzuaddieren. Das war in Trams, Metros und Nahverkehrszügen (die man ebenfalls mit der strippenkaart nutzen konnte) kein Problem, weil die Zonen auf Schildern bzw. Fahrplänen abzulesen waren und die Zonengrenze durchgesagt wurde, so daß man notfalls einfach nachgestempelt hat. Wer im Busverkehr nicht Bescheid wußte, hat das die Busfahrer erledigen lassen.

- Der Zeitfaktor war vorhanden, spielte aber in der Praxis kaum eine Rolle (60 Minuten zum Umsteigen, mit Einführung der OV-chipkaart reduziert auf 35 Minuten – eine weitere Form der Abzocke).

- Über Tarife mußte man sich keine Gedanken machen, denn es gab landesweit nur einen einzigen: ein Streifen pro Zone plus Basistarif.

- Die Möglichkeiten zur Rückforderung unterscheiden sich von Anbieter zu Anbieter. Manche erlauben sie unbegrenzt, machen es dafür aber extra schwer, die erforderlichen Informationen auf der Website zu finden und eine Rückbuchung zu veranlassen (z.B. Arriva).

- Daß man die OV-Karte jetzt auch für den nationalen Fernverkehr nutzen kann, ist zwar richtig und einer der wenigen Vorteile. Dazu gesellt sich aber ein haarsträubender Nachteil, nämlich die Tatsache, daß Fahrscheine für Einzelfahrten mit dem Zug jetzt ebenfalls Chips enthalten, mithin also auch Sonder- bzw. Hausmüll statt Altpapier sind. Dies ist besonders befremdlich, weil Fahrgäste im grenzüberschreitenden ÖPV mit einem QR-Code auf dem Papierfahrschein durch die Sperren kommen.

Der Ärgernisse sind aber noch viel mehr. So ist es beispielsweise nicht mehr möglich, jemanden ohne OV-Karte am Bahnsteig abzuholen, weil man nicht mehr durch die poortjes (Durchgangssperren) kommt, die ebenfalls viel Strom verbrauchen. Letztere stellen außerdem ein Sicherheitsrisiko im Falle einer Massenpanik oder eines Terroranschlags dar, weil es keine offenen Fluchtwege mehr gibt. An den meisten hochfrequentierten Bahnhöfen und Metrostationen muß außerdem zusätzliches Überwachungspersonal beschäftigt werden, um sicherzustellen, daß niemand über die Sperren klettert oder im Fall eines Systemfehlers den Durchgang mit einem Schlüssel ermöglicht. Hinzu kommt die Belastung der Kontrolleure, denn ich erinnere mich an einen Artikel im "Groene Amsterdammer" nach dem Ende der Streifenkarte, in dem der Streß, den das ständige Piepen der elektronischen Kontrollgeräte verursachte, hervorgehoben wurde.

Was mich jedoch geradezu wütend macht, ist die Tatsache, daß die Chipkarte vor allem aus zwei Gründen eingeführt wurde, nämlich erstens wegen der angeblichen Ungerechtigkeit des Zonensystems, weil manche eine lange Fahrt innerhalb einer Zone unternahmen und dafür nur zwei Streifen benötigten, während andere zwischen zwei Haltestellen in verschiedenen Zonen gependelt sind und mit drei Streifen bezahlen mußten. Mit der Abrechnung nach Kilometern wollte man mehr Gerechtigkeit erreichen, und im Ergebnis ist es für alle unnötig teurer und noch ungerechter geworden. (Für Pendler gab es ja auch Wochen-, Monats- und Jahreskarten, zumindest in Amsterdam.)

Der zweite Grund war die Feststellung, daß man im analogen Zonensystem wegen der eingebauten Zähler in den Stempelautomaten zwar wußte, wo und wann Fahrgäste ein-, aber nicht, wo sie aussteigen. Dies stand angeblich einer effizienten ÖPV-Planung im Wege.

Im nachhinein erscheinen beide Begründungen nur als nachgelieferte Rechtfertigungen für eine Lösung auf der Suche nach einem Problem. Die Politik war fixiert auf das Thema Digitalisierung, während Unternehmen (zu Recht) ein Milliardengeschäft gewittert hatten.

In den Niederlanden ist der Digitalisierungswahn übrigens nicht nur auf den ÖPV beschränkt. Man denke nur an die weitgehende Abschaffung des Bargelds, die nach dem Ausfall des digitalen Zahlungssystems der größten niederländischen Bank für ein paar Tage Chaos verursacht hat. Oder die scheinbare Volldigitalisierung des Ausleihwesens in einigen Bibliotheken, z.B. an der UB Leiden (teurer, höherer Personalbedarf, umständlicher für Benutzer).

Der Grund, dies überhaupt zu erwähnen, ist die zunehmende Herablassung, mit der unsere lieben Nachbarn auf uns wegen mangelnder Digitalisierung blicken. Zum Teil ist die Kritik berechtigt, aber viele (inklusive Freunde und Bekannte) sind sich gar nicht mehr bewußt, wie sehr sie sich "dem System" (besser: "den Systemen") ausgeliefert haben und davon abhängig sind. Sie sind nicht mehr Bürger oder Kunden, denen der Staat oder Anbieter zu dienen haben, sondern sie haben sich selbst zu Sklaven der Technik gemacht – oder wurden, wie im Fall der OV-chipkaart, dazu gemacht.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 28.09.2023 um 14.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51803

Da ich selbst fast täglich mit der OV-chipkaart unterwegs bin, möchte ich gern einige Gedanken und Beobachtungen ergänzen.

Ihre Liste der Nachteile ist beeindruckend lang, dabei aber nicht einmal vollständig. So darf man für jede neue Chipkarte 7,50 Euro berappen. Es handelt sich dabei wohlgemerkt nicht um ein Pfand oder um nutzbares Guthaben, wie man das aus anderen Ländern mit Chipkartensystem kennt. Bei einer mehrköpfigen Familie kommt da einiges zusammen, und wer ab und zu Besuch hat, um mit ihm in der Stadt herumzufahren, muß für jeden einzelnen Gast eine Karte anschaffen, weil die Karten nicht für mehrere Personen gleichzeitig genutzt werden können. Ich sehe fast täglich gestresste Mütter mit Kindern in überfüllten Straßenbahnen mit drei oder vier Karten hantieren. Fangen sie, nachdem sie sich zum Lesegerät durchgekämpft haben, mit dem Auscheckprozedere zu spät an, riskieren sie, den Ausstieg zu verpassen, fangen sie zu früh an, droht ihnen bei einer Kontrolle Ärger, weil zumindest bei einem Teil der Karten zu wenig abgebucht worden ist.

Ein entspanntes Reisen ist kaum noch möglich. Ständig sitzt man auf heißen Kohlen, weil man befürchtet, das Auschecken zu vergessen. Hat man es dann tatsächlich mal vergessen, werden pauschal 4 Euro von der Karte abgebucht und damit mehr, als eine Fahrt innerorts in der Regel kostet. Für Reisen mit der Eisenbahn gilt ein Betrag von 20 Euro. Die Beträge sind so gewählt, daß sich ein vorsätzliches Nichtauschecken normalerweise nicht lohnt.

Man kann sich die 4 Euro (abzüglich des Betrags, den die Fahrt eigentlich gekostet hätte) zwar erstatten lassen, aber nur bis zu dreimal pro Halbjahr. Klingt ausreichend und sogar recht kundenfreundlich, aber diese »Kulanz«-Regelung gilt unabhängig von der Ursache des Nichtauscheckens und damit auch für den recht häufigen Fall, daß das Lesegerät nicht richtig funktioniert hat. Ich habe zum Beispiel in diesem Halbjahr bereits dreimal Geld zurückgefordert, weil von meiner Karte trotz des hübschen grünen Häkchens im Anzeigefeld des Lesegeräts jeweils 4 Euro abgebucht worden sind statt des fälligen Fahrpreises. Wenn das so weitergeht, darf ich in den letzten drei Monaten dieses Halbjahres mit weiteren, dann aber nicht mehr erstattungsfähigen Strafzahlungen in den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs investieren.

Viele scheuen inzwischen den ganzen Aufwand und haben akzeptiert, daß sie abgezockt werden. (Das ist der berühmte holländische Pragmatismus.) Ich habe erlebt, daß eine Straßenbahn, nachdem an der Starthaltestelle ca. 50 Fahrgäste eingestiegen waren, wegen einer technischen Störung ausfiel – und mit ihr sämtliche Lesegeräte, so daß ein Auschecken beim Verlassen des defekten Fahrzeugs nicht möglich war. Da flossen auf einen Schlag 200 Euro in die Kasse der Verkehrsbetriebe. Ich schätze, daß mindestens jeder Zweite sich das Geld nicht zurückgeholt hat. Auch in solchen Fällen wird das Risiko voll auf die Fahrgäste abgewälzt.

Auch wird für eine Reise von A nach B nicht immer derselbe Betrag abgebucht. Was heute 2,04 Euro kostet, kann morgen mit 2,18 Euro zu Buche schlagen. Eine Fahrt von A nach B kostet auf derselben Strecke oft mehr oder weniger als von B nach A, manchmal aber auch denselben Betrag.

Bei Umleitungen steigen die Kosten einer Fahrt von A nach B deutlich, weil stur die gefahrenen Kilometer in Rechnung gestellt werden, ganz so, als ob die Fahrt mit dem Bus oder der Straßenbahn für die meisten eine Vergnügungsreise wäre, die einem um so mehr wert zu sein hat, je länger die Strecke ist. Wenn irgendwo eine Brücke erneuert wird oder ganze Straßenzüge aufgerissen werden, führt das monatelang zu stark erhöhten Fahrkosten. Auch hier sind die Fahrgäste wieder die Dummen. Die Verantwortlichen bei den Verkehrsbetrieben verweisen achselzuckend auf »das System«. Aber das ist nicht vom Himmel gefallen und könnte anders eingerichtet werden, zum Beispiel so, daß für jede Relation immer derselbe Fahrpreis abgerechnet wird.

Busse fahren oft derart verschlungene Routen, daß es nicht einmal Umleitungen braucht, um zu erkennen, wie unangemessen diese Sightseeing-Tariflogik ist. Im früheren Zonensystem blieb der Zickzackkurs der Busse ohne Folgen für den Fahrpreis, heute muß man jeden Schlenker teuer bezahlen.

Daß man beim früheren Strippenkaart-System nur zählen können mußte, stimmt nicht ganz. Man mußte sich auch immer erst informieren, wie viele Zonen man be- bzw. durchfährt, und man mußte auch die Zeit im Blick behalten, weil es neben der örtlichen auch eine zeitliche Gültigkeitskomponente gab. Ich und alle, die ich kenne, sind damit bestens zurechtgekommen, und unter dem Strich halte ich das neue System für eine deutliche Verschlechterung, aber ich will es der Fairness halber doch erwähnen.

Wenn einem unkontrolliert schwankende und insgesamt höhere Preise nichts ausmachen; wenn man die technischen Probleme, inklusive eventueller zu Unrecht abgebuchter Strafzahlungen, ignoriert; wenn man das Risiko, das Auschecken zu vergessen, gelassen in Kauf nimmt; wenn man keinen Wert auf strikte Anonymität legt; wenn einem die gestiegene Umweltbelastung egal ist, dann mag man in der Einführung der digitalen OV-chipkaart einen Fortschritt erkennen. Denn in einem Punkt ist ihre Handhabung eben doch einfacher als analoge Systeme: man braucht sich keine Gedanken mehr über Tarife oder Tarifzonen zu machen. Selbst die Eisenbahn ist jetzt in das System einbezogen, das war früher anders. Man kann mit ein und derselben Chipkarte nicht nur mit dem Bus, der Straßenbahn oder der Metro fahren, sondern eben auch mit dem Regionalzug oder dem IC. Das ewige Ein- und Auschecken, auf einer längeren Reise mit mehreren Umstiegen zum Teil sogar an Geräten verschiedener Verkehrsanbieter, ist zwar nervig und ein Rückschritt gegenüber dem alten System, aber von den vielen neuen Tarifen, die Sie erwähnen, bekommt der Fahrgast ja nichts mit. Man checkt ein und wieder aus, und dazu muß man nicht mal bis drei zählen können. Augen zu und durch, könnte man sagen. Wenn einem der Rest egal ist, kann man gut damit leben. Wer das anders sieht, gilt schnell als Querulant oder fortschrittsfeindlich. Wir kennen das von anderen Fragen.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 28.09.2023 um 03.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51802

Wer wissen will, wie sich die Digitalisierung um ihrer selbst willen auswirkt, muß nur einen Blick auf unseren Nachbarstaat, die Niederlande, werfen (oder skandinavische Länder). Das Land hat es fertiggebracht, ein geniales und analoges System für den ÖPV (die "Nationale Strippenkaart") durch ein digitales zu ersetzen, das in jeder Hinsicht schlechter abschneidet als das analoge und zudem wesentlich teurer ist.

Strippenkaart:

- 100% anonym;

- überall erhältlich, auch an Automaten, an denen man mit Münzen, Scheinen und der Giro-Karte bezahlen konnte;

- absolute Transparenz für Fahrgäste und Kontrolleure (Stempel auf der Karte);

- idiotensicher (man mußte nur zählen können);

- wer zu viel bezahlt hat, war selbst schuld;

- Umweltfreundlichkeit (aufgebrauchte Karten wanderten ins Altpapier, und es gab viel weniger stromfressende Automaten, die jetzt zum Aufladen der nur begrenzt gültigen Chipkarten notwendig sind);

- der Personal- und Technikaufwand war im Vergleich zur heutigen Situation minimal. Die massiven Preiserhöhungen im ÖPV wurden u.a. mit der Einführung des digitalen Systems begründet.


OV-Chipkaart:

- absolute Anonymität ist nur noch unter großen Anstrengungen möglich (Aufladung mit Bargeld nur noch an Bahnhöfen und Metrostationen und selbst dann nur mit Münzen);

- aus einem einzigen landesweiten Tarif sind (je nach Zählung) 170 bis 250 geworden, so daß niemand mehr durchblickt;

- das Digitalsystem ist in der Benutzung wesentlich aufwendiger (Ein- und Auschecken, je nach Reiseziel mehrfach, statt einmaligem Abstempeln);

- das System ist fehleranfällig, weshalb häufig zu viel vom Guthaben abgebucht wird;

- um festzustellen, ob zu viel vom Guthaben abgebucht wurde, muß man auf die Website eines oder mehrerer ÖPV-Anbieter gehen, um das Geld zurückzuerhalten, was nicht ganz leicht ist. Die Amsterdamer Verkehrsbetriebe geben auf ihrer Website sogar zu, daß die Passagiere häufig zu viel bezahlen, versuchen dies aber mit der Begründung zu rechtfertigen, die zu viel bezahlten Gelder kämen dem Ausbau des ÖPV zugute (m. E. ziemlich frech);

- Das OV-System ist extrem kostenaufwendig und energiehungrig, mithin also das Gegenteil von umweltfreundlich. Hinzu kommen die abgelaufenen Chipkarten, die im Gegensatz zu den Streifenkarten Haus- oder Sondermüll sind.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.09.2023 um 04.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51799

Vieles funktioniert nicht, weil die Behörden und Firmen mit der Digitalisierung nicht zurechtkommen. Das geht schon an der Ladenkasse los. Der Steuerbescheid ist wohl fast immer fehlerhaft, weil „das System“, wie auf Anruf versichert wird, dieses oder jenes nicht berücksichtigt hat. Auch die Bank meldet, etwas sei nicht „im System“, daher der Fehler. Man muß viel mehr als früher selbst aufpassen.
Die vielen Berichte über Probleme der Deutschen Bank mit der Übernahme der Postbank sind vollkommen berechtigt. Die „Systeme“ der beiden Unternehmen zusammenzuführen ist trotz jahrelanger Vorbereitung völlig mißlungen. Die Hilflosigkeit sämtlicher Angestellten, die man mit seinen persönlichen Nöten ansprach, verdient zu einer Valentiniade verarbeitet zu werden.
Wir brauchen eben noch mehr Digitalisierung, nicht wahr? „Mehr davon!“ ist ja immer die erste Reaktion, wenn etwas die Erwartungen nicht erfüllt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.09.2023 um 03.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51797

Abenteurer werden gern zu Sinnsuchern stilisiert und können sich bei geschickter Verwaltung ihrer Prominenz jahrzehntelang in den Medien halten. Für eine ARTE-Doku genügt auch ein Wanderer, der immer wieder mal mit seinem Rucksack durch den Nationalpark streift.
 
 

Kommentar von E-Bike-Vollgasfahrer, verfaßt am 26.09.2023 um 16.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51796

Die Ampelkoalition schafft es nicht, sich auf ein Tempolimit zu einigen, weil die große FDP dagegen ist und SPD und Grüne einfach zu schwach oder feige sind, einen Gesetzentwurf einzubringen (bei der Ehe für alle hat es ja damals geklappt). Was wäre, wenn die AfD einen solchen Vorschlag machte, sagen wir, Tempo 150 auf Autobahnen ? Ruf nach "Brandmauer" und "Kampf gegen rechts" ?
Das wird natürlich nicht passieren, aber wenn die CDU Tempo 120 vorschlüge ?

"Clever" seitens der AfD wäre es ja, wenn sie zur Abwechslung mal lautstark eine Idee propagieren würde, mit der die FDP bei ihren Koalitionspartnern auf Granit beißt. Nicht immer nur die CDU aufscheuchen, sondern den Streit in der Regierung sichtbar machen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.09.2023 um 06.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51795

Die CDU kann nichts gegen das Gendern tun, weil dann die AfD zustimmen würde. Wieder zeigt sich, daß die AfD auch ohne Regierungsbeteiligung das letzte Wort hat, also die eigentlich regierende Partei ist. Wer sich in diese Falle begibt, ist selbst schuld.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.09.2023 um 04.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51793

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29245

„Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos.“ (Loriot)

Das scheint die Grundform gewesen zu sein, der sich unzählige Nachahmer angeschlossen haben (s. Google).
Es gehört zur Gruppe „Kein Kuchen ist auch keine Lösung“, was ja inzwischen fast jedes Café ziert.

Die Komik ergibt sich wohl aus dem Auseinanderklaffen zwischen der trivialen Lösung und dem pathetischen Problem, etwa nach "Ein Leben ohne Gott ist möglich, aber sinnlos."
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.09.2023 um 03.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51792

Da muß ich Ihnen zustimmen, meine These galt sozusagen theoretisch dem Wähler der Zukunft. Aus der eigenen Verwandtschaft weiß ich selbst noch, daß besonders die Frauen an der Seite ihres Mannes zur Wahl trotteten, der auch der einzige war, der die erste Seite der Zeitung las. Am Wahltag zu Hause zu bleiben war für meine beiden Eltern undenkbar, dieser sonntägliche "Gottesdienst" hatte den alten abgelöst oder ergänzte ihn.

Ich habe beiläufig Aristoteles erwähnt. Er hatte sehr klar am Beispiel der Stadtstaaten erkannt, welche Paradoxie darin lag, daß z. B. der Gemeindearzt von Bürgern gewählt wurde, die selbst keine Ärzte waren. Das kann man auf die Kompetenz der zu wählenden Politiker übertragen. Wenn ich mich von den wüsten Beschimpfungen der Außenministerin oder des Gesundheitsministers erholt habe, frage ich mich, was ich denn in deren Amt tun würde. Meine Antwort ist immer die gleiche: Ich möchte dieses Amt nicht haben!
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 25.09.2023 um 22.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51791

Daß nur Leute zur Wahl gehen, die sich für Politik interessieren, kann man wirklich nicht sagen. Ich kenne etliche Gegenbeispiele, überwiegend Ehefrauen, die keinen Schimmer von Politik haben und schon immer das gleiche gewählt haben wie ihr Mann, weil man das halt immer so gehalten hat. Vielleicht kommt das heute nicht mehr so häufig vor wie früher, dann wäre es eine Generationsfrage, aber ich würde die Zahl der Stimmen, die so zustande kommen, nicht unterschätzen. Auch das berühmte Ömchen, das immer schon schwarz gewählt hat, weil der Herrgott es so will, interessiert sich nicht für Politik, wie wir hier uns das vielleicht vorstellen, aber sie nimmt bewußt an der Wahl teil, aus einem Motiv heraus, das zumindest indirekt mit Politik zu tun hat. Viele »Linke«, die sich für fortschrittlich halten, haben einen so verengten Blick auf das Geschehen, daß man sich fragen kann, wie es eigentlich um ihre politische Kompetenz steht. Ähnliches trifft man auf der Gegenseite an. Und so könnte man noch lange weitermachen und alle Gruppen daraufhin abklopfen, ob sie würdig sind, über die Zusammensetzung der Volksvertretung mitzuentscheiden.

Über eine Änderung des Wahlrechts müßten derweil ausgerechnet diejenigen entscheiden, die in dieser Frage befangener sind als alle anderen, nämlich die Abgeordneten. Wie schlecht das funktioniert, haben wir zuletzt wieder gesehen, als es um die angestrebte Verkleinerung des Bundestags ging. Überhaupt halte ich die Kompetenz der zu Wählenden im Zweifel für noch wichtiger als die Sachkunde der Wähler. Was nützt eine gebildete Wählerschaft, wenn es auf der anderen Seite nichts Vernünftiges zu wählen gibt? Wer kommt denn hoch in einer Partei? Nicht immer die hellsten Lichter. Ich denke, daß man durch Reformen in den Parteien mehr Gutes für das Land bewirken könnte als durch Fummeleien am aktiven Wahlrecht, mal abgesehen davon, daß die bei uns schlicht nicht durchsetzbar sind.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.09.2023 um 16.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51789

Wahrscheinlich haben Sie selbst schon bemerkt, wie nahe Sie wieder jenem Fragenkatalog zur Einbürgerung gekommen sind, über den wir uns vor einiger Zeit lustig gemacht haben.

Wer sich nicht für Politik interessiert, geht nicht zur Wahl; dieses Kritierium können wir schon mal beiseite lassen. Und was die Kenntnisse betrifft: Wer soll die definieren, und was haben sie mit der politischen Beteiligung zu tun? Wohl weniger als Vermögen und Einkommen des traditionellen Zensuswahlrechts (Klassenwahlrechts). Daß Sie ausgerechnet die Frage erwähnen, wer der gegenwärtige Bundeskanzler ist, hat eine gewisse Komik. Muß man das wissen, um mitbestimmen zu dürfen und auch zu können, wie es politisch weitergehen soll?

Die Bezeichnung der Demokratie als "Herrschaft der Laien" soll v. Hentig geprägt haben, eigentlich stammt sie aus dem Kirchenrecht. Aber treffend ist sie allemal. Mir fallen viele Zeitgenossen ein, denen weit mehr bekannt ist als der gegegnwärtige Bundeskanzler und die ich trotzdem nicht über die Politik entscheiden lassen möchte. Aber ich füge mich und lasse jeden wählen, der nicht entmündigt ist. Einfach gesagt: Viele Menschen haben das Herz auf dem rechten Fleck, auch wenn sie null Ahnung vom Aufbau des Staates haben.

Aristoteles hat das Problem "Herrschaft der Laien" auch schon diskutiert. In Athen mußte man Vollbürger sein, um abstimmen zu können, weiter nichts.

Wetten, daß jeder, der das Wahlrecht von gewissen Bedingungen abhängig machen will, diese Bedingungen erfüllt? Ausschließen will man immer nur die anderen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 25.09.2023 um 10.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51788

Den letzteren Gedanken hatte ich auch schon öfters. Welchen Sinn hat es, jemandes Stimme zu zählen, der die allereinfachste politische Frage nicht beantworten kann? Man könnte auf jedem Wahlzettel neben den anzukreuzenden Erst- und Zweitstimmen nach dem Zufallsprinzip auch eine von etwa 100 leichten, allgemeinen Fragen abdrucken, wie z. B. "Wer ist der aktuelle Bundeskanzler?" mit Antwortmöglichkeiten A bis C. Nur wer diese richtig ankreuzt, dessen Stimme wird gezählt.
Welcher gute Grund sollte dem widersprechen? Jeder hätte die gleiche Chance, aber sinnlose Stimmen von Leuten, die eh keine Ahnung oder kein politisches Interesse haben, würden aussortiert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.09.2023 um 15.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51787

„In einer Welt-Kolumne kommentierte Adam 2006 einen von André Lichtschlag aufgegriffenen Vorschlag Friedrich August von Hayeks, denjenigen Gruppen, welche ihr Einkommen mehrheitlich vom Staat beziehen (Beamte, Politiker, Arbeitslose und Rentner), das Wahlrecht zu entziehen. Man könne, so Adam, angesichts der Schwierigkeiten der deutschen Politik, sich aus der Fixierung auf unproduktive Haushaltstitel wie Rente, Pflege, Schuldendienst und Arbeitslosigkeit zu befreien, mit einigem Recht bezweifeln, ob die Einführung des allgemeinen Wahlrechts ein Fortschritt gewesen sei.“ (Wikipedia über Konrad Adam)

Diesen Gedanken (Wiedereinführung des Zensuswahlrechts, gegen Schmarotzer) haben viele aufgegriffen, z. B. Markus Krall, eine Autorität für „Tichy“ und ebenfalls aus der Hayek-Gesellschaft. Manche scheinen sich nicht recht klar zu machen, was das für sie selbst bedeuten würde. Es ist ja keineswegs sicher, daß sie zu den Hayekschen Eliten zählen würden, die Politik machen dürfen.

Wer würde noch Staatsdiener werden wollen, wenn er mit der Entscheidung für diesen Arbeitgeber zugleich sein Wahlrecht aufzugeben hätte?

Arme Leute andererseits können natürlich keine Vollbürger sein. Man kann sie leider nicht beseitigen, aber wählen lassen? Gott bewahre!

Ein kleines Problem ergibt sich freilich daraus, daß gewählte Repräsentanten ihr Einkommen vom Staat beziehen, also ebenfalls ihr aktives Wahlrecht aufgeben müßten. Andererseits wählen sie z. B. den Bundeskanzler, aber dürfen sie das überhaupt, wo sie doch vom Staat alimentiert werden, also Schmarotzer sind?

(Andererseits wird in denselben Kreisen darauf bestanden, daß die Rente der wohlverdiente Ertrag des Ersparten ist usw. ...)

Einleuchtender wäre es, das Wahlrecht von einer gewissen (politischen) Bildung abhängig zu machen, aber auch davon wird aus gutem Grund abgesehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.09.2023 um 03.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51778

Die Aufarbeitung des Staatsverbrechens hat noch gar nicht richtig begonnen, da wird schon das nächste vorbereitet: eine Impfempfehlung des Gesundheitsministeriums („Corona- und Impfpflicht-Protagonisten schon wieder in Hochform“). Eine Impfpflicht, von den Rechten unentwegt beschworen, hat es nicht gegeben und wird es nicht geben. Lauterbach hat ja im Gegenteil auf die bereits vorhandene breite Immunität hingewiesen, die keine besonderen Maßnahmen erforderlich mache. Aber er lügt natürlich, in Wirklichkeit hat die Regierung kein anderes Ziel, als uns der Grundrechte zu berauben. Schon Merkel hat versucht, die von ihr erfundene Pandemie zur Verewigung ihrer Diktatur zu nutzen. Zum Schein hat sie sich dann zurückgezogen, zieht aber wahrscheilich immer noch – zusammen mit Bill Gates – die Fäden des „Systems Merkel“, des „Merkelismus“.
Hoch zu loben sind Ärzte, die gefälschte Impfbescheinigungen ausstellen, denn sie retten viele Menschenleben. Impfen tötet bekanntlich, da bleibt dem verantwortungsbewußten Arzt nur diese Notwehr. („Wie kann Heinrich Habig, der niemanden verletzt, sondern wahrscheinlich sogar viele Leben gerettet hat, so hart bestraft werden, während migrantische Straftäter selbst nach Vergewaltigungen nur Bewährungsstrafen erhalten?“ Report 24) Unser links-grün versifftes Regime ist allerdings der Meinung, daß Urkundenfälschung auch dann strafbar sei, wenn niemand verletzt wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.09.2023 um 08.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51777

Heribert Prantl lobt Carlo Schmid, der zur Unterscheidung von dem furchtbaren Juristen Carl Schmitt ein o an seinen Namen hängte, und nennt ihn dann in seinem unbezähmbaren Hang zum Geistreicheln „Marquis von O“. Außerdem bringt er in einem Nebensatz seine bekannte Forderung unter, den „Corona-Ausnahmezustand aufzuarbeiten“ – was ihm ja bei „Tichys Einblick“ den Rang eines Kronzeugen eingebracht hatte. Nun distanziert er sich deutlich von den Rechtsradikalen. (SZ 22.9.23)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 14.09.2023 um 16.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51740

Abgegriffene und ausgeleierte Redewendungen sind wohl ein Zeichen von Sprachfaulheit, aber noch kein Beleg für Unrichtigkeit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.09.2023 um 08.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51739

„X ist die neue Normalität“ (Für X ist irgendeine Monstrosität einzusetzen)
Neuer und sehr schick: „... das neue Normal“ („Jagd auf Frauen, Clan-Kriminalität und Messerstechereien sind das neue Normal auf deutschen Straßen“. Tichy 13.9.23)
„Fünfzig ist das neue Dreißig“ (Buchtitel)

Es gibt unzählige Variationen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 10.09.2023 um 12.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51723

Unter diesen Umständen will ich hier lieber nichts öffentlich über meine persönliche Religionsgeschichte schreiben. Nur soviel:

Als ich mich Ende 1989 zum ersten Mal auf einem westdeutschen Amt anmeldete und einen Personalausweis und Reisepaß beantragte, hatte ich ein Formular auszufüllen, in dem es ein Feld "Religion" gab.

Nanu, dachte ich, wen geht das überhaupt etwas an? Und da ich mir die Absicht hinter der Frage wohl denken konnte: Wie kommt man dazu, von einer bestimmten Religion ohne weiteres direkt auf die Kirchenmitgliedschaft zu schließen?

Es war damals, soweit ich mich erinnern kann, meine erste selbstbestimmte Angabe zu diesem Thema seit der Kindheit, ich habe wahrheitsgemäß "keine" eingetragen (ggf. auch in das Feld "Religion" späterer Steuererklärungen) und wurde ansonsten nicht mehr damit behelligt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.09.2023 um 06.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51720

Zu den Dokumenten, die man lebenslang aufbewahren sollte, gehört laut CHIP die Kirchenaustrittsbescheinigung. Die ausdrückliche Erwähnung befremdet ebenso wie die prominente Stellung des Religionsunterrichts im Grundgesetz. Sie beruht aber auf der Erfahrung gnadenloser Eintreibung von Kirchensteuern von ehemaligen Mitgliedern, die ihren lange zurückliegenden Austritt nicht belegen konnten. Vgl. den Erlebnisbericht von Prof. Barbro Walker (https://www.glaeserne-waende.de/2017/steuerschuldig-bis-die-unschuld-bewiesen-ist).
Man denkt an das Kirchhofsche Recht des Staates zum „Pauschalisieren“: Der Mensch ist Kirchenmitglied, bis er das Gegenteil beweisen kann. Er ist auch Fernsehnutzer, aber in diesem Fall hilft ihm der Beweis des Gegenteils nicht, er muß zahlen.

In der Ferienwohnung mal ins Fernsehen geschaut. Im Ersten lief die „Hirschhausen-Show“, eine kindisch-bombastische Veranstaltung, die mich geradezu fassungslos machte. Teils Vorstellung einiger Artisten, dazwischen unendlich langweilige Quizfragen und läppische „Spiele“, mit gigantischem Aufwand inszeniert. Dafür zahle ich meinen „Demokratie-Beitrag?
Ein Ende dieser Bevormundung (und Abzocke) ist nicht absehbar.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.09.2023 um 05.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51702

Die "Rekordstrafe" (SZ) für den Anführer der "Proud Boys" (der beim Sturm auf das Kapitol nicht einmal dabei war) kommt den meisten von uns wohl etwas übertrieben vor. Früher wurden Aufrührer selbstverständlich hingerichtet, und versuchter Königsmord konnte die supergeile Vierteilung des Attentäters nach sich ziehen. (Das Attribut stützt sich auf historische Berichte über die Hinrichtung Damiens.)
Der Eindruck des Atavistischen wird aber offensichtlich nicht überall geteilt. Der Anstifter des Anstifters läuft frei herum und hat gute Aussichten auf die nächste Präsidentschaft, auch weil die Demokraten sich wieder mal zersplittern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.09.2023 um 07.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51683

Lehrer wissen viel über ihre Schüler, manchmal mehr, als diese ahnen, und manchmal vertrauen sich die Minderjährigen ihrem Lehrer auch sehr persönlich an. Das gehört keinesfalls an die Öffentlichkeit, außer natürlich, wenn dem Nobelpreisträger von seinem früheren Lehrer bescheinigt wird, daß er schon immer brillant war. Aber „auspacken“ darf er so wenig wie der Arzt.
(Zu meinem Klassen- und Deutschlehrer hatte ich ein solches Vertrauensverhältnis. Er besuchte mich noch Jahre nach dem Abitur, und wir korrespondierten bis zu seinem frühen Tod. Im Rückblick erkenne ich noch deutlicher, was für ein erstaunliches Niveau sein Deutschunterricht – und die freiwillige AG zum "Faust"-Stoff – hatte. Er gab dem 16jährigen Lektürehinweise: "Zauberberg", auch Nicolai Hartmann und vieles andere, die mich wie der ganze Mann entscheidend geprägt haben.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.09.2023 um 06.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51682

So sehr ich Aiwanger politisch ablehne, so sehr schätze ich Fairness. Anscheinend polemisiert nun auch sein ehemaliger Lehrer gegen ihn. Das geht gar nicht.

Da die Schule seinerzeit auf das Aiwanger-Flugblatt bereits mit pädagogischen Mitteln reagiert hat, ist eine neuerliche „Bestrafung“ nicht zu rechtfertigen („ne bis in idem“). Aiwanger sollte ausschließlich nach seiner gegenwärtigen Politik beurteilt werden. Das ist ja auch nicht so schwer, daß man in seiner Schulzeit wühlen müßte, um ihn fertigzumachen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.08.2023 um 08.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51677

Es ist unlogisch, jemandem seine Jugendsünden (linkes Steinewerfen, rechter Hitlergruß und solche Streiche) zu verzeihen, sofern er sich seither zur richtigen Gesinnung bekehrt hat, nicht aber, wenn er bei der falschen geblieben ist. Schließlich wird die bekannte Unreife des jugendlichen Gehirns angeführt, wenn es darum geht, Teenager von Cannabis usw. fernzuhalten. Konsequent wäre es, niemandem anzurechnen, was er vor dem vollen Eintritt in das bürgerliche Leben, also Erreichen der Volljährigkeit, gesagt und getan hat, im Falle von Straftaten auch nicht das Gesühnte, sondern jedem das sonst so gern proklamierte Recht auf einen Neuanfang zuzugestehen (wie man ja auch beim erwachsenen Straftäter auf Resozialisierung und damit auf Vergeben und Vergessen setzt). Wenn es dann doch wieder das Gewohnte ist, dann kann man sich den Mann ja aufs neue vornehmen. Wir kennen den erwachsenen Aiwanger und brauchen uns nicht um den Schüler Aiwanger zu kümmern.

Mir liegt an der Sache, weil ich die Schule als eine „pädagogische Provinz“ betrachte, in der die einen experimentieren dürfen, die anderen sie zu bilden und zu erziehen versuchen, ohne daß die bürgerliche Gesellschaft sich einmischt. Sogar an der Universität ist freie Forschung nur möglich, wenn die Mitglieder der „Universitas magistrorum et scolarium“ Gedankenspiele ohne Konsequenzen fürs bürgerliche Leben spielen können. Beides natürlich in gewissen Grenzen, schon weil Noten und Abschlüsse solche Konsequenzen dann doch haben. Das Gewähren, Abstecken und Verteidigen solcher Schonräume ist eine Daueraufgabe.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.08.2023 um 05.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51672

Die Schultasche des Aiwanger Hubert ist nun Hauptthema der deutschen Politik, erste Schlagzeile bei Google News. Da wundert es mich, daß nicht auch der übrige Inhalt unter die Lupe genommen wird. Andere Schüler hatten Haschisch dabei oder wenigstens einen auf Polizisten zu schmeißenden Pflasterstein. Oder gar ein Lateinbuch, in dem Ulpian Neugeborene mit Kälbern verglich (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042).

Das Machtwort zur Beendigung dieser Posse müßte von der Opposition in München oder der Regierung in Berlin kommen, aber darauf wagt man kaum zu hoffen.

Ganz rechts glauben sie, Söder wolle Aiwanger loswerden. Aber wieso denn? Er braucht doch seinen "Flügel", um die CSU für AfD-Anhänger wählbar zu halten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.08.2023 um 13.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51665

SPD-Fraktionschef Florian von Brunn sagte, das Flugblatt sei keine Jugendsünde. „Es ist es für mich unvorstellbar, dass Markus Söder weiter mit jemandem kooperiert und koaliert, der den Besitz bestätigt und die Verbreitung nicht leugnen kann.“ (Tagesspiegel 27.8.23)

Herr von Brunn weiß (wie wir zu seinen Gunsten annehmen wollen), daß er Unsinn redet. Ein 16jähriger kann definitionsgemäß nur "Jugendsünden" begehen. Und "Besitz und Verbreitunug nicht leugnen" ist ja wohl sehr kümmerlich.

Ich finde Aiwanger fürchterlich, aber so geht es nicht, und so gibt das auch nichts.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.08.2023 um 05.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51662

Jugendliche sind bekanntlich von Natur aus Sozialisten. Das hängt mit ihrem Sinn für Gerechtigkeit zusammen, den die Linken ausnutzen. Daher der bekannte Spruch: "Wer als Jugendicher kein Sozialist ist..." Daher dann auch die vielen sensationellen Enthüllungen, daß dieser oder jener Erwachsene in seiner Jugend ein ganz Linker war. Das ist alles sehr dumm.
Seltener sind "rechte" Schüler, aber ich habe in meiner Schulzeit selbst welche kennengelernt und den Grund regelmäßig im Elternhaus gefunden, wo Nazi-Tiraden geschwungen wurden. Jugendliche schließen sich den Eltern an (besonders die Söhne den Vätern) oder rebellieren dagegen, und manche übertragen das Rebellieren auf Ersatzfiguren, z. B. Professoren (die berühmten 68er gegen den Muff von 1000 Jahren...).
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 27.08.2023 um 19.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51661

Andernorts findet man zumindest Textausschnitte aus dem Flugblatt. Es ist der Gipfel an Geschmacklosigkeit und Verhöhnung der Nazi-Opfer. Wikipedia sollte das dann aber auch entsprechend darstellen, anstatt Mehrdeutiges als Beispiel anzuführen.
Andererseits waren die Urheber Schüler! Und das gräbt man nun 35 Jahre später aus, um es im Wahlkampf auszuschlachten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.08.2023 um 16.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51660

"Warum hatte Hubert Aiwanger das Flugblatt denn in der Schultasche?" fragt die grüne Fraktionschefin, und besonders Frau Esken und Florian von Braun von der SPD stehen ihr nicht nach. So kann man nartürlich in Bayern keine Landtagswahl gewinnen, und man muß sagen, die nächste Watschn haben sie verdient!

Übrigens: Wie ist denn seinerzeit herausgekommen, was der junge Aiwanger Hubert in der Schultasche hatte?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 27.08.2023 um 14.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51659

Über den Inhalt des Flugblattes "mit rechtsextremen und antisemitischen Inhalten" schweigt Wikipedia sich aus. Allerdings ist es aufschlußreich, was man bei Wikipedia sonst noch unter "rechtsextremistischen Ansichten" versteht:

Zudem habe Aiwanger – laut Aussagen mehrerer Zeugen – während seiner Schulzeit offen rechtsextremistische Ansichten vertreten. So soll er vor Anderen geprahlt haben, dass er vor dem Spiegel die Reden von Adolf Hitler geübt und dessen Buch Mein Kampf gelesen zu haben.

Über Rechtschreibung und Grammatik sehe ich mal großzügig hinweg, aber ansonsten könnte man eine ganze Reihe von Komikern und Schauspielern (Charlie Chaplin, Bruno Ganz, ...) aus dem gleichen Grund rechtsextrem nennen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.08.2023 um 03.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51658

Nachtrag: Nun gesteht Aiwangers Bruder, das Flugblatt verfaßt zu haben, und distanziert sich vom Inhalt. Das ändert nichts an der abstrusen Sache, verdoppelt aber die Peinlichkeit für die Verfolger.

"Hubert Aiwanger zufolge waren damals „ein oder wenige Exemplare“ des Flugblattes in seiner Schultasche gefunden worden. „Daraufhin wurde ich zum Direktor einbestellt. Mir wurde mit der Polizei gedroht, wenn ich den Sachverhalt nicht aufkläre.“ Als Ausweg sei ihm angeboten worden, ein Referat zu halten. „Dies ging ich unter Druck ein. Damit war die Sache für die Schule erledigt.“

Was ist denn das für eine Schule?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.08.2023 um 17.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51655

Hubert Aiwanger soll als Schüler ein antisemitisches Flugblatt verfaßt haben. Ich weiß mehr: Schon bei seiner Geburt soll er höhnisch gelacht haben. Religionswissenschaftler wissen, was das bedeutet.

Die Grünen nutzen die Gelegenheit mit ihrem untrüglichen Gespür dafür, sich lächerlich zu machen. Als ob man am heutigen Aiwanger nicht genug hätte, muß auch der 16jährige herhalten.

Unter Erwachsenen gilt eigentlich, daß die Schule ein Schonraum ist. Was dort geschieht, hat keine Folgen im bürgerlichen Leben, so der Konsens. Die Schule reagiert allenfalls mit pädagogischen Maßnahmen, das ist ihre Aufgabe. Aus ähnlichen Gründen übrigens wird auch das Wahlrecht an die Volljährigkeit geknüpft, also an das Überschreiten der Grenze, an der die Pädagogik aufhört.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.08.2023 um 12.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51643

Deutschland gewöhnt sich an Messergewalt
Die Messergewalt hat Deutschland auch im August im Griff.


Wenn ich vom Einkaufen nach Hause komme, läßt meine Frau es sich nicht nehmen, mir das Messer aus dem Rücken zu ziehen, obwohl ich mich schon daran gewöhnt habe. Das Messer ist "die neue Normalität", das weiß doch jeder.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 17.08.2023 um 22.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51627

Es erscheint wohl erst morgen in einem Monat.
Amazon hat eine allgemeine Bestsellerliste "Bücher" (dort unter den Top 100 fast nur Kinderbücher) und dazu gefühlt ebensoviele Bestsellerlisten, wie es Bücher gibt, so daß man beinahe für jedes Buch wenigstens eine Liste findet, in der es auf Platz 1 steht. Man darf also die ersten Plätze nicht allzu ernst nehmen, es ist reines Marketing-Getue.
Für die hier genannte "Corona-Verschwörung" bekommt man die Anzeige:

Bestseller-Rang
Nr. 423 in Bücher (Siehe Top 100 in Bücher)
Nr. 1 in Ethik (Bücher)
Nr. 1 in Mafia & Organisiertes Verbrechen
Nr. 1 in Soziologische Aspekte der Kriminalität
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.08.2023 um 05.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51626

Wer wissen möchte, wie er ruiniert wurde, hat nun das definitive Handbuch:
„Die Corona-Verschwörung: Wie Milliardäre, Politiker und Staatsdiener wissentlich und willentlich Freiheit und Gesundheit ausradierten“
von Brigitte Röhrig (Autor), Gunter Frank (Vorwort), Bodo Schiffmann (Nachwort)
(Das Buch erscheint zwar erst morgen, ist aber bei Amazon schon „Bestseller Nr. 1“.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.08.2023 um 12.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51603

Amory Burchard vom "Tagesspiegel" ist mit 62 verstorben. Im Nachruf wird nicht erwähnt, was unsere Leser wissen: daß sie sich gründlicher als fast alle anderen Journalisten mit der Rechtschreibreform beschäftigt hat. Durch ihr Nachfragen, etwa bei Zehetmair und Eichinger, ist die Öffentlichkeit besonders über den Rechtschreibrat besser informiert worden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.08.2023 um 15.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51583

Das „Manifestieren“ ist in der Psychoszene anscheinend gerade Mode: „Wie manifestiere ich richtig?“ – Sehr befremdlich.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.08.2023 um 12.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51581

Sie wollen aber damit nicht sagen, daß eine Haltung gegen Rußlandsanktionen und für Atomstrom definierende Merkmale des Rechtsradikalismus sind?
Ich finde, man sollte Rechtsradikale aufgrund ihrer rechtsradikalen Positionen angreifen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.08.2023 um 04.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51580

Man kann sich nicht aus dem Stand gleichzeitig vom russischen Gas verabschieden und die letzten Atommeiler stoisch abschalten. Der Strom, dieser Saft aus der Dose, der auch die Industrie antreibt, ist dadurch extrem teuer geworden. Die energieaufwendige Industrie geht bei diesen Preisen zwangsläufig in die Knie. (Christoph Schwennicke t-online.de 7.8.23)

Das behaupten auch die Rechtsradikalen. Dagegen tagesschau.de (15.05.2023):

Bundesnetzagentur AKW-Aus lässt Strompreis nicht steigen
Einen Monat nach Abschaltung der letzten deutschen Atomkraftwerke sieht die Bundesnetzagentur kaum Auswirkungen auf den Strommarkt. An der Börse seien keine Preissteigerungen festzustellen, Strom sei im Gegenteil sogar billiger geworden, sagte die Vizepräsidentin der Behörde, Barbie Kornelia Haller, dem Bayerischen Rundfunk (BR).
"Die Auswirkungen sind extrem gering", stellte sie fest. Offensichtlich werde der Wegfall des deutschen Atomstroms überlagert von anderen Effekten, so Haller. So steige der Anteil erneuerbarer Energien im Frühjahr an.


Dazu WELT (7.8.23)

Im Falle einer Regierungsbeteiligung der Union nach der nächsten Bundestagswahl kann sich CSU-Chef Markus Söder einen Wiedereinstieg Deutschlands in die Kernenergie vorstellen. „Und wir werden ab 2025 versuchen – wenn die Energiekrise dann noch da ist – eben eine Reaktivierung zu machen“, sagte der bayerische Ministerpräsident am Sonntag im ARD-Sommerinterview.
Der Beschluss, aus der Atomkraft auszusteigen, stammt aus dem Jahr 2011 und war damals auf Drängen von Ex-Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zustande gekommen. Söder hatte sich damals ebenfalls vehement für einen Ausstieg ausgesprochen. Im vergangenen April sind die drei letzten deutschen Atommeiler vom Netz gegangen. In den vergangenen Monaten, seit der Energiekrise, änderte aber seine Meinung wie viele andere Unionspolitiker auch.
Deutschland sei, sagte Söder, dank des von der Ampel umgesetzten Ausstiegs aus der Atomkraft im internationalen Vergleich ein „energiepolitischer Geisterfahrer“. „Die ganze Welt setzt jetzt in der Krise darauf, Kernenergie als Überbrückungsenergie zu behalten – nur Deutschland nicht“, betonte Söder.
(Bayern behindert wie niemand sonst den Ausbau der Windenergie bzw. der Stromtrassen.)

In Wirklichkeit war der Atomausstieg am 22.4.2002 beschlossen worden. 2011 kam nur der „Ausstieg aus dem Ausstieg“ (aus dem Moratorium), mit Zustimmung derjenigen, die jetzt diesen „Alleingang“ Deutschlands beklagen. Die Legende, daß der Atomausstieg auf Merkel zurückgehe, ist aber nicht mehr aus der Welt zu schaffen. Jüngere wissen es gar nicht mehr anders.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.08.2023 um 18.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51551

Das einzige, wofür ich gezielt "Bio" kaufe, sind ungespritzte bzw. unbehandelte Zitronen oder Apfelsinen, wenn ich die Schale mitverwenden will, z. B. für Zitronenmarmelade, Holunderblütensirup oder Weihnachtsstollen. Früher stand das auch so dran, heute findet man Zitrusfrüchte mit zum Verzehr geeigneter Schale wohl nur noch unter "Bio".
Ansonsten traue ich dem Bio-Label nicht so recht, ich vermute, es ist oft nur Werbung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.08.2023 um 06.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51550

Damit es nach bio und öko aussieht, muß man es in bräunliche Pappe mit grüner Schrift verpacken. Kostet nichts und wirkt unwiderstehlich, wie ich an mir selbst bemerke.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.08.2023 um 05.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51536

Wenn man die Macht hat, sollte man alles, was anderen lieb und teuer ist, vor deren Augen zerstören, damit sie so richtig spüren, daß sie keine Macht haben. Wie erwähnt, lernten wir als Volksschüler, daß die große Heldentat des heiligen Bonifatius darin bestand, die Donar-Eiche im benachbarten nordhessischen Geismar zu fällen. Auf der Suche nach dem Märtyrertod wurde er später von Friesen umgebracht, aber nicht durch die überhöhte Kurtaxe, wie wir als Juist-Urlauber vermuten würden.
Man muß natürlich, wenn man in der Mehrheit ist, Moscheen bzw. Hindutempel dem Erdboden gleichmachen. Buddhastatuen gehören gesprengt. Schon im AT lernt man, daß die Heiligtümer der Andersgläubigen bzw. der Besitzer jenes Landes, das man selber haben will, mit Stumpf und Stiel zu vernichten sind und die Bewohner gleich mit, auch das Vieh natürlich. Umgekehrt sind die Synagogen abzufackeln; später, unter geänderten Verhältnissen, genügt ein Gedenkstein.
Das sind Lehren aus der Geschichte.
Der Koranverbrenner in Schweden will erreichen, daß der Koran verboten wird. Das ist durchaus vorstellbar. Schließlich ist er der Stein des Anstoßes.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.07.2023 um 07.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51532

Natürlich muß Deutschland sofort aus dem Völkerbund austreten. Der Starke ist am mächtigsten allein, und das Ausland soll uns nicht länger vorschreiben, wie wir zu leben haben.
Man muß sich ins Europaparlament wählen lassen, um es abzuschaffen und damit auch gleich die ganze EU. Und die Muslime sind unser Unglück, die müssen alle weg.
Allein schaffen wir es nicht, aber wir haben nützliche, äh, Verbündete. Merz sieht Deutschland in einem „schleichenden Prozeß der Deindustrialisierung“ (30.7.23). Genau wie wir es seit Jahren diagnostizieren. Aber ein Volk von Ziegenhirten können wir auch nicht werden, weil die Landschaft von Windrädern und PV-Feldern zerstört ist. Das muß alles weg.
Und auf Fachkräfte aus dem Ausland hoffen (die Alis und Mehmets und sonstige Messermänner samt kleinen Paschas, haha!) ist auch unnötig, wir sollten uns auf unsere eigenen Ressourcen besinnen, das sagt ja Linnemann auch. Wird schon klappen, wenn das System erst mal weggefegt ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.07.2023 um 05.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51529

Grüne stimmten für AfD-Antrag: Ricarda Lang reagiert überrascht und angefasst

Der ARD-Moderator zog im Gespräch aufgrund des Vorfalls in Backnang einen Vergleich mit CDU-Chef Friedrich Merz, der vor einigen Tagen eine Zusammenarbeit mit der AfD auf kommunaler Ebene nicht mehr kategorisch ausschließen wollte. Hintergrund waren Äußerungen des Grünen-Fraktionsvorsitzenden Winfried Härtner, der gegenüber den ARD-„Tagesthemen“ sagte: Wenn Sachfragen anstehen, sei er nur dem Wohl der Stadt Backnang verpflichtet. Der Backnanger Kreiszeitung erzählte Härtner zudem, dass man mit dem AfD-Kollegen per Du ist und nach der Sitzung auch zusammen mal ein Bier trinken geht.
(Berliner Zeitung)

„Angefaßt“ ist mir bisher unbekannt. Zur Sache: Wenn man niemals einem Antrag oder Entwurf zustimmt, weil er vom Gegner stammt oder auch dessen Zustimmung findet, räumt man diesem eine enorme Macht ein. Die Rechten waren gegen die Rechtschreibreform und sind gegen das Gendern. Folglich müßten wir den Kampf dagegen aufgeben. Umgekehrt formuliert: Wenn die Rechten etwas verhindern wollen, brauchen sie nur dafürzustimmen. – Wer den Begriff „Zusammenarbeit“ so weit ausdehnt, verurteilt sich selbst zur Ohnmacht. Wenn man ein wenig Erfahrung mit kommunaler Arbeit hat, weiß man, daß das gar nicht durchzuhalten ist, ohne daß man überhaupt das Feld räumt. Man muß auch sehr weltfremd sein, um sich darüber zu wundern oder gar zu empören, daß Kommunalpolitiker (und nicht nur diese) aus verschiedenen Lagern auch mal „ein Bier trinken gehen“. Wie stellen sich manche Leute denn das Leben in den Gemeinden vor? Soll man die AfD-Leuten mit einem cordon sanitaire umgeben? Nicht mehr grüßen? Ihre Geschäfte boykottieren?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.07.2023 um 18.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51513

Wie ich schon vorausgesehen hatte, wird der Brand auf der Autofähre vor Ameland als Argument gegen E-Autos genutzt (an die Öl-Katastrophen braucht man ja nicht zu erinnern). Aber: „Aus Kostengründen fahren die allermeisten Fährschiffe mit so wenig Personal und Brandschutztechnik wie möglich.“ (27.7.23) Ein Brand bricht ja wohl an einer einzigen Stelle aus, das kann auch eine Autobatterie sein, aber muß deshalb gleich das ganze Schiff mit Tausenden von Neuwagen sinken? Das hat es nun schon mehrmals gegeben. Das Schiff hatte 23 Mann Besatzung, die natürlich im Schichtdienst arbeiten. Versicherungsexperten kritisieren die traditionellen Sprinkleranlagen, die längst nicht mehr ausreichen. Die Fracht dürfte an die 200 Mill. Euro wert gewesen sein, das läßt das Sparen am falschen Ort noch falscher erscheinen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.07.2023 um 19.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51498

Das humanistische Getue des Griechenfreundes Konrad Adam (AfD) entlarvt sich, wenn er das Äußerste an Hohn aufzubieten versucht: „Der neue Mensch ist fachkundig wie Robert Habeck, freundlich wie Britta Haßelmann, gesprächig wie Anton Hofreiter und schön wie Ricarda Lang.“

Es gibt viele Menschen, die im Alter die Sau rauslassen, die man schon immer in ihnen vermutet hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.07.2023 um 14.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51484

„Tichy“, der alle Straftaten aufgreift, sofern ein Ausländer, besonders ein Muslim, sie begangen hat, berichtet über die Verurteilung des Mädchenmörders von Illerkirchberg zur Höchststrafe. Den Rest besorgen die Leser mit ihren Zuschriften, und so ist es dort üblicherweise auch gemeint: Man gibt bloß das Stichwort für Volkes Stimme. Die klingt dann so einheitlich, daß man sich wegen der unablässig beschworenen „Spaltung“ der Gesellschaft keine Sorgen zu machen braucht.

Der Schatzraub von Manching zum Beispiel interessiert Tichy und seine Leser nicht mehr, weil die Täter, wie die Polizei mitteilt, deutsche Berufsverbrecher ohne Migrationshintergrund sind.
Das klang voriges Jahr noch ganz anders:

Gold-Diebstahl des Keltenschatzes von Manching: Hinweise auf eine Clan-Tat
Von Matthias Nikolaidis
Tichys Einblick 24. November 2022
Erneut ist es einem deutschen Museum nicht gelungen, seinen „Schatz“ zu hüten. Mehrere Tatmerkmale deuten auf vergangene Fälle von Clan-Kriminalität hin. In Bayern sind die sonst meist in Berlin und NRW sitzenden Clans gewiss angekommen. 2019 wurde einer der Kadewe-Räuber dort gefasst.


Die Leserzuschriften dazu sind eine Blütenlese des Ausländerhasses. Für die meisten stand fest, daß es sich um die Tat von „Merkels Gästen“ handeln mußte. Natürlich wird so etwas niemals korrigiert. Das Rezept ist Tag für Tag das gleiche: Verdrehte Meldungen plus maximal gehässige Kommentare. So treibt man der Mutterpartei Wählerstimmen zu.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.07.2023 um 05.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51462

Der Okkultismus behauptet einerseits, ein seltenes Kräutlein aus dem Himalaya heile alle Wunden, andererseits verhext er ganz alltägliche Dinge wie Wasser („energetisiertes Wasser“) oder Sand. Wer daran glaubt, leugnet meistens nicht die Wissenschaft, sondern lebt in einer Parallelwelt zu ihr.

Kranke oder sich krank Fühlende setzen ihr Hoffnung auf Globuli, das kann man verstehen. Sind die Menschen insgesamt ebenso abergläubisch wie vor 500 oder 5000 Jahren? Die weite Verbreitung von Homöopathie, Ayurveda, TCM und anderen Pseudowissenschaften deutet darauf hin.
In Indien sollen 80 Prozent der Bevölkerung Ayurveda praktizieren, in China dürfte es bei der „Traditionellen Medizin“ nicht viel anders aussehen. Bei uns wird heute alles vermischt, aber insgesamt ist der Glaube an okkultes Wissen aus dem globalisierten Bauchladen wohl ebenso verbreitet. „Heiler“ irgendeiner Richtung (also einschl. Ayurveda-Massage usw.) gibt es in jedem Dorf, die Branche ist nicht reguliert, ein Gewerbeschein genügt. Wie kann man da hoffen, für andere Probleme seien rationale Lösungen konsensfähig? Es ist auch keine Frage der Intelligenz (wie immer man sie definiert). Diskussionen führen zu nichts, man landet immer bei „Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde...“ Und so ähnlich sagt’s der Herr Pfarrer ja auch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.07.2023 um 12.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51438

Bundeskanzler Scholz hat Nürnberg und Erlangen besucht, wo Siemens gerade eine weitere halbe Milliarde investieren will. Natürlich wird auch sein Flug kritisiert: „Es gibt auch eine Zugverbindung nach Erlangen“. So? Dann muß sich bei der Deutschen Bahn viel verändert haben. Wer sicher gehen will, geht zu Fuß.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.07.2023 um 05.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51435

Die Eliten betreiben bekanntlich unterirdische Farmen, auf denen sie Kindern Blut und das verjüngende Adrenochrom abzapfen, bevor sie sie schlachten und weiterverarbeiten. Nun lese ich aber bei Wikipedia: „Da sich das Stoffwechselprodukt jedoch leicht durch die Oxidation von Adrenalin gewinnen lässt, wäre eine Extraktion aus dem menschlichen Körper unwirtschaftlich.“ Ich hatte mich schon gewundert, weil das bekannte Aufklärungsmagazin „Tichys Einblick“ sich plötzlich mit Filmen wie „Sound of Freedom“ beschäftigt. Anderswo lese ich, daß das Wundermittel Kindern in Todesangst entnommen werden sollte, wozu man sie natürlich etwas hart anfassen muß. Das würde auch die Geheimniskrämerei und die Kinderfarmen erklären.
Mein Lieblingsmagazin hat übrigens gerade die beiden Systemkritiker Rainer Langhans und Michael Ballweg zu einem Gespräch zusammengeführt, jeder auf seine Art ein Held.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.07.2023 um 12.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51423

Auf der Benediktenwand wird eine neues Gipfelkreuz errichtet. Das erste Kreuz war ex voto errichtet worden. Dieses magische Denken wirkt immer noch: Die 140 Helfer wollen die Teile (1,4 t) zu Fuß hinaufschleppen, weil das „den Zusammenhalt fördere“. Darum verzichte man auf den Lastenhubschrauber. – Allerdings verschwimmt die Grenze zur Tourismuswerbung.

Man könnte auch ein Gipfelwindrad bauen. Der wirkliche Platzbedarf für Windräder ist, wie die Zeitung gerade berichtet, sehr viel geringer als die vorzuhaltenden 1,2 bis 1,8 Prozent der Landesfläche, weil darin die Abstandsflächen enthalten sind. Das Fundament braucht einschließlich Transformator 350 Quadratmeter pro Anlage, dazu kommt noch der Zufahrtsweg. Die Fläche dazwischen ist nicht versiegelt und kann genutzt werden. Die Windkraftgegner prangern den Flächenverbrauch wg. Windrädern an und arbeiten gern mit falschen Zahlen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.07.2023 um 14.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51399

Die Diskussion über Streumunition erinnert an eine frühere Debatte über humane und weniger humane Methoden der Massenvernichtung. Vielleicht ein letzter Rest von Nachleben der „Ritterlichkeit“, moderner: „Fairneß“, aber man muß leider sagen, daß der große Pessimist Nirad Chaudhuri nicht ganz unrecht hat. Über Hiroshima und Nagasaki schrieb der Neunzigjährige: „The moral issue raised by this weapon is not unique. I have seen nearly a million people murdered with knives, spears, and cudgels in India in one year. I cannot admit that this was more humane or morally admissible than killing, say, a quarter of a million with an atom bomb. If men in their folly would kill one another in such numbers, the sooner mankind perished and left the world to the birds and beasts the better it would be for all living creatures.“
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.07.2023 um 07.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51395

Der „Periodenproduktspender“ an unserer Mittelschule wird als Erfolg verbucht, weil die Mädchen die kostenlosen Tampons angenommen haben. Bei Geschenken ist das nicht überraschend. So werden wir auch den künftig kostenlosen Busverkehr in Erlangen gern nutzen. Natürlich bleibt die Frage: „Was kostet es, wenn es gratis ist?“ Man kann alles kostenlos machen. Die Menschheit ist den größten Teil ihrer Geschichte ohne Geld ausgekommen.
Die Mädchen müssen übrigens lernen, Tampons nicht ins Klo zu werfen. Über ein Problem mit reißfesten Feuchttüchern wird auf der gleichen Seite der NN berichtet.
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Was den kostenlosen Busverkehr betrifft, so soll er die verödende Innenstadt beleben. Der Leerstand von Ladengeschäften ist in der Tat bedrückend. Ein-Euro-Shops, Telefonläden und Immobilienbüros verstärken den Eindruck eher und ziehen weitere Etablissements dieser Art nach, wie man sie früher um die Bahnhöfe herum fand. Buchhandlungen zum Beispiel gibt es fast gar nicht mehr; allerdings machen die Preisbindung und die damit zusammenhängende Dominanz der Ketten sie auch unattraktiv für die eigentlichen Buchliebhaber. Bücher sind Geschenkartikel, so der Eindruck, wie gleich daneben im Laden mit allerlei Schnickschnack.
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Daß Putin den Luxus liebt, die Grünen Wasser predigen und Wein trinken – geschenkt! Solcher Klatsch wird hervorgekramt, wenn nichts anderes mehr hilft.
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Der Plan der Regierung, die Einkommensgrenze beim Elterngeld für Paare auf 150.000 Euro zu versteuerndes Einkommen zu senken, wird kritisiert. Es sei nicht der Zweck des Elterngeldes, Wohlstandsunterschiede auszugleichen, sondern es solle Väter motivieren, in Elternzeit zu gehen. Das Elterngeld ist für Paare mit geringerem oder durchschnittlichem Einkommen ein Segen, aber für Paare, die 300.000 oder, wie jetzt geplant, 150.000 im Jahr verdienen, spielt es keine Rolle und kann einen Vater nicht wirklich dazu bringen, Elternzeit zu nehmen. Der Einkommensverlust für die ganze Familie wird höher veranschlagt als das etwas windige Projekt väterlichen Kümmerns ums Baby. Viele Väter tun es sowieso und nehmen das Sümmchen gern mit, aber entscheidend ist es nicht. Manche Befürworter ziehen sich auf den Signalwert zurück („ein verheerendes Signal“ heuchelt die SZ zum Zwecke eines „Pro und Contra“), aber auch Symbole kosten Geld, das man in diesem Fall lieber in die Kitas stecken sollte (wie die Pro-Frau denn auch mit Recht bemerkt).
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Klimaschutz, Energiewende, Nachhaltigkeit möglichst wirksam auszubremsen gilt mittlerweile als Prüfstein erfolgreicher Politik. Programmatisch hat die AfD die besten Karten, andere hecheln hinterher.
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„Die FAZ hat vorgerechnet, daß praktisch alle maßgeblichen Wissenschaftsfunktionäre in Deutschland deutlich länger für ihre Habilitation gebraucht haben und damit in ihrer eigenen Universitätslaufbahn genau an jener Hürde krachend gescheitert wären, die sie nun selbst als Standard vorgeben.“ (SZ 6.7.23)
Die Überschrift „Einstein hätte es nur knapp geschafft“ gehört allerdings in die große Kiste mit Einsteinmythen. Einstein brauchte man nur in Ruhe zu lassen, dann hätte er jederzeit und überall seine Theorien entwickelt und damit dann auch die Beachtung gefunden, die sie verdienen.
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Die Hinweispflicht für gentechnisch veränderte Lebensmittel soll entfallen. Es gibt nichts zu verbergen – warum verbirgt man es dann? Cui bono? Man braucht nicht lange zu suchen. Aber der Schaden ist größer als der Nutzen. Der nächste Schritt muß logischerweise sein, den Hinweis „Ohne Gentechnik“ zu verbieten. Darauf wird die Lobby hinarbeiten. Im Radio höre ich, nun komme es darauf an, den Konsumenten von den Vorzügen der Gentechnik zu überzeugen. Die Unkenntlichmachung ist der erste Schritt.
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Glyphosat steht vor der umfassenden Wiederzulassung, die Pharma-Industrie hat ihr Ziel fast erreicht. Durch Fixierung auf das Thema Krebsrisiko ist es gelungen, von dem viel größeren Problem der Bodenfruchtbarkeit abzulenken. Totalherbizid und dagegen resistentes Saatgut aus einer Hand – ein Traum für die Anleger!
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Wegen Andreas Scheuers Maut-Eskapade zahlt der Steuerzahler eine Viertelmilliarde Schadenersatz.
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Metaopportunist Söder (er setzt seinen sprichwörtlichen Opportunismus nur ein, wenn es opportun ist) kündigt an, eine Unionsregierung werde das Heizungsgesetz wieder zurücknehmen. Anscheinend hat er die CDU dazu nicht gefragt, aber daraus wird sowieso nichts. Die Union wird froh sein, daß jemand die Kastanien aus dem Feuer geholt und sich dabei gehörig die Finger verbrannt hat, und sich im übrigen EU-konform verhalten.
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In unserem weltberühmten Vorgarten (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=194) besorgen Nacktschnecken die Beseitigung der lästigen Nutzpflanzen und schaffen Platz für die Wildkräuter („Unkraut“ im Mund der Barbaren), die jedes Jahr für Überraschungen sorgen. Dieses Jahr sind es zwei gewaltige Nachtkerzen-Stauden, wie man sie sonst nur auf Schutthalden und an Bahndämmen findet. Ich lese Erstaunliches über diese Neophyten, die trotz ihrer fremden Herkunft in 50 Arten vorkommen sollen. Esssen kann man sie auch. Nur fotoscheu sind sie, weil sie eben nur nachts blühen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.07.2023 um 03.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51367

Wie ich den Erinnerungen meiner Mutter an ihre Schulzeit entnehme, hatte in der Weimarer Republik jede Schulklasse einen Kassenwart des VDA (Verein für das Deutschtum im Ausland). Laut Wikipedia ein Verein mit revisionistischer Zielsetzung, von der die Schüler wohl kaum etwas verstanden. Im Dritten Reich unter anderem Namen dann stark ausgebaut.

Nachdem meine Mutter (geb. 1914) ihre Lehrer und Klassenkameraden, Klassenausflüge und kleine Begebenheiten geschildert hat, schreibt sie: „Die meisten aus meiner Klasse sind im Krieg geblieben.“ Diese lapidare Redeweise ist bezeichnend für die Zeit, in der ich aufgewachsen bin.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 26.06.2023 um 13.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51335

Fehlt nur noch der Hinweis, daß die kleineren Tafeln auch der Gesundheit der Verbraucher zuträglich sind.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.06.2023 um 06.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51334

Besonders nett klang immer die Begründung, mit den verkleinerten Mengen komme man den vielen Single-Haushalten entgegen. Ich kenne eigentlich niemanden, der sich von 100g Schokolade erschlagen fühlte oder sie nicht innerhalb der Haltbarkeitsgrenzen (1 Jahr oder länger) aufzuzehren vermöchte.

Mein Schwiegervater erzählte gern in seinem Berliner Dialekt: Jemand wollte sich einen Hund kaufen und wunderte sich, daß die Preise immer höher stiegen, je kleiner der Hund war. Zum Schluß fragte er entgeistert: "Wat kostet denn jar keen Hund?"
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.06.2023 um 06.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51333

Randnotizen vom Wochenende:

„Rechtspopulist“. Gemeint ist Rechtsradikaler, aber man traut sich nicht.

Komisch ist das Schreckgespenst „gesellschaftliche Spaltung“. Was wäre dann das Gegenteil? Die „formierte Gesellschaft“? Ein Volk, ein Reich, ein Führer?

Ist die Künstliche Intelligenz wirklich eine Bedrohung der Menschheit wie der Klimawandel? Man liest es überall, mit vager Begründung. Jede neue Technik bringt auch Probleme, das war schon bei der Dampfmaschine und der Elektrifizierung so.

Putin hat jahrelang der Ukraine das Existenzrecht bestritten (das Rußland ihr 1991 ausdrücklich zugebilligt hatte), wie einst Stalin Polen, bevor er sich das Land mit Hitler teilte, und seine Absicht bekräftigt, das „größte Unglück des 20. Jahrhunderts“, den Zerfall der UdSSR, rückgängig zu machen. Nach dem Angriff wechselte er die Begründung: Abwehr eines Nato-Angriffs auf Rußland, Befreiung des Bruderstaates von den Nazis.

Milka-Schokolade: Die 300g-Tafeln wiegen jetzt 270g. Auch normale Tafeln einiger Firmen werden immer wieder mal auf 80g reduziert bei gleichem Format. Pfundpackungen (Grieß usw.) kommen mit 400g auf die Waage. Das Gewicht ist aufgedruckt, aber die Packungsgröße ist die alte, womit die Täuschungsabsicht bewiesen ist. Die Betrüger reden uns ein, sie versorgten uns „aus Liebe“.
Vgl.: „Einige Milka-Großtafeln sind von 300 auf 280 oder sogar 270 Gramm geschrumpft. Bei gleichem Preis sind sie damit um bis zu 11,1 Prozent teurer. Die Krux: Design, Verpackung und Größe haben sich quasi nicht verändert.“ (Verbraucherzentrale Hamburg 2017)
Dazu die zuckersüße Stellungnahme: https://www.vzhh.de/sites/default/files/medien/136/dokumente/17-09-05_E-Mail_Stellungnahme_Mondelez_Milka_Gro%C3%9Ftafeln.pdf
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.06.2023 um 05.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51327

Ganz recht. So etwas ist natürlich der reine Unsinn. Mir war nur aufgefallen, daß man den fürchterlichen Krieg natürlich auch auf die Bemerkung reduzieren kann, Kiew sei "derzeit" nicht so wohnlich.

Bei großen Städten "lieben" die Eingesessenen oft nicht eigentlich die Stadt, sondern ihr Viertel. Das sagt man besonders von den Parisern, aber es gilt auch anderswo. Für den normalen Menschen ist Berlin oder eben Paris viel zu groß, um seine natürliche Umwelt zu sein.

Wenig bekannt, daß die lebenswerteste Stadt Erlangen heißt. Wahrscheinlich zu klein, wie Herr Riemer bemerkt. Früher war es München, davor Berlin, davor Marburg an der Lahn.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 24.06.2023 um 22.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51325

Wer die Antwort auf die Frage kennt, ob Miss World die schönste Frau der Welt ist, kennt auch die Antwort auf die Frage, wie nützlich solche Städteranglisten sind.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 24.06.2023 um 21.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51324

Die meisten der zehn "lebenswertesten Städte" sind Millionenstädte, die kleinste unter ihnen ist Genf mit 200000 Einwohnern. Es geht also tatsächlich nicht um Städte, sondern um Metropolen.

Ich erinnere mich an das Buch "Reif für die Insel", eine unterhaltsame Reise durch GB von Bill Bryson. Er schrieb darin sinngemäß, wenn Sie noch nicht in Durham waren, lassen Sie sofort alles stehen und liegen und fahren Sie hin, es ist eine wahnsinnstolle Stadt. Nun, ich hab zwar nicht alles stehen und liegen gelassen, aber beim nächsten Englandurlaub waren wir dort, und ich muß zugeben, er hatte recht. Eine sehr hübsche Stadt! Allerdings gibt es natürlich sehr viele solche Städte, die zwar in der einen oder andern Art einmalig sind, aber mit nur um die 50000 Einwohnern keine Chance auf einen guten Platz in der Economist-Liste haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.06.2023 um 14.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51321

Die Economist-Gruppe hat wieder die lebenswertesten Städte zusammengestellt. Unter den ersten zehn ist keine deutsche, nachdem Frankfurt zurückgestuft wurde. Wien führt, Kiew gehört „derzeit zu den zehn unattraktivsten“...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.06.2023 um 04.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51289

Ohne die juristischen Details zu kennen: Wenn ich einen Menschen in Dienstuniform sehe, nehme ich an, daß er im Dienst ist.
So nehme ich ja auch an, daß ein Schreiben mit amtlichem Kopf ein amtliches Schreiben ist. Ich selbst habe für meine private Korrespondenz niemals das Papier des Instituts benutzt, obwohl etwa die Stellungnahmen und Gutachten zur Rechtschreibreform sicherlich auch mit meinem Beruf zusammenhingen. Ich bin ja nicht als Privatmann darum gebeten worden. Ich habe sie auch auf eigene Kosten frankiert und nicht über die Poststelle der Universität laufen lassen. Viele Kollegen haben es anders gehalten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.06.2023 um 15.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51288

Die Insolvenz der Firma Weck veranlaßt mich zu zwei Anmerkungen.

Der Firmenname ist einer der wenigen Eigennamen, die in die Wortbildung eingegangen sind: einwecken (sonst einkochen, einmachen – letzteres auch bemerkenswert).

Außerdem eine Kindheitserinnerung: Vor dem Haushaltswarengeschäft meines Großvaters, dem sich alles unterzuordnen hatte, wurde jeden Sommer ein sogenannter "Behälter" abgestellt (heute "Container"), der die saisonale Lieferung von Weck-Gläsern enthielt. Sämtliche Hausbewohner brachten sich in Stellung, und dann wurden tausende Gläser aus der Holzwolle "durch der Hände lange Kette um die Wette" über die Straße, durch einen winkligen Flur, über den Hof bis in den Lagerschuppen transportiert.
Fast jeder weckte damals ein, Kirschen, Bohnen usw. Heute eine Nische, in der man eben insolvent wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.06.2023 um 18.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51262

Warum verschwenden die Parteien immer wieder viel Zeit und Kraft auf "Grundsatzprogramme", eine der ödesten Textsorten, die es gibt? Die Wähler interessieren sich mit Recht nicht dafür, und lesen im eigentlichen Sinn kann man sie auch nicht, nicht einmal in Leichter Sprache.
Mehrheiten gewinnt man durch Personen. Merkel hatte viel mehr Zustimmung als ihre Partei und galt daher mit Recht als "Wahllokomotive" (wie andere vor ihr).
Merz, der die Union wieder in die "Regierungsverantwortung" bringen will, kann das offensichtlich nicht (viele sind nicht überrascht) und wird es schon deshalb nie können, weil sich die Ansicht immer mehr verbreitet, daß er es nicht kann. Es kann natürlich sein, daß die Union trotzdem die nächste Regierung stellt, aber das wird weder am neuen Grundsatzprogramm noch an der Wahllokomotive Merz liegen. Gruppendynamik ist faszinierend.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.06.2023 um 05.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51230

Es sollen ja schon Bankräuber verurteilt worden sein, weil sie das Tatfahrzeug im Halteverbot abgestellt hatten. Fällt mir aus irgendeinem Grund zu Trump ein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.06.2023 um 06.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51221

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50705

Steinmeier hat das neue Wahlrecht erwartungsgemäß gebilligt. Jetzt geht es vor das Bundesverfassungsgericht. Der Ausgang ist ungewiß. Leider interessiert sich die Öffentlichkeit nicht für die scheinbar zu komplizierte und abstrakte Materie. Es handelt sich um einen schleichenden Systemwechsel. Wer hätte gedacht, daß die Macht der Parteien von der "Mitwirkung" an der politischen Willensbildung zur Allmacht ausgebaut werden könnte?

Zur Begründung wird die Verkleinerung des Bundestages herangezogen, obwohl die schiere Mitgliederzahl verfassungsrechtlich völlig gleichgültig ist. Mit dem urdemokratischen Institut des Direktmandats kann sie sich nicht im entferntesten messen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.06.2023 um 23.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51217

Talsperre ist auch wieder so ein Wort … Aus Familienurlauben in Kindertagen ist mir der Edersee vertraut. Wenn mein Vater von der Edertalsperre sprach, dachte ich, er meine die gewaltige Staumauer. Erst Jahrzehnte später stolperte ich über Sätze, in denen Talsperre den Stausee zu bezeichnen schien.

Der Duden (duden.de) definiert: »Anlage, die aus einem ein Gebirgstal absperrenden Staudamm, dem dahinter aufgestauten See und einem Kraftwerk besteht«.
Das DWDS stellt zwar den Staudamm heraus, hält ihn aber ebenfalls nur für eine Bedeutungskomponente: »Staudamm über die ganze Breite eines Tales samt dem dadurch entstandenen Stausee an Flüssen und Strömen zur Erzeugung von Elektroenergie, zu Zwecken der Wasserwirtschaft und für den Schutz bei Hochwasser«.
In der Wikipedia wird zwischen fach- und allgemeinsprachlichem Gebrauch unterschieden: »In der Fachwelt versteht man Talsperre als Oberbegriff für alle dazugehörigen Anlagen wie das Absperrbauwerk, den Stauraum, die Entnahmebauwerke sowie die Hochwasserentlastungsanlage. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist auch der Stausee einbezogen. Häufig wird ausschließlich dieser als Talsperre bezeichnet.«

Bin ich der einzige, der bei »Sprengen von Talsperren« zerberstende Staumauern vor sich sieht?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.06.2023 um 04.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51211

Das Sprengen von Talsperren ist ein ausgezeichnetes Mittel, viele unbeteiligte Menschen zu töten bzw. um ihre Lebensgrundlagen zu bringen. Ich erinnere an die von den Briten sehr kunstreich gesprengte Möhnetalsperre sowie die Edertalsperre, von der in meiner Kindheit in der Kasseler Gegend noch viel die Rede war.
Solche Maßnahmen werden meistens bei weit fortgeschrittenem, aber nicht recht erfolgreichem Krieg ergriffen. Bei den alten Griechen war es üblich, daß die vielen kleinen einander bekriegenden Städtchen die Kornfelder der anderen abbrannten und ihre Ölbäume fällten. Es war eben alles vergleichsweise niedlich, bis auf die Niedertracht der Menschen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.06.2023 um 05.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51205

Der Teufel steckt im Detail, hier also in dem Wort "demokratisch". Zum Glück nicht mein Problem.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.06.2023 um 20.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51202

Wie kann die Union die Rechten stoppen?
Wer ist Schuld[!] am Höhenflug der Rechten?
Irgendwann glauben die Menschen selbst, dass sie rechts sind, und verlieren ihre Hemmungen, die AfD zu wählen.
(MM, 6.6.23, S. 2)

Die Zeitung meint hier mit den "Rechten" offenbar nicht die Union. Sie findet wohl auch, daß die Union auf ihrem Weg zur Mitte bereits etwas zuviel Schwung genommen hat und über ihr erklärtes Ziel hinausgeschossen ist. Dabei hätte ich gedacht, daß sie nach ihrem Selbstverständnis schon immer noch eine rechte Partei UND eine Partei der Mitte ist.
Zumindest kann die Maxime von Strauß, der bisher niemand von der Union widersprochen hat, rechts der Union dürfe es keine demokratisch legitimierte Partei geben, nur dann ernst genommen werden, wenn die Union selbst das gesamte rechte demokratische Spektrum abdeckt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.06.2023 um 17.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51181

Wir überlegen natürlich, ob und wann wir eine Wärmepumpe einbauen sollen oder gar müssen. Immerhin kostet das ordentlich Geld. Andererseits werden einige Straßenzüge demnächst an Fernwärme angeschlossen, und das wäre uns auch am liebsten. Es ist doch Irrsinn, daß jeder seine eigene Heizung samt Öltank im Keller hat (zwei verlorene Räume). Der Schornsteinfeger wäre dann auch überflüssig. Der mißt jedes Jahr die Abgaswerte, die drei Wochen zuvor der Wartungsdienst auch schon gemessen hat.
Ich frage also den Energiereferatsleiter der Verwaltungsgemeinschaft, ob und wann mit Fernwärme zu rechnen ist. Er behauptet, nicht die blasseste Ahnung zu haben; ich solle doch den Bürgermeister fragen. Aber daß dieser es weiß, wenn die ganze Behörde es nicht weiß, ist auch nicht wahrscheinlich. Usw. – es ist ein Durcheinander von der Bundesregierung bis runter zum Dorf.
Wir tun also erst mal nichts. Für diese Zwickmühle gibt es auch einen Fachausdruck, den ich vergessen habe: Millionen Menschen tun nichts, weil die einander widersprechenden Projekte und Maßnahmen der Regierung sie vor einer möglichen Fehlinvestition zurückschrecken lassen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.06.2023 um 13.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51177

Wie paßt eine lächelnde Uhr zum trüben Morgen?
Es kommt wohl daher, daß sie zehn nach zehn schon leicht schief lächelt.

Die Uhren im Geschäft sollten also optimal entweder auf 9min und 14s nach zehn oder auf 9 min und 14s vor zwei gestellt werden.

9.13 Uhr und 51s oder 13min und 51s vor drei würde es zu einem etwas breiteren Grinsen. Dagegen wäre es 4min und 37s nach elf oder 4min und 37s vor eins schon recht säuerlich oder süffisant.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.06.2023 um 04.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51173

Im Uhrengeschäft zeigen alle Uhren „zehn nach zehn“ an, weil der Winkel der Zeiger ein Lächeln andeutet und mit der Stimmung die Kauflaune hebt – so jedenfalls die unbewiesene Annahme.

Ich muß ehrlicherweise zugeben, daß mir diese Stellung auch besser gefällt als etwa zwanzig nach zwei oder gar zehn nach halb vier. Ich bin ein Neandertaler.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.05.2023 um 06.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51138

Seit einigen Tagen wird gemeldet, daß China von einer "Sommerwelle" der Corona-Infektionen (in einer neuen Mutante) überrollt wird, die eigentlich alle Vorstellungen sprengt – und doch findet man das nur in den "kleinen Meldungen" oder gar nicht. Wie kommt es, daß alle Medien sich einig zu sein scheinen, das sei nicht weiter wichtig?
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 26.05.2023 um 13.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51128

Die Anmerkung zu Houellebecq hat mich gefreut. Ich habe 2015 seine "Unterwerfung" gelesen. Auf deutsch. Ein Kritiker schrieb damals, bei der Lektüre sei ein Magister in Romanistik hilfreich. Das hätte ich ernst nehmen sollen, denn ich habe keinen und hatte deshalb für die vielgepriesenen literarischen Anspielungen wenig Sinn. Überdies hatte der Autor alles getan, um aus Frankreichs Islamisierung keine fesselnde Story zu machen; er läßt das Ganze so unspektakulär und piefig ablaufen wie irgend möglich und führt es zudem es aus der Sicht einer unsäglich langweiligen Hauptfigur vor. Das Ergebnis ist natürlich hochironisch – Frankreich ist so rückgratlos und fade, hihi! Zu den humoristischen Höhepunkten gehören Knaller wie dieser: der Protagonist Francois (!) fährt einen Touareg (!).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.05.2023 um 04.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51126

In der Zeitung wird nach Jahren wieder einmal über die Möglichkeit berichtet, aus dem Wasserdampf der Luft Energie zu gewinnen. Es handelt sich gewissermaßen um die Verstetigung von Gewittern durch poröse Stoffe, die durch ihre Geometrie eine Trennung der Ladung von Wassermolekülen und damit eine Spannung bewirken. Die Verdunstungsenergie hat den größten Anteil an der auf die Erde abgestrahlten Sonnenergie. Sie ist aber noch weniger dicht verteilt, das ist das Problem. Anders als Solarzellen können solche Batterien Tag und Nacht und bei jedem Wetter Strom liefern.
Sobald die Rechten davon Wind bekommen, werden sie dagegen polemisieren – wetten daß? Sie sitzen lieber technologieoffen um ein schönes Feuerchen herum.

Übrigens: „Um erheblich Emissionen zu reduzieren, will Kalifornien den Verkauf von Verbrennern ab 2026 kontinuierlich einschränken. Ab 2035 sollen dann nur noch Elektro- oder Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge zugelassen werden.“ (SPON 24.5.23)
Andere Bundesstaaten der USA haben ähnliche Pläne. So weit reicht der Arm der Merkel-Habeck-Graichen-Mafia.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.05.2023 um 03.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51123

Die SZ hat schon wieder eine halbe Seite über den „weltberühmten“ Houellebecq, den „berühmtesten europäischen Autor“, samt Foto seines Hauptes, an dem man sich bekanntlich nicht sattsehen kann. Nils Minkmar, der „Genus“ übrigens für ein Maskulinum hält, bezeichnet seinen letzten Roman als „wichtig“, während er an dem neuen, irgendwie autobiographischen Bändchen einiges auszusetzen hat. Anscheinend legt der Meister dar, wie die gleichzeitige Betätigung von zwei Frauen (darunter seiner Ehefrau) seinen Orgasmus verbessert. Nicht ganz gelungen sei dagegen die Rechtfertigung seiner Unterschrift unter dem Vertrag mit einem Pornoproduzenten.
Das der Öffentlichkeit unterstellte Interesse an dieser Frage scheint mir aber eine selbstreferentielle Erfindung der Prominentenmaschinerie zu sein.

Ich habe keine Zeile von H. gelesen, weil die Rezensionen über die Jahre mich nicht im mindesten neugierig gemacht haben. Ich verstehe auch nicht, wie man einen Roman „wichtig“ finden kann – außer eben für die Maschinerie. Auch glaube ich den Hergang schon sehr oft erlebt zu haben: Ein Schriftsteller wird hochgejubelt, dann schreibt er immer mehr, was man problematisch findet, und dann nur noch Mist, der wieder zweifeln läßt, ob man ihn nicht von Anfang an überschätzt habe, was dann wiederum ein paar Jahre später zur Gewißheit wird, und dann ist es vorbei. Aber schön war’s doch!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.05.2023 um 12.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51097

Black-out war ja nun nicht, aber vielleicht läßt sich aus der "Strom-Lücke" was machen? Man soll die Hoffnung nie aufgeben.

„Ein weltweiter Trend zu mehr Atomkraft ist offensichtlich, nur hier will man es besser wissen entgegen aller Rationalität und Wissenschaftlichkeit...“ Das schreibt der renommierte Zoologe Axel Meyer bei Tichy. Er hält Atomstrom für den „günstigsten“ CO2-freien Strom usw., ich habe nicht alles gelesen – Meyer ist ja als etwas heftig bekannt: https://de.wikipedia.org/wiki/Axel_Meyer_(Biologe)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.05.2023 um 05.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51071

Wann kam eigentlich der Gedanke auf, daß die Kinder es einmal besser haben sollen? Früher war es das Ziel der Erziehung, die Kinder in das soziale System einzugliedern, in das sie geboren waren (dîn ordenunge ist der phluoc). Ob „Stand“ oder „Kaste“ (mit Karma-Lehre) – alles war vorgegeben, Schicksal. Das kapitalistische Wirtschaften trägt die Fortschritts- und Aufstiegslogik in sich. Wir sparen, um unseren Kindern den Start zu erleichtern. Dabei haben sie uns vorher schon viel gekostet. Aber das Rechnen scheint uns hier nicht angebracht. Schön dumm, aber schön.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.05.2023 um 08.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51060

„Fuckability“ ist ein schnödes Wort, aber es ist nicht allzuweit entfernt von der klischeehaften Darstellung körperlicher Schönheit, die in der älteren Literatur sofort den Wunsch nach Kopulation aufkommen läßt. Es ist ein schlichter, ständig in Erinnerung gerufener Katalog von unpersönlichen „Merkmalen“, die der Prinz oder die Prinzesssin an sich trägt, so daß die Liebe sich einstellt wie der Donner nach dem Blitz. Auch ein Bild, eine Miniatur genügt („...bezaubernd schön“), um den Betrachter sofort entsetzlich liebeskrank zu machen. Der poetische Aufwand verdeckt die Roheit der mechanistischen Auffassung. Das wiederholt sich so oft, daß der moderne Leser solche Passagen überspringt, weil er das Ergötzen des ursprünglichen Publikums nicht mehr aufbringen kann. Ich nehme an, daß die Menschen früher ebenso wie wir einer tiefen Zuneigung fähig waren (von unsterblicher Liebe wird ja berichtet, ganz im Gegensatz zur impliziten Austauschbarkeit der Merkmalträger), aber es fehlten ihnen die Worte dafür. Und den meisten von uns fehlen sie immer noch, weshalb wir sie von professionellen Wort- und Musikmachern ausleihen. Noch in der spielerischen Distanzierung in Shakespeares Sonett 130 (Nothing like the sun) ist der Katalog als Negativ enthalten.

(Notiert beim Wiederlesen von Dandins „Zehn Prinzen“ und nach dem Anfertigen und Vortragen einer Hochzeitsrede über Liebe und Ehe)
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 15.05.2023 um 12.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51055

Wer übernimmt (oder behält) die Macht in der Türkei? Diese Frage wird vermutlich erst in zwei Wochen zu beantworten sein. (spiegel.de)

Da »übernimmt« bei Erdoğan nicht paßt, wurde hier schnell noch die Variante »behält« nachgereicht, und das auch noch in Klammern, was den Eindruck der Unbeholfenheit verstärkt. Gemeint ist eigentlich: Wer hat künftig die Macht in der Türkei? Die unnötige, weil hier nicht interessierende Aufspaltung von »Macht haben« in »Macht übernehmen« und »Macht behalten« verschiebt die Aufmerksamkeit auf seltsame Weise weg von der Frage, welcher der beiden Kontrahenten als Sieger aus der Wahl hervorgehen wird, hin zu den Frage, welche Person den Vorgang des Übernehmens der Macht bzw. den des Behaltens der Macht vollziehen wird. Diese Frage ist aber schon beantwortet: im ersten Fall ist es Kılıçdaroğlu, im zweiten Erdoğan.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.05.2023 um 16.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51041

Während die linksgrüne Lügenpresse Greuelmeldungen über den Wassertiefstand im Gardasee verbreitet, decken die freien Medien auf, daß es keine Probleme gibt. Das sagen die Hoteliers, also wird es wohl stimmen. Es ist ja auch etwas Schönes, wenn man Inseln zu Fuß erreichen kann.

Einige Tage später belehrt auch Dominik Prantl im Reiseteil der SZ die Leser, daß es keine Probleme mit dem Wasser gebe, sondern das „Modethema Klimawandel“ seine eigene Dynamik entfalte. Er hat ebenfalls Hoteliers und Hotel- und Tourismusmanager am Gardasee befragt.

Schon Thomas Mann hatte im „Tod in Venedig“ gezeigt, wie es zugeht, daß in Italien nichts stattfindet, was dem Tourismus schaden könnte. Prantl macht sich indirekt über die Kollegen im redaktionellen Teil seiner Zeitung lustig, und die werden sich vielleicht mal dazu äußern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.05.2023 um 09.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51028

"Muttertag" reduziert die Frau auf Mutterschaft (Gebärmschinen), das ist logisch ("Schriftsteller" reduziert den Menschen aufs Schreiben usw.).
"Elterntag" hat den Vorteil, daß die Männer wieder zum Zuge kommen. Der Vorschlag stammt denn auch von einem Mann. Die Frauen könnten zurückschlagen und den Vatertag zum zweiten Elterntag machen. Dann kommen die angeheiterten Männer zurück und der Sauerbraten ist nicht fertig.

Den Erfindern des Muttertags ging es eigentlich nicht um Eltern und nicht um Frauen, sondern um die Mütter, aber das ist nicht relevant, zumal sie selber davon Abstand genommen haben, als es immer kommerzieller wurde.

Es gibt ja heute einen Tag des Buches, Tag des Bieres, Tag des Butterbrots, Tag des Schlaganfalls... Bei jeden könnte man all das zur Sprache bringen, was ausgeschlossen ist (omnis determinatio est negatio): das Klopapier, den Traubensaft, die Käsestulle, die Blasenentzündung.

Heute gibt
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.05.2023 um 06.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51021

Die Diskussion um die Abschaffung oder Umbenennung des Muttertags hat es von vier Jahren schon mal gegeben, und die "Bürgerlich-Konservativen" hatten schon damals angebissen.

Jetzt ist wieder mal mein früherer Münchner Kollege Fthenakis zu vernehmen ("Elterntag"). Das Geschäft muß natürlich weitergehen, darum kommt Abschaffung nicht in Frage. Zwar predigen die Zeitungen durchgehend, wir sollten unseren Müttern jeden Tag dankbar sein, aber das ist nicht unmittelbar umsatzfördernd.

Ich kann mir schon denken, daß Kinder ohne Mutter oder ohne Vater in Bedrängnis kommen, wenn im Kindergarten "Geschenkebasteln" für Mutter oder Vater auf dem Programm steht. Früher gab es ein Problem, wenn Schüler berichten sollten, was sie im Fernsehen gesehen hatten, und gar kein Fernsehgerät besaßen. Heute muß man schon froh sein, wenn sie Erfahrungen außerhalb von Fernsehen und Internet machen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.05.2023 um 04.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51005

Gegen Anna Netrebkos Auftreten bei den Maifestspielen in Wiesbaden protestieren Hunderte „fassungslos“ mit Plakaten: RUSSIAN ART IS KILLING.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.05.2023 um 12.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51000

Donnerwetter! Florian Harms (t-online.de) hat messerscharf verstanden, was eine erbliche Monarchie ist:

Charles Philip Arthur George bekommt einen Haufen Gold aufs graue Haupt gesetzt – zack, schon ist er gekrönter König. Nicht, weil er in seinem Leben besonders viel geleistet hätte, sondern weil er das Kind seiner Eltern und in der Thronfolge nun eben an der Reihe ist.

Im Gegensatz zu Joshua Kimmich nämlich, der aufgrund seiner Leistung („astreine Pässe“) bald Kapitän der Nationalmannschaft werde. Aber was die Briten für richtig halten, geht Herrn Harms doch eigentlich gar nichts an? Es ist ja nicht sein Steuergeld.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.05.2023 um 15.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50989

Die SZ titelt „Flucht nach Europa“ und zeigt auf der ersten Seite ein Foto von Männern, deren Boot hinter den Wogen verschwindet – eine dramatische Perspektive wie aus „Moby Dick“.
In Wirklichkeit ist das drängendste Problem die Aufnahme ukrainischer Kriegsflüchtlinge (wie im Text dann auch berichtet wird), die allerdings nicht übers Meer kommen und auch einen anderen Bevölkerungsquerschnitt bilden als die Männer aus dem Nahen Osten.
Die Zeitung lügt, nimmt aber gewissermaßen das Recht in Anspruch, „aus Menschenliebe zu lügen“ (Kant). Für den guten Zweck werden ja auch elementare Tatsachen der Grammatik ignoriert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.05.2023 um 15.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50988

„Die Inder haben sich die Auslagerung weiterer Staatsbürger nach Deutschland zusichern lassen...“ (Tichy)
Klingt nach Stapelware, für die wir nun Lagerhäuser errichten müssen. Ich habe noch nie gehört, daß Menschen „ausgelagert“ werden.
Ich habe übrigens nicht den Eindruck, daß Indien seinen Bevölkerungsüberschuß auslagern möchte. Sein altes Problem ist eher ein Überschuß gut ausgebildeter Menschen, die keine passende Stelle finden. Sie gehen allerdings am liebsten nach Amerika, weil sie sowieso Englisch sprechen und weil Deutschland es ihnen oft nicht leicht macht.
Bei uns gibt es nur sehr wenige Inder, und illegale fast gar nicht – wenn man bedenkt, wie viele Menschen in Indien leben (und wie wanderfreudig sie sind).
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.05.2023 um 07.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50977

Die Medien zitieren nur den nackten Ausdruck "professionelle Hilfe", wobei und von wem bzw. ein kontextbehaftetes Zitat wird nicht genannt, und sie insinuieren damit, Palmer müsse wohl geisteskrank sein. Gerade diese Art und Weise wirft Verdachte auf. Man kann diesen Medien gar nichts mehr glauben, nicht mehr trauen.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 02.05.2023 um 07.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50975

Wer der woken Gemeinde vorwirft, sie bekämpfe mißliebige Menschen mit dem Ziel, sie zum Schweigen zu bringen, ihr öffentliches Ansehen zu ruinieren und sie von der Bildfläche verschwinden zu lassen, wird belehrt, eine Cancel Culture gebe es nicht. Beweis: Leute wie die "transfeindliche" Joanne Rowling, die "antisemitische" Lisa Eckhart, der "rechte" Dieter Nuhr hätten schließlich alle Anfeindungen überstanden und seien – schlimm genug! – noch da. Für einen Shitstorm brauche es viele Arschlöcher, hat ein Filmkomponist mal treffend gesagt, doch in den Augen des A-Mobs sind selbst blindwütigste Mobbingorgien offenbar nicht evident, wenn sie nicht zur völligen Vernichtung des Opfers führen. Und selbst dann noch sieht man sich im Recht.

Boris Palmer, gestandener, beliebter Oberbürgermeister, der für die ihm anvertrauten Migranten tut, was er kann, wird im Sprechchor zum Nazi (!) gestempelt, weil er der Selbstverständlichkeit Ausdruck gegeben hat, es hänge vom Kontext ab, ob das Wort Neger beleidigend sei. Nun sieht er sich gezwungen, "eine Auszeit" zu nehmen, seine Partei zu verlassen, sich in Entschuldigungen zu wälzen und "professionelle Hilfe" zu suchen, womit, fürchte ich, keine giftige Anwaltskanzlei gemeint ist. Cancel-Sieg auf ganzer Linie.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.05.2023 um 03.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50969

Der Text bestätigt, was man hier über den Mann lesen kann:

https://www.psiram.com/de/index.php/Raik_Garve

Zum Verschwörungstheoretiker gehört, sich über den Begriff "Verschwörungstheoretiker" lustig zu machen. Man muß sich nur vage genug ausdrücken, dann kann man das Gefühl erzeugen, von unsichtbaren Mächten kontrolliert zu werden.
 
 

Kommentar von Pt, verfaßt am 30.04.2023 um 21.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50968

Der unsichtbare Krieg gegen die Menschheit Interview von Götz Wittneben (Neue Horizonte TV) mit Raik Garve

www.kla.tv/25939

ab 0:57:26 – etwas zur Sprachverstümmelung und Rechtschreibreform

Es lohnt sich, das ganze Video zu schauen!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.04.2023 um 06.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50967

Auch wenn man nicht fernsieht, wird man auf allen Kanälen (Youtube, riesige Zeitungsanzeigen und -einkleber, Hauswurfsendungen usw.) mit Werbung für die Impfungen gegen Gürtelrose eingedeckt. Dahinter steht der Konzern Glaxo-Smith-Kline. „Vor allem der Impfstoff gegen Gürtelrose namens Shingrix entwickelt sich zum Verkaufsschlager, im zweiten Quartal verdoppelten sich die Shingrix-Erlöse auf 731 Millionen Pfund.“ (FAZ 27.7.22: „GSK verspricht mehr Gewinn“) Die Werbung arbeitet mit besorgten Gesichtern ältlicher Menschen und setzt auf Angst. – Zur Kritik:
https://www.medinside.ch/duerfen-pharmafirmen-so-werben-20221019
https://gutepillen-schlechtepillen.de/guertelrose-impfung-werbung-mit-der-angst/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.04.2023 um 05.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50961

Satyjit Rays Kurzfilm „Two“ von 1964 wirkt wie eine Fabel aus dem Pantschatantra. Er ist auf einer bestimmten Ebene als Kritik am Vietnamkrieg verstanden worden. Fast überdeutlich sind die Hinweise: Micky-Maus-Ohren, Coca-Cola, Kaugummi. Aber die erste Ebene ist natürlich wie bei Ray üblich die Kritik an der kranken indischen Gesellschaft. Das reiche Kind ist hellhäutig und oben, das arme dunkel und unten. Das Kastensystem ist mehr als analog der Rassentrennung in Amerika. Die beiden wären glücklich, wenn sie miteinander spielten, aber das ist in der indischen Gesellschaft unmöglich. Diese Tragik beschäftigt die indische Literatur und Kunst wie nichts anderes.
Ob die Kinder für ihre Rolle in Rays Filmen wenigstens ordentlich bezahlt worden sind? Das Slumkind in „Two“ wird als „Street kid“ angeführt und scheint nicht identifizierbar zu sein. Der Darsteller Apus in der „Apu-Trilogie“ war verschollen, bis ein Magazin ihn als älteren Mann in unbedeutender Stellung und ohne Beziehung zum Film irgendwo auffand.
Für die Musik und den Tanz dagegen hat Ray die Elite der indischen Kultur gewonnen: Ravi Shankar für „Apu“, Vilayat Khan für das „Musikzimmer“ (mit Bismillah Khan), Roshan Kumari mit dem fabelhaften Kathak (ebenfalls im „Musikzimmer“). (Ich habe sie in den siebziger Jahren in Delhi fast alle noch erlebt.) „Two“ lebt auch von der suggestiven Musik.
Damals hatten solche Filme noch eine gesellschaftliche Bedeutung und wurden stark erlebt und diskutiert. Sie setzten nicht auf Animation und überwältigende Schau-Effekte, sondern hatten eine so klare Botschaft, daß sie in unseren verwöhnten Augen als naiv erscheinen. Aber wir leben eben auch in einer anderen Welt, wir haben andere Probleme (z. B., wie ich gerade lese: „Welcher Wein passt zum Spargel?“).

(Den 12 Minuten langen Schwarzweiß-Film „Two“ gibt es bei Youtube, die Tanzszene aus dem „Musikzimmer“ ebenfalls, auch die legendäre ertrinkende cockroach im Weinglas.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.04.2023 um 04.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50955

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48970

Dank Dr. Frank weiß inzwischen jeder, was "das Staatsverbrechen" war. So heißt auch sein zweites Buch über die Corona-Bekämpfung.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.04.2023 um 10.27 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50892

Das Hauptproblem der Windenergie dürfte ein ästhetisches sein, das wird nur nicht gern zugegeben. Konventionelle Kraftwerke lassen sich besser verstecken, wie man an diesem Bild sieht:

https://pbs.twimg.com/media/FtveUr4XoAEspJC.jpg
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.04.2023 um 04.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50889

FDP-Fraktionschef Christian Dürr sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe: „Ich will, dass in Deutschland einer der ersten Kernfusionsreaktoren entsteht.“ (ZEIT 15.4.23)
Und es ward Kernfusion, und Dürr sah, daß es gut war. – Söder will in Landeszuständigkeit bayerische AKWs betreiben. Beide dürften trotz physikalisch-technischer Ahnungslosigkeit wissen, daß sie Unsinn reden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.04.2023 um 17.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50860

Als Nichtautofahrer ahne ich immerhin, daß die Selbstreparatur heute ziemlich schwierig geworden ist, und lese auch den Rat, davon lieber die Finger zu lassen. Ich erinnere mich aber, daß ein naher Verwandter mit Dieter Korps "Jetzt helfe ich mir selbst" in der Hand an seinem VW herumbastelte.

Ben Goldacre schreibt in "Bad Science" (London 2009):

“Science coverage is further crippled, of course, by the fact that the subject can be quite difficult to understand. This in itself can seem like an insult to intelligent people, like journalists, who fancy themselves as able to understand most things, but there has also been an acceleration in complexity in recent times. Fifty years ago you could sketch out a full explanation of how an AM radio worked on the back of a napkin, using basic school-level knowledge of science, and build a crystal set in a classroom which was essentially the same as the one in your car. When your parents were young they could fix their own car, and understand the science behind most everyday technology they encountered, but this is no longer the case. Even a geek would struggle to give an explanation of how a mobile phone works, because technology has become more difficult to understand and explain, and everyday gadgets have taken on a ‘black box’ complexity well as intellectually undermining.”

Wie halten Sie es damit?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.04.2023 um 18.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50856

Im AT wird die Existenz vieler Götter nicht bestritten, die Juden werden nur streng ermahnt, ausschließlich ihren Stammesgott zu verehren. Also ein polytheistischer Glaube, aber eine monotheistische Praxis.
Im Hinduismus werden viele Götter angenommen, aber im Augenblick ist der jeweils verehrte oder angeflehte der größte von allen, und irgendwie sind sie sowieso alle derselbe.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.04.2023 um 12.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50855

Meine sehr christlich-gläubige Tante war nach eigenem Bekunden überhaupt nicht abergläubisch. Das äußerte sich darin, daß sie dringend davon abriet, auf Holz zu klopfen, toi-toi-toi zu sagen oder wie auch immer anderweitig den Teufel herauszufordern. Unter Aberglauben verstand sie eigentlich nur das Ausnutzen und Anfordern übernatürlicher Kräfte, nicht den bloßen Glauben an ihre Wirksamkeit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.04.2023 um 06.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50854

Wenn man die theologische, nicht religionswissenschaftliche Unterscheidung von Glauben und Aberglauben (also richtigem und falschem Glauben) übernimmt, kann man die 13 Prozent der Bevölkerung, die an Hexen und Zauberei glauben, als Beleg für Aberglauben deuten. Wissenschaftlich ist das Unsinn. Zum Beispiel wird von gläubigen Christen gefordert, daß sie an Wunder glauben, an die Auferstehung (heute ist Ostern) usw. Die Grenze müßte also ganz anders gezogen werden. Weder psychologisch noch soziologisch gibt es solche Unterschiede, wie sie im Feuilleton immer noch vorausgesetzt werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.04.2023 um 05.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50849

Auf der gleichen Seite steht ein umfangreicher und sehr oberflächlicher Artikel zur Geschichte der Hexenverfolgung. Der Außenseiter Gunnar Heinsohn (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50517 und http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50524) wird durchaus kritisch zitiert, aber die Darstellung legt nahe, daß dessen exzentrische, in feministischen Kreisen beliebte Deutung sich schon bei Jacob Grimm finde. Friedrich Spees bahnbrechende „Cautio criminalis“ ist nicht erwähnt.
In Grimms Kapitel „Weise Frauen“ (Deutsche Mythologie) geht es gar nicht um Hexen, die kaum erwähnt werden. Grimm behandelt hier nicht den neuzeitlichen Aberglauben, sondern die Stellung der Frau bei den Germanen, Walküren, Zaubersprüche usw. Im Kapitel „Aberglaube“ ist ebenfalls nicht von den Hexen als weisen Frauen die Rede, und auch unter „Krankheiten“ werden andere Zusammenhänge reichlich belegt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.04.2023 um 19.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50846

„Göttervater Zeus schwingt zornig seinen Hammer.“ So erklärten die Griechen laut Katharina Osterhammer (!) den Donner (SZ 6.4.23), und das hämmert sie gegen Ende ihres Beitrags dem Leser nochmals ein.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.04.2023 um 19.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50840

Eine Meldung im Ersten ließ heute aufhorchen. Die Polizei habe Neues über die Identität des Verursachers des schweren Unfalls bei Bad Langensalza mit sieben Toten bekanntgegeben:

Der Unfallverursacher war nicht 45, sondern 34 Jahre alt. Der 45jährige war Beifahrer.

Das war tatsächlich alles. Weiterhin nichts über beruflichen, familiären, staatsbürgerlichen oder evtl. Migrationshintergrund oder darüber, ob sie polizeibekannt, vorbestraft waren oder aus welchem Milieu Fahrer und Beifahrer kommen bzw. warum beide keinen Füherschein haben. Wer war der dritte, der ums Leben gekommene Beifahrer? Wie viele Wochen braucht denn die Polizei, um die Identität der drei Insassen festzustellen? Glaubt da jemand noch, man würde von Staat und -Medien informiert?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.04.2023 um 05.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50823

3.4.23: t-online.de entdeckt, daß unsere Lage bei weitem nicht so schlimm ist, wie sie oft dargestellt wird (u. a. von t-online.de in Überschriften, die der Text dann keineswegs rechtfertigt). Es geht uns eigentlich richtig gut. Natürlich gibt es Probleme, aber vor allem solche, die andere gern hätten. Usw. - Trüber Morgen. Da muß ich durch, um an meine Mail zu kommen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.03.2023 um 18.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50807

Heute fiel mir auf, daß ich das Wort "Laufmasche" schon lange nicht mehr gehört habe. Meine Frau versichert mir, daß Laufmaschen immer noch ein Problem sind, aber in meiner Kindheit waren sie ein ständiges Thema unter Frauen. Die begehrten Nylonstrümpfe (mit Naht!) vor Laufmaschen zu schützen und die unvermeidlichen Laufmaschen aufzuhalten war ein Hauptgesprächsgegenstand. Es gab die verschiedensten Tips. Ich erinnere mich auch an eine Verschwörungstheorie: Die Unternehmen wüßten längst, wie man laufmaschenresistente Strümpfe herstellen könne, aber aus geschäftlichem Interesse hielten sie das Geheimnis unter Verschluß.

Zum "Repassieren" s. hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Laufmasche
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 31.03.2023 um 16.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50803

"Eskalation" gehört derzeit zu den häufigsten Wörtern in den Nachrichten. Oft ist damit ein Ausbruch gemeint.

Wie real ist eine nukleare Eskalation?
ESKALATION HINTER VERSCHLOSSENEN TÜREN – Habeck richtig sauer auf Scholz und Lindner
Wall Street Journal drängt US-Regierung zu politischer Eskalation
Nach Gewalt-Eskalation gegen Klima-Aktivisten kann es nur noch eine Lösung geben
Steinhoff: Eskalation mit Ankündigung – morgen knallt es

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.03.2023 um 09.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50796

Oder der russische. Der Anführer des amerikanischen Imperialismus würde ihn nur in seinen Ansichten bestärken.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 30.03.2023 um 09.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50795

Noch deutlicher fiel die Kritik des stellvertretenden Parteivorsitzenden der Linken, Ates Gürpinar, aus: „Einen König im Bundestag sprechen zu lassen, halte ich für absurd. Erinnern wir uns: Monarchien sind im Grunde Diktaturen mit mehr historischem Lametta“, sagte Gürpinar der „Augsburger Allgemeinen“. […] Deutschland könne froh sein, die Monarchie vor über hundert Jahren abgeschafft zu haben.

Gut, daß die Deutschen den Briten in Sachen Diktaturabschaffung seit über hundert Jahren um einiges voraus sind. Gürpinar findet es auch mit der Würde des Bundestages unvereinbar, daß die Protokollabteilung des Londoner Hofes die Regeln bestimmt. Das kann man so sehen, aber was glaubt denn der Mann, wie das abläuft, wenn der amerikanische Präsident zu Besuch kommt?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.03.2023 um 08.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50794

Linkenchef Martin Schirdewan hat Kritik an der geplanten Rede des britischen Königs Charles III. im Bundestag geübt. „Es ist nicht angemessen, dass sich das höchste demokratische Gremium vor einem Monarchen verneigt“, sagte Schirdewan der Deutschen Presse-Agentur. „Ich finde es auch seltsam, dass sich der Bundestag in Zeiten von Inflation und rasant steigender Armut von jemandem ins Stammbuch schreiben lässt, der buchstäblich mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wurde.“

Das würde ja bedeuten, daß Monarchie und Demokratie sich ausschließen. Auf das Vereinigte Königreich angewendet klingt es erst recht „hochgradig geschichtsvergessen“ (Linke). Im Bundestag hat übrigens nicht nur der Papst gesprochen, sondern auch der lupenreine Demokrat Putin (2001, unter großem Beifall der Abgeordneten).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.03.2023 um 04.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50754

Die halbjährlich wiederkehrenden Beiträge zur Zeitumstellung, die trotz EU-Beschluß (2018) und Mehrheitsmeinung nicht zurückgenommen werden kann, lese ich schon gar nicht mehr. Ein paar vermischte Notizen am frühen Montagmorgen:

In Deutschland demonstrieren teils „Bürger“ (rechts), teils „Aktivisten“ (links). Die ersten kämpfen für das Recht und die Freiheit, die zweiten für Unrecht und Verbote.

Die Regierung kann mit Hilfe der Justiz jedes Volksbegehren niederschlagen, weil es in das Haushaltsrecht des Parlaments eingreife. Irgendwo entstehen immer Kosten, sei es für einen Radweg oder für ein Verkehrsschild.

Während Trumps Briefe an Kim schwärmerisch und spontan sind wie sein einsames Getwitter, sind die Briefe Kims „Meisterwerke“ (Bob Woodward) eines Teams, das mit dem Kindskopf Trump spielt wie die Katze mit der Maus. Dieses Bild wird noch deutlicher in den Interviews, die Woodward mit Trump führte (und unwidersprochen veröffentlichte, Trump war ja in dieser Hinsicht sehr kooperativ). Es ist peinlich zu lesen und sehr bedenklich. Das also war zeitweise der mächtigste Mann der Welt und will es wieder werden! Das Lachen bleibt einem im Hals stecken.
Trump glaubte Kim, Xi, Putin mit seinem Charme einzuwickeln und merkte nicht, wie diese ihn mit ihrem Charme einwickelten. Jedesmal kehrte er begeistert, geradezu verliebt nach Washington zurück, und die „Erwachsenen im Raum“ wußten vor Peinlichkeit nicht, wo sie hinsehen sollten. Und das Ganze lief unter dem Titel „MAGA“... Aufbewahren für alle Zeit!
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 20.03.2023 um 11.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50735

Humpty-Dumpty hielt wohl gar nichts von empfängerseitiger Semantisierung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.03.2023 um 08.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50733

„Wer vermeintliche Gemeinsamkeiten zwischen dem Krieg in der Ukraine und dem im Irak sucht, wird fündig.“ (t-online.de 20.3.23)
Dann waren sie nicht vermeintlich. Übrigens begrüßt Biden den internationalen Haftbefehl gegen Putin, aber die USA erkennen den Internationalen Strafgerichtshof nicht an. "The question is," said Humpty Dumpty, "which is to be master — that’s all."
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.03.2023 um 18.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50729

Köln – In seiner letzten Sendung in der ARD sprach Kabarettist Dieter Nuhr über Ernährung. In diesem Zusammenhang erwähnte er die Grünen-Politikerin Ricarda Lang und dicke Kinder. Für seine Aussagen erntet der 62-Jährige nun Kritik in den sozialen Medien, berichtet 24RHEIN.
So witzelte der in Wesel geborene Comedian bei „Nuhr im Ersten“ am Mittwoch über korpulente Kinder: „Wenn die so im Lastenfahrrad die ganze Kiste ausfüllen, wie ein Zementsack. Und oben glotzt nur die kugelrunde Melone raus. Mit Helm auf. Denn wenn der Kleine einschläft, schlägt der aufgedunsene Schädel oft hinten an die Lenkstange“.
Dabei wisse er als Komiker gar nicht mehr, worüber er Witze machen dürfe und worüber nicht, so Nuhr. „Ich dachte, Bewerten von Körperumfang geht ja gar nicht. So hat man es mir gesagt. Als Komiker wird einem ja ständig gesagt, worüber man Witze machen darf und worüber nicht und da wurde mir schon häufiger mitgeteilt: keine Witze über Dicke. Vor allem nicht über dicke Kinder“, so Nuhr.
Dann spricht er über die Grünen. Die Partei gebe ja immer Tipps zur richtigen Ernährung. „Ich rufe jeden Montag bei den Grünen an und frage, was ich in der Woche essen soll. Machen Sie das auch, ich empfehle Ihnen das. Beim zuständigen Ortsverband. Keine Süßigkeiten, kein Fastfood, weil es fett macht. Ich war überrascht, dass ausgerechnet die Grünen ... ähm. Weil ich dachte Bodypositivity, fat is beautiful“, so Nuhr. Dann leitete er thematisch zur Grünen-Co-Chefin Ricarda Lang über. „Ah, schlechter Übergang“, witzelte Nuhr. Und legte nach: „Dass sich ausgerechnet Ricarda Lang traut, das Volk in Ernährungsfragen erzieherisch lenken zu wollen, das macht mir persönlich Angst. Die Politik wird für uns Komiker immer mehr zur echten Konkurrenz“, so Nuhr.

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.03.2023 um 05.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50727

Die Richter werden sich zweifellos der bewährten Auslegungsmethode erinnern, auf die mutmaßliche (hier aber doch recht deutliche) Intention des Gesetzgebers (hier des Parlamentarischen Rates) zurückzugreifen.

Ich verstehe immer noch nicht, warum sich die Koalition auf einen so heiklen Weg begibt, statt den Zuschnitt der Wahlkreise zu ändern.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 19.03.2023 um 01.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50725

Es ist schon ein wichtiger Unterschied, und der wurde noch von keinem der hier genannten Politiker zugegeben, ob eine bestimmte Partei ihren Wahlkreiskandidaten nicht durchbringt, weil eine andere Partei einen erfolgreicheren Kandidaten hat, oder ob der gesamte Wahlkreis keinen Vertreter in den Bundestag entsenden kann, nur weil sein erfolgreichster Kandidat einer kleinen Partei angehört, die andernorts nicht genügend Stimmen bekommt.

Und daß ein Kandidat u. U. bessere Chancen hat, das Direktmandat zu erringen, wenn er kurz vor der Wahl noch schnell aus seiner Partei austritt, ist ja wohl wie ein Witz.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 18.03.2023 um 20.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50724

Albrecht Glaser von der AfD sagte gestern im Bundestag:

»Mit einem Änderungsantrag von vor drei Tagen will die Ampel die bisher von niemandem je bestrittene Zahl zukünftiger Mandate von 598 - nie bestritten, von niemandem! - auf 630 erhöhen und die Grundmandatsklausel, wie schon immer im Vorschlag der AfD, abschaffen.
Herr Dobrindt, jetzt sage ich Ihnen ein Geheimnis: Diese Vermutung der Wirkung dieser Klausel auf Ihr politisches Schicksal in Bayern, die Sie haben, ist falsch. Sie ist falsch; die Anwendung ist nicht so, wie Sie glauben, dass sie sei. Das kann ich leider nicht ausführen, es sei denn, die Präsidentin gibt mir noch ein paar Minuten Zeit.«

Das hat sie erwartungsgemäß nicht getan. Man kann aber hier nachlesen, was er dazu noch zu sagen gehabt hätte: https://www.bundestag.de/presse/pressemitteilungen/2023/pm-2303171-das-parlament-glaser-938558
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.03.2023 um 20.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50723

Sollte die Grundmandatsklausel fallen, wäre die CSU geradezu gezwungen, sich auf das ganze Bundesgebiet auszudehnen (und die CDU auf Bayern, also doch noch „Kreuth“) – oder sich der CDU als bayerischer Landesverband anzuschließen.

Dazu wird es aber nicht kommen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 18.03.2023 um 19.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50722

Kleine Korrektur: denn ihre 4 bzw. 3 Abgeordneten wären als Direktkandidaten ja dennoch ins Parlament eingezogen = denn ihre 4 bzw. 3 gewählten Direktkandidaten wären auch ohne Grundmandatsklausel ins Parlament eingezogen
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 18.03.2023 um 19.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50721

Zur Frage von Herrn Riemer nach der Obergrenze von 630: Konstantin Kuhle von der FDP hat sich im Bundestag gestern wie folgt geäußert (nachzulesen im vorläufigen Protokoll unter https://www.bundestag.de/dokumente/protokolle/vorlaeufig/20092-938568):

»Das Herzstück der Reform ist das sogenannte Prinzip der Zweitstimmendeckung. Bereits heute wird die Zusammensetzung des Bundestages im Wesentlichen nach dem Zweitstimmenergebnis bestimmt. Daran ändert sich nichts, und deswegen ist es auch richtig, an der bewährten Bezeichnung „Erst- und Zweitstimme“ festzuhalten. Auch künftig bemisst sich die Stärke der Fraktionen im Deutschen Bundestag nämlich nach dem Ergebnis der Zweitstimmen.

Bisher ist es so: Erlangt eine Partei in mehr Wahlkreisen die meisten Erststimmen, als ihr nach dem Zweitstimmenergebnis Mandate zustehen, so kommen diese zusätzlichen Mandate als Überhangmandate zur Regelgröße des Bundestages hinzu. Damit die Größe bzw. die Zusammensetzung des Bundestages wieder dem Zweitstimmenergebnis entspricht, müssen Ausgleichsmandate an die anderen Fraktionen verteilt werden. So wird der Bundestag immer größer und größer.

Das ändern wir künftig - das ist der zentrale Punkt dieser Reform -: Künftig können nur so viele Abgeordnete für eine Partei in den Bundestag einziehen, wie Zweitstimmenmandate zur Verfügung stehen. Die Erststimmenbewerber mit den relativ geringsten Ergebnissen in einem Land erringen das Wahlkreismandat nicht.

(Beatrix von Storch (AfD): Wer hat’s erfunden?)

An der Stelle wird es wirklich wichtig - das ist ein wichtiger Punkt -: Es gibt nämlich keinen naturrechtlichen und auch keinen verfassungsrechtlichen Anspruch auf ein Wahlkreismandat, sondern das Erlangen des Wahlkreismandats hängt davon ab, wie das Wahlrecht ausgestaltet ist.

(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Zurufe von der CDU/CSU und der LINKEN)

Das ist ja gerade die Frage dabei. Künftig tritt neben das Kriterium der meisten Stimmen in einem Wahlkreis eben das Kriterium der Zweitstimmendeckung.

(Stephan Brandner (AfD): Wie viele Direktmandate hat denn die FDP, Herr Kuhle? Sagen Sie mal was dazu!)

Wir haben, liebe Kolleginnen und Kollegen, in den vergangenen Wochen und Monaten vielen Expertinnen und Experten und auch der Opposition gut zugehört.

(Alexander Dobrindt (CDU/CSU): Warum haben Sie dann Mist gebaut, wenn Sie zugehört haben?)

Deswegen ist es heute unser Anliegen, das Nichterlangen eines Wahlkreismandats weniger wahrscheinlich zu machen

(Stephan Brandner (AfD): Na, bei Ihnen ist es unmöglich! Die FDP hat noch nie eins gewonnen!)

und damit auch der Union die Möglichkeit zu geben, heute für diesen Gesetzentwurf zu stimmen.

(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Das erreichen wir nämlich, indem wir eine Anregung aus dem Antrag, den Sie eingebracht haben, in unser Gesetz integrieren,

(Beifall bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN - Christian Dürr (FDP): So ist es! - Thorsten Frei (CDU/CSU): Nämlich?)

und das ist die Verschiebung des Verhältnisses zwischen Wahlkreis- und Listenmandaten. Die neue Regelgröße von 630 Sitzen bei gleichzeitiger Beibehaltung der Wahlkreiszahl von 299 macht es nämlich weniger wahrscheinlich, dass Wahlkreismandate nicht erlangt werden. Eines ist aber klar: Nach der Wahl sind es dann auch 630. Deswegen sorgt dieses Wahlrecht für Verlässlichkeit und für Vorhersehbarkeit, und deswegen ist es gut, dass wir das heute auf den Weg bringen, liebe Kolleginnen und Kollegen.

(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)«

–-

Die Verbindung von Personen- und Verhältniswahl führt, gerade in einem föderalen Staat, fast zwangsläufig zu einem komplizierten Wahlrecht. Die Argumente für oder wider ein bestimmtes Verfahren werden von den Parteien mal freudig aufgegriffen, mal als ungeheuerlich abgelehnt, je nachdem, was dem eigenen Klub in absehbarer Zukunft zu nützen scheint. Solange das so ist, wird eine Verringerung der Zahl der Wahlkreise ohne Druck von außen (BVerfG) allein schon am Einwand des Gerrymanderings, der von irgendeiner Seite immer wieder verläßlich erhoben werden wird, scheitern.

Die Ampelkoalition hält sich zugute, nach x gescheiterten Reformversuchen unter Bundesregierungen verschiedener Couleur nun endlich gehandelt und so die Reformfähigkeit der Politik insgesamt unter Beweis gestellt zu haben. Das war gestern in allen Redebeiträgen von Abgeordneten der Koalitionsfraktionen ein zentraler Punkt. Man kann das kritisieren, weil die Spielregeln einvernehmlich von allen Spielern gemeinsam geändert werden sollten. Andererseits bietet das jetzige Vorgehen die Chance, daß konkrete neue Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts die Parteien zu einem Kompromiß zwingen. Allerdings wäre das gerade der Beweis ihrer Reformunfähigkeit. Der offenbar einkalkulierte Gang der Oppositionsparteien nach Karlsruhe wird vermutlich erneut zeigen, daß die Politik nicht in der Lage ist, wichtige Fragen selbständig im Einklang mit der Verfassung zu regeln.

Die Grundmandatsklausel soll regionalen Besonderheiten Rechnung tragen. Sie hat zum Beispiel dafür gesorgt, daß die PDS bzw. die Linke 1994 und 2021 trotz Reißens der bundesweit berechneten 5-Prozent-Hürde mit der vollen Mandatszahl des Zweitstimmenergebnisses in den Bundestag einziehen konnte. So wurde verhindert, daß eine Partei, die im gesamten Osten Deutschlands immer schon hohe zweistellige Wahlergebnisse erzielt hat, dort tief verwurzelt ist und auf allen Politikebenen, bis in Landesregierungen hinein, Verantwortung trägt, im Bundestag nicht vertreten ist (genauer: als Partei nicht vertreten ist, denn ihre 4 bzw. 3 Abgeordneten wären als Direktkandidaten ja dennoch ins Parlament eingezogen).

Die CSU ist per definitionem eine Regionalpartei, weil es sie nur in Bayern gibt. Sie hat aber gleichzeitig einen bundespolitischen Anspruch und tritt deshalb auch bei Bundestagswahlen an. Auch hier ist die Sache kompliziert. Ob ein paar Dutzend CSU-Direktmandate nach dem neuen Wahlrecht im äußersten Fall verlorengehen könnten, weiß ich nicht, ich lese dazu gegensätzliche Einschätzungen und kann es im Moment nicht beurteilen. Was mir aber auffällt, ist auch hier wieder die Wendigkeit der Argumentation. Wenn es darum geht, bestimmte Vorteile des geltenden Wahlrechts für sich zu nutzen, pocht die CSU auf ihre Eigenständigkeit und tut bei Bundestagswahlen so, als hätte sie mit der CDU nichts zu tun. Als nach der Wahl 2005 Gerhard Schröder seinen Anspruch auf die Kanzlerschaft damit begründete, die SPD sei schließlich die Partei, die die meisten Mandate errungen hat, wurde er dafür von der CSU mit dem Hinweis auf ihre Fraktionsgemeinschaft mit der CDU ausgelacht.

Man darf gespannt sein, wie das Bundesverfassungsgericht die Sache beurteilt. In früheren Entscheidungen hat es den »Grundcharakter der Bundestagswahl als Verhältniswahl« hervorgehoben, was selbstverständlich nicht das gleiche ist wie Zustimmung zur Regelung der Zweitstimmendeckung im Sinne des jetzt verabschiedeten Änderungsgesetzes. Die Grundmandatsklausel hat Karlsruhe für verfassungskonform erklärt, was umgekehrt wiederum nicht bedeutet, daß deren Abschaffung verfassungswidrig wäre.
 
 

Kommentar von Thedor Ickler, verfaßt am 18.03.2023 um 16.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50720

Ergänzend zum vorigen:

Am Tag zuvor hatte Herr Tichy noch geschrieben, das neue Wahlrecht bedeute "das Ende Deutschlands, wie wir es kennen". Das zeigt auch den alarmistischen Ton dieses Magazins, das stets vor Panikmache der anderen warnt, sie aber selbst unablässig betreibt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.03.2023 um 16.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50719

Roland Tichy schreibt:
„Die gemeinsame Mehrheit von FDP, Grünen und SPD will Deutschland ‚transformieren‘. Das mit ihren Stimmen durchgepeitschte neue Wahlrecht schwächt die Opposition, die Demokratie und sichert die Mehrheit für die Ampel. Die FDP versteht sich als integraler Teil der rotgrünen Blockpartei.“ Usw.
Er muß sich von Gesinnungsgenossen daran erinnern lassen, daß es sich um einen AfD-Entwurf handelt:
„Es handelt sich um ein Modell, das die AfD-Fraktion dem Deutschen Bundestag bereits im Oktober 2020 vorgelegt hat. Die AfD-Fraktion hat damals die Reformvorschläge eines sehr bekannten Verfassungsrechtlers der Humboldt-Universität, Hans Meyer, übernommen. Dieses Modell sieht vor, dass die Zahl der Bundestagsabgeordneten auf die gesetzlich angeordneten 598 beschränkt bleibt. Das wird erreicht, indem nicht jeder Abgeordnete, der die meisten Erststimmen in seinem Wahlkreis gewonnen hat, automatisch Bundestagsabgeordneter wird. Stattdessen wird ein auf den ersten Blick direkt gewählter Abgeordneter zunächst nur Wahlkreis-Kandidat für den Bundestag. Sein Wahlkreis-Mandat bekommt dieser Abgeordnete dann aber nur, wenn auch das Zweitstimmenergebnis seiner Partei dies rechtfertigt.“
Und ein anderer:
„Das, was die Ampel jetzt durchzieht, entspricht genau dem, was die AfD schon in der letzten Wahlperiode vorgeschlagen hat. Die Ampel habe ihren Gesetzentwurf von der AfD ‚abgeschrieben‘, sagt zuletzt noch Albrecht Glaser in einem Interview. Glaser war bekanntlich von der AfD für den Posten eines der Bundestags- Vizepräsidenten vorgesehen, erhielt jedoch in allen drei Wahlgängen nicht die dafür nötige Anzahl Stimmen. Die Schadenfreude war ihm jetzt förmlich in’s Gesicht geschrieben.“
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.03.2023 um 14.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50716

Wir sind daran gewöhnt worden, das reine Mehrheitswahlrecht als extrem ungerecht anzusehen. Die vielen schönen Stimmen, die dem Unterlegenen galten, sollen ganz und gar verloren sein! Aber natürlich geht es so auch, und solange der Wechsel nicht behindert wird, hat auch der heutige Verlierer morgen seine Chance. Ich finde aber, mit unserer Mischung der beiden Systeme fährt man auch nicht schlechter.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.03.2023 um 13.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50715

Die 5%-Klausel wirft zwar auch Probleme auf, aber mit der 3-Direktmandate-Regel sowie mit der Regel, daß auch ein oder zwei gewählte Direktkandidaten (parteilos oder von Splitterparteien) auf jeden Fall ins Parlament einziehen, konnten bisher unvermeidbare Ungerechtigkeiten in geringen Grenzen gehalten werden. All das soll nun ohne Not aufgegeben werden.
Und warum 630 als Obergrenze statt der bisher vorgesehenen 598? Es macht zwar überzählige Direktmandate weniger häufig, aber verhindert sie nicht ganz. Immer diese halben Sachen!
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.03.2023 um 11.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50714

Ich bin mir ebenfalls ziemlich sicher, daß das Verfassungsgericht das neue Wahlgesetz kippen wird. Man muß sich das mal vorstellen, nach dem, was bisher zu lesen war, könnte es sein, daß die CSU, wenn sie bundesweit 4,9% erreicht und 40 Direktmandate in Bayern gewinnt, keinen einzigen Platz im Parlament bekommt.
Und ein Parteiloser, der ein Direktmandat haushoch mit Zweidrittelmehrheit gewinnt, hätte von vornherein keine Chance auf einen Parlamentsplatz. Da wird die Direktwahl zur Farce. Ich bin im Moment nicht sicher, welche Ausnahmeregeln noch vorgesehen sind, aber wenn es welche gäbe, dann würden diese auch wieder neue Widersprüche erzeugen.

Man versucht eben, mit Direktwahl und Verhältniswahl zwei an sich unvereinbare Wahlsysteme zu vereinen. Mit halbwegs erträglichen, geringfügigen Widersprüchen geht das nur durch Verringerung der Wahlkreisanzahl. So wird es schließlich auch kommen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.03.2023 um 06.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50712

Ich habe mich noch nicht genauer mit der geplanten Wahlrechtsreform beschäftigt, aber wenn man den Bundestag unbedingt verkleinern will, könnte man doch die Wahlkreise neu zuschneiden, wie es wegen der unterschiedlichen Bevölkerungsentwicklung ohnehin von Zeit zu Zeit geschehen muß, und dabei ihre Zahl um zehn oder zwanzig Prozent verringern. Dabei müßte natürlich jedes "Gerrymandering" vermieden werden, aber das ist nicht so schwer, und die grundgesetzlichen Vorgaben würden nicht berührt.

Gerade in Bayern haben wir uns manchmal über die bettlakengroßen Stimmzettel amüsiert, wo man häufeln und panaschieren konnte, daß es eine Lust war, aber wir haben durchaus anerkannt, daß hier Persönlichkeits- und Verhältniswahlrecht in eine bürgerfreundliche Verbindung gebracht werden sollten.

Nicht selten haben die Bürger dem bequemen Konsens der herrschenden Parteien dazwischengefunkt und die Politik in die eigenen Hände genommen. Ich war selbst auf lokaler und Landesebene daran beteiligt und kann von dieser direkten Demokratie nur Gutes berichten. Das gilt hier im Dorf ebenso wie von unserer Glanznummer, der ersatzlosen Abschaffung des bayerischen Senats.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.03.2023 um 05.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50705

Den Parteien ist der direkt gewählte Abgeordnete naturgemäß ein Dorn im Auge. Die Partei erhebt, ernährt, läßt fallen. So wollen die Parteien nun die letzten Reste der persönlichen Wahl abschaffen und nutzen dazu den Vorwand der Parlamentsverkleinerung. Irgendwo hieß es doch mal: „Die Partei – die Partei – die Partei“?

"Dass das neue Wahlsystem am Ende bedeuten könnte, dass ich einer der Verlierer bin, damit kann ich leben", sagt Larem. Man könne es eben nicht allen recht machen. Man müsse als Wahlreiskandidat eben auch immer um die Zweistimme kämpfen. (hessenschau.de 16.3.23)

Warum sollte ein Kandidat für Zweitstimmen kämpfen? Das zeigt ja nur, wie sehr er schon der Partei verpflichtet ist. Ein unabhängiger Kandidat wird gar nicht mehr in Betracht gezogen. Daß dies schon weitgehend der Fall ist, war nicht im Sinne der Erfinder, aber nun soll es gesetzlich festgezurrt werden. Das Bundesverfassungsgericht kann ein solches Wahlrecht nicht durchgehen lassen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.03.2023 um 18.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50696

Nach Straftaten wird regelmäßig eine Verschärfung der Gesetze gefordert, bei kindlichen Tätern eine Herabsetzung der Altersgrenze für Schuldfähigkeit. Es glaubt wohl nimand, dadurch die Taten selbst verhindern zu können, aber machen kann man es schon.
Manche wollen das Wahlalter auf 16 Jahre herabsetzen. Das kommt schon bedenklich nahe an die 14 Jahre der „Strafmündigkeit“ heran. „Verantwortung“ ist das verbindende Glied. Eben noch schuldunfähig, kurz darauf fähig, die Zusammensetzung der Parlamente mitzubestimmen ... Wollen wir das wirklich?
In vielen US-Bundesstaaten werden auch Kinder zu lebenslanger Haft ohne Bewährung verurteilt. Davon haben sich schon Tausende in den Gefängnissen angesammelt (zehnmal so viele Schwarze wie Weiße). Die Entscheidung für ein reines Tatstrafrecht ist eine „Bestimmungsleistung“ im Sinne Hofstätters, es gibt keine rationalen Argumente dafür oder dagegen. Zeitgeist...
Tiere werden nirgendwo mehr hingerichtet, aber „erschossen“ oder eingeschläfert werden sie immer noch, weil niemand mit einem Hund zusammenleben möchte, der mal ein Kind totgebissen hat (auch wenn er es nie wiedertun sollte, wie man es den „man-eaters“ unter den Tigern nachsagt). Sogar der Bulle, der einen Bauern totgequetscht hat, ist anrüchig.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 14.03.2023 um 14.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50689

Damit könnte man sogar an einem trüben Morgen ein herrlich sonniges Urlaubsfoto mit blauem Himmel machen.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 14.03.2023 um 12.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50688

Die Frage ist auch, wer sich all die Fotos ansehen soll. Eine Lösung des Problems wären Handys, die alle gängigen Motive erkennen, selbständig ablichten, die Bilder betrachten und dann automatisch löschen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 14.03.2023 um 08.12 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50687

Kann Samsung das auch schon, die eigene Freundin ins Bild fügen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.03.2023 um 06.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50685

Ein findiger Nutzer hat nachgewiesen, daß die detailreichen Fotos, die ein Samsung Galaxy vom Mond schießt, in Wirklichkeit von der Software nachbearbeitet und aufgehübscht sind. Dem Bericht nach muß es sich aber sogar um die Ersetzung durch Produkte der Astrofotografie handeln, die man ja kostenlos im Netz abrufen kann. Sehr lustig.

Wozu soll ich den Mond fotografieren, der schon millionenmal und viel besser fotografiert worden ist und sich seither nicht verändert hat? Das ist die peinliche Frage, die sich nach solchen Ereignissen nicht mehr verdrängen läßt. Das gleiche gilt natürlich für den Schiefen Turm von Pisa (samt Freundin, die ihn abzustützen scheint); auch dafür muß man nicht mehr reisen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.03.2023 um 15.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50679

Homer war auch ein Pionier der Automatisierung. Er hat z. B. den Katamaran ohne Steuermann erfunden (Odyssee 8, 557ff.).

Neulich habe ich mal in die "Fahrten des Odysseus" (1954) reingesehen, der mich als Kind stark beeindruckt haben muß (keine Kunst bei den wenigen Filmen, die wir überhaupt gesehen haben). Das ist ja nun ein ziemlicher Schmarrn. Viel weiter als bis zu den Phäaaken (das sind die mit den selbstfahrenden Schiffen – aber nur bei Homer) bin ich nicht gekommen, und die sind grobschlächtig genug dargestellt. Die zarte Nausikaa-Episode ist vollkommen plattgewalzt.
Ob man gute Bücher überhaupt verfilmen kann? Aus sehr mäßigen Krimis (Agatha Christie) kann man etwas machen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.03.2023 um 04.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50674

Man sitzt morgens am Schreibtisch, sichtet die Pressemeldungen, die andere recherchiert haben und gießt ein wenig verschlafen-übellaunige pseudokritische Soße darüber:

Baerbock besucht Büffelbauern im Südirak. Die Außenministerin spielt im Marschland mit Kindern, streichelt Tiere. Aber hilft das den Menschen? (t-online.de)

Zum Spielen und Streicheln hätte sie auch nach Spardorf kommen können, das ist wahr. Danke für den deutschen Spitzenjournalismus!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.03.2023 um 16.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50671

In der Schule haben wir von Reitervölkern gehört, und so heißen sie in Enzyklopädien immer noch. Andererseits haben sie erstaunliche Handwerksarbeiten, Goldschmuck, Schnallen usw., angefertigt. Dazu müssen sie gelegentlich von ihren Pferden heruntergestiegen sein. Warum werden sie ausschließlich nach ihrer Kriegstechnik benannt? Wie werden künftige Historiker und Archäologen uns bezeichnen? Autovölker, Fernsehvölker, Diätvölker?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.03.2023 um 05.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50650

Aus meinem Exemplar von Helmut Berves „Das neue Bild der Antike“ (1942, aus Beständen der Münchner UB) ist Berves Vorwort herausgenommen und der Beitrag von Ludwig Englert („Die Gymnastik und Agonistik der Griechen als politische Leibeserziehung“) sorgfältig herausgeschnitten. Im Beitrag des Archäologen Ernst Langlotz ist etwas geschwärzt, vermutlich der Ausdruck „vom Führer“. Solche Bücher habe ich früher oft gesehen, und sie erinnern mich an die rührenden Versuche der Verwandtschaft, auf Familienfotos die allenfalls sichtbaren Hakenkreuze zu übermalen.

Berves griechische Geschichte wurde übrigens nach dem Krieg leicht retuschiert weiter aufgelegt (ich habe noch die Taschenbuchausgabe), und auch sonst haben fast alle Professoren, soweit sie nicht emigriert oder tot waren, ihre Karriere fortgesetzt. Unsere akademischen Lehrer sind ja nicht vom Himmel gefallen. Mit bewundernswertem Scharfsinn haben sie ihre wohldokumentierte Hitler-Begeisterung als harmlose Mitläuferschaft darzustellen gewußt. Und wenn sie „z. Zt. im Felde“ waren, wie es hinter den Namen einiger Mitarbeiter am Sammelband steht, konnten sie ja ohnehin nichts Böses tun.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.03.2023 um 06.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50636

Um es noch einmal zu sagen: Es gibt keine deutsche Satzklammer, sondern die Verbzweitstellung, und die ist für fast alle Ausländer schwierig, wenn auch aus verschiedenen Gründen. Manche haben in ihrer Sprache Verbletztstellung, andere, wie die Anglophonen, Subjekt-Verb-Abfolge, was oft wie Verbzweitstellung aussieht, aber etwas ganz anderes ist.

Natürlich ist es Unsinn, der deutschen Sprache Eigenschaften wie "Klarheit", "Logizität" usw. zuzuschreiben. Texte können klar sein, und es kann eine traditionelle Neigung zu unklaren Texten geben. Daran kann man arbeiten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.03.2023 um 06.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50634

In der SZ preist der einschlägig bekannte Roland Kaehlbrandt die deutsche Sprache. Zur sogenannten Satzklammer meint er: „Der deutsche Satz verlangt nun einmal ein wenig geistige Disziplin.“ Diese erzieherische Wirkung haben schon viele vor ihm gepriesen:
„Eine schwierig konstruierte deutsche Periode ist nicht nur der Beweis für eine faktisch vollbrachte gedankenzusammenfassende Geistesarbeit, sondern auch die Aufforderung zu einer solchen und ein Training dafür, wie es besser kaum zu denken ist. (Friedrich Kainz: Psychologie der Sprache. Bd. V. Stuttgart 1965:442)
„Der kommunikative Nutzen dieser Struktur liegt auf der Hand: Der Hörer wird gezwungen, in seiner Aufmerksamkeit bis zum Schluss nicht nachzulassen.“ (Hans-Werner Eroms: Syntax der deutschen Sprache. Berlin 2000:13)
„Vom Hörenden aus stellt sich die Aufgabe dar als Erzwingung einer angespannten Aufmerksamkeit, als Anleitung zum Auswerten der kleinsten Eigenart als Hinweis auf die zu erwartende Fortsetzung, in gewissem Sinne sogar als Denkaufgabe in dem Sinne, daß ein zu lösendes Rätsel zunehmend eingeengt wird und oft schon erfaßt ist, bevor der volle Wortlaut des Gehörten die Bestätigung des Erratenen bringt.“ (Leo Weisgerber)

Wolf Schneider sagt dazu: „Im Gewand des Lobes und auf hohen Stelzen schreitet hier ein vernichtendes Urteil über den Schachtelsatz einher. (...) Welch ein Weltbild, welch ein Sprachverständnis! Erzwingung, Rätsel, Bestätigung des Erratenen!“ (Wörter machen Leute. 2. Aufl. München, Zürich 1978:269)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.03.2023 um 05.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50633

Warum kann ich das Wort „groß“ nicht leiden?
„Wenn alle große Philosophie im Ausgang von Hegel auch Geschichtsphilosophie ist, dann ist Adornos Philosophieren dies in besonderer Weise.“ usw.
Paul Maar entschlüsselt große Literatur, Adorno spricht unentwegt von großer Philosophie (also Hegel), Beethoven, Wagner, Schönberg sind große Musik, Karl Barth und Joseph Ratzinger waren große Theologen usw. Ist damit mehr gesagt als „Mir gefällt’s“?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.03.2023 um 04.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50627

Auch Merz tat so, als sei der Kanzler der Opposition Rechenschaft schuldig über jede Reise. Der Sache nach schien er nichts dagegen zu haben, wie ihm denn überhaupt inhaltlich auch nichts anderes einfällt. Man ist dauernd empört, einfach so.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 05.03.2023 um 20.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50626

Scholz fliegt ohne Journalistentroß nach Washington und meint sogar, auf eine »PK« nach dem Gespräch mit Biden verzichten zu dürfen. Die Presse fühlt sich übergangen und ist beleidigt. Daß man das ihrer Berichterstattung über diesen ach so ungeheuerlichen Vorgang ansieht, ist nicht sehr professionell und zeugt von mangelnder Distanz. Fehlt nur noch, daß irgendwer uns vorrechnet, um wieviel besser die Klimabilanz der Flugreise ausgefallen wäre, wenn, wie üblich, Dutzende von Medienvertretern mit an Bord gewesen wären.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.03.2023 um 15.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50625

Biden und Scholz im Gleichklang
USA-Besuch: Der deutsche Kanzler redet unter vier Augen mit dem US-Präsidenten über den Ukraine-Krieg. Gegenüber den Medien herrscht danach Stillschweigen
(Mannheimer Morgen, 4.3.23, S.3)

Ja, logisch, wenn beide über ihr Gespräch gegenüber den Medien schweigen, dann klingt das irgendwie gleich.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.03.2023 um 12.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50624

Wasserstoffenergie ist natürlich doppeldeutig, denn aus Wasserstoff kann man bekanntlich Wasser oder Helium machen. Ich meinte hier erstmal nur die einfache Verbrennung zu Wasser.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.03.2023 um 11.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50623

Meinen Sie, daß man den Kopf über diese Zukunft der Elektrifizierung oder über das Sträuben dagegen schütteln soll?

Ich halte auch Wasserstoffenergie noch für zukunftsträchtig.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.03.2023 um 07.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50622

Münztelefone sind verschwunden, und so wird es allen Münzautomaten gehen, schließlich dem Bargeld selbst. Das ist unvermeidlich. – Die technische Entwicklung geht auch bei der Energie unabänderlich in die Richtung der Elektrifizierung und gegen die Verbrennung. Beides zusammen ergibt eine Zukunft, gegen die sich manche noch sträuben. Mit dem Kopfschütteln darüber sollte man rechtzeitig beginnen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.03.2023 um 07.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50621

In der Fernsehserie "Parenthood" wird der neunjährige Junge Max mit dem Asperger-Syndrom so gespielt (von einem wirklichen Max), daß die Fachleute voller Lob waren. Insbesondere die Abneigung gegen Metaphern und andere uneigentliche Ausdrucksweisen kommt gut heraus. Psychologen hatten "Mutter" und "Sohn" beraten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.03.2023 um 05.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50609

Man gibt sich mehr oder weniger entsetzt, weil die KI nun schon Seminararbeiten und Dissertationen zu jedem beliebigen Thema schreiben kann, und zwar so, daß auch Fachleute sie nicht von „Original“-Arbeiten unterscheiden können. Der Weise erinnert sich an das schon zitierte Faust-Zitat (Original, fahr hin in deiner Pracht!) und lächelt milde.
Und so neu ist das Ganze ja auch gar nicht. Die Briefsteller haben dem aufstrebenden Volk schon längst unzählige Musterbriefe bereitgestellt, die man nur noch einzutüten und abzuschicken brauchte. Die Rhetorik liefert seit der Antike Bausätze für perfekte Reden, so daß uns die Website „hochzeitsrede-bausatz.de“ nicht überraschen sollte. Die Pfarrer predigen schon immer „von der Stange“; der Kirchgänger nimmt es hin, auch wenn er zufällig die Vorlagen kennt. Nicht zu vergessen die Dichter, die ja auch nichts anderes tun, als an unserer Stelle und für unseren Gebrauch Texte zu fabrizieren, die unsere tiefsten Gefühle unübertrefflich zum Ausdruck bringen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.03.2023 um 07.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50596

In einem Podcast des BR über Jugendliteratur in der Nachkriegszeit wird beiläufig so getan, als hätten erst "die Achtundsechziger" die Nazizeit wirklich beendet. Die jüngere Generation lernt es gar nicht mehr anders, und so wird die Legende immer stabiler. Da kann man nichts machen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.02.2023 um 09.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50585

Gerhard Matzig schrieb in einem Beitrag der SZ zum Lob des Handwerks mäßig witzig: "Germanist, also Taxler". Sogleich meldet sich der Münchner Germanist Walter Hettche mit der Feststellung, daß er sich für seinen Beruf ebenso wenig schämen müsse wie der "Taxler und seine Kolleginnen". (Taxi fahren könnte er aber auch nicht, denn er hat nicht einmal einen Führerschein, wie er ungefragt mitteilt – was ja nur den Zweck haben kann, seine Vortrefflichkeit als Literaturwissenschaftler um so heller strahlen zu lassen. Close reading, verehrter Kollege!)

Ich hatte so etwas erwartet; offen war nur, welcher Kollege in die Tasten greifen bzw. von der Leserbriefredaktion ausgewählt werden würde. Der glaubt nun wohl, die Ehre seines Berufs gerettet zu haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.02.2023 um 04.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50584

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48410

Dieselben Chemie-Professoren unternehmen genau ein Jahr später einen neuen Vorstoß, wieder in der Berliner Zeitung.

Es kann nur noch Stunden dauern, bis sie bei Tichy als Kronzeugen für das große Impfverbrechen angeführt werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.02.2023 um 04.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50545

Auch in Bayern überwintern 300 Störche. Kälte macht ihnen nichts aus, sie brauchen aber offene Gewässer.

Zu den Frühlingssignalen gehören übrigens auch das semiotisch interessante Trommeln der Spechte sowie deren durchdringender Ruf, den sie auch erst ab Ende Februar hören lassen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.02.2023 um 23.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50543

In Mannheim am Neckar überwintern sogar Störche. Ich weiß aber nicht, seit wann schon.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.02.2023 um 08.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50542

Noch zur "inneren Uhr":

Ich notiere jedes Jahr die erste Amsel, die erste Lerche. Dieses Jahr war die Amsel einen Tag früher, die Lerche zwei Tage später als voriges Jahr. Die kleine Abweichung ist nicht signifikant, kann auf Zufällen meiner Beobachtung beruhen. Die Übereinstimmung ist auf jeden Fall bemerkenswert. Tendenziell geschieht aber alles immer früher, der Winter wird kürzer.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.02.2023 um 11.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50531

Ich wundere mich, wie die Leute früher wegen eines kleinen, neuen Pünktchens oder unauffälligen kurzen Striches angeblich in Panik verfallen sein sollen. Die meisten haben es sicher, wie heute, gar nicht bemerkt.
Wahrscheinlich sind nicht nur die heutigen Ankündigungen, sondern sogar diese alten Geschichten stark übertrieben. Wenn wir auch heute nichts zum Gruseln haben, dann sollen wenigstens unsere Vorfahren auf ihre Kosten gekommen sein.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.02.2023 um 10.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50530

Die meisten groß von der Presse angekündigten Himmels-"Spektakel" in meinem Leben, wie schon mehrere Kometen und Sternschnuppenschauer, verliefen enttäuschend unauffällig. Einzig die totale Sonnenfinsternis 1999, für die wir damals extra Urlaub am Plattensee gemacht haben, um das Risiko durch schlechtes Wetter zu minimieren, war mal ein großartiges Erlebnis. "Napfoghyatkozás" (ung. Sonnenfinsternis), ein relativ schwieriges Wort, vergesse ich seitdem seltsamerweise nicht.

Über Kometen habe ich das erste Mal etwas zu Anfang meiner Schulzeit aus der Kinderzeitschrift "Digedags" (ein DDR-Comic) erfahren. Seitdem wollte ich immer gern mal einen ähnlich schön-gruseligen, großen Kometen sehen, der wie in der Geschichte über den halben Himmel reicht, oder wenigstens über ein achtel, aber sowas gibt es wohl gar nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.02.2023 um 06.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50529

Auch zum grünen Kometen hat John Hawks einige interessante Gedanken aufgezeichnet:
https://johnhawks.net/weblog/when-did-our-ancestors-start-looking-up-to-the-stars/
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.02.2023 um 00.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50526

zu #50494: Wohl keine Außerirdischen?

Am besten schauen Sie am 1. Februar 2023 nach Norden in die Nähe des Polarsterns. Wer sich unsicher ist, greift zu entsprechenden Handy-Apps wie Stellarium (für Android oder iOS), Sky Map oder Night Sky. Zuletzt haben den grünen Kometen vermutlich die Neandertaler zu Gesicht bekommen – dann wohl ohne digitale Hilfe.
(computerbild.de)

Das ist ja nicht ernst gemeint, sondern nur rhetorisch-scherzhaft.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.02.2023 um 08.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50524

„Heinsohn publizierte in der NZZ regelmässig zu verschiedenen Fragen.“ Das ist beinahe alles, was die NZZ zum Tode Gunnar Heinsohns zu sagen hat; außerdem wird nur noch seine These vom „Youth bulge“ erwähnt, die historisch auf schwachen Füßen steht. Wie gesagt, der Wikipedia-Eintrag ist lesenswert. Danach liest man auch die fortgesetzte Huldigung der „liberal-konservativen“ Freunde anders. Deren Sympathie hat sich Heinsohn nicht als Däniken der Altertumswissenschaft erworben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.02.2023 um 17.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50517

Der gerade verstorbene Gunnar Heinsohn war, wie mir der Wikipedia-Eintrag in Erinnerung ruft, sehr vielseitig. Mir schwirrt der Kopf, besonders von der Chronologie-Kritik im Sinne Illigs. Die Sumerer gab es gar nicht, und die Pharaonen werden 2.000 Jahre später angesetzt, so daß Herodot den Erbauern der seinerzeit schon arg verwitterten Pyramiden und der Sphinx fast noch hätte begegnen können.
Aber auch über Geld, alleinerziehende Mütter, Schule, Hexenverfolgung und alles andere hat er Bahnbrechendes geschrieben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.02.2023 um 05.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50512

Als [die angeklagte Klimaaktivistin] Hinrichs sagt, mit ihren Aktionen alles Leben auf der Erde schützen zu wollen, wird Richter Weyreuther schnippisch. "Kakerlaken auch? Und die Dinos sind schließlich auch ausgestorben. Der Mensch wird sowieso aussterben, davon bin ich fest überzeugt. Das lässt sich nicht verhindern, dafür ist er zu dumm." (t-online.de 16.2.23)

Was zu beweisen war. Dumm ist es in der Tat, die Lebewesen nicht nach Linné oder Darwin einzuteilen, sondern in „Schädlinge“ und den Rest. Der Richter hätte auch Albert Schweitzer („Ehrfurcht vor dem Leben“) aufs Kreuz gelegt. Als wenn wir nicht wüßten, was in Wirklichkeit gemeint ist und was zum Beispiel das Insektensterben und die Vernichtung der Klein- und Kleinstlebewesen (Millionen in jeder Handvoll Erde!) für uns bedeuten. Wenn wir allerdings sowieso aussterben, ist alles egal und wir brauchen auch keine schnippischen Richter mehr.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.02.2023 um 21.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50511

Das Erste, heute 19.58 Uhr, Programmvorschau auf die Sendung "Kontraste" 21.45 Uhr:

"Die Angst vor einem deutschen Kriegseintritt – geschürt von der AfD."

Die AfD "schürt" also Angst vor Krieg. Is ja echt krass! Das verschlägt einem doch glatt die Sprache. Was sind das nur für Waschlappen bei der AfD?

Das hätten sie aber im deutschen Zwangsgebühren-Fernsehen auch noch ein bißchen prägnanter formulieren können:

Die AfD schürt den Frieden. Pfui!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.02.2023 um 20.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50510

Es gibt viele "Neurosen", von denen man nie etwas erfährt, zum Beispiel Menschen, die es vermeiden, auf die Nähte zwischen Steinplatten zu treten usw. Öffentliche Personen können so etwas schlecht verbergen.

„Ein Büro im ersten Stock war mit einem gewissen Maß an Ausgrenzung, aber auch Schutz verbunden: Trump steigt niemals Treppen (und tat es bis zum Ende seiner Amtszeit nie).“ Diese Ansicht hatten andere Journalisten bereits 2017 geteilt, als es in der „Washington Post“ hieß, dass Trump wohl nie den oberen Teil seines Amtssitzes betreten werde.

Aus einer anderen Quelle ist zu erfahren, daß Trump, was viele wußten, einfach nicht abwärts gehen konnte, daher das sonderbare Verhalten auf jener Rampe, von der er nachher behauptete, sie sei glitschig gewesen (was natürlich nicht stimmte). Trump wäre der letzte, der irgendeine Schwäche zugeben könnte.

Nicht weiter wichtig, aber doch ganz interessant.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.02.2023 um 18.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50497

Zum Stichwort „kulturell vermittelte toxische Männlichkeit“:

„Blutiger Zweikampf – Studenten bei Mensur in Erlangen verletzt“

(Ich ahne, um welche Verbindung es sich handelt...)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.02.2023 um 09.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50494

Die abgeschossenen Flugobjekte über den USA und Kanada geben Washington noch immer Rätsel auf. Immerhin eins scheint klar zu sein: Mit Außerirdischen haben sie wohl nichts zu tun. (ZDF 13.2.23)

„wohl“? Gehts noch?
 
 

Kommentar von Sigmar Salzbburg, verfaßt am 12.02.2023 um 15.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50483

Zu Vermeer: Das Instrument auf dem Stuhl hat einen flachen Corpus und keinen verlängerten Hals. Es könnte eine Bandora sein, wie sie in England um 1600 als Akkordinstrument für das Ensemblespiel gebaut wurden. Mit ihren Metallsaiten ersetzte sie sozusagen die linke Hand des Cembalos, während die rechte durch eine Cister dargestellt wurde.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.02.2023 um 08.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50481

Jeden Morgen lese ich von neuen Luftballons, die entdeckt und schnöderweise von der Luftwaffe abgeschossen worden sind. Da hat wohl jemand sich an Nenas Song erinnert und versucht nun, die internationalen Spannungen mit 99 dieser Flugobjekte abzubauen. Eine andere Erklärung fällt schwer: Wie kann man Spionageballons in Sichtweite über ein anderes Land fliegen lassen und darauf rechnen, daß sie nicht entdeckt werden?
Ausgerechnet der hochmoderne US-Militärapparat hat die Gefahr durch einfache Ballon- und Drohnentechnologien wohl unterschätzt. Schuld war wohl auch ein ausgeprägter Ufo-Glaube.
(t-online.de 11.2.23)
Das kommt mir sehr unwahrscheinlich vor. Ich vermute eher, daß die Großmächte über ihre gegenseitige Bespitzelung ziemlich gut Bescheid wissen. Bekanntlich läßt man ja auch enttarnte Spione weitermachen, damit sie glauben, unentdeckt zu sein; das bringt manchmal mehr als ihre Festnahme.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.02.2023 um 08.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50480

Noch einmal zu Vermeer. In der FAS ist das Bild besser beschrieben, samt Laute. Abgebildet ist die "Straße in Delft", und dazu schreibt Wikipedia:

Wikipedia zu Vermeers „Straße in Delft“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Straße_in_Delft): „Im Vordergrund ist eine Straße zu sehen, deren Kopfsteinpflaster mit wellenförmigen Pinselstrichen angedeutet ist.“ Wirklich? Ich erkenne eher das landesübliche Klinkerpflaster, das man heute noch in den Küstenländern, auch Ostfriesland, oft sieht. „Vor dem Haus knien zwei Personen, deren Gesichter nicht zu sehen sind. Es könnten Kinder sein; was sie tun, ist nicht zu erkennen.“ Meiner Ansicht nach sind es ganz gewiß Kinder, der Größe nach und auch wegen der Haltung. Vielleicht spielen sie mit Murmeln – jedenfalls eine unbeträchtliche Tätigkeit, während von den Erwachsenen bei Vermeer immer klar ist, was sie grade tun. Die Bank wird nicht erwähnt.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 12.02.2023 um 00.14 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50478

ZDF logo: "Hogwarts Legacy – kann man das noch ruhigen Gewissens spielen?"
https://m.youtube.com/watch?v=nTHzAsOsMTM
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.02.2023 um 07.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50464

In der SZ berichtet die Kunsthistorikerin Kia Vahland über die große Vermeer-Ausstellung in Amsterdam. Der Text ist ziemlich phantasievoll, aber ich will nur eine Kleinigkeit erwähnen. Die Fachfrau knüpft einige Betrachtungen daran, daß auf dem bekannten Bild "Das Glas Wein" (es gibt noch andere Titel) der Stuhl im Vordergrund frei bleibt. Eine Reproduktion ist beigefügt, und so kann der Leser auf den ersten Blick sehen, daß der Stuhl keineswegs frei ist: eine große Laute (Chitarrone) liegt darauf. Was wird nun aus dem ganzen Geschwätz?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.02.2023 um 07.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50449

Zum Präventionsparadox: Die Postcoronadiskussion teilt die Menschen in zwei Lager: Für die einen ist Vorsicht die Mutter der Porzellankiste, die anderen haben keine Nachsicht mit der Vorsicht.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 03.02.2023 um 22.04 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50430

Das ZDF macht Stimmung gegen Joanne Rowling (Instagram-Bildergalerie).

https://instagram.com/p/CoNls4XNArv
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.02.2023 um 06.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50428

Gregory Peck, Richard Widmark, Ann Baxter („Yellow Sky“) und die anderen ballern herum, treffen aber fast nie. Dabei war Munition eher noch knapper als heute.
Aber Getroffene gab es auch, in anderen Filmen vor allem unter den Indianers. Üblich ist: Jemand schießt im Galopp, Schnitt, ein Stuntman fällt vom Pferd, rollt aber noch ordentlich ab, bevor er merkt, daß er tot ist. Die Indianer treffen mit ihren Pfeilen vor allem in den Rücken; der tote Weiße kann dann bequem auf der Brust liegen, während der Pfeil malerisch aufragt. Wenn der Film im Süden der USA spielt, stehen in der kargen Landschaft einige Säulenkaktusse (Carnegiea gigantea) herum, die man aus anderen Filmen schon persönlich kennt.

Als Kinder fanden wir das alles sehr spannend, identifizierten uns mit den Pecks und haßten die Widmarks.

Es ist fast unmöglich, sich vollständig von den phantasierten Vergangenheiten zu befreien: vom Wilden Westen der Cowboyfilme, von der jüdischen Geschichte des Alten Testaments. Garry Wills („Necessary Evil“) zeigt am Beispiel der USA, wie wirksam Geschichtsmythen sind.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.01.2023 um 06.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50379

Der liberal-konservative Tichy trauert dem ebenfalls liberal-konservativen FOCUS nach:
Das zweite Nachrichtenmagazin Deutschlands als liberal-konservative Alternative zum linken „Spiegel“ war eine Erfolgsgeschichte, die Focus-Gründer Helmut Markwort und Verleger Hubert Burda schrieben. Heute verliert der „Focus“ – brav im grünen Meinungsstrom mitschwimmend – immer mehr Leser. (18.1.23)
Leser verlieren allerdings auch die Springer-Zeitungen, obwohl sie unerschütterlich liberal-konservativ geblieben sind.

Zugleich erfahre ich, daß wir uns eigentlich keine Sorgen zu machen brauchten, denn eine gewisse Miryam Muhm hat die Wahrheit über alles herausgefunden oder wird sie in Kürze herausfinden. Corona? Bloß nicht impfen lassen und Bill Gates noch reicher machen! Heparin und Vitamin D und fertig!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.01.2023 um 16.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50373

Unsere Sophie ist die Nr. 1 Wissenschaftlerin der Welt!
Sophie Mayer, der wir die Erfindung des Gegenmittels dem Übergewicht verdanken, stammt aus Lauterach – einer kleinen Stadt in Österreich. Sie wurde am 14. März geboren, am selben Tag wie der weltberühmte Wissenschaftler und Nobelpreisträger Albert Einstein! Bereits am Tag ihrer Geburt vermuteten ihre Eltern, dass dieses Mädchen die wissenschaftliche Welt erobern würde. Und sie haben sich kein bisschen geirrt.
Sophie beherrschte im Alter von 4 Jahren die Grundlagen der Mathematik. Im Alter von 12 Jahren schrieb sie ihr Abitur. Sie beendete ihr erstes Studium mit nur 15 Jahren. Sie ist bescheiden, aber ihr Verstand ist messerscharf. Die Ergebnisse ihrer wissenschaftlichen Arbeit wurden in der neuesten Sonde verwendet, die zum Mars fliegen wird. Ja, solche Dinge werden von talentierten Leuten gemacht. Und es ist hier in Österreich.


Usw. (aus einer Werbung, die mir dauernd dazwischenkommt)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.01.2023 um 07.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50368

Den schönsten Nachruf auf unseren verstorbenen Mitstreiter Hans Krieger findet man als Leserbrief von Florian Sendtner in der heutigen Süddeutschen Zeitung. Er hebt hervor, daß Krieger sich 36 Jahre lang im Feuilleton der Bayerischen Staatszeitung eine Freiheit nahm, die man in diesem Bayernkurier-ähnlichen Organ nicht erwartet hätte. Nicht erwähnt ist sein Kampf gegen die Rechtschreibreform, die gleichzeitig von der Staatsregierung gegen den Willen der Bevölkerung durchgesetzt wurde.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.01.2023 um 05.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50344

Zu unserer Familiensprache gehörte auch: Das brauch ich mir nicht zu gefallen zu gelassen.

Wie so oft, stelle ich nachträglich fest, daß das gar nicht so idiosynkratisch war, wie es mir damals schien. In ähnlicher Form ist es sogar belegt bei Heinrich Mann: Im Schlaraffenland.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.01.2023 um 04.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50343

Kleine Fundsache, die mich überrascht:
Trump soll schon 2016 für den Fall, daß er die Präsidentschaftswahl verliert (womit er fest rechnete), den Fahrplan festgelegt haben: „Dann werden wir sagen, die Wahl sei gestohlen.“ Das berichtete Michael Wolff 2018 (es steht sogar auf dem Schutzumschlag seines Buchs), kann es also nicht ex eventu in die Quellen hineinmanipuliert haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.01.2023 um 04.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50341

Die Schriftstellerin Ronya Othmann hat eine Kolumne in der FAS, sie transkribiert das Volk ihres Vaters: Êzîden. Leider erfahren wir nicht, wie man die Vokalbuchstaben mit dem Dach ausspricht. Die belehrende Verfremdung nützt uns also nicht viel. Der Bundestag ist bei Jesiden geblieben.

Die Anerkennung als Völkermord wird allmählich zur Routine. Wenn man in der Geschichte weit genug zurückgeht, scheint fast jedes Volk mal Opfer, mal Täter gewesen zu sein. Wo aufhören? Soll Beifall von der Tribüne das Kriterium sein? Und wem nützt es? Der Regierung gewiß nicht, weil es deren Handlungsfähigkeit einschränkt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.01.2023 um 06.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50320

In München haben Aktivisten die „obdachlosenfeindlichen“ Armlehnen an Sitzbänken in der U-Bahn usw. entfernt. Tatsächlich hatte deren Anbringung wie auch die bekannten Single-Drahtsitze im öffentlichen Raum den gleichen Zweck wie jene Stachelbewehrung von Simsen und Dachkanten, mit der die Tauben vergrämt werden sollen.
Manche verteidigen das Menschenrecht auf eine Wohnung, andere das Menschenrecht auf keine Wohnung. Daß dem Problem mit Schädlingsbekämpfung nicht beizukommen ist, läßt sich kaum bestreiten.
In manchen Ländern werden Slums mit Bulldozern beseitigt, damit es schöner aussieht. Ich erinnere mich noch, wie in der letzten Phase der Herrschaft Indira Gandhis (auch unter dem Einfluß ihres rabiaten Sohnes Sanjay) die wilden Behausungen rund um die Jama-Masjid plattgemacht wurden. Geholfen hat es nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.01.2023 um 06.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50319

Vielleicht taugt der neue Verteidigungsminister ja auch wieder nichts, aber daß manche gleich über ihn herfielen, als der Name bekannt wurde („Ausgerechnet Pistorius“ usw.), finde ich unfair. Jedem wird sonst eine Bewährungszeit eingeräumt. Die Eignung für solche politischen Funktionen ist kaum vorab zu erkennen.
Kritik verdient natürlich die Praxis, Kabinette nach irgendwelchen parteitaktischen oder Proporzregeln zusammenzustellen und die unfähigen Minister erst im Lauf der Legislaturperiode auszusortieren. Die zweite Besetzung ist dann oft sogar besser (wie bekanntlich der zweite Ehepartner), aber die Kosten des Irrtums sind hoch.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.01.2023 um 12.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50307

Oder wie wäre es mit
Ärzt*e/innen -> Ärzte (mwd)
A/Ä*rzt*-/in -> Arzt (mwd) ?

Irgendwann bräuchten sie das mwd dann einfach nur wieder wegzulassen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 18.01.2023 um 10.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50305

Wobei diese »Lösung« natürlich nur für die Singularform in Frage käme. Beim Plural könnte man eventuell noch eine Differenzierung vornehmen, um das Wortbild noch gerechter zu gestalten: Ärzt*inn/e/n.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 18.01.2023 um 09.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50304

Und wenn erst die A/Ärzt*innen und Kniechirurg:innen hassen und außer sich sind, macht es noch mehr Spaß, solche Werbung zu lesen. Gibt es eigentlich schon ein Sonderzeichen, bei dem die Umlautpunkte in Klammern stehen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.01.2023 um 08.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50303

Werbung: „Wissen Sie, warum Ärzte diese bahnbrechende Kompressionsbandage hassen?“ „Knie-Chirurgen sind außer sich wegen dieser bahnbrechenden Kniebandagen“ Auch andere einfache Heilmittel treiben Ärzte in Wahnsinn und Verzweiflung. Man müßte sie eigentlich durch die Straßen toben sehen. Wenn sie noch ansprechbar wären, könnte man sie wenigstens interviewen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.01.2023 um 10.12 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50273

Lauterbach empfiehlt Pseudomedizin.

https://twitter.com/Karl_Lauterbach/status/1614283312549269506
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.01.2023 um 04.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50261

Was die amerikanischen Schulen betrifft, ist der Hauptkriegsschauplatz wohl ein anderer (Kreationismus).
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 13.01.2023 um 22.28 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50260

Interessanter Artikel darüber, wie die Transideologie zur Zeit in die Schulen gedrückt wird:
https://ronaduwe.substack.com/p/amerikanischer-grokonzern-indoktriniert

Offenbar gibt es eine Verflechtung von Aktivismus und Unternehmen, die an Geschlechtsumwandlungen verdienen. Procter & Gamble stellt z.B. Downloads für Schulen zur Verfügung. Es wird auch dargestellt, daß "Sponsering" an Schulen relativ leicht zugelassen werden kann.

Ich hatte vor vielen Jahren mal mitbekommen, daß Unternehmen des Projekts "Desertec" Atlanten für Schulen herausgegeben hat. Hab’s nochmal gegoogelt:
https://sonnenseite.com/de/politik/der-desertec-atlas/

Damals hatte ich mich auch schon sehr gewundert, daß das so einfach möglich ist. Ein paar Leute der hiesigen Grünen waren selbst in Desertec involviert und haben den Atlas gefördert. Auch sonst waren die Grünen so einigen Großprojekte gewogen (Schrebergärten planieren für das Unternehmen Möbelkraft, unnötige Straßenverbreitungen, völlig überdimensioniertes Gas- und Dampfkraftwerk).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.01.2023 um 06.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50254

Von anderen Menschen Heldentum zu verlangen ist leicht. Russische Wissenschaftler und Künstler, die Putin nicht kritisieren, müssen mit ihm einverstanden sein und werden geächtet; man lädt sie aus, wirft sie raus, bricht Kontakte ab. Beispiele fast täglich in der Zeitung, Kritik an dieser Praxis ist bisher nicht zu vernehmen.
Die gleiche Haltung führt zur Bereinigung der Vergangenheit. Helden gibt es dort nur so lange, wie man sie noch nicht genauer unter die Lupe genommen hat. Am Ende bleibt gar nichts – außer uns, denn wir sind ja die Richter, zu richten die Lebendigen und die Toten!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.01.2023 um 08.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50252

Man gewöhnt sich an allem... Im vergangenen Jahr war ein Drittel aller Fernzüge verspätet. In Japan hätte man für diese Leistung manchem Manager die berühmte seidene Schnur ins Zimmer gereicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.01.2023 um 05.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50238

Es ist immer die gleiche Dialektik. Schon beim Kruzifix-Streit vertrug sich die "Entschärfung" durch Rückstufung zum Wandschmuck schlecht mit der Begründung "christliches Abendland".
Jetzt soll "preußisch" (Stiftung Preußischer Kulturbesitz) einerseits nur ein Name sein, andererseits wird den Änderungswilligen ein Mangel an Geschichtsbewußtsein vorgeworfen. Ebenso das „Bismarck-Zimmer“ im Außenministerium.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.01.2023 um 04.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50236

Das Bayerische Rote Kreuz wirbt mit einem Fünfjährigen, der – selbst Unfallopfer – sein Taschengeld spendete, damit eine Firma Teddybären für andere Unfallopfer liefert.

Auch eine Art Kindesmißbrauch. Wir spielen mit der fünfjährigen Enkelin Kaufladen usw., aber es ist klar, daß sie noch nicht wirklich weiß, was Geld ist. Sie kriegt auch noch kein Taschengeld und weiß nichts von dem Sparplan, den wir für sie angelegt haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.01.2023 um 07.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50221

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49711

Die Skandale um Maskenbeschaffung und Tests werden allmählich aufgearbeitet. Meine Forderung, die Apotheker einzusperren, möchte ich relativieren: Die überhöhten Vergütungen wurden von den Verbänden ausgehandelt, der einzelne Apotheker hat den Gewinn nur mitgenommen. Zur Zeit schätzt man 100.000 Euro pro Apotheke.

Wegen Untreue usw. wird gegen einzelne Behördenleiter ermittelt, bisher nicht gegen Exminister Spahn.

Fest steht schon, daß jeder von uns um mehrere hundert Euro bestohlen worden ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.01.2023 um 07.21 Uhr  
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Tatsächlich schlug Gaetz gestern Trump als Sprecher vor, und der erhielt dann auch eine Stimme – von Gaetz. Für McCarthy stimmen immer weniger, jetzt sind wir bei 200. Heute geht es mit dem 12. Wahlgang weiter.
Sogar republikanische Beobachter fragen sich, was diese rein destruktive Politik eigentlich bezweckt. Manche sagen, der Sturm aufs Kapitol werde nun mit anderen Mitteln im Haus selbst fortgesetzt. Jedenfalls hat sich das Personal sehr gewandelt.
Die freie Welt muß daraus lernen, fragt sich nur: was?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.01.2023 um 09.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50183

Trump verblaßt allmählich, aber die amerikanischen Satiriker haben natürlich mit den Vorgängen im neuen Kongreß genug Stoff. Da auch Trump selbst sich schon als Sprecher ins Spiel gebracht haben soll, holen sie einige Glanznummern seiner rhetorischen Virtuosität aus dem Archiv und spielen sie uns vor; es ist wirklich urkomisch. Bei dieser Gelegenheit haben sie auch festgestellt, daß der Sprecher nicht nur kein Abgeordneter sein muß, sondern nicht einmal ein Mensch. Ein Krokodil aus Florida tut es auch.

Außerdem gibt es noch George Santos, den König der Hochstapler, der auf seinem Sessel im Kongreß sitzt und abwechselnd gähnt und in der Nase bohrt. Die Republikaner wollen ihn nicht aufgeben, bis er von der Polizei in Handschellen abgeführt wird.

Ab und zu gibt der wunderbare Giuliani eine Einlage.
Jedenfalls ist die Episode "Trump und die Folgen" noch lange nicht vorbei.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.12.2022 um 04.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50098

Es wird ja nicht falsch berichtet. Aber was wird erwähnt, was nicht? Erwähnt werden Punkte, die der Autofahrer zu seinen Gunsten in Anspruch nehmen könnte. Als Nichtautofahrer bin ich wohl besonders empfindlich für die stille Kumpanei zwischen Berichterstatter und motorisiertem Unfallbeteiligten. (Als ich, vor vielen Jahren, noch die Regionalzeitung abonniert hatte, fiel es mir besonders stark auf. Ich nehme aber an, daß die Erlanger bzw. Nürnberger Nachrichten keine Ausnahme waren.)
Heute pfeifen es die Spatzen von den Dächern, daß es ein Fehler war, die Städte nach dem Krieg "autogerecht" wiederaufzubauen und dafür alles plattzumachen, was die Bomben stehen gelassen hatten (die "zweite Zerstörung"). Ich weiß noch, wie stolz man z. B. in Kassel darauf war. Der flüssige Autoverkehr war oberstes Ziel, etwas anderes konnte man sich gar nicht vorstellen. Fußgänger gehörten unter die Erde. Ein Verkehrsminister konnte mit der legendären Versicherung werben, niemand soll mehr als 15 km vom nächsten Autobahnanschluß wohnen müssen. "Fußgängerzone" ist ja eigentlich eine einzige Demütigung, wie "Indianerreservat".
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 22.12.2022 um 22.41 Uhr   Mail an
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Wie könnte man es besser machen? "Der Fahrer glaubte, auf Fußgänger nicht achten zu müssen, und steuerte seine Limousine so in die Menge, daß drei der Schüler keine Chance mehr hatten auszuweichen."?

Es ist klar, daß in der Konstellation Auto/Fußgänger oder Auto/Radfahrer dem Autofahrer die größere Verantwortung auferlegt wird. Nehmen wir an, die Schüler hätten tatsächlich schuld, weil sie regelwidrig über die Straße gelaufen sind, dann wäre ihre Schuld durch die Verletzungen abgegolten.

Es besteht insofern eine Asymmetrie zulasten des Autofahrers. Vielleicht möchte man das in der Berichterstattung abmildern?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.12.2022 um 19.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50095

Es geht ganz unauffällig nach diesem Muster (aus dem Kölner Stadtanzeiger):

Ein Auto ist im mittelhessischen Weimar (Landkreis Marburg-Biedenkopf) in der Dunkelheit in eine Schülergruppe gefahren. Dabei erlitt ein 16-Jähriger so schwere Verletzungen, dass er an der Unfallstelle starb, wie die Polizei in Gießen weiter mitteilte. Zwei Jugendliche wurden verletzt und kamen ins Krankenhaus.
Die vier Schüler aus Wetzlar waren am Mittwochabend auf der Kreisstraße 42 unterwegs. Der 54-jährige Autofahrer erkannte die dunkel gekleideten Fußgänger zu spät und erfasste zwei von ihnen mit seinem Wagen.


Zuerst ist nur das Auto der Täter. Zweimal wird erwähnt, daß der Fahrer die jungen Leute nicht rechtzeitig erkennen konnte, deren eigenen Schuld nahegelegt wird. Muß der Autofahrer nicht so fahren, daß er vor Hindernissen rechtzeitig bremsen kann? Wie schnell war er? Wie kommt es übrigens, daß er zwei erfaßte und drei verletzt wurden, einer davon tödlich?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 22.12.2022 um 18.01 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50094

Das mit den Verkehrsunfällen ist mir noch nie aufgefallen. Allerdings lese solche Meldungen auch nur selten. Ich frage mich, wie eine Meldung aus Perspektive des Radfahrers aussehen könnte.

Ich würde prinzipiell davon ausgehen, daß solche Unfälle unabsichtlich (wenn auch fahrlässig) geschehen und die Schuldfrage mit einem gewissen Abstand behandelt werden sollte.

Wir hatten aber gerade in den letzten Jahren eine Diskussion darüber, ob Raser wegen Mordes verurteilt werden können.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.12.2022 um 15.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50086

Nachtrag zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50082

Übrigens hat Skinner in seinen „Notebooks“ (S. 101) schon an die euphemistische Täterverschweigung in Berichten über Verkehrsunfälle erinnert („a car went out of control“).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.12.2022 um 08.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50083

Eine 97jährige ist nach dem Jugendstrafrecht zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt worden, weil sie als 18jährige Sekretärin im KZ Stutthof den Massenmord „hingenommen“ habe. In der Presse stößt das Urteil auf breite Zustimmung, wobei allerdings nicht die Schuld der Angeklagten, sondern die volkspädagogische Wirkung des Urteils im Mittelpunkt steht. Völkermord darf nicht verjähren! Darum wurden auch die grauenhaften Details noch einmal aufgerollt. Darüber verblaßte die Selbstgerechtigkeit der Nachgeborenen.
Die Frau kann sich nun bewähren, indem sie zwei Jahre lang keinen Massenmord mehr protokolliert, statt dagegen einzuschreiten.
Gelegentlich wird erwähnt, daß viele Haupttäter mit milden Strafen oder, wie auch die juristischen Wegbereiter, ganz straflos davongekommen sind. Carl Schmitt steht vor der Heiligsprechung, unter Beistand der FAZ. Einige habe ich noch gekannt. In Marburg hatten wir zum Beispiel Erich Schwinge, hochangesehen als Dekan der juristischen Fakultät, prägend für die deutsche Nachkriegsjustiz. Einer von Tausenden... Da sie alle tot sind, muß man sich fast 80 Jahre später unter HJ und BdM umsehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.12.2022 um 08.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50082

Zu einem Bericht der SZ vom 21.12.22:
Endlich soll ein Gegenstand erforscht werden, den ich seit Jahrzehnten beobachtet habe: die Sprache der Polizeimeldungen und journalistischen Berichte über Verkehrsunfälle. Man hat bemerkt, daß sie oft schon die Entschuldigung des Autofahrers enthalten oder suggerieren. Der Autofahrer wurde von der tiefstehenden Sonne geblendet, konnte nicht rechtzeitig bremsen, der Fußgänger oder Radfahrer verletzte sich schwer oder gar tödlich usw. Man muß wohl selbst ein Autofahrer sein, um nicht zu bemerken, daß stets die Perspektive des Autofahrers eingenommen wird. Das beeinflußt auch die Verkehrsgerichtsbarkeit. Nur sehr langsam ändert sich die Meinung, daß Radfahrer und Fußgänger den Verkehr stören.
Wir haben das hier am Ort vielfach zu spüren bekommen. Wir haben lange kämpfen müssen, bis Tempo 30 ausgeschildert wurde (die meisten fahren natürlich trotzdem doppelt so schnell). Hochbetagte Nachbarn schleppen sich mühsam zu ihrem Auto, hinterm Steuer fühlen sie sich dann fit wie Baudelaires Albatros in den Lüften. Zwar rasen sie nicht, aber die kinetische Energie reicht, um beispielsweise die Verkehrsampel vor der Schule umzulegen. Eine Fahrprüfung für Greise (anderswo normal) wird mit dem Argument abgeschmettert, die meisten Unfälle verursachten junge Fahrer. Außerdem wäre es natürlich ein Verstoß gegen die Menschenwürde, alte Menschen „pauschal“ unter Verdacht zu stellen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.12.2022 um 16.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50064

Trumps Sammelkarten werden zweifellos in den künftigen Geschichtsbüchern abgebildet werden. Sie sind wahrscheinlich auch eine gute Geldanlage, solange er nicht völlig aus dem Rennen ist. Aber ich werde das dunkle Gefühl nicht los, daß sie auch ein Zeichen des nahenden Endes sind.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.12.2022 um 06.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50058

Ab und zu liegt der Zeitung „Einblicke. Das Magazin der Bundesgesellschaft für Endlagerung“ bei. Weder im Titel noch im vollständigen Namen „Deutsche Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern für Abfallstoffe mbH (DBE)“ wird erwähnt, daß es ausschließlich um Atommüll geht. Auch wir haben unsere „Voldemorts“, die am besten nicht genannt werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.12.2022 um 09.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50054

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47965

Übrigens heißt es in diesem Gedicht

Isch Basel nit e schöni, tolli Stadt?

– und man ist ein bißchen überrascht, weil man "toll" in dieser Bedeutung für ein Modewort unserer Zeit gehalten hat. Es ist aber, wie man im Grimm nachlesen kann, noch älter.

Wenn man dieses tolle Gedicht kennt, kann man kaum noch nachts durch die Landschaft wandern, ohne daß es einem so recht schuderig zumute wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.12.2022 um 04.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50053

Zum ewigen Thema "Korruption" ein kleiner Beitrag: Manche glauben ja, Politiker seien samt und sonders korrupt, weil sie sich auf dem Weg nach oben so oft verbiegen mußten oder weil ein anständiger Mensch sowieso kein Poiitiker werde usw. Das ist sicher übertrieben, aber wer sich für eine Partei engagiert, dürfte folgende Erfahrung teilen: Man hält ein Referat, und die einladende Partei bietet an, ein fiktives Honorar als Parteispende zu quittieren, was man sich dann in der nächsten Steuererklärung gutschreiben lassen kann – Parteispenden werden bekanntlich vom entsprechend präparierten Staat großzügig subventioniert. Es fließt also in Wirklichkeit kein Geld – bis zum Schluß, wo der Steuerzahler die Rechnung begleicht.

Ich bin natürlich darauf nie eingegangen, aber ich war doch erstaunt, wie selbstverständlich es zu sein scheint.

Viel ist es nicht, was dabei herausspringt, aber auch die großen Schlawiner haben mal klein angefangen. Alles eine Sache der Gewöhnung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.12.2022 um 08.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50045

Der "Skeptiker" beschäftigt sich kritisch mit der Akupunktur und zeigt auf dem Titelblatt eine chinesische Abbildung des menschlichen Kopfes mit den fabelhaften Meridianen und Akupunkturpunkten. Die Beschriftung mit Dutzenden von chinesischen Zeichen ist spiegelverkehrt.
Das zeigt noch einmal die gespaltene Lage. Einerseits ist uns China sehr nahe gerückt, andererseits glaubt man sich so etwas immer noch leisten zu können, ohne sich lächerlich zu machen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 12.12.2022 um 23.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50036

Ja, letzteres ist nicht nur doppelt gemoppelt, sondern auch noch mit Schreibfehler: koñik = Pferdchen.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 12.12.2022 um 14.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50035

Aus den Zeitungen:

Unfallbericht: "unbeteiligte Zeugenaussagen"

"Konigpferde" polnisch-deutsch: "Pferdchenpferde"
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.12.2022 um 06.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50034

Für Erlangen hatte eine Künstlerin überdimensionale Stecknadeln entworfen, an deren Fuß jahrelang Tafeln schuldträchtige Erinnerungsorte markierten. Irgendwann sollten sie durch Edelstahltafeln mit Inschrift, QR-Code und Sponsorenlogo ersetzt werden, ich weiß aber nicht, ob das geschehen ist. (Abbildung: https://www.nordbayern.de/region/erlangen/erlangens-pinnadeln-verschwinden-im-herbst-1.3670405) Seltsamerweise hießen die Nadeln durchgehend Pinnadeln, was bei der sonstigen Folgsamkeit der Stadtverwaltung im Sinne der Rechtschreibreform nur als Pin-Nadeln verstanden werden kann, also englisch-deutscher Pleonasmus.
Seinerzeit wiesen Leserbriefe darauf hin, daß die Tafeln wohl noch viel weniger als die immerhin originellen Nadeln beachtet und erst recht die Smartphones kaum zwecks weiterer Lektüre gezückt werden dürften. Wer sich wirklich fürs braune Erlangen interessiert, braucht so etwas ja auch nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.12.2022 um 04.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50014

Solche Studien gibt es natürlich in Hülle und Fülle, weil die Wirksamkeit das erste ist, was neben der Verträglichkeit untersucht wird. Inzwischen bietet die milliardenfache Impfung das umfangreichste epidemiologische Material aller Zeiten.
Als Einstieg vielleicht dies: https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/COVID-Impfen/FAQ_Liste_Wirksamkeit.html
(Ich werde mich hier aber nicht auf eine Auseinandersetzung mit Leugnern und Skeptikern einlassen, wie ich sie aus der Szene und aus der Verwandtschaft nur zu gut kenne, also das Gerede von "unerprobt" usw., dazu die Verehrung radikaler Außenseiter.)
Hier in Bayern wird man ab nächster Woche sehen, was "Freiwilligkeit" und "Eigenverantwortung" in der Praxis bedeuten. Wie Fachleute mit Recht sagen, ist im Augenblick auch der Schutz vor Grippe und RSV (hat sich der kleine Enkel gerade eingefangen) dringend nötig und könnte durch die simple Maske sehr gut unterstützt werden. Aber die in Ostasien übliche Verantwortung für andere ist hier fremd, wie schon die alte Leier von der "Eigenverantwortung" zeigt, verstanden als "Selbstschutz".
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.12.2022 um 20.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50013

Vielleicht ist genau das das Problem, daß es keine ernsthaften Zweifel gibt, weshalb sich niemand die Mühe macht, es auch nachzuweisen.
Oder irre ich mich, gibt es verläßliche Studien oder Statistiken über die Covid-Verläufe (gleiche Virusvariante) bei Ersterkrankung von Geimpften und Ungeimpften?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.12.2022 um 16.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50010

Der entscheidende Punkt ist doch, daß die Impfung für mildere Verläufe sorgt. Ich sehe nicht, daß es daran ernsthafte Zweifel gibt. Allmählich wird Long Covid zum Hauptproblem, das sich noch nicht ganz überschauen läßt. (Habe mir vor einer Stunde den dritten, angepaßten Booster geholt.)

Der Rest ist Philosophie.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.12.2022 um 13.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50009

Täglich sterben in Deutschland 2500 Menschen, aktuell wird bei 100 von ihnen Corona nachgewiesen. Also von je 25 Toten hatte einer Corona. Woran dieser eine infizierte Tote gestorben ist, darf man raten, in den meisten Fällen jedoch nicht an Corona.

Meine Frau und ich hatten einmal Corona, wir wurden dann beide gegen Corona geimpft, ich einmal, meine Frau zweimal, und danach haben wir beide noch einmal Corona bekommen (meine Frau wieder etwas eher als ich). Beim 2. Mal haben wir uns schon den genaueren PCR-Test und die ganze Registrierung gespart. Mittlerweile hat die halbe Bevölkerung ähnliche Erfahrungen gemacht. Da muß man doch zugeben, daß die Impfung nicht viel nützt und die Gefährlichkeit der Krankheit im allgemeinen Lebensrisiko verschwindet.

Vielleicht war es nicht von Anfang an so, es gab viel Unsicherheit, es gibt auch wirklich schlimme Fälle. Aber auch andere schlimme Krankheiten kommen vor. Der Mensch ist eben sterblich, er sollte darum vernünftig leben, aber sich das Leben auch nicht wegen einer einzelnen seltenen Gefahr verderben lassen.

Was vernünftig ist, muß jeder für sich selbst wissen. In Anbetracht der gesammelten Erfahrungen sind jegliche staatliche Zwangsmaßnahmen bzgl. Corona m. E. nicht (mehr) angebracht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.12.2022 um 04.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50008

Könnt ihr denn nicht eine Stunde mit mir Maske tragen? In der Kirche sitzen 300 Personen beim Chorkonzert, vielleicht zwanzig tragen Maske. Wenn sie nicht mehr müssen, tun sie es nicht, sondern gucken einen noch komisch an. Wie viele werden sich in dieser Stunde angesteckt haben?
Exitstrategie, Epidemie statt Pandemie, nicht an, sondern mit Covid sterben ... schon die Wörter wirken beruhigend, auch wenn sich an den Tatsachen nichts ändert. Man blickt je nach Interesse auf Infektionszahlen, Belegung der Intensivbetten usw. Manche stellen auch den bösen Karl unter Verdacht, der sich an bedrohliche Szenarien klammere, um seine Stelle zu sichern.
Als ich hörte, daß der Freund eines Freundes nach seiner Genesung von Corona beim Reifenwechsel tot umfiel, dachte ich: Na ja, das kommt vor. Aber nun lese ich, daß in der Tat das Risiko eines Herz- oder Hirnschlags auch nach mildem Verlauf der Krankheit stark erhöht ist, wahrscheinlich wegen der Entzündungsherde im ganzen Körper, die zu Blutgerinnseln führen können. Außerdem sind mir Fälle von „Fatigue“ bekannt, einer unüberwindlichen Schlappheit auch noch ein Jahr nach überstandener Infektion. Das ist alles nicht so erfreulich. Am besten, man infiziert sich gar nicht erst.

Manche schimpfen auf den deutschen „Sonderweg“ oder „Alleingang“ – Totschlagvokabeln, die man mal auf ihren Hintergrund abklopfen sollte. Viele loben den Föderalismus – aber nur wenn alle zu den gleichen Ergebnissen kommen. In allen Bundesländern soll das gleiche gelten, „Wettbewerb als Entdeckungsverfahren“ ist nicht mehr erwünscht. Ist es wirklich eine Katastrophe, wenn hinter der Landesgrenze Maskenpflicht gilt, der Lehrplan der Schulen sich ein wenig unterscheidet, ein Tempolimit herrscht? Wer denkt an die vielen Familien, die mit Kind und Kegel ins Ausland gehen und mit viel krasseren Unterschieden zurechtkommen müssen? Freilich hat man auch versucht, wenigstens in allen Ländern des Europarats genau gleiche Studiengänge und Lehrbücher einzuführen. Dann wäre kein Leistungsvergleich mehr möglich, und das scheint die heimliche Absicht zu sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.12.2022 um 06.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#50005

Im Radio ein "Feature" über unbekannte Bekannte (oder umgekehrt), also Menschen, die man immer wieder trifft, manche jahrelang fast täglich, ohne je ein Wort mit ihnen zu wechseln. In der Stadt oder in der Bahn grüßt man einander nicht einmal, auf dem Dorf oder auf Wald- und Feldwegen schon eher.

(Die Sendung hätte besser sein können, aber darum geht es hier nicht.)

Ein interessantes Thema. Wir haben für einige dieser "Bekannten", die wir bei unserer täglichen Wanderung treffen, sogar mehr oder weniger komische Namen, ebenso für Nachbarn, neben denen wir jahrelang wohnten, bevor wir mal ein Wort mit ihnen wechselten (oder auch nicht).

Die Kontaktaufnahme beschränkt sich, wie gesagt, bestenfalls auf einen knappen Gruß verbal oder nonverbal, aber so, daß keine Fortsetzung in Betracht kommt. Würde man einmal ein Gespräch anfangen, wäre man in alle Zukunft beinahe verpflichtet, über den Gruß hinaus ein paar Worte zu wechseln. Das könnte ganz schön aufhalten und geht eigentlich gar nicht.

Zum Beispiel haben wir fast jeden Morgen einen Mann getroffen, der wie die meisten anderen um diese Zeit seinen Hund ausführte. Nach einer Weile grüßt man in der beschriebenen knappen und abschließenden Weise. Es vergehen weitere Jahre, dann kommt es aus irgendeinem kleinen Anlaß doch noch zu einem Gespräch. Eigentlich ein interessanter Mann, bekannter Chirurg, der viel erlebt hat, nun schon lange im Ruhestand wie ich usw. Seither spricht man öfter miteinander, und das Grüßen hat auch eine andere Form angenommen, ist sozusagen offener geworden. Nicht daß man jedesmal ins Gespräch kommt, aber man könnte es. Die Begegnungen sind gewissermaßen Fortsetzungen voneinander, bloße Gesprächspausen, die nicht gefüllt werden müssen.

Schriftsteller haben darüber geschrieben, aber Forschungen sind mir nicht bekannt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.12.2022 um 06.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49983

Aus einem antiquarisch erworbenen Liederbuch fallen zwei vergilbte Zettel heraus. Jemand hat in alter Schrift, die mich an meine Mutter erinnert, "Rosemarie, Rosemarie" aufgeschrieben, eine andere, weniger geübte Hand hat es abgeschrieben, mit Fehlern, die dann krakelig korrigiert wurden.

Das Lied gehört zu den indiskutablen Werken des einst sehr beliebten Dichters Hermann Löns, nach dem, wie ich bei Wikipedia sehe, immer noch sehr viele Örtlichkeiten, Schulen usw. benannt sind. Komisch, daß das große Aufräumen diese Gelegenheit bisher nicht wahrgenommen hat. Vielleicht liegt es daran, daß Löns gleich zu Beginn des Ersten Weltkrieges gefallen ist.

Zu den wenigen Büchern, die ich als Kind zu Hause vorfand, gehörte "Mümmelmann". Ich sehe den grünen Pappband noch vor mir. Die Tiergeschichten haben mir – wie ich mir jedenfalls einbilde – nicht geschadet, nur anderen...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.11.2022 um 19.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49977

Nun hat man auch experimentell nachgewiesen, daß die Aufmerksamkeit auf mögliche „Mikroaggressionen“ diese erst erzeugt (oder so ähnlich). Schon recht, aber gerade die Versuchsanordnung verfälscht die natürlichen Bedingungen, die dem Sprachtabu zugrunde liegen. Die Methode ist daher kritisch zu sehen, auch wenn das Ergebnis wahrscheinlich stimmt. Es geht um die bekannten Situationen: Verletze ich einen exotisch aussehenden Menschen, wenn ich ihn frage, wo er herkommt? Er könnte ja hierzulande geboren sein...
Mal ehrlich: Wenn man mit jemandem spricht, der dunkle Haut oder, na ja, Epikanthus-Augen hat, denken wir vielleicht nebenbei: Woher mag er kommen? Oder: Wie schön (oder wie komisch), deutsche Worte aus so fremdem Mund zu hören! Usw. Und es dauert seine Zeit, bis wir das nicht mehr denken. Der andere weiß das alles natürlich auch.
Wer im ferneren Ausland gelebt hat, wird sich erinnern, daß er beinahe täglich gefragt wurde, wo er herkommt. Das ist doch ganz natürlich. In China nutzten junge Leute in der Provinz die Gelegenheit, ihr Englisch an mir zu üben, weil sie das selbstverständlich für meine Muttersprache hielten. Hätte ich mich verletzt fühlen sollen, weil ich nicht als Chinese erkannt wurde?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.11.2022 um 18.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49976

ZDF, heute JOURNAL, 29.11.2022,
Interview mit dem Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz R. Habeck

ZDF:
Sie haben einen tiefen Diener vor den Autokraten in Katar gemacht und bekommen dafür jetzt 15 Jahre lang fossiles Gas zu einem geheimgehaltenen Preis. Wie fühlt sich das an für einen grünen Klimaschutzminister?

Habeck:
Katar liefert jetzt Gas, das ist notwendig, weil aus Rußland das Gas nicht mehr kommt.

Warum sagt er nicht die ganze Wahrheit? Jeder weiß doch, daß er in Wirklichkeit das billigere Gas aus Rußland nicht mehr haben will. Warum wird der ausgehandelte Gaspreis geheimgehalten?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.11.2022 um 18.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49975

Keine Diktatur hat eine Stabilitätsgarantie. Irgendwann macht ein Diktator einen Fehler, oder die oberste Führungsschicht irrt sich in der Festlegung des Nachfolgers.
Hitler hat sich überreizt und so sich selbst und seine Diktatur ruiniert.
Gorbatschow war kein Diktator, also schaffte er die Diktatur ab (nachdem die Sowjetunion sich im Grunde ebenfalls selbst wirtschaftlich ruiniert hatte).

Demokratien haben leider auch keine Stabilitätsgarantie. Die Zentralisierung wirtschaftlicher und politisch-militärischer Macht ("Weltmächte") ist eine große Gefahr.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.11.2022 um 15.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49974

"Stabilität" – interessante Frage: Kann eine Diktatur überhaupt stabil sein? Wir sehen, daß die Zügel immer straffer angezogen werden, schon wegen der nagenden Ungewißheit, ob nicht irgendwo ein Prätendent heranwächst. Daher immer wieder "Säuberungen". Auch die Sklavensprache läßt immer irgendwelche Aufsässigkeit durchschimmern, die unterdrückt werden muß. Orthodoxie kennt keine Resilienz, sondern nur eine Richtung: noch strenger.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.11.2022 um 14.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49973

Ich denke, eine Diktatur kann nur stabil sein, solange sie streng bis in die äußerste Spitze, d.h. zu einer einzelnen Person, durchgezogen wird. Läßt man irgendwo seitlich ab einer bestimmten Ebene demokratische Elemente zu, dann bröckelt der ganze Turm.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.11.2022 um 08.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49972

Sehr trüber Morgen.

In kommunistischen Diktaturen herrscht bekanntlich vollständige Übereinstimmung zwischen Volk und Regierung. Proteste können daher nur von ausländischen Agenten inszeniert sein. Dem kann durch eine Säuberung abgeholfen werden.

Bei den Nazis und Faschisten, zu deren Programm der Führerstaat gehört, überrascht der Personenkult weniger als in den kommunistischen Diktaturen, die sich auf scheinbar nüchterne historische Analysen von Klassenkämpfen berufen. Wie verträgt sich diese hyperstrukturalistische Sicht mit der Vergöttlichung des jeweiligen Sekretärs des Zentralkomitees? In welchem Feudalstaat wurde die Majestät strenger geschützt als die des obersten Genossen in den „Volksrepubliken“?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 29.11.2022 um 10.50 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49960

Stefan Rahmstorf hat kommentarlos auf Twitter dieses Video verbreitet, das eine reine Utopie zeigt:

https://youtube.com/watch?v=UixHyJO7zmg

In den Städten sind kaum Leute unterwegs, so etwas wie Arbeit und Berufsverkehr scheint es nicht zu geben. (Lustigerweise werden auch großräumige Autos mit kaum Insassen gezeigt, dafür aber fahren sie dicht in einer Reihe wegen der günstigeren Aerodynamik.)

Wie soll man solche Wissenschaftler noch ernstnehmen?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 29.11.2022 um 10.37 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49959

Der Fanatismus färbt dann sozusagen auf die Wissenschaft ab, und sie wird unglaubwürdig.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 29.11.2022 um 10.34 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49958

Die Aktivisten sind die eine Sache. Darüber könnte ich hinwegsehen. Das eigentliche Problem ist meines Erachtens, daß sich Wissenschaftsjournalisten und sogar Wissenschaftler an diese Aktivisten heranwanzen. Wahrscheinlich weil sie glauben, daß endlich etwas "geschieht" oder daß auf diese Weise die Politik mehr unter Druck gerät. Es wird aber vor allem die Gegner befeuern und die Gesellschaft weiter spalten.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 29.11.2022 um 10.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49957

„Wenn eine Gesellschaft so unmoralisch handelt, wird Demokratie irrelevant.“ (Roger Hallam, Mitgründer von „Extinction Rebellion“)

https://virchblog.wordpress.com/2022/11/22/sekundenkleber/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.11.2022 um 06.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49953

Respice finem. Die greenpeacemäßigen Aktionen einiger Umweltaktivisten scheinen mir "kontraproduktiv" zu sein. Ich war, in aller Bescheidenheit, schon ein Umweltaktivist, als diese jungen Leute noch nicht geboren waren. (Heute beschränke ich mich mehr darauf, meinen ökologischen Fußabdruck klein zu halten.)
Möglichst viele Leute zu ärgern oder gegen sich aufzubringen ist der falsche Weg, das Problem zu lösen. Anderswo kann man das auch beobachten. Die Gleichberechtigung der Frauen ist durch eine beharrliche Frauenbewegung vorangebracht worden, nicht durch ärgerliches Gendern, wie die Nachhut sich einbildet.
Horst H. Munske meint in seiner neuen Sammlung von Sprachglossen, daß die Grünen unsere durchaus vorhandenen Sympathien für ihre Ziele durch das krampfhafte Gendern abschwächen. Das finde ich auch.
Die selbstklebenden Umweltaktivisten lenken von ihren Zielen ab, statt – unnötigerweise – darauf aufmerksam zu machen. Das Problem ist bekannt genug, aber wie sollen derartige Aktionen zur Lösung beitragen? Aktionismus ist bequemer.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 28.11.2022 um 19.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49950

Fortschrittlichkeit sei gegeben durch Schnelligkeit.
Was hat das eine mit dem andern zu tun?
(ZDF, "heute" zu Staatsangehörigkeitsrecht und Einbürgerung)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 28.11.2022 um 01.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49943

Die Rechenspielchen, nach denen Deutschland evtl. doch noch aus eigener Kraft weiterkommen könnte, sind noch unwahrscheinlicher und lassen auch nicht gerade "alle Möglichkeiten offen" erscheinen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 28.11.2022 um 01.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49942

Unsere Journalisten wissen offenbar gar nicht mehr, was Kritik überhaupt ist. Selbst bei völlig unpolitischen Themen wie Fußball verstehen sie sich nur noch im Jubilieren und Einschleimen.

Sagte doch heute der Kommentator des Bayrischen Rundfunks in Anbetracht des 1:1 gegen Spanien, Deutschland sei wieder "drin", und "alle Möglichkeiten" zum Titelgewinn stünden wieder offen.
Wenn Japan nächstesmal gegen Spanien gewinnt, ist Deutschland raus, egal wie es gegen Costa Rica noch spielt. Man mag meinen, das sei relativ unwahrscheinlich, aber "alle Möglichkeiten" sehen anders aus, ganz aus eigener Kraft kann Deutschland nicht mehr die KO-Runde erreichen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.11.2022 um 07.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49939

Zu http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=206#1812

Ich habe wohl als Zugezogener in München anfangs "Tach!" gesagt, was meine künftige Frau ganz furchtbar fand. Während ich mir das bald abgewöhnt habe, kann ich im Augenblick nicht sagen, ob ich "Freitak" oder "Freitach" spreche. Auch bei "Könik/Könich" bin ich mir nicht ganz sicher.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 26.11.2022 um 11.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49929

Direkter Beweis hieße allerdings, Aufzählung aller dieser Unternehmen mit lückenlosem Tagesablauf aller Mitarbeiter und Benennung aller Gesprächsthemen während der gesamten Bauzeit. Das ist im Prinzip nicht machbar. Ich verstehe Infantino hier so, daß er meint, wer anderer Meinung ist, der möge bitte ein Gegenbeispiel anführen. Eine solche Widerlegung wäre relativ einfach, Und solange niemand ein Gegenbeispiel nennt, könne er mit einiger Berechtigung an seiner Behauptung festhalten.

Die Zeitung, die hier Infantinos Aussage anzweifelt, hätte also selbst ein Gegenbeispiel nennen oder schweigen sollen. Von Infantino Beispiele zu fordern, beweist gar nichts und ist jedenfalls unlogisch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.11.2022 um 08.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49928

Das ist eine Frage der Beweislast. Universal negative Aussagen können durch positive Beispiele widerlegt werden. Beweisen ließen sie sich nur durch vollständige Aufzählung.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 25.11.2022 um 21.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49926

Die Freie Presse (21.11.22, S. 20) übt Kritik an der weltweit vielbeachteten Rede von FIFA-Präsident Gianni Infantino am Vorabend der Fußball-WM-Eröffnung:

„Wie viele dieser westlichen Unternehmen, die hier Milliarden von Katar erhalten – wie viele von ihnen haben über die Rechte von Arbeitsmigranten gesprochen? Keiner von ihnen“, sagte Infantino, ohne Beispiele anzuführen.

Welche Beispiele für "keiner" hätte er denn anführen können?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.11.2022 um 04.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49912

Es ist meiner Ansicht nach unmöglich, das Ausmaß des menschengemachten Klimawandels in unumstrittener Weise zu beziffern, und noch unmöglicher, aus den Veränderungen den Schaden (für wen?) zu extrahieren und in Heller und Pfennig auszurechnen. Der Gipfel der Unmöglichkeit ist es aber, einzelnen Staaten eine "Entschädigung" zuzubilligen für Schäden, die andere Staaten ihnen verursacht haben. Das Geld wird in den üblichen Kanälen verschwinden. Die jüngsten Entschließungen laden dazu ein. Das weiß im Grunde jeder, aber zahlen werden sie trotzdem – bis auf die bösen Buben wie China. Das ist gewissermaßen die Umkehrung der "Tragik der Allmende" (mit der es trotzdem weitergeht, weil die gleichen Strukturen verhindern, daß sich etwas ändert).
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 14.11.2022 um 12.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49893

Dabei muß ich wieder an Polarlichter denken. Sie werden in Dokumentarfilmen meist mit Teleobjektiv, überbelichtet und im Zeitraffer gezeigt. Das hat mit der Realität wenig zu tun. Wer zum ersten Mal mit eigenen Augen ein wahrscheinlich schwächeres Polarlicht sieht, ist anfangs vielleicht sogar enttäuscht. Vor allem gehören auch Glück mit dem Wetter und Ausdauer dazu. In unserem ersten Lappland-Winterurlaub haben wir die ganzen 2 Wochen lang kein einziges gehabt, trotz einiger klarer Nächte, in denen ich ständig draußen vor der Tür nachgesehen habe. Später hat es dann öfters geklappt. In einer schwarzen, stillen Nacht mitten im verschneiten Wald große Polarlichter zu beobachten ist ein Erlebnis, das kein Fernseher vermitteln kann.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.11.2022 um 04.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49892

Zum sinnlosen Zeitraffer in Dokumentarfilmen (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41230): Ein komplementärer Fehler ist die funktionslose Zeitlupe. Ein Werbevideo für den Wank bei Garmisch zeigt Bergwanderer beim Gehen und Biertrinken in Zeitlupe (https://zugspitze.de/de/Wank/Sommer). Es sieht behindert aus. Jeder weiß, welche Mätzchen, von denen die Filmemacher früher nur träumen konnten, heute jedermann zur Verfügung stehen. Darauf zu verzichten ist der erste Schritt zum Erwachsenwerden.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 12.11.2022 um 21.23 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49891

Angeblich sollen es ab morgen 8 Milliarden Menschen sein.

https://worldometers.info/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.11.2022 um 18.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49889

Gemeinsam gestritten haben wir auch gegen die Rechtschreibreform, die Schneider ablehnte und die für mich ein „Kniefall vor der fortschreitenden Legasthenisierung“ war. (Nachruf auf Wolf Schneider von Josef Kraus, der den Kniefall gar nicht schnell genug nachvollziehen konnte. Das für einen Lehrer doch recht lockere Gerede paßt zum Stammtisch.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 12.11.2022 um 09.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49888

»der Teufel verbirgt sich hier in der "repräsentativen Mehrheit"«

Ja, so hatte ich das auch gemeint. Die repräsentative Mehrheit hat schon ihre Berechtigung, wird aber sehr leicht mit dem Gegenteil von Demokratie, der Staatsräson verwechselt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.11.2022 um 03.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49884

Über die Motive des klugen Mannes weiß ich nichts, aber der Teufel verbirgt sich hier in der "repräsentativen Mehrheit". Die Rechtschreibreform wurde ja von der Mehrheit der (schreibenden) Bevölkerung immer abgelehnt. Wie die Medien eine Mehrheit erfanden, um sich ihr fügen zu können, ist ausführlich gezeigt worden ("Regelungsgewalt" usw.).

Ab und zu bekomme ich Anfragen von Doktoranden, die die Rechtschreibreform historisch, soziologisch, politisch einordnen sollen. Ich lehne stets höflich ab, aber eigentlich packt mich wieder die Wut über die abgehobenen Professorenkollegen, die sich seinerzeit die Finger nicht schmutzig machen wollten, sondern von ihrem erhabenden Metastandpunkt aus unser munteres Treiben beobachteten. Reform und Reformkritik waren und sind für sie nur "Themen", und Themen kann man immmer brauchen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 11.11.2022 um 18.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49883

Er übte wohl teilweise Kritik in der Sache, meinte aber, sich der repräsentativen Mehrheit unterordnen zu müssen. Leider verwechselte er dabei das demokratische Prinzip mit Staatsräson.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.11.2022 um 12.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49882

Wolf Schneider ist gestorben.

"Schneider war ein Kritiker der Rechtschreibreform. Im Jahr 2005 gehörte er zu den Gründern des Vereins Deutsche Sprache (VDS)." (SZ 11.11.22)

Schneiders Bücher erscheinen in Reformschreibung, und der VDS klammert das Thema Rechtschreibreform aus.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 10.11.2022 um 12.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49878

"Auslöser der Proteste im Iran war der Tod der 22 Jahre alten iranischen Kurdin Mahsa Amini Mitte September. Die Sittenpolizei hatte sie festgenommen, weil sie gegen die islamischen Kleidungsvorschriften verstoßen haben soll.“ (NTV heute)

Die grassierende Umgehung des Konjunktiv I mit „soll“ ist eine seltsame Dummheit. Abgesehen davon, daß dabei das Tempus gern aus dem Ruder läuft, stimmt der Inhalt so gut wie nie. Es geht ja nicht um ein Gerücht, sondern um eine Beschuldigung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.11.2022 um 04.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49867

Goethe hatte den Faust-Stoff als Kind kennengelernt (als Puppenspiel) und als junger Mann den ziemlich wilden "Urfaust" geschrieben. Als er viel später den Stoff, der ihn nie losgelassen hatte und durch seine Lebenserfahrung wohl immer bedeutsamer geworden war, wieder aufgriff, erinnerte er sich der frühen Eindrücke mit der Wehmut, die unsere "Suche nach der verlorenen Zeit" umflort. "Zueignung" heißt es vielleicht wegen der Intimität dieser bekenntnishaften Verse. Für die "Urworte. Orphisch" hat er ebenfalls die Stanzen-Form gewählt, die eine ganz eigentümliche Wirkung hat, jedenfalls auf mich naiven Leser.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.11.2022 um 00.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49865

Deutsch war, ich habe ja hier nie meine Berufung verhehlt, in der Schule nicht mein Lieblingsfach. Aber auf die Stunden, in denen der "Faust" behandelt wurde, habe ich mich immer gefreut, sie waren sehr spannend für mich. Doch ich gestehe, daß ich den Zusammenhang von "Zueignung" und "Vorspiel auf dem Theater" mit dem eigentlichen Stück nie richtig verstanden habe. Wenn ich die Einleitung jetzt allerdings separat wiederlese, dann geht mir zwar dieser Zusammenhang auch noch nicht auf, aber ich lese es doch mit sehr viel mehr inhaltlichem Verständnis. Ich stimme Ihnen zu, es sind ergreifend schöne Verse, und nun erkenne auch ich "schwankende Gestalten", die meinen Lebensweg kreuzten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.11.2022 um 13.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49862

Vielen Dank für diese schöne Erinnerung! "Erfunden" wird ja fast nichts, nur verhört und verquatscht (wie man respektlos sagt), normalisiert (lectio facilior) und weitergesponnen.

Wenn man alt wird, steigen ja ganz alte Sachen wieder auf. Ich kenne Goethes "Zueignung" (zum Faust) zwar schon über 60 Jahre, aber erst heute greift sie mir so richtig ans Herz. Würde mich interessieren, ob es Ihnen auch so geht. Man denkt an Kinderträume und die Projekte der Jugendjahre, aus denen nichts geworden ist, und damit sind in der Tat, wie Meister Goethe sagt, "erste Lieb und Freundschaft" verknüpft. Gerade ist eine liebe Verwandte gestorben, und auch daran hat Goethe gedacht ("um schöne Stunden vom Glück getäuscht"). Das hat weder vorher noch nachher jemand so schön und tief gesagt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.11.2022 um 10.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49861

Das weckt ganz frühe Erinnerungen bei mir. Ich hatte es eigentlich schon fast vergessen, erinnere mich aber daran, daß meine Mutter uns nach der heute bekannten Fassung noch eine Strophe vorgesungen hat, die sehr der Version von Otto Frömmel aus diesem Wikipedia-Artikel ähnelt. Aber anstelle der Zeile "sagt das Hänschen, hopsasa" sang meine Mutter immer "Hänschen aus Amerika". Und statt "Lieb Mama" hieß es bei ihr immer "Blitz Mama", sollte wohl so etwas wie "plötzlich" bedeuten. Das ärgerte damals meinen Vater, er sagte, "Blitz Mama, so ein Unsinn", und er meinte, diese Strophe hätte sie sich wohl selbst ausgedacht. Ich war damals noch im Vorschulalter, aber meine Mutter hat es auch für meine etwas jüngeren Schwestern gesungen, darum habe ich mir das wohl merken können. Jetzt sehe ich zum ersten Mal, daß diese zweite Strophe doch zumindest nicht ganz von meiner Mutter erfunden war.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.11.2022 um 06.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49859

Jeder glaubt „Hänschen klein“ zu kennen. Aber sehen Sie mal: https://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%A4nschen_klein
Erstaunlich! Ich bin nur darauf gekommen, weil mir auffiel, daß es die typischen Attribute des Mannes, „Stock und Hut“, kaum noch gibt. Zur Zeit verschwindet der Schlips. Der Stock kehrt als Sportgerät wieder.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.11.2022 um 14.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49857

"könnte" ist sowieso immer richtig.
"könnte" heißt, er tut es oder tut es nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.11.2022 um 07.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49856

"Kaffee könnte vor COVID-19 schützen"

Das haben "Forschende der Jacobs University Bremen" herausgefunden. Wunderbar! Es muß aber kein Jacobs Kaffee sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.10.2022 um 03.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49847

Noch einmal zum antiken Sport: Beim Weitsprung wurden anscheinend keine Weiten gemssen, sondern einfach beobachtet, wer am weitesten sprang. Und die "Halteren" benutzte jeder.

Erst recht beim Wettlauf: Mangels genauer Uhren konnte man keine Zeiten messen, sondern nur sehen, wer zuerst am Ziel war. (Alle mußten gleichzeitig laufen.) Pindar besingt keine Tabellenplätze, und es gab keine "Weltrekorde".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.10.2022 um 05.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49846

Es gibt keine vollständigen Wörterbücher und kann keine geben. Dies zugestanden, wundere ich mich über Lücken in Wörterbüchern mit einer so großen Tradition wie Langenscheidt. Auch in größeren Englisch-Wörterbüchern (Schulwörterbuch, Handwörterbuch) fehlen Einträge wie wilderness, feisty. (Es sind nicht die neuesten Ausgaben, aber trotzdem...) Ich kann mir das nicht recht erklären.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.10.2022 um 04.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49842

Im Wald begegne ich nicht nur den schon erwähnten Nordic Walkern mit ihren Stöcken, sondern auch Frauen mit Hanteln in den Händen. Das ist zweifellos gut für die Armmuskeln, aber mir fallen natürlich auch die griechischen Sportler ein, wie sie auf Vasen dargestellt sind, und die vielen Hanteln (Halteren), die man gefunden hat.

(im alten Griechenland) beim Weitsprung zur Steigerung des Schwunges benutztes hantelartiges Stein- oder Metallgewicht (Duden)

Wirklich? Während das Hanteltraining lange bekannt war und zum Beispiel von Galen zur Athletenausbildung empfohlen und genutzt wurde, ist die vermutete Wirkung beim Weitsprung (der wohl eine Art Dreisprung war), "kontraintuitiv", wie ein Forscher mit Recht schreibt. Andererseits will er nachgewiesen haben, daß man mit solchen Gewichten (etwa 3 kg ini jeder Hand) tatsächlich ein paar Zentimeter weiter springt, wenn man es richtig macht.

Ich glaube es nicht recht. Ich habe selbst ein Paar 3-kg-Hanteln, das meine Familie mir vor Jahren zur Stärkung meiner dünnen Gelehrtenarme geschenkt hat, aber die Vorstellung, damit den Weitsprung (!) zu üben, widersteht mir.

Vgl. https://en.wikipedia.org/wiki/Halteres_(ancient_Greece) mit Links.

Ich glaube eher, daß diese Gewichte einen unbekannten Ursprung hatten und keineswegs auf vergleichenden Untersuchungen der Sprungleistung mit und ohne beruhten. Es dürfte sich um einen Brauch gehandelt haben, dessen Ursprung man vergessen hatte, den man aber um so unverbrüchlicher beibehielt, weil jeder dachte, ohne Sprunggewichte kann man den Weitsprung nicht ausführen. Es gehörte sich einfach nicht. Das Experimentum crucis zu machen lag fern. Auch Gebete sind nachweislich wirkungslos, aber das ficht die Betenden nicht an.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.10.2022 um 06.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49827

Was ist wohl in den Tassen, die vor den chinesischen Parteibonzen stehen? (Bonze ist allerdings japanisch.)

Wahrscheinlich Jasmintee.

„Welcher kranke Geist ist wohl auf den Gedanken gekommen, Tee zu parfümieren?“ (Johannes Gross 30.12.83)

Die Ursprünge des Jasmintees liegen in der chinesischen Song-Dynastie (960–1279). Die Vermengung mit Blüten wurde zunächst eingesetzt, um weniger hochwertige Teesorten aufzuwerten. Heute gilt Jasmintee als besonders feine Teemischung. (Wikipedia)

Es gab noch andere Aromazusätze, von jenen „kranken Geistern“ erfunden, bevor die Europäer überhaupt etwas von Tee wußten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.10.2022 um 07.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49821

Wird Hu sich in chinesischer Tradition nach diesem beispiellosen Gesichtsverlust (bekanntlich ein chinesischer Begriff) das Leben nehmen, oder wird er in kommunistischer Tradition daran gehindert und erst nach einem Schauprozeß wegen ungeheuerlicher Verbrechen hingerichtet werden? Auf jeden Fall hat die Inszenierung den Zweck, jede Kritik am Alleinherrscher als völlig aussichtslos erscheinen zu lassen.
Ein wenig überraschend ist angesichts der technisch perfektionierten Überwachung dieser Rückgriff auf archische Methoden der Einschüchterung. Die Führung scheint aber physische Gewalt immer noch für überzeugender zu halten als die weniger anschauliche und nie ganz sichere Gleichschaltung der Köpfe.
Die Säuberung (das ist nun russisch: tschistka) dürfte heute weniger mit dem Vorwurf "Konterrevolution" begründet werden als mit dem der "Korruption", die auch viel leichter nachzuweisen ist, denn die Politiker wissen voneinander nur zu gut, daß sie allesamt Dreck am Stecken haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.10.2022 um 16.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49814

Die Szene, wie Hu Jintao vor laufenden Kameras vom Podium des chinesischen Parteitags geführt wird, ist erstaunlich. Besonders bemerkenswert die Gesichter der anderen während der beschämenden Prozedur.

Wie bringt man Millionen Menschen und tausende „Abgeordnete“ zum Kuschen? Die Ideologie fällt weitgehend weg, man sieht keine fanatisierten Horden Jugendlicher, die das kleine rote Buch, jetzt in Form der Xi-Gedanken, schwenken und Angst und Schrecken verbreiten. Dafür ist die Technik der Überwachung sehr viel weiter entwickelt. Die Köpfe zu gewinnen wäre vergeblich, die Herrschenden begnügen sich mit der Konformität des Verhaltens. Das ist der Unterschied zwischen Maos China und dem heutigen unter Xi. Dieser hat auch keine legendäre Leistung vorzuweisen wie Mao. Geblieben ist das traditionsreiche und von der kommunistischen Partei geförderte Denunziantentum, die Bestechung der Folgsamen mit kleinen und großen Vergünstigungen und Erleichterungen (auch in Form von „Sozialpunkten“). Wo sehr viele etwas zu verlieren haben, fällt das Herrschen leichter; an die Stelle von Überzeugung tritt der Opportunismus, der als Sorge für und um die Familie durchaus ehrenwert sein kann. Das sieht man ja auch anderswo.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.10.2022 um 17.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49803

Kürzlich ist Bruno Latour verstorben. Die Nachrufe naturgemäß voller Lob. Kein Wort davon, daß Latour eine Hauptzielscheibe von Sokals Hoax war und auch sonst als Verbreiter pseudowissenschaftlichen Unsinns gilt. Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1546#35766
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.10.2022 um 16.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49798

Gerade hat der Bund der Steuerzahler wieder sein Schwarzbuch veröffentlicht, und der kleine Mann, im unschuldigen Glauben, der Verein vertrete seine Interessen, kann sich mal wieder so richtig empören. Der Bundesrechnungshof, der im Gegensatz dazu seriöse und nachvollziehbare Kritik an der Verschwendung übt, sieht das nicht gern, wird aber längst nicht so stark beachtet. Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47545
Eigentlich läuft die Empörungswirtschaft sowieso auf Hochtouren, da hätte es dieser routinierten Praxis gar nicht bedurft.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.10.2022 um 07.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49792

Alterserscheinung: Gestern morgen kam mir beim Wandern ein guter Einfall, den ich anschließend hier eintragen wollte. Als ich mich nach einem geeigneten Ort umsah, fand ich genau das, was ich schreiben wollte, bis in den Wortlaut hinein hier: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1346#43183

Bei der gleichen Gelegenheit fiel mir im Gespräch mit meiner Frau das Wort "Ekphrasis" nicht ein. Ich nahm mir vor, es zu Hause nachzuschlagen, was einfach genug gewesen wäre, weil ich genug Beispiele im Kopf hatte. Aber bevor ich dazu kam, war es mir doch noch eingefallen, nicht ohne eine unangenehme Empfindung, weil ich immerhin jahrelang Griechisch unterrichtet habe und solche Löcher denn doch etwas beunruhigend sind. Man sagt zwar, Vergessen sei mindestens ebenso wichtig wie Erinnern, aber trotzdem...

Also wenn ich mich hier manchmal wiederhole, ist es nicht immer didaktische Absicht.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.10.2022 um 23.58 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49782

Der Link zum Impfbuch ist kaputt. Hier nochmal:
https://www.bundesgesundheitsministerium.de/presse/pressemitteilungen/2021/2-quartal/das-impfbuch-fuer-alle-neues-kostenfreies-sachbuch-von-rki-und-bzga-erscheint-diese-woche.html

Direkter Download:
https://www.impfen-info.de/download/5290-1628501514-BMG_Impfbuch-fu__r-alle.pdf
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.10.2022 um 23.08 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49781

Endlich wird einmal in den Mainstreammedien über diese "Doku" berichtet: "Die Pandemie der Unbehandelten" des Komikers Eckart von Hirschhausen.
https://sueddeutsche.de/gesundheit/long-covid-blutreinigung-hirschhausen-ard-1.5675159
(Habe allerdings selbst keinen Zugriff.)

Ich hatte mich schon im letzten Jahr gefragt, warum Hirschhausen so eine herausragende Bedeutung zugestanden wird. In den Apotheken lag z.B. dieses Impfbuch aus, das stark auf seine Person ausgerichtet ist: https://bundesgesundheitsministerium.de/presse/pressemitteilungen/2021/2-quartal/das-impfbuch-fuer-alle-neues-kostenfreies-sachbuch-von-rki-und-bzga-erscheint-diese-woche.html

Hier die Doku:
https://daserste.de/information/ratgeber-service/hirschhausens-check-up/videos/Hirschhausen-und-Long-Covid-die-Pandemie-der-Unbehandelten-100.html

Das ist übler als jede Vitamin-D-Werbung, allerdings gebührenfinanziert, da ÖRR.

Hirschhausen meint, jeder sollte die Blutwäsche ("H.E.L.P.-Apherese") als Kassenleistung bekommen, da er selbst irgendwie erleichtert nach dieser Therapie war – die er ohne Long-Covid-Beschwerden ausprobiert hat. Für Beate Jäger, die die Therapie anbietet, macht er ordentlich Werbung. Wäre interessant, wieviel Zwiebeln für die Tränen der Patienten verschwendet wurden. Typisch für den Placebo-Effekt: der sehr plötzliche Wirkungseintritt. Ein Arzt, der es auf diesen Effekt zurückführt, wird als kaltherzig dargestellt.

Der Querdenker Boris Reitschuster hatte vor einiger Zeit darüber berichtet, daß da möglicherweise Kinderschauspieler eingesetzt wurden. Ich finde das plausibel, denn die Körpersprache des angeblich erkrankten Mädchens erscheint mir widersprüchlich.

https://reitschuster.de/post/ard-manipuliert-gebuehrenzahler-mit-long-covid-gruselgeschichte
https://youtube.com/watch?v=YOhS2kEns6g

Zuvor hatte ich positive Besprechungen in ein paar unbedeutenden Zeitungen gesehen, obwohl bereits eine Stellungnahme der Deutsche Gesellschaft für Nephrologie vorlag. (https://nachrichten.idw-online.de/2022/10/07/post-covid-und-apherese-vielversprechende-therapie-oder-ein-geschaeft-mit-der-verzweiflung)

Das neumodische Erschöpfungssyndrom (der ME/CFS), das auch thematisiert wurd, ist wissenschaftlich umstritten. Herr Lauterbach tritt auch auf.

Vitamin D könnte immerhin wirksam sein, wenn ein Mangel vorliegt, es ist billig, die Gewinnmarge klein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.10.2022 um 08.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49748

Florian Harms (Universalkommentator bei t-online.de) polemisiert gegen die Maskenpflicht für Pflegepersonal:

„Das Virus bleibt bedrohlich, hat aber seinen Schrecken verloren. Nach vielen Tiefpunkten, Panik und Wirrungen hat sich ein wirksamer Weg durch die Krise etabliert: Impfungen schützen, Medikamente schützen, Rücksicht schützt.“

In seiner Aufzählung fehlt etwas: Masken schützen. Was den Rest betrifft, sprechen wir uns wieder, der Winter kommt ja erst noch.

Diese frivole Spezies von Meinungsjournalisten richtet großen Schaden an. Sogar die FAZ meint, mit der „neuen Leichtigkeit“ werde es bald vorbei sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.10.2022 um 18.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49745

Zum „Appell für freie Debattenräume“:

„Der Regisseur Alexander Kluge, der ursprünglich zu den Erstunterzeichnern des Appells gehörte, kündigte nach einem Anruf der Süddeutschen Zeitung an, seine Unterschrift zurückzuziehen. Der Appell sei ihm von einer Mitarbeiterin vorgelegt worden, mit der Bemerkung, es handele sich um eine gute Sache. Als er gehört habe, dass Margaret Atwood unter den Erstunterzeichnern sei, habe er seine Zustimmung gegeben. Atwood hatte jedoch nicht diesen Appell unterschrieben, sondern dessen Vorbild, den Letter on Justice and Open Debate im Harper’s Magazine.“ (Wikipedia)

Diese kleine Episode zeigt, wie weit es mit der Unterschreiberei gekomen ist. Wie berichtet, wurde ich in meiner Zeit als PEN-Mitglied alle paar Tage aufgefordert, etwas zu unterschreiben. Kein Mensch kann sich alle paar Tage gründlich mit Freiheitsbeschränkungen von ihm bisher unbekannten Personen irgendwo in der Welt (naturgemäß meistens weit draußen in der Murkelei) beschäftigen, so daß er sich ein selbständiges Urteil bilden könnte. Er sollte sich also auf den guten Namen seines Vereins verlassen und sich auf Treu und Glauben für eine Sache einspannen lassen. So auch hier. Atwood hat angeblich unterschrieben, also unterschreibt Kluge auch – ohne den Text gelesen zu haben, den „eine Mitarbeiterin“ ihm vorgelegt habe. Auf allen Kanälen immer dabeisein, darauf kommt es dem prominenten Intellektuellen an. Es ist zum Fremdschämen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.10.2022 um 06.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49740

Apfelmus – ein ganz schwaches Gefühl sagt mir, daß mit dem Wort etwas nicht stimmt. Dann fällt mir ein, daß wir als Kinder nur Apfelbrei kannten. Es ist schon sehr lange her. Die Dialektkarte bestätigt mir den hessischen Sprachgebrauch.

Mus ist etymologisch eigentlich nur Speise. Der Brei war für unsere Vorfahren die Speise schlechthin.
 
 

Kommentar von , verfaßt am 02.10.2022 um 07.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49722


 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.10.2022 um 04.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49715

Nachtrag zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49378

Der neueste Bericht des IUCN bestätigt die entscheidende Rolle der Landwirtschaft beim Schwund der Vögel nach Arten und Individuen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.09.2022 um 05.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49711

Zur Macht der Sprache:

Die kostenlose Abgabe von Masken durch die Apotheken, die dafür vom Staat sechs Euro und mehr bekamen, erfolgte „unbürokratisch“, d. h. es wurde weder damals noch seither kontrolliert, so daß die Apotheker nach eigenem Geständnis sich „dumm und dämlich“ verdient haben (nach offizieller Schätzung lassen sich 80.000 Euro Zusatzgewinn pro Apotheke errechnen). Das ist meistens so, wenn es „unbürokratisch“ zugeht. Eigentlich müßte Tausenden von Apotheken die Lizenz entzogen werden; die Inhaber gehören hinter Gitter.

Gewisse dänische Prinzen und Prinzessinnen sollen auf Wunsch der Königin diesen Titel nicht mehr tragen, sondern nur noch Grafen heißen. Eine Tragödie. „Die Kinder fühlen sich ausgegrenzt. Sie können nicht verstehen, warum ihnen ihre Identität genommen wird.“
Wir haben schon lernen müssen, daß unter „Identität“ die Zugehörigkeit zu einer abstrakten Gruppe (am besten einer Minderheit) zu verstehen ist, also das Gegenteil von Individualität. Nun also das Tragen eines Titels.
Man stellt sich ein kleines Mädchen vor, das weinend in der Ecke seines Kinderzimmers sitzt, weil es nicht mehr Prinzessin heißen darf. Dann doch lieber gleich bürgerlich geboren sein und mit anderen Kindern im Dreck spielen!
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 09.09.2022 um 09.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49644

In der Tat eine traurige Nachricht. Vor Jahren habe ich mit Herrn Lachenmann zeitweise eine sehr anregende Korrespondenz geführt. Seine verständnisvolle Art und sein Eintreten für einen moderaten Umgang miteinander auch in hitzigen Phasen der Diskussion haben maßgeblich dazu beigetragen, daß ich dieser Seite treu geblieben bin.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.09.2022 um 06.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49643

Im Urlaub hatte ich mir vorgenommen, wieder mal an Walter Lachenmann zu schreiben, mit dem ich über die Jahre viele persönliche Erfahrungen ausgetauscht hatte. Bei meiner Rückkehr erfahre ich, daß er schon am 11. August verstorben ist. Eine sehr traurige Nachricht.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 27.08.2022 um 08.21 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49613

Dieser Artikel wird gerade fleißig bearbeitet:

https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Biologisches_Geschlecht&oldid=220922555

https://de.wikipedia.org/wiki/Biologisches_Geschlecht
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 24.08.2022 um 05.02 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49603

Ein interessantes Streitgespräch über die Qualität von funk. https://ardaudiothek.de/episode/was-die-woche-wichtig-war-der-funk-podcast/drama-um-gasumlage-fischsterben-in-der-oder-und-kritik-an-funk-mit-wolfgang-m-schmitt/funk/10750213

Ab Minute 53.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.08.2022 um 04.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49583

"Now it is easy to be mistaken in faces, but almost impossible not to recognise a back." (D. Sayers)
Eine gewisse Bestätigung erlebe ich täglich auf meinen ausgedehten Spaziergängen. Eine griechische Entsprechung zu Prosopagnosie scheint es noch nicht zu geben (ich könnte eine erfinden, will aber nicht vorgreifen).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.08.2022 um 05.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49580

Eigentlich hatte ich irgendwo meine heimliche Leidenschaft für den Benham-Kreisel eingetragen, kann es aber nicht mehr finden.

Also wenn Sie sich einen schönen Benham-Kreisel basteln wollen, einfach hier ausdrucken: https://www.itp.uni-hannover.de/fileadmin/itp/emeritus/zawischa/static_html/benhamkreisel.html (das ist der beste!), ausschneiden und auf Pappe kleben; Bleistift durchstecken und rotieren lassen - und vergessen Sie nicht, die Drehrichtung auch mal umzukehren (bei manchen Vorführungen auf Youtube fehlt das).

Wie ich lese, ist der verblüffende Effekt noch nicht ganz verstanden, was mich so viele Jahre nach Fechner und Helmholtz denn doch wundert.

Die Illusion zeigt, daß Wahrnehmung viel komplizierter ist, als man annimmt, weil man immer an Kameras usw. denkt.

Zaubertricks habe ich leider nie gelernt, aber physikalische Experimente finde ich interessanter und habe sie schon als Schüler auf dem Küchentisch nachgebaut. Heute kann man ja alles leicht bei Youtube sehen, aber es ist nicht das gleiche wie in echt.

Ich drehe den Kreisel gerade noch mal und will noch hinzufügen, daß der Effekt bei verschiedener Beleuchtung wechselt; man muß das ausprobieren, bevor man Frau und Kinder damit beeindruckt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.08.2022 um 05.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49578

Lebensmittel-Konserven mit DDR-Symbolen in ostdeutschen Supermärkten – Stiftung wirft Rewe Verharmlosung von Staatsunrecht vor – Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur hat den Verkauf von Lebensmittel-Konserven mit DDR-Dekor in ostdeutschen Rewe-Supermärkten kritisiert. (DLF)

DDR-Symbole sind nicht verboten. Die SED sitzt im Bundestag – ist das etwa keine Verharmlosung? Die Bundesstiftung hat anscheinend keine ernsthaften Theman mehr. Das ist ja auch was Positives.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.08.2022 um 11.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49575

Während bei uns die Lichter ausgehen (danke, Frau Merkel und Grüne!), dampfen die französischen Kernkraftwerke friedlich vor sich hin und liefern sicheren, sauberen und billigen Strom.

In Wirklichkeit laufen die maroden französischen AKWs seit geraumer Zeit größtenteils nicht mit voller Leistung, und Frankreich importiert Strom aus Deutschland.

Wir täten allerdings gut daran, die Milliarden nicht in den Konsum zu stecken (9-Euro-Ticket, Tankrabatt, Steuersenkungen...), sondern nachhaltig zu investieren (Bahn, Offshore-Windparks...). Das kommt vielleicht nicht so gut an, weil die wohltätige Wirkung nicht vor dem nächsten Wahltermin zu erwarten ist. Aber sind die Bürger wirklich so einfältig?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.08.2022 um 04.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49564

Lieber Herr Riemer, Laien sind wir doch alle, in der Philosophie gibt es naturgemäß keine Experten (außer in "Philosophiegeschichte", aber die interessiert mich nur insoweit, als man die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen braucht).
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.08.2022 um 23.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49563

Danke für das Kompliment! Ich wäre schon froh, wenn vielleicht nicht alle meine Fragen oder Anmerkungen allzu laienhaft wirken, Ich lerne durch die Diskussion viel, auch wenn mein Standpunkt manchmal abweicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.08.2022 um 06.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49553

Dem Philosophen ist nichts zu unbedeutend, darum noch einmal zu den Hemden (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#18273):

„1963 folgte das Walbusch-Hemd mit dem Kragen ohne Knopf. Dieses Hemd, welches wegen seiner bestimmten Schnittführung am Kragen 1999 als Patent eingetragen wurde, gilt bis heute als Markenzeichen des Hauses.“

Aber ebenso kennzeichnend ist das fabelhafte Angebot von zwei Hemden zum Preis von einem, oder so: Ein Walbusch-Hemd kostet 59,95, zwei kosten 69,90. Eins der teuren Hemden ist also fast geschenkt. (Man bemerke auch, wie scharf hier zu unserem Wohle kalkuliert wird: Nicht etwa glatte 10 Euro, sondern 9,95 muß der Händler leider aufschlagen, wenn man ein zweites Hemd dazubestellt...)

Ich muß zwar schmunzeln über die beim Käufer vorausgesetzte Einfalt, aber falle ich nicht auf den gleichen Trick herein? Jede Woche kaufe ich auf dem Markt zwei Salate, weil sie nur unwesentlich mehr kosten als einer, und dabei weiß ich genau, daß wir die zwei kaum schaffen und ein Teil im Kompost landet. Auch ich bin ein Konsumidiot.

Die Frauen, von Natur schwachsinnig (Möbius), kaufen sich Fähnchen, weil sie so billig sind, tragen sie aber nicht und geben sie zehn Jahre später in die Altkleidersammlung. Wir Männer kaufen Bücher, weil der Preis um 90% reduziert ist, und dann stehen sie bis an unser seliges Ende im Regal – das ist aber etwas ganz anderes als bei den Frauen, denn wir haben wirklich keine Zeit, auch noch eine Grammatik des Chihuahua zu lesen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.08.2022 um 14.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49546

Zum Drohnenmord noch eine kleine Beobachtung: Ich weiß gar nicht, wie oft die Amerikaner schon diese oder jene Terroristenorganisation enthauptet haben und wie oft den Journalisten dazu automatisch die "Hydra" eingefallen ist. Klassische Bildung zahlt sich eben aus.

Unter dem eben deshalb gedämpften Halali geht ein wenig verloren, daß des einen Terrorist des anderen Freiheitskämpfer ist. Und doch ist es eigentlich die Hauptsache.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.08.2022 um 05.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49531

Auch ein mutmaßlicher Terrorist hat nach Art. 10 der Menschenrechte Anspruch auf ein Gerichtsverfahren und gilt bis zu seiner Verurteilung als unschuldig. Ihn mittels einer Drohne zu töten ist Mord.

Das mag den Mächtigen wie schon bisher egal sein, aber es gibt noch einen Aspekt: Wenn jeder Staat, sobald er technisch dazu imstande ist (und das wird bald jeder sein), andere Menschen überall auf der Erde liquidieren kann, wird unser Lebensgefühl sich von Grund auf verändern. Ein paar Häuser weiter wohnt ein bekannter Politiker; jeden Tag kann eine russische oder nordkoreanische Drohne ihn aufsuchen...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.07.2022 um 16.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49501

Man kann hoffen, daß dies, wie das meiste, an den Kindern abperlt, weil es sie nicht interessiert. Kinder haben keine sexuelle Orientierung. Ich bin ein unverbesserlicher Hetero, aber bis zur reiferen Pubertät konnte ich mich in Jungs wie in Mädchen verlieben.

Wir drängen Kindern etwas auf, was sie nicht interessiert oder worüber sie gerade nicht offen sprechen wollen. Aber diese Intimität der frühen Zuneigung soll nicht länger geduldet werden, es muß alles auf den Tisch!

Meine Töchter hatten wahrscheinlich auch Sexualkunde (von Lehrern, die ich mir daraufhin nicht genauer ansehen möchte), aber sie haben davon bezeichnenderweise nie etwas erzählt. In anderen Fällen beklagt man ja, daß Kinder nicht erzählen, wenn jemand zudringlich geworden ist. Das ist eigentlich etwas ähnliches.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.07.2022 um 12.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49500

Oh, hab ich übersehen. Tatsächlich auch noch ein Buchtip für Kinder ab 2 Jahren.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.07.2022 um 12.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49499

Übrigens, auf dieser gleichen Kinderseite befinden sich eingesandte gemalte Bilder zweier 8jährigen, die Namen der 5-, 8- und 9jährigen Gewinner des Kinderrätsels, ein Buchtip für Kinder ab 5 Jahren und ein Spieltip für Kinder ab 8 Jahren.

Für diesen Personenkreis sind also die Erläuterungen zu LGBTIQ* gedacht.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.07.2022 um 12.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49498

Der Mannheimer Morgen erklärt heute auf seiner Kinderseite (Wochenendbeilage, S. 3), was LGBTIQ* bedeutet:

Lesbian (lesbisch), Gay (schwul), Bisexual (bisexuell), Transgender (transgender), Intersexual (intergeschlechtlich), Queer (queer, gesprochen: kwier). Das Wort "queer" ist ein Sammelbegriff für alle, die sich anders fühlen als die meisten. Man kann LGBTIQ*-Menschen also auch "queer" nennen. Das Sternchen steht für alle, die in der Buchstabenfolge nicht aufgezählt sind.

Es gibt also die meisten, dann die sich anders als die meisten fühlenden, und schließlich die weder zu den meisten noch zu den anderen gehörenden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.07.2022 um 06.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49490

Ein interkultureller Vergleich von Kopfkissen (SZ 27.7.22) ist mit Dürers Kissenstudien illustriert. Die waren mir bisher nicht bekannt. Aus irgendeinem Grund werde ich beim Betrachten immer heiterer. Versuchen Sie es selbst:

https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Kissen-Duerer.jpg

Außerdem ist natürlich die Meisterschaft des Zeichners zu bewundern.

Angesichts der trüben Nachrichten ist man dankbar für etwas Positives.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.07.2022 um 11.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49472

"Das Mitbringen von Speisen und Getränken ist nicht gestattet." – Heute ein häufiger Hinweis bei Ausflugslokalen in ländlicher Umgebung – und für uns immer eine Mahnung, solche demonstrativ ungastlichen Etablissements zu meiden. Im Wirklichkeit hat das mitgebrachte Brot den Gastwirten, die dann eben nur Bier und Eis verkauften, keinen großen Schaden verursacht. Ein Biergarten in der Nähe von Erlangen (Schloß Atzelsberg), der einige Zeit geschlossen war und nun mit begrenzten Öffnungszeiten von einem richtigen Unternehmer betrieben wird, schreckt uns mit diesem Schild ab. Man fühlt sich nicht als Gast, sondern als Objekt möglichst effizienter Abfütterung.

Früher warben solche Lokale mit „Hier können Familien Kaffee kochen“ um die einfachen Leute:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hier_können_Familien_Kaffee_kochen
Der Eintrag begrenzt den Brauch auf Berlin und Umgebung, aber es gibt heute noch, z. B. laut Anzeige von Schuldt, Hamburg, auch anderswo solche Angebote. Ich erinnere mich aus meiner nordhessischen Jugendzeit und war nicht wenig erstaunt, daß ein befreundeter chinesischer Lektor, der schon viele Jahre in Marburg lebte und uns Deutsche mit ethnographischem Interesse beobachtete, von sich aus erzählte, daß er irgendwo das Angebot „Hier können Familien Kaffee kochen“ gesehen hatte – was ihn beim Erzählen unendlich erheiterte. Das ist nun auch schon wieder 50 Jahre her.

Zuletzt habe ich auf Berghütten erlebt, daß man gratis kochendes Wasser für die mitgebrachten Teebeutel bekam. Aber da oben, wo es um Leben und Tod geht, herrschen sowieso andere Sitten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.07.2022 um 15.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49454

Ich habe das Zeug nicht ganz gelesen. Es wundert mich immer wieder, daß freie Menschen sich überhaupt auf eine "Charta" einigen wollen, die festlegen soll, wie man über etwas zu reden hat. Überall freiwillige Selbstverpflichtungen, und wehe, jemand schert aus! Das ist beim Gendern auch so gelaufen. Es begünstigt einen bestimmten Typ von Menschen. – Der Philosoph wendet sich mit Grausen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 19.07.2022 um 12.44 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49451

Ich bin gerade über diese beiden Texte gestolpert:

https://www.klimafakten.de/meldung/journalismus-zeiten-der-klimakrise-was-duerfen-was-koennen-was-sollen-medien-tun

https://klimajournalismus.de/charta

Und frage mich, ob man mit solchen Handreichungen nicht das Gegenteil von dem erreicht, was man erreichen will. Es geht darum, mit welcher "Methodik" (mir fällt gerade kein besseres Wort ein) Journalisten über das Klima-Thema berichten.

Ich befürchte, daß man damit eher die ohnehin fortschreitende gesellschaftliche Spaltung befeuert. Journalisten werden zunehmend als Aktivisten wahrgenommen. Abgesehen davon führt es dazu, daß Klimaschutz immer mehr die Nähe allgemeiner "Wokeismus"-Themen gerät.

Was soll es bringen, von "Erderhitzung" statt "Erderwärmung" zu reden?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 19.07.2022 um 07.13 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49448

Alles, was im Artikel steht, wird belegt. Ich hatte selbst kurz überlegt, ob der Twitter-Thread vielleicht von einem Troll-Account stammt (scheint mir wegen der Reaktionen aber unwahrscheinlich). Als ich kommentiert habe, konnte man es noch lesen, jetzt ist der Account auf privat gestellt. Ich hab zugegebenermaßen nicht recherchiert, wie relevant die zitierten Quellen sind.

Aber davon ab. Wo ist das Problem, wenn man "rechte" Quellen zitiert? Und welche Medien sind frei von politischer Agenda?
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 19.07.2022 um 01.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49443

Ein Hinweis an alle Leser: Die Quelle ist, wie die meisten von Herrn Fleischauer hier eingestellten, mit Vorsicht zu genießen. Die Website selbst bezeichnet sich als "rechts" ("YOUR DAILY DOSE OF RIGHT-MINDED NEWS AND COMMENTARY").

Der Autor des Artikels scheint vor allem am rechten Rand des amerikanischen Medienspektrums veröffentlicht zu haben.

Das heißt natürlich nicht, daß am Inhalt nichts dran ist, denn der mittlerweile auch nach Europa übergreifende, faktenfeindliche und intolerante Gender-Irrsinn ist leider eine Realität an amerikanischen Universitäten.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 18.07.2022 um 23.11 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49442

Gender activists push to bar anthropologists from identifying human remains as ‘male’ or ‘female’

https://thecollegefix.com/gender-activists-push-to-bar-anthropologists-from-identifying-human-remains-as-male-or-female/
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 17.07.2022 um 15.45 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49437

Ich habe Vollbrechts Twitter-Aktivitäten nicht so verfolgt, allerdings kann ich mich über die jetzt so gern "geleakten" Tweets nicht wirklich aufregen. Sie pflegt halt eine vulgäre Ausdrucksweise – wie auch viele andere von der Gegenseite. Die Transideologen sind meines Erachtens deutlich aggressiver. Vollbrecht hat sich damit auch nicht direkt an die Öffentlichkeit gewandt, das sind meistens Replies auf andere Tweets. Christian Drosten hat mal einen Sketch zusammen mit Sarah Bosetti und Jasmina Kuhnke gemacht, wenn ich mich recht erinnere, im ÖRR – das empfinde ich schon eher als problematisch.

Persönlich finde ich Uwe Steinhoff und Alexander Korte überzeugender als Vollbrecht. Aber das sind eben keine hübschen jungen Frauen. Vollbrecht kann nicht wirklich gut reden, aber von ihrem Erscheinungsbild her ist das perfekte Opfer. (Und sie ist Feministin!) Eigentlich interessiert sie mich nicht. Den Artikel von ihr in der Zeit habe ich deshalb verlinkt, weil sie ihr Anliegen dort besser darstellt als im Vortrag.
 
 

Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 17.07.2022 um 13.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49436

In dem Vortrag, wie er außerhalb der Uni am 02.07.2022 auf YouTube gestreamt wurde, hat sie sich mit ihrem Standpunkt zu Transrechten zurückgehalten, allerdings war sie auf Twitter entsprechend aktiv, zum Beispiel schrieb sie über eine Transfrau (Achtung, Geschmacklosigkeit!) „Diese ejakulierende Pensi Person mit Hoden, die ihren Pensi richtig doll mag steht sehr darauf in Frauensaunen und Frauenduschen zu gehen weil M[…] denkt dass wären seine Räume die er sich stolz erobern kann“.

Der Eklat ist verständlicher, wenn man den ideologischen Kontext beachtet, doch da der Vortrag selbst harmlos gestaltet war und nun vorhersehbarerweise an und für sich betrachtet eigentlich unproblematische Aussagen angegriffen wurden, kann das gut zur Stimmungsmache genutzt werden, nach dem Motto: „Oh Gott, seht euch diese woken Spinner an, jetzt müssen wir uns schon davor fürchten, biologische Fakten auszusprechen!!11elf“

Die ganze Sache ist eine Shitshow, ich bin es müde, zu sehen, wie so etwas in „seriöse“ Medien einzieht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.07.2022 um 05.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49435

Ich kenne den Berliner Vortrag der jungen Biologin Vollbrecht nicht, aber ich wundere mich über einen Bericht von Andreas Bernard in der SZ (16.7.22), der sie regelrecht in die Pfanne haut. Das liest sich so:

Vollbrechts Ausführungen wimmeln von Formulierungen wie „geschlechtliche Fortpflanzung existiert seit 700 bis 800 Millionen Jahren“, kaum 150 Jahre alte biologische Entdeckungen wie „Chromosomen“, „Gene“ und „Befruchtung“ von Ei und Samenzelle präsentiert sie als Naturwahrheiten, die es immer schon gegeben habe...

So geht es weiter, mit Judith Butler usw., als ob das etwas mit der von Biologen festgehaltenen Tatsache zu tun hätte, daß die Gameten fast ausnahmslos entweder männlich oder weiblich sind, auch bei Transgender usw. Bernard ist eben „Kulturwissenschaftler“, auch wenn er ein Buch über Fortpflanzung (und vieles andere) geschrieben hat.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 16.07.2022 um 20.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49433

Vielleicht übersehe ich etwas, aber es geht doch darum, zu beschreiben, wie Menschen *von Rassisten* eingeordnet/„gelesen“ werden, da kann die Schubladisierung doch nicht den Beschreibern zum Vorwurf gemacht werden.

Meine Anmerkungen hatten eine etwas andere Stoßrichtung. Den Beschreibern die Beschreibung vorzuwerfen wäre in der Tat absurd, mit der Beschreibung fängt ja alles an. Im Gegenteil, was mich an dem Artikel der bpb und vielen ähnlichen Texten stört, ist die Scheu, das auslösende Moment klar zu benennen. Ich kritisiere nicht die Zusammenfassung »west- und zentralasiatisch eher nein, der Rest ja«, sondern daß nicht gesagt wird, wie man zu diesem Fazit gekommen ist. Abwehrreflexe gegenüber Menschen aus anderen Regionen der Welt werden in der Regel doch nicht durch präzise Überlegungen zu deren geographischer Herkunft ausgelöst, sondern durch optische, akustische und ähnlich profane Wahrnehmungen. Jemand hat dunkle Haut oder eine Oberlidfalte, eine hohe Stimme oder was auch immer. Es ist das sicht-, hör- oder irgendwie erlebbare Anderssein, das bestimmte Reaktionen hervorruft (übrigens nicht nur negative, es gibt neben dem Unbehagen auch die Anziehung durch das Fremde). Natürlich gibt es auch waschechte Rassisten, die klare Vorstellungen davon haben, wie eine bestimmte Menschengruppe sich verhalte, warum sie »minderwertig« sei usw. Aber es geht in der aktuellen Diskussion ja meist um weniger reflektierte Formen von Schlechterbehandlung und Herabsetzung, und da ist niemandem damit gedient, wenn das Ganze theoretisch überhöht wird. Der schwarzhäutige Mann in der Straßenbahn wird nicht angepöbelt, weil er »Schwarz« ist, also ein »Mensch mit Rassismuserfahrung«, sondern weil er schwarz ist. Diese Feststellung sollte meines Erachtens an den Anfang der Beschreibung gesetzt und nicht diskret verschwiegen werden.
 
 

Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 16.07.2022 um 20.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49432

Die Existenz von echten Hermaphroditen würde auch nicht beweisen, daß es drei biologische Geschlechter gibt, sondern nur, daß beide Geschlechter (oder ggf. auch gar keins) in einer Person vorkommen können.

Das ist mir klar, biologische Geschlechter gibt es in der Tat nur zwei, und zwar bei allen anisogamen Spezies.

(Viele Queer-Aktivisten definieren transgender ohne Rückgriff auf den biologischen Geschlechtsbegriff auf der Basis des bei Geburt „zugewiesenen Geschlechts“, mich überzeugt dieser Ansatz aber nicht, denn was speziell bei der Geburt „zugewiesen“ wird, scheint mir hier nicht von essentiellem Interesse zu sein. Mal angenommen (rein hypothetisch), ein Kind ist ohne professionelle Begleitung geboren worden und ihm ist dabei überhaupt kein Geschlecht zugewiesen worden. Wenn die Geschlechtsidentität des Kindes klar vom körperlichen Geschlecht abweicht, dann liegt es doch trotzdem nahe, es als transgender zu bezeichnen. Das Augenmerk auf die soziale Bedeutung der Sache zu legen, ist nicht grundsätzlich falsch, aber deswegen braucht die Kategorisierung in ein Geschlecht durch eine andere Person nicht bereits in die Definition von transgender integriert zu werden.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.07.2022 um 18.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49431

Gender-Selbstidentifikation ist nur auf Grundlage des Sexus möglich. Transmenschen z. B. können sich ja nur so nennen, wenn sie wissen, von wo nach wo bzw. ob überhaupt sie transformieren. Dazu muß es eine Basis geben. Auch homo-, heterosexuell bauen auf dem Sexus auf.

Andernfalls gäbe es ein absurdes Chaos. Ich könnte z. B. behaupten, ich sei eine Frau, aber lesbisch, da ich Frauen anziehend finde, und meine Frau wäre ebenfalls lesbisch, da sie ja mit mir, einer Frau, verheiratet ist, usw.

Ohne Sexus geht also gar nichts, würde auch die Partnersuche nicht funktionieren.

Die Existenz von echten Hermaphroditen würde auch nicht beweisen, daß es drei biologische Geschlechter gibt, sondern nur, daß beide Geschlechter (oder ggf. auch gar keins) in einer Person vorkommen können.
 
 

Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 16.07.2022 um 16.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49430

Darin erfährt man unter anderem, daß Menschen aus West- und Zentralasien eher nicht »asiatisch gelesen« werden. Ach so. Aber was genau heißt denn dann »asiatisch«?

Vielleicht übersehe ich etwas, aber es geht doch darum, zu beschreiben, wie Menschen *von Rassisten* eingeordnet/„gelesen“ werden, da kann die Schubladisierung doch nicht den Beschreibern zum Vorwurf gemacht werden.

Eine ähnliche Verdrehung ist es, zu unterstellen, Transgenderismus festige Genderrollen, obwohl ja bereits im allgemeinen Sprachgebrauch mit er/sie oder Herr/Frau (und bei Umkleiden etc.) eine Kategorisierung vorgenommen wird und manche Menschen sich eben nicht wohl dabei fühlen, nach dem biologischen Geschlecht (welches gewiss real und KEIN soziales Konstrukt ist – vgl. meine Ausführungen zum mathematischen Platonismus, dann sollte es klar werden) eingeordnet zu werden und für sich eine andere Anrede wählen oder gar keine geschlechtsbezogene Anrede haben möchten. (Hingegen ist etwa die Hautfarbe nicht Gegenstand einer allgemein üblichen Anrede; ich sage Herr Ickler, nicht der weiße Herr Ickler.) Es tut mir leid, falls ich hier einigen vor den Kopf stoße (wie Herrn Fleischhauer, der hier auf den Rechtsextremisten Shlomo Finkelstein mit „Der Videoproduzent ist 25 und nimmt kein Blatt vor den Mund“ Bezug genommen hat), aber ich sehe darin jetzt nicht wirklich einen Grund für moralische Panik. Erfolgt die Trennung von Toiletten strikt nach biologischem (gametischem) Geschlecht, so gibt es unter den Bio-Männern sowieso immer noch welche mit weiblichem Erscheinungsbild (bspw. einige Transfrauen) und Eunuchen. Gilt für Toiletten das Prinzip der Selbstidentifikation, so könnte man zwar die Frage stellen, was die Geschlechtertrennung überhaupt soll, wenn sich im Grunde jeder aussuchen kann, wo er reingeht, aber in der Praxis macht die Geschlechtertrennung auch mit Self-ID sehr wohl einen Unterschied, da es ja nur wenige sind, die sich abweichend vom biologischen Geschlecht identifizieren.

Die hier erwähnte Marie Vollbrecht ist „genderkritische“ Feministin, für mehr über die bekloppte Ideologie vgl.:

https://www.youtube.com/watch?v=1pTPuoGjQsI

https://ai.eecs.umich.edu/people/conway/TS/TS-Ia.html#anchor39737

An der Aussage, es gebe nur zwei biologische Geschlechter, ist an sich allerdings nichts auszusetzen. Paul Griffiths hat es gut erklärt (Hervorhebung von mir): „The chromosomal and phenotypic ‘definitions’ of biological sex that are contested in philosophical discussions of sex are actually operational definitions which track gametic sex more or less effectively in some species or group of species. […] The idea of biological sex is critical for understanding the diversity of life, but ill-suited to the job of determining the social or legal status of human beings as men or women. […] Biologists do sometimes refer to mating types as ‘sexes’ (Aanen et al 2016), but that does not mean that they reject the ideas sketched in Section 3. If the term ‘sexes’ is used more generally, to refer to both forms of gametic diversity, [then] everything said above is simply rephrased in terms of ‘anisogamous sexes’. The distinction between male and female would be a distinction between anisogamous sexes and the fact that all anisogamous species have only two sexes would remain an important observation that needs to be explained.“

https://philpapers.org/archive/GRIWAB-2.pdf

Vollbrecht schreibt (ich danke Herrn Fleischhauer für den Link, mit dem ich den Müll ohne Bezahlschranke lesen konnte):

Echter Hermaphrodismus, der sich dadurch auszeichnet, dass funktionsfähige männliche und weibliche Geschlechtsanlagen in einem Individuum, einem Zwitter, vorkommen, ist beim Menschen, ja bei allen Säugetieren unbekannt.

Erstens ist Funktionsfähigkeit nicht notwendig, um von echtem Hermaphrod(it)ismus zu sprechen, man kann ja auch von unfruchtbaren Menschen, die biologisch männlich oder weiblich sind, sprechen. Zweitens gibt es beim Menschen Fälle von echtem Hermaphroditismus, sogar mit Oogenese und Spermatogenese, siehe:

https://obgyn.onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/j.1479-828X.1973.tb02304.x?sid=nlm%3Apubmed
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.07.2022 um 04.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49427

Nachdem die Zeitung und die News mich wochenlang mit Berichten und Kommentaren zu einem sogenannten Ballermann-Schlager "Layla" traktiert haben, mußte ich mal einen Blick in diese mir wahrhaft fremde Welt werfen.
Gruppen von besoffenen Männern haben schon immer solchen Mist gegrölt. Ein Verbot ist natürlich sinnlos, weil es nicht durchsetzbar ist. Neu ist die (gespielte) Empfindlichkeit unserer politisch korrekten Heuchelei (vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1219#49412). Insofern sollte man Notiz von dem "Skandal" nehmen.

"Laila" bedeutet bekanntlich "Nacht", und das ist für die Araber etwas Schönes. Als Mädchenname ist es erst mal erledigt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.07.2022 um 12.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49421

Ich sehe auch keinen Sinn in solchen Meldungen von subjektiv wahrgenommenen "Fällen". Diese "Daten" sind für niemanden brauchbar, außer für Stimmungsmache.

Was Frau Ciesek betrifft, die ich viele Stunden lang gehört habe, so ist mir keine ideologische Tendenz aufgefallen, auch nicht sprachlich. Wer das Machoverhalten vieler Medizinprofessoren und Klinikchefs kennt, kann es ihr nicht verdenken, wenn sie das beklagt (ich weiß aber nichts Näheres darüber). Nirgendwo hat es sich wohl so lange gehalten wie in der erzkonservativen Hierarchie im Gesundheitswesen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.07.2022 um 11.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49420

Wenn solche Vorfälle nur aus subjektiver Sicht gemeldet und erfaßt werden, ohne Anhörung des Beschuldigten, dann besteht immer der Verdacht von Irrtümern, Übertreibungen, falschen Angaben aufgrund von Wichtigtuerei, Geltungsdrang. Diese Datensammlung kann keinen Wert haben.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.07.2022 um 06.54 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49419

Das Familienministerium NRW hat auf Twitter bezüglich der Meldestellen etwas nachgetragen: Gemeldet werden ausschließlich Vorfälle, keine Menschen. Daher gibt es im Meldevorgang den ausdrücklichen Hinweis, keine Klarnamen anderer Personen anzugeben.
https://twitter.com/ChancenNRW/status/1547571476298997761
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.07.2022 um 06.40 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49418

Sandra Ciesek scheint Feministin zu sein (aber welche Frau ist das eigentlich nicht?).
https://www.laborjournal.de/editorials/m_2537.php
An medizinischen Fakultäten zählt gerade die Virologie – die übrigens nicht an allen medizinischen Hochschul­standorten vorhanden ist – zu den Fächern, in denen Frauen in Führungs­positionen stark unterreprä­sentiert sind. (...) Erst wenn in entscheidenden Runden mehr Frauen am Tisch sitzen, finden sie angemessenes Gehör.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.07.2022 um 19.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49416

Es sind oft sehr kleine Gruppen von Aktivisten, die sich zu Repräsentanten von Teilen der Bevölkerung aufschwingen und dann von ideologisch verblendeten Behörden mangels Alternativen als Gesprächspartner akzeptiert werden. Dieser ganze "Mumpitz", wie Sie es mit Recht nennen, verträgt es nicht, wenn man genauer hineinleuchtet, aber das tut auch niemand, der sich nicht die Finger verbrennen will.

"Asiaten" sind die mit den Schlitzaugen. Die anderen (mit den Bärten) sind "Orientalen". Diese beiden teilen Asien unter sich auf.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 14.07.2022 um 16.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49415

Die Federführung für den Aufbau der Meldestelle anti-Schwarzer, antiasiatischer und weitere [!] Formen von Rassismus übernimmt der Verbund der sozial-kulturellen Migrantenvereine Dortmund (VMDO) e.V. Er kooperiert dabei mit dem Landesverband der Netzwerke von Migrant*innenorganisationen NRW (LV NeMO e.V.), dem Anti-Rassismus Informationszentrum (ARIC e.V.), dem Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) sowie dem Verein kamerunischer Ingenieure und Informatiker (VKII Ruhrbezirk e.V.).

Was hat man sich eigentlich unter »antiasiatischem Rassismus« vorzustellen? Diese Frage stellt sich um so dringlicher, als es Asiaten bekanntlich nicht gibt. Türken, Israelis, Jemeniten, Inder, Sibirer, Chinesen … alles Asiaten. Entscheidungshilfen bietet dieser – allerdings für Normalsterbliche kaum lesbare – Text der Bundeszentrale für politische Bildung: https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/antirassismus-2020/316771/antiasiatischer-rassismus-in-deutschland/ Darin erfährt man unter anderem, daß Menschen aus West- und Zentralasien eher nicht »asiatisch gelesen« werden. Ach so. Aber was genau heißt denn dann »asiatisch«? Großes Schweigen im Walde.

Wer sich so gelehrt über Rassismus äußert und auch sehr präzise Vorstellungen davon hat, was nicht gesagt und daher gemeldet gehört, der sollte sich selbst solche begrifflichen Unschärfen versagen. Ich spreche den Beteiligten nicht pauschal redliche Motive ab (ich jedenfalls halte den Kampf gegen Rassismus für eine gute Sache), aber sie sollten sich mal ehrlich machen und die Dinge beim Namen nennen, statt derart herumzuschwurbeln. Offensichtliches wie etwa die Hautfarbe eines Menschen reicht echten Rassisten schon für ein armseliges Überlegenheitsgefühl. Wem ist damit geholfen, daß man das, was alle sehen, schamvoll in den Kellern immer komplizierterer Theoriegebäude versteckt? Im Gegenteil, das gehört doch gerade ans Licht! Man müßte laut ausrufen: »Jawohl, dieser Mensch ist ein Schwarzer, seine Hautfarbe ist SCHWARZ, aber er ist deshalb nicht schlechter als du! Übrigens auch nicht besser.« Was nützt es, wenn vermeintlich linke Intellektuelle vermeintlich rechten Intellektuellen Vorträge über so oder so oder so »gelesene« Menschen halten? Das ist doch alles Mumpitz und schwächt den Kampf gegen Rassismus, statt ihn zu stärken. Und die Förderung des Denunziantentums unter dem Deckmantel der Wissenschaft ist mit Sicherheit auch nicht der richtige Weg. Man kann Rassismus auch ohne solche Meldestellen prima, ja besser erforschen, wenn man denn will. Denn wer wird sich da wohl melden? Das sind doch dieselben woken Zeitgenossen, mit denen sich die Initiatoren schon zu Studienzeiten bestens verstanden haben.

Die CDU läßt das alles geschehen, weil die Regierung im Landtag eine Mehrheit braucht. Sie hält das Thema offenbar für nicht so wichtig und läßt die Grünen deshalb gewähren. So ist das nun mal in der Politik, aber das Ganze funktioniert nur so lange ohne Schaden für die CDU, wie die breite Masse das Treiben gleichgültig zur Kenntnis nimmt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.07.2022 um 13.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49414

Es werden durchweg Gesinnungen (Gedankenverbrechen) und nicht Straftaten zur Denunziation empfohlen.
Die verantwortliche Ministerin Josefine Paul „lebt offen lesbisch und ist mit der sächsischen Justizministerin Katja Meier (Bündnis 90/Die Grünen) liiert.“ (Wikipedia)

Mit diesem Hinweis habe ich mich wahrscheinlich bereits als Objekt einer Meldung angeboten.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 14.07.2022 um 06.04 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49413

In Nordrhein-Westfalen kann man jetzt folgendes melden:
1. Queerfeindlichkeit
2. antimuslimischen Rassismus
3. Antiziganismus
4. anti-Schwarzen (groß geschrieben), antiasiatischen und weitere Formen von Rassismus.

Gut ist vor allem, daß man solche Vergehen auch unterhalb der Strafbarkeitsgrenze melden kann, denn nur so läßt sich das wahre Ausmaß ermitteln.

https://www.mkffi.nrw/aufbau-von-vier-meldestellen-zu-queerfeindlichen-und-rassistischen-vorfaellen-gestartet
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.07.2022 um 04.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49396

Im DLF sagt ein jüngerer deutscher Politologe mehrmals „die Lesart“ und spricht es [le:´zart], als ob es ein französisches Fremdwort wäre.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2022 um 06.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49388

Manche Zufälle sind schon ziemlich kraß. Gestern las ich bei Thackeray diese amüsante Stelle:

During all this excursion, she condescended to say civil things to him: she quoted Italian and French poetry to the poor bewildered lad, and persisted that he was a fine scholar, and was perfectly sure he would gain a gold medal, and be a Senior Wrangler.
"Haw, haw," laughed James, encouraged by these compliments; "Senior Wrangler, indeed; that’s at the other shop."
"What is the other shop, my dear child?" said the lady.
"Senior Wrangler’s at Cambridge, not Oxford," said the scholar, with a knowing air...


Eine Stunde später las ich bei Wikipedia, daß Ramsey 1923 in Cambridge Senior Wrangler, also Mathematik-Champion wurde. Von der Sache selbst hatte ich mein Lebtag nicht gehört, und nun gleich zweimal!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.07.2022 um 06.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49378

Nicht die Energieunternehmen, die sich unendlich mühsam gegen den Vogelschutz wehren müssen, sind für den Rückgang der Vögel verantwortlich, sondern die Landwirtschaft. Das ist aber für die Bürger nicht so leicht anschaulich zu machen. Ein wohlbestellter Acker sieht nicht so lebensfeindlich aus wie ein Windrad oder eine Hochspannungsleitung.

Wir gehen täglich an einem Kartoffelacker vorbei, der schon vor dem Aufgehen der ersten Pflanzen sehr streng irgendwie schwefelig nach einem neuartigen Mittel roch. Inzwischen sind die makellosen Pflanzen voll entwickelt, und noch immer ist kein einziges Unkraut zu sehen, mit Ausnahme des Ackerschachtelhalms, der dem Gift zu widerstehen scheint. Der Geruch ist immer noch da. Natürlich rechne ich nicht mit Kartoffelkäfern, und es gibt auch keine mehr. Auch die Furchen selbst werden seit kurzem mit einer neuartigen Technik gezogen, es sieht alles sehr akkurat und sauber und pflegeleicht aus. Von diesem Bauern werden wir keine Kartoffeln kaufen, von einem anderen aus ähnlichen Gründen keine Erdbeeren.

Man kann nicht viel ausrichten, aber ein bißchen Mitdenken hilft schon, übrigens auch bei Ärzten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.07.2022 um 06.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49368

Die Geschwindigkeit und Effizienz, mit der der Supreme Court seine von Trump und McConnell geschaffene konservative Mehrheit nutzt, um die USA in eine andere Richtung zu führen, ist erstaunlich. Innerhalb weniger Tage ergingen die Urteile zu Waffen, Abtreibung und Klimapolitik. Was kommt als nächstes? Vermutlich gleichgeschlechtliche Beziehungen und Religion. Das sind jedenfalls für Richter Clarence Thomas wichtige Themen. Auch Rassentrennung kommt in Betracht.

Beobachter weisen darauf hin, daß die verschärften Abtreibungsgesetze in Verbindung mit der Datenspeicherung und -verknüpfung vielen Frauen und Ärzten zum Verhängnis werden könnten. Sogar ein Taxifahrer, der eine Frau zu einer Abtreibungsklinik fährt, macht sich strafbar. Frauen wird empfohlen, ihre Menstruationskalender-App zu löschen. Was die Medienunternehmen nicht wissen, können und müssen sie nicht an die Behörden weitergeben.

Mancher denkt sich in seiner Herzenseinfalt: Was soll mit meinen Daten schon passieren? Das interessiert doch keinen! – Wir sehen, daß das nicht so bleiben muß. Die Kirchenbücher und die Ahnenforschung waren harmlos, bis die Nazis sie für ihre Fahndung nach jüdischem Blut nutzten. Am besten, man hinterläßt möglichst wenige Spuren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.07.2022 um 05.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49359

Wikipedia hat den neuesten Schlag gegen Rußland schon registriert (s. v. „Borschtsch“):

Die UN-Kulturorganisation Unesco hat die Kochkultur der Rote Beete-Suppe Borschtsch aus der Ukraine auf ihre Liste des zu schützenden Kulturerbes gesetzt. Grund sei eine Bedrohung durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, teilte das Unesco-Welterbekomitee am Freitag, 01.07.2022 mit.

Ist das die Wende in Putins Krieg?

Im gleichen Eintrag wird der multinationale Charakter der Suppe gezeigt. Es ist so lächerlich wie alle Ansprüche auf nationales Eigentum an Speisen. Nur der Panda kann Bambus für sich reklamieren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.06.2022 um 06.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49327

Wenn ich so strolch durch den finsteren Tann, stelle ich immer wieder fest, daß ich mich gerade auf dem „Jakobsweg“ befinde (Hinweisschildchen mit Jakobsmuschel). Es gibt kein Entrinnen. Wikipedia zeigt ein dichtes Netz von Jakobswegen durch Deutschland und Europa. Im Gespräch mit Bekannten stellt sich oft heraus, daß sie schon auf dem Jakobsweg gewandert sind. Zum Glück behaupten die wenigsten, auf dem „Weg zu sich selbst“ gewesen zu sein, so daß ich nicht höflich nachfragen muß, was sie da gefunden haben. Sie waren einfach „mal weg“. In den Tourismus-Beilagen der Zeitung wird man aufgefordert, von einer Wellness-Oase zur anderen zu pilgern, auch dies psychologisch aufgedonnert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.06.2022 um 04.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49320

Der von Trump entsprechend besetzte Supreme Court erleichtert Waffenbesitz („Grundrecht“) und erschwert Abtreibung („kein Grundrecht“) und widerruft damit eine 50 Jahre alte Entscheidung. (Was noch einmal zeigt, daß die „Erkenntnisse“ der Richter davon abhängen, wer sie ernennt.) Eine weitere Polarisierung der Gesellschaft ist zu erwarten.

Auch bei uns leuchtet manchen ein, daß gegen die Bewaffnung der Bösen nur die Bewaffnung der Guten hilft. Die Erfahrung spricht dagegen – das Massenexperiment USA hat keine erfreulichen Zustände hervorgebracht. Man wird nun sehen, was die Ausweitung der gleichen Methode bringt.

Zuerst werden wohl die Schulen zu Hochsicherheitsbereichen ausgebaut. Ein einziger Polizist, in jeder Schule stationiert, wird nicht ausreichen. Die Bewaffnung der Lehrer wird schon länger gefordert, aber auch die älteren Schüler sollten bewaffnet sein. Es wird dann darauf ankommen, wer am schnellsten zieht. Die erschossenen Bürger könnten dann durch den zwar ungewollten, aber nicht abgetriebenen Nachwuchs ersetzt werden.

Mitch McConnell, vielleicht der mächtigste Mann in den USA, hat jahrzehntelang darauf hingearbeitet, den Obersten Gerichtshof so zu besetzen, wie es jetzt gelungen ist. Denn wer das Gericht in der Hand hat, braucht den Wähler nicht mehr. Viele nehmen an, daß die jüngsten Urteile erst der Anfang sind. McConnell konnte es sich daher leisten, Trump zu kritisieren, weil er weiß: Die Trumps kommen und gehen, die Richter bleiben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.06.2022 um 12.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49310

In einer Kiste finde ich ein altes Jugendbuch: „Im Zauberreich des Südens“, hg. von Josef Viera. Es handelt sich um 5 zusammengebundene Hefte von 4 Verfassern, o. J., aber auf 1932 datierbar. Die Ich-Erzähler sind ständig in größter Not, erweisen sich aber als harte Kerle, die Wüstendurst und Taifun überstehen. Die Angeberei im Stil Karl Mays ist sehr dick aufgetragen. Man spürt den heißen Atem des Tigers bereits im Nacken, entkommt aber immer wieder. Die „Eingeborenen“, schöne Neger und fiese Schlitzaugen, werden durchweg aus der Sicht der Kolonialherren dargestellt. Auch sprachlich unerträglich klischeehafte Schundliteratur.

Der Schmöker läßt alte Erinnerungen aufsteigen. Was früher alles gelesen wurde! Und wie wehrlos wir als Kinder dagegen waren, von so etwas gefesselt zu sein...
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 22.06.2022 um 12.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49309

Einiges zu den mündlichen Zusagen von Kohl, Genscher, ... wird z. B. hier erwähnt: https://www.focus.de/politik/ausland/afdjkasdf_id_55569882.html

»Was sind "westlichen Garantien", wenn es nicht Verträge sind?«

Es sind halt mündliche Versprechen, denen Rußland naiverweise vertraut hat.

Auch der damalige NATO-Generalsekretär Manfred Wörner sprach am 17.5.90 in Brüssel von Garantien:

"Die Tatsache selbst, dass wir bereit sind, die NATO-Truppen außerhalb des Territoriums der Bundesrepublik nicht zu stationieren, gibt der Sowjetunion feste Sicherheitsgarantien."

Putin hat bereits am 10.2.07 auf der Münchner Sicherheitskonferenz angesichts der bis dahin erfolgten NATO-Osterweiterungen gefragt: "Und wo sind jetzt diese Garantien?"
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.06.2022 um 03.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49304

Ich kann mich nicht mehr erinnern: Hat die Nato zugesagt, keine weiteren Mitglieder aufzunehmen?

Was heißt übrigens "in Rußland"? Die russische Propaganda ist mir bekannt.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 22.06.2022 um 00.16 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49303

Was sind "westlichen Garantien", wenn es nicht Verträge sind?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.06.2022 um 21.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49302

Es wird heute in Rußland als größter Fehler Gorbatschows angesehen, daß er die westlichen Garantien bzgl. NATO-Ostausdehnung nicht in Form von Verträgen abgesichert hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.06.2022 um 14.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49299

Putin-Sprecher: „Wir werden dem Westen nie wieder vertrauen“ (21.6.22)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.06.2022 um 06.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49297

Nils Minkmar bemüht sich um eine ausgewogene Darstellung des Falles Henri Nannen. Er klagt:
„Nun rächt es sich, dass die historische Aufklärung über den Nationalsozialismus, über den Zweiten Weltkrieg und den Massenmord an den europäischen Juden in diesem Land irgendwann einfach beendet wurde. Populär verständliche und gut erreichbare Darstellungen der Zeit, etwa in Fernsehserien wie Holocaust oder Kinofilmen wie Schindlers Liste sind viele Jahrzehnte alt.“ (SZ 21.6.22)

Minkmar schlägt also die Spielfilme der historischen Aufklärung zu. Ich bin anderer Meinung. Gerade die Verspielfilmung behindert die Aufklärung. Die „Beschäftigung“ mit dem Gegenstand wird dadurch völlig verändert (fiktionalisiert, ästhetisiert). Schaupielergesichter und -leistungen schieben sich vor die graue Wirklichkeit. Die möglicherweise starken Gefühle, die der Zuschauer erlebt, bevor die nächste Sendung beginnt, sind gut für die Quote oder das Einspielergebnis, aber sonst nichts wert.
Den Nannen-Preis sollte man in der Tat umbenennen, weil es hier um etwas Programmatisches geht. Aber den Namen auch aus unscheinbaren Texten wie dem Impressum usw. zu tilgen ist ein Rückfall in die atavistische Damnatio memoriae, immer mit dem Risiko einer „Wiederkehr des Verdrängten“.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.06.2022 um 15.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49288

Gerade wer die Dinge deutlich beim Namen nennt, wofür ich immer bin, ist am einfachsten zu widerlegen. Falls es eine Widerlegung gibt. Er hat keine Ausflüchte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.06.2022 um 15.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49287

Eine Ratte kommt auf die Terrasse, wo wir gerade essen, sucht ein wenig zwischen den Stuhlbeinen herum, dann im Gebüsch. Bei den Nachbarn war sie im Wohnzimmer, sie wirkt zutraulich wie ein entlaufenes Haustier. Hüben wie drüben reagieren die Frauen, wie es im Buche steht, während wir Männer das bildschöne Tier interessant finden. Zum Witzklischee gehört, daß die Frauen auf Stühle steigen, wenn eine Maus im Zimmer ist, und spitze Schreie ausstoßen. Männer bleiben cool.

In Indien habe ich einen Rattentempel besucht (nicht den berühmten in Deshnok), und die Ratte ist ja auch das „Reittier“ (vahana) Ganeshas, der wiederum im Volksglauben eine größere Rolle spielt als die bekannteren Götter. Auch in China ist die Ratte hoch angesehen.

Im DLF wird berichtet, daß man den Urspung der mittelalterlichen Pest durch Skelettanalysen an Pesttoten im heutigen Kirgistan (um Bischkek herum) festgemacht hat. Die heutigen Zoonosen gehen kaum von Ratten aus, insofern ist das Entsetzen nicht gerechtfertigt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.06.2022 um 15.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49286

Sie lassen es ja an Deutlichkeit nicht fehlen. Da gibt es für mich nichts weiter zu kommentieren.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.06.2022 um 14.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49284

"Beurteilung der Wahl Kemmerichs" ist aber ein allzu starker Euphemismus für Merkels Aufruf in ihrer Funktion als Kanzlerin, eine demokratisch und regelgerecht verlaufene Wahl rückgängig zu machen.
Eigentlich hätte sie dafür sofort zurück(ge)treten (werden) müssen, aber das Gefühl für Recht und Demokratie ist leider "Dem Deutschen Volke" weitgehend verlorengegangen.

Das ist schlimmer als Trumps Verhalten nach seiner Abwahl. Er hat wenigstens noch die Rechtmäßigkeit der Wahl bezweifelt, aber Merkel interessierte so etwas überhaupt nicht. Sie forderte einfach, noch dazu als Kanzlerin, eine ganz offenbar rechtmäßig verlaufene Wahl rückgängig zu machen! Wo gibt es sowas noch? Wo leben wir?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.06.2022 um 10.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49283

Das gebe ich gern zu, aber eben: "hinter den Kulisssen"! Wenn wir alles so betrachten, was hinter den Kulissen geschieht, dann waren auch die Absprachen, die zu Kemmerichs Wahl führten, von solcher Art und hatten nicht viel mit dem offiziellen Verfahren (vor den Kulissen) zu tun.

"Es muß alles demokratisch aussehen..."
 
 

Kommentar von Sigmar Salzburg, verfaßt am 18.06.2022 um 09.35 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49281

Daß die „Aufforderung“ keinen Adressaten hatte, ist nicht richtig. Hinter den Kulissen wurde z.B. der FDP gedroht, Koalitionen mit ihr in anderen Bundesländern aufzulösen, wenn Kemmerich auf seinem Amt beharrt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.06.2022 um 09.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49280

Irgendwann ist dieser rein legalistische Standpunkt nicht mehr lustig, vor allem mit der Berufung auf die freie Gewissensentscheidung. Die Demokratie kann sich selbst aufgeben, wie seit der griechischen Antike bekannt. Man kann sich natürlich blind und taub stellen, als ob man nicht bemerkte, was für jeden auf der Hand lag.

Aber darum geht es mir hier nicht, sondern darum, ob die Meinungsäußerung der Kanzlerin ein Regierungshandeln war, das die Chancengleichheit der AfD einschränkte. Aufforderung an wen? Ich kann den Papst auffordern, den Zölibat aufzuheben – mangels Kompetenz bleibt das folgenlos. Die Kanzlerin konnte in ihrer Amtsfunktion gar nichts bewirken, was das Wahlergebnis betrifft. Die "Aufforderung" hatte sozusagen keinen Adressaten, muß daher als deutliche Mißbilligung verstanden werden, und dazu war die Kanzlerin meiner Ansicht nach berechtigt.

Aber ich will die Sache nicht weiter ausbreiten, wie es das Gericht und jene abweichende Richterin getan haben. Der Fall bleibt staatsrechtlich umstritten. Glücklicherweise geht es mit der AfD aus anderen Gründen bergab. Heute will mein Krauschwitzer Landsmann Chrupalla Chef werden.
 
 

Kommentar von Sigmar Salzburg, verfaßt am 18.06.2022 um 08.54 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49279

Nach den gültigen deutschen Verfassungen ist jede Stimme eines Abgeordneten gleichwertig. Die geheime Wahl soll sicherstellen, daß er seinem Gewissen unbeeinträchtigt folgen kann. Stellt sich nach der Wahl heraus, daß das Ergebnis nur durch unerwünschte Stimmen zustande gekommen sein kann, dann ist Bedauern erlaubt, aber die Aufforderung, das rückgängig zu machen, eine Aufforderung zum Putsch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.06.2022 um 04.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49278

Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts gegen Merkel wegen ihrer Beurteilung der Wahl Kemmerichs ist falsch, weil die Bundesregierung keine politisch neutrale Behörde ist, sondern die Politik ihrer Partei bzw. ihrer Koalition macht; dafür ist sie gewählt worden. Die Kanzlerin kann und muß sich jederzeit und auch im Parlament gegen die Opposition äußern (und umgekehrt sowieso). Der Kampf gegen die Opposition ist keine Beeinträchtigung von deren Chancengleichheit. (Oft wird auch die Kritik an einer anderen Meinung als Eingriff in die Meinungsfreiheit mißdeutet.) Das Gericht verlangt anscheinend die Entpolitisierung der Regierung. Immerhin gab es drei abweichende Stimmen, darunter eine entschiedene Klarstellung durch eine Richterin, deren Ansicht ich teile.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.06.2022 um 03.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49257

Diese Sonderwelt der Posten und Pöstchen überzieht das Land mit einem Schleier, den man einstweilen nicht loswird. Angefangen hat es mit der Frauenbeauftragten, die inzwischen anders heißt, weil es keine Frauen gibt.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.06.2022 um 22.35 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49255

Ferda Ataman wird wohl Antidiskriminierungsbeauftragte. Paßt hervorragend zu Sven Lehmann.

https://twitter.com/coolservativ/status/1537087320108720129
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.06.2022 um 20.44 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49253

Das hier wurde wohl inzwischen gelöscht:

https://pbs.twimg.com/media/FU-JbYpXoAAvAQu.jpg
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.06.2022 um 20.39 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49252

funk (ZDF & ARD) möchte unserer Jugend Vulgärsprache beibringen. Oder sich anbiedern? Zugriffszahlen steigern?

https://instagram.com/p/Ce0LS-CMXhQ
Oder hier:
https://pbs.twimg.com/media/FVRjLBiWYAAk2h2.jpg

(Eigentlich ein Video-Kanal,
https://funk.net/channel/aufgeklaert-12260)

Ein bißchen erinnert mich diese Herangehensweise an den Aufklärungsband "Zeig mal!" aus den Siebzigern. (https://de.wikipedia.org/wiki/Zeig_mal!) Das mehrfach ausgezeichnete Buch hat wahrscheinlich damals auch niemanden interessiert.

Wie auch immer, über funk generiert der öffentlich-rechtliche Rundfunk seinen ideologiekonformen Nachwuchs.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.06.2022 um 04.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49247

Bei "Abschiebung nach Ruanda" mußte ich gleich an "Madagaskarplan" denken und an "wo der Pfeffer wächst". Gibt es das überhaupt? Herrscht da nicht der "Negerkönig"?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.06.2022 um 17.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49237

Zu den psychokinetischen Orangen (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30960) hier noch eine Parallele:

Sie schreibt sich selbst und allen Menschen hellseherische Fähigkeiten zu und erzählt von ihrer Erfahrung, wie ihr diese Fähigkeit dabei geholfen hat, trotz Ortsunkundigkeit den idealen Kartoffelpuffer in Kansas City zu finden. (Wikipedia über die verstorbene Bestsellerautorin Vera F. Birkenbihl; die Gemeinde lebt übrigens weiter: https://www.nachbirkenbihl-ev.de/)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.06.2022 um 10.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49234

Auf den Schulweg sind fein säuberlich die Parolen der Querdenker geschrieben: Masken weg! Freiheit! Nürnberger Kodex. Boris Reitschuster. Usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.06.2022 um 05.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49225

In Supermärkten, Apotheken usw. trägt fast niemand mehr eine Maske. Dabei sind die Infektionszahlen für den Sommer immer noch sehr hoch. Wie dumm! Die Maske ist das einfachste und wirksamste Mittel gegen Corona. Ebenso dumm ist die in Deutschland besonders verbreitete Impfverweigerung.

Ausgewogenheit vom Feinsten: Gestern schrieb die Zeitung sehr schlau, man müsse sich nicht nur auf das Schlimmste vorbereiten, sondern auch auf das Beste. Wird gemacht!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.06.2022 um 06.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49179

Der Verkehrsminister (FDP) befürwortet Vorsorge wegen einer möglichen Coronawelle im Herbst, aber doch nicht schon jetzt, sondern erst wenn sie da ist, weil man dann genauere Daten hat.
Lindner (FDP) hat viele Wählerstimmen gewonnen, indem er immer wieder Vorsorge für die Zeit nach Corona forderte, also eigentlich die Rückkehr zur Normalität durch Beendigung aller Vorsorge. Nachsorge ist die beste Vorsorge oder so ähnlich. Ich verstehe gar nichts mehr.

Schluss mit den Lockdown-Fantasien! (welt.de 1.6.22)
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 21.05.2022 um 23.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49136

Laut SPON hat die Türkei im Streit um einen NATO-Beitritt Schwedens von dem Land konkrete Schritte gegen »terroristische Gruppierungen« sowie das Ende eines Waffenembargos verlangt. Diese Forderungen habe Präsident Recep Tayyip Erdoğan der schwedischen Ministerpräsidentin Magdalena Andersson am Samstag genannt, teilte Erdoğans Büro mit. In dem Telefonat hatten beide Staats- und Regierungschefs unter anderem Schwedens Antrag auf Beitritt zur Nato diskutiert, den die Türkei zunächst blockiert hatte. (spiegel.de, 21.5.22)

Er ist Staatschef, sie ist Regierungschefin. Damit gehören beide der Kategorie »Staats- und Regierungschefs« an, aber sie sind nicht beide Staats- und Regierungschef.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.05.2022 um 08.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49133

Die SZ enthüllt wieder mal Henri Nannen („Denkmalsturz“ von Christian Mayer). Im Krieg hat seine Propagandaeinheit „mit Granaten“ (!) Flugblätter auf die Seite des Gegners geschossen. Was er nach dem Krieg geleistet hat, ist bekannt genug. Allerdings besaß er auch eine „viel zu teure Yacht“. Ich weiß nicht, was eine Yacht kosten darf. Die Kunst, die er sammelte, war anscheinend in den Augen des wackeren Nachgeborenen nicht zu teuer. „Seine Verdienste sind unbestritten.“ Aber: „Vom Sockel geholt gehört er trotzdem.“ Von welchem Sockel?
 
 

Kommentar von , verfaßt am 16.05.2022 um 05.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49117


 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.05.2022 um 11.44 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49111

Neuer Studiengang "Beratung im Kontext Rechtsextremismus"

https://uni-marburg.de/de/fb21/studium/studiengaenge/m-a-beratung-im-kontext-rechtsextremismus
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.05.2022 um 06.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49108

Ganz am Rande lese ich, daß die ukrainische Band beim europäischen Schlagerwettbewerb – wie in den Medien vorausgesehen – gewonnen hat, obwohl sie eigentlich hätte disqualifiziert werden müssen. "Deutschland", das bei Waffenlieferungen an die Ukraine als zu zögerlich gilt, belegt den letzten Platz. Rußland durfte gar nicht erst teilnehmen.

Es erinnert mich an die Transparente der Armenier auf der Tribüne des Bundestags: eigentlich verboten, aber ...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.05.2022 um 03.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49103

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48748

Deniz Yücel hat die Kampfabstimmung zwar knapp gewonnen, ist aber trotzdem zurück- und auch gleich ausgetreten.

»Ich möchte nicht Präsident dieser Bratwurstbude sein«, sagte Yücel am Freitag bei der Mitgliederversammlung in Gotha. Zugleich erklärte der Publizist seinen Austritt aus der Schriftstellervereinigung. – In einem langen Twitter-Thread begründete Yücel im Anschluss seinen Schritt. So habe er »das Gejohle«, das die geglückte Abberufung seines Vorstandskollegen Joachim Helfer begleitet habe, als »abstoßend« empfunden. »Wir mussten heute feststellen, dass unsere Versuche, den deutschen PEN zu einer modernen NGO zu machen und ihm in zeitgemäßer Form seine alten Relevanz als Intellektuellenvereinigung zurückzugeben, von einer Mehrheit nicht gewollt ist«, schrieb Yücel. Der heutige PEN werde dominiert von »Spießern und Wichtigtuern Ü70«. (Spiegel 13.5.22, korrigiert)

Ich muß hier etwas nachsichtig sein, weil ich selbst ja auch eine Zeitlang Mitglied war (nachdem ich im Auftrag des PEN in Karlsruhe aufgetreten war), ohne mir viel Gedanken über den Verein zu machen – das kam erst später. Jeder macht mal eine Dummheit. Aber Yücels Tiraden hinterlassen trotzdem einen Nachgeschmack.

(Daß ausgerechnet Lutz Götze heute den PEN im Rechtschreibrat vertritt, zeigt nebenbei, wie weit es mit dem PEN gekommen ist. Wenn es noch einmal zu einer Veranstaltung in Karlsruhe käme, würde er die Rechtschreibreform verteidigen, an der er so gut verdient hat.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.05.2022 um 05.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49100

„Ich sehe eine Splitterpartei, nämlich die Grünen, die der Gesellschaft ihre Weltsicht aufzwingen.“ (Uwe Tellkamp im Interview der SZ, 12.5.22) Über das Aufzwingen kann man diskutieren, aber „Splitterpartei“ ist Wunschdenken und polemischer Overkill. Die Grünen sind offensichtlich keine Splitterpartei. Klein zu sein würde sie auch nicht ohne weiteres ins Unrecht setzen. Übrigens: „Die FDP denkt genau so wie die AfD über Identitätspolitik, aber sie weiß, was ihr blüht, wenn sie es wagt, sich so zu äußern.“ Eine interessante Diagnose. Er hätte auch noch die Corona-Politik erwähnen können, wo beide Parteien die gleiche "Freiheit" verteidigen. - Tellkamp selbst gehört natürlich auch zu den Verfolgten: Die Antifa überklebt die Plakate für seine Lesungen, und: „Ich muss mich rechtfertigen dafür, dass ich Deutscher bin, dass ich es wage, mich auf Goethe zu beziehen.“ Wehleidiger geht es nicht. Er kann austeilen, aber nicht einstecken. Aber auch davon kann man gut leben. Die Zeitung widmet ihm immerhin eine Doppelseite, und dabei wird es nicht bleiben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.05.2022 um 06.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49079

Es kann doch nicht sein, daß neben der CDU auch die verhaßten Grünen in SH zugelegt haben, und zwar kräftig! Bei „Tichy“ stellt ein Rechter fest, daß die Grünen ihr Ziel nicht erreicht haben. Ich weiß nicht, was das Ziel war, aber eine „Klatsche für die Ampel“ (also auf Bundesebene, denn in SH gab es ja keine) sieht anders aus. Das schlechte Abschneiden der AfD kommentiert er nicht. Meiner Ansicht nach ist die Umkehrung des Trends (zum erstenmal scheidet die AfD aus einem Parlament wieder aus) besonders wichtig.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.05.2022 um 13.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49049

Für mich ist ja "w/m/d" sowieso schon in der generischen Form enthalten. Aber ich dachte immer, zumindest mit "*in" sei dann auch für die militantesten Genderer und Geschlechtsverdreher "w/m/d" bereits enthalten? Wie man aber sieht, kann es für diese nie genug Hinweise auf sexuelle Vorlieben geben. Wir sollten doch für Menschen, die nur leichter Sprache mächtig sind, zum besseren Verständnis noch verschiedene pornographische Fotos beifügen!
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 03.05.2022 um 12.04 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49048

LGBTIQ* in der KITA

https://twitter.com/_homoduplex/status/1521139176346902532
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 30.04.2022 um 21.44 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#49037

Interessantes Interview zur geplanten Änderung des Transsexuellengesetzes.
https://taz.de/Ich-weiss-nicht-was-mit-Transidentitaet-gemeint-sein-soll/!5845336/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.04.2022 um 07.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48979

Ich dachte aufgrund meiner Migrationsbiographie (ich bin keine Franke, sondern Hesse) lange Zeit, daß das benachbarte Forchheim (Gott steh mir bei!) seine berühmte Festungsanlage erst um der autogerechten Stadt willen großenteils geschleift habe, aber in Wirklichkeit wurde das Zerstörungswerk schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts sowie nach dem Ersten Weltkrieg vollbracht. Zwar haben die Stadtplaner vielerorts beseitigt, was nach dem Bombenkrieg noch übrig war, aber von Forchheim hätte man wohl doch die Finger gelassen. Die Reste sind immer noch sehenswert.

Ich wollte das festhalten, weil es ein Hinweis auf den faszinierenden Wandel des Zeitgeistes ist: Das Interesse am Bewahren alter Bauwerke war selbst nach der Romantik nicht stark genug, um die Bürger von Vernichtung oder Zweitverwertung dessen abzuhalten, was heute die Touristen anzieht:

Im Zuge der Säkularisation des Hochstifts Bamberg kam auch die Festung zu Kurbayern, das 1806 zum Königreich erhoben wurde. Die Festungseigenschaft wurde 1838 von der Armee aufgehoben, die Wehranlagen waren entbehrlich geworden. 1875 erwarb die Stadt einen Großteil der Festungsanlagen und verpflichtete sich zu deren Abriss. Noch nach dem Ersten Weltkrieg verschwanden Teile des Ensembles. Aus dem Abbruchmaterial entstanden etwa das städtische Gymnasium und die Kirche in Hallerndorf. Die Gräben der Werke im Norden und Nordosten konnten jedoch zu einer weitläufigen Parkanlage umgestaltet werden, die von der Bevölkerung als Naherholungsgebiet genutzt wird. (Wikipedia über Festung Forchheim)

Man ist ein bißchen fassungslos. So wie oft auf Reisen oder wenn wir nach 50 Jahren an Orte zurückkommen, wo es einmal schön war.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.04.2022 um 07.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48970

Eigentlich muß man die Pharma-Industrie bewundern: Sie hat es geschafft, praktisch alle Regierungen der Welt zur Bekämpfung einer Seuche zu überreden, die es gar nicht gibt. Natürlich mußten andere „überstaatliche Mächte“ (wie man früher sagte) mithelfen. Um diese gigantische Verschwörung der „Eliten“ zu durchschauen, braucht es wirklich unabhängige, nur der Wahrheit verpflichtete Medien:

Die größte Fehlleistung der Medizin der Neuzeit ++ Gespräch mit dem Heidelberger Arzt Dr. Gunter Frank über das einmalige Großexperiment Corona und wie damit umgehen ++ Wie sehen die Corona-Bilanzen der Länder aus, die Lockdowns veranstaltet haben, und wie jene, die keine gemacht haben ++ Welche sind besser gefahren? ++ Wenn dem Arzt der Atem stockt: Die schrecklichen Folgen der „Impfungen“ ++ (Tichy 20.4.22)

Gunter Frank hat auch ein Buch geschrieben: Der Staatsvirus.

Ich lebe zwar noch, aber wer weiß wie lange? Jetzt haben sie schon viermal versucht, mich totzuimpfen. Meine Frau weiß nicht, ob sie meinen Zusammenbruch noch erlebt, denn sie ist selbst geboostert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.04.2022 um 07.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48969

Nicht daß ich wüßte. Aber vielleicht können Sie selbst ein wenig skizzieren, was Sie meinen?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 18.04.2022 um 15.37 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48957

Gibt es hier einen Thread über Mimik? Mir fällt manchmal auf, daß manche Leute, die erlittene Benachteiligungen thematisieren, eine irgendwie unpassende Mimik "aufsetzen".

https://youtube.com/watch?v=ZZqNHMuSGEQ
https://youtube.com/watch?v=bYLzwVwS3dk
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 18.04.2022 um 11.47 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48956

Was wäre die Alternative zur gelebten Freiheit?

Es gibt so einige Dinge, über die man nicht gerne spricht. Zum Beispiel, daß Leute, die noch weit übers Rentenalter hinaus leben, von anderen – oft Ungebildeten – finanziert werden müssen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.04.2022 um 05.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48955

Doch, das gibt es schon, man muß Stichwörter wie "Ökologie des Krieges" oder so ähnlich eingeben.

Zu meinem letzten Punkt: Es gibt einen statistischen Zusammenhang, über den man nicht gern spricht: Gebildete Menschen (gemessen am Schulabschluß) rauchen seltener, ernähren sich gesünder, achten auch sonst auf ihre Gesundheit, verdienen mehr Geld, leben länger - und tragen Maske...

"Aber ich kenne jemanden... Aber mein Großvater..." Schon recht, aber hier geht es um Statistik.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 17.04.2022 um 20.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48953

Moderne Kampfjets verbrauchen bis zu 6000 Liter Kerosin in der Stunde, Panzer locker 500 Liter Diesel auf 100 Kilometer. Rechnet eigentlich jemand den ökologischen Fußabdruck von Kriegen aus?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.04.2022 um 05.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48949

In einem Leserbrief an die SZ legt ein Pilot (Airbus, Boeing) dar, wie der Staat das klimaschädliche Fliegen steuerlich subventioniert. Man kann für 269,99 Euro auf die Malediven fliegen und verbraucht dabei 640 Liter Kerosin.

Im Supermarkt tragen fast alle Kunden weiterhin Maske. Ein Pärchen ohne Maske legt für die Osterfeiertage eine Großpackung „Rauchen ist tödlich“ aufs Band. Gelebte Freiheit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.04.2022 um 05.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48948

Eine Verschwörungstheorie geht so: Die Pharmafirmen wollen unbedingt ihren Impfstoff loswerden. Es ist ihnen gelungen, weltweit sämtliche Regierungen für diesen Zweck einzuspannen. Daher die Impfkampagnen, die Repressalien, die Einschränkungen der Grundrechte, die bestellten Zeitungsartikel usw. – Es ist gigantisch! Nur ganz wenige durchschauen den Humbug.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.04.2022 um 10.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48928

Denkt ihr, dass Jennifer noch mehr über ihr Baby preisgeben wird?

- Nein, ich glaube, sie bleibt dabei und hält das privat.
- Ja, früher oder später verrät sie bestimmt mehr.


Ich weiß einfach nicht, was ich ankreuzen soll. Diese interaktiven Websites machen mich noch wahnsinnig.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 11.04.2022 um 10.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48898

Ob die Impfpflicht ohnehin ein Jahr zu spät käme, wenn sie jetzt eingeführt würde, wissen wir frühestens im nächsten Winter.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.04.2022 um 04.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48897

Nach Impfpflicht-Aus: Zehntausende Spaziergänger feiern ihren Sieg

Mit Recht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.04.2022 um 04.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48891

Die Luft ist klar... In Wirklichkeit blicke ich durch eine Wolke von Viren, Bakterien, Pollen, Sporen, Staub. Bakterien stellen mehr als 50 % der Biomasse, dann folgen andere Kleinstlebewesen, Phytoplankton...Viren werden nicht zur Biomasse gezählt, aber wie hoch wäre ihr Anteil? Die Gesamtmenge aller Corona-Viren soll in der Größenordnung einiger Kilogramm liegen, vielleicht auch weniger. Viren sind eben eigentlich nur Moleküle.
„Wir sind schlecht dafür ausgestattet, das sehr Kleine und sehr Große zu begreifen – Dinge, deren Dauer in Pikosekunden und Gigajahren gemessen wird.“ (Richard Dawkins)
(Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1589#43492 usw.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 10.04.2022 um 01.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48889

Ja, bei Umfragen läuft es halt ein bißchen anders als im Parlament. Die Bevölkerung fragt man sinngemäß direkt und ganz einfach: Sind Sie für oder gegen die Impfpflicht?

Aber im Bundestag wird gefragt: Stimmen Sie für oder gegen den Antrag der Fraktion XYZ? Da kommen dann halt die üblichen Kabalen und Ränke ins Spiel. Würde dort genauso gefragt wie in der Bevölkerungsumfrage, dann gäbe es jetzt vielleicht eine Impfpflicht.

Dazu kommen verschiedene andere Probleme. Eine tagesaktuelle Umfrage zur Impfpflicht habe ich nicht gefunden, dafür aber die Tendenz, daß die Zustimmung immer weiter abnahm. 2/3 wie noch Ende voriges Jahr ist vorbei. Im März lag die Zustimmung laut Allensbach nur noch bei 51%, inzwischen haben wir Mitte April ...
So halte ich es durchaus für plausibel, daß die Anteile von Pro und Kontra wie zuletzt im Bundestag auch etwa der aktuellen Stimmung im Volk entsprechen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 09.04.2022 um 19.35 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48888

Nochmal zur Frage Impfpflicht und Demokratie: Die diesbezügliche Debatte wurde ja gerade wegen der anstehenden Bundestagswahl hinausgeschoben. Man war sich des Wohlwollens der Bevölkerung also nicht sicher.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 09.04.2022 um 19.24 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48886

Wenn eine Impfpflicht inzwischen nutzlos ist, warum ist dann die Seuchenpolitik "ein weiteres mal" gescheitert?

Vor einen Jahr konnte man übrigens noch nicht wissen, daß
- die allgemeine Impfbereitschaft so gering ist
- Astra Zeneca Probleme bereitet
- die Wirkung bei der indischen Variante nicht so gut wie erhofft ist
- die ursprünglich angepeilte Durchimpfungrate zu gering ist
- die Anpassung an Varianten schwierig werden würde.

Teilweise wurde darüber nachgedacht, ob das Spenden von Impfstoff in andere Länder nicht sinnvoller wäre. Ist Deutschland so wichtig in einer globalen Pandemie?

Im nachhinein ist es leicht, von einem Versagen der Politik zu sprechen. Die Probleme damals waren einfach ganz andere. Etwa die Organisation von Impfterminen, insbesondere auch die Beschaffung ausreichender Impfstoffmengen. Man kann nicht immer alle Entwicklungen vorhersehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.04.2022 um 14.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48884

Und zu Ihnen, lieber Herr Fleischhauer: Nein, ich glaube auch nicht, daß eine Impfpflicht jetzt noch einigermaßen flächendeckend durchsetzbar wäre. Vor einem Jahr, wie gesagt, war die Lage günstiger. Impfpflicht ist schließlich nichts so unerhört Neues.

Vom Bundestag habe ich keine andere Entscheidung erwartet, aber sie wäre auch ziemlich folgenlos geblieben, weil dann eben die Durchsetzung gescheitert wäre.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.04.2022 um 14.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48883

Lieber Herr Riemer, diesen Schluß habe ich ja auch nicht gezogen, sondern das Geimpftsein ausdrücklich als zusätzlichen Hinweis angeführt. Die Befürwortung hat sich bei mehreren Umfragen (z. B. Forsa) ergeben und stand immer wieder in der Zeitung.

Ich meine auch nicht, daß das Parlament immer den Umfragen folgen müsse, sondern wollte nur die These anzweifeln, daß sich in der Abstimmung endlich die wahre Demokratie bewährt habe. Dazu waren die Spielchen der Fraktionen zu durchsichtig.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 09.04.2022 um 11.17 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48882

Gab es eigentlich schon mal eine Schätzung, wie weit man die sogenannte Impflücke durch eine Impfpflicht schließen könnte? So eine Art Kosten-Nutzen-Rechnung? Oder geht man einfach davon aus, daß nach Einführung einer Impfpflicht die Durchimpfungsquote auf 100% steigt?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.04.2022 um 09.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48881

"In Wirklichkeit ist die große Mehrheit der Bevölkerung für die Impfpflicht und hat sich ja auch längst selbst impfen lassen."

Man kann das Impfen für gut befinden und sich impfen lassen, ohne für eine Impfpflicht zu sein.

Man kann die Impfung sogar für schlecht oder unnötig halten und sich trotzdem impfen lassen. Denn wir hatten ja de facto schon eine Art Impfpflicht. Ohne Impfung war man von großen Teilen des gesellschaftlichen Lebens ausgeschlossen.

Aufgrund beider Umstände ist es unmöglich, von der Zahl der durchgeführten Impfungen auf die Befürwortung der Impfpflicht zu schließen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.04.2022 um 03.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48877

Der Seuchenschutz ist im Bundestag ein weiteres Mal gescheitert. Grenzenloser Jubel bei den Rechten. Sie feiern die Abstimmung über die Impfpflicht als „Sternstunde des Parlaments“ (Tichy). In Wirklichkeit ist die große Mehrheit der Bevölkerung für die Impfpflicht und hat sich ja auch längst selbst impfen lassen.
Die AfD verbucht das Abstimmungsergebnis als Erfolg für sich. Ohne ihre Gegenstimmen wäre die Impfpflicht zur Realität geworden, erklärte Fraktionschefin Weidel, da der Ampel nur rund 40 Stimmen für eine Mehrheit gefehlt hätten. Das sei „Erfolg für die Freiheit“, den auch die AfD möglich gemacht habe. (DLF)
Das stimmt. Ohne die AfD hätte die FDP ihr Ziel nicht durchsetzen können.
Das Thema ist von der vorigen Regierung verschlampt und inzwischen so zerredet und zum Instrument taktischer Spiele worden, daß die Impfpflicht nicht eingeführt werden kann; sie käme ohnehin ein Jahr zu spät.
Die Union hat die Abstimmung benutzt, um der Koalition eine Niederlage zu bereiten. Ob das klug von Merz war, werden die nächsten Wahlen zeigen.
Gleichzeitig wird der Maskenzwang aufgehoben. Alles zusammen soll „Freiheit“ bringen. So kann man das Regierungsversagen auch nennen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 06.04.2022 um 13.48 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48865

"Infantilisierung des politischen Diskurses zündet nächste Stufe."

https://twitter.com/_homoduplex/status/1511656020124258311

https://youtube.com/watch?v=mg-9-NvKkVQ
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.04.2022 um 04.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48838

Man könnte von einer Kompartmentalisierung des täglichen Lebens sprechen: Arbeitsplatz, Familie, Kirche erwarten und verlangen (steuern) jeweils verschiedene Redeweisen und damit verbundene Praktiken und auch sogenannte Meinungen.
Die Konsistenzforderung stellt sich normalerweise nicht. Der Physiker in der Kirche, der Arzt und die Globuli, und so auch in der Corona-Pandemie, sogar in der Klimapolitik.
Multiple Persönlichkeit ist der Normalfall. In besonderen Situationen kommt es zutage und stört manchmal die Beziehungen. Man fragt sich dann: „Wer hätte das von ihm gedacht!“
Darauf beruht ja das Gebot, in gesellschaftlicher Konversation weder über Religion noch Politik zu sprechen. Es würde meistens zu Unfrieden führen.
Wenn ich beiläufig erwähne, daß ich geimpft und zweifach geboostert bin, bemerke ich auf diesem oder jenem Gesicht eine gewisse Erstarrung und ein Verstummen und weiß Bescheid.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.03.2022 um 07.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48819

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45545

Weil ich morgen wieder unseren Familien-Aprilscherz anbringen muß, hier noch ein Nachtrag:

Du blutest ja!

wird mit progredienter Intonation gesprochen, was ebenfalls andeutet, daß eine Erklärung gefordert wird. Dagegen:

Du kannst nicht mitkommen, du blutest ja..

mit fallender Intonation. Das erinnert an einen bekannten Umstand und steht anstelle eines Kausalsatzes.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 30.03.2022 um 11.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48810

Rußland muß seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine sofort einstellen, hat der Internationale Gerichtshof in Den Haag angeordnet, die Gewalt müsse sofort enden. Klar muß der Krieg aufhören, der Ansicht sind wir alle, aber wenn er es wirklich müßte, hätte er es schon getan.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 30.03.2022 um 11.30 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48809

Folgt der Wissenschaft!
https://rki.de/DE/Content/InfAZ/H/HIVAIDS/Studien/TASG.html

Ein paar Screenshots aus dem RKI-Fragebogen auf Twitter:
https://twitter.com/Ruebenhorst/status/1508778506444058631
https://twitter.com/stephan_eckner/status/1508789417271607308
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.03.2022 um 18.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48806

„Der will uns alle umbringen.“ (Querdenker über Lauterbach, der einen zweiten Booster für Ältere empfiehlt.)
Das glaube ich nicht, habe mir heute den zweiten Booster abgeholt. Mir nach!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.03.2022 um 18.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48804

I think the most joyous thing in life is to loaf around and watch another bloke do a job of work. Look how popular are the men who dig up London with electric drills. Duke’s son, cook’s son, son of a hundred kings, people will stand there for hours on end, ear drums splitting. Why? Simply for the pleasure of being idle while watching other people work. (Peter Wimsey bei Dorothy Sayers: The five red herrings)

Schön gesagt. Aber: Irre ich mich, oder war das früher häufiger zu beobachten als heute? Ist alles hektischer geworden, und sind vielleicht die technischen Arbeiten nicht mehr so reizvoll? Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt Männer (Frauen kamen nie in Frage) durch ein Loch im Bauzaun habe peepen sehen. Aber auch die Bretterwände mit den Astlöchern gibt es ja kaum noch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.03.2022 um 07.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48780

Zu dem schönen Bild „auf den Schultern von Riesen“, dem Merton seine bekannte Abhandlung gewidmet hat, gibt es eine skurrile Variante. Der Arbeiterdichter Heinrich Lersch glaubte sich dafür rechtfertigen zu müssen, daß er zeitweise (anscheinend recht dürftig) auf Capri lebte: „Ich stehe hier auf den Schultern meiner Arbeitskameraden, damit ich weiter sehen kann als sie und ich ihnen sagen kann, was ich sehe." (Das habe ich vor 50 Jahren mal bei ihm gelesen und hätte es nicht so leicht wiedergefunden, wenn es Google nicht gäbe.) Hierher gehört die verbreitete Schmähung der Salonkommunisten, der Toskana-Fraktion usw.

Aber das ursprüngliche Bild, das vor allem durch Newton bekannt wurde, ist eigentlich sehr schön, und ich denke oft daran, wenn ich mich mit Wissenschafts- und Technikgeschichte beschäftige. „How extremely stupid...“ – diesen Ausruf Thomas Huxleys habe ich schon zitiert. Es gibt Erkenntnisse, für die einem bloß die Schuppen von den Augen fallen müssen („Ach ja!“), zum Beispiel lag die Sprachverwandtschaft den Menschen jederzeit vor Augen, so daß schon die alten Griechen die Indogermanistik hätten entwickeln können, ähnlich auch die Evolutionslehre; und es gibt andere („Ach so!“), für die man Geräte braucht, z. B. Mikroskop und Fernrohr; auch eine weitgehende gesellschaftliche Arbeitsteilung und Spezialistentum.

Außer den Riesen, auf deren Schultern wir stehen, gab und gibt es aber die riesige Schar von Zwergen, ohne die es auch nicht geht. Das im vorigen Eintrag – pars pro toto natürlich – erwähnte Käsebrot wurde nicht von Riesen erfunden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.03.2022 um 07.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48779

Eine sehr kurze Geschichte der Menschheit:

Früher sammelten wir, was in der Natur vorkam. Die Sprache half uns, das Eßbare vom Giftigen zu unterscheiden, so daß wir nicht jede Erfahrung (die unsere letzte hätte sein können) selbst machen mußten. Das ging lang gut, aber anscheinend nicht gut genug. Heute zerkleinern wir die Früchte von Gras, lassen sie durch Pilze und Bakterien zersetzen, erhitzen das Ergebnis in Backöfen, schneiden es in Scheiben und belegen es mit verdorbener Milch – fertig ist das Käsebrot. Darauf muß man erst mal kommen! Es hat Jahrtausende gedauert und nicht überall stattgefunden.
 
 

Kommentar von , verfaßt am 26.03.2022 um 16.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48775


 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 24.03.2022 um 21.13 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48764

Radikalenerlaß, diesmal mit Beweislastumkehr.
ab 52:10
https://youtube.com/watch?v=OCX56vAUmkU&t=52m09s
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 22.03.2022 um 10.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48756

Sooft in den Medien nun schon Ukrainer zu Wort gekommen sind – ich habe nie einen von der Ukra-ina reden hören. Die Betonung liegt zwar meist (nicht immer deutlich) auf dem i, aber einen Glottisschlag höre ich nicht. Den tragen die deutschen Moderatoren und Kommentatoren dafür umso gewissenhafter vor. Man will es besonders richtig machen. Wenn sich in Griechenland einer beim Sirtaki das Bein bricht, ist es einer von uns.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.03.2022 um 07.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48755

Was die Ärzte betrifft, so macht man mit ihnen gewiß verschiedene Erfahrungen, aber nach 35 Jahren Erlangen, wo die ganze Familie immer wieder mal mit dem Uniklinikum zu tun hatte, eine – dort auch schon geborene – Tochter auch als Angestellte, sind wir froh, hier doch sehr gut versorgt zu sein. Gerade ist die Klinik noch unter die 100 besten der Welt (!) geschlüpft, wenn auch nur auf Platz 99. Auch über die niedergelassenen Ärzte können wir nicht klagen. (Die Hälfte der Familie ist privat versichert, die andere gesetzlich – behandelt werden wir alle gleich.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.03.2022 um 07.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48754

Aldenhoff über sich selbst:
„Seit 2004 leitete ich das Pilotprojekt einer universitären gGmbH, mit wirtschaftlichem wie inhaltlichem Gewinn, aber auch der klaren Erkenntnis, dass der Sinn der Medizin in der Behandlung, Erforschung und – mit Glück – Heilung menschlicher Krankheiten liegt und definitiv nicht im Geldverdienen oder in der Erfüllung von Anforderungskatalogen von Verwaltungen. Da ich mich mit dieser Auffassung in einer Minderheitenposition befand, bin ich im April 2012 in den vorzeitigen Ruhestand gegangen.“
Das ist gegenüber den Kollegen nicht gerade nett.

Früher hat er mit uns Männern abgerechnet und in der ZEIT geraten:
„Benennen, aussprechen, klären, dass Sie nicht dazugehören – und vielleicht auf die andere Straßenseite gehen, wenn Ihnen auf einer einsamen Straße eine Joggerin entgegenkommt.“
Mir kommen bei meiner morgendlichen Waldwanderung mehrere einsame Joggerinnen entgegen, denen ich „auf den Arsch hauen“ (Aldenhoff) könnte. Abstand halten wir wg. Corona, auch wenn nicht viel Platz ist; außerdem grüßen wir einander. Ich kenne keinen Mann, dem ich so etwas zutrauen würde, aber natürlich kommt es vor. Soll man auch um Kinder einen großen Bogen machen, weil so viele mißbraucht werden? Wohin soll das führen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.03.2022 um 16.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48751

Durch Geschäfte mit Rußland haben wir bekanntlich Putins Krieg finanziert (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48656). Nun kommen wir, wie ein besonders verrückter (aber sehr christlicher) Tichy-Autor erkannt hat, vom Regen in die Traufe: „Katar: Statt Putins Krieg finanzieren wir jetzt den Islamischen Terror“. Man darf eben mit niemandem Geschäfte machen, sondern nur still seinen Hausgarten bewirtschaften. – Bei Tichy las ich kürzlich auch, wie empörend es ist, daß viele Schulkinder ihre Maske aufbehalten, obwohl sie es nicht mehr müssen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.03.2022 um 06.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48749

Die SZ erklärt, „warum Ukrainerinnen und Ukrainer fordern, die Schreibweise ihrer Städtenamen zu ändern“. Sogar „sehr viele“ sollen es sein, obwohl die Zeitung sie nicht gezählt hat, sondern nur wenige Wortführer kennt und zitiert. Der Feldzug gegen die russische Sprache verheißt nichts Gutes für die wirklich „sehr vielen“ Russischsprachigen in der Ukraine und anderswo. Außerdem untergräbt er das Wohlwollen der Deutschen. Wir ahnen gerade noch, daß Charkiw Charkow ist, aber schon Lwiw statt, nun ja, Lemberg wirkt krampfig. Wie die SZ sieht, ist kein Ende abzusehen (Milano usw.), wenn man dieses Faß erst mal aufmacht. Wie steht es mit kyrillischen Buchstaben? Chinesisch? Die Wichtigtuerinnen und Wichtigtuer sind schlecht beraten. Der patriotische Furor hat Züge des kollektiven Wahnsinns. Das war in Kriegszeiten schon immer so (French fries usw.) und hat nie etwas Gutes bewirkt.

Der HRK-Präsident Alt will alle Kooperationen zwischen deutschen und russischen Universitäten aussetzen. Das wird Putin mächtig beeindrucken, aber wenn Humpty Dumpty mal runtergefallen ist, wird es schwer sein, ihn wiederherzustellen.
Sollte man nicht auch auf die Sojus-Kapseln verzichten? „Opfer müssen gebracht werden“ (Flugpionier Lilienthal).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.03.2022 um 05.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48748

PEN-Präsident Yücel und fünf seiner Vorgänger streiten über zulässige und unzulässige Äußerungen zum Ukraine-Krieg. Mäßig unterhaltsam. Es gibt nichts Neues unter der Sonne. Aber wozu gibt es den PEN?

Wenn ein Verein einen Vorsitzenden haben möchte, der keine eigene Meinung hat, dann sollte er einen solchen wählen, statt bei der ersten besten Gelegenheit seinen "Rücktritt" zu fordern. Damit watscht man sich ja nur selbst ab.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.03.2022 um 16.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48739

As Chesterton is supposed to have said, “you cannot argue a man out of a position that he didn´t argue himself into.”

Wie wahr das ist, habe ich in den letzten zwei, drei Jahren besonders stark emnpfunden.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.03.2022 um 13.56 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48728

Ich habe gerade einen Youtube-Kanal entdeckt, der hier vielleicht auf Interesse stößt. Betreiber ist Andrej Pfeiffer-Perkuhn, gelernter Schlosser, Baustoffhändler sowie Kulturwissenschaftler, der sich auf Rollenspiel (LARP) und Darstellung historischer Lebenswelten (Living History) verlegt hat. Er zerpflückt auf seinem Kanal Dokumentationen aus der Terra-X-Reihe oder macht zu ausgewählten Themen umfangreichere Einführungen.
https://youtube.com/c/Geschichtsfenster/videos

Einen passenden Thread habe ich auf die Schnelle nicht gefunden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.03.2022 um 06.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48712

Wir wollen weder durch Seuchen noch durch Kriege inkommodiert werden (Masken, Benzinpreise). Dafür sorgt die FDP.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.03.2022 um 16.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48705

Supermärkte nehmen russische Produkte aus den Regalen. Viel ist es ja nicht: Wodka...
Nur bei besonderen Gelegenheiten merkt man, daß ein so großes und nicht allzu weit entferntes Land eigentlich nicht viel zu bieten hat – außer Rohstoffen, auf denen es zufällig sitzt oder die mit wenig Kunst in großen Mengen angebaut werden können, wenn man das Ackerland hat (Weizen, Sonnenblumenkerne).
Den Russischen Zupfkuchen (in Rußland "Deutscher Quarkkuchen" genannt, was seiner wirklichen Herkunft näherkommen dürfte) wollen wir weiterhin essen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.03.2022 um 04.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48696

Die FDP-geführte Bundesregierung steht zu ihrem Wort: Alle Maßnahmen zur Seuchenbekämpfung werden zum Stichtag aufgehoben – unabhängig von den Umständen, die vor einem halben Jahr noch nicht abzusehen waren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.03.2022 um 16.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48691

Er folgt errötend ihren Spuren.

Nein, lieber Schiller. Jeder von uns ist schon mal den Spuren eines Mädchens gefolgt, aber dabei sind wir noch nicht rot geworden, sondern erst wenn wir ihr tatsächlich gegenüberstanden. Goethe verstand mehr von Erotik, Schiller hat sie sich wieder mal nur ausgedacht.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 10.03.2022 um 11.48 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48689

Ich möchte mal eine steile These in den Raum stellen: Wenn wir die Welt retten wollen, brauchen wir in der Wissenschaft, in den Medien und an allen Schaltstellen der Macht eine Männerquote von 90%.

Belege:
https://orf.at/stories/3250204
https://swr.de/swr2/wissen/hass-auf-frauen-von-hate-speech-bis-femizid-100.html

Der Feminismus hinterläßt einfach eine Schneise der Verwüstung. Das können wir uns bald nicht mehr leisten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.03.2022 um 07.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48688

Hühner wie wir:

Um hinter den Maschendrahtzaun zu gelangen, fliegen die Hühner auf den obersten Draht und dann drüben wieder hinunter. Bekanntlich können sie hinter einem Zaun hin und her laufen, ohne auf den Gedanken zu kommen, ihn seitlich zu umgehen. Dazu müßte sie sich zunächst von ihrem Ziel, das sie unentwegt im Auge behalten, ein Stück entfernen, und dazu kann man sie nicht überreden. Man hat auch an Rebhühnern festgestellt, daß sie in der Luft intelligenter sind als am Boden, Hindernisse umfliegen, aber nicht umlaufen können.

Die Nachbarskatze zischt vor mir davon, versteckt sich hinter einem Blumenkübel und lugt gerade eben dahinter hervor. Man könnte ihr eine „Theorie des Geistes“ unterstellen: Sie weiß, was ich sehen kann und was nicht, versetzt sich in meine Perspektive. Es geht offensichtlich sparsamer, und so sollte man es halten. Manche Tiere verstecken sich, andere nicht, auch wenn sie im übrigen „intelligenter“ zu sein scheinen. Verstecken sich Hunde? Sicher nicht ebenso regelmäßig und geschickt wie Katzen.

Die meisten Katzen lauern ihrer Beute auf, Wölfe nicht, sie rennen gleich hinterher und verlassen sich mit Recht auf ihre supermarathonhafte Ausdauer. Das ist die einfachste Erklärung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.03.2022 um 04.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48675

Ein Pressefoto zeigt Putin mit Wirtschaftsvertretern an einem Tisch, der geschätzt zehn Meter lang ist, die fünf oder sechs Mann an einem Ende, Putin am anderen, gerade noch in Schußweite. Auch der meilenlange Prachttisch, der Putin mit ausländischen Politikern in ähnlich grotesker Anordnung zeigt, erinnerte ja schon an die Gepflogenheiten am Hof des Kaisers von China, schön dargestellt in Filmen wie „Hero“. Wo in der Welt ist so etwas heute noch zu sehen? Man sagt, Putin habe enorme Angst vor Ansteckung. Seine frühere Leutseligkeit ist ganz verschwunden, er soll sich eingebunkert haben. Während seine Annexionspolitik rational nach Lehrbuch vorgeht („genial“ laut Trump, aber eigentlich schlicht nach Hitlers Vorbild), könnte er durchaus ein bißchen verrückt sein; entrückt auf jeden Fall.

Eleonore Büning, die Musikkritikerin der FAS, findet es richtig, den Putinfreund Gergiev zu entlassen, weil er in München das „Geld der Steuerzahler“ bekomme, angeblich einen siebenstelligen Betrag. Aber was hat die Herkunft des Geldes damit zu tun? München hat ihn wegen seiner künstlerischen Leistung zu diesem hohen Gehalt eingestellt, aber meines Wissens keine Klausel in den Vertrag eingefügt, die ihm eine staatstreue Gesinnung abverlangt. Seine Unterstützung Putins war nie ein Geheimnis. Er ist auch nicht straffällig geworden. Was Putin für einer ist, hätte man wissen können oder auch nicht – Putin war jedenfalls über viele Jahre hinweg Verhandlungspartner Deutschlands und aller anderen Länder. Die SPD kann sich nicht einmal dazu aufraffen, Schröder auszuschließen, dessen Putinfreundschaft politisch viel folgenreicher war als die Bekundungen des Dirigenten. München wird vertragsbrüchig und nimmt in Kauf, Gergiev sein Gehalt auch nach der Entlassung zu zahlen – das Geld der Steuerzahler nun ohne Gegenleistung.

Ob in der Säuberungsaktion auch ein wenig Bedauern mitwirkt, weil man seinerzeit dem Starkult nicht widerstehen konnte? Ich kann Gergievs Leistung nicht beurteilen, vielleicht ist er ja wirklich soviel besser als weniger berühmte Dirigenten. (Bei den beiden Klavierkonzerten von Brahms hätte ich es nicht feststellen können, aber ich bin ja wirklich nur ein Laie und Genießer.)
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 06.03.2022 um 03.04 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48666

Der Kultursektor scheint sich von der Pandemie erholt zu haben.

https://pbs.twimg.com/media/FNEYW8pXsAEP2IZ.jpg
https://westfalen-blatt.de/owl/kreis-paderborn/paderborn/jetzt-wird-das-geschlecht-gezahlt-2539055
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 05.03.2022 um 15.13 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48663

Ukraine: Transgender women weep as authorities classify them as ‘men’ who must stay and fight
https://www.mynewsgh.com/ukraine-transgender-women-weep-as-authorities-classify-them-as-men-who-must-stay-and-fight/
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 05.03.2022 um 11.48 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48662

Der Bericht zu Wiesendanger hätte mich interessiert. Ist das dieser Artikel?
https://sueddeutsche.de/medien/drosten-unterlassungserklaerung-cicero-1.5540659
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.03.2022 um 04.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48659

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48651

Die SZ vom 4.3.22 brachte einen umfangreichen, mit NDR und WDR gemeinsam recherchierten Bericht zum Fall Wiesendanger.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 04.03.2022 um 08.48 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48657

Es geht nicht nur um Rundfunk, und selbst wenn, müßte es präzisiert werden.
https://de.wikipedia.org/wiki/Verbreitungsverbot
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.03.2022 um 08.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48656

Schneller als gedacht geraten Atomkraftwerke in Kriegsgeschehen. Die Lage ist unübersichtlich, aber zweifellos bedenklich. Nicht nur materielle Schäden können zu einer Katastrophe führen, sondern auch Personalausfälle. Man muß bedenken, welche läppischen Ursachen "Tschernobyl" ausgelöst haben. An der Begrenzung der Folgen, einer unendlichen Aufgabe, sind wir, soviel ich weiß, finanziell stark beteiligt.

Inzwischen wissen wir alle, daß Putins Krieg den Zweck hat, die Ukraine zu entnazifizieren. Weitere naziverseuchte Länder bieten sich an.

Gerade höre ich in der Presseschau, daß wir "Putins Krieg mitfinanzieren", wie es vorwurfsvoll heißt. Wohl wahr, aber irgendwie finanziert jeder alles mit. Nur ein Säulenheiliger nicht, aber selbst da kommen mir Bedenken.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.03.2022 um 08.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48655

Ich glaube, es gibt Rundfunkgesetze, die den Begriff "Verbreitungsverbot" präzisieren. Zitieren dürfen Sie bestimmt weiterhin. (Ich finde übrigens die verlinkten Kommentare nicht besonders "interessant", aber das besagt natürlich nicht viel.)
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 04.03.2022 um 06.30 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48654

Zensursula ist wieder da.
https://netzpolitik.org/2022/sanktionen-gegen-russland-eu-verbietet-verbreitung-von-rt-und-sputnik/

Leider erfährt man dazu recht wenig. Falls das wirklich umgesetzt wird, dürften wir RT und Sputnik dann noch zitieren? Was ist mit dem Verbreitungsverbot gemeint?

Zwei Kommentare fand ich noch interessant:
https://netzpolitik.org/2022/sanktionen-gegen-russland-eu-verbietet-verbreitung-von-rt-und-sputnik/#comment-2559524
https://netzpolitik.org/2022/sanktionen-gegen-russland-eu-verbietet-verbreitung-von-rt-und-sputnik/#comment-2559536
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.03.2022 um 05.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48653

Die Rechten finden es empörend (jedenfalls tun sie so), daß die Behörden sich um den Impfstatus der Ukraine-Flüchtlinge kümmern wollen. Aber das hat gute Gründe. Der Gesundheitszustand von Zuwanderern ist für uns alle wichtig. Gerade aus Osteuropa wird z. B. immer wieder Tuberkulose eingeschleppt. In München wurden wir Universitätslehrer alle paar Monate zur Untersuchung ins Gesundheitsamt gebeten, weil unter den ausländischen Studenten wieder mal ein Fall aufgetreten war. Bei unseren dürftigen Impfquoten ist es nicht wünschenswert, sie durch Ungeimpfte aus Kriegsgebieten zusätzlich zu verdünnen. Wenn es sich um Afghanen usw. handelte, wäre die gespielte Empörung wohl ausgeblieben.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 04.03.2022 um 04.46 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48651

Drosten will sich jetzt juristisch gegen Wiesendanger wehren:
https://tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/drosten-corona-ursprung-101.html

Leider wird nicht angegeben, was Drosten im einzelnen beanstandet. Meines Erachtens ist Drosten schon länger eine Belastung für den Expertenrat. Sein schwaches Interview in der SZ (in dem er eigentlich mehr Gründe für als gegen einen Laborursprung aufzählt), seine frühe Festlegung (die er wahrheitswidrig abstreitet), seine Interessenverwicklung als Gegner von Forschungsrestriktionen – das beschädigt alles seine Glaubwürdigkeit. Sollte das Virus tatsächlich aus dem Labor stammen, dürfte eine Aufklärung auch aus den USA bekämpft werden. Von dort wurden nachweislich Gain-of-Function-Versuche abgestoßen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.03.2022 um 06.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48644

Der Münchner Oberbürgermeister und Unterhaltungskünstler Dieter Reiter hält es für berichtenswert, daß er sich von Putin distanziert hat. Er hat den Dirigenten Gergiev fristlos entlassen, weil dieser es nicht getan hat. Damit kann die Säuberung der Kulturszene aber nicht abgeschlossen sein. Jeder, auch jeder Deutsche, sollte eine Erklärung seiner Gesinnung abgeben!
Wenn ich noch Mitglied des deutschen PEN wäre, könnte ich eine Verurteilung von Putins Krieg unterschreiben. Das würde ich natürlich nicht tun. Ich habe auch früher schon keine der Resolutionen unterschrieben, die gefühlt alle drei Tage auf dem Bildschirm erschienen und sich für Menschen einsetzten, deren Namen ich noch nie gehört hatte und deren Fall ich nicht kannte. Es wunderte mich, daß meine Vereinsgenossen im gleichen Zustand der Unkenntnis alles blind unterzeichneten, was ihnen vorgelegt wurde. Nur die vollständige Wirkungslosigkeit verhinderte, daß sie jemals wieder von ihren Heldentaten erfuhren. Man könnte von Gratis-Heldentum sprechen, aber 160 Euro Mitgliedsbeitrag (praktisch ohne Gegenleistung) sind keine Kleinigkeit.
Der PEN-Präsident versuchte gestern in der SZ die offensichtliche Überflüssigkeit der ganzen Aktivität wegzudisputieren, aber mit irritierend dürftigen Argumenten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.03.2022 um 05.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48636

Das Altkanzler-Büro im Bundestag mit steuerfinanzierten Mitarbeitern, die jetzt nicht mehr wollen, widerspricht Schröders Darstellung, er sei Privatmann und könne als solcher nach Belieben mit jedermann Geschäfte betreiben. Solange es das Quasi-Amt des Altbundeskanzlers gibt und der frühere Amtsinhaber es wahrnimmt, ist er kein Privatmann.
 
 

Kommentar von , verfaßt am 02.03.2022 um 04.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48634


 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 02.03.2022 um 04.17 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48633

Was selten erwähnt wird:
https://de.wikipedia.org/wiki/Budapester_Memorandum
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 02.03.2022 um 03.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48632

Wenn Sie den Teil ab "Wenn damit gemeint ist" weggelassen hätten, wäre Ihr Beitrag einwandfrei gewesen. Die NATO hat tatsächlich expandiert. Aus Putins Sicht war und ist das eine schwer erträgliche, andauernde Provokation. Das ist eigentlich nicht schwer zu verstehen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 01.03.2022 um 23.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48631

Das Sicherheitsbedürfnis Rußlands muß beachtet werden. Aber wenn damit gemeint ist, daß man Rußland Schutz vor Demokratie und Rechtsstaatlichkeit im näheren Umfeld garantiert, dann ist diese Forderung eben nicht akzeptabel, denn sie widerspricht dem Selbstbestimmungsrecht der Völker. Glaubt irgend jemand ernsthaft, daß Putin sich – militärisch – von der NATO bedroht fühlt? Wenn die NATO derart penetrant auf Expansion aus wäre, warum hat sie dann die Ukraine nicht längst aufgenommen? Warum hat der Westen der Annexion der Krim vor 8 Jahren (!) bisher nichts Nennenswertes entgegensetzt? Hat die NATO nach der deutschen Wiedervereinigung Polen, Ungarn und die Tschechoslowakei bombardiert, um sie sich einzuverleiben? Wollen Finnland und Schweden jetzt urplötzlich in die NATO, weil sie Lust verspüren, sich einem aggressiven Bündnis anzuschließen, das die militärische Unterwerfung Rußlands bezweckt? Natürlich nicht. Das ist alles Quatsch mit Soße, und Putin weiß das auch.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.03.2022 um 23.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48630

Putin 2007 in München:
In Bulgarien und Rumänien entstehen so genannte leichte amerikanische Vorposten-Basen mit jeweils 5000 Mann. Das bedeutet, dass die NATO ihre Stoßkräfte immer dichter an unsere Staatsgrenzen heranbringt, und wir, die wir uns streng an den Vertrag halten, in keiner Weise auf dieses Vorgehen reagieren.
Ich denke, es ist offensichtlich, dass der Prozess der NATO-Erweiterung keinerlei Bezug zur Modernisierung der Allianz selbst oder zur Gewährleistung der Sicherheit in Europa hat. Im Gegenteil, das ist ein provozierender Faktor, der das Niveau des gegenseitigen Vertrauens senkt. Nun haben wir das Recht zu fragen: Gegen wen richtet sich diese Erweiterung? Und was ist aus jenen Versicherungen geworden, die uns die westlichen Partner nach dem Zerfall des Warschauer Vertrages gegeben haben? Wo sind jetzt diese Erklärungen? An sie erinnert man sich nicht einmal mehr.
(www.ag-friedensforschung.de)

Hervorhebung von mir.
Bulgarien und Rumänien kamen 2004 zur NATO.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.03.2022 um 15.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48628

Putin selbst begründet seinen Angriff ja nicht so (wenn ich ihn richtig verstanden habe). Aber ich will darauf nicht weiter eingehen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.03.2022 um 14.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48627

Verhandlungen werden vor allem dann wenig bewirken, wenn nicht alle, die es etwas angeht, daran beteiligt sind. Ohne ein Einsehen der NATO, daß sie Rußland nicht beliebig unter Druck setzen und auf die Pelle rücken kann, wird es in der Ukraine keinen Frieden geben, bis sie vollständig annektiert ist. Das gleiche wird eines Tages mit Weißrußland auf der Tagesordnung stehen.

Dabei frage ich mich, was eigentlich so schwierig daran ist, die ständige NATO-Osterweiterung zu unterlassen und auch Rußland dasselbe Sicherheitsbedürfnis zuzugestehen, welches z. B. die USA für sich beanspruchen.

Es wird oft darüber gestritten, ob es beim Fall des Eisernen Vorhangs Zusicherungen an Rußland gab, die NATO nicht weiter nach Osten auszudehnen. Nun, wenn das so unklar ist, wieso hat man das bis heute so unklar belassen? Ein solcher Vertrag hätte auch die Ukraine geschützt. Die Krim könnte heute noch zur Ukraine gehören.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 01.03.2022 um 10.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48625

Die Medien berichten ohne jede Triggerwarnung über den Krieg. Man mag gar nicht daran denken, was das mit den Menschen macht, die schon unter Mikroaggressionen bitter leiden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.03.2022 um 05.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48622

Die Rechten frohlocken, weil Putins Krieg solchen Firlefanz wie Klimaschutz, Energiewende und Corona-Bekämpfung hinwegfege. Nun kann wieder alles so schön werden wie früher.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.03.2022 um 05.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48621

Wie können „Verhandlungen“ schon ausgehen? Die Ukraine wird die Hälfte ihres Staatsgebiets abtreten und zusichern, niemals Mitglied von Nato und EU zu werden („Neutralität“). Und damit kann sie hochzufrieden sein, weil sie ja als Staat keine Existenzberechtigung hat und zerschlagen werden muß. Dann wird für einige Jahre Ruhe sein, die Sanktionen gegen Rußland werden nach und nach aufgehoben, weil sie die Bevölkerung treffen und weil wir Geschäfte machen wollen, und dann holt sich Putin die „Rest-Ukraine“.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.02.2022 um 11.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48610

Behördendeutsch war vor 40 Jahren ein Thema, mit dem ich mich beschäftigt habe, in Tagungen teils am IDS, teils in der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, und es sind auch Sammelbände daraus hervorgegangen. Damals wurde empfohlen, eine "persönlichere" Ausdrucksweise zu pflegen. Dagegen habe ich immer eingewandt, daß der unpersönliche Charakter der Texte gerade die Unpersönlichkeit der Bürokratie widerspiegele, also ihren größten Vorzug (vgl. Max Weber über Bürokratie). Es ist ja nur scheinbar die Bürgermeisterin von Köln, die etwas anordnet – ein Roboter könnte es auch.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.02.2022 um 10.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48609

Die Ich-Form wird im genannten Dokument auch schon mal mit der noch majestätischeren Wir-Form (Pluralis Majestatis) vermischt.
("Sofern andere Personen in Ihrem Haushalt wohnen, empfehlen wir Ihnen für diese Personen entsprechende Schutzmaßnahmen zu treffen.")
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.02.2022 um 07.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48607

Nils Minkmar kritisiert in der SZ vom 23.2.22 den rüden Ton, in dem Schreiben des Gesundheitsamtes an Corona-Infizierte verfaßt sind. Das Muster für NRW ist allerdings schon gut zwei Jahre alt. Vgl. schon hier: https://www.stadt-koeln.de/mediaasset/content/pdf13/amtsblatt/amtsblaetter-2020/amtsblatt_30_20200327.pdf
Man könnte an eine Satire denken, aber anscheinend ist alles echt.

Die scheinbar menschlichere Ich-Form amtlicher Schreiben bei gleichzeitiger Roheit hat schon Viktor Klemperer in LTI herausgehoben („Ich habe Ihnen eine gebrauchte Arbeitshose bereitgestellt.“)
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 22.02.2022 um 09.55 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48604

Es gibt wieder richtige Männer. Solche aus Stahl. Ausgerechnet einer taz-Autorin wird das Höschen feucht.
https://taz.de/These-zur-toxischen-Maennlichkeit/!5833610/
Ohne Frauen gäbe es keine Gewalt, sagt Wikipedia:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/The_White_Feather
[...] im Besonderen aber auch an Studenten, durch junge Frauen [...]
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.02.2022 um 15.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48600

Der Preis wäre mir zu hoch... (Wie schon bei der Ablehnung der Rechtschreibreform.)
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 21.02.2022 um 13.50 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48599

Das hier ist übrigens ein Grund, warum wir die Rechtsradikalen brauchen:
https://blick.ch/politik/maenner-zahlen-20-prozent-mehr-genf-fuehrt-frauen-rabatt-ein-id17230448.html

Das wird bei uns natürlich auch kommen. Und lediglich Parteien aus dem demokratischen Spektrum werden sich trauen, solche Beschlüsse anzufechten. (Bei uns nur die AfD. Rechtsradikal im Sinne von: radikal dem Rechtsstaat verpflichtet.)

Ähnlicher Fall:
https://spiegel.de/politik/deutschland/quotenregelung-fuer-landtagswahlen-verfassungsbeschwerde-zum-paritaetsgesetz-in-thueringen-gescheitert-a-5617d601-a5d9-4364-aed0-0060f8cee994
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.02.2022 um 05.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48593

Die Rechten sorgen sich um den großen Harald Martenstein. Wir kennen ihn: Er hatte am 31.7.1999 im „Tagesspiegel“ die Rechtschreibreform scharf kritisiert, kanzelte aber am 15.8.2004 an der gleichen Stelle die rückkehrwilligen „Medienmanager“ (Schirrmacher, Döpfner, Aust) ab:
Der Respekt vor den Spielregeln ist nun mal eines der zentralen Prinzipien der Demokratie. Spielregeln gelten für alle. Das Gegenteil dieses Prinzips heißt: Recht des Stärkeren, Selbstjustiz. (...) Einen Volksentscheid würde die Rechtschreibreform bestimmt nicht überstehen. Das wäre immerhin ein demokratisches Verfahren. Das Volk entscheidet. Und nicht drei Firmenchefs, die sich zusammensetzen, in der Berliner „Paris Bar“ vielleicht, und zu dritt beschließen, mal eben einen Ministerbeschluss zu kippen.
Man beachte die Verdrehung der Tatsachen: Zeitungen, die sich der verordneten Rechtschreibung nicht fügen, kippen ja keinen Ministerbeschluß und keine demokratischen Spielregeln. Sie unterwerfen sich halt nicht, und das ist, wie immer wieder beteuert, ihr gutes Recht.
Martenstein schreibt viel, wenn der Tag lang ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.02.2022 um 07.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48583

Schon Thukydides berichtet, wie zur Zeit der großen Seuche in Athen auch die Begriffe durcheinandergerieten und die Wörter das Gegenteil des Üblichen zu bedeuten schienen. So auch heute: Infektionsschutz ist Tyrannei, Verzicht darauf Freiheitskampf usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.02.2022 um 06.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48578

Möbel als Sperrmüll auf der Straße. Im Regen löst sich das Kunststoffurnier von der Preßspanplatte, die täuschende Eleganz einer wie Edelholz aussehenden Kommode enthüllt sich als billige Illusion. Zwischen diesen Attrappen haben die Besitzer jahrelang gelebt. Es ist nichts Überraschendes dabei, aber die Sinnfälligkeit und Trübsinnigkeit macht trotzdem Eindruck. Es erinnert an anderen „Ersatz“ (englisch: „ersatz“...).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.02.2022 um 04.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48575

Ich kann das Beispiel auch noch einmal dazu verwenden, die Wertlosigkeit des Informationsbegriffs zu zeigen, wie etwa Dennett ihn verwendet („There is information about the climatic history of a tree in its growth rings – the information is present, but not usable by the tree.“). http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1584#44606

Die Information über die Herkunft der Etrusker steckt nicht in ihren Zähnen und Knochen, sondern im Aufsatz darüber.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.02.2022 um 04.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48574

"Spektrum" hat sich übrigens arg im Ton vergriffen, als es voriges Jahr titelte: Herodot erzählte Quatsch über Etrusker.
Wenn überhaupt, dann taten das die Genetiker vor 15 Jahren. Herodot stellte an einigen Stellen Vermutungen an über die Wanderungen der Stämme und Völker, darunter der "Tyrsener" (= Etrusker), und er hat damit auch keinen "Mythos" in die Welt gesetzt, sondern Hypothesen, wie sie jeder Wissenschaftler ständig aufstellt und wie sie in diesem Falle um so verständlicher sind, als er viele Einsichten unserer Archäologen und Indogermanisten noch nicht haben konnte. Vielleicht hat er sich geirrt, aber "Quatsch" wären seine vorsichtigen Ausführungen damit noch lange nicht gewesen. (Vgl. aber schon Plutarch: Περὶ τῆς Ἡροδότου κακοηθείας!)
Die neue Beweisführung, soweit in der SZ berichtet, überzeugt mich übrigens nicht, und der triumphale Ton scheint mir nicht begründet. Man sollte sich ein Beispiel am "Vater der Geschichtsschreibung" selbst nehmen: Er sagt ausdrücklich, daß er die Berichte seiner Gewährsleute wiedergebe, sich aber nicht verpflichtet fühle, auch daran zu glauben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.02.2022 um 05.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48564

Vor 15 Jahren haben Genetiker nachgewiesen, daß die Etrusker aus Anatolien stammten. (https://www.scinexx.de/news/geowissen/etrusker-stammten-aus-anatolien/)
Jetzt haben Genetiker nachgewiesen, daß die Etrusker nicht aus Anatolien stammten. (Spektrum 27.9.21; SZ 18.2.22)
Man weiß jetzt, daß sie nirgendwoher stammten, sondern schon immer da saßen, wo sie dann auch ausgestorben sind.

(Das haben übrigens "Forschende" festgestellt. Allerdings wissen wir nicht, ob das gleiche auch für die Etruskerinnen gilt, die nicht erwähnt werden.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.02.2022 um 05.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48554

Beim weiteren Ausmisten stoße ich auf Die Arbeit tun die anderen. Der Titel berührt mich unangenehm wegen des gehässigen Tons, für den ich empfindlicher geworden bin.
Schelsky hat in der Nachkriegszeit geprägt, was die Deutschen unter Soziologie verstanden.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 09.02.2022 um 10.36 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48514

Olaf Gersemann von der Welt macht an jeden Morgen eigene Berechnungen mithilfe von RKI-Zahlen. Ich habe mich damit nicht weiter beschäftigt und weiß auch nicht, wie man zu einer guten Dunkelzifferabschätzung kommt. Man bräuchte eigentlich repräsentative Stichproben oder müßte zumindest die Positivrate bei den Tests einbeziehen.

Das RKI schätzt die aktuell Infizierten offenbar auf 3 Mio (3,6% der Bevölkerung).

https://twitter.com/OlafGersemann/status/1491278864194375680

Erstmals seit Pandemiebeginn sind laut RKI-Schätzung mehr als 3 Millionen Bürger in Deutschland aktive #Corona-Fälle, konkret: 3,03 Millionen.
3,6% der Bevölkerung haben sich demnach infiziert, ohne schon als genesen eingestuft zu werden.


Dänemark hat wohl auch deshalb so hohe Zahlen, weil dort die Datengrundlage besser ist.

Die Welle wird wahrscheinlich in der nächsten Woche ihren Höhepunkt erreichen. Am wichtigsten scheint mir zu sein, ob noch eine Welle nachfolgt oder ein Plateau wie in Großbritanniens vierter "Welle".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.02.2022 um 04.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48510

Ich bin der Frage nicht nachgegangen, aber wäre es nicht möglich, daß die infizierten Lehrer sich nicht gleichmäßig auf die Schulen verteilen? (Daher meine Karikatur von den gedrittelten Lehrern.)
Manchmal habe ich aber auch den Eindruck, daß Sie Quarantäne für eine sinnlose Schikane halten – das wäre etwas Neues in der Seuchenbekämpfung.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.02.2022 um 19.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48509

Nun, wie auch immer, aber auch dann ist ja der Widerspruch zwischen dem geringen Infektionsstand bei Lehrern und der Aussage, Schulen würden von Omikron lahmgelegt, nicht geklärt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.02.2022 um 18.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48508

Unter "Querdenkern" verstehe ich natürlich immer alle, die nicht so denken wie ich.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.02.2022 um 13.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48507

Lassen wir doch die Querdenker, sie brauchen uns nicht zu interessieren.
Ich habe den Mannheimer Morgen zitiert, der zum sich seriös gebenden sog. Mainstream zählt.

Und diese Zeitung schreibt, daß immer mehr Schulen lahmgelegt werden, wenn jeder 60. Lehrer im Land wegen einer Omikroninfektion ausfällt. Das finde ich witzig, aber nicht seriös.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.02.2022 um 12.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48506

Auch der Staat ordnet nicht an, daß eine Schule geschlossen wird, wenn der dritte Teil eines Lehrers krank ist. Soweit geht die "Corona-Repression", wie die Querdenker sagen, auch wieder nicht.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.02.2022 um 12.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48505

In dem von mir genannten Artikel ("Omikron legt immer mehr Schulen lahm") steht zumindest eine Zahl für Baden-Württemberg:

Infiziert sind derzeit 2277 Lehrkräfte (1,65 Prozent).

An drei Schulen mit je 20 Lehrern wäre das also gerade mal ein(!) kranker Lehrer. Ich kann mir nicht vorstellen, wie dadurch Schulen lahmgelegt werden, außer, wenn es halt angeordnet wird. Koste es, was es wolle, auch die Bildung der Kinder.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.02.2022 um 11.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48504

Man müßte einmal konkret untersuchen, wie viele Lehrer oder Erzieher eine Schule oder ein Kindergarten hat und bei welchem Krankenstand diese Einrichtungen dann geschlossen werden.

Bei den gegenwärtigen Zahlen an Neuinfektionen (täglich im Durchschnitt um die 170000) und einer Krankheitsdauer von durchschnittlich einer Woche sind gleichzeitig etwa 1 bis 1,5 Prozent der Bevölkerung krank. Diese konzentrieren sich sicherlich nicht auf Lehrer und Erzieher, sondern verteilen sich relativ gleichmäßig. Lehrer und Erzieher haben wohl häufigere Kontakte. Wie gesagt, es müßte mal genauer untersucht werden.

Der Zufall kann es natürlich wollen, daß mal eine Einrichtung stärker betroffen ist. Es sollte aber relativ selten vorkommen. Ich glaube, daß die Politik die Verantwortung für zu rigorose Schließungen trägt.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 08.02.2022 um 07.56 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48503

Das deckt sich ungefähr mit dem, was ich in meiner Umgebung wahrnehme. Allerdings höre ich nichts von positiven Coronatests. Gut möglich, daß sich einige nicht testen lassen, weil sie die Isolationspflicht umgehen wollen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.02.2022 um 07.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48502

Sie sind krank, aber nicht alle liegen im Bett (oder nicht die ganze Zeit). Diesen Fall beobachte ich am häufigsten. Mit Schnupfen, Husten, Gliederschmerzen und Abgeschlagenheit geht man ja auch sonst nicht zur Arbeit.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 08.02.2022 um 07.22 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48501

Es hängt davon ab, ob die Leute krank im Bett liegen oder bloß 10 Tage das Haus nicht verlassen dürfen. Isolation und Quarantäne verhindern zwar weitere Infektionen, bewirken aber auch Arbeitsausfälle. Ein Optimierungsproblem.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.02.2022 um 04.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48497

Unsere Enkelin kann den Kindergarten nicht besuchen, weil Erzieherinnen an Corona leiden. Die Folgen für die berufstätigen Eltern kann man sich ausdenken.

An vielen Schulen sieht es ebenso aus. Und jedes vierte Unternehmen berichtet von Personalausfall wegen Corona, nicht wegen der Politik.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.02.2022 um 23.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48495

Omikron legt immer mehr Schulen lahm
(MM, 3.2.2022, S. 4)

Wirklich Omikron? Oder nicht doch eher die Politiker?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 03.02.2022 um 21.55 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48466

Ich sehe gerade, der Artikel ist hinter Paywall. Hier ist eine Graphik:
https://twitter.com/FrankfurtZack/status/1489134507408171008
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 03.02.2022 um 10.58 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48462

Hier werden die Positionen zur Impfpflicht im Bundestag analysiert. Eine Impfpflicht nach Alter vertritt fast niemand. Meines Erachtens läßt sich daraus eine Ideologisierung ablesen.
https://welt.de/politik/deutschland/plus236629523/Impfpflicht-Umfrage-im-Bundestag-So-positionieren-sich-Abgeordnete-und-Parteien.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.02.2022 um 06.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48458

„Was nachhaltig ist, bestimmen wir!“ sagen die Leute mit dem Geld.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 02.02.2022 um 16.24 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48454

Daß Angst mit Coronatoten geschürt wurde, mußte man ja schon zugeben. Zur Veranschaulichung ein Papier des Innenministeriums aus dem Frühjahr 2021, dort S. 13:
https://bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/veroeffentlichungen/2020/corona/szenarienpapier-covid19.pdf?__blob=publicationFile&v=6
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.02.2022 um 13.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48449

CORONA-MAßNAHMEN: Kann Deutschland bald den dänischen Weg gehen?
(...)
In eigener Sache: Wegen des hohen Aufkommens unsachlicher und beleidigender Beiträge können wir zurzeit keine Kommentare mehr zulassen. Danke für Eurer Verständnis – das WELT-Team

 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 02.02.2022 um 09.49 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48446

Auch wenn die mRNA-Impfstoffe inzwischen als sicher gelten können, ist nicht klar, was das in kurzer Folge wiederholte Impfen mit dem gleichen Protein eigentlich bewirkt. Kekulé hat im Sommer davor gewarnt, daß damit möglicherweise das Immunsystem nur in eine Art Alarmzustand gebracht wird, daß die Grundimmunität nicht zwingend verbessert wird. In Israel sieht man jetzt, daß mit der zweiten Boosterung die Dauer der Wirkung zurückgeht, ohne daß man die Gründe genau versteht. Insofern könnte man durchaus von einem Massenexperiment sprechen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 02.02.2022 um 09.27 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48445

Was hat die jetzt diskutierte Impfpflicht mit Aids-Impfstoffen zu tun? Es gab zur Bekämpfung von Aids nie besondere Grundrechtseingriffe.

Spricht sich Drosten mit dem Experterat ab, was er im eigenen Podcast sagen darf? Kekulé hat das übrigens immer kritisiert. Er meint, daß Mitglieder einer solchen Kommission nicht nebenbei abweichenden Meinungen vertreten sollten. Vielleicht ein Grund, warum er selbst nicht dabei ist.

Bei der indischen Variante hat man die Verringerung der Infektiosität durch Impfung auf 50% eingeschätzt. Das dürfte nicht mehr aktuell sein. Man sieht ja auch, wie überall die Inzidenzen hoch gehen, auch in bestens durchgeimpften Regionen. Israel hatte bereits im Sommer mit den Boosterungen begonnen wegen der vielen Impfdurchbrüche.

Bezüglich einer Öffnung sagte Streeck: Wir werden bald die Trendumkehr haben. Das sehen wir jetzt schon im R-Wert, dass das Wachstum der Infektionszahlen zurückgeht. In zwei bis drei Wochen werden wir diese Umkehr haben und dann sollte man auch über Öffnungen nachdenken.

Zu medizinischen Implikationen des wiederholten Impfens äußert sich Steeck hier sehr ausführlich (7minütiges Interview):
https://n-tv.de/panorama/Podcast-Wieder-was-gelernt-mit-Hendrik-Streeck-Dauerhaftes-Impfen-nicht-notwendig-article23094475.html

(Vertiefend eventuell Stefan Tasler zum Thema Mehrfachimpfung auf den "Nachdenkseiten". Tasler war selbst bei BioNTech. Ich kann seine Ausführungen natürlich nicht beurteilen.)

Was leider zu wenig erklärt wird, ist die unterschiedliche Funktionsweise der menschlichen Immunsysteme (außen/innen) und die Toleranz von Fremdproteinen (dazu z.B. auf Youtube John Campbell im Gespräch mit Robert Clancy). Letztlich geht es darum, daß der Körper zwischen pathogenen und nicht pathogenen Proteinen unterscheiden und seine Immunreaktionen auf das richtige Maß regulieren muß. Auch Drosten hat in letzter Zeit immer wieder darauf hingewiesen, daß wir einen Lebendimpfstoff und auf der Schleimhaut wirkende Impfstoffe brauchen. Die Weitergabe von Viren wird durch Schleimhautimmunität unterbunden (soweit keine späteren Ausbrüche von eingenisteten Viren erfolgen können). Erkältungskrankheiten werden in gewisser Weise vom Körper auch toleriert. Das ist alles recht kompliziert.

Lauterbach will offenbar die vierte Impfung. Das würde ich für mich ablehnen, soweit es keine besseren Impfstoffe gibt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.02.2022 um 09.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48444

Das Gemeinsame der beiden Beispiele #48433 und #48434 liegt auf der Hand – Mitmenschen werden irregeführt und für dumm verkauft.

Es gibt aber auch Unterschiede. Wer bloß Unfug übers Impfen verbreitet, schadet höchstens sich selbst und denen, die auf ihn hereinfallen. (Zur Abhilfe muß man die Menschen besser aufklären.)

Dagegen wird mit falschen Corona-Todeszahlen Angst geschürt und werden massive Lebenseinschränkungen und Wirtschaftsschädigungen für alle begründet.
(Man hält es inzwischen nicht einmal mehr für notwendig, mit "an oder mit" wenigstens die Möglichkeit eines Corona-Todesfalls offen zu lassen. Es wird nur noch festgestellt, zwei Verstorbene seien infiziert gewesen, das reicht schon, daß Corona schuld ist. Die Journalisten merken es wohl selbst nicht mehr.)

Ein paar Scharlatane können der Gesellschaft als Ganzes nicht schaden, die Hauptmedien hingegen, die alle Bürger erreichen und manipulieren, schon.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.02.2022 um 07.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48443

Streeck: „Und da habe ich ja auch ziemlich deutlich gesagt, warum ich diesen Aspekt der Impfpflicht, auch wenn ich ihn politisch und emotional verstehe, kritisch sehe. Weil das Virus so oft mutiert, dass der Impfstoff eher ein Eigenschutz ist und kein Fremdschutz und aus vielen anderen Gründen.“ (1.2.22)
Was sagen denn die anderen Mitglieder des Expertenrates dazu? Von einigen hat man immer wieder gehört: Geimpfte Infizierte verbreiten das Virus kürzer und in geringerer Menge, schützen also auch andere.

Das Frohlocken über die „Öffnung“ könnte verfrüht sein. Wenn das Personal ausfällt und die Kundschaft lieber draußen bleibt, laufen die Geschäfte auch nicht mehr so gut.

Ob die Impfgegner auch gegen den AIDS-Impfstoff auf die Straße gehen werden, der gerade erprobt wird? Soll man auch diese Geißel der Menschheit hinnehmen, als verdiente Strafe Gottes?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.02.2022 um 04.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48434

Jemand ist nach einer Corona-Impfung gestorben, was inzwischen auch der Bundestag weiß. (Jeden Tag sterben in Deutschland 2.600 Menschen.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 31.01.2022 um 21.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48433

Im Rhein-Neckar-Kreis sind am Samstag zwei weitere mit Corona infizierte Menschen verstorben. Das geht aus dem täglichen Lagebericht des Landesgesundheitsamtes vom Samstag hervor.
(MM, 31.1.22, S. 18)

Schade, daß nicht daraus hervorgeht, woran sie gestorben sind. Schlaganfall? Verkehrsunfall? Selbstmord? Krebs? Schwerer Corona-Verlauf? Aber Hauptsache ist doch, sie gehen in die Coronastatistiken ein.

Schade außerdem, daß dazu nicht bekanntgegeben wird, wie viele nicht mit Corona infizierte Menschen im Rhein-Neckar-Kreis am Samstag verstorben sind.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 31.01.2022 um 09.34 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48429

Die Reichsbürger haben Paraguay doch längst aufgegeben und verschanzen sich jetzt im Frankenland.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.01.2022 um 08.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48428

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48058

Paraguay läßt nur noch Geimpfte einreisen. Mancher hatte sich drüben schon was gekauft und kommt nun ohne Impfung nicht hin. Das war wohl nix.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.01.2022 um 03.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48410

Die Berliner Zeitung hat die Fragen auch an das Paul-Ehrlich-Institut gerichtet und von der Behörde auch nach zwei Tagen keine Antwort erhalten.

(Von welcher Behörde erhält man innerhalb von zwei Tagen eine Antwort?)

Es geht um eine Kampagne der Berliner Zeitung gegen das Impfen, gestützt auf mehr oder weniger törichte Fragen von vier Chemikern, darunter der einschlägig bekannte Andreas Schnepf. Sie müssen sich wie Schuljungen belehren lassen, daß eine Emulsion, z. B. Milch, weißlich sein kann, obwohl ihre Bestandteile es nicht sind. – Der Rest ist auch nicht besser.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 27.01.2022 um 02.02 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48381

R ist einfach keine praktikable Größe. Man verwendet offenbar auch nicht R, sondern die Vervielfältigung der Infektionen pro Zeiteinheit (4 Tage). Sollte man vielleicht besser kommunizieren.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 27.01.2022 um 01.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48380

Ja, im Prinzip schon, aber eine Verdopplung innerhalb einer Generation von 4 Tagen ist nun mal was anderes als eine Verdopplung innerhalb einer Generation von 3 oder von 6 Tagen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 27.01.2022 um 01.14 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48379

Es mag sein, daß es nicht so einfach ist, die Generationszeit herauszubekommen. Trotzdem ist R nun einmal durch Generationen und nicht durch Zeiträume definiert, so wird es uns doch auch "offiziell" erzählt. Aber vielleicht darf man das alles nicht so ernst nehmen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 27.01.2022 um 00.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48378

Wenn man die Vervielfältigung pro Generation herausbekommen oder auswerten will, muß man ja schon wissen, wie lange eine Generation überhaupt dauert.

Ich habe das hier etwas unscharf als Dauer der Infektiosität bezeichnet, womit die Generationszeit natürlich auch zusammenhängt. Genaugenommen ist es aber die durchschnittliche Zeit zwischen der Infektion eines Menschen bis zur Ansteckung eines anderen durch ihn.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 27.01.2022 um 00.15 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48377

Die Zahl R sagt eigentlich nichts über Zeiträume, sondern nur etwas über die Vervielfältigung pro Generation. Man kann 4 Tage festlegen und dabei zugunsten der Vergleichbarkeit bleiben, egal ob der Zeitraum 4 Tage der tatsächlichen Abfolge der Generationen entspricht. Aber das ist dann ein Verstoß gegen die Definition von R.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 26.01.2022 um 23.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48376

Was meinen Sie mit einer "falschen Generationszeit"?
Die Generationszeit wird für das mathematische Modell mehr oder weniger willkürlich festgelegt. Natürlich macht man es so, daß diese Zeit ungefähr mit der Zeit, in der ein Infizierter ansteckend ist, übereinstimmt. In diesem Rahmen kann die zugrundegelegte Zeitdauer nicht falsch sein. Für das aktuelle Modell nimmt man 4 Tage.

Bei R=2, Generationszeit 4 Tage hätten sich, ausgehend von 1 Infizierten, nach 12 Tagen (entspricht 3 Verdopplungen) 8 weitere Menschen infiziert.

Rechnen wir mit R=1,7 und 3 Tagen Generationszeit, kommen wir nach 4 Generationen (ebenfalls 12 Tagen) auf 1,7 hoch 4, d.h. auf die gleichen 8 Infizierten.

Egal, welches Modell (welche Generationszeit) wir nehmen, immer kommt man auf die gleiche Verdopplungszeit von 4 Tagen. Man muß halt nur den R-Wert entsprechend richtig bestimmen.

Damit es überhaupt irgendeinen Sinn ergibt, verschiedene R-Werte nebeneinander zu stellen (z. B. in der von mir verlinkten Grafik) und auszuwerten, ist eine feste Generationszeit nötig, auch wenn ein anderer Virustyp vielleicht eine etwas längere oder kürzere Infektiosität verursacht. Das sind z. Z. eben diese 4 Tage.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 26.01.2022 um 22.16 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48375

Der antisemitische Kanal "datteltäter" des funk-Netzwerks stellt ein paar Role models für den ÖRR vor, so interpretiere ich es jedenfalls.
https://youtube.com/watch?v=z62dJaHUknc

Ab 0:32 wird man standesgemäß beschimpft.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 26.01.2022 um 18.43 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48374

Die eigentliche Bedeutung von R war doch: Wieviele Personen steckt jemand durchschnittlich an? Das verträgt sich nicht mit einer falschen Generationszeit. Für das Interview ist dies natürlich irrelevant.

Lauterbach ist manchmal sehr zerstreut. Mit zwei Tagen Verdoppelungszeit meint er anscheinend Länder ohne Gegenmaßnahmen, sozusagen die "wahre" Verdoppelungszeit, das ganze vielleicht auch nicht auf sieben Tage gemittelt. Er könnte möglicherweise auch davon ausgehen, daß die Dunkelziffer exponentiell ansteigt. Und nicht zuletzt ist er in seiner Funktion als Minister wohl mehr als zuvor geneigt, rhetorische Sprechblasen abzusondern.

Eine Zeitlang habe ich mir seine Meinung gern und regelmäßig angehört. Er war einer der ersten, der auf medizinische Langzeitfolgen der Sars-2-Infektion aufmerksam gemacht hat. Aber irgendwie habe ich seine Argumentationsschleifen satt. Er wiederholt immer das gleiche, aber klärt nicht die verbliebenen Unstimmigkeiten.

Nur ein Beispiel:
Wer heute oder künftig über drei Impfungen mit mRNA-Impfstoffen oder einem ähnlich wirksamen Impfstoff verfügt, verfügt über eine gute Grundimmunisierung.

Abgesehen davon, daß Lauterbach nicht wissen kann, welche Wirkung die Impfung im Herbst hat, kann es sich so entwickeln, daß der Schutz von doppelt Geimpften und Geboosterten nicht mehr unterscheidbar ist. Weiterhin kann er nicht versprechen, daß die jetzt bereits Geboosterten im Herbst keine nachgebesserte Impfung mehr brauchen. Es ist auch unklar, was das Boostern der Jüngeren in der aktuellen Winterwelle bringen soll. Das ganze Konzept ist fragwürdig und wird nicht plausibel erklärt.

Mich stört auch die wiederholt herablassende Kommunikation. Drosten und Lauterbach kommen mit diesen unseligen Autovergleichen, Drosten zuvor schon mit der Metapher vom Steak. Was man damit kommunizieren will, ist wohl folgendes: Der Maßnahmengegner hat einen IQ von unter 70, ernährt sich vorwiegend von Grillfleisch und schraubt den Rest des Tages an seinem PS-Monster. Ein Drehmomentschlüssel als Belohnung fürs Impfen war natürlich nicht drin, dafür gab’s immerhin eine Bratwurst. Mein Tip wäre übrigens Baklava oder Gratis-Wimperntusche gewesen, aber das paßt eben nicht so gut ins Narrativ.

Zum Steak: Hier verweist Drosten auf ein Interview mit einem Pfarrer, das ihn angeblich auf die Analogie gebracht hat:
https://twitter.com/c_drosten/status/1476610620871122946

Leider enthält das Interview einfach keinen Anhaltspunkt für den Vergleich, und es ist auch nicht "hervorragend geführt", sondern ganz schauderhaft. Wie im modernen Journalismus inzwischen leider üblich, kann der Interviewer nicht zwischen Streitgespräch und Interview unterscheiden. Er führt über große Strecken ein Streitgespräch, nimmt aber in Anspruch, das Gespräch in eine bestimmte Richtung leiten zu dürfen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 26.01.2022 um 15.15 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48373

Ja, ich meinte die 4 Tage.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 26.01.2022 um 14.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48371

Oder meinen Sie mit der Generationszeit den Zyklus von 4 Tagen, der R definitionsgemäß zugrunde liegt? Der ist aber unveränderlich.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 26.01.2022 um 14.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48370

Das könnte schon sein, aber die R-Werte habe ja nicht ich ausgerechnet, ich verwende die offiziellen R-Werte vom RKI. Was ich hier schreibe, gilt also völlig unabhängig davon, wovon die R-Werte abhängen, Hauptsache, das RKI gibt sie richtig an.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 26.01.2022 um 14.40 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48369

Es würde zwar nicht viel ändern, aber rein theoretisch ist R auch von der virusspezifischen Generationszeit abhängig. Die hat sich mit den aufkommenden Varianten stetig verkürzt, ganz besonders bei der aktuellen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 26.01.2022 um 13.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48368

Die kürzeste bisherige Verdopplungszeit im Juni 2020 (R=1,5) betrug somit rund 7 Tage.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 26.01.2022 um 12.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48367

Es lohnt sich, das zuletzt von Herrn Fleischhauer genannte Interview vom 21.1.2022 nachzulesen. Ein Zitat von Lauterbach daraus:

"Entscheidend war, dass wir die Verdopplungszeit der Fallzahlen dank der vergleichsweise strengen Regeln in Deutschland von zwei auf sechs Tage strecken konnten."

Man fragt sich, wann das gewesen sein soll. Von zwei auf sechs Tage, das entspräche einer Veränderung des R-Werts von 4,0 auf 1,6. In der Graphik

https://www.corona-in-zahlen.de/r-wert/

sieht man, daß der höchste jemals in dieser Pandemie in Deutschland errechnete R-Wert ca. 1,5 betrug, und zwar im Juni 2020. Die zweithöchste Spitze war ca. 1,4 im Oktober 2020. Danach lag er noch ein paarmal bei maximal 1,3. Aktuell (Stand 24.1.) soll er 1,21 betragen, was (wenn er so lange konstant bleibt) einer Verdopplungszeit von 14,5 Tagen entspricht.

Lauterbach verbreitet offenbar reine Phantasiezahlen!
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 26.01.2022 um 10.56 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48366

Quelle: https://rp-online.de/politik/deutschland/interview-karl-lauterbach-jetzt-sind-endlich-mal-die-ungeimpften-dran_aid-65508595
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 26.01.2022 um 10.47 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48365

Ohne Kommentar.

https://twitter.com/_seiwachsam/status/1485737337187405827
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 26.01.2022 um 10.33 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48364

Die Maskenverweigerer haben sich da in etwas hineingesteigert. Aber offensichtlich auch die Behördenleiter, die ein schwer bewaffnetes Einsatzkommando auffahren. Verschwörungstheorien auf beiden Seiten.

Ich frage mich, ob die Spaltung der Gesellschaft inzwischen nicht bedrohlicher ist als die Pandemie.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.01.2022 um 09.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48363

Dazu kann ich nichts sagen, aber berichten kann ich natürlich auch. Zum Beispiel:

Unsere bald fünfjährige Enkelin geht jeden Morgen freudestrahlend zum Psychoterror ihrer Kita (Montessori, integrativ), und es trifft sie ebenso hart wie ihre im Homeoffice berufstätige und daneben mit einem Säugling beschäftigte Mutter, daß sie jetzt wegen Coronabefalls des Kindergartens eine Woche zu Hause bleiben muß. Schnelltests administriert sie schon sehr routiniert.

Das ist natürlich alles nicht signifikant.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 26.01.2022 um 09.30 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48362

Bei Reitschuster gibt es einen relativ ausführlichen Bericht zur Eltersdorfer Querdenker-Schule.
https://reitschuster.de/post/polizei-stuermt-vermeintliche-heimschule-und-traumatisiert-kinder/

Es handelt sich um Schüler einer Montessori-Schüler, die angeblich nicht einmal zum Essen die Maske abnehmen durften (nur hochschieben). Die Maskenpflicht an der Schule wurde zwischenzeitlich durch ein Gericht aufgehoben.

Die Stadt Erlangen hat folgende Presseanfragen beantwortet:

1. Wie wird der Einsatz von schwerbewaffneten Einsatzkräften gegen Kinder begründet? Wieso wurde die Türe mit einem Rammbock aufgebrochen?

Antwort: Da aus vorangegangenen Ermittlungen bekannt war, dass sich mit hoher Wahrscheinlichkeit Personen der Reichsbürgerszene im oder am Durchsuchungsobjekt befinden können, wurden insbesondere zur Eigensicherung Kräfte des Unterstützungskommandos herangezogen. Diese übernahmen sowohl die Umstellung des Objekts als auch die Gewährleistung der Betretung durch Mitarbeitende der Stadt Erlangen und des Staatlichen Schulamts. Hierzu war es erforderlich – da auf Klingeln und Klopfen nicht geöffnet wurde – die Eingangstüre mit einer Ramme aufzudrücken.

2. Wieso wurde sämtliche Technik sowie Bargeld mitgenommen? Aus welchem Grund? Wann erhalten die Personen ihr Eigentum zurück?

Antwort: Im Rahmen der Durchsuchung wurden Gegenstände für die weiteren Ermittlungen beschlagnahmt, dies wurde sorgfältig dokumentiert. Sobald die Ermittlungen es zulassen, erhalten die Personen ihr Eigentum zurück.


Auf Reitschuster sind auch zwei Video-Interviews verlinkt. Das ist ganz interessant, weil man sich einen Eindruck von den Eltern machen kann. Offenbar war beim Polizei-/SEK-Einsatz Presse dabei, so jedenfalls die Eltern. Der Interviewer meint, daß man bezüglich der Schulpflicht zweierlei Maß anlegt – bei Fridays for Future hätte man das massenhafte Schwänzen toleriert. Die Eltern beteuern, daß es für sie nur den "Weg nach vorne" gebe, also kein Einlenken.

Der Fall ist sicherlich extrem, aber man muß bei den Pandemie-Maßnahmen auch die gesellschaftlichen "Kosten" im Blick haben. Ich denke, daß die aufmüpfigen Erlanger Eltern viel Zuspruch bekommen werden.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 25.01.2022 um 17.35 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48355

Der Artikel ist zumindest unterhaltsam, und wegen der Ortsangabe habe ich wohl reflexhaft gehandelt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.01.2022 um 17.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48353

Das ist allerdings eine sehr merkwürdige Quelle.

Tatsächlich gibt es bei uns in Franken nichts, was es nicht gibt, auch illegale Schulen und Nazinester.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 25.01.2022 um 16.23 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48352

In Erlangen gibt es eine Querdenker-Schule. Jetzt wird mir einiges klar ... ;-)
https://ansage.org/querdenker-verdacht-sek-razzia-gegen-private-lerngruppe-in-erlangen/
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 25.01.2022 um 16.17 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48351

Es geht gerade die Nachricht herum, daß im Bundestag der Genesenenstatus länger gilt als für die Allgemeinheit. Gemein.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 25.01.2022 um 16.00 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48350

Übrigens sind nicht nur die Querdenker verrückt geworden.

Hier mal ein Beispiel von der anderen Seite:
https://spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/corona-wenn-die-geduld-der-geimpften-endet-kolumne-a-f683aca3-5f0e-40fa-a432-58bdd1fa46ff
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 25.01.2022 um 08.37 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48344

Zeitschriftenverleger dringen auf rasche staatliche Presseförderung
Printmedien kämpfen seit Jahren mit dem Auflagenschwund, dann kam Corona


https://spiegel.de/wirtschaft/zeitschriftenverleger-dringen-auf-rasche-staatliche-pressefoerderung-a-89cdecdd-0e1b-4e7b-9679-ea461e6fc3de

Im Ampel-Koalitionsvertrag steht: »Wir wollen die flächendeckende Versorgung mit periodischen Presseerzeugnissen gewährleisten und prüfen, welche Fördermöglichkeiten dazu geeignet sind.«
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.01.2022 um 03.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48340

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48336

Lieber Herr Riemer, natürlich habe ich mit Ihrem Einwand gerechnet und absichtlich darauf verzichtet, ihn vorwegzunehmen. Einzelfälle... Wem sagen Sie das! Es ist aber gerade die Methode, von der die Querdenker Gebrauch machen. Welche Freude, wenn sie eine Person mit Impfschaden finden oder eine Krankenschwester, die kündigt! Auch in negativem Sinn: "Kennen Sie jemanden...?" Ja, ich kenne jemanden!

Ich will das Thema aber hier wirklich nicht weiterführen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 24.01.2022 um 23.01 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48338

Kiel erwähnte ich, weil ich dort mal vorbeigeschaut habe. Ich weiß aber auch, daß es nicht auf allen "Spaziergängen" so zurückhaltend zugeht.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 24.01.2022 um 22.55 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48337

Die klassischen Impfgegner – also Esoteriker und Verschwörungsgläubige – scheinen mir bei den gegenwärtigen Protesten in der Minderheit zu sein.

Die gibt es zwar auch, aber ich sehe überwiegend folgendes:

• Die Begründungen der Maßnahmen werden als widersprüchlich und unehrlich wahrgenommen.
• Die Maßnahmen werden als unverhältnismäßig wahrgenommen, insbesondere G2 und Impfpflicht.
• Man nimmt die Politik als herablassend und spalterisch wahr. Impfbefürworter solidarisieren sich deshalb auch mit den Protestlern. Die Demonstrationen in Kiel – jede Woche erwa 2000 Leute – stehen streng unter dem Motto "Zusammenhalt". Man sieht keine Transparente und hört keine Parolen, stattdessen seichte Musik und Lichterketten (übrigens keine Ungeimpft-Sterne).
• Die neuen autoritären Züge der Politik werden mit Trotz beantwortet.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 24.01.2022 um 22.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48336

Den milden Verlauf einfach so auf die Impfung zurückzuführen kommt mir zu billig vor. Die Impfung erhöht sicherlich die Wahrscheinlichkeit milder Verläufe, aber im Einzelfall kann man das nicht wissen.

Natürlich sind unter den Coronatoten mehr 90jährige als z. B. 20jährige, das liegt aber daran, daß sowieso viel mehr 90jährige als 20jährige sterben.

Wie hoch das Coronasterberisiko speziell für infizierte ungeimpfte 90jährige wirklich ist, müßte einmal ausgerechnet werden. Jedenfalls bedeutete auch für 90jährige Corona schon vor dem Beginn der Impfungen noch nicht das Todesurteil.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.01.2022 um 20.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48335

Eine 90jährige Verwandte, in häuslicher Pflege ohnehin ziemlich isoliert lebend, hat sich mit Corona angesteckt, ebenso ihr gleichaltriger Freund, der mehr Umgang hat.
Der Verlauf war sehr mild, was der Arzt auf die dreifache Impfung zurückführt. Er kommt im Landkreis viel herum und kann die Lage beurteilen.

Laßt euch impfen!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.01.2022 um 20.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48334

Impfgegner stehen immerhin noch in einer gewissen Tradition, auch wenn sie unrecht haben, insbesondere mit ihrem Gerede von „unerprobten“ Impfstoffen. Man sollte die eigene Unwissenheit nicht zu einem Merkmal der Sache selbst erklären.
Kein Verständnis habe ich für Leute, die jegliche Seuchenbekämpfung ablehnen. „Die Menschheit hat schon viele Seuchen überlebt, das regelt sich alles von selbst.“ Handeln heißt die Schöpfung verbessern wollen und ist Gotteslästerung. Besonders die Medizin. Laßt die Frauen im Kindbett sterben, das ist völlig normal. Diabetiker müssen weg. „Gentechnik“ ist das Schlimmste. Impfen ist Teufelswerk. Wenn gar herauskommt, daß die Gates-Stiftung etwas unterstützt, muß es ganz schlimm sein.
Die FAS brachte am 23.1.22 einen guten Überblick über die Leistungen und Aussichten der mRNA-Forschung, dazu ein Gespräch mit den beiden Biontech-Gründern auch über Krebsforschung und -therapie. Lichtblicke kann man jetzt gut gebrauchen.
„Es gibt nur einen, der von der massenhaften Verabreichung eines unerprobten Medikaments unbezweifelbar und unwiderlegbar profitiert: Das sind die Impfstoffhersteller.“ Manche scheinen zu wünschen, daß die Biontech-Chefs und andere Wohltäter der Menschheit verkannt und verarmt dahinvegetieren, wie es sich für richtige Helden gehört. Sich selbst wollen diese Romantiker bzw. Neidhammel natürlich nicht in so trüben Verhältnissen sehen. Aber das kennen wir schon: Kritiker der Seuchenbekämpfung verweisen gern auf Lockerungen in anderen Ländern, verschweigen aber deren höhere Impfquoten. Das ist auch unehrlich.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.01.2022 um 21.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48321

zu #48207:

Nett, wie Das Erste in der heutigen Tagesschau den Bundeskanzler in Schutz nimmt. Nicht von seiner zweiten Kehrtwende in Sachen Impfpflicht wird berichtet, sondern:

"Scholz hält an Corona-Curs fest" (Bild)

"Das Land sei mit den bisherigen Regeln auf dem richtigen Weg." (Nachrichtensprecher)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.01.2022 um 07.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48318

Je außenseiter einer ist, desto rechter hat er. Sonst wäre er ja mainstream, also gekauft. Wenn sich ein Mediziner auftreiben läßt, der dem weltweiten Konsens der regierungskonformen, von Bill Gates gesponserten Schulmedizin widerspricht, ist die ganze Schulmedizin widerlegt.
Viele blicken das nicht. Verblendungszusammenhang...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.01.2022 um 05.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48316

Eine so erstaunliche Erfindung wie das Fernsehen dient modernen Menschen dazu, sich an seichtester Unterhaltung zu erfreuen, auch den Aberglauben auf eine neue Stufe zu heben usw. Es gibt computergenerierte chinesische Horoskope und unzählige Internetseiten hinduistischer Observanz. Statt vor einer weißen Wand sitzt man vor dem Bildschirm und meditiert über die Silbe om. „Er nennt’s Vernunft...“

A propos om: Die Unterdrückung der inneren Rede, insbesondere der Satzbildung, scheint ein wesentlicher Teil von Meditationsübungen (Joga) zu sein. Sätze dienen dem Argumentieren (Logik) und damit der Selbstbehauptung. Das Aufgeben dieser gesellschaftlichen Anstrengung wird als Befreiung genossen, auch wenn es naturgemäß nur kurze Zeit durchgehalten werden kann. Ein Hilfsmittel ist die Konzentration auf etwas Nichtpropositionales, z. B. die Formel om. Es kommt der Musik nahe, die insgesamt ebenfalls diesen „erlösenden“ Charakter hat (vgl. Schopenhauer dazu).
Auf einer ganz anderen Ebene dienen auch Sprachspiele, Unsinnspoesie und Witze einer solchen Befreiung von den spanischen Stiefeln der Logik, der Gesellschaft, der Wohlanständigkeit.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 20.01.2022 um 20.58 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48292

Rahmstorf ist jetzt unter die feministischen Schwurbler gegangen.
https://twitter.com/rahmstorf/status/1484236888684834820

Vor zwei Tagen twitterte er noch was von "Sorgfaltspflichten für Wissenschaftler bei der öffentlichen Kommunikation über Wissenschaft". Mit Verweis auf den angeblich vorbildlichen Drosten.

Wer diesen Leuten nicht mehr folgen mag, ist vermutlich ein Nazi.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.01.2022 um 19.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48290

Omikron-Welle! Neuinfektionen-Schock in Deutschland – Jetzt reagiert Lauterbach (WELT 20.1.22)

(Hat er vorher gar nichts getan?)

Mehr als 100.000 neue Corona-Fälle – aber niemand regt sich auf (RP 20.1.22)

(Wirklich? Und worin würde die Aufregung bestehen?)

Usw. – so reden sie daher, unsere Journalisten.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 19.01.2022 um 12.22 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48282

Eigentlich nur ein selten dämlicher Kommentar über das Gendern:
https://tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/sprache-bildet-mutationen-wie-das-coronavirus-muessen-wir-uns-gegen-das-gendern-boostern-lassen/27961170.html
(Joachim Huber)

Einen Aspekt finde ich aber ganz interessant. Es heißt dort:
Es braucht nicht mehr sehr viel an Provokation – und die Gender-Gegnerinnnen und Gender–Gegner werden sich zu „Abendspaziergängen“ zusammenfinden. Auf den Plakaten wird das genderfreie Deutsch gefeiert, natürlich.

In der Überschrift wird bereits die Haltung zur Impfen und die zum Gendern in Zusammenhang gebracht. Was aber hat das eine mit dem anderen zu tun?

Christian Drosten war kürzlich in einem Sketch zu sehen mit Sarah Bosetti und Jasmina Kuhnke (bekannt vor allem unter ihrem Pseudonym Quattromilf).

Die beiden Frauen sind unter "Rechten" mindestens so verhaßt wie Jan Böhmermann und in ihrer ideologischen Ausrichtung sowieso noch viel extremer. Kuhnke ist eine dieser jungen schwarzen Neorassistinnen, Bosetti war die, die Ungeimpfte als "Blinddarm" bezeichnete. Übrigens bereitwillig aufgegriffen von den Mainstreamnedien, die zwar nicht das Wort Blinddarm wiederholten, aber doch das Gemeinte: Es sei nicht so schlimm, wenn sich ein Teil de Gesellschaft abspaltet, denn dieser ja nur sehr klein. Über Bosetti kann man sich nicht wundern, wenn man ihre – übrigens ÖRR-finanzierten – Auftritte kennt. Über Drosten schon.

Alles hängt irgendwie zusammen, und das Mißtrauen gegen Staat, Medien und Wissenschaft folgt einfach einer unausweichlichen Dynamik.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.01.2022 um 07.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48280

Die Impfgegner haben dankenswerterweise unsere Aufmerksamkeit auf "das Zeugs" gelenkt (nämlich den Impfstoff, eigentlich eine wissenschaftliche Glanzleistung). Der Duden führt es mit Recht als eigenen Eintrag an. "Zeug" hatte auch schon eine pejorative Bedeutung angenommen, wohl wegen seiner Allgemeinheit. Wenn ich eine Pizza als Zeug bezeichne, tue ich so, als erkennte ich sie nicht einmal als Speise. Ich könnte auch sagen: "Was ist denn das für ein Essen?" < "Was ist denn das anstelle eines Essens?". Das Zeugs muß auf einen partitiven Genitiv zurückgehen: "viel Zeugs" usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.01.2022 um 08.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48269

„Als Schriftsteller war Lersch Autodidakt.“ (Wikipedia Heinrich Lersch)

Was denn sonst? Es war ja kein Lehrberuf. (Heute gibt es Institute, an denen man angeblich die Schriftstellerei lernt. Das Ergbnis ist Institutsschriftstellerei.)

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.01.2022 um 18.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48218

Auch der Querdenker Wolfgang Herles titelt: Good Bye (!), Corona (Tichy 15.1.22)

Die Welt erklärt allmählich das Ende der Pandemie. Nur Deutschland nicht.

Das stimmt natürlich gar nicht. Aber so wird es hingebogen: Corona-Bekämpfung, Energiewende – überall deutsche Alleingänge und Sonderwege. Wir sind schon etwas Besonderes, auch in unseren Verfehlungen. Ist das nicht auch eine Art „Sündenstolz“?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.01.2022 um 06.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48213

Damals wurde das Signal so lange ignoriert, bis Hitler Österreich, die Tschechoslowakei und Polen zerschlagen hatte. (Konrad Schuller FAS 15.1.22)

Ich habe es anders im Ohr: Anschluß, Zerschlagung und Besetzung (respektive).
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 14.01.2022 um 20.20 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48210

Zu http://sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48126

Der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, setzt sich dafür ein, dass Kinder künftig mehr als zwei Elternteile haben können. Das sagte der Grünen-Politiker den Funke-Medien.

Als ein Beispiel nannte Lehmann: "Mutter und Mutter trennen sich, beide haben neue Partner. Die beiden neuen Partner sollen dann das kleine Sorgerecht bekommen können, wenn sie möchten."

https://zdf.de/nachrichten/panorama/queer-lehmann-kind-vier-elternteile-100.html
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 13.01.2022 um 22.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48207

Ich wundere mich, daß Scholz sich wegen der "Impfpflicht" so festlegt. Da kommt er doch nur mit einem ersten Gesichtsverlust wieder raus.
Wie soll jemals etwas daraus werden, solange keiner weiß, worüber überhaupt diskutiert wird – über die Pflicht zur Einmalimpfung oder über die Pflicht zu einem Impfabonnement (vierteljährlich, halbjährlich, ...)?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 11.01.2022 um 15.47 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48196

Interessante Wahl des Titelbildes:

https://tagesschau.de/inland/faeser-protest-corona-massnahmen-101.html
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 11.01.2022 um 08.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48194

Ich wundere mich schon lange über die Bezeichnung "Cisgender", die jeden, der nicht zu seinem vorgegebenen Geschlecht paßt, brutal ins Jenseits aussondert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.01.2022 um 06.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48193

Frauen werden von Männern gespielt, Weiße von Schwarzen – und umgekehrt. Ein Kunstgriff, der produktive Irritation auslöst. (SZ 11.1.22 zu einer Theateraufführung)

Man glaubt das schon tausendmal gelesen zu haben. Aber wer läßt sich heute noch irritieren (eigentlich „reizen“, im Feuilleton aber „verwirren“).
 
 

Kommentar von Thedor Ickler, verfaßt am 11.01.2022 um 06.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48191

Die Genderleute werden sicher noch darauf kommen, daß auch trans[gender] abzulehnen ist. Schließlich soll am Ende jeder die sexuelle Identität haben, die ihm paßt. Der Ausdruck transgender verewigt aber den Hinweis auf das, was er früher einmal war.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.01.2022 um 06.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48190

Beim "Deadnaming" (der Name zeigt, woher auch dieser Import stammt) geht es im Grund wieder um den unlösbaren Widerspruch zwischen den Forderungen nach Verschweigen und Veröffentlichen (Outen) der sexuellen Orientierung. Stefanowitsch, übernehmen Sie!
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 10.01.2022 um 23.28 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48189

Okay, wenn das als "Demonstration" gegen Impfunwillige gewertet wird, daß ich mich habe impfen lasse – dann lasse ich mich zukünftig eben nicht mehr impfen.

Diese unsägliche Instrumentalisierung der Geimpften kam glaube ich zuerst vom Bayerischen Rundfunk, auch mit so einem Punktebild.
______

Hier noch ein wichtiger neuer Begriff, den wir jetzt lernen müssen: Deadnaming.

Im April 2021 klagte eine trans Frau aus Waltrop beim Amtsgericht Recklinghausen auf Unterlassung gegen ihren ehemaligen Nachbarn, der sie wiederholt und öffentlich durch Deadnaming lächerlich gemacht habe. Ihr Anwalt erklärte: „Juristisch sieht es so aus, dass das allgemeine Persönlichkeitsrecht meiner Mandantin einen Anspruch darauf verleiht, bei ihrem richtigen, weiblichen Vornamen genannt zu werden. Denn niemand muss es sich gefallen lassen, beim falschen Geschlechtervornamen genannt zu werden.“ Das Amtsgericht untersagte die Benutzung des Deadnames und drohte ein Ordnungsgeld von 250.000 Euro an.
https://de.wikipedia.org/wiki/Deadnaming
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 10.01.2022 um 22.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48188

In "Hart aber fair" (Das Erste, heute 21 Uhr) wird u. a. über die Demonstrationen gegen die staatlichen Corona-Maßnahmen diskutiert. Dazu zeigen sie eine Grafik: 4 rote Punkte für die Demonstranten in Thüringen gegenüber der 43fachen Anzahl, 173 grünen Punkten, für die Anzahl der Geboosterten in Thüringen.

Etwas später im Bild eine lange Impfschlange, Menschen, die zum Impfen anstehen, der Kommentar von Herrn Plasberg dazu: Das sei ja auch eine Art Gegendemonstration.

In beiden Fällen werden Impfwillige, das sind zum Teil Menschen, die sich aufgrund der staatlich verordneten Nötigungen zum Impfen breitschlagen lassen, die somit weiter nichts tun, als den für sie leichteren Weg zu gehen, ohne weiteres als Fürsprecher der staatlichen Corona-Maßnahmen vereinnahmt.

Eine einfache Umfrage unter den Demonstranten und unter den Impfwilligen in der Schlange könnte die wirklichen Verhältnisse offenbaren.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 09.01.2022 um 16.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48180

"Es wird böse enden" (aus dem Film "Zur Sache Schätzchen")
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.01.2022 um 10.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48176

Nach der Propaganda-Chefin der SED sitzt nun der Vaterlandsverräter Scholz im Kanzleramt. Hubertus Knabe packt die „Akte Scholz“ aus: Im Bericht des DDR-Fernsehens sieht man, wie Olaf Scholz – damals noch mit langen, strubbeligen Haaren – gegenüber von Krenz vor einer Schale Obst sitzt. An der Wand hängt ein Porträt des Kommunistenführers Ernst Thälmann, der die SPD in der Weimarer Republik als „Sozialfaschisten“ beschimpft hatte. ­Usw. – es sieht böse aus.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.01.2022 um 10.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48175

Manche Querdenker verweisen nochmals auf die Amishen, die angeblich ohne Impfung und Masken coronafrei sind, und auf Indien, das es angeblich auch geschafft habe. Die beiden Fälle sind weder untereinander noch mit uns vergleichbar. Und Indien ist keineswegs über den Berg, wie gerade die neuesten Meldungen zeigen.

Besser wäre ein Vergleich mit Japan oder Südkorea, aber das paßt nicht so gut in den Kram.

Manche fragen ganz schlau, wie das denn zusammenpaßt: Im letzten Monat gab es mehr Impfungen und mehr Ansteckungen! Da die Ansteckungen nicht an den Impfungen schuld sein können, muß es wohl umgekehrt sein – oder die Impfungen sind nutzlos.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.01.2022 um 07.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48171

Julia Löhr (Wirtschaftsredaktion der FAZ):
Verschärfte Corona-Maßnahmen: Jetzt reicht’s
(...)
Längst ist es nicht mehr nur Großbritannien, das angesichts der vergleichsweise milden Omikron-Verläufe nur maßvolle Einschränkungen verhängt. Portugal öffnet seine Nachtclubs wieder, bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 1600.


Der Beitrag hätte genau so bei Tichy stehen können, die Leserreaktionen natürlich sowieso, denn die Foren bei FAZ, WELT usw. sind hundertprozentig in der Hand von Rechten und Querdenkern.
Die FAZ segelt unter der gleichen Flagge wie die Querdenker („Das Maß ist voll“, Hamburg 8.1.22).
Dabei hat die FAZ/FAS hervorragende Wissenschaftsjournalisten, die ganz anders über Corona denken.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 08.01.2022 um 10.35 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48166

Sorry wegen der Häufung von "allerdings". Hab zuviel umgestellt ohne gegenzulesen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 08.01.2022 um 10.28 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48165

Ich habe seit meinem Auszug aus dem Elternhaus das Fernsehen vollkommen abgelegt, es war mir schon in der Familie meist lästig. Obwohl es durchaus Sendungen gab, die bei mir Spannung erzeugten. Für ein paar Wochen stellte ich mir versuchsweise einen kleinen Fernseher in die Studentenbude – ein Freund von mir war begeistert von der Harald-Schmidt-Show, und ich dachte: vielleicht lerne ich damit umzugehen, wenn ich selbstbestimmt schaue. Aber das Gerät flog bald wieder raus, denn es nahm nur Platz weg. Erstaunlicherweise habe ich es irgendwie hinbekommen, fernsehabstinente Freundinnen zu finden, aber das muss ich nicht weiter ausführen.

Kurz gesagt: Ich habe keinen Schimmer, was im Fernsehen läuft, es sei denn, ich bekomme von anderer Seite irgendwelche Hinweise.

Kann schon sein, daß ich mich zuviel herumtreiben lasse in abseitigen Filterblasen. Aber der Tichy-Kaninchenbau wird hier doch regelmäßig begangen. Man findet da unten Verschwörungstheorien, aber eben auch Richtiges. Deshalb ist es ja auch interessant. Wobei ich TE selbst kaum lese (außer Alexander Wendt), eher andere Erzeugnisse aus dem Umfeld.

Der Chebli-Fall ging aber schon durch die Mainstream-Presse. Im Gespräch war auch Tichys Vorsitz in der Ludwig-Erhard-Stiftung. Ein älterer Bericht dazu hier:
https://sueddeutsche.de/medien/tichys-einblick-finanzen-verlag-offener-brief-1.5052595

Auch dort dringt man lieber nicht zum [böses Wort] vor. Themen aus dem Bereich Sexualität werden zur Zeit aus queerfeministischer Perspektive behandelt, man hat ja mit TERFs wie J.K. Rowling genug Probleme. Das Zitieren von Altherrenwitzen könnte die mühsam erreichte Sensibilisierung gefährden.

Da fällt mir gerade eine alte Geschichte ein, die auch aus sprachlichen Aspekten interessant ist: Auf der angeblich medienkritischen Plattform Übermedien schrieb die durchaus bekannte Kolumnistin Samira el Ouassil einen Beitrag über die damalige recht provokante Fernsehdokumentation "Männerwelten" mit Sophie Passmann. Allerdings schrieb sie dort überwiegend von sich selbst. Das kritisierte ich in einem Kommentar, der allerdings nicht freigeschaltet wurde. Unter anderem monierte ich allerdings den für Kolumnisten ungewöhnlich mitreißenden Sprachstil, der das Ganze ein wenig in die Nähe einer kinderpornopraphischen Schrift rückt.
Hier der Text: https://uebermedien.de/49279/die-wichtige-wirkung-von-maennerwelten-oder-der-wichser-hinter-mir/

Ich fand auch schon die Sendung "Männerwelten" reichlich explizit.

Um den Bogen zu schließen: Es ist schon erstaunlich, was sich Frauen im Gegensatz zu Männern erlauben können. Sawsan Chebli möchte folgerichtig einfach nur standesgemäß behandelt werden (nämlich wie eine Prinzessin). Das Gericht schließt sich dem an. Roland Tichy sollte das Geschlecht wechseln.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.01.2022 um 07.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48163

Davon habe ich nichts mitbekommen, vielleicht weil ich nicht fernsehe. Aber, lieber Herr Fleischhauer, hier können Sie alles ausschreiben, und wenn es Ärger gibt, bin ich bereit, mich für Sie ins Zeug zu legen! Ich bitte sogar dringend darum, denn wir wollen hier nicht die demagogische Unterstellung vom "Maulkorb" unterstützen. Wir werfen zwar nicht mit Schmutz, aber wir reden drüber und nennen ihn dann auch beim Namen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 07.01.2022 um 21.44 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48158

Ich weiß nicht, wie oft ich in den Medien jetzt mit der vermeintlichen Beleidigung Sawsan Cheblis durch Tichys Einblick konfrontiert wurde. Der Fall muß außerordentlich bedeutsam sein.

Chebli verbreitet die Beleidigung selbst durch ein eingebundenes Twitterbild:
https://pbs.twimg.com/media/EiggDIXXgAAYmhr.jpg

Die Medien berichten dazu, daß es sich um einen schlimmen Fall von – Trommelwirbel – Sexismus handele. Das Anstoß erregende Wort wird allerdings lieber verschwiegen. Vielleicht liegt das daran, daß man es nicht gemäß dem Muster "N-Wort" verkürzen kann?

Zu meiner Zeit sagte man noch ziemlich unverblümt T...bonus. Ich schreib es hier lieber nicht aus, sonst gibt es noch Ärger.

Der Fall Chebli gegen Tichy ist insofern interessant, als die angebliche Beleidigung hier nicht durch eine Strafkammer, sondern ein Zivilgericht festgestellt wurde. Das Bundesverfassungsgericht hatte für die Feststellung einer Schmähkritik (= Beleidigung), insbesondere für Personen des öffentlichen Lebens, hohe Hürden aufgestellt.

Gibt es irgendwo Berichte, die das Urteil kritisch hinterfragen? Interessiert es nicht, wenn der Spielraum der Meinungsfreiheit eingeschränkt wird?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.01.2022 um 06.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48144

Ebenfalls aus grauer Vorzeit stammen noch einige Bücher, die in Deutschland nach dem Krieg sehr populär waren. Ich meine die Richtung der "philosophischen Anthropologie" (Scheler, Plessner, Gehlen, auch der Biologe Portmann). Der Eintrag bei Wikipedia enthält fast ausschließlich deutsche Literaturangaben, und tatsächlich habe ich in der englischsprachigen Literatur kaum je einen dieser Namen getroffen (was natürlich an meiner einseitigen Lektüre liegen kann, aber ich glaube es nicht).

Portmann wirkte auf manche Menschen ähnlich tröstlich wie der geistesverwandte Teilhard de Chardin; das Menschenbild ging nicht ganz und gar im "Darwinismus" unter. Aus dem gleichen Grund ist davon heute kaum noch die Rede. Die einst auflagenstarken Taschenbücher verstauben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.01.2022 um 06.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48143

Beim Lesen von Richard Dawkins werde ich erst daran erinnert, daß das "Protoplasma" ebenso verschwunden ist wie vorher das Phlogiston und der Weltäther. Nicht daß ich es vermißt hätte, es ist ja nicht mein Fach, aber in meinen jungen Jahren war doch noch sehr oft davon die Rede, obwohl die Wissenschaft, wie ich jetzt erfahre, damals schon darüber hinaus war. (So bin ich auf Purkinje gestoßen, zu dem ich gerade eine Beobachtung unter "Festung Europa" eingetragen habe.)
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 05.01.2022 um 22.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48127

Erfreulich. Und gottseidank ist er nicht LGBTQIA+Beauftragter.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 05.01.2022 um 15.54 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48126

Sven Lehmann von den Grünen ist jetzt Queerbeaufragter der Bundesregierung.

Die neue Bundesregierung werde ausgehend vom Leitgedanken der Selbstbestimmung eine progressive Queerpolitik betreiben und auch die Familienpolitik an der gesellschaftlichen Realität unterschiedlicher Familienformen ausrichten. (…)

Der Schutz von Menschen aufgrund ihrer sexuellen und geschlechtlichen Identität müsse im Grundgesetz sichergestellt und die Grundrechte von trans-, inter- und nicht binären Menschen müssen endlich vollständig durchgesetzt werden, erklärte Lehmann.

(…) „Wir brauchen zudem eine breit angelegte Strategie zur Bekämpfung gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit – darunter explizit der Queerfeindlichkeit“, fügte Lehmann hinzu.

Dazu werde er gemeinsam mit dem Bundesfamilienministerium einen nationalen Aktionsplan für die Akzeptanz und den Schutz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt auf den Weg bringen. „Deutschland soll zum Vorreiter beim Kampf gegen Diskriminierung werden.“

https://tagesspiegel.de/gesellschaft/queerspiegel/neu-geschaffenes-amt-bundesregierung-beruft-sven-lehmann-zum-queer-beauftragten/27948460.html
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 04.01.2022 um 12.21 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48121

Ich kann die Argumentation kaum nachvollziehen. Daß eine Impfpflicht schwer durchsetzbar ist, hat mit den Impfgegnern selbst doch gar nichts zu tun. Nicht einmal mit den Impfpflichtgegnern, zu deren hartem Kern ich mich zähle. Es liegt einfach in der Sache begründet.

Zu einem Spaziergang bin ich noch nicht gekommen, aus beruflichen Gründen und persönlichen, da ich Menschenansammlungen eher meide. Aber ich werde mir das – hoffentlich diese Woche – mal aus der Nähe anschauen. Sollte ich Judensterne sehen, werde ich berichten.

Aber wie kommt es, daß verwandtschaftliche Kontakte zerbrechen? Sind das Differenzen in den Moralvorstellungen, oder ist es aus Angst vor Ansteckung?

Wenn man von vornherein das Alter in die grundrechtsbeschränkenden Maßnahmen einbezogen hätte (z.B. G2 ab 60, Impfpflicht ab 60), hätte man die Konflikte vielleicht entschärfen können.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.01.2022 um 06.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48112

Sehr trüber Morgen.
Eine gesetzliche Impfpflicht wird wohl nicht kommen, und zwar weil sie nur mit ungewöhnlichen Zwangsmaßnahmen durchsetzbar wäre. Der harte Kern der Impfgegner fühlt sich inzwischen so stark, daß ihm niemand mehr etwas anhaben kann. Dazu trägt die Vernetzung bei. Wer sich eine Notwehrsituation einredet oder einreden läßt, ist zu allem fähig. Die Demonstranten („Spaziergänger“) zeigen, daß es ihnen nicht um die Seuche und das Impfen geht, sondern sie fühlen sich als Freiheitskämpfer, glauben den Konfabulationen vom Polizeistaat usw. – ein Wahn, aber auch eine Realität. Die Republikanerin Marjorie Taylor Greene vergleicht die Maske mit dem Judenstern und die Maskenpflicht mit dem Holocaust. Bei uns sind sie meistens nicht ganz so hemmungslos, aber in der Tendenz ähnlich.
Man kann sicher noch viele Menschen erreichen, indem man das Impfen zu ihnen bringt, aber etwa 5 bis 10 Prozent sind nicht erreichbar und müssen geduldet werden. Die Geimpften werden weiterhin Einschränkungen hinnehmen müssen, um die Umgeimpften zu schützen. Man kann ihnen allerdings zu verstehen geben, was man von ihnen hält. Mehrere Bekannte berichten, daß in ihrer Verwandtschaft der eine oder andere zu den Impfgegnern und Querdenkern abgewandert und daß kein Kontakt mehr möglich ist, wahrscheinlich für immer. Sie sind meist keine Rechten, wissen aber nicht, wie sehr ihre Gruppe von den Rechten unterwandert und vereinnahmt worden ist. Ich kann das aus meiner eigenen Verwandtschaft bestätigen. Dieses Trauerspiel wird die Pandemie überdauern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.01.2022 um 06.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48091

Zum Fahrradrikschafahrer noch eine Erinnerung: Wir haben uns in Mittelindien etwa 1976 statt mit dem Taxi oder der Motorrikscha (die bekannte schwarz-gelbe umgebaute Vespa) einmal mit der Fahrradrikscha zum Flughafen fahren lassen, zwei Personen mit kleinem Koffer. Die Strecke war ziemlich lang und hügelig. Vor uns der halbnackte dünne Mann, schweißüberströmt, wir spürten sozusagen jede Muskelbewegung unmittelbar, während Autos an uns vorbeirauschten. Gewöhnungsbedürftig. Wir wußten, daß die Rikscha dem armen Schlucker nicht einmal gehörte, sondern ihm von einem fetten Ausbeuter nur geliehen war.
Das ambivalente Gefühl wird man dort nie los: Bin ich jetzt selbst ein Ausbeuter? Das ist wie bei Kinderarbeit usw. Wenn man das Angebot nicht nutzt, entzieht man einer Familie eine lebenswichtige Verdienstmöglichkeit. Wir können die beklagenswerten Verhältnisse nicht ändern. Bei den steineschleppenden Kindern müssen wir uns zum Glück nicht entscheiden, aber die von Kindern gewebten Stoffe kaufen wir, und den Rikschafahrer haben wir natürlich gut bezahlt – es war zweifellos sein bestes Geschäft seit langem, weil kein normaler Mensch mit der Rikscha zum Flughafen fährt. So konnte er auf ehrbare Weise, ohne Almosen zu empfangen, gutes Geld nach Hause tragen, und wir hatten kein schlechtes Gewissen. So haben wir auch statt Taxi oft die dreirädrige Motorrikscha für lange Strecken benutzt, anderthalb Stunden mit Zwischentanken, damit diese Leute etwas verdienen konnten.
Indische Gäste in Deutschland sind manchmal schwer gekränkt, wenn wir hier mit ihnen nicht Erster Klasse fahren. Sie übertragen ihre brahmanische Arroganz auf unsere vergleichsweise egalitären Verhältnisse. Und wir ärgern uns dann wieder über sie, statt sie wegen ihrer Borniertheit zu bemitleiden. "Interkulturell" ist nicht so leicht.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 31.12.2021 um 21.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48090

Hm, ist es nicht ein Fall von kultureller Vergewaltigung, einem indischen Fahrradrikschafahrer gegenderte Phrasen in den Mund zu legen? Das sollte guten Menschen eigentlich nicht passieren.
 
 

Kommentar von , verfaßt am 31.12.2021 um 16.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48089


 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.12.2021 um 06.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48087

Mal wieder in „Metropolis“ reingeschaut (wiederhergestellte Fassung). Der Film stieß auf viel Kritik und ist ja auch ein rechter Schmarrn, obwohl heute filmgeschichtlich wieder höher geschätzt.
Aus der Stummfilmzeit sind eigentlich nur die komischen Filme noch genießbar. Das Komische bleibt komisch, auch wenn es oft grob gestrickt ist. Tragische und melodramatische Filme, das Grauen (Murnau) und das bühnengerechte Agieren, wirken heute fatalerweise ebenfalls komisch. Gewiß, Eisenstein ist großartig, aber wir bewundern doch mehr die Kunst und Technik, als daß wir wirklich ergriffen wären.

Wenn wir Homer lesen, tauchen wir in eine wirklich sehr ferne Welt, und die Sprache scheint zusätzlich eine enorme Distanz zu unserer prosaischen Gegenwart zu schaffen. Trotzdem wirkt er nicht so fern wie die Stummfilme, die gerade mal 100 Jahre alt sind. Manche Szenen treffen uns mitten ins Herz, wie sie es immer getan und unzählige andere Künstler und Schriftsteller inspiriert haben.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 29.12.2021 um 09.34 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48072

Mir fällt auf, daß es neben der Häme kaum Sachkritik an Kekulés wissenschaftlichen Bemerkungen und Vorschlägen zur Pandemiebekämpfung gibt.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 29.12.2021 um 09.05 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48071

Kekulés Stärke ist nicht Virologie, sondern seine Erfahrung mit Seuchenbekämpfung und Politikberatung. Mit der Querdenkerszene hat er nichts zu tun. Er hat übrigens die Impfpflicht in Pflegeberufen angeregt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.12.2021 um 06.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48070

„Corona“ ist höchstwahrscheinlich das Produkt einer überaus gedeihlichen Zusammenarbeit zwischen Impfstoffherstellern und Politikern weltweit.

Recht so! Corona nur in Anführungszeichen, und daß der Blick sich weitet und nicht mehr nur die „Abrißbirne aus der Uckermark“ für das Zerstörungswerk verantwortlich macht, ist ein Fortschritt, auch wenn es nicht leicht ist, eine Weltverschwörung gegen mehrere Milliarden Getäuschte plausibel zu machen.
Unter diesen Umständen ist es selbstverständlich, alle Maßnahmen gegen die inszenierte Seuche als gegenstandslos und verbrecherisch zu verurteilen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.12.2021 um 04.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48067

In der Querdenker-Szene werden Krokodilstränen vergossen, weil die Uni Halle "ihren Star-Virologen geschasst" habe. Den Dekan habe ich aber so verstanden, daß die vorläufige Dienstenthebung gerade deshalb erfolgte, weil Kekulé weit davon entfernt war, als Star-Virologe gelten zu können. Das gibt er ja selbst zu, wenn er die Unterfinanzierung seines Instituts als Begründung seiner Untätigkeit angibt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.12.2021 um 04.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48066

Die Angst vor dem Konfliktpotential ("Gelbwesten"!) ist auch so ein Faktor, der das Regieren lähmt. Manchmal gut, oft nicht.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 28.12.2021 um 23.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48065

zur DDR-Karte:

Ja, diesen Gedanken hatte ich auch schon. Allerdings zweimal in sehr unterschiedlicher Weise. Einige Wochen zu Beginn der 4. Welle sah es nämlich genau umgekehrt aus wie jetzt. Die gesamte DDR war lange Zeit deutlich an den viel niedrigschwelligeren Farben zu erkennen, und das, obwohl schon damals kritisiert wurde, daß die Impfbereitschaft im Osten niedrig ist. Es war verblüffend, die Karte schien ständig zu sagen, was wollt ihr denn, wir sind zwar kaum geimpft, haben aber durchweg die niedrigsten Zahlen.

Jetzt in der abschwellenden 4. Welle hat sich diese Lage exakt umgekehrt, die neuen Bundesländer heben sich nicht mehr durch helle, sondern durch dunkle Farben deutlich ab. Jetzt fühlen sich natürlich diejenigen bestätigt, die meinen, kein Wunder, wo doch im Osten so wenige sich impfen lassen.

Ich glaube, die Zusammenhänge, die zu den deutlichen Inzidenzwellen führen, d.h. die Gründe sowohl für das Ansteigen als auch für die Abschwächung, auch international zu beobachten, sind wohl noch nicht ganz geklärt.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 28.12.2021 um 21.05 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48064

Das ist auch so ein Problem: Eine Impfpflicht würde wohl nur mit Stichprobenkontrollen und entsprechend hohen Strafen funktionieren. Aber genau das würde das Konfliktpotential nach oben treiben.
https://nordkurier.de/nachrichten/ticker/chef-der-kassenaerzte-haelt-impfpflicht-fuer-gefaehrlich-2846494612.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.12.2021 um 19.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48063

Auf den Pandemie-Karten von Deutschland erkennt man sofort, wo die DDR lag.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.12.2021 um 13.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48061

Ich habe in mehreren Beiträgen von Klinikärzten gelesen, daß zwar Pflegepersonal aufgibt, aber nicht wegen Impfpflicht.

Die Klinik ist ohnehin ein heikler Ort. Ich möchte dort nicht von Ungeimpften behandelt oder gepflegt werden.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 28.12.2021 um 13.05 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48060

Warum wir eine allgemeine Impfpflicht brauchen: „Weil impfunwillige Mitarbeiter*innen den Pflege-Beruf aufgeben und sich eine Arbeit dort suchen, wo keine Impfpflicht besteht“, begründen Keßler-Rosa, Schwab und Ulses den derzeitigen Pflege-Notstand. „Die von uns nachdrücklich geforderte allgemeine Impfpflicht würde diese Entwicklung unterbinden.“
https://infranken.de/lk/schweinfurt/kuendigungswelle-in-pflegeeinrichtungen-caritas-awo-und-diakonie-schlagen-alarm-art-5358054

Laut Artikel ist bereits eine relevante Anzahl von Kündigungen eingegangen. Ich würde davon ausgehen, daß diese Leute Angst vor dem Impfstoff haben. Sie gehören wohl kaum zu den "Unerreichbaren", haben sicher schon viele Piekse gesehen, ohne in Ohnmacht zu fallen, und sind wohl auch nicht dem Wesen nach "unsolidarisch".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.12.2021 um 06.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48058

Corona-Pandemie – Reichsbürger und Impfgegner fliehen nach Paraguay (dw 21.12.21; erinnert wird auch an Paraguay als Nazi-Refugium)

Auch wenn unter den 1.000 deutschen Einwanderern jährlich solche Impfgegner gewesen sein mögen – es gibt einen davon unabhängigen dünnen Strom von Übersiedlern, oft ältere Menschen, die ihre Rente in einem wärmeren Land verzehren wollen. Sie brauchen dort keine Einkommensquelle. Ich habe in meiner weiteren Bekanntschaft selbst von Menschen gehört, die hier alles verkauft haben und sich drüben angesiedelt haben. Natürlich auch in anderen Ländern wie Italien, Spanien oder Südfrankreich. „Fliehen“ ist übrigens ein falscher Ausdruck, weil er Verfolgung suggeriert. Über Impfpflicht wird in beiden Ländern nur diskutiert, und Masken müssen bei bestimmten Gelegenheiten hier wie dort getragen werden – das kann es also nicht sein.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 27.12.2021 um 12.39 Uhr   Mail an
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Man kann natürlich mit Verhaltensänderungen eine Begründung für das Abklingen von Wellen finden. Aber man müßte es auch sauber belegen.

Mir persönlich erscheint es nicht plausibel. Gerade bei hoher Reproduktionszahl müßte die Ausbreitung entsprechend robust sein und "gnadenlos" die Gesamtbevölkerung erfassen. Die Mutanten mit hohem R scheinen aber ähnlich "fragil" zu sein wie die früheren Virustypen. Warum bricht die Welle in Gauteng? Das ist gerade bei einer Immun-Escape-Variante und geringen Gegenmaßnahmen nicht zu erwarten. Beim Übergang von Welle 2 zu 3 in Deutschland sprach man von einer Verdrängung. Aber warum sind die Inzidenzen zwischenzeitlich eingebrochen? Das wäre bei eine reinen Verdrängung nicht zu erwarten und allenfalls durch unterschiedliche Resilienz der beiden Subtypen gegen die staatlichen Maßnahmen zu erklären.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 27.12.2021 um 12.09 Uhr   Mail an
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Gerichte müssen seit eh und je Entscheidungen treffen in Fällen, die sie nicht vollständig überblicken können. Es geht darum, Rechtsfrieden zu schaffen, und Gerichte sollten sowieso immer letztes Mittel sein.

Die Pandemie und die damit verbundenen Grundrechtseinschränkungen verschärfen diese Situation nochmals.

Wenn nun Personen aus dem Umfeld der Exekutive eine solche Arroganz an den Tag legen, entsteht nicht der Eindruck, daß Rechtsfrieden überhaupt noch eine Bedeutung haben soll. Mir fällt das auch bei manchen Befürwortern einer Impfpflicht auf. Es interessiert nur der epidemiologische Aspekt, alles andere wird nicht mehr wahrgenommen.

Die Wahrung des gesellschaftlichen Friedens ist möglicherweise viel wichtiger als die Frage, ob Deutschland bei der Bewältigung der Pandemie auf den vordersten Plätzen steht. Wir zahlen am Ende auch mit politischen Verwerfungen, und das rächt sich dann möglicherweise bei der nächsten Krise.

Gerade die Verbindung von Wissenschaft und Politik ist ein Problem. Eigentlich müßte man strikt trennen zwischen denen, die in Forschung und Lehre tätig sind und denen die mit der Öffentlichkeit kommunizieren. Am 9. November spekulierte Drosten, der kein Epidemiologe ist, über das "Delta-Virus und seine Abkömmlinge", ohne ein Brechen der Welle vor Weihnachten auch nur in Betracht zu ziehen (und kam auf 100.000 zusätzliche Tote). Er spekulierte darüber, wann welche Länder mit der Pandemie "durch" sein könnten. Dem Vertrauen in die Wissenschaft hat er damit wahrscheinlich nicht geholfen. Im Gegensatz zu Wissenschaften wie Klimatologie ist das Wissen um die Epidemiologie des neuartigen Coronavirus noch recht wackelig.

Nehmen wir einfach mal an, das baldige Impfstoff-Update wirkt nicht, weil Omikron so schnell verschwindet, wie es aufgetaucht ist, und eine andere Variante mit ganz anderen Mutationen übernimmt. Bei solchen Ungewissheiten ist es einfach schwierig, eine allgemeine Impfpflicht durchzusetzen, abgesehen vom organisatorischen Aufwand.

Ich selbst arbeite in einem Bereich, in dem 2G eingehalten werden muß. Wir haben gar nicht das Personal, entsprechende Kontrollen wirksam durchzuführen.

Alles in allem fehlt mir bei den Drosten-Ultras der Realismus.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.12.2021 um 10.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48050

Dazu wäre viel zu sagen, aber ich will es auch mangels Kompetenz gar nicht erst versuchen.

Nur eins: Politische Entscheidungen müssen es letzten Endes sein, das haben auch Drosten und andere immer wieder gesagt. Aber gerade deshalb finde ich es falsch, sich von Richtern eine scheinhafte Autorisierung erteilen oder die Sache aus der Hand nehmen zu lassen. Die epidemiologische Expertise zu Risiken und Aussichten scheint mir ungleich relevanter zu sein als die Richtersprüche, die ihre Willkür hinter der Fassade der unabhängigen Justiz verbergen. Ich will aber nicht wiederholen, was ich zum Präventionsparadox an mehreren Stellen gesagt habe.
Es gibt nicht erst seit gestern eine Tendenz, der Exekutive überhaupt keinen Spielraum mehr zu lassen. Wir haben aber Politiker gewählt, nicht Richter. Oft werden politische Entscheidungen schon nicht getroffen, weil man weiß, daß das Bundesverfassungsgericht in seiner gegenwärtigen Zusammensetzung die Maßnahmen (oder auch Gesetze) sie ohnehin kassieren wird. Wieviel von der Corona-Lähmung darauf zurückgeht, wäre zu untersuchen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 27.12.2021 um 09.53 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48049

Ich verstehe nicht, warum politische Entscheidungen einzig und allein auf ein epidemiologisches Optimum ausgerichtet sein sollten.

Ist Hendrik Streeck eigentlich ein Antiepidemiologe? In einem Interview wies er kürzlich darauf hin, daß die Ausbreitung von Infektionswellen noch nicht richtig verstanden ist (mit Hinweis auf William Farr). Wir wissen nicht, warum die Wellen abbrechen, obwohl der Anteil Nichtimmuner noch ausreichend hoch ist. Was ist z.B. mit der indischen Variante? Verschwindet sie? Bleibt sie? Wer kann es sagen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.12.2021 um 04.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48045

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48018
("Präventionsparadox")

„Ich stoße mich daran, dass kleine Richterlein sich hinstellen und wie gerade in Niedersachsen 2G im Einzelhandel kippen, weil sie es nicht für verhältnismäßig halten“, sagte Montgomery der „Welt“. Da maße sich ein Gericht an, etwas, das sich wissenschaftliche und politische Gremien mühsam abgerungen hätten, mit Verweis auf die Verhältnismäßigkeit zu verwerfen. (welt.de 26.12.21)

Über den Ton kann man streiten, aber daß ihm der Kragen platzt, finde ich verständlich. Tatsächlich überschreiten die Juristen ihre Zuständigkeit, wenn sie mit der Verklausulierung als „Verhältnismäßigkeit“ in der Sache eben doch als Epidemiologen und nicht als Juristen sprechen (wie beim Rechtschreiburteil als Oberlinguisten). Man braucht die Redeweise bloß logisch auseinanderzunehmen: Zwischen welchen Größen wird hier ein Verhältnis hergestellt? Doch wohl zwischen rechtlichen Schritten und einer Krankheitsgefährdung; letztere können die Richter nicht besser beurteilen als die Politiker oder gar als die Epidemiologen. Die Richter sagen im Grunde: Die Gefahr ist nicht so groß, daß Zugangsbeschränkungen im Einzelhandel begründet wären. – Das kommt wie eine höhere Einsicht daher und ist doch nur das Ergebnis einer Meinungsbildung, die man kritisieren kann und muß, ohne gleich die Unabhängigkeit der Justiz in Frage zu stellen. Alle Urteile sind auch Fehlurteile.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.12.2021 um 06.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48028

Ich kenne manche Phrasen der Impfgegner auswendig, und dann erfahre ich zufällig, daß sie wörtlich aus Pamphleten stammen, die jener Verein um Herrn Bhakdi verbreitet. Das ist nicht ignorant, sondern bösartig und sollte strafrechtlich verfolgt werden.

Für die Querdenker ist Impfstoff das „Zeug“. Die staatlich subventionierten Hersteller wollen das Zeug loswerden, aber wir wollen das Zeug nicht in unserem Körper. Der Ausdruck läßt durch seine Allgemeinheit erkennen, daß wir uns mit dem Zeug gar nicht näher beschäftigen wollen.

Vor dem Ersten Weltkrieg hatte der Verein der Impfgegner 300.000 Mitglieder und eine eigene Zeitschrift, konnte aber nicht verhindern, daß die Pocken ausgerottet wurden.

Mit der vollständigen Beseitigung von Corona rechnet kein Virologie, auch wenn das imnmer wieder als typischer Wahn unterstellt wird.

Was mir noch auffiel: Manche heucheln tränenselig Mitgefühl mit dem Klinikspersonal, denken aber nicht daran, ihm die aufopferungsvolle Arbeit dadurch zu erleichtern, daß sie sich impfen lassen. Daß dies der allererste Wunsch der Ärzte und Pfleger ist, würde man von ihnen selbst hören, wenn man denn mit ihnen redete, statt ihnen vom Fernsehsessel aus zu huldigen.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 24.12.2021 um 14.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48027

Ein Freund von mir wurde vorgestern in seinem Laden von einem Kunden gefragt: „Sind Sie geimpft?“
Mein Freund: „Na klar!“
Kunde: „Wissen Sie auch, was man Ihnen da gespritzt hat?“
Mein Freund: „Biontech.“
Kunde: „Dann kann ich Ihnen genau sagen, was das war.“
Mein Freund: „Ja?“
Kunde: „Aufgelöste Föten."
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 24.12.2021 um 09.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48026

Ich frage mich, wie solche Leute reagieren würden, wenn plötzlich ein Kernkraftwerk in die Luft fliegt. Schließlich ist Radioaktivität so unsichtbar wie Aerosole. Der fingierte Super-GAU als größter anzunehmender Unterdrückungsangriff des Staates auf seine Bürger. Die harmlosen Zeiten, in denen die Behörden den Leuten empfahlen, im Falle eines Atomangriffs eine Aktenmappe über den Kopf zu halten oder unter dem Küchentisch Schutz zu suchen, sind ja längst vorbei.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.12.2021 um 06.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48025

„Omikron ist eine erfundene Variante damit die Corona Tyrannei weitergehen kann.“

(Das schreibt ein Youtube-Gast und trifft den Ton, der in vielen Foren, auch von Zeitungen, fast ausschließlich herrscht. Wer sich so etwas einmal einbildet, den kann man wohl nicht mehr erreichen.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.12.2021 um 19.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48024

Beim rechtsextremen Tichy scheinen sie auf dem Schlauch zu stehen. Außer einem Hackbraten-Rezept wird heute dies geboten: https://www.tichyseinblick.de/meinungen/omikron-stern-von-bethlehem/ - (23.12.21)
„Omikron ist zum Weihnachtsfest erschienen: Die Messias-Variante will die Corona-Pandemie beenden, aber der ungläubige Bundeskanzler Olaf Scholz leugnet das Wunder.“
Usw. – kein Scherz, sondern ernst gemeinter gemeingefährlicher Unsinn. Ob jetzt manchem die Augen aufgehen? Die ersten Zuschriften lassen es nicht hoffen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.12.2021 um 17.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48023

Ich sagte ja nicht, daß den denkbar extremsten Standpunkt auch schon jemand vertritt, sondern daß, wer ihm am nächsten kommt, die leichteste Begründung hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.12.2021 um 15.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48018

Das "Präventionsparadox" gibt es auch in dieser Gestalt:

Solange die Lage noch nicht so schlimm ist, lassen sich Präventionsmaßnahmen nicht durchsetzen oder werden umgehend von Gerichten als "nicht verhältnismäßig" kassiert. Erst wenn es richtig schlimm geworden ist, darf der Staat strenger eingreifen. Dann ist es allerdings viel teurer und kostet auch Menschenleben. Wenn es dann nach großem Ach und Weh besser geworden ist, müssen die Maßnahmen aufgehoben werden, sonst ... s. o.
So kann man die "Wellen" oder "Zyklen" auch sehen.

Zur Zeit weiß jeder, daß Omikron mächtig über uns kommen wird, aber richtig was dagegen tun kann man nicht. Noch nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.12.2021 um 15.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48017

Wieder mal soll der Staat gezwungen werden, entweder seine Schwäche oder sein „wahres Gesicht“ zu zeigen (also Schlagstöcke, Pfefferspray, Gewalt). Das gelingt mit wenig Aufwand. Früher war es der spätkapitalistische, postfaschistische Staat, heute ist es der links-grün versiffte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.12.2021 um 15.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48016

Ich kenne niemanden, der das sagt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.12.2021 um 14.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48015

Ja, das ist es wohl. Wir haben zwar alle Zahlen, somit auch ein Maß, nur es fällt schwer zu erkennen oder festzulegen, wo genau die Grenze zwischen gut und böse ist.

In diesem Dilemma sind diejenigen klar im Vorteil, die einfach von vornherein sagen, jeder Tote ist einer zuviel, egal, was es sonst für die Gesellschaft bedeutet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.12.2021 um 13.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48014

Na ja, es kommt darauf an, was man unter "übertrieben" versteht....
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.12.2021 um 12.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48013

Na ja, es kommt darauf an, was man unter Panik versteht. Ich kenne auch niemanden, der ständig schreiend mit dem Kopf gegen die Wand oder andere Menschen über den Haufen rennt.

Aber eine ältere Nachbarin traut sich kaum aus dem Haus, außer zu den nötigsten Einkäufen. Eine meiner Nichten, die wir früher oft getroffen haben, geimpft wie wir, sagte einen Adventsbesuch bei ihrer Mutter ab, weil wir auch eingeladen waren. Eine Cousine und ihr Mann, die sich nicht impfen lassen, fürchten sich trotzdem vor Ansteckung. Sie igeln sich zu Hause ein, gehen kaum noch raus, empfangen keine Besuche.
Viele Menschen leben seit fast zwei Jahren in übertriebener Angst.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.12.2021 um 06.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48008

Ich kenne niemanden, der in Panik ist.

Zur allseits beliebten Panik noch dies:

Bisher hat das Weiße Haus die Omikron-Variante als Grund zur Sorge, aber nicht als Anlass zur Panik bezeichnet. (ZDF 21.12.21)

Die Regierung wird nicht gerade zur Panik raten.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 22.12.2021 um 22.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48006

zu #47997: "Ich kenne niemanden, ..."

Ich habe ja hier in 783#47895 etwas ähnliches geschrieben. Ich denke, es kommt darauf an, was man damit genau sagen will, ob es rhetorisch heißen soll, Coronagefahr und Todesopfer gibt es nicht, also Coronaleugnung, oder ob man damit auf die realen Umstände und teilweise übertriebene Darstellungen hinweisen will. Wenn es "statistisch trivial" ist, niemanden zu kennen, dann zeigt das eben auch einen objektiven Sachverhalt, dann muß eine Gesellschaft ihre Gegenmaßnahmen auch dieser Beobachtung anpassen.

Ich bin immer dafür, sich zu schützen, aber dabei die Verhältnismäßigkeit zu wahren.

Jedes Jahr stirbt einer von 100 Deutschen nicht an Corona.
Jedes Jahr stirbt einer von 1000 Deutschen an Corona.
(Sehr grob gerechnet, aber ungefähr stimmt es.)
Wie beim normalen Sterben entspricht das Sterberisiko bei Corona dem Lebensalter.

Nach meinem Eindruck ist es notwendig, auf diese Dinge hinzuweisen, weil viele Menschen durch die Berichterstattung in den Medien einfach in Panik sind.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.12.2021 um 16.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48005

Anläßlich der Oktopus-Plage an der Atlantikküste: Viele Tiere sterben nach der Eiablage. Wenn man secundum naturam leben will, müßte man darin den Sinn des Lebens sehen: Kinder erzeugen und sterben. Wenn da nicht die Brutpflege wäre. Die weiblichen Säugetiere müssen das Kind ernähren, die männlichen müssen, wie sie selbst jedenfalls glauben, die weiblichen ernähren und beschützen. Darum leben sie weitere 20 Jahre. Dann müssen die Alten den Jungen aber auch noch ein hypothekenfreies Haus hinterlassen. Das bringt weitere 20 Jahre. Aber weil die Mütter sich zu diesem Zweck ebenfalls abrackern, müssen die Großeltern die Kleinen in die Kita bringen und zu Weihnachten ordentlich was unter den Baum legen. Noch mal 20 Jahre gerechtfertigt. So werden wir immer älter, aber was war noch mal der Sinn des Lebens?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.12.2021 um 16.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48004

Mit "rhetorische Frage" meinte ich solche Fassungen: "Kennen Sie jemanden, der an Corona gestorben ist?" Das ist in der Regel keine Erkundigung eines Wißbegierigen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 22.12.2021 um 14.55 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48003

Ich weiß jetzt nicht, ob das hier stimmt, aber wer die Süddeutsche abonniert hat, muß morgen evtl. aufpassen, daß ihm nicht vor Schreck die Zeitung aus der Hand fällt.

https://twitter.com/VeraSchroeder/status/1473271562895822852
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 22.12.2021 um 12.22 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48002

Weil wir gerade bei Sandra Ciesek waren. Und beim Mißtrauen gegen die Wissenschaft.

Vor ein paar Tagen gab es eine Riesenaufregung um einen Bild-Artikel weil dort drei wissenschaftliche Berater in der Schlagzeile als Lockdown-Macher bezeichnet wurden. Man hat dann mit einiger Rabulistik versucht, dies als Falschinformation zu deuten: "Macher" wäre ja das gleiche wie Entscheider.

Alle möglichen Wissenschaftler gaben sich nun dafür her, gegen die Bild zu wettern, auch Sandra Ciesek in einer großen Kampagne der Süddeutschen.

Jeder weiß, daß die Bild ein Boulevardblatt ist (und daß es Konkurrenz zwischen den Blättern gibt), darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Aber warum begeben sich Wissenschaftler in diese Schlammschlacht? Geht es da um einen Machtkampf wie damals in den 60ern ("Enteignet Springer")?

Das ist nur ein kleines Detail, ich könnte hunderte Beispiele aufzählen. Aber das zunehmende Mißtrauen gegen die Wissenschaft ist auch darin begründet: Wissenschaftler mischen zu viel mit in diesem Kampf zwischen Progressiven und Konservativen.

Ich schätze Sandra Ciesek übrigens auch sehr. Vielleicht noch ein Wort zu den Eitelkeiten mancher Pandemieexperten: Ich finde Drosten und Kekulé oft interessanter als Ciesek, gerade weil sie ein bißchen eitel sind und sich weiter hervorwagen, mehr riskieren, mehr spekulieren. Das hat alles sein Für und Wider. Man muß es eben einordnen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 22.12.2021 um 11.59 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48001

Ich dachte, es ging um einen konkreten Fall. Ich würde solche Sätze übrigens nicht als rhetorisch bezeichnen. Aber es spricht daraus natürlich großes Mißtrauen gegenüber den Institutionen, die uns über Pandemie informieren. Ich halte es aber für falsch, diese Menschen als unmoralisch zu beurteilen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.12.2021 um 11.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#48000

Das Zitat steht heute auf S. 10, aber in anderen Fassungen, auch als rhetorische Frage, habe ich es schon oft gefunden und auch hier schon zitiert (aus Tichys Einblick). Wenn ich gewußt hätte, daß es mal zu einem Diskussionsgegenstand werden würde, hätte ich die Stellen gesammelt.

Wenn man die Wendung ein bißchen variiert, kann man auch Belege ergoogeln, z. B.

Ich kenne keinen, der an corona gestorben ist oder mit corona gestorben ist oder wegen corona auf intensiv oder Krankenhaus war und keinen der corona hatte und keinen der einen positiven pcr oder antigen test hatte… ich kenne auch keinen der einen kennt.

Ich kenne drei, die wegen der Maßnahmen ihren Job verloren haben, 2 die deswegen krank geworden sind und einen der beinahe gestorben ist.


Es lohnt aber nicht. Diese Rhetorik ist nun mal in der Welt.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 22.12.2021 um 10.43 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47999

Mit den Suchbegriffen Süddeutsche Zeitung "Ich kenne niemanden, der an Corona gestorben ist" bekomme ich kein Ergebnis (und wenn, könnte ich nur auf das kostenlose Angebot zugreifen).

Der Kontext bleibt für mich also unklar. Aber ich wehre mich dagegen, aus einem einzelnem Zitat so viel herauszulesen. Der Beschreibung nach ("Haßmails") handelt es sich wohl um einen eher emotionalen Artikel. Da wäre ich besonders vorsichtig.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.12.2021 um 09.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47998

In jeder Medizingeschichte kann man lesen, wie der Staat immer mehr Verantwortung für die Gesundheit übernommen hat, von der Hygiene bis zur Impfung. Natürlich gingen damit auch Pflichten für die Bürger einher. Aber der Erfolg war durchschlagend. Man liest mit Entsetzen, wie jung so viele Talente und Genies noch im 19. Jahrhundert (und sogar besonders in diesem) gestorben sind, und zwar nicht nur im Kindbett und Kinderbett, sondern an durchaus vermeidbaren Seuchen wie Tuberkulose, Cholera oder Typhus.

Heute wird beklagt, daß RKI und Bundesregierung sich nicht abgestimmt haben. Aber glaubt jemand, die Epidemiologen könnten sich mit FDP-Politikern abstimmen? Lindner und Kubicki haben ja gerade deshalb so viele Stimmen eingefahren, weil sie in sanfteren Worten, aber inhaltlich ganz ähnlich wie die AfD argumentiert haben. Ein Prüfstein ist immer, wer bei Tichy, wo nie ein kritisches Wort über die AfD fällt, als Kronzeuge zitiert wird. Am Gespür dieser Leute ist nicht zu zweifeln.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.12.2021 um 09.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47997

Statistisch trivial ist, daß viele niemanden kennen, der an Corona gestorben ist. Aber die eigentliche Frage ist doch: Warum muß man das in die Öffentlichkeit hinausplärren? Die Botschaft ist ja klar genug, und sie ist ungemein schädlich.

Bisher muß sich niemand impfen lassen, aber wenn jemand, den ich recht gut kenne, auf einer Internetseite alle vier Wochen verkündet, er werde sich auf keinen Fall impfen lassen, dann frage ich mich schon, warum er das tut. Er ist über 80 und lebt im Windschatten der Geimpften und auch sehr zurückgezogen, was die meisten sich ja nicht leisten können.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 22.12.2021 um 09.13 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47996

Kommt es nicht darauf an, was mit "kennen" gemeint ist? Ich selbst kenne z.B. niemanden (persönlich), der an Corona gestorben ist. Ich weiß aber von vielen, und manche kenne ich, weil sie prominent sind.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.12.2021 um 08.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47995

„Ich kenne niemanden, der an Corona gestorben ist.“ Das muß ein Angehörigenbetreuer lesen, der schon 200mal die Todesnachricht überbracht hat, wenn er nach dem aufreibenden Dienst auf die Straße tritt (SZ 22.12.21). Er bekommt Haßmails, seit er mal im Fernsehen gezeigt wurde. Warum eigentlich?
Der Haß auf die Helfer zeigt sich ja auch bei Katastropheneinsätzen, wenn Feuerwehrleute und Sanitäter angegriffen werden. Wer kann das erklären? Ist es ein Kampf gegen die eigene uneingestandene Angst, den heimlichen Zweifel? Auf der Intensivstation kämpfen fast nur Ungeimpfte gegen den Tod, manchmal viele Wochen lang, gerade die in ihren besten Jahren. Der Betreuer hält ihnen zuletzt die Hand, es ist zum Weinen. Glaubt man insgeheim, das wegrechnen, wegdemonstrieren, wegprügeln zu können?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.12.2021 um 04.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47993

Ich habe mich viel mehr mit August Kekulé beschäftigt als mit Alexander. Von diesem konnte ich nicht allzu viel "Corona-Kompass" hören, weil mir seine Eitelkeit und Rechthaberei auf die Nerven ging. Er gibt nie zu, daß er auch mal Falsches gesagt oder vorausgesagt hat, sondern läßt immer wieder einfließen, man hätte auf ihn hören sollen. Wenn die neue Regierung nun einen Expertenrat bildet, suggeriert er, das gehe auf seinen Vorschlag zurück. (Er wäre wohl selbst gern berufen worden.) Dazu kommen die unnötigen Sticheleien. All dies und noch ein paar Kleinigkeiten schwächten die an sich verdienstvolle Sendung, in der er natürlich auch viel Richtiges vortrug.

Gestern habe ich wieder Frau Ciesek gehört – was für ein Gegensatz! Sprecherzieher könnten auch mal die Redeweise vergleichen, wie ich es in meiner laienhaften Art nebenbei tue. Cieseks Fähigkeit, souverän und (daher) zugleich bescheiden frei zu formulieren, macht mich richtig neidisch.

(Nachtrag: Zu den Vorgängen an der Uni Halle bringen die Medien heute hauptsächlich das, was Kekulé selbst dazu sagt. Die Medizinische Fakultät kommentiert Personalangelegenheiten verständlicherweise nicht, und unabhängige Recherchen scheint es nicht zu geben. So gerät Kekulé ganz von selbst in eine Opferrolle.)
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 21.12.2021 um 21.23 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47992

Zu BILD erklärte Alexander Kekulé am Dienstagabend: „Das ist ein politisches Verfahren.“

Es sei bekannt, „dass ich gegenüber der Bundesregierung und dem Robert-Koch-Institut immer wieder Kritik geäußert habe.“ Die Vorwürfe der Universität seien „an den Haaren herbeigezogen“, es sei „unmöglich, wie diese Universität mit ihren Professoren umgeht“.

(...)

Gegenüber BILD erklärte Kekulé: „Ich habe seit Dienstantritt dafür gekämpft, die Virologie an der Universität halbwegs vernünftig ausstatten zu lassen. Denn leider hat die Universitätsleitung das Thema Infektiologie unterschätzt. Nachdem meine Briefe an den Dekan, an den ärztlichen Direktor und das Rektorat nicht gefruchtet hatten, habe ich im Sommer 2020 mit dem zuständigen Minister der Landesregierung darüber gesprochen, der zusagte, sich darum zu kümmern, dass wir die nötige Ausstattung bekommen. Ich sehe den aktuellen Schritt der Universität nun als unmittelbare Reaktion darauf.“

 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 21.12.2021 um 21.14 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47991

Uni Halle trennt sich von dem bekannten Virologen Kekulé

Nach MZ-Informationen geht es in dem Disziplinarverfahren unter anderem um das Lehrdeputat, das jeder Professor und somit auch Kekulé zu erfüllen hat. Gemeint ist damit die Unterrichtsverpflichtung, die ein Hochschullehrer mit seiner Berufung neben der Pflicht zur wissenschaftlichen Arbeit eingeht. Gegenstand einer Prüfung ist offenbar unter anderem die Frage, in welchem Umfang Kekulé Lehrangebote gemacht hat und ob diese auch alle so stattfanden. Das gilt auch für die Zeit während des Corona-Lockdowns, als die Lehre virtuell erfolgte. Geprüft wird offenbar in diesem Zusammenhang auch eine Vorlesungsveranstaltung im Sommersemester.

Kekulé spricht von einem „politischen Verfahren“

Wie zu erfahren war, hat der Uni-Rektor für das Disziplinarverfahren einen Ermittler eingesetzt. Der soll zu dem Schluss gekommen sein, die gegen Kekulé erhobenen Vorwürfe seien so schwerwiegend, dass weitere Schritte eingeleitet werden müssen. Die vorläufige Dienstenthebung ist demnach ein solcher.

Das Rektorat wollte sich am Dienstag zu dem Vorgang nicht äußern. „Wir kommentieren prinzipiell keine Personalangelegenheiten“, sagte Sprecherin Manuela Bank. Kekulé sprach gegenüber der MZ am Abend von einem „politischen Verfahren“. Seit Jahren beschwere er sich über die mangelnde Ausstattung seines Lehrstuhls, die Uni habe Zusagen nicht erfüllt. Beim Thema Lehrverpflichtungen gehe es lediglich um ein Formular, das er möglicherweise nicht richtig ausgefüllt hat.

Kritiker aus dem Hochschulbetrieb werfen ihm seit längerem unter anderem eine mangelnde Forschungstätigkeit vor. Er habe seit Jahren kaum noch wissenschaftliche Beiträge in Fachzeitschriften veröffentlicht. Kekulé hat sich dagegen immer wieder zur Wehr gesetzt.


https://mz.de/mitteldeutschland/sachsen-anhalt/uni-halle-trennt-sich-von-dem-bekannten-virologen-kekule-3311347
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 21.12.2021 um 18.15 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47990

Zur Frage, warum Frauen beim Impfen nicht so leicht kollabieren, gibt es eine wissenschaftliche Erklärung:
https://en.wikipedia.org/wiki/Women-are-wonderful_effect
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.12.2021 um 17.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47981

Ja. Oder Satire. Vielleicht ein bißchen überraschend, weil ich dieses Genre sonst nicht pflege.

Heute lese ich:

Novavax kurz vor Zulassung: Auf diesen Impfstoff warten mRNA-Skeptiker

Das glaube ich nicht. Das Warten auf einen anderen Impfstoff halte ich für einen Vorwand. Aber bitte: Hic Rhodus, hic salta. Nun ist er ja zugelassen.

Mehrere Virologen haben auch schon darauf hingewiesen, daß zwischen gentechnischen und "Totimpfstoffen" kein so großer Unterschied besteht.
Aber manche denken wohl: Da ist das Virus – erst lebt es, und dann ist es tot, und ich kann es mir getrost spritzen lassen.

Die mRNA-Impfstoffe sind, wie kürzlich ein Arzt wieder mal erklärte, die am gründlichsten untersuchten Medikamente aller Zeiten. Auch das sukzessive Prüfverfahren läßt keine Wünsche offen.

Ein Impfarzt erzählt, nach seiner Erfahrung pflegen insbesondere junge Männer beim Impfen zu kollabieren. Das würde eine alte Vermutung bestätigen: Frauen können sich so etwas nicht leisten. Für einen betagten Verwandten, der im Dritten Reich Schlimmes durchgemacht hatte und auch sonst ein zäher Bursche war, gab es kaum etwas Unangenehmeres als die Vorstellung einer Spritze oder den Anblick von Blut. Kein leichter Patient.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 20.12.2021 um 08.45 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47980

Ist das eine Karikatur?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.12.2021 um 06.11 Uhr  
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Das Fahren mit der Eisenbahn führt wegen der hohen Geschwindigkeit (schlimmstenfalls 60 km/h) zum Wahnsinn. Ähnlich steht es mit der Gentechnik. Darum Finger weg von mRNA-Impfstoffen! Bisher sind ja auch erst 8 Mrd. Dosen gespritzt worden, da ist noch mit vielen unbekannten Nebenwirkungen zu rechnen. „Denkpflicht statt Impfpflicht!“
Die ganze Welt kämpft gegen das Virus. Laßt die Narren doch bis zum Umfallen schuften! Wir nicht! Wir kämpfen gegen den Kampf gegen das Virus. Wir wissen nämlich Bescheid. „Ich freue mich über jedes Auftreten einer neuen Covid-Variante. Stets ein Grund mehr, sich nicht impfen zu lassen“, schrieb einer von uns kürzlich, intellektuell und moralisch voll auf der Höhe. Wenn unsere Angehörigen verröcheln, frohlocken wir, weil wir wieder mal recht gehabt haben, denn darauf kommt es schließlich an, nicht wahr? Und jetzt auf zur Demo nach Nürnberg!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.12.2021 um 18.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47968

Umweltpolitische Bewegungen, deren Wurzeln sich meist auf die 1968er-Proteste zurückführen lassen... (https://www.fau.de/2021/12/friedrich/gekommen-um-zu-bleiben/)

So sieht es die Universität Erlangen. Ich habe es anders in Erinnerung, aber heute scheint es jüngeren Autoren selbstverständlich zu sein, daß alles Fortschrittliche auf die 68er zurückgeht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.12.2021 um 16.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47965

Merz heißt auch einer der beiden Ochsen, mit denen der kleine Johann Peter und sein Ätti nachts auf der Straße nach Basel unterwegs sind (in Johann Peter Hebels ergreifendem Meisterwerk: Die Vergänglichkeit). Der andere heiß Laubi, und die beiden haben einen Rechtsdrall, weshalb sie immer wieder mit einem „Hüst!“ zur Ordnung gerufen werden müssen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 17.12.2021 um 12.39 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47964

Was ich an Drosten kritisiere, ist seine moralisierende Haltung, die er etwas (nicht völlig) zurückhalten müßte. Warum der Seitenhieb auf Deutschland mit dem Bildungsstand? Das ist einfach unnötig.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 17.12.2021 um 12.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47963

zu "an oder mit" Corona:

Ich verstehe das Problem nicht. Was hat es mit Corona-Leugnern zu tun, wenn man die Todesursache – Corona oder etwas anderes – einfach nicht genau kennt? Es geht ja nicht nur um die, die in Krankenhäusern, Heimen oder zu Hause offensichtlich an Corona gestorben sind, sondern auch um die andern, um ALLE verstorbenen Infizierten. Es liegt halt daran, daß nicht detailliert gezählt wird. Warum, weiß ich nicht, aber wahrscheinlich ist es zu kompliziert, in jedem Einzelfall die genaue Todesursache mit zu erfassen. Es wird halt nur festgestellt, ob der Verstorbene positiv war.

Jedes Jahr sterben in Deutschland über 900000 Menschen NICHT an Corona. Diese waren aber zu ihren Lebzeiten auch nicht gegen eine Ansteckung immun. Wenn man also unter ihnen ähnliche Inzidenzen vermutete, wie in der übrigen Bevölkerung, dann müßten jedes Jahr ganz grob geschätzt 35000 Tote "mit" Corona infiziert gewesen sein, aber "an" etwas anderem gestorben sein. (Nicht alle dieser 35000 Infektionen wurden bemerkt.)

Kürzlich hat ein Arzt im Fernsehen aus seiner Erfahrung heraus gesagt, daß für etwa 80% der offiziell "an und mit" Corona Gestorbenen das "an" gilt. Ich bin nicht sicher, ob er nur die meinte, die im Krankenhaus sterben. Aber nehmen wir einmal diese Zahl, es hieße, etwa 20% oder 12000 aller offiziellen Coronatoten pro Jahr wären "mit", nicht "an" Corona gestorben. Nach meiner obigen Rechnung erscheint mir das durchaus als ein plausibler Mindestwert.

Die dritte Möglichkeit, den Wert abzuschätzen, gibt die Übersterblichkeit. Wenn durch Corona 5% mehr Menschen sterben als sonst (offizielle Zahl), wären das in 2 Jahren ca. 95000 "an" Corona Gestorbene gegenüber den 107000 bisher (in 1 3/4 Jahren) "an und mit" Gestorbenen.

In jedem Fall erhalten wir also einen signifikanten Anteil "mit", aber nicht "an" Corona Gestorbener.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.12.2021 um 06.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47961

Ich kenne Menschen, die vorbehaltlos die Leistungen der modernen Chirurgie anerkennen (oft nach eigenen Erfahrungen), aber die maßgeschneiderten mRNA-Impfstoffe ablehnen. Darin dürfte das Klischee nachwirken, das auch die Arztromane usw. leitet: Der prototypische Arzt ist Chirurg. Dessen Arbeit (Schweißperlen hinter der Maske, der Patient zwischen Leben und Tod, die hübsche, innerlich aufgewühlte Krankenschwester usw. – alles total geil!) läßt sich gut verfilmen. Da kann die Hochleistungs-Biochemie nicht mithalten. Ich bin mal mit dem Da-Vinci-Roboter operiert worden. Das war bestimmt viel weniger pittoresk als die Arbeit am offenen Bauch und hätte als Film keinen Zuschauer gefesselt, sondern höchstens ein paar Medizinstudenten. Aber eigentlich war es eine phantastische Sache. (Schöne Videos bei Youtube!) Ich habe es mir auch vorher genau erklären lassen, weil ich mich ja zwischen beiden Verfahren entscheiden mußte. Man kann sich auch die mRNA-Impfung erklären lassen – wenn man will...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.12.2021 um 06.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47960

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43553

„an oder mit“ war ein Strohhalm, an dem sich die Corona-Leugner eine Zeitlang festhielten. Das ist ein schal gewordenes Argument. In den USA beklagt man inzwischen 800.000 Verstorbene, an oder mit. In Dänemark und GB verdoppeln sich die Omikron-Infizierten alle paar Tage. Niemand sagt, die Leute seien "mit" Covid krank. Sie infizieren sich mit Covid und leiden dann an Covid, aber wenn sie sterben, sollen sie wieder "an oder mit" gestorben sein? Die Späßchen bleiben einem im Hals stecken.

Dänemark war tatsächlich in einigen Bereichen vorbildlich: viel Sequenzieren, hohe Impfbereitschaft. Das hat Drosten ausdrücklich gelobt, nicht aber, soweit ich mich erinnere, die frühe Aufhebung aller Vorsichtmaßnahmen.

Es hat ja etwas Irres, daß die Menschheit das ganze Unglück einer einzigen chinesischen Fledermaus verdankt. Und als nun aus Südafrika die Nachricht von einer neuen Mutante kam, also doch wohl von einem einzigen infizierten Menschen, war absehbar, daß auch die wieder in kürzester Zeit die ganze Menschheit plagen würde. Es gibt auch wohlbegründete Warnungen vor irgendeiner weiteren Zoonose, auf die wir uns naturgemäß kaum vorbereiten können, weil wir keine Ahnung haben, wie sie aussehen könnte. Dystopische Filme und Romane handeln meist von Ungeheuern oder Asteroiden-Bedrohung. Wie kindlich! Viren sind das Wahre.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.12.2021 um 05.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47957

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47955

Das Beispiel, das ich aus anderen Gründen zitiert habe, zeigt zugleich, was für eine seltsame Textsorte Koalitionsverträge inzwischen geworden sind. Statt die Grundzüge der geplanten Politik zu skizzieren, verliert man sich in Hunderte von Einzelheiten, von denen jeder vernünftige Mensch nur sagen kann: Man wird sehen...

Was, wenn manche "Herstellerinnen und Hersteller" keine Updates bereitstellen? Ist dann die Koalition gescheitert? Wird man nach vier Jahren feststellen, sie habe ihr Ziel verfehlt?

Es erinnert mich an Lehrpläe und an die Stundenentwürfe der Referendare. Die sind von einer DIN-A4-Seite auf mindestens 15 Seiten angeschwollen und wimmeln von "erwarteten SchülerInnen-Reaktionen", als sei der Unterricht planbar wie eine "gelenkte Diskussion" beim SED-Schulungsabend.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 16.12.2021 um 12.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47945

Nanu? Daß es moderne Impfstoffe gibt, die sich updaten lassen, spricht doch sehr für die Impfpflicht, und die völlig abwegige Furcht vor weiblicher Unfruchtbarkeit spricht gewiß nicht dagegen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.12.2021 um 10.54 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47944

Dänemark war nicht nur das gelobte Land der Corona-Skeptiker. Drosten Ende September: Das ist der große Unterschied zu beispielsweise Dänemark. Ich glaube, man kann das auch ein bisschen verallgemeinern: Die sehr adhärenten Gesellschaften in den skandinavischen Ländern, wo ein sehr hoher Informations- und Bildungsgrad ist, wo viele Leute einfach verstehen, wofür die Impfung gut ist, wo wenig Zögerlichkeit bei der Impfung ist, dass dort gerade die alten Personen enorm hohe Quoten haben, also die Jahrgänge über 60 oder sogar über 70.

Es zeigt, wie schwierig es ist, Voraussagen zu treffen, wie unberechenbar alles geworden ist. Wir reden über Impfpflicht, wissen aber noch zu wenig über den langfristigen Schutz bei Virusvarianten. Wenn ich es richtig verstehe, lassen sich nur die mRNA-Impfstoffe kurzfristig updaten. Ausgerechnet die, gegen die die meisten Vorbehalte bestehen. (Insbesondere übrigens bei muslimische Frauen, die induzierte Unfruchtbarkeit befürchten.)
 
 

Kommentar von , verfaßt am 16.12.2021 um 06.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47941


 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.12.2021 um 06.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47939

Deutschland außenpolitisch auf dem Weg in die Isolation

Macron hat sich nämlich mit Orbán getroffen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.12.2021 um 07.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47928

Der neue Corona-Beirat der Bundesregierung ist deutlich sinnvoller besetzt als die inzwischen aufgelöste Laschet-Mischung. Die Springer-Presse beugt sich schon mal schützend über ihren Favoriten Streeck, der angeblich von Morddrohungen heimgesucht wird. Eigentlich sollte ja die ganze Zeit Christian Drosten aufgehängt werden, der wohl längst nicht mehr mit dem Rad zur Arbeit fährt.
Was mir wirklich Sorgen macht: Wird der Personenschutz ausreichen, um Karl Lauterbachs Leben zu retten? Im Internet gibt es Hunderte von Foren, auf denen man die Privatadressen von Impfbefürwortern erfahren und sich für faschistoide Fackelaufmärsche bereit machen kann.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.12.2021 um 06.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47901

Auf den Straßen Wiens hat man seit 1938 keine solche Begeisterung mehr gesehen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 13.12.2021 um 04.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47900

Die Sache mit den Kosten zur Rettung eines Covid-Patienten habe ich mißverständlich ausgedrückt. Ich meinte keine medizinischen bzw. keine Krankenhauskosten, sondern die wirtschaftlichen Kosten der Lockdowns und Verbote, Reisebeschränkungen, Entschädigungen für wirtschaftliche Ausfälle, alle diese Dinge, mit denen vorbeugend Opferzahlen reduziert werden sollen. Muß man die Kosten dieser Maßnahmen nicht einmal hinsichtlich ihres Nutzens, also der Zahl potentiell geretteter Menschen bewerten?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 13.12.2021 um 02.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47899

Wir haben ja ein Problem mit der Kosten-Nutzen-Rechnung. Nehmen wir einmal die Zahl der Todesopfer als Indikator für alle gesundheitlichen Folgen insgesamt. Wir wissen zwar ungefähr, wieviel Tote Corona bisher trotz aller Gegenmaßnahmen gefordert hat, aber wir wissen kaum, wieviel mehr Tote es ohne diese Maßnahmen gewesen wären, oder wieviel davon wir mit jeweils weiteren 100 Milliarden Euro und weiteren Ausgangs- und Veranstaltungssperren für das ganze Volk noch hätten retten können.

Meiner Ansicht nach stehen Politiker anderer Länder unter ähnlichem Öffentlichkeitsdruck wie hier, und die Probleme mit der Konzentration der Medieneigentümer dürften auch weltweit ähnlich sein. Wir haben heutzutage eine relativ offenliegende Welt. Aber es gibt auch Beispiele, wo man es anders angeht. Wenn die Opferzahlen sich letztlich in Schweden als vergleichbar zu Deutschland herausstellen sollten, wären sie dort zumindest mit weniger Aufwand durchgekommen. Zu Indien, von wo die Delta-Variante hergekommen ist, fällt mir auf, daß es in unseren Medien recht ruhig geworden ist. Es scheint mir, daß man es dort auch entspannter sieht, als hier berichtet wurde.

Die Politiker haben keine anderen, verborgenen Motive als die Pandemiebekämpfung. Anderes habe ich nicht behauptet. Aber sie machen Fehler, z. B. bei Sparmaßnahmen in Krankenhäusern. Und sie stehen unter dem Druck der Medien. Täglich kommen Sensationsmeldungen über Ansteckungs- und Todeszahlen, die sie rechtfertigen müssen, was teils zu unsinnigen oder übertriebenen Maßnahmen führt.

Sie fragen mich nach Hinweisen und Begründungen. Ich sehe ja täglich die Meldungen in den Medien. Immer wieder wird mit Sensations- und Horrormeldungen Stimmung gemacht. Todeszahlen werden übertrieben, wo es nur geht, notwendige Relativierungen, um die Tausenden von Toten richtig einordnen zu können, fehlen fast völlig, weder innerhalb Deutschlands noch bei internationalen Vergleichen (Indien ...). Stellt jemand überhaupt einmal die Frage, was die Vermeidung einer Ansteckung oder die Rettung eines 90jährigen Covid-Patienten kosten darf?

Wir haben schon hunderte Milliarden Euro für die Griechenland-Euro-Rettung bezahlt, hunderte Milliarden für die Integration und Einbürgerung von Flüchtlingen, jetzt verschuldet sich der Staat weiter auf Teufel komm raus, um Coronamaßnahmen zu finanzieren. Wie lange hält der Euro das ständige Gelddrucken noch aus, wann kommt der große Wirtschaftszusammenbruch?

Natürlich soll man bei Menschenleben nicht gleich ans Geld denken, aber hier steht m. E mehr auf dem Spiel als Geld. Berechtigt eine Übersterblichkeit von 5% (selbst wenn die Zahl stimmte) wirklich schon dazu, die gesamte deutsche Wirtschaft und damit die europäische, aufs Spiel zu setzen? Die Frage wird nicht gestellt, stattdessen wird mit kumulierten, unrelativierten Riesenzahlen Panik geschürt.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 12.12.2021 um 20.51 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47898

Ich würde Hernn Riemer durchaus recht geben, obwohl ich schnellen und durchgreifenden Maßnahmen einiges abgewinnen kann. Aber die Suche nach einem Sündenbock und manche unsinnigen Maßnahmen unter freiem Himmel oder im Privatbereich wirken auf mich so, als wolle man nicht an die Vernunft, sondern an das schlechte Gewissen anknüpfen.

Ein anderes Thema spielt noch eine Rolle, läßt sich aber schwerer diskutieren: Muß man um jeden Preis Tote (und chronisch Kranke) vermeiden?

Es gibt da eine "politische" Grenze, die sich anbietet: die Auslastung der Krankenhauskapazitäten. (Von Krematorien redet man lieber nicht, obwohl deren Auslastung korreliert.) Diese Grenze ist eigentlich willkürlich, und wir werden sie in Deutschland möglicherweise noch überschreiten.

Man muß anerkennen, daß Menschen hier unterschiedliche Prioritäten haben, niemand hat die Moral für sich gepachtet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler , verfaßt am 12.12.2021 um 19.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47896

Beziehen Sie eigentlich Ihre Ansichten auch auf andere Staaten, in denen man ja ebenfalls und zum Teil strenger gegen die Pandemie kämpft?

Haben Sie Hinweise darauf, daß die Politiker andere, verborgene Motive haben als die Seuchenbekämpfung? Ich hatte schon gesagt, daß ich das Spiel mit unbegründeten Verdächtigungen für ziemlich gefährlich halte.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 12.12.2021 um 14.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47895

Ja, das ist die Frage, Seuchenbekämpfung oder politisch motivierte Einschränkung.

Was wäre, wenn die ganze Coronageschichte 200 Jahre früher stattgefunden hätte, mit den gleichen prozentualen Krankheits- und Todesfällen, aber ohne die großen Zeitungen, ohne Fernsehen und Internet? Ohne Maskenpflicht und Kontaktbeschränkungen, es gäbe kein Impfen und keine Intensivstationen. Wüßten wir heute etwas von einer solchen früheren Pandemie? Es käme darauf an, ob die damals lebenden Menschen es mitbekommen hätten.

Statt wie heute 2% oder, wie offiziell behauptet, 5%, würde es vielleicht ein paar Jahre lang 10% mehr Tote geben als sonst. Was hieße das?

Corona geht ja sehr paritätisch vor. Nicht etwa in dem Sinne, daß entsprechend dem Kinder- und Altenanteil genauso viele Kinder wie Alte sterben, sondern so wie das Leben selbst: Wo sonst 10 Achtzigjährige sterben, stirbt durch Corona je einer mehr (bei angenommener Übersterblichkeit von 10%), wo sonst 10 Erwachsene im mittleren Alter sterben, stirbt je ein Erwachsener mehr, und auf je 10 sonst gestorbene Kinder kommt durch Corona eins mehr. Hätte das in den 18hunderter Jahren jemand bemerkt? Ich glaube nicht. Die Trauer im Einzelfall in den Familien wäre natürlich die gleiche wie heute und auch die gleiche wie damals in den jeweils anderen 10 Fällen gewesen.

In meinem Familienumkreis gibt es keinen Todesfall mit Corona. So ist es in den meisten Familien, aber ich kenne Menschen, in deren Familie es einen gegeben hat, meist einen Älteren. Sicher, das kommt vor. Aber daß die Gesellschaft ohne Massenmedien hätte davon schwerlich Notiz genommen. Das Leben wäre damals wie immer weitergegangen und nach einer Generation wären alle einigermaßen immun gewesen, so wie bei Grippe.

Von einigen Krankheiten haben die Leute damals aber sehr wohl etwas mitbekommen. Pest und Cholera und so weiter haben nicht nur 10% mehr Tote als sonst gefordert, sondern 10% bis 50% oder mehr der Gesamtbevölkerung. Und diese "Geißeln der Menschheit" haben sich dabei nicht nur hauptsächlich auf Alte und Vorerkrankte gestürzt, wie Corona, sondern sie haben zwischen jung und alt keinen Unterschied gemacht. Das waren wirkliche Seuchen. Covid-19, selbst wenn es etwas heftiger wirkt als eine normale Grippe, verdient diesen Ausdruck m. E. nicht.

Deshalb habe ich auch keine Skrupel, die heutigen Coronamaßnahmen, keinesfalls alle, aber die zu strengen Kontaktbeschränkungen bis hin zur Impfpflicht, mit politisch motivierten Einschränkungen gleichzusetzen. Was genau das Motiv unserer Politiker sein könnte, weiß ich nicht. Werden sie durch eine Medienautokratie, die sich ein Gutmenschentum zunutze macht, dazu getrieben? Bestimmte Kreise versuchen wohl zu testen, wie weit sie Staatsräson heute treiben können.

Unsere Demokratie ist nicht ausreichend gegen eine sich in immer weniger Händen konzentrierende Medienwelt geschützt. Menschen sind leider sehr leicht durch Propaganda formbar. Man sieht das in jeder großen Umfrage. Die meisten Leute sagen genau das, was ihnen vorher von Fernsehen und Zeitungen eingeredet wurde. Es gibt natürlich auch die, die sich eigene Gedanken machen, aber das ist leider die Minderheit. Wer die Medien kontrolliert, lenkt und beherrscht das Volk. Abhilfe kann m. E. nur eine stärkere Größenbeschränkung bei Medienkonzernen schaffen. Es darf keine inhaltliche Behinderung geben, die Meinungsfreiheit muß gewahrt bleiben, aber die Konzentration auf zu wenige Meinungsmacher und die Fremdfinanzierung durch globale Finanzmächte muß man in einem demokratischen Staat strikt verhindern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.12.2021 um 07.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47891

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#47888

Wenn zwei das gleiche tun...

Über die Zweckmäßigkeit einzelner Maßnahmen kann man streiten, aber alle Kontaktbeschränkungen, die wir Erwachsenen uns auferlegen, kommen den Kindern zugute (und damit auch deren Eltern; für eine meiner Töchter wäre es eine Katastrophe, wenn die Kita schließen müßte).
Ich finde es nicht richtig, Seuchenbekämpfung und politisch motivierte Einschränkung der Bürgerrechte rhetorisch gleichzusetzen.

Wir haben die Ferienwohnung für den nächsten Sommer auch schon gebucht, wissen aber nicht, ob wir hinkommen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 11.12.2021 um 01.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47876

faz.net:

Baerbock bekommt Polens Ärger zu spüren

Eisige Stimmung in Warschau: Die neue Außenministerin wird mit einer Liste polnischer Vorwürfe, Unzufriedenheiten und Forderungen gegenüber Berlin konfrontiert.

[...] Ihr polnischer Kollege Zbigniew Rau würdigte zwar zu Beginn einer zwanzig Minuten währenden Stellungnahme, dass Annalena Baerbock nach ihren Vorstellungsvisiten in Paris und Brüssel gleich nach Warschau gekommen sei: Das sei „eine große Freude“ und die Fortsetzung einer „schon guten Tradition“ und ein „symbolisch sehr wichtiges Element“. Doch nachdem Rau diese Geste als ein Zeichen guter Nachbarschaft und gegenseitigem Respekt gewürdigt hatte, kam er zu der Angabe, dass „es auch Dinge gibt, bei denen wir uns erheblich unterscheiden“.

welt.de:

In Polen erlebt Baerbock ihre größte Überraschung

In nur zwei Tagen absolvierte die deutsche Außenministerin ihre Antrittsbesuche in Paris, Brüssel und Warschau. Empfangen wurde sie freundlich, die Politikerin bewegte sich souverän. Besonders eine Geste war ungewöhnlich. […]

[...] der Chef der nationalkonservativen Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS), Jaroslaw Kaczynski, hatte der Bundesregierung angeblich den Willen zur Errichtung eines „vierten Reichs“ unterstellt.

Aber davon war am Freitag kaum etwas zu spüren. So laut die Kritik an der neuen Bundesregierung vor dem Antrittsbesuch von Annalena Baerbock in Warschau gewesen sein mag, so verhalten zeigten sich polnische Staatsmedien oder Regierungspolitiker während der Visite der Außenministerin.

Baerbock gar wurde von Präsident Andrzej Duda empfangen. Der Termin wurde offenbar kurzfristig ins Programm genommen und zeugt vom guten Willen der polnischen Seite. Auch Baerbocks Amtskollege Zbigniew Rau fand im polnischen Außenministerium warme Worte für die neue Ministerin.

Er lobte die „sehr gute Tradition“, dass Baerbock nach Paris und Brüssel gleich nach Warschau gereist sei und sprach die „teuerste Annalena“ während der Pressekonferenz ganz vertraut mit ihrem Vornamen an. In der Sache aber blieb der Pole hart.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 10.12.2021 um 09.58 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47868

Der Deutschlandfunk kämpft für die gute Sache:
https://deutschlandfunk.de/int-sebastian-muenzenmaier-stellv-fraktionsvors-afd-zum-infektionsschutz-dlf-f31b7542-100.html
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 09.12.2021 um 19.55 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47861

Es gibt Kritik im voraus am morgigen Corona-Update.
https://twitter.com/realTomBohn/status/1468848236899282944
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 09.12.2021 um 11.27 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47856

Die neuen Welterklärerinnen des ÖRR: jung, schwarz, radikal und Frau sowieso.
https://youtube.com/watch?v=lNVrixHSPQY&t=0s
 
 

Kommentar von , verfaßt am 08.12.2021 um 16.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47846


 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.12.2021 um 06.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47842

Drosten hat gestern bestätigt, was wir auch denken: Boostern ist wichtig, aber noch wichtiger ist das Schließen der Impflücke, die bei uns größer ist als in vergleichbaren Ländern. Damit hängt zusammen, daß wir für das noch nicht hinreichend erforschte Omikron schlechter gerüstet sind. (Ich empfehle Nachhören des Podcasts.)

In der SZ wird Spanien genauer besprochen, wo man nach dem Schock des Anfangs zu einer sehr weitgehenden Durchimpfung gefunden hat, ohne nennenswerte Querdenkerei.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.12.2021 um 06.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47841

Einige „Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen“ (Selbstbezeichnung) kritisieren ein bekanntes Schmutzblatt wegen seiner diffamierenden Berichterstattung. Das ist naiv. Wer Pech anfaßt, besudelt sich. Man kann den Schmutz nicht verbieten, also muß man mit ihm leben. Der richtige Adressat wäre die Bevölkerung, der man nahelegen könnte, den Schmutz zu meiden und seine Urheber zu ächten. Die waschen genüßlich ihre Hände in Unschuld und geben sich noch als Verteidiger der Freiheit aus; dafür werden sie von Rechtsradikalen gefeiert, die es ebenso machen. (Döpfners Ansehen hat aber schon gelitten – ein Anfang ist gemacht.)
Die WELT gibt vor, für ihr Forum nicht verantwortlich zu sein, hat aber in Wirklichkeit nichts dagegen einzuwenden, den Querdenkern ein Spielfeld zu bieten, auf dem nahezu alles erlaubt ist.
Vorige Woche wurde gezeigt, wie die BILD heute Politiker wegen etwas niedermacht, was sie gestern selbst gefordert hatte. Aber die absolute Skrupellosigkeit dieser Journalisten, immer am Rande der Strafbarkeit entlang und manchmal darüber hinaus, ist ja nichts Neues. „Skandale“? Die Existenz solcher Zeitungen ist selbst der Skandal. Solange die Texte nur die ebenso vulgäre Prominenz der Unterhaltungsbranche betreffen, nimmt man es hin, aber in nationalen Notlagen kann es gefährlich werden. Selten genug wackelt der Presserat mit dem Zeigefinger. Die Branche wird sich ja nicht selbst schaden.

Die wackeren, zum Teil noch jugendlichen Kämpfer gegen die Virologen und Gesundheitspolitiker verhöhnen im Grunde auch das Klinikpersonal und die Toten und ihre Angehörigen. Das macht sie besonders widerlich.

(Als ich kürzlich hier die Zahl 400 verwendete, war das nicht so genau zu nehmen; die letzten Tage haben es ohnehin überholt, aber das war ja aus den Inzidenzen vorauszuberechnen. Heute werden über 500 Tote gemeldet. Die meisten könnten noch leben... Es wird noch schlimmer werden, bevor es wieder etwas besser wird.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.12.2021 um 05.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47840

Ich sehe nicht fern, und vielleicht haben Sie recht. Aber die These, daß die Fernsehleute absichtlich einen falschen Eindruck erwecken wollen, müßte natürlich belegt werden. Gerade heute, wo überall Verschwörungen vermutet werden, scheint mir das wichtig zu sein.

(Wenn ich in den letzten Monaten doch einmal eine Dokumentation gesehen habe, wurden jüngere Intensivpatienten gezeigt, die es "geschafft haben", aber auch ältere, und auch Sterbende, wobei aber mehr die trauernden Hinterbliebenen ins Bild kamen. Das sind aber nur anekdotische Erinnerungen.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.12.2021 um 21.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47839

Meldungen wie diese über 1 bis 3 Corona-Todesfälle liest man jetzt täglich im MM. Hier zwei typische aus der heutigen Zeitung (7.12.21):

Seite 9:
Die Stadt [Mannheim] hat am Montagabend drei neue Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus gemeldet. Zwei über 80 Jahre alte Männer sowie eine über 80 Jahre alte Frau verstarben in Mannheimer Krankenhäusern. Nachgetragen wurde ein weiteres Todesopfer vom Wochenende, eine über 80-Jährige verstarb in einer Pflegeeinrichtung.

Neckar-Bergstraße (MM-Regionalnachrichten, Seite 19):
Ein Mann im Alter zwischen 80 und 90 Jahren sowie eine Frau über 90 Jahre sind am Wochenende in Zusammenhang mit einer Corona-Infektion gestorben.

Fast immer sind es Meldungen über 80- oder 90jährige, sehr selten 60- bis 70jährige. Ich kann mich aber nicht erinnern, wann ich zuletzt eine solche Meldung im MM über Jüngere gelesen habe. Das stimmt mit den RKI-Statistiken gut überein.

Ganz anders im Fernsehen, Das Erste und ZDF. Es werden fast täglich Beiträge aus Intensivstationen gesendet, aber seltsamerweise zeigen sie dort fast immer Patienten um die 30. Wie kommt es zu dieser Diskrepanz?

Na ja, die Zeitung berichtet aus einer relativ kleinen Region, und bei 1 bis 3 Todesfällen pro Tag müßten sie halt nehmen, was kommt.

Das Fernsehen berichtet aber über ganz Deutschland, da fällt es nicht schwer, irgendwo immer einen 30jährigen zu finden. Nur mit ausgewogener, ehrlicher Information hat das nichts zu tun. Die jüngeren Fälle werden gezielt herausgesucht, um einen falschen Eindruck zu erzeugen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 07.12.2021 um 13.06 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47837

Mehr Fortschritt wagen heißt für mich, meinen Beitrag für einen Aufbruch in eine offenere und tolerantere Gesellschaft zu leisten. Das fängt bei Gleichstellung an und hört bei Migration auf. Ich freue mich darauf, unserem Land dienen zu dürfen.
https://mobile.twitter.com/NancyFaeser/status/1467834925118332932

Die neue Innenministerin ist zwar bislang wenig bekannt, hat aber ihren Aufgabenbereich klar umrissen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.12.2021 um 17.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47833

"Die Pandemie wird länger dauern, als viele denken."
(Karl Lauterbach heute als designierter Gesundheitsminister(

Ich bezweifle nicht, daß er das hinkriegen wird.
 
 

Kommentar von , verfaßt am 06.12.2021 um 09.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47828


 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.12.2021 um 08.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47825

Bremen soll bewiesen haben, daß es auch ohne Impfpflicht geht. Das wäre mir natürlich auch lieber. Aber ob es auch in BW gelingt? Es gibt große Unterschiede. Man sollte aber alles versuchen. Den harten Kern wird man nicht erreichen, aber bildungsferne Menschen persönlich anzusprechen und ihnen sozusagen an jeder Ecke eine Impfung anzubieten wäre schon ganz gut.

Aus einem sehr großen Unternehmen erfahre ich, daß so gut wie alle Infektionen im Freizeitbereich lokalisiert werden konnten. Im Betrieb selbst passiert nichts, die Vorsichtsmaßnahmen werden streng eingehalten.

Solche Erfahrungen sind wichtig, weil man zwar, wie Brockmann vorgerechnet hat, alles tun muß, um die Inzidenzen runterzubringen und den Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen, aber nicht alles gleichzeitig tun kann und muß. Also das Wirksamste zuerst!

Und niemals mit Querdenkern reden!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.12.2021 um 08.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47809

Beim rechtsradikalen Tichy wird gerade die Amish-Alternative vorgestellt: Dort kümmert man sich nicht ums Impfen und hat überhaupt wegen Krankheiten keine Sorgen; Gottvertrauen genügt vollkommen.

Wäre das nicht ein Weg, die Kosten des Gesundheitssystems zu reduzieren, ja, auf Null zurückzufahren?

Gleichzeitig wird der wundergläubige Fatima-Fan Paul Badde gepriesen.

Eigenartige Wahlverwandtschaften.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 04.12.2021 um 19.11 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47802

Klimatologe Rahmstorf ermahnt seine Follower-Kinder:
Manche haben lieber das Coronavirus als die Impfung, weil es ‘natürlich’ sei. Aber es ist ein Todfeind, der sich in deinem Körper vermehrt und dort Zerstörung anrichtet. Die Impfung ist eine Trainingseinheit für dein natürliches Immunsystem, das du wegen solcher Feinde hast.
https://mobile.twitter.com/rahmstorf/status/1467038200594059266

Lauterbach greift es auf:
Bald werden wir auch gegen Krebs mit mRNA impfen können. Nur Verrückte werden sich dann für die „natürliche“ Alternative entscheiden.
https://mobile.twitter.com/Karl_Lauterbach/status/1467089302295306240
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.12.2021 um 06.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47799

Der Modellierer Dirk Brockmann hat im Podcast noch einmal sehr deutlich gezeigt, wie die Ungeimpften überproportional zur Ausbreitung des Virus und damit zu Krankheit und Tod ihrer Mitmenschen beitragen. Er erinnert auch daran, daß die Kinder ausbaden, was die Erwachsenen sich aus Bequemlichkeit oder Egoismus ersparen.

Übrigens: Meistens werden nur Regionen und Staaten in Europa verglichen, aber man sehe sich einmal die Daten aus Japan an (um nicht das problematische China heranzuziehen): https://www.corona-in-zahlen.de/weltweit/japan/

Daraus müßte man doch etwas lernen können.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.12.2021 um 04.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47788

Ein Staat, der schon die Ahndung einer Ordnungswidrigkeit als unüberwindliches Problem ansieht, kann nicht mehr regiert werden. (Höchstens Gender mainstreaming und solche Sachen, das kann er noch.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.12.2021 um 07.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47780

Daß bei drei Schluß sein sollte, habe ich nicht gemeint. Der Impfschutz soll nach zwei Impfungen eintreten; das ist mit "vollständig" gemeint. Die Dauer steht auf einem anderen Blatt.
Dreimal sollte gegen FSME oder Tollwut geimpft werden; ich müßte mich kundig machen, um mehr dazu zu sagen. Drosten und andere haben es immer wieder erwähnt, und ich denke, darauf kann man sich verlassen.
Regelmäßige Auffrischung sind wir ja gewohnt. Ob das auch unter den wünschenswerten Impfzwang fallen soll, wäre abzuwägen. Im Augenblick geht es ja um Näherliegendes.

Ich sitze, wie Sie sich denken können, frisch geboostert vor meinem Notebook, "schone" mich und denke über den unerhörten Eingriff in meine körperliche Unversehrtheit nach. Der Oberarm tut ein bißchen weh, und manche in meiner Familie trifft so etwas immer etwas härter, aber insgesamt hoffen wir doch, daß wir unsere Familientreffen um Weihnachten herum unbeschwerter genießen können. Die offene Flanke in unserer Sippschaft ist die Kita.

Die neuen Überschriften über Herzmuskelentzündungen, die "häufiger als vermutet" nach mRNA-Impfungen auftreten, sind Wasser auf die Mühlen der Impfgegner, weil sie noch nichts über die sehr niedrigen absoluten Zahlen verraten.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.12.2021 um 06.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47779

Sie sprechen von der Notwendigkeit einer dreifachen Immunisierung. Meinen Sie damit die beiden ersten Impfungen, die relativ kurz nacheinander erfolgen und nach denen man nach bisheriger Sprachregelung "vollständig geimpft" war, und nun die Auffrischungsimpfung ("Boosterimpfung") nach einem halben Jahr?
Es gibt ja Impfstoffe, die nur eine Impfung zu Anfang zur "vollständigen" Immunisierung erfordern, also insgesamt mit Auffrischung dann 2. Oder bei Genesung überhaupt nur insgesamt eine (Auffrischungs-)Impfung nach einem halben Jahr. Ich bin nicht sicher, ob da auch nach einem weiteren halben Jahr noch einmal geimpft werden muß.

Ich bin schon gespannt, ob die Impfpflicht nur für die erste (sogenannte vollständige) Impfung gilt, oder ob es ein halbjährliches Plicht-Impfabonnement wird. Daß auch evtl. nach der 3. Impfung Schluß sein könnte, ist mir jetzt neu. Was ist mit den Mutanten?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.12.2021 um 04.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47777

Bei den traditionellen Impfungen gegen Pocken usw. wußte man aus Erfahrung, daß sie wirken, aber nicht, wie und warum. Das ist bei mRNA-Impfstoffen anders: Sie sind „designt“, nachdem die Virologie und Immunologie so weit war, den Mechanismus zu durchschauen. Darauf ruht die Zuversicht der Hersteller, auch gegen neue Mutanten wie Omikron bald den passenden Impfstoff bereitstellen zu können. Zwar wird das Immunsystem weiterhin erforscht werden, aber die bisherigen Kenntnisse reichen aus, dem Vorgang der Immunisierung fast alles Geheimnisvolle zu nehmen. Man muß sich nur etwas damit beschäftigen. Aber gerade das verweigern viele, raunen lieber „ganzheitlich“ von der „Integrität des eigenen Körpers“ usw.

Bei den mRNA-Impfstoffen wurden die Teile der vorgeschriebenen Testphasen zwecks Beschleunigung sukzessive übereinandergeschoben; dann kam die vierte Phase: Milliarden Impfungen weltweit. Alles wurde von einer bisher nie dagewesenen Zahl von Forschern dokumentiert und diskutiert. Erprobter und vor allem verstandener war noch nie ein Impfstoff.
Viele haben das revolutionäre Potential der neuen Entwicklung noch nicht verstanden. Es gibt jetzt die Chance, auch noch ganz andere Krankheiten nicht nur erfahrungsgestützt zu behandeln, sondern mit „maßgeschneiderten“ Medikamenten.

Manche sehen in einer möglichen Impfpflicht oder auch im Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Zulässigkeit von Seuchenschutzmaßnahmen den Anfang vom Ende des Rechtsstaates oder gar dieses Ende selbst. Sie blicken nicht über den Tellerrand hinaus – abgesehen von der offensichtlichen Unmäßigkeit ihrer Polemik.

Es gibt mehrere Infektionskrankheiten, die eine dreifache Immunisierung nötig machen. Das kann man wissen. Die Nichtdenker machen daraus den Beweis dafür, daß die Impfungen nutzlos waren. Es ist hoffnungslos.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.12.2021 um 19.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47774

Unser Hausarzt hat Impftage eingerichtet, an denen die Praxis so umgestaltet ist, daß 250 Patienten ohne Wartezeit geimpft werden können. Das gesamte Personal impft in sämtlichen Räumen. Die Termine werden nach Dringlichkeit vereinbart.

Gesprächsweise läßt der Arzt seine Wut auf den ganzen Unsinn heraus, den er täglich lesen muß: "unerprobter Impfstoff, Warten auf Totimpfstoff" usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.12.2021 um 05.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47772

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47707

Für die Verbindung von Ökologie und Esoterik gibt es kein besseres Beispiel als Peter Mayer-Tasch (vgl.http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#40172), der einst viel beachtet wurde. Zwar ist es immer stiller um ihn geworden, aber die Bereitschaft zu dieser Denkweise ist noch weit verbreitet und findet immer wieder neue Apostel.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.12.2021 um 05.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47771

Im Regal wiederentdeckt: Hartmut Vinçon: Theodor Storm in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten dargestellt. 16. Auflage. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2004.

Bevor ich es wegwerfe, lasse ich mich noch einmal von der Vergangenheit anwehen: Ein typisches Produkt der 70er Jahre, die hohe Auflage erklärt sich dadurch, daß Storm in der Schule gelesen wurde und die Kinder Tausende von Referaten und „Interpretationen“ anzufertigen hatten. Auf jeder zweiten Seite die besserwisserischen Formeln des Marxismus. Leider war Storm nicht zu den Einsichten von Marx und Engels fähig und konnte sich nicht zu klassenkämpferischen Dichtungen aufschwingen. Wir durchschauen das natürlich, dank Lukács usw. Nicht aber die armen deutschen Tröpfe, die Storms hilfloses Geschreibsel noch jahrzehntelang massenhaft konsumierten.

Das Büchlein ist eher eine jener wohlbekannten und wohlfeilen Abrechnungen als eine Biographie, es wird seit 2004 nicht mehr aufgelegt. Was die Verlage damals alles auf den Markt geworfen haben!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.11.2021 um 16.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47762

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46071

Die neueste Bestätigung ist das Lostoben nach der Entscheidung zugunsten der "Notbremse".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.11.2021 um 06.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47755

(Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#37173)

In der FAS (27.11.21) schreibt Ralph Bollmann, um 1800 habe die Fortschrittsidee „die älteren Vorstellungen von einem zyklischen Verlauf der Geschichte als Wiederkehr des immer Gleichen“ abgelöst. Wovon ist die Rede? Im christlichen Abendland sind solche zyklischen Lehren doch weitgehend unbekannt, die Geschichte ist Heilsgeschichte mit Ursprung und Ziel. Auch die Wiedergeburt (Auferstehung) gibt es nur einmal.
Die Inder sind von der Wiedergeburtslehre durchdrungen, haben sich daher nie für Geschichte interessiert. Es gibt keine Zeitrechnung nach Dynastien oder Olympiaden, was die Datierung so schwierig macht. Wir wissen alles über Aristoteles, aber nichts über Panini. Wir wissen nicht einmal, ob der Grammatiker Patanjali und der gleichnamige Verfasser des Jogasutra identisch sind oder viele Jahrhunderte zwischen ihnen liegen. Die Autoren und Künstler verschwinden in ihren Werken. Im Zweifel werden sie einem „Vyasa“ zugeschrieben, was ja eigentlich kein Name ist, sondern einfach „Redakteur“ bedeutet.
Die abendländische Gleichgültigkeit gegen den Fortschritt wird mit der Abwertung des Sündenpfuhls Welt (das Leben als Buße) und damit anders begründet als in Indien. Teilweise galt es sogar als Ketzerei, an die Verbesserbarkeit der Welt zu glauben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.11.2021 um 07.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47733

Einen erbaulichen Text zum Sonntag findet man hier:

https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/vorwort-zum-sonntag/die-covid-patientenverfuegung-eines-freundes/

Ich weiß nicht, ob ein solches Dokument – hier wohl zu propagandistischen Zwecken fingiert – überhaupt wirksam ist. Die Ermächtigung der Ärzte, die Behandlung eines Patienten einzustellen, ist ja an enge Bedingungen geknüpft. Normalerweise dürfen sie das nicht, auch wenn der Mensch sich vorab einverstanden erklärt hat. Wenn ein Selbstmörder auf der Dachkante steht, ruft ein Mob wohl zuweilen „Spring doch endlich!“, aber Ärzte am Krankenbett dürfen das nicht. Die werden durch die angebliche „Patientenverfügung“ in einen ethischen Konflikt gebracht, den ich ihnen lieber ersparen würde.
Eine andere Frage ist, ob die Tichy-übliche Stänkerei noch gilt, wenn ein Mensch um Atem ringt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.11.2021 um 05.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47718

Die WHO hat wieder mal einen „Skandal“ entdeckt:

Trotz explodierender Corona-Infektionszahlen in Europa hat der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, Auffrischimpfungen für gesunde Geimpfte verurteilt. Auffrischungen bei ihnen oder das Impfen von Kindern mache keinen Sinn, solange Gesundheitspersonal und besonders gefährdete Menschen in ärmeren Ländern noch auf ihre erste Impfdosis warteten. (...)„Täglich werden weltweit sechs Mal mehr Auffrischimpfungen verabreicht als erste Impfdosen in Ländern mit niedrigen Einkommen. Das ist ein Skandal, der jetzt gestoppt werden muss“, so Tedros.

Schon gegen die Erstimpfung wurde so polemisiert, als wenn es nur eine Frage des guten Willens wäre, die ganze Menschheit im Gleichschritt zu impfen.
Wenn ich auf den Booster verzichte, wird kein einziger Afrikaner mehr geimpft. Oft ist gezeigt worden, daß es nicht am Impfstoffmangel liegt. Das ist wie mit dem Verzicht aufs Essen. Die Armut auf der Welt ist ein Skandal, doch den Armen wird nicht durch Verzicht der Reichen geholfen. Spenden sind manchmal hilfreich, aber die Weltwirtschaft kann nicht auf Almosen gegründet werden.

(Worauf verzichtet eigentlich Herr Tedros? Ist er etwa nicht geimpft und geboostert?)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.11.2021 um 04.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47707

Ergänzend zur Querdenker-Studie von Nachtwey/Frei gibt Helmut Zander, einer der besten Kenner, in einem Interview der SZ (24.11.21) Einblick in Rudolf Steiners Anthroposophie als „Echoraum“ der Verschwörungstheoretiker. Man kann sich vorstellen, wie viele empörte Leserbriefe die Redaktion sich damit einhandelt.
Vor einigen Tagen warnte Harms, ein geimpfter ehemaliger Waldorf-Schüler, vor „Panik“:

„Eines der beliebtesten Feindbilder in dieser Schwarz-Weiß-Malerei sind Anthroposophen: In Texten wie zum Beispiel diesem oder diesem (Links) werden Waldorfbewegte in eine Ecke mit Querdenkern und Verschwörungsideologen gerückt; Geiferer im Internet nehmen den Faden begierig auf und spinnen ihn weiter.
Nun ist es kein Geheimnis, dass es unter überzeugten Anthroposophen entschiedene Impfgegner gibt, und ihre Beweggründe sind in der Regel tatsächlich hanebüchen. Auch hat sich rund um manche Waldorfschulen ein Gefolge aus eigenwilligen Weltendeutern angesiedelt, die wenig von Wissenschaft, aber viel vom Ätherleib halten. Doch eine ganze Bevölkerungsgruppe unter Generalverdacht zu stellen und ihr Verhalten als einen entscheidenden Grund für die deutsche Impfträgheit zu geißeln, ist ebenso falsch wie perfide.“ (t.online.de)

Wer bezichtigt denn alle Freunde der Anthroposophie der Querdenkerei? Der „Generalverdacht“ ist selbst ein Feindbild, und die pauschale Verurteilung angeblicher Pauschalisierer ist auch eine Art Panik.
Rudolf Steiners haarsträubende Lehren werden nicht von allen Nachfolgern buchstäblich ernst genommen, das ist aber immer so und eine dürftige Rechtfertigung. Die Affinität von Querdenkern und Esoterikern kann auch Harms nicht bestreiten.

Bei t-online.de kommentiert Florian Harms den Koalititionsvertrag nach der typischen Methode dieses Pseudojournalismus: Auf die krasse Überschrift Eine glatte Lüge folgt ein Beitrag, der die Beschuldigung keineswegs bestätigt. Wie im täglichen Trommelfeuer der Springerpresse bleibt aber eine aufgehetzte Stimmung gegen die da oben. Es gibt ja viele Überschriftenleser, die nur auf ihr Stichwort warten. Das gilt vielen als kritische Presse und richtig demokratisch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.11.2021 um 06.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47700

„Mein Gott, was soll aus Deutschland werden!“ (K. A.) – Heute erleuchten mich die Überschriften bei Tichy:

Helge Braun mit Serap Güler im Team: Die Apokalypse der CDU

Heute beginnt die Koalition der Zerstörung

(Aber Deutschland ist doch schon durch Merkel zerstört?)

Die Transformations-Koalition: Deutschland wird abgebaut

Da ziehe ich mir am besten die Bettdecke gleich wieder über die Ohren.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 24.11.2021 um 11.05 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47689

Höckes Immunität soll aufgehoben werden. Spiegel online:

Grund war eine Rede Höckes in Merseburg im Mai, die er mit den Worten »Alles für Deutschland« beendete. (...) In einem Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags heißt es etwa, »das Verwenden der Sentenz ›Alles für Deutschland‹ im Rahmen einer Rede auf einer Versammlung« sei strafbar, da es sich um die »Losung der SA handelte«, der paramilitärischen Kampforganisation der NSDAP während der Weimarer Republik.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.11.2021 um 06.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47680

In der SZ beschreibt ein medizinischer Laie (Redakteur Andrian Kreye), was er aus einem einfachen Lehrvideo über mRNA-Impfstoffe gelernt hat. Das ist sehr gut für Leser, die es nicht bis auf die Wissenschaftsseiten schaffen. Er gerät fast ins Schwärmen über die schon seit Jahrzehnten vorangetriebenen Forschungen, die so viel versprechen und uns nun schon die Covid-Impfstoffe beschert haben und in denen er mit Recht eine wissenschaftliche Revolution sieht. Leider sind die Impfgegner nicht zu erreichen. Sie wüten weiter gegen das „Massenexperiment“ mit „unerprobten“ Medikamenten, auch wenn bald die halbe Menschheit geimpft sein wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.11.2021 um 06.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47679

Bei einer Umfrage sagen 40% der jungen Menschen, sie litten psychisch unter der Pandemie. Bei Bluthochdruck oder Eisenmangel gibt es Meßverfahren, aber hier scheint die Selbstauskunft zu genügen, auch wenn sie nur durch die Medien inspiriert ist. Die verbreiten dann wieder den Unsinn, den sie selbst erzeugt haben.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 21.11.2021 um 13.41 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47669

Zu Merkel: Gab es eigentlich jemals einen Kanzler, der so wie sie im Hintergrund gewirkt hat?

Als Merkel im Mai 2005 zur Kanzlerkandidatin bestimmt wurde, sah ich das als geschickten Schachzug. Mein Eindruck war damals, daß die Union kein richtiges "Zugpferd" hatte, aber eine Frau eben weniger hart angegangen wird. (Nach Heide Simonis’ 12jähriger Regierungszeit gab es eine „Heide-Mörder“-Debatte.)

Das ist möglicherweise mit ein Grund für die eigenartige Haltung gegenüber Merkel. Viele sprechen ja auch von einer Lähmung der Politik.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.11.2021 um 07.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47665

Zur Corona-Diskussion:
Was ist eigentlich ein Philosoph? Was unterscheidet Herrn Precht oder Frau Flaßpöhler (nie gehört, aber plötzlich fernsehprominent) von uns anderen? Genügt es, Meinungen ohne wissenschaftliche Fundierung vorzutragen?
Journalisten wie Hilmar Klute oder Nils Minkmar (beide SZ) haben ja recht, aber sie schwächen ihre Wirkung durch Überformulierung und ungeschickte Schreibweise. Johannes Gross konnte das besser, ein seltener Vogel in der deutschen Presse.
Friederike Haupt (FAS) gibt einen nützlichen Rückblick auf die Geschichte der Impfgegnerschaft in deutschsprachigen Ländern. Ich habe auch immer gespürt, daß das weit zurückreicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.11.2021 um 07.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47664

Man muß schon besonders gebenedeit sein, um Corona immer noch für einen Trick zu halten, mit dem die Merkel ihre Herrschaft zu sichern versucht. Daß die ganze Welt sich nach der „Abrißbirne aus der Uckermark“ richtet, war ja nie sehr plausibel.
Als den Merkelhassern das Objekt ihrer Begierde zu entschwinden drohte, kam ihnen die Meldung zu Hilfe, daß die Kanzlerin für ihr Altkanzler-Büro nicht weniger als 9 Stellen beantragt hat. Darunter zwei Fahrer und zwei Sekretärinnen – die typische Ausstattung von Diktatoren. Nicht einmal erwähnt wurde die Hundertschaft Leibgardisten, die zweifellos dazugehören werden. Nach der völligen Zerstörung und beinahe vollendeten Abschaffung Deutschlands dachten manche, schlimmer könne es nicht werden, aber sie haben sich geirrt.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 20.11.2021 um 13.53 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47660

ÖRR in der Nussschale

https://twitter.com/Vigo_der_Penner/status/1462026741548040197

Irgendwas muß falsch laufen, daß wir trotz größter Anstrengungen unserer wohlmeinenden Erklärer:innen so unsolidarisch geblieben sind.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 20.11.2021 um 00.08 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47657

Was meint Sarah Frühauf, wenn sie sagt, daß die Geimpften – die "Solidarischen" – nicht mehr mitmachen?

Minute 1:12
https://twitter.com/tagesthemen/status/1461795932391960578
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 19.11.2021 um 19.20 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47656

Ich sehe das im Kontext einer seit Jahren fortschreitenden Spaltung der Gesellschaft und zunehmend feindseligen Kommunikation.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.11.2021 um 18.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47655

Für mich liegt der „Vertrauensbruch“ schon dann vor, wenn ein Politiker verkündet: „Mit uns wird es keine Impfpflicht (keinen Lockdown...) geben.“
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 19.11.2021 um 17.20 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47654

Vielleicht überzeugt das hier den einen oder anderen:
https://sterbehilfe.de/sterbehilfe-nur-noch-fuer-geimpfte-und-genesene/
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 19.11.2021 um 16.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47653

Vertrauen wurde von Anfang großzügig verspielt. Es ging damit los, daß man Gesichtsmasken für wirkungslos erklärte; in Wahrheit waren einfach keine verfügbar. Als es dann welche gab, wurden sie über Nacht als effizienter Schutz zur Pflicht. Stramme Impfgegner wären aber auch mit Ehrlichkeit nicht zu gewinnen gewesen. Wer mal mit einem diskutiert hat, weiß, daß da genauso Hopfen und Malz verloren ist wie im Genderistenlager. Man fragt sich, warum das generische Maskulinum nicht längst mit Pferde-Entwurmungspillen bekämpft wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.11.2021 um 15.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47650

Ich sage ja seit Jahr und Tag eine allgemeine Impfpflicht voraus. Österreich kündigt sie an, und auch Söder weiß, daß sie kommen wird.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 19.11.2021 um 14.23 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47648

Es ist die Rede von einer Impfpflicht für Fußballprofis (Länder-Runde). So verspielt man Vertrauen. Warum nicht eine Impfpflicht für Prominente?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 19.11.2021 um 14.12 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47647

Christian Vooren, Ressort Politik, Wirtschaft, Gesellschaft von Zeit online

Was es jetzt braucht, ist nicht mehr Offenheit, sondern ein scharfer Keil. Einer, der die Gesellschaft spaltet. Wenn davon die Rede ist, entsteht schnell ein Zerrbild im Kopf, als würde das Land in zwei gleich große Teile zerfallen. Doch so ist es nicht. Richtig und tief eingeschlagen, trennt er den gefährlichen vom gefährdeten Teil der Gesellschaft.
https://zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2021-11/corona-pandemie-querdenker-impfgegner-gesellschaft-spaltung-5v8
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.11.2021 um 06.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47635

Ob ich zu Weihnachten eine „limitierte Sonderedition“ verschenke, für 56 € im Holzkästchen? Ach so, ja, es handelt sich um einen Wacholderschnaps, den die SZ anbietet. Aber er enthält auch „ausgesuchte Botanicals“ wie norddeutschen Meeresspargel, daher der hohe Preis, denn der Queller – um den handelt es sich – steht ja unter Naturschutz. Man kann aber bei einer Strandwanderung ein Spitzchen pflücken und kauen und sich dabei vorstellen, wie das in einer 47prozentigen limitierten Sonderedition schmecken würde.
In der Vorweihnachtszeit helfen uns viele Ratgeber bei der schwierigen Frage, was wir anderen und uns selbst wünschen könnten, obwohl wir alles haben. Die Küchengeräte sind bestimmt toll, aber für jedes neue müßten wir ein tadellos funktionierendes altes entsorgen, das ist nicht ökologisch. Wir reden so lange darüber, bis Weihnachten vorbei ist. Wieder was gespart. Nennt es Altersweisheit, das klingt besser.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.11.2021 um 07.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47616

Ende Juni hat Laschet seinen Corona-Expertenrat aufgelöst, nach 17 Sitzungen, überwiegend online, von deren Ergebnissen nichts bekannt geworden ist.
Laschets Expertenrat war eine seltsame Truppe. Von Experten erwartet man, daß sie Experten für das anstehende Gebiet, hier also Corona, und nicht für irgend etwas anderes sind. Einen bunteren Haufen als den Expertenrat hatte man noch nie gesehen:

Prof. Dr. Dr. Udo di Fabio
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Institut für Staatsrecht

Stephan Grünewald
rheingold institut
Gründer und Autor

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Otfried Höffe
Eberhard Karls Universität Tübingen
Professor für Philosophie (em.)

Prof. Dr. Michael Hüther
Institut der deutschen Wirtschaft Köln
Direktor und Mitglied des Präsidiums

Monika Kleine
Sozialdienst katholischer Frauen e.V. Köln
Geschäftsführerin

Prof. Dr. Renate Köcher
Institut für Demoskopie Allensbach
Geschäftsführerin

Dr. Nicola Leibinger-Kammüller
TRUMPF
Vorsitzende der Geschäftsführung

Prof. Dr. Armin Nassehi
Ludwig-Maximilians-Universität München
Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie und Gesellschaftstheorie

Claudia Nemat
Deutsche Telekom AG
Mitglied des Vorstands

Prof. Dr. Dr. h.c. Christoph M. Schmidt
RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung
Präsident

Prof. Dr. Hendrik Streeck
Universitätsklinikum Bonn
Direktor des Instituts für Virologie

Prof. Dr. Christiane Woopen
Universität zu Köln
Geschäftsführende Direktorin des ceres

Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#43578
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43793
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43545

Die Episode paßt zu Laschets konfusem Auftreten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.11.2021 um 04.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47605

Die Medien tun – auch durch Umfragen: "Finden Sie, daß die Bundesregierung...?" – alles, um vergessen zu machen, daß Gesundheit Ländersache ist. Merkel hat seit Frühjahr 2020 immer wieder sehr ernst vor Corona gewarnt. Dafür wurde sie angefeindet. Ihr Gesundheitsminister ist ihr allerdings seit Herbst 2020 in den Rücken gefallen und hat seither stark abgebaut. Falls die gesetzliche Grundlage für eine Impfpflicht geändert werden müßte (was ich nicht glaube), wäre sie nicht durch den Bundestag zu bringen gewesen – dafür gibt es in Deutschland zuviel dogmatische Skeptiker. Ein Beobachter sagte mal, im Kabinett sitze nur eine Person, die weiß, was exponentielles Wachstum ist.

Ich will ja nicht unken, aber das wichtigste Anliegen der nächsten Regierung könnte die Einführung eines neuen gesetzlichen Feiertags sein (Frauentag).
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 14.11.2021 um 23.17 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47603

funk (= ZDF & ARD)

https://pbs.twimg.com/media/FEL806ZWYAsngNd.jpg
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 14.11.2021 um 11.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47601

"Politische Dilettanten“ finde ich zu nachsichtig. Wir haben es doch offenbar mit Leuten zu tun, die jeden Sommer vergessen, daß es im Winter schneien kann.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 14.11.2021 um 08.37 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47599

"politische Dilettanten" – daraus spricht bereits der Vertrauensbruch. Der ist natürlich längst da und kommt nicht mit dem nächsten Lockdown.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.11.2021 um 07.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47598

Immer wieder wird die Befürchtung geäußert, ein Lockdown könne als Wortbruch der Regierung aufgefaßt werden und damit die Spaltung vertiefen, das Vertrauen in die Regierung weiter untergraben usw.

Ich halte das für unbegründet. Jenes "Versprechen" (einzelner Politiker oder offiziell der Bundesregierung?) wurde ohnehin weithin als Torheit wahrgenommen, denn man kann gerade bei Seuchen nichts versprechen, was die Umstände schon ein paar Wochen später obsolet machen können. Wie die Bundeskanzlerin kürzlich noch einmal erklärte, geht es in der Politik darum, auf ständig wechselnde Situationen rechtzeitig vorbereitet zu sein. Das berüchtigte "Mit uns wird es ... nicht geben" ist das Gegenteil und im Grunde sehr dumm. Das schließt gewisse Prinzipien nicht aus, aber sie können sich nicht auf technische Einzelheiten, also auf die Wahl der Mittel beziehen.

Zur Strafe müssen die politischen Dilettanten nun rhetorisch herumeiern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.11.2021 um 11.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47589

Im Rheinland schunkeln sie sich gerade in die Intensivbetten („Brauchtum“).

In ihrer Not setzen Merkel und Söder auf die vierte Welle (Wolfgang Herles bei Tichy)

In ihrer Not werden die Rechtsradikalen immer verrückter.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 12.11.2021 um 12.08 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47579

Mein letzter Kommentar sollte eigentlich in den Kopfrechnen-Thrad.

Aber diese Anmerkung Söders paßt ganz gut hierher:
https://twitter.com/Man77Freedom/status/1457859730135785476
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 12.11.2021 um 11.06 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47578

Drosten befürwortet einerseits einen gewissen Druck auf die Ungeimpften (wobei er immer wieder nachschiebt, daß er keine Politikberatung machen möchte und daß ihm auf dem politischen Feld die Expertise feht), andererseits sieht er das Verdrängen Ungeimpfter aus dem öffentlichen Sozialleben durchaus kritisch:

In einigen Bundesländern haben wir, wie in Bayern beispielsweise und in Sachsen, diese 2G-Regelung ja jetzt eingeführt. Ob die letztendlich dazu führt, dass die Ungeimpften doch deutlich weniger am Gesellschaftsleben teilnehmen können, das weiß ich nicht. Denn wir müssen uns vorstellen, die Leute, die davon betroffen sind, die werden sich natürlich eher auch ins Private verlagern. Nachdem aber jetzt die Geimpften das Virus auch mit übertragen können, wird das Virus zu denen einfach nach Hause kommen, auch unter 2G. Es wird nicht zu vermeiden sein, dass sich die Leute, die wegen 2G weniger am Gesellschaftsleben teilnehmen können, zu Hause dennoch infizieren. Und die sind ungeimpft. Die werden dann natürlich dennoch ins Krankenhaus kommen.

Ich glaube, dass eher die Verhaltensänderung der Gesamtbevölkerung da vielleicht beitragen wird. Wir haben in den vergangenen Anstiegen der Winterwelle auch solche Effekte gesehen, dass die Leute doch ihr Verhalten ändern und es wieder ernster nehmen. Darum ist, glaube ich, einfach eine geradlinige Kommunikation an die Bevölkerung im Moment auch sehr wichtig, dass der Bevölkerung klargemacht wird, dass es sehr ernst ist im Moment.


Das ist nicht so weit entfernt von einer liberalen Haltung, die auf Selbstverantwortung setzt. Er begründet auch die höheren Impfquoten in anderen Ländern mit den persönlichen Erfahrungen der Menschen.

Interessant auch, wo er den Hauptteil der Ungeimpften sieht. Es sind offenbar nicht die neuen Rechtsradikalen und Querdenker. An erster Stelle nennt er Menschen mit Migrationshintergrund, insbesondere übrigens auch Frauen.

https://ndr.de/nachrichten/info/102-Coronavirus-Update-SOS-Iceberg-Right-Ahead,podcastcoronavirus344.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.11.2021 um 07.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47574

Es ist nicht fair und auch nicht logisch, die Häßlichkeit von funktionierenden Windrädern mit der Schönheit renaturierter (!) Braunkohlentagebaue zu vergleichen – wie ich es bei Klimaskeptikern gelesen habe. Passender wäre die Schönheit von Garzweiler. Der Mond ist auch schön, vor allem von der Erde aus gesehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.11.2021 um 19.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47570

Macron setzt auf Mini-AKWs, die das Unfallrisiko „breiter streuen“.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 10.11.2021 um 23.08 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47557

Jetzt zwei weitere Mai-Thi-Formate im ÖRR.
https://zdf.de/show/mai-think-x-die-show/ask-mai-anything-folge01-100.html
https://youtube.com/watch?v=f5_IXt1zbDY

Ich finde sie nicht grundsätzlich ungeeignet für den ÖRR, ganz nett fand ich eine Terra-X-Sendung mit ihr:
https://youtube.com/watch?v=lyk2kEsOXUc
Sie ist da stärker in ein Drehbuch eingebunden, quasselt nicht so persönlich gefärbtes Zeug und zeigt ihr schauspielerisches Talent. Es ist leider eine dieser unnötig aufgebrezelten Wissenssendungen, die meine Abneigung gegen das Medium Fernsehen begründen. Aber davon abgesehen macht sie ihre Sache gut.

Mich stört etwas anderes: Warum wartet man nicht ein bißchen ab, wie sie beim Publikum ankommt, warum wirft man einer mittelbekannten Youtuberin innerhalb kürzester Zeit so viele Sendungen hinterher?

Man will wahrscheinlich unbedingt
- eine möglichst jugendlich wirkende hübsche Frau
- mit Migrationshintergrund
- mit überragendem Selbstbewußtsein, gern auch etwas überheblich
- die alles viel besser weiß, auch bei umstrittenen Themen
- und auch politisch ordentlich austeilt
- mit Führungszeugnis der ÖRR-eigenen Kaderschmiede funk
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 10.11.2021 um 16.33 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47552

Vielleicht sollte man hier nicht mehr so viel über kontroverse Themen schreiben. Könnte teuer werden.
http://blauerbote.com/2021/11/05/ich-soll-800-euro-zahlen-fuer-einen-blogbeitrag-der-der-landesmedienanstalt-baden-wuerttemberg-leicht-missfaellt/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.11.2021 um 09.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47545

Zum Schwarzbuch des Steuerzahlerbundes:
Und die letzte Seite im Schwarzbuch? Ein Überweisungsauftrag zum Ausschneiden, für Spenden an den Bund der Steuerzahler, versehen mit dem Hinweis: "Ihre Spende ist steuerlich abzugsfähig." (SZ 10.11.21)
Warum müssen Spenden für diesen Verein steuerlich absetzbar sein? Man könnte die ganze Gemeinnützigkeit abschaffen. Nur der Staat ist gemeinnützig, und der kriegt unsere Steuern ohne Abzüge wg. Gemeinnützigkeit....
Der Steuerzahlerbund fand die Milliardenverschwendung Rechtschreibreform keiner Zeile wert, und zu den Genderprofessuren und Gleichstellungsbeauftragten fällt ihm auch nichts ein. Aber teure Klos! Das errregt die Gemüter.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.11.2021 um 22.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47541

zu "Es muß ja nicht gleich der Tod sein":

Klar, die Sterblichkeit habe ich auch nur als Beispiel gewählt. Zu anderen durch Corona verursachten Krankheiten sind leider Daten weniger leicht zu bekommen. Ich glaube aber, daß der Anteil von Corona-Toten an allen Toten auch ein ganz gutes Maß für den Anteil von Corona-Kranken an allen Kranken vergleichbarer Schwere ist. Wenn also Corona bei der Säuglingssterblichkeit keine Rolle spielt, dann ist kaum anzunehmen, daß von Corona verursachte Krankheiten gegenüber den sonst üblichen Kinderkrankheiten plötzlich einen signifikanten Anteil ausmachen.

Ich verstehe natürlich, daß Sie sich um Ihre Familienangehörigen sorgen, da legt man automatisch andere Maßstäbe an. Aber wir haben ja auch hier eigentlich über gesellschaftliche Maßstäbe diskutiert, und darüber, was dann in diesem größeren Zusammenhang weltfremd wäre. Letztlich ist es immer eine Frage der Kosten, und zwar im weitesten Sinne, auch, aber nicht nur im finanziellen. Wieviel ist die Gesellschaft bereit, für Leben und Gesundheit eines Einzelnen zu opfern? Irgendwo gibt es eine Grenze. Herr Metz hatte dazu vor nicht allzulanger Zeit sehr Bedenkenswertes geschrieben.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 09.11.2021 um 22.02 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47540

Lars Fischer über SARS-CoV-2 als endemisches Virus:

https://scilogs.spektrum.de/fischblog/covid-19-endemisch-wellen
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 09.11.2021 um 17.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47537

Im Gegensatz zum Rest der Welt fängt in den USA die Farbe "schwarz" schon bei hellbraun an. Deshalb schlage ich die Bezeichnung "US-schwarz" vor.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.11.2021 um 15.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47536

Stutzig macht das Datum der Umfrage: Nov./Dez. 2020.

Und zu den Migranten: Die sind in der Tat schwer zu erreichen (in mehrfacher Hinsicht). Ein bißchen wie die Schwarzen in den USA.

Das spielte auch bei den Überlegungen zu mobilen Impfgelegenheiten eine Rolle.

Und zu Herrn Riemer: Es muß ja nicht gleich der Tod sein. Außerdem gehen bekanntlich gerade andere Infektionen um, gestern war die Kinderarztpraxis wieder unglaublich überfüllt, die Mütter standen bis auf die Straße.

Die jüngste Entwicklung entspricht übrigens genau der Vorhersage von Herrn Drosten; ich halte sie für sehr ernst. Dänemark zieht gerade die Notbremse, das bedeutet nichts Gutes für Deutschland mit seiner blamablen Impfquote.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 09.11.2021 um 12.40 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47535

Bin gerade auf eine Telefonumfrage zur Impfbereitschaft gestoßen:
https://ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8485570

Ich weiß natürlich nicht, wie seriös das ist, trotzdem interessante Ergebnisse. Ein Tabuthema scheint auch zu sein, wie hoch eigentlich der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund ist, die sich nicht an Pandemiemaßnahmen beteiligen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 09.11.2021 um 10.40 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47533

Die Abwägungen sind nicht einfach, auch unter Fachleuten gibt es da Uneinigkeit. Allein deshalb muß man unterschiedliche Ansichten gelten lassen. (Das ist beim Klima-Thema ganz anders.)

Die Impfung ist kein Zaubermittel, sie reduziert die Infektiosität nur partiell. Offenbar darf sie auch nicht zu lange zurückliegen, und es kommt auch auf die Impfstoffklasse an.

All das muß bei der Abwägung berücksichtigt werden. Und für den Eingriff in die körperliche Unversehrtheit gelten nun mal gewisse Hürden.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.11.2021 um 08.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47532

Lieber Prof. Ickler, die Säuglingssterblichkeit liegt in Deutschland z. Z. bei rund einem Drittel Prozent, d.h. jedes Jahr sterben fast 2500 Kinder vor ihrem ersten Geburtstag. Seit dem Coronaausbruch sind 17 Kinder im Alter von 0 bis 9 Jahren im Zusammenhang mit der Krankheit gestorben. Der Einfluß von Corona auf das Lebensrisiko von Kindern ist verschwindend gering. Selbst wenn alle Erwachsenen und Jugendlichen zu 100% vollständig geimpft sind, wird die Säuglingssterblichkeit weiterhin rund ein Drittel Prozent betragen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.11.2021 um 06.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47531

Neue Untersuchungen zeigen, wie die großen Mineralölkonzerne jahrzehntelang die Politik und die öffentliche Meinung manipuliert haben, um Zweifel am menschengemachten Klimawandel zu säen. Dazu standen diesen eigentlichen Herren der Welt schier unbegrenzte Mittel zur Verfügung. Unsere Klimaskeptiker vertreten mit Inbrunst die „Überzeugungen“, die ihnen auf diese Weise beigebracht worden sind.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.11.2021 um 06.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47530

Wie Sie wissen, bin ich in einigen Punkten anderer Meinung, aber ich will es hier nicht noch einmal ausführen. Nur einen Punkt muß ich doch erwähnen: Wer vom Dach springt, will sich töten, aber wer aufs Dach steigt, kann noch gerettet werden, und das gilt wohl für die meisten Selbstmorddrohungen.

Übrigens werden sich nach Ansicht fast aller Fachleute sämtliche Ungeimpften anstecken. Das sind zur Zeit noch 27 Millionen. Ausnahmen sind vielleicht einige Menschen, die ganz abgeschieden leben und nur zum Spazierengehen ihre Wohnung verlassen (ich kenne solche).

In meiner Familie sind alle Erwachsenen geimpft, aber die nächste Entbindung steht bevor, vermutlich mit einigen Tagen in der Klinik, das ist unsere nächste Sorge. Die werdende Mutter kennt den Betrieb von innen. Eine andere Enkelin besucht den Kindergarten; sie ist so wenig geschützt wie ihr sieben Monate alter Bruder und hat viele Kontakte.
Das Gerede von der persönlichen Freiheit kommt uns allen ein bißchen weltfremd vor.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.11.2021 um 02.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47529

zu #47509:
Ich habe Zweifel an diesen Vergleichen. Wer vom Dach springt, will sich töten, aber wer sich nicht impfen läßt, will genau das Gegenteil, und zwar gesund bleiben.

Der erstere ist, wenn es nicht gelingt, ihn zurückzuhalten, mit großer Sicherheit erfolgreich. Daß Ungeimpfte Pech haben, kommt jedoch mit einer sehr viel geringeren Wahrscheinlichkeit vor, die eher zum Bereich normaler Lebensrisiken gehört.

Ein demokratischer Staat muß die Freiheit des Einzelnen und ein gewisses allgemeines Lebensrisiko sehr wohl in Einklang bringen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 05.11.2021 um 20.17 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47510

Meines Erachtens muß man mal ein wenig zurücktreten und die pandemischen Maßnahmen aus dem Fokus nehmen. Die Skepsis gegen Wissenschaft, Medien und Politik hat man sich doch selbst herbeigezüchtet. Das sind nun die Folgen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.11.2021 um 16.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47509

Fast täglich höre oder lese ich, daß jeder das Recht hat, sich selbst zu gefährden oder schädigen, und den Staat das nichts angehe. Ist das so? Die Ärzte müssen jeden behandeln, auch den Selbstgeschädigten. Die Gemeinschaft der Versicherten trägt die Kosten. Rauschgift kann ich auch für den Eigenkonsum nicht beliebig beschaffen usw. Der Selbstmordwillige wird mit allen Künsten der Überredung vom Dach geholt. Warum macht man nicht einfach Platz, damit er beim Aufprall andere nicht gefährdet?

So einfach ist das wohl nicht. Grenzen der Fürsorge sind eher strategisch begründet. Allgemeines Verbot von Tabak und Alkohol bringt mehr Schaden als Nutzen usw.

Die Inzidenzen niedrig zu halten ist auch darum wichtig, weil nur so der Entstehung neuer Mutanten der Boden entzogen werden kann.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 05.11.2021 um 15.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47507

NTV meldet: Der Hygieniker Dr. Georg-Christian Zinn will »das Undenkbare denken« und regt im Gespräch mit ntv nichts Geringeres als eine bundesweite Impfpflicht an. Gegen die Impfpflicht führen viele an, daß nicht durchsetzbar wäre, weil die Verstockten zu verstockt sind. Karl Lauterbach ist sogar überzeugt, sie würde die Verstockten (und damit auch die AfD) nur stärken. Vielleicht ist das Tempolimit vom Tisch, weil es die Raser gestärkt hätte.

https://www.zdf.de/politik/maybrit-illner/lauterbach-impfpflicht-politisch-nicht-durchsetzbar-14-oktober-2021-100.html
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 05.11.2021 um 14.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47506

Die Impfung ist auch deshalb Fremdschutz, weil sie entscheidend zur Entlastung der Krankenhäuser beiträgt. Hier in Holland regt sich mittlerweile großer Unmut bei Patienten, deren Behandlung zum x-ten Mal verschoben worden ist, weil Ärzte und Pflegekräfte alle Hände voll damit zu tun haben, sich um überwiegend ungeimpfte Coronapatienten zu kümmern. Das ist in vielen Fällen durchaus nicht so harmlos, wie man meinen könnte. Eine betroffene Kollegin hat von ihren leidvollen Erfahrungen berichtet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.11.2021 um 06.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47504

Nicht nur das Novemberwetter fördert die besinnliche Stimmung. Da wir kein Auto haben, ist vor unserem Reihenhaus immer ein Parkplatz frei, für den uns die Trauergäste dankbar sein können, wenn sie drüben zur Beerdigung gehen. Dann hören wir das eintönige Sterbeglöckchen, und dann fahren sie wieder weg, vorläufig; aber „ein Tännlein grünet wo, wer weiß, im Walde“...
Die bundesweite Inzidenz liegt nun bei 154,5. Das Robert Koch-Institut meldete 33.949 Neuinfektionen. Es gab 194 weitere Todesfälle in Verbindung mit dem Virus. (t-online.de 4.11.21)
Hendrik Streeck behauptet, die Corona-Impfung sei Eigenschutz, kein Fremdschutz. Daher seien die Ungeimpften nicht verantwortlich für den Tod von Menschen. (WELT 1.11.21) Das hat auch Wagenknecht behauptet. Lauterbach hat die Sache richtiggestellt, ebenso Kekulé, und die SZ bringt am 4.11. einen größeren Beitrag, der den Forschungsstand wiedergibt: Ungeimpfte sind mindestens doppelt so lange ansteckend. Vorfälle mit ungeimpftem Personal in Pflegeheimen geben auch zu denken. Streeck gibt immer wieder mal den Zweiflern und Skeptikern Nahrung.
Und den Zynikern:
Der Corona-Panik-Chor (BILD 4.11.21)
Der höhnische Ton ist der gleiche wie bei Tichy (Die Panikpandemie bricht wieder voll aus) und zeigt, wo die Springer-Presse steht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.11.2021 um 04.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47492

Hausärzte zweifeln an Sinn von Booster-Impfungen für alle (t-online.de 2.11.21)

Wenn man das liest, weiß man sofort, daß Herr Gassen sich wieder einmal geäußert hat, und so war es denn auch. Er ist zwar Spitzenfunktionär seines Berufsverbandes, vertritt aber fachlich eine Außenseiteransicht.
Die Lehrer kennen das übrigens auch, man denke an Josef Kraus, Heinz Durner.
Die Journalisten machen den Fehler, solche Leute zu fachlichen Inhalten zu befragen, statt sich auf die Interessen eines Berufsverbandes zu beschränken (Einkommen, Arbeitsbedingungen). Aber das hat ja Tradition. So hat man die GEW Einfluß auf die Lehrpläne von Schulen und Universitäten nehmen lassen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.11.2021 um 04.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47490

So wird es wohl sein. Das gedankenlos wiederholte Schema der Bebilderung von Nachrichten, die für den Zuschauer ja auch nicht neu sind, weil er auf anderen Kanälen längst davon erfahren hat, prägt überhaupt die ödeste aller Sendungen. Bevor in der Tagesschau eine Person in Großaufnahme ihre zwei Sätze sagt, sieht man sie eine Sekunde lang irgendwo entlanggehen. Ich habe das selbst schon über mich ergehen lassen, wenn das Fernsehen mich mal wg. Rechtschreibreform besuchte. Umgekehrt weiß man, wenn jemand irgendwo entlanggeht oder eine Treppe hochsteigt: gleich wird er sein Statement abgeben.
Noch billiger sind die Fotos aus der Konserve. Über die "Symbolfotos" haben wir uns ja schon unterhalten. Wie Sie sagen: alles muß visualisiert werden. Über störende "Gaffer" braucht man sich nicht aufzuregen, wir sind alle Gaffer, ob wir es wollen oder nicht.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 03.11.2021 um 00.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47488

Ich vermute eigentlich keine pädagogische Absicht hinter dem Zeigen der Injektionen in den Fernsehnachrichten. In einer Zeit, in der alles irgendwie »visualisiert« werden muß, hat der Stich in den freigelegten Oberarm wohl eher eine symbolische Funktion, so wie in Beiträgen über Entscheidungen der EZB stets das Dienstgebäude in Frankfurt gezeigt wird oder in der Berichterstattung über die Rechtschreibreform zuverlässig eine Schultafel mit dem Wort »Schiff(f)ahrt« oder ein gelber Duden oder beides zu sehen waren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.11.2021 um 04.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47483

Monatelang scheint es keine Tagesschau und ähnliche Sendungen gegeben zu haben (wir haben nur gelegentlich reingeschaut), in denen nicht beiläufig gezeigt wurde, wie eine Nadel in einen Oberarm dringt. Vielleicht sollte uns das durch Gewöhnung die Angst vor der Impfung nehmen, aber es hat möglicherweise das Gegenteil bewirkt. Auch Menschen, denen weder Spritzen noch Blutabnahme etwas ausmachen, sehen nicht gerne hin. Es scheint sich hier um einen natürlichen Reflex zu handeln.

Wagenknecht-Verächter werden zu Verehrern, nur weil sie sich gegen das Impfen ausgesprochen hat.

In einem langen (und eindrucksvollen) Interview der FAS wird Frau Merkel auch zum Fußballer Kimmich gefragt. Ihre Antwort ist typisch und vorbildlich:
"Zunächst einmal ist ein Profifußballer auch ein Bürger, der in einem Land ohne Impfpflicht das Recht hat, sich nicht impfen zu lassen. Interessant sind ja die Argumente, mit denen er seine Entscheidung begründet, denn es gibt auf seine Fragen und Zweifel sehr gute Sachargumente, die allgemein verfügbar sind. Vielleicht macht sich Joshua Kimmich darüber ja auch noch Gedanken. Er ist ja als sehr reflektierter Fußballer bekannt.“
Zu Döpfners „DDR-Dikatur“ sagt sie nur: „Abwegig.“
(In der Hauptsache geht es aber um ihr Politikverständnis und einzelne Stationen ihrer Regierungszeit, durchaus für die Geschichtsbücher.)
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 01.11.2021 um 08.15 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47480

Nochmal zur Antirassismus-Serie im Kinderkanal. Anfang 2020 wurde das Umweltsau-Lied vom WDR zurückgezogen, um den Vorwurf auszuräumen, es würden für politische Zwecke Kinder instrumentalisiert. Das war jedenfalls die offizielle Begründung. Damals wurde das Video eigentlich eher zufällig auf Facebook entdeckt, aber die Sache kochte hoch, und schließlich kam es zu Protesten direkt vor dem WDR-Gebäude.

Das was so an Jugendsendungen läuft, scheint dagegen niemand zu interessieren.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 01.11.2021 um 08.00 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47478

Marcel Weiß, ein Wirtschaftsblogger aus der Berliner Digital-Bohemienne, schrieb neulich:
Die Geschichten, die wir uns erzählen und, die, die wir uns nicht erzählen, setzen die Grenzen der Vorstellungskraft der Gesellschaft.
https://neunetz.com/2021/10/29/meta-was-sich-facebook-vom-metaverse-verspricht-und-was-realistisch-ist/
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 01.11.2021 um 07.37 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47477

Die Überschrift (Pass gut auf, Olaf) soll wohl ein fiktives Gespräch zwischen Merkel und Scholz darstellen. Im Artikel geht es ja auch darum, daß Scholz nicht von Merkels Seite weicht.
(https://t-online.de/nachrichten/ausland/internationale-politik/id_91060814/angela-merkel-und-olaf-scholz-beim-g20-gipfel-in-rom-pass-gut-auf-olaf-.html)

In der Überschrift haben wir also ein kleines "Narrativ", und Narrative sind heute doch so wichtig!

Das ist allerdings etwas, das mir schon länger sehr unangenehm auffällt. Daß Journalisten ganz ernsthaft meinen, Narrative, also Erzählungen unter die Leute bringen zu müssen. (Beispiel von vielen: https://uebermedien.de/64579/warum-wir-das-klima-falsch-erzaehlen)

Sind das alles verhinderte Schriftsteller?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.11.2021 um 06.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47476

Pass gut auf, Olaf

Das ist nicht etwa ein Zitat, sondern t-online-Korrespondent Patrick Diekmann ruft es dem Finanzminister als Teilnehmer am G20-Gipfel zu. Was sind das für Manieren? Man wird als Leser mit in diese fingierte Kumpelhaftigkeit genötigt. Reiß dich zusammen, Patrick!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.11.2021 um 04.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47474

Der Fall Ofarim ist nicht ganz geklärt. Fest steht wohl, daß der Vorfall seiner "Diskriminierung" an einer Hotelrezeption nicht so ablief, wie er es umgehend twitterte. Die Empörung bis in höchste Kreise, bevor auch die andere Seite gehört worden war, hat mich gleich erstaunt.

Nun wird die Sache in der üblichen Weise verwertet. Manche schreiben: Auch wenn Ofarims Darstellung falsch war, zeigt die Tatsache, daß ich sie geglaubt habe, wie schlimm der Antsemitismus in Deutschland immer noch ist. Also: Mein Vorurteil beweist, daß es zutrifft.

So war es über die Jahre hinweg mit den Migranten: Wenn ich bei einem Polizeibericht sofort denke, daß der Täter ein Ausländer war, zeigt das, wie schlimm die Ausländer sind.

Manchmal wird ein Fall aufgeklärt, aber das interessiert niemanden mehr, und "aliquid haeret".
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 31.10.2021 um 23.51 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47472

Zu Susan Arndt, Professorin für Kritische Weißheitsforschung, hier bei Minute 2:22
https://youtu.be/DZeOv_wNPnE?t=141

"Europäische Philosophinnen und Naturwissenschaftlerinnen bauten ein rassistisches Modell aus Hautfarben, Schädeln, Skeletten und schließlich Genen..."

Da bin ich als Mann ja erleichtert, daß wir damit nichts zu tun hatten.

Wie nennt man das ganze hier? Ist das eine "ungewollte Gender-Dividende"?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 31.10.2021 um 14.53 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47470

Das ist mir ein Fehler unterlaufen. Kunis und Berhe haben am Projekt mitgewirkt, sind aber nicht als Autoren aufgeführt.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 31.10.2021 um 14.36 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47469

Diese Woche habe ich mir mal diese neue fünfteilige Serie gegen Alltagsrassismus im Kinderkanal von ARD und ZDF angesehen, nennt sich "Moooment!".

Eine besonders hübsche Idee zur Serie beigetragen hat offenbar Susan Arndt, Professorin für Kritische Weißheitsforschung an der Uni Bayreuth.
https://youtube.com/watch?v=DZeOv_wNPnE&t=1m36s
(Auftritt ab 1:36)

Ab 3:30 erklärt sie "Mikroaggressionen", ein neumodisches Wort, dem ich vor Jahren im Radikalfeminismus begegnet bin. Mikroaggressionen seien wie giftige Stiche, sowas wie die Frage "wo kommst du her?".

In der dritten Folge der Kinderserie wird Abhilfe gegen solche Stiche präsentiert:
https://youtube.com/watch?v=B7t5cFS0s_8&t=9m44s
(die Szene ab 9:44)
Hilfe zur Selbsthilfe, das ist pädagogisch natürlich sehr wertvoll.

Wer sich ein vollständiges Bild machen möchte:
1. https://youtube.com/watch?v=BMgXx0As9vw
2. https://youtube.com/watch?v=JQF86V73KKs
3. https://youtube.com/watch?v=B7t5cFS0s_8
4. https://youtube.com/watch?v=wWUz2KrFGDc
5. https://youtube.com/watch?v=Y66-5lO7oWk

Seltsam sind nur die negativen Bewertungen, die erste Folge hat zur Zeit 11 Likes und 273 Dislikes. Daran sieht man, wie rassistisch unsere Gesellschaft noch ist. Ein Glück, daß die Kommentarfunktion deaktiviert ist.

Nennenswerte Kritik habe ich sonst aber nicht gefunden, die Süddeutsche Zeitung zum Beispiel rezensiert - wie auch andere - ausschließlich positiv:
Das Format richtet sich an Elf- bis 13-Jährige. Eignet sich aber auch hervorragend für Erwachsene, trotz Kinderkanal, weil ein "Moooment mal" im richtigen Moment sehr oft guttun würde, in Talkshows und auf Twitter, aber auch oft genug im Alltag. Der Writers Room rund um Headautor Joy Chun inszeniert jedenfalls tolle Alltagsgeschichten, um Zuschauerinnen und Zuschauer für Rassismus zu sensibilisieren. Bisher nur fünf Folgen mit jeweils ein paar Minuten. Moment mal, wir brauchen mehr!
https://sueddeutsche.de/medien/moooment-kika-kindersendung-rassismus-1.5440513

Hier noch ein Teaser vom Bayerischen Rundfunk:
https://br.de/mediathek/video/antirassistische-sketch-comedy-serie-auf-kika-moooment-av:6153911b5f091200070ef35f

Die Sendung sei "unaufdringlich", und auch Eltern und Großeltern sollen etwas lernen.

Weitere Hintergrund-Infos:
https://ga.de/verlag/anzeigen/advertorials/presseportal/sketche-ueber-alltagsrassismus-moooment-ab-4-oktober-bei-kika-mit-humor-und-wortwitz-fuer-gesellschaftliche-vielfalt_aid-63237743

Dort steht auch:
IZI [= Internationales Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen]. Dr. Maya Götz, Diana-Sandrine Kunis und Bethiel Berhe (Social Justice Institut München) und Prof. Dr. Susan Arndt (Professorin für kritische Weißheitsforschung Uni Bayreuth) haben Rezeptionstests in verschiedenen Stadien der Entwicklung der Serie durchgeführt. Die Erkenntnisse aus diesen begleitenden Studien sind direkt in die Buchentwicklung zu "Moooment!" geflossen.
Man hat sich also viel Arbeit gemacht.

Die Selbstbeschreibung einer der Drehbuchschreiberinnen finde ich putzig: politische Bildner*in, Fortbildner*in

Diana-Sandrine Kunis
Kommunikationswissenschaftler*in, Kulturwissenschaftler*in, politische Bildner*in, Fortbildner*in, Moderator*in
Studium Interkulturelle Kommunikation (M.A.), Kommunikationswissenschaft und Neuere Deutsche Literatur (B.A.) an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München. Seit 2016 in unterschiedlichen Fachbereichen der Landeshauptstadt München zu den Themen Diversity, kommunale integrationspolitische Arbeit und Weiterentwicklung von Interkultureller Öffnung zu diskriminierungskritischen Perspektiven innerhalb der Stadtverwaltung und verschiedenen Kooperationspartner*innen. Seit 2020 als Pädagogische Mitarbeiter*in mit den Schwerpunkten Rassismus- und Diskriminierungskritik sowie Intersektionalität im Bildungskontext am Pädagogischen Institut der LH München. Weitere Schwerpunktbereiche: Medien und Empowerment. Mitgründer*in des Social Justice Instituts München in 2019. Ausbildner*in für das Social Justice und Diversity Training seit 2022.


Auch schön:
Betiel Berhe
[...] Sie setzte sich bewusst mit ihrer Rolle als Manager*in auseinander und entwickelte eine machtkritische und diskriminierungsbewusste Führungspersönlichkeit.
Gemeinsam mit Diana-Sandrine Kunis entwickelte sie den Ansatz „Lernen-Wachsen-Teil“ nach der sie ihre Arbeit am Institut in München ausrichten. Das Wissen um die inneren und äußeren Widersprüche unseres Tuns fließen stark in ihre Haltung als Trainer*in/Berater*in mit ein.


Quelle: https://institut-social-justice.org

"Als Expert*innen für Anti-Diskriminierung wissen wir, dass Schwarze Menschen in Deutschland nicht mehr bereit sind Rassismus als Normalität hinzunehmen. Sie sind wütend darüber, dass sie in allen Lebensbereichen Rassismus erleben und kaum Möglichkeiten haben sich dagegen zu wehren. Gesellschaft und Politik müssen nun ihre Hausaufgaben machen und: Erstens den tiefsitzenden strukturellen Rassismus anerkennen und sich damit auseinandersetzten, zweitens strukturelle Mechanismen etablieren, um Menschen vor Rassismus zu schützen.
Entgegen der aktuellen Debatte, geht es nicht darum zu diskutieren, ob es Rassismus in Deutschland gibt! Die vielen jungen Menschen gehen auf die Straße, weil sie die konsequente Ahndung von Rassismus einfordern. Dies ist ein Pulverfass das schon lange brodelt - wenn auf die Proteste keine tatsächlichen Veränderungen folgen, könnten sich die Zustände hier grundlegend verändern."
– Diana-Sandrine Kunis & Betiel Berhe

Diana-Sandrine Kunis & Betiel Berhe sind die Gründer*innen des Social Justice Institut München | Ihre aktuellen Projekte: Workshops, Beratung und Veranstaltungen zu unterschiedlichen Antidiskriminierungsthemen | Über Rassismus lernen wir: auf ihrem neu gelaunchten Instagram-Seite "Radical Diversity", sie grenzen sich bewusst von dem Mainstream Diversity-Begriff ab. Sie vertreten die Idee der„Radical Diversity“. „Radical Diversity“ steht für die Anerkennung aller Menschen in ihrer radikalen Verschiedenheit & fordert die Gleichbehandlung aller marginalisierten Gruppen auf struktureller Ebene.


Quelle : https://muenchen.mitvergnuegen.com/2020/muenchnerinnen-rassismus

Ein weiterer Autor der KiKA-Serie ist Arkadij Khaet.
https://de.wikipedia.org/wiki/Arkadij_Khaet

Der bei Wikipedia erwähnte Film "Punching Nazis" hat folgenden Hintergrund:
Seit der US-Amerikanische Neonazi Richard Spencer von einem Demonstranten ins Gesicht geschlagen wurde, sind im Netz eine Reihe von Filmbearbeitungen entstanden.
https://gorki.de/de/punching-nazis

Inspiration für den Film war also diese Attacke:
https://youtube.com/watch?v=aFh08JEKDYk

Ein weiterer Autor (Farah Bouamar) kommt aus dem Youtube-Kanal "Datteltäter", der Islam-Propagandasender aus dem ÖRR-Jugendnetzwerk funk, aus dem auch Nemi el Hassan stammt.

Das paßt doch alles gut zusammen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.10.2021 um 05.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47462

Das von Querdenkern und AfD unterstützte Volksbegehren zur Auflösung des bayerischen Landtags ist gescheitert.

„Am erfolgreichsten war das Volksbegehren im Südosten Oberbayerns, wo die Corona-Inzidenzen hoch und die Impfquoten meist vergleichsweise niedrig sind.“

Ein Bürgermeister berichtet:

„Aber dieses Misstrauen, das auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Wenzenbacher Rathaus entgegengeschlagen sei, habe ihn betroffen gemacht, sagt Koch. Manche seien ein oder zwei Tage nach ihrer Unterschrift noch einmal gekommen, ‚um sich zeigen zu lassen, ob die Unterschrift noch da ist‘. Andere hätten dem Rathauspersonal ‚ausführlich erklärt, in welchem Verbrechersystem wir hier angeblich arbeiten‘, sagt Koch.“ (SZ 29.10.21)

Trumpismus in Oberbayern.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 27.10.2021 um 13.09 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47442

Der Autor interessiert mich natürlich auch nicht, dafür aber die bpb.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 27.10.2021 um 13.02 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47441

Die Konventionen in anderen Ländern und früheren Zeiten haben aber auch mit anderen Umständen zu tun. Angenommen, wir würden unseren Wohlstand und unsere Infrastruktur verlieren, wohin würden wir uns entwickeln? Wie funktioniert zum Beispiel eine Gesellschaft ohne Notruf?

Vielleicht ist unsere Freiheit und der Zerfall unserer familiären Strukturen sogar psychisch ungesund, wer weiß.

Im Tierreich geht es auch recht brutal zu, und da kommen wir her.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.10.2021 um 12.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47440

Ich denke an die Männer in den Romanen des 19. Jahrhunderts, die unglücklich sind, weil sie sich z. B. duellieren müssen, statt gemütlich bei ihren Frauen im Bett zu liegen. Von muslimischen Männern wird oft berichtet, wie gern sie weniger machohaft wären. Keinem macht es wirklich Freude, seine Schwester abzustechen.

Mit dem "Rollendruck" meinte ich, daß auch Frauen ihre Wünsche haben, aber leider damit oft nicht durchdringen, s. o. – Es ist aber schon besser geworden, entspannter, was einem dann wieder besonders im Kontrast mit den Zuwanderern auffällt, die noch die alte Ordnung in den Knochen haben, ziemlich ähnlich der westlichen von damals. Schon in gewissen Balkanländern geht die abgearbeitete Kopftuchträgerin zwei Schritte hinter ihrem Eheherrn; das sehen wir nicht gern.

Der genannte Schriftsteller interessiert mich nicht, ich werde ihn hier nicht verteidigen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 27.10.2021 um 12.26 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47439

Das ist ungewöhnlich: In der deutschen Wikipedia steht mehr als in der englischen.

https://de.wikipedia.org/wiki/JJ_Bola
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 27.10.2021 um 12.19 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47438

Auf der von mir verlinkten Seite gibt es eine Leseprobe. Der Autor berichtet aus seiner Jugend in London. Da er afrikanischer Herkunft ist, kommt es zu kulturellen Konfrontationen (Hand-in-Hand-Gehen bei Männern). Darüber verliert er eigentlich nur wenige Sätze – und leitet dann völlig unvermittelt zu folgendem über:

Was bedeuten unsere Auffassungen von Männlichkeit und die kulturellen Normen, in die sie eingebettet sind, für Jungs, die in der heutigen Zeit zu Männern heranwachsen? Was bedeuten sie für junge und ältere Männer, die in einer Gesellschaft leben, die sie dazu ermutigt, an der Wut festzuhalten, die das Leben von Frauen wie auch das Leben vieler Männer zerstört? Es gibt viele wichtige Fragen, die wir uns zum Thema Männlichkeit und Männer in der heutigen Zeit stellen müssen. Warum tauchen überwiegend Männer in der Statistik von Gewaltverbrechen auf, insbesondere bei sexueller Gewalt, von Belästigung bis zu Vergewaltigung? Warum ist Suizid die häufigste Todesursache von Männern unter fünfunddreißig – häufiger als Krankheiten oder Unfälle? Was können wir tun, um all das zu ändern? Um ein tieferes Verständnis für unsere Vorstellungen von Mannsein und Männlichkeit zu erlangen, müssen wir das Patriarchat verstehen, jene Ideologie und hierarchische Struktur, die Männer in eine vorteilhafte Position gegenüber Frauen versetzt und ihnen Macht, Privilegien, Ansprüche und Zugang zu Ressourcen in verschiedenen Bereichen und Kontexten gewährt: von der Familie bis hin zu Wirtschaft und Arbeitsplatz schreibt sie Männern und Frauen ihre Rollen zu und diktiert ihre materiellen Realitäten. Die Erwartung, dass Frauen kochen und putzen sollten, während Männer die Hauptverdiener sind, mag zwar keine so große Bedeutung mehr haben wie vor fünfzig Jahren. Aber heißt das, dass wir in einer gleichberechtigten Gesellschaft leben? Es lässt sich argumentieren, dass Frauen von solchen strengen Zuschreibungen befreit sind. Oberflächlich betrachtet ist das Bild der Hausfrau nicht mehr ganz so verbreitet, aber wenn Frauen für die gleiche Arbeit immer noch schlechter bezahlt werden als Männer, was sagt uns das darüber, wie weit wir gekommen sind? Wie ich im Verlauf des Buches erörtern werde, zieht sich das Patriarchat wie ein roter Faden durch die Familie, das Bildungssystem und die Mainstream-Medien. Es wirkt sich auf die Aneignung von Verhaltensweisen, Einstellungen und Handlungen von Männern aus und schreibt ihnen vor, wie sie in allen Aspekten ihres Lebens handeln, fühlen und sich verhalten sollen, insbesondere in Bezug auf Frauen und andere Männer.

Irgendwie das, was ich erwartet habe. Insbesondere von der bpb.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 27.10.2021 um 11.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47437

"Rollendruck" scheint mir seit Jahren und Jahrzehnten eher von denjenigen auszugehen, die jedes "Rollen"-Verhalten als schädlich und schimpflich bekämpfen. Seit den siebziger Jahren schenken fortschrittliche (heute "woke") Eltern ihren Söhnchen Puppen und den Töchtern Spielzeugautos. Die Kinder tauschen dann untereinander, und die Eltern fragen sich, was sie falsch gemacht haben. Wer sich an der Wirklichkeit orientieren möchte, braucht bloß zu studieren, wie unterschiedlich sich Erstkläßler je nach Geschlecht auf dem Schulhof verhalten, und wer glaubt, das sei alles anerzogen, soll mir sagen, wer pubertierende Mädchen dazu erzieht, Boy Groups in kreischenden Horden Schlüpfer auf die Bühne zu werfen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 27.10.2021 um 11.06 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47436

Dann habe ich es nicht verstanden. Der letzte Satz klingt so, als würden Männer etwas falsch machen, als würden sie falschen Erwartungen folgen.

Es gibt natürlich einen Konkurrenzkampf unter Männern (wie auch unter Frauen) – und dementsprechend Verlierer. Dazu mag auch dieser "locker room talk" gehören, bei dem herablassend über Frauen gesprochen wird. Aber ich glaube nicht, daß sich der Konkurrenzsituation durch kluge Bücher entkommen läßt.

Es ist viel hilfreicher, das beiderseitige Rollenverhalten zu verstehen als es (einseitig) zu verdammen. Man findet dann auch eher seine Nische.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.10.2021 um 07.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47435

Der Rollendruck auf Männer kommt auch von Frauen.

Sag ich doch und finde es auch richtig. Warum gibt es uns überhaupt, wenn nicht um der Frauen willen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.10.2021 um 07.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47434

Aus der Schulzeit:

Im Lateinunterricht kam es darauf an, aus Andeutungen des Lehrers zu erraten, welcher Text in der nächsten Klassenarbeit zu übersetzen sein würde. Dann konnte man sich eines dieser kleinen Heftchen besorgen, die eine Übersetzung als "Lernhilfe" boten, in Wirklichkeit aber ebenso zum betrügerischen Zweck vertrieben wurden wie die Miniaturwörterbücher ("Liliput"). Die Heftchen wurden "Transe" oder "Klatsche" genannt.
Ich kann sagen, daß ich weder solche Tricks benutzt noch je einen Blick auf das Heft meines Nachbarn geworfen habe, aber nicht etwa aufgrund meines hochmoralischen Charakters, sondern weil ich einfach zu stolz war. Außerdem habe ich den Aufwand für die Herstellung von Spickzetteln usw. immer für unökonomisch gehalten. Aber irgendwie war das für viele auch eine Schule fürs Leben.
Der Lateinlehrer, der meine nicht besonders glanzvolle Abiturklausur mit ironischen Kommentaren bedachte (ich hatte mehrere Jahre Latein nachgeholt und interessierte mich kein bißchen für römische Autoren, konnte auch kein Wort Griechisch), hätte sich wohl nicht träumen lassen, daß ich mal Klassische Philologie studieren würde. Die Abiturarbeiten von 1963 sind mir erst kürzlich zugeschickt worden, ich las sie mit einer Mischung aus Scham, Heiterkeit und Melancholie. "Wär ich hier nur nicht gegangen im Mai..."

Der Geschichtsunterricht hangelte sich, wie berichtet, von Krieg zu Krieg, jeweils nach "Ursache" und "Anlaß" aufgegliedert, wie die Weltgeschichte eben so ist. Davon muß doch manches hängengeblieben sein, zum Beispiel die schiefe Schlachtordnung, nach deren Anwendungsmöglichkeiten ich immer noch suche, sowie ein Fürst mit dem Beinamen Jasomirgott, was mir sehr gefallen hat.
Zum Abitur durften wir uns ein Thema für die mündliche Prüfung aussuchen, und ich gab vor, mich für die Geschichte Japans im 19. Jahrhundert zu interessieren, weil ich wußte, daß mein Lehrer davon genau so wenig verstand wie ich. Ich bin denn auch nicht geprüft worden. Der nette Mann, mit dem ich auch nach dem Abitur noch befreundet blieb, hatte den Trick natürlich durchschaut und ließ es mich merken. Aber außer solchen Späßen habe ich den Lehrern nicht viel Kummer gemacht.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 27.10.2021 um 06.37 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47433

Natürlich nicht, aber männliches Dominanzverhalten ist durchaus ein Attraktionsmerkmal, und dazu zählt auch Gewalt, das läßt sich belegen. Und natürlich ist da jeder einzelne Mensch anders, ich will auf gar keinen Fall Pauschalaussagen machen. Es gibt da sozusagen verschiedene erfolgreiche Strategien.

Jungen und Männer (nicht nur Homosexuelle) fühlen sich in der Tat sehr oft durch die gesellschaftlichen Männlichkeitsvorstellungen bedrückt. Sie wollen nicht hart, machohaft sein und nicht rüde über Mädchen sprechen usw.

(...)

Männer sollten so sein, wie Frauen sie sich wünschen, und nicht wie andere Männer es glauben erwarten zu sollen.


Aber es sind gerade auch Feministinnen, die Männern Gejammer vorwerfen und sich über "male tears" lustig machen. Die traditionellen Rollenerwartungen werden vorgeblich abgelehnt, aber gleichzeitig eingefordert.

Der Rollendruck auf Männer kommt auch von Frauen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.10.2021 um 05.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47430

Soweit ich weiß, enthält "Shades of Grey" masochistische Phantasievorstellungen. Das bedeutet bekanntlich nicht, daß Frauen, die das erregt, in Wirklichkeit mit einem Sadisten zusammenleben wollen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 27.10.2021 um 00.05 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47426

Das ist ein Thema, da könnte man lange drüber streiten. Da sind ähnlich platte Theorien im Umlauf wie bei unseren neorassistischen Antirassisten. Ich werde da schon etwas hellhörig, wenn das Wort "toxisch" in der Beschreibung vorkommt.

Was Frauen sich wünschen, ist auch so ein Thema für sich. Die Machotypen kommen nicht unbedingt schlecht weg. Das müßte man etwas differenzierter betrachten, und da ist leider auch vieles tabuisiert. Und was Literatur angeht: War nicht einer der größten Verkaufsschlager bei Frauen Shades of Grey?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.10.2021 um 17.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47423

Die Bundeszentrale hat das Buch, soweit ich sehe, nur in der üblichen Weise von einem Verlag in ihr Programm übernommen, hier Carl Hanser. Im Englischen ist der Titel weniger provokativ.

In der Sache finde ich das Thema wichtig. Jungen und Männer (nicht nur Homosexuelle) fühlen sich in der Tat sehr oft durch die gesellschaftlichen Männlichkeitsvorstellungen bedrückt. Sie wollen nicht hart, machohaft sein und nicht rüde über Mädchen sprechen usw. Es gibt ja unzählige autobiographische Berichte darüber, ganz zu schweigen von den literarischen Gestaltungen: all die Tonio Krögers, Hanno Buddenbrooks...

Das Buch kenne ich aber nicht und weiß nicht, wie gut das Thema behandelt ist.

Männer sollten so sein, wie Frauen sie sich wünschen, und nicht wie andere Männer es glauben erwarten zu sollen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 26.10.2021 um 14.26 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47420

Gut daß wir die Bundeszentrale für politische Bildung haben. Die hat ein sehr wichtiges Buch herausgegeben: "Sei kein Mann"
https://bpb.de/shop/buecher/schriftenreihe/342384/sei-kein-mann

Der Begriff Männlichkeit polarisiert. Steht er für physische Kraft, Durchsetzungsvermögen und Führungsanspruch? Oder – zunehmend und nicht nur für Frauen – für Aggression, Gewalt, Machtmissbrauch? Und welchen (unterschwelligen) Einfluss auf das, was unter Männlichkeit verstanden wird, haben Faktoren wie Biografie und Geschlecht, Sozialisation und Lebenssituation? JJ Bola, als Kind aus Kinshasa in der DR Kongo nach London geflohen, stellt ein verkrustetes Verständnis von Männlichkeit mit seinen zahlreichen ungeschriebenen Gesetzen infrage. Er beschreibt, warum ein solches Verständnis vielen Männern als Orientierung für die Akzeptanz unter Peers, in sexueller Hinsicht, beim Sport oder für ihr Selbstbild ebenso naheliegend wie unverzichtbar scheint, sie gleichzeitig aber auch unter Druck setzt. Im Kontrast dazu seziert Bola die toxischen Komponenten einer Männlichkeit, die sich – zumal gegenüber Frauen - über Macht, Anspruch oder Gewalt definiere und sich in der Kriminalstatistik ebenso negativ niederschlage wie in der Selbstmordrate junger Männer. Bola nimmt eine weite Perspektive ein und wirbt für eine Vielfalt von Männlichkeiten: Sie ließen, so sein einladendes Plädoyer, Jungs in Erziehung und Sprache mehr Raum für die eigene Identität und minderten – zum Besten aller – die Last eigener oder gesellschaftlicher Rollenerwartungen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.10.2021 um 05.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47417

Abkürzungen wie RT (Russia Today) und SNA (Sputnik News Agency) dienen dazu, russische Propaganda unerkannt in westliche Medien einzuschleusen, und so verlinkt denn auch Google News diese subversiven Texte für den arglosen deutschen Konsumenten, z. B. coronabezogene „Informationen“, die Zweifel säen, Mißtrauen stärken und unseren Merchants of doubt willkommenen Stoff liefern. (Forscher verbinden Impfstoffe von AstraZeneca und Pfizer mit seltenen neurologischen Komplikationen usw.) Ich habe schon von ehrenwerten Nachbarn gehört, man müsse doch auch RT hören, um die ganze Wahrheit zu erfahren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.10.2021 um 05.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47396

Für Klimaschutz und Corona-Bekämpfung haben die Rechtsradikalen nur Hohn und Spott übrig. Es ist aber nicht klar, wie beides mit ihrem einzigen genuinen Programmpunkt (Ausländer raus und Grenzen dicht) zusammenhängt, und bei der AfD konnte man ja auch sehen, daß sie anfangs nicht wußte, wie sie sich zu Corona stellen sollte. Sie hat sich dann zwar ebenso wie ihre inoffiziellen Lautsprecher (Tichy usw.) zu den "Skeptikern" (Verschwörungserzählern) gesellt, aber der Riß bleibt: Man polemisiert sowohl gegen die energische Coronabekämpfung als auch gegen die schlappe Coronabekämpfung; Gauland hat sich impfen lassen, Weidel nicht (Chrupalla wahrscheinlich auch nicht, er ist zur Zeit in Quarantäne nach positivem Test).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.10.2021 um 04.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47383

Roland Tichy und seine Mannen trauern Julian Reichelt (BILD) nach – ein erhellender Rückblick auf die schöne Harmonie dieser Medien.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.10.2021 um 05.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47332

Armut ist heute empörend und kein „großer Glanz“, der fromme Gefühle weckt. „Armut ist eben gewiß kein großer Glanz von innen, wie Vater Rilke das nannte, sondern eine einzige Sauerei.“ (Tucholsky) Oder so:
„The good lord must indeed love the poor, since he made so many of them.“

Daß es Armut nicht geben sollte, hat man früher anscheinend nicht so empfunden. Gibt es aus der Antike etwas in der Richtung? Eigentum als Diebstahl...? Mir fällt nur Petronius ein (schon zitiert):
Agamemnon sagte: "Ein Armer und ein Reicher waren verfeindet –", da unterbrach ihn Trimalchio mit den Worten: "Was ist ein Armer?" – "Sehr witzig", sagte Agamemnon.

Zur Geschichte der Armut scheint es auch nur Regionales zu geben (Geremek usw.). Neben der Geschichte der Kindheit, des Todes und anderen Modetiteln hätte eine Weltgeschichte der Armut ihren Platz. Eigentlich ist sie das Problem Nummer 1, aber die Leute wissen es noch nicht, sonst wäre der Teufel los.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.10.2021 um 05.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47330

(E)-1-(2,6,6-trimethyl-2-cyclohexen-1-yl)-2-buten-1-one, 2,4-DIMETHYL-3-CYCLOHEXENE CARBOXALDEHYDE, 3,4,5,6,6-pentamethylhept-3-en-2-one, CYCLAMEN ALDEHYDE, BENZYL SALICYLATE, CARVONE, GERANIOL, ISOEUGENOL, LINALOOL, Nerol, HELIOTROPINE, UNDECYLENAL

Was ist das? (Man kann es kaufen.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.10.2021 um 04.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47323

Armin Laschet entgleitet die Nachfolgersuche (Tagesspiegel 11.10.21)

Komische Auffassung von Demokratie (Thronfolge?).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.10.2021 um 17.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47320

Sollen wir jetzt etwa über Hanf diskutieren, und ist das die große Frage der deutschen Politik? Also Leute, reißt euch zusammen!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.10.2021 um 17.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47319

Zu dem Fall des verlorenen und wiedergefundenen achtjährigen Mädchens: Die Berichte haben ganz alte Erinnerungen in mir wachgerufen. Wir haben als Kinder oft Tageswanderungen in den nordhessischen Wäldern gemacht (die ich anderswo schon gepriesen habe), auch ohne Erwachsene. Das war damals noch möglich. Andererseits waren die Wälder, obwohl natürlich Staatsforsten und keine Wildnis, noch längst nicht so "erschlossen". (Nach 60 Jahren wieder mal auf dem Hohen Meißner, war ich doch ziemlich erschrocken über die Autostraßen und den ganzen Verkehr.) Was ich sagen wollte: In einem unbekannten Wald kann man sich gerade als Kind sehr leicht verlaufen. Wir hatten damals auch oft den Eindruck: Waren wir hier nicht schon mal, sind wir im Kreis gelaufen? Und es gibt Wälder, da braucht ein Kind nur ein paar Minuten in die falsche Richtung zu laufen, schon ist es außer Rufweite der Erwachsenen. Wer jetzt so schlau rät, wie die Eltern, das Kind und die Suchtrupps sich hätten verhalten müssen, der ist wohl lange nicht in einem richtigen Wald gewesen.
Man steht am Rand einer Fichtenschonung, eines uralten Buchenwaldes, lauscht nach allen Seiten, hört es rauschen und plätschern und sonst nichts - das ist sehr schön, aber für Kinder auch sehr gefährlich. Und ein Kind wiederzufinden kann auch verdammt schwer sein. Und dann wird es auch langsam dunkel und kühl. Man beschließt, morgen weiterzumachen, aber das Kind ist immer noch irgendwo da drin... Gruselig.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.10.2021 um 10.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47315

Die FDP will nicht mehr neben der AfD sitzen. Aber die Union will es auch nicht. Da ist guter Rat teuer. Man könnte die AfD hinter alle anderen setzen. Das wird sie zweifellos ablehnen. Bleibt nur: vor allen anderen. Da kann der Bundestagspräsident sie auch am besten im Blick behalten – wie der Dorfschullehrer, der die schlimmsten Bengel in die erste Reihe setzt. Aber ablehnen kann sie es auch schlecht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.10.2021 um 18.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47282

Als der Schauspieler Liefers sich über die Corona-Maßnahmen lustig machte (#allesdichtmachen), wurde er von den rechten Medien und Foren gefeiert. Nach seinem Bericht über die schlimmen Eindrücke beim Besuch einer Intensivstation wird er von den Lesern derselben Medien heruntergemacht, der Korruptheit verdächtigt usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.10.2021 um 06.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47271

In den öffentlichen Leihbüchereien New Yorks werden die Mahngebühren abgeschafft, angeblich um der sozialen Geichstellung willen, weil arme Menschen nicht zahlen können, während es reichen nichts ausmacht. Nebenbei sollen in anderen Städten nach Abschaffung der Gebühren die Rückgaben zugenommen haben. Nur bei Verlust soll der Ausleiher haften.
Man sollte die moralische Begründung weglassen. Es ist eine rein psychologisch-ökonomische Angelegenheit. Die Bücher müssen irgendwie zurück.

Wenn ein anderer das Buch nicht zurückgibt, kann ich es nicht ausleihen – ist das gerecht? Wer ein Buch für immer behält, ohne es zu vernichten, kann nicht gezwungen werden, es zurückzugeben. Das läuft aufs Verschenken hinaus – ist das gerecht?
Arme gehen lieber ins Gefängnis, als eine Geldstrafe zu zahlen. Ganz Reiche zahlen weder Strafe, noch gehen sie ins Gefängnis... Ist das gerecht?
An der Erlanger UB zahlen Studenten, die die Leihfrist überziehen, Strafgebühren, Professoren nicht. Ich habe noch nie eine Forderung erhalten, obwohl ich oft überzogen habe. Für diese Nachsicht gibt es keine Rechtsgrundlage. Allerdings werden die Bücher, die ich ausleihe, normalerweise von niemandem sonst gelesen, so daß sie bei mir ebenso gut aufgehoben sind wie im Magazin der UB und dabei noch Nutzen stiften. (Das Thema erledigt sich inzwischen, weil die UB fast nur noch elektronische Medien vermittelt. Ich brauche die UB kaum noch, weil ich am Bildschirm nicht gern lese und sowieso schon alles weiß.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.10.2021 um 00.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47269

Die Union sucht ja gerade nach einem deutschen Sebastian Kurz. Warum nicht Diana Kinnert?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.10.2021 um 16.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47264

Zum 25. Jahrestag der „Frankfurter Erklärung“ bringt die SZ einen echt abgeklärten, also gewohnt oberflächlichen Rückblick auf die Rechtschreibreform. Verfasserin ist die Schriftstellerin Nele Pollatschek, die damals acht war. (SZ 5.10.21)
Deutschlandfunk, Kölner Rundschau usw. wissen auch nicht mehr, worum es eigentlich ging (nicht um Delfin und Schifffahrt jedenfalls).
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.10.2021 um 12.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47263

Na ja, es klang bei mir fast, als wollte ich Laschet verteidigen. Die Union versucht halt jetzt (beide Parteien auf ihre Weise), zu retten, was zu retten ist.

Aber es war natürlich auch von Anfang an klar, daß die Union mit der Nominierung von Laschet statt Söder politischen Selbstmord betrieben hat.

Je nachdem, wie lange die Koalitionsverhandlungen nun dauern und wie sich die Diskussion und Stimmung in der Union ändert, kann er ja immer noch einen Rückzieher machen und jemand anders vorlassen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.10.2021 um 04.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47260

Ich finde es außerdem relevant, daß sich die Union ihrem schlechten Wert von oben genähert hat, die SPD ihrem fast gleich schlechten Wert von unten.
Gestern wurde berichtet, daß Laschets Umfragewerte seither mit jedem Tag schlechter werden. Das gilt auch für seine Parteigenossen und die Unionspolitiker, die jetzt von ihm abrücken.
Ich wollte nur, was ohnehin geschehen wird, mit der Zähigkeit konfrontieren, die aufgewandt wird, um es zu verhindern. Gruppendynamik interessiert mich sehr.

Am Wahlabend fragten die ersten, ob Laschet jetzt "den Schröder machen" will. Er leitete ja aus seiner Niederlage unmittelbar einen Regierungsauftrag ab. Das schoß ein entscheidendes Quentchen über die kluge Strategie hinaus, die Möglichkeit einer Jamaikakoalition zu ventilieren – nachdem aus unerfindlichen Gründen schon die Option einer Fortsetzung der Groko a limine ausgeschlossen worden war. (Mit implizitem Eingeständnis: Wir waren so schlecht, daß ein "weiter so!" nicht in Frage kommt. – Ist das etwa klug?)
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 05.10.2021 um 02.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47259

1,6 Prozentpunkte sind bei Wahlergebnissen von um die 25 Prozent nicht lächerlich, selbst wenn man nicht berücksichtigt, daß die SPD gegenüber der letzten Bundestagswahl um ein Viertel zugelegt und die Union über ein Viertel verloren hat. 2005 haben der Union 0,9 Punkte Vorsprung genügt, um einen »eindeutigen Regierungsauftrag« zu postulieren, und das bei Ergebnissen für Union und SPD um die 35 Prozent, was umgerechnet auf die heutigen Verhältnisse einem Vorsprung von etwa 0,6 Punkten entspricht.

Es ist schon in Ordnung, daß jetzt die Möglichkeiten für Jamaika ausgelotet werden. Die Wähler konnten sich auf dieses Szenario einstellen. Allerdings wurde ihnen das nicht leichtgemacht. Die Signale aus den vier Parteien waren höchst inkonsistent. Die FDP hatte kurz vor der Wahl vorsorglich darauf hingewiesen, daß sie einem schwarz-grün-gelben Bündnis auch dann nicht abgeneigt wäre, wenn die Union nur auf Platz 2 landen würde. Die Grünen haben sich wohlweislich lange zurückgehalten, was ihre Präferenzen angeht, aber in der TV-»Schlussrunde« kurz vor dem Wahltag machte Annalena Baerbock deutlich, daß sie die Union nach der Wahl lieber in der Opposition sähe. Und die Union war in dieser Frage gespalten. Während Laschet und seine Leute bis zum Schluß auf Sieg setzten, wie es sich für Wahlkämpfer gehört, bestanden Söder und Dobrindt darauf, daß Platz 2 für die Union Opposition bedeute.

»Hinschmeißen« wäre angesichts des Wahldebakels, für das Laschet maßgeblich mitverantwortlich ist, ein durchaus naheliegender Schritt gewesen und hätte ernsthaften Verhandlungen über Jamaika nicht im Wege gestanden, eher im Gegenteil. Wie will er denn in dieser Lage noch irgend etwas herausholen für die Union? Ein Mann, der für alle sichtbar obsessiv an dem Ziel festhält, irgendwie Kanzler zu werden, hat in Verhandlungen keine Chance.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.10.2021 um 23.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47258

"Man wundert sich auch wieder, wie zäh Laschet an seiner Rolle klebt"

Was soll er sonst machen? Hinschmeißen und sagen, macht mal die Regierung unter Euch aus?

Daß die Union im Nachteil ist, dichten ihr im Moment vor allem die Medien an. Wegen lächerlichen 1,6% Differenz zur SPD? Im Prinzip haben beide jetzt die gleiche Chance. Laschet ist seiner Partei und unserer Demokratie geradezu schuldig, bis zur Entscheidung für oder gegen "Jamaika" bei der Stange zu stehen. Er würde es sonst Gelb und vor allem Grün ja gar zu leicht machen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.10.2021 um 23.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47257

Ausstieg aus der Pandemie – das bedeutet, daß man auch einmal in die Pandemie eingestiegen ist. Ein Eingeständnis?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.10.2021 um 06.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47253

Vom Treiben der Psychologen, Coaches usw. halte ich im allgemeinen nicht viel, aber dieser neue Podcast (auch aus Anlaß der Koalitionsverhandlungen) hat mir gut gefallen, auch wegen seiner Einblicke in die Polizeipraxis, die das Ganze erdet:

https://www.ndr.de/media/17-Verhandlungsexperte-Matthias-Schranner,audio979530.html
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 02.10.2021 um 16.45 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47250

Laut ZDF-Instagram-Kanal "Around the World" (instagram.com/aroundtheword) sind "entrümpeln" und "Drittes Reich" vorbelastete Wörter.
https://twitter.com/JSevincBasad/status/1444012924914311171
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 02.10.2021 um 13.57 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47249

Die Öffentlich-Rechtlichen haben so einiges unter dem Radar laufen, was mal ans Tageslicht müßte. Alexander Kissler schreibt heute über das "funk"-Netzwerk von ARD und ZDF:
https://nzz.ch/feuilleton/linke-politik-und-gerechter-sex-das-oeffentlichrechtliche-jugendangebot-funk-wird-fuenf-jahre-alt-ld.1648108

Man könnte noch erwähnen erwähnen, daß auf manchen Kanälen gern Kinder instrumentalisiert werden.
https://youtube.com/watch?v=YZY3m5GfSxg
https://youtube.com/watch?v=044KC06Osnw

Die Bundesverdienstkreuzträgerin Mai Thi Nguyen-Kim kommt auch aus der funk-Ecke, hat sehr früh auf dem Bekloppten-Kanal "Auf Klo" mitgewirkt und ist sich auch für sonst nichts zu schade:
https://youtube.com/watch?v=6CPdNlal9WA
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 02.10.2021 um 12.50 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47248

Wie man Haß nicht den Feinden der Demokratie überläßt: https://deutschlandfunkkultur.de/umgang-mit-rassismus-hassen-ja-aber-das-richtige.1005.de.html?dram:article_id=462197
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 02.10.2021 um 12.27 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47247

Die Öffentlich-Rechtlichen machen immer mehr Politpropaganda auf irgendwelchen Seitenkanälen, die sich an Jugendliche richten sollen. Hier wieder ein Beispiel:
https://tiktok.com/@tagesschau/video/7013787629346934022
Auch hier: https://twitter.com/KevinLiberalis/status/1443664155668590593
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.10.2021 um 09.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47240

Was Stimmungen und Stimmen betrifft, so fällt mir gerade ein, daß die hochrangig besetzte Kartoffelkloß-Sitzung, von der ich berichtet habe (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29230), in Wirklichkeit eine Tagung war, auf der wir mit Heinrich Oberreuter über dessen damals neues Buch "Die Stimmungsdemokratie" diskutierten. Vgl. auch http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1024#39570.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 01.10.2021 um 18.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47237

[Ich habe im letzten Absatz den zweiten Schritt vor dem ersten gemacht. So ist der Gedankengang etwas sauberer formuliert:]

Wenn es mit Jamaika nichts wird, müßte Laschet schmachvoll von der politischen Bühne abtreten, denn den Fraktionsvorsitz wird sich Brinkhaus nicht nehmen lassen, jedenfalls nicht von einem Laschet, der gerade auch noch seine letzte Chance vertan hat. Laschet könnte sich dann auch nicht als Parteivorsitzender halten, was ihn aber nicht davon abhalten dürfte, bis zur allerletzten Sekunde auch an diesem Amt festzuhalten. Sollte die SPD, wenn auch die Ampel scheitert, der Union ein neues Bündnis anbieten, werden die Karten dort neu gemischt.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 01.10.2021 um 18.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47236

Zum Druckmittel »Neuauflage der großen Koalition«:

SPD und Union haben sich vor der Wahl gegenseitig als mehr oder weniger unwählbar dargestellt und die Unterschiede maßlos übertrieben, weil sie sich davon eine Polarisierung erhofft haben, die Wählerstimmen einbringt. Sie haben damit auch die Erwartungen der Medien bedient, die monatelang nicht müde wurden zu betonen, daß die Gemeinsamkeiten aufgebraucht seien und das Land endlich wieder eine Regierung mit klarer politischer Ausrichtung brauche, egal ob progressiv oder konservativ, Hauptsache eindeutig, mit einer Opposition, die für das Gegenteil steht. (Ich vereinfache, aber nicht stark.) Gleichzeitig wurde so getan, als ob das Wahlvolk der großen Koalition vollkommen überdrüssig geworden wäre, obwohl die Zufriedenheit der Bürger mit der Arbeit der Bundesregierung nach den Umfragen, an denen man sich sonst so gern orientiert, schon seit längerem ungewöhnlich hoch ist und ein Bündnis aus SPD und Union als Option für die Zeit nach der Bundestagswahl in der Bevölkerung, je nach Umfrage, nicht nennenswert beliebter oder unbeliebter war als die anderen Koalitionsmodelle.

Vor diesem Hintergrund liegt es nahe, daß die bisherigen Partner bis auf weiteres ostentativ auf Distanz zueinander bleiben, alles andere würde im Moment unglaubhaft wirken. Das Druckmittel einer Neuauflage der großen Koalition ist damit aber nicht weg, es wird nur noch nicht offen eingesetzt. Jedenfalls nicht von SPD und Union. Statt dessen machen sich die Führungen von FDP und Grünen das Schreckgespenst selbst zunutze, indem sie damit die eigene Basis schon einmal auf schmerzliche Zugeständnisse einschwören. Egal ob die SPD oder die Union der dritte Partner sein wird, nur eine Regierung unter »Führung« von Grünen und FDP, so die Botschaft an die eigenen Leute, sei in der Lage, den so dringend benötigten »Aufbruch« zu organisieren, deshalb gelte es, die Fortsetzung der großen Koalition unter allen Umständen zu verhindern.

Sollten die Ampel und Jamaika scheitern, wird die SPD nicht zögern, eine große Koalition unter ihrer Führung einzustielen. Neuwahlen wären in dieser Situation für sie, aber auch für die anderen vier Parteien, mit unkalkulierbaren Risiken verbunden, und die Sozialdemokraten könnten ihren Sinneswandel wieder mit ihrer staatspolitischen Verantwortung rechtfertigen. Die Union wird sich da schon schwerer tun, weil die Rolle als Juniorpartner in einer Bundesregierung ihrem Selbstverständnis noch mehr widerspricht als der Gang in die Opposition.

Die Interessenlage der CDU kann sich aber rasch ändern, und im Moment weiß man dort wohl selber nicht so genau, was man eigentlich will. Laschet will nur Kanzler oder gar nichts werden. Den Weg zurück nach NRW hat er sich aus Einsicht in die Notwendigkeiten selbst verbaut. Er wußte, daß man ihm seine Berliner Ambitionen sonst nicht abnehmen würde, das hatte er bei Röttgen studieren können. Wenn es mit Jamaika und der Ampel nichts wird, müßte Laschet schmachvoll von der politischen Bühne abtreten, denn den Fraktionsvorsitz wird sich Brinkhaus nicht nehmen lassen, jedenfalls nicht von einem Laschet, der gerade auch noch seine letzte Chance vertan hat. Laschet könnte sich dann auch nicht als Parteivorsitzender halten, was ihn aber nicht davon abhalten dürfte, bis zur allerletzten Sekunde auch an diesem Amt festzuhalten. Sollte die SPD in dieser Lage der Union ein neues Bündnis anbieten, werden die Karten in der Union neu gemischt.
 
 

Kommentar von , verfaßt am 01.10.2021 um 12.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47235


 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.10.2021 um 12.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47234

Sie spielen mit der Bedeutung von "Sieger". Ich verstehe darunter den Wahlsieger. Aus den Koalitionsverhandlungen geht kein Sieger hervor. Die Koalitionspartner ("Kontrahenten" im eigentlichen Sinne) werden dem Kanzler viel Erfolg wünschen, aber sie werden ihm doch nicht als Sieger gratulieren! Das würde ja bedeuten: "Wir haben die Koalitionsverhandlungen verloren."

So verstehen es auch sämtliche Beteiligten, wie ich seit Sonntag täglich lese.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.10.2021 um 12.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47232

Gratuliert Laschet Scholz jetzt schon, wirkt das doch wie ein Eingeständnis, daß er den weiteren Kampf im Grunde aufgibt. Gratuliert er noch nicht, deutet er damit an, daß der Kampf ums Kanzleramt für ihn noch nicht entschieden ist. Ich halte das nicht für unhöflich. Die Ehre gebührt dem, der auch am Ende noch Sieger ist.

Natürlich hat Scholz gerade die besseren Aussichten.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.10.2021 um 11.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47231

Ich zähle Wahl UND Koalitionsverhandlungen zum Kampf um die Regierungsmacht. Wenn der "Sieger" nachher nichts zu sagen hat, wird er sich für die Gratulation schön "bedanken".
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.10.2021 um 09.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47229

Muß man zu allem und jedem immer gratulieren? Wenn die Verhältnisse nach der Wahl klar sind und der Sieger (nächste Kanzler) feststeht, wie z.B. 1972 (Sieger Brand, SPD/FDP) oder 2005/09/13 (Sieger Merkel, CDU immer mit den meisten Stimmen), dann gehört es sich wohl so.

Aber wenn Laschet jetzt Scholz zum Wahlsieg gratulierte und sich unmittelbar darauf mit Hilfe von Grün/Gelb zum Kanzler küren ließe, dann würde das wohl zynisch wirken. Deshalb empfand ich Söders Gratulation an die SPD vor dem Ende der Koalitionsverhandlungen nur als gönnerhafte Selbstdarstellung und Stichelei gegen Laschet.

Ich weiß nicht mehr, wie es 1969 oder 1976 war, hat damals die SPD auch Kiesinger bzw. Kohl zum Wahlsieg gratuliert, obwohl Brand bzw. Schmidt die Kanzlerschaft aufgrund der Einigung mit der FDP schon in der Tasche hatten?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.10.2021 um 05.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47227

Wenn ich die Zahlen richtig lese, könnten CDU und SPD ihre große Koalition auch einfach fortsetzen. Der Vizekanzler würde Kanzler, was ja nicht abwegig ist. Die beiden arbeiten seit langem zusammen (erfolgreich, wie viele sagen würden), so daß gerade dies nicht als völlig undenkbar bezeichnet werden kann. Ich wundere mich schon lange, daß sie sich diese Option nicht offenhalten, schon als Druckmittel gegen Grüne und FDP für den Fall, daß diese übermütig werden und zu weitgehende Forderungen stellen. (Ich spreche nicht von meinen eigenen Wünschen, sondern nur als Beobachter.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.10.2021 um 04.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47226

Zwei Stimmungen, viele Stimmungen sind besser als eine. Das spricht für die Briefwahl.

Was ich sagen wollte: Gewählt werden Abgeordnete und Parteien. Hier gibt es also Gewinner und Verlierer – absolut und relativ zur vorigen Wahl. Merkel und Söder zum Beispiel gratulierten Scholz, das ist in Ordnung.

Koalitionen werden nicht gewählt. Jede ist demokratisch legitimiert, wenn die Partner es sind, aber gewählt ist sie nicht. Ich sehe nicht, wo da ein Widerspruch sein könnte.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 30.09.2021 um 23.34 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47225

Die Parteien des linken Spektrums hatten dazu aufgerufen, SPD zu wählen. Mir geht es aber nur ums Grundsätzliche, nicht um die konkrete Situation im Wahlkreis 196.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.09.2021 um 22.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47224

"Diese"? Welche?

Was heißt "taktisches" Wählen? Daß man seine Stimme aus irgendeinem Grund nicht dem eigenen Favoriten (Politiker oder Partei) gibt?

Ich glaube nicht, daß so etwas im Falle Maaßen eine Rolle gespielt hat. Wer ihn gewählt oder nicht gewählt hat, war sicher wirklich für oder gegen ihn. Ich halte es aber für sehr wahrscheinlich, daß er so manchen potentiellen CDU-Wähler ungewollt abgeschreckt und an die SPD verloren hat, während er umgekehrt die AfD um nicht wenige Stimmen gebracht hat. Insgesamt hat er also ungewollt der SPD zum Direktmandat verholfen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 30.09.2021 um 21.27 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47223

Diese Option des "taktischen" Wählens wäre übrigens ein Argument gegen die Briefwahl, da man dafür die Stimmung am Wahltag abschätzen muß.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.09.2021 um 16.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47222

Hans-Georg Maaßen wurde ja als AfD-nah beschimpft, seine Kandidatur in Thüringen wurde deswegen sogar innerhalb der Union kritisiert. Tatsächlich war er aber der beste Helfer der SPD. Ohne ihn wären seine Stimmen vermutlich vor allem der AfD zugute gekommen. Durch die Halbierung der rechten Stimmen siegte aber die SPD in seinem Wahlkreis – einer der wenigen roten und schwarzen Flecken im blauen Meer von Thüringen und Sachsen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.09.2021 um 14.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47221

Widersprechen Sie sich hier nicht selbst?

In http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1024#47213 schreiben Sie:
"Nach einer Wahl gesteht man ein, daß es nicht gereicht hat, bedankt sich bei allen Unterstützern, gratuliert dem Sieger ..."

Aber wer ist der Sieger und für wen hat es nicht gereicht?
Richtig, "gewählt werden Parteien, nicht Koalitionen", aber regieren tun Koalitionen, nicht Parteien.

Ist dann der eigentliche Sieger die Partei mit den meisten Wählerstimmen, oder ist es die Partei, die den Kanzler stellt?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.09.2021 um 05.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47217

In der rechten Blase schreibt jemand:

Der Wähler hat Union, FDP und AfD mit einer stabilen Mehrheit ausgestattet. Daß das nicht zustande kommt, ist eine Mißachtung des Wählerwillens und Ausdruck der tiefsitzenden Überzeugung, es besser zu wissen als das gemeine Wahlvolk.

Gewählt werden Parteien, nicht Koalitionen. Jede Koalition kann sich auf den Wählerwillen berufen. Der Wähler erteilt auch keinen „Regierungsauftrag“, entgegen dem allgemeinen Geplapper.

Der "cordon sanitaire" (BHL gestern in der SZ) um die AfD wird halten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.09.2021 um 05.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47185

Unter den drolligen Redensarten meines Schwiegervaters, die er berlinernd vorzutragen pflegte, war auch der Schweppermann:

"Und jeder Mann bekommt ein Ei,
Der brave Schweppermann kriegt zwei."

Ich bin der Sache erst jetzt mal nachgegangen (s. Wikipedia) und habe auch Fontanes "Cécile" noch einmal gelesen – auch dazu gibt es einen Wikipedia-Eintrag, der fast so lang ist wie der Roman selbst. Er erschien mal in der "Fischer Bibliothek der hundert Bücher", die ich damals fast alle gelesen habe. Das liegt nun fast so weit zurück, wie die Erstveröffentlichung zurücklag, als die "Exempla classica" erschienen.

Eigenartiges Gefühl, wenn man etwas nach 100 Jahren wiederliest. Das Buch ist dasselbe, man selbst nicht.

Eduard Engel, der viel zu Fontanes Ruhm beigetragen hat, ärgerte sich über das Französeln seines Freundes, aber so war das eben in Berlin. Die Redensarten, wie eben der Schweppermann, erinnern ein bißchen an Kempowski.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.09.2021 um 08.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47179

Auch die FAS (Justus Bender) kritisiert die Briefwahl, aber seine Gründe sind schwach.
Das Wahlgeheimnis soll hunderttausendfach verletzt worden sein, aber nicht wegen Fälschungen (wie andere ohne Grund vermuten), sondern weil die Wahlunterlagen „auf dem Wohnzimmertisch lagen“. Nun, wer im Familienkreis keinen Wert auf Geheimhaltung legt, wird das auch bei der Urnenwahl nicht tun. Ich zum Beispiel habe immer gewußt, was meine Frau wählt (nämlich das gleiche wie ich...). Wir wählen übrigens nie per Briefwahl, obwohl ich, wie erwähnt, lange Zeit Briefwahlhelfer war und keine Bedenken gegen die Briefwahl habe.
Außerdem macht Bender geltend, ein Ereignis unmittelbar vor der Wahl könne das Stimmungsbild noch verschieben, zu spät für einen Wähler, der seine Stimme schon vier Wochen früher abgegeben hat. Das kann man aber auch positiv sehen: Das Wählerurteil sollte sich doch über mindestens vier Jahre bilden und nicht einem Augenblicksereignis folgen. Die Stimmung am Wahltag könnte durch die Stimmung vier Wochen vor dem Wahltag ein wenig ausgeglichen werden.
Natürlich wird der Wahlkampf, wenn viele schon gewählt haben, „immer vergeblicher“. Aber das ist doch gut, wiederum deshalb, weil das politische Urteil aus der Politik und nicht aus dem Wahlkampf abgeleitet werden sollte.
Zwischendurch stellt Bender fest, die Briefwahl schade vor allem der AfD. Ach so!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.09.2021 um 07.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47177

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#21676

Im Interview mit dem SZ-Magazin erzählt Peter Handke zwei Witze, die ihm Freude machen, aber so abgestanden sind, daß ich sie nicht wiedergeben kann. Im Kontext hat es mich überrascht, aber andererseits paßt es zu ihm.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.09.2021 um 04.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47172

„Gemeinsam für ein modernes Deutschland“ – das Plakat gefällt mir. Ich bin nicht dafür, daß jeder für sich ein zurückgebliebenes Deutschland bewahrt. Ich werde die Partei wählen, die gemeinsam ein modernes Deutschland will. Aber welche war es noch mal? Auf dem Weg zum Wahllokal radele ich morgen wieder vorbei, dann werde ich versuchen, es mir zu merken.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.09.2021 um 04.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47149

Der Ärztefunktionär Andreas Gassen (ein Orthopäde) hat wieder mal eine "Diskussion angestoßen" - wie alle paar Wochen. Als die Pandemie kaum begonnen hatte, sagt er deren bevorstehendes Ende voraus, und seither fordert er in regelmäßigen Abständen das Ende aller Maßnahmen, nun für Oktober. Im Frühjahr werde Corona auslaufen usw. Vgl. schon Tagesschau vom 28.10.20. Festlegen läßt er sich aber auch nicht, ähnlich wie sein Verbündeter Streeck.

Was "die" Kassenärzte wirklich denken, wissen wir nicht, nur einzelne haben diesem vermeintlichen "Ärzte-Chef" bisher widersprochen. Das ist das Problem mit den Standesvertretern. Gassens Forderungen sind politisch, nicht medizinisch, und gefragt hat er die von ihm Vertretenen auch nicht; trotzdem kommen seinen Thesen an als Meinung "der" Kassenärzte.
 
 

Kommentar von , verfaßt am 21.09.2021 um 03.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47147


 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.09.2021 um 04.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47145

Als im Triell (wie schon im vorigen) Scholz sich bereit erklärte, mehr Steuern zu zahlen, mahnte Laschet, man solle nicht immer nur an sich selbst denken. Eine goldene Wahrheit, aber hier auf einen besonderen Fall von Egoismus gemünzt. (Laschet selbst bringt seine Person regelmäßig ins Spiel, wenn es um seine einfache Herkunft geht.)

(Anschließend malte er die Folgen höherer Steuern für den "Bäckermeister" aus, auch dieser ein alter Bekannter aus sämtlichen früheren Veranstaltungen – vielleicht weil der immer so früh aufstehen muß.)

Übrigens hat das Verhalten der beiden Moderatorinnen meine Abneigung gegen diese Spezies weiter verstärkt. Das wiederholte Einblenden der Redezeit und das Reden darüber war wie schon bei den anderen Triellen dumm genug (die gerechte Verteilung der Redezeit sollte sich im Hintergrund abspielen), aber nicht nur mir fiel ein Ausrutscher der Moderatorin v. Brauchitsch (früher CDU) auf: Als sich herausstellte, daß Laschet viel länger geredet hatte als Baerbock, fordert sie diese (!) auf, sich kürzer zu fassen. Überhaupt zeigten die Moderatorinnen mit ihren Interventionen, daß sie den inhaltlichen Verlauf überhaupt nicht wahrzunehmen schienen, sondern einen Punkt nach dem anderen abhakten. Dazu gehört ja auch wieder die Sache mit der Redezeit, wodurch das ohnehin schwache inhaltliche Interesse immer wieder abgewürgt wurde. Es erinnerte mich an eine betagte Dame, die die Erzählungen ihrer Tochter alle paar Minuten mit Bemerkungen unterbrach wie: „Du mußt mal was mit deinen Haaren machen“ oder „Du siehst so müde aus.“ Das schlägt schwer aufs Gemüt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.09.2021 um 03.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47137

Um Bilder vom verpackten Arc de Triomphe verkaufen zu können, muß man doch in unserem digitalen Zeitalter den Arc de Triomphe nicht mehr verpacken. Das ist rückständig und ökologisch bedenklich.

Außerdem kann es den verpackten Reichstag nicht toppen.

Was könnte man jetzt noch verpacken? Die Pyramiden? Den Fujiyama?

Hätte man das WTC rechtzeitig verpackt, wäre die Weltgeschichte vielleicht anders verlaufen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.09.2021 um 14.59 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47106

Kanzlerkandidaten lassen sich von Kindern befragen.
https://youtube.com/watch?v=UxQP9a-R_6U
https://youtube.com/watch?v=EWbDI5CMA1w
Bin heute zufällig darauf gestoßen und kann es mir nicht in Gänze ansehen, weil es mir zu viel Schmerzen bereitet.

Irgendwie wirkt das auf mich geskriptet. Alles zu glatt, um echt zu sein. Dazu ungewöhnliche Kameraeinstellungen, z.B. Nahaufnahmen. Ich hatte mich hier neulich schon gewundert, für was Politiker sich hergeben. Das Ende unserer Zivilisation kann nicht mehr weit sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.09.2021 um 05.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47083

Zur "Fahrt ins Blaue" paßt eine andere Sache, die mit Recht als "veraltend" bezeichnet wird: das Hasenbrot. Der Ausdruck muß nach den verschiedenen Einträgen als unerklärt gelten.

Den Begriff “Hasenbrot” hört man heute nur noch selten, was wohl größtenteils daran liegt, dass die Reste des übrig gebliebenen Proviants heute meist auf dem Müll landen und nicht mehr nachträglich verspeist werden.

Das düfte zutreffen. Hinzu kommt, daß die Kinder heute Geld statt Proviant mitbekommen.

Am Hasenbrot schien für uns Kinder noch etwas von Wald und Wiese zu haften, die wir an ewig langen Sommertagen durchwandert hatten. Wenn es sich wegen Austrocknung bog, war es eine "Schaukel".

Brotdose und Feldflasche (mit Filz überzogen) waren anfangs noch aus Beständen der Wehrmacht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.09.2021 um 04.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47082

Meine Bemerkung über das feministisch zusätzlich verdorbene Bahn-Magazin "Mobil" bringt mich auf zwei "historische" Bemerkungen.

Erstens ist die Bahn schlechter geworden. Da wir seit genau 30 Jahren unseren Urlaub auf derselben öden Sandbank in der Nordsee verbringen und immer mit Kind und Kegel per Bahn hinfahren, kann ich mit Bestimmtheit sagen, daß diese außergewöhnlich lange innerdeutsche Reise (11 Stunden) früher stets reibungslos funktionierte und selbst von quirligen Kindern genossen werden konnte. Seit einigen Jahren gibt es jedesmal Schwierigkeiten, und die letzte, vor vier Wochen hin und gestern zurück, war so voller kleiner Katastrophen, daß wir es nur geschafft haben, weil wir noch jung (77) und fit sind.

Zweitens wird im besagten Magazin, das ja nur völlig Verzweifelte zur Hand nehmen, daran erinnert, daß die Bahn früher "Fahrten ins Blaue" anbot. Da fiel mir erst ein, daß ich das gut kannte und nun seit vielen Jahren nicht mehr gesehen habe. Es waren keine "Kaffeefahrten", wie sie heute noch von Busunternehmen angeboten werden, also verdeckte Verkaufsveranstaltungen (inzwischen unter dringend notwendiger rechtlicher Beschränkung der Kaufverträge), sondern kurze, wirklich fidele Gesellschaftsreisen für Menschen, die noch nicht mit eigenen Autos jederzeit überall hin fahren konnten.
Zur sprachlichen Seite: https://gfds.de/fahrt-ins-blaue/

Heute ist, wie gesagt, die Ungewißheit über den Ausgang einer längeren Bahnfahrt so alltäglich, daß es fast immer eine Fahrt ins Blaue ist. Danke, Herr Scheuer, es war wieder sehr lustig! Corona haben Sie ja auch schon gemeistert.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 13.09.2021 um 19.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47076

"Im deutschen Filmkanon sind postkoloniale und postmigrantische Perspektiven nicht vertreten." Vermutlich, weil Angst Seele aufessen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 13.09.2021 um 19.21 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47075

Die Neuen deutschen Medienmacher*innen (ehemals Neue deutschen Medienmacher) machen sich breit:
https://neuemedienmacher.de/ndmuseumsmacherinnen
https://neuemedienmacher.de/projekte/neue-deutsche-filmemacherinnen/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.09.2021 um 05.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47074

„Man muss die ursprüngliche Vorstellung des gemeinsamen Urnengangs des gesamten Wahlvolks – mit demselben Kenntnisstand – nicht überhöhen. Aber auch eine geheime Wahl ist bei der Briefwahl nicht garantiert. Das Leitbild des Grundgesetzes ist die Urnenwahl. Wählt jeder zweite per Brief, ist das eine andere Wahl – nicht nur für Demoskopen.“ (Reinhard Müller, FAZ 10.9.21)

Abgesehen vom makabren „Urnengang“ – hat Müller Daten zur Brechung des Wahlgeheimnisses? Dann sollte er seinen Verdacht untermauern. (Bei den Rechten klingt es ähnlich.)
Statt „Kenntnisstand“ könnte man auch „Augenblicksstimmung“ sagen. Die kann sich durch den Wahlkampf (was für ein Wort!) noch verschieben, aber das ist eigentlich nicht wünschenswert. Das politische Urteil sollte sich während der Legislaturperiode oder über noch längere Fristen bilden und tut es ja auch im wesentlichen. Die sportiven Darbietungen der letzten Tage und Wochen vor der Wahl sind naturgemäß oberflächlich.
(Ich bin als langjähriger Briefwahlhelfer natürlich etwas empfindlich. Ich sehe mich nicht gern als Helfershelfer einer unsauberen Angelegenheit.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.09.2021 um 05.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47073

„Was Experten sagen...“ So könnte eine Gattung von Witzen beginnen. Zum Beispiel sagen sie zur Wahlwerbung, was man sich zur Wahlwerbung denken könnte. Söder ist mit dem Fahrrad allein (!) in der bayerischen Natur unterwegs. Medienwissenschaftler Christian Schicha sieht da ein Problem: „Man stellt sich schon die Frage, ob die Kandidaten überhaupt teamfähig sind.“ (SZ 11.9.21)
Hat jemand diese Frage gestellt, oder hat der Experte sie sich nur ausgedacht? Natürlich letzteres. Er hält es offenbar für ausreichend, und in seinem windigen Fach mag das zutreffen. Die Kollegen machen es ebenso, die Zeitungen drucken es, und es nährt seinen Mann – was will man mehr?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.09.2021 um 05.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47060

Malermeister Chrupalla (AfD) will, daß die Schüler wieder mehr deutsche Gedichte auswendig lernen, kann aber kein einziges nennen. Daß er Heine als seinen Lieblingsdichter bezeichnet, hat nicht viel zu bedeuten, denn auch von diesem kennt er nichts, sondern hat nur den Namen mal gehört.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 06.09.2021 um 21.07 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47036

Wolfgang Herles (der auch für Tichys Einblick schreibt) hat Talkshows oft als Kasperletheater beschrieben, in dem die Gäste nach ihren Rollen als Krokodil, Oma, Polizist usw. gecastet werden. Statt Bundestagsdebatten zu übertragen, sendet man lieber diese fingierten Talk-Formate. Dort findet vermeintlich die politische Debatte statt.

Mir scheint es allerdings eine neue Entwicklung zu geben. Formate, in denen Politiker in unangenehme Situationen gebracht werden, und möglichst schlagfertig "performen" müssen. Vor ein paar Tagen habe ich hier mal reingeschaut:
https://youtube.com/watch?v=7PWeg3NLBXg
Ich dachte erst, das sei deep fake, aber es ist tatsächlich echt.

Oft auch zwei Gegner, die gegeneinander antreten und alberne Spielchen durchexerzieren müssen:
https://youtube.com/watch?v=e1NbhTcsaYY
(Ähnliches gibt es auch mit Politikern.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.09.2021 um 19.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47034

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27579

Nur mal zwischendurch: Heute bekam ich folgende Einladung:

Der Dekan der Philosophischen Fakultät und Fachbereich Theologie lädt ein zu einem Festakt ...

Der Galimathias ist also unverändert und hat offenbar Hunderten von Professoren und anderem Volk keinen Grund geboten, sich zu schämen. Oder, wahrscheinlicher: sie wehren sich nicht, weil ihnen sowieso alles egal ist, die Rechtschreibreform, das Genderbüro, die "Charta der Vielfalt"...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.09.2021 um 12.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47030

Til Schweiger nennt Impfung bei Kindern „entsetzlich“
Der Schauspieler Til Schweiger hat sich in einem Trailer zu einem Film gegen die Corona-Impfung von Kindern positioniert. Schweiger sagt in dem Video: „Für Kinder ist dieses Virus absolut harmlos und die Gefahr von so einer Impfung, die man nicht erforscht hat, ist ungleich höher als der Virus selber, deswegen halte ich persönlich das für entsetzlich, entsetzlich finde ich das.“
(WELT 6.9.21)

„Die Impfung ist nicht erforscht“ = „Ich habe mich damit nicht beschäftigt.“

Das Coronavirus und die Biochemie der Impfstoffe sind erforscht wie nur irgend etwas. Man braucht es nur nachzulesen.

Warum werden immer wieder Prominente des Show-Business zu Themen befragt, von denen sie keine Ahnung haben? Man sollte so einflußreichen Menschen ein gewisses Verantwortungsbewußtsein zutrauen, aber das ist selten. Die Medien machen sich mitschuldig an der Volksverdummung, indem sie den Unterschied zwischen Prominenz und Kompetenz verwischen. Das sieht man auch an der Einladungspolitik der Talkshows.

Vor 65 Jahren hatte „Elvis for president“ eine gewisse Aussicht auf Verwirklichung, wie später bei Trump. Der King wies das jedoch zurück („I am a singer“), weil er meinte, der Fähigste sollte es machen (er war für Stevenson).

Bei der großen Zahl von infizierten Kindern gibt es auch unter ihnen kritische Fälle. Für Kinder unter zwölf ist bisher leider kein Impfstoff zugelassen, aber Jugendliche sollten ebenso wie alle Erwachsenen gerade zum Schutz der Kinder geimpft werden. Das sagt auch Christian Vogelberg, Kinder-Pneumologe, in einem Interview der FAS (5.9.21).

Schweigers Expertise wird denn auch sogleich vom rechtsradikalen „Tichys Einblick“ weiterverbreitet.

Zu Til Schweiger: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=897#21598 (Nutella für unsere Jungs in Afghanistan)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.09.2021 um 06.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47007

Ich habe schon erwähnt, daß der unentzifferbare Diskos von Phaistos überraschenderweise in Stempeltechnik angefertigt worden ist. Stempel ("bewegliche Lettern") macht man ja wohl nur, wenn man sie mehrmals verwenden will.

Aber was ich bemerken wollte: Eine eigenartige Parallele findet man in den ältesten Höhlenmalereien, wo es bekanntlich die vielen Handabbildungen in Sprühtechnik gibt. Man hat also entweder direkt mit dem Mund oder durch ein Röhrchen die eigens angefertigte Farbe über die auf den Fels gelegte Hand gesprüht. Darauf muß man erst mal kommen. Der Zweck des Ganzen ist so unbekannt wie bei der ganzen Höhlenmalerei. Jedenfalls steht eine Technik, die man für spät halten könnte, hier wie dort am Anfang.
Bemerkenswert ist noch, daß naturgetreue Tierbilder neben sehr abstrakten Menschendarstellungen stehen. Der Grund wird immer unbekannt bleiben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.08.2021 um 16.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47005

Wenn man den Kandidaten Laschet nicht verhindern kann, muß man die ganze CDU/CSU verhindern, das erklärt deren gegenwärtigen Abstieg. Laschet wäre nach Kiesinger der zweite Bundeskanzler, der nicht aus dem Kreis der Bundestagsabgeordneten kommt. Ein ganz anderer Bundeskanzler wäre möglich, es kann sogar ein mandatloser Privatmann sein, etwa ein Wissenschaftler oder ein Popstar. Oder ich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.08.2021 um 15.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47004

Wer in Bayern Merkel gut fand, konnte sie trotzdem nicht wählen, weil er dann die CSU hätte wählen müssen.
Wer die CSU gut findet, kann sie trotzdem nicht wählen, weil er dann Laschet wählen müßte.
Ist das nicht komisch?

Und um noch einmal auf das Thema Schattenkabinett zurückzukommen: Wenn man Laschet wählt, wählt man dann auch Merz, Maaßen, Amthor oder wie? Das würde mancher wohl gern wissen. Ebenso natürlich bei Scholz (Kühnert usw.).
Sie beteuern, das Wahlergebnis abwarten zu wollen oder zu müssen. Aber das hat doch nichts damit zu tun, welche sie Mitarbeiter vorgesehen haben, die ja nicht selbst irgendein Mandat gewinnen müssen. (Auch der Bundeskanzer strenggenommen nicht.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.08.2021 um 16.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46991

Stets zu Diensten – Wie das Bundesverfassungsgericht zum Erfüllungsgehilfen der Politik wurde (CICERO-Titel)

NEUE EHRFURCHT VOR ALTEM WISSEN
Wie uns indigene Kulturen und vergangene Epochen jetzt weiterbringen – persönlich und gesellschaftlich.
(Titel von ZEIT Wissen)

Paßt für mein Gefühl zusammen. Zangenangriff von Verschwörungstheorie und Esoterik.

Zu letzerer gestern bei ARTE eine schauderhafte sogenannte Doku über die Mayas und ihre angeblichen Erben von heute mit ihrer uralten Weisheit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.08.2021 um 06.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46981

Im Interview mit der SZ erzählt Scholz, wie er den Wehrdienst verweigerte. Andererseits erklärt er, daß die Bundeswehr zu Auslandseinsätzen wie in Afghanistan fähig und bereit sein muß. Die Interviewer haken nicht nach, wie das zusammenpaßt und ob Scholz seine Meinung zum Militär geändert hat. Bezeichnend für die Gemeinplätzigkeit des ganzen Gesprächs, die den ohnehin nicht mitreißend profilierten Kandidaten noch weiter verschwimmen läßt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.08.2021 um 05.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46980

Je blasser die Kanzlerkandidaten, um so wünschenswerter wären Schattenkabinette, damit man weiß, wen oder was man überhaupt wählt. Wie ich sehe, meinen das auch viele andere. Der Verzicht darauf scheint mir nicht klug zu sein. So viele Katzen in Säcken anzubieten... Das hat es in diesem Ausmaß wohl noch nie gegeben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.08.2021 um 04.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46969

In einem Überblick der SZ über die Versuche der USA, "Nation building" mit militärischen Mitteln zu erzwingen, heißt es am Ende, das sei nur zweimal erfolgreich gewesen: bei Deutschland und Japan nach dem Zweiten Weltkrieg. Das ist natürlich Unsinn. Deutschland war längst eine "Nation", nur in falsche Hände geraten, und überhaupt nicht mit Afghanistan oder den postkolonialen afrikanischen Konglomeraten zu vergleichen. Die Kontinuität, mit der Deutschland weiterfunktionierte, war sogar ein bißchen zu mächtig.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 26.08.2021 um 22.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46968

Der Enkeltrick mal ganz anders! Toll. Vielen Dank, Herr Fleischhauer!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.08.2021 um 18.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46967

Bei einem Soziologen (Peter L. Berger?) habe ich mal gelesen, was die beliebte Formel "schnell und unbürokratisch" bedeutet: Korruption. Eine weitere Bestätigung findet man im massenhaften Abrechnungsbetrug mit Corona-Schnelltests. Ermöglicht durch den Verzicht auf ordentliche Buchführung und Kontrolle. So geht es überall, wo Geld verteilt wird: Flüchtlingshilfe, Fluthilfe...
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 26.08.2021 um 11.17 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46962

Haben Sie auch schon lange keinen Brief mehr von Ihren Enkelkindern bekommen? Das muß sich ändern, meint diese Kampagne von Fridays for Future und anderen Klimaschutz-Organisationen.
https://enkelkinderbriefe.de
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.08.2021 um 07.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46944

Laschet am Holocaust-Denkmahl. ... Die CDU instrumentalisiere das Holocaust-Mahnmahl für ihren Wahlkampf. (stern.de 24.8.21)

Das darf nicht länger falsch sein. Augst, übernehmen Sie!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.08.2021 um 04.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46940

Taliban drohen uns mit Krieg in Kabul (BILD 24.8.21)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.08.2021 um 15.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46936

Und noch einmal:

Mediziner begrüßen Abkehr von 50er-Inzidenz

Ärzte befürworten Abkehr von 50er-Inzidenz


Usw.

In Wirklichkeit ein einziger Ärztefunktionär, Gernot Marx.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.08.2021 um 08.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46930

Kürzliche glossierte das "Streiflicht" der SZ die "Tür" und insbesondere die "Hintertür", durch die bekanntlich die Impfpflicht eingeführt werden soll oder schon eingeführt ist.
Die Rechten polemisieren gegen Impfpflicht und Lockdown, die sie zu diesem Zweck herbeiphantasieren müssen. "Hintertür" und "indirekt" gehören zu den rhetorischen Mitteln.

Gerade lese ich, daß Trump von seinen Anhängern ausgebuht worden ist, weil er zur Impfung riet.

Übrigens sind in meinem Bekanntenkreis inzwischen fast alle geimpft, und keiner hat Nebenwirkungen beklagt über gelegentliches Fieber und ein Ziehen an der Einstichstelle hinaus. Nur mal so als Erfahrung mitgeteilt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.08.2021 um 00.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46928

Das Wort Impfpflicht ist halt auch wieder ein sehr dehnbarer Begriff. Im Prinzip hätten wir sie ja schon, sobald die sogenannte 2G-Regel für öffentliche Räume eingeführt würde, was zumindest schon diskutiert wird. Andererseits gäbe es noch eine weite Spanne von 2G bis hin zu einer evtl. Impfzwangsvollstreckung. Soll die Impfpflicht dann auch die regelmäßige Auffrischungsimpfung enthalten?

Bei Masern wird ja auch teilweise schon von Impfpflicht gesprochen, obwohl diese im wesentlichen nur bedeutet, daß ungeimpfte Kinder nicht in die Kita dürfen und ungeimpfte Erwachsene in Kitas und Schulen nicht arbeiten dürfen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.08.2021 um 16.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46925

Die aktuelle Entwicklung wird es wohl nicht zulassen, ein oder zwei Jahre zu warten (mit ungewissem Ausgang), bis Corona sich nach Art der Grippe "normalisiert" hat. Ich tippe auf die USA, die mit einer gesetzlichen Impfpflicht den entscheidenden Präzendenzfall liefern könnten.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 22.08.2021 um 11.32 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46922

Der Einzeller des Jahres 2021 hat 720 Geschlechter und kein Gehirn (laut Welt kompakt).

Ist das die Rückkehr zur Normalität?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 22.08.2021 um 11.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46920

Stellvertretend für die vielen Grippe/Corona-Vergleiche im Internet möchte ich diesen Punkt von www.helios-gesundheit.de anführen, auf den man so ähnlich fast überall stößt:

Die Gefahr von Covid-19 liegt darin, dass die Erkrankung neu aufgetaucht ist und neue, bis dahin unbekannte Oberflächenmerkmale aufweist. In der Bevölkerung fehlt die Grundimmunität gegen dieses Virus – und das ist einer der entscheidenden Unterschiede zur Grippe.

Genau das meinte ich auch in meinem vorletzten Beitrag (#46913). Ich schätze, in ein bis zwei Jahren wird genau dieses Problem nicht mehr bestehen. Dann wird analog zur Grippe auch eine Masken- und Impfpflicht nicht mehr notwendig und durchsetzbar sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.08.2021 um 05.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46918

Auch Grippe ist gefährlich, und durch saisonales Tragen von Masken wie in Ostasien üblich ließen sich viele Todesfälle vermeiden. Covid ist aber in vieler Hinsicht gefährlicher; daher der weltweite Kampf dagegen. (Detaillierte Vergleiche im Internet)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 22.08.2021 um 02.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46917

Ich habe nicht gesagt, daß der Gipfel schon erreicht ist. Aber Sie sagten doch, die Sterblichkeit in Israel sei aktuell relativ hoch. Ich meine halt nur, "aktuell" sieht sie gegenüber früheren Wellen noch nicht besonders hoch aus.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 22.08.2021 um 01.39 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46916

Die Sterblichkeit nur um ein Drittel zu senken, wäre schon erklärungswürdig. Abgesehen sieht es ist nicht so aus, daß der Gipfel der Daily Deaths schon erreicht ist, man muß einen Zeitversatz berücksichtigen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.08.2021 um 16.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46913

Wenn sich Corona nicht irgendwann von selbst (bzw. auch durch die hohe Anzahl "vollständig" Geimpfter) ausrottet, dann nützt auch eine einfache Impfpflicht nichts, sondern es müßte eine ständige Pflicht zur einmal jährlichen Impfung geben. Das kann ich mir kaum vorstellen.

Wenn wir künftig ständig mit Corona leben müßten, wie mit Schnupfen oder Grippe, für die bisher auch keine Masken vorgeschrieben waren, warum sollte dann die Maske gegen Corona alltäglich werden?

Corona war neu, niemand hatte es bisher, vielleicht waren die Todeszahlen und andere schwere Verläufe deswegen so hoch. Aber je mehr Antikörper die ganze Bevölkerung durch Impfungen und überstandene Ansteckungen hat, umso mehr wird die Kramkheit wahrscheinlich ihren Schrecken verlieren. In noch mal ein oder zwei Jahren wird es wohl wirklich niemand mehr interessieren, ob er nun eine leichte Grippe oder eine leichte Corona hat. Die wenigen schweren Fälle, die es auch bis jetzt bei Grippe gibt, werden wie bisher schon für Grippe keine allgemeine Maskenpflicht mehr rechtfertigen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.08.2021 um 15.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46912

Ich rechne mit einer gesetzlichen Impfpflicht spätestens nach der Wahl. Dazu bringt mich folgende Überlegung: Die Parole, man müsse eben mit Corona leben wie mit Schnupfen und Grippe, klingt zunächst plausibel. Es würde aber bedeuten, daß Maske und Abstand und weitere Einschränkungen in geschlossenen Räumen in Zukunft zum Alltag gehören. Das wird sich nicht durchsetzen lassen und ist auch nicht wünschenswert. Hinzu kommt der hohe Krankenstand, der die Wirtschaft schädigt. Bei gleichbleibendem Anteil von Impfverweigerern und einer gewissen Zahl von infektionsgefährdeten Geimpften läßt es sich aber nicht vermeiden. Folglich wird man doch auf die weitgehende Ausrottung der Krankheit hinarbeiten müssen. Das bedeutet Impfpflicht. In anderen Ländern werden offenbar ähnliche Überlegungen angestellt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.08.2021 um 14.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46911

Die "4. Welle" bei den "Daily New Cases" ist schon fast gleichauf mit der 3. Welle. Aber die 4. Welle bei den "Daily Deaths" hat nur etwa ein Drittel der Höhe der 3. Welle. Ist das nicht genau die Entkopplung, die Sie suchen?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 21.08.2021 um 14.34 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46910

Wenn man mit den beiden vorausgehenden Wellen vergleicht, sieht man nur einen geringen Unterschied. Also keine deutliche Entkopplung der Sterblichkeit von der Inzidenz.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.08.2021 um 14.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46909

Ist sie denn hoch? Nach dieser Quelle liegt die Anzahl der täglichen Toten relativ zu den täglich Neuinfizierten bei weit unter 1%.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 21.08.2021 um 10.00 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46908

Gibt es eigentlich Erklärungen für die aktuell relativ hohe Sterblichkeit in Israel?
https://worldometers.info/coronavirus/country/Israel
(Dort der fünfte Graph)

In unseriösen Quellen stößt man auf Spekulationen über einen ADE-Effekt bei der indischen Variante. (ADE: https://de.wikipedia.org/wiki/Infektionsverstärkende_Antikörper)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.08.2021 um 08.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46907

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46710

Noch einmal das gleiche:

Hausärzte beklagen "Gruppendruck" bei Kinderimpfungen (20.8.21)

Daraus wird im Text zunächst der Hausärzteverband und dann der bereits genannte Vorsitzende des Hausärzteverbands. Es sind also wieder mal nicht die 60.000 Hausärzte, sondern es ist die Privatmeinung eines einzigen Mannes. Diese tägliche Irreführung wird kaum noch bemerkt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.08.2021 um 06.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46906

Das große Erstaunen gilt der Tatsache, daß sich die Taliban in Afghanistan offenbar bewegen wie der berühmte Fisch im Wasser. Das versucht der Afghanistan-Kenner Conrad Schetter in der SZ vom 19.8.21 zu erklären. Drei Hauptpunkte: Besonderheiten des afghanischen Islams, Geschlechterrollen in der traditionellen Gesellschaft, soziale Gerechtigkeit. Als vierter Punkt (außerhalb der Dreigliederung) kommt zur Sprache: die Abneigung der Afghanen gegen den Staat und erst recht gegen auswärtige Mächte. Schetter wendet sich dagegen, die Taliban, die ja nicht von selbst verschwinden werden, einfach als „Steinzeitfundamentalisten“ abzutun. Das wäre in der Tat ein Verzicht auf den Versuch, die Ereignisse zu verstehen.
Dieser Beitrag ist viel besser als die denkfaulen Schlagzeilen der Boulevardpresse.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.08.2021 um 06.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46905

Auch der bekannte Virologe Oskar Lafontaine nennt es unverantwortlich, Kinder gegen Corona zu impfen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.08.2021 um 15.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46889

Paul Street, scharf wie immer, vor ein paar Tagen:

The assumption that the United States has the right to invade, attack, and occupy other nations is taken for granted in mainstream US media and politics. “The American people,” candidate Obama sanctimoniously told the Chicago Council on Foreign Relations in 2006, “have seen their sons and daughters killed in the streets of Fallujah.” The most remarkable thing about this comment wasn’t just that Obama left out the American Empire’s savage decimation of that key Iraqi city, replete with the use of radioactive munitions that sparked an epidemic of child leukemias, but that Obama just normatively assumed that American troops had any right to be patrolling the streets of a major Iraq metropolis!

(https://www.counterpunch.org/2021/08/17/the-united-states-afghanistan-and-the-doctrinal-boundaries-of-permissible-reflection/)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.08.2021 um 15.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46888

Dazu nochmals

http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1024#43082
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 19.08.2021 um 15.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46887

Mädchenschulen oder andere Motive, das deutsche Versagenslamento wirkt auf mich wie enttäuschter Größenwahn.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 19.08.2021 um 14.11 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46886

Die eigentliche Mission wurde unter anderem hier dargestellt:
https://youtube.com/watch?v=btkJhAM7hZw
Mit viel Standing Ovations. Deutschland war auch durch die Ausrufung eines Bündnisfalls verpflichtet (abgesehen natürlich von der "bedingungslosen Solidarität").

Die Mädchenschulen brauchte man, um es dem dummen Volk zu vermitteln. Mädchen gegen immer.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.08.2021 um 13.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46885

Mädchenschulen. Dorfbrunnen, Umerziehung – alles schön und gut, aber gehört diese "Mission" zu den Aufgaben der Bundeswehr?

Übrigens: Heute in den News:

Die Teufel lassen die Korken knallen (t-online.de 19.8.21 über die siegreichen Taliban)

Trinken die Islamisten jetzt Champagner? Bei t-online.de fällt immer mehr ein Bildzeitungs-Ton auf.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 19.08.2021 um 11.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46884

Ich erinnere mich an Kettenmails aus der Zeit der letzten Talibanherrschaft, in denen die grausige Situation der afghanischen Frauen beklagt wurde. Als dann Amerikaner, Deutsche und andere „reingingen“, war die zivilisatorische Mission gewiß nicht der einzige Grund, aber man bemühte sich doch zwanzig Jahre lang mehr oder weniger klug um Stabilität, um eine wehrhafte afghanische Demokratie und um Frauenrechte. Nun pfeifen die Taliban wieder aufs Gender-Mainstreaming, und auch die bitteren Anklagen sind zurück. Wieder mal versagt bei der Weltgenesung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.08.2021 um 07.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46883

„Was sagen Sie einer jungen Frau, die unter den Taliban nicht leben will?“
Es gibt auf der Welt zahllose Menschen, die unter ihrer Regierung nicht leben wollen und doch müssen. Was soll ich ihnen sagen? Man muß auch seine Grenzen kennen. Frau Baerbock muß den Frauen in Afghanistan nicht unbedingt etwas sagen. Deutschland muß sie auch nicht ausfliegen; so weit geht keine internationale Verpflichtung.
Wenn man den Rechtsradikalen glaubt, wollten viele unter Merkel nicht leben und behaupteten, auswandern zu wollen (was sie dann aber doch nicht taten, weil sie es vorzogen, weiterhin gut und gerne zu leben). Ob sie das Scheißsystem unter Scholz besser ertragen, wird sich zeigen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 18.08.2021 um 23.24 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46880

Australien betreibt eine harte Corona-Politik, aber die Regierung kümmert sich rührend um das Wohlergehen der Bevölkerung.
https://playsafe.health.nsw.gov.au/2020/11/05/is-mutual-masturbation-the-safest-sex-during-covid-19/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.08.2021 um 05.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46874

Lügenpresse? Ach was! Stärker als die ideologische Schlagseite stört mich das Mißverhältnis zwischen sebstsicheren Kommentaren und tatsächlicher Unwissenheit.

Jetzt sitzen sie plötzlich alle über die westliche Afghanistan-Politik und -Strategie zu Gericht. In den Jahren zuvor hielten fast alle an der zivilisatorischen Mission fest. Es ist mir aufgefallen, weil ich die Sache anders sah.

Lauter Afghanistan-Experten, von denen manche kaum geboren waren, als die amerikanische Intervention begann und Verbündete hinterherschlitterten.

Aber das ist nur ein Beispiel, und zur Sache selbst will ich hier nichts sagen. Es kommt mir vor, als seien viele Menschen dazu erzogen worden, im vollen Bewußtsein ihrer Unwissenheit dennoch eine "Meinung" zu haben, die ebenso beachtenswert sei wie alle anderen "Meinungen". Morgen ist ja sowieso alles vergessen, und die nächsten Meinungen stehen an.

Hätten andere Staaten 1933 Deutschland besetzen sollen, um "die Deutschen" vor "den Nazis" zu schützen? Abwegiger Gedanke, aber dahinten in Afghanistan, noch hinter der Türkei, da kann man es ja mal versuchen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.08.2021 um 11.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46865

Das müßte der Kontext ergeben.

Natürlich gibt es auch in normalen Zeiten Hunderttausende von Ortskräften aller Art, z. B. auch Botschaftspersonal. Als mein Vater nach dem Krieg als Koch bei der amerikanischen Besatzungsarmee arbeitete, war er auch Ortskraft. Ohne die geht es gar nicht. Ich glaube, die Abgrenzung von sicherheitsrelevanten Bereichen ist immer ein Problem, weil manche Staaten wohl die Ortskräfte zu Spionagezwecken einsetzen.

Die Briten haben Indien einst mit Hilfe von "Ortskräften" beherrscht, wozu allerdings auch Maharadschas gehörten...
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 17.08.2021 um 09.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46863

Gibt es nicht die verschiedensten afghanischen Ortskräfte, nicht nur bei deutschen Institutionen angestellte, sondern auch afghanische Ortskräfte vieler anderer Länder, insbes. der USA? Diese sind aber sicher nicht alle gemeint, wenn es jetzt bei uns heißt, daß Deutschland die afghanischen Ortskräfte ausfliegen will.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.08.2021 um 05.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46859

Bei einem kurzen Aufenthalt im Bildungsland Bremen haben wir uns auch den antikolonialen Backsteinelefanten angesehen. Die Bronzetafel davor spricht von einem "Ehrenmahl", vier Zeilen später dann vom "Ehrenmal". Hier kann man es sehen:

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/aa/Antikolonialdenkmal_Bremen_insignia1.jpg

Es scheint bisher niemandem aufgefallen zu sein. Einen Grammatikfehler gibt es auch noch. Der Eingang zur Krypta war vermüllt, der Wasserabfluß verstopft, und ein paar Obdachlose kampierten auf den Bänken.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.08.2021 um 05.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46858

Verspäteter Hinweise (weil auf Reisen):

Die sogenannten Mittlerorganisationen, zum Beispiel das Goethe-Institut, beschäftigen seit je "Ortskräfte" und "Entsandte". Sie werden auch verschieden bezahlt. (Als DAAD-Lektor war ich vor 45 Jahren entsandt.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.08.2021 um 17.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46857

Ich halte das Wort Ortskraft für zu allgemein, wußte aber nicht, daß es schon ein etablierter Terminus ist. Vielen Dank für Ihren Hinweis!
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 16.08.2021 um 16.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46856

Ich glaube nicht, daß es da allzu große Verständnisschwierigkeiten gibt. Der Kontext ist ja allgemein bekannt.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 16.08.2021 um 16.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46855

Der Bezug zu dem Staat oder der Organisation, für den/die eine Ortskraft arbeitet, ist vielleicht nicht aus dem Wort als solchem ersichtlich, aber er ist wesentlicher Bestandteil der Wortbedeutung. Es handelt sich um einen Terminus, der jedenfalls in der Welt der Diplomatie fest etabliert ist. Das Auswärtige Amt spricht heute auch von »lokal Beschäftigten«. Wie ich sehe, gibt es einen Wiki-Eintrag: https://de.wikipedia.org/wiki/Ortskraft
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.08.2021 um 16.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46854

Man kann sie natürlich Ortskräfte nennen, wenn das Wort noch spezifiziert wird. Wenn man z.B. schreibt, daß unsere Auslandsvertretung in dem und dem Land von Ortskräften unterstützt wird, oder daß die deutschen Truppen in Afghanistan auch Ortskräfte angestellt haben, dann ist völlig klar, was gemeint ist. Wenn es aber wie zuletzt heißt, daß die letzten Deutschen sowie Ortskräfte gerettet bzw. ausgeflogen werden sollen, dann ist m. E. nichts klar.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.08.2021 um 16.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46853

Ja, eben, als neutral sehe ich es auch, etwa wie Einwohner. Sind nicht alle Afghanen Ortskräfte? Enthält das Wort Ortskraft schon einen Hinweis auf die Art ihres Einsatzes?

Der Ausdruck Kollaborateure ist wohl schon negativ belegt. In http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1194#46846 hatte ich afghanische Helfer geschrieben. wobei natürlich auch nur aus dem Zusammenhang klar ist, um wessen Helfer es geht. In Ortskraft ist dies aber noch nicht einmal angedeutet.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 16.08.2021 um 13.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46852

Aber »Ortskraft« ist ja keine neue Wortschöpfung, sondern die gängige, neutrale Bezeichnung. Wenn zum Beispiel ortsansässige Dolmetscher, Juristen usw. von einer deutschen Auslandsvertretung, egal in welchem Land, angestellt werden, spricht man von Ortskräften. Ich sehe nicht so recht das Problem. Welches Wort würden Sie im Fall von Afghanistan bevorzugen? Kollaborateure?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.08.2021 um 11.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46851

Eine interessante Wortschöpfung ist das jetzt häufig in den Nachrichten vorkommende "afghanische Ortskräfte".
Gemeint sind ja damit nur Afghanen, die auf der Seite der westlichen Kräfte standen und diese aktiv unterstützt haben.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.08.2021 um 08.49 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46850

Man hatte immerhin die besten Absichten
https://af.undp.org/content/afghanistan/en/home/ourwork/womenempowerment/successstories/AStepTowardsAddressing-GenderGap.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.08.2021 um 05.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46849

Ein Bundeswehrsoldat berichtet aus Afghanistan: Ein Kamerad hatte mit seinem Jeep auf einer Schotterpiste die Geschwindigkeitsbegrenzung überschritten, wurde von deutschen Feldjägern angehalten, zur Zahlung von 2000 Euro verurteilt und um einen Monat früher nach Hause geschickt, was weitere Nachteile mit sich brachte. Ordnung muß sein, aber nun ist es ja vorbei, und der Mann kann zusammen mit den Angehörigen von 3600 Gefallenen der westlichen Interventionsmächte darüber nachdenken, was es mit der Rhetorik der zivilisatorischen Mission auf sich hatte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.08.2021 um 18.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46802

Bei FOX News preist Tucker Carlson das Ungarn Orbans als Insel der Freiheit und Demokratie und Vorbild für die USA. Der Rest der EU sei "Deutsches Reich".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.08.2021 um 04.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46798

In GB ist die Inzidenz immer noch zehnmal so hoch wie in Deutschland.

„Zwar sei das Infektionsgeschehen eines Landes nicht eins zu eins auf andere übertragbar, aber laut Schmidt-Chanasit mache es Hoffnung, zu sehen, was Impfungen erreichen würden. Denn trotz Aufhebung fast aller Corona-Maßnahmen und einer hohen Inzidenz sei das Gesundheitssystem in Großbritannien nicht überlastet.“ (9.8.21)

Die Belastung des Gesundheitssystems ist ein schwacher Trost für die Kranken. Nicht krank zu werden ist besser als einen Krankenhausplatz zu finden. Auch deshalb und nicht nur wegen der Gefahr neuer Mutanten ist die Inzidenz ein wichtiger Parameter. Darum wird ja auch nicht die Kapazität der Friedhöfe herangezogen. – Auch die Wirtschaft leidet unter einem hohen Krankenstand.

Außerdem werden fast jeden Tag neue Erkenntnisse über Langzeitfolgen bei Genesenen berichtet. Neuerdings auf der Ebene der Mitochondrien.

Man beruft sich gern auf andere Länder, aber nur, wenn es paßt. Lockerungen werden gepriesen, Lockdowns verschwiegen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.08.2021 um 19.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46789

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46623

Die Sängerin Nena legt mit einem erneuten Protest gegen die Corona-Regeln auf ihren Konzerten nach. Sie sagte, sie freue sich, dass die Menschen alle dicht beieinander stehen.

Ist das nicht wunderbar? Corona soll ja auch sehr gesund sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.08.2021 um 04.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46742

Die WHO findet es problematisch, daß die reichen Länder sich schon eine dritte Impfung leisten wollen, während die armen noch nicht einmal mit der ersten durch sind.

Mit diesem Argument könnte man alles lahmlegen. Darf man etwas Gutes essen, wenn viele Menschen noch nicht einmal etwas Schlechtes haben? Darf ich mir ein Intensivbett leisten, wenn anderswo Kinder an Malaria sterben?

Abgesehen von den logistischen Problemen: an die Ursachen der weltweiten Ungleichheit kommt man so nicht heran. Die Spitzenfunktionäre internationaler Organisationen meinen es ja auch in Wirklichkeit gar nicht so.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 05.08.2021 um 09.38 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46733

Vieles könnte man einfach unter Rhetorik verbuchen.

Vielleicht auch den Piekser aus:
http://sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46627
http://sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46679

Wenn man sich die Kampfbegriffe um die Ohren schleudert, kommen nur noch solche Argumentationen heraus:
https://twitter.com/DrKissler/status/1418896506246078470
"Impfverweigerer" ist ein Wort, das mit der Rede vom "Impfangebot" nicht in Einklang zu bringen ist.

Meines Erachtens wäre mehr gegenseitiges Verständnis angebracht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.08.2021 um 08.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46730

Mit der Zwangsimpfung fällt die letzte Schranke vor der Unfreiheit. (Roland Tichy 4.8.21)

Dann wären alle Staaten mit Impfpflicht Diktaturen. Aber den Blick über die Grenzen verbietet man sich. Immerhin eine originelle Idee: Impfen als letzte Hürde vor der vollendeten Zwangsherrschaft.

Eine „angedrohte Impfpflicht“ sieht FDP-Vize Kubicki in den neuen Ankündigungen der Bundesregierung. Dabei habe diese immer geschworen, es werde keine Impfpflicht geben. (FAZ 4.8.21)

Wann hat die Bundesregierung das geschworen? Einige haben es gesagt, aber die Entscheidung muß doch immer von den Umständen abhängig gemacht werden.

Das geplante Ende kostenloser Tests sei „extrem unsozial“. (Kubicki ebd.)

Dazu der bayerische Gesundheitsminister Holetschek:

„Gratis-Tests für Impfverweigerer oder Impfmuffel sollte es aber nicht dauerhaft geben. Es kann und darf nicht sein, dass die Freiheit des Einzelnen, sich nicht impfen zu lassen, von allen Mitgliedern der Solidargemeinschaft finanziert wird.“ (ebd.)

Und das jedesmal, wenn sie ihren Latte macchiato trinken wollen... Wenn die Impfverweigerer für die Freiheit (Bequemlichkeit) kämpfen, meinen sie nur ihre eigene.

Ich würde eine Impfpflicht begrüßen, weil ich mich auf das Heulen und Zähneklappern der Impfmuffel freue, wenn sie zur Schlachtbank geführt werden.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 04.08.2021 um 02.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46714

Facebook schlägt mir vor:

"Bücher wie der ´Steppenwolf´ und die ´Buddenbrooks´ enttäuschen heute manche Leserinnen und Leser wegen des darin herrschenden Frauenbilds. Wir haben Klassiker auf den Prüfstand gestellt". (Deutschlandfunk Kultur)

Oha, ich drück beiden die Daumen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.08.2021 um 16.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46710

„Hausärzte kritisieren Beschluss zu Kinder-Impfung“

Natürlich nicht. Geäußert hat sich der „Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbands, Ulrich Weigeldt“. Die Hausärzte sind nicht gefragt worden. Wie üblich sprechen Verbandsvertreter für alle, manchmal für Hunderttausende. Diese Anmaßung wird flächendeckend hingenommen. Wir haben es bei der Rechtschreibreform erlebt: Fast jeder war dagegen, aber die Verbandsvertreter und damit die überwältigende Mehrheit waren dafür.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.08.2021 um 14.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46708

Nach den Berliner Krawallen ist die Hauptfrage der Rechten: Wie kann man die tierische Wut der Polizisten erklären? Da hat sich unter Merkel etwas angestaut...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.08.2021 um 14.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46706

Die Rechten lästern gern über RKI, Stiko und andere Fachleute, aber wenn die Bundesregierung sich herausnimmt, deren Empfehlungen einmal nicht zu folgen, ist erst recht der Teufel los. Die Kommission müsse jetzt zurücktreten usw. Dabei gehört es trivialerweise zum Wesen solcher Kommissionen, daß ihre Empfehlungen nichts weiter sind als das – sonst würden ja die Experten regieren und nicht die gewählten Politiker. Das haben die Experten übrigens selbst immer wieder gesagt: die Entscheidungen liegen bei den Politikern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.08.2021 um 07.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46705

In Berlin standen wieder einmal harmlose „Querspaziergänger“ (Tichy) unbeschreiblich brutalen Polizeikräften gegenüber. Passend zur Merkeldiktatur eben. Alles ist futsch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.08.2021 um 04.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46694

Noch zu Aiwanger und unseren bayerischen Verhältnissen. Wie die SZ im Wirtschaftsteil feststellt, behindern die Pandemie und die Quertreiber wie Aiwanger den wirtschaftlichen Aufschwung. Sie rät Söder unverblümt, diesen Wirtschaftsminister zu entlassen, und gerde eben lese ich, daß Aiwanger den Konflikt noch weiter zuspitzt, als habe er es auf seine Entlassung angelegt. Eine Zeitlang konnte man noch glauben, Söder lasse den Mann gewähren, weil er potentielle AfD-Wähler zurückgewinnt, aber inzwischen geht das nicht mehr.

In der Tat haben auch viele Unternehmer längst erkannt, daß es ohne Eindämmung der Infektionen (ja, der Inzidenz!) keine wirtschaftliche Erholung geben kann. Darum befürworten sie das Impfen. Sie sehen in Aiwanger keinen Vertreter ihrer Interessen mehr. Aber auch bei den Freien Wählern haben viele schon die Entfernung von der regionalen und lokalen Basis mit Mißtrauen beobachtet und können sich auch kaum auf eine gemeinsame Bundespolitik einigen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.08.2021 um 09.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46685

Der DLF fragt eine Medizinethikerin, früheres Mitglied des Ethikrats, nach ihrer Meinung zu den neuen Einreisebestimmungen (Coronatests). Und eine Meinung ist es denn auch, genau wie die Meinung des Mannes auf der Straße oder die etwas andere seiner Begleiterin. Der Interviewer scheint aber wieder nichts zu bemerken; das Groteske einer Expertisierung der Moral ist ihm nicht bewußt. Dieser Unsinn ernährt viele.

(Die Ethikerin findet das Testen unsozial, wenn jetzt die Familien aus dem Urlaub kommen und die Kinder im Auto quengeln, weil sie nach Hause wollen usw. usw. – es ist eine Qual.)
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 01.08.2021 um 06.52 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46683

Vielleicht Novavax? Der könnte von der Wirkung her vergleichbar sein, ist aber ein klassischer Impfstoff.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.08.2021 um 04.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46679

Der bayerische Minister Aiwanger denkt sich alles mögliche aus, um dem Piekser zu entgehen: Er wolle auf die Entwicklung besserer Impfstoffe warten... Das klingt gar nicht so wissenschaftsfeindlich. Etwas Besseres als den Impfstoff von Biontech dürfte es aber kaum geben (verglichen mit allen bisherigen Impfstoffen gegen Infektionskrankheiten).
Bedauerlich ist Aiwangers Wirkung auf die ebenso unwissende oder unwillige Bevölkerung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.08.2021 um 04.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46678

Ein befreundeter Arzt berichtet: Nachdem er sich gegen Corona hatte impfen lassen, kam eine freundliche Nachbarin mit einem Metalldetektor, um seinen Körper auf schädliche Nebenwirkungen zu scannen. Er ist ziemlich verzweifelt über die Dummheit der Menschen. Ihnen selbst kommt es nicht so vor:

Die Daten der Niederlande zeigen, wie harmlos die Delta-Variante ist. (Tichy) Usw.

Die ganze Welt mit ihrem Kampf gegen Corona spielt verrückt, nur man selbst durchschaut den Humbug.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.07.2021 um 13.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46653

Bekanntlich vergeht die Zeit immer schneller, je älter man wird.

Es gibt noch andere Täuschungen. Zum Beispiel kommt es mir so vor, als sei die Entfernung von 3 bis 4 größer als die von 13 bis 14.

Manchmal bin ich überrascht über die Länge von Wörterbuchstrecken. Intuitiv komt es mir so vor, als gäbe es im Englischen doch eine ganze Menge Wörter, die mit y oder z anfangen. Es sind in einem mittelgroßen Wörterbuch aber nur zwei Seiten mit y und knapp eine Seite mit z.

Zur Rechnung mit dem Tropfen Kuhharn (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1505):

In 2014, a teenager was caught on camera urinating into a reservoir in America. The local water authority therefore took the decision to drain the reservoir and clean it at an estimated cost of $36,000. The volume of water drained was about 140 million litres. The volume of urine was perhaps about a tenth of a litre. So the ratio of urine to water in the reservoir was less than one part in a billion. There were dead birds and debris in the reservoir, and presumably plenty of animals had urinated into it without anyone noticing. But such was the ´yuck´ reaction many people felt, the fact that a single human was known to have peed in the reservoir was enough to get it drained and cleaned. Is that sensible? What would you have done if you’d been in charge of the reservoir?

Every time you drink a glass of water, there’s a high chance you’ll drink at least one molecule that passed through the bladder of Julius Caesar. (Dawkins)

Es folgt die bekannte Rechnung. Ein Glas Wasser enthält billionenmal mehr Moleküle, als sämtliche Ozeane Gläser Wasser enthalten.

Ich habe es aber nicht nachgerechnet. Dawkins hat auch mal berechnet, daß pro Sekunde 400 Billionen rote Blutkörperchen gebildet werden, aber bei Wikipedia lese ich, daß es nur 2 Milliarden sind. Sagen wir: sehr viele.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.07.2021 um 17.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46639

Ein Gericht hat sich nach Jahren endlich dazu durchgerungen, die Strafbarkeit von Cum-Ex-Geschäften festzustellen.
Der Fall ist auch für uns lehrreich. Es ist grundsätzlich unmöglich, einen Text so eindeutig zu formulieren, daß nicht ein Jurist darin eine "Lücke" ausfindig machen könnte. Die Hermeneutik kennt das. In der Rechtswissenschaft wird stets betont, daß es darauf ankommt, den Gesetzeszweck zu berücksichtigen und den Willen des Gesetzgebers gegebenenfalls auch historisch zu rekonstruieren. Der Buchstabe muß gelegentlich zurückstehen.
Wer sich Steuern erstatten läßt, die er gar nicht gezahlt hat, begeht ein Verbrechen und weiß es auch – daher die Verschleierung.

Man könnte die dumme Geschichte mit den tabuisierten Wörtern vergleichen. Der überzeugte Antirassist kann das N-Wort noch so heftig verurteilen – wenn er es zitiert, hat er schon verloren: Sieg des Buchstabens über den Geist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.07.2021 um 15.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46627

In vielen Staaten Europas und in der ganzen Welt gibt es eine Impfpflicht, teils bis zu einem Dutzend Krankheiten betreffend (meistens Polio, Masern, Diphtherie), dazu regionale oder gruppenspezifische Impfpflichten. Eine nennenswerte Diskussion darüber scheint nicht stattzufinden, jedenfalls nicht mit der Vehemenz der Deutschen, die bei dieser Gelegenheit gern den Begriff von "Körperverletzung" hervorkramen, wie deutsche Juristen ihn definiert haben (Reichsgericht 1894 usw.). Aber selbst dieser Begriff läßt selbstverständlich eine Impfpflicht zu, weil dem Piekser die überwältigende Evidenz eines Notstandes gegenübersteht. Eine Pandemie wie diese hat es seit 100 Jahren nicht gegeben, und wir haben glücklicherweise die Mittel, sie einzudämmen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.07.2021 um 05.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46623

Die bekannte Epidemiologin Nena hält weitere Maßnahmen gegen Corona für unnötig. "Ich habe die Schnauze voll davon", heißt es in ihrem Gutachten, das allerdings noch nicht peer-reviewt wurde.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.07.2021 um 11.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46617

Vielleicht ist mit der Bezeichnung auch die Rolle ausgestorben. Heutzutage bestellt man einen ordentlich bezahlten Animateur. Abiturklassen schaffen es ja schon lange nicht mehr, eine Abschlußfeier zu veranstalten, sie beauftragen einen Event-Veranstalter damit. Daß zwei Menschen gesittet miteinander diskutieren, ist undenkbar, sie brauchen unbedingt einen Moderator. Wer bewegt sich noch sportlich ohne einen Coach? Anschließend geht man zu "seinem Therapeuten"; den können sich nur arme Leute (pfui!) nicht leisten. (Letzteres gilt für Amerika, wir haben da noch Nachholbedarf.)
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 26.07.2021 um 07.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46615

Gestern abend habe ich jemanden kennengelernt, der die etwas mufflige Runde mit Fragen und amüsanten Kommentaren in Schwung brachte. Heute morgen fällt mir auf, daß ich das Wort "guter Gesellschafter" schon ewig nicht mehr gehört habe. Wie nennt man sowas heute?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.07.2021 um 17.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46593

Im "P.M.Magazin" stand mal (über Neurotheologie):

Eine seltene Variante, die Herd-Epilepsie, ließ Hippokrates (ca. 460–370 v. Chr.), den bedeutendsten Arzt der Antike, den Begriff von der »heiligen Krankheit« prägen. Denn die Patienten haben während ihrer Anfälle Begegnungen mit Göttern, Geistern und Gespenstern, so berichten sie. Damals wie heute.

In Wirklichkeit schrieb Hippokrates über Epilepsie:

Mit der sogenannten heiligen Krankheit verhält es sich folgendermaßen: sie ist nach meiner Ansicht keineswegs göttlicher oder heiliger als die anderen, sondern wie die anderen Krankheiten so hat auch sie eine natürliche Ursache, aus der sie entsteht (...) Ich meine nun: diejenigen, die zuerst die Krankheit für heilig erklärt haben, waren Menschen, wie sie auch jetzt noch als Zauberer, Entsühner, Bettelpriester und Schwindler herumlaufen und beanspruchen, äußerst gottesfürchtig zu sein und mehr als andere zu wissen. Diese Menschen nahmen die göttliche Macht als Deckmantel ihrer Ratlosigkeit, weil sie nicht wußten, wie sie den Kranken helfen sollten; und damit ihre Unwissenheit nicht offenbar würde, brachten sie auf, daß diese Krankheit heilig sei (...)
Schuld an diesem Leiden ist das Gehirn, wie auch an den wichtigsten Krankheiten sonst.


Für diese aufklärerische Haltung ist er ja berühmt. Erfrischend zu lesen. Damals wie heute.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.07.2021 um 04.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46589

t-online gibt Wahlempfehlungen:

Darum haben es Rentner bei der Wahl besonders leicht

Der legendäre Gründungschefredakteur des "Focus" beauftragte seine Wirtschaftsredakteure vor Bundestagswahlen regelmäßig mit einer Titelgeschichte, Überschrift: "Wen würde Ihr Geldbeutel wählen?" ...


Ich habe mich nicht mit den Rentenplänen selbst beschäftigt, finde es aber bemerkenswert, daß den Rentnern unterstellt wird, sie ließen sich bei der Wahl ausschließlich von den Auswirkungen auf ihren Geldbeutel leiten – sie sind gewissermaßen Geldbeutel.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.07.2021 um 04.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46567

Zu Laschets Heiterkeit: Wenn Politiker zu Katastrophenorten mit vielen Todesopfern reisen, erfüllen sie eine formale Pflicht und sollten sich den Gepflogenheiten fügen. Ihre Auftritte ähneln denen bei einer Beerdigung oder Trauerfeier. Wer nicht bedenkt, daß die Fernsehkamera ihn erfaßt, auch wenn er gerade nicht selbst am Rednerpult steht, verhält sich unprofessionell.

Merkel hat wenigstens gesagt, sie wolle die Rettungsarbeiten nicht stören.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.07.2021 um 19.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46556

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46510

Kraus nennt übrigens die "Sorgen jüdischer Mitbürger" zusammen mit anderen Mißständen – Freudscher Fehler?
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 16.07.2021 um 08.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46524

Ein Artikel, der an Asterix dem Gallier eine ganz neue Seite entdeckt, nämlich eine kolonialistische. Man stutzt zunächst, denn die gallischen Helden des Comics haben niemals Anstalten gemacht, irgendwen, womöglich gar ein ganzes Volk zu unterjochen. Sie leisten im Gegenteil dem imperialistischen Rom Widerstand. Des Autors Geistesblitz besteht darin zu entlarven, daß Asterixlesern, die als Angehörige eines kolonialistischen Unterdrückervolkes eigentlich Büßerhemden tragen sollten, gestattet wird, sich stattdessen mit "Freiheitskämpfern" zu identifizieren. Noch schlimmer: im Comic kämpfen „Weiße" gegen „Weiße". Dies habe den "Kampf um Dekolonisation, der 1961 südlich des Mittelmeers tobte" zu einer "rein innereuropäischen Angelegenheit" entstellt. Es fällt einem wie Schuppen von den Augen: was Uderzo und Goscinny tatsächlich im Sinn hatten, war eine infame Täter-Opfer-Umkehr! Da ist es doppelt schändlich, daß der schwarze Piratenausguck ("Die ´öme´, die ´öme!´") auch noch Schlauchbootlippen hat.

https://www.deutschlandfunkkultur.de/asterix-neu-gelesen-zwanghafte-pruegeleien-und-ein-bisschen.1270.de.html?dram:article_id=500168
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.07.2021 um 17.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46519

So wichtig war mein Eintrag ja nicht, hätte auch zusammen mit der Korrektur gelöscht werden können. Ich wollte ihn nur nicht in der Luft hängen lassen.
Kein Problem, wie auch immer.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 15.07.2021 um 15.59 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46518

Manchmal versucht man etwas vor dem Runterfallen zu bewahren und stößt dabei etwas anderes vom Tisch, und zurück bleiben Scherben.

Oder kurz – mit Loriot: "Das Bild hängt schief!"
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.07.2021 um 15.53 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46517

Danke für die Korrektur, trotz des kleinen Malheurs. Man kann es ja wieder zurechtbiegen.

Aber wo wir gerade dabei sind: Manchmal verschwinden hier Beiträge, und es bleibt nur ein Komma im Namensfeld. Ist das ein technisches Problem?

Die Autovervollständigung finde ich auf dem kleinen Touchscreen sogar hilfreich. Mir fällt es nach Jahren noch schwer, die Buchstaben präzise genug zu treffen – deshalb spare ich mir gern unnötige Anschläge. Bin ich einfach ein Grobmotoriker? Oder ist das so gewollt? Ich stelle nur Fragen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.07.2021 um 15.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46516

Ich hatte mir erlaubt, den Fehler zu korrigieren und Herrn Fleischhauers damit überflüssig gewordene Erklärung zu löschen – ohne zu bemerken, daß damit Herrn Riemers nächster Eintrag in der Luft hing.

Manchmal versucht man etwas vor dem Runterfallen zu bewahren und stößt dabei etwas anderes vom Tisch, und zurück bleiben Scherben.

Eigentlich sollte ich jetzt Herrn Riemers Eintrag löschen und dann diesen hier auch noch...

Entschuldigung!
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.07.2021 um 13.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46515

Meine Anmerkung bezog sich auf #46512, das inzwischen korrigierte elektrisch/elektronisch, laut Herrn Fleischhauer durch einen versehentlich übernommenen Editor-Vorschlag.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.07.2021 um 11.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46514

Wenn es nur Vorschläge wären, ginge es ja noch, aber mich hat es eine Zeitlang zur Weißglut gebracht, wenn richtig eingetippte Wörter im nachhinein durch eine andere Schreibweise oder ganz andere, völlig unpassende Wörter ersetzt wurden. Bis ich endlich in den Einstellungen gesucht und jegliche automatische Änderung abgeschaltet habe.
Manche "intelligenten" Funktionen und "Hilfen" sind einfach nicht zu gebrauchen.
Auch am PC (Word u. a.) nervt mich das ständige Unterkringeln. Ich schalte immer alle Korrekturen und Prüfungen ab. Was ich schreibe, bestimme ich selbst.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.07.2021 um 07.45 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46512

Bei elektrisch betriebenen Fahrzeugen werden künstlich erzeugte "Motorgeräusche" doch schon lange diskutiert. Gibt es das noch nicht?

Beim Fußgängerüberweg ist es doch so, daß man die Fahrzeuge beobachtet und darauf achtet, ob sie vom Gas gehen. Vorher geht man doch nicht rüber.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.07.2021 um 04.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46510

Der immer enthemmter auftretende ehemalige Lehrer und Verbandsfunktionär Josef Kraus hat ein neues Buch herausgebracht: Der deutsche Untertan. Darin wütet er gegen

die Preisgabe nationaler Souveränität; die schleichende Umwandlung der Demokratie in eine Demokratur; der (Selbst-)Hass gegen alles Deutsche, gepaart mit deutschem Sündenstolz; den Weg in eine EU-Schulden- und -Transferunion; den Ökoscheinheiligenschein der „Grünen“; die schleichende Umwandlung des Bundestages und der Landtage in Akklamationsvolkskammern; die Abwertung aller Lebenserfahrung als eine Gesinnung „alter weißer Männer“; die Pathologisierung Andersdenkender (als islamo-/xeno/-afro-/ homo-/transphob); die Diskreditierung aller Positionen einen Millimeter rechts von Merkel als „rrrächts“; das Anbiedern der Politik an pubertäres Gehabe; den fortschreitenden Verlust des antitotalitären Grundkonsenses; die staatliche Alimentierung von Antifa-Kräften; Toleranz gegenüber Intoleranz; Parallelgesellschaften; die Duldung massenhaften Asylmissbrauchs; die fortschreitende Islamisierung der Republik durch deren geduldete Schariaisierung; die Schändung christlicher Symbole; das Beschweigen von Straftaten und die Bagatellisierung von Gewalttaten von „Flüchtlingen“ als Einzelfälle psychisch Auffälliger; die Laisser-faire-Rechtsprechung; die Sorgen jüdischer Mitbürger um Hab und Gut, Leib und Leben; den Verfall der Bundeswehr; die 100000-fache Tötung ungeborenen Lebens; das Hofieren von 0,1-Prozent-Minderheiten; den Verfall des Bildungswesens; die permanente Herrschaft des Unrechts (Grenzöffnung, Schulschwänzerei); den Öko-/CO2-/ Klima-Populismus; die Zerstörung von Kulturlandschaften durch Windräder; den Verzicht auf die weltweit sichersten Atomkraftwerke; die Zerstörung wichtiger Industriezweige (zum Beispiel Automobilindustrie); die explodierenden Energiepreise; die Enteignung des Ersparten durch Nullzinspolitik; die Besetzung politischer und medialer Spitzenämter mit Nieten; die zwangsgebührenfinanzierte Indoktrination; die klammheimliche Zensur in den neuen Medien und, und, und.

Besonders bezeichnend ist das abschließende „und, und, und“. Kraus durchschaut und verwirft schlechterdings alles. Ungeschoren bleibt eigentlich nur die Agenda der Rechtsradikalen, aber das muß und kann sich der Leser selber denken. Kein Wunder, daß Kraus Dauergast bei „Tichy“ ist (wo ich auch den Buchauszug gefunden habe).

Wie man sieht, wird vieles dem deutschen Michel zugeschrieben, was in Wirklichkeit weltweit stattfindet. Das ist überhaupt eine Eigenart dieser Wüteriche. Und überhaupt: "Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen." So macht man Auflage.

Vor 25 Jahren dachten wir, Kraus sei ein Verbündeter im Kampf gegen die Rechtschreibreform. Das war aber nur Zufall, weil er eben gegen alles ist. Er hat ja dann auch bald reformiert geschrieben, wie andere Maulhelden.

Der Universal-Grantler, der auf alles und noch mehr schimpft, wird ja vor allem mit der bayerischen Rasse in Verbindung gebracht, und zweifellos findet man dort oben immer wieder Prachtexemplare. Am Stammtisch wirken sie bodenständig und stilvoll und sind auf jeden Fall unterhaltsam. Im Druck dagegen machen sie einen erstaunlich unreifen Eindruck.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.07.2021 um 04.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46509

Meistens erkennt ein Autofahrer, ob jemand die Straße überqueren will oder nur so dasteht. Darauf wiederum verläßt sich der Fußgänger.
Das Problem mit den Elektrorollern und ungleich schneller als ich fahrenden E-Bikes ist auch jetzt schon ungelöst, da hat Herr Metz recht.
Wahrscheinlich müssen sowohl die Straßen als auch die Radwege grundlegend verändert werden, damit wir uns den Maschinen anpassen können.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 14.07.2021 um 21.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46506

Bis es soweit ist, gibt es allerdings noch ganz andere Probleme zu lösen. Zum Beispiel hat es mich beim Radfahren in Holland schon so manches Mal buchstäblich fast aus der Bahn geworfen, wenn urplötzlich ein Elektromotorroller mit hoher Geschwindigkeit auf dem Radweg mit einem Abstand von wenigen Zentimetern an mir vorbeiraste. Man hört die verdammten Dinger einfach nicht, und geklingelt wird in Polderland beim Überholen sowieso nicht. Übrigens haben sich die eingeschüchterten Fußgänger in Holland an Zebrastreifen schon immer so verhalten, wie Herr Ickler es sich für eine Zukunft mit selbstfahrenden Autos ausmalt: stehen bleiben, bis kein Auto mehr zu sehen ist, und erst dann die Straße überqueren. Das empfehle ich auch meinen Gästen aus Deutschland, wenn sie zu Besuch da sind.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 14.07.2021 um 19.37 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46505

Das Auto könnte vielleicht kommunizieren, wen es sieht; möglicherweise auch durch akustische Signale, wenn es von hinten kommt. Ich würde mir da wenig Sorgen machen. Es dürfte ein großes Interesse daran bestehen, solche Probleme zu lösen. Und die werden ja sicher nicht schlagartig in Verkehr gebracht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.07.2021 um 18.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46502

VW will stark in selbstfahrende Autos investieren.

Es mag ja sein, daß nach einiger Zeit die selbstfahrenden Autos statistisch sicherer sind als die von Menschen gesteuerten.

Ich hatte schon mal gefragt, was aus uns Radfahrern und Fußgängern wird (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40957). Modisch ausgedrückt: Was macht das mit uns? Vertreibt es vielleicht gerade diejenigen von der Straße, die man andererseits umwirbt? Diese Seite der Sache wird meiner Ansicht nach bisher überhaupt nicht besprochen.

Ich wäre auf dem Rad nie sicher, ob das Auto mich "sieht", wenn es mich überholt. Ich würde als Fußgänger auch an Zebrastreifen (wenn es die dann noch gibt) stehen bleiben, bis überhaupt kein Auto mehr zu sehen ist, denn Blickkontakt gibt es ja nicht.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 14.07.2021 um 05.19 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46482

Manche sehen in der Heyseschen s-Schreibung ein Ende der Demokratie.

Eine Impfpflicht besteht meines Erachtens gar nicht.

Die Gurtpflicht ist auf bestimmte Situationen beschränkt, niemand ist ununterbrochen angeschnallt.

Die Impfung ist in gewisser Weise eine Körperverletzung. Wir haben es außerdem mit Neuentwicklungen zu tun, es gibt keine Langzeiterfahrung (Stichwort unknown unknowns). Das ist übrigens der Grund, warum die Stiko die Impfung nicht bei Minderjährigen empfiehlt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.07.2021 um 03.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46479

Manche sehen in der Impfpflicht das Ende der Demokratie, in der Wehrpflicht aber deren Grundpfeiler.

In der Vergangenheit haben sie zum Beispiel in der Gurtpflicht und Helmpflicht das Ende der bürgerlichen Freiheit gesehen, und der nächste Schlag droht mit der Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen. Dabei kann es ja in Deutschland kaum noch schlimmer werden, als es ist ("Alles futsch" – wie die Rechten so treffend sagen).
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 13.07.2021 um 00.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46465

Siehe dazu auch: https://www.welt.de/debatte/kommentare/plus232404659/Kristina-Schroeder-Ich-schaetze-ARD-und-ZDF-aber-so-geht-das-nicht.html
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 07.07.2021 um 13.52 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46413

Nochmal "Liebelein":
Liebelein, die Rundfunkbeiträge hängen nicht davon ab, wie gut dir unsere Beiträge gefallen. Schau dir einfach andere an.
https://twitter.com/quarkswdr/status/1412466659969966084
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 07.07.2021 um 10.07 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46406

Ich wundere mich immer wieder, was für einen lockeren Stil manche staatlichen Stellen auf Twitter pflegen, z.B.

@polizeiberlin
Wer sich bei seiner #Festnahme in Muttersprache über Tat & Beute unterhält, muss davon ausgehen, dass wir das verstehen. Das wissen jetzt auch 4 Verdächtige aus #Friedenau. Von der Beschlagnahme ihres Autos mit 4 geklauten Motorrädern erfährt jetzt auch der Haftrichter.
^tsm [= Team Social Media]


WDR / Quarks & Co. hat noch einen spezielleren Stil. Diskussion von gestern:

@quarkswdr
Die Inzidenz ist höher als in der Woche davor, mehr Menschen sind im Krankenhaus – trotzdem dürfen nochmal 15.000 Fans zusätzlich ins Stadion.
https://pbs.twimg.com/media/E5lyW2DXoAQot4V?format=png&name=large

@tomdabassman
Gut so. Schluss mit dem Stuß. Nicht Johnson ist der Geisterfahrer, wir sind es.

@quarkswdr
Wenn dir unsere Beiträg nicht gefallen, schau dir andere an.

@ost_seh
Das einzig absurde ist, dass eine Wissenschaftssendung meint uns vorschreiben zum müssen, welche Prioritäten wir im Leben haben müssten.
Jeder Gefährdete hatte eine Impfangebot und wer immer noch Angst hat, kann eine FFP2-Maske tragen und weiter in seiner AHA-Welt leben.

@Mrbidee1
Die Nicht-Gefährdeten können/werden die Gefährdeten von morgen sein, insbesondere bei einem sich schnell verbreitenen, mutationsfreudigem Virus, wenn man das oben gezeigte Verhalten beibehält. Das blenden Sie in Ihrem Ego-Trip aus, oder?

@ost_seh
Es tut mir leid, dass Ihnen so eine Sichtweise vorgeben wurde. Ohne Wissen über adaptive Immunität, Mutationen, virale Evolution und die Abhängigkeitsverhältnisse beider Interaktionspartner ist man verängstigt und befürchtet das Schlimmste - was natürlich niemals eintreten wird.

@Mrbidee1
Ein paar Fachbegriffe kann ich auch rausballern - kann ja keiner ahnen, dass auch ich Ahnung habe. Und ich frage mich noch immer, wer mir eine Sichtweise vorgibt? Ihrer Family dann mal viel Glück.

@HikariGoi
Seine Sichtweise ist der gesunde Menschenverstand, der bis Anfang 2020 unseren überaus erfolgreichen Umgang mit Atemwegserkrankungen bestimmte. Das man jetzt Zwangsneurosen auf ein State of the Art Level erhoben hat, ist nicht seine Schuld.

@quarkswdr
Interessant. Wie hast du den "gesunden Menschenverstand" denn ermittelt? Gibt es eine feststehende Definition dafür?

@HikariGoi
Naja, ich arbeite schon mal nicht beim ÖRR und lasse mich von anderer Leute Geld zwangsfinanzieren. Und, ach ja, ich stelle auch keine hirnrissigen Hypothesen auf. Wie war das noch mit 10.000 "Infektionen" / Tag im Mai?

@quarkswdr
Liebelein, du hast da was falsch verstanden. Wir bei Quarks stellen keine Hypthesen auf, wir berichten über wissenschaftliche Erkenntnisse.

@HikariGoi
Ihre respektlose Anrede lasse ich jetzt mal außen vor, Anstand hat man oder eben nicht, aber mit wissenschaftlichen Erkenntnissen meinen Sie solche Vorhersagen, wie das mit den 10.000 Infektionen/Tag im Mai? Kommt Ihr euch nicht dumm vor?

@quarkswdr
Wenn dir unsere Anrede hier nicht gefällt, dann komentier nicht auf unserem Kanal.

@HikariGoi
Es ist ja nicht euer Kanal, sondern der Kanal der Beitragszahler. Insofern also auch meiner. Und deshalb darf ich hier nicht nur kommentieren, sondern eben auch angemessenen Umgang mit mir bemängeln. Und was ist jetzt mit eurer wissenschaftlichen Vorhersage für den Mai?

@quarkswdr
Beschwerden? Immer hierher:
https://www1.wdr.de/unternehmen/der-wdr/serviceangebot/kontakt/publikumsstelle-104.html


Kann man solche offiziellen Accounts überhaupt ernstnehmen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.07.2021 um 09.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46405

Die Betrüger werden zwar immer raffinierter und machen auch keine so primitiven Rechtschreib- und Grammatikfehler mehr wie früher, aber wenn ich in der Mail etwas finde, was mit "Wichtig!" anfängt, frage ich mich, wie blöd man sein muß, um so etwas zu verschicken (und um es dann auch noch zu öffnen). Ein gewisser Trost immerhin.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.07.2021 um 09.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46389

Vor allem die Wortwahl ist wieder mal ganz falsch. Das sind keine Strafen, sondern Gebühren bzw. Kosten, die die Krankenkassen nicht übernehmen. Die Kassen zahlen für medizinisch begründete Kosten, aber keine Versäumnisgebühren oder Kosten für fahrlässige Verschwendung.

Das ist genauso unsinnig wie früher schon die Diskussion, ob Paare, die keine Kinder haben oder keine bekommen können, dafür mit höheren Steuern "bestraft" werden können. Natürlich ist es keine Schuld, keine Kinder zu haben, aber Kinderlose haben eben auch weniger Kosten. Es geht nicht darum, sie zu bestrafen, sondern man muß Familien mit Kindern steuerlich entlasten, da sie ihren gesellschaftlichen Beitrag eben zum großen Teil über die Kinder leisten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.07.2021 um 04.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46386

Impfschwänzer bestrafen oder Impfstreber belohnen? (SPIEGEL 5.7.21) – Eine schwere Irreführung, denn es geht beim Vorschlag Lauterbachs und anderer nicht um die Impfwilligkeit, sondern um die Wahrnehmung eines Arzttermins. Wenn man einen Termin nicht rechtzeitig absagt, wird man zahlungspflichtig, das ist unabhängig vom Impfen so. Arztpraxen sind meist kulant (jedenfalls bei uns Privatpatienten) und vereinbaren einen neuen Termin, aber Konventionalstrafen bei Nichterfüllung eines Vertrags sind auch anderswo üblich und gerechtfertigt. Wer seinen Vertrag erfüllt, ist kein „Streber“. Die vielen Schlagzeilen über Strafen für „Schwänzer“ suggerieren eine weitere Zwangsmaßnahme der Merkel-Diktatur, ganz im Stil der Rechtsradikalen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.07.2021 um 08.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46371

Leider gehen Drosten und Ciesek jetzt in die Sommerpause. Wir haben alle Folgen des Podcasts gehört, und ich habe jedesmal bedauert, nicht Virologe geworden zu sein.
Nicht nur die Forschung am Virus, sondern auch die Impfstoffentwicklung und -herstellung faszinieren mich so sehr, daß ich es schon deshalb nicht erwarten konnte, mich impfen zu lassen. Inzwischen ist die ganze Familie geimpft. Wir nehmen aber immer noch auf andere Rücksicht und tragen brav unsere Masken. Das ist ja auch, wie Herr Kekulé gestern sagte, eine durchaus zumutbare kleine Einschränkung. In unserer Gegend halten sich praktisch alle daran, ich habe auch noch nie jemanden darüber jammern hören.

Impfen und Antisepsis gehören sicher zu den größten Wohltaten der Medizin, und ich würde mir schön dumm vorkommen, wenn ich sie nicht dankbar nutzte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.07.2021 um 06.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46359

Im FOCUS verkündet Jan Fleischhauer, Jens Spahn habe mit einer einzigen Äußerung die Union für ihn unwählbar gemacht.

Das zeugt denn doch von einer gewissen Unreife.

Abgesehen davon: Spahns ungeheuerliche Aussage scheint darin bestanden zu haben, daß er wegen "Delta" die Notwendigkeit von Schutzmaßnahmen nach den Sommerferien auch an den Schulen für möglicherweise wieder notwendig erklärt hat. In meinen Augen vollkommen richtig. Aber das nur nebenbei.

Das Dauerrederecht, das Journalisten gewissermaßen genießen, verführt sie zu unbedachten Äußerungen.

Das gegenwärtige Modethema sind die seelischen Verwüstungen, die nicht etwa die Seuche, sondern deren Bekämpfung angerichtet habe. Irgendwie stimmt das sogar, wenn auch in anderem Sinne, als es gemeint ist...
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 30.06.2021 um 23.24 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46351

Eine neue Aufklärung steht bevor, und der Tagesspiegel macht uns schon einmal vertraut mit den wichtigsten Losungen einer aufstrebenden Wissenschaft, der Critical Race Theory.

Dazu gibt es jetzt einen Gastartikel aus dem Promotionskolleg rechtspopulistische Sozialpolitik und exkludierende Solidarität an der Universität Tübingen.

https://tagesspiegel.de/27371688.html

Der Tonfall ist neu und ungewohnt – ich weiß nicht, woran es mich erinnert, vielleicht alte Artikel der konkret? Aber es geht auch um viel: Tieferliegende rassistische Strukturen müssen politisch verändert werden.

Natürlich sind auch Widerstände auszuräumen.

Wenn der „Spiegel“, „Bild“ und Boris Palmer innerhalb weniger Tage vor dem Untergang des Abendlandes warnen

Das ist ja wie damals bei der Rechtschreibreform. Aber das kennt man ja.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 29.06.2021 um 09.17 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46338

Die Rechtsradikalen von Tichys Einblick mögen offenbar keine soziale Gesellschaft.
https://tichyseinblick.de/daili-es-sentials/bildungsministerium-chinesisches-sozialpunktesystem-fuer-deutschland
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.06.2021 um 04.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46313

Manche – ich zum Beispiel – verheiraten ihre Töchter mit wunderbaren Ungarinnen. (Das darf aber mein ungarischer Schwiegersohn nicht lesen, stolzer Vater meiner zwei Enkelinnen, eine davon ein strammer Junge.)
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 24.06.2021 um 14.56 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46311

Katharina Barley twittert übrigens:
Für die vielen wunderbaren UngarInnen tut es mir leid. Ihre Mannschaft hat sich echt gut geschlagen.
Aber allein wegen des Faschistenblocks im Stadion und des feigen Diktators freue ich mich über das Ergebnis

https://twitter.com/katarinabarley/status/1407808635254808578

Passenderweise ohne Genderstern.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 24.06.2021 um 10.50 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46309

Hier mal eine ganz vernünftige Stellungnahme, Gerhard Papke (FDP) im Interview:
https://tagesspiegel.de/27311910.html

Fußball-Länderspiele werden ja schon länger für politische Botschaften genutzt, wann fing das eigentlich an? Und warum laufen die Mannschaften nicht mehr mit Kindern auf den Platz? Sind die jetzt nicht mehr so wichtig?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.06.2021 um 10.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46308

„Durch jede Kneipe geht ein Zug von Homosexualität.“ (Karl Abraham)

(Damals war "Kneipe" natürlich noch eher Männersache.)
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 24.06.2021 um 09.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46307

Mit »Profi-« meinte ich die Funktionäre, die genau wissen, daß in ihrem eigenen Verantwortungsbereich noch mehr als genug zu tun ist, und trotzdem meinen, ausgerechnet bei diesem Thema anderen Vorhaltungen machen zu dürfen. »Disziplin« ist mißverständlich, das ist mir erst nach dem Einstellen des Beitrags aufgefallen. Ich meinte keine anderen Sportdisziplinen, sondern Bereiche ganz allgemein, auch wenn vermeintliche »Macho«-Sportarten wie Fußball und Eishockey für viele nach wie vor besonders schlecht mit Homosexualität zusammenpassen. Der Hinweis, daß die Entkrampfung bei diesem Thema in vielen Gesellschaftsbereichen noch nicht so weit fortgeschritten ist, wie gern getan wird, ist sehr berechtigt.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 24.06.2021 um 08.43 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46304

Homosexualität ist im deutschen Profifußball immer noch ein Riesenproblem.

Das habe ich öfter gehört. Ich kenne mich nicht gut aus mit dem Thema, aber ist es bei Boxern, Eishockeyspielern und Rennfahrern anders? Oder bei Lehrern? Bei katholischen Priestern?

Natürlich wäre es besser, wenn niemand Spott wegen seiner Homosexualität fürchten müßte, aber was kann "der Profifußball" dafür?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.06.2021 um 15.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46302

In der Debatte um einen Mann, der im Gefängnis sitzt, weil er weder Rundfunkgebühren zahlen noch seine Vermögensverhältnisse (zwecks Pfändung) offenbaren will, läuft etwas schief. Die Rundfunkansalt argumentiert, es sei unsolidarisch gegenüber den braven Gebührenzahlern, wenn jemand nicht zahle, und überhaupt wird der Mann mit einem Schwarzfahrer verglichen, was ja auch zutreffen mag. Wer eine Leistung in Anspruch nimmt, soll dafür zahlen. Aber wo bleiben die über 1 Million Bürger, die nicht fernsehen und trotzdem zahlen müssen? Wer ist mit ihnen solidarisch?

Über den Konstruktionsfehler einer Gebühr, die völlig unabhängig von der Nachfrage erhoben wird, gibt es anscheinend gar nichts zu sagen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 23.06.2021 um 15.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46301

Vielleicht sollte man auch erst mal vor der eigenen Tür kehren, bevor man andere moralisch zurechtweist. Homosexualität ist im deutschen Profifußball immer noch ein Riesenproblem. Vor dem Fußball würden mir andere Disziplinen einfallen, die sich mit mehr Recht zu diesem Thema äußern könnten.

Und ist es nicht auch billig, sich mit Hurra auf jenen einen zu stürzen, den sowieso alle doof finden? Wenn man dafür wenigstens etwas riskiert hätte. Aber nein, man fragt brav bei der UEFA nach, ob man darf, und wenn die sagt, nein, ihr dürft nicht, soll das eine völlig inakzeptable Reaktion sein und außer dem Mann in Ungarn nun auch die UEFA von allen Menschen guten Willens geächtet werden. Das war doch alles abzusehen.

Wenn das Anliegen so wichtig ist, warum macht man es dann nicht einfach ohne den Segen der UEFA und trägt die Konsequenzen? Und hat sich jemand mal überlegt, wie sich die ungarischen Fußballer in der Höhle des moralischen Löwen fühlen müssen? Sportliche Fairness sieht für mich anders aus.

Wen genau wollte man mit der Aktion eigentlich überzeugen? Ritualisierte Gesinnungs- und Solidaritätsbekundungen, die bei Ausbleiben der freundlichen Genehmigung des Veranstalters pikiert abgeblasen werden, sind doch peinlich und nützen niemandem. Ich verstehe auch nicht, warum jetzt alle meinen, die UEFA sei der große Verlierer dieses Vorgangs. Verloren haben zunächst mal die naiven »Antragsteller«.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.06.2021 um 13.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46300

Sport ist auch politisch, aber muß man das noch forcieren? Was würden die Deutschen sagen, wenn bei einem Fußballspiel im Ausland der dortige "Gastgeber" die Gelegenheit nutzte, gegen die deutsche Innenpolitik zu polemisieren?

Wenn man ein bißchen in der Welt herumgekommen ist, muß man doch wissen: Viele sind gern bereit, ihr eigenes Land zu kritisieren, aber aus dem Mund von Ausländern hören sie das gleiche nicht so gern. Gilt übrigens auch von Witzen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.06.2021 um 07.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46295

Den Jugendlichen ("Kids") wird eingeredet, sie seien die eigentlichen Leidtragenden der Pandemie und ihnen sei bei deren Bekämpfung ein großes Unrecht geschehen. Deshalb hätten sie jetzt aber wirklich ein "Recht auf Party" (FAZ).

Man kann es auch anders sehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.06.2021 um 04.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46293

Wenn wir kleine Insekten beobachten, wie sie navigieren usw., staunen wir vielleicht über die Miniaturisierung. Aber das gleiche findet in unseren vergleichsweise klobigen Körpern statt. Die Erbsubstanz, das Nervengeflecht mit seinen Billionen Synapsen... Kurze Strecken und entsprechend kurze Reaktionszeiten. Daraus resultierend ein schwindelerregend komplexes Zusammenspiel, zu dessen mechanischer Simulation eine Maschine von der Größe des Weltalls nicht ausreichen dürfte. (Notiert beim Betrachten des Nachtgeziefers, das durch die offene Terrassentür hereinfliegt. Ich weiß übrigens, daß die Nacktschnecken gerade unseren Vorgarten kahlfressen, rege mich aber nicht mehr darüber auf. Es ist eben so. „Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein.“)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 17.06.2021 um 00.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46229

Mag einer entsprechend zweideutig sein, aber die gesamte Wendung einer/der eine oder der andere ist nach meinem Sprachgefühl nie mit irgend einer gleichzusetzen.

Wer das sagt, geht m. E. zunächst immer von einigen oder irgend welchen aus, also jedenfalls vom Plural, wobei sich dann natürlich auch als Spezialfall mal nur ein einziger ergeben kann.

Wer aber sagt irgend einer, der meint auch erstmal nur (mindestens) einen. Da sind dann eher mehrere die Abweichung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.06.2021 um 07.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46224

Windmühlen und Mühlen überhaupt waren bis vor kurzem Spitzentechnologie, die größten und komplexesten Maschinen. Gegenüber heutigen Windrädern, Verbrennungsmotoren und erst recht Computern sind sie vorsintflutlich. Künftige Historiker könnten fast glauben, eine genetische Veränderung habe die Menschheit ergriffen. Jedenfalls läßt sich hier viel eher von einer „kognitiven Revolution“ sprechen als vor rund 70.000 Jahren, als die Faustkeile nach sehr langer Zeit raffinierter wurden. Dabei ist die Entwicklung vom Nürnberger Ei bis zum PC durchaus nachvollziehbar und keineswegs mysteriös.

Luther hätte sich zur Goethezeit zurechtgefunden und umgekehrt („Iuvat vivere!“), aber Goethe wäre im heutigen Frankfurt verloren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.06.2021 um 17.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46207

einer ist zweideutig: 1. irgendeiner, 2. ein gewisser.

In gewissen (!) anderen Sprachen ist das zum Teil nicht so, z. B. im Altgriechischen, wo es dann zu der schon besprochenen Fehlübersetzung kommt, auch weil die Lehrer es ihren Schülern nicht richtig beibringen: philosophos tis heißt eben nicht "irgendein Philosoph", sondern "ein gewisser Philosoph" (den ich Sprecher im Sinn habe).
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 14.06.2021 um 17.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46206

Ist nicht einer im Grunde schon dasselbe wie irgend einer? Der Zusatz irgend betont nur die Beliebigkeit, aber führt sie nicht ein.

Entsprechend würde ich einer oder der andere oder auch der eine oder der andere nicht mit „irgend einer“, sondern mit „einige“ gleichsetzen. M. E. ist die Wendung immer im Plural gemeint.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.06.2021 um 15.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46204

Grammatisch nicht ganz stimmig ist die Wendung

einer oder der andere (statt entweder der eine oder der andere oder einer oder ein anderer)

Es gibt verschiedene Varianten davon, auch mit und:

Besonders aber würde ich mich freuen, wenn dadurch einer oder der andere junge Naturforscher zu einer ähnlichen Reise angeregt würde. (Ernst Haeckel)

Es ist wahrscheinlich, daß spätere Entdeckungen uns noch mit einer oder der anderen Art bekannt machen werden. (Alfred Brehm)

Paul bemerkt dazu:

Eine begriffliche Einheit bildet einer und der andere, sowie einer oder der andere = „irgend einer“. Bei dem ersteren unterbleibt zuweilen die Flexion von ein. (Dt. Gramm. III)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 14.06.2021 um 14.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46203

Die Macher und Sprecher des hier verlinkten Podcasts sind derart von sich, von ihrer Gutmenschlichkeit und ihrem Gerechtigkeitswahn eingenommen, daß es einem zwar nicht an Gegenargumenten, aber an jeglicher Lust fehlt, auf all das dumme und naive Geschwätz einzugehen. Ebensogut könnte man versuchen, einer Kuh das Furzen auszureden. Man kann nur hoffen, daß die Vernunft sich schließlich doch irgendwann wieder durchsetzt, und man muß zusehen, wenigstens selbst bei Vernunft zu bleiben.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 14.06.2021 um 13.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46202

Hey Leute, wir haben mit der Klimakrise die größte Bedrohung der Menschheit, und ihr habt nichts Wichtigeres zu tun, als mit viel Tamtam und einem Riesenaufwand erwachsenen Menschen kindische Grammatikspielchen aufzuzwingen?
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 14.06.2021 um 11.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46200

Hey Leute, wir haben mit der Klimakrise die größte Bedrohung der Menschheit, und ihr habt nichts Wichtigeres zu tun, als euch über eine simple Anpassung unserer Sprechweise aufzuregen?
»Hier spricht der Kapitän der Titanic. Wir haben gerade einen Eisberg gerammt! Alle Passagier*Innen in die Rettungsboote!«
»Nein! Solange der Kapitän diese Sprache verwendet, steige ich nicht ein.«
Hallo? Das ist genau das Verhaltensmuster, gegen das wir beim unzureichenden Handeln in der Klimakrise permanent ankämpfen.


Hallo? Das Klima ist auch wichtiger als herkömmliche Unterwäsche. Die Podcaster sollten dringend genug Veränderungswillen aufbringen, es in Spitzenhöschen zu retten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.06.2021 um 11.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46199

Ich nehme Ihre Ansichten respektvoll zur Kenntnis, bitte nur zu beachten, daß es sich auf beiden Gebieten um keine deutsche Spezialität handelt und daß "Angriff auf die Wirtschaft" eine ganz einseitige Sicht ist.

(Ich belasse es aber ganz bewußt dabei, hier nur gelegentliche Meinungsäußerungen stehenzulassen und keine Diskussion zu führen, die besser anderswo geführt würde. Ganz steril soll es nicht werden, aber ich weiß nur zu gut, wohin selbst unter Freunden und Familienangehörigen solche Themen leicht führen.)
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 14.06.2021 um 09.20 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46198

Hier noch ein Beispiel dafür, wie sich die Klimawissenschaft selbst ein Bein stellt:
https://youtube.com/watch?v=Q-H2dy9HcCQ

Ich habe bei Diskussionen mit Skeptikern lange Zeit gern auf den Klimatologen Stefan Rahmstorf verlinkt, aber das fällt mir zunehmend schwer, da er sich immer stärker auf fragwürdige Leute der Aktivistenszene einläßt. Merkt er nicht, daß er damit seine wissenschaftliche Integrität beschädigt?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 14.06.2021 um 09.09 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46197

Ich kann die Skepsis gegenüber der Wissenschaft gut verstehen. Zunächst einmal glaube ich nicht, daß diese Leute sich in eine Art Fundamentalopposition begeben haben, sie wettern ja z.B. nicht gegen die Existenz schwarzer Löcher.

Was aber durchaus wahrgenommen wird, ist eine Politisierung wissenschaftlicher Disziplinen und ein zunehmender Einzug politisch geförderter Pseudowissenschaften in die Universitäten.

Ein anderes Problem sind die Medien, die lange Zeit Außenseitern der Wissenschaft nachgelaufen sind, dann aber – wie eine konzertierte Aktion – umgeschwenkt sind auf Greta, junge Mädchen, Tränen und dramatisierende Rhetorik (wie Erderhitzung).

Gut möglich, daß ich Klimaskeptiker wäre, wenn ich mich davon stärker beeinflussen ließe und weniger physikalisch vorgebildet wäre.

Etwas ähnlich sehe ich das Problem bei Drosten. Er wirkt auf mich manchmal etwas wichtigtuerisch, zweifelt öffentlich die Expertise anderer an, ist manchmal etwas vorschnell (es sei klar bewiesen, daß die britische Variante tödlicher sei), verteidigt auf Twitter den "Volksverpetzer", ist mehr auf dem SJW-Trip. Warum eigentlich die frühe Solidaritätserklärung mit den chinesischen Wissenschaftlern? Und wenn wir zwischen den Zeilen hören, macht Drosten keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen die Labor-These. Ich finde seine Begründung, die er für die seiner Meinung nach geringe Wahrscheinlichkeit gibt, überdies auch nicht überzeugend.

Alexander Kekulé ist nicht so verhaßt, obwohl er sicher mehr bei Drosten ist als z.B. bei Streeck. Er hat meines Erachtens mehr Augenmaß und betreibt weniger virtue signalling.

Was beide Themen noch verbindet: Die Schließung der Geschäfte und der Umbau des Energiesystems sind beide natürlich ein Angriff auf die Wirtschaft und insofern auch nicht ungefährlich. Daß es da zu heftigem Widerstand kommt, finde ich auch aus diesem Grund nicht verwunderlich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.06.2021 um 06.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46195

Daß man das Klima nicht „retten“ kann in dem Sinne, daß es auch morgen noch ein Klima gibt, ist eine Wortklauberei, für die man sich zu schade sein sollte. Das versteht sich aber anscheinend nicht von selbst. Ich erlebe übrigens immer wieder, daß dieselben Leute, die mir unentwegt den Unterschied von Wetter und Klima erklären zu müssen glauben, jede kalte Nacht triumphierend als Widerlegung der Erderwärmung nutzen. Das Niveau der sogenannten „Skeptiker“ ist auch sonst beklagenswert; sie gehen jedem Außenseiter auf den Leim. Ausnahmen wird es geben, ich kenne aber keine.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.06.2021 um 06.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46172

Warum sollte es Drosten „peinlich“ sein, daß manche die Quelle des Virus in einem chinesischen Labor sehen? Er hat doch selbst ausführlich dargelegt, daß er so etwas nicht ausschließen kann, aber für nicht sehr wahrscheinlich hält. Aber die rechten Dreckschleudern schreiben flink: „Ich glaube nicht, dass Menschen wie Drosten irgendetwas peinlich ist.“ Usw.
Very little achievement is required in order to pity another man’s shortcomings. (George Eliot)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.06.2021 um 05.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46161

In einer Studie schneidet die AfD besser ab als die anderen Parteien, was den Kampf gegen Islamisten angeht. (WELT 11.6.21)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.06.2021 um 11.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46130

Maaßen schrieb am Samstagabend auf Twitter: "Annalena Charlotte Alma Baerbock = ACAB = All Cops Are Bastards. Zufall oder Chiffre?" (t-online.de 7.6.21)

Natürlich kein Zufall, sondern eine Chiffre für die Zustände in Hans-Georg Maaßens Hirn.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.06.2021 um 08.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46118

In einem kritischen Artikel über Wegwerf-Kleidung schreibt die SZ:

Hans Christian Andersens „Des Kaisers neue Kleider“. Eine Parabel, die von Konsumrausch, Maßlosigkeit und der Suche nach dem nächsten ultimativen Modekick handelt – und heute aktueller denn je erscheint.

Und wir dachten, sie handelte von der Rechtschreibreform!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.06.2021 um 05.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46116

Fernsehpfarrer Jürgen Fliege macht jetzt bei der "Basis" mit, hält die Corona-Maßnahmen für übertrieben und empfiehlt die Stärkung des Immunsystems durch Vitamin D und Waldläufe.

Darauf will ich nicht eingehen, aber die "Stärkung des Immunsystems" bzw. der "Abwehrkräfte" scheint mir in den Medien und in der Volksmedizin eine ähnliche Rolle zu spielen wie die "Entschlackungskur" und die "Blutreinigung". Früher wurden die ohnehin geschwächten Kranken "zur Ader gelassen".

(In Deutschland dürfen auch Esoterik-Vermarkter ihr Unwesen treiben. Zuviel des Guten ist allerdings, daß sie im gebührenfinanzierten Fernsehen Geld machen können. Mal sehen, ob die AfD und "Tichy" auch auf diesen Zugewinn stolz sein werden.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.06.2021 um 12.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46105

Im Laufe der Pandemie ist der Status von Anthony Fauci, ähnlich seinem deutschen Pendant Christian Drosten, immer kultiger geworden. (t-online.de 2.6.21)

Kultig wäre das letzte Wort, das mir zu Drosten einfällt. Aber so redet es daher, das Modemaul.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.06.2021 um 05.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46095

Nach Ansicht der Rechtsradikalen offenbaren die Grünen nun ihre "soziale Kälte". Es geht um die geplante Benzinpreiserhöhung...
Andererseits wollen sie die Mieten deckeln. Das ist nun wieder zuviel der sozialen Wärme.
Überhaupt ist es mal zu kalt und mal zu warm, wie Schopenhauers Stachelschweinen. Daraus läßt sich im Wahlkampf was machen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.05.2021 um 18.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46071

Wenn das Bundesverfassungsgericht im Sinne der Rechtsradikalen urteilt, wird es gelobt ("Es gibt noch Richter in Deutschland"). Im gegenteiligen Fall mutieren dieselben Richter zu merkelhörigen Wurmfortsätzen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 25.05.2021 um 13.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46022

Zahlen über Langzeit-Covid sind schwer zu bekommen. In Deutschland, heißt es, leide etwa jeder siebente Genesene an Langzeitfolgen. Dazu zählen aber auch leichte Symptome wie z.B. ein dreiwöchiger Ausfall des Geruchsinns und ähnliches. Zahlen zu wirklich schweren Fällen kenne ich leider nicht. Ich halte aber einen Anteil von 5% solcher schweren Fälle an allen Covid-Langzeitkranken für plausibel. Hochgerechnet ergäbe das weltweit etwa 1 Million schwer Covid-Langzeit-Kranke (neben 3 Millionen Toten).

Zum Vergleich: Jährlich sterben weltweit etwa 60 Millionen Menschen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.05.2021 um 06.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46018

Ich muß gestehen, daß mich die Berichte von "genesenen" Covid-Kranken beinahe mehr bewegen als die Todesopfer. Nach drei Wochen im Krankenhaus sich auf nichts mehr konzentrieren zu können ist eine schreckliche Vorstellung. Die Langzeitfolgen sind so unterschiedlich. Nachts keine Luft kriegen, nicht mehr wandern können usw. Man weiß gar nicht, wie viele Menschen darunter leiden, es müssen Millionen sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.05.2021 um 08.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#46008

Früher gab es die "rauchenden Schlote", das war schön.
Heute wird die Landschaft durch Windräder verschandelt. Den mir wohlbekannten Ebersberger Forst (18 Quadratkilometer) wollen sie auch für Windräder roden, ist das nicht furchtbar?

Weil ich gerade beim Wald bin: Dieses Jahr habe ich weder ums Haus herum noch an den anderen Stellen im Wald auch nur einen einzigen Pirol gehört. Was ist da los? Haben die Italiener sie alle in der Pfanne enden lassen?
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 22.05.2021 um 12.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45993

Gerade die Nachricht erhalten, daß mein gebuchter Griechenlandflug gestrichen ist, Umbuchung nur per Hotline. Jetzt höre ich die Warteschleife seit 50 Minuten singen: „Condor – wir lieben Fliegen, wir lieben Fliegen“. Wenn man wenigstens erführe, ob es sich um Stubenfliegen, Schmeißfliegen, Eintagsfliegen oder Toilettenfliegen handelt!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.05.2021 um 05.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45982

Noch zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45915

Die Rechtsradikalen haben ihre heiße Liebe zu Israel und den Juden entdeckt. So können sie besser auf die Muslime eindreschen. Allerdings ziehen nicht alle mit, denn man hat doch noch seine alten Vorstellungen von den Drahtziehern und Profiteuren der Globalisierung usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.05.2021 um 07.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45973

Drahthose war mir bisher neu. Gemeint ist der Verbißschutz um Jungbäume, aber neuerdings sieht man sie auch um stattliche Bäume in Anlagen, entlang Uferwegen usw. Und zwar wegen der Biber, die sich überall ansiedeln. Im Stadtgebiet von Erlangen soll es schon wieder 40 geben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.05.2021 um 09.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45954

Ausgerechnet die FAZ (FAS) nimmt Baerbock gewissermaßen in Schutz, die wohl im Eifer des Gefechts die soziale Marktwirtschaft als eine Schöpfung der SPD dargestellt hatte.
Es wird gezeigt, daß, wenn man von der Wortprägung absieht und mehr auf das blickt, was wir heute als soziale Marktwirtschaft verstehen, viele daran mitgewirkt haben. Der Sozialstaat ist längst nicht mehr das, was Erhard und seine Mitstreiter im Sinn hatten. Das kann man verschieden beurteilen, aber ganz falsch lag Baerbock nun auch wieder nicht. Geschichtsvergessenheit kann man auch ihren heftigsten Kritikern nachsagen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.05.2021 um 06.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45927

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45925

Es gibt Gründe, China zu meiden, und es gibt Gegengründe.

Ich erinnere mich an Zeiten, als manche sagten: "Ich fahre grundsätzlich nicht in die Ostzone", andere: "Ich fahre so oft wie möglich in die Ostzone."

Aus meiner eigenen Erfahrung würde ich eher sagen: Man tut den gewöhnlichen Chinesen keinen Gefallen, wenn man ihr Land und ihre Produkte meidet. Druck aufs Regime kann man so nicht ausüben. Das beweist auch die ganze Sanktionspolitik anderswo in der Welt. Boykottaufrufe klingen allerdings immer so schön einfach.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.05.2021 um 16.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45919

Der DLF erinnert an die magnetischen Turbulenzen, die vor genau 100 Jahren durch Sonnenaktivität ausgelöst wurden und ziemliche krasse Folgen hatten. Um wieviel mehr ist die heutige Welt in dieser Hinsicht verwundbar! Sind wir darauf vorbereitet? Wohl noch viel weniger als auf Pandemien.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.05.2021 um 15.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45915

Haben die Grünen ein Israel-Problem? (Welt 12.5.21)

Jeder hat ein Israel-Problem, nicht zuletzt die Springer-Presse.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 10.05.2021 um 12.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45890

Mit dem klitzekleinen Impfrisiko ist es so eine Sache. Ältere Menschen und auch jüngere mit Vorerkrankungen sollten sich m. E. auf jeden Fall impfen lassen. Aber bei den in letzter Zeit viel diskutierten allgemeinen Impfungen für Kinder und Jugendliche sollte man vorsichtig sein. Das Risiko, sich mit Corona zu infizieren und schwer zu erkranken oder zu sterben, ist für diese Altersgruppe viel kleiner als das Impfrisiko. Die Impfung würde also ihr Risiko erhöhen!

Das Impfen von Kindern und Jugendlichen gilt ja vor allem dem schnelleren Erreichen einer "Herdenimmunität". Diejenigen, die für sich ein höheres Coronarisiko sehen, sollten sich jedoch vor allem selbst impfen lassen, anstatt sich auf Kosten von Kindern und Jugendlichen zu schützen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.05.2021 um 05.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45889

Daß die Privatärzte bisher keinen Impfstoff bekommen haben, ist kein neuer Klassenkampf, wie die Rechten behaupten (wobei sie die Betriebsärzte nicht erwähnen, denen es genauso geht), sondern ein verwaltungstechnisches Problem, das bald behoben sein wird. Und die Werbung der Ärzte für das Impfen dient auch nicht dem Zweck, den überschüssigen Impfstoff (heilige Einfalt!) in unsere Körper zu entsorgen, sondern unserem Schutz.
Komisch wird es, wenn Impfgegner gleichwohl kritisieren, daß Asylbeweber sich nicht impfen lassen wollen und die deutsche Impfstoffbeschaffung unzulänglich sei.
Ich kenne Impfgegner, die das klitzekleine Impfrisiko anführen und sich auch in kein Flugzeug setzen, aber ihr ganzes Leben munter Auto gefahren sind. Die Mathematik dahinter ist ihnen durchaus zugänglich, aber es gibt eben Kräfte, die stärker sind. Heilung ist möglich, wie ich im weiteren Bekanntenkreis erlebt habe.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.05.2021 um 06.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45854

Vor vielen Jahren hatte ich mal zwei Bücher von Trollope gelesen. Kürzlich fiel er mir wieder in die Hände, und inzwischen habe ich die sechs Bände der Barchester-Serie durchgelesen. Ich bin erstaunt, wie ausgedehnt die Trollope-Gemeinde im Internet ist. Wahrscheinlich wie bei Dickens, an dessen Romanfiguren ja die Leser während des Erscheinens der Fortsetzungen schon so lebhaft Anteil nahmen, daß Dickens manchmal die Handlung ihnen zuliebe verändern mußte. (In einem seiner schlechten Filme starb Elvis Presley am Ende, was die Fans so verstörte, daß er es nie wieder tat.)
Also nun Lily Dale und John Eames! Die eine Hälfte der Fans (zu denen Expremier John Major gehört) hält an Lily fest, die andere verurteilt sie als ziemlich dusselig, weil sie immer noch den Crosbie liebt, statt sich dem einstigen Hobbledehoy Johnny zuzuwenden, der sie wirklich liebt ud den sie ja eigentlich auch liebt. Daß sie sich mit ihren 19, im letzten Band 23 Jahren für eine Witwe erklärt, die nie wieder lieben will, macht mich richtig wütend. Trollope war anscheinend auch nicht einverstanden. Andererseits hatte sie dieses unwiderstehliche Grübchen.
Manche spekulieren, ob zwischen ihr und dem blöden Crosbie etwas Ernsteres gewesen ist, was uns Trollope verschwiegen hat (damals im Park, ihr wißt schon), aber das würde den braven Johnny gewiß nicht abschrecken, zumal auch sonst schnuckelige junge Witwen weggehen wie warme Semmeln.
Tja, das „identifizierende“ Lesen! Eigentlich kann ich es nicht mehr, sondern muß immer wieder darüber nachdenken, was ja eigentlich nicht vorgesehen ist.
Die Handlung könnte im Groschenroman die gleiche sein, aber das ist ja in der ganzen Weltliteratur so. Man kann sich heute noch an der Erzählkunst freuen, auch den berühmten Zwischenbemerkungen. Ich bewundere auch die Charakterisierung der Personen durch die feinen Dialoge (die oft noch von ihrem „Hersteller“ kommentiert werden).
Es gibt noch 41 weitere Romane, und die Autobiographie soll auch lesenswert sein.

Im Ernst: Hier wie auch sonst werden literarische Figuren psychologisch studiert wie wirkliche Menschen. Freud hat das ja ebenso gemacht und die Methode mächtig angeheizt. Die Naivität ist kaum zu fassen.

Ich stoße auch immer wieder auf neuere amerikanische Romane, denen man anmerkt, daß ihre Verfasserinnen (oft Hausfrauen) Schreibkurse besucht und mit Lektorenhilfe etwas handwerklich Untadeliges zu Papier gebracht haben. Aber warum sollte man es lesen? Daran denkt anscheinend keiner.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.05.2021 um 09.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45840

Nachtrag zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45768

In Indiens Hauptstadt Neu Delhi ist die Stimmung in der Bevölkerung bedrückt. Jeder scheint jemanden zu kennen, der schwer an Covid-19 erkrankt oder gar in der Folge gestorben ist. (FAZ 3.5.21)

Das schreibt Till Fähnders – aus Singapur, über 4000 km entfernt von Neu Delhi. Das ist, als berichtete jemand aus Frankfurt über die Stimmung in Timbuktu. Das ist wie bei "Wippchen", nur nicht so lustig.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.05.2021 um 05.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45814

Ein Fehler oder Irrtum läßt sich entdecken und beheben, aber die Gedankenlosigkeit, mit der gelehrt klingende Wörter wie System, Struktur, Phänomen über die Texte verteilt werden, erzeugt einen Nebel, in dem unendlich viel Zeit und Kraft mit fruchtlosem Herumstochern vergeudet werden. Der gutwillige Hörer oder Leser gibt die Hoffnung nicht auf, irgendwann doch noch einen Sinn zu entdecken. Mancher wird darüber alt oder stirbt gnädigerweise ohne die Erkenntnis, daß er sein Leben mit Unsinn dahingebracht hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.05.2021 um 05.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45813

In der Tat, "fast". Was so ein Wörtchen alles umfassen kann!

Viele sagen ja: Keine Einschränkungen, solange genug Klinikbetten vorhanden sind! Dann vervielfältigt sich eben das, was die Doku zeigt – na und? Aber können wir das wirklich wollen? Für das "Recht auf Party" (FAZ) usw.?

Die anderen (zu denen ich mich zähle) sagen: Runter mit der Inzidenz, das ist das Wichtigste!

Mit Ihrem letzten Satz, lieber Herr Riemer, "relativieren" Sie, wie man heute sagt. Einen anderen Zweck kann das Aussprechen einer solchen Selbstverständlichkeit in meinen Augen nicht haben.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.05.2021 um 00.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45812

Ich habe es mir komplett angesehen.
Ja, wirklich sehenswert, ungeschminkt, realitätsnah, anrührend und auch sehr lehrreich! Man kann sich glücklich schätzen, so etwas nur aus Filmen zu kennen.

Allerdings hätte man fast die gleiche Doku über Alltag, Freud, Leid und Schicksale auf Intensivstationen durchaus auch schon vor Corona drehen können.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.05.2021 um 05.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45804

Sehenswert: "Charité intensiv", vierteilige Dokumentation in der ARD-Mediathek

https://www.ardmediathek.de/sendung/charite-intensiv/staffel-1/Y3JpZDovL3JiYi1vbmxpbmUuZGUvY2hhcml0ZS1pbnRlbnNpdg/1/

Ich widerstehe der Versuchung, ein Wort an die mutigen Bekämpfer der Corona-Bekämpfung anzufügen. Man erreicht sie ja doch nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.04.2021 um 04.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45796

Aus dem Papierkorb:
Der frühere Trump-Berater Larry Kudlow hat – seines Meisters würdig – davor gewarnt, daß Biden den Amerikanern pflanzliches Bier aufzwingen will. Darüber wird viel gelacht. Friedrich Merz wird zur Zeit verspottet, weil er offenbar elementare Kenntnisse in Volkswirtschaftslehre vermissen läßt. Als „Wirtschaftsexperte“ der CDU hätte er Habeck nicht die „Wissenslücken“ vorwerfen sollen, die er nun selbst verrät. Boris Johnson gerät nicht wegen seiner Politik in die Krise, sondern wegen einer wirklichen oder vermeintlichen Äußerung, die eigentlich ein Vogelschiß sein sollte. Kardinal Marx hat auf öffentlichen Druck das Bundesverdienstkreuz abgelehnt. Er hätte es vorher tun sollen, abgesehen von der jetzigen Begründung (ungeklärte Vorwürfe wegen Mißbrauchsvertuschung). Würdenträger zu würdigen ist sowieso geschmacklos. Aber in der Kulturszene ist es genauso: Wer schon Preise hat, kriegt noch einen, da ist man auf der sicheren Seite. Auch der vierzehnte Ehrendoktor kommt sozusagen von selbst.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 28.04.2021 um 00.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45781

zu #allemalneschichtmachen
(Gegeninitiative zu #allemaldichtmachen)

Wie soll man sich denn auf der Intensivstation eines Krankenhauses ein realistisches Bild über das allgemeine Infektionsgeschehen und die Schwere der Pandemie machen können?

Auf der Intensivstation erlebt man die Krankheit konzentriert und in ihrer extremsten Form. Das ist natürlich nicht lustig. Ich bewundere die Ärzte und Pfleger, die sich für jeden aufopfern und ihr bestes geben. Aber die Anstrengungen und das Leid auf den Intensivstationen stehen nun einmal quantitativ im krassen Gegensatz zur Situation der Gesamtbevölkerung.

Im Verhältnis zu den wirklichen Seuchen des Mittelalters, die richtig große Bevölkerungsteile dahinrafften, können wir uns heute in Ruhe zurücklehnen und hoffen, daß die Politiker nicht noch alles Maß verlieren.

Der Mensch ist sterblich. Das wird kein noch so wohlmeinender Politiker ändern. Eine entsprechende Kritik an überzogenen Maßnahmen, ob nun in ernster Form oder als Satire, kann weder rechtsextrem noch coronaleugnerisch noch irgendwie frivol sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.04.2021 um 05.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45777

Skeptiker, die der „Schulwissenschaft“ mißtrauen, gehen jedem Schlangenöl-Verkäufer auf den Leim. Mit ihrem Geld tun sie wieder und wieder, was einer der Crash-Propheten ihnen empfiehlt (der als einziger damit reich wird).

Die Pseudo- und Parawissenschaften pflegen die Erzählung vom Außenseiter, der die "Schulwissenschaft" der Lächerlichkeit preisgibt, aber in Wirklichkeit gibt es gar nicht so viele Beispiele, und selbst diese halten oft einer genaueren Betrachtung nicht stand.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.04.2021 um 14.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45772

„Das, was da jetzt im Netz steht, passiert, wenn man Schauspielern das Drehbuch wegnimmt.“ (Regisseur Adolf Winkelmann)

Daß immer mehr Unterhaltungskünstler zur Besinnung kommen, sich mißbraucht fühlen und ihre Beiträge zur Posse zurückziehen, kann doch wohl nur auf den Einfluß unserer kommunistischen Diktatorin zurückgehen?

Coronaleugnung und Klimaskepsis sind im Augenblick anscheinend nicht mehr so in, da verbringt man seine Zeit lieber mit der Schauspielergeschichte. Wie gesagt, Satyrspiel. Die "wahrhaftigste Tragödie" (Platon) spielt anderswo.

Dr. Cihan Celik hat gestern in seinem regelmäßigen Interview für die FAS sehr interessant berichtet, was in seiner Darmstädter Klinik zur Zeit abläuft. Keine Panikmache, aber er sagt am Schluß in seiner maßvollen Art auch noch ein Wort zu den Schauspielern (von denen sich andererseits keiner zu den Opfern der Seuche geäußert hat).

An den Erlanger Universitätskliniken werden zur Zeit schon wieder Operationen zurückgestellt; auch hier wird bis zur Erschöpfung an der Rettung von Menschenleben gearbeitet. Da bleibt kaum Kraft für ein deutliches Wort an die frivolen Spaßmacher.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 26.04.2021 um 14.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45771

Das ZDF macht auch mit. Gestern im »heute journal« ein Beitrag über die Musikhochschule Nürnberg. Dozenten sprechen über die Schwierigkeiten des Onlineunterrichts, über die Unersetzlichkeit räumlicher Nähe bei der Beurteilung von Klangnuancen bei Gesangs- und Orchesterproben usw. Das alles ist richtig und nachvollziehbar. Die durch die Pandemie erschwerten Bedingungen setzen Lehrern und Studenten sicher sehr zu. Aber der larmoyante Tonfall, in dem die Offsprecherin ihren Text vorliest, und die Weltuntergangsstimmung, die in dem Beitrag verbreitet wird, erscheint mir völlig unangemessen. Wer kein Deutsch versteht und das Ganze nebenher mithört, muß denken, es sei jemand gestorben. Zum Schluß heißt es über einen jungen angehenden Dirigenten, der seit über einem Jahr kein vollzähliges Orchester mehr gesehen hat: »Er müßte längst an seiner Karriere basteln und fürchtet, daß alles umsonst war.« Er brauche ein Orchester, denn er sei Dirigent, sagt er dann selbst noch mit verkniffener Miene, bevor sich die noch immer sehr betroffen wirkende Sprecherin zu dem Fazit versteigt: »Und so sind heute Musikerkarrieren vielleicht schon beendet, bevor sie überhaupt angefangen haben.«
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.04.2021 um 12.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45770

„Bekommen Geimpfte ihr Leben zurück?“ (BILD)

Zu dieser fortschreitenden Verblödung und Vergiftung gehört auch, sieben Nachtstunden Ausgangssperre (außer mit Hund!) für eine so grundstürzende Aufhebung der Menschenrechte zu erklären, daß nur ein Bürgerkrieg noch helfen kann.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 26.04.2021 um 10.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45769

Man braucht gar nicht so weit in die Ferne zu schweifen, das fängt schon hier in Mitteleuropa an. Oft muß ich den Kopf schütteln, wenn ich höre, was in Brüssel stationierte Korrespondenten öffentlich-rechtlicher Fernsehsender berichten, wenn hier in Holland mal was los ist. Sie fahren dann schnell rüber nach Den Haag, um vor der Kulisse des Binnenhofs irgendwelche Fakten aufzusagen, die an sich zwar korrekt sind, nach meinem Eindruck aber oft am Kern der Sache vorbeigehen. Woher sollen sie den auch kennen, wenn ihre Recherchen großteils in der Lektüre von Agenturmeldungen bestehen? Der Moderator im Studio bedankt sich gleichwohl stets mit gespielter Wißbegierde für die »interessante Einordnung«, und die Zuschauer haben das beruhigende Gefühl, rundum informiert zu sein.

Bei den Zeitungskorrespondenten sieht es oft nicht viel besser aus. Das Bild von den lockeren, toleranten und obrigkeitskritischen Holländern wird auch von ihnen nur allzu gerne gepflegt. Die Wirklichkeit ist sehr viel komplizierter, wenn man ein zweites und ein drittes Mal hinschaut oder eben nicht nur ein halbes Jahr hier studiert, sondern viele Jahre in diesem Land verbringt. Seit mir diese Diskrepanz aufgefallen ist, kann ich Reportagen aus anderen Ländern nur noch mit größter Skepsis lesen. Wobei sich Deutschland und Holland ja in vielen Dingen sehr ähnlich sind, viel ähnlicher, als es den Deutschen bewußt und den Holländern angenehm ist. Wie muß es erst sein, wenn es um ferne Länder mit völlig anderen Kulturen und Gesellschaftssystemen geht?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.04.2021 um 08.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45768

Zu den hautnahen Reportagen der FAZ über Corona in Indien (aus Singapur) kommen ebensolche der SZ aus Bangkok. Es ist lustig zu sehen, wie beide Zeitungen sich bemühen, diese peinliche Tatsache in den Texten selbst zu verschleiern. Der deutsche Michel wird schon nichts merken.

Ist China so viel wichtiger als Indien, Peking so viel angenehmer oder gar billiger als Delhi?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.04.2021 um 06.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45758

In der FAS vom 25.4.21 gibt Jörg Thomann eine gute Beschreibung des Spuks. Und er kommt zu der bemerkenswerten Einsicht:

"Einen großen Fehler haben wir, die Journalisten, schon vorher begangen: Wir haben die Schauspieler darin bestärkt, sich als Welterklärer zu fühlen – eine Rolle, der manche von ihnen nicht gewachsen sind. Wir haben sie nicht nur nach ihren Filmen gefragt, sondern nach Werten, nach Weltanschauung, nach dem richtigen Leben."

Thomann erinnert mich erst wieder daran, daß die Springer-Presse sich nicht verändert hat. Sie redet von „Merkels Einsperr-Gesetz“ usw., wortgetreu wie die Rechtsextremen. Die Rechten meinen allerdings wirklich, was sie sagen, die BILD-“Journalisten“ treiben nur ihr zynisches Spiel. Vor langer Zeit erklärte mir ein Journalist, bei allem, was sich gegen BILD sagen lasse – dort lerne man jedenfalls das „journalistische Handwerk“. So kann man es sehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.04.2021 um 06.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45756

Jetzt diskutieren sie über die coronapolitischen Darbietungen von Schauspielern und Schaustellern. Man ist beim Satyrspiel angelangt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.04.2021 um 05.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45744

In der Schule haben wir auch das „epische Theater“ Brechts durchgenommen. Dazu gab es Lesehefte mit „Theorie“; habe ich kürzlich erst entsorgt. Wenn ich mich recht erinnere, sollen die Zuschauer die politische Meinung der Schauspieler zu hören bekommen, natürlich marxistisch aufgeklärter Schauspieler, die sich so wenig verstellen, daß sie den Text „im Gestus des Zeigens“ vortragen. Man soll sich nicht mit irgendwas „identifizieren“, sondern das Theater, über Schillers moralische Anstalt hinausgehend, als erweiterten Seminarraum (für ML-Kurse...) erleben. Echt? Ach was, alles nur gespielt.

Das ist vorbei, aber warum hat man es auf den Lehrplan gesetzt? Vielleicht weil es für die Lehrer so faßlich war. Die Handreichungen dazu sind von ernüchternder Banalität; sie machen der Kunst endgültig den Garaus, nehmen aber noch gern an deren altem Ansehen teil, sonst würde man es ja nicht beachten. (Dabei kannten wir fast gar nichts vom Theater und hätten in der Zeit ein paar Dramen lesen können.)

Das fiel mir gerade ein, weil auch heute wieder die politische Meinung von Schauspielern so stark beachtet wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.04.2021 um 04.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45730

Ich teile Ihre Ansichten. In Bayern ist die wirkliche Politik teils besser, teils schlechter, als die Ankündigungen der jeweiligen Spitzenpolitiker vermuten lassen. Ich bin kein Fan eines der genannten Politiker, sondern beklage nach wie vor die Unfähigkeit aller Parteien, wählbaren Nachwuchs hochkommen zu lassen (die Grünen teilweise ausgenommen, die sind ja auch immer noch jung und relativ wenig etabliert, eingesessen, vernetzt, verfilzt...).

Söders Maulheldentum habe ich schon öfter kritisiert, andererseits den Opportunismus (mal Kruzifix, mal "Bienen"!) als Ideologiefreiheit ausgemacht.

Von Laschet wußte ich fast gar nichts (außer der lustigen Erfindung von 35 Klausurnoten für 28 verschlampte Klausuren oder so ähnlich – war das nicht Urkundenfälschung? Schwamm drüber!). Sein Taktieren in der Coronafrage, mit dem sonderbaren "Beirat" im Hintergrund, hat uns mißfallen, ebenso der recht gut gespielte nette Opa, dem vor allem meine Frau nicht über den Weg traut. Aber das soll uns nicht hindern, mit kühlem Blick die Dynamik der öffentlichen und der veröffentlichten Meinung zu beobachten.

Von Baerbock weiß ich praktisch gar nichts, nur daß man mit Klima allein ein Land nicht regieren kann; da muß noch mehr kommen. Darauf sind die Grünen in ihrem (wahrscheinlich flüchtigen) Glück nicht vorbereitet.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 22.04.2021 um 22.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45728

Noch zu #45714: Das macht die Sache aber nicht besser, es bleibt ein gravierendes Manko, so wie es eben auch bei Trump ein gravierendes Manko war. Manche versuchen es zu relativieren, indem sie auf den kritikwürdigen Umgang erfahrener Regierungspolitiker mit der Coronakrise verweisen. Das ist so, als würde man den Nutzen von Spielpraxis und hartem jahrelangem Training bestreiten, wenn eine Bundesligamannschaft gerade ein wichtiges Spiel verloren hat. Erfahrung ist nicht alles, kann aber gerade bei einem so anspruchsvollen Amt wie dem des Bundeskanzlers nicht durch Neugier und Lernfähigkeit ersetzt werden. Daß jeder in dem Amt wachsen kann, ist allerdings auch richtig.

Immerhin ist es ein Fortschritt, daß überhaupt wieder über die Eignung der Kandidaten für das Amt gesprochen wird. Bei Söder und Laschet wurde ja so getan, als ob die überragende Eignung beider Herren zweifelsfrei feststünde, so daß man notgedrungen auf ein anderes Kriterium ausweichen müsse, um zu einer Entscheidung zu gelangen. Das sollten dann nach Söders Willen plötzlich Umfragen sein, von denen er, angesprochen auf seinen Vorsprung vor Laschet, noch vor wenigen Monaten gesagt hatte, sie seien für ihn »kein Maßstab und keine Kategorie«. Ich hätte mir von beiden Rivalen etwas mehr Ehrlichkeit gewünscht, aber die war nicht zu erwarten.

Söder hat einen Achtungserfolg erzielt. Er hat sich eine gute Ausgangsposition für einen eventuellen zweiten Anlauf verschafft. Es fällt auf, wie ruhig seine glühenden Anhänger sich jetzt verhalten. Ich könnte mir vorstellen, daß er selbst von ihrer Reaktion ein wenig enttäuscht ist. Vielleicht hatte er darauf gehofft, daß sie jetzt noch ein bißchen Unruhe verbreiten, damit er dann noch mal staatstragend zur Einigkeit der Union aufrufen kann. Ich kenne übrigens niemanden, der Söders Rückzug als noble Geste wahrgenommen hat. Ich kenne nur Kommentare, in denen gemutmaßt wird, daß andere das so sehen könnten. Schon diese Mutmaßung kann allerdings günstig für ihn sein.

Die Medien hatten auf das Traumduell Söder gegen Baerbock gehofft. Dazu wird es jetzt nicht kommen. Die Zustimmung zu Laschet wird wachsen, wenn auch mit Verzögerung und nur moderat. Viel wird davon abhängen, wie die Grünen sich im Wahlkampf schlagen. Bisher haben sie es noch immer geschafft, sich kurz vor dem Wahltermin selbst ein Bein zu stellen. Außerdem waren sie bei vielen Wahlen in den Umfragen bis zum letzten Moment deutlich besser als am Wahltag, als es darauf ankam. Das kann diesmal anders sein, aber ich bin nicht sicher, daß Söder die Grünen besser in Schach halten könnte als Laschet. Er dürfte zwar viele Konservative, für die die CDU unter Merkel zu »sozialdemokratisch« geworden ist, eher ansprechen als »der Armin«, aber es gibt auf der anderen Seite nicht wenige, die seine Art abstoßend finden. Er hat diesbezüglich auch noch keine Erfolge vorzuweisen. Als er im März 2018 Ministerpräsident wurde, stand die CSU in den Umfragen bei 43, die Grünen bei 11 Prozent. Am Wahltag dann, sieben Monate später, entschieden sich 37 Prozent der bayerischen Wähler für die CSU und fast 18 Prozent für die Grünen.

Ich bin übrigens weder ein Fan von Laschet, noch spreche ich Frau Baerbock irgendwelche Fähigkeiten ab, weil sie eine Frau ist, noch halte ich Söder für den skrupellosen Machtpolitiker, der das Land ins Verderben stürzen würde. Ich versuche nur, mir einen Reim auf die Ereignisse zu machen und lerne, wie die meisten, jeden Tag dazu ...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.04.2021 um 16.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45726

Daß jemand ein Gesetz erklärtermaßen ablehnt und trotzdem dafür stimmt, ist nicht der ungeheure Skandal, den manche darin sehen wollen, sondern politischer Alltag und unvermeidlich. Gesetzentwürfe sind Kompromisse, fast alle hätten sich in der einen oder anderen Richtung mehr oder etwas anderes gewünscht. Man gibt sich mit etwas zufrieden, damit die Sache überhaupt vorankommt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.04.2021 um 06.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45717

Die recht unentschlossenen Maßnahmen gegen Corona hierzulande sollen „grundrechtswidrig“ sein, die Angst vor Corona „gegenstandslos“. Aber was ist dann mit allen anderen Staaten der Welt? Den Blick nach draußen vermeiden die Merkelhasser.

Wenn man sehr abgeschieden lebt, kann man sich über die Angst vor Corona lustig machen und auf die Schutzmaßnahmen schimpfen. Am heimischen PC hat sich noch keiner angesteckt, das ist unbestreitbar. In einer Medizinstadt mit Tausenden von Klinikbetten, wo rund um die Uhr Krankenwagen und Rettungshubschrauber zu hören sind, erfährt man schon etwas mehr.

Das Herunter- und Wegrechnen der Seuche ist gemeingefährlich, keine harmlose Spinnerei wie der Kreationismus u. ä.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.04.2021 um 06.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45716

Die namentliche Abstimmung dient der Kontrolle der Abgeordneten durch die Fraktionsführung und widerspricht dem freien Mandat. Die Rechtsradikalen rufen denn auch schon dazu auf, sich diejenigen zu merken, die gegen das „Ermächtigungsgesetz“ gestimmt haben, und ihnen einen Ehrenplatz im Geschichtsbuch zu sichern. (Es geht, kaum zu glauben, um das bißchen Seuchenschutz.)
Übrigens: Hatte es nicht immer geheißen, das Parlament solle beteiligt und eine gesetzliche Grundlage des Seuchenschutzes müsse geschaffen werden? Das geschieht nun, und es ist auch wieder nicht recht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.04.2021 um 05.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45714

Auch Trump hatte "keine Regierungserfahrung" und hatte nach vier Jahren Amtszeit immer noch keine. (Twittern ist nicht Regieren.) Das hat seine deutschen Bewunderer nicht gestört.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.04.2021 um 05.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45698

Ein „Punktsieg“ Laschets innerhalb der CDU bringt ihn der Kanzlerschaft nicht unbedingt näher. Einige in der Partei machen die Rechnung eben ohne den Wähler, während andere, vor allem nun einige Landesverbände, nicht nur den Parteifrieden, sondern den Wähler im Blick haben und das Schlimmste befürchten. Die zahlenmäßige Überlegenheit der CDU gegenüber der CSU hat nichts mit demokratischer Mehrheit zu tun, sondern ist so vereinbart. Der Kanzlerkandidat der gesamten Union kann nicht in Gremiensitzungen der CDU bestimmt werden, das war der Grundfehler. Nur deshalb erscheint es vielen nun als „Verrat“, wenn CDU-Abgeordnete sich für Söder aussprechen.
Andernfalls wäre mit der Wahl des CDU-Vorsitzenden vorab entschieden gewesen, wer Kanzlerkandidat der gesamten Union wird. Das kann aber doch nicht sein.

Die von Laschet überfahrenen CDU-Abgeordneten werden einen Groll zurückbehalten. „Daß du ihn schwach gesehen, vergibt er nie.“
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.04.2021 um 13.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45690

Interessant. – Jedenfalls wurde seine Ankündigung im Hochsauerlandkreis stark bejubelt. Er will im Kabinett Laschet Minister und damit heimlicher Kanzler werden – in wohl zutreffender Einschätzung von Laschets Führungsstärke. Es sei denn, die CDU stellt ihn nach einem Verzicht Laschets doch noch gegen Söder auf.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 19.04.2021 um 13.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45689

Ich würde die Vorsilbe stink- dann doch zugunsten von Herrn Merz eher als Verstärkung zur Mitte (dem Normalen) hin interpretieren, also:
(schwach) normal = rechtsradikal
stinknormal = rechts
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.04.2021 um 11.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45688

Wer ist der Normalste im ganzen Land? Nachdem die Rechtsradikalen ihre Liebe zum Normalen verkündet haben, bekennt sich Friedrich Merz ausdrücklich zum "Stinknormalen". Ist das mehr oder weniger?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 16.04.2021 um 09.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45666

Weshalb Helmut Schmidt ja immer wieder auf Alexander den Großen verwiesen hat.

Gestern in den Fernsehnachrichten: Der Abzug der Truppen werde, so sei zu befürchten, die Verbesserungen, die für Frauen und Mädchen in Afghanistan erreicht worden sind, zunichte machen. Dabei sprach man »korrekt« von den Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr. Mit anderen Worten: die Politik, über die berichtet wird, schadet den Frauen in Afghanistan, aber die Berichterstattung darüber nützt den Frauen in Deutschland (so zumindest die Theorie). Man kann das für geschmacklos halten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.04.2021 um 08.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45665

Bei uns wenig bekannt: Schon in englischen Romanen des 19. Jahrhunderts ist "Afghanistan" eine Chiffre für ein sehr fernes Land, in dem man sich ein blutige Nase holt, modern gesprochen: aus dem man an Leib und Seele traumatisiert zurückkommt. Diese Erfahrung haben seither Hunderttausende machen müssen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.04.2021 um 07.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45655

Die CDU-Spitze hat beschlossen, daß Laschet Kanzler wird. Es gibt nur noch ein kleines Problem, und das heißt nicht Söder. Allerdings scheinen auch manche Journalisten es bereits als ungehörig zu empfinden, daß es überhaupt einen zweiten Kandidaten und eine Art Wettbewerb gibt.
Jeder weiß, daß die CDU-Führung Laschet nicht aus Überzeugung zum Kanzlerkandidaten bestimmt hat, sondern weil sie nicht daran vorbeikonnte, wenn sie ihren frischgewählten Vorsitzenden nicht „demontieren“ wollte, wie z. B. Merz es nun zu Unrecht Söder nachsagt. Söder kann Laschet so wenig demontieren, wie die CDU ihn montieren kann. Merz selbst hat übrigens ausdrücklich gesagt, daß Laschet aus dem genannten Kalkül und nicht wegen seiner Qualifikation aufgestellt worden ist – eine nicht besonders versteckte Verächtlichmachung des Konkurrenten.

Wenn man die Parteien über die Jahrzehnte hin beobachtet, hat man immer den Eindruck, daß sie erstens das Problem haben, überhaupt genug Führungspersonal hochkommen zu lassen, und zweitens nach dem Motto verfahren: Bloß keinen starken Vorsitzenden! Man einigt sich also darauf, unter dem ohnhin blassen Nachwuchs den blassesten zu wählen, weil er am wenigsten Feinde hat (am wenigsten „polarisiert“, wie der Fachausdruck lautet). Dabei bedenkt man aber nicht, daß das Wahlvolk ganz andere Maßstäbe anlegen könnte, daß man sich also auf den typischen Verlierertyp geeinigt haben könnte – und was nützt dann die schönste Einigkeit?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.04.2021 um 10.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45643

Tichys Trumpist vom Dienst enthüllt:

Leitender CNN-Mitarbeiter: „Unser Fokus war es, Trump aus dem Amt zu bringen“

Der linksgerichtete US-Fernsehsender CNN wird seit Jahren wegen seiner stark Trump-kritischen Berichterstattung als voreingenommen kritisiert. Das unterfüttert nun ein neu enthülltes Untercover-Video. Ein CNN-Mitarbeiter bezeichnet die Berichterstattung des Senders dort selbst als "Propaganda".


Haha! Da gibt es nichts zu enthüllen ("Untercover"). Man brauchte bloß zwei Sekunden CNN zu sehen, die Leute haben doch nie ein Hehl daraus gemacht. Allerdings waren sie Waisenkinder gegenüber FOX-News, Tichys demagogischem Vorbild.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.04.2021 um 05.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45641

Einige Gerichte binden Schutzmaßnahmen an den strengen Beweis ihrer (erwartbaren) Wirksamkeit. Masken, Testpflicht, Ausgangssperren, Schließungen? „Sind alle anderen Maßnahmen geprüft worden?“ Usw. – Damit kann man alles unterbinden. Die Richter macht niemand für die Folgen verantwortlich, sie sind ja keine Epidemiologen, sondern haben nur das Recht geschützt.

Im harmloseren Fall der Rechtschreibreform haben sie auch schon das Recht geschützt, mehr nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.04.2021 um 15.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45608

Das Impfzentrum, wo ich heute meinen ersten Schuß bekommen habe, ist bestens organisiert und arbeitet schnell und menschenfreundlich. Nur eben die übergeordnete Online-Anmeldung kann es mit der Corona-Politik an Konfusion aufnehmen. Sprachlich ist interessant, daß der Personalbogen, den man am Bildschirm ausfüllen soll, von Fachsprache strotzt, so daß er von der Hälfte der Bevölkerung ohne Hochschulabschluß kaum korrekt auszufüllen ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.04.2021 um 16.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45593

Als ich bei Trollope auf den Namen "Dr. Fillgrave" für einen Arzt stieß (ein typischer Scherz dieses Autors, nicht immer sehr subtil), fiel mir ein, daß der Familienname "Füllgrabe", der mir seit meiner Studentenzeit in Marburg bekannt ist ("Schade und Füllgrabe" - längst aufgesogene Lebensmittelkette mit bewegter Geschichte), vielleicht ebenfalls ein solche Übername für einen Arzt (oder einen Leichenbestatter?) sein könnte. "Vollgraf" und andere Varianten hätten dann nichts mit dem Adel zu tun.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.04.2021 um 06.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45570

Immer wieder höre ich Demonstranten sagen, sie protestierten gegen den Impfzwang. Sie scheinen wirklich nicht zu wissen, daß es keinen gibt. Es hätte wenig Sinn, sie aufzuklären; sie würden gleich etwas anderes erfinden, gegen das sie sein könnten. Der Wahn findet sein Objekt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.04.2021 um 11.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45562

Gestern erhielt ich zwar die Einladung zur Vereinbarung eines Impftermins, weil ich "dran bin", aber das ist nicht so einfach. Der Online-Kontakt ergibt, daß kein Termin frei ist und ich mich in einigen Tagen wieder einloggen soll. Aber warum sollte es dann anders sein? Es werden ja immer mehr Leute eingeladen. Anrufen soll man aber auch nicht.

Da wir schon einige Erfahrung haben und auch aufgrund von Insidertips haben wir heute trotzdem angerufen und sofort die beiden Termine bekommen. Ich werde also nächste Woche mit Biontech geimpft.

Die Telefone sind mit sehr freundlichen Menschen besetzt, es sollen Schauspieler vom Stadttheater sein, die auf diese Weise etwas verdienen können.

Um so krasser fällt der Gegensatz zur schwerfälligen Bürokratie auf. Wir waren nicht besonders verzweifelt, weil andernfalls auch unser Hausarzt uns impfen würde, sobald der Impfstoff da ist, aber wir wissen von vielen Seiten, daß man mit der Online-Anmeldung ziemlich aufgeschmissen ist.

Vielleicht kann dieser Bericht anderen helfen. Also: Immer wieder anrufen!
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.04.2021 um 11.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45556

Man kann die Lösung natürlich googeln, was ich später auch getan habe. Aber am Anfang habe ich mir immer wieder die Augen gerieben oder dachte, ich hätte mich verhört, wenn der Kommentator ständig von der "Ever Given" sprach, während auf dem gezeigten Schiff deutlich der große Schriftzug EVERGREEN zu lesen war.
Seltsam, daß beim Fernsehsender niemand darauf kommt, daß das den Zuschauer irritieren muß.

Die Ever Given wurde übrigens auch "Havaristin" genannt, wie eine lebende Person. Aber für Schiffe verwenden m. W. sogar die Briten das Pronomen "she".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.04.2021 um 07.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45554

Nordstream 2 ist unsicher, halten wir uns lieber an den Suez-Kanal, da weiß man, was man hat!

Aber mal im Ernst: Wie der Tagesspiegel berichtet, könnte die Blockade durch den Bernoulli-Effekt erklärt werden. Das ist eigentlich kein großes Geheimnis. Aber natürlich müßte die Schiffsführung das gelernt haben, und ein Manövrierfehler bleibt es allemal. Dasselbe Schiff soll ja auch in Blankenese schon mal einen Totalschaden an einem kleineren verursacht haben.

Bei dieser Gelegenheit stoße ich auf eine Umfrage:

Bringt der internationale Freihandel der deutschen Wirtschaft eher mehr Schaden oder mehr Nutzen? (Tagesspiegel)

Solche Fragen werden gestellt, ohne daß man sich vergewissert, ob die Befragten den Sachverhalt kennen – über das Schlagwort hinaus. Was wissen sie über den Umfang des Welthandels, die jeweils gehandelten Güter usw.? – So aber fördert man nur den Zeitgeist, der jedem eine Meinung zu allem zutraut und abfragt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.04.2021 um 11.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45545

Ich werde hier keinen Aprilscherz machen, sondern nur von einem berichten. Wie man sich denken kann, ist meine ganze Familie von sehr schlichtem Gemüt, arglos und des Himmelreichs gewiß. Darum haben wir jahrzehntelang immer denselben Aprilscherz gemacht. Beim ersten Sehen am Morgen mit besorgter Miene sagen: "Du blutest ja!" Und auch wenn Sie es nicht glauben: Es hat immer gewirkt wie beim erstenmal!

(Außerdem ist es das reinste Beispiel für die Abtönungspartikel ja. Einzelheiten hier: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1610#25522)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.03.2021 um 16.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45538

Wie Anders Tegnell für die Tagesschau den schwedischen Weg der Corona-Bekämpfung beschreibt, ist er zwar etwas anders, aber nicht weniger rigide als der deutsche (der ja vergleichsweise unentschlossen war und nicht mit den härteren Maßnahmen in anderen Ländern zu vergleichen).

ARD: Schwedens Weg wird oft als Sonderweg beschrieben. Was halten Sie von dem Begriff?
Tegnell: Das ist in weiten Teilen ein Mythos. Wir haben unser Verhalten hier in der Bevölkerung auf eine sehr radikale Art verändert. Wir haben sehr viel weniger physischen Kontakt miteinander, als wir es früher hatten. Das lässt sich auf viele Arten belegen.
(tagesschau.de 31.3.21)

Und Schweden steht insgesamt nicht gut da, das hat auch der König kritisiert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.03.2021 um 11.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45523

Wer sich ein wenig auskennt, wird darüber schmunzeln, wie genau solche Predigten dem Handbuch folgen. Man wähle ein zur Saison passendes Thema, hier also "Hoffnung", und wiederhole den Begriff so oft wie möglich. Dazu suche man in der Bibel nach einer brauchbaren Stelle, wozu man auch in entsprechenden Hilfsbüchern nachschlagen kann. Hier bietet sich "Noah" an. Zum Schluß noch eine konkrete Geschichte aus dem Alltag: ein Gärtner will die Balkone eines Altersheims mit Vergißmeinnicht bepflanzen, das ist rührend.

Das haben andere natürlich auch schon so gemacht, z. B. hier:
https://www.sonntagsblatt.de/artikel/glaube/predigt-zum-pfingstmontag-hoffnung-kommt-von-huepfen

Auch dort wird „Hoffnung“ am Beispiel Noahs verhandelt: „Unsere Sintflut heißt Corona.“ Usw.

There is, perhaps, no greater hardship at present inflicted on mankind in civilised and free countries than the necessity of listening to sermons. (Trollope)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.03.2021 um 07.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45522

Heribert Prantl wendet sich in einer Predigt "zum Palmsonntag" (SZ 27.3.21) und anscheinend auch im TV-Streitgespräch mit Karl Lauterbach gegen „Katastrophenverliebtheit“, „Schwarzseherei“ usw., und will „Hoffnung“ machen – das ist das Stichwort seiner mit viel Bibel und etwas Dante geschmückten Botschaft. Natürlich will er Corona "nicht bagatellisieren", tut es aber doch. Es ist peinlich zu lesen und in seiner Herzensgüte ziemlich schlimm. Und die Unterstellung von „Katastrophenverliebtheit“ usw. ist eine jener goldenen Unverschämtheiten, die uns solche Menschen gerade ins Gesicht sagen, ohne sich zu schämen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 27.03.2021 um 08.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45508

Im Niederländischen heißt der Reisende übrigens »reiziger« (reizen = reisen; reis = Reise; rijst = Reis). Ach ja, die Reisende heißt auch so, und niemand regt sich drüber auf.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 27.03.2021 um 08.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45507

So war mein Beitrag auch gemeint. An Kraus’ Kritik ist was dran, aber sie ist sehr einseitig und auch angreifbar. Mir fallen jedenfalls zunächst andere Argumente gegen diese Marotte ein.

Daß das Wort »Reisender« keine Erfindung der Bahn ist, ändert nichts daran, daß ich es nach wie vor als Fremdkörper (das Wort paßt gut) empfinde. Ich habe ja ausdrücklich meine persönliche Wahrnehmung geschildert, die zunächst mal nichts mit Grammatik zu tun hat. Zum erstenmal begegnet ist mir das Wort nicht in der Literatur (dort hätte ich es, vor allem im Singular, womöglich als vornehm verbucht) und schon gar nicht im ungezwungenen Gespräch, sondern in einer Zugdurchsage vor 35 Jahren, die mir auch ansonsten recht künstlich vorkam. Vielleicht rührt daher meine Abneigung und auch die Zuordnung zu einer distanziert-bürokratischen Sprechweise. Und von so etwas kann man sich dann auch nicht mehr lösen. Es war für mich eine Art Schlüsselerlebnis, und ich erkläre mich unumwunden für befangen (siehe auch http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=2#2843).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.03.2021 um 03.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45505

Ich wollte den gendernden Gebrauch des Partizips I natürlich nicht rechtfertigen und habe ja auch von Anfang an geltend (! wie komisch!) gemacht, daß dieses Partizip im Deutschen immer ein Fremdling geblieben ist. Nur ist es nicht ganz so einfach, wie Kraus es sich vorstellt. Wir Reformkritiker haben den Gebrauch seinerzeit unabhängig von der feministischen Marotte diskutiert, und zwar wegen Fleisch fressend usw. Die fleischfressende (karnivore) Hund sitzt Fleisch fressend vor seiner Hütte. D.h. in solchen Fällen hat das Partizip I eher seine aktuelle und nicht die klassifiziernde Bedeutung, und gerade darin zeigt sich die Fremdheit dieser Konstruktion. Adjektivisch umgedeutet wie in reizend, entzückend usw. erregt es keinen Anstoß.
Im Auszubildenden sehe ich entgegen den neueren Grammatiken kein Partizip, sondern die Substantivierung des "Gerundivs" (auch eines Fremdkörpers im Deutschen, vom Infinitiv abgeleitet).

Der Reisende und der Handlungsreisende sind schon 200 Jahre alt.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 26.03.2021 um 23.46 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45504

"Reisende" habe ich noch nicht so bürokratisch empfunden, wie Sie es beschreiben, Herr Metz. Was wären die Alternativen: "Reiser"? Geht nicht, Brandgefahr. "Reiserinnen und Reiser"? Geht auch nicht, 66,7% politisch korrekt aber noch 50% Brandgefahr. "Reiser:innen"? 100% politisch korrekt, aber entzündliches Material in Innenräumen ist nicht ratsam. Bleiben wir dann besser doch beim Partizip.
Jetzt aber ganz ohne Satire, Herr Metz: Hervorragender Beitrag.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 26.03.2021 um 22.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45503

»Reisende« habe ich lange vor dem Erscheinen der ersten Genderleitfäden, in denen solche Partizipien empfohlen werden, als Unwort empfunden. Allerdings eher aus stilistischen Gründen. Für mich ist das bürokratischer Bahnsprech, der nichts mit normaler, lebendiger Sprache zu tun hat. Aus einem Lautsprecher im Zug lasse ich mir das Wort gefallen, es bringt mich manchmal immer noch zum Schmunzeln, auch wenn ich mich nach und nach daran gewöhnt habe, aber ich selbst würde es nicht so schnell verwenden. Die »Reisenden« kommen für mich aus derselben Schublade wie die »Auszubildenden«. Solchen Wortschöpfungen haftet etwas extrem Distanzierendes an, ich habe fast das Gefühl, die Bahn möchte mit den »Reisenden« so wenig zu tun haben wie der Firmenchef mit den »Auszubildenden«.

An »Teilnehmende« usw. stört mich vor allem, daß diese Wörter wie künstliche Ad-hoc-Bildungen wirken, die ohne Not den Lesefluß stören (übrigens auch den Vorlesefluß, denn ich lese auch oft Texte vor). Hier werden vorsätzlich sprachliche Stolperfallen ausgelegt, und zwar aus rein ideologischen Gründen. Gängige Personenbezeichnungen sollen neutralisiert werden, um irgendein »Bewußtsein« zu schaffen. Wenn Texte nicht mehr der Erzählung, sondern der Erziehung dienen, sage ich: da mache ich nicht mit, schon weil der Versuch so beleidigend plump ist.

Das Argument von Herrn Kraus und anderen ist aber nicht ganz von der Hand zu weisen. Wenn bisher unauffällige Allerweltswörter wie »Fußgänger« urplötzlich durch Partizipien ersetzt werden, kann man als Leser nicht umhin, über diese neuen Gebilde nachzudenken (was man bei geläufigen Wörtern nicht tut), und da drängt sich die Vorstellung von der Verlaufsform nun mal auf. Wenn sich die Eiferer durchsetzen, werden wir irgendwann vielleicht nicht mehr laut loslachen, wenn wir in einem Text »toten Radfahrenden« begegnen. Wir bekommen so aber Schritt für Schritt eine aufgeblähte und nur noch schwer zu verstehende Bürokratensprache, die gerade »bildungsferne« Menschen kaum noch erreicht. Und das soll ein Dienst an einer Gesellschaft mit gleichberechtigter Teilhabe aller Gruppen sein? Aber das wird von den Betreibern des Gendersprechs ja auch nicht ernsthaft angestrebt. Wer mitmacht, tut das nicht, um irgendwem zu helfen, sondern um den »woken« Mitbewohnern (»Mitbewohnenden«) der eigenen Blase Glaubensfestigkeit zu demonstrieren und von ihnen möglichst viel Anerkennung einzuheimsen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.03.2021 um 04.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45501

Josef Kraus schreibt in seinem selbstgewählten Milieu gegen das Gendern an:

Aus Mitarbeitern werden Mitarbeitende, aus Antragstellern Antragstellende, aus Bewerbern Bewerbende, aus Studenten Studierende. Damit werden Konstruktionen möglich wie die folgenden: „Im Hörsaal sitzen schlafende Studierende“ Ja, was denn nun, schlafen sie oder studieren sie? Oder betreiben sie Hypnopädie? Oder nehmen wir den makabren Satz: „In unserer Stadt hatten wir letztes Jahr drei tote Radfahrende.“ Also doch nicht tot oder auferstanden? „Studierend“ und „radfahrend“ ist ein Partizip Präsens: Da tut eine Person gerade eben etwas. Also kann sie nicht schlafend oder tot sein. Außerdem gibt es in Köln ab sofort „Einwohnende“! Klingt dummerweise ein wenig nach dem bekannten “Einsitzende“.

Nun, „Student“ ist auch ein Partizip Präsens. Und was ist mit „Reisenden“? Die reisen auch nicht immer. Und fleischfressende Tiere fressen auch nicht immerzu, weil gerade Fleisch sehr nahrhaft ist.

Krausens blinder Eifer schadet der guten Sache.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.03.2021 um 08.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45477

Die Sherlock-Holmes-Erzählungen im Anschluß an Poes Dupin dürften wegen ihrer weiten Bekanntheit unser Verständnis von wissenschaftlicher Arbeit mitgeprägt haben. Schon in der frühen „Study in scarlet“ sehen wir Holmes mit Lupe und Maßband ganz objektiv und vorurteilsfrei „Daten sammeln“, anschließend folgert er „deduktiv“ die erstaunlichsten Erkenntnisse, und auch die Begründung wird, wie bei Poe, mitgeliefert. Der Leser mag ahnen, daß das ein fauler Zauber ist, aber etwas bleibt doch hängen.
Wie weit auch heutige Fernsehkrimis wirksam sind, kann ich mangels Erfahrung nicht sagen. Ich sehe nur ständig, wie ernst etwa der „Tatort“ genommen wird, allerdings weniger wegen der kriminalistischen Methode als wegen der vermeintlichen Auskunft, die er auch nach Meinung seriöser Zeitungen über unsere Gesellschaft gibt.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 21.03.2021 um 08.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45473

Ich wußte doch, daß ich schon mal einen Hinweis darauf gesehen hatte! Es unterstellt dem Leser ein Stirnrunzeln, dem der Autor begegnet, indem er sich tapfer zu einer gewagten Aussage bekennt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.03.2021 um 03.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45469

Stimmt (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1611#44911). Es breitet sich immer noch weiter aus und wird erst aufhören, wenn eine neue Albernheit es ersetzt. Bessere Schreiber benutzen es nicht.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 20.03.2021 um 22.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45468

Das geht mir auch so. Mein Eindruck ist, daß "[und] ja" eingeschoben wird, um Zeit zu gewinnen, so ähnlich, wie man früher ein "äh" einschob. Dieses soll nur kaschiert werden und etwas vornehmer klingen.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 20.03.2021 um 18.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45467

In letzter Zeit lese ich an jeder Ecke „und ja,“. So gehäuft wirkt es affig, und ja, es geht mir auf den Keks.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.03.2021 um 15.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45420

Nicht bei Königs.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 11.03.2021 um 15.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45419

Also ich finde es schon sehr bemerkenswert, wenn ein Mann sich in die eigene Frau verliebt, denn der Normalfall ist doch genau umgekehrt, getreu dem Spruch "Verliebt, verlobt, verheiratet".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.03.2021 um 05.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45416

Wenn wir schon bei der Psychopathia sexualis sind: Dazu gehört ja auch der Drang des Königs Kandaules, seine Frau dem Blick eines anderen Mannes (Gyges) zu exponieren, und diese Neigung spielt in Anthony Powells Roman eine ziemlich bedeutende Rolle. Der Verfasser kannte auch die psychoanalytischen Deutungen der Gyges-Geschichte. (Die verschiedenen Versionen des Mythos und seine Nachwirkungen recht gut bei Wikipedia "Gyges".) Powell beschreibt mit großer Kunst ein (nicht existierendes) Gemälde und dessen Wirkung auf verschiedene Personen.

Herodot schreibt:

König Kandaules „hatte sich nun in sein eigenes Weib verliebt. In seiner Liebe glaubte er, das bei weitem allerschönste Weib zu besitzen.“

Οὗτος δὴ ὦν ὁ Κανδαύλης ἠράσθη τῆς ἑωυτοῦ γυναικός, ἐρασθεὶς δὲ ἐνόμιζέ οἱ εἶναι γυναῖκα πολλὸν πασέων καλλίστην.

Meine Frau glaubte sich verhört zu haben, und auch Schülern muß man wohl erklären, was daran bemerkenswert sein soll, daß ein Mann sich in seine eigene Frau verliebt...

Tja, wer die Vorzüge seiner Frau preist, hat die Ehe schon gebrochen in seinem Herzen... (das fehlt in der Bibel)

Diese intuitive Einsicht liegt wohl zugrunde, wenn ungebildete Männer von ihrer Frau scheinbar herabsetzend reden: "meine Alte" usw. - das ist eher apotropäisch zu verstehen und nicht als Symptom einer schlechten Beziehung.

Thukydides läßt Perikles sagen, die beste Frau sei diejenige, von der weder im Guten (!) noch im Schlechten viel die Rede ist.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 10.03.2021 um 18.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45413

Ich frage mich, ob man die Liebhaber von Splatterfilmen vielleicht in ihrer Kindheit zu fürsorglich von gruseligen Märchen ferngehalten hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.03.2021 um 18.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45412

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34862

Es gibt einen Hang im Menschen, sich in die Vorstellung von fürchterlichen Leiden, Unglücksfällen und Grausamkeiten zu versenken. Die brünstige Vertiefung in das Leiden der Madonna als Pietà, die Kalvarienberge, die schlimmen fleischerhaften Martyriengemälde der Spätrenaissance und des Barock zeigen diesen Hang ins Religiöse umgeschlagen. Niedrige Äußerungen dieser Seelengegend sind der Massenkonsum von Kriegsgreueln, der Grand Guignol, der Film oder der Unglücksteil der Zeitung als bevorzugter Lesestoff. (Franz Dornseiff: Sprache und Sprechender. Leipzig 1964:269)

Seit wir mehr über die Psychopathia sexualis wissen und offen darüber reden können, sind solche Sachen in die Abteilung Pornographie abgedrängt worden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.03.2021 um 09.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45408

In der Ecke der (rechten) Verschwörungstheoretiker war Bill Gates bisher der schwarze Mann, dem man alles mögliche andichtete. Nun ist er plötzlich ein Befürworter der Atomkraft und rückt sofort in die Rolle eines unantastbaren Kronzeugen gegen den Atomausstieg (und gegen seine Freundin Merkel, das absolute Haßobjekt).
 
 

Kommentar von , verfaßt am 10.03.2021 um 07.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45402


 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.03.2021 um 08.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45399

Hunderte oder gar Tausende von Menschen am Klang ihrer Stimme zu unterscheiden ist schon eine erstaunliche Leistung. Wie gesagt, gelingt das am besten an natürlicher Alltagsprosa, schon beim Vorlesen und bei gebundener Rede wird es schwächer, beim Singen und am Telefon natürlich erst recht.

Zur "physiognomischen" Wahrnehmung und zu einer Beobachtung von Herrn Riemer (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1642#39123):

Wir treffen bei unseren morgendlichen Gängen durch Wald und Feld immer die gleichen Personen, darunter viele Jogger, Läufer und Radfahrer. Oft sehe ich auf dem ziemlich weit entfernten Höhenweg jemanden entlanglaufen, wie einen Schattenriß gegen den Horizont, und erkenne am Auf-und-ab-Wippen der winzigen Gestalt eine bestimmte Person.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 03.03.2021 um 09.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45369

Petra Gerster (Gerster*in?), eigentlich unter den sprachmoralischen Klassenbesten, erklärte in den Nachrichten gestern „die Bewohner der Alten- und Pflegeheime“ zu den „besonders Schützenswerten in der ersten Impfgruppe“. Die weniger Schützenswerten nannte sie nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.02.2021 um 12.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45328

Trumps 30.000 Lügen wären im Lügendetektor bestimmt nicht aufgefallen, weil es für ihn gar keine Lügen gibt, sondern nur mehr oder weniger nützliche, im Augenblick gerade passende Aussagen und Geschichten. Bei kleinen Kindern fehlt zeitweise die Unterscheidung von Erfindung und Bericht, ebenso bei Frauen: eine schöne Geschichte muß nicht in allen Einzelheiten stimmen, es gibt andere Kriterien des Gelingens als die nackte Tatsächlichkeit (eine Erfindung der prosaischen Neuzeit).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.02.2021 um 07.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45321

Vorgestern haben wir mal wieder die Tagesschau auf dem Computer gesehen. Anschlag von Hanau mit Bundespräsident Steinmeier, dann noch manches andere, was ich vergessen habe, zum Schluß haben wir uns über eine große Kundgebung von Fridays for Future mit Greta Thunberg geärgert: alle ohne Masken. Erst beim Wetterbericht wurden wir stutzig, und dann stellten wir fest, daß es die Tagesschau von vor einem Jahr gewesen war.
Ich erzähle den lächerlichen Vorfall, weil es zeigt: Wer eine Tagesschau gesehen hat, hat alle gesehen. Jeden Abend das Bundeskanzleramt, Hände, Schritte und Worte von immergleichen Funktionären usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.02.2021 um 04.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45308

Demo am AfD-Stand in Nürnberg:

Eine Frau hält ein Plakat in die Höhe: "Wir verlangen unsere Grundrechte zurück". Auf die Frage, welche Grundrechte ihr denn besonders wichtig sind, wehrt sie ab: Sie gebe keine Interviews. Ihre Nachbarin meint dagegen: "Na, die Grundrechte eben." (nordbayern.de 20.2.21)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.02.2021 um 09.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45307

Die Lebensverbote der Herrschenden müssen aufhören (Wolfgang Herles 20.2.21)

Das meint ja auch Laschet, der allerdings zu den Herrschenden gehört und noch mehr gehören will und mir das Leben schon verboten hat.

Und will die AfD, Verteidigerin der Grundrechte, wirklich das Grundrecht auf Masturbation einschränken, wie gestern zu lesen war?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.02.2021 um 05.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45303

John Nash hat im Rückblick auf seine Schizophrenie gesagt, daß ihm die Wahnideen auf die gleiche Weise kamen wie seine mathematischen Intuitionen – wie hätte er sie unterscheiden sollen? Die (scheinbaren) Bestätigungen, die ja im Fall politischer oder gesellschaftlicher Überzeugungen niemals die strenge Form mathematischer Beweise annehmen können, kamen in großer Zahl, wie es auch im Alltag bei Vorurteilen bekannt ist, die sich durch selektive Wahrnehmungen immerzu selbst bestätigen. Wie hätte man Nash überzeugen können, daß die New York Times keine geheimen Botschaften an ihn enthielt?

Das Teuflische ist, daß jeder Versuch, mit dem Kranken "vernünftig" zu sprechen, sogleich in dessen Wahnsystem eingebaut wird. Ähnlich geht es einem ja mit den Verschwörungstheorien heute, der kollektiven und daher "anerkannten" Form der Geisteskrankheit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.02.2021 um 06.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45297

Kein Zufall ist dagegen, daß ich eben die erste Amsel dieses Jahres gehört habe. Voriges Jahr war es der 15. Februar, und manchmal läßt sie sich bis zum 21. Zeit, je nach Wetter. Aber die Genauigkeit ist trotzdem erstaunlich. Sie scheint die Helligkeit zu einer bestimmten Zeit zu "mesen" – aber wie?

Beobachten Mistkäfer wirklich die Sterne? Die Frage wird wegen der "Lichtverschmutzung" wieder diskutiert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.02.2021 um 09.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45291

Gestern abend haben wir Rush Limbaugh zur Hölle gewünscht, der in einem neuen Buch von Stuart Stevens vorkommt (It Was All a Lie: How the Republican Party Became Donald Trump), und heute morgen lese ich, daß er tatsächlich gestern zur Hölle gefahren ist. Zufall?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.02.2021 um 07.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45278

Zum vorigen:

Das mit dem Urknall werde ich nie verstehen, aber interessant finde ich folgendes: Demokrit, Leukipp, Lukrez mußten annehmen, daß im gleichmäßigen Fließen der Atome doch winzigkleine Unregelmäßigkeiten oder Turbulenzen auftraten, sonst wäre gar nichts entstanden. So auch heute in den Annahmen über den Urknall und die Folgen. In der Anisotropie der Hintergrundstrahlung glaubt man noch eine Spur davon auszumachen, wenn ich es recht verstanden habe. Sonst gäbe es uns nicht und auch sonst nix.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.02.2021 um 06.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45277

Auf der ersten Seite (!) der SZ stand gestern, daß „Ehrfurcht“ nach neuesten Erkenntnissen ein Heilmittel gegen dies und das sein soll; sie erzeuge Demut usw. Ist das die neue Sau, die durchs Dorf getrieben wird? Werden jetzt Dutzende von Ehrfurchtsbüchern über den Ladentisch gehen? Die Halbwertszeit der psychologischen Schlagwörter verkürzt sich.
Im Experiment wurden „Natur-Dokus“ zur Ehrfurchtserzeugung eingesetzt, weil das Ehrfurchtsparadigma schlechthin (unser blauer Planet vom Mond aus gesehen) nicht jedem zugänglich ist. Wir Gebildeten erinnern uns an die Klassiker („Über das Erhabene“), aber andererseits jagt uns auch Covid-19 einen heiligen Schauer über den Rücken. Ich meine nicht die klinischen Folgen, sondern die Biochemie dahinter. Im Elektronenmikroskop ist nicht viel zu erkennen, aber wenn es durch die plausiblen bunten Modelle verdeutlicht wird, sehen wir etwas, was unsere Vorfahren nicht sehen konnten: Milliarden Jahre, in denen die Erde zwar wüst, aber nicht leer war und in denen diese Millionen von Virenarten und alles übrige entstanden. „Ehrfucht“? Eher ein leichter Schwindel. Wie auch beim Lesen über „Galaxien-Superhaufen“. (Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1589#39902) Oder dies: Die Vorfahren von Mensch und Schimpanse trennten sich vor gut 6 Mill. Jahren. Das Licht, das uns heute vom Rande des Universums erreicht, ist aber schon 2.000mal so lange unterwegs.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.02.2021 um 06.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45276

Durch einen Zeitungsartikel werde ich darauf aufmerksam, daß "Scoperty" ungefragt an jedes Haus in Deutschland ein Preisschildchen geklebt hat, als stünde es zum Verkauf. Unser altes Reihenhäuschen soll erstaunlich viel wert sein. Vielleicht sollten wir verkaufen, bevor Anton Hofreiter die Preise in den Keller schickt.

(Die Grünen wiederholen unermüdlich ihren Veggie-Day-Fehler.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.02.2021 um 17.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45273

Über das "System" wurde hier schon diskutiert.
Jetzt also die "systemrelevanten Berufe" (Tagesschau). Wer keinen hat, hat es gerade schwer, über Tschechien oder Tirol noch einzureisen.
Bei dem Wort Systemrelevanz bekomme ich ein mulmiges Gefühl.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.02.2021 um 06.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45265

Auf amerikanischen Sendern berichten junge Leute, wie ihre Eltern zu QAnon abgedriftet sind, wahrscheinlich für immer verloren. Es ist nicht viel anders, als wenn nahe Angehörige in eine paranoide Schizophrenie abgleiten (ich habe beides in meiner Umgebung erfahren und kann es vergleichen), nur einmal kollektiv gestützt und einmal privat (aber bei aller Einzigartigkeit doch auch wieder bestimmten Mustern folgend).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.02.2021 um 06.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45243

Ein ähnlich hohle Forderung richtet sich auf "einheitliche Regelungen" in ganz Deutschland. Wozu soll das gut sein?

Hätte man sie, würde sie als "pauschale Gleichmacherei" beschimpft und eine "Differenzierung" nach Regionen gefordert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.02.2021 um 06.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45241

Wer gar nichts beizutragen hat, fordert (von anderen) eine „Strategie“. In der Seuchenbekämpfung setzt das die Berechenbarkeit der weiteren Entwicklung voraus. Damit sind wir bisher schnell an Grenzen gestoßen (Mutanten, kollektives Verhalten).

Eingebildete Planbarkeit führt zu Großsprecherei. Damit kann jeder Winkelpolitiker und -journalist sich aufplustern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.02.2021 um 14.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45232

Drüben in Nürnberg ist der Katastrophenfall ausgerufen worden, weil ein Kraftwerk gebrannt hat. In der rechtsextremen Ecke wird die Nachricht zu einer Polemik gegen die erneuerbaren Energien genutzt. Es gibt zwar keine logische Verbindung, aber das macht nichts, jeder Aufhänger ist recht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.02.2021 um 05.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45216

Die SZ (6.2.21) zeichnete auf vier Seiten Corona-Impfstoffentwicklung und Beschaffungspolitik nach. Die Politik stand vor großen Ungewißheiten, und nachträglich erkennt man natürlich, daß manches hätte besser laufen können. Damals wußten die heutigen Besserwisser aber auch keinen Rat. Um so unnachsichtiger urteilen und verurteilen sie heute. Das kennen wir ja von uns selbst, es ist ein Teil der (unbewußten) Bemühungen, unser Selbstbild zu retten: kräftig schimpfen auf das, woran wir nicht mehr erinnert werden wollen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.02.2021 um 05.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45215

Die Homöopathie entzieht sich der Beweispflicht durch die Behauptung, die von ihr angenommenen Beziehungen, Entsprechungen und Wirkungsweisen seien völlig verschieden von denen, die die „Schulmedizin“ zugrunde legt. Die „Schulmedizin“ (schon die Bezeichnung ist pejorativ) ist von langer Hand herabgesetzt worden, wird auch „mechanistisch“ geschimpft usw. - Homöopathen haben ihre eigenen Zeitschriften, ihre eigene, z. T. auf die Alchemie zurückgehenden Fachausdrücke und kapseln ihre Welt möglichst vollständig von der übrigen Wissenschaft ab. Nur in den Regalen der Apotheken begegnen sich die beiden Welten.

Ähnlich verfahren die Coronaskeptiker (um sie mit einem möglichst neutralen zusammenfassenden Wort zu bezeichnen). Sie veröffentlichen nicht in den üblichen Fachzeitschriften, die sie für korrupt oder eingeschüchtert halten, sondern wenden sich stets direkt an die Öffentlichkeit, an die Presse also, die sich gern auf „alternative“ Meinungen stürzt und damit „Ausgewogenheit“ und „Offenheit“ demonstriert. Laien, auch anderweitig gebildete, können oft nicht unterscheiden, was seriös ist und was nicht. Akademische Titel tun ein übriges. Ein Erkennungsmerkmal ist allerdings der ressentimentgeladene, ja haßerfüllte Ton der vermeintlichen Aufklärer.

Diese Woche sanken die Ansteckungszahlen wie die Belegung der Intensivstationen, die Impf-Strategie der Bundesregierung scheitert, die Kurzarbeit steigt so schnell wie das Mißtrauen in die Bundesregierung. Vor allem: Es wurde klar, dass der Bundesinnenminister die Wissenschaft dazu gebracht hat, die Gefährlichkeit hochzusetzen, um „repressive Maßnahmen“ durchsetzen zu können.

Usw.

Daß die ganze Welt mit Kontaktvermeidung usw. gegen die Seuche kämpft, erwähnt der Verfasser nicht. (Ist es ein Zufall, daß er sowohl Ralph Brinckhaus als auch Melanie Brinckmann schreibt, also falsch? Schaum vor dem Mund beeinträchtigt die Sehschärfe.)

(Nachtrag: Im Laufe des Vormittags hat er den Namen Brinkhaus und den der "Horror-Virologin" Brinkmann korrigiert.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.02.2021 um 06.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45172

Mit Recht sprechen einsichtige Menschen von einem "Impfwunder", auch die SZ meinte neulich in einem nicht unkritischen Artikel ("Impfen statt schimpfen"), daß dies besser treffe als "Impfkatastrophe". Gestern sagte Drosten in seinem Podcast es ähnlich.
Ein Glücksfall ist schon, daß die Molekularbiologie gerade jetzt so weit ist, daß ein Impfstoff gegen die Seuche hergestellt werden kann, und das auch noch in so astronomischen Mengen.
Politiker glauben, daß die Produktion durch Zwang (Söder, Grüne und Linke) oder Prämien (Lindner) beschleunigt werden kann. Das halte ich für Unsinn. Die Unternehmen werfen aus Eigeninteresse alles an die Front (um mich mal so martialisch auszudrücken). Biontech hat schon mit der Planung für die Produktion in Marburg begonnen, als Herr Lindner noch im Bett lag, von internationalen Kooperationen ganz zu schweigen. Viele Politiker aus der zweiten Reihe liegen so furchtbar daneben, daß es schon wehtut.

Natürlich hätte die Regierung voriges Jahr noch viel mehr Geld in die Förderung von Impfstoffen stecken können, aus denen dann doch nichts wurde. Man kann sich denken, wer dann heute am lautesten über die Versenkung von Steuergeldern lamentieren würde.
Wenn einem Politiker oder Zeitungsschreiber gar nichts einfällt, sagt er: "Ich vermisse eine langfristige Perspektive." Das klingt staatsmännisch und ist nie verkehrt. Bisher hat noch niemand ein Verbot von Mutationen gefordert, aber das kommt auch noch.

Nachtrag: Weil überall berichtet wird, Drosten erwarte von den Impfungen, die er so enthusiastisch begrüßt, noch bis Ostern wenig Besserung, will ich den Grund nachtragen, der meistens nicht erwähnt wird. Es liegt gerade daran, daß zunächst die alten Menschen geimpft werden, die aber selten jemanden anstecken, sondern eher selbst angesteckt werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.02.2021 um 08.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45159

Das Publikum muß sich immer wieder daran erinnern, daß Journalistenmeinungen nur Journalistenmeinungen sind. Von den Journalisten selbst ist diese Einsicht nicht mehr zu erwarten. Manchmal kann man miterleben, wie jemand vom Volontär in der Lokalredation zum Weltenrichter aufsteigt, dem dann auch große Wörter wie „Staatsversagen“ flott von der Hand gehen. Man könnte wirklich meinen, sie hätten alles schon vorher gewußt (wenn nur die Archive nicht wären!).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.01.2021 um 15.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45137

Aufschlußreich ist, daß die leicht sinkenden Infektionszahlen noch nicht dem Impfen zu verdanken sind, aber sicher auch nicht einer wachsenden Einsicht und Veranwortungsbreitschaft (Stichwort "Corona-Müdigkeit"!), sondern ausschließlich den mäßig verschärften Verordnungen.

Der Rückgang der Zahlen würde nun normalerweise ebenfalls exponentiell verlaufen (etwa bei gleicher "Halbwertszeit"), wenn bloß die Mutanten nicht wären!

Lieber Herr Riemer, auf Ihren letzten Eintrag möchte ich nicht eingehen. Ich habe ja nicht gesagt: Tut, was ihr wollt, aber wenn ihr es tut, seid ihr Schmarotzer. Ich habe vielmehr ziemlich genau gesagt, was ich meine. (Jetzt bin ich doch darauf eingegangen...)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.01.2021 um 13.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45136

Wenn man den Menschen eine bestimmte Freiheit läßt, was ja, wie gerade besprochen, auch seinen Sinn hat (jeder mag selbst Nutzen und Risiko abwägen), sollte man sie aber nachher nicht als Schmarotzer bezeichnen, wenn sie von dieser Freiheit, wie auch immer, Gebrauch machen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.01.2021 um 10.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45133

So wird es ja auch gehandhabt. Es ist ein ständiges Abwägen und Ausgleichen. Manches war umstritten, was heute selbstverständlich ist. Zum Beispiel das Rauchverbot in Gaststätten – heute kaum noch vorstellbar, daß man dort im Zigarettenrauch sein Essen zu sich nehmen konnte! An den mündigen Bürger wurde unfehlbar appelliert, aber wir haben auch gelernt, ihm nicht zu viel zuzutrauen.

Zuletzt habe ich oft gelesen, Impfverweigerer sollten nicht geächtet werden. Warum denn nicht? Endet hier plötzlich die gepriesene Meinungsfreiheit? Ich ächte sie hiermit als Sozialschmarotzer.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.01.2021 um 10.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45132

Impfzwang halte ich auch nicht grundsätzlich für falsch. Bei Pocken, Kinderlähmung u.ä. (solange noch aktuell) gäbe es für mich gar keine Diskussion. Bei Masern, Grippe, Corona ist es schon anders, das muß m. E. jeder selbst bzw. die Eltern wissen.

Ich denke immer noch an das Geimpftwerden auf Befehl in der DDR-"Volksarmee". Ein Pfiff gellte durch den Flur, raustreten in Sportsachen! Dann ab zur Sanistelle, niemand wurde gefragt, aber irgendwann kriegten wir mit, daß es zum Impfen geht. Wogegen, wußten wir nicht, wahrscheinlich gegen Grippe. Wir haben dazu immer unsere Witzchen gemacht, von Hängolin-Spritzen und so.

Man muß nicht alles gesetzlich verordnen. Über Fahrradhelm, Grippeimpfung, auch gegen Corona, sollte ein mündiger Bürger noch selbst entscheiden können. Gurtpflicht im Auto und Helmpflicht auf Motorrädern finde ich noch richtig.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.01.2021 um 07.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45131

Warum plärren Leute in die Welt hinaus, daß sie sich auf keinen Fall impfen lassen werden? Sollen wir sie dafür bewundern, daß sie es sich unter dem Schutzschirm der Geimpften bequem zu machen gedenken?

Die überlebenden Opfer der Kinderlähmung waren in meiner Kindheit noch allgegenwärtig. Der Impfzwang bei Pocken war ein Segen, das wird wohl niemand bestreiten. Auch sonst sind wir froh, unsere Töchter wenigstens durch diese Gefahren hindurchgesteuert zu haben, es gab noch genug anderes.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.01.2021 um 05.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45128

Kinder kann man staunen machen, wenn man ihnen im Wassertropfen die Infusionstierchen zeigt. (Ich erinnere mich noch an den schwer tilgbaren Geruch der Jauche, die ich angesetzt hatte, um das Wunder in meinem ersten Mikrosköpchen (150fach) zu betrachten; ich wollte immer alle Versuche aus dem Schulunterricht auf dem Küchentisch nachbauen, zur Verzweiflung meiner Mutter.). Später lernen wir, daß auch die Luft um uns voller Viren, Pilzsporen und Bakterien ist. Manchen wollen es leider nicht glauben oder halten es für bloße Theorie, die sie nichts angeht.
Unser Körper wehrt sich jede Sekunde gegen all diese Angreifer und sogar gegen die zerstörerische Wirkung des Sauerstoffs. Nach dem Tod beginnt sofort unsere Zersetzung und Remineralisierung; wir werden zu Dünger. (Das ist keine Verschwörungstheorie.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.01.2021 um 05.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45127

Hier sieht man noch einmal die verdrehte Logik der antiantisemitischen Wichtigtuer:

Anetta Kahane von der Amadeu Antonio-Stiftung erklärte, "Verschwörungsideologien haben immer ein antisemitisches Betriebssystem. Weil der Antisemitismus die älteste Verschwörungstheorie überhaupt ist. Sie behauptet, dass die Juden irgendwelche bösen Absichten haben und immer hinter allem Bösen und Schlechten in der Welt stecken."
(tagesschau.de 27.1.21, der Beitrag ist wieder von Patrick Gensing)

Ich habe viel Unsinn über Corona gelesen, aber antisemitische Zungenschläge habe ich nicht wahrgenommen, auch nicht im abseitigen „Tichys Einblick“.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.01.2021 um 10.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45121

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44935

Der Hintergrund der halsbrecherischen Logik ist hier zu besichtigen:

https://www.ndr.de/nachrichten/info/Synapsen-Der-ewige-Antisemitismus,podcastsynapsen158.html

Verschwörungstheorien über Bill Gates usw. als Drahtzieher der Corona-Krise sollen verkappt antisemitisch sein, weil es schon früher antisemitische Verschwörungstheorien über Drahtzieher gegeben hat.
Ein völlig unglaubwürdiger Einstieg, nach dem es dann recht konventionell weitergeht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.01.2021 um 05.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45110

Die Impfberichterstattiung könnte in den Sportteil geschoben werden. Unsere Journalisten sehen nur noch den Wettbewerb um Rekorde und die ersten Tabellenplätze: USA hängen Deutschland beim Impfen weiter ab usw.; Israel ist Spitzenreiter. (Gerade sehe ich, daß die Süddeutsche Zeitung ihre Tabelle als Balkendiagramm auf die erste Seite gesetzt hat. In Europa führt das gesegnete Großbritannien!)

Mit der Wirklichkeit von Krankenstand und Toten hat das nichts zu tun und hält wie so vieles andere nur davon ab, eine gemeinsame Anstrengung zu unternehmen.

Unsere Medien lügen nicht, sie wählen aus, und wie!

Irgendwo herrscht immer „Chaos“, „Katastrophe“, „Desaster“: beim Impfen, auf den Straßen, in den Schulen...

Tagelang wurde in Text und Bild über ein Grubenunglück in China berichtet. Warum gerade dieses? Vielleicht weil eine Agentur vor Ort war oder jemand jemanden kennt oder aufgrund eines anderen Zufalls.

Während der achtjährigen Amtszeit Barack Obamas zählte die britische Organisation Bureau of Investigative Journalism 1.878 Drohnenschläge. Unter Trump waren es zwischen Januar 2016 und Januar 2020 mindestens 12.567 – vor allem in Afghanistan.

Davon haben wir so gut wie nichts erfahren. Aber hundertmal: „Trump hat keinen Krieg angefangen.“
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.01.2021 um 08.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45108

Zur Gedächtnisakrobatik im Alltag:

Wir hatten vor über 60 Jahren einen Lehrer, der schon meine Mutter unterrichtet hatte, zwischendurch strammer Nazi gewesen war und nun wieder Religion und Biologie (auch Heimatkunde, soviel ich mich erinnere) unterrichtete. Eigentlich ein unangenehmer Typ, dessen salbungsvolles Reden meine Mutter schon parodierte. Er konnte aber interessant erzählen, z. B. vom westfälischen Bauernhof seiner Kindheit. Seither ist mir der Schrankspruch im Gedächtnis, vielleicht weil er mit meiner besonderen Vorliebe für Leinöl zusammentrifft. Vielleicht auch, weil mich die grammatische Inkonzinnität schon damals gejuckt hat...:

Geblüht im Sommerwinde,
Gebleicht auf grüner Au,
Ruht still es nun im Spinde
Als Stolz der deutschen Frau.


Daran erinnern sich viele in verschiedenen Versionen, auch Kempowski zitiert es. Unnützes Wissen? In diesem Fall nicht. Es steckt soviel drin, wogegen uns der Mann gegen seine Absicht immunisierte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.01.2021 um 05.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45075

Der Aberglaube gibt sich wissenschaftlich, und so hat auch die „Signaturenlehre“ noch ihre Vertreter:

Die Signaturenlehre, die Lehre von der Zeichensprache der Natur, ist ein uralter Erkenntnisweg, vielleicht sogar die Wurzel aller Heilkunst. Auf ihr basieren nicht nur die Heilsysteme vieler Naturvölker. Auch für die traditionellen Naturheilverfahren – wie zum Beispiel Kräuterheilkunde, Homöopathie sowie in der anthroposophisch und astrologisch orientierten Medizin – erweist sich die Signaturenlehre als überaus hilfreich.
(https://www.natura-naturans.de/phytotherapie/signaturenlehre-heilmittelerkenntnis-aus-der-zwiesprache-mit-der-natur-von-margret-madejsky/)

Das Denken in „Entsprechungen“ nutzt eher Ähnlichkeiten als Anzeichen oder gar wirkliche Zeichen. Die Walnuß ähnelt dem Gehirn, also ist sie gut fürs Gehirn usw. Aber auch aus dem Namen (Frauenmantel) wird eine Heilwirkung abgeleitet. Uralte Weisheit von Kräuterweiblein samt phantasiertem Hexentum wird wiederbelebt.

Die Osterluzei (Aristolochia labiata) zum Beispiel wurde schon in der Antike wegen ihrer Ähnlichkeit mit dem Uterus in der perinatalen Medizin genutzt. Ob der Name mit dem Wochenbett zusammenhängt, ist unklar. Heute nicht mehr als Arznei zugelassen, wegen vielfältiger Vergiftungsgefahr. Interessant ist wieder mal der verschlungene Weg der Etymologie: Osterluzei < aristolocheía.

Zufallstreffer (Walnüsse sind ja nicht schlecht für das Gehirn) werden heute noch zur Verteidigung angeführt, sind aber eigentlich Widerlegungen. Wenn die "Naturheilkunde" ernst genommen werden will, muß sie sich davon lösen, aber das schafft sie nicht.

Früher wußte man es nicht besser, heute ist es unverzeihlich. Das ist aber nur ein winziger Ausschnitt des Irrationalismus. Kann die Schule denn gar nichts dagegen tun? Warum ist die wissenschaftliche Bildung so unwirksam?

„Die Signaturenlehre (...) ist die Lehre von den Zeichen in der Natur, die als Merkmale auf Ähnlichkeiten, Verwandtschaften und innere Zusammenhänge hinweisen. Analogien bestehen demnach zwischen Form, Farbe, Charakter, Geruch, Geschmack, Standort, Entstehungszeit, humoralpathologischen und astrologischen Zuordnungen und vielen weiteren Aspekten.“ (Wikipedia)

Die Definition beweist, daß die Signaturenlehre entgegen ihrer Bezeichnung nicht zur Semiotik gehört. Sie kann freilich theologisch zu einer Zeichenlehre überhöht werden, etwa wenn der bedeutende Botaniker William Coles die Signaturen als Hinweise Gottes auf den Nutzen der Pflanzen deutet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler , verfaßt am 20.01.2021 um 07.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45071

Früher waren Begnadigungen ein Ausdruck von "clementia", einer besonderen Herrschertugend. Das ging natürlich nur, wenn man nicht ausgerechnet die eigenen Kumpane und Komplizen begnadigte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.01.2021 um 05.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45066

„Ich kann es nicht mehr hören.“ Aber damit verschwindet es nicht. Fatigue – ein Wort muß ja her.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.01.2021 um 05.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45048

Josef Kraus wird immer apokalyptischer (falls man das steigern kann):

https://www.tichyseinblick.de/feuilleton/buecher/eine-vision-die-immer-realer-wird-1984-von-george-orwell/
Inspiriert war Orwell bei „1984“ wohl auch von Hayeks Klassiker „The Road to Serfdom“ (deutsch: „Der Weg zur Knechtschaft“, 1944). Womöglich war Orwells „1984“ auch eine ironische Replik auf den Zukunftsroman des führenden US-Behavioristen B. F. Skinner, der mit „Walden Two“ (deutsch: „Futurum Zwei“) eine ideale, angeblich aggressionsfreie Gesellschaft skizziert hatte – eine Gesellschaft, die sich rühmt, die Geschichte abgeschafft zu haben.

Das halte ich für bloßes name-dropping. Inspiriert war Orwell dagegen von Ogdens „Basic English“ und der sprachkritischen „Allgemeinen Semantik“. Ich könnte wetten, daß Kraus keine Zeile von Skinner gelesen hat. Entdifferenzierung bei wütenden alten Männern, denen das Ganze nicht paßt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.01.2021 um 07.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45027

Roland Tichy persönlich:

„Illegaler Kindergeburtstag“ – Medien und Polizei im Dauereinsatz gegen Bürger (14.1.21)

Beieinander stehen, keine Masken: Die Corona-Politik hat neue Formen der Gewaltkriminalität entwickelt. Die Polizei greift durch. Viele Bürger sind erstaunt, denn sie wussten gar nicht mehr, dass es überhaupt noch Polizei gibt. Aber im Einsatz gegen die eigenen Bürger ist dem Staat nichts zu schade.


Kindergeburtstage sind nicht illegal, aber die Versammlung von 30 Personen in geschlossenen Räumen sorgt höchstwahrscheinlich für weitere Ansteckungen; darum ist sie zur Zeit verboten, was die Feiernden auch genau wußten. Die weiteren rhetorischen Spitzen brauche ich nicht zu kommentieren. Auch nicht die Bemühungen von Millionen Menschen, besonders des medizinischen Personals, der Seuche Herr zu werden. In keinem anderen Land scheint die niederträchtige Gegenpropaganda solche Ausmaße zu haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.01.2021 um 06.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#45010

In der rechten Blase ist man sich sowieso einig, daß der (zarte) Lockdown nur den Zweck hat, die Merkeldiktatur zu verewigen (gerade wieder bei "Tichy" zu besichtigen), aber auch Franziska Augstein bleibt unbeirrt auf ihrem Kurs:
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/fortgeworfen-vom-staat-a-1f15a237-154f-4118-a015-e75df6ec633a

Für beide scheint es keine anderen Länder zu geben, auf die man auch mal einen Blick werfen könnte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.01.2021 um 06.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44987

Während auf der Rechten beklagt wird, daß die Bundesregierung den Impfstoff nicht für Deutschland reserviert, sondern der Verteilung über die EU zugestimmt habe, jammert der SPIEGEL, Deutschland habe Impfstoff "auf Kosten anderer Staaten" nachbestellt.

Anscheinend macht die Bundesregierung es richtig.
 
 

Kommentar von , verfaßt am 09.01.2021 um 06.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44983


 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.01.2021 um 20.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44982

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44736

Auch der gute alte Josef Kraus schreibt:

Trump hat zwar keine Kriege angefangen wie sein Vorgänger Obama. Aber: „So what! Passt doch!“ (https://www.tichyseinblick.de/meinungen/fuehrend-in-sachen-angst-wenn-demokratie-zu-demophobie-und-phobokratie-wird/)

Wenn es nur dies ist, was zugunsten Trumps ins Feld geführt werden kann, und die gerade ihren Höhepunkt erreichende Präsidentenkarriere gar nicht erwähnt wird, dann kommt mir das doch etwas dürftig vor.

Der ganze Text ist von einer intellektuellen und sprachlichen Roheit, die bei einem altgedienten Lehrer überrascht. Freilich hat er sich über die Jahre immer mehr in diese Richtung entwickelt, und ich habe aufgehört, ihn zu lesen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.01.2021 um 06.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44967

Schamvoll gestehe ich, daß ich auf Özlem Türeci und Uğur Şahin richtig ein bißchen stolz bin. Eigentlich sollten das unsere rechten Patrioten erst recht sein: deutscher Impfstoff für die Welt! Abziehen muß man natürlich die Impfgegner, die denn auch gleich auf Impfschäden hingewiesen haben.

Aber es gibt noch ein Hindernis: natürlich die Namen, die allzu deutlich auf einen Mihi schließen lassen. Die beiden werden denn auch selten als die Vorbilder genannt, die sie sind.

Übrigens werden die diakritischen Zeichen oft weggelassen, was ich nicht verkehrt finde. In den USA vereinfachen Zuwanderer selbst ihre slawischen oder sonstigen exotischen Namen, nicht nur Filmstars, die wie Issur Danielowitsch Demsky gleich auf Künstlernamen umschalten. Das kann natürlich jeder halten, wie er will, die Aussprache geht sowieso darüber hinweg. Dabei kommen Türken immerhin besser weg als Chinesen, die ihre Namen aus unserem Mund nicht wiedererkennen, vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1082#38207. Herr Sahin ist bestimmt nicht beleidigt, wenn man ihn falsch schreibt und ausspricht. Der letzte Konsonant in Türeci ist stimmhaft.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.01.2021 um 06.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44966

Ziel der gewaltsamen Proteste war die Bestätigung der US-Wahlergebnisse am Sitz des amerikanischen Kongresses. (SPON 7.1.21)
Das ist mißverständlich: „Ziel“ = Zielscheibe, nicht Zweck.

Trumps Aufforderung an seine Anhänger, sich den Wahlbetrug nicht gefallen zu lassen, kann nur als Aufruf zur Straßengewalt verstanden werden („stand by!“), denn wie sonst könnte es außerhalb von Neuwahlen geschehen? Trump hat auf verschiedene Weise auf einen Staatsstreich hingearbeitet und wird wohl dafür noch zur Rechenschaft gezogen werden. Viele amerikanische Kommentatoren meinen ja, daß die begründete Angst vor straf- und zivilrechtlichen Verfahren Trump zu seinem desperaten Verhalten treibt. Die Frage ist nur, wie viele er mit in den Abgrund reißt.
Seit Jahren steht fest, daß die Bedeutung der USA in der Welt sich relativieren und China mit seiner über viermal so großen und halbwegs entfesselten Bevölkerung die Nummer eins werden wird. (Laut WWF hat China die USA als Nummer eins der Volkswirtschaften schon vor drei Jahren überholt.) Nur der Weg dahin war naturgemäß nicht genau bekannt. Daß es solche Brandbeschleuniger wie Trump geben würde, konnte sich niemand vorstellen. Corona schon eher, aber beides ist Weltgeschichte, die uns jeden Morgen mit erhöhter Spannung in die Nachrichten schauen läßt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.01.2021 um 05.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44965

Für unsere Trump-Verehrer etwa bei „Tichy“ stand vorab fest, daß die Wahl in Georgia, wenn die Demokraten gewinnen, ebenfalls gefälscht war. Wenn nicht, dann nicht. Komisch nur, daß da nach der „offensichtlich“ gefälschten Präsidentenwahl nicht besser aufgepaßt wurde; wie raffiniert müssen das die Linken angefangen haben! Aber man traut ihnen alles zu. Handfester waren die Boys, die Trumps Aufruf gefolgt waren und es „wild“ zugehen ließen (ohne Masken natürlich, das kostet wieder Menschenleben). Wir haben uns im Video angesehen, daß es genau so gekommen ist, wie wir es erwartet hatten.

Wenn etwas offensichtlich falsch ist, nennt man es „offensichtlich“. Damit gibt man nebenbei zu verstehen: Alle wissen es, nur ihr Blödmänner nicht. Das muß man auch nicht beweisen, es ist ja offensichtlich.

Wie kommt Trump da raus? Ein halbwegs würdiger Abgang ist nicht mehr möglich, eine Entrückung auch nicht sehr wahrscheinlich. Eher eine Flucht ins Exil mit dem Versprechen, zu gegebener Zeit zurückzukommen. Das Zwischenziel, die Regierung Biden mit der permanenten Behauptung des Wahlbetrugs zu delegitimieren, haben die Anhänger offen ausgesprochen. Mitch McConnell hat es ihnen mit sehr ernsten Worten in letzter Minute auszureden versucht.

(Beweist die amerikanische Demokratie gerade ihre oft beschworene Stabilität oder im Gegenteil ihre Fragilität? Das wird wohl immer unentschieden bleiben.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.01.2021 um 05.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44964

Nachtrag zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44958

Die Kliniklogopäden sind jetzt doch zur Impfung eingeladen worden. Es geht eben alles etwas holprig, aber wir haben viel Verständnis.

Natürlich wird genug Impfstoff da sein, nur eben nicht sofort für alle, das ist selbstverständlich; es gibt auch nicht genug Personal, alle Deutschen binnen einer Woche zu impfen. Christian Lindner ruft seit Wochen zu dem auf, was ohnehin geschieht. Biontech zum Beispiel hat schon ein halbes Jahr früher mit dem Bau neuer Produktionsstätten begonnen. Damals wußte niemand, welches Impfstoffunternehmen erfolgreich sein würde – und wann. Daher die europäische und deutsche Bestellpolitik.

Während die Rechten verkünden, Merkel habe abermals ihren Amtseid gebrochen, weil sie nicht so viel Impfstoff wie möglich für Deutschland reserviert habe, finden andere es richtig, daß sie der europäischen Verteilung zugestimmt hat. Das ist der Frontverlauf, auch in dieser Frage.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.01.2021 um 16.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44963

Niemand stirbt "an" etwas, sondern immer an und mit allerlei anderem, Atemnot, Sepsis, Herzversagen usw. An Krebs stirbt man ja auch nicht, allenfalls mit Krebs. Ich weiß nicht, worauf diese – mit Verlaub – Wortklauberei hinaus soll. Wir haben es mit einer weltweiten sehr gefährlichen Seuche zu tun, da gibt es nichts kleinzureden und wegzurechnen. Wenn man Kontakt mit Kliniken, Heimen und Pflege hat, vergeht einem die Lust am Disputieren.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.01.2021 um 15.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44962

Wir wissen, daß 1000 aller gestrigen Toten mit SARS-Cov-2 infiziert waren, aber konkrete Zahlen von wirklich "an" der Krankheit Verstorbenen gibt es leider nicht.

Die Übersterblichkeit im gesamten Jahr 2020 gegenüber dem Durchschnitt von 2016 bis 2019 liegt wohl bei etwa 4% (meine Schätzung auf Grundlage der bisher verfügbaren Daten), worin allerdings auch der kurze, signifikante Anstieg von Hitzetoten im Sommer 2020 mit einfließt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.01.2021 um 10.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44961

Jeder weiß, daß die genauen Zahlenangaben (1 Person, 15 km usw.) in den neuen Corona-Maßnahmen nur ein pragmatischer Kompromiß sind, mit dem eine komplette Ausgangssperre umgangen werden soll. Man könnte darüber spotten, wenn man etwas Besseres wüßte. Hauptsache ist die Kontaktreduzierung. Darum bemühen wir uns schon lange sehr konsequent.

Kleine Kinder zählen nicht. Trotzdem können wir theoretisch unsere Enkelin nicht sehen, dann dazu müßte unsere schwangere Tochter sich mit der Kleinen von ihrem Mann herfahren lassen. Das wären dann aber schon 2 Erwachsene aus einem anderen Haushalt. Dagegen werden wir also gelegentlich verstoßen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Es kommt auf den Geist des Zusammenhaltens an. Aber da liegt der Hase im Pfeffer.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.01.2021 um 07.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44958

Sehr trüber Morgen.

Die Bilder von der Nichtdenker-Demo in Nürnberg, also fast in Sichtweite, schlagen mir aufs Gemüt. Sie werden einige das Leben und viele die Gesundheit kosten.

In der rechten Blase wird so getan, als sei die Corona-Pandemie eine rein deutsche Erfindung, nämlich ein Mittel unserer Diktatorin, das Volk zu disziplinieren und sich an der Macht zu halten. Nur gelegentlich wird zum Beispiel auf Israel verwiesen, weil es vorbildlich durchimpft. Aber wogegen eigentlich? Gegen den saisonalen Schnupfen?

„Polizeieinsatz gegen das Volk“ – die Merkeldiktatur treibt uns das letzte bißchen Lebensfreude aus. Darum sind Silvesterböller, Skilaufen und verordnungswidrige Restaurantöffnung Teile unseres Freiheitskampfes!

Ich versuche mir 1000 Särge aufgereiht vorzustellen; das ist derzeit die Tagesausbeute.

Unsere jüngste Tochter muß – natürlich in voller Schutzkleidung – auch in die Intensivstation, vor allem wegen der Schlaganfälle, Schluckstörungen, Mundpflege usw. Die Kliniklogopäden versuchen ihre Gleichstellung mit dem anderen Personal bei der Impfordnung zu erreichen. Hier hätten die Demonstranten ein Thema und könnten ihr heiliges Demonstrationsrecht ausleben, aber sie denken nur an sich und ihre entgangenen Feierfreuden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.12.2020 um 15.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44937

Die Leserzuschriften der Giftzwerge enden gern mit einem süffisanten „Finde den Fehler!“ oder mit „Schönen Abend noch!“, was wie das Zuschlagen einer Tür wirkt und jedenfalls zum Ausdruck bringt, daß man nicht die Absicht hat, Perlen vor die Säue zu werfen und sich etwa auf eine Diskussion mit den Vollidioten von Lesern einzulassen. Sehr liebreich ist das alles nicht, aber groß in Mode.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.12.2020 um 06.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44935

Wenn man sich das Vertragswerk von EU und GB näher ansieht, fragt man sich am Ende: Und das soll nun die vielgepriesene „Souveränität“ sein? Solche Schlagworte erweisen sich als emotional aufgeladene Dummies, und das ist eigentlich das Wesen aller politischen Schlagworte und Fetische, die man anbeten oder einander um die Ohren hauen kann. Am anderen Pol der Semantik steht die Formalisierung – als inhaltliche Entleerung der Worte bis hin zu Leibnizens „Rechenpfennigen“.

Und noch ein Wunder an Scharfsinn, zu den Legenden um Corona:

Alle Verschwörungslegenden funktionieren nach diesem Prinzip – und sie knüpfen nahtlos an antisemitische Mythen wie die gefälschten "Protokollen (sic) der Weisen von Zion" an. Daher sprechen Fachleute von einer antisemitischen Struktur – auch wenn sich die Legende nicht explizit gegen Juden richtet. (Patrick Gensing, tagesschau.de 30.12.20)

Was sind denn das für „Fachleute“? Weil es antisemitische Vorurteile gibt, sind alle Vorurteile antisemitisch? Mit solcher Begriffsakrobatik bringt man den wirklichen Antisemitismus zum Verschwinden. Das ist antisemitisch!
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.12.2020 um 04.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44930

Daß Impfgegner im Falle einer Infektion nicht behandelt werden wollten oder kein Recht darauf hätten, ist nicht logisch!

Impfgegner bezweifeln weder die Gefahr einer Coronainfektion noch die Gefahr einer Coronaerkrankung, sondern sie bestehen ganz im Gegenteil genau auf diesen aktuell bekannten Zahlen und Gefahren. Diese sind aber ihrer Meinung nach relativ gering und rechtfertigen nicht die Gefahren von Nebenwirkungen der Impfung.

Wenn ein Impfgegner trotzdem schwer an Corona erkrankt, was ja trotz der relativ geringen Wahrscheinlichkeit nicht ausgeschlossen ist, dann hat er wie jeder andere, der regelmäßig seine Krankenkassenbeiträge zahlt und somit der Allgemeinheit dient, auch das gleiche Recht auf die übliche Hilfe.

Etwas ganz anderes haben wir bei Nichtorganspendern. Wer sich hier der Allgemeinheit verweigert, verzichtet logischerweise auch darauf, ggf. ein fremdes Organ bevorzugt vor Spendewilligen zu bekommen. Der Nichtspender müßte sich, wenn er doch will, gerechterweise hinten anstellen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.12.2020 um 16.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44928

Hauptsorge der Deutschen scheint jetzt zu sein, daß Geimpfte keine "Sonderrechte", "Privilegien" genießen.

Ausgenommen das Privileg, alte Menschen zu pflegen und in Krankenhäusern zu arbeiten. Darum werden sie ja vorrangig (!) geimpft.

Den Kommunisten wiederum mißfällt, daß die Schöpfer des Impfstoffs daran verdienen; sie erwägen staatlichen Zwang zur Vergesellschaftung der Produktion. Herr Lindner schließt sich an, was wiederum Verwunderung bei Minister Spahn auslöst, der sich die Marktwirtschaft anders vorgestellt hat.

In der rechten Blase wird vorgerechnet, daß "unter Trump" schon eine Million Amerikaner geimpft wurden, während man bei das schöne Geld den Migranten in den Hintern schiebt. Andererseits kann das auch nicht so schlimm sein, denn Covid ist ja nicht schlimm. So jedenfalls rechnet ein 18jähriger, den Tichy alle paar Tage von der Leine läßt, obwohl er von der Sache nichts versteht.

In Oberfranken hat es eine Panne beim Impfstofftransport gegeben (wie bei einer so gigantischen Aktion zu erwarten und vorhergesagt). Bei der WELT prasseln sofort 700 Zuschriften von Überschriftenlesern ein, die man nicht eigentlich wütend nenen kann, denn sie sind gar nicht betroffen, sondern müssen nur ihr tägliches Quantum Gehässigkeit ablassen, gegen Bayern, gegen Deutschland und wieder gegen die Migranten. Dabei ist Corona doch gar nicht schlimm, und Impfen hilft sowieso nicht? Wie es gerade kommt...

Komische Leute...

Nachtrag: Ein Mitglied des Ethikrats hat – wohl nur halb ernst – vorgeschlagen, daß Coronaleugner und Impfgegner (nicht Ungeimpfte) eine Art Patientenausweis bei sich tragen sollen, in dem festgelegt ist, daß sie im Falle einer Infektion nicht behandelt werden wollen. Rechtlich nicht möglich, aber konsequent wäre es. Trittbrettfahrer werden nicht sehr geschätzt, dagegen können sie nichts machen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.12.2020 um 06.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44918

Wer hätte gedacht, daß ich Roland Tichy einmal zustimmen würde! Nämlich seiner Philippika gegen das „Bedarf anmelden“ der Rundfunkanstalten: https://www.tichyseinblick.de/feuilleton/medien/lieber-tom-buhrow-einfach-aufhoeren-mit-bedarf-anmelden/

Andererseits bestätigt der „Einblick“, was ich mir heute morgen notiert hatte, daß es nämlich rechts wie links immer um das gleiche geht: „Vom Ich zum Wir.“ Dieses Jahr lautet der Text so:

Warum wir Weihnachten brauchen

Weil wir ohne Hoffnung nicht leben können.
Weil wir das Licht brauchen, und es in der Finsternis umso heller leuchtet.
Nicht wegen Glühwein und Geschenken.
Sondern weil wir Gemeinschaft brauchen.
Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.
Er braucht das Wir.
In diesem Sinne wünscht Ihnen das Team von TE fröhliche Weihnachten
Und wir danken Ihnen für das Wir unserer Gemeinschaft!

(Tichys Einblick 24.12.20, Kommafehler im Original)

Dazu paßt:

Das Wir in der Krise (tagesschau.de 24.12.20)

Man lebt in verschiedenen Beziehungen, sehr engen zu den eigenen Kindern und Enkeln, weniger engen zu anderen Leuten, aber wenn das zum großen WIR überhöht wird, werde ich skeptisch. Menschenketten, Schunkeln, Gleichschritt, Volksgemeinschaft kommen mir in den Sinn, lauter unangenehme Assoziationen.

(Das "Wir unserer Gemeinschaft" kommt mir doppelt gemoppelt vor. Und wie kann er dafür "danken"? "Ich danke Ihnen für uns" würde man kaum sagen.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.12.2020 um 06.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44909

Begnadigungen sind ein Fremdkörper im Rechtsstaat, eine Ohrfeige für die Richter. Der König von Gottes Gnaden steht über dem Gesetz, der Premierminister oder Präsident eigentlich nicht. Zu rechtfertigen wären sie allenfalls, wenn die Justiz einen Härtefall geschaffen hätte, weil sie zwar dem Buchstaben des Gesetzes gefolgt ist, aber nicht dem Gerechtigkeitsempfinden.

Trump begnadigt seine Kumpane. Seit Monaten wird diskutiert, ob er am Ende auch sich selbst begnadigen könnte. Das wird also immerhin für möglich gehalten; die Staatsrechtler zweifeln nur, ob es rechtens wäre.

Allerdings sind weder er selbst noch seine Familienmitglieder (außer dem bereits begnadigten Schwiegervater seiner Tochter) bisher verurteilt. Es wäre ein weiteres Novum, wenn Politiker sich vorbeugend straffrei stellen könnten.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.12.2020 um 19.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44893

Die Urne oder der Sarg kommt in einen Tresor.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 21.12.2020 um 15.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44891

Lebenslang mit anschließender Sicherungsverwahrung – wie wird das wohl jemand verstehen, der nicht weiß, was Juristen damit meinen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.12.2020 um 04.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44887

Die geplante "Paketabgabe" ist der nächste Schritt im Kleinkrieg gegen Amazon usw. - vgl. schon http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=831#26826 und Laschets Kriegserklärung http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#44869

Abgesehen von der mutmaßlichen Verfassungswidrigkeit der bürokratischen Monstrosität, die da im Entstehen ist: Wenn man die Innenstadt wiederbeleben will, muß man weiter zurückgehen. Die Einzelhandelsgeschäfte schwanden ja nicht erst durch den Onlinehandel (den manche von ihnen übrigens ebenfalls betreiben), sondern schon mit der Auslagerung auf die grüne Wiese. Dort einzukaufen müßte ebenfalls mit einer Sonderabgabe verteuert werden. Hinzu kommt die Zusammenfassung Dutzender von Geschäften in "Arcaden" und ähnlichen Anlagen; die Folgen für die Einkaufsstraßen konnte man hier im kleinen Erlangen unmittelbar beobachten. Warum soll das Liefernlassen bestraft werden, das Vollpacken des eigenen Autos aber nicht?
Aber was die "Ursache" des Mißstands war, ist deshalb nicht "Schuld", die bestraft werden müßte. Wie kann man auf solche Ideen kommen? Und das ausgerechnet mitten im Lockdown, wo man manches gar nicht anders als im Versand bekommt?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.12.2020 um 06.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44879

Zum Ausklang der Ära Trump, die noch Generationen beschäftigen wird, gehört auch der folgende hübsche Text, den vielleicht nicht jeder gleich gefunden hat:

The Cyber Hack is far greater in the Fake News Media than in actuality. I have been fully briefed and everything is well under control. Russia, Russia, Russia is the priority chant when anything happens because Lamestream is, for mostly financial reasons, petrified of...discussing the possibility that it may be China (it may!). There could also have been a hit on our ridiculous voting machines during the election, which is now obvious that I won big, making it an even more corrupted embarrassment for the USA.
Donald J. Trump (@realDonaldTrump) December 19, 2020

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.12.2020 um 08.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44872

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43494

Die Corona-App hätte einigermaßen funktionieren können, wenn die Infektionen sich in Grenzen gehalten hätten. Das ist längst vorbei, die Gründe sind bekannt.

Ich habe sie nicht heruntergeladen. Das abgelegte Smartphone, das meine Liebsten mir überlassen haben, muß irgendwo herumliegen, ich habe es nie benutzt und daher auch die App nicht heruntergeladen. Wir leben sehr isoliert, treffen nur die Kinder und ihre Ehepartner und halten sonst Abstand.

Gerade von diesen erfahren wir aber, wie es im wirklichen Leben zugeht, vor allem in Kliniken und Seniorenheimen, wo sie arbeiten. Kraß! Was soll da diese Warn-App?

Das SZ-Magazin brachte gestern das Protokoll eines achtwöchigen Kampfes um das Leben eines Corona-Patienten am Beatmungsgerät. Auch kraß. Aber die Rechtsextremen (bei Tichy zum Beispiel) bringen es immer noch fertig, vom "Corona-Schnupfen" zu faseln und im übrigen so zu tun, als seien Lockdowns eine Spezialität der dummen und bösen deutschen Regierung.

Was mir auch auffiel: Wenn in Alaska ein Allergiker eine heftige Reaktion auf die Impfung zeigt, macht die deutsche Presse daraus eine Schlagzeile. Ebenso jede alternativmedizinische Wortmeldung eines Außenseiters, auch wenn er sich schon längst durch unsägliche Aktionen disqualifiziert hat. Meine ohnehin nicht sehr hohe Meinung von den Journalisten hat dieses Jahr weiter gelitten.

Impfungen und Antibiotika sind die größten Wohltaten der Medizin (daneben noch die Anästhesie und Antisepsis). Daß es besonders bei Lebendimpstoff zu Impfschäden kommen kann und Allergiker aufpassen müssen, weiß doch jedes Kind. Die Antibiose wird durch Reistenzen stumpf, die Impfung durch Unaufgeklärtheit. Das sollte jedes Kind ebenfalls lernen, und die Presse hat hier auch eine große Verantwortung.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 12.12.2020 um 19.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44860

Wenn sich Dogmatiker selbst Skeptiker nennen, ist das genauso ein Mißbrauch, nur von der entgegengesetzten Seite her.

Viele sogenannte Skeptiker sind aber im wahren Sinne des Wortes tatsächlich Skeptiker. Indem sie von ihren Kritikern in polemischer Weise Skeptiker genannt werden, geschieht dies leider oft unter Anspielung auf die negative Assoziation des Wortes Skeptiker, die ich vorhin anfangs erwähnt habe.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.12.2020 um 16.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44859

Genau, daher auch:

http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1024#41017

http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#41298
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 12.12.2020 um 16.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44858

Einerseits ist der Zweifel ein im positiven Sinne wissenschaftliches Prinzip, andererseits hat er zuweilen ein negatives Image. Wer zweifelt, der weiß es halt nicht so genau, wohl weil er nicht ganz auf der Höhe der Zeit oder ein bißchen dumm ist.

Letzteres kann man nun ganz prima ausnutzen, um Gegner einer bestimmten Theorie oder Politik verächtlich zu machen. Sie werden dann schnell als Leugner bezeichnet, das schon fast so gut wie Lügner klingt, oder eben etwas abgemildert als Skeptiker, Zweifler, was aber, genau betrachtet, ebenso zweckdienlich ist.

Warum sollte ein Zweifler irgendwie randalieren, vor Wut irgendwas kaputtmachen? In dem Wort Zweifel steckt doch schon, daß er gar nicht sicher ist, welche Seite er bekämpfen soll, daß er gar keine Wut hat. Darin kann ich McEwan also nur zustimmen, außer, daß ich jemanden, der Überzeugungen hat, eben nicht Zweifler nennen würde.

"Klima-Leugner" oder "-Skeptiker" werden oft unter propagandistischer Ausnutzung der Doppeldeutigkeit so genannt. In Wirklichkeit sind sie sehr wohl von ihrer Sache überzeugt, für die sie demonstrieren, manche von ihnen zünden Autos an, eben weil sie KEINE Zweifler sind. Man sollte sie also, wie schon gesagt, immer beim richtigen Namen nennen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.12.2020 um 03.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44857

„Nie sieht man eine Gruppe von Skeptikern die Straße hinablaufen und Autos anzünden. Sie töten nicht für ihre Überzeugungen, sie nehmen keine Geiseln.“ (Ian McEwan)

Daran könnte man zweifeln angesichts der Demonstrationen von Klima- und Coronaskeptikern. Zwar sind es bisher meist die "Gegendemonstranten", die Autos anzünden, aber die selbsternannten Skeptiker sind auch nicht ungefährlich.

Ebenso gefährlich sind Leute wie der bayerische Minister Aiwanger, ein Typ, der in Bayern besonders gut ankommt:

Dass Bayern im März noch Starkbierfeste erlaubte, hat laut einer Studie erheblich zur Ausbreitung des Coronavirus beigetragen. (...) Noch Anfang März hatte Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) bei einer Veranstaltung mit mehreren Hundert Teilnehmern gesagt, Starkbierfeste seien „der natürliche Feind des Coronavirus“. Bis Mitte März fanden solche Feste statt. (SPIEGEL 11.12.20)
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 10.12.2020 um 13.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44844

Überall wird gemeldet, die Kanzlerin sei gestern im Bundestag emotional gewesen. Emotional ist das neue Wort für jedwedes Gefühl, man fragt sich deshalb, wie genau die Kanzlerin bewegt war. War sie aufgeregt? Aufgewühlt, bestürzt, betroffen, ergriffen, erregt, erschüttert, gerührt, überwältigt, entrüstet, erbost, erzürnt, gereizt, verdrossen, wütend, betreten, entgeistert, entsetzt, fassungslos, verstört, verzückt, entzückt, berauscht, hingerissen, mitgerissen oder trunken? Das ZDF verrät es. Es sei ein „verzweifelter Appell“ gewesen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.12.2020 um 10.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44835

Die AfD sollte die Erhöhung der Rundfunkgebühr fordern. Das wäre der sicherste Weg, sie zu verhindern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.12.2020 um 04.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44834

Kann man die Erhöhung der Rundfunkgebühren ablehnen, wenn das schon die AfD tut?
Die Medien verteidigen die Erhöhung mit dem Hinweis, sie sei die erste seit zehn Jahren. Dabei wird unterschlagen, daß sich die Anstalten in der Zwischenzeit durch die Ausweitung auf Nicht-Kunden saftige Mehreinnahmen verschafft haben.
Alle Kulturschaffenden befürworten die Erhöhung der Rundfunkgebühren, weil sie hoffen, daß ein wenig davon auch für sie abfällt. Irgendwie arbeitet ja jeder zumindest gelegentlich für die Anstalten. Die selbst prangern die Verhinderung der Erhöhung sehr ausführlich an – als wenn die Verhinderer nach Art der Coronaskeptiker die Naturgesetze leugneten. Sie „müssen“ nun natürlich vor das Bundesverfassungsgericht ziehen (Tom Buhrow). Vielen Bürgern ist der Sinn für das Anmaßende dieses Zweigs der Unterhaltungindustrie schon längst aberzogen worden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.11.2020 um 16.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44778

Alleine an der Grenze zwischen Punjab und Delhi hatten sich bis zu dem Zeitpunkt Zehntausende Demonstranten eingefunden. (SZ 28.11.20)

Na ja, so etwa 400 km muß man schon noch fahren, bis man von Delhi durch Haryana an die Grenze von Punjab kommt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.11.2020 um 16.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44777

Iranischer Atom-Mullah ausgeschaltet (BILD 28.11.20 über die Ermordung eines Physikers)
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 23.11.2020 um 01.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44748

Die Wahrscheinlichkeit eines solchen Anlasses schwindet mit der Anzahl der erlebten Kontrollen und liegt bald bei null. Zum Vergleich: Ich bin in meinem ganzen Leben nicht ein einzigesmal kontrolliert worden. Das Mädel heißt übrigens nicht wirklich Dörte, aber sehr ähnlich. Ich hätte auch Maike oder Maibrit schreiben können.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 22.11.2020 um 21.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44747

Woher wußte Dörte denn, daß sie ohne Anlaß kontrolliert worden ist? Es könnte doch sein, daß die Polizei in Sachen einer Straftat unterwegs war und ein Zeuge eine weibliche, schwarze Person gesehen und beschrieben hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.11.2020 um 19.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44746

Nervus rerum: in der heutigen FAS ein großer Artikel über "Das Geschäft mit den Querdenkern". Eins muß man Michael Ballweg lassen: er kann rechnen. Darum gelangen die Spenden auf sein Privatkonto. Er hütet sich, einen Verein zu gründen, weil dann gesetzlich Transparenz herrschen müßte. Außerdem geht es um Merchandising (Attila Hildmann und andere) sowie Busunternehmen, die Tausende von Demonstranten durchs Land fahren, ein riesiges Geschäft, von dem andere nur träumen können. Die Leichtgläubigen sterben nicht aus, darauf kann man sich bei aller Querheit verlassen.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 22.11.2020 um 17.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44745

Auch die „Struktur“ erweist sich gerade als unbestimmt. Während „das System“ rechts als herrlich diffuses Feindbild dient, bekämpft man links anstelle des einstigen „Schweinesystems“ heute strukturellen Rassismus. Den ortet man etwa bei der Polizei, weil in ihren Reihen rassistische Chatgruppen aufgeflogen sind, vor allem aber wegen des (verbotenen) polizeilichen Racial Profilings. Gegenüber meinem Jüngsten habe ich kürzlich die Hoffnung geäußert, daß dieses Mittel nur bei berechtigtem Verdacht angewendet werde. Kurz darauf telefonierte er mit einer Freundin, einer braven schwarzen Studentin namens Dörte, und fragte sie, wann sie zuletzt ohne Anlaß von der Polizei kontrolliert worden sei. „Gestern“, sagte sie. Das Problem besteht demnach durchaus, aber ist es strukturell?
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 22.11.2020 um 11.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44743

Diese Unbestimmtheit bietet auch das „Schulsystem“, das gleichfalls von unterschiedlichsten Gruppen abgelehnt wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.11.2020 um 06.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44741

Das „System“ ist, wie schon früher, hinreichend unbestimmt, so daß sich im Haß auf das „System“ die verschiedensten Gruppen zusammenfinden, auch wenn sie sonst wenig miteinander zu tun haben: Neonazis, Impfgegner, Anthroposophen, Vegetarier, Verschwörungstheoretiker... Auch das ist nicht neu. Die esoterische Mutter mit ihrem Kind nimmt in Kauf, daß auch Reichsbürger in derselben Reihe stehen, weil es doch dem guten Zweck dient. Das „System“ ist noch besser als die überlebte Wendung „die da oben“, die ja immer noch nach Klassenkampf riecht und nicht nach Volksgemeinschaft.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.11.2020 um 05.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44736

Sonntagmorgen. Leider können wir die Töchter und die Enkelin auch heute nicht treffen.

Von der Seuchenbekämpfung die Aushebelung der Demokratie zu erwarten hat etwas Unproportionales und wirkt wie ein künstlich heraufbeschworener Vorwand. Bei vielen Rechten kommt die Phantasie von einer weltweiten Verschwörung aller Regierungen (außer Trump?) hinzu, die Menschen zu entrechten.

Daß Trump noch keinen Krieg angefangen hat, wie seine deutschen Verehrer ununterbrochen rühmen (in den USA spielt dieses Lob keine Rolle), wird mit seinem Desinteresse an Außenpolitik zusammenhängen, und seine Leistung für den Frieden im Nahen Osten, die ihn nobelpreiswürdig erscheinen läßt, ist eine Leistung für Israel auf Kosten der Palästinenser. Ob das dauerhaft für Frieden sorgt, ist noch nicht entschieden.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 19.11.2020 um 10.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44725

Die Ausrottung ganzer Präsidentenfamilien war in den USA bisher nicht üblich. Nun ertappt man sich aber beim bösen Gedankan daran.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.11.2020 um 08.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44724

Die Ablösung einer Regierung durch die nächste war immer ein Problem. Oft wurde es durch Mord gelöst, auch unter Ausrottung der ganzen Familie des Vorgängers.

Die demokratische Art könnte ganz schön sein: Der Unterlegene gratuliert dem Wahlsieger, ebnet ihm die Weg und hofft auf das nächste Mal. Wer sich ohne Murren wieder zurückzog, wurde schon von den Alten als Held gefeiert (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1024#32616), was zeigt, wie ungewöhnlich das ist. Platon meint, der ideale Herrscher (ein "Philosoph") müsse zum Regieren gezwungen werden.

Das amerikanische Wahlsystem konnte bei aller Seltsamkeit funktionieren, solange der Grundkonsens unbestritten war. Das ist offensichtlich vorbei. Jetzt wird sogar mit faithless electors in entscheidendem Umfang gerechnet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.11.2020 um 17.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44722

Für Germanisten sind auch die Merseburger Zaubersprüche Denkmale. Und dann die Monumenta Germaniae Historica...
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 17.11.2020 um 13.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44721

Es kommt darauf an, was man unter einem Denkmal versteht. Sind die (teils vielleicht noch unentdeckten) sogenannten Hitler-Glocken mit entsprechenden Inschriften, Reliefbildern und Symbolen nicht auch welche?
Eines der bekanntesten Beispiele ist wohl die Glocke in Herxheim.

Denkmäler müssen nicht unbedingt dem positiven Andenken dienen, Sie können auch historische Anschauung sein und mahnen und so in anderem Sinne eine positive Funktion haben. Da kommt es außerdem auf die Art und Weise der Präsentation an, z. B. im Museum.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.11.2020 um 07.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44720

Elizabeth Alexander, Präsidentin der Mellon-Stiftung, wird in der SZ (17.11.29) von Andrian Kreye interviewt. Sie fragt: „Stimmt es eigentlich, dass es in ganz Deutschland kein einziges Hitler-Denkmal gibt?“ Kreye antwortet: „Die Nazi-Monumente wurden gleich nach dem Krieg abgeräumt.“ Er weiß anscheinend nicht, daß Hitler keine Plastiken von sich wünschte. Es gab also auch keine abzuräumen (Ausnahmen ausgenommen).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.11.2020 um 04.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44704

Biden hat mit demselben Vorsprung von 306:232 Wahlmännern gewonnen wie Trump 2016, aber er hat auch tatsächlich 5 Mill. Wählerstimmen mehr als Trump, während Trump 3 Mill. weniger hatte als Clinton. Auch das neue Ergebnis spiegelt nicht den wirklichen Anteil, aber das liegt eben am Mehrheitswahlrecht. Unser Rechtsempfinden ist in diesem Punkt ganz anders; wir versuchen den Proporz auch anderswo herzustellen.

Wenn Trump seine Kandidatur für 2024 ankündigt, impliziert er, daß er 2020 verloren hat. Er hatte allerdings bei Wahlveranstaltungen (u. a. in Charlotte) in Aussicht gestellt, zwölf (weitere) Jahre im Amt zu bleiben. Das würde nur nach einer Verfassungsänderung oder einem Staatsstreich gehen. Nach seiner Niederlage entließ er Verteidigungsminister Esper, der gegen den Einsatz des Militärs im Inland ist, sowie weitere Spitzenbeamte des Ministeriums. Welchen Sinn hat das in den letzten Wochen seiner Amtszeit.

Überraschend auch, wie schnell sich die Niederlage anderswo auswirkt, vor allen in London. Aber auch unsere rechtsextremen Trump-Verehrer müssen schlucken.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 14.11.2020 um 00.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44698

Im neuen "Spiegel" kommt eine Karikatur zu Trump. Er wütet an seinem Schreibtisch gegen das Wahlergebnis. Zwei Männer sehen sich das an. Der eine fragt: "Wie lange wird er brauchen, um das Resultat zu akzeptieren?" Der andere antwortet: "Vier weitere Jahre!"
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 13.11.2020 um 17.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44695

Das Praktische an Verschwörungstheorien ist, daß sie nie widerlegt werden können. Wenn etwa ein gewisser Herr seinen Gegnern pauschal vorwirft, alles daranzusetzen, ihm den Sieg zu nehmen, kann keine Nachzählung und keine Untersuchung der Welt diesen Vorwurf je entkräften, wer auch immer an den Aufklärungsmaßnahmen mitwirkt. Wenn die Überprüfung ergibt, daß es keinen Wahlbetrug gegeben hat, ist das für ihn nur der Beweis, daß eben auch die Überprüfer korrumpiert worden sind. Eigentlich ist es ein Jammer, wie viele Zeitgenossen im Moment wertvolle Lebenszeit verschwenden müssen, nur weil jemand es nicht ertragen kann, daß nicht alle ihn so liebhaben, wie er es braucht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.11.2020 um 06.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44691

Unter https://de.wikipedia.org/wiki/Portal:Deutsche_Rechtschreibung/Beteiligte_der_Reform_von_1996 werden u.a. Christa Meves, Dieter Hömig und Wilhelm E. Süskind (gestorben 1970) als Kritiker der Rechtschreibreform angeführt. Da ist wohl etwas durcheinander gegangen. Interessant wäre eine Liste von Personen, die sich kritisch geäußert, aber dann klein beigegeben haben. Sie wäre sehr lang.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.11.2020 um 09.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44688

Ob Maske oder Aufmärsche – es ist mir schon immer unangemessen vorgekommen, gegen punktuelle und vorübergehende Maßnahmen die Grundrechte in Stellung zu bringen, besonders wenn das von solchen Leuten kam, die gar nicht daran denken, von Grundrechten wie "Meinungsfreiheit" Gebrauch zu machen (über das Stänkern im Netz hinaus, und das ist ihnen ja unbenommen).

So auch jetzt wieder das "Grundrecht auf Bildung" gegen einzelne Schulschließungen und ähnliche Maßnahmen. Der Seuchenschutz gilt schließlich auch einem Grundrecht, und "Bildung" kann auf viele Weisen gefördert werden, nicht unbedingt durch ununterbrochenes Offenhalten von Schulen, an denen sich das Virus rasend ausbreitet und dann in die Familien getragen wird, um dort den sowieso schon ziemlich alten Opa unter die Erde zu bringen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.11.2020 um 06.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44685

“The @US_FDA and the Democrats didn’t want to have me get a Vaccine WIN, prior to the election, so instead it came out five days later – As I’ve said all along!”
(Trump per Twitter)

Trump scheint zu glauben, daß die weltweite Arbeit an einem Impfstoff sich um seine Person drehe. Er kann sich nicht vorstellen, daß es noch andere wichtige Themen gibt.

Auf der anderen Seite wird in amerikanischen Medien nur Pfizer, nicht Biontech als Schöpfer des Corona-Impfstoffs erwähnt. Also auch so gesehen eine rein amerikanische Angelegenheit.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 10.11.2020 um 16.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44683

Nicht minder scharfsinnig (ebenfalls SPON, 10.11.20):

»Der künftige US-Präsident steht vor großen innen- und außenpolitischen Problemen, prophezeit der britische Historiker Timothy Garton Ash«
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.11.2020 um 16.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44682

"Für Joe Biden geht die Arbeit jetzt erst richtig los" (SPON 9.11.20)
Ist das nicht scharfsinnig?

In den USA erleben wir jetzt das seltene Schauspiel einer Amtsübernahme ohne Amtsübergabe.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.11.2020 um 05.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44666

Steve Bannon fordert, Professor Faucis Kopf auf eine Stange zu spießen, und die deutschen Querdenker zeigen Professor Drosten in Sträflingskleidung. Auf ihren T-Shirts steht nicht etwa „Gib Covid keine Chance“, wie man erwarten sollte, sondern „Gib Gates keine Chance“. Fauci kann nur noch mit Bodygards an die frische Luft. Verkehrte Welt.

An den Kliniken herrschen stellenweise schon heute schlimme Zustände, und die FAS berichtete, daß eine katastrophale Zuspitzung in den nächsten Wochen nicht mehr aufzuhalten ist, weil die Intensivkranken von morgen heute schon infiziert sind. Aber das Klinikpersonal (soweit noch vorhanden) gehört nicht zu denen, die sich am lautesten vernehmbar machen und „Entschädigungen“ kriegen. Schlimm sieht es auch bei Hebammen aus. Manche werden aus der Quarantäne geholt und müssen nach der Arbeit gleich wieder zurück.

Übrigens leiden auch Genesene oft an bleibenden Schäden, auch neurologischen Störungen. Das Ausmaß ist mangels Erfahrung noch nicht zu beurteilen.

Die SZ berichtet über Drostens Schiller-Rede, ohne zu erwähnen, daß Schiller Mediziner war, was die Wahl des Festredners ja erst plausibel macht. Mein leider verstorbener Urlaubs-Freund Karl August Neuhausen hatte sich mit Schillers lateinischer Dissertation (De discrimine febrium inflammatoriarum et putridarum) befaßt und erzählte mir davon bei einem unserer Treffen im „Kiebitz-Eck“ auf Juist, das es auch nicht mehr gibt.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.11.2020 um 17.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44663

In einem dürften sich die Anhänger beider Bewerber einig sein: Trump kann nicht gegen den »worst candidate ever to run in the history of a presidential election« verloren haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.11.2020 um 16.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44662

Auch deutsche Trump-Verehrer reden in entsprechenden Foren unentwegt von Betrug und "Unregelmäßigkeiten", die untersucht werden müßten.

Bei der Auszählung von Millionen Stimmen unterlaufen immer auch Fehler, und zwei Zählungen ergeben niemals genau dieselben Summen. (Ganz zu schweigen von Entscheidungen über die Gültigkeit jeder irgendwie abweichenden Stimme, wo immer Ermessen im Spiel ist.) Die Unterschiede sind aber in der Regel so gering, daß sie für den Wahlausgang keine Rolle spielen. Darum sind fast überall sehr großzügige Bedingungen gesetzt, z. B. wenn nur bei einer Differenz von 0,5% oder weniger nachgezählt wird.

Aber um die Sache geht es den betreffenden Leuten gar nicht, sie wollen bloß Mißtrauen säen und den verhaßten Sieger mit einem ewigen Verdacht belasten. Daher das im Grunde nichtssagende Gemunkel von "Unregelmäßigkeiten"; bei einem Sieg ihres Matadors wäre davon keine Rede gewesen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.11.2020 um 15.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44647

Wenn jemand Briefwahlunterlagen zugeschickt bekommt, kann er damit auch in den USA noch längst nicht wählen. Man könnte Briefwahlunterlagen der Tageszeitung beilegen oder mit Luftballons über dem Land abwerfen, das würde immer noch keinen Verdacht auf Wahlbetrug begründen. Die Trump-Fans auch bei uns tun so, als wüßten sie das nicht, und viele wissen wahrscheinlich wirklich nicht, wie eine Briefwahl abläuft.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 05.11.2020 um 11.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44646

Trump hat früh klargemacht, daß er die Wahl für überflüssig hält, indem er behauptete, daß er sie nur durch Betrug verlieren könne. Der Wählerwille stand für ihn also fest und hätte gar nicht ermittelt zu werden brauchen. Formale Wahlen stören ihn nur in seiner wichtigen Arbeit für das amerikanische Volk, mit dem er sich gegen das Washingtoner »Establishments« verbündet hat. Nun gilt es also, die unerwünschten Konsequenzen eines überflüssigen formalen Akts mit formalen Mitteln abzuwenden. Hunderte von Anwälten stehen bereit, ihn in dieser Schlacht zu unterstützen. Sollte auch die Justiz versagen, hat er immer noch die Möglichkeit, mit Hilfe einiger »faithless electors« – große Patrioten (good people?) – zum Ziel zu gelangen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.11.2020 um 06.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44643

Biden holt mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit Wisconsin und Michigan und geht damit in Führung. Ursache ist die extreme Verzerrung durch die Briefwahl-Ergebnisse. Das wirft Fragen auf. (Tichys Einblick, Redaktion)

Die amerikanischen Kommentatoren berichten ohne Überraschung von der ihnen wohlbekannten "Verschiebung" der Ergebnisse mit zunehmender Auszählung der Briefwähler und early voters. Von Verzerrung oder gar extremer Verzerrung sprechen sie nicht. Das tun nur Trump selbst und seine deutschen Verehrer.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.11.2020 um 17.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44639

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#37856

m Zusammenhang mit Corona-Verschwörungstheorien begegnet man auch einem alten Bekannten aus der Esoterikszene, Rüdiger Dahlke, der schon zusammen mit dem (seither verstorbenen) Spinner Thorwald Dethlefsen den Unsinn „Krankheit als Weg“ verfaßt hatte (https://de.wikipedia.org/wiki/Thorwald_Dethlefsen und https://de.wikipedia.org/wiki/Krankheit_als_Weg). Zusammen mit seiner Lebensfährtin deutet er auch Füße... Das war im Grunde harmlos, aber was solche Leute nun zu Covid 19 verbreiten, ist es nicht mehr.
Nebenbei eine kleine Bildungskatastrophe.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.11.2020 um 04.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44634

Trumps Gewohnheit, den Konkurrenten nicht beim bürgerlichen Namen, sondern stets mit einem Spitznamen (Sleepy Joe) zu benennen – die Verächtlichmachung als Normalfall – bringt einen neuen Ton in den politischen Umgang. Er erinnert an die Methode der Nazis, jüdische Politiker stets mit einem erfundenen antisemitischen Spottnamen zu bezeichnen. Die Vernichtung der bürgerlichen Person war der erste Schritt zur tatsächlichen Vernichtung. In beiden Fällen paßt es zum faschistischen Regierungsstil durch ein fiktives unmittelbares Verhältnis des Führers zu den Geführten, Umgehung der demokratischen Institutionen zugunsten eines unmittelbaren Appells an die eigenen Leute (Stand by!)...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.11.2020 um 09.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44626

Ein Schicksal, dass vielleicht auch einmal Staaten wie Ungarn und Polen in der EU ereilen könnte.

...dass sei so, als ob man einen Regenschirm wegwerfe, nur weil es gerade nicht regne.
(SZ 2.11.20)

Beide Beispiele im selben Artikel, der zwar schlecht geschrieben, aber trotzdem ganz lesenswert ist, als Kontrast zu meinem Eintrag (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44601). Das Wahlsystem der USA bietet viele Möglichkeiten, Wählerstimmen auszuschließen, und der Wille dazu ist vorhanden und rüstet auf wie nie zuvor.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.11.2020 um 05.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44616

In diesem offenen Forum tragen sich mindestens einmal wöchentlich anonyme "Illuminaten" ein, deren Werbebotschaften ich frühmorgens per Hand entferne, so daß die anderen Besucher nichts davon merken. Ich erwähne es nur deshalb, weil unser Lebensgefühl doch auch von dem Bewußtsein mitbestimmt wird, daß wir vernünftigen Menschen in einem Meer von Verrückten (Querdenkern usw.) herumschwimmen:

Leicht aufzuritzen ist das Reich der Geister,

Sie liegen wartend unter dünner Decke,

Und leise hörend stürmen sie herauf.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.10.2020 um 15.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44601

Wer sich mit der Briefwahl nicht so auskennt: Bei der Auszählung geht es zunächst darum, daß die Anonymität gewahrt bleibt; das betrifft hauptsächlich die Vorstufe der Auszählung, also die Beschaffenheit des Umschlags usw. Auf dem Wahlzettel selbst habe ich noch nie den Namen des Wählers gefunden.
Zum Wahlzettel selbst: Hier ist der oberste Gesichtspunkt, daß der "Wählerwille" eindeutig zu erkennen ist. Fehler, die man mit gutem Willen übersehen könnte, führen dazu, daß der Zettel auf den Haufen der zweifelhaften Fälle kommt, die in einem gesonderten Umschlag dem Landeswahlleiter zur Entscheidung zugestellt werden. Über alles wird Protokoll geführt. Das Verfahren ist formal streng geregelt, berücksichtigt aber auch die Fehlbarkeit des Menschen, und die ist wirklich sehr bunt!

Der Auszählraum ist wie nebenan bei der Urnenwahl offen für jeden Bürger, und tatsächlich pilgern manche, vor allem Partei- und Gemeinderatsmitglieder, ab und zu durch die Räume. Alles ist transparent, und nie geht es darum, bestimmten Wählern ein Bein zu stellen.
Das ist meine langjährige Erfahrung und der Grund, warum mir manche Meldungen aus den USA so exotisch vorkommen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 26.10.2020 um 14.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44561

Hier in Holland hatte die größte Supermarktkette des Landes vor einigen Tagen mit einer landesweiten Störung des Kartenzahlsystems zu kämpfen. Filialen, die nur noch Selbstbedienungskassen haben, mußten schließen. In den Medien wurden die Leute aufgefordert, ausnahmsweise mit Bargeld zu zahlen. Das dürfte für viele eine echte Herausforderung gewesen sein. Es gibt hier kaum noch Geldautomaten, und die Schlangen vor den wenigen verbliebenen Automaten werden auch an Tagen ohne technische Probleme an den Kassen immer länger. In den meisten Geschäften kann man noch mit Bargeld zahlen, aber immer mehr Läden, von Restaurants über Pommesbuden bis hin zu Marktständen, akzeptieren nur noch Plastikgeld, ebenso einige Museen. Kommunen, die für sämtliche Bürgerdienstleistungen eine »PIN only«-Politik eingeführt haben, wurden von der Innenministerin dafür gerüffelt, nachdem die EZB auf Anfrage mitgeteilt hatte, daß der gänzliche Ausschluß von Barzahlungen nicht mit EU-Recht vereinbar sei. Danach sind die meisten dieser Kommunen zurückgerudert.

Elektronisches Bezahlen ist hierzulande zwar viel verbreiteter als in Deutschland, es gibt aber inzwischen auch eine Bewegung, die sich für den Erhalt des Bargelds einsetzt. Kinder, ältere Menschen und Geringstverdiener, die entweder ihren Wochenlohn immer noch in bar ausgezahlt bekommen und gar kein Bankkonto haben oder aber bewußt nur einmal in der Woche einen bestimmten Betrag am Geldautomaten abheben, um den Überblick über ihre Ausgaben nicht zu verlieren, werden auch künftig nicht elektronisch zahlen wollen oder können. Und je weniger Geschäfte übrigbleiben, in denen man noch mit Scheinen und Münzen zahlen kann, desto lukrativer wird es für diese Geschäfte, die genannten Käufergruppen zu bedienen. Die Zukunft des Bargeldes wird sich aber nicht an dieser Frage entscheiden. Im Hintergrund spielen natürlich ganz andere Interessen eine Rolle (Geldwäsche, Steuerbetrug usw.).
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 26.10.2020 um 13.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44560

Ja, so denke ich auch oft, darf mich ja, seit ich dieses Jahr Rente bekomme, auch schon zu den Älteren zählen.

Mein Großvater war auch mal jung, verrückt und unternehmungslustig. Das äußerte sich z. B. darin, daß er von seiner Wanderschaft quer durch das damals riesige Deutschland und vom ersten selbstverdienten Geld ganz stolz ein Grammophon mit nach Hause nach Ostpreußen brachte. Wahrscheinlich hat er dann, bis es irgendwann kaputt war, sonntags immer die gleichen 2 bis 3 Platten aufgelegt. Bis zum Ende seines Lebens Anfang der neunzehnhundertsiebziger Jahre ist an technischen Dingen nicht mehr als ein großes Röhrenradio dazugekommen.

Meinem Vater, Bergmann, "gelernter Gärtner", hätte ich Internet, Mediathek, Blutooth und Navigationsgerät noch halbwegs erklären können, er hätte es zwar nicht benutzen können, aber wenigstens noch einigermaßen kopfschüttelnd das Prinzip im groben verstanden.

Und das sind ja nur die technischen Dinge. Auch z. B. moralisch-ethische Normen haben sich total verändert. Die Welt heute ist, schon verglichen mit der Zeit meiner Kindheit, nicht wiederzuerkennen. Für meine Großeltern, einfache, gutgläubige, rechtschaffene Christen, wäre sie wohl so unverständlich wie ein Zauberreich.

Seltsam, aber ich denke, das gleiche werden meine Enkel, wenn sie mal im Rentenalter sind, von mir nicht sagen können. Oder ist das doch nur Selbstüberschätzung?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.10.2020 um 05.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44559

In Unternehmensverträgen, Versicherungspolicen und ähnlichen Texten werden heute Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung, US-Sanktionen ausdrücklich erwähnt, die vor wenigen Jahren keine Rolle spielten.

Eine logische Bombe ist ein trojanisches Pferd in Form einer Zeitbombe. – Solche Sätze hätte man noch vor wenigen Jahren für verrückt gehalten.

Wenn wir durch Wald und Wiesen wandern, treffen wir viele Menschen, die scheinbar laut vor sich hinsprechen, natürlich in ein unsichtbares Mikrofon.

Als nächstes steht die Abschaffung des Bargeldes an, das ist auch eine gigantische Kulturrevolution, obwohl wir schon seit langem an die Virtualisierung gewöhnt worden sind (eigentlich die Aufhebung einer Illusion).

Wenn man als älterer Mensch mal einen Augenblick innehält und zurückdenkt, kommt man sich vor, als habe man schon in der Steinzeit gelebt. Was das Geld betrifft, sind die Euros im Portemonnaie immer noch dasselbe wie Kaurimuscheln auf einer Schnur.

Nun stellt auch noch Corona alles auf den Kopf.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.10.2020 um 19.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44469

Zeitungen, die die schwarze Fliege auf dem weißen Haar des Vizepräsidenten Pence erwähnen, müssen sich von den Trump-Freunden fragen lassen, ob sie denn nichts anderes zu berichten hätten. Doch, haben sie und tun sie auch ausgiebig. Aber soll man die Fliege einfach übergehen? Solche Vornehmtuerei wäre auch wieder ungewöhnlich. In den Medien der USA wird sie ebenfalls kommentiert.
Auf einer DVD mit Beethovens letzter Klaviersonate hängt dem berühmten Pianisten längere Zeit ein Schweißtropfen an der Nasenspitze und leuchtet im Gegenlicht wie ein Edelstein. Er kann ihn nicht wegwischen, weil beide Hände ununterbrochen beschäftigt sind. Man kann nur weggucken, aber dafür hat man die DVD nicht erworben.
Natürlich schäme ich mich dafür, Tropfen oder Fliege zu beachten, aber ich bin auch nur ein Mensch.
Es hat berühmte Leute gegeben, die ihre Gäste mit einem Furzkissen schockierten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.10.2020 um 07.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44463

Stellenausschreibung der örtlichen Kita: Die Erzieherinnen sollen „Werte vermitteln“. Eigentlich geht es um Verhaltensänderung. Da wüßte man auch, wann das Ziel erreicht ist, bei „Werten“ weiß man es nicht. Die einfachsten Dinge werden ins Wesenlose verschoben. Der Wechsel von der Windel zum Töpfchen läßt sich natürlich auch als Wertewandel beschreiben... Das Geschwätz lebt von dieser Veruneigentlichung.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.10.2020 um 02.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44445

Die zuletzt genannten Faktoren 5mal (Schweden) und 5,5mal (USA) beziehen sich natürlich nur auf die im Zusammenhang mit Corona Gestorbenen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.10.2020 um 01.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44444

Ich bin nun mal ein Mensch, der viel von nackten Fakten hält. Auf https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Sterbefaelle-Lebenserwartung/Tabellen/sonderauswertung-sterbefaelle-pdf.pdf?__blob=publicationFile gibt es eine schöne Statistik aller Sterbefälle in Deutschland von 2016 bis 2020, völlig ohne Berücksichtigung der konkreten Todesursache.

Im Moment sind die Tabellen natürlich nur bis August 2020 gefüllt. Aber damit kann man ja auch schon etwas anfangen.

Vom 1.1. bis 31.8.2020 sind danach 634677 Menschen gestorben.
Im gleichen Zeitraum (Jan. bis Aug.) der vier Jahre 2016 bis 2019 sind im Durchschnitt 630167 Menschen gestorben, wie sich anhand der Tabellen sehr leicht nachrechnen läßt.
Wir liegen also in diesem Jahr bis jetzt um ganze 0,7% über dem Durchschnitt des gleichen Zeitraums der vier vorhergehenden Jahre!

Zum Vergleich:
Wenn wir einmal das Jahr 2018 isolieren, da gab es eine heftige Grippeepidemie, und statt dessen den gleichen Durchschnitt über die vier Jahre 2016, 17, 19, 20 bilden, dann liegt 2018 um 4,9% über diesem Durchschnitt.
Die Abweichung war also 2018 in Deutschland 7mal (siebenmal!) so groß wie 2020!

Und nun sehen Sie es sicherlich auch in ganz neuem Licht, wenn z. B. Schweden aktuell 5mal so viele und die USA aktuell 5,5mal so viele Tote (bezogen auf die gleiche Bevölkerungsanzahl) wie Deutschland haben. Auch das liegt noch völlig im Rahmen der normalen Grippewellenschwankungen der letzten Jahre, über die vor Corona niemand sich groß aufgeregt hat!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.10.2020 um 08.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44442

Sehenswert:
Trump hat sich selbst aus dem Krankenhaus entlassen und stellt sich auf den Balkon des Weißen Hauses, salutiert militärisch (!). Das Teleobjektiv vereitelt seinen Plan. (Die meisten Kommentare übergehen das.) Man sieht, wie schwer er atmet und sich zusammenreißt. Seine Miene ist vollkommen starr, nichts Triumphierendes wie sonst. Fast könnte man Mitleid haben. Ein offensichtlich kranker Mann, der keinesfalls das Krankenbett hätte verlassen dürfen. Die Botschaft soll ja sein: „Habt keine Angst vor Covid!“ (Twitter) Aber die Bilder sagen etwas anderes. Wahrscheinlich geht alles gut, bei diesem Aufgebot an Medizin, aber insgesamt ist der Eindruck gespenstisch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.10.2020 um 03.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44440

In Deutschland gab es keinen Lockdown, und die Maßnahmen waren viel weniger rigoros als in einigen Nachbarländern. Sehen Sie sich die menschenleeren Straßen in Madrid heute an! Alle Welt ist sich einig, daß Deutschland es verhältnismäßig gut gemacht hat. Was heißt da "irrational"? Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, das ist alles. Drosten hat hundertmal gesagt, die politische Entscheidung müssen die Politiker treffen, nicht die Wissenschaftler. Streeck redet mehr über Politik als über Wissenschaft; daher der deprimierende Eindruck seiner gesammelten Äußerungen.

In Schweden ging es nie so locker zu, wie von einigen behauptet. Man hat in Kauf genommen, daß nicht viel weniger Menschen starben als im mehr als achtmal so großen Deutschland. Ich hatte meinen "eugenischen" Verdacht artikuliert. Aber wozu das noch mal aufrollen?
Streeck will unentwegt aus dem "Panikmodus" herauskommen. Andererseits macht er keine Hoffnung, daß wir Corona je wieder loswerden. Panisch muß man da nicht werden, es wird ja auch keiner, aber Sorgen kann man sich schon machen. (Unsere Jüngste heiratet am Wochenende; so prächtig wie bei der vorigen im letzten Jahr wird es nicht werden... Wir haben auch einen Pflegefall in der weiteren Familie, sehr schwierig wegen Corona.)
In Berlin stecken sich jetzt täglich so viele Menschen an wie im Juni in ganz Deutschland. Schuld ist die von einigen propagierte Leichtfertigkeit.

Trump hat immer behauptet, Corona sei eher harmlos und werde von selbst verschwinden, während er sich zugleich brüstete, millions and millions von Landsleuten durch seine einzigartig frühen und beherzten Maßnahmen (die besten der Welt) das Leben gerettet zu haben.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 05.10.2020 um 23.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44438

»Leibarzt Conley sagte, er sei nicht sicher, ob Trump auch am Samstag mit Sauerstoff versorgt wurde, aber wenn, dann nur "sehr, sehr begrenzt".« (spiegel.de)

Also entweder »Leibarzt« oder ahnungslos. Was für ein Schmierenstück!
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.10.2020 um 23.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44437

Auch ein schwedischer Arzt (Sebastian Rushworth, https://heise.de/-4909231) behauptet, in Schweden sei Herdenimmunität vielleicht schon erreicht. Dort haben sich offiziell knapp 1% der Bevölkerung infiziert, also ebenfalls ein für Herdenimmunität undiskutabler Wert.

Aber das Beispiel Schweden zeigt ganz gut, daß man auch ohne "Panik" gut durch die Pandemie kommen konnte. Ich fand die staatlichen Anordnungen in Deutschland Anfang dieses Jahres schon teilweise panisch, allenfalls zu rechtfertigen mit einer gewissen Unsicherheit und Unerfahrenheit im Umgang mit dem Virus. Rational (auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhend) war dieser weitgehende Lockdown der Wirtschaft und des gesellschaftlichen Lebens nicht.

In Schweden schon von Herdenimmunität zu sprechen, wäre wohl genauso übertrieben wie anderswo, aber die Lage ist dort heute ähnlich entspannt wie bei uns.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.10.2020 um 20.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44435

Im Gespräch mit Wolfram Weimer erzählt Streeck, was dieser hören will. Am Ende meint er, in Ländern wie Indien sei schon eine gewisse Herdenimmunität festzustellen. Bei 0,5 Prozent Infizierten? Auch Brasilien und die USA, die er nennt, ermutigen nicht gerade.
Und wie immer: Wir sollen endlich aus dem Panikmodus heraus. Waren wir denn je drin?
Aber insgesamt kann er auch nichts anderes sagen, als seine Kollegen, obwohl er ständig versucht, sich abzuheben.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 05.10.2020 um 13.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44433

Anstelle von Mißgunst könnte natürlich auch sozialer Überschwang der Grund für Trumps erbitterten Kampf gegen Obamacare sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.10.2020 um 07.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44431

Karikaturisten haben es schwer. Nicht alle Gesichter haben so auffällige Merkmale, daß auch ein minderbegabter Zeichner sie erkennbar abbilden kann. Aber ein Biden, den man nur identifizieren kann, weil "Biden" draufsteht, ist ein ziemlich jämmerlicher Anblick. Ich denke dann immer: Man hätte den Rest auch noch weglassen und das Ganze in Worten ausdrücken können.

Ich kann überhaupt nicht zeichnen und bestaune bildende Künstler, die so etwas können, wie höhere Wesen. Aber ich habe mich auch nie um eine Stelle als Zeichner beworben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.10.2020 um 07.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44429

In den USA wird über die Fotos diskutiert, die Trump bei der "Arbeit" im Krankenhaus zeigen sollen und mit denen offenbar einiges nicht stimmt. Das fiel mir auch gleich auf, aber die Experten haben auch die jedem Digitalbild beigegebenen Daten analysiert. Anscheinend recht dilettantisches Illusionstheater. Das Wahlkampfteam wird wahrscheinlich sagen: "Na und?" Die Inszenierung ist mindestens so viel wert wie die Wahrheit. Wie gesagt: stilbildend.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.10.2020 um 07.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44427

Der Leibarzt bekennt sich dazu, die Öffentlichkeit zunächst belogen zu haben, um die vom Weißen Haus gewünschte optimistische Stimmung nicht zu stören. Er findet das auch richtig so. Meister Trump hat es vorgemacht.
Die Praxis ist lange bekannt, die Offenlegung ist neu und könnte stilbildend wirken.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.10.2020 um 23.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44425

Wem "gönnt" Trump die Krankenversicherung nicht?
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 04.10.2020 um 16.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44422

Heute früh sind gleich zehn Leibärzte fürs Bulletin aufmarschiert. Man sollte Trump wirklich nichts Unverdientes wünschen. Er verdient die medizinische Behandlung des ärmsten Coronakranken, dem er die Krankenversicherung nicht gönnt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.10.2020 um 06.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44421

Trump hat einen „Leibarzt“. Das Wort wirkt archaisch, wir haben bloß einen „Hausarzt“. Der wohnt nicht bei uns im Haus, wie man meinen könnte, aber Praxis und Privatwohnung sind nicht weit entfernt, und er würde im Notfall jederzeit rüberkommen. Das hat sich schon bewährt. Bei Mißerfolg droht ihm ja auch nicht mehr, was im schönen Wikipedia-Eintrag über frühere Leibärzte zu lesen ist: „Entlassung, Verbannung, Kerkerhaft, Folter, Verstümmelung oder gar die Todesstrafe“.
Gestern gab Trumps Leibarzt bekannt, daß es dem Präsidenten ausgezeichnet gehe, wenig später updatete er, der Präsident sei noch nicht über den Berg. Das alte Dilemma: Der Herrscher darf nicht krank sein, aber manchmal läßt es sich nicht verschweigen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.10.2020 um 05.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44399

An Vertragstexten sieht man das Bemühen, lückenlose Regelungen für alle erdenklichen Fälle zu formulieren, aber es ist unmöglich. So werden gewiefte Anwälte auch in Gesetzestexten immer eine Lücke oder ein Schlupfloch entdecken, vor allem wenn sie sich nicht gehalten fühlen, außer dem Buchstaben auch den Geist des Gesetzes zu beachten. Darauf beruhen Steuervermeidungsmodelle, die dem Staat und damit der Allgemeinheit den ihnen zugedachten Anteil vorenthalten. Wer es schafft, durch geschickt verteilte „Verluste“ überhaupt keine Steuern zu zahlen und dadurch immer reicher zu werden, gilt als „smart“ (Trump über sich selbst).

Ich verkenne nicht, daß es sich nicht nur um ein Formulierungsproblem handelt, sondern in vielen Fällen die Begünstigung der herrschenden Kreise schon mehr oder weniger heimlich vorgesehen war. Schließlich werden Gesetzestexte immer öfter von den „Betroffenen“ selbst geschrieben und den Parlamentariern von der Lobby zur Absegnung vorgelegt.

Die legale Form der Korruption ist die feinste.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.09.2020 um 12.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44347

Der patriotische Geschichtsunterricht, den Trump jetzt an amerikanischen Schulen einführen will, erinnert mich stark an die "Schlußstrich-Debatte", die mich mein ganzes bewußtes Leben lang begleitet hat. In den letzten Jahren war sie abgeflaut, ist dann von der Rechten ein wenig wiederbelebt worden ("Vogelschiß"), wurde zum Teil auch überlagert von der deutschen Wiedervereinigung samt neuem Schlußstrich vs. Vergangenheit, die nicht vergehen will.

Volkserziehung durch Geschichtsschreibung ist aus kommunistischen Diktaturen bekannt, aber auch Indien leistet sich neuerdings Krasses zwecks Marginalisierung der Muslime und des westlichen Einflusses.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.09.2020 um 15.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44344

Es ist alles nicht so schlimm gekommen wie vorausgesagt. Die staatlichen Stellen vernebeln die wirklich relevanten Zahlen, aber Stefan Aust „fischt sie heraus“. Danke, Querdenker (Opfer des Präventionsparadoxes)!

Die Erlanger sind vernünftige Menschen. Auf dem Markt stehen eine Handvoll Querdenker mit einem Megaphon. Niemand beachtet sie. Sie wissen zum Beispiel, zu welchem Arzt man gehen und was man dort sagen muß, um ein Attest zu bekommen, das einem das Maskentragen erspart.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.09.2020 um 17.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44310

Gegen eine Dokumentation des Pestizideinsatzes im Südtiroler Obstanbau ziehen die dortigen Bauern unter Führung ihres Provinzministers nun vor Gericht. Ein Dokumentarfilmer hätte zum Beispiel nicht schreiben dürfen, ein bestimmtes Mittel sei "krebserregend", sondern nur "wahrscheinlich krebserregend". Und so weiter (ich zitiere aus dem Gedächtnis).
Anscheinend haben Juristen schon vergeblich vor dem ganzen Vorgehen gewarnt, das drei Jahre zurückliegende Vorgänge wieder in die Medien bringt.
Wie kann man so dumm sein! Wer die Südtiroler Monokulturen kennt, weiß, daß sie für die fortwährende Besprühung mit Pestiziden (sechsmal so viel wie anderswo im Land) durchrationalisiert sind. Mehrere der kritisierten Spritzmittel sind inzwischen von der EU verboten. Was hoffen die armen Tröpfe denn zu gewinnen? Je länger die Gutachterschlacht dauert, desto mehr bleibt hängen.

"Thematisierung" mag ein unschönes Wort sein, aber wie soll man das kommunikative Desaster sonst benennen? Solange man nichts Genaueres wußte und nicht dauernd daran denken mußte, konnte man sich einbilden, die Landschaft um Meran usw. sei schön.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.09.2020 um 18.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44286

Zu "Trump und der Wehrdienst" schreibt ein Fan:

Tatsächlich haben viele unserer Verteidigungsminister sich vor dem Wehrdienst gedrückt. Trotz Wehrpflicht damals. Das hat sie später nicht davon abgehalten den obersten Dienstherrn zu geben.

Wirklich?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.08.2020 um 05.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44195

Deutschland-Spezialist und DDR-Nostalgiker Victor Grossman spricht bei Counterpunch (26.8.20) über Vizekanzler Olaf Koch, und der Rest ist auch nicht besser.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.08.2020 um 05.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44157

Ich träume, daß ich in einer Fischhandlung einen Sterlet kaufe (ausgenommen, ohne Kopf; ich habe übrigens noch nie einen gesehen geschweige denn gekauft). Während die Verkäuferin ihn abwiegt, erkläre ich ihr, daß er zu den Hechten gehört, und sie bewundert meine Sachkenntnis. Ich wache auf und geniere mich doppelt wegen meines Irrtums und wegen meiner Klugscheißerei.

Der Traum soll eine Wunscherfüllung sein, aber welchen Wunsch habe ich mir hier erfüllt? Ein Psychoanalytiker würde es herausfinden, wie er alles herausfindet.

In "Making Monsters" von Ofshe/Watters gibt es ein sehr interessantes Kapitel über die Erfindung der "multiplen Persönlichkeit".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.08.2020 um 18.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44155

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43466

Durch die jetzt bekannt gewordenen E-Mails der schwedischen Epidemiologen Tegnell und Giesecke fällt ein neues Licht auf den "schwedischen Weg".

Schon vor einigen Wochen ist folgender Beitrag erschienen, der in eine ähnliche Richtung geht wie meine Überlegungen zur "eugenischen Tradition":
https://www.thebigq.org/2020/07/21/what-does-swedens-covid-strategy-tell-us-about-swedish-exceptionalism/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.08.2020 um 05.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44126

Über den Fußboden läuft ein schwarzbraunes Viech. Mir fällt ein, daß es ein "Speiseinsekt" ist. Das Wort ist erst neuerdings bekannter geworden und hat sicher eine große Zukunft, wie die Viecher selbst.

Die Wanderheuschrecken sind in Afrika eine furchtbare Plage, andererseits könnte man eine Lebensmittelindustrie darauf gründen, wenn sie bloß regelmäßiger aufträten.

Jedenfalls verändert sich unser Blick darauf. Wenn man schon älter ist, hat man einen solchen Wandel der Einstellung auf mehreren Gebieten erlebt. Das betrifft vor allem die "Entsorgung" in eine damals unendlich scheinende Umwelt ("Aus den Augen – aus dem Sinn"). Heute buddeln wir alles wieder aus und machen es wirklich unschädlich. Es geht ganz allmählich, und dann reibt man sich irgendwann die Augen und versteht nicht mehr, wie man so dumm sein konnte. Das sollte uns aber auch nachsichtiger machen im Urteil über Frühere und Fernere.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.08.2020 um 04.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44107

Ich hatte mich beiläufig schon oft über die Häufigkeit des italienischen Familiennamens Esposito gewundert, war aber nicht auf die naheliegende Ursache gekommen. So nannte man eben Findelkinder, und in deren Versorgung war Italien Spitzenreiter, seit Papst Innozenz III. die Einrichtung von Babyklappen angeordnet hatte.
Manchmal wird das harte Los der Findelkinder beklagt, aber es war wohl im Durchschnitt ungleich besser als das mancher Kinder von "gefallenen Mädchen" in späteren Zeiten (Tuam usw.).
Das bekanntest Findelkind seit Moses war d’Alembert, in Deutschland Philipp Rösler.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.08.2020 um 22.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44068

Fremde Sprachen können doch sehr überraschend sein. Hier müßte man sich eigentlich über die Wortreihenfolge wundern. Sollte
da da tan tan
nicht eher mit
schlagen, schlagen, verhandeln, verhandeln
übersetzt werden? Aber für die chinesische Verbverdopplung ist tatsächlich
schlagen, verhandeln, schlagen, verhandeln
die treffendere Übersetzung. Fast ein Paradoxon.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.08.2020 um 16.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44066

Beim Blättern in diesem Strang stoße ich noch einmal auf http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30085

Das mit dem "chinesischen Sprichwort" war kein Scherz, sondern das gibt es wirklich: da da, tan, tan. Es wird Mao zugeschrieben, aber ich vermute, daß es schon älter ist. Im Grunde ja die universale Taktik: Schlagen, verhandeln, schlagen, verhandeln...

"Schlagen" bedeutet heute oft "Sanktionen".

Oder aus dem Bundestag: "Wer rausgeht, muß auch wieder reinkommen."
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.08.2020 um 04.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44061

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41616

Hier noch mal aus einer typischen Anzeige:

Arzneimittelbild - Natrium muriaticum

mögliche Ursache, auslösende Umstände:
Verlust der nahestehenden Bezugsperson (Mutter oder Vater) eines Kindes oder Geliebten (sei es durch Todesfall oder Umzug)

auffällige seelische/ emotionale Veränderungen und Symptome:
sehr feinfühlige Menschen, nehmen Beleidigungen lebenslänglich übel, wollen nicht getröstet werden
schreckhaft, hastig, zornig über Kleinigkeiten

auffällige allgemeine Veränderungen und Symptome:
oft durch starkes Verlangen nach Salz auffallend

auffällige körperliche Veränderungen und Symptome:
Kopfschmerzen oder Hautausschläge durch Sonne (Sonnenallergie)
aufgesprungene Lippen mit Rissen (mittig) darin und Herpesbläschen um den Mund
Atemnot bei nächtlichen Schmerzen

schlimmer durch (Umstände oder Einflüsse):
10 Uhr morgens oder abends 22 Uhr, Hinlegen, alle 2 Tage

besser durch (Umstände oder Einflüsse):
am Meer, im Freien, Schwitzen, Aufrichten vom Liegen


(https://www.remedia-homoeopathie.de/natrium-muriaticum/a200656)

Es handelt sich um Kochsalz, verdünnt bis zum Gehtnichtmehr (buchstäblich!) und dann für teures Geld verkauft. Kann man auch nur einen Augenblick diskutieren, ob dies in die Ausbildung von Ärzten und die Erstattung durch Krankenkassen gehört?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.08.2020 um 17.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44049

Bisher hatte ich über Greta Thunberg nur gelesen, jetzt habe ich sie in einigen Gesprächen (mit Trevor Noah, Ellen DeGeneres und nun auch – inzwischen siebzehn – mit Stephen Colbert) gesehen und bin beeindruckt. Sehr klar im Kopf und im Ausdruck (immerhin in einer Fremdsprache), auch witzig und ironiefähig, was ja im allgemeinen bei Autismus gerade ausfällt. Ich weiß nicht, in welcher Hinsicht sie „behindert“ sein soll. Höchstens ihre Art, immer gleich zur Sache zu kommen, weshalb sie auch ein Gespräch mit Trump für „a waste of time“ halten würde. Wenn das „verhaltensauffällig“ ist, wünscht man sich mehr davon.

https://www.youtube.com/watch?v=2xorl5kbeJU (Colbert)
https://www.youtube.com/watch?v=rhQVustYV24 (Noah)
https://www.youtube.com/watch?v=rsNskDfd5CM (DeGeneres)
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 03.08.2020 um 19.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44034

Cancel Culture.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 03.08.2020 um 18.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44033

Noch zu #44021 und #44022 : In diesem Kommentar wird alles gesagt, was dazu zu sagen ist: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/die-dfg-loescht-einen-beitrag-des-kabarettisten-dieter-nuhr-16886992.html.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.08.2020 um 12.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44032

Auch unter Corona-Bedingungen wird es nie langweilig.

„Inspiriert von Ihrem Browserverlauf“ zeigt mir Amazon allerlei Überraschendes: Reclam-Bändchen über Mafia, Langeweile, Plastik, Schlaf und dazu ein Ladekabel. Womit habe ich das verdient?

Wenn man Handwerker ins Haus holt, erlebt man immer wieder, daß sie ein Werkzeug oder ein anderes Teil vergessen haben und noch einmal zurück „in die Firma“ müssen (so heißt das). Die Firma liegt nicht gerade um die Ecke, aber eine volle Stunde müßte es auch nicht dauern. Immerhin sind sie gerade rechtzeitig wieder da, um in die Frühstückspause zu gehen.
Neulich kam ein Türen- und Fensterspezialist später als angekündigt und berichtete strahlend, er habe seinen Inbusschlüssel vergessen (das einzige, was er bei uns wirklich brauchte) und sich unterwegs im OBI einen besorgt, ganz billig. Den hätte er sich auch von mir leihen können, denn selbst an unserem Haushalt ist die technische Revolution nicht gänzlich vorbeigegangen.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 01.08.2020 um 18.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44022

Er sieht nicht im Klimawandel, sondern in Greta Thunberg die größte Gefahr für die Welternährung? Wo hat er das gesagt?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.08.2020 um 11.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44021

Auch die SZ macht sich darüber lustig, daß die DFG ausgerechnet mit Dieter Nuhr für Wissenschaftsförderung wirbt, der nicht im Klimawandel, sondern in Greta Thunberg die größte Gefahr für die Welternährung sieht. Die DFG hat diesen Einfall inzwischen zurückgezogen. Interessant ist etwas anderes: Ich nehme an, daß die DFG, wie es heute im akademischen Bereich üblich ist (s. den Fall Streeck), eine Agentur beauftragt hat, die dann naturgemäß mit allem aufwartet, was gut und teuer ist, also der Fernsehprominenz. So dreht sich das selbstreferentielle System im Kreis.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.07.2020 um 14.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44004

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35188

Angesichts der doch recht pauschalen Kommentare in den meisten Medien ist diese Detailrechnung ganz aufschlußreich:

https://www.tagesschau.de/faktenfinder/trump-deutschland-truppenabzug-verteidigungsausgaben-101.html

Amerikanische Diplomaten wie der Verteidigungsminister bemühen sich, Trumps schlichtes Gedankengut als einigermaßen rational darzustellen - was er aber durch allzu eindeutige Worte immer wieder durchkreuzt.

Und weil ich gerade bei Trump bin: https://en.wikipedia.org/wiki/Stella_Immanuel

Das ist die Dame, der er mehr vertraut als Dr. Fauci.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.07.2020 um 05.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#44000

Hat die Regierung bei Urlaubsrückkehrern gepennt? (t-online 28.7.20, Link. Im Text selbst dann:)
Hat Spahn beim Thema Urlaubsrückkehrer geschlafen?

Die Gaunersprache dient hier nur als Anreiz, wie bei BILD.

In der Tagesschau und einigen Medien wird von Urlaubsrückkehrenden gesprochen, weil auch Frauen darunter sind.

Die Freiburger Serienvergewaltiger werden zur Schonung ihrer Gefühle als Geflüchtete bezeichnet, womit allerdings unterstellt wird, sie seien tatsächlich geflüchtet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.07.2020 um 10.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43986

Mein Großvater (der einzige, den ich kannte) war aus Meißen und sprach reines Sächsisch. Ein phonetisch begabter Kommilitone, der das nicht wußte, sagte mir auf den Kopf zu, daß er bei mir einen leichten sächsischen Akzent hörte. Ähnlich überrascht wie ich damals reagiert meine Frau, wenn man ihr Deutsch für bairisch gefärbt erklärt. Ihre Familie stammt aus Berlin und Thüringen, aber Schulzeit und Studium in Oberbayern färben eben ab. Ich selbst höre das bei ihr nicht, vielleicht wegen übergroßer Vertrautheit (über 40 Jahre).

Dialektfärbung beschäftigt mich immer wieder, weil es kaum zu fassen ist, welche nichtfunktionalen Feinheiten auf die Kinder übertragen werden.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 26.07.2020 um 19.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43985

Die Obersachsen nennen sich Sachsen nach ihrem Herrscherhaus. Die Niedersachsen waren diejenigen, die sich bei der Eroberung Englands wohl als Messermänner aufgeführt haben.

Die Russen heißen so nach den schwedischen Wikingern, die die Kiewer Rus gegründet haben.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 26.07.2020 um 18.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43984

Ich bin Sachse und wußte es nicht, so wie meines Erachtens fast alle. Und die Finnen wissen es noch weniger als die eigentlichen Sachsen.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 26.07.2020 um 17.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43983

Das würde bedeuten, daß die Finnen Deutschland als Messermännerland betrachten. Auf einzelne Stadtteile der größeren Städte paßt die Beschreibung ja schon.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.07.2020 um 05.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43982

Ob die Sachsen wissen, daß sie eigentlich "Messermänner" heißen? (Sahs, Sax) Ihr Ruf war nicht der beste.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.07.2020 um 04.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43981

Der Schauspieler Möhring, den anscheinend viele Fernsehzuschauer kennen, hat sich ungewöhnlich dumm über das Impfen geäußert:

Wir tun ja geradezu so, als würde es Viren und Bakterien als Krankheitserreger gar nicht geben", so Möhring. Er halte diese Weltsicht für falsch und meint: "Viren sind Teil unserer Welt und das waren sie schon immer. Unser Köper wehrt zig Angriffe aufs Immunsystem am Tag ab und man muss akzeptieren, dass Krankheiten zum Leben dazugehören."
Der Schauspieler und Musiker verweist auf die "große Pharmalobby" und darauf, dass "der Einfluss der Industrie auf das Impfverhalten" ein Gedanke sei, der zugelassen werden müsse. "Ich bin in einer Zeit großgeworden, in der Kinderkrankheiten total normal waren. Wenn einer Mumps hatte oder Masern, dann sind wir da alle hingerannt, damit wir es kriegen. Das war eine andere Haltung. Aber sie macht auch etwas mit der Stärkung des Immunsystems.
(t-online 24.7.20)

Infektionskrankheiten „machen etwas“ mit Kindern, z. B. haben sie bis vor kurzem jedes zweite tot gemacht, viele andere verkrüppelt. „Das war eine andere Haltung", in der Tat. Die Bekämpfung der Kindersterblichkeit war bisher der größte Erfolg der Medizin und ist der Schlüssel für Wohlstand und alles andere. Hans Rosling hat es ausführlich dargelegt. Die Prominenten und ihre medialen Multiplikatoren sind dagegen ein großes Übel.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.07.2020 um 06.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43958

Ein "Jugendforscher" beugt sich (aus der Ferne) über die Randalierer, schafft es auch, deren "Migrationshintergrund" nicht zu erwähnen. Eigenlich ist die Gesellschaft schuld, die zu wenig Räume zum "Feiern" zur Verfügung stellt. Und wenn die lebensfrohen jungen Menschen Lust aufs Werfen haben und nur leere Flaschen zur Hand sind, dann kommt es eben, wie es kommen muß. Nur die uneinsichtige Polizei winkt ab; die meisten Festgenommenen sind ihr schon länger bekannt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.07.2020 um 06.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43947

Frank Pasemann MdB (AfD) auf Twitter:

Präsident @realDonaldTrump bemüht sich um die hispanischen Amerikaner und Zuwanderer. Er teilt die Solidaritätsaktion für die von #Antifanten unter Bann gestellte hispanische #Goya-Kette. Das ist der Antitrump-Journaille natürlich auch nicht recht.

Auch die AfD bemüht sich ja um Zuwanderer. Die unerschütterliche Trump-Verehrung dieser Patrioten ist trotzdem schwer zu verstehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.07.2020 um 16.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43927

Weil ich gerade bei Erinnerungen an Witzenhausen bin, der Kirschenstadt in Nordhessen, will ich hier Links zu Videos einfügen, auf denen man meine Kusine Ulrike sehen kann, wie sie den berühmten Spuckekuchen zubereitet; https://www.youtube.com/watch?v=W_CGZZJaMzY
(Im selben Haus bin ich aufgewachsen.)

Dazu ein linguistischer Irrtum:

„Der Spuckekuchen wird auch Spitzekuchen genannt, weil man dabei den Mund zum Ausspucken der Kirschsteine schön spitz machen muss“, wusste Brigitte Braedt gleich zu Beginn der Aufzeichnungen in der kleinen, aber feinen Caféküche zu berichten. (https://www.hna.de/lokales/witzenhausen/witzenhausen-ort44473/witzenhaeuser-herzdamen-zeigen-wie-spuckekuchen-zur-kirmes-zubereitet-wird-90008053.html)

spitzen ist dasselbe wie spucken (engl. spit) und hat mit dem spitzen Mund nichts zu tun.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.07.2020 um 16.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43926

Über einem der Eingänge unserer Volksschule stand der Spruch:

O Mensch, bedenke, wer du bist und bleib doch ja nicht stehn,
Man muß aus einem Licht fort in das andre gehen.


Daß mir das nach fast 70 Jahren noch in Erinnerung ist (nicht ohne Rehearsal alle paar Jahre), finde ich erstaunlich. Welche Veränderungen an wie vielen seither oft beanspruchten Synapsen haben sich so lange erhalten, daß sie noch jetzt dieses Sprachverhalten steuern?

Zweitens stimmt es gar nicht. Die richtige Fassung lautet:

Freund, so du etwas bist, so bleib doch ja nicht stehn:
Man muß aus einem Licht fort in das andre gehn.


Ich glaube, "Angelus Silesius" war auch angegeben, aber sicher bin ich jetzt nicht mehr.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.07.2020 um 12.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43919

http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32343

Meine Zweifel werden durch eine neue Blumenberg-Biographie bestätigt: In den Drägerwerken wurden nie "Teleskope für U-Boote" (oder Periskope) hergestellt, sondern Belüftungsanlagen.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 12.07.2020 um 21.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43915

„‚Sie hätten die Pest stoppen können, sie hätten sie stoppen können, Sie haben sie nicht gestoppt‘, so Trump weiter. Man hätte dafür gesorgt, die Ausbreitung des Coronavirus aus der Provinz Wuhan in andere Teile Chinas zu stoppen – nicht aber die weitere Verbreitung aufgehalten.“

Ein gruseliges Beispiel für einen falschen Konjunktiv, wie er inzwischen fast die Regel ist. Er quält hier besonders, weil ein echter Irrealis vorangeht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.07.2020 um 18.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43909

Einen Effekt auf die Ausbreitung von Viren haben Stoffmasken also auf jeden Fall – und wohl auch einen schützenden Effekt für den Träger. Denn ob und wie krank ein Mensch wird, der mit Sars-CoV-2 in Berührung kommt, hängt von der Zahl der Viren ab. "Meistens ist ein Viruspartikel nicht ausreichend, um eine Infektion zu verursachen", sagt Sars-Mitentdecker Yuen Kwok-yung. "Es braucht 40 bis 200 Viruspartikel, die auf das Nasenepithel, in die Augen oder den Rachen gelangen." Fachleute gehen davon aus, dass Menschen, die weniger Sars-CoV-2-Viren abbekommen, weniger schwer oder gar nicht erkranken. (SZ 11.7.20)

Der Artikel beruft sich wieder auf Zastrow, um die WHO und besonders seinen Erzfeind Wieler/RKI zu kritisieren. Seine eigenen Fehleinschätzungen sind ihm wohl entfallen:

Nehmen wir mal an, sie haben eine Million Viren auf der Hand, das ist nicht viel. Und jetzt spülen sie durch Wasser und Seife 950.000 davon runter. Dann haben sie immer noch 50.000. Diese reichen allemal, um eine Infektion hervorzurufen. Es reicht im Prinzip auch ein Virus, weil die Vermehrung bei dieser Erkrankung in der Mundhöhle stattfindet“, erklärt Zastrow. (28.3.20)

Was ist eigentlich aus dem Gurgeln geworden, das Zastrow im April als Patentlösung propagiert hatte?

Donald Trump erhebt in der Corona-Krise abermals schwere Vorwürfe gegen China. Laut Berichten der Bild wirft der US-Präsident der chinesischen Regierung um Präsident Xi Jinping vor, die Verbreitung des Virus, dass er dabei als „Pest“ bezeichnete, nach Amerika und Europa nicht gestoppt zu haben. „Sie hätten die Pest stoppen können, sie hätten sie stoppen können, Sie haben sie nicht gestoppt“, so Trump weiter. Man hätte dafür gesorgt, die Ausbreitung des Coronavirus aus der Provinz Wuhan in andere Teile Chinas zu stoppen – nicht aber die weitere Verbreitung aufgehalten. (merkur.de 11.7.20)

Das hätte nur durch ein sofortiges Ausreiseverbot für alle Chinesen geschehen können. Aber kein Land verhängt ein Ausreiseverbot, um andere Länder zu schützen, vielmehr ist es an diesen selbst, sich durch Einreiseverbote zu schützen. Die Europäer sind noch früher von den „chinesischen“ Viren befallen worden und haben die Krise mehr oder weniger im Griff, jedenfalls viel besser als die USA mit ihrer ausgezeichneten medizinischen Forschung und klinischen Ausrüstung. Die Schuld liegt also nur bei den Politikern. Inzwischen ist auch klar nachgewiesen, daß die USA weder bei den Tests pro Million Einwohner an der Spitze liegen noch die hohe Zahl der nachgewiesenen Infektionen an der Menge der Tests liegt, sondern auch relativ zur Bevölkerungszahl um ein Vielfaches höher ist als in vergleichbaren Staaten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.07.2020 um 05.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43903

„Ich habe nichts gegen XY, aber...“ Schon reingetreten!

Ich sitze in der Mitte der Gesellschaft, also genau dort, wo der Rassismus „angekommen ist“ bzw. „zum Alltag gehört“, ebenso die XY-Phobie und alle anderen unverzeihlichen Sünden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2020 um 05.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43880

Der Vorwurf gegen Trumps Nichte, sie wolle mit ihrem Enthüllungsbuch nur Geld verdienen, ist recht komisch. Von einem Dealmaker wäre eher die Entlarvung des Losers zu erwarten, der nicht genug Geld damit zu machen verstehe.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.07.2020 um 11.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43848

Wie es mit der Strafanzeige gegen Streeck und andere weitergeht, wird man sehen, aber der Bericht in "Capital" (https://www.capital.de/wirtschaft-politik/neue-ungereimtheiten-bei-der-heinsberg-studie) ist schon lesenswert. Unterm Strich bleibt: Laschet hat bestellt, Streeck hat geliefert. Nur die Rolle der Agentur bleibt etwas im dunkeln. Ebenso die Hintergründe der BILD-Kampagne und das befremdliche Entgegenkommen der FAZ und FAS.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.07.2020 um 04.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43836

Der von den üblichen Verdächtigen gegründete Verein MWGFD wird auch seine Anhänger finden (und hat offensichtlich schon Spender gefunden; die Mitgliedschaft ist beitragsfrei). Ich treffe immer noch gebildete Menschen, die es genießen, den "Corona-Hype" als Humbug durchschaut zu haben. Diskussion zwecklos, wie bei Kreationisten usw.

Der Aufruf an die Ärzte, falsche Atteste gegen die Maskenpflicht auszustellen, dürfte allerdings strafbar sein. Viele Äußerungen sind allerdings anonym, der ganze Auftritt hat etwas Geisterhaftes.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.07.2020 um 03.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43827

Manchmal schweift die Fernsehkamera durch die Unterkünfte der ausländischen Schlachthofarbeiter bei Tönnies usw. Die Stimme aus dem Off kommentiert nicht, was man sieht. Das ist auch nicht nötig. Gerade wird im Vergleich mit der Schweiz darauf hingewiesen, daß die Wohnverhältnisse wahrscheinlich einen größeren Unterschied machen als die Arbeitsplatzverhältnisse.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.06.2020 um 05.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43817

Hans Rosling berichtet in seiner Autobiographie, wie er als einziger Arzt in einem riesigen ländlichen Gebiet des bitterarmen Mosambik zu arbeiten begann. Anfangs glaubte er, zu Fuß oder mit dem Fahrrad von seiner Wohnung zur Klinik gelangen zu können, statt sich (oft verspätet) mit dem Auto abholen zu lassen. Er mußte einsehen, daß dies seine Autorität unheilbar beschädigen und damit auch seine Arbeit als Arzt unmöglich machen würde. So prinzipientreu er war, er mußte nachgeben. – Ähnliches berichten andere, die in der Entwicklungshilfe tätig waren.

Übrigens lesenswert, auch wenn das Elend (besonders die Kindersterblichkeit) schwer an die Nieren geht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.06.2020 um 12.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43810

Testen, testen, testen - aber gezielt. (Jens Spahn (@jensspahn) June 29, 2020)

Das geht nicht, es muß heißen: Testen, aber gezielt. Dagegen heißt es in Bayern Testen, testen, testen. Aber das lehnt Spahn ja ab, als "nicht zielführend". Was geht es ihn an? Die bayerischen Ziele kennt er ja auch gar nicht.

Noch ein bißchen Corona-Politik:

Lindner und Laschet sind die Lieblinge der FAZ (Politikredaktion), daher auch „Laschets Hausvirologe“ (FAS) Streeck, mit dem die FAS am 28.6.20 schon wieder ein Interview führt. Darin sagt er:

„Wenn ein Atemschutz nicht gewaschen wird, können sich Bakterien und Pilze ansiedeln.“

Gibt es denn Gründe, immer wieder auf diesen Punkt hinzuweisen? (Vgl. schon KStA vom 10.6.20: "Virologe Streeck: ´Masken sind ein wunderbarer Nährboden für Bakterien und Pilze´") Hat sich jemand durch ungewaschene Masken eine Krankheit zugezogen?

„Da man nicht wusste, wie weit der Ausbruch [bei Tönnies] sich schon verbreitet hatte, war es gut, erst einmal begrenzte Beschränkungen einzuführen. Jetzt, wo sich abzeichnet, dass die Infektionen vor allem Mitarbeiter von Tönnies getroffen haben, kann das vielleicht auch wieder zurückgenommen werden.“

Zur gleichen Zeit wird gemeldet: Corona-Ausbruch im Kreis Gütersloh – Mindestens 75 Fälle ohne Bezug zu Tönnies (t-online,de 27.6.20)

„Es gibt keinen Hinweis darauf, dass Schüler stärker infektiös sind als Erwachsene.“

Hat das jemand behauptet? Das Problem mit den Schulen ist, daß wegen der flächendeckenden Schließung noch wenig Erfahrung mit dem Infektionsrisiko gesammelt werden konnte.

Im Fernsehen forderte Streeck ein zentrales bundeseinheitliches Vorgehen, aber was soll das bringen? Höchstens ein Verdecken der NRW-Schlamperei (Laschets bösartiges Wort „Stigmatisierung“ wäre dann gegenstandslos).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.06.2020 um 04.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43800

Schock-Fund bei Spaziergang: Mann entdeckt Schlange im Gebüsch

Es handelte sich um eine 80 cm lange Ringelnatter; die Feuerwehr wurde gerufen, ein Experte aus einer anderen Stadt geholt, die Schlange eingefangen und anderswo (warum eigentlich?) wieder ausgesetzt. Die Zeitungsleute in ihrem Gehäuse machen daraus eine Sensationsmeldung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.06.2020 um 12.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43793

Von Laschets "Expertenrat" hat man lange nichts mehr gehört. Eigentlich müßte eine so hochrangig beratene Regierung doch eine sehr gute Corona-Politik betreiben. Es gibt freilich andere Räte, die sich ganz und gar verbergen, etwa den Rat für deutsche Rechtschreibung oder den Deutschen Sprachrat.

Wenn solche Un-räte auch noch gezwungen sind, per Konferenzschaltung zu tagen, dann darf man vermuten, daß sie es lieber ganz bleiben lassen, zumal bei besagtem Expertenrat schwer vorstellbar ist, daß die Mitglieder einander etwas zu sagen haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.06.2020 um 04.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43790

Trump sinniert vor seinen Fans und den Fernsehkameras der Welt darüber nach, was das 19 im Namen Covid 19 bedeuten könnte, kommt aber nicht darauf:

"Kung flu, yeah. Kung flu. Covid. Covid-19. Covid. I said, What´s the 19? Covid-19. Some people can´t explain what the 19 – give me the – Covid-19. I said, That´s an odd name. I could give you many, many names."

Eigentlich geht es ihm wieder mal darum, die Wissenschaftler herabzusetzen, die sich so verdammt schwierige Namen ausdenken, statt "Kung flu" oder "China-Virus"
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.06.2020 um 08.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43764

Er sei schon immer vom christlichen Menschenbild geprägt gewesen. "Der Glaube gibt einem privat Halt und Demut und als Politiker auch wichtige Koordinaten." Es sei seine Überzeugung, dass Politik vom christlichen Menschenbild geleitet werden sollte. (Philipp Amthor 2019 nach seiner katholischen Taufe)

Nachtrag: „Ex-Manager von Augustus Intelligence sagen, das Unternehmen habe kein Produkt, keine Kunden und keine Umsätze.“ (Handelsblatt) Registriert ist es übrigens in Delaware, vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36991
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.06.2020 um 05.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43755

Die FAS brachte gestern einen Bericht über mäßige bis schlechte Erfahrungen mit Corona-Apps in anderen Ländern. Minister Spahn scheint ja auch nicht mehr so recht überzeugt. An sich ist die Idee ja gut, aber es gibt viele Hindernisse; man wird das Scheitern vermutlich auf den übertriebenen Datenschutz schieben.

Die Erfassung von Kontakten ist ein Fremdkörper in unserer Gesellschaft. Wir sind weder technisch noch rechtlich noch psychologisch darauf vorbereitet.

Abstand und Maske sind das A und O und werden es bleiben: wirksam und praktisch kostenlos.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.06.2020 um 04.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43677

Wolfram Weimer behauptet Ende Mai:

„Die Wirtschaft fährt die Produktion wieder hoch, Schulen füllen sich, Restaurants öffnen und Geschäfte habe alle wieder auf – auf die Infektionszahlen hat all das, entgegen vieler Mahnungen, keine negativen Auswirkungen.“

Anschließend legt er selbst dar, daß sich das vorsichtige Verhalten (Abstand, Maskenpflicht) nicht verändert hat – also bestehen die Einschränkungen tatsächlich weiter. Außerdem ist die nachlässige Aufzählung irreführend, weil sich die Schulen in Wirklichkeit nicht „füllen“, auch die Restaurants und Geschäfte nur teilweise. Von Normalität sind wir auf allen Gebieten weit entfernt. Und ob die Infektionszahlen nach den Lockerungen nicht steigen, ist nicht ausgemacht und war es vor einer Woche schon gar nicht. – Typisch ist auch das Heraussuchen einer eher abseitigen Meinung (Karol Sikora).

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Im Focus vom 26.03.2020 schrieb Weimer:

"Die Coronavirus-Pandemie zeigt, dass Deutschland seine Führungsrolle als Apotheke der Welt unnötig verspielt hat. Jahrelang wurde die Pharmabranche politisch verteufelt, bis sie das Land verlassen hat. Nun leiden wir darunter und müssen um lebenswichtige Medikamente aus Indien betteln."

Die Pharmaunternehmen produzieren aus Kostengründen im Ausland, nicht weil sie hierzulande verteufelt worden wären. Weimer zählt auf: Merck, Behringer (!), Schering, Bayer und Hoechst. – Über die Firmengeschichte kann man sich informieren. Auf Verteufelung in Deutschland wird man dabei nicht stoßen. Das phantasiert er sich zurecht wie so manches andere. (Z. B. die gesetzliche Pflicht, die reformierte Rechtschreibung zu verwenden...)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.05.2020 um 06.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43650

Bei dieser Gelegenheit habe ich gelernt, daß es "Eigentliche Störche" gibt, auch "Eigentliche Paradiesvögel" usw. Man erkennt, daß die Taxonomie nachträglich verfeinert worden ist. So auch die vielen "Katzenartigen", "Regenpfeiferartigen" usw. Die Terminologie hat etwas Ungelenkes.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.05.2020 um 07.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43644

Zur Zeit kann man viel über Störche lernen, weil sie überall gerade ihre Jungen aufziehen. Hier sind 532 Storchen-Webcms verlinkt: http://www.storchenelke.de/storchen_webcams.htm
Am besten hält man sich an die mit Live-Übertragung, zum Beispiel hier in der Nähe in Röttenbach und Höchstadt.

Wie man sieht, füttern die Elterntiere hauptsächlich mit Fischen, nicht Fröschen. Die Eltern wechseln sich ab, manchmal sind beide ausgeflogen. Die Jungen "üben" das Fliegen, werden aber nicht darin unterrichtet und ahmen nicht nach.

In Erlangen hat kürzlich ein fremdes Paar versucht, ein eingesessenes aus dem Nest zu vertreiben, und schon mal die Eier zerstört. Die Einheimischen blieben zerzaust, aber sieghaft zurück und fingen gleich wieder an, den Nachwuchs zu ersetzen.

Ähnliches wird von anderen Vogelarten berichtet, die eigentlich keine Brutschmarotzer sind, sich aber gelegentlich wie Kuckucke aufführen (Dawkins über Schwalben).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.05.2020 um 06.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43640

Noch berichten alle Medien über einen Fall wie jetzt in Leer, wo ein "Super-Spreader" (das Wort dürfte bleiben) viele angesteckt hat, ebenso über die Baptistengemeinde in Frankfurt. Daran werden wir uns gewöhnen müssen.
In anderen Weltgegenden trägt man mit Selbstverständlichkeit Mundschutz, bei uns rennen sie auf Demonstrationen wg. Abschaffung des Grundgesetzes... Mir fallen andere Verstöße ein, nicht nur eingebildete.

Nachtrag: Daß sich in Frankfurt bei einer einzigen religiösen Veranstaltung über 100 Menschen angesteckt haben, finde ich erstaunlich und erschreckend. Es deutet auf die Gefährlichkeit der Aerosole hin, denn Tröpfchen können es kaum gewesen sein. Es gibt auch aus anderen Ländern Berichte, wonach offenbar ein ständiger virusbelasteter Luftzug einen ganzen Saal voll Menschen erreicht hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.05.2020 um 15.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43628

Aus dem Thesenpapier von Schrappe et al. vom 5.4.2020 (aus der Lockerungsecke):

„SARS-CoV-2/Covid-19 wird durch Tröpfchen-Infektion übertragen.“

Schmierinfektion wird in Erwägung gezogen, aber für unwahrscheinlich gehalten, Aerosole werden gar nicht erwähnt (inzwischen werden sie für 40 % der Infektionen verantwortlich gemacht). Die Thesen werden sehr selbstbewußt vorgetragen, pompös mit einer „Präambel“ usw., die ganze Pracht der Professorentitel, entsprechen aber nicht dem Stand des Wissens.

Heute fordern die einen die sofortige Öffnung aller Kitas und Schulen, andere sehen in den Schulen "Todeslager für unsere Kinder". Je weniger Tatsachen, desto stärkere Worte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.05.2020 um 15.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43627

Auf Porträts stützen Geistesarbeiter gern ihren Kopf. Bei Handwerkern usw. sieht man das eher selten. Ist diese Ikonographie schon bearbeitet worden?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.05.2020 um 12.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43622

Vier medizinische Fachgesellschaften haben Bund, Länder und Kommunen gemeinsam dazu aufgerufen, Kindergärten und Schulen trotz der Corona-Pandemie umgehend und vollständig zu öffnen. (NOS 18.5.20)

Auf den Inhalt will ich nicht eingehen, vielleicht haben sie recht, vielleicht auch nicht. Aber "Verbände" rufen nicht auf, das tun nur einzelne Menschen. Vertreten sie die Meinung der Verbandsmitglieder? Wie viele haben sich dazu geäußert? Das alte Problem. Wir haben die "Verbändeallianz" der Schulbuchverleger noch in bester Erinnerung. Damals haben angeblich die deutschen Lehrer, Eltern, Schüler, Zeitungen usw. sich geschlossen für die Rechtschreibreform ausgesprochen, nur 93 Prozent der Bevölkerung lehnten sie ab.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.05.2020 um 06.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43615

In China herrscht eine Diktatur, keine Frage, auch wenn man in solchen Fällen immer genau hinsehen muß, um nicht in ein pauschales Wüten zu verfallen.

Was die Vorwürfe wegen Corona betrifft, ist es ganz interessant, ein frühes Interview mit Prof. Drosten nachzulesen:

https://www.tagesschau.de/inland/coronavirus-interview-101.html

Ich möchte auch noch einmal daran erinnern, daß alle Regierungen ein Interesse daran haben, Katastrophen zunächst herunterzuspielen (Ruhe als erste Bürgerpflicht), auch wenn sie daran überhaupt keine Schuld tragen. Wie anderswo erwähnt, ist uns die Reaktion der bayerischen Regierung auf Tschernobyl unvergeßlich. In diesem Fall kann man die Verbandelung mit der heimischen Atomlobby anführen. Auf die AKWs sollte kein Schatten fallen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.05.2020 um 14.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43612

Die neuen Schätzungen über Corona-Infektion sehen so aus: 40 % Tröpfchen, 40 % Aerosol, 10 % Schmierinfektion u.ä. – Das wirft ein neues Licht auf die Verhaltensempfehlungen der letzten Wochen.

Den älteren Menschen gehen durch die Seuche auch nicht sechs Monate verloren, so daß man sie sozialverträglich hops gehen lassen könnte (Boris Palmer), sondern 9 bis 11 Lebensjahre.

Daß jeder Kranke behandelt wird, gehört zu den Grundlagen unserer Gesellschaft – wie das Vertrauen der Soldaten darauf, daß Verwundete und Tote geborgen werden.

Das Virus hat sich erstaunlich schnell über die ganze Erde verbreitet. Wenn man sich ein wenig damit beschäftigt, kommen einem manche "Narrative" recht abenteuerlich vor. Die geplanten Aufmärsche dürften Folgen haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.05.2020 um 04.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43601

Die Abneigung gegen Zahlen ist bei manchen Menschen so groß, daß sie behaupten, RKI-Direktor Wieler "widerspreche sich pausenlos", nur weil sie immer wieder andere Zahlen aus seinem Mund hören. Kubicki bestärkt sie darin: „Ich weiß nicht, was ich mit der R-Zahl von 1,1 oder 1,13 anfangen soll.“

In Wirklichkeit hat sich Wieler noch nie widersprochen. Aber wenn man den Leuten das erklären will, hören sie schon wieder weg. Schon die geringste Komplexität macht sie wütend. Die Welt ist einfach, und das soll sie auch bleiben. (Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=344#42208)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.05.2020 um 05.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43595

Elon Musk sorgt alle paar Tage für Aufreger, aber seine größte Untat, völlig legal, bleibt unerwähnt: Er bevölkert den nahen Weltraum zur Zeit mit Zehntausenden von Minisatelliten für das Internet. Mit jeder Rakete werden 60 weitere hochgeschossen. Schon jetzt ist der Himmel für Astrofotografen mit unzähligen feinen Strichen überzogen, und auch die Weltraumfahrt wird schwer gefährdet. Dieser Schaden ist nicht wiedergutzumachen. Aber das Interesse der Öffentlichkeit an Astronomie war schon immer gering, und so bleiben die Demos aus, die heute bei jeder Nichtigkeit veranstaltet werden und die Kameras auf sich ziehen, als seien es weltbewegende Tatsachen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.05.2020 um 04.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43583

FAS 10.5.20: Schon wieder eine ganze Seite über den Virologen Streeck, wieder von Peter-Philipp Schmitt (vgl. FAZ 16.3.20). Diesmal will die Heldenverehrung uns auch für Privates interessieren: daß er ein hübscher Kerl ist („wie ein Model, nicht wie ein Wissenschaftler“; allerdings sollen Frauen Drosten anziehender finden), musikalisch begabt und mit einem Mann verheiratet, daß ein Golden Retriever namens Sam auch mit zur Familie gehört usw. Sein Podcast im „Haussender“ der CSU (Bayerischer Rundfunk) sei abgewürgt worden, weil seine Botschaft Söder weniger paßte als die Drostens – dieses Gerücht, eigentlich ein unerhörter Vorwurf im Stil der rechten Verschwörungstheorien, wird ungeprüft weitergegeben.
Die unglückliche Geschichte mit der PR-Agentur Storymachine (über die Connection auch zur Landesregierung von NRW ist gerade mehr herausgekommen) wird zwar erwähnt – aber woher kannte Streeck Westerwelles Lebensgefährten Mronz schon lange vorher (wie er selbst zu seiner Rechtfertigung beteuerte)? Schmitt ist seit Jahren für Homosexualität, Aids und Design zuständig.
Er behauptet übrigens fälschlicherweise, daß der NDR weiterhin „täglich“ Drostens Podcast ausstrahle (in Wirklichkeit zweimal wöchentlich). Der ganze freundschaftliche Artikel ist ein ziemliches Desaster für die Zeitung; mein Abo läuft aber sowieso aus (nach über 50 Jahren, mit einer Unterbrechung).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.05.2020 um 10.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43567

Ganz anders sieht das offenbar Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger. „Ich glaube nicht an eine zweite Welle. Es gibt aber führende Infektiologen, die warnen dringend vor einer zweiten Welle. Als Wirtschaftspolitiker hoffe ich nicht und ich richte meine Politik auch darauf aus, dass keine zweite Welle kommt, denn wenn ich jetzt mit einer zweiten Welle rechnen würde, dann dürfte ich die Gastro nicht öffnen. (Merkur 8.5.20)

Für meine Frau ist Aiwanger seit Jahren die personifizierte Bauernschläue.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.05.2020 um 07.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43565

Ausnahmsweise mal Tagesschau gesehen.

Der Versuch mit dem Grundeinkommen in Finnland ist gescheitert und wird nicht fortgesetzt. Es habe den Empfängern „gut getan“, ist alles, was die Regierung dazu sagen kann. Man kann sich denken, daß es gut tut, sich nicht mehr um eine Arbeit bemühen zu müssen. Arbeitslose blieben arbeitslos. Das deutsche Fernsehen pickt sich eine Frau heraus, die ein Café gründete (das aber dann unter Corona litt). Dieser Ausnahmefall nimmt den Hauptteil des Berichts ein, so daß der Eindruck überwiegt, der Versuch sei ein Erfolg gewesen. Es ist nichts falsch, aber richtig ist es auch nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.05.2020 um 17.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43557

Der große Epidemiologe Wolfram Weimer (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1032) meint:

„Tegnell hat in Schweden einen mutigen Sonderweg durchgesetzt. (...) Dass nun die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den schwedischen Weg ausdrücklich lobt, ist daher politisch für viele Regierungen Europas brisant.“

Nicht die WHO hat Schweden gelobt, sondern Direktor Mike Ryan. Übrigens nicht so eindeutig, wie es in deutschen Zeitungen scheint. Vgl. auch:

Ryan has provided answers to common questions about strategies to combat the COVID-19 pandemic and find a vaccine. Based on his experience in the Democratic Republic of the Congo with Ebola, Ryan has said that while physical distancing, lock-downs, and movement restrictions will stop the spread of COVID-19, eradicating the virus will require large scale public health interventions with a focus on the central tenets of containment: community-based surveillance, contact tracing, isolation, and quarantine. (Wikipedia)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.05.2020 um 04.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43555

In der letzten FAS (3.5.20) wurde auf drei vorzüglichen Seiten ausgebreitet, was dem medizinischen Laien über das Corona-Virus erklärt werden kann. Wenn man versucht, sich ein wenig hineinzuarbeiten, kommen einem die forschen Sprüche an der neuen Einheitsfront (Laschet, Lindner, Kubicki, Gauland) ziemlich frivol vor. Gerade der besondere Zungenschlag dieser Herren, ein gewisseer polemischer Überschuß, entlarvt sie.

Man erkennt auch die traditionelle Ambivalenz den Wissenschaftlern gegenüber. Einerseits werden sie verehrt, ihre Biographien verfilmt usw. Andererseits haßt man sie, weil man die Komplexität haßt. Da kann es dann schon mal zu Exzessen kommen (Kulturrevolution, Pol Pot), mit Vernichtungsfeldzügen gegen die Eierköpfe und Brillenträger.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.05.2020 um 19.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43554

Die vielen schönen Ankündigungen der "Rückkehr zur Normalität" haben etwas Kindisches. Jeder weiß, daß es die Normalität vorläufig nicht geben wird, weil das Virus ja nicht verschwunden ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.05.2020 um 19.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43553

Der Streit darüber, ob jemand an oder mit Corona gesorben ist, erinnert mich an einen Satz, den ich zu grammatischen Zwecken schon zitiert habe:

An Altersschwäche zu sterben, ist überall auf der Welt ungesetzlich. (Sherwin B. Nuland: Wie wir sterben. München 1995:80)

Nuland wollte damit sagen, daß die Obduktion immer eine besondere Ursache feststellt, ein spezifisches Organversagen. So könnte man auch sagen, daß niemand an Corona stirbt - das ist ja auch gar nicht möglich. Man stirbt ja auch nicht an einer Gewehrkugel, sondern an Blutverlust usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.05.2020 um 16.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43551

Die Politik muss begreifen, dass sie nach dem machtvollen Moment, da ihr Befehl alle Räder stillstehen ließ, nun den schrittweisen Machtverlust zulassen muss... (Johannes Leithäuser, FAZ 4.5.20)

Damit wird unterstellt, daß „die Politik“ eigentlich die Macht, die sie mit den Einschränkungen ausübt, nicht wieder abgeben will. Die Corona-Krise als Mittel zum Zweck oder wenigstens als günstige Gelegenheit zur Machtausweitung... So stellen es ja auch die Radikalen von rechts und links dar. Wenn das die Meinung ist, sollte der Redakteur es offen sagen und auch ein wenig begründen. Schließlich ist es ein ungeheuerlicher Vorwurf.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.05.2020 um 07.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43545

In Laschets Expertenrat sitzt naturgemäß auch der Psychologe und Marktforscher Stephan Grünewald, dem wir hier vor Jahren schon begegnet sind.
Es ist immer wieder erstaunlich, wofür alles solche Leute für zuständig gehalten und befragt werden.
Vgl. https://www.horizont.net/planung-analyse/nachrichten/stephan-gruenewald-zu-seiner-aufgabe-im-expertenrat-corona-wir-sind-mitten-in-der-sozialen-fastenzeit-182080
Grünewald sieht – um nur ein Beispiel zu nennen – in der Coronakrise "Freiheitsfreunde gegen Staatsgläubige" aufgestellt. Er bringt seine politischen Ansichten "als Psychologe" an den Mann.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.05.2020 um 04.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43544

Mitte April verkündete Prof. Zastrow, daß es eine phantastisch einfache Methode gibt, Corona unschädlich zu machen: Gurgeln.

"50 bis 60 Personen, die mit Erkrankungen aus Skireisen nach Italien heimgekommen sind", schätzte Zastrow, seien dem Vorschlag gefolgt. Dabei habe es sich herausgestellt, dass es in der Folge bei diesem Personenkreis kaum schwere Krankheitsverläufe gegeben habe.

https://www.infranken.de/regional/coburg/coronavirus-mildert-das-gurgeln-mit-mundspuelungen-den-krankheitsverlauf;art214,4993209

Der Rest der Welt ist noch nicht darauf gekommen. Zwar haben andere Mediziner gleich dargelegt, warum Mundspüluungen das Virus im Rachen nicht erreichen, aber das sind eben Vollidioten, genau wie die RKI-Mannschaft. Die ganze Forschung ist unsagbar lächerlich, wenn man schon weiß, wie es geht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.05.2020 um 04.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43538

Zur Zeit wird die (auch im Ton überraschend) heftige Kritik verbreitet, die der Krankenhaus-Hygieniker Prof. Klaus-Dieter Zastrow am RKI übt, wo er selbst früher beschäftigt war. Besonders die subversiven Medien RT Deutsch (Russia Today), Sputnik und Epoch Times interviewen ihn gern.

Am 22.1.2020 wurde gemeldet:

Chefarzt Prof. Dr. Klaus-Dieter Zastrow über Corona-Virus: "Nicht besonders gefährlich"
Prof. Dr. Klaus-Dieter Zastrow schätzt den derzeit grassierenden Corona-Virus als nicht besonders gefährlich ein. Mit Mundschutz und einem Desinfektionsmittel für die Hände könne man sich gut schützen. Gefährlich sei der Virus nur für Menschen mit Vorerkrankungen und für Babies.


Am 28.3.2020:

„Händewaschen bringt gar nichts“, empört sich dagegen der Hygieneexperte Prof. Dr. Klaus-Dieter Zastrow im Sputnik-Interview. „Mit Wasser und Seife können sie vielleicht Schmutz und ein paar Tausend Viren und Bakterien abschwemmen von ihrer Hand. Aber sie sind nicht tot, sondern leben vielleicht dann noch im Waschbecken und auf dem Wasserhahn fröhlich weiter. Und sie können auch nicht alles abschwemmen. Nehmen wir mal an, sie haben eine Million Viren auf der Hand, das ist nicht viel. Und jetzt spülen sie durch Wasser und Seife 950.000 davon runter. Dann haben sie immer noch 50.000. Diese reichen allemal, um eine Infektion hervorzurufen. Es reicht im Prinzip auch ein Virus, weil die Vermehrung bei dieser Erkrankung in der Mundhöhle stattfindet“, erklärt Zastrow. (sputniknews)

Soweit ich weiß, hängt das Infektionsrisiko sehr von der Virenkonzentration ab, „ein Virus“ reicht nicht aus. Das Händewaschen gehört auf der ganzen Welt neben Abstand und Maske zum Grundbesteck der Corona-Bekämpfung. Zastrows Rat, immer ein Fläschchen mit einem Desinfektionsmittel aus der Apotheke, nicht aus dem Drogeriemarkt bei sich zu tragen, dürfte in weiten Teilen der Menschheit unrealistisch sein. Es ist schon schwer genug, das Händewaschen zu verbreiten. Die Behauptung, dies bringe "gar nichts", könnte gefährliche Folgen haben.

Epoch Times schreibt:

Seit Monaten richtet Hygiene-Experte Professor Klaus-Dieter Zastrow seinen Appell an die Öffentlichkeit: Händedesinfektion und Mund-Nasen-Schutz. Zunächst erfolglos. Elf Wochen später setzt sich in den Bundesländern nach und nach eine Maskenpflicht durch. Dabei hat sich an den wissenschaftlichen Erkenntnissen nichts geändert.

Das klingt so, als sei Zastrow ein leider ungehörter früher Warner gewesen. So war es aber nicht.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 29.04.2020 um 14.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43528

Wie gesagt, es ging nicht um die konkrete Situation auf weitläufigen Verkaufsflächen, sondern um die Steuerung des Publikumszulaufs insgesamt. Wer erst mal in der Stadt oder im Einkaufszentrum ist, läuft dort herum. Man kann aber genausogut umgekehrt argumentieren: Diejenigen, die sich jetzt in den kleineren Läden gegenseitig auf die Füße treten – dort ist es ja trotz Zutrittssteuerung am Eingang oft kaum möglich, Abstand zu halten –, würden zeitweise auch die größeren Geschäfte besuchen, wenn die öffnen dürften. So könnte es zu einer gewissen Entzerrung kommen. Es ist aber ohnehin nicht davon auszugehen, daß die Leute ihre Entscheidung von einer formalen Vorgabe abhängig machen, die ihnen wenig sagt. Wer hat schon eine Vorstellung davon, wie groß eine Fläche von 800 Quadratmetern ist? Welcher Laden hat nun auf, welcher zu? Wer nach Wochen erzwungener Abstinenz (so empfinden es viele ja) hört, daß die ersten Geschäfte wieder öffnen, rennt los, um sich erst mal selbst ein Bild zu machen, so einfach ist das.

Steuerungsmaßnahmen werden nur dann auf Dauer erfolgreich sein, wenn die Leute sie für sinnvoll halten. Das »ouderenuurtje«, das die Supermärkte hier in Holland eingeführt haben, ist so eine Maßnahme. Die Läden öffnen eine Stunde früher als sonst und reservieren diese Stunde für ältere Kunden über 70. In einigen Supermärkten gibt es inzwischen auch spezielle Seniorenkassen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.04.2020 um 04.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43526

Diese Begründung war mir nicht bekannt, und sie ist ja auch wirklich weltfremd. In weitläufigen Märkten oder beim Autohändler stehen die Kunden einander nicht gerade auf den Füßen.

Beachtenswert scheint mir der Vorschlag, die Kinder tageweise in kleineren Gruppen in die Schulen gehen zu lassen, damit sie neben dem häuslichen Lernen auch Kontaktphasen haben, wie beim Fernstudium erprobt.

Die Schulen waren am schlechtesten vorbereitet, aber wenn Herr Laschet (bei Anne Will) die gesamte Verantwortung auf die Kommunen abwälzt, macht er es sich zu einfach. Es geht ja in der gegenwärtigen Situation nicht nur um die sachliche Ausstattung, sondern zu allererst um ein Unterrichtskonzept, und das ist durchaus Sache der Kultusminister. Sie lassen es sich ja auch nicht nehmen, über das weitere Vorgehen zu beschließen.

Mir ist noch etwas aufgefallen: Laschet und Lindner haben in sehr schlichter Weise argumentiert: Die Wissenschaftler widersprechen einander doch bloß dauernd, da muß die Politik eingreifen und entscheiden. Lauterbach hat es richtigzustellen versucht, aber ob es ankommt?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 27.04.2020 um 22.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43509

Die Bundesregierung hat die 800-Quadratmeter-Grenze nicht damit begründet, daß in großen Geschäften die Ansteckungsgefahr höher wäre oder die Hygieneregeln schwerer umgesetzt werden könnten, sondern damit, daß diese Geschäfte eine besonders große Anziehungskraft auf die Leute ausüben, so daß sich die Städte und Einkaufszentren insgesamt zu schnell wieder füllen. Es sollten nicht auf Knopfdruck gleich alle Geschäfte wieder öffnen dürfen, sondern erst mal nur ein Teil. Das gewählte Kriterium war aber zu offensichtlich willkürlich gewählt. Genausogut hätte man beschließen können, daß per Losentscheid jeder zweite Laden wieder öffnen darf, unabhängig von der Fläche. Deshalb verwundern die Gerichtsentscheidungen in der Tat nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.04.2020 um 17.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43507

Das Bayerische Verwaltungsgericht hat die unintelligente 800-Quadratmeter-Beschränkung für Läden gekippt, wenn auch zunächst ohne Folgen. Das war vorauszusehen. Es kommt doch nicht auf die Fläche an, sondern auf das, was darauf stattfindet.

Wir haben von Anfang an gesagt, daß man die Gelegenheiten sortieren muß, bei denen man sich am ehesten ansteckt. (Waldwege gehören nicht dazu...)
 
 

Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 27.04.2020 um 10.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43505

Vorsicht, Psiram findet man unter psiram.com, dagegen ist psiram.science ein Spiegel-Fake, auf dem Werbung angezeigt wird und „Lügen sind unser Geschäft“ im Seitentitel (siehe Titelleiste des Browsers) auftaucht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.04.2020 um 08.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43502

Noch einmal zu Schweden:

Tugendhafte Menschen brauchen keine Polizei, weil sie von sich aus das Richtige tun.

Der wundersame Bericht über Schweden, den die "Freie Welt" kürzlich brachte, bringt uns nahe, was Zivilisiertheit und wahrer Gemeinsinn bedeuten. (https://www.freiewelt.net/nachricht/was-schweden-anders-macht-10080828/) Nur eins macht stutzig:

Die Kontrolle geht anders: »Die Person bricht aber mit den gemeinsamen Regeln und Normen und muss einen Ausschluss aus der Gemeinschaft befürchten.«

Also doch Kontrolle und sogar Furcht? Jeder paßt auf, daß der andere sich nicht danebenbenimmt. Wo bleibt da die Vernunft?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.04.2020 um 07.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43500

Meine Sorge ist nicht besonders groß, aber die demonstrative Frechheit mancher Leute geht mir gegen den Strich. Dabei wäre es so einfach, ein Minimum an Rücksicht walten zu lassen. Ich bin ja ein ziemlich ausgeglichener und ausgleichender Mensch, aber was ich da manchmal erlebe, übersteigt meine emotionalen Möglichkeiten. Es ist, als wenn Ihnen jemand ins Essen spuckt.

Die Einschränkungen usw. sind sicherlich zum Teil inkonsistent und kopflos, aber andererseits stecken sich immer noch Tausende an.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 27.04.2020 um 06.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43499

Lieber Herr Ickler, Sie beschreiben zum wiederholten Mal Ihre Sorge, sie könnten von Menschen angesteckt werden, die auf einem Feld- oder Waldweg an Ihnen vorbeigehen: Spaziergänger, Gassigeher, Walker, Jogger. Ich frage mich: Ist diese Befürchtung nicht übertrieben?

Überlegen Sie, wie viele solche Begegnungen mit kürzestzeitiger Unterschreitung des Abstands von anderthalb Metern es seit Corona jeden Tag pro Person gegeben hat. Vor allem in den Städten, auf den Wegen zum Einkaufen oder zur Arbeit zum Beispiel. Viele nutzen auch nach wie vor den öffentlichen Nahverkehr. Da ist die Gefahr doch jedesmal tausendmal größer, weil ein im wesentlichen geschlossener Raum von Dutzenden Menschen genutzt wird, und zwar jedesmal sehr viel länger als eine Sekunde oder wenige Sekunden. Dasselbe beim Einkaufen. In den Geschäften hatten bis zuletzt viele Kunden und sogar viele Mitarbeiter keine Maske im Gesicht, vor allem weil es noch kaum welche zu kaufen gegeben hatte. Folglich müßte längst halb Deutschland infiziert sein, wenn es die von Ihnen unterstellte Gefahr in nennenswertem Ausmaß gäbe.

Zum Beispiel hätten sich auch längst jene Walker gegenseitig angesteckt, die ihre ganzen Wanderstrecken mit anderen Walkern gemeinsam zurücklegen und sich dabei unterhalten, wie Sie es beschreiben. Deren Kontakt mit vielleicht zwei Meter Abstand dauert schließlich nicht nur eine Sekunde wie bei der Begegnung mit Ihnen, sondern bei jedem Walking vielleicht eine Stunde.

Warum wohl erstreckt sich die Maskenpflicht, die ab heute überall herrscht, nicht auf Wald und Wiesen? Und die geplante App zur Erfassung von Kontakten soll enge Kontakte ab einer Dauer von 10 Minuten erfassen, habe ich gelesen. Wenn es nach Ihren Vorstellungen ginge, müßte die App schon Kontakte ab einer Dauer von einer Sekunde erfassen – das wären die Fälle "Passant kommt auf demselben Gehweg entgegen" sowie "in derselben Richtung vorbeilaufender Jogger". (Falls man auch noch den Fall "eng vorbeilaufender entgegenkommender Jogger" integrieren wollte, müßte man bei der App die Mindest-Kontaktzeit auf Sekundenbruchteile herabsetzen.) Das ist aber offensichtlich nicht geplant.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.04.2020 um 05.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43498

Näheres zu der von Pt verlinkten Seite s. hier:
https://www.psiram.science/de/index.php/Alles_Schall_und_Rauch

Ich habe schon mehrere solche Einträge gelöscht, weil in meinem Tagebuch keineswegs Meinungsfreiheit herrscht (die gibt es bei der AfD). Eine Plattform für rechtsradikale und obskurantistische Thesen möchte ich denn nun doch nicht bieten. Warum suchen Sie sich nicht ein anderes Forum und ersparen mir die Reinigungsarbeiten?
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 26.04.2020 um 20.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43497

Wenn man sich über die aktuelle Einheitsmeinung informieren will, führt an den »Qualitätsmedien« nun mal kein Weg vorbei.
 
 

Kommentar von Pt, verfaßt am 26.04.2020 um 17.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43496

Man sollte sich, wenn man sich eine Meinung über ein Thema bilden will, nicht nur auf die sogenannten "Qualitätsmedien" verlassen, denn da ist nicht mal die Qualität ihrer Lügen hoch. Und es sollte zu denken geben, wenn mit Ärzten mit Sachverstand und gegenteiliger Meinung als der sog. Mainstream wie im folgenden Blogbeitrag verfahren wird:

Wie Dr. Thomas Binder in der Psychiatrie landete

Hier ein Ausschnitt:

"Genauso wie die Regierungen auf den Coronavirus reagiert, der ihn keinem Verhältnis zur Gefahr steht, wurde auch Dr. Binder auf brutalste Art verhaftet. Gestapo-Methode beschreibt das viel zu gering. In einer Demokratie und einem Rechtsstaat würde man einen unbescholtenen Bürger und dann noch als bekannten Arzt eine freundliche Einladung zu einem Gespräch bei der Polizei schicken, um die Beschuldigungen abzuklären. Nein, hier wurde eine Lektion an alle die eine andere Meinung haben erteilt.

Die Botschaft, wagt es ja nicht den Mund aufzumachen und uns zu widersprechen, sonst ergeht es euch auch so ... und das in der Schweiz!!! Der Doktor wurde ins Zentralgefängnis Lenzburg verbracht."

Hier weiterlesen: Alles Schall und Rauch: Wie Dr. Thomas Binder in der Psychiatrie landete http://alles-schallundrauch.blogspot.com/2020/04/wie-dr-thomas-binder-in-der-psychiatrie.html#ixzz6Kja1xv3P

Wenn so mit Kritikern umgegangen wird, dann würde ich prinzipiell davon ausgehen, daß mit der Prämisse (Corona-Virus) etwas nicht stimmen kann.

Sehr lesenswert sind auch die Kommentare!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.04.2020 um 08.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43495

Kurzes Nachtreten: Im amerikanischen Fernsehen wird Trumps "Sarkasmus"-Ausrede mit seinem Auftritt am Tag zuvor konfrontiert. Krasser hat selten ein Politiker gelogen. Aber wie gesagt: Nach Zahavis "Handicap-Prinzip" beweist das nur, daß jemand, der sich das leisten kann, wirklich ein starker Mann sein muß, der wiedergewählt werden sollte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.04.2020 um 06.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43494

Die FAZ polemisiert seit Jahren gegen „übertriebenen Datenschutz“ und propagiert jetzt die Corona-App, auf die meiner Ansicht nach übertriebene Hoffnungen gesetzt werden („der Generalschlüssel“ laut FAS am 26.4.20: „Daten gegen Leben“). „App oder Tod“ scheint mir nicht die Alternative zu sein. Aber viele wollen schon den Zwang zur App, mit der Folge, daß auch der Besitz und das Mitführen eines Smartphones Pflicht wird. Das hatte sich schon lange vor Corona abgezeichnet. Wie der Erste Weltkrieg die Meldepflicht verbreiten half, so liefert nun die Krankheit den Anlaß für die weitere bürokratische Erfassung. Solche „Ausnahmeregelungen“ werden nie wieder abgeschafft. Ist es nicht der Krieg, ist es die Krankheit; ist es nicht die Krankheit, ist es die Kriminalität. Für unsere Sicherheit opfern wir die Freiheit oder „informationelle Selbstbestimmung“, die für die allermeisten Menschen ohnehin keine Bedeutung hat. Auch die Meinungsfreiheit hat ja für die meisten Menschen keine Bedeutung, weil sie sich nie öffentlich zu Wort melden. Am verbreitetsten war schon immer: „Wer eine reine Weste hat (wie ich zum Beispiel), hat nichts zu befürchten.“
Die Behörden wünschen sich natürlich eine umfangreiche Datenerfassung ohne Anonymisierung. Solche Register kann man immer gebrauchen (Kirchenbücher, Ahnenpaß...). Der Albtraum der Behörden und ihrer Unterstützer ist, daß ein Impfstoff auf den Markt kommen könnte, bevor das App-Projekt in trockenen Tüchern ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.04.2020 um 05.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43491

Es gibt zahlreiche Videos, die zur Herstellung einer Maske aus einem alten T-Shirt anleiten, sogar ohne Nähen. Besonders einfach:
https://www.youtube.com/watch?v=K3mOrhxGiIU

Bei der Überwachung der Corona-Einschränkungen ist die Polizei vielerorts zu weit gegangen, aber ich würde nicht vom Polizeistaat sprechen und halte auch die Rede vom Verfassungsbruch für übertrieben. Gestern erhob der Rechtsprofessor Lepsius in der FAZ gleich mehrmals diesen Vorwurf. Dann soll er halt klagen, statt die Leute aufzuhetzen.

Was mir sauer aufstieß: Auch Mediziner leugneten den (offensichtlichen) Nutzen von Masken, solange es zu wenig gab.

In Wald und Feld tummeln sich jetzt viel mehr Stadtleute als sonst. Ungefähr jeder zehnte weigert sich, Abstand zu halten. Am schlimmsten sind naturgemäß die Walker mit ihren Stöcken. Genau wie schon zu Friedenszeiten nehmen sie die ganze Breite des Wegs ein, wenn sie nebeneinander gehend plaudern. Wir drücken uns in die Büsche, um sie vorbeizulassen. Dann kommen gleich die Hundehalter. Und zwischendurch immer mal wieder ein hechelnder Jogger, bei dem man die herausgeschleuderten Viren geradezu sehen kann. Ich brauche immer eine Weile, um meine gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit wieder loszuwerden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.04.2020 um 14.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43490

Um von Trump abzulenken, holen jetzt manche einen Versprecher hervor, der Frau Baerbock anscheinend mal unterlaufen ist (Sept. 2019): Kobold statt Kobalt. Nun, das ist nicht so weit hergeholt, da die beiden Wörter eigentlich identisch sind, vgl. schon http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1210#38095

Immerhin hat sie nichts Gesundheitsschädliches empfohlen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.04.2020 um 04.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43487

Manche legen Kritik an ihren Meinungen als Einschränkung der Meinungsfreiheit und damit als verfassungswidrig aus. Auch die Schutzmasken sind schon als Verstoß gegen die Menschenwürde und damit verfassungswidrig bezeichnet worden, verbunden mit der Forderung nach Amtenthebung der Kanzlerin. Da kann man nichts machen.
Merkel hätte auch etwas anderes sagen können, es wäre ihr im Mund herumgedreht worden. Man erkennt das Niveau eines Politikers daran, ob er sich nicht zu schade ist, sich an einzelnen Ausdrücken des Gegners abzuarbeiten.
Rem tene, verba sequentur. Das ist der Ratschlag an Redner, aber auch dem Hörer müßte man entsprechend raten, sich an die Sache zu halten. Dem bösen Willen ist allerdings nicht zu raten, der ist taub und blind.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 25.04.2020 um 01.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43486

Nein, von Sarkasmus keine Spur. Er referiert in rührender Naivität über etwas, was er offensichtlich nicht ganz verstanden hat, und bringt durch seine Nachfragen die Experten, auf die er sich beruft, in peinliche Bedrängnis. Und wieso überhaupt Sarkasmus? Wartet in dieser ernsten Situation irgend jemand in den USA auf sarkastische Äußerungen des Präsidenten? Wie groß müssen die Verzweiflung über diesen Auftritt und die Verachtung des Publikums sein, wenn man so etwas suggeriert?

In Deutschland lasst sich Merkel derweil in einem Anflug von Trotz mit einem Wort vernehmen, das die Kommentatoren sogleich an ihrer Verfassungstreue zweifeln läßt. (»Öffnungsdiskussionsorgien« geht gar nicht; »Überbietungswettbewerb« hätte sie vermutlich gerade noch sagen dürfen, ohne in der Luft zerrissen zu werden.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.04.2020 um 21.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43485

Das Video mit Trumps schildbürgerhaften Ideen ist inzwischen zu sehen. Sie sind zweifellos nicht sarkastisch gemeint, wie das Weiße Haus jetzt abwiegelt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.04.2020 um 11.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43481

https://www.bbc.com/news/world-us-canada-52407177
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 24.04.2020 um 10.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43480

Ich hatte schon recht, als ich zu Trumps Amtsantritt notierte:

Früher war das Leben trist
In der Presse nix wie Mist
Jeden Tag die alte Leier
Das ging allen auf die Eier
Merkel, Scholz und Göring–Eckardt
Immer wurde nur gemeckert
Damit ist es endlich aus
Denn nun gibt es jeden Morgen
Neues aus dem Weißen Haus
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.04.2020 um 08.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43478

Sonnenlicht tötet Viren (falls man das so sagen kann, denn irgendwie leben Viren nicht einmal). Wie kriegt man das Licht in die Lunge? Die Schildbürger, zu denen ich ja eine besondere Beziehung habe, wissen Rat.
Einfacher ist der Vorschlag, Sterillium nicht auf die Hände zu reiben, sondern gleich in die Vene zu spritzen. Das kann jede Sprechstundenhilfe.

Vielleicht habe ich Trump mißverstanden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.04.2020 um 05.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43477

Nachdem ich gerade von der Bundeskanzlerin gehört habe, wieviel Geld sie in die Corona-Hilfe der EU stecken will, lese ich bei t-online:

„Merkel gegen Corona-Hilfe der EU“

Im übrigen prasselten nach Merkels Rede etwa bei FOCUS und WELT im Sekundentakt die Haßmails herein, so daß man den Eindruck bekommen mußte, fast 100 Prozent der Deutschen seien AfD-Anhänger. Dieses Phänomen hat sich in den letzten Jahren immer stärker herausgebildet, ist aber anscheinend noch nie besprochen worden, oder?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.04.2020 um 14.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43470

COVID-19: WHO-Studie findet kaum Belege für die Wirksamkeit von Eindämmungsmaßnahmen

Diese Überschrift (zu einer Studie von drei Soziologen aus dem Jahr 2019, daher nicht zu Corona!) wird u. a. über Google News weiterverbreitet. Soll der Ruf der WHO endgültig ruiniert werden? So wird der mühsam erreichte Erfolg der vielbewunderten deutschen Eindämmungspolitik untergraben.

Ein anderer mahnt:

„Nur weil man einen Mundschutz trägt, darf man nicht das Gefühl haben, dass man jetzt sicher ist und dass niemandem mehr etwas passieren kann.“

An wen wendet sich der Mann?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.04.2020 um 06.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43466

Vor einigen Jahren wurde viel über spät aufgedeckte eugenische Traditionen in Schweden geschrieben. Es wundert mich, daß niemand daran erinnert.

Die Vorstellung, durch Opferung weniger lebenswerten Lebens die Volksgesundheit zu verbessern, ist nicht so weit hergeholt. In der "Durchseuchungs"-Strategie lebt sie wieder auf.

Mit der Beseitigung der Kranken und Alten können sich auch hierzulande manche befreunden, aber offiziell wird es perhorresziert. Es wäre nicht das erstemal, daß die schlimme Vergangenheit aus den Deutschen Musterknaben macht.

Nachtrag:

Die Zahl der Toten in Schweden erreicht eine neue Schwelle. Noch bleibt die Regierung bei ihrem moderaten Kurs. Doch der Premier droht mit schärferen Maßnahmen. (Tagesspiegel 23.4.20)

Je nach Standpunkt könnte man den bisherigen Kurs auch radikal nennen: die Bevölkerung der Durchseuchung überlassen und auf Herdenimmunität der Überlebenden hoffen. Das wäre dann eine verjüngte und um die Vorerkrankten bereinigte Gesellschaft.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.04.2020 um 04.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43460

Gestern notiert, als wieder ein Tag mit Corona und viel Verwirrung zu Ende ging:

„Länder wie Schweden, Südkorea oder Taiwan haben mit dem Lockdown-Verzicht klug gehandelt. Die Virologen führten Bevölkerung und Politik mit ruhiger Hand durch die Krise, statt sie durch ständige Kurswechsel zu verunsichern. Das Coronavirus wurde ohne Schaden für Grundrechte und Arbeitsplätze erfolgreich eingedämmt. Deutschland sollte sich diese Politik zum Vorbild nehmen."
Professor Stefan Homburg ist Direktor des Instituts für Öffentliche Finanzen an der Universität Hannover
(WELT 15.4.20)

Das wird von einschlägigen Kreisen gern zitiert, aber aus dem Volksheim kommt wenig Ermutigung, dafür der Protest von 2000 schwedischen Wissenschaftlern gegen den schwedischen Weg (von dem Regierungsmitglieder sagen, er sei gar nicht so verschieden). Es ist nicht ausgemacht, ob Schweden die Herden-Immunität erreicht, bevor die Zahl der Toten unerträglich wird. Übrigens:

Wenn Kinder nicht mehr mit Freunden spielen dürfen, es keine unbefangene Geselligkeit mehr geben darf und die Demokratie ausgehebelt wird damit 80 Jährige eine geringfügig längere Lebenserwartung haben stimmt etwas nicht. (Markus H., welt.de Leserforum)

So denken viele, sagen es aber meist nicht so deutlich. Wir sterben ja gern, damit ihr auf der Wiesn unbefangen gesellig sein könnt:

„Die Feste sind für die Schausteller von existenzieller Bedeutung und für die einheimische Bevölkerung zentraler Anker ihres gesellschaftlichen und kulturellen Zusammenlebens“, hieß es. Die Wiesn-Absage dürfe „kein Indikator sein, andere Volksfeste ab Ende August in Deutschland zwingend und voreilig abzusagen“. (Deutscher Schaustellerbund zur Absage des Oktoberfestes)

Ähnlich sorgen sich die Kulturschaffenden, die ohnehin privilegierten Zugang zu den Medien haben und überproportional die Themen setzen, um die Kultur, in Wirklichkeit um ihre Einkünfte, was ja an sich berechtigt wäre, wenn sie es nur auch so nennen würden. Aber die vielgenannten Ballettabende, Ausstellungen usw. sind sicher eine Zeitlang nicht von existenzieller Bedeutung.

Viele fordern, daß die Einschränkungen wegen Corona, z. B. Verbot von Gottesdiensten in größeren Gruppen, nur vorübergehend sein dürfen. Als wenn die Regierung vorhätte, Gottesdienste und andere Veranstaltungen für immer zu verbieten. Selbst zur Absage des Münchner Oktoberfestes fällt WELT-Lesern noch ihr „Danke, Frau Merkel!“ ein.

Und manche Politiker glauben Punkte sammeln zu können, indem sie gegen Beschlüsse stänkern, die sie selbst gerade gefaßt haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.04.2020 um 17.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43432

Warum Deutschlands Lockdown falsch ist – und Schweden vieles besser macht (Welt 15.4.20)

10 Prozent Sterberate: Schwedens lascher Sonderweg in Corona-Krise droht zu scheitern (Focus 17.4.20)

Erst Antreiber, jetzt Bremser (SPIEGEL über Söder)
Erst ist er für Schließung, dann gegen Öffnung – so ein Wendehals!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.04.2020 um 11.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43425

Es kehrt an das, was Kranke quält, sich ewig der Gesunde nichts!

Leider wahr, auch wenn Platens Gedicht sich halsbrecherisch am Reimlexikon entlanghangelt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.04.2020 um 07.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43409

Jürgen Kaube entlarvt die Empfehlungen der Leopoldina zur Lockerung der Corona-Maßnahmen als leeres Stroh (FAZ 14.4.20). Die Verfasser mögen „Experten“ sein, wie auch die FAZ sie nennt, aber eben auf anderen Gebieten. Zur Schamlosigkeit in Gremien vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1416#18238
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.04.2020 um 04.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43406

Weil wir sowieso alle zu Hause herumsitzen, noch dies:
Der amerikanische Jurist Jeff Rosen (Nachkomme von Holocaust-Opfern) zeigt in einem Vortrag (https://www.youtube.com/watch?v=wtV5ev6813I), was es mit der Zahl der Gefängnisinsassen in den USA seit den 90er Jahren auf sich hat. In den USA sitzen zehnmal so viele Menschen hinter Gittern wie bei uns, darunter überproportional viele Arme und vor allem arme Schwarze. Er lobt das deutsche Gefängnis, das die Menschenwürde wahrt und auf Resozialisierung setzt. Rosen erklärt seinen Zuhörern, daß von den Freigängern aus deutschen Gefängnissen nur ein verschwindender Teil nicht zurückkommt. Auch die strikte Trennung jugendlicher Straftäter von den abgebrühten erwachsenen scheint in Amerika nicht praktiziert zu werden.
Die lebhafte Diskussion darunter ist auch ganz interessant. Mir wird vergleichsweise patriotisch zumute, obwohl ich Verbrecher eigentlich nicht leiden kann.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.04.2020 um 04.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43404

In der FAS (12.4.20) faselt der einschlägig bekannte Rainer Hank über „die gute Hirtin Angela“ und „Die Kanzlerin und der deutsche Polizeistaat“. Der herabsetzende Gebrauch des Vornamens kennzeichnet Niveau und Tendenz dieses selbsternannten Ökonomen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.04.2020 um 07.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43390

Naturgemäß gibt auch die FAZ Flankenschutz, indem sie nicht nur frühzeitig Streeck das Wort erteilt hat, sondern auch kritiklos ein alternatives „Thesenpapier zur Pandemie durch Sars-CoV-2/Covid-19“ wiedergibt:
Harsches Urteil über Corona-Politik der Bundesregierung (Andreas Mihm, 9.4.20)

Gesundheitsfachleute halten die Präventionsmaßnahmen der Bundesregierung für ineffizient. Sie entscheide auf Basis unzureichender Daten. Auch für den bisher vorgenommenen „partiellen Shutdown“ zeigen sie nur ein gewisses Verständnis.

Dazu natürlich auch:
https://deutsch.rt.com/inland/100725-dramatisiert-und-uberschatzt-wachsende-kritik-datenbasis-corona-krise/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.04.2020 um 06.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43389

Zum vorigen jetzt auch

https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2020-04/heinsberg-studie-coronavirus-hendrik-streeck-storymachine-kai-diekmann

Zur FDP-Connection (Mronz) auch Lindners viele Äußerungen, der zwar in der Klimadebatte nur Experten und keine Kinder zu Wort kommen lassen will, in der Coronadebatte aber auch nicht die RKI-Experten, sondern lieber Leute wie Streeck. Dazu auch:

Für die FDP sei es wichtig, dass Entscheidungen auf die Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse gestellt werden. Sie habe sich daher soeben in einer digitalen Fraktionskonferenz mit dem Virologen Prof. Hendrik Streeck ausgetauscht, der über seine Feldforschungen im Kreis Heinsberg berichtet habe. Es zeige sich, dass es großen Nachholbedarf beim Erheben wichtiger Daten, ihrer Auswertung und sachgerechten Aufbereitung für die Öffentlichkeit gebe.

"Hier müssen Bundesregierung und Robert Koch-Institut dringend nachbessern", forderte Buschmann. "Denn transparente Informationen sind eine wichtige Grundlage für eine faktenbasierte Debatte über eine differenzierte Öffnungsstrategie."

/sk/DP/stk (finanztreff.de 8.4.20)

Streeck hat im März schon angedeutet, welche Ergebnisse er von künftigen Studien erhoffte. Sehr "transparent".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.04.2020 um 08.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43372

t-online.de:

Ich wünsche Ihnen einen liebreizenden [!] Tag.
Herzliche Grüße,
Ihr
Florian Harms
Chefredakteur t-online.de


Harms titelt über den Virologen Streeck: Dieser Mann könnte zum Helden werden. Jeder kann zum Helden werden, aber solange er es nicht ist, sollte man ihn nicht damit belasten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.04.2020 um 15.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43356

Eine alte Frau auf dem Feldweg weigert sich, Abstand zu halten: „Wissen Sie, ich habe keine Angst!“ Um so mehr Angst müssen wir vor einer solchen Virenschleuder haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.04.2020 um 17.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43351

Durch Alan Posener bin ich auf einen kleinen, aber bezeichnenden Vorfall gestoßen:

https://www.independent.co.uk/news/world/americas/us-politics/trump-germany-coronavirus-ww2-enemy-allies-russia-putin-a9435906.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.04.2020 um 06.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43346

Ähnlich wie bei der biologischen Evolution werden die Kulturphänomene nicht mehr bewertet; auch die hochentwickelte Technik ist nicht „besser“ als „primitive“ Technik, sondern nur „anders“.
(https://de.wikipedia.org/wiki/Soziokulturelle_Evolution)

Ein Virologe ist nicht besser als ein Virus, nur anders. So spricht der wohlerzogene Mensch in uns, aber wir glauben es nicht wirklich. Kleiner Versuch (auch in Gedanken hinreichend): Man zeige einem Faustkeilbenutzer ein Taschenmesser. Man zeigen einem Taschenmesserbenutzer einen Faustkeil.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.04.2020 um 04.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43341

Die deutschsprachigen Schriftsteller, Künstler, Wissenschaftler, die dem italienischen Wunsch nach Eurobonds nachzukommen auffordern, schreiben u. a.:

„Die Lage verlangt konkrete, sofortige Solidarität, sprich: Corona-Bonds zu etablieren, gemeinsame, von den Euro-Staaten emittierte Anleihen.“

Wieso „sprich“? Ökonomen machen doch gerade geltend, daß Eurobonds keineswegs der einzige Weg sind, Solidarität zu üben. Man staunt über die ökonomischen Einsichten der offensichtlich inspirierten Verfasser:

„Die beschlossenen nationalen Wirtschafts- und Finanzinstrumente wie Konjunkturpakete, Notkredite, Anleihenkäufe, Finanzspritzen werden nicht ausreichen, auch keine aktualisierten Varianten des ESM, des Europäischen Rettungsfonds, keine "vorsorgliche Kreditlinien" für nationale Haushalte.“

Woher wissen sie denn das? Und wenn es im „ureigenen“ deutschen Interesse liegt (wie es die Schriftsteller bemerkenswert phrasenhaft formulieren), warum müssen sie dann dafür werben?

Die ganzseitige Anzeige der italienischen Bürgermeister war widersprüchlich. Wenn die Italiener nicht an unser Geld wollen, wie sie beschwichtigend sagen – warum appellieren sie dann an unser Schuldbewußtsein? Aber Schriftsteller usw. spricht Moral unwiderstehlich an, da unterschreiben sie ohne näheres Hinsehen, besonders wenn die Freunde X und Y auch schon unterschrieben haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.04.2020 um 04.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43335

In der Empörungswirtschaft (vgl. Heils Wutrede) spielt zur Zeit die Aussetzung von Mietzahlungen für Gewerbeimmobilien eine Rolle. Diese Stundung (bis 30.6.20) ist jedoch zulässig aufgrund eines Gesetzes vom 25.3.20 zur Bewältigung der Corona-Krise. Politiker, die an diesem Gesetz mitgewirkt haben, sollten sich nicht so aufspielen, wenn es angewandt wird, auch wenn die Medien noch so zetern. Um keine Marktanteile zu verlieren, entschuldigt sich Adidas in ganzseitigen Anzeigen, artig gegendert übrigens, wie es sich für Unterwerfungsgesten gehört. Peinlich zu lesen.

Ich muß es wissen, denn ich bin durch eine winzige Einlage in einem Immobilienfonds betroffen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie eine Einzelheit, die man leicht in griffige Behauptungen fassen kann, hochgespielt wird, während anderes im Schatten bleibt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.04.2020 um 04.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43334

Lieber Herr Schardt,
ich bin hier zwar auch nur Gast, aber bedenken Sie bitte, daß es sich nicht um ein kommerzielles Unternehmen mit entsprechenden Mitarbeitern handelt.

Das Problem kenne ich als Dauerbeiträger natürlich auch. Seit einiger Zeit werden Einträge mit gewissen Sonderzeichen nicht angenommen (einfache Anführungszeichen zum Beispiel, die ich in Akzentzeichen umwandele). Warum das so ist und andererseits griechische oder chinesische Zeichen keine Probleme machen, weiß ich nicht.
Den verlorenen Eintrag können Sie durch Rücktaste wiederauffinden, um dann die Änderungen vorzunehmen und es nochmals zu versuchen. Mit der Suchfunktion klappt es ja auch nicht ganz, Umlaute und ß werden nicht angenommen.

Ich habe mich daran gewöhnt und ärgere mich sowieso nicht leicht.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 01.04.2020 um 23.47 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43333

Ich habe gerade eine Antwort auf die "Feldwegepisode" geschrieben. Längerer Beitrag.
Nach Klick auf "Kommentar eintragen" war der Beitrag weg.

Das ist mir schon öfters passiert. Ich wollte es schon mehrfach melden und habe es an alle auf dieser Seite publizierten Emails gesendet. Ebenso als Forumsbeitrag. Niemals kam eine Antwort, nicht einmal eine Empfangsbestätigung.

Das ist unprofessionell, höchst ärgerlich und demotivierend und untergräbt die Lust an der Mitarbeit und dem Austausch.

GIBTS DEN NIEMANDEN HIER, DER SICH ZUSTÄNDIG FÜHLT?????
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.04.2020 um 19.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43332

Die allermeisten halten sich an die Regeln. Heute morgen kamen uns zwei Frauen entgegen, die praktisch den ganzen Feldweg einnahmen. Als meine Frau sie höflich um Abstand bat, folgte die jüngere widerstrebend, aber die ältere rief uns ein herzhaftes "Bekloppt!" nach. Die beiden sahen ganz normal aus, aber in solchen Zeiten lernt man die Menschen wirklich kennen.

Die Leserforen habe ich ja schon oft erwähnt. Auch wenn sich da eine Negativauslese breitmacht, staunt man doch über die Aggressivität vieler Menschen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.04.2020 um 09.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43329

„Ich hatte das Gefühl, dass es sich um eine Pandemie handelte, lange bevor sie als Pandemie bezeichnet wurde.“ (Trump)

Auch Baba Wanga hat Corona vorhergesagt, aber das ist keine Nachricht, weil es sich von selbst versteht.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer , verfaßt am 31.03.2020 um 19.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43322

Interessant: Hatschi! geht auf polnisch Apsik!
Durch die Coronakrise gelernt! Und ich dachte immer, alle Menschen niesen gleich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.03.2020 um 18.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43320

WHO gegen allgemeines Mundschutztragen

So? Das ist wohl zu verstehen wie OECD empfiehlt..., wo man gleich weiß, daß Andreas Schleicher empfiehlt. Dr. Ryan, der nun abrät, vermischt den medizinischen Hinweis ständig mit dem Hinweis auf die Knappheit der Masken. Ein unvollkommener Schutz ist besser als gar keiner. Und warum sollten zwei Meter Abstand helfen, ein Tröpfchenfänger vor dem Gesicht aber nicht? Spinnen die Ostasiaten?

Immerhin bemerkenswert, daß nicht einmal in einer so einfachen Frage Einigkeit besteht. Entsprechend oft höre ich von einer gewissen Sorte Menschen: Alles Quatsch! Nicht einmal die Fachleute können sich einigen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.03.2020 um 17.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43316

Im Internet sind viele Betrüger unterwegs, die z. B. Atemschutzmasken anbieten, dafür kassieren, aber nicht liefern. Es gibt auch ehrliche Anleitungen zum Selbermachen, aber wer nicht gut nähen kann, sollte sich mal umsehen: Manche Schneidereien stellen schon zusätzlich Schneiderinnen ein, weil sie längst auf Masken umgestellt haben und sie auch, bei sonstigem Stillstand, verkaufen dürfen. Diese einfachen Masken schützen kaum den Träger, wohl aber die anderen vor Tröpfcheninfektion. Es ist zu erwarten, daß bald Maskenpflicht herrscht, also deckt euch ein (von waschbaren braucht man nur zwei).
Vermummung gehört ja nicht zu Leitkultur, aber auch das entfällt nun. Es gibt aber immer noch viele, die den Ernst der Lage nicht erkannt haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.03.2020 um 05.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43277

Es muß sehr befriedigend sein, ein weltumspannendes Ereignis, wie man es seit dem Weltkrieg nicht erlebt hat, für gar nicht existent zu erklären: Corona ist einfach eine Grippe, die von Politikern mit Hinterabsichten hochgespielt wird. Auch damit findet man ein Publikum; in manchen Leserforen wiederholen Anhänger die These Tag für Tag.
Es erinnert an die plötzliche Erleuchtung und den triumphierenden Ton mancher Naturheilkundler, die ein ganz simples Hausmittel gegen Krebs gefunden zu haben glauben.
Man könnte auch die Spanische Grippe vor 100 Jahren für ein statistisches Artefakt erklären, denn von den Opfern würde heute sowieso keiner mehr leben.

Die FAZ hat zu Corona in den letzten Tagen mehr Juristen und Ökonomen zu Wort kommen lassen als Mediziner und andere Epidemiologen, dazu gleichsinnige Leserbriefe. Zwar wurde Trumps Spruch, die Medizin dürfe nicht mehr schaden als die Krankheit, nicht wörtlich übernommen, aber doch dem Sinn nach. Zuerst kommt immer die Sorge um die Anleger. Wenn man sich auch als Laie eine Weile mit Viren und mit Corona befaßt hat, kommt einem das doch recht frivol vor.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.03.2020 um 07.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43273

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27854

Vor sechs Jahren, als die EZB Negativzinsen für Banken einführte, erinnerte Christian Siedenbiedel in der FAZ an Silvio Gesells "Schrumpfgeld". Wie berechtigt das war, sieht man heute, wo es Negativzinsen auch für Privatleute gibt, noch deutlicher. Die Wirtschaftswissenschaftler tun zwar so, als hätten sie auch für diese Entwicklung einen Platz in ihren Theorien, aber in Wirklichkeit sind sie ratlos. ("Marktwirtschaft ohne Zins und Kapital"? – So ein Buchtitel von vor der Krise.)
Wie die FAZ gerade aufdeckte, hat Finanzminister Scholz elementar irrige Vorstellungen von Geldschöpfung. Kann das gutgehen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.03.2020 um 18.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43265

Wenn man den heutigen Bericht des FAZ-Korrespondenten über Indien liest, hat man unbedingt den Eindruck, daß er mit jungen Leuten in Bombay usw. persönlich gesprochen hat, aber er sitzt, wie hier schon bemerkt, in Singapur, 4000 km Luftlinie entfernt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.03.2020 um 03.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43240

Die Überdetailliertheit der neuen Ausgehregeln zeigte sich auch daran, daß die Bundeskanzlerin sich bei ihrer Verkündung vor laufender Kamera verlas (was bei ihr selten vorkommt). Sie ließ nämlich ein entscheidendes "nicht" aus. Während wir noch versuchten, den Satz trotzdem zu verstehen, fragte ein Journalist nach, und ihre Selbstkorrektur kam so prompt, daß man den Eindruck hatte, sie habe es selbst schon beim Lesen bemerkt.

Ich meine, man sollte nicht so genau festlegen, wer mit wem ins Freie darf (was kein Polizeiapparat kontrollieren kann, der im übrigen Wichtigeres zu tun hat), sondern auf Abstandhalten dringen und auch die Betriebe aller Art möglichst am Laufen halten und dabei in intelligenter Weise die Kontaktmöglichkeiten eingrenzen. Aber gut, 14 Tage werden wir erst mal mitmachen und es aushalten.

Und Söder lag richtig, auch wenn ich ihn persönlich kritisch sehe – immerhin hat Bayern zwei oder drei Tage gewonnen, und nur darauf kommt es an.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.03.2020 um 17.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43237

Die Ausgangsbeschränkungen hier in Bayern sind zwar unangenehm, aber ich habe bisher niemanden getroffen (na ja, also gesprochen...), der sie nicht richtig findet und sich daran hält. Söder soll sich mit Laschet gezofft haben, aber er braucht sich nichts vorwerfen zu lassen. Bis man wieder zwei Tage das Verhalten der Bürger beobachtet und dann weiter darüber diskutiert, was zu tun sei, vergeht kostbare Zeit. Die Menschen finden sich drein und werden erfinderisch.
Der Vorschlag, Restaurants mit Essen-Lieferdienst zu beschäftigen wie bisher schon die Pizzerien, scheint mir sinnvoll. Hier am Ort organisiert die kirchliche Jugend Einkaufsdienste.
Die Stichwahl nächsten Sonntag wird als Briefwahl organisiert. Wahlhelfer möchte ich aber diesmal nicht sein, da sitzt man einen oder gar zwei Tage eng beisammen. Das wird man in Zukunft sowieso elektronisch machen, kommt leider zu spät.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.03.2020 um 16.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43236

Ich habe gerade Vorschriften erwähnt, die nicht eingehalten werden, weil die Obrigkeit es nicht will. Aber nun:

Zur Eindämmung der Corona-Krise sollen Ansammlungen von mehr als zwei Personen grundsätzlich in ganz Deutschland verboten werden.

Ausgenommen Familien oder sonstige im gleichen Haushalt lebende Personen.

Regeln, deren Einhaltung absehbarerweise nicht kontrolliert werden kann, schaden eher. Es gibt Maßnahmen, die mehr bewirken als das Verbot von minimalen "Ansammlungen". Man sollte überlegen, wo die wirklich gefährlichen Kontakte stattfinden. Dazu gehört meiner Ansicht nach das Einkaufen, das ja aus gutem Grund nicht ganz unterbunden wird, wo es aber, wie gesagt, erhebliche Lücken in der Hygiene gibt.

Ebenso in den Krankenhäusern; nicht einmal dort ist Mundschutz selbstverständlich..
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.03.2020 um 16.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43235

Der Fotograf der Erlanger Nachrichten hat einen frustrierten Radfahrer, dem vor Kummer schon die Haare ausgefallen sind, vor das verschlossene Tor des beliebten Schloßgartens gestellt – als könne er wegen Corona nicht weiter. Den Einheimischen kann das zum Schmunzeln bringen, denn Radfahrer dürfen sowieso nicht in den Schloßpark, und das deutliche Verbotsschild hat nichts mit Corona zu tun. Und noch komischer ist, daß sich noch nie ein Radfahrer durch dieses Verbot vom Durchqueren des Parks hat abhalten lassen, auch ich nicht. In Erlangen gibt es auch Straßen und Fußgängerzonen, durch die keine Autos fahren dürfen. Das tun sie aber trotzdem und werden nie von der Polizei belästigt. Jeder hier weiß das.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.03.2020 um 07.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43233

Hab ich den Markt und die Straßen doch nie so einsam gesehen! Ist doch die Stadt wie gekehrt! wie ausgestorben!
Das gibt schöne Erinnerungsfotos (wenn wir es überleben). Die Spielplätze sind geschlossen und mit gegenderten Schildern versehen wg. Kindern und Kinderinnen. Tatsächlich dürften die Stangen und Geräte ebenso gefährlich sein wie die engen Kontakte der Rotznasen untereinander. Aber den Park zu schließen scheint mir nicht sinnvoll, weil die Menschen dort ebenso kontaktfrei herumlaufen wie im Wald, wo einzelne Jogger oder wandernde Paare sich fit halten (letztere müssen zum gleichen Haushalt gehören). Die Behörden gehen manchmal zu weit, sind aber vielleicht lernfähig.
Wie bei der Krankenhaushygiene werden Lücken übersehen. Bargeldlos zahlen ist ja gut, aber wenn man dann doch eine verschmierte Tastatur betätigen muß oder die Kassiererin die Karte selbst in die schmutzigen Hände nimmt, wie beobachtet, dann doch lieber Bargeld! Die Kassiererinnen tragen zwar jetzt Handschuhe, aber den ganzen Tag dieselben. Es erinnert mich an indische Kliniken, die medizinisch spitze waren, wo aber Frauen, die man im Kastendünkel gar nicht wahrnahm, mit dem Besen Staub aufwirbelten, den man dann ebenfalls nicht wahrnahm.
Schwer ist es für meine Tochter, die als freiberufliche Übersetzerin zu Hause arbeitet, aber ihr Kind nicht mehr zur Tagesmutter bringen kann. Und wir dürfen ihr auch nicht helfen, weil wir eine Risikogruppe sind. Ob sie als „Solo-Selbstststständige“ etwas bekommt?
Manche sollen sich wie in Italien Hunde ausleihen, um Gassi gehen zu können. Und dann gehen sie in munteren Gruppen durch die Gegend, Haushalt hin – Haushalt her.
Das „Essen auf Rädern“, das ich bei betagten Freunden schon in Friedenszeiten kennengelernt habe, war durchweg von schauderhafter Qualität, Fertig- oder Halbfertiggerichte aus der Tiefkühltruhe wären besser. Aber was ich jetzt beobachte: Die Warmhalteverpackung aus Kunststoff dürfte gegebenenfalls ziemlich verseucht sein, bis sie beim Kunden ankommt. Man soll ja sogar Postpakete einen Tag stehen lassen, bevor man sie öffnet.
Trotz allem sind die Ausgangsbeschränkungen sinnvoll, eigentlich bleibt keine andere Wahl. Das hat Herr Söder richtig gemacht, auch wenn er sich nebenbei als Kanzlerkandidat profilieren wollen mag. Natürlich wird ganz Deutschland nachziehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.03.2020 um 06.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43231

Ein beschämendes Dokument ist auch diese Landtagsdebatte (wo die "Falschen" die Rechtschreibreform kritisierten und daher die "Richtigen" viel Falsches sagten):

https://www.lpk-bw.de/sites/default/files/kammer/ges-grundlagen/hbkg-aenderung-erste-lesung.pdf
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.03.2020 um 07.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43198

Beim Ausmisten wiedergefunden:

1999 teilte mir Klaus Heller, der Geschäftsführer der Zwischenstaatlichen Kommission, brieflich mit, daß auch die Kommission selbstverständlich von der Notwendigkeit einer gründlichen Revision der Neuregelung überzeugt sei, aber leider seien ihr die Hände gebunden. Ungefähr gleichzeitig schrieb mir der Berliner Schulsenat, daß die Rechtschreibkommission an einer Reform der Reform arbeite, wobei auch die neu entwickelten Hausorthographien der Zeitungen sowie meine Korrekturvorschläge berücksichtigt werden sollten. - Offiziell wurde all dies stets bestritten.

Heller hat die neuen Regeln mehrmals in Buchform erläutert und muß die ganze Zeit gewußt haben, daß er eigentlich fürs Altpapier arbeitete. Das wußten auch die anderen Reformvermarkter wie Peter Eisenberg. Sie arbeiteten ja selbst an der Revision mit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.03.2020 um 05.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43179

Wegen Corona haben einige gegen die Durchführung der bayerischen Kommunalwahlen polemisiert. Das schien mir übertrieben. Außer den Wahlzetteln brauchte man nichts anzufassen; man konnte auch seinen eigenen Stift mitbringen. Die SPD hatte im letzten Moment vor den Wahllokalen plakatiert, daß jeder, der seinen Stift vergessen hat, von der Partei einen geschenkt bekomme. Das Plakat hatte den vorgeschriebenen Mindestabstand von 30 m vom Wahllokal, aber dahinter habe ich keinen Spender entdecken können, vielleicht lag er noch im Bett.

Heute morgen lese ich:

Die Universitätsbibliothek ist an allen Standorten vom 14. März zunächst bis 19. April geschlossen

Für mich ist das eträglich, weil die meisten Bücher sowieso nur Unsinn enthalten, aber unsere Jüngste steckt gerade in der Schlußphase ihrer Master-Arbeit. Das wird wohl nicht ohne Streckung der Termine gehen.

Die Nordseeinseln sollen abgeriegelt werden, das ist schon härter.

Wenn die Leute nur einsähen, daß solche Maßnahmen unsere einzige Hoffnung sind! Aber Krisenerfahrungen liegen so weit zurück, daß die Nachkriegsgenerationen kein Gefühl für die Bedrohung mehr haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.03.2020 um 03.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43163

Einen Tag vor den Kommunalwahlen in Bayern möchte ich noch einmal auf die Beobachtungen zurückommen, die ich jahrzehntelang als Wähler, Wahlhelfer und auch als Kandidat angestellt habe.

Während die örtliche Gruppierung, die zur Zeit die Bürgermeisterin stellt, rein sachlich ihr Erfolge und Aufgaben aufzählt, wirken die Plakate der Parteien abstrakt und nichtssagend:

Wissen, was passiert – mehr Transparenz

Radwege endlich ausbauen.

Augenmaß

Gemeinsam für Spardorf


usw.

Es wirkt weitgehend so, als seien die Texte von einer ortsfremden Parteizentrale verordnet. Wie gegenstandslos sie sind, will ich hier nicht ausführen, jeder Dorfbewohner weiß es. Diese Momentaufnahme scheint mir sehr aufschlußreich, was den Zustand der Parteiendemokratie betrifft.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.03.2020 um 05.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43149

Wer ist Schuld? fragt die FAZ heute, und sie schreibt auch prog-nostizieren, wie das Gesetz es empfahl. Andererseits kämpft sie Tag für Tag gegen das Sterbehilfe-Urteil, mal hochgelehrt, mal vulgär, es ist jedenfalls das zweitwichtigste Thema nach Corona. Der missionarische Anspruch und das orthographische Geschmier passen nicht recht zusammen (oder doch?).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.03.2020 um 04.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43109

Beim Lesen notiert:

Wie Diogenes Laertius erzählt, bat Platon einen Besucher, seinen Sklaven auszupeitschen; er selbst sei gerade zu zornig. Diese Haltung galt als preiswürdige Bändigung der Leidenschaften. An die Selbstverständlichkeit der Sklavenhaltung können wir uns kaum gewöhnen. Das schlechte Gewissen der Neuzeit fehlt vollständig. Würden diese Texte noch gelesen, wären sie wohl der Kritik unserer Vergangenheitsreiniger ausgesetzt.

Die Homosexualität der Alten müßte unseren Zeitgenossen eigentlich gefallen, wenn sie echt und nicht nur eine Mode der höheren Stände gewesen wäre. Manchmal muß man plötzlich umdenken, wenn man nach längeren Ausführungen oder vielen Versen feststellt, daß das Objekt der Begierde, von dem dauernd die Rede war, ein männlicher Teenager ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.02.2020 um 05.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43046

In his speech, Trump also cited a famous 19th century Hindu monk – often quoted by Modi himself – Swami Vivekananda, but it came out as „Vivekamumund“, to the delight of the crowd.
Trump also stumbled over the names of Modi’s home state of Gujarat and its biggest city Ahmedabad – where he was speaking – as well as the names of two Indian cricket heroes, Sachin Tendulkar and current team captain Virat Kohli. (Reuters)
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Maybe Trump was expecting dancing Vestal Virgins…" He reportedly referred to the Indian philosopher Swami Vivekananda as Swami Vivekamanan, and called the Vedas—ancient Hindu religious texts—“Vestas.""
— Jeffrey St. Clair (@JSCCounterPunch) February 24, 2020
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Die Videos dazu sind mal wieder sehenswert, auch wegen Trumps Gesicht während dieser sprachlichen Übungen. Wir kennen den Spickzettel, auf dem Kennedys "Ich bin ein Berliner" in Umschrift zu lesen war. Elvis mußte in einem albernen Film "Muß i denn..." singen und hat sich ganz achtbar aus der Affäre gezogen, wie er denn auch für andere Filme spanische Wörter recht gut gelernt hat (wie sein "Lehrer" versichert, mit dem meine Frau noch darüber gesprochen hat). Trump gibt sich überhaupt keine Mühe, auch nur ein einziges Wort richtig wiederzugeben.

Da ich mich gerade mit Paul Deussen beschäftige, hatte ich auch wenige Tage zuvor über dessen Freundschaft mit dem indischen Mystifax Vivekananda gelesen. Der war ja mal sehr berühmt und hat die westliche Verklärung indischer Weisheit stark gefördert, was bis heute nachwirkt.

Übrigens gehört der Abschnitt "Deussen und der Advaita Vedanta" zum Blödesten, was ich in Wikipedia gelesen habe. Postkolonialistisches Gutmenschentum als hohe Warte, von der aus man diesen Pionier der Indologie aburteilen zu können glaubt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.02.2020 um 08.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#43009

Zum Thema Auswandern (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30744 usw.):

Zum Anschlag auf den Faschingszug in Volkmarsen schreibt jemand auf welt.de:

Wir bewegen uns auf schwierige Zeiten zu. Politisch, wirtschaftlich, gesellschaftlich... kein Wunder, dass immer mehr Akademiker den Weg ins Ausland suchen.

Das ist sicher ein automatisch generierter Kommentar, den man auch zu anderen Meldungen schon oft gelesen hat. Zur Meldung selbst paßt er gar nicht, aber die Absicht ist klar.

Übrigens kommt es mir recht kindisch vor, wegen des Vorfalls alle Karnevalszüge in Hessen abzusagen. Und warum nur in Hessen? Und warum nur Karneval? Man sollte alles absagen, das wäre auch wegen Corona nützlich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.02.2020 um 08.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42997

Man kann den ganzen Tag über beobachten, wie Menschen mehr oder weniger ratlos vor den Fahrkartenautomaten im Bahnhof stehen. Viele fragen ihre Mitmenschen, manche geben es auf und reihen sich lieber in die Schlange vor dem Schalter ein.

Dummerweise sind die Fahrkartenschalter bei der Bahn anders gebaut und programmiert als beim Bus, und alle wieder verschieden in München und in Berlin. Außerdem gibt es so viele Optionen, daß man von Pontius zu Pilatus geschickt wird und mehrmals zurück auf Anfang muß, um den mißverständlich bezeichneten Irrweg beim nächstenmal zu vermeiden.

Ich benutze die erstgenannten Selbstgeißelungsinstrumente zu selten, um eine Routine zu erwerben. Neulich bat mich eine ältere Frau auf englisch, ihr zu einer Fahrkarte von Erlangen nach Nürnberg zu verhelfen. Zu meiner Schande muß ich gestehen, daß ich, selbst in Eile, keinen Erfolg hatte und sogar mein Englisch fast ganz blockiert war.

Manchmal gelingt es nach vielen Versuchen – aber dann nimmt der Automat den Geldschein nicht an...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.02.2020 um 06.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42995

http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28347

Jemand hat wieder mal die Orestie verwurstet, die Zeitung berichtet ausführlich darüber. Statt neun Stunden (Peter Stein) oder der altgriechischen ganztägigen Tortur nur noch dreieinhalb. Die Chöre sind natürlich weggelassen, aber der Rezensent weiß immerhin noch, daß sie bei Aischylos zwei Drittel der Redezeit haben. Das Bühnenfoto reizt auch nicht dazu, sich zu den paar hundert Leuten zu gesellen, die das Ganze sehen werden.

Wenn die Konflikte noch die unseren sind – warum dann überhaupt der Rückgriff auf so alte Texte, die dann aber doch nicht als heute noch verdaulich behandelt werden?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.02.2020 um 04.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42981

„Von Aquin betont, dass der intellectus agens keine separate Substanz sei, sondern ein Vermögen der menschlichen Seele, das mit dem intellectus possibilis ein und dieselbe Substanz bilde.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/De_anima)

Ob der Verfasser versteht, was Herr von Aquin da gesagt hat?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.02.2020 um 04.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42965

Ich wache morgens mit dem Gedanken auf, daß ich mich über Koloquinten kundig machen sollte. Das kommt mir selber ein bißchen verrückt vor. Erst Stunden später fällt mir der Grund ein: Ich hatte am Nachmittag zuvor ein paar Seiten Seneca gelesen, allerdings Briefe und nicht die ihm zugeschriebene „Apocolocyntosis“, an die ich überhaupt nicht bewußt gedacht habe, aber es muß unbewußt gewirkt haben. So haben auch unsere scheinbar frei wuchernden Gedanken eine Ursache, die nur meistens unentdeckt bleibt. Bei Musik fällt es mir öfter auf: mir geht eine Melodie im Kopf herum, weil ich Stunden vorher einen anderen Satz derselben Sonate gehört habe usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.02.2020 um 05.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42956

Noch einmal zum Kirchenaustritt (Schlinks Beitrag ist stark beachtet worden):
In Freiburg wurde die vom Staat erhobene Austrittsgebühr "aus sozialen Gründen" halbiert (von 38 auf 19 €). Sonst könnten Ärmere es sich nicht leisten, aus der Kirche auszutreten.

Portal der Stadt Erlangen:

Die Gebühr beträgt 35 €.
(25 € Austrittsgebühr + 10 € optionale Austrittsbescheinigung)


Auf einer Austrittsbescheinigung sollte man bestehen. Es ist bekanntlich vorgekommen, daß die Kirche jemanden zur Nachzahlung herangezogen hat, der seinen Jahrzehnte zurückliegenden Austritt nicht nachweisen konnte. Das ist nicht gut für das Seelenheil.

Für die Aufnahme wird von den Kirchen kein Entgelt erhoben (anders als für die staatliche Beurkundung der Austrittserklärung) (https://de.wikipedia.org/wiki/Kircheneintritt)
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Aber auch für den Austritt wird die Gebühr nicht von den Kirchen erhoben, sondern vom Staat, und zwar für den Austritt und für dessen Beurkundung.

Was kostet mich der Eintritt?
Nichts. Der Eintritt in die evangelische Kirche ist kostenlos. Sofern Sie Lohn- oder Einkommensteuer zahlen, werden Sie im Anschluss als Mitglied Kirchensteuer bezahlen.

https://www.ekd.de/evangelisch-werden-kircheneintritt-13007.htm

Austrittsgebühren: In Berlin, Brandenburg und Bremen ist der Austritt kostenlos. In den anderen Bundesländern müssen Sie zwischen 10 und 60 EUR mitbringen.

Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1319#24523

Nach meinen Erwägungen dort treten jetzt immer mehr Menschen auch deshalb aus der Kirche aus, weil es gebührenpflichtig ist. Durch die Parteilichkeit des Staates wird die Mitgliedschaft andeutungsweise eine Zwangsgemeinschaft, der Austritt eine Befreiung. Im frömmsten Staat der Erde gibt es das nicht, dafür ein reges Gemeindeleben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.02.2020 um 05.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42915

Der Gedanke, Kritiker zu besänftigen, indem man ihnen ein Pöstchen gibt (z. B. im Aufsichtsrat), ist an sich nicht verkehrt. Im Rat für deutsche Rechtschreibung saßen immer Leute, die mal ein kritisches Wort zur Reform gesagt hatten und inzwischen domestiziert sind, heute z. B. Olaf Krause. Auch daß die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, die sich nie für Rechtschreibung interessiert hat, gleich mit zwei Stellen bedacht worden ist, erklürt sich nur aus dieser Strategie. Sie hat freilich Mühe, zwei Vertreter aufzutreiben, die nicht gleich wieder hinwerfen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.02.2020 um 18.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42885

Die Enkelin (2;10) spielt mit ihrem Arztkoffer, spricht vor sich hin: "Wie heißt noch mal das Stethoskop? Ah, Stethoskop!"
Das Unlogische stört sie nicht, auch scheint sie sich an schwierigen Wörtern zu freuen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.02.2020 um 06.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42858

Nach dem schon mehrmals zitierten Forsthoff-Theorem haben die allgemeinsten Interessen die geringsten Durchsetzungschancen, weil sie am wenigsten organisiert sind. Die Anwendung auf die Umwelt- und Klimadiskussion liegt nahe.

In dieser Situation kann der Staat große Teile der Bevölkerung in die Tasche stecken, indem er einfach irgendwelche Organisationen schafft oder schon vorhandene selbsternannte Verbände, d. h. deren Vorsitzende, ermächtigt, für das Ganze zu sprechen. Wir haben das bei den Organisationen erlebt, die sich heranziehen ließen, um die Rechtschreibreform "demokratisch" zu legitimieren. Welche Schüler oder Eltern wußten überhaupt, daß sie Landes- und Bundesvertreter hatten, sogar gewählte? Eine Frau, an deren Namen sich niemand mehr erinnert, artikulierte angeblich den Wunsch von 20 Millionen Eltern, die Rechtschreibreform schnell und unnachsichtig in die Schulen zu bringen. Usw.

Wenn es mal fraglich wird, was "die" Muslime in Deutschland wollen, dann aus anderen Gründen. Normalerweise werden die Meinungen der Organisationsspitzen nicht angefochten. Man ist froh, überhaupt jemanden zu haben, mit dem man verhandeln kann.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.01.2020 um 07.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42831

Rechtschreiben heißt schreiben wie die anderen. Neue Schreibweisen können von noch so dummen, skrupellosen Reformern eingeführt worden sein – wenn sie sich hinreichend verbreitet haben, sind sie das Übliche, und der Kritiker hat keine Handhabe mehr gegen sie. Tollpatsch ist letzten Endes nicht besser und nicht schlechter als Tolpatsch. Es war eine Unverschämtheit, Zierrat auch von Menschen zu verlangen, die es besser wußten, aber das geht vorüber. „Das Weltgericht fragt euch nach den Gründen nicht.“ Auch wenn die Bedeutung eines Wortes sich durch volksetymologische Nachdeutung etwas verschieben sollte, so wäre das nichts Unerhörtes. Leberkäs muß außerhalb Bayerns Leber enthalten, weil jemand nicht wußte, wie das Wort entstanden ist.
Damit wird der Kampf gegen schlechte Reformen nicht sinnlos. Natürlich war es zu kritisieren, wenn diensteifrige Reformbetreiber wie Eisenberg schon 1996, neun Jahre vor dem Ende der Übergangsfrist, verkündeten, der Kampf sei vorbei und es komme nur noch darauf an, die Neuregelung möglichst schmerzlos in die Schulen zu bringen. Er selbst hat dann einen Teil des Regelwerks auf den Kopf gestellt, und auch dies wurde dann wieder möglichst schmerzlos in die Schulen gedrückt. Das muß man nicht kommentarlos geschehen lassen.
Das stumpfsinnige Festhalten an der Reform von 1996 (Schmachthagen usw.) ist sogar in gewisser Weise berechtigt, wenn man die Verunsicherung durch die vielen punktuell wieder für zulässig erklärten Varianten bedenkt. Schlecht, aber wenigstens konsequent – wer das für besser hält, hat auch ein Argument. Es gibt ja viel Unzweckmäßiges, was sich aber dennoch hält und verteidigen läßt, weil es das Gewohnte ist und so viel anderes daran hängt. Die chinesische Schrift ist der helle Wahnsinn und der Hauptgrund dafür, daß dieses in leeren Riten erstarrte Volk es niemals zu etwas bringen wird – so haben wir es bei unseren Gelehrten gelesen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.01.2020 um 06.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42820

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29206

Nachdem ich gerade auf das Rezept für Crêpe Suzette gestoßen bin, sehe ich noch mal im Duden nach. Er muß notgedrungen den Krepp, sogar maskulin, anführen, empfiehlt ihn aber nicht. Bei Google kann ich den maskulinen Krepp Suzette nicht finden. Warum streicht der Rechtschreibrat ihn nicht endlich? Gibt das berühmte Korpus von 3 Mrd. Belegen etwas anderes her? Natürlich kann man Zeit, Geld und Arbeit auf die automatische Durchsuchung riesiger Korpora verschwenden und dabei das Offensichtliche übersehen.

Eine Anfrage beim Rat würde wahrscheinlich die Standardantwort zeitigen: Man werde die Angelegenheit bedenken und vielleicht in fünf Jahren bei nächsten Schub von zwei Dutzend Streichungen auch diesen Eintrag korrigieren...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.01.2020 um 07.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42802

Viele Pressefotos zeigen Schulkinder, die gemeinsam mit heller Begeisterung in einen gelben (offensichtlich nagelneuen) Rechtschreibduden blicken. In anderen Zusammenhängen sitzen sie strahlend vor einem Bildschirm, als sei es das erstemal in ihrem Leben („neues Lernen“!).
Das sind wahrscheinlich "Symbolfotos" und daher keine Lügen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.01.2020 um 06.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42796

Gestern brachte die FAZ einen langen Artikel über die Neuordnung Europas nach dem Ersten Weltkrieg (Pariser Konferenz). Darin wurde gezeigt, wie wenig die immer müder werdenden Politiker der Siegermächte von dem Gebiet wußten, über das sie entscheiden sollten. Folglich kamen die Geographen und anderen Experten zum Zuge. Mich erinnert das an die Rechtschreibreform: Keiner der Kultusminister und Ministerpräsidenten hatte eine Ahnung von Rechtschreibung, zum Zuge kamen die Experten, die den Fuß in der Tür hatten, d.h. sich das Gehör der Ministerialräte zu verschaffen gewußt hatten. Natürlich waren das die Reformaktivisten. Man kann das mit dem klassischen Lobbyismus vergleichen, auch wenn die Reformer überwiegend keine wirtschaftlichen Interessen hatten, sondern nur den Ehrgeiz eines Gerhard Augst (von ihm selbst so dargestellt).
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 19.01.2020 um 11.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42785

Gutmenschen sind weder gute noch böse Menschen, es sind vor allem einfältige Menschen, die glauben, gut zu sein.

Darüber, wie Flüchtlinge besser behandelt werden könnten, gehen die Meinungen sehr auseinander. Viele, die das wollen, sind in meinen Augen sehr vernünftig, Gutmenschen sind allerdings auch darunter.
Organspende hat für mich erstmal nichts mit Gutmenschen zu tun, obwohl es natürlich u.a. auch Gutmenschen tun.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 19.01.2020 um 10.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42784

Nach meinem Verständnis gibt es nun zwei Arten von "Gutmenschen": Den bösen, der die Flüchtlinge besser behandelt haben möchte, und den guten, der seine Organe zur Verfügung stellt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.01.2020 um 06.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42783

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42747

Kaesers Hilflosigkeit offenbarte sich in dem plumpen Angebot eines Aufsichtsratspostens für die junge Frau. Diese freihändige Vergabe von Kontrollämtern brachte nicht nur Aktionäre auf die Palme. Kaeser blitzte auch bei der Umworbenen ab. (Sven Astheimer, FAZ 18.1.20)

Das greife ich nur wegen seiner exemplarischen Bedeutung noch einmal auf. Man kann sich über den taktischen Fehler wundern, aber er scheint weniger verwunderlich, wenn man annimmt, daß in gewissen Kreisen alles nur für eine Frage des Preises gehalten wird. Jeder ist käuflich, man muß ihm nur genug bieten. Schon immer hat ein Diogenes ("Geh mir aus der Sonne!") die Mächtigen irritiert.

Die Einladung an mich, bei der Reparatur der Rechtschreibreform mitzumachen, mußte ich mir auch gut überlegen, und tatsächlich haben manche hinterher behauptet, ich hätte die Beschlüsse des Rates (als er noch etwas bewirken konnte), "mitgetragen". Das habe ich aber, wie ich glaube, erfolgreich zurückweisen können, allerdings nur durch meinen theatralischen Austritt nebst doppelseitiger Enthüllungsstory in der FAZ: "Aus dem Leben eines Rechtschreibrates".

Ich will mich aber nicht mit den Klimaaktivistinnen vergleichen, für mich gab es ja kein Risiko.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.01.2020 um 04.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42781

Ich verstehe die Frage nicht.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 18.01.2020 um 16.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42780

Ist das die Rehabilitation des "Gutmenschen"?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.01.2020 um 15.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42779

Ich hatte versucht, eine weithin herrschende Meinung (Weltanschauung) und auch das herrschende Recht in Worte zu fassen. Meine eigene Ansicht, über die ich mir auch gar nicht ganz klar bin, interessiert hier nicht. Der Akt der Nächstenliebe ist in den letzten Tagen auch oft erwähnt worden, mit dem Hinweis, daß er der Widerspruchslösung entgegensteht. Diese besagt ja im Grunde: Dein Körper gehört der Allgemeinheit, wenn du nicht ausdrücklich widersprichst. Gegenposition: Dein Körper gehört niemandem, nicht einmal ganz dir selbst.

Wie gesagt: Ich plädiere gar nicht für eine der beiden Seiten, sondern für Zurückhaltung angesichts der Tatsache, daß man keine der beiden durchdrücken kann, ohne schweren gesellschaftlichen Unfrieden zu stiften.

Es gibt ja auch Situationen, in die man einfach nie zu geraten hoffen kann, mehr nicht.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.01.2020 um 14.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42778

Man kann alles immer von zwei Seiten betrachten. Die einen sprechen etwas boshaft vom menschlichen Ersatzteillager, die andern sehen darin einen Akt von Nächstenliebe und Menschlichkeit.

Die Berücksichtigung des Eigenbeitrags bei der Spendenvergabe, wofür ich eintrete, führt nicht zum Ersatzteillager. Man soll sich ja schon jetzt nach dem Wunsch der Politiker bewußt und freiwillig möglichst für die eventuelle Spende entscheiden, also ist das Ersatzteillager weitgehend bereits vorhanden und akzeptiert.
Es geht jetzt nur noch um die richtige Logistik, durch die das ganze überhaupt erst funktionieren kann.

Zur Ware werden Organe nur durch kriminelle Machenschaften. Die meisten Spendewilligen bekommen nie etwas für ihre Haltung, die meisten Spendewilligen nehmen ihre eigenen Organe mit ins Grab. Von Warenhandel sind wir da weit weg.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.01.2020 um 04.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42777

Was Sie sagen, ist sehr plausibel und entspricht einem elementaren Gerechtigkeitsempfinden. Ich will mich auch gar nicht zum Advocatus diaboli machen, sondern wiederhole nur noch einmal, daß sehr viele Menschen ein anderes Menschenbild vertreten und daß man diese (anscheinend die Mehrheit) überfahren würde, wenn man ihnen die Vorstellung aufdrücken würde, daß der menschliche Körper ein Ersatzteillager ist. Für unsereinen mag gelten "tot ist tot", aber es gilt eben nicht für jeden. Darum kommt der Verstorbene nicht in den Sondermüll usw. Vielleicht ändert sich das mal, aber zur Zeit ist es eben so.
Wir haben die Technik der Transplantation – aber daraus folgt nicht, daß nun jederzeit die Organe zur Verfügung gestellt werden müssen, wie es manche Mediziner gern hätten. "Spenderherz" – wer hätte denn bis vor wenigen Jahren gedacht, daß das überhaupt möglich ist?
Die Maßstäbe verschieben sich. So gewöhnen wir uns ja auch langsam daran, daß, wie ich mal geschrieben habe, mißliebige Menschen ("Böse"!) überall auf der Welt von Staats wegen umgebracht werden, ohne das menschenrechtlich zugesicherte Gerichtsverfahren und außerhalb von Kriegshandlungen... Sehr viele finden das richtig. Andere meinen, auch ein Hitler hätte vor Gericht gestellt werden müssen, wäre man seiner habhaft geworden. Stattdessen kehrt das Faustrecht wieder (die Negation des Rechts).
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 17.01.2020 um 14.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42776

Ich bin keineswegs dafür, nur dem zu spenden, der auch selbst spendet. Aber der Nichtspender muß eben merklich länger warten.

Solange es nicht genug Spender gibt, gibt es zwangsläufig harte Wartezeiten für Kranke und so manchen, der diese Zeit nicht überlebt.
Wenn zwei gleichalte Menschen mit gleichen Überlebenschancen je ein Jahr auf ein Organ gewartet haben, ist es dann gerecht, wenn der, der immer gesagt hat, ich will meine Organe nicht spenden, als erster ein gespendetes Organ bekommt, und der andere, der bereit war zu spenden, muß noch länger warten und womöglich sterben?

Das kann mir keiner erklären, das ist einfach ein Unding. Deshalb muß dringend gesetzlich sanktioniert werden, daß die eigene Spendebereitschaft auf irgend eine Weise bei der Wartezeit berücksichtigt wird.

Ich verstehe wirklich nicht, wie man das negieren und gleichzeitig die zu geringe Spendenbereitschaft beklagen kann. Wenn so ein Gesetz alle Spendenprobleme löste, wer hätte davon einen Nachteil? Selbst die Nichtspender hätten keinen, weil es plötzlich gar keine Wartezeiten mehr gäbe.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.01.2020 um 10.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42775

Ich habe auch die längeren Artikel, die seit Jahren zum Thema erschienen, nicht gelesen, weil sie mich langweilen wie alles, wo nur Meinung gegen Meinung stehen kann.

Nachdem ich heute morgen hier meinen Eintrag verfaßt hatte, kam die FAZ ins Haus mit der Kommentarüberschrift "Nicht leichtgemacht", und das trifft es meiner Ansicht nach, auch wenn man über die Zusammenschreibung streiten könnte.
Wie schon am Beispiel der Blutspende gesagt: Körperteile sind keine Waren, eigentlich kann man nicht darüber verfügen, nicht einmal als "Inhaber". Andererseits: "Mein Bauch gehört mir" – auch in diesem Zusammenhang war das schon mal Thema. Was soll man dazu sagen? Mir fällt nichts Vernünftiges ein.

Kennen Sie das Problem der "Triage"? Auch nicht befriedigend lösbar. Selbstmord ebenso...

Zu Ihrer Anregung, nur dem zu spenden, der auch selbst spenden würde: Soll man jemanden nicht aus dem brennenden Haus retten, der selbst nicht bei der Freiwilligen Feuerwehr mitmachen wollte? Vertretbar wäre es. Übrigens alles schon in der Antike durchdiskutiert worden.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 17.01.2020 um 09.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42774

Auch Ihre Anregung eines "do ut des" ist ja keineswegs undiskutiert geblieben.

Na ja, ich habe es einige Male ansatzweise gehört, aber immer wurde das gleich mit ein, zwei Sätzen und ohne wirklich einleuchtende Argumente abgebügelt. Eine richtige Diskussion darüber habe ich nie mitbekommen, jedenfalls lange nicht so, wie über "Widerspruchs-" und "Zustimmungslösung" diskutiert wurde, als ob es gar keine andere Möglichkeit gäbe.

Fast jeder, dem ich das erzähle, sagt, ja, eigentlich hast du recht, aber niemand weiß richtig, warum es nicht so gemacht wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.01.2020 um 03.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42772

Lieber Herr Riemer, ich persönlich teile Ihre Ansicht, aber ich würde nicht so weit gehen, Andersdenkende als Moralapostel usw. zu beschimpfen. Ich glaube, daß es sich um eine schwierige Frage handelt, über die sich die Streitenden sehr wohl ihre Gedanken gemacht haben und über die ganz verschiedene Ansichten möglich sind. Das hängt mit unserem Verhältnis zum Tode zusammen und auch mit unserem Verhältnis zur Religion. Wenn ich meine ("materialistische", wie Sie sagen würden) Ansicht verabsolutieren würde, müßte ich die Hälfte meiner Mitmenschen für doof halten. Auch "Totenruhe" usw. sind dann absurde Begriffe.
Auch Ihre Anregung eines "do ut des" ist ja keineswegs undiskutiert geblieben. Ich will das nicht alles hier nachzeichnen, sondern nur sagen, daß es nicht so einfach ist. Ich bin sicher, daß eine Widerspruchslösung am Bundesverfassungsgericht gescheitert wäre. Bleibt zu hoffen, daß die freiwillige Organspende immer üblicher wird.
Wenn man älter wird (gerade erfahre ich vom Tod des zweiten Klassenkameraden), findet man sich eher damit ab, daß manche Probleme einfach keine glatte Lösung haben.
Es fängt ja schon bei der harmlosen Blutspende an. Wenn bei meinen Kommilitonen das Geld nicht reichte, gingen sie zum Blutspenden – obwohl es nicht zulässig ist, sein Blut zu "verkaufen". Das wurde dann anders benannt – eine nette Heuchelei zum Wohle aller Beteiligten.

Gestern hat Bernhard Schlink auf einer Seite der FAZ dargelegt, warum der Kirchenaustritt im Pfarramt und nicht im Standesamt oder Amtsgericht erklärt werden sollte. Ganz meine Meinung. Aber zweierlei hat er übergangen. Erstens kann man nicht von einer freien Mitgliedschaft wie bei anderen Vereinigungen sprechen: Die allermeisten treten der Kirche nicht bei, sondern sind über ihr Köpfchen hinweg zu beitragspflichtigen Mitgliedern gemacht worden. Und zweitens: Schlink erwähnt die vom Staat verlangte Verwaltungsgebühr für den Austritt, aber nicht die Gebührenfreiheit des Eintritts oder Wiedereintritts. Scheinbar eine Marginalie, aber in Wirklichkeit ein Indiz für die Parteilichkeit des angeblich weltanschaulich neutralen Staates.

Das scheint mir hierherzugehören, weil es ein Teil der Ausgangslage ist. Das Verhältnis von Staat und Kirche ist sozusagen "unsauber" und wird sich in den nächsten Jahrzehnten klären, aber es dauert eben länger, als mancher (ich zum Beispiel) wünschen würde.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.01.2020 um 21.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42771

Widerspruchslösung, Zustimmungslösung, so ein Irrsinn das alles. Wieder hat der Bundestag mit großem Klamauk letztlich beschlossen, daß weiterhin Kranke sterben müssen, denen geholfen werden könnte.

Wir sind ja gute Menschen, deshalb lassen wir lieber Kranke sterben als moralische Zweifel aufkommen.

Wem würde denn geschadet, wenn es plötzlich genügend Organspender für alle gäbe, sogar für die, die nicht selbst spenden wollten?

Wir bräuchten nur dafür zu sorgen, daß ab sofort per Gesetz die Wartezeit auf ein Spenderorgan für diejenigen dreifach angerechnet wird, die sich vor der eigenen Bedürftigkeit als Spender registrieren lassen haben.

Sofort würde jeder seinen Organspendeausweis als eigene Lebensversicherung betrachten, die Leute würden danach Schlange stehen. Es wären in kürzester Zeit genug Spendeorgane für alle da.

Aber es gibt leider diese Moralapostel, die aus was weiß ich für moralischen Gründen Spender genauso lange warten lassen wie Spendenverweigerer. Diese Moralapostel sind die eigentlichen Verursacher der Organknappheit.

Solange es ungenügend viele gespendete Organe gibt, wäre es nicht mehr als gerecht, wenn ein potentieller Organspender im Falle eigenen Bedarfs gegenüber einem Nichtspender bevorzugt wird?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.01.2020 um 06.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42749

Der Tusch bei Büttenreden (die "Prunksitzung" des Karnevalsvereins wird zur Zeit wieder auf Plakaten angekündigt) war ein Vorläufer des "canned laughter".

Ich erinnere mich aus meiner Kindheit, als wir noch lange kein Fernsehen hatten: Aus den Fenstern der Nachbarhäuser hörte man nur diesen Tusch, auch doppelt und dreifach nach besonders gelungenen Witzen. Das ganze deutsche Volk war vereint.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 13.01.2020 um 19.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42748

Das erkennbare Ansteuern der Pointe gehört zu den Kunstgriffen des Vortrags wie die Pause nach dem Gag, die dem trägen Publikum signalisieren soll, daß da was Witziges gesagt wurde. (Peinlich nur, wenn dann doch kein Lacher kommt.) Meine Fernsehzeitung kritisiert oft den Ausgang von Filmen als vorhersehbar, deren Reiz gerade darin besteht, daß "sie sich am Ende kriegen" – unausweichlich trotz größter Widrigkeiten. Alles natürlich nicht jedermanns Sache.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.01.2020 um 18.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42747

Die Medien rechnen uns überflüssigerweise vor, was die Studentin Neubauer mit einer Sinekure im Aufsichtsrat von Siemens verdient hätte. Es ist doch klar, daß die junge Frau den Job nicht für eine Million hätte annehmen können. If you can’t beat them, buy them – das ging hier wirklich nicht, und Kaeser hätte es wissen müssen. (Oder ist das in der Welt der Aktionäre nicht so klar?)
Er hätte also auch wissen müssen, daß er Frau Neubauer mit dem unanständigen Angebot erst recht zur Heldin ihrer Anhänger machen würde. Hat er wirklich nicht einmal diese zwei Züge vorausgedacht?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.01.2020 um 14.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42741

Auch australische Umweltaktivisten reagierten empört auf den Beschluss von Siemens. Die Entscheidung sei "nichts weniger als schändlich" und ruiniere das Image der Firma, hieß es von der Australian Conservation Foundation. (spiegel.de 13.1.20)
(„nothing short of shameful“)

Eine Meldung der WELT über Luisa Neubauer vs. Siemens ruft in kürzester Zeit 1000 Leserzuschriften hervor; nach weiteren drei Stunden sind es 1.400 (am Abend rund 2.000). Praktisch nur Männer, wie schon bei Greta, alle mehr oder weniger gehässig. Frau Neubauer ist ja zusätzlich auch noch recht hübsch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.01.2020 um 14.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42740

Nuhrs Pointen sehe ich nicht voraus, aber ich sehe, wie er darauf lossteuert. Aber wie gesagt, ich habe nur ein paar Minuten gesehen und kann nicht mehr dazu sagen.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 05.01.2020 um 13.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42715

Wenn ich es recht verstehe, sehen Sie Nuhrs Pointen voraus. Ich nicht, wie ich zugebe, zumindest nicht immer, und das macht ja das Vergnügen aus. Vielleicht gefällt Ihnen George Carlin?
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 04.01.2020 um 11.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42705

Könnte auch aus dem Englischen sein wie das bekannte »in Front«.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.01.2020 um 07.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42704

Diese Sommermonate, von Mitte Juni an, waren durch die Fülle von Besuch oft reizend, meist junge Frauen aus der Berliner Verwandtschaft, plauderhaft und heiter. Das Haus war dann, auf Wochen hin, total verändert, und Scherz und Schalkhaftigkeit, die sich bis zur Ausgelassenheit steigerten, herrschten vor.

Das Wort total in diesem Sinn fiel mir als überraschend modern auf. Der Rest ist natürlich nicht von heute, das merkt man gleich. Es handelt sich um Fontanes "Meine Kinderjahre". Wahrscheinlich hat Fontane es aus dem Berliner Großstadtjargon.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.01.2020 um 04.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42702

Das auch, aber man kann dem Spaßvogel doch auch dabei zusehen, wie er die Jagd nach der Pointe betreibt ("Witz, komm raus, du bist umzingelt!").
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 02.01.2020 um 11.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42696

Nuhr gehört ja auch weniger zu den Predigern als zu den Pointenhaschern. Allerdings kann man Pointen eigentlich nicht haschen; sie wollen geschrieben werden. Gehascht wird dann nach Publikumslachern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.01.2020 um 10.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42695

I don’t think he’s a very nice man. I hate people who ask you to decline nouns for them. (Peter Wimseys Söhnchen)

Recht hat er. Wenn wohlmeinende Verwandte und Bekannte mir pädagogisch wertvolle Fragen stellten, habe ich mich eher dumm gestellt als die Entwürdigung hinzunehmen, und später war es mir sehr peinlich, meine eigenen Kinder solcher Mißhandlung ausgesetzt zu sehen. Abfragen geht in der Schule, nicht im zivilen Leben, auch nicht mit Kindern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.01.2020 um 17.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42690

Das Publikum hat aber gar sehr gelacht (oder kam das aus der Konserve?). Das ist es ja, was ich nicht verstehe. Aber diese Welt ist mir sowieso fremd, ich habe auch von Mario Barth nur den Namen gehört.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 01.01.2020 um 16.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42689

Vor allem gilt er der Gutmenschengemeinde als böse rechts. Ein freier Mitarbeiter des ZDF twittert: "Adolf Hitler, für mich der Dieter Nuhr unter den Faschisten." Auch manche Kabarettisten halten nichts mehr von Pointenhascherei und tragen lieber mahnende Predigten vor. Da hat das Publikum nichts zu lachen.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 01.01.2020 um 14.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42688

Nuhrs Publikum hält ihn für vornehm im Vergleich mit Mario Barth.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.01.2020 um 09.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42686

Ein Freund verlinkt einen gewissen Dieter Nuhr, den ich denn auch ein paar Minuten lang angesehen habe, war mir bisher nur dem Namen nach bekannt. Soll das Kabarett sein oder was? Das Genre liegt mir sowieso nicht, wegen der Pointenhascherei. Aber diesen Wasserfall von Dummheiten hatte ich nicht für möglich gehalten, und alles von meinem Geld! Scheint aber sehr bekannt und daher auch beliebt zu sein.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 31.12.2019 um 10.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42680

Daß es Menschen gibt, die wahrsagen können, ist hinreichend erwiesen.
Jede Woche können einige alle sechs Lottozahlen richtig vorhersagen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.12.2019 um 05.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42678

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32846

Im selbstreferentiellen System unserer Medien werden auch zu Silvester 2019 die Prophezeiungen der "Baba Wanga" wieder hervorgekramt. Ob doch etwas dran ist? Usw. – So sondert sich die Spreu vom Weizen.

Das ist zwar primitiv, aber auf einem anderen Niveau geschieht dasselbe.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.12.2019 um 05.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42670

Erst jetzt stoße ich zufällig auf einen Beitrag des verstorbenen Slawisten Ronald Lötzsch (IM "Heinz", vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Ronald_Lötzsch).

Er zitiert mich, hat aber nicht verstanden, was ich mit der Leserorientiertheit meine. Esperantisten haben eben eine andere Sicht. Ich erwähne ihn hier, weil sich an seinem Beitrag (https://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/Utopie_kreativ/85-6/85_6_Loetzsch.pdf) zeigen läßt, wie leicht es für einen Sprachwissenschaftler ist, dem Deutschen eine schlüssige Orthographie auf den Leib zu schneidern. Natürlich ist sie rein phonologisch, s. o.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.12.2019 um 16.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42664

Nach dem tödlichen Lawinenabgang in Südtirol wird gemeldet:

Laut dem Sprecher der Carabinieri habe keine Lawinengefahr bestanden. (Tagesspiegel 30.12.19)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.12.2019 um 07.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42634

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39220

Vgl. http://rechtschreibung.com/Forum/showthread.php?threadid=1251 (Milliarde Neger)

Ich finde ja die ganze Political correctness bedenklich und hätte nichts gegen die Beibehaltung der herkömmlichen Bezeichnungen gehabt. Das ist leider verpaßt worden. Von der genannten Website habe ich mich vor rund 15 Jahren trennen müssen.

Wer früher sein ganzes Leben dem Studium der Zigeuner- oder Negersprachen widmete, konnte wohl kaum rassistisch verdorben sein, auch wenn die Afrikanisten eine gewisse paternalistische Haltung nicht verleugneten. (Ich habe selbst noch hochbetagte, oft mit der Mission verbundene Vertreter kennengelernt.)

Natürlich kann man auch die Migrationspolitik kritisieren, aber hier kommt doch ein ganz anderer Zungenschlag hinzu. Damit will ich nichts zu tun haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.12.2019 um 09.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42628

Die Geschichte des modernen Westens ist eine Geschichte der Widersprüche und der Ungleichzeitigkeiten. (Winkler: Werte und Mächte 15)

In der Natur gibt es keine Widersprüche und Ungleichzeitigkeiten. Winklers Standpunkt ist nicht-naturalistisch, teleologisch, metaphysisch. Man glaubt zu wissen, „wie spät es ist“ oder „was die Stunde geschlagen hat“ – „Ursprung und Ziel“ der Weltgeschichte. Das kann Heilsgeschichte sein oder die säkularisierte marxistische Form, auch Kreislauflehren gehören hierher.

In solchen Werken hängt alles Geschichtliche irgendwie sinnvoll zusammen. Das prägt auch die Sprache. Sie stellt Kohärenz zwischen den Tatsachen her.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.12.2019 um 11.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42621

Manche Leute schreiben über ein Vorwort Statt eines Vorworts oder Anstelle eines Vorworts (bitte googeln!). Das sieht überlegt ("reflektiert") aus und ist ja auch nicht verkehrt, denn an welcher Stelle soll ein Vorwort stehen, wenn nicht an der Stelle eines Vorworts?
Statt eines Buchs über den Rat für deutsche Rechtschreibung schreibe ich gerade ein Buch über den Rat für deutsche Rechtschreibung und hoffe, daß viele es anstelle vieler Leser lesen werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.11.2019 um 12.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42504

Warum schleppt das amtliche Wörterverzeichnis noch Krepp "Eierkuchen" mit? Das zu tilgen wäre doch ganz leicht gewesen. Was tut der Rat eigentlich den lieben langen Sitzungstag?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.11.2019 um 04.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42470

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42343

Wie erwartet:

Trump mit Gattin und Pence haben dem Hund Conan eine Medaille und ein Zertifikat überreicht.

Er hat IS-Anführer persönlich aufgespürt und zur Strecke gebracht: Militärhund Conan. Jetzt wurde dem Vierbeiner gar ein Besuch im Weißen Haus und eine Auszeichnung von US-Präsident Donald Trump zuteil. (web.de 26.11.19)

Die "Strecke" wird länger, der Krieg auch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.11.2019 um 16.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42459

Das ohnehin schon verhehrende Ergebnis der Union bei der EU-Wahl ... (zeit.de 23.11.19)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.11.2019 um 09.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42442

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35869

Zum Beispiel das zehnjährige Jubiläum der Rechtschreibreform wurde mindestens 2006, 2008, 2015 und 2017 begangen, wahrscheinlich noch öfter, und nun hatten wir schon mehrmals das zwanzigjährige und werden es spätestens in sechs Jahren wieder haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.11.2019 um 09.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42417

Herzogin Meghan hat noch keine britische Staatsangehörigkeit. Hat die Queen sie denn? Bekanntlich hat sie keinen Paß, weil der im Namen der Queen ausgestellt wäre. Bis vor 40 Jahren waren die Briten einfach Untertanen der Krone, aber für die königliche Familie selbst traf das nicht zu, oder?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 14.11.2019 um 18.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42403

Stimmt, hier bekommt man den Text mit der Rücktaste wieder, aber im Diskussionsforum geht das nicht, da ist der Text endgültig weg.
 
 

Kommentar von Paul Westrich, verfaßt am 14.11.2019 um 15.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42402

Ich hatte vor einiger Zeit schon einmal angeregt, im Header der Seiten charset=iso-8859-1 durch charset=utf-8 zu ersetzen. Möglicherweise löst dies das Problem. Erklärungen zur Zeichenkodierung siehe
http://floern.com/webscripting/umlautproblem
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.11.2019 um 14.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42401

Verloren ist der Text nicht, man kommt durch den Rückwärtspfeil zur Eingabe zurück und kann dann die versehentlich noch verwendeten Hochkommas durch Akzentzeichen ersetzen, dann geht es wieder. Aber das sind Notbehelfe, nicht sehr einladend, das finde ich auch.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 14.11.2019 um 11.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42400

Vielleicht steht es auch im Zusammenhang mit anderen alten Problemen.
Im Diskussionsforum kann man ja schon lange keine Umlaute und Eszett mehr benutzen. Es ist wohl das lästige Umschreiben oder daß der eingegebene Text oft verloren geht, was schon fast ganz zum Einschlafen des Diskussionsforums geführt hat.

Aber auch hier im Tagebuch funktioniert die Suche nach Wörtern mit Umlaut oder Eszett nicht.

Außerdem kann man im Tagebuch schon lange kein Hochkomma (Apostroph) mehr benutzen. Es führt dazu, daß der ganze mühsam eingegebene Text verloren ist.
Gibt es niemanden, der das beheben kann? Vor 10 oder 15 Jahren hat das alles noch funktioniert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.11.2019 um 05.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42394

Mea culpa?

Ich habe den Verdacht, daß der ab und zune Kollaps dieser Website auf mich zurückgeht. Manchmal (aber längst nicht immer), wenn ich einen älteren Eintrag korrigiert oder ergänzt habe, stelle ich hinterher das Malheur fest. Ich werde also einstweilen von meinen Administratorrechten keinen Gebrauch mehr machen (außer beim morgendlichen Löschen von Troll-Vandalismen).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.11.2019 um 05.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42384

Unter „Jugend schreibt“ liest man in der FAZ (11.11.19), in den 50er Jahren habe eine Hemingway-Übersetzerin joystick als Liebesstängel wiedergegeben. Wenn schon, dann wohl Liebesstengel. Aber in Wirklichkeit dürfte es sich um eine falsche Erinnerung an Freudenspender statt Steuerknüppel (aus „Fiesta“) handeln, worüber in der ZEIT berichtet worden war. (https://www.zeit.de/1994/04/hymne-an-den-freudenspender/komplettansicht)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.10.2019 um 08.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42343

(Auch zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28039 und http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28048)

Die FAZ (31.10.19) erörtert aus gebührender Distanz die Tötung Bagdadis und vergleicht sie mit der Tötung Bin Ladins vor acht Jahren. Im Falle Bin Ladins scheint sich inzwischen die Auffassung durchgesetzt zu haben, daß die Aktion der USA illegal war. Allerdings bezieht sich die Verfasserin nur auf das Völkerrecht, nicht auf die Menschenrechte.

Die Metapher vom „war on terror“ soll nach Absicht der USA wörtlich verstanden werden, aber dazu fehlt es an vielem. Al Qaida hatte kein Staatsgebiet, keine militärischen Strukturen, Bin Ladin war kein Befehlshaber, wurde nicht bei Kampfhandlungen umgebracht usw.

Daß Bagdadi „seiner gerechten Strafe zugeführt“ worden sei (wie seinerzeit Bin Ladin), kann man im wörtlichen juristischen Sinn auch nicht sagen, denn ohne Gerichtsverfahren wird nicht bestraft, sondern „liquidiert“ oder „ausgeschaltet“ (BILD u.a.).

Seither kann man den Mächtigen dabei zuschauen, wie sie dabei zuschauen, wie der Feind erledigt wird. Das kann man obszön finden.

Trump feiert den „Schäferhund, der den IS-Chef zur Strecke brachte“. Ein Bildnis des Hundes ist veröffentlicht; es wäre nicht unpassend, ihm einen Orden zu verleihen.

Natürlich sind die USA selbst nicht von ihren Metaphern verführt, sondern haben diese Ausdrucksweise zu Propagandazwecken erfunden. Wir andern sind es, die darauf hereinfallen sollen, wie es unsere Medien ja denn auch bereitwillig tun.
Den besiegten Gegner zusätzlich zu demütigen (sub iugum mittere) verspricht nichts Gutes für die Zukunft. Die Erinnerung daran vergeht nicht, und der Haß derer, die die Toten als Helden verehrten, schlägt irgendwann zurück. Herodots Cantus firmus: Die heute triumphieren, werden morgen „winseln“ (Trump) und umgekehrt. Kann man auch bei Kant nachlesen. Manche lernen es spät, aber wenn sie sich mit dem vermeintlichen Erbfeind versöhnt haben, ahnen sie zumindest, wie dumm das Ganze war.

Sollten die Amerikaner (oder die Chinesen) zu der Erkenntnis kommen, daß auch in Deutschland Terroristen leben, denen die deutschen Behörden nicht energisch genug entgegentreten, könnten sie uns die schmutzige Arbeit abnehmen und uns von diesem Ungeziefer befreien.

A propos „winseln“: Mir scheint vieles an der Liquidierung Bagdadis unklar. Der wirkliche Ablauf wird sich um so schwerer rekonstruieren lassen, als die USA das Gelände anschließend bombardiert haben. Angeblich, um keine Kultstätte entstehen zu lassen. (Womit anerkannt wird, daß es sich nicht um eine gewöhnliche Verbrecherbande handelt, sondern um eine ideologisch gegründete Bürgerkriegspartei.)

Die "Kultstätte" braucht auch kein Terrain, sie kann in den Köpfen entstehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.10.2019 um 07.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42305

Jetzt ist wieder Igelzeit.

ZEIT ONLINE: Was darf man ihm als erste Notration geben, wenn er eindeutig unterernährt ist?

Fraaß: Bloß keine Milch! Davon bekommt er starke Durchfälle.


Als wir noch in einem hessischen Dorf wohnten und einen großen Garten hatten, stellten wir einer Igelfamilie abends rohe Milch (direkt von der Kuh) hin. Nötig war das nicht, aber lustig. Sie standen alle mit ihren schmutzigen Füßchen in der Milchschale, und dann trieben sie die leere Schale noch mit Geklapper über die Terrasse. Von Durchfall war nie etwas zu merken. Das könnte eine Legende sein.

Hier in Spardorf haben wir mal zwei magere Igel aufgegriffen und im Keller überwintern lassen, wo sie auf den Winterschlaf verzichteten. Ihre Lieblingsspeise war gekochtes Hühnerfleisch (billiges Suppenhuhn). Aber das Ganze war eine schmuddelige Angelegenheit, weil sie nicht aufs Klo gehen, und nach dem Auswildern im April mußten wir den Kellerboden gründlich schrubben.

So klein der Garten jetzt ist, gibt es doch immer wieder Gäste unter den Reisighaufen, die wir ihnen zugedacht haben.

Ich will bei dieser Gelegenheit anmerken, daß es in den Gärten kaum noch Vögel gibt, wegen der unzähligen Katzen, die manche Nachbarn halten. Die Vögel werden nicht durch Windräder dezimiert, sondern durch die Landwirtschaft, den Verkehr, 15 Millionen Katzen und Glasfassaden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.10.2019 um 09.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42299

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42214

Die "Schote" ist ein weiteres Zugeständnis an den Laien, denn die Cucurbitaceen tragen ja Beeren. Unwahrscheinlich genug, wenn man den "Atlantic Giant" sieht, der in unserem Vorgarten liegt (nachdem uns ein freundlicher Pferdehalter eine Fuhre Mist geschenkt hatte). Eher schon beerenhaft der Hokkaido-Kürbis, der sich während unseres Urlaubs in sechs Meter Höhe auf einem Baum entwickelt hat und nach dem Abwelken der Ranke wie ein botanisches Wunder anzuschauen war, das alle vorübergehenden Eltern ihren Kindern zeigten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.10.2019 um 06.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42257

Laut FAZ ist der Fall Baberowski/HU „symptomatisch für einen Wissenschaftsbetrieb, der seit der Bologna-Reform, dem rapiden Wachstum des universitären Prekariats und der Überflutung der Lehrstühle mit Projektanträgen zunehmend verkommt.“ (18.10.19)

Das stimmt nicht. Vor 50 Jahren war das schon genau so. Der linke studentische Pöbel hatte praktisch die Macht ergriffen, übte das Niederbrüllen als bevorzugte, auch gänzlich risikolose Kommunikationsweise und konnte unter den wohlwollenden Blicken des Universitätspräsidiums jeden Vorlesungsbetrieb lahmlegen. Auch damals war z. B. in Marburg der ASTA von höchstens acht Prozent der Studentenschaft gewählt wie heute der RefRat in Berlin (an der naturwissenschaftlichen Fakultät lag die Wahlbeteiligung bei zwei bis drei Prozent), aber weil es kein Quorum gab, konnte man die Machtergreifung der „Marxisten-Leninisten“ nicht verhindern. Die Alternative war der RCDS, auch nicht gerade berückend. Hätte man den Status der „Studentenvertretung“ durch höhere Beteiligung quasi legitimieren sollen?
(S. auch http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1575#25809)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.10.2019 um 07.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42217

Warum Trump die Kurden ihrem Schicksal überläßt:

"They didn’t help us with the Second World War. They didn’t help us with Normandy."

Ich habe auch noch nie etwas von Kurden in der Normandie gehört. Allerdings auch nicht von Uiguren, denen Trump nun mit Wirtschaftssanktionen gegen China zu Hilfe kommt.
Übrigens dürften unter den Invasionstruppen in der Normandie auch US-Soldaten kurdischer Herkunft gewesen sein, auch wenn Zahlen dazu nicht auffindbar sind. Eine andere „Hilfe“ von Kurden war ja auch schwer möglich.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 09.10.2019 um 10.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42214

Kürzlich hat der Kabarettist Dieter Nuhr von einem Globuli gesprochen. Der kennt den Singular natürlich ebenfalls, aber er will verstanden werden. Ich selbst kaufe ab und zu eine Zucchini(-Schote).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.10.2019 um 06.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42213

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40559

Der Massenmörder von Kitzbühel war ein "Einheimischer", was für einen WELT-Leser sofort "die Frage aufwirft, wie lange er denn schon einheimisch war".

Der Lkw-Fahrer von Limburg ist wenigstens Syrer. Allah sei Dank, daß dort die Welt noch in Ordnung ist!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.10.2019 um 05.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42211

Zucchino „besonders fachsprachlich, selten“ (Duden)

Na ja, fachsprachlich... (Welches Fach? Nicht meins) Ich weiß, wie die Frucht auf italienisch heißt, will aber dem Gärtner am Marktstand und den übrigen Kunden nicht mit meiner Bildung auf die Nerven gehen und sage lieber eine Zucchini, zwei Zucchinis. Weil es aber herablassend ist, fühle ich mich damit auch wieder nicht ganz wohl. Vielleicht denkt der Händler: Herr Ickler weiß, wie es richtig heißt, aber mir zuliebe verleugnet er es.
Lieber nehme ich gleich gelbe Rüben. Die würde ich zwar eigentlich Möhren nennen, aber das weiß der gute Mann ja nicht. Oder doch?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.10.2019 um 05.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42197

Zur Erleichterung des Geschichtsunterrichts wird die KMK anordnen, daß die Berliner Mauer am 3. Oktober gefallen ist. Das ist dieselbe Logik wie bei der Anordnung der volksetymologischen Schreibweisen (einbläuen) zur Erleichterung des Schreibens. Irgendwie war ja auch erst am 3. Oktober das Ende der deutschen Teilung und damit der eigentliche Mauerfall. Die falsche Datierung ist auch schon so verbreitet, daß die wenigen Kritiker sich nicht so elitär zieren sollen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.10.2019 um 04.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42195

Auch dieses Jahr wieder dieselbe historische Taschenspielerei mit dem Nationalfeiertag. Das Google-Doodle zum 3.10.2019 zeigt stilisiert Menschen, die auf der Berliner Mauer sitzen oder tanzen. In den Kommentaren (auch tags zuvor in der FAZ) wird durchweg der Mauerfall gefeiert, daneben an Genschers Balkonrede erinnert, samt Fotos, obwohl die Verfasser es besser wissen. Bilder von der Vertragsunterzeichnung sind nicht zu sehen. Der Tag verschmilzt im Bewußtsein der Deutschen unaufhaltsam mit den Ereignissen fast ein Jahr früher. Selber schuld.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.09.2019 um 03.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42114

Zu den Schrecknissen des Alltags gehören Textilgeschäfte, besonders die Abteilung für Herrenoberbekleidung. Schon der Geruch...

Ich sollte mal was Neues bekommen für die Hochzeit einer meiner Töchter, wurde also in ein solches Etablissement geschleppt.

Der Angestellte entwickelte eine bemerkenswerte Beredsamkeit, wußte nicht, daß ich mich dafür mehr interessierte als für das Gewebe.

Anscheinend hat sich, quasi naturgesetzlich wie der Klimawandel, etwas verändert. Man trägt jetzt braune Schuhe und offenes Hemd. Die braunen Schuhe seien zuerst in Italien beobachtet worden, inzwischen sind sie über die Alpen gewandert.

(Ich habe trotzdem meine 40 Jahre alten schwarzen Schuhe getragen, aber auf den Schlips gern verzichtet. Die ganze Hochzeitsgesellschaft hat sich dann bei 32 Grad im Schatten alsbald des steiferen Zeugs entledigt.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.09.2019 um 04.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42068

Übrigens:

Ina Seidel und Agnes Miegel (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42067) sind mir aus meiner Kindheit als beliebte Lesebuch-Autorinnen in Erinnerung. Beide in der jungen Bundesrepublik hoch geehrt. Näheres in ihren Wikipedia-Biographien. Noch heute sind Schulen und Straßen nach den beiden benannt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 31.08.2019 um 00.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42036

Ich bezweifle, daß sich der Zeitgeist grundlegend verändert (hat). Ich sehe eher die Gefahr, daß die konstant relativ wenigen geistig zurückgebliebenen Politrowdies, die man gleichwohl nie völlig ausschließen kann, von den sich um die politische Mitte drängenden und um Machterhalt besorgten etablierten Parteien instrumentalisiert werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.08.2019 um 19.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42035

Das ist zwar nicht meine Sorge, aber ein gewisser Zeitgeist ist inzwischen so verbreitet, daß ich mit dem Schlimmsten rechne. Das will ich wenigstens rechtzeitig zur Sprache gebracht haben.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 30.08.2019 um 18.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42034

"Qui tacet, consentire videtur."
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.08.2019 um 17.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42033

Lieber Prof. Ickler,
ich wundere mich oft, daß Sie solchen sich selbst disqualifizierenden Kommentaren in der WELT oder in anderen Online-Medien überhaupt soviel Aufmerksamkeit geben. Ich lese so etwas gar nicht erst. Es hat schon immer gering bemittelte Menschen gegeben, die dummes und beleidigendes Geschwätz von sich geben. Ich glaube nicht, daß es heutzutage mehr geworden sind, sie werden nur jetzt im Internet häufiger wahrgenommen. Trotzdem glaube ich nicht, daß sie sich dadurch vermehren. Deswegen würde ich sie einfach ignorieren. Klar, manchmal denkt man schon, ob es nicht besser wäre, solche Dummheiten stärker zu unterdrücken. Aber dann ist wieder die Frage, wo genau soll man die Grenze ziehen, ab wann ist Meinungsfreiheit in Gefahr. Ich denke, es gibt halt solche Menschen, dagegen kann man nichts machen, sollen sie ihre Spielwiese haben, wer vernünftig ist, nimmt sie sowieso nicht für voll.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.08.2019 um 05.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42030

Ich würde ein Kind mit Asperger-Syndrom nicht unbedingt „eine kluge junge Frau mit einem klaren Ziel“ nennen. (Ein WELT-Leser, der damit seine eigene Intelligenz unter Beweis stellt.)

Viele Herren nehmen Greta Thunberg auch übel, daß sie nicht so sexy aussieht, wie es sich für eine 16jährige gehört. Da rutscht einem schon mal Klima-Bettnässer oder das etwas inkonsistente zopfgesichtige Mondgesicht heraus.

Wie nennt man eigentlich die Neigung zu unflätigen Entgleisungen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.08.2019 um 06.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42012

Nachtrag zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41967

Nach Angaben der Deutschen Bahn sind im Fernverkehr 38 % der Züge technisch voll funktionsfähig (bezogen auf Juni 2019), bei den ICE geschätzt 25 %. Jeder zehnte Defekt betrifft die Türen.

(Meine Frau ist mir mit Tochter und Enkelin nachgereist und erlebte Aufregendes. Zweimal blieben die Züge wegen Überfüllung stehen. Ein Zugführer sagte durch, er werde unter diesen Umständen nicht weiterfahren, sondern seine Sachen packen und nach Hause gehen. Usw.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.08.2019 um 06.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#42009

Der Paritätische Gesamtverband kritisiert, dass Berufssoldaten freie Fahrten bekommen. Besser sollten junge Menschen in Freiwilligendiensten kostenlose Tickets erhalten, die für „400 Euro im Monat echten Einsatz für unser Gemeinwesen leisten“. (FAZ 22.8.19)

Das war zu erwarten. Es kann aber doch nicht sein, daß jeder Bufdi dieselbe Ehrung erhält wie ein Soldat! Vielleicht könnte man andere Formen der Respektbezeugung wiedereinführen. Zivilisten sollten den Gehsteig verlassen und grüßen, wenn ihnen ein Uniformierter entgegenkommt usw. Vergessen wir doch die Schnapsidee vom "Bürger in Uniform"! Freilich hat die Bundeswehr selbst zum Mißstand beigetragen, weil sie den Dienst am Vaterland jahrzehntelang wie einen interessanten technischen Beruf beworben hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.08.2019 um 04.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41991

„Wie ticken die Klimaschützer?“ Wir kennen schon „Wie ticken die Gegner der Rechtschreibreform?“ So hat man was zu forschen und zu veröffentlichen, ohne sich selbst die Hände schmutzig zu machen. Die Sache selbst „interessiert uns nicht“ (so der Germanist Oskar Reichmann über die Rechtschreibreform).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.08.2019 um 12.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41988

Ein Hongkong-Chinese, mit dem wir 1986 in Tianjin Tür an Tür wohnten, bemühte sich schon damals um die Auswanderung nach Australien, weil er voraussah, daß die relative Autonomie Hongkongs nicht von Dauer sein werde. Das meinten auch viele andere – elf Jahre vor der Übergabe an die VR. – Daran muß ich jetzt wieder denken.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.08.2019 um 04.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41967

In einer Zuteilungswirtschaft, wie sie den Linken und einem Teil der SPD (Kühnert) vorschwebt, ist es nicht möglich, sich für mehr Geld mehr zu kaufen, als man unbedingt braucht. Darum wäre es konsequent, die erste Klasse in der Bahn abzuschaffen. (Ich bin gerade ausnahmsweise erster Klasse gefahren, es hat mir aber nichts genutzt, denn der gesamte ICE blieb auf der Strecke, ich verpaßte alle Anschlüsse und mußte in der Provinz zwangsübernachten... Auch fehlte zwischendurch nicht das gewohnte Schild: die Klimaanlage sei ausgefallen, und man möge doch einen anderen Wagen aufsuchen, unter Wegfall der Reservierung.)

Wenn ich Frau Kramp-Karrenbauer recht verstehe, soll nicht das Verteidigungsministerium für die Freifahrten der Soldaten zahlen, sondern die Deutsche Bahn AG – also eine Wohltat auf Kosten Dritter. Der Wehrbeauftragte erwähnt die „Staatsnähe“ des Unternehmens, aber das erklärt nicht, warum Tickets nicht vom eigentlichen Arbeitgeber gezahlt werden sollen. Man könnte ebenso fordern, daß Soldaten kostenlos parken und Fischbrötchen bekommen sollten. Eine Grußpflicht gegenüber Uniformierten wäre sogar kostenlos zu haben.
Sind eigentlich Polizisten nicht derselben Anerkennung würdig? Krankenschwestern? Geldwerte Vorteile (hier im Wert einer BahnCard 100: 7435 € in der ersten Klasse, wie sie unseren Soldaten und Politikern zusteht und aus diesem Grunde doch beibehalten werden muß) müssen übrigens versteuert werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.08.2019 um 16.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41949

In letzter Zeit ist man hierzulande über Ai Wei-wei nicht mehr so begeistert, der "Tagesspiegel" zum Beispiel hat ihn erst kürzlich kritisiert. Vielleicht ist es kein Zufall, daß er nun umziehen will, aber das Getöse, mit dem er es begleitet, löst mit Recht nur Kopfschütteln aus. Er hat sich mit Berliner Taxifahrern gestritten, u. a. wegen Parfüm und offenen Fenstern; man geniert sich fast, es zu erwähnen. Sein Risiko besteht darin, daß diese Windbeutelei ein Licht auf frühere Leistungen werfen könnte. Ich bezweifele, daß er anderswo größere Anerkennung finden wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.08.2019 um 12.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41930

Haben die Iraner schon wieder einen Tanker "gekapert", wie u. a. die FAZ schreibt? Oder haben sie ihn unter dem Vorwurf des Ölschmuggels beschlagnahmt?

"Kapern" bedeutet ja eher erbeuten, und das machen Seeräuber.

Manipulieren die Chinesen den Yuan? Oder hören sie gerade mit dem Manipulieren (der künstlichen Stützung) auf?

Je nachdem, wie man es sehen will.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.08.2019 um 06.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41923

Man kann es gewiß verstehen, daß ein großer Gelehrter wie Wilamowitz sich nicht mit der Weimarer Republik anfreunden konnte (aber auch nicht mit den aufkommenden Nazis). Aber nachträglich schmerzt es doch, wenn man ihn in Nebensätzen über die "Ochlokratie" klagen hört (noch im Spätwerk über den Glauben der Hellenen); gerade das Beiläufige deutet an, wie hoffnungslos die Lage der Republik war. Unübertreffliche Kennerschaft der antiken Verhältnisse hatte offenbar nichts anderes hervorgebracht als diese gelehrte Verdammung, die nicht einmal begründet wurde, sondern als scheinbar selbstverständlich auftrat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.07.2019 um 17.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41900

Ich habe gar nichts von ihr gelesen und bin nach den lexikographischen Auskünften auch nicht neugierig, war nur immer wieder erstaunt über die breite Resonanz in den USA, eigene Gesellschaften, deren Websites usw.

Daher meine Vermutung, daß der enorme Unterschied in der Rezeption etwas mit tiefersitzenden Unterschieden zwischen unseren Ländern zu tun haben könnte.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 31.07.2019 um 15.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41899

Ich bin mir nicht sicher, ob man Ayn Rand wirklich als anspruchsvolle Schriftstellerin oder eher als Autorin von Trivialliteratur in einer Reihe mit Karl May oder Stephen King betrachten sollte. The Fountainhead fand ich recht unterhaltsam, den dicken Wälzer Atlas Shrugged jedoch ziemlich langweilig. Das waren meine ersten beiden Bücher, die ich auf englisch gelesen habe.

Bei Ayn Rand geht es immer wieder um die Problematik von Altruismus, gegen den sie sich richtet, weil er die Gesellschaft nicht voranbringe. Sie ist mehr für einen gesunden Egoismus. Vielleicht ist sie darum besonders in Amerika populär, aber auch viele Gutmenschen bei uns könnten sich davon eine Scheibe abschneiden.
Und dann spielt am Ende von The Fountainhead noch die Macht der Medien eine große Rolle, woran mich auch das aktuelle Geschehen in Deutschland öfter erinnert.
Sogar ihr Privatleben wurde verfilmt, dabei kokettiert sie gern mit ihrer selbstbewußten Lebensweise. Ihr Mann hatte feste Zeiten zu akzeptieren (was er auch tat), in denen sie sich mit ihrem Liebhaber traf.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.07.2019 um 12.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41894

Vielleicht sollte man, um die USA besser zu verstehen, Ayn Rand lesen. Drüben hat sie immer noch eine Riesenauflage und eine große Anhängerschaft, hierzulande ist sie praktisch unbekannt. Das ist ein verblüffender Unterschied, viel zu wenig beachtet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.07.2019 um 12.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41884

„Nochmal für alle zum Mitschreiben: es gibt keinen Klimawandel! Im langjährigen Mittel wird es eher kälter als wärmer. Und auch die Alpengletscher haben in den letzten Jahrzehnten deutlich an Masse zugelegt. Das hat mittlerweile auch die Wissenschaft erkannt.“ (Leser bei welt.de 28.7.19)

(Denselben Textbaustein hat er schon im Juni eingetragen. - Es gibt eigene Websites, auf denen unermüdlich nachgewiesen wird, daß das Klima sich nicht wandelt, sondern kälter wird.)

Mit Menschen, die „noch mal für alle zum Mitschreiben“ sagen, kann man erfahrungsgemäß nicht diskutieren. Sie wiederholen einfach, was sie schon immer gesagt haben, und dabei bleibt es. Man könnte es den "Basta-Stil" nennen.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 25.07.2019 um 10.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41879

Und das schreibt er, nachdem die Gegner Trumps und Johnsons gerade vernichtende Niederlagen erleiden mußten. Wer gibt für solche »Analysen« Geld aus?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.07.2019 um 05.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41877

Nachdem wir gefühlt tausendmal vom Narzißmus Trumps, Johnsons und aller anderen Politiker gelesen haben, überrascht uns die FAZ mit der Erkenntnis:

Trumps und Johnsons Ideologie ist der Narzissmus. (Berthold Kohler, 25.7.19)

Neu ist, daß man so etwas als „Ideologie“ bezeichnen kann.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.07.2019 um 05.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41828

Die Tagesschau hatte weitergegeben:

Iran wollte offenbar britischen Tanker kapern (11.7.19)

Inzwischen ist nicht mehr vom "Kapern", sondern nur noch von „Belästigung“ des Tankers die Rede. Vielleicht waren die iranischen Boote einfach in der Nähe. Ist ja auch egal.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.07.2019 um 05.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41827

Er [Trump] beklagte sich, dass die Medien oft auf Rechtschreibfehlern in seinen Tweets herumritten. Dabei sei er eigentlich gut in Rechtschreibung. "Aber die Finger sind nicht so gut wie das Hirn." (t-online.de 12.7.19)

Ungefähr die Hälfte von Trumps Fehlern sind Tippfehler (die normalerweise aus Regierungsverlautbarungen herausredigiert werden), die anderen sind Rechtschreibirrtümer und Bildungslücken.

"Not only is covfefe a word, it’s the greatest word ever uttered." pic.twitter.com/kWhfLrFaKn
— Zach Braff (@zachbraff) May 31, 2017
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.07.2019 um 12.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41825

Entstehung einer Tatsache:

Britisches Kriegsschiff soll Tankerüberfall durch Iran verhindert haben (welt.de 11.7.19)

Britisches Kriegsschiff verhindert Tankerüberfall durch Iran (welt.de 3 Stunden später)

(Ist es denkbar, daß iranische Boote in Sichtweite eines britischen Kriegsschiffs einen britischen Öltanker überfallen wollten? Klingt eingebettet, stammt auch von Fox News.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.07.2019 um 08.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41815

FAS 7.7.19: Namenforscher Jürgen Udolph erklärt den Familiennamen Rackete (Rokete usw.) und meint mit Recht, daß die Namengebung nach der Wohnstätte des Namensträgers heute kaum noch möglich wäre – in unserer „administrativ verwalteten Welt“. Letzteres ist allerdings doppelt gemoppelt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.07.2019 um 04.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41807

Übrigens kommt der seltsame Familienname der jetzt oft genannten Kapitänin Rackete aus dem Slavischen, wo es eine Weidenart bezeichnet. Dagegen ist die Rakete eine Rück-Entlehnung aus dem Italienischen, s. Grimms Wörterbuch unter Rocken.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.07.2019 um 09.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41789

Das rechte Pack hat sich einen neuen Spottnamen für Merkel ausgedacht: Zitterraute. Es erinnert an die Gemeinheiten der Nazis gegenüber den Juden. Selbst wenn man Haßrede eindämmen könnte – diese Niedertracht würde buchstäblich unten durchrutschen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.06.2019 um 05.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41762

Ganz Schlaue sinnen über Mißstände nach, die zum Absturz zweier Eurofighter geführt haben könnten. Wir Älteren erinnern uns des Starfighters – eine unfaßbare Geschichte eigentlich, die man sich ab und zu noch einmal vor Augen halten sollte. Eine Zeitlang stürzte durchschnittlich alle zwei Wochen eine Maschine ab. ("Danke, Herr Strauß!" hätte man im Stil der heutigen Zeit sagen müssen.)

Ähnlich ungläubig nehmen jüngere Leute zur Kenntnis, daß wir uns vor 50 Jahren, bei sehr viel weniger Straßenverkehr, mit fast 21.000 Verkehrstoten jährlich abgefunden haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.06.2019 um 16.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41713

Nach den hunderttausend Haßbriefen über Greta Thunberg war es etwas still geworden, aber nun wurde bekannt, daß sie ein sehr gutes Abschlußzeugnis bekommen habe, und schon fallen sie wieder über das Mädchen her. Welcher Lehrer würde es wagen, der heiligen Greta eine schlechte Note zu geben usw. Den Zuschriften merkt man an, daß ihre Verfasser keine besonders guten Noten gehabt haben dürften, aber das erklärt nicht die ganze Enthemmtheit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.06.2019 um 15.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41697

Eigentlich ist heute ja der eigentliche Tag der deutschen Einheit. Die Zeitungen wissen schon gar nichts mehr davon. So schnell geht das.

Der Fall der Mauer darf es auch nicht sein, sondern der Tag, an dem Kohl – was war es noch mal?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.06.2019 um 14.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41675

Welt-Leser zu Kramp-Karrenbauer:

Da ist wenigstens mal eine Frau, die eine Meinung vertritt. Sie muss ja nicht jedem gefallen. Merkel war die Fahne im Wind, ohne rechte Aussage und einem immerwährenden, gestellten lächeln.

Komisch, nach meiner Erinnerung lächelt Merkel selten, und dann wirkt es nicht gerade gestellt. Der Unterschied zu Heidi Klump oder dem Dalai Lama fällt auf.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.06.2019 um 04.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41650

Trump, sitting next to a visibly uncomfortable taoiseach, Leo Varadkar, waded into the Brexit debate minutes after Air Force One touched down at Shannon airport on Wednesday afternoon.
“I think it will all work out very well, and also for you with your wall, your border,” he said at a joint press conference. “I mean, we have a border situation in the United States, and you have one over here. But I hear it’s going to work out very well here.”

Varadkar interjected that Ireland wished to avoid a border or a wall, a keystone of Irish government policy.

“I think you do, I think you do,” Trump said. “The way it works now is good, you want to try and to keep it that way. I know that’s a big point of contention with respect to Brexit. I’m sure it’s going to work out very well. I know they’re focused very heavily on it.”
(https://www.theguardian.com/us-news/2019/jun/05/ireland-visit-donald-trump-arrives-leo-varadkar-discussions)

(Man kann die lustige Szene auch ansehen.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.06.2019 um 13.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41644

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34650
und Herrn Riemers Anmerkungen dazu:

The phrase ‘I was like’ (meaning ‘I said’), which would have been incomprehensible as recently as 20 years ago, is now commonplace. So is ‘cool’ as a term of approval. (Richard Dawkins 2011)

Das bestätigt unsere Vermutungen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.06.2019 um 06.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41631

Über Politiker im EU-Hoodie (vgl. http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=208#1964) machen sich die Medien schon lustig. Das Modell „mit ohne“ einen Stern (Achtung, Botschaft!) kostet 60 €. Manche Berufsjugendlichen sehen etwas rausgewachsen aus.
S. auch die Modenschau hier: https://sz-magazin.sueddeutsche.de/vorgeknoepft-die-modekolumne/europa-outfit-wahl-87312

Warum sehe ich Politiker nicht so gern im ewigen Freizeit-Look?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.06.2019 um 01.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41618

Ob Homöopathie oder Horoskop, das ist alles eins. Zwar nicht in Zeitungen wie FAZ und SZ, aber in den meisten regionalen Tageszeitungen gibt es wöchentlich oder sogar täglich ein Horoskop. Da muß es wohl auch Leute geben, die diesen Schrott lesen.

In der DDR haben sich die Agitatoren über den Wunderglauben im Westen lustig gemacht. Ich habe das damals nicht geglaubt, weil man eben gar nichts glauben konnte, was der Kommunistenadel (z. B. Karl Eduard von Schnitzler) so abgesondert hat. Manche Überraschung über den wirklichen Westen gab es nach der Wende also schon, auch für die, die nicht auf die SED-Geiferer hereingefallen waren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.06.2019 um 15.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41617

Was Herr Virch sagt, ist in den Augen jedes vernünftigen Menschen ein schlagendes Argument. Der würde auch erkennen, daß die Anerkennung auch nur einer einzigen der geheimnisvollen Kräfte oder Energien, von denen unsere Schulweisheit sich angeblich nichts träumen läßt, unser ganzes Weltbild umstoßen würde. Niemand würde sich mehr in ein Flugzeug oder auch nur Auto setzen. Aber genau dies sehen die Eingeweihten nicht.
So auch die Wundergläubigen. (Wieso "auch"? Sie sind es!)

Wenn die Kassen in falsch verstandener Toleranz die Medizin nicht mehr von der Paramedizin unterscheiden zu dürfen glauben, dann ist das Schicksal der Wissenschaft besiegelt. Das Privileg, die Wirksamkeit seiner Mittelchen nicht nach den sonst gültigen Kriterien nachweisen zu müssen, muß fallen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.06.2019 um 15.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41616

Natrium muriaticum ist eines der wichtigsten homöopathischen Mittel für die Behandlung chronischer Krankheiten. (...) Um das homöopathische Mittel Natrium muriaticum herzustellen, wird Steinsalz in kochendem Wasser gelöst. Die gefilterte Lösung wird zum Verdunsten gebracht. Das zurückgebliebene Salz wird dann homöopathisch potenziert – also mehrfach verdünnt und „verschüttelt“. So erhält man die verschiedenen Natrium muriaticum-Potenzen. (https://www.netdoktor.de/homoeopathie/natrium-muriaticum/)

Das schreibt eine Ärztin.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 01.06.2019 um 14.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41615

Ein Drittel der Bevölkerung glaubt an Homöopathie, allerdings nicht, wenn es um Verhütung geht. Auch Gebete gelten nicht als zuverlässiges Mittel.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.06.2019 um 12.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41614

Manuela Schwesig ist Schirmherrin eines Homöopathen-Kongresses (SZ Mai 2019). Paßt.

Die Barmer erklärte gegenüber dem Bundesverband Patienten für Homöopathie auf Nachfrage: „Es gibt derzeit keine Pläne, unseren Versicherten homöopathische Leistungen nicht mehr wie bisher zu erstatten.“ Die Begründung: „Wir leben in einer zunehmend pluralen und selbstbestimmten Gesellschaft, in der die Vorstellungen von Gesundheit, Gesunderhaltung und Therapie nicht einheitlich gestaltet und vorgegeben werden sollten.“

Die Merchants of doubt nutzen auch hier ihren Spielraum. Ein Drittel der Bevölkerung glaubt an Homöopathie. Es wird bedient. Homöopathische Hersteller von „Heilmitteln“ bedrohen Kritiker mit Unterlassungsklagen. Einige Gerichtsurteile wären wünschenswert. Ob sie ebenfalls mit den „Vorstellungen von Gesundheit“ argumentieren werden?

Bevor die Schulen digitalisiert werden, sollten sie lieber ihrer Pflicht zur Aufklärung nachkommen.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 22.05.2019 um 23.13 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41536

Auch schön: Unwucht.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 22.05.2019 um 19.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41535

»Reine« Negation liegt beispielsweise vor in Unsterblichkeit, aber nicht in Unmensch. Dem Unmenschen wird seine Menschlichkeit abgesprochen, aber nicht sein Menschsein.

Wenn in Unmenge etwas negiert wird, dann vielleicht die Bestimmbarkeit dieser Größe. Aber Menge selbst ist ja auch schon unbestimmt.

Wer entscheidet darüber, was ein Präfix »in Wirklichkeit« bedeutet?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 22.05.2019 um 12.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41533

Meiner Ansicht nach geht es bei der Vorsilbe Un- auch bei den Wikipedia-Beispielen Unzahl, Unsumme, Unmenge, Untier nur scheinbar um ein Augmentativ. In Wirklichkeit handelt es sich immer um eine Negation.

Natürlich ist auch das Untier eigentlich ein Tier, und auch der Unmensch ist eigentlich ein Mensch. Aber darum geht es überhaupt nicht. Wenn man Untier, Unmensch sagt, dann meint man, es sei so schrecklich, abwegig usw., daß es eben irgendwie kein Tier oder Mensch ist. Man sagt das ja auch ganz wörtlich, z. B. so: "Das sind keine Menschen mehr, die so etwas tun." Also Nichtmenschen, Unmenschen, wie Nichttiere, Untiere. Das hat nichts mit der Größe zu tun, es ist reine Negation.

Genauso ist das mit unvorstellbaren, erschreckenden Zahlen, Summen, Mengen, keine, mit denen man gewohnt ist umzugehen, also eigentlich gar keine richtigen Zahlen, Summen, Mengen.
Die einzige Eigenschaft, mit der eine Zahl, Summe, Menge erschrecken kann, ist eben ihre Größe. Deshalb wirkt das Un- hier zufälligerweise wie ein Augmentativ. Aber bei den anderen, gleichgelagerten Beispielen (Untier, Ungeheuer, Ungeziefer, Unmensch, Unhold, Unkraut, Untat ...) kommt es gar nicht auf die Größe an.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 22.05.2019 um 01.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41530

"Negation und negative Konnotation sind nicht dasselbe."

Dasselbe nicht, aber ist nicht eine negative Konnotation auch eine Negation?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.05.2019 um 20.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41529

Nee, es ist eher eine Lücke. Immerhin gibt es
Un...[art usw.].
Aber Unkosten gibt es natürlich. Und mein Wörterbuch ist deskriptiv.
Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1225#23021
und weitere Einträge dort.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 21.05.2019 um 19.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41528

Im Icklerschen Rechtschreibwörterbuch gibt es die "Unkosten" nicht. Zu recht, denn die gibt es gar nicht. Weder als Verneinung noch als Vergrößerung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.05.2019 um 15.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41526

Wie man sieht, wäre eine Definition wünschenswert. Vgl. übrigens unsere frühere Diskussion unter http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1464#24381 und vorangehenden Einträgen.
Auch zu "Steigerungsbildungen": http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34077 mit weiteren Verweisungen.

Werte auf Skalen unterzubringen gibt es viele Möglichkeiten.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 21.05.2019 um 13.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41521

Unkraut ist wohl eher „Ungemüse“ als Monstergewächs – ungenießbares Kraut eben. Das augmentative „Un“ findet sich häufig in grausigen Untiefen, die natürlich das Gegenteil von seicht sein sollen. Der Seemann sieht das anders.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 21.05.2019 um 12.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41520

Negation und negative Konnotation sind nicht dasselbe. Ein Untier mag ein schreckenerregendes Tier sein, aber es ist immer noch ein Tier.
 
 

Kommentar von manfred Riemer, verfaßt am 20.05.2019 um 23.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41517

Wikipedia:
»Die im Deutschen gebräuchliche Vorsilbe Un, wie z. B. bei Unzahl, Unsumme, Unmenge oder Untier, wird in diesen Beispielen nicht zur Negation gebraucht, sondern als augmentatives Präfixoid mit der semantischen Bedeutung „groß“.«

Untat und Unkraut fallen mir dazu gerade noch ein.
Von wegen nicht zur Negation! Alle diese Beispiele bedeuten nicht einfach nur eine große Zahl, Summe, Menge, Tat oder ein großes Tier, Kraut, sondern alle haben eine ausgesprochen negative bis sogar schreckliche Konnotation. Die drei letzteren müssen dazu gar nicht einmal besonders groß sein.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 20.05.2019 um 20.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41515

In erster Linie letzteres, aber wie beim Diminutiv kann man sich natürlich die Frage stellen, wie in Sprachen, die keine entsprechenden morphologischen Elemente kennen, die Skala zwischen Kleinerem und Größerem ausgedrückt wird.

Die Wortbildungstechnik kann ja im übrigen auch uneigentlich verwendet werden, z. B. ahorrita im mexikanischen Spanisch. Ist das ein Diminutiv oder sozusagen bloß ein Diminutivoid?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.05.2019 um 16.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41509

Jetzt fehlt nur noch eine Definition. Ist es ein rein semantisches Verhältnis oder eine Wortbildungstechnik?
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 20.05.2019 um 16.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41508

Abertausend und Unsumme mögen unterschiedlich entstanden sein, aber das spricht ja noch nicht dagegen, sie gleichermaßen als Augmentative aufzufassen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.05.2019 um 16.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41507

Danke für den Hinweis! Ich dachte schon, ich hätte einen Hammer übersehen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 20.05.2019 um 16.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41506

Es gehört zur selben Art von Quiz auf welt.de, man bekommt immer neue angeboten. Ich habe darunter auch die mit den von Ihnen erwähnten Fragen gefunden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.05.2019 um 15.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41505

War das im selben Quiz? Ich finde "meins" gar nicht mehr, es war vom Februar.

Nochmals bzw. "abermals" zum Augmentativ:

abertausend ist entstanden aus Wendungen wie tausend und aber tausend (= nochmals tausend).
Das ist multiplikativ wie zehntausend, vieltausend, mehrtausend(fach).

Duden (auch korrekturen.de) empfiehlt: es sind Abertausend Sterne am Himmel – aber warum Großschreibung?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 20.05.2019 um 14.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41504

Im Deutschquiz der Welt heißt es auch:

Rechtschreibung ist nicht jedermanns Sache. Besonders dann nicht, wenn Wörter selbst im Duden als „rechtschreiblich schwierig“ aufgeführt werden.

Wo sonst?
Die Welt scheint zu glauben, selbst die Dudenautoren hätten mit diesen Wörtern Schwierigkeiten und kennzeichneten sie deshalb entsprechend.

Ich fand auch noch ein paar andere Fragen nicht ganz korrekt formuliert, z. B. ob ein Schulterbruch schwer oder schwierig ist.
Schwierig (die einzige richtige Lösung laut Welt) könnte er zu behandeln sein, aber im Hinblick auf den Grad der Verletzung würde ich eher von einem schweren Schulterbruch sprechen.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 20.05.2019 um 09.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41503

Nur weil irgendein anonymer Idiot wegessen als Augmentativ bezeichnet hat, muß man doch nicht gleich das ganze Konzept verwerfen. Tausend ist kein Augmentativ zu hundert, aber Abertausende ist eins zu Tausende. Damit kann man arbeiten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.05.2019 um 04.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41501

Aus einem Deutschquiz der WELT:

Phonem: „kleinste bedeutungsunterscheidende Einheit des gesprochenen Wortes“
Besser wäre: „morphemunterscheidende“. Verschiedene Morpheme oder Wörter können dieselbe Bedeutung haben (und umgekehrt). Kleinste bedeutungsunterscheidende Einheiten sind semantische Merkmale.
-
Er hat es trotz der großen Anstrengung nicht zu der Veranstaltung geschafft.

Hier soll trotz der großen Anstrengung eine Kausalbestimmung sein. Sie steht aber an der Stelle eines Konzessivsatzes, der nur mit einiger Mühe als Sonderfall des Kausalsatzes verstanden werden kann. (Das haben auch Leser schon eingewandt.) Man beachte auch, daß Kausalsätze ein Korrelat haben können (deshalb, weil), Konzessivsätze nicht.
-
Übergröße soll ein Augmentativ sein (gegenüber Diminutiv Häschen)
Das ist auch ziemlich schief. Was wäre etwa Übermaß, Sondergröße? Der entsprechende Eintrag bei Wikipedia nennt sogar wegessen als Beispiel für ein Augmentativ. Ist Fluß gegenüber Bach augmentativ? Tausend gegenüber hundert? Hier scheint eine ziemliche Begriffsverwirrung zu herrschen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.05.2019 um 07.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41495

Zum vorigen:

In einem Leserbrief von Sven Tern (FAZ 17.5.19) wird endlich einmal ausgesprochen, daß nicht das Krebsrisiko, sondern die Umweltfolgen das eigentliche Problem mit Glyphosat sind. Hier gibt es aber keinen Kläger: Die allgemeinsten Interessen haben die geringsten Durchsetzungschancen, weil sie nicht organisiert sind und keine Lobby haben (Forsthoff-Theorem).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.05.2019 um 06.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41478

Monsanto hat eine Liste von Glyphosat-Kritikern geführt, die „überwacht“ (monitored) oder „erzogen“ (educated) werden sollten.

Erzogen ist nicht ganz richtig. In der Sache geht es darum, die Kritiker mit „Informationen“ zu versorgen, die Zweifel an der Schädlichkeit des Glyphosat säen und bestätigen. Dazu stehen viele merchants of doubt bereit, wie wir in den Berufungsverfahren wieder sehen werden. Tatsächlich ist es ja unmöglich, im Einzelfall eine Kausalität nachzuweisen, woraus die Zweifelshändler in bewährter Weise ableiten, das Mittel sei unschädlich. (Die Begrenzung auf das Krebsrisiko habe ich schon besprochen; die Folgen für den Ackerboden weltweit werden kaum thematisiert und bisher nicht vor Gericht verhandelt.)
Übrigens bekommen die Anwälte der Opfer ein Drittel des erstrittenen Schadensersatzes.

Daß der Erwerb von Monsanto ein tödlicher Fehler war, haben wir Laien schon gesagt, als es erst geplant war. Aber Totalherbizid und Saatgut aus einer Hand, das ist ja fast die Weltherrschaft. So hat man es sich wohl gedacht.

Um die großen Desinformationen aufzudecken, braucht man mehr recherchierende, nicht-eingebettete Journalisten und weniger supergescheite Kommentatoren. Das Recherchieren müßte lukrativer sein als die Hofberichterstattung (Weitergabe von Pressemitteilungen).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.05.2019 um 06.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41429

Ganz Witzige deuten den Namen des neuen englischen Prinzen Harrison als "Harrys Sohn", aber wo ist da der Witz? Es ist doch nicht anzunehmen, daß die Eltern über die Bedeutung des Namens keinen Augenblick nachgedacht haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.04.2019 um 06.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41377

Ungeachtet gesetzlicher Auflagen arbeitet die Werbung mit rhetorischen Mitteln, die allen Aufklärungsbemühungen der Schule entgegenwirken.

Während die Entwicklungsländer den Industriestaaten nacheifern, um möglichst schnell aufzuholen, huldigt man dort aus dem Überfluß heraus der ärmlichen medizinischen und diätetischen Praxis der ersteren, beruft sich auf Ayurveda, Feng shui usw. – In der Werbung ist ausdrücklich von „Ritualen“ die Rede, die religiöse Konnotation ist beabsichtigt. Wer sich ayurvedische Cremes auf die Haut schmiert (nach der magischen Vorstellung, daß gesunde Lebensmittel auch gut für die Haut sein müssen), tut es im Bewußtsein einer kultischen Handlung. Hilft es nicht der Haut, hilft es doch der Umwelt, denn das Produkt ist vegan, tierversuchsfrei, mit Windenergie hergestellt usw. (Geht nicht die Kraft des Windes oder des Meeres irgendwie in die Körperlotion ein?)
Unabhängig von diesem Exotismus ist der Kult um die „Probiotika“, wo der Umsatz in keinem Verhältnis zur kaum nachgewiesenen, in vielen Fällen geradezu unmöglichen Wirksamkeit steht. (Nur weniges passiert den Magen lebend.)

In zahllosen Anzeigen wird "natürliches Silikon" angepriesen, obwohl Silikone in der Natur nicht vorkommen. Wieso dürfen die das?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.04.2019 um 04.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41370

ideal wird automatisch zu idealtypisch aufgepeppt (nach Max Weber), und vor dieses schleicht sich oft ein geradezu:

Meine beiden Doktoranden ergänzten sich geradezu idealtypisch. (Randolf Menzel: Die Intelligenz der Bienen. München 2016:138)

Hunderte von Belegen.

Das wird schon immer so gelaufen sein, aber bei älteren Sprachstufen wissen wir nicht mehr, wo eine überzufällig häufige Verbindung (ein Phraseologismus) herkommt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.04.2019 um 07.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41360

Die Sensationsmeldung, eine Araberin sei nach 27 Jahren im Koma in einer deutschen Klinik aufgewacht und habe den Namen ihres Sohnes gerufen, habe ich mir gleich als Fake vorgemerkt. Inzwischen hat der behandelnde Arzt die Sache richtiggestellt, die sich außerdem schon vor fast einem Jahr zugetragen hat.

Man sieht fast täglich dem Entstehen von Legenden zu. Viele werden nie korrigiert, sondern immer weiter ausgeschmückt. Wie oft habe ich nun schon, auch in seriösen Texten, die Geschichte vom vergrößerten Hippocampus der Londoner Taxifahrer gelesen! (Hier an verschiedenen Stellen erwähnt und kommentiert.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 24.04.2019 um 10.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41340

Ganz so schnell geht die Änderung, auf die sich u. a. die Grünen so freuen, nun doch wieder nicht. Es ist ja noch keine vier Jahre her. Die Verantwortlichen wird man dafür nicht mehr zur Rechenschaft ziehen können.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 24.04.2019 um 09.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41339

Das fromme Mädchen heißt zwar jetzt Robert Habeck, aber auch der hat den triumphalen Einzug der AfD in den Bundestag bisher nicht freudig begrüßt.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 23.04.2019 um 20.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41336

Wer war das noch mal, und warum sollte sie das nicht wieder sagen?
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 23.04.2019 um 18.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41335

Wir haben das Dilemma ja schon einmal angesprochen. Ich bezweifle, daß Katrin Göring-Eckardt heute sagen würde: „Unser Land hat sich geändert, und zwar drastisch. Und ich freue mich darüber!“
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.04.2019 um 17.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41333

Wirklich nicht. Judenhaß ist nach allem, was man erfährt, eine Spezialität der Muslime, was aber oft nicht beim Namen genannt wird.

(Ich bin übrigens nicht xenophil und sehe die Massenzuwanderung mit Unbehagen.)

Gestern las ich, was ein Leser bei welt.de schrieb:

Dass dort Krieg und Terror geherrscht hat, ist eine innere Angelegenheit Syriens und damit nicht unser Problem. Meines Erachtens hätte man daher keinen einzigen von denen bei uns reinlassen dürfen.

Die Nazi-Herrschaft war zunächst auch eine innere Angelegenheit Deutschlands, niemand hätte die deutschen Flüchtlinge aufnehmen sollen. Usw.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 23.04.2019 um 17.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41332

Ob es schlimm ist oder nicht, wenn ein Schüler „Scheißjude“ sagt, hängt von den jeweiligen Umständen ab. Auch ich kenne keinen (jugendlichen) Antisemiten persönlich, habe aber unerfreuliche Berichte über gemobte jüdische Kinder gelesen. Noch zur Schulzeit meiner Söhne gab es das Schimpfwort „Scheißjude“ an deren Schulen nicht. Bemerkenswert finde ich in dem Zusammenhang, daß das Aufkommen des Antisemitismus in Deutschland mit der Migrationszunahme und dem gleichzeitigen Aufleben der Rechten einhergeht. Kein Grund für übertriebene Xenophilie, oder?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.04.2019 um 14.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41329

Zu Michel Friedman: Wir werden ständig ermahnt, Äußerungen von Schülern nicht ernst zu nehmen. Aber wenn einer „Scheiß Jude“ sagt, ist es ein nationales Drama? Schüler sagen vieles, auch Unsägliches, einfach weil man es nicht sagt. Schlechte Manieren sind noch kein Antisemitismus.
Ich kenne gar keine Antisemiten, habe auch seit meiner Studentenzeit, als noch viele lebten, keinen mehr getroffen. Aber ich kenne Muslimhasser und überhaupt Fremdenfeinde.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.04.2019 um 14.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41328

Daimler will nicht mehr an Parteien spenden, sondern mehr für Kultur, Naturschutz usw. ausgeben. Aufschrei der CDU: Spenden generell zu stoppen sei „letztendlich verantwortungslos, Demokratie gefährdend, dumm“. Das findet die FAZ auch, die es zitiert. (Mit Großspenden aus der Wirtschaft ist aber doch Einfluß verbunden, der nicht minder „Demokratie gefährdend“ ist? Die Beschimpfung des Konzerns, von dem man sich bisher gern hat füttern lassen, scheint mir auch nicht undumm. Nach den Fernsehgebühren soll wohl auch die Parteispende eine „Demokratieabgabe“ sein? Das erklärt die exzessive staatliche Förderung solcher Gaben.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.04.2019 um 06.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41325

Düster rauschende Gretamagie
Von Wolfgang Büscher
(WELT 15.3.19)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.04.2019 um 06.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41321

Selenskyj, der neue Präsident der Ukraine, hielt seine Rede nach der Wahl auf Ukrainisch, das er laut Wikipedia erst seit 2017 lernt. Wegen des Relativsatzes muß man die Sprachbezeichnung hier wohl groß schreiben.

Übrigens ist es voreilig, Selenskyj (über den ich gar nichts weiß), als "Narr" zu bezeichnen, wie es eine deutsche Zeitung für richtig hält. Er hat Jura studiert und arbeitet als Schauspieler und Komiker – na und? Ob er seine Sache gut oder schlecht machen wird, ist ganz offen.

Der Fall ist nicht ganz unwichtig, weil man sich ja fragt, ob einige jener Machthaber, die mit dem großen Geld hinter sich unschlagbar scheinen, überhaupt noch abgelöst werden können. Rein machttechnisch kann niemand den "Apparat" schlagen. Da bleibt nur die Hoffnung auf die Charismatiker, die allerdings auch schlimme Demagogen sein können, beides heute unter "Populisten" zusammengeworfen.

Wo es nicht einmal mehr Wahlen gibt wie in China, sondern nur einen gewaltigen Überwachungsapparat, ist die Macht allerdings vorläufig ewig.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.04.2019 um 04.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41294

Philip Plickert twittert:

Linker Harvard-Architekturhistoriker: Der Brand von #NotreDame war wie "ein Akt der Befreiung", weil das Gebäude so mit christlicher Bedeutung "überfrachtet war"...

Da kann man sehen, wie die Linken ticken! Der Rechte Plickert hat es entdeckt, wahrscheinlich bei Breitbart:

Harvard University Professor Patricio del Real told Rolling Stone this week that the burning of the Notre-Dame cathedral in Paris was an “act of liberation.”

„Rolling Stone“ wird Plickert wohl nicht täglich lesen, Breitbart schon eher, oder einfach die BILD, die sich diesen Leckerbissen von Böhmermannscher Qualität auch nicht entgehen ließ.

Jürgen Kaube kritisiert die AfD, die gleich den Verdacht eines islamischen Anschlags streute.

Zur Zeit wird ein Kurzschluß vermutet. „Kurzschluß“ – haha! Der wird wohl einen Namen haben, vielleicht Ahmed?

Der Vatikan gibt kein Geld für den Wiederaufbau, weil die Kirche dem französischen Staat gehöre und dieser genug Geld habe. Trennung von Staat und Kirche – bitte sehr, könnt ihr haben! Wenn andere nicht so denken und kräftig spenden, sind sie selbst schuld.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.04.2019 um 16.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41284

Die hohen Spenden für den Wiederaufbau von Notre Dame lassen einige Zeitgenossen nicht ruhen: Es gibt so viele hungernde Kinder in der Welt, und warum spenden die Leute nicht für Irak oder Syrien?

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat den Wiederaufbau von Notre-Dame in Paris auf Twitter als ein Herzensanliegen von seiner Seite her bezeichnet. Zugleich kommen von ihm auch nachdenkliche Töne. „Dabei dürfen aber nicht die abgebrannten Wohn- und Krankenhäuser in Aleppo, Mossul, Palästina, Nigeria, Jemen und die Menschen dort vergessen werden“, schrieb Schick am Mittwoch auf dem Kurznachrichtendienst.

Jeder kann, nach Abzug der Steuern, sein Geld ausgeben, wofür er will.

Es ist eigentlich eine Neuauflage von "Brot statt Böller". Dazu bedarf es keiner abgebrannten Kirche. (In Deutschland brennt jede Woche eine, wie die FAZ mitteilt.) Warum fahren Sie im Urlaub nach Italien, statt das Geld für die armen Rohingya zu spenden? Usw. – Übrigens gibt es keine Anzeichen, daß die Leute für andere gute Zwecke nun weniger spenden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.04.2019 um 05.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41279

Obwohl mich mit Notre Dame sehr frühe Erinnerungen verbinden, würde ich nicht spenden, weil das wirklich die Franzosen machen. Inzwischen dürfte schon eine Milliarde Euro zugesagt sein.

Die Erinnerung an die Zerstörung deutscher Kirchen usw. durch die alliierten Bomber liegt nahe.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.04.2019 um 21.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41277

Von dem Geld, das jetzt schon für die Reparatur von Notre Dame gespendet worden sein soll, hätte man viermal die Dresdner Frauenkirche samt Enttrümmerung wiederaufbauen können! Kein Neid, im Gegenteil, das Geschehen in Paris berührt mich sehr.

Aber da Vergleiche manchmal ganz interessant sind, noch einer: Ein Kilometer (1 km!) Stadtautobahn in Berlin oder 10 km deutsche Durchschnittsautobahn kosten auch fast soviel wie die ganze Dresdner Frauenkirche.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.04.2019 um 13.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41273

In Paris brannte gestern ein über 800 Jahre altes Gotteshaus, das den Wirren der Geschichte und selbst Hitlers Zerstörungslust getrotzt hatte. (welt.de 16.4.19)

Einer der ersten Opfer war der 96 Meter hohe hölzerne Vierungsturm aus dem 13. Jahrhundert. Er brach unter den Flammen und dem Stöhnen der Bevölkerung am Seine-Ufer in sich zusammen. (welt.de 16.4.19)

Der Genusfehler ist wohl durch „Turm“ verursacht. „unter den Flammen und dem Stöhnen“ ist eine Katachrese wie „mit einer Gabel und mit Müh“ (Wilhelm Busch).

Ich wußte gar nicht, daß die „Flèche“ aus dem 19. (nicht 13.) Jahrhundert aus Holz war, mit Blei verkleidet. Er war auch nicht 93m hoch, wie es überall heißt, sondern erreichte diese Höhe über dem Erdboden. Vielleicht sollte man ihn beim Wiederaufbau weglassen.

Manche kritisieren, daß das deutsche Fernsehen die brennende Kathedrale Notre Dame nicht in voller Pracht gezeigt habe oder so ähnlich. Trump, in der Bekämpfung kalifornischer Waldbrände bewährt, riet der Pariser Feuerwehr, sich zu beeilen, was sie dankbar befolgte. Friedrich Merz rief zu Spenden auf, hat sicher auch selbst schon aus seinem frisch erworbenen Reichtum gespendet. Zweifellos werden aber die Franzosen den Wiederaufbau spielend finanzieren; das zeigen schon die ersten Millionenspenden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.04.2019 um 07.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41270

Bei welt.de dürfte es inzwischen mindestens 20.000 Zuschriften geben, die mehr oder weniger haßerfüllt auf Greta Thunberg eindreschen. Mir ist nichts Vergleichbares in Erinnerung. Sie hat doch weder Autos angezündet noch sonst jemandem etwas getan. Wenn ein Bischof sie mit Jesus vergleicht, ist das seine Sache, wird aber ebenfalls dem Mädchen angekreidet. Der Papst reicht ihr die Hand: 600 Zuschriften! Ein Leser schreibt immerhin:

Es macht überhaupt keinen Sinn mit Menschen hier zu diskutieren, die dem Anschein nach überhaupt keine Ahnung vom Menschen gemachten Klimawandel haben. Greta Thunberg wird in über 2000 Kommentaren hier zerrissen, verbal denunziert, beleidigt und für verrückt erklärt von Menschen, die das nur in der Anonymität wagen. Respekt vor einer jungen Frau, die sich öffentlich für ein Thema engagiert, welches uns alle betrifft – eingeschlossen all diejenigen, die sich aufregen und lustig machen. (welt.de 14.4.19)

Das ist auch meine Meinung, und ich bleibe bei meinem Maßstab für Zivilisiertheit (vulgo Anstand): „Würden Sie das dem Mädchen auch ins Gesicht sagen?“
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.04.2019 um 05.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41269

Die Europäische Union lebte jahrzehntelang in dem Gefühl, sie sei die beste aller Welten. (Ulrich Ladurner, ZEIT 15.4.19)

Anfang eines Kommentars über den Brexit. Schwungvoll formuliert, aber ist das denn auch wahr? Wer lebte in diesem Gefühl? Ich nicht, meine Bekannten auch nicht, und kein mir bekannter Politiker hat es gesagt. Der selbstsichere Ton vieler heutiger Journalisten nervt, soweit man es überhaupt noch bemerkt.
Der ganze Meinungsjournalismus bis hin zur Agitation (Hetze) beruht auf solchen Übertreibungen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.04.2019 um 16.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41264

Gibt es Fortschritt oder nur Veränderung? Sind wir fortgeschrittener als die Steinzeitkulturen?

Ähnlich wie bei der biologischen Evolution werden die Kulturphänomene nicht mehr bewertet; auch die Hochtechnologie ist nicht „besser“ als „primitive“ Technologien, sondern nur „anders“. (https://de.wikipedia.org/wiki/Soziokulturelle_Evolution)

Immerhin sollte man die Gerichtetheit berücksichtigen. Wer eine Kettensäge besitzt, möchte nicht zu steinernen Klingen zurückkehren, dagegen wäre der Papua froh, wenn er all das moderne Gerät hätte, das er bei den Zugereisten sieht. Daß ein „Naturvolk“ die fremde Technik als „nur anders“ neben die eigene stellt, wurde wohl noch nie berichtet.

Viele Anthropologen und Sozialtheoretiker betrachten den Evolutionismus nun als westlichen politischen Mythos, der selten auf festen empirischen Grundlagen basiert. Kritische Theoretiker betonen, dass die Annahmen der sozialen Evolution einfach nur Rechtfertigungen für die Macht der gesellschaftlichen Elite sind. Schließlich zerstörten die verheerenden Weltkriege zwischen 1914 und 1945 das europäische Selbstvertrauen. Nach Millionen von Toten, dem Völkermord und der Zerstörung der industriellen Infrastruktur Europas erschien die Idee des Fortschritts sehr zweifelhaft. (ebd.)

Man sieht hier, wie moralische Bewertung sich einmischt. Warum sollten Weltkrieg und Völkermord nicht zum Fortschritt gehören? (Was mit der Zerstörung der industriellen Infrastruktur Europas gemeint ist, weiß ich nicht.)

Die fortschrittskritische Kulturanthropologie zweifelt nicht an ihren eigenen Fortschritten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.04.2019 um 16.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41263

Wenn in indischen Buchhandlungen, wie die FAZ schreibt, überall Hitlers „Mein Kampf“ herumliegt, dann wohl nicht wegen der Sehnsucht der Inder nach starken Männern, sondern weil Hitler gegen England Krieg geführt hat. So habe ich es immer wieder gehört, und andere starke Männer der Geschichte werden dort ja nicht so in Ehren gehalten.

(Auch die netten Iren beglückwünschen den deutschen Besucher manchmal mit einem Kompliment zu Hitler, wozu man dann wohl eine etwas säuerliche Miene aufsetzt.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.04.2019 um 09.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41230

Die BBC macht schöne Naturfilme, aber Musikunterlegung fehlt nie. Für selbstgemachte Videos gibt es lizenzfreie Musikkonserven zum Herunterladen, zum Beispiel „epidemicsound.com“ (treffender Name!). Man kann ja auch nicht wandern ohne den Knopf im Ohr; es ist eine Art Horror vacui. Olfaktorisch entspricht die Parfümwolke am Strand, im Wald und im Gebirge.

Lästig wirkt auch der übermäßige Gebrauch des Zeitraffers, besonders für dahinrasende Wolken. Fast kein Film ohne diesen billigen Effekt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.04.2019 um 04.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41200

Gestern wurde berichtet, daß der "gefühlte Antisemitismus" zunehme. Es kommt zur "gefühlten Unsicherheit" hinzu.

Was wird da noch alles folgen? Gefühltes läßt sich herbeireden, und dann wird nachgewiesen, daß es in der Mitte der Gesellschaft sitzt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.04.2019 um 09.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41194

Genau, an diesem Versatzstück erkennt man das Genre. Dazu braucht man gar nicht auf die Straße zu gehen: Die Grünen fahren ihre Kinder mit dem SUV umher, das versteht sich von selbst.

Bloß nicht nachdenken oder sich auf etwas ernsthaft einlassen! Das könnte die täglichen Pointen nur stören.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 04.04.2019 um 09.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41193

Schröder verspottet ja eigentlich nicht Greta Thunberg, sondern die Erwachsenen, die ihr applaudieren und auf diese Weise eine saubere Gesinnung zeigen, ohne sich ändern zu müssen. Allerdings ist er als Kabarettist selbst recht bieder (die Kinder werden mal wieder mit dem SUV zur Demo gefahren).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.04.2019 um 04.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41190

Seehofer hat die Todsünde begangen, Deutschland eines der sichersten Länder der Welt zu nennen. Da kriegt er aber was zu hören! Das wurde nach rund 1000 Zuschriften sogar der WELT zuviel, und sie erinnerte an die Tatsachen. Helfen wird es nicht. Die Leute wissen besser über alles Bescheid als die Medien, aus denen sie ihr vermeintliches Wissen haben.

Aber es bleibt ja noch die "gefühlte Unsicherheit"! Sie wird in Umfragen ermittelt und durch ebensolche auch wieder verstärkt. Man kann sie in Talkshows aus der Tasche ziehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.04.2019 um 16.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41188

Zum vorigen:

Gibt’s noch jemanden, der die junge Umweltaktivistin Greta Thunberg nicht mag? Nein, alle mögen Greta! (Usw. mit überlegenem Hohn Florian Schroeder, ndr.de 3.4.19)

Es gibt viele Meta-Kommentare dieser Art, leeres Stroh über die „heilige Greta“ usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.04.2019 um 05.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41168

Ovationen für Greta Thunberg bei der Goldenen Kamera (welt.de)

Sofort wieder 1500 Leserzuschriften. Ich kann mich an keine Person erinnern, die so schnell so viele haßerfüllte Reaktionen hervorgerufen hätte wie dieses Mädchen. Was sind denn das für Ehrenmänner, die so über eine junge Frau herziehen? Würden sie ihr all das ins Gesicht sagen, was sie hinter ihrem Rücken im Schutz der Anonymität über sie verbreiten? Dieser Test zeigt, wie weit man noch zur zivilisierten Gesellschaft gerechnet werden kann. Der immergleiche Haufen bei welt.de besteht ihn großenteils nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.04.2019 um 05.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41167

Die Übertreibung macht’s. Niemand sagt zu den Schülern, daß Gesetze sie nicht zu kümmern brauchen, und das gibt man ihnen auch nicht durch die gelegentliche Duldung zu verstehen, im Gegenteil – das ist ja gerade der Witz der Sache.

Aber ich merke, daß ich schon zuviel darüber geschrieben habe. Nur weil das Schuleschwänzen die braven Deutschen bis in die Talkshows hinein beschäftigt wie fast nichts sonst.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 31.03.2019 um 22.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41165

"Schlichte Kriminalität" ist sehr schön und wohl mit Absicht so ironisch formuliert. Dazu nur eine Überschrift aus dem letzten Mannheimer Morgen:
Anwohner in Angst vor jugendlichen Randalierern (S. 9).
Aus dem Text:
Dreist seien die Teenager gewesen, hätten gepöbelt: "Sie wussten, dass ihnen nichts passiert."
Der sogenannte Rechtsstaat kapituliert immer wieder vor sich selbst. Er schafft Gesetze und Regeln, die sich widersprechen. So erzieht man die Jugend nicht zur Demokratie, sondern zu Randalierern und Trinkern.

Demonstriert nur während des Unterrichts, sagt man zu den Guten, Gesetze brauchen euch nicht zu kümmern. Das lassen sich aber nicht nur die Guten, sondern auch die Verwahrlosten nicht zweimal sagen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.03.2019 um 21.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41163

Nebenbei: Das Partizip beschwört (haben), das Herr Achenbach gebraucht, wirft ein interessantes Licht auf den gegenwärtigen Zustand der Konjugation dieses Verbs. Man kann ihn wohl als ziemlich zerrüttet bezeichnen. Das gilt auch für das Grundverb (bitte mal unter schwörtest googeln), aber das Präfixverb ist zuätzlich auch semantisch abgedriftet, so daß die Überführung in die schwache Konjugation leichter fällt. Der Duden weiß noch nichts davon, aber Belege sind massenhaft vorhanden.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 31.03.2019 um 19.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41162

Korrespondiert die Beschwörung des Rechtsstaats mit dem habermasianischen Grundgesetzkult?
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 31.03.2019 um 17.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41161

Das mag daran liegen, daß er im "Neuland" nicht viel zu melden hat.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 31.03.2019 um 16.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41160

Kaum ist eine Zeitung zu lesen, ohne daß irgendwo der Rechtsstaat beschwört, wenn nicht sogar der Rechtsstaat als gefährdet angesehen wird.

Das Wort Rechtsstaat scheint mir seit einigen Jahren immer häufiger gebraucht zu werden. Deshalb kann ich heute den ständigen Gebrauch des Worts schon nicht mehr hören.

In meiner Jugend habe ich es noch so gelernt, daß im Rechtsstaat das Recht nicht nur den Bürgern, sondern auch den Staatsorganen unterliegt.

In den Medien geht es heute dabei aber fast nur noch um schlichte Kriminalität. Damit wird der Begriff Rechtsstaat weitgehend verwässert und banalisiert.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 31.03.2019 um 14.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41159

Ach neische du Schmerzensreische . . .
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 31.03.2019 um 11.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41157

Mädcheninszenierung, ja! Ich erinnere mich aus den Siebzigern an einen bekannten Frankfurter Liedermacher, der gern erklärte, man müsse um der guten Sache willen in die Mädchen eindringen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.03.2019 um 05.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41153

Das Schuleschwänzen ist vor allem ein Problem prekärer Familien, die wenig Sinn für die allgemeine Schulpflicht haben, wie sie hierzulande herrscht.

Die Protestschwänzer haben oft genug gezeigt, daß sie sich intensiv mit dem Gegenstand ihres Interesses beschäftigt haben. Das Eintreten für die Umwelt (das ich hier inhaltlich gar nicht kommentieren will) ist für sehr viele ein enormes Bildungserlebnis. Manche werden später mainstream werden und milde lächelnd auf solche Jugendsünden zurückblicken, andere werden dranbleiben.

Meine Frau sagte gestern wieder einmal, sie sei nie wieder im Leben über so vieles so gut informiert gewesen wie zur Zeit ihres Abiturs.

Kurzum, ich wehre mich dagegen, die demonstrierenden Schüler mit den verwahrlosten in einen Topf zu werfen.

(Die eigentliche Verwahrlosung sehe ich in den unzivilisierten Anwürfen gegen Greta Thunberg. Was da hochkommt, ist wirklich zum Speien. Und es geht anders als der jugendliche Überschwang nicht vorbei.)
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 31.03.2019 um 00.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41151

Manche Leute haben ja Medieninszenierung immer schon so ausgesprochen, als wäre von Mädcheninszenierung die Rede.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 31.03.2019 um 00.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41150

"Die paar Freitagsdemonstrierer" finde ich nun wieder stark untertrieben. Das hat sich mittlerweile doch zu einer ziemlich starken, deutschlandweiten, sogar fast internationalen Bewegung gemausert und ist Thema in den Hauptnachrichtensendungen.

Ich habe in diesem Zusammenhang mit dem Wort Schulschwänzer im Grunde gar nicht die nur mittelbar beteiligten Schüler gemeint, sondern die Dulder, Nutznießer und Befürworter des Schwänzens.

Die eigentlichen Schulschwänzer, also Schüler, sind schließlich noch unmündige Kinder. Es kam ja auch niemand auf die Idee, Schülern die Schuld an der RSR zu geben, sie wurden einfach in Geiselhaft genommen, angeblich, um ihnen das Schreiben zu erleichtern. Auch am Schulschwänzen tragen sie keine "Schuld", sie tun doch nur, was ihnen erlaubt wird. Sie möchten eben schon "groß" sein, fühlen sich mitverantwortlich, wollen Gutes tun, wollen es den Erwachsenen gleichtun. Das ist doch alles wünschenswert, genau in diese Richtung soll die Erziehung ja gehen.

Aber sie sind nun mal noch nicht volljährig, die Erwachsenen tragen allein die volle Verantwortung. Es gibt eine allgemeine Schulpflicht, Kinder bestimmen, bis sie 18 sind, nicht über sich selbst, und der Staat hat dafür zu sorgen, daß die Gesetze eingehalten werden. Alles andere ist verkehrte Welt. Wo soll es hinführen, wenn Kinder die Gesetze machen? Wo ist die Grenze?

Deshalb subsumiere ich alle Nutznießer und Befürworter des Schulschwänzens, seien es nun die, denen die Parolen auf den Freitagsdemos ganz gut in ihren Kram passen, oder die, die eine angebliche Schuld von Schülern deklarieren und politisch für sich ausnutzen, und schließlich auch die, denen das alles egal ist, mit unter Schulschwänzer.

Das ganze halte ich für eine schlimme Tendenz in unserer Gesellschaft. Man könnte noch so einiges über den drohenden Bildungsverfall, das ständige Herumdoktern an Lehrmethoden und -inhalten, erschlichene Doktortitel und so weiter sagen, all das gehört im weitesten Sinne zum Schulschwänzen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.03.2019 um 05.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41146

"Es betrübt mich einfach, daß unsere Politik zunehmend von Schulschwänzern bestimmt wird."

Meinen Sie damit wörtlich oder metaphorisch noch weitere Personen als die paar Freitagsdemonstrierer? Ich kann mir sonst kaum vorstellen, daß Sie solche Übertreibungen ernst meinen.

Bei welt.de zieht Fräulein Thunberg Tausende von haßerfüllten oder mitleidheuchelnden Leserzuschriften auf sich. Auch psychologische Ferndiagnosen nach Art der AfD:

„Ein krankes Kind, denn es ist bekannt, dass Greta Thunberg am Asperger-Syndrom, einer Form des Autismus leidet. Der Fall Greta ist von höchster Symbolkraft für die wahnhafte Klimarettungspolitik im Ganzen.“ (Marc Jongen, MdB)

Dazu fällt mir nichts mehr ein.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.03.2019 um 00.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41145

Stört das Schulschwänzen mein Rechtsbewußtsein? Nein, so würde ich das auf keinen Fall ausdrücken wollen.

Es geht dabei nicht um Recht. Es geht um meinen Glauben an die Vernunft und an einen funktionierenden demokratischen Staat, sozusagen an einen Staat, der das Gegenteil von Schilda ist.
In einem solchen Staat lernt man in der Schule, was gut und richtig ist, anstatt gut und richtig danach auszurichten, was angeblich am einfachsten gelernt werden kann (siehe schon die RSR). In einem solchen Staat zeigen uns die fähigsten Wissenschaftler, wie man am besten und am schonendsten mit der Natur umgeht, nicht naseweise Schüler, die glauben, wer es nur am besten meint, der wisse es auch schon automatisch am besten. Es betrübt mich einfach, daß unsere Politik zunehmend von Schulschwänzern bestimmt wird. Wir leben in einer verkehrten Welt. Mein Rechtsempfinden ist hiervon weniger betroffen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.03.2019 um 06.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41144

Ehemalige Bundespräsidenten und -kanzler dürfen aus ihrem steuerfinanzierten Büro (usw.) keine Privatangelegenheiten erledigen? So der Bundesrechnungshof. Aber da ihnen vom GG „weder Aufgaben noch Kompetenzen“ zugewiesen sind, gibt es eigentlich nur noch Privatangelegenheiten. Eine Apanage steht ihnen zu und sei ihnen gegönnt. Andere Privilegien stören das Rechtsbewußtsein vielleicht mehr als das Schulschwänzen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.03.2019 um 05.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41142

Schon wieder ein langer Leitartikel über das staatsgefährdende Schulschwänzen (Reinhard Müller in der FAZ 29.3.19). Müller sieht in der Duldung die Erosion des Rechtsstaates, ist in diesem Zusammenhang auch gegen die Verweigerung der Rundfunkgebühr. Wo kämen wir hin? Ordnung muß sein. (Lenins „Bahnsteigkarte“ wäre ein bißchen hochgegriffen, aber wer hat denn damit angefangen?)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.03.2019 um 05.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41113

Ja, und jetzt diskutieren Freund und Feind darüber, was sie zur Kernenergie sagt – als ob sie wie der Papst ein Lehramt hätte und jede ihrer Äußerungen genau abgeklopft werden müßte. Das lenkt von den Sachfragen ab, auf die sie verdienstvollerweise aufmerksam gemacht hat. Manche jener Fachleute und auch die genannten Politiker sind vielleicht neidisch, weil sie selber mit all ihrer Überlegenheit nicht soviel Beachtung gefunden haben. Ein neuer Artikel der WELT über Greta Thunberg ruft gleich über 1600 Leserzuschriften hervor. Das ist bemerkenswert. Nur die Migration kann da mithalten.

Das gute Mädchen interessiert mich, ehrlich gesagt, überhaupt nicht, und ich finde es geschmacklos, sich über sie lustig zu machen oder gar Haßtiraden gegen sie vom Stapel zu lassen.

Seit wir mehr über die "merchants of doubt" wissen, lassen sich die Sachfragen besser diskutieren. Es geht nicht um kleine Mädchen.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 24.03.2019 um 00.04 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41109

...die FAZ läßt ausgewachsene Wirtschaftswissenschaftler auf die sechzehnjährige Greta los, weil sie in ihrem blauäugigen Idealismus keine vollständig durchgerechnete Lösung des Klimaproblems parat hat.

Der Spiegel dagegen sendet seine Reporter nach Schweden, um ihre Stellungnahme zum deutschen Kohleausstieg zu erfragen.

So die Extreme. Was ist wohl sinnvoller?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.03.2019 um 16.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41107

Auch die FAZ läßt ausgewachsene Wirtschaftswissenschaftler auf die sechzehnjährige Greta los, weil sie in ihrem blauäugigen Idealismus keine vollständig durchgerechnete Lösung des Klimaproblems parat hat.
 
 

Kommentar von Vollgasfahrer, verfaßt am 16.03.2019 um 21.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41079

Die Gelben Westen in Frankreich opfern immerhin ihre Samstage, um gepflegt zu demonstrieren/randalieren, die wohlerzogenen besorgten Gymnasiasten bestehen auf ihr Recht auf Freizeit und "streiken" lieber freitags morgens.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.03.2019 um 18.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41078

Ja, irgendwie müssen die demonstrierenden Schüler wohl so denken, daß sie vor allem durch den Schulboykott mehr Aufmerksamkeit erregen. So klingt es ja auch auf der Seite
de.wikipedia.org/wiki/Fridays_For_Future an.

Zumindest ist dies der einzige mir halbwegs verständliche und plausible Grund dafür, daß die Schülerproteste unbedingt freitags um 11 anstatt z. B. 14 Uhr oder am Wochenende stattfinden müssen. Vielleicht sind sie nicht überall genau um 11, aber die Unterrichtszeit ist schon eines der markanten allgemeinen Kennzeichen dieser Demos.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.03.2019 um 17.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41077

Ich will das Thema nicht zu Tode reiten – aber glauben Sie das wirklich? Die Schüler fügen sich wie beim Hungerstreik einen Schaden zu, um Aufmerksamkeit zu erregen? Der empfundene Schaden hält sich wohl in Grenzen... Auch die Sache mit der Instrumentalisierung unschuldiger Kinder durch finstere Mächte ist ja gleich am ersten Tage aufgekommen (von "Merchants of doubt" gesät).

Ich möchte daran erinnern, daß solche Sachen tatsächlich vorkommen, aber anders aussehen: Krawalle, Plünderungen, Vermummungen, Sachbeschädigung und Körperverletzung.
In Bayern 5 haben wir einige dieser Schüler gehört. Besonnener und wohlerzogener geht es nicht. Überhaupt müßte das Manierliche der ganzen Aktion doch anerkannt werden, aber es scheint gerade besonders aufreizend zu sein.

Aber das soll mein letztes Wort sein, wenn nicht noch etwas Unerhörtes geschieht. Ich müßte sonst begründen, warum ich das Anliegen dieser "Jugendbewegung" für berechtigt und die Mittel für vertretbar halte.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.03.2019 um 17.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41076

Es hat etwas mit einem Hungerstreik gemein. Den richtet man auch gegen sich selbst, um mehr Aufmerksamkeit zu erregen. Aber hier betrifft es Kinder, und die Frage ist, wieviel Selbstbestimmung ihnen schon zugestanden werden darf.

Und gibt es womöglich Leute, die das unschuldig-naive Streben der Schüler für ihre eigenen politischen Zwecke ausnutzen?
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 16.03.2019 um 12.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41073

Frau Merkel hätte dieser Gedanke gar nicht erst kommen können.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.03.2019 um 11.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41072

Kramp-Karrenbauer, die ja auch schon einen Bundesarbeitsdienst einführen will, hat messerscharf erkannt:

"Es bleibt die Tatsache, dass sie dafür die Schule schwänzen." Wären ihre Kinder im Alter, um an den Protesten teilzunehmen, würde sie ihnen keine Entschuldigung für die Fehltage schreiben. (zeit.de 15.3.19)

Vielleicht wollen die Kinder gar keine Entschuldigung. Aber man sieht, welche Gedanken unser Führungspersonal wirklich umtreiben und zu welchen geistigen Höchstleistungen es angeregt wird.

Immerhin könnten nun weltweit Milliarden von unentschuldigten Fehlstunden verbucht werden. Wer erklärt als erster den Krieg gegen das Schulschwänzen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.03.2019 um 05.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41069

Nachtrag:

Studenten haben ja auch schon sehr oft "gestreikt", was terminologisch zu kritisieren war, denn wenn jemand die Privilegien, die ihm der Staat gewährt, nicht wahrnimmt, kann man nicht von "Streik" sprechen.

Aber den Streit um Worte sollte man auch mal hinter sich lassen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.03.2019 um 05.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41067

Die Schüler mögen es "Streik" nennen, aber was sie eigentlich wollen, haben sie oft und deutlich genug gesagt. (Zusammenfassung unter https://de.wikipedia.org/wiki/Fridays_For_Future) Sie wollen niemanden "treffen", die Analogie zu Arbeitsverhältnissen gilt nicht und sollte nicht künstlich bemüht werden, nur um zu einer negativen Beurteilung zu kommen.

Wie gesagt, ich glaube nicht, daß es sich um ein beschönigtes Schwänzen handelt, wie eine wenig wohlwollende Deutung einfach so behauptet. Ich plädiere einfach für mehr Fairness, ohne mich zu den Zielen der jungen Leute zu äußern.

Gestern abend wurde ich in einem Gemeindehaus zufällig Mithörer einer Gruppe von Sechzehnjährigen über ein anderes Thema. Es war erstaunlich kenntnisreich und ernsthaft, Respekt! Viele Schüler machen sich auch in Umweltfragen kundig und wissen weit mehr darüber als die meisten Erwachsenen.

Ich bin selber schon ziemlich alt und sollte die Altersweisheit schätzen, ich weiß, aber soweit bin ich noch nicht.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.03.2019 um 22.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41066

Ja, genau, man sagt jetzt beschönigend Streik, weil Schwänzen nicht so recht seriös klingt.
Wen wollen oder sollen die neuen Streiker mit ihrem Streik eigentlich treffen?
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 15.03.2019 um 18.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41065

Streiks sollten grundsätzlich in der Freizeit der Streikenden stattfinden!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.03.2019 um 18.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41064

Anscheinend wird das unterschiedlich gemacht. Aber Demonstrationen in der unterrichtsfreien Zeit hätten mir keinen Anlaß für meine kleine Betrachtung gegeben.

Ich nehme aber auch nicht von vornherein an, daß es den Schülern ums Schwänzen geht – dann hätten sie wohl etwas anderes unternommen. Auch wenn sie, einigen Politikern zufolge, lauter junge Dummköpfe sein sollten, wirken sie doch irgendwie idealistisch – oder ist das dasselbe?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.03.2019 um 16.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41063

Mal davon abgesehen, wie man nun offiziell mit den Schülerdemos während des Unterrichts umgeht – warum "demonstrieren" die Kinder eigentlich nicht in der Freizeit? Ist die ihnen dafür dann doch zu schade?

Warum nicht zum Beispiel am Freitag nachmittag?
Warum muß es unbedingt (wie in Karlsruhe) um 11 Uhr sein?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.03.2019 um 15.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#41061

Wegen "Fridays for Future" ein paar Stunden unentschuldigtes Fehlen im Zeugnis zu haben könnte sich bei Bewerbungen als Pluspunkt herausstellen. Jedenfalls eher als unentschuldigtes Fehlem, weil der Ferienflieger wieder mal Verspätung hatte.
Außerdem soll ja der Unterricht an deutschen Schulen so schlecht sein, daß jede andere Beschäftigung besser wäre...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.03.2019 um 09.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40981

Der "Bewußtseinsstrom" ist den Leuten so lange eingeredet worden, bis sie ihn für evident hielten. Ich kann in mir eigentlich keinen feststellen, wenn ich ehrlich bin. Stattdessen ein unendliches Geplapper. Das kann man leicht verwechseln.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.03.2019 um 07.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40957

Das "Naturrecht" wurde nach der Gründung der Bundesrepublik noch lange bemüht, um die vom GG festgelegte Gleichberechtigung der Frau zu hintertreiben. Ungläubig liest man es und begreift sozusagen ruckartig, wie sich der Geist der Zeiten gewandelt hat: in kaum merklichen Schrittchen.

Als wir Kinder waren, kam beim hinfälligen Nachbarn gelegentlich die "Gemeindeschwester" vorbei, das war etwas Besonderes. Heute kurven den ganzen Tag die Kleinwagen der Pflegedienste durchs Dorf und halten gefühlt vor jedem dritten Haus.

Es ist schwer, den Kindern oder gar den Enkeln zu vergegenwärtigen, wie wir damals gelebt haben. Fotos aus der Nachkriegszeit bringen uns selbst schockartig zu Bewußtsein, wie sehr sich das Lebensgefühl verändert hat.

Bald werden vielleicht selbstfahrende Autos die Straßen sicher machen. Das wird für uns Fußgänger und auch Radfahrer eine enorme Veränderung des Alltags bedeuten, jetzt noch gar nicht auszumalen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.02.2019 um 15.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40939

An der Scholastik wurde und wird noch immer die unvergleichliche logische Schulung gerühmt, wenn schon auf dem Gebiet der empirischen Wissenschaften der Fortschritt nicht beeindruckt. Aber wie kann es sein, daß mit solcher Schulung der naturalistische Fehlschluß namens „Naturrecht“ das Rückgrat der kirchlichen Lehre wurde? So sehr, daß Päpste fürchteten, mit dem Verfall ihrer Sexualmoral werde auch der Glaube zugrunde gehen? (Belege bei Garry Wills; dort auch Hinweis auf den päpstlicherseits falsch verstandenen Onan, der nicht wegen Interruptus und schon gar nicht wegen Masturbation von Gott getötet wurde, sondern wegen Nichterfüllung seiner Pflichten aus der Leviratsehe mit Tamara.)

Das Naturrecht hat die Päpste in die größte Glaubwürdigkeitskrise geführt, als sie aus der unbestreitbaren Tatsache, daß die beiden Geschlechter um der Fortpflanzung willen existieren, das Verbot der Empfängnisverhütung und jeglicher sexuellen Betätigung, die nicht „offen für die Fortpflanzung“ ist, ableiteten (Casti Connubii, Humanae Vitae). Die Empfehlung der Rhythmus-Methode (Knaus-Ogino), die intensive Beschäftigung weltfremder zölibatärer Kleriker mit Körpertemperatur und Vaginalsekret der Frauen brachte einen so krassen Biologismus in die ehelichen Beziehungen und machte den Ehepartnern so viele Schwierigkeiten, daß ihre faktische Mißachtung nicht aufzuhalten war. Es stellte sich heraus, daß katholische Ehepaare ebenso flächendeckend verhüteten wie andere. (Zugleich beklagen die Päpste den "Biologismus", der ihrer Ansicht nach den Sexualkundeunterricht an deutschen Schulen beherrscht.)

Da das Naturrecht zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Regionen zu ganz verschiedenen Moralvorstellungen geführt hat, erklärte die katholische Kirche den Papst für den einzigen berufenen Ausleger. Naturrecht war fortan die jeweilige päpstliche Lehre – eine originelle Deutung des Naturbegriffs.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 15.02.2019 um 13.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40841

»In den Medien hat sich aber mit wenigen Ausnahmen der Eindruck durchgesetzt, es sei von den Grünen.«

Die Altmedien möchten eben den Eindruck durchsetzen, es sei von den Grünen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.02.2019 um 04.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40839

Das bayerische Volksbegehren zur Rettung der Artenvielfalt samt Gesetzentwurf stammt von der ÖDP. In den Medien hat sich aber mit wenigen Ausnahmen der Eindruck durchgesetzt, es sei von den Grünen. Diese selbst haben sich erklärtermaßen nur "angeschlossen", ebenso wie andere. Irgendwann kam noch ein Flyer der SPD ins Haus, die auch dafür ist.

In der FAS erwähnte Timo Frasch zunächst ganz korrekt die Urheberschaft der ÖDP, dann war aber nur noch von den Grünen die Rede, die auch interviewt wurden. In einem Kommentar der FAZ nannte Frasch die ÖDP überhaupt nicht mehr. In der rechten Szene wurde das Volksbegehren auch deshalb abgelehnt, weil diese Zeitgenossen vor Wut außer sich geraten, wenn sie etwas Grünes zu sehen glauben. Dabei ist die ÖDP ja sehr konservativ.

Die flächendeckende ungerechte Zurücksetzung könnte mich bewegen, diese kleine Partei zu wählen, die ja schon andere Erfolge hatte, z. B. die Abschaffung des bayerischen Senats und den Nichtraucherschutz.

Ich muß hier auch einmal den Karikaturisten Horst Haitzinger rühmen, der mit seinem Poster "Auch ein kleiner Reißnagel kann einen großen Hintern bewegen" (nämlich den des bayerischen Löwen) eine der besten Werbekampagnen beflügelt hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.02.2019 um 16.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40813

Dazu auch "Wir haben verstanden".
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 12.02.2019 um 09.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40812

Klang nicht Warschauer Pakt immer etwas abschätzig? Ist wohl lange genug her.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 12.02.2019 um 09.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40811

Dem Publikum scheint das zu gefallen. Es war ja auch stets angetan, wenn Merkel, Söder, Bosbach oder sonstwer erklärte, die Griechen müßten "ihre Hausaufgaben machen“. Erwachsene Politiker schmieden derweil Pakte: den Migrationspakt, den „Pakt für den Rechtsstaat“, den Digitalpakt und so fort. Zuweilen müssen sie auch zu harten Mitteln greifen, dann tun sie es nicht unter einer Offensive: einer digitalen Bildungsoffensive oder einer Milliardenoffensive oder Offensiven für Kinderbetreuung, Mädchenfußball und Nachhaltigkeit. Bestimmt gibt es auch Achtsamkeitsoffensiven. Hausaufgaben gemacht, Lektion gelernt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.02.2019 um 06.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40810

Gefühlt dreimal täglich hört man von Politikern: „Wir haben unsere Lektion gelernt.“ Wie Schulbuben von der letzten Bank, die damit angeben, sich eine wohlverdiente Watschn eingefangen zu haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.02.2019 um 06.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40806

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39674
„Einladungspolitik“ ist so sehr zum Markenzeichen von Reinhard Müller (FAZ) geworden, daß es schon fast komisch wirkt. Man erwartet es auch heute wieder, und da steht es schon! (11.2.19, Seite 1) – Im übrigen scheint sich in den Medien allmählich „Kontrollverlust“ für denselben Gegenstand einzubürgern.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 09.02.2019 um 16.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40799

Waldmeister ist im englischsprachigen Raum heute weithin unbekannt. Das Wort woodruff ist aber sehr alt und stammt also aus Zeiten wesentlich stärkerer Bewaldung der britischen Inseln.
 
 

Kommentar von Theodor ickler, verfaßt am 09.02.2019 um 10.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40798

Letzte Nacht träumte ich, daß englisch woodruff „Kopfschuppen“ bedeutet. Nach dem Aufwachen fiel mir sofort ein, daß ich die wirkliche, etymologisch undurchsichtige Bezeichnung dandruff mit griechisch dendron „Baum“ (wie in Rhododendron usw.) in Verbindung gebracht haben könnte. Eine solche Etymologie würde ich mir im Wachzustand nicht einfallen lassen, aber im Traum kalauern wir ja oft, da hatte Freud durchaus recht. Eigentlich kannte ich woodruff („Waldmeister“) auch bisher gar nicht, mußte nachschlagen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.02.2019 um 06.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40752

„Kennen Eure Majestät denn schon das Alte?“

Das soll ein Wissenschaftler, ein Barbier oder jemand anders König Friedrich II., Friedrich Wilhelm IV., Kaiser Wilhelm II. usw. auf die Frage geantwortet haben, was es Neues gebe. – Typische Wanderanekdote, bestimmt frei erfunden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.02.2019 um 07.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40747

In einem Beitrag der FAZ (2.2.19) über Sprachkritik bespricht Hans Martin Gauger auch sehr ausführlich die Betonung von Konsens. Der Duden kenne wirklichkeitsfremd nur die Betonung auf der zweiten Silbe. Das stimmt aber nur, wenn man sich auf den Rechtschreibduden beschränkt, in Fragen der Aussprache nicht die erste Adresse. Im Ausspracheduden ist auch die Anfangsbetonung verzeichnet. Gauger erwähnt weder die Schweizer Neigung zur Anfangsbetonung noch die Reihenbildung Konflikt, Kontakt usw. mit unangefochtener Endbetonung; das sind alles keine deutschen Komposita. „Was soll, könnte man polemisierend sagen, die arrogante humanistische Bildungshuberei, mit der nur die sogenannten Ungebildeten diskriminiert und eingeschüchtert werden sollen?“ Das scheint mir etwas zu hoch gegriffen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.01.2019 um 04.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40724

Das Buch „Wahrnehmung und Erfahrung“ (Original „Perception through experience“) von M. D. Vernon ist 1974 auf deutsch erschienen und steht fast ebenso lange in meinem Regal, immer wieder mal gelesen. Es ist gestaltpsychologisch beeinflußt und streckenweise ein sehr interessanter Überblick. Allerdings geht weder aus dem englischen noch aus dem deutschen Titel hervor, daß es praktisch nur vom Sehen handelt. Auch nicht, daß es von einer Frau verfaßt ist, was ich erst jetzt zufällig entdeckt habe; aus irgendwelchen Gründen hatte ich immer einen männlichen Verfasser vor Augen, vielleicht wegen der Dominanz von Männern unter den Gestaltpsychologen. Frau Vernon hat auch ein Buch über das Lesen geschrieben.

Einen breiten Raum nehmen die optischen Täuschungen ein. Im Internet und natürlich in Lingelbachs „Scheune“ findet man inzwischen noch schönere Darstellungen, z. B. zur Poggendorff-Täuschung: https://de.wikipedia.org/wiki/Poggendorff-T%C3%A4uschung (Dort auch der geteilte Kreis! Unbedingt den Versuch mit der Kopfneigung machen!) – https://www.die-scheune.info/die-poggendorff-tauschung/

Die Erklärungsversuche laufen meist darauf hinaus, einen evolutionären Sinn der Täuschbarkeit auszumachen, oft schon auf der Ebene der Retina (nach Hubel/Wiesel usw.), was im Falle der Müller-Lyer-Täuschung oder der Mondillusion auch ganz plausibel klingt. Der "geteilte" Kreis ist besonders schwer zu erklären, scheint Nebenprodukt von etwas anderem (eben Poggendorff) zu sein.

Uns Sprach-Freaks würden akustische Täuschungen interessieren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.01.2019 um 18.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40721

Daß mein Hausarzt alles über mich weiß, überrascht mich nicht, er durchschaut mich buchstäblich bis auf die Knochen. Aber es geht noch weiter:

Der Fahrradsitz, auf dem ich heute zum Belastungs-EKG Platz nahm, hatte sich vom letztenmal die Sitzhöhe gemerkt und korrigierte mich automatisch, als ich es mir bequem gemacht hatte, um etwa zwei Millimeter.

Da ich gerade beim Gesäß bin: Das dient gar nicht dem Sitzen, sondern dieser starke Muskel war nötig, um beim aufrechten Gang den Körper vor dem Vornüberkippen zu bewahren. Bei der Frau mußte das Becken breiter werden, damit der große Kopf des Kindes hindurchpaßt. Dadurch wurden die Gesäßmuskeln in die Breite gezogen, also flacher, und wurden mit einem Fettpolster überzogen, damit das spezifisch Menschliche und dadurch für Männer Attraktive erhalten bleibt: „Das ausladende Becken wird zum einladenden Erkennungszeichen der Weiblichkeit beim Menschen.“ (Valentin Braitenberg) Aber es hindert die Frau am schnellen Laufen. Daraus folgt dann wieder alles mögliche an Aufgabenteilung und Wesensunterschieden zwischen den Geschlechtern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.01.2019 um 04.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40673

Das Kartellrecht soll den Wettbewerb vor Preisabsprachen usw. schützen. Die Bestimmungen sind im einzelnen sehr kompliziert, und große Firmen beschäftigen ganze Rechtsabteilungen, um ihnen gerecht zu werden, weil die Strafen sehr hoch ausfallen können.

Das Ganze ist auch ein Kommunikationsproblem. Zunächst einmal wird man sich hüten, schriftliche oder digitale Spuren zu hinterlassen. Mündliche Absprachen zwischen Tür und Angel oder über Dritte sind schwer zu kontrollieren. Aber wenn z. B. ein Unternehmen ankündigt, es werde im kommenden Frühjahr die Preise für ein Produkt (z. B. die Beförderung von Paketen) erhöhen, dann kann das eine verdeckte Preisabsprache sein. Denn wenn die Wettbewerber nicht mitziehen, kann man die Maßnahme auch wieder abblasen. Das ist nur ein Beispiel von Tausenden. Erlaubt ist wiederum, sich an den Preisen des Marktführers zu orientieren. Jeder weiß auch, daß auf dem Wochenmarkt für viele landwirtschaftliche Produkte Einheitspreise verlangt werden.

Wenn irgendwo, dann ist hier die Redeweise von einer Hydra angebracht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.01.2019 um 17.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40650

Im Dritten Reich wurden die Hollerith-Automaten missbraucht, weil sich mit ihrer Hilfe die rassistischen Kriterien der Nürnberger Rassengesetze erfassen ließen. (https://www.planet-wissen.de/technik/computer_und_roboter/geschichte_des_computers/pwiehollerithundderlochkartencomputer100.html)

Aber die Hollerithmaschine war nicht für einen bestimmten Zweck und nur für diesen gedacht, sondern zur Erfassung beliebiger Daten. Darum kann nicht von einem Mißbrauch gesprochen werden. Sonst würde auch die Schrift mißbraucht, wenn damit jemand einen Erpresserbrief schreibt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.01.2019 um 16.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40639

Ja, es ist zum Verrücktwerden und gehört eigentlich unter "Kopfrechnen", aber zur Rechenschwäche hinzu kommt der böse Wille, gegen den kein Kraut gewachsen ist.
Inzwischen weiß man, wie gefährlich das Schlechtreden und Schlechtrechnen politisch ist, aber die gescheiten Gegenschriften (Hans Rosling u. a.) dringen nicht durch.
 
 

Kommentar von ppc, verfaßt am 21.01.2019 um 16.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40638

Das dumme Gerede von „gefälschten” Statistiken ist aus den Hirnen der „einfachen” Leute nicht rauszukriegen. Tatsächlich werden Statistiken meist nicht gefälscht, sondern zielgerichtet „aufbereitet” oder grafisch präsentiert. Dabei wird gern verschwiegen, wieviele und welche Rohdaten erhoben wurden und ob sie repräsentativ sind. Auch Suggestivfragen sind beliebt, um etwa ein gewünschtes Meinungsbild zu erzwingen. Oder es werden nur Studien mit entsprechendem Wunschergebnis zitiert, die anderen ignoriert.

Ein banales Beispiel: Die einen vergleichen Gewalttaten einer Personengruppe nicht mit einer Vergleichsgruppe gleichen Geschlechts und Alters, sondern mit der Gesamtbevölkerung. Die anderen dagegen mischen Mord, Vergewaltigung, Körperverletzung, Totschlag usw. mit kleineren Delikten, wie Ladendiebstahl (wer stiehlt eigentlich einen Laden?!?), wobei die kleine Zahl in der großen untergeht und die Gesamtzahl von Verbrechen vielleicht sogar abnimmt.

Auch Balkendiagramme mit logarithmischen Skalen oder gar unten abgeschnitten können ganz „spannend” (eines von Herrn Icklers Lieblingsworten...) aussehen, sind aber tatsächlich total nichtssagend.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.01.2019 um 04.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40625

Wer mit AfD-Anhängern spricht, wird bald die Erfahrung machen, daß sie alle positiven Nachrichten (Kriminalstatistik usw.) als gefälscht abtun. Im Augenblick hat man dann natürlich nichts in der Hand, was dieses Argument entkräften könnte – und außerdem würde ihm dasselbe Schicksal drohen. Da hilft nur tschüs sagen und weggehen. – So halte ich es seit langem, es geht gar nicht anders.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 19.01.2019 um 15.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40624

Doch lieber BuzzFeed?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.01.2019 um 06.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40622

Ich falle nicht auf die Fake news unserer gleichgeschalteten Lügenpresse rein, sondern informiere mich bei RT Deutsch. (Wohltätige Abkürzung!)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.01.2019 um 15.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40592

Fürs Protokoll:

Heute las ich zum erstenmal in der Zeitung, was ich mir schon lange gedacht habe: Söder kann Bundeskanzler werden. Und zwar mit derselben Strategie, die ihm schon bisher Erfolg gebracht hat. Das hat mich sehr früh interessiert, deshalb beobachte ich ihn seit 20 Jahren wie keinen anderen Politiker.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.01.2019 um 04.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40578

Bei Braitenberg stoße ich auf die Beobachtung, daß auf fetten Wiesen nur gelbe Blumen stehen (und weiße, genauer gesagt, nämlich Doldenblütler; steht auch bei Wikipedia). Außerdem haben gefleckte Kühe nie weiße Ohren.
Dalmatiner sind oft ganz oder halb taub. Das ist nicht zu vermeiden, weil das Hörvermögen auf demselben Gen beruht wie die Flecken. – Der Tag fängt ja gut an!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.01.2019 um 04.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40577

Neulich war davon die Rede, daß ein Wolf das Innere eines gerissenen Schafs schnurpst.

schnurpsen:

(DWDS, nicht im Duden)

"landschaftlich, umgangssprachlich etw. mit knackendem Geräusch abbeißen und zerkauen
Beispiel:
frische Brötchen, einen Apfel schnurpsen"

In manchen Texten werden Brötchen oder Kekse geschnurpst, aber meinem Sprachgefühl nach paßt es besser auf Dinge, die fest und auch etwas feucht sind, etwa Knorpel oder Karotten. Wunderschönes deutsches Wort!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.01.2019 um 04.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40559

Man kennt die Anekdote vom Studenten, der jede Prüfungsfrage auf den Maikäfer umzulenken weiß, den einzigen Gegenstand, zu dem er etwas memoriert hat.
Bei welt.de hat fast jede Meldung Hunderte von Leserzuschriften zur Folge, und fast immer geht es irgendwie zur fürchterlichen Merkel zurück.

Gasexplosion in einer Pariser Bäckerei. Reaktionen von welt.de-Lesern:

Kennt man schon den Vornamen des Gases? Ich habe da so meine Vermutungen... (von mir erfunden)

Man denkt sofort an einen Einzelfall. (echt)

Es ist entsetzlich wie sehr wir von den ganzen Anschlägen konditioniert sind. (echt)

Neulich überraschte uns einer mit der Erkenntnis, Merkel habe die Grenzen für die "industrielle Reservearmee" geöffnet. Ausgerechnet das FDJ-Mädel!

Über den Anschlag auf den AFD-Politiker hieß es: "Wenn das einem Politiker der Altparteien gegolten hätte, wäre es auf den ersten Seiten der Medien berichtet worden." Aber es ist doch auf den ersten Seiten berichtet worden? Macht nichts, die Medien sind alle gleichgeschaltet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.01.2019 um 04.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40544

Nichts macht mich so trübsinnig, als wenn dem Aberglauben amtlicherseits auch nur ein Fußbreit Boden eingeräumt wird. Ich denke dann: "Es war alles umsonst!" Hoffentlich stimmt die Meldung nicht. Aber es bleibt noch genug Unsinn übrig.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 11.01.2019 um 23.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40542

Die Menschheit hat leider die Chance vertan, die Jahre mit der vollen Jahrhundertanzahl 13 auszulassen. Dadurch wäre ihr (neben der Gefahr durch die Zahl 13) auch die Verwirrung erspart geblieben, daß z. B. die 17-hunderter Jahre zum 18. Jahrhundert gehören, die 18-hunderter zum 19. usw. Und die heutigen Jahre 20xx gehörten, wunderbar leicht zu merken, auch zum 20. Jahrhundert. (Außer dem einen Jahr 2000, aber das ist wieder ein anderes Problem.)

Aber die 12-hunderter Jahre wären auch dann weiterhin das 13. Jahrhundert geblieben, und dieses 13. Jahrhundert hätte man auch mit noch so vielen weiteren Auslassungen nicht wegbekommen können.

So wird auch Heils neues Sozialgesetzbuch "Nr. 14" auf ewig das 13. bleiben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.01.2019 um 18.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40541

Die Zahl 13 ruft bei einigen Menschen Unbehagen hervor. Daher soll das neue geplante Sozialgesetzbuch die Nummer 14 tragen. Sozialminister Heil will die vermeintliche Unglückszahl offenbar auslassen. (SPON 11.1.19)

Bei mir ruft Heil auch Unbehagen hervor, vielleicht sollte man ihn Hohl nennen oder Unheil?
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 08.01.2019 um 16.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40511

Der Artikel ist nicht online, aber doch immerhin die Abbildung dazu:
https://www.huzlers.com/wp-content/uploads/2014/11/090719-fake-moon-landing.jpg
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.01.2019 um 14.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40509

Was der Herr Lauer sonst noch gemacht hat, weiß ich nicht, aber in die Akte v. Braun mal hineingeleuchtet zu haben wäre an sich schon verdienstvoll. Der deutsche Hintergrund der Mondlandung war ja ein wichtiger Teil unseres kollektiven Seelenhaushalts nach dem Krieg.
Mich amüsiert es immer, wenn jemand mein Gedankenexperiment in die Tat umsetzt: Wie lange kann ich mich durchmogeln, wenn ich eine Professur für Posaune erschlichen habe, ohne jemals eine Posaune in der Hand gehabt zu haben? Mustergültig war jener Postangestellte als erfolgreicher (!) Chefarzt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.01.2019 um 14.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40508

Der 20jährige hessische Hacker mit seinem Datenklau scheint dagegen wirklich toll zu sein: Keine IT-Ausbildung und doch so ausgezeichnete Computerkenntnisse. Auch verhilft er den minderbemittelten Datensicherheitsleuten zu wertvollen Einsichten in Sicherheitslücken. Er soll geständig und hilfsbereit sein. Ich war immer der Meinung, daß die Behörden sich das Wissen und Können solcher jungen Leute zunutze machen sollten. Natürlich war die Veröffentlichung nicht in Ordnung, aber anders als auf dem Skandalweg hören die Trottel ja nicht.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 08.01.2019 um 12.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40507

Also eine echte Konifere auf diesem Gebiet.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 08.01.2019 um 12.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40506

Wernher von Braun war wohl Gegenstand seiner Bachelorarbeit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.01.2019 um 11.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40505

Offenbar derselbe.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 08.01.2019 um 08.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40503

Christopher Lauer, Troll des Jahres 2012?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.01.2019 um 07.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40502

CDU-Vorstand NRW kippt Europapolitiker Brok (8.1.19)

Dazu:

https://lobbypedia.de/wiki/Elmar_Brok

Ob die gesamte, auch innerdeutsche Lobbyarbeit des Bertelsmann-Konzerns schon aufgearbeitet ist?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.01.2019 um 04.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40484

Wie es der Zufall will:

In der FAS 6.1.19 schreibt Christopher Lauer über den Hochstapler Wernher von Braun, der nicht entlarvt wurde, weil er nach gescheiterten Versuchen, eine Rakete zu bauen (alle vier explodierten), nur noch als Organisator und Manager tätig war und damit auch in den USA verbergen konnte, daß er nichts von Raketen verstand. Weder technisches Zeichnen noch Physik beherrschte er in ausreichendem Maße.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.01.2019 um 08.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40476

Beim Blättern in gar nicht so alten Notizen:

Berlin – Die SPD bleibt nach den Worten der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer unter allen Umständen bei ihrer Entscheidung, nicht in Koalitionsgespräche mit der Union einzutreten.
Die Festlegung der SPD, in die Opposition zu gehen, sei «unumstößlich», sagte die SPD-Politikerin der Funke-Mediengruppe. «20,5 Prozent sind kein Wählerauftrag, um eine Regierungsbildung anzustreben.»
(welt.de 1.10.17)

Dutzende ähnliche Äußerungen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.01.2019 um 14.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40469

Sowieso, alles geklaut, sogar ganze Ingenieure!
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 03.01.2019 um 11.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40468

Waren das nicht die Amerikaner, die mit deutscher Technik auf dem Mond gelandet sind?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.01.2019 um 09.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40467

Wie jeder weiß, ahmen die Chinesen alles nach. Klavier spielen können sie wie Horowitz, auf dem Mond landen wie die Amerikaner usw.

Wenn die Zeitung titelt Chinesen gelingt historische Mondlandung auf der Rückseite – mit deutscher Technik, dann weiß man gleich Bescheid. Nicht mal das schaffen sie ohne uns.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.12.2018 um 10.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40445

Nancy Isenberg: White Trash – The 400-Year Untold History of Class in America.

Mit Gegenwartsbezug im neuen Vorwort.

Materialreich und ziemlich brutal. Untold oder wenigstens unterbelichtet, daher lesenswert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.12.2018 um 10.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40444

Ich höre mir Anekdoten aus Familiengeschichten an, die ich schon oft gehört habe, samt Stilisierung bis in den Wortlaut. Das spielt für die Menschen offenbar eine große Rolle. Auch die schweren Zeiten, in denen sich die eine oder andere Hausfrau "totarbeitete", sind doch irgendwie "besonnte Vergangenheit".

A propos Schleich (Carl Ludwig Schleich: Besonnte Vergangenheit. Berlin 1931): Man erfährt kaum etwas über die anscheinend zerrüttete Ehe der famosen Eltern. Schleich vermutet, der Vater habe ihn ins Internat geschickt, um die Mutter zu kränken. Das kommt ganz unvermittelt und läßt einen die Katastrophen hinter den altersmilden Geschichten ahnen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.12.2018 um 04.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40429

Aus einer sprachwissenschaftlichen Dissertation:

Danksagung
Im Laufe der Jahre, in denen diese Dissertation entstanden ist, habe ich vor allem gelernt, dass Disziplin, Organisation und Motivation, aber auch Mut, Selbstbewusstsein und Kreativität die wichtigsten Voraussetzungen für ein solches Projekt sind.


Der Flug zum Mond war auch keine Kleinigkeit. Jedenfalls ist der Leser auf Großes vorbereitet.

Wann ist eigentlich dieser Ton aufgekommen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.12.2018 um 03.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40418

Die Herbstzeitlose wird gern mit Bärlauch verwechselt.

Man sieht hier noch einmal, wie das Adverb gern seine "Orientierung" verliert. Es ist ja nicht gemeint, daß die Herbstzeitlose es gern hat, wenn man sie verwechselt.

Im Duden wird dem Wort Herbstzeitlose nur der Hauptakzent auf der ersten Silbe gegönnt, nicht der Nebenakzent auf der dritten. Der ist aber wesentlich, weil er besonders kraß die Vermeidung des Betonungshiats zeigt. Die Gattung heißt Zeitlose, selbstverständlich mit dem Akzent auf der ersten Silbe.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.12.2018 um 05.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40405

Heisst der Mann wirklich McGurk? Dann ist er gestraft genug und braucht nicht auch noch Twitter-Spott. (Leserin bei welt.de zur Entlassung des amerikanischen Diplomaten)

Die vielen Irischstämmigen dieses Namens fühlen sich nicht gestraft. Nebenformen sind Quirk, Cuirc usw. Sie gehen auf Corc "Herz" zurück, einen gälischen Jungennamen, das Ganze mit Mac oder O’ heißt also "Sohn des Corc".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.12.2018 um 06.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40309

Vor dem Gesetz steht ein Türhüter und hält die Hand auf. Er heißt Dumont und ist ein großes Verlagshaus. Die Open Knowledge Foundation will erreichen, daß Gesetzestexte ohne Urheberrechtsbeschränkung frei zugänglich sind, nämlich auch für Such-, Druck- und Kopierfunktionen.
Wir hatten schon bei den Rechtschreibreformern einen undurchsichtigen Fall von Berufung auf das Urheberrecht, das es angeblich nicht erlaube, eine revidierte Buchstabenstrecke zu veröffentlichen, bevor sie ein Wörterbuchverlag vermarkten konnte (Dokumente in meinem Buch „Rechtschreibreform in der Sackgasse“).
Um so mehr scheint es mir bei Gesetzestexten geboten, sie dem Volk zur uneingeschränkten Nutzung zu überlassen. Es ist schließlich durch seine Abgeordneten der eigentliche Urheber.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.12.2018 um 08.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40302

Trüber Morgen, noch trüberer Abend: Auch wir ziehen uns gilets jaunes über, wenn wir auf dunklen, regennassen Straßen Rad fahren. Allerdings nenne ich sie immer grün, während meine Frau auf gelb beharrt wie die Franzosen. Nicht daß unsere cohabitation darüber zerbräche, aber sonderbar ist es doch. Wie kann man grüne Westen gelb nennen?
Genau genommen, sind sie ja eher gelb. Aber nicht so richtig gelb, weshalb man sie eben grün nennen sollte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.12.2018 um 07.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40291

Thales von Milet ist nicht nur durch seine Mathematik und eine nicht besonders gut bekannte Kosmologie in die Philosophiegeschichten eingegangen, sondern auch durch jene Anekdote, die u. a. Platon im "Theaitetos" erzählt. Als rechter Hans-guck-in-die Luft fiel er in einen Brunnen, als er entweder die Sterne oder irgendwelche meteorologischen Erscheinungen betrachtete, woraufhin eine thrakische Magd ihn auslachte: Du guckst in den Himmel und übersiehst dabei, was vor deinen Füßen liegt. Hans Blumenberg hat die verschiedenen Versionen in seinem Büchlein "Das Lachen der Thrakerin" vollständig versammelt und in Blumenbergscher Weise verarbeitet, worauf ich nicht eingehen will. (Kurt Flasch geht in seinem umfangreichen Blumenberg-Buch auch nicht darauf ein.)

Nun sind die Attribute, die Platon und andere der Thrakerin beilegen, nicht ganz eindeutig: War sie nur "witzig" oder auch attraktiv? Blumenberg erklärt sie mit Heidegger für hübsch und erwähnt wenigstens beiläufig auch die mögliche erotische Deutung der Geschichte. In anderen Versionen ist sie alt, zum Teil auch böse, denn sie läßt den Weisen absichtlich in die Grube stürzen. Das verdirbt aber die Pointe und kann darum nicht wahr sein.
Ich glaube, daß sie hübsch war. Warum eigentlich ausgerechnet eine Thrakerin? Nun, wie Xenophanes in seiner bekannten Religionskritik beiläufig erwähnt, waren die Thraker blond und blauäugig, was für die Griechen sicher ein besonderer Reiz war. Mit einem späteren "me too" hätte Thales nicht rechnen müssen, weil die Schöne sicherlich nur eine rechtlose Sklavin war.
Ich rede hier natürlich ganz unphilologisch und zitiere nur aus dem Gedächtnis.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.12.2018 um 05.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40286

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39133

Aus derselben Quelle:

Sprache: das ist vor allem auch Sprachkompetenz, um die bahnbrechende Erkenntnis von Chomsky nochmals explizit zu erwähnen, die Fähigkeit also, dieses Zeichensystem (wie auch immer es aussieht) zu erlernen und mit diesem System erfolgreich umzugehen, also es in den Dienst des Überlebens zu stellen.

(Vom Überleben ist bei Chomsky allerdings nicht die Rede, um so mehr vom Geist.)

Man kann also eine Sprache nur lernen, wenn man es kann, das ist Chomskys bahnbrechende Erkenntnis. Der Rest ist ähnlich scharfsinnig.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.12.2018 um 06.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40248

Den wahrhaft trüben Morgen (aber den Dauerregen haben wir ja herbeigesehnt) hellt ein Bericht der FAZ über "die langsamsten Journalisten der Welt" auf. Das Medienunternehmen "Delayed Gratification" wird vorgestellt. Ein Labsal gegenüber den flinken Federn unserer journalistischen Rasselbande. Die Konferenz von Buenos Aires war noch nicht zu Ende, da verkünden sie schon: Der große Erfolg von Trumps Rüpel-Diplomatie (Welt 2.12.18). Sie können sich allerdings auf das kurze Gedächtnis der Leser verlassen.
Zu allem sofort eine Meinung zu haben ist die neue Form der Dummheit, zielstrebig herangezüchtet von unseren Bildungsplanern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.12.2018 um 05.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40240

Immer mehr Pazifikinseln verbieten die Benutzung von Sonnencremes, die tonnenweise ins Meer gelangen und die Korallenriffe zerstören.
Das erinnert an die öffentlichen Bäder im alten Rom, die keineswegs für die Reinlichkeit der Römer sprachen, sondern so verdreckt waren, daß ihre Schließung durch christliche Kaiser wahrscheinlich einen Segen für die Volksgesundheit bedeuteten, auch wenn das Motiv ein anderes war.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.12.2018 um 14.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40233

Über diesen dramatischen Enthüllungen vergißt man ganz zu fragen, ob die Kanzlerin im halbleeren Flugzeug wirklich neben einen wildfremden jungen Mann gesetzt wurde. Der hätte sie nach Art der Ausländer leicht messern können. Hat der Sicherheitsdienst da versagt?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.12.2018 um 13.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40232

Flug-Sitznachbar packt über Merkel aus

Die Bundeskanzlerin ist bekanntlich mit Iberia nach Argentinien geflogen. Der „Merkur“ macht uns neugierig:

Flug-Sitznachbar packt über Merkel aus
(...)
Und was hat die deutsche Kanzlerin über den Wolken so gemacht? „Sie hat Joghurt gegessen, ein Buch gelesen, ein bisschen geschlafen“, erzählt Agüero. Keine Sonderwünsche.

Eine Stunde vor der Landung sei die Kanzlerin dann ins Cockpit gegangen und habe ein Foto mit der Besatzung gemacht. „Ich habe mich nicht getraut, sie anzusprechen.“ Aber sie habe immer mal wieder rübergelächelt. „Sie war sehr relaxt.“

(merkur.de 1.12.18)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.11.2018 um 10.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40191

"Gott spielen" geht eigentlich ganz anders:

"Herrliches Wetter heute!" – "Danke!"
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.11.2018 um 10.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40190

Dazu frömmelt ein Florian Harms bei t-online: Einer von uns, ein Mensch wie Sie und ich, hat Gott gespielt. (...) “Du sollst nicht andere Götter haben neben mir“, hat der Allmächtige einst von uns verlangt. Im Herbst des Jahres zweitausendundachtzehn hat er in Herrn He aus Shenzhen seinen Meister gefunden. (27.11.18)

Warum gerade Eingriffe in die DNS der unvergleichliche Sündenfall sein sollen, ist nicht zu erkennen.
Solche Eingriffe werden bald Routine sein, wie heute schon Dialyse und Transplantationen. Wenn wenigstens gesagt würde, daß man darüber verschiedener Meinung sein kann.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.11.2018 um 05.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40189

Zum gentechnisch verbesserten Baby in China (was immer davon richtig sein mag) verkünden unsere Zeitungen: „Weltweit empörte Reaktionen“ usw. – Ob es weltweit auch Zustimmung gegeben hat, erfährt man nicht. Die FAZ läßt erwartungsgemäß einen Theologen und Vorsitzenden des Ethikrates (aus Erlangen!) kommentieren, als sei dieser kraft Amtes besonders zuständig.
Soll ich mich gegen Grippe impfen lassen? Oder lieber die Grippe hinnehmen, wie Gott sie geschaffen hat? Aber Gott hat doch auch die Gentechniker geschaffen und sogar die Chinesen?
Der Tag fängt ja gut an.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.11.2018 um 16.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40183

Ich gebe zu, daß ich beim Schreiben einen Augenblick gezögert habe, dann aber fand, daß es okay war.

Es hat ja auch sozusagen ein anderes Kaliber.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 26.11.2018 um 08.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40182

Aber es war okay, den Namen von Göthe in Goethe umzuschaffen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.11.2018 um 06.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40181

Wie schon Goethe in DuW sagt, hat niemand es gern, wenn andere mit seinem Namen (Goethe, Götter, Goten, Kot) Scherz treibt. Das gilt auch für Vornamen. Es ist ja lustig, wie unsere Kinder an ihren Namen hängen, als sei es ein Stück von ihnen selbst, während wir uns noch genau erinnern, wie wir uns diese Namen ausgedacht haben.

(Meine Frau behauptet, den Namen unserer Jüngsten hätten wir uns keineswegs ausgedacht, sondern sie habe beim ersten Blick auf die Neugeborene gewußt, daß sie Dorothee heißt. Jahre später fiel uns auf, daß es die Umkehrung meines Vornamens ist.)

Bekanntlich gibt es einen Zusammenhang zwischen Vornamen und sozialer Schicht bzw. Bildungsgrad (sc. Medienkonsumgewohnheiten), und viel ist über die Kevins und Jessicas gespottet worden. In den Schulklassen unserer Töchter saßen etliche Chiaras (aber natürlich keine Klara); damit geht es jetzt laut Statistik wieder abwärts. Wie mehrere Chiaras unter einem entsprechenden Eintrag berichten, neigen Lehrer und andere Personen dazu, den Namen als "Schiara" oder so ähnlich auszusprechen. Die Notwendigkeit, ständig korrigieren zu müssen, sollte man bei der Namenswahl berücksichtigen, es kann für den neuen Erdenbürger eine rechte Last werden. Zunächst merken sie nicht viel davon, weil die Spielkameraden und Mitschüler sowieso Kiki usw. sagen. Wer weiter denkt, hat auch die internationale Aussprechbarkeit bzw. Übertragbarkeit schon im Blick.
Neuerdings kommt hinzu, daß der falsche Name bei der Stellen- und Wohnungssuche nachteilig sein kann. Wenn man schon am Familiennamen nichts ändern kann, sollte wenigstens der Vorname biodeutsch klingen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.11.2018 um 04.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40127

Trump ehrt Elvis Presley:

Der Präsident würdigte dabei insbesondere den tiefen Patriotismus des Musikers, der sich auf der Höhe seines Ruhms dazu entschlossen gehabt habe, in den Streitkräften zu dienen. „Er hatte eine Wahl, und für ihn war es keine Wahl.“
Dann verriet Trump noch, dass er den „King“ auch einmal live erlebte, bei einem Auftritt Presleys im „Hilton“-Hotel von Las Vegas. Die Fans des Künstlers seien damals völlig ausgerastet, „sie haben den Raum förmlich zerlegt“, so Trump.
(welt.de 19.11.18)

Elvis Presley haßte den Militärdienst und hatte sich nur der Anweisung seines tyrannischen Managers gefügt, der ihm das Image eines braven amerikanischen Jungen verpassen wollte.

Im "Hilton" von Las Vegas haben die Elvis-Fans niemals den Raum zerlegt, das war ein ganz anderes Publikum als die Teenies der frühen Jahre.

Das Fehlzitat „has left the house“ wird von den Trump-Fans unter welt.de heruntergespielt und wäre ja an sich auch belanglos. Aber „has left the building“ ist so bekannt, daß der Fehler Trumps tiefe Unvertrautheit mit dem Gegenstand verrät. (Auch die der deutschen Leserbriefschreiber.)
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 07.11.2018 um 06.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40037

Da ist nichts einzuschränken. In den USA ist die Berichterstattung über Trump zu 90% negativ, also nur minimal besser als in Europa. Wenn es nach den Leitmedien ginge, hätten die Republikaner Dutzende von Sitzen im Repräsentantenhaus einbüßen müssen und darüber hinaus auch die Mehrheit im Senat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.11.2018 um 03.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40036

Man könnte auch sagen: Ideologien und damit Programme verlieren an Bedeutung, weshalb auch niemand die Parteiprogramme liest, ganz mit Recht. Übrig bleibt die Rhetorik.

Die schönste "Großveranstaltung" verpufft, wenn sie nicht durch den Volksempfänger in jede Wohnung getragen wird. Auch das Bad in der Menge wird nur veranstaltet, weil die Fernsehkameras bereit stehen. Das sieht man auch an der Bildregie.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.11.2018 um 03.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40035

Vielleicht sollte man einschränken: der Leitmedien, soweit sie Tatsachen und Meinungen zu vermitteln suchen. Die Unterhaltung wird um so wichtiger, s. Trump.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 06.11.2018 um 20.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40033

Die Wahlen in den USA werden den fortschreitenden Bedeutungsverlust der Leitmedien von neuem aufzeigen. Deutschland hinkt bloß ein paar Jahre hinterher, wie üblich bei gesellschaftlichen Entwicklungen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.11.2018 um 15.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40031

Ja, es gibt sicher auch hier sachbezogene Stimmen. Ich meinte aber mehr die größeren, sog. Leitmedien, zu denen ich auch die Neue Zürcher Zeitung rechne.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.11.2018 um 10.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40030

Ins Ausland? Das kann nicht Ihr Ernst sein!

Allerdings weisen viele, auch die durchaus wohlmeinende FAZ, auf die Loyalitätspflichten eines politischen Beamten hin. Seehofer sieht es ja inzwischen auch so. Nur die AfD nutzt die Gelegenheit auf ihre Weise.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.11.2018 um 09.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40029

Um jemanden zu finden, der endlich einmal über die Fakten selbst spricht, muß man schon ins Ausland gehen. NZZ, 5.11.2018:

Denn in vielem hatte und hat der Jurist recht, auch wenn er mitunter zu scharf formulierte. Es gibt bis heute keine Belege für »Hetzjagden« auf Ausländer in Chemnitz. Weite Teile der Berichterstattung und auch die Kommentare der Kanzlerin und ihres Sprechers zu den Vorfällen waren irreführend.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.11.2018 um 16.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40019

Zur Antisemitismus-Meldestelle:

Man kann verleumdet werden, ohne es zu wissen. Man kann auch benachteiligt, z. B. bei Stellenbesetzungen übergangen werden, ohne es zu wissen. Man kann aber nicht beleidigt oder gekränkt werden, ohne es zu merken. Die Politische Korrektheit und besonders der Feminismus lenken die Aufmerksamkeit erst auf die vielen Gelegenheiten, sich gekränkt zu fühlen, und ändern damit den Sachverhalt. Die Frauen haben sich jahrhundertlang mit Recht zurückgesetzt gefühlt und darüber geklagt („Das Los der Frauen ist beklagenswert“), aber nie wegen des generischen Maskulinums. Man kann es ihnen „parteilich und niedrigschwellig“ einreden, und plötzlich sind die maskulinen Formen ein Ärgernis. Logischerweise ist es sehr schwer, dem etwas entgegenzusetzen. So hat ja auch die an sich unbegründete Stigmatisierung von Wörtern wie „Neger“ neue Tatsachen geschaffen, mit denen wir uns nun praktisch abfinden müssen, weil sich hier ebenfalls auswirkt, daß die Sprache „nicht nach der Herkunft fragt“ (Eduard Engel). Martin Luther King konnte noch für die Gleichberechtigung der „Negroes“ kämpfen, heute muß man sich anders ausdrücken (bis die Euphemismentretmühle eine Runde weiter ist).

Man kann sich leicht einbilden, ein persönliches Mißgeschick sei durch diskriminierendes Verhalten anderer verursacht. (Ich habe solche Fälle kennengelernt. Erstaunlich viele behaupten heute auch, in der Schule gemobbt worden zu sein.) Wenn es hier keine Möglichkeit gibt, Wahn und Wirklichkeit zu trennen, wird es gefährlich.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.11.2018 um 11.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40018

Ich verstehe Maaßen nicht. Eine Rede in einem geheimen Club im Ausland, vor Geheimdienstleuten! Wenn er was zu den Vorwürfen gegen sich zu sagen hat, soll er hier die Dinge offen auf den Tisch legen. Wenn nicht, soll er halt reuevoll den braven Beamten geben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.11.2018 um 09.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40017

Antisemitische Vorfälle können rund um die Uhr unter http://www.report-antisemitism.de  gemeldet werden. RIAS ist parteilich und orientiert sich an den Bedürfnissen und Wahrnehmungen der Betroffenen, ihrer Angehörigen oder der Zeug_innen eines Vorfalls. (https://twitter.com/Report_Antisem/status/1055145668237496320)

Diese aus öffentlichen Mitteln mitfinanzierte (ausdrücklich als „parteilich“ vorgestellte) Meldestelle will auch Vorfälle unterhalb der Strafbarkeit erfassen. Schirmherr Felix Klein assistiert: »Aus den jüdischen Gemeinden höre ich, dass die subjektive Wahrnehmung der Bedrohung durch muslimisch geprägten Antisemitismus größer ist, als es in der Kriminalstatistik zum Ausdruck kommt.« Deshalb müsse die Kriminalstatistik dringend überprüft, darüber hinaus aber auch ein niederschwelliges bundesweites Erfassungssystem antisemitischer Übergriffe eingeführt werden.

Das Verfahren unterliegt anders als Polizei und Justiz keiner nachprüfbaren Ordnung. Das ist bedenklich und könnte sich als kontraproduktiv (oder selbsterfüllend) erweisen.
Die Denunziationsportale der AfD funktionieren auch nicht viel anders („parteilich“ und „niederschwellig“).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.11.2018 um 06.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40016

Zur mutmaßlich bevorstehenden Entlassung des Herrn Maaßen gibt es bei der WELT in kürzester Zeit über 1000 Lesermeinungen, fast alle dieses Inhalts: „So geht es also einem aufrechten Staatsdiener, wenn er die Wahrheit sagt.“ – „Merkel-Diktatur“ usw. Unser Rechtsstaat wird wirklich gut bewacht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.11.2018 um 04.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#40014

Zu Pompeos Hohn (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1399#40009) paßt Trumps frivoles Game-of-Thrones-Selbstbildnis. Der Niedergang der diplomatischen Sitten verschlägt einem die Sprache.

Aber unterhaltsam ist es schon und daher sicher auch erfolgreich bei einem Publikum, das nicht genau weiß, wo Iran liegt (oder war es Irak? Ist doch egal).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.10.2018 um 05.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39964

Zu dieser Meldung gibt es Zuschriften von Lesern, die auch diese Trumpsche Maßnahme vorbildlich finden und meinen, bei uns werde die Staatsangehörigkeit jedem nachgeschmissen.

Bolsonaro findet auch viele Anhänger bei uns, Salvini weniger, weil der zwar auch was für sein Land tut, aber die Deutschen nicht gerade schonend behandelt.

Die Sehnsucht nach einem starken Mann, der unser schönes Deutschland säubert, ist weit verbreitet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.10.2018 um 15.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39961

Trump meint, die USA seien das einzige Land mit Jus soli (das er abschaffen will). Die Wirklichkeit sieht anders aus: https://en.wikipedia.org/wiki/Jus_soli
Es ist auch nicht so einfach, in die USA einzureisen, nur um dort sein Kind zu bekommen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.10.2018 um 10.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39909

Der Kommentator der FAZ möchte immer noch offenhalten, daß Khashoggi tatsächlich bei einer Rangelei unbeabsichtigt zu Tode gekommen sein könnte. Dem steht aber entgegen, daß kein Arzt geholt worden ist und die Leiche verschwunden bleibt. Was treibt das Blatt mit seinen Lesern? (Im Feuilleton derselben Ausgabe rechnet Christian Geyer mit den Schönfärbern ab, allerdings wie gewohnt in so schwerer Sprache, daß er sich um die Hälfte der Wirkung bringt.)
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 23.10.2018 um 11.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39905

Was hat er nur heute wieder angestellt!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.10.2018 um 05.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39903

Trump hat Druck auf die irakische Regierung ausgeübt, damit ein Milliardenauftrag nicht an Siemens, sondern an General Electrics geht, und dabei an die 7000 amerikanischen Soldaten erinnert, die im Irakkrieg nicht umsonst gefallen sein sollen. Die Soldaten glaubten wohl, ihrem Eid gemäß für die Freiheit der USA zu kämpfen, nicht für die Geschäfte von GE. Den Hinterbliebenen wird die neue Deutung auch nicht recht gefallen.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 20.10.2018 um 10.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39877

Hat CNN nicht gerade gemeldet, daß Trump selbst die Säge geführt hat?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.10.2018 um 09.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39876

Wie Saudi-Arabien mitteilt und Trump gern glauben möchte, ist Khashoggi nach einem Streit im Konsulat verstorben. Wahrscheinlich wurde darüber gestritten, ob er sterben wolle oder nicht. Eigentlich wollte er ja bloß ein paar Papiere abholen; aber darum kann es wohl nicht gegangen sein.
Nach einer früheren Version hat er sich während seiner Vernehmung versehentlich selbst zerlegt, nach einer anderen soll er noch gelebt haben, als er zersägt wurde.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.10.2018 um 03.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39869

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39552

Ich hätte auch puhlen in mein Wörterbuch aufnehmen sollen. Es wird ungemein häufig so geschrieben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.10.2018 um 17.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39851

Wenn der Datenschutz wirklich verlangt, die Namen von Klingelschildern zu entfernen, wird es etwas schwierig, jemanden zu besuchen. Ich könnte natürlich alle 64 Klingeln des Wohnblocks gleichzeitig drücken und dann zusehen, ob meine neue Bekanntschaft unter den Alarmierten ist.

Aber ich kann nicht mehr die Klingeln mit ausländischen Namen drücken und dann schnell weglaufen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.10.2018 um 08.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39840

Kaum AfD-Wähler in Spardorf (inFranken.de)

In Spardorf und München leben eben die gescheitesten Deutschen. Es gibt aber auch Unterschiede, zum Beispiel haben wir in Spardorf kein einziges Ladengeschäft. Aber tauschen würden wir trotzdem nicht. Hier wachsen uns nämlich die Feldfrüchte und die Weihnachtsgänse direkt ins Maul.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.10.2018 um 14.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39837

Heute parkte ein neuer VW-Bus vor unserer Tür, mit dem feinen Schiftzug Edition. Vgl.

Der Multivan "Edition" zelebriert einen individuellen Auftritt mit umfangreicher Serienausstattung auf Basis des Multivan Comfortline und vermittelt auf einzigartige Weise sportliche Eleganz. Ausgewählte Lackierungen werden um schwarz gehaltene Flächen und Anbauteile ergänzt.
(https://www.volkswagen-nutzfahrzeuge.de/de/modelle/multivan-edition.html)

Warum dieses merkwürdige Wort? Niemand würde Ausgabe daraufschreiben. Aber es hätte auch Erudition oder Consecration sein können, jedenfalls etwas Fremdes und Unverständliches.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.10.2018 um 04.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39833

In Spezialgeschäften kann man „Kalahari-Wüstensalz“ (NaCl) kaufen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.10.2018 um 05.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39813

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30960

Im Zusammenhang mit der Heiligsprechung einer verstorbenen Jungfrau im Bistum Limburg wird viel über Fragwürdiges bei den Dernbacher Schwestern und wieder mal über Herrn Tebartz van Elst diskutiert, aber kaum über die Absurdität eines quasi-juristischen Verfahrens zum Nachweis von Wundern. Dabei sollte es keine Rolle spielen, ob beim Wunder (in Indien!) alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Wozu schicken wir unsere Kinder in die Schule, wenn sie dort nicht lernen, daß es keine Wunder gibt?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.10.2018 um 11.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39809

Shakespeare weist in „Romeo und Julia“ auf den Unterschied des Gesangs von Nachtigall und Lerche hin. (FAZ 12.10.18 über die Feldlerche als „Vogel des Jahres 2019“)

Sehr komisch, diese Zusammenfassung einer der rührendsten Szenen der Weltliteratur.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.10.2018 um 20.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39740

Natürlich ist der Aufbau Ost sowieso unausweichlich. Deutschland ist überall schön und wertvoll. Deshalb haben auch nicht nur die Ostdeutschen etwas davon.

Ich erwähne das mit der Schuld und gemeinsamen Verantwortung nur, weil es dennoch Westdeutsche gibt, die meinen, es sei im wesentlichen "ihr" Steuergeld, das nach Osten fließt. Es war aber nicht ihre besondere Leistung, im Westen zu wohnen, sondern nur ihr Glück, ohne das sie gar nicht in der Lage gewesen wären, bis zur Wiedervereinigung mehr zu erwirtschaften. Wenn wir ein Volk sind, müssen eben auch Lasten einigermaßen verteilt werden.

Aber ich möchte auch einmal sagen, daß es diesbezüglich überhaupt keinen Grund zu Klagen gibt. Die von Kohl versprochenen "blühenden Landschaften" kann jeder sehen, der die DDR noch kennt. Jedesmal, wenn ich in meine alte Heimat fahre, komme ich aus dem Staunen nicht heraus. Dort ist es jetzt wie im Westen, soviel eigentlich Bekanntes ist völlig neu zu entdecken. Wir haben früher zu DDR-Zeiten gar nicht gewußt, wie schön es auch im Osten eigentlich hätte sein können.

Manches klappt noch nicht so ganz. Meiner Meinung nach sollte es spätestens 30 Jahre nach der Wiedervereinigung überhaupt keine Unterschiede (z. B. bei der Rentenberechnung) mehr geben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.10.2018 um 17.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39739

Ja, schon recht. Allerdings bedarf es keiner Betrachtung der Schuldfrage und der Nazi-Herrschaft, um den Aufbau Ost nach der Wiedervereinigung sinnvoll oder sogar unausweichlich zu finden, und er ist ja meines Wissens auch nicht so begründet worden.

Übrigens nimmt wohl niemand an, daß das Geld aus dem Soli-Aufkommen an ostdeutsche Bürger ausgezahlt wird. Trotzdem haben sie natürlich etwas davon.

Es dient der Seelenruhe (Ataraxie), gar nicht erst nachzurechnen, wofür der Staat das Steuergeld und die Extrazahlungen ausgibt. Man kann es ja doch nicht ändern.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.10.2018 um 15.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39737

Ja, genauso sehe ich das. Die kommunistische Herrschaft im Osten war eine Folge des Krieges, den Nazi-Deutschland als Ganzes angezettelt hat. Dadurch ist der Ostteil in einen wirtschaftlichen Rückstand geraten, den wir nun gemeinsam aufarbeiten müssen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.10.2018 um 15.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39736

Obwohl es nicht zu meinem Thema gehört, ist es doch interessant, daß besonders die SPD (wenn ich mich recht erinnere), Steuereinnahmen (ich übergehe feine Unterscheidungen) nicht wiederhergeben will; Umwidmung für andere Zwecke wird seit langem propagiert.

Etwas fragwürdig finde ich die Formulierung:
"den Rückstand im Osten hat auch nicht der Osten allein verschuldet, sondern ganz Deutschland."

- falls Sie nicht pauschal die kommunistische Herrschaft als Folge des Nationalsozialismus im Auge haben.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.10.2018 um 12.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39735

Der "Soli" wird oft ein wenig mißverstanden. Es ist ja kein Geld, das Westdeutsche an Ostdeutsche bezahlen. Erstens zahlen nicht nur Westdeutsche, sondern alle (je nach Einkommen), und zweitens bekommen Ossies davon nichts, sondern das Geld ist für den staatlichen Wieder- und Neuaufbau im Osten bestimmt. Das ist natürlich gerecht so, denn den Rückstand im Osten hat auch nicht der Osten allein verschuldet, sondern ganz Deutschland.

Natürlich finde ich auch, daß der Staat die Befristung dieses zweckgebundenen Beitrags einhalten sollte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.10.2018 um 08.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39734

Gleich dazu, wie es der Zufall will:

Obwohl die 28-Jährige keine Erinnerung an die untergegangene DDR hat, entwickelte sie eine ostdeutsche Identität – aus Trotz und Solidarität, wie sie bekannte. (WAZ 4.10.18)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.10.2018 um 04.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39730

Damit wir die Ossis nach Gebühr loben und ehren und uns auch bei ihnen (wg. Treuhand und Kapitalismus) entschuldigen können, müssen wir sie zunächst einmal identifizieren und von uns abgrenzen. Einmal Ossi, immer Ossi. Sie werden sich wie die Vertriebenen bald in Erlebnis-Ossis und Bekenntnis-Ossis teilen, und zwar für immer, so daß wir auch gern den Soli bis in alle Ewigkeit bezahlen (wie die Staatsleistungen an die Kirche und die Demokratieabgabe fürs Fernsehen). Es gehört jedenfalls zum guten Ton, bei jeder Gelegenheit, aber besonders bei Einheitsfeiern, daran zu erinnern, daß „die Spaltung nicht überwunden ist“.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.10.2018 um 12.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39721

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36431

Das Google-Doodle zum Tag der deutschen Einheit zeigt die geborstene Berliner Mauer, dementiert also gewissermaßen die staatliche Festlegung des Datums.

Zeitungen bemühen sich redlich, den Lesern zu erklären, daß der 3. Oktober nicht der Tag des Mauerfalls war. Das werden wir Jahr für Jahr erleben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.10.2018 um 07.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39708

Im Tagesspiegel meint Raed Saleh, es sei Zeit, daß sich der Westen beim Osten entschuldige (wegen Treuhand usw.).
Man kann sich denken, wie darüber diskutiert wird. Der Westen und der Osten sind ja keine Subjekte, von denen das eine sich beim anderen entschuldigen könnte. Es bleibt also beim Geschwätz. Wenn man glaubt, daß Fehler oder Vergehen vorgekommen sind, sollte man Roß und Reiter nennen oder eben den Mund halten.
In der Schule sollte sprachliche Hygiene geübt werden. „Weißt du eigentlich, was du da sagst?“ Das ist die wichtigste Frage.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.09.2018 um 19.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39701

Lieber Germanist,
was sollen das für "Einwanderungswellen" gewesen sein, von denen die Ossis nichts mitbekommen hätten?

Siehe z. B.:
https://tinyurl.com/y968cehp

Danach lagen Zu- und Fortzüge nach/von Deutschland in den gesamten 50er Jahren ziemlich gleichauf bei unter 200000/Jahr, der Wanderungssaldo über das ganze Jahrzehnt war so gut wie Null.

Nur in den 60er Jahren bis Anfang der 70er gab es einen im Vergleich zu heute immer noch sehr geringen Zuwanderungsüberschuß von durchschnittlich ca. 1/4 Million/Jahr, wohl vor allem durch die intensive Fremdarbeiterwerbung. Mit dem Prager Frühling 1968 hatte das im wesentlichen nichts zu tun, und mit Tito nur, insofern er den Angeworbenen keine Steine in den Weg legte.

Sie schreiben ja selbst, es habe mit der heutigen Zeit nichts zu tun, aber warum erwähnen Sie dann diese "früheren Einwanderungswellen" überhaupt?
Ich kann darin wieder nur den Versuch sehen, die heutigen Migrationsprobleme zu bagatellisieren.

Nicht nur die Dimensionen der Einwanderung sind heute völlig anders als zu Zeiten der alten Bundesrepublik, sondern auch die Zusammensetzung der Migrationsströme hat sich vollkommen verändert. Bis Anfang der 90er Jahre (einschl. der Spätaussiedler) handelte es sich vor allem um Zuzügler aus christlichen oder weitgehend schon säkularisierten Kulturen. Seitdem aber ziehen hauptsächlich ganze islamische Völker westwärts bzw. nach Norden. Diesen großen quantitativen UND qualitativen Unterschied können Sie doch nicht einfach unter den Tisch kehren, so etwa nach dem Motto "Kein Problem, hatten wir doch alles schon mal".
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 30.09.2018 um 13.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39699

Es hat nichts mit der heutigen Situation zu tun, weil die als singuläres Ereignis angesehen wird. Aber von früheren Einwanderungswellen nach Westdeutshland haben die Ossis nichts mitbekommen: 1953 nach dem 17. Juni; 1953 nach der Installation des Schahs von Persien duch die Briten und die USA; 1956 nach dem Aufstand in Ungarn; 1968 nach dem Prager Frühling; unter der Herrschaft Titos in Jugoslawien. Vermutlich wurde das im Ostblock totgeschwiegen.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 30.09.2018 um 10.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39698

Zu #39691: Die Angabe »Münchner« sagt in der Tat nichts über die Ethnizität aus, nicht einmal andeutungsweise. Aber da es um den Todesfall auf dem Oktoberfest geht, wird damit klargestellt, daß es sich um einen ortsansässigen Besucher des Spektakels handelt, nicht um einen Touristen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.09.2018 um 08.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39696

Mal wieder eine Selbstanzeige:

Von der koreanischen Lyrikerin Kim Huran gibt es bisher nichts auf deutsch. Das ändert sich aber gerade: Zur Buchmesse erscheint unsere zweisprachige Auswahl, wieder im Ostasien-Verlag: "Im Schatten der Stille". Es ist eine Art Frauenlyrik und bestens als Geschenk für Ihre Liebste geeignet. (Meine Frau und meine Töchter finden das auch.)

Der fünfte Band unserer Übersetzung von Hwang Tong-gyu ist auch praktisch fertig, aber wir haben ihn wegen Kim Huran etwas zurückgestellt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.09.2018 um 03.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39692

Trivial ist es genau deshalb nicht, weil sich eine Kultur des Verdachts ausgebreitet hat und von gewissen Menschen gepflegt wird, die eine – oft vorbeugende – Antwort nahelegt.

Schon bevor man die Ursache der Brandes in einem Bamberger Ankerzentrum zu untersuchen angefangen hatte, wußten einige Bescheid und äußerten sich öffentlich – in gewohnter Anonymität – mit vielsagenden bis höhnischen Andeutungen.

Und wenn alles nicht klappt, kommt unvermeidlich dieser letzte Punkt: "Daß ich den wenn auch falschen Verdacht hegen konnte, zeigt doch nur, wie schlimm die Lage ist."

Ich habe es aufgegeben, mit solchen Leuten zu diskutieren; jede Bitte um Mäßigung ist vergeblich.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.09.2018 um 00.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39691

Laut "tz" handelt es sich bei dem [des Totschlags] Verdächtigen um einen 42-jährigen Münchner.
(Focus online, 29.9.18)

Was soll uns dieser Satz sagen? Wörter wie Münchner sind mittlerweile genauso sinnentleert wie das Wort Deutscher.

Einziger Zweck dieses Satzes ist, den Leser zu beschwichtigen, ihm zu suggerieren, der Täter sei eventuell ein Mann mit deutschen Wurzeln, deutscher Nationalität. Ja, kann gut sein. Aber warum ist es notwendig, eine solche triviale Eventualität zu betonen? Vielleicht, weil sie doch nicht so trivial ist?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 28.09.2018 um 00.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39688

zu 39684: genau das Menschenbild des katholischen Frühmittelalters;
Erhaltung angeborener Standesrechte

Was Sie mir unterstellen, habe ich nicht geschrieben. "Platz und Aufgabe, Rechte und Pflichten" habe ich wesentlich weitgefaßter gemeint, ich wollte es nur gegen allgemeine Humanitätsduselei abgrenzen. Es kann nicht jeder machen, was er will, man muß auch die Wünsche der Mitmenschen respektieren.
Wie gesagt, für mich ist Humanismus kein historisch sich entwickelnder Begriff. Alle Menschheitsepochen waren mehr oder weniger humanistisch als andere.

zu 39683:
Wer sich heute auf sein "humanistisches Menschenbild" beruft, lehnt Sklaverei und Todesstrafe ab, ebenso jede Staatsreligion, fordert die Gleichberechtigung der Geschlechter, findet das Aussetzen Neugeborener natürlich schauderhaft usw.

Was wäre an alldem zu beanstanden?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 27.09.2018 um 23.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39687

zu 39674:
Merkel hat keine offizielle Einladung geschrieben oder verlesen. Aber die ganze Welt hat ihre Politik als Einladungspolitik verstanden.

zu 39682:
Niemand hat wörtlich verkündet: "Kommt alle her, wir teilen alles mit allen." Aber jeder, der sich mit Auswanderungsgedanken trug oder trägt, darunter besonders viele Menschen in Afrika und Asien, hat die deutsche (Merkelsche) Politik in diesem Sinne verstanden. Siehe auch hier:

Gesteuert von sogenannten Aktivisten formulierte die Linkspolitik in Berlin die politische Forderung, dass jeder Flüchtling, der das Land erreicht, ein sofortiges Bleiberecht und innerhalb von drei Tagen eine Wohnung erhält und natürlich auch gleich eine Erwerbstätigkeit aufnehmen kann. Da kann ich dann nur sagen: Ihr Mühseligen und Beladenen dieser Welt, schaut auf dieses Land, sucht euch einen Schlepper, und der Weg wird gefunden. Das wäre eine Art Konjunkturprogramm für die organisierte Kriminalität.
(H. Buschkowsky, Die andere Gesellschaft, Ullstein 2014, S. 168)
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 27.09.2018 um 15.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39684

"Jeder Mensch hat seinen Platz und seine Aufgabe" ist genau das Menschenbild des katholischen Frühmittelalters, als es um die Erhaltung angeborener Standesrechte und nicht um persönliche Leistungen ging. In der Spätantike konnten römische Sklaven bei besonderer Leistung freie Bürger mit allen Rechten werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.09.2018 um 15.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39683

Wer sich heute auf sein "humanistisches Menschenbild" beruft, lehnt Sklaverei und Todesstrafe ab, ebenso jede Staatsreligion, fordert die Gleichberechtigung der Geschlechter, findet das Aussetzen Neugeborener natürlich schauderhaft usw. - alles schön antik oder?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.09.2018 um 15.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39682

Ich verstehe gar nichts mehr. Was ist denn das antike Menschenbild des Humanismus? Bei Sonntagsreden höre ich immer gleich weg, und aus meiner Lektüre antiker Texe ist mir "das" Menschenbild nicht in Erinnerung.

(Und gegen wen wendet sich die Zurückweisung von "Kommt alle her, wir teilen alles mit allen?" Hat das im Ernst jemand verkündet? Aber das nur nebenbei, ich werde darauf nicht noch einmal eingehen.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 27.09.2018 um 14.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39681

Was ist Menschlichkeit, kann sich dieses Verständnis über Jahrhunderte und Jahrtausende grundlegend ändern? Ich wüßte nicht, wie, ich meine, nein. Humanismus ist ein Ideal, das wird es immer bleiben, und es wird nie abgeschafft.

Aber, um es bildlich auszudrücken, Gott hat nun einmal nicht nur das Gute geschaffen, eine nur gute Welt wäre unmöglich, undenkbar, nicht existenzfähig.
Es gibt immer Gegensätze, die miteinander streiten, bis hin zum Unmenschlichen.

Deshalb dürfen wir unsere Ansichten nicht halbblind nur aus einer humanistischen Halbwelt schöpfen, sondern wir müssen immer die gesamte Realität im Auge haben.

Also nicht "Kommt alle her, wir teilen alles mit allen", das ist realitätsfern, sondern jeder Mensch hat seinen Platz und seine Aufgabe, seine Rechte und Pflichten.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 27.09.2018 um 13.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39680

Ich glaube, meine "merkwürdigen" Ansichten stammen aus dem Humanistischen Gymnasium, das damals (nach dem Krieg) noch dem antiken Menschenbild des Humanismus verpflichtet war, auch um sich vom "Deutschen Menschenbild" des 3. Reiches abzusetzen. Das humanistische Menschenbild von damals paßt ja nun überhaupt nicht mehr und gehört abgeschafft.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 27.09.2018 um 10.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39678

»Betreiben« kann sie vieles, aus welchem Grund auch immer.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.09.2018 um 05.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39674

Maaßen steht tatsächlich für mehr. Er hat mit Beginn der Flüchtlingskrise zu verstehen gegeben, dass er die Einladungspolitik der Kanzlerin für pathologisch hält. Das geschah bis zuletzt mit Billigung des (jeweiligen) Bundesinnenministers. Andere hohe Beamte hatten ebenfalls große Bedenken, was es bedeutet, wenn Hunderttausende aus Krisengebieten unkontrolliert ins Land kommen, teils mit dem Recht, die Großfamilie nachzuholen und einen Anspruch auf Einbürgerung zu erwerben. (Reinhard Müller FAZ 24.9.18)

Ein einsamer Leserbrief stellt richtig: Es gab nie eine "Einladungspolitik" usw., aber das ist schon egal.

Mit „Einladungspolitik“ übernimmt Müller einen Ausdruck, den Sebastian Kurz 2015 geprägt hat:
„Es braucht ein Ende der Einladungspolitik“, sagte Kurz der in Wien erscheinenden „Kleinen Zeitung“. (FAZ 31.10.15)
„Die Einladungspoitik war falsch.“ (Kurz im SPIEGEL 30.12.16)
Kurz hat den Ausdruck noch öfter gebraucht, er ist vor allem in Österreich üblich geworden. Damit ist die Behauptung verbunden, Merkel habe die ganze Welt, darunter 1 Mrd. Afrikaner, nach Deutschland eingeladen. Als Motiv wird ihr entweder der deutsche moralische Hochmut unterstellt (der Welt zu beweisen, daß wir die Besten sind) oder geradezu die Absicht, Deutschland abzuschaffen. Beides ist der kommunistischen Pfarrerstochter zuzutrauen. Fertig ist das Weltbild.

Wenn sogar die Merkelhasser bei der FAZ zugeben, daß Maaßen es an Loyalität gegenüber der Kanzlerin fehlen ließ, hatte sie das verfassungsmäßige Recht, seine Versetzung zu betreiben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.09.2018 um 05.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39673

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39671

Trotz der Anführungszeichen sollte man nicht übergehen, daß es sich hier nicht um einen Strafprozeß handelt, sondern um Politik. Weder der Minister noch die Bundeskanzlerin müssen ein Vergehen oder eine andere Begründung angeben. Es genügt der Eindruck mangelhafter Loyalität. S. "Politischer Beamter" bei Wikipedia.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.09.2018 um 05.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39672

In Reformhäusern kann man für viel Geld ungereinigten Rohrzucker kaufen, als sei es eine Kostbarkeit; wegen der bräunlichen Farbe sieht er auch gesünder aus als der schreckliche „Fabrikzucker“. („Der braune Zucker weist gegenüber Weißzucker keine wesentlichen physiologischen Vorteile auf. Das Vorkommen verunreinigender Fremdstoffe wird kritisch diskutiert.“ Wikipedia)

(Am Rand indischer Landstraßen kann man altertümliche handbetriebene Pressen sehen und sich ein Glas frischen Zuckerrohrsaft zubereiten lassen. Er enthält weniger Zucker als Limo oder Cola, ist aber wegen der mangelhaften Hygiene keinesfalls zu empfehlen.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 26.09.2018 um 22.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39671

zu Herrn Achenbach,#39669:
Das ist richtig. Die Zeitungen schreiben zwar, sie habe Fehler eingestanden, tatsächlich hat sie aber weder einen konkreten Fehler genannt noch überhaupt das Wort "Fehler" in den Mund genommen. Sie habe zuwenig an das gedacht, was die Menschen bewegt, und das bedaure sie sehr. Allenfalls gesteht sie indirekt Fehler ein, indem sie sagt, daß die Koalition ihre erste Entscheidung korrigieren mußte.

Das Ganze ist kafkaesk. Es wird gegen einen Mann verhandelt, ohne daß klar gesagt wird, was er eigentlich verbrochen haben soll. Der sachliche Hintergrund, Schuld oder Unschuld spielen dabei gar keine Rolle. Der "Angeklagte" verteidigt sich nicht und will das auch gar nicht. Im ganzen Prozeß geht es ausschließlich um die Art der "Strafe", die zwar nicht wirklich eine sein darf, aber beim dummen Michel unbedingt den Anschein einer Strafe erwecken muß.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.09.2018 um 19.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39670

Die katholische Kirche tut Buße (t-online.de 26.9.18)

Ein Schuldeingeständnis ist vielleicht die Voraussetzung der Buße, aber nicht schon diese selbst. Allerdings gehört schon das Aufsagen von Gebeten zu den kirchlichen Bußübungen.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 26.09.2018 um 18.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39669

Am Dienstag macht die FAZ mit der Schlagzeile auf:

„Merkel gesteht Fehlverhalten im Fall Maaßen ein.“

Allerdings stimmt das nicht. Die Bundeskanzlerin hat nicht einmal ausdrücklich einen Fehler eingestanden, geschweige denn ein „Fehlverhalten“.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 25.09.2018 um 14.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39656

An den Superrechnern ist auch ein gutes Stück Augenwischerei.

Wikipedia:
Moderne Hochleistungsrechner sind vor allem Parallelrechner. Sie bestehen aus einer großen Anzahl an miteinander vernetzten Computern.
...
Auf einem Supercomputer können nicht unmodifiziert die gleichen Programme wie auf einem gewöhnlichen Computer laufen, sondern speziell abgestimmte Programme, die die einzelnen, parallel arbeitenden Prozessoren beschäftigen.


Eine große Menschenmenge kann mit einem Verband aus 10 PKW natürlich schneller als mit nur einem PKW oder auch einem Autobus transportiert werden. Trotzdem ist jeder einzelne PKW bei dieser Aufgabe wiederum nicht so schnell wie ein Autobus.

10 Tonnen Sand kann man mit mehreren kleinen Transportern viel schneller transportieren als mit einem großen, aber eine einteilige 10 Tonnen schwere Statue kann man mit kleinen Transportern gar nicht fahren.

Diese Beispiele lassen sih auch auf Computer übertragen. Ein großer, etwas langsamerer Computer kann also einem "Superrechner" durchaus weit überlegen sein. Es hängt von der Aufgabe ab.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.09.2018 um 04.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39648

Der neue Garchinger SuperMUC-NG verfügt über 700 Terabyte Hauptspeicher und 27 Petaflop Geschwindigkeit. - Thomas O. Höllmann, der Präsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, machte auch deutlich, dass der Garchinger Computer mit den chinesischen Maschinen nicht mithalten kann und muss, „weil unser Supercomputer nicht dazu da ist, die Bürger zu überwachen.“
Klingt nach sauren Trauben. Und man gehört auch gleich noch zum besseren Teil der Menschheit.
Aber mehrere Billiarden Rechenoperationen pro Sekunde sind doch auch schon etwas.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.09.2018 um 16.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39640

Ich meine, nur daß eine Partei nicht Ihre persönlichen Vorstellungen bestimmter Wörter erfüllt, macht diese Wörter noch nicht zu Orwellschem Neusprech.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.09.2018 um 16.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39639

Lieber Germanist,

wenn man ein Auge zudrückt und aufrundet, könnte man wohl sagen, die Bundesrepublik Deutschland ist 70 Jahre alt.

Aber was war dann "70 Jahre in der BRD"?

Und was hat das damit zu tun, ob "Heimat" usw. Orwellscher Neusprech ist?

Könnten Sie sich nicht bitte etwas klarer ausdrücken?
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 23.09.2018 um 14.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39638

70 Jahre in der BRD.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.09.2018 um 13.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39637

Lieber Germanist, könnten Sie begründen, warum Sie u.a. "Heimat", "christlich" und "sozial" für Orwellschen Neusprech halten?
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 23.09.2018 um 12.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39636

"Heimat" ist genauso Orwellscher Neusprech wie "christlich", "sozial" usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.09.2018 um 05.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39635

Bei Ministerien für innere Sicherheit, Regionalentwicklung, Verteidigung usw. weiß man gleich, welche Aufgabe sie haben. Aber nun werden überall Ministerien für "Heimat" gegründet oder entsprechend umbenannt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.09.2018 um 07.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39614

Interview mit "Wissenschafts-Superstar Yuval Harari"
(https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/gesellschaft/id_84478722/yuval-noah-harari-viele-menschen-werden-wirtschaftlichen-wert-verlieren.html)

Na ja, er ist halt ein Bestseller-Autor, aber nach Lektüre von "Sapiens" sind wir auch nicht klüger als zuvor. Stark überschätzt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.09.2018 um 17.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39558

Auch die FAS bespricht im Wissenschaftsteil (zusammen mit Pinkers neuem Buch) das letzte Werk Hans Roslings.
Zuvor hatten u. a. Thomas Steinfeld und Walter Krämer darüber geschrieben:

https://www.sueddeutsche.de/kultur/factfulness-genug-gejammert-1.4006542?reduced=true

https://www.achgut.com/artikel/duemmer_als_schimpansen

Die Leute, die es angeht, sind leider Argumenten nicht zugänglich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.09.2018 um 17.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39556

Zum 1. Juli 2018 ist in den Niederlanden der gesetzliche Mindestlohn erneut erhöht worden. Er beträgt nun EUR 1.594,20.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 16.09.2018 um 13.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39555

Man müßte die Krabben doch bloß nach Holland schicken, wo es genügend Marokkaner gibt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.09.2018 um 05.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39552

„Tagesfang“ bietet eine Fischgaststätte auf Juist, obwohl die Insel keine Beziehung zur Fischerei mehr hat und der Fisch aus der Tiefkühllieferung von Festland kommt.

Ein Fischhändler bestätigt, daß die „Nordseekrabben“ zwar in der Nordsee gefangen werden, zwischendurch jedoch zum Pulen nach Marokko reisen. Wie gerade zu lesen ist, wollen die Ostfriesen das Pulen wieder selbst übernehmen und dadurch höhere Preise erzielen. Diese Premium-Produkt soll dann „Wattenmeerkrabbe“ heißen: https://www.n-tv.de/wirtschaft/Ostfriesland-will-wieder-selbst-Krabben-pulen-article20317438.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.09.2018 um 06.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39529

Die Westfälische Rundschau nutzt den "Tag der deutschen Sprache", um mit einem Quiz Werbung für den Duden und die Rechtschreibreform zu machen:
https://www.wr.de/panorama/seid-oder-seit-testen-sie-ihr-deutsch-im-rechtschreib-quiz-id215281591.html

Journalisten sind biegsam.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.09.2018 um 15.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39464

Ich bin früher als jeder andere am Strand! (Und ich meine auch nicht nur den gepflegten Abschnitt Badestrand, sondern die ganzen 17 km unserer Insel.)

Allerdings muß ich mich korrigieren, weil ungünstige Winde inzwischen viele dieser weißlichen Brocken herangeweht haben, die ich früher kaum gesehen habe und die sich als Paraffin erwiesen haben, das die Schiffe bei der Tankreinigung außerhalb der 12 Meilen über Bord gehen lassen dürfen, jedes Jahr viele tausend Tonnen – eine Sauerei, gegen die hoffentlich bald etwas unternommen wird.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 01.09.2018 um 11.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39463

Vielleicht wird ja frühmorgens auch nur besser aufgeräumt?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.09.2018 um 04.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39461

Alles wird schlechter. Aber manches wird auch besser.

Der Anteil der Haushalte, die am Monatsende 500 Euro und mehr übrig haben, ist in den letzten zehn Jahren kräftig gestiegen: Von 22 Prozent auf aktuell 34 Prozent. (FAS 26.8.18 nach Allensbach)

Auch wird der Nordseestrand immer sauberer. Ich schätze, daß nur noch ein Prozent des Mülls angeschwemmt wird, den man noch vor 25 Jahren nach jedem Hochwasser fand: Ölkanister, Fischkästen, Gummihandschuhe von den Bohrinseln, Getränkepackungen, Fleischsalatdosen usw., auch das Öl selbst - es ist erstaunlich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.08.2018 um 04.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39311

Leser aus der bekannten Ecke loben die amerikanische Regierung, die sich für die Freilassung ihrer Bürger (Andrew Brunson) einsetze, im Gegensatz zur Merkel-Regierung (Deniz Yücel). Andere erinnern daran, daß Brunson schon doppelt so lange inhaftiert ist wie Yücel und anders als dieser immer noch nicht frei ist. Auch hänge der plötzliche gigantische Einsatz der amerikanischen Regierung für den Pastor vielleicht mit den evangelikalen Wählern zusammen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.08.2018 um 04.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39300

Von antiken Texten kennen wir normalerweise nur die Titel und nehmen es als zwar bedauerlich, aber verständlich hin. Um so erstaunlicher, daß auch heute noch Texte einfach so verlorengehen, zum Beispiel Thorstein Veblens Dissertation:

Veblen’s dissertation has been missing from Yale since 1935. (Wikipedia)

Zu der Zeit war Veblen weltbekannt. Heute sprechen viele von "conspicuous consumption" und wissen gar nicht mehr, woher es kommt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.08.2018 um 18.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39259

Der Kölner Stadtanzeiger brachte einen platten Artikel von Harry Nutt, verziert mit acht Beispielen für Reformschreibung, von denen genau die Hälfte falsch war.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.08.2018 um 17.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39258

Nachlese:

Was gab es für Aufwallungen, als in Deutschland vor einem guten Vierteljahrhundert begonnen wurde, die deutsche Schriftsprache zu reformieren. Doch bei allem Detailgemeckere: Die Aufräumarbeiten haben einiges klarer gemacht, um das mit Dynamit beladene Wort Logik im Zusammenhang von Sprache und Schrift zu vermeiden – mag man auch streiten, ob es unter optischen Gesichtspunkten schön ist, mit sogenannten Drillingen zu tun zu haben, wie bei der viel bemühten Schifffahrt. Klar, die Schifffahrt ist beliebt, aber heute eher als Kreuzfahrt. Auch die Stalllaterne werden Autofahrer selten benutzen. Erfreulich, dass es seit 20 Jahren "Gruß und Kuss" heißt – eine maßvolle Entscheidung. Man lese nur Schweizer Zeitungen. (Götz Thieme, Stuttgarter Nachrichten)

Die Stuttgarter Nachrichten informierten vor 20 Jahren allerdings auf einem anderen Niveau (Rainer Nübel).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.08.2018 um 17.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39257

Nun haben die Medien ihrer lästigen Pflicht genügt und können das peinliche Thema ein paar Jahre vergessen. Manche haben gleich noch ein billiges Quiz angehängt, das uns die neuen Schreibweisen als die einzig richtigen unterjubelt.

Häufigstes Beispielwort – oft schon in der Überschrift – war Majonäse, und damit ist eigentlich alles gesagt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.08.2018 um 10.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39241

Eigentlich ist es egal, was die Zeitungen zum wirklichen oder vermeintlichen Jahrestag der Rechtschreibreform schreiben. Nur ein Beispiel:
https://www.morgenpost.de/vermischtes/article214982495/20-Jahre-Rechtschreibreform-als-dass-zu-dass-wurde.html

Die Zeitung spricht mit Schlobinski, der wie gewohnt antwortet: „Orthografiedefizite mit der Reform zu koppeln, halte ich für widersinnig.“ Es gebe keine Studie, die einen kausalen Zusammenhang beweise. (...) An eine Überarbeitung der aktuellen Rechtschreibung sollte sich jedenfalls so schnell niemand mehr wagen, findet Schlobinski. „Der Drops ist gelutscht.“
(Er saß im Rechtschreibrat, will aber offenbar seine Ruhe haben.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.07.2018 um 04.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39220

Die "Einladung an alle Beladenen dieser Erde" (darunter eine Milliarde Neger, nicht wahr?), nach Deutschland zu kommen, ist die böswillige Extrapolation einer Entscheidung, die unter ganz bestimmten Umständen (Ungarn, Österreich, 3000 Syrer) im Bundeskanzleramt getroffen wurde. Diese Interpretation wurde dann in überschaubaren und wohlbekannten Kreisen unermüdlich wiederholt und weitergetragen. Dagegen kann sich niemand wehren; es wird sicherlich von Zeitgeschichtlern aufgearbeitet werden, aber das nutzt auch nicht mehr viel.

Ich glaube nicht, daß ich die Bundesregierungen unter Merkel unkritisch sehe, habe ja auch noch nie Union gewählt; aber das gute philologische Prinzip der wohlwollenden Interpretation hält meine Abneigungen im Zaum (hoffe ich wenigstens). Geht hin und tut desgleichen!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.07.2018 um 04.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39219

"Mußte"? Von mir nicht, auch nicht von Herfried Münkler und vielen anderen. Mit einer so windigen Konstruktion kann man sich nicht auseinandersetzen.

Immerhin gibt es seriöse Erinnerungen daran, was damals wirklich geschah.

Ich bin aber mit dem Ergebnis zufrieden, daß offenbar kein Beleg für ein "Einladung an alle Beladenen dieser Erde" aufzutreiben ist.

(Eigentlich eine Variation des bekannten Schemas: "Ich habe mich zwar geirrt, aber daß ich mich irren konnte, zeigt nur, wie schlimm die Lage ist" usw.)
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 29.07.2018 um 23.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39218

Ich nehme an, daß sie eine solche Einladung nie ausdrücklich ausgesprochen hat. Sie hat aber so geredet und so gehandelt, daß sie weltweit in diesem Sinn geradezu verstanden werden mußte, und anschließend nicht rechtzeitig und energisch gegengesteuert.

Das war bei einer so erfahrenen und vorsichtigen Politikerin ein erstaunlicher und umso unverzeihlicherer Fehler.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.07.2018 um 05.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39211

Das mag so sein, aber ist die "Einladung an alle Beladenen dieser Erde" eigentlich belegt? Wenn ich recht sehe, hat Merkel ihre Entscheidung später mehrmals erläutert. Vielleicht handelt es sich um die – nicht gerade wohlwollende – Interpretation einer etwas anders lautenden Äußerung?
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 28.07.2018 um 22.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39210

Da drängt sich mir ein Vergleich mit der „Willkommenskultur“ auf.

Ich vermute, daß eine große Mehrheit (nicht nur) der CDU-Politiker insgeheim glaubt, daß Frau Merkel einen riesigen Fehler begangen hat, als sie eine – zudem ganz ausdrücklich unbegrenzte – Einladung nach Deutschland an alle Beladenen dieser Erde ausgesprochen hat.

Sie trauen sich aber nicht, entsprechend zu handeln, weil sie um ihre eigenen Wahlchancen fürchten. Niemand wagt es, den Tyrannenmörder zu spielen. Im Gegenteil glauben sie, wider ihre eigene Überzeugung die Entscheidung der Bundeskanzlerin als humanitäre Großtat rühmen zu müssen.

Selbst die Leute, die Leserbriefe an die „Welt“ schreiben, sind nicht so blöd, diese Falschheit nicht zu durchschauen.

Da sollte sich niemand wundern, wenn das Vertrauen in die Politik weiter zurückgeht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.07.2018 um 17.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39209

Die Mitglieder des Rechtschreibrats, die Geschäftsführerin, der Direktor des IDS, die Duden-Redakteure, die Ministerialräte der Schulministerien und viele andere dürften fast ausnahmslos wissen, daß die Rechtschreibreform nichts taugt und ihr Ziel verfehlt hat. Aber das dürfen sie nicht sagen. Lieber sagen sie gar nichts. – Diese Heuchelei stößt ab; man möchte mit keinem dieser Menschen zu tun haben, die einem nicht in die Augen sehen können.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.07.2018 um 17.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39208

Nächste Woche wird man sehen, daß die deutschen Medien den zwanzigsten Jahrestag der Rechtschreibreform begehen, die Österreicher den zehnten, obwohl es sich natürlich um dieselbe Reform handelt. Die unterschiedliche Zeitrechnung hängt mit dem amtlichen Inkrafttreten und den Revisionen zusammen, aber eigentlich sind beide Daten irrelevant. Wesentlich war nur, daß praktisch alle Schulen am 1.8.1996 mit der Reformschreibung begannen und die Reformer sofort und erst recht zwei Jahre später sagen konnten: "Die Schüler schreiben schon reformiert, eine Rücknahme der Reform ist nicht mehr zumutbar, weil sie auf dem Rücken der Schüler ausgetragen würde." Das war die schärfste Waffe der Reformdurchsetzer, oder sogar die einzige, nachdem sie längst eingesehen hatten, daß die Reform Mist war und sich inhaltlich nicht verteidigen ließ.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.07.2018 um 21.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39198

Statt sich mit der Sache selbst zu beschäftigen, fragen allzu viele mit gespielter Überlegenheit, warum über die Rechtschreibreform so gestritten wurde. So entgeht man nebenbei der Gefahr, womöglich selbst zum Reformkritiker zu werden und sich Ärger einzuhandeln.
Manche treiben es wissenschaftlich: "Der Diskurs über die Rechtschreibreform" o. ä.
Ich kann gar nicht sagen, wie satt ich das habe.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.07.2018 um 15.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39194

Auch die Funke-Mediengruppe fragt an: Ob ich erklären könne, warum die Diskussion um die Rechtschreibreform so emotional geführt wurde usw.
Ich wüßte meinerseits gern, warum die Zeitungsverlage unsere ganz unemotionalen Gegenargumente nicht beachtet haben. Warum haben sie gegen hoffentlich bessere Einsicht und gegen den Wunsch von 90 Prozent ihrer Leser umgestellt? Warum bemerken sie nicht die verminderte Qualität ihrer eigenen Texte bis zum heutigen Tage?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.07.2018 um 05.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39190

Eine bekannte Zeitung fragt an, ob ich zu einem Gespräch über Erfolg und Mißerfolg der Rechtschreibreform bereit sei.
Nein, bin ich nicht. Ich habe Hunderte solcher Gespräche hinter mir, Pflichtübungen für Journalisten, aber nicht für mich. Durch ihre gedankenlose und unterwürfige orthographische Praxis annullieren die Zeitungen alles, was ich an guten Argumenten vorbringen könnte. Ohne es ausdrücklich sagen zu müssen, stellen sie mich als kuriosen Sonderling dar, der nicht mit der Zeit gegangen ist. Nein, danke!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.07.2018 um 05.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39177

Die christliche Mehrheit sucht unter Vorwänden die muslimische Minderheit einzuhegen. Manchmal sind es Bauvorschriften (gegen Minarette), manchmal Volksentscheide über die Vergabe kommunaler Grundstücke (gegen Moscheebau). Viele finden es auch „demokratisch“, wenn die Mehrheit über die Religionsausübung einer Minderheit bestimmt. Grundrechte, die Mehrheitsentscheidungen entzogen sind, scheinen ein Fremdkörper im radikaldemokratischen Denken zu sein und sind nicht besonders tief verankert.

Haben die Briten für den Brexit gestimmt? Oder nicht doch eher für Schlagworte und für die sprichwörtliche Katze im Sack, der sich erst allmählich öffnet und einen Blick ins Innere gewährt? Vgl. https://www.counterpunch.org/2018/07/23/what-boris-johnson-doesnt-know-about-british-history/
Auch Regierungen und Parlamente machen Fehler, aber die retardierende Wirkung nicht-plebiszitärer Verfahren kann heilsam sein. Gerade der Interessenausgleich, das Kompromißhafte der „normalen“ Politik scheint mehr Intelligenz und mehr Wissen einzubringen als das hitzige Plebiszit.
 
 

Kommentar von Theodoer Ickler, verfaßt am 20.07.2018 um 04.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39152

Der eigentümliche Belag auf Teilen von Donald Trumps Gesicht hat schon manchen Kommentar hervorgerufen, auch "Donald Trump make-up tutorials" bei Youtube usw.

Das ist lustig, aber bei einem Mann in dieser Stellung irgendwie auch bedenklich, ebenso wie das tägliche Getwitter. Man ahnt bei all dem Wirbel eine gewisse Einsamkeit, die allerlei sonderbare Blüten treiben könnte.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 19.07.2018 um 14.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39146

Die Bezeichnung Kuhhandel oder eine ähnlich abwertende wäre dann viel eher angebracht, wenn der Afghane wirklich nach Deutschland zurückgenötigt und ihm danach hier mitgeteilt würde, jetzt sei das Verfahren endlich rechtsstaatlich abgeschlossen und er müßte wieder zurück nach Afghanistan.

Eigentlich wäre so ein Ablauf kaum vorstellbar, das heißt, wenn er von den Behörden auf Staatskosten erst einmal zurückgeholt sein würde, entstünde ein erheblicher öffentlicher Druck auf das Gericht, die frühere Entscheidung unabhängig von Sachgründen zu revidieren.

Deshalb ist, so wie die Dinge nun liegen, erst eine Entscheidung und danach Handeln gefragt. Das gleiche gilt im Falle des Tunesiers. Das bedeutet ja nicht, daß man damit die früheren Verstöße der deutschen Behörden gegen das geltende Recht gutheißt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 19.07.2018 um 11.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39144

Es wurde ein formaler Fehler gemacht, der natürlich auf eigene Kosten (des Staates bzw. Steuerzahlers) zu beheben ist, falls sich herausstellt, daß es sich auch um einen sachlichen Fehler handelt.

Aber ist zur Entscheidung über den Fall die persönliche Anwesenheit des Klägers wirklich unbedingt nötig oder wäre sie ein Vorteil für diesen? Die Fakten liegen auf dem Tisch. Da er nun einmal nicht mehr im Lande ist, sollte die Sache in einem vorgezogenen Verfahren sofort entschieden werden. Wenn dabei seinem Einspruch tatsächlich stattgegeben würde, bekäme er Asyl und das Angebot, ihn auf Staatskosten zurückzubringen. Wenn aber der Gerichtsentscheid negativ ausfällt, wäre alles bereits in Ordnung und die für ihn aufwendige und für uns teure Her- und wieder Hinreise könnte entfallen.

Ist das nicht das, was man gemeinhin als gesunden Menschenverstand bezeichnet?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.07.2018 um 11.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39142

Behörden haben sich an das geltende Recht zu halten, da ist kein Raum für einen Kuhhandel. Was soll daran irre sein? Falls ich mal vor dem Verwaltungsgericht klagen sollte, würde ich auch keine kostensparende Beschneidung meiner Rechte wünschen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 19.07.2018 um 09.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39141

Das Irre ist, daß der Afghane höchstwahrscheinlich nur zu dem Zweck zurückgeholt wird, um ihm kurz danach mitzuteilen, daß sein Einspruch gegen die Ablehnung seines Asylantrags ebenfalls abgelehnt wird. Und dann muß er wieder gehen, wieder auf Steuerzahlerkosten.

Wie wäre es, wenn erst über seinen Einspruch entschieden und er danach ggf. zurückgeholt würde?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.07.2018 um 08.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39139

Ich habe zwar auch erst gestutzt, als ich Söder mit dem Nachtsichtfernglas zur bayerisch-österreichischen Grenze spähen sah, aber der eigentliche Gag besteht ja darin, daß uns überhaupt vorgeführt wird, wie der Landesvater höchstpersönlich nach illegalen Grenzverletzern Ausschau hält. Fast könnte man meinen, die Hilfspolizei sei nur eingerichtet worden, um solche schönen Bilder zu ermöglichen. Kim späht auch so gen Süden.

Daß ein zu Unrecht abgeschobener Afghane zurückgeholt werden muß, geht sämtlichen Leserbriefschreibern gegen den Strich. Aber die Behörde hat es verbockt, und sonst scheuen wir weder Zeit noch Geld, um dem Recht zum Sieg zu verhelfen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.07.2018 um 16.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39133

Aber gehört Grammatik auch zur Sprache? Eben waren es noch die Wörter, die für uns Sprache sein sollten. Jetzt kommt noch die Grammatik hinzu. Die 341 Regeln, die Konrad Duden festgehalten hat, werden die wenigstens von Ihnen kennen und aufsagen können – und trotzdem beherrschen wir die deutsche Sprache. (https://www.psychologie.uni-heidelberg.de/ae/allg/mitarb/jf/Funke_1999_Sprache&Denken.pdf)

Stimmt, ich kenne sie auch nicht.
 
 

Kommentar von Red., verfaßt am 17.07.2018 um 21.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39127

Diese Kuriosität paßt ganz gut in diesen Strang.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.07.2018 um 02.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39104

Die Einsatzkräfte mussten nach dem Einsatz von Seelsorgern betreut werden. (Der Westen 16.7.18)
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 15.07.2018 um 22.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39103

Der Grudnian hat seinerzeit auch den Zerfall des Warschauer Pakts mißfällig aufgenommen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.07.2018 um 07.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39097

Trump verändert die Sprache der Politik und die Umgangsformen.
Wie Jonathan Freedland im Guardian darlegt (und Volker Zastrow in der FAS schließt sich an), legt Trump es darauf an, alle Bündnisse zu zerschlagen, um es nur noch mit Nationalstaaten zu tun zu haben, die dann natürlich bei seiner „art of the deal“ stets am kürzeren Hebel sitzen („dog eat dog“). Darin trifft er sich mit Putin. Trump geht mit Autokraten manierlich um, rüde ist er nur gegenüber demokratischen Regierungen und bisherigen Verbündeten der USA.
Wer den Schalmeienklängen vom Nationalstaat folgt, der allein den Sozialstaat garantieren könne (darin treffen sich extreme Rechte und Linke), darf in Zukunft mithelfen to make the US (in Europa auch Rußland) great again. „Wollen wir das?“ fragt Freedland für das UK; wir sollten es uns auch fragen. Und dabei ist China noch gar nicht erwähnt.
(https://www.theguardian.com/commentisfree/2018/jul/13/britain-donald-trump-europe-uk-brexit)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.07.2018 um 11.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39064

Ein Verbrecher wird durch seine Abschiebung nicht zum Heiligen und durch Selbstmord nicht zum Märtyrer. Das sollten sich Opposition und Flüchtlingshelfer überlegen, um nicht noch mehr Sympathie zu verspielen. Die ihn benutzt haben, brauchen aber wohl keine Nachteile zu fürchten, man geht einfach darüber hinweg. Sie können auf den nächsten Fall warten, um sich empört in Szene zu setzen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.07.2018 um 04.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39036

Einer der jungen Männer (18) versuchte die beiden Frauen anzüglich zu berühren, sie sogar zu küssen. (Der Westen 9.7.18)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.07.2018 um 04.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39035

Im Magazin der SZ schreibt eine Annabel Dillig: "Warum ich kein Tourist mehr sein möchte". Eigentlich ja "Touristin", oder? Gut so.
In der Sache kann ich auch nur zustimmen. Harari erinnert in seinem Buch "Sapiens" daran, wie wenig es sich früher von selbst verstand, daß man Urlaubsreisen macht. Der Pharao wäre nicht auf den Gedanken gekommen, seine Frau zur Behebung einer Ehekrise auf eine Sightseeing-Tour nach Babylon mitzunehmen, wie manche heute nach Paris usw.
Ich gaffe nicht gern und hatte selbst bei meinen wunderbaren Reisen in Indien keine Kamera dabei, kann meinen Liebsten daher nichts zeigen, nur erzählen. Wie seltsam und peinlich das Gucken und Fotografieren ist, merkt man, wenn man selbst geguckt und fotografiert wird, z. B. von Chinesen. Durch die automatisierten Hinweise auf "Sehenswertes" wird das Ganze vollends ad absurdum geführt. Alle drängen sich zu dem vorbestimmten Punkt, der die beste Perspektive bietet, und schießen das gleiche Bild, das der Reiseführer in besserer Qualität enthält. (Ernst Leisi hat darüber geschrieben.)

Meine wenigen Auslandsaufenthalte waren fast alle berufsbedingt, das ist ein ganz anderes Lebensgefühl.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2018 um 06.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39028

In einem Münchner Edeka-Supermarkt hat eine Kundin eine Tomaten-Cremesuppe von Maggi gekauft. Als sie die Suppe zu Hause kochen wollte und vorher die Zutaten durchlas, wurde sie stutzig. Neben Tomaten, Weizenmehl, Maisstärke, Zucker, Jodsalz und Kräuter stand dort “geräuchter Speck (Speck, Rauch)”. Entsetzt darüber, in einer vermeintlich vegetarischen Suppe Fleischprodukte zu finden, schrieb sie eine wütende Nachricht an Maggi. “Es ist eine Frechheit, da Speck reinzujubeln.” (huffingtonpost.de)

Jeder Schwachsinn findet in die Medien. Mich hat immer die Zutat "Rauch" amüsiert. Auch 2 Gramm Hühnerfett in der Hühnersuppe...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.07.2018 um 04.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39013

Nachtrag:

Zu den Erfolgsaussichten von Petitionen vgl. folgende Mitteilung aus einer Bundestagsdrucksache:
„2014 wurden 15.325 Petitionen beim Petitionsausschuss eingereicht. (...) Bei 250 Werktagen errechnet sich ein Durchschnitt von etwa 61 Zuschriften pro Tag.“

Es ist schwer, die Erfolgsquote zu ermitteln, weil unter „Erfolg“ auch jede Antwort und jede Weiterleitung verstanden werden kann.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.07.2018 um 04.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#39002

Die FAS brachte Anfang Juli 2018 eine Übersicht von Zeitungsartikeln, die seit über 12 Jahren Angela Merkels unmittelbar bevorstehendes Ende voraussagten. Ich hatte ähnliche Zitate gesammelt und mich über jedes neue Exemplar amüsiert. Irgendwann wird auch Merkel abtreten, und dann werden die Rechthaber recht gehabt haben. Allzu menschlicherweise werden die falschen Prognosen vergessen sein.
Überhaupt: Nach einigen Wochen die angesammelten Zeitungen nachlesend, komme ich aus dem Grinsen nicht heraus. Was die Journalisten alles zu wissen und vorauszusehen glaubten! Lesenswert sind eigentlich nur die Artikel, die sich mit der Vergangenheit beschäftigen, besonders die Besprechungen von Büchern darüber.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.07.2018 um 04.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#38990

In der Bahn beobachte ich zwei junge Frauen, die "High Society – Liebe in Adelskreisen" (http://www.bastei.de/beitrag/standardbeitrag_7053150.html) vor sich liegen haben, und versuche, sie mit der Lektüre solcher Erzeugnisse zusammenzubringen. Meine Frau meint schließlich, daß sie vielleicht mit der Herstellung zu tun haben. Das wird es wohl sein.

Die Ingredienzien dieser Massenware unterscheiden sich nicht von denen der gehobenen Romanliteratur, sie kommt nur schneller zur Sache, ohne den Rechtfertigungsdruck, dem unsere preisgekrönten Schriftsteller ausgesetzt zu sein glauben. (Erhöhung der Schamschwelle durch "Kunst".)

Zwangsweise kaserniert, habe ich auch mal kurz ins Fernsehen geschaut, langweiliger Fußball und "Hart, aber fair" oder so ähnlich, lächerliches Blabla. Aber ich habe auch die Versuchung gespürt, das jeden Abend zu tun, einzutauchen und meine Distanz aufzugeben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.06.2018 um 11.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#38960

Wolfgang Illauer (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33562), der die Zeitungen seit Jahrzehnten mit Leserbriefen gegen Abtreibung beschickt, kritisiert den irischen Volksentscheid. Die Biologie lehre: Schon am allerersten Anfang hat der „Embryo“ oder „Fötus“ haargenau dieselben Anlagen und Eigenschaften wie das spätere Kind (usw.)

Anlagen ja, Eigenschaften nein. Die Leibesfrucht erwirbt epigenetisch und erst recht nach der Geburt fortwährend neue Eigenschaften. Unter anderem wird sie auch nach Ansicht von Philosophen und Kirchenvätern erst allmählich eine Person.

Illauer beruft sich dann noch einmal auf die Biologie, um nachzuweisen, daß ein zehnjähriges Kind nicht „weniger wert“ sei als ein zehnwöchiger Embryo. Er hätte auch die Morula erwähnen können, die im Zweifel nicht weniger wert ist als das Leben der Mutter.

Abgesehen von der löcherigen Argumentation (typisch für die Lebensschützer) finde ich es immer etwas geschmacklos, wenn alte Männer sich moralisch über junge Frauen erheben.

Eine mir gut bekannte Frau hat als Studentin um 1980 in Irland an Demonstrationen für die Pille teilgenommen und freut sich heute über den Abtreibungsentscheid, obwohl sie selbst nie abgetrieben hat. Auf Herrn Illauers Meinung legt sie keinen Wert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.06.2018 um 06.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#38945

Man fühlt sich wieder an Wittgensteins Boxer erinnert, wenn man die Interpretationen jenes Fotos liest, das Merkel, Trump und die anderen auf dem G7-Gipfel zeigt. Wenn man den Zusammenhang der Momentaufnahme nicht kennt, ist gar nichts sicher. Andere Bilder derselben Szene lassen wieder andere Deutungen zu. Freilich wirkt Trump mit seinen verschränkten Armen und seinem Gesichtsausdruck "bockig", aber nicht einmal das ist sicher.

Merkwürdigerweise wird nie erwähnt, daß offensichtich zwei der abgebildeten Männer gerade miteinander sprechen: Macron und Bolton. Dadurch erklärt sich erst die Haltung von Merkel und Trump, die wahrscheinlich zuhören und gerade darum nichts sagen, sondern nur stumm gucken, Trump irgendwie ins Leere, Merkel die Wirkung auf Trump beobachtend.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.06.2018 um 06.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#38903

Die FAZ kritisiert Merkels Vergleich von Daten mit Rohstoffen:

"Öl ist begehrt, weil es knapp ist. Für Daten gilt das Gegenteil. Sie verschwinden nicht, sie können beliebig oft und von vielen zugleich genutzt werden." (8.6.18)

Ein Denkfehler. Nicht die Daten, sondern der Zugang zu ihnen ist knapp, darum kann man mit ihnen Geschäfte machen und auch darüber nachdenken, wie diese Geschäfte besteuert werden sollen.

Sprache ist auch nicht knapp (deshalb hinkt Saussures Vergleich), aber Texte sind es – weshalb FAZ-Redakteur Steltzner recht gut verdienen dürfte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.06.2018 um 04.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#38874

Andere Leser bemängeln, daß sich das ZEIT-Dossier nur mit diversen Gläubigen beschäftigt habe, nicht mit den schlicht Nichtreligiösen. Ich hatte es nicht gelesen, aber das wird schon stimmen. Der einfache, weder militante noch marktschreierische Atheismus findet sich in unseren Medien kaum vertreten. Aufklärungsgesellschaften wie die GWUP widmen sich dem Kampf gegen Irrationalismus, Aberglauben, Pseudowissenschaften, sparen aber die Religionen absichtsvoll aus. So kommt es, daß der „Skeptiker“ immer wieder Homöopathie, Gabelbiegen und aktiviertes Wasser behandelt, ohne wirklich zur Sache zu kommen. So wird das nichts.

Derselbe Opportunismus hat Sprachpflegevereine dazu gebracht, die Rechtschreibreform auszuklammern – weil unter den Mitgliedern darüber keine einhellige Meinung herrsche (als ob das anderswo unabdingbar wäre!). Die Folge ist dieselbe Art von Langeweile wie bei jenen duckmäuserischen Aufklärern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.06.2018 um 04.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#38873

Die ZEIT hatte sich anscheinend dem Thema „Zweifel“ gewidmet. Leserbrief von Prof. Uwe Hinrichs (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=966#24524) dazu:

Mit Zweifel begann die Philosophie bei Sokrates („Ich weiß, dass ich nichts weiß“); mit dem Großen Zweifel des René Descartes begann die Philosophie der Neuzeit („Ich zweifle/denke, also bin ich“).

Kurioserweise drücken die beiden zitierten Sätze nicht Zweifel, sondern Gewißheit aus.

Sokrates benutzt den Zweifel als dialogtechnischen Kunstgriff, aber der Ausgangspunkt des Philosophierens ist für ihn wie für Aristoteles nicht der Zweifel, sondern das Sichwundern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.05.2018 um 03.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#38831

In der ZEIT (24.5.18) stellt Mariam Lau dar, wie die Flüchtlingsräte aller Bundesländer und andere Gruppen ausdrücklich gegen jede Abschiebung arbeiten und die Polizei als ihren Gegner bekämpfen. Sie gibt Dobrindt vollständig recht, er habe nur „Netzwerk“ statt „Industrie“ sagen sollen. Das Treiben von „kein mensch ist illegal“ sowie der verbundenen Anwälte, Ärzte, Kirchenleute geschieht hart am Rande der Legalität, alles infolge des Rechts auf Einzelfallprüfung. Daher die 350.000 noch anhängigen, großenteils aussichtslosen Verfahren, die aber den Klägern über lange Zeit Aufenthalt und Unterhalt garantieren. Praktisch bleibt nur der Weg einer Straffung und Beschleunigung der Verfahren, mehr Justizpersonal sowie die Erweiterung der (in Berlin abgeschafften) Abschiebehaft. - Mittelfristig sollte auch der Wähler die Konsequenz ziehen.

Die Beleidigungsklage gegen Dobrindt ist der Witz des Tages.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.05.2018 um 15.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#38828

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1058#38688

Der neue Datenschutz beschert den Abmahnvereinen und -anwälten goldene Zeiten; ähnliches Geschäftsmodell wie die Abschiebeverhinderung. Man nutzt halt die Lücken und Nischen, ganz legal. Beim Abmahnen verdienen Leute, die gar kein Interesse am Sachverhalt selbst haben, nur die Bereicherungsmöglichkeit wahrnehmen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.05.2018 um 06.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#38827

Wenn die Geisteswissenschaften sich nicht mehr von selbst verstehen, wird es schwierig, sie zu begründen. Früher war die Artistenfakultät propädeutisch motiviert. Heute soll sie Sinn stiften oder den anderen zeigen, wo es langgeht usw., das ist nicht sehr überzeugend (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1353#34547). Zwei Schweizer Philosophen versuchen es in der FAZ („Geisteswissenschaften“), obwohl sie einen anderen Ausgangspunkt haben (Bücher vs. Aufsätze in evaluationsstrategischer Hinsicht).
Die holde Nutzlosigkeit der Geisteswissenschaften hat ihren Charme. In den 70er Jahren sprachen meine Kommilitonen mit leuchtenden Augen von ihren (in Aussicht gestellten) Arbeiten, die sich den „Verwertungsinteressen des Marktes“ entziehen sollten. Das befreit aber nicht von der Frage, warum der Steuerzahler es finanzieren soll.
Als Beispiel eines Themas, dessen Nutzen nicht sofort einleuchtet, erwähnen die Verfasser die „Darstellung von Tieren bei Kafka“. Es ist abzusehen, daß eine Dissertation darüber (es gibt schon manches) kaum ein Dutzend Leser finden wird. Man kann das machen; allerdings muß dafür anderes unterbleiben – wer wägt ab und verteilt die jederzeit beschränkten Mittel?
Die Verfasser begehen dann aber gewissermaßen Verrat, indem sie die berühmte schwedische Verkehrssicherheit teilweise auf Anregungen eines Philosophen zurückführen. (Zweifel sind angebracht.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.05.2018 um 23.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#38817

zu 783#34650: I was like

Mir ist diese Redewendung zum ersten Mal 2009 aufgefallen, als ich auf einem Campingplatz in Finnland mit einer Gruppe deutscher Jugendlicher ins Gespräch kam. Die Hauptwortführerin, ca. 20, aus der ehemaligen DDR, konnte erstaunlich gut Finnisch (wovon ich kein Wort verstand), sie hatte dort schon als Au-pair-Mädchen gearbeitet. Aber auch sonst war sie nicht auf den Mund gefallen, es prasselte nur so aus ihr heraus von und ich so "..." und er so "...", und als noch ein israelischer Jugendlicher dazukam, ging es genauso flott auf englisch weiter: and I was like "...", and he was like "...", immer das gleiche, fast jeder Satz enthielt ein I was like oder ich so usw., es war für mich zuerst amüsant, aber dann habe ich mich bald verabschiedet, nicht mehr zum Aushalten.

Mir ist in letzter Zeit aufgefallen, daß Übersetzungen von wörtlicher Rede im Fernsehen oft geschönt und korrigiert werden. Im heute-Journal im ZDF sagte gerade eine amerikanische Professorin:
I was like "Oh my god ...",
was der deutsche Sprecher simultan übersetzte als:
Ich hab nur gedacht "Oh mein Gott ..."

Sollten Nachrichtensendungen sich nicht besser an die Realität halten? Müssen sie alberne englische Redewendungen unbedingt in besseres Deutsch übersetzen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.05.2018 um 09.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#38806

Manchmal wird man an Goethes Ratschlag erinnert, nicht die Eheschließung, sondern etwa alle zwei Jahre den Fortbestand der Ehe zu feiern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.05.2018 um 08.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#38782

Die Vertragsfreiheit ist schon stark eingeschränkt. Quoten werden immer mehr ausgeweitet. Man muß Behinderte einstellen oder sich freikaufen. Die Post will keine unbefristeten Verträge mit kränkelnden Angestellten abschließen – großes Lamento.

Bevor ich Beamter auf Lebenszeit wurde, mußte ich zum Amtsarzt, durfte nicht zu dick sein, kein Diabetiker usw. Das war in Ordnung, zumal ich später ungehemmt futtern durfte und auch hätte rauchen und trinken können.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.05.2018 um 06.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#38736

Marx – antisemitisch, rassistisch und herzlos

(Wolfram Weimer bei Achse des Guten)

Mehr braucht man nicht zu lesen, der Fall ist ja klar.

Natürlich war Marx ein "A..." (so schreiben Leser darunter), wie Goethe und erst der Luther, du lieber Himmel!

Das Niveau deutscher Star-Journalisten überrascht mich immer wieder. Je älter sie werden, desto schonungsloser entblößen sie sich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.05.2018 um 04.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#38710

Unter den Voraussetzungen der Reform ist die beibehaltene Kleinschreibung des Superlativs am wichtigsten usw. nicht zu rechtfertigen.

Wenn eine Variante wie platzieren (wodurch die geringe Zahl solcher Hybridbildungen vermehrt wird) keine Aussicht auf Akzeptanz hat, muß man sie als alleingültig verordnen. So ist der besondere Augst-Stil in die deutsche Rechtschreibung gelangt: der Zwang, mehr oder weniger abwegige Einfälle eines einzelnen mitzumachen. Das eigentliche Wunder ist die Willigkeit der Vollstrecker.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.05.2018 um 07.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#38689

Der vulgäre Ton, der zu Nixons Zeit skandalös wirkte, wenn er aufgedeckt wurde, braucht heute nicht mehr aufgedeckt zu werden.
Dem entspricht eine Popkultur, deren Suche nach Geschmacksgrenzen, die man noch wirkungsvoll überschreiten könnte, immer schwieriger wird. Nur die Political correctness bietet noch die Möglichkeit der Provokation. Das gilt fürs ganze christliche Abendland.
Dabei hat sich der Umgangston etwa innerhalb der Familie kaum geändert. Die Schamlosigkeit herrscht nur in den Medien. Hat es so etwas schon einmal gegeben?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.05.2018 um 13.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#38663

In der FAZ beklagt Klaus Schroeder vom Forschungsverband SED-Staat die mangelhaften Kenntnisse heutiger Studenten über die DDR und andere politische Themen. So hätten sie die DDR-Durchschnittsrente auf 680 Mark geschätzt, während es nur 480 waren. – Aber beide Zahlen sind irrelevant, solange man nichts über die Kaufkraft weiß. Die heutige Grenze der Armutsgefährdung liege bei 1000 DM und nicht bei 800, wie die Mehrheit der Studenten meinte. Hätten Sie es gewußt? Auch diese Zahlen sind ziemlich unwichtig. – Schröders eigene Zahlen über die Kosten des Sozialstaats sind auch einseitig und interpretationsbedürftig.

Meiner Ansicht nach ist die Schönfärberei der DDR auch kein besonderer Erfolg der Linken = SED, wie Schröder sagt, sondern jahrzehntelang von westdeutschen Medien wie der ZEIT vorbereitet. In "linksliberalen" Kreisen, also fast der ganzen westdeutschen Intelligenz, galt die DDR als zwar unvollkommen, aber im Grunde doch das bessere Deutschland, antifaschistisch, sozial gerecht, ein Leseland (was Intellektuellen besonders gefallen hätte, darum mußte es wahr sein).
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 03.05.2018 um 12.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#38661

Der zitierte Bericht hat vier Autoren: Christoph Heinzle, Lena Gürtler, Gábor Halász, Jennifer Lange. Offenbar kann keiner von ihnen den I. vom II. Weltkrieg unterscheiden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.05.2018 um 11.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#38660

Nie wieder Krieg, nie wieder Auschwitz, nie wieder Chemiewaffen: Das hatte die junge Bundesrepublik nach den Schrecken des Zweiten Weltkrieges geschworen. Doch keine 20 Jahre später plante sie den Tabubruch. (deutschlandfunk 3.5.18)

Während des Zweiten Weltkrieges setzte das Kaiserreich Japan als einzige Nation chemische Waffen ein. (Wikipedia)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.05.2018 um 06.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#38639

Gibt es einen abgehalfterten Politiker, der noch nicht interviewt worden ist? Mir kommt es so vor, als ob dieses Art von Texten stark zugenommen hat. Natürlich ist es sehr leicht, solche alten Herren ("zwischen Scheintod und Verwesung", wie eine mir bekannte Dame zu sagen pflegte) ans Telefon oder vors Mikrofon zu kriegen, weil es ihnen das Gefühl gibt, doch noch ein bißchen wichtig zu sein. Außerdem kann die Zeitung damit Politik machen, denn man weiß ja ganz genau, welche Ansichten zur Lage und vor allem zu ihrem Nachfolger sie äußern werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.04.2018 um 14.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#38566

Ich glaube, ich habe in meinem gesamten Leben noch nie einen so durchgeknallten Schund gelesen. (Helmut Krausser über Kleists „Käthchen von Heilbronn“, FAZ 21.4.18)

Den Text gibt es bei Reclam in Reformschreibung, aber nicht richtig: Greuel und sicher noch mehr davon.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.04.2018 um 08.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#38514

Daniel Heller-Roazen (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=328#23051) hat anscheinend wieder mal einen seiner Zettelkästen ausgekippt, diesmal für Fischer und in Reformschreibung. Wolfgang Krischke bespricht das neue Buch in der FAZ angemessen respektlos und erspart manchem die Lektüre.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.03.2018 um 05.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#38328

(Sobald es technisch wieder möglich ist, werde ich auch die Tippfehler in meinen Einträgen ausbessern.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.03.2018 um 08.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#38296

Lesenswert:
https://en.wikipedia.org/wiki/John_R._Bolton
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.03.2018 um 16.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#38285

Die österreichische Regierung will kein Rauchverbot in Gaststätten: Man wolle keine Minderheiten ausgrenzen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 22.03.2018 um 00.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#38273

www.berliner-zeitung.de zum Mord an Keira G.:
Die wichtigsten Fakten zum Drama von Lichtenberg

Der mutmaßliche Täter: Edgar H., 15 Jahre alt, war ein Schulkamerad von Keira. Er war ein Jahrgang über ihr und besuchte in derselben Schule die 9. Klasse. Er besitzt die deutsche Staatsbürgerschaft. Frühere Gerüchte, die sich über Social Media verbreiteten, nach denen es sich beim Täter um einen afghanischstämmigen Jugendlichen handeln soll, stellten sich als falsch heraus.

Wieso wird hier schon wieder so herumgeeiert?
Afghanischstämmig war er also nicht, und er war deutscher Staatsbürger, zwei Tage früher schrieb die gleiche Zeitung auch, er sei gebürtiger Deutscher.

Schließlich ist allgemein bekannt, wer heutzutage alles "deutscher Staatsbürger" ist und aus welchen Familien viele "gebürtige Deutsche" kommen. Diesbezüglichen Gerüchten wird auch zwei Wochen nach der Tat immer noch nicht entgegengetreten. Klar ist daher nur eins: Es gibt mal wieder etwas zu verbergen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.03.2018 um 15.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#38268

Pardon, ich habe mich geirrt, weil ich an den neuen Bundestag dachte, aber in Bayern werden ja die Pferde während des Rennens gewechselt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.03.2018 um 13.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#38266

Markus Söder baut Kabinett um (ZEIT)

Genau genommen kann man das nur während einer Regierungsperiode sagen, nicht zu Beginn, denn da gibt es theoretisch noch gar kein Kabinett. Neues Spiel – neues Glück; aber das Pfründendenken hat sich schon weitgehend durchgesetzt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.03.2018 um 04.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#38259

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#37777

Armstrong ist bekannt für ihre These:
"Nicht die Religion an sich ist gefährlich, sondern die Menschen, die sie missbrauchen."

Das hört man ja auch von anderer Seite, Armstrong benutzt es zur Verteidigung des Islam.

Über ihre Argumentationsweise kurz und bündig Simon Blackburn:
https://www.theguardian.com/books/2009/jul/04/case-for-god-karen-armstrong
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.03.2018 um 05.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#38229

Andererseits wird Gabriel sich wohl den Freikauf Deniz Yücels nicht mehr auf die Fahne schreiben.

Rechtsstaatlich war weder dessen Festnahme noch seine Freilassung, wie er selbst ja auch ganz klar gesagt hat, und seine jüngsten Äußerungen geben zu denken.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.03.2018 um 04.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#38227

Er sehe seine berufliche Zukunft nicht als Lobbyist, so der frühere Außenminister. "Man soll nicht an Türen klopfen, hinter denen man gesessen hat", so Gabriel zur "Bild"-Zeitung.

Wie auch immer man seine Fähigkeiten als Politiker einschätzt – für diesen schönen und ehrenvollen Satz verdient er einen Eintrag in meinem Tagebuch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.03.2018 um 17.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#38188

Das zermürbende Warten und die auswegslose Lage sorgen für eine angespannte Stimmung – und führen wie gestern zum Aufstand. (br.de, über die Randalierer aus Gambia in Donauwörth)

Woher weiß die Journalistin Judith Zacher, daß das Warten zermürbend und die Lage ausweglos ist? Das ist kein Bericht, sondern eine Rechtfertigung im Stil der Unterstützervereine. Die Gambier werden selten als Asylanten anerkannt, sie sind größtenteils „illegal“.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.03.2018 um 04.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#38170

Ein "Knusper-Müsli" wird zurückgerufen, weil sich Holzstückchen darin befinden könnten.

Fast täglich wird ja etwas aus ähnlichen Gründen zurückgerufen, fast könnte man an einen Werbe-Gag denken; immerhin wird manchmal der Name erst durch den Rückruf bekannt, und das zählt langfristig mehr als die kleine Panne.

Aber das Ganze erinnert mich an frühere Zeiten, und tatsächlich erinnern sich auch viele andere daran, daß Lebensmittel normalerweise "verunreinigt" waren und sorgfältig durchgesehen werden mußten. Verlesen oder einfach lesen war ein Ausdruck dafür. Linsen enthielten oft Steinchen, an denen man sich die Zähne ausbeißen konnte; Hülsenfrüchte allgemein auch schlechte Exemplare. Zurückgerufen wurden sie deshalb natürlich nicht. Es gab auch hausfrauliche Tricks, die "Spreu vom Weizen zu trennen".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.03.2018 um 09.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#38157

Die Gleichförmigkeit der Einzelhandelsgeschäfte in Deutschland, in Europa und teilweise schon in der ganzen Welt ist natürlich kein Zufall. Ich habe gelegentlich Einblick in die Marketingstrategien dahinter. Tatsächlich wird alles bis in die feinsten Einzelheiten durch Lieferantenkonzerne oder eigens beauftragte Marketing-Vertragsfirmen vorgeschrieben. Die Aufstellung der Waren, die Plazierung von Sonderangeboten, die Größe jedes Aufklebers muß genehmigt werden, soweit sie nicht schon vorgegeben ist. Dazu kommen Werbeveranstaltungen, bei denen auch die unsäglichen Hüpfburgen und das Kinderschminken nicht fehlen dürfen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.03.2018 um 15.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#38150

Es ist seit Jahrzehnten bekannt, daß besonders in Hollywood der Weg zur Filmrolle durch das Bett des Produzenten führte. Im Vertrag stand, wie die Schauspielerin Suzanna Leigh in ihrer Autobiographie schreibt, mit unsichtbarer Tinte, daß man jederzeit dem mächtigen Mann sexuell zur Verfügung zu stehen habe. Meistens war es wohl möglich, sich dem zu entziehen. Leigh schildert, wie der schwergewichtige Otto Preminger sich beim ersten Treffen in seinem Büro auf sie warf, freilich ohne zum Zuge zu kommen.
Im Englischen spricht man von "casting couch".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.03.2018 um 04.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#38096

Gäbe es keine Schutzzölle auf Bügelbretter, würde unsere einheimische Bügelbrettindustrie vollends vor die Hunde gehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.03.2018 um 09.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#38090

Heute morgen wollte ich bei der UB ein ziemlich entlegenes Buch bestellen und wußte nicht, ob ich mich eher wundern oder ärgern sollte über den Typen, der mir zuvorgekommen war und das Buch für die nächsten vier Wochen mit Beschlag belegen wird. Dann fiel mir ein, daß ich das selber war, gestern nämlich. Heute kann ich es abholen.
Vielleicht habe ich schon erwähnt, daß ich manchmal einen genialen Einfall notiere und dann zufällig feststelle, daß ich genau denselben Gedanken mit genau denselben Worten vor 15 Jahren auch schon mal aufgeschrieben hatte.
Nicht unbedingt auf Verkalkung zurückzuführen, sondern darauf, daß die "Bahnung" und Routinebildung im Gehirn allumfassend wirksam ist. Das kann auch gar nicht anders sein, sonst würden wir uns zu sehr auf die eine der der von Ebbinghaus genannten Seiten, also die Gedankenflucht, neigen. Erst ein gewisser Anteil Starrsinn ("fixe Idee" oder Kalk...) sorgt für festen Grund, auf dem man günstigenfalls weiterbauen kann.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 07.03.2018 um 15.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#38081

Das nennt man wohl Déformation professionnelle. Jüngere Lehrer sind manchmal auch etwas seltsam in ihrem Bemühen, alles zu belobigen, einschließlich des nicht Lobenswerten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.03.2018 um 10.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#38080

Kürzlich schickte mir ein älterer Herr ein dickes Buch, in dem er die Rechtschreibreform kritisiert. Ich unterzog mich der nicht geringen Mühe, es zu lesen, und schrieb ihm dann auf zwei Seiten, warum ich es für nicht aktuell und auch ziemlich fehlerhaft hielt. Mein Brief kam umgehend zurück mit einem Zettel: "Ungelesen zurück. Unterschrift fehlt." Ein Lob hätte ich bestimmt trotz fehlender Unterschrift nicht zurückbekommen. Man lernt nie aus.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.03.2018 um 17.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#38071

„He was the first American to penetrate to the real depths of vulgar stupidity. He never made the mistake of overestimating the intelligence of the American mob. He was its unparallelled professor.“

(Mencken über F. D. Roosevelt nach dessen Tod)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.03.2018 um 06.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#38064

Weil der Weltmarktpreis für Kakao um zwei Prozent gestiegen sei, müßte ich mich, wie die Zeitungen behaupten, auf eine Verteuerung meines Grundnahrungsmittels einstellen. Das kann nicht stimmen, weil der Schokoladenpreis nur sehr lose mit dem Kakaopreis zusammenhängt. Es stimmt auch nicht, was immer wieder gesagt wird, daß Schokolade teuer sei, wenn man nämlich die Preise der 50er Jahre und die Kaufkraftentwicklung vergleicht.
Interkulturell interessant ist noch, daß Inder und Chinesen kaum Schokolade essen. Ein Inder verriet mir vor vielen Jahren, daß die braune Masse sie an etwas unappetitliches anderes erinnere.
Ein Chinese erzählte mir einmal unangenehme Erfahrungen mit Harzer Käse, einem Produkt, das Chinesen ganz unausstehlich finden. Dabei essen Chinesen doch alles. (Bitte eingeben: "Chinesen essen alles"!)
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 05.03.2018 um 08.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#38054

Die britische Volksabstimmung war bereits die zweite zu diesem Thema.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.03.2018 um 08.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#38053

Man wird so alt wie ne Kuh...

Heute hat mir Google mit seinem Edelweiß-Doodle die Bekanntschaft mit dem Wort Ansalbung verschafft, das mir unbegreiflicherweise bisher unbekannt war, wo ich mich doch immer viel mehr für Pflanzen als für Tiere interessiert habe. Interessanter Eintrag bei Wikipedia.

Weniger interessant das Neuwort Hochleistungsschlitzmaschine, das ich der SPD verdanke, als einziges Verdienst der Mitgliederbefragung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.03.2018 um 05.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#38049

Frau May (die um der Macht willen den Brexit vorantreibt, den sie eigentlich ablehnt; sie macht also in vollem Bewußtsein eine Politik, die sie für falsch hält) behauptet wie viele andere, ein zweites Referendum werde es nicht geben.
Wer für direkte Demokratie ist, kann eigentlich die Möglichkeit der Revision durch weitere Referenden nicht ablehnen. Das ist in der repräsentativen Demokratie doch auch möglich, und ich sehe nicht ein, warum sich die direkte solche Fesseln anlegen sollte. "Einmal abstimmen und dann nie wieder!" scheint mir ziemlich willkürlich zu sein. Wäre es nicht demokratischer, den ausgearbeiteten Trennungsvertrag abermals dem Volk vorzulegen, das inzwischen besser Bescheid weiß, was der Brexit überhaupt bedeutet?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.03.2018 um 04.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#37979

My brother August and I, sitting by the fire in the evening, often congratulate ourselves on the fact that we have no children. (...) The boys stand a good chance of being butchered in their young manhood, and boys and girls together face a world that will be enormously more uncomfortable than the one my generation has known. There will be wars off and on for years to come, and in the intervals of peace every American will be burdened and afflicted by the national debt. (Mencken Diary 23.11.1944)

Ganz so schlimm waren die Jahre nach dem Krieg für die meisten Amerikaner dann doch nicht. Roosevelt-Hasser Mencken verwandelte seine persönliche düstere Stimmung in eine Prophezeiung.

(An derselben Stelle erwähnt Mencken, daß der einzige Nachkomme der nicht sehr langlebigen Sippe der zweijährige Sohn seiner Nichte sei, den er aber nur einmal gesehen habe. Ein halbes Jahr später erzählt er, wie der kleine Junge einen ganzen Tag bei ihm verbrachte. Er war von dem wohlerzogenen und aufgeweckten Kleinen dann doch offensichtlich angetan, aber angestrengt hat es ihn auch, wie fast immer in solchen Fällen. Stets der kluge Beobachter, stellt er fest: Like any other healthy youngster, he preferred toys of his own contriving to those I had bought for him. He had a lot of fun with a couple of cardboard cartons, and showed a good deal of ingenuity in putting them to use.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.02.2018 um 03.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#37926

Eine Verbraucherzentrale hat "verschlechterte Rezepturen" bei verschiedenen Lebensmitteln festgestellt. Das Ergebnis wird breitgetreten, obwohl es großenteils Unsinn ist. Ob Teebeutel mit "Brennnesseltee" etwas weniger Brennesseln, dafür etwas mehr Fenchelsamen enthalten, ist gleichgültig; medizinisch ist es sowieso ohne Belang, wie all dies Teegebeutel. Der Rest ist von ähnlicher Art.

Übrigens: Auf einer Tüte "Hühnersuppe" steht, daß 0,5 % Hühnerfett enthalten sind - die einzige Verbindung des Produkts zu Hühnern. Ich komme darauf, weil in der gegenwärtigen Grippe- und Erkältungswelle die legendäre, schon anderswo erwähnte Hühnersuppe wieder in aller Munde ist.

Ja, die große Illusionsmaschine der Lebensmittelwirtschaft! Die Verbraucherschützer verfehlen die Hauptsache, wenn sie sich auf mehr oder weniger stillschweigende Veränderungen gegenüber dem bisherigen Schund einschießen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.02.2018 um 15.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#37917

Heute erörtern viele den Spickzettel, den Trump für das Gespräch mit Schülern in der Hand hält. Mir fiel heute morgen aber zuerst die Zahl 45 auf, die auf der linken Manschette zu erkennen ist. Nur in einer Zeitung habe ich eine Erklärung gefunden:

"Die Erklärung ist ziemlich banal: Donald Trump ist der 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika – und trägt das wie kein anderer vor ihm zur Schau. So verkauft er im Webshop seiner Kampagnenseite auch Baseball-Caps mit der aufgenähten Zahl."
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.02.2018 um 05.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#37893

Warum hat der Parteivorstand dann darauf verzichtet, auch die Argumente der Gegner in den Wahlunterlagen aufzuführen? Als gewählte Parteiführung, so Klingbeil, könne die SPD-Spitze über die Grundlinie der Partei entscheiden: Der Parteivorstand sei für die große Koalition und habe ein Verhandlungsteam für die Koalitionsgespräche eingesetzt. „Es ist selbstverständlich die Aufgabe der Verhandler, am Ende das Verhandlungsergebnis zu bewerten und diese Bewertung der Partei mitzuteilen. Führung muss Orientierung geben – dafür ist sie vom Parteitag gewählt und legitimiert.“ (FAZ 21.2.18)

Ach nee? Aber einen Koalitionsvertrag abzuschließen ist sie nicht legitimiert?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.02.2018 um 05.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#37892

"Es zittern die morschen Knochen", pflege ich zu seufzen, wenn ich keine Lust habe, den Müll rauszutragen, und muß mir natürlich den Hohn meiner Frau anhören, die mich fit wie eine Fiedel findet. Zu meiner Schande muß ich gestehen, daß ich die wirkliche Herkunft der Zeile vergessen hatte und sie ohne weiteres Nachdenken mit Ernst Moritz Arndt assoziierte. Hans Baumanns Karriere war übrigens bemerkenswert.

Das fiel mir aber gerade ein, weil ich mit innerlichem Kopfschütteln den Volkssturm von Grauköpfen betrachte, der in den letzten Wochen von den Medien remobilisiert wurde. So viele abgehalfterte Altpolitiker, manche mit Flecken, die jetzt um Beurteilung der politischen Lage gebeten werden und sich auch nicht lange bitten lassen.

Dabei leben wir ja, verglichen mit weiten Teilen der Erde, in einem Paradiesgärtlein, wo man hier ein Unkraut zupfen, dort ein Blümchen gießen kann, aber viel mehr auch nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.02.2018 um 03.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#37880

Ist es wirklich "strafrechtlich relevant", wenn jemand seinen Hund als SPD-Mitglied anmeldet? (Die BILD wollte damit die Manipulierbarkeit des Mitgliederentscheids nachweisen.) Die Angabe einer falschen Identität ist doch wohl nur gegenüber Behörden verboten, sonst würden ja Millionen pseudonymer Einträge zu Straftaten.

Der Überlieferung nach ernannte Caligula seinen Hengst Incitatus zum Konsul.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.02.2018 um 05.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#37856

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34540

Pseudowissenschaften werden allgemein viel zu nachsichtig behandelt. Man fragt sich, was die Schule hier versäumt hat, daß ihre Absolventen so leichtgläubig alles schlucken, was sie lesen.

Soweit einige grundlegende Beobachtungen der Psychodontologie. In wie weit Sie diese Aussagen für zutreffend befinden, können Sie selbstverständlich gerne an sich selbst oder Ihrem Gegenüber prüfen. (https://zhkplus.de/psychodontologie/)

Der Verfasser wissen doch (hoffentlich), daß es Unsinn ist - warum sagen sie es nicht? Die Leisetreterei macht in zwei Zeilen 12 Jahre Schulbildung zunichte.

Mindestens die Hälfte meiner Bekannten rückt, wenn ich nicht aufpasse, irgendwann damit heraus, daß es mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gibt usw. - Mir wird davon übel, weswegen ich eben aufpasse, daß das Gespräch nicht in diese Bahn gerät.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.02.2018 um 06.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#37823

Woher kommt die merkwürdige Idee, eine Partei könne sich "in der Opposition erneuern"? Militärisch (Rückzug, um die Truppen neu zu ordnen)? Oder religiös? Vom Schlagwort "Erneuerung" geht eine gewisse Faszination aus, obwohl oder gerade weil niemand genauer sagt, wie das gehen soll. Erst mal Tabula rasa, dann wird man sehen. Niemand weiß, wie das Neue aussehen wird, aber das Alte muß erst mal weg. Das scheint eine typisch jugendliche Illusion zu sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.02.2018 um 06.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#37777

Karen Armstrong: Im Namen Gottes. München 2014 (Pattloch)
Reformiert, aber: dieses rauhe, demokratische Christentum, Greueltaten, Kriegsgreuel usw.

Die Bücher der Religionswissenschaftlerin Armstrong, einer ehemaligen Ordensschwester, sind verkappte apologetische Erbauungsliteratur für Gebildete unter den Verächtern der Religion.

Armstrong is uniquely qualified to write on this subject, for having been a Roman Catholic nun, she then rejected faith. "For many years, I myself wanted nothing whatsoever to do with religion," she writes. "But my study of world religion during the last twenty years has compelled me to revise my earlier opinions."

Dieser Topos fehlt ja selten, im Stil von Reader´s Digest. Man muß es aber nicht glauben. Religionswissenschaftler sind meist Theologen, die das Fach gewechselt haben, aber nicht die Denkweise.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.02.2018 um 17.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#37773

Danke für die Korrektur! Ich hatte die Meldung nur überflogen und auch schon angefangen, mich über die Schrottvermehrung zu ärgern. Der Schrott entspringt ja auch der unfaßbaren Leichtfertigkeit, mit der man die Zukunft belastet, als gäbe es überhaupt keine.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 09.02.2018 um 16.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#37771

Ich finde es ja auch eine alberne Schnapsidee. Allerdings handelt es sich nicht um eine Erd-, sondern um eine Sonnenumlaufbahn. Damit wird wenigstens die Menge des Raumfahrtmülls, der schon um die Erde kreist, nicht noch weiter vergrößert.

Ferner handelte es sich um die Erprobung einer neuen Rakete. Eine nützliche Last war wohl zu riskant gewesen.

Dennoch hätte sich man bestimmt sinnvolleres ausdenken können.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.02.2018 um 05.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#37766

Einen Sportwagen eigener Herstellung in eine Erdumlaufbahn zu schießen scheint mir ungemein bezeichnend für die Zeiten, in denen wir leben. Präsident Trump usw. – unendlicher Spaß.

Man könnte es eine Verarschung der Weltraumfahrt nennen. Die einen ringen um jedes Gramm Nutzlast, und dann kommt ein anderer und sagt: Ist mir doch wurscht! – Und warum auch nicht? Geld genug ist da.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.02.2018 um 04.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#37748

Was für ein Lebensgefühl war wohl damit verbunden, als man noch glaubte, die Welt sei rund 6.000 Jahre alt? Da konnte es plausibel erscheinen, daß auch ihr Ende unmittelbar bevorstehe. Wenn man dagegen mit einer Vergangenheit von einigen Milliarden Jahren rechnet, fragt man sich gleich, warum ausgerechnet jetzt der Jüngste Tag bevorstehen sollte.
Im gleichen Sinne konnte auch der Evolutionsgedanke vorher nicht recht Fuß fassen. Wenn sich seit Urgroßvaters Zeiten nichts wesentlich verändert hat – wie könnte die wunderbare Zweckmäßigkeit in der Natur durch Mutation und Selektion herangezüchtet worden sein? Das Geheimnis der Anpassung liegt in der ungeheuren zeitlichen Dimension, aber darauf mußte man erst einmal kommen; und natürlich weg von der Bibel.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.02.2018 um 05.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#37713

Neonazis behaupten ja immer, dass sie die deutsche Kultur schützen wollten. Dazu gehört bekanntlich auch die deutsche Sprache.
Mehrere Rechtsextreme in Düsseldorf haben jetzt aber eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass sie von deutscher Rechtschreibung nicht sonderlich viel verstehen. 
Sie haben T-Shirts bedrucken lassen. Doch in der Aufschrift ist ihnen ein peinlicher Fehler unterlaufen. Im Slogan “Treue, Blut und Ehre” haben sie das Komma vergessen, das nach deutscher Rechtschreibung nach dem Wort “Treue” eingefügt werden muss.
Vielleicht waren die Verfasser der Meinung, angesichts der Anordnung der Worte in Form eines Logos sei das nicht nötig – aber eine gewisse Schlamperei liegt hier doch nahe.
(Huffington Post 29.1.18)

Da das Wort „Treue“ in der Tat eine Zeile für sich füllt, wäre es ziemlich pedantisch, dahinter ein Komma zu setzen. Abgesehen natürlich von der sonstigen Dudenhörigkeit der Kritiker, die ich "peinlicher" finde, als es eine Schlamperei wäre.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.01.2018 um 04.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#37633

Wer behauptet, homosexuell und darum in seinem Heimatland von Verfolgung bedroht zu sein, bekommt Asyl. Der Europäische Gerichtshof untersagt es, die wirkliche sexuelle Orientierung festzustellen, als menschenrechtswidrigen Eingriff in die Intimsphäre. Allerdings hat der Bewerber sich bereits als homosexuell geoutet, so daß schlimmstenfalls herauskommen könnte, er sei heterosexuell. Das Urteil ist eine Anweisung zur risikolosen illegalen Zuwanderung. Besonders in Afrika wird sich das bald herumsprechen.
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Hätten Türken und Kurden keine deutschen Waffen, säßen sie längst friedlich zusammen und tränken Tee miteinander.
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Union und SPD verhandeln über die nächste Koalition. Wenn das heute möglich ist, war es vor vier Monaten auch schon möglich. Nur die Position des 100-Prozent-Windbeutels hat sich verschlechtert.
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Deutsche Autohersteller werden in den USA angeprangert, weil sie Abgasversuche mit Affen angestellt haben sollen. Amerikaner würden nie Tierversuche machen. Der Nazi-Vergleich allerdings dürfte Juden nicht gefallen.
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Ich sollte frühmorgens noch nicht durch die News brausen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.01.2018 um 08.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#37560

Zum Schlag gegen die Mafia eine Erinnerung: Als wir vor gut 30 Jahren aus dem Bahnhof von Reggio Calabria traten (s. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=987#23286), war unser erster Eindruck der Umriß eines Erschossenen auf dem Pflaster, auch alte und neue Plakate, mit denen Mafiosi gesucht wurden. Das ließ uns das schöne Kalabrien, wo wir einige Wochen verbrachten, in einem etwas düsteren Licht erscheinen, obwohl Touristen aus naheliegenden Gründen nichts zu befürchten haben. (Es gab noch ein paar andere kleine Erlebnisse in den malerischen Küstenorten, wo inzwischen übrigens sehr viel gebaut worden ist...)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.01.2018 um 17.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#37547

Arme und Ungebildete sterben früher. Ist das nun ungerecht?

In die Praxis kommen Vorschulkinder, denen alle Milchzähne weggefault sind von Süßigkeiten, entsprechenden Getränken und Mangel an Zahnpflege. (Sprechen können sie auch nicht richtig.) Der Anfang ist also gemacht.

Ein Unterschichtproblem. Dabei sehen die Eltern mehr fern und lesen einfache Blätter, in denen sie die notwendigsten Informationen gar nicht übersehen können.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.01.2018 um 05.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#37496

Unsere Feuerwehr führt den Aufbau einer Gafferwand vor. Vgl. auch http://www.gafferwand.de/

Gute Idee, aber man schämt sich nachgerade, der Spezies Homo sapiens sapiens anzugehören.

Zur Verwilderung der Sitten dürfte auch beigetragen haben, daß das moderne Medium die Leute dazu ermuntert, alles zu filmen – und dann ab ins Netz!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.01.2018 um 17.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#37456

Kein ganz neuer Gedanke, aber doch hübsch ausgedrückt:

Vor dem Abflug war abendlicher Bar-Unterhaltung nicht zu entrinnen, bei der sich unermeßlicher Haß mancher Alten gegen die Jugend offenbart, Lebens- und Sexualneid, der sich als Moral verkleidet. Ausführungen von so kalkiger Schärfe könnten auch jemanden, der als konservativ etikettiert wird, noch zum Verständnis für Jugendliche drängen, die er in Abwesenheit der Alten abscheulich findet. (Johannes Gross 4.6.82)

Wohl auch eine uneingestandene Angst vor dem unvermeidlich bevorstehenden eigenen Abtreten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.01.2018 um 10.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#37434

Um Mitternacht gefaßte Beschlüsse sollte man bekanntlich im hellen Licht des folgenden Tages überdenken. Meine Frau meint, das gelte besonders für die Silvesternacht. Zum Beispiel erweist sich dann der Vorsatz, keine Schokolade mehr zu essen, als verantwortungsloser Fanatismus. Zumal von Weihnachten her noch Vorräte da sind, von lieber Hand gespendet, die angemessen zu würdigen sind. Natürlich sollte man sich die klebrigen Finger waschen, bevor man solche Einsichten den Tasten anvertraut.

2018 wird meiner Ansicht nach ein besonders wichtiges Jahr. Also aufgepaßt und alles Gute!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.12.2017 um 10.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#37426

Diesen Winter fällt mir noch stärker auf, daß fast alle Menschen schwarze oder fast schwarze Kleidung tragen. An trüben Tagen wirkt die Fußgängerzone, als sei Staatstrauer angeordnet. Was bedeutet das eigentlich?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.12.2017 um 07.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#37405

Des caméléons rampaient sur les feuilles larges des cactus.

Flaubert hatte sich für "Salammbô" in der Gegend von Karthago umgesehen, wußte aber nicht, daß der Kaktus erst lange nach der Romanhandlung aus Mittelamerika eingeführt worden war.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.12.2017 um 06.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#37383

Sauer hielt im Oktober seine Abschiedsvorlesung an der Berliner Humboldt-Universität, an der er seit 1993 als Professor gearbeitet hatte. Exakt 50 Jahre zuvor hatte er sich dort immatrikuliert. Die Hochschule befand sich auf dem Gebiet der DDR. (Spiegel 23.12.17)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.12.2017 um 05.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#37379

„Russische U-Boote bedrohen Datenkabel im Atlantik“

Eine Nichtmeldung in allen Medien. In Wirklichkeit ist nichts geschehen, außer daß russische Kriegsschiffe ebenso wie z. B. amerikanische in allen Meeren herumfahren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.12.2017 um 07.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#37345

Noch mal zum Umgang mit der Todesstrafe:

Seki war zum Tatzeitpunkt noch minderjährig. Er war wegen der Ermordung von vier Menschen im Jahr 1992 zum Tode verurteilt worden. Zum Tatzeitpunkt war er 19 Jahre alt, volljährig wird man in Japan mit 20 Jahren. Medienberichten zufolge war es die erste Hinrichtung eines zum Tatzeitpunkt Minderjährigen seit zwei Jahrzehnten.

Warum wird mitgeteilt, daß der Mörder nach japanischem Recht minderjährig war? Hat die japanische Justiz zu Unrecht Erwachsenenstrafrecht angewendet? Darüber erfährt man nichts, darum bleibt die Erwähnung leer. Natürlich wird auf die Opfer und ihre Angehörigen kein Gedanke verschwendet, alle sollen über das Opfer einer grausamen Justiz barmen.

Diese Vorliebe für den Täter findet man überall, vielleicht ein Ergebnis von Romanen, Filmen, Fernsehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.12.2017 um 03.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#37317

Wer nichts von Unkraut wissen will, kann auch jäten nicht mehr gebrauchen. Dieses Verb unbekannter Herkunft ist im Laufe der Zeit auf bestimmte Objekte, eben Unkraut, eingeschränkt worden.
Die Auswirkungen der Politischen Korrektheit (Sprachtabu) auf die Kollokationspartner scheinen noch gar nicht untersucht zu sein.

(Verben, die gewissermaßen das Objekt schon implizieren, nennt Leisi irrational. Das Französische soll abstrakter sein, insofern rationaler. Man vergleiche auch mähen/fällen oder gar dengeln usw.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.12.2017 um 11.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#37300

Ungleichheit wächst weltweit, auch in Deutschland (Spiegel 14.12.17)

Die wirtschaftliche Ungleichheit auf der Welt geht zurück (FAZ 14.12.17)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.12.2017 um 05.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#37262

Zur Werbesprache:

Der Frische-Kult (Lebensmittel, Kosmetik, Medikamente) setzt eine Gesellschaft voraus, in der man abends noch „etwas trinken geht“ oder bis in die Puppen vor dem Fernseher sitzt. Der moderne Mensch ist unausgeschlafen, er lebt zwischen Uppers und Downers.

Das Wortfeld von Frische und Aktivität ist wohl noch nicht untersucht worden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.12.2017 um 06.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#37253

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30030

Nach zwei Jahren wurde es wieder Zeit, einen sterbenden Eisbären zu filmen, damit die Folgen des Klimawandels recht deutlich werden. Inzwischen haben sich allerdings auch die Eisbären kräftig vermehrt, und an Robben zum Fressen besteht auch kein Mangel. Um die erschütterte Welt geht aber der sterbende Eisbär, nicht die unter den Eisbärtatzen sterbende Robbe.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.12.2017 um 16.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#37213

Es bereitet mir Unbehagen, einen Zeitungsartikel zu lesen, wenn mich aus einem großen Foto ein Gesicht anstarrt. Gerade ging es mir so mit Horst Seehofer, der mir beim Lesen eines Artikels der FAZ so nahe kam, als wolle er mich abknutschen. Auch Schulz hat mich schon bedrängt (ich bin kurzsichtig). Die Gegenprobe wäre ein hübsches Mädchen, aber darüber schreibt ja keiner.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.12.2017 um 06.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#37173

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29723

„Kann mir jemand ein Buch empfehlen, das sich mit dem zyklischen Geschichtsbild in der Antike auseinandersetzt?“

Typische Frage, die das zyklische Geschichtsbild schon voraussetzt.

Aber im Grundsatz lebten agrarische Gesellschaften nach einem zyklischen Geschichtsbild. Für die antiken Römer waren das Größte nicht die „res novae“, die neuen Dinge, sondern die „mores maiorum“, die Sitten der Vorfahren. (Historiker Andreas Rödder, FAS 3.12.17)

Dem wird dann die jüdisch-christliche heilsgeschichtliche Linearität entgegengestellt.

Aber zunächst einmal widerspricht die Orientierung an den Alten der Behauptung eines zyklischen Geschichtbildes. Sie ist eher mit einer Verfallsgeschichte verbunden. Allerdings können die Verfallsgeschichten sich ihrerseits wiederholen, wie in der hinduistischen Lehre von den Weltaltern. Das ist aber eine theoretische Konstruktion, die das Leben der Menschen kaum bestimmt. Zyklisch ist in jeder Gesellschaft die Wiederkehr der Tages- und Jahreszeiten. Das schlägt sich auch in deren Bezeichnungen nieder (wiederkehrender Morgen, April, Herbst). Gewöhnliche Menschen haben kein „Geschichtsbild“, sondern verschiedene praktische Lösungen lokaler Aufgaben.

Auch Arnaldo Momigliano hat der eindeutigen Zuordnung widersprochen ("Time in ancient historiography". In: Essays in Ancient and Modern Historiography. Middletown, Conn. 1977)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.12.2017 um 10.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#37171

Da mir gerade jener freundliche Pilot von Indian Airlines (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#33099) wieder einfiel, will ich zum Ersten Advent noch eines Piloten gedenken, der bei aller Pflichtbewußtheit sehr nett zu uns war. Als wir einmal den 5-Minuten-Hupfer von Norddeich nach Juist machen mußten, trug unsere kleine Tochter stolz ihren Lego-Koffer mit sich. Beim Einsteigen ging der Deckel auf, und 250 Legosteine ergossen sich auf den Boden. Der Pilot der Frisia AG stieg sofort aus und kniete in seiner schmucken Uniform auf dem Asphalt, um beim Einsammeln zu helfen. Wer weiß, wieviel Gutes solche kleinen Aufmerksamkeiten in den bildbaren Köpfen der Kinder stiften? Grundsätze kann man sich jederzeit zulegen, aber die Selbstverständlichkeit des guten Verhaltens muß früh angelegt werden. ("Erziehung ist Vorbild und Liebe – sonst nichts." Die Professionalisierung macht es nicht leichter.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.12.2017 um 06.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#37155

Wie ich jetzt erst erfahre, ist unser Mitstreiter Norbert Schäbler im Juni verstorben. Er hatte seinerzeit von den Schulbehörden viel zu leiden. Herr Riebe baut im Nürnberg-Wiki einen biographischen Artikel auf, der zugleich an die Frühgeschichte der Reformkritik erinnert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.11.2017 um 09.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#37102

Fast jeden Tag wird erörtert, ob es moralisch zu verantworten ist, sich im Einzelhandel beraten zu lassen und dann billiger im Internet zu kaufen.

Ich kaufe, wenn überhaupt noch, Bücher nur im Internet und fast nur gebrauchte; da entfällt das Problem weitgehend. Buchhandlungen betrete ich sowieso nicht gern. Aber auch sonst sehe ich es nicht als meine Aufgabe an, dem Einzelhandel beim Überleben zu helfen, da bin ich ganz "rationales Wirtschaftssubjekt".

Neulich habe ich zwei Digitalpianos gekauft, da sah die Sache anders aus. Man will ja die Instrumente ausprobieren usw. Im Internet waren sie billiger zu haben, und ich hatte mir das Angebot ausgedruckt und zeigte es dem Händler (einem Klavierbaumeister übrigens). Er sagte, es sei ohnehin Praxis seines Geschäfts, jedes Instrument zu dem Preis zu liefern, der im Internet geboten wäre. Ich kam mir trotzdem wie ein Erpresser vor. Wir wurden handelseinig, aber der Rabatt, den er mir bot, lag immer noch unterhalb dessen, was ich durch den Paketpreis im Internet hätte sparen können. Aber wir vier hatten bei zwei Besuchen des Geschäfts insgesamt über zwei Stunden lange alles ausprobiert und unsere Fragen angebracht, das wollten wir denn doch honorieren. Ich wußte, daß der Mann wußte, daß ich wußte usw., obwohl ich es nicht ausgesprochen hatte, aber die Zahlen lagen ja vor uns. Wären wir einfach gegangen, sei es auch mit der Ausrede, wir wollten es uns noch einmal überlegen, hätte er gewußt, daß wir genau wie so viele andere jetzt im Internet bestellen würden.

Wir haben also unvernünftig gehandelt. Schönes Aufsatzthema.

Wenden wir den Kategorischen Imperativ an. Kann ich wollen, daß der Einzelhandel ausblutet? Dann könnte ich die Klaviere nicht mehr selbst ausprobieren, das wäre nicht gut. Ich könnte natürlich viele Klaviere bestellen und alle bis auf eins wieder zurückschicken. Das wäre vielleicht sogar kostenlos möglich, aber auf die Dauer würde es auf die Preise aufgeschlagen. Außerdem fördert es die Monopolbildung. Am Ende schade ich mir also selbst (oder lieben Menschen, denen ich nicht schaden will).

In der Zeitung wird berichtet, daß immer mehr Geschäfte die Beratung kostenpflichtig machen. Beim Kauf wird das dann verrechnet. Aber Eintrittspreise für Geschäfte wirken wenig anziehend und schaffen eine weitere Konkurrenzgelegenheit, die das Grundproblem eher verschärft: Die großen Anbieter genießen Herstellerrabatte, mit denen der Einzelhandel es niemals aufnehmen kann.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 22.11.2017 um 12.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#37079

In der DDR konnte man den "Solibeitrag" tatsächlich fast als Spende betrachten, heute ist das ja gesetzlich geregelt.

Es ist lange her, ich muß eine Weile im Gedächtnis kramen. Es gab ja in der DDR kein Finanzamt und im allgemeinen auch keine Steuererklärung. Steuern wurden sofort und meist unveränderlich vom Lohn und Gehalt abgezogen. Nur wer nebenbei noch etwas dazuverdiente, was auch sofort pauschal versteuert wurde, konnte am Jahresende die zuviel gezahlte Steuer zurückbekommen.
(Zum Beispiel zahlten Zeitungen für jeden veröffentlichten Leserbrief ein Honorar, ca. 15 DDR-Mark, wovon, wenn ich mich recht erinnere, 5 Mark als Steuer gleich einbehalten wurden. Die konnte man dann ggf. am Jahresende auch bekommen.)

Ein Solibeitrag wurde zusammen mit dem Gewerkschaftsbeitrag kassiert. Die Zugehörigkeit zur Einheitsgewerkschaft war zwar freiwillig, aber wer im Beruf oder anderweitig vorankommen und auch ab und zu eine Lohnerhöhung haben wollte, mußte schon mitmachen. (Das war wie mit allem: Pionierorganisation, FDJ, DSF, ...) So kaufte und klebte man halt monatlich seine Beitragsmarken ins Mitgliedsbuch und daneben (nach dem gleichen freiwilligen Zwangsprinzip) meist noch eine Solimarke. So haben schätzungsweise 95% der arbeitenden DDR-Bevölkerung "freiwillig" Solibeiträge bezahlt. An die Höhe kann ich mich nicht mehr erinnern, das hing vom Lohn ab, muß aber größenordnungsmäßig um die 5 DDR-Mark Monatsbeitrag plus 50 Pfennig oder 1 Mark Soli gewesen sein.

Außerdem gab es normale Briefmarken mit Solizuschlag, dabei gab es natürlich diesen "freiwilligen Zwang" nicht, es funktionierte wie die Zuschlagsbriefmarken heute.

Kurios ist, das habe ich damals gar nicht so gewußt, sondern jetzt erst im Internet gelesen, daß die DDR sich mit einem zu hohen Soliaufkommen selbst in Verlegenheit brachte, denn mit DDR-Mark konnte man ja in Vietnam, Kuba, Angola usw. auch nichts anfangen, also mußte das Geld vorher in Devisen oder Sachwerte umgetauscht werden. Das hat dann der Regierung schon weh getan, weshalb sie die Richtlinien zur Solispende in späteren Jahren stark abgesenkt hat.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 20.11.2017 um 21.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#37059

Das klingt fast, als seien die Ostdeutschen seit der Wiedervereinigung vom Soli ausgenommen. Sie zahlen aber den gleichen Beitrag wie die Westdeutschen. Nur die Renten sind im Osten noch niedriger.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.11.2017 um 04.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#37045

Fast vergessen: Unsere Brüder und Schwestern in der DDR mußten ja auch schon mal einen "Soli" zahlen, einen Solidaritätsbeitrag für Vietnam, Kuba, Angola. Die Erinnerung daran könnte etwas Kränkendes bekommen haben, seit man selbst Nutznießer einer solchen Spende ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.11.2017 um 08.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#37034

Wir heiraten nicht nur einen Menschen, sondern auch dessen Familiensprache. Kaum bemerkt nistet sie sich ein. Als Sprachwissenschaftler sollte man mehr davon wissen.
Die bastardisierte Redeweise zeugt dann auch wieder Kinder.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.11.2017 um 07.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#37025

Eigentlich bin ich gegen die Todesstrafe, aber noch eigentlicher bin ich dafür. Oder lieber doch nicht.

Wer gegen die Gesetze verstößt, hat sein Leben verwirkt. Es ist fast unnmöglich, rational zu begründen, warum nicht auch der kleinste Verstoß, also etwa Falschparken, mit der Eliminierung des Täters geahndet werden sollte. Schließlich hat er sich selbst aus der Rechtsgemeinschaft ausgeschlossen, jeder darf ihn abmurksen.

Man hat immer eingewandt, die Hinrichtung sei irreversibel, im Gegensatz zur Haft. In den USA ist gerade ein Glückspilz (ein Schwarzer natürlich) entlassen worden, nachdem er 46 Jahre unschuldig im Gefängnis gesessen hatte. Er sagt zwar, daß er keine Bitterkeit empfinde, aber trotzdem...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.11.2017 um 05.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36999

Kompromisse sind immer faul, das Attribut fügt der Sache nach nichts hinzu, nur eine Wertung.

Nicht kompromittierend wäre die reine Lehre, in der Politik also das Programm und seine Durchsetzung. Aber dann brauchte man eigentlich gar keine Politik. Die gibt es erst, seit verhandelt wird (Athen vor 2500 Jahren).

Koalitionsverhandlungen sind aus dieser Sicht immer von Übel.

"Soziale Marktwirtschaft" ist ein hölzernes Eisen, wie die reine Lehre (v. Hayek) seit je weiß. Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.11.2017 um 07.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36991

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32229

Durch ständige Wiederholung hat sich bei vielen Menschen (auch bei mir) die Ansicht durchgesetzt, die Steuervermeidung durch Briefkastenfirmen in Steueroasen sei zwar moralisch zu verwerfen (nicht "legitim"), aber legal. Dem widerspricht Prof. Peter Fischer in einem Leserbrief an die FAZ (13.11.17). Er verweist auf die Rechtsprechung des EuGH.
Fischer erwähnt auch jenes einstöckige Klinkergebäude in Delaware, dessen Fassade nicht ausreichen würde, die 285.000 Briefkästen der dort ansässigen Firmen anzubringen.
"Der deutsche Steuerstaat wehrt sich gegen solche Auswüchse nicht, und die deutsche Steuerrechtswissenschaft ist nicht bereit, die Konsequenzen aus der eindeutigen Rechtsprechung des EuGH zu diskutieren."
Dieses Versäumnis aller bisherigen Regierungen wiegt schwerer als alles, was die tägliche Kritik zu bemäkeln hat. Die Politik folgt der allerobersten Maxime: Bloß das Kapital nicht verprellen!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.11.2017 um 07.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36987

Früher bekamen Heiratswillige auf dem Standesamt ein "Hausbuch für die Familie" geschenkt. Ich habe mein Exemplar von 1969 entsorgt, aber man kriegt es antiquarisch immer noch, die Auflage muß ja riesig gewesen sein. In der Nazizeit hatte es den entsprechenden Zungenschlag. Den Verlag für Standesamtswesen gibt es noch, aber das Buch scheint er aufgegeben zu haben. Das machen jetzt Gräfe & Unzer und andere Verlage.
Am Inhalt hat sich nichts Wesentliches geändert. Das Buch hatte wohl immer zunächst die Hausfrau und Mutter im Blick, die ebenso gut durchs Leben kommen sollte wie ihre eigene Mutter. Heute ist das etwas offener, der Ton munterer ("Leben!"). Aber eigentlich hat das Internet die Rolle übernommen.
Ein "Hausbuch" hatte auch der, der sonst keine Bücher besaß.
In der DDR war das "Hausbuch" bekanntlich etwas ganz anderes, nach sowjetischem Vorbild.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.11.2017 um 05.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36963

Konrad Adam rechnet es den alten Griechen gewissermaßen als Verdienst an, daß sie die Natur noch nicht durch Experimente gequält haben, sondern sich mit dem Anschauen begnügten. Sogar die Etymologie bemüht er, um das zu Beginn von Aristoteles gepriesene Wissen als ein Gesehenhaben zu bestimmen.
Ich weiß nicht, wie weit die Griechen schon Experimente im modernen Sinn angestellt haben, aber sie hätten sich bestimmt sehr dafür begeistert. Die Pythagoreer müssen systematisch mit der Saitenlänge von Monochorden experimentiert haben, und sie waren auch schon der Ansicht, daß das Buch der Natur in mathematischen Lettern geschrieben sei - auch wenn diese Metapher erst der Neuzeit als Rechtfertigung gegenüber dem Christenbuch einfallen konnte. Das wird bei Adam nicht richtig dargestellt.
Auch sonst haben sich die Griechen nicht mit der "Anschauung" begnügt, sondern im Gegenteil Theorien entwickelt, die den so kritisch beurteilten von Einstein und Planck nicht nachstanden. Man denke an den Atomismus. Sie rechneten durchaus damit, daß die Natur ganz anderes gebaut sein könnte, als es den Anschein hat. Dabei ging es naturalistisch zu, und das war schon mal ein Fortschritt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.11.2017 um 05.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36943

Hans-Dieter Gelfert (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36890) schreibt an mehreren Stellen, schon die alten Römer hätten ein Sprichwort gekannt: De gustibus non est disputandum. Das ist allerdings nicht überliefert. Wie so oft. Auch Credo quia absurdum est steht nicht bei den alten Kirchenvätern, denen man es zuschreibt. Allerdings trifft es durchaus deren Geist.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 07.11.2017 um 12.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36895

Das Urteil des Paris ist immerhin eine ziemlich alte Geschichte – und die Pointe derselben bemerkenswert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.11.2017 um 07.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36893

In alten Erzählungen kommt immer wieder vor, daß sich ein Mann in eine Frau verliebt, die er nur als kümmerliche Abbildung kennt, z.B. auf einem Medaillon. Die Schönheit kann da ja nur sehr schematisch wiedergegeben sein. Ob das realistisch ist? Es könnte sein, daß die Frauen früher, als auch die Liebesheirat die Ausnahme war, mehr nach "Zweckmäßigkeit" beurteilt wurden (Gebärtüchtigkeit, passende Familie, Feldarbeitstauglichkeit). Wer es sich leisten konnte, hatte mehrere.
Seit wann liest man von rasender Liebe zu einer Frau, deren Augen nothing like the sun waren? Also Trennung von Schönheitsideal und (romantischer) Liebe?
Daran muß ich denken, wenn ich die übernatürlich schön zurechtgeschminkten Frauen der Werbung sehe, in die sich wohl keiner von uns verlieben würde.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.11.2017 um 07.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36892

Mein verstorbener Lateinprofessor Walter Wimmel hat ein Buch geschrieben "Die Kultur holt uns ein" (übrigens mir gewidmet), in dem er die Schriftlichkeit für den Überbietungszwang und damit eine unaufhaltsame Beschleunigung verantwortlich macht. Diese müßte als positive Rückkoppelung (das sind meine Worte) zur Zerstörung des Systems führen, wenn es nicht Reduktionsbewegungen gäbe. Darauf ist er durch die Beschäftigung mit Kallimachos gekommen, naheliegenderweise.
Durch die Schrift bleibt alles erhalten, und man MUSS sich mit allem vergleichen und es besser machen. Das ist der Grundgedanke. Auf dem Einband ist der Diskos von Phaistos abgebildet, den man nie wird lesen können...
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 06.11.2017 um 20.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36891

Vermutlich haben Männer schon immer die Schönheit von Frauen verglichen – und umgekehrt?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.11.2017 um 14.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36890

Entwertet die Aufdeckung moralischer Unzulänglichkeit die künstlerische Leistung? Wagner wird natürlich überall zitiert, und Hans-Dieter Gelfert schreibt auch:

So hat Luise Rinser im Dritten Reich moralisch mehr Charakter gezeigt als Gottfried Benn, und doch wird sie als Autorin viel weniger geschätzt. (Was ist gute Literatur? Wie man gute Bücher von schlechten unterscheidet. 2. Aufl. München 2006:20)

(Ein kurioses Urteil nach allem, was wir heute über Rinser wissen.)

Nach Gelfert ist alle Welt sich einig, daß die Appassionata ein größeres Kunstwerk ist als der Flohwalzer. Woher kommt eigentlich dieses beinahe zwanghafte Vergleichen des sogenannten künstlerischen Wertes? Manche gehen nur zum Vergleichen ins Konzert. Muß das eigentlich so sein?

Eine Pekingente ist eine größere kulinarische Leistung als eine Pellkartoffel. Allerdings könnte ich letztere jeden Tag essen, die Ente nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.11.2017 um 08.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36889

Von Konrad Adam, mit dem ich ja auch mal über die Rechtschreibreform diskutieren sollte (im WDR), gibt es ein Buch: „Kampf gegen die Natur“.

Dieses Buch und viele journalistische Texte zeigen das Vorurteil des „humanistisch“ Gebildeten gegen die Naturwissenschaften. Auch das schlichte Bild, das sich Adam vom Behaviorismus gemacht hat, kommt wieder vor. Im Ressentiment gegen die Naturwissenschaften treffen sich diese Konservativen mit den Frankfurter Salonmarxisten. Natürlich gibt es an der Verflechtung von Naturwissenschaft und Industrie einiges zu kritisieren, aber durch Einseitigkeit, Übertreibung und Unwissenheit verdirbt Adam alles. Die Altphilologie ist ohne Verdienst fein raus: kein Industrieunternehmen versucht sie zu korrumpieren. Adam ist das Musterbeispiel eines Menschen, der seine einmal gefaßten Ansichten niemals durch neue Erfahrungen oder Lektüren ins Wanken kommen läßt. Vielleicht ahnt er insgeheim seine Beschränktheit und schimpft darum so schwungvoll? Zu einem Vortrag vor der Herbert-Gruhl-Gesellschaft 2016:
Was als Fortschritt gefeiert werde, das sei oft das Geld nicht wert. Adam nannte als Beispiel Milliardensummen für einen Teilchen-Beschleuniger in Cern (?), dessen praktischer Nutzen sich nicht erschließe.
Welchen praktischen Nutzen hat die Astronomie? Wozu brauchen wir Gravitationswellen? Das kann niemand im voraus sagen, und es ist auch gleichgültig. (Zugleich ist Adam vom Nutzen des Griechischlernens überzeugt.) Wir erforschen die Welt, „weil sie da ist“ (wie mal jemand gesagt hat), nicht wegen eines absehbaren Nutzens. Das ist übrigens auch die Haltung der alten Griechen gewesen, was Adam eigentlich wissen müßte. (Auch daß die Griechen keine Fremdsprachen lernten...)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.11.2017 um 06.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36875

„Gaunerzinken der Einbrecherbanden“ (Focus)
Gezeigt werden aber Gaunerzinken der Bettler (mit Abbildung aus Wikipedia). Einbrecher werden wohl nicht so dumm sein, die Objekte ihrer Blitzaktionen schon lange vorher (und für wen?) zu markieren. Die Polizei bezweifelt es ebenfalls. "Fahrendes Volk" wie einst die Erfinder jener Zinken sind die heutigen Einbrecher zwar auch, aber in einem anderen Sinn.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.11.2017 um 05.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36844

Früher wurde der Generationswechsel durch rebellische Jugend beschleunigt, heute durch ältere Herrschaften, denen plötzlich einfällt, daß ihnen vor 30 oder 40 Jahren mal jemand die Hand aufs Knie gelegt hat. Schneller können Karrieren nicht beendet werden. Und wer hätte gedacht, daß Hände auf Knien einmal ein Hauptthema der internationalen Presse sein würden!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.10.2017 um 11.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36785

Die Arbeitsumgebung dürfte sich auf unsere Produktivität auswirken; jedenfalls nehmen das die Psychologen an und lassen es in die Gestaltung von Büros und Fabriken einfließen. Bei uns Geisteswissenschaftlern glaubt man sich solche Rücksichten sparen zu können. Die Philosophische Fakultät in Erlangen ist das Unwirtlichste, was ich je erlebt habe, und das will etwas heißen. Wenn man sich in Marburg mit den Feinheiten alter Texte beschäftigen möchte, muß man erst mal hier durch:

https://farm6.static.flickr.com/5819/29605413893_9e96743b8f_b.jpg

https://meinmarburg.files.wordpress.com/2011/09/phil-fak.jpg?w=600

Da hat sich seit 45 Jahren auch nichts geändert. (Als ich anfing, in Marburg Klassische Philologie zu studieren, war das Seminar in einem alten Klostergebäude mit knarrenden Dielen und Ofenheizung. Sehr gemütlich, es waren auch nie mehr als drei Studenten gleichzeitig anwesend.)

In Innsbruck war es viel adretter, auch innen, allerdings sind meine Gastspiele auch schon lange her.

In Delhi sorgte allein der Monsun dafür, daß die Seminargebäude zerbröckelten, bevor sie fertig gebaut waren. Zeitweise mußte ich morgens durch ein Spalier von Soldaten (Notstand unter Indira), das war zwar sicher, aber auch nicht so schön. Wenn der Deckenventilator ausfiel, habe ich das Seminar auf die Wiese unter einen Baum verlegt.

In Tianjin war der Campus erwartungsgewäß ein Muster an Ordnung und Sauberkeit. Jeder wußte auch, welcher Student der Partei zu berichten hatte; er war trotzdem nicht unbeliebt.

Das waren also ganz verschiedene Stimmungslagen, und es sollte mich wundern, wenn die sogenannten Gedanken davon unberührt geblieben wären.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.10.2017 um 05.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36770

In Bubenreuth hat ein Mann die Polizei gerufen, weil er in mysteriösen Zeichen an seiner Haustür Gaunerzinken vermutete. Die Polizei entzifferte 20*C+B+M*17 und beruhigte ihn. (Die Reihenfolge der Buchstaben ist unüblich.)
 
 

Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 25.10.2017 um 21.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36766

Nachtrag:

"Experience is a hard teacher, because she gives the test first, the lesson afterwards." (Vernon Law)
 
 

Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 25.10.2017 um 21.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36765

Politiker sollten "geeignet" sein, "getestet" werden. Hört sich sehr vernünftig an: Politiker als Ausbildungsberuf mit Prüfung – da möchte man natürlich gern wissen, wie man das praktisch anstellen will. Es ist eben so: Wie "gut" ein Politiker war, läßt sich (leider) immer erst hinterher beurteilen. Es ist wie im persönlichen Leben. Die Wirkungszuammenhänge sind nie vollständig überschaubar. Gute Absichten können schlimme Folgen zeitigen – das Umgekehrte gibt es aber auch. Sogenannte Experten irren auf diesem Gebiet genauso oft wie Laien, nur sind die Folgen meistens viel gravierender. Aber nach bestem Wissen und Gewissen sollte ein Politiker schon handeln. Bildung kann auch nicht schaden. Aber ansonsten kann ein Mißerfolg nur durch Abwahl geahndet werden – und das kann dauern. In einem Wirtschaftsbetrieb reicht dafür ein Geschäftsjahr.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.10.2017 um 18.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36764

Wenn man die "Philosophenherrschaft" moderner ausdrückt (aber ohne wesentliche Verfälschung), könnte man von Expertenherrschaft oder Technokratie sprechen.
Aber wie schon Aristoteles erkannte, sind die politischen Verhältnisse nicht von der Art, daß sie rein fachlich entschieden werden könnten. Wir sehen ja, daß schon eine verhältnismäßig technische Frage wie der Leitzins mit ganz unterschiedlichen Maßnahmen beantwortet werden kann; jeder hält seine für die richtige.
Gerade lese ich, daß Steinmeier in Moskau eine stärkere Annäherung zwischen Deutschland und Rußland befürwortet, was ja wohl auf mehr Schrödersches Vertrauen zu Putin hinausliefe. Ob das richtig wäre? Mit dem Rechenschieber läßt es sich nicht entscheiden. Da kann man auch gleich die unwissende Masse abstimmen lassen.

(Indexfonds sind die dümmste und erfolgreichste Art der Geldanlage. Das ist auch beunruhigend.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.10.2017 um 17.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36763

kratzbaum bezieht sich möglicherweise auf diesen Eintrag: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1024#36520

Der alte Satz, die Demokratie sei die beste von allen schlechten Herrschaftsformen (oder so ähnlich), bewährt sich auch hier. Theoretisch unbefriedigend, aber praktisch noch am erträglichsten. Und da wieder das gleiche Wahlrecht für alle. Ich kann und will hier natürlich nicht einmal die wichtigsten Diskussionspunkte vorführen, es ist ja auch weitgehend Allgemeingut.

Poppers Platonkritik ist bekannt, und ich möchte im Idealstaat Platons bestimmt nicht leben; ein gescheites Buch bleibt die "Politeia" auf jeden Fall.

Aristoteles hat sich auch viel mit den Bildungsanforderungen beschäftigt, die einer demokratischen Teilhabe zugrunde liegen sollten. Die Griechen hatten nicht nur sämtliche Entartungen der Politik vor Augen (dazu die orientalische Despotie vor der Haustür), sondern auch die harmlose Einrichtung der Wahlbeamten. Zum Beispiel wurden eine Art Gemeindeärzte gewählt. Wie kann jemand einen Arzt wählen, wenn er selbst gar kein Mediziner ist? (Aktuelles Problem z. B. an unserer Universitäten, aber natürlich auch in der Politik.) Das bleibt lesenswert.

Allerdings verstehe ich nicht, warum Platons Republik ausgerechnet zum "Faschismus" führen sollte. Übrigens finden sich darin auch recht moderne Gedanken. Irritierend bleibt, daß Platon später noch das Riesenwerk der "Nomoi" geschrieben hat. Sein erklärtes Ziel ist immer die "Gerechtigkeit". Und die Griechen haben sich immer an Stadtstaaten orientiert; dadurch wird es etwas schwierig, ihre politische Theorie mit heutigen Augen zu sehen und zu beurteilen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 25.10.2017 um 16.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36761

Wo steht das noch mal vom Eignungstest?
Im Grunde ist doch die Idee gar nicht so schlecht. Wer sowieso nicht weiß, welche welche Partei wofür steht, schadet sich eher selbst.

Die Politiker werden gewählt, daher sollten sie eigentlich schon getestet sein. Wer sich nicht eignet, den sollte niemand wählen, der sich auskennt.

Die Reihung "Astrologie, Homöopathie, Fremdenfeindlichkeit" liest sich überraschend. Die ersten beiden sind eher witzig und harmlos, letzteres ist gar nicht witzig, aber sehr gefährlich. Leider wird heute Fremdenfeindlichkeit unzulässigerweise oft mit Konservativismus gleichgesetzt.
 
 

Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 25.10.2017 um 08.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36759

Mehrheit und Wahrheit

Wieso Eignungstest für Wähler? für Politiker gibt es ja auch keinen. (Eben war einer noch Wirtschaftsminister, plötzlich ist er Außenminister) Wer kontrolliert die Kontrolleure?
Hätte das Dritte Reich durch bessere Kenntnisse im Volk verhindert werden können? – Die Platonsche Utopie von der Herrschaft der Kundigsten führt am Ende zum Faschismus. – Politik beginnt nicht mit Kenntnissen und Können, die sich dann im Handeln niederschlagen. Sie wurzelt (beim Wähler) im Irrationalen (Wünschen, Befürchtungen, Unzufriedenheit...). Aufgabe guter Politik ist es, diese in eine rationale, handhabbare Form zu bringen, abzuwägen und dann zu entscheiden. Das ist unendlich viel schwerer, als seine begrenzte Perspektive als "alternativlos" darzustellen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.10.2017 um 05.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36756

Wie ich lese, haben fast 4 Millionen eine Thermomix-Sendung im Ersten gesehen. Leserzuschriften bestätigen den Eindruck, den ich anderswo beschrieben habe.

Die Stabilität von Überzeugungen und Ressentiments muß einen evolutionären Sinn haben. Das fiel mir wieder ein, als ich den ungeschickten Umgang der etablierten Parteien mit der AfD beobachtete. Deren Wähler suchen ja zunächst nach allem, was sie in ihrer Wahl bestätigt. Wenn man ihnen unablässig vorhält, die Schmuddelkinder des Bundestags gewählt zu haben und wahrscheinlich selbst zu den Schmuddelkindern zu gehören, gewinnt man sie bestimmt nicht zurück. Es war ja schon ein übler Trick, die Geschäftsordnung zu ändern, nur damit kein Vertreter der AfD die ihm rechtmäßig zustehende Funktion der Bundestagseröffnung ausüben konnte. Geschäftsordnungen und Gesetz gelten allgemein, nicht einer bestimmten Person im Tagesgeschäft. Potentaten in autoritären Staaten lassen mal eben die Gesetze ändern, um länger amtieren zu können usw.

Zur Stabilität von Vorurteilen: Horoskope sind so offensichtlich Unsinn, daß man meinen sollte, im Laufe der Jahrhunderte habe sich ihre Nutzlosigkeit herausgestellt. Weit gefehlt. Dalrymple (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1618#36494) berichtet von den Indern, dem abergläubischsten Volk der Erde, daß z. B. Hochzeiten nicht ohne Berücksichtigung des Astrologen stattfinden. Daher heiraten Tausende von Paaren zur selben, angeblich günstigen Zeit, und man kann wegen des allgegenwärtigen Lärms nächtelang kein Auge zumachen.
Theoretisch kann man Astrologie, Homöopathie, Fremdenfeindlichkeit usw. widerlegen, praktisch nicht. Es wächst sich aus oder eben nicht. Solche "Einstellungen" haben also kurioserweise die Eigenschaften, die Thomas Kuhn den Wissenschaften nachsagt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.10.2017 um 05.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36751

Trump will Kennedy-Akten freigeben.

Bei dieser Gelegenheit stellte ich mir die beliebte Psychologenfrage (eher in den USA): Wo waren Sie, als Sie von Kennedys Ermordung erfuhren? Diese Frage eignet sich, weil praktisch jeder von dem Mord erfahren hat.

Ich habe ein schlechtes Gedächtnis, aber das weiß ich noch genau: Ich habe es in einem Zeitungskasten in Marburg gelesen, in der Nähe des Ernst-von-Hülsen-Hauses. Und dieses ziemlich ansehnliche Gebäude war mir vertraut, weil unterm Dach der bekannte Musikwissenschaftler Hans Engel seine Vorträge im "Studium generale" hielt, vor sehr kleinem Publikum.

Nun sehe ich bei Google, daß das Haus 2016 umbenannt worden ist, weil der Namensgeber zwar große Verdienste um den Ausbau der Philipps-Universität, aber auch braunen Dreck am Stecken hatte. Der Wikipedia-Eintrag weiß allerdings nichts davon, außer NSDAP-Mitgliedschaft.

Was mich interessiert: Als von Hülsen 1950 starb und man die Namensgebung beschloß, müssen doch seine Taten und Untaten allen Beteiligten noch aufs lebhafteste gegenwärtig gewesen sein. Warum mußten 66 Jahre vergehen und eigens Forschungen angestellt werden, um das inzwischen Vergessene wieder herauszufinden? Das geistige Klima muß noch längere Zeit so gewesen sein, daß man "Verdienste" um eine judenfreie Universität nicht weiter schlimm fand. Ich selbst habe mich, wie schon berichtet, während meiner ersten Semester (ab 1963) überhaupt nicht für die Vergangenheit meiner Professoren interessiert. Das stand einfach in keiner Verbindung zu den Greueln der Nazis, die mir durchaus bekannt waren (Joseph Wulfs Dokumentationen hatte ich längst gelesen). – Ich berichte diese unscheinbaren Dinge als Mosaiksteinchen einer "oral history".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.10.2017 um 04.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36704

Wenn ich das Christentum recht verstehe, besteht ein großer Teil des Kults im Jubel über die Erlösung durch den Opfertod Jesu. Zuerst trauert man (Karfreitag), dann besingt man den Sieg über den Tod. Das ist in sich durchaus stimmig.

Natürlich hat man die naheliegende Ansicht geäußert, daß das Abendmahl bzw. die Eucharistie besonders in der vielfach beteuerten "nicht nur symbolischen" Auffassung doch arg an rituellen Kannibalismus erinnere, und ebenso viel Mühe ist darauf verwendet worden, diese Ansicht zurückzuweisen. (Man kann es leicht nachlesen, ich brauche es nicht nachzuzeichnen.)

Zum Kannibalismus s. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1227#15105

Ob Kannibalismus "froh" macht in einem Sinn, den die Kannibalen nachvollziehen könnten, weiß ich nicht. Herodot berichtet schon von Völkern, die es als ihre Pflicht ansehen, die verstorbenen Eltern aufzuessen. Das war wohl eher eine ziemlich sinistre Angelegenheit. Aber so weit muß man eben gar nicht gehen. Der Leichnam Jesu macht traurig, aber auch froh.
 
 

Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 20.10.2017 um 18.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36703

Ein Kannibale hätte es einfacher, sich unter einem frohen (froh machenden) Leichnam etwas vorzustellen.
 
 

Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 20.10.2017 um 18.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36702

Es wäre viel gewonnen, wenn an die Stelle von "Werten" wieder Regeln und Gesetze träten – und diese strikt befolgt würden. Werte sind keine politische Kategorie, und Handlungsanweisungen lassen sich aus ihnen schon gar nicht ableiten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.10.2017 um 17.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36701

Hier ist noch ein altes Beispiel:

So man einem Menschen zu Hause trägt das heilige Sacrament, den frohen Leichnam unsers lieben Herrn Christi, davon gebürt einem Pfarrer, oder dem, der das thut, ein Pfennig. (1844)

Was die Menschen sich heute darunter vorstellen, müßte man sie natürlich selber fragen. Vielleicht den wiederauferstandenen Christus oder den frohmachenden (worauf die Beispiele hindeuten). Sie sind ja daran gewöhnt, daß die Kirchensprache anders ist; aus dem Gesangbuch tragen sie auch manches vor, was sie im Grunde nicht verstehen. Diese Halb- oder Unverständlichkeit stört nicht, im Gegenteil, sie wirkt geheimnisvoll und schön.
 
 

Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 20.10.2017 um 15.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36700

Auch bei einer Fehldeutung bliebe immer noch die Frage, was man sich denn nun unter einem "Frohen Leichnam" vorzustellen habe.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.10.2017 um 15.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36699

Dazu müßte man die beiden Wörter aber überhaupt erst einmal in eine Verbindung bringen, und wie könnte man das, wenn man gar nicht weiß, was der erste Bestandteil bedeutet? Bringt man frönen auch noch dazu? Das scheint alles Zufall zu sein.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 20.10.2017 um 13.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36696

Wer das Wort Fronleichnam nicht deuten kann, und das sind wohl die meisten, auch ich wüßte es nicht, wenn ich nicht irgendwann mal nachgeschlagen hätte, dem ist aber doch zumindest das Wort Frondienst schon mal begegnet, vielleicht in der Schule oder in einem historischen Buch oder Film. Daher müßte eigentlich jedem klar sein, daß es was auch immer, aber nicht froh bedeuten kann.
 
 

Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 20.10.2017 um 12.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36695

Zu Sieg oder Niederlage:
Ein berühmter Mann (der Name ist mir entfallen) sollte getröstet werden mit der Bemerkung, vielleicht sei ja sein Unglück in Wirklichkeit ein verstecktes Glück. "Wenn das ein verstecktes Glück ist, dann ist es verdammt gut versteckt!"
 
 

Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 20.10.2017 um 12.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36694

Frage an Erich Kästner: "Herr Kästner, wo bleibt das Positive?" – "Weiß der Teufel, wo das bleibt!"
 
 

Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 20.10.2017 um 09.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36690

"Denn die Österreicher hatten in allen Kriegen ihrer Geschichte zwar auch gesiegt, aber nach den meisten dieser Kriege hatten sie irgendetwas abtreten müssen. Das weckt das Denken." (R. Musil, Der Mann ohne Eigenschaften) – Na klar hat die Merkel-CDU gesiegt. Darum sind auch alle in der Partei so begeistert und können ihr Glück nicht fassen.
 
 

Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 20.10.2017 um 08.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36689

Deutschlerner haben es besonders in Bayern nicht leicht. Da gibt es Wörter mit gleichzeitig drei Genera: "Daß di der Deifi hol!"
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.10.2017 um 08.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36687

Die Union hat Stimmen verloren und die Wahl gewonnen. Letzteres war ihr erklärtes Ziel, ersteres bestimmt nicht gewünscht, aber ich sehe das Problem nicht. Merkel hat nach meiner Erinnerung nie etwas anderes gesagt als "Schade um die Stimmen, aber wir haben die Wahl gewonnen und müssen die Regierung bilden" oder so ähnlich – wo ist da eine nachträgliche Umdeutung?
Übrigens haben alle Parteien Stimmen an die AfD verloren, aber besonders die Union auch an die FDP, mit der zusammen sie das traditionelle "bürgerliche Lager" bildet, das im großen und ganzen so stark wie eh und je ist. Die AfD hat keine Zukunft, wie sich ja schon abzeichnet; die Stimmen werden wieder zurückkommen.
 
 

Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 20.10.2017 um 08.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36686

Wie deute ich als Parteivorsitzende eine Niederlage in einen Sieg um? Ich ändere einfach nachträglich das Ziel bzw. den Maßstab. Dazu paßt die folgende kleine Geschichte aus der Zeit des Kalten Krieges.
Kennedy und Chruschtschow machen einen Wettlauf. Kennedy gewinnt. Anderntags steht in der "Prawda": Der amerikanischen Präsident wurde bei einem Wettlauf mit unserem Genossen Generalsekretär Vorletzter. Genosse Chruschtschow belegte einen ehrenvollen Zweiten Platz.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.10.2017 um 06.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36684

Fronleichnam ist den meisten unverständlich, weil das Grundwort ausgestorben ist bzw. nur versteckt überlebt hat. Die volksetymologische Umdeutung ist auch in der Literatur nachweisbar:

Morgen wird ein hohes Fest
Froher Leichnam schön gefeyert

(Tieck: Kaiser Octavianus)

Auch im Kirchenlied:

Doch ach, wie kann sie hoffen,
Daß ihr gewähret sei
Des Herren froher Leichnam
In ihrer Wüstenei?


Wilfried Kürschner erklärt:

"Wie nun diese beiden Teile der Zusammensetzung Fronleichnam in Beziehung zu setzen sind, ist denen, die sich mit der Geschichte der deutschen Sprache nicht so gut auskennen (und das dürfte der weitaus überwiegende Teil der Sprachteilhaber sein) und die auch religiös eher indifferent sind, schleierhaft. Also kommt es zu der scherzhaften bis respektlosen Umdeutung: Fron wird als das ähnlich klingen­de Adjektiv („Eigenschaftswort“) frohen/froh’n gedeutet (englisch happy), Leichnam wird wörtlich verstanden (›Lei­che, toter Körper‹), und der Leiche wird die im Vorderglied vermutete Eigenschaft, froh zu sein, zugesprochen." (http://www.baer-linguistik.de/beitraege/jdw/fronleichnam.htm)

Das muß aber gar nicht scherzhaft oder respektlos sein; wie die Belege zeigen, wird das Fest mit der Auferstehung in Verbindung gebracht, so daß "froher Leichnam" irgendwie sinnvoll erscheint.

Die Transsubstantiation ist ja geheimnisvoll genug, und man tut gut daran, es nicht allzu genau wissen zu wollen. Eine Zeitung versucht es zu erklären:

"In der katholischen Kirche wurde bereits 1215 festgelegt, dass bei der Wandlung eine Hostie zum Leib Christi gewandelt wird. Bei der Feier der Eucharistie, also der Danksagung, nehmen die Gläubigen in Form von Brot und Wein den Leib des Herrn zu sich. Fronleichnam ist eng verwandt mit der Eucharistie und dient als Fest des Altarsakramentes. Für Menschen katholischen Glaubens ist es wichtig, Glaubenselemente mit materiellen Elementen zu verankern. Diese Verknüpfung wird an der Eucharistie deutlich: Sie ist ein Übergang von subjektiver zu objektiver Vergegenwärtigung Gottes.“

Den aktuellen Stand, auch die Folklore, gibt die Süddeutsche Zeitung wieder:

http://www.sueddeutsche.de/bayern/brauchtum-fronleichnam-zwischen-tradition-und-touristen-attraktion-1.3544134
 
 

Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 19.10.2017 um 20.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36683

Nochmal zu christlichen Feiertagen: Bei Fronleichnam denkt mancher wahrscheinlich, wenn er es hört, es sei so etwas wie Frohen Leichnam.
 
 

Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 19.10.2017 um 20.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36682

Grausamer Fund in der Tiefgarage (Blickpunkt)

Ein Fund kann nicht grausam sein, höchstens grausig.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 19.10.2017 um 15.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36681

In Wien sieht man noch alte Schilder wie z. B. »Mariahilferstraße«. Im Süden ist die Getrenntschreibung dieser toponymischen Straßennamen erst spät angekommen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.10.2017 um 11.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36678

Na gut, den Sick nehme ich zurück. (Obwohl er ja auch manchmal recht hat, als "Fleisch gewordener Duden".)
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 19.10.2017 um 10.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36677

Von »Sickscher Manier« kann man vielleicht sprechen, wenn Tippfehler ageprangert werden, aber doch nicht, wenn berechtigterweise Kritik an der Fehlleistung einer Stadtverwaltung geübt wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.10.2017 um 06.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36674

Wie die Volksstimme berichtet, hat jemand ein falsches Straßenschild entdeckt: Benediktiner Str. und in Sickscher Manier der Zeitung gemeldet; die Stadtverwaltung hat es schnell ausgewechselt.

Der Duden schreibt in Regel D 162 vor: Nur Straßennamen mit Ortsbezug – wie Schönebecker, Braunschweiger oder Halberstädter Straße – werden auseinandergeschrieben. (Volksstimme 18.10.17)

Der Duden ist zwar nicht verbindlich, aber es stimmt, daß die Umdeutung zum Adjektiv bei solchen Wörtern noch nicht abgeschlossen ist. Allerdings ist der Weg beschritten (Marketing und Fachtexte).

Problematischer ist das von der Zeitung verwendete auseinanderschreiben. Der Duden erkennt nur Zusammenschreibung an. auseinander ist hier allerdings kein Resultativzusatz. Ich würde es wie das gleichbedeutende getrennt nicht zusammenschreiben. Falls die Zusammenschreibung wirklich aus der Revision der Reform stammt (das Wörterverzeichnis ist nicht ausreichend), wäre sie über das Ziel hinausgeschossen, die sinnlose Vermehrung der Getrenntschreibung rückgängig zu machen.
 
 

Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 17.10.2017 um 10.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36633

Von hundert Klimatettungsbewegten kann einem vielleicht einer auf Anhieb sagen, was man unter "Klima" versteht und was da eigentlich gerettet werden soll. Was sonst unabdingbare Voraussetzung jeder vernünftigen Diskussion ist: klare Begriffe, über deren Bedeutung sich alle einig sind, ist hier offenbar unnötig – geht es doch um die gute Sache schlechthin. Wer wollte da kleinlich auf Logik und Genauigkeit bestehen...

Religiös Gebundene sahen und sehen hinter den Wechselfällen ihres Lebens eine höhere Macht am Werke, z.B. Gottes unerforschlichen Ratschluß. Das Leiden wurde dadurch zwar nicht erleichtert, bekam aber einen Sinn.

Heute besteht die Neigung, hinter Wetterkapriolen, Überschwemmungen, Wirbelstürmen, Dürrezeiten das Walten einer höheren Macht, "Klima" genannt, zu vermuten. Die Parallelen zum religiösen Glauben sind frappierend. Es gibt "Klimasünder", sogar einen Ablaßhandel in Gestalt von CO2-Zertifikaten. Und trotzdem hat noch niemand das Klima direkt wahrgenommen, während all Welt sich gern und zu Recht übers Wetter unterhält.
 
 

Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 17.10.2017 um 09.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36632

Ist es nicht bemerkenswert, daß der einzige christliche Feiertag, dessen Name sozusagen selbsterklärend ist, als erster einer Umbenennung und Umfunktionierung zum Opfer fällt? – Eine Vatertagstour kann man nicht allein unternehmen. Man zieht mit einigen Kumpels, die gar nicht mal Väter zu sein brauchen, meistens per Rad, los und kehrt abends mehr oder weniger besoffen heim. Am Vatertag wird also, anders als am Muttertag die Mutter, der Vater nicht besonders geehrt, sondern er darf mal guten Gewissens, beinahe pflichtgemäß aus dem Familiengefängnis ausbrechen – natürlich ohne die Teilnahme von Frauen. Da sei Mutti vor! Männer sind eben doch leicht zufriedenzustellen. – "Schöne Himmelfahrt morgen..." sagt man eigentlich auch nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.10.2017 um 04.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36630

Giorgos Papakonstantinou beschreibt in einem Buch, was hinter den Kulissen geschah, um Griechenland zu "retten". Das ist natürlich viel interessanter als die Beschimpfung der Beteiligten mit starken Worten, die zwar das Gemüt erleichtern, aber gar keinen Erkenntniswert haben.

Dabei fällt mir eine kleine Erfahrung ein, die ich während der Arbeit am vierten Band der zweisprachigen Ausgabe von Hwang Tong-gyus Gedichten gemacht habe (übrigens soeben erschienen). In Südkorea scheint es zu genügen, das Kürzel IWF zu erwähnen, um eine sehr lebhafte Erinnerung an das Schreckensjahr 1997 hervorzurufen. Der Kredit war an Auflagen gebunden, die zu massenhafter Arbeits- und Obdachlosigkeit führten. Danach ging es bekanntlich steil bergauf.

Es ist ganz heilsam, die Welt zwischendurch mal aus einer anderen Perspektive zu sehen. Zum Beispiel sprechen manche ja von einer Flüchtlingskatastrophe und denken dabei an Deutschland, nicht an die Regionen, wo es wirklich eine gibt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.10.2017 um 04.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36589

Eine Psychologin, die viel über Narzißmus geschrieben hat, wird von der FAS ganzseitig über eben diesen interviewt. Oben drüber ein Foto der mutmaßlich narzißtischen Pippi Langstrumpf, und aus dem Augenwinkel sehe ich, daß der IS wohl auch narzißtsch ist. Ich kann so etwas nicht lesen. Aber warum hält sich das Narzißmus-Geschwätz nicht nur, sondern breitet sich immer mehr aus? Das dürfte mit einer uralten Philosophenweisheit zusammenhängen, der die „psychoanalytische“ Entlarvungspsychologie entgegenkommt: Der Mensch will sich, wie alles Lebendige, behaupten, darum steckt hinter jedem Verhalten letzten Endes „Egoismus“ (ein dann überflüssig gewordenes Synonym für „Leben“). Auch der Heilige – und gerade der – quält sich mit der Ahnung, daß seine Selbstverleugnung auch nichts weiter als Eitelkeit ist usw. (Augustinus ist der Prototyp). „Hunger nach Anerkennung“ nennt es die Psychologin, das ist auch nur ein anderes Wort dafür.
Darum hat der Narzißmus-Entlarver immer recht. Aber warum durchschauen die Journalisten den primitiven Mechanismus nicht, sondern pilgern immer wieder ehrfürchtig zu den psychologischen Gurus? Wird dieser Unfug nie enden?
Freud hat wohl auch deshalb am "Narzißmus" festgehalten, weil er ihn für die "narzißtische Kränkung" brauchte und damit für seine Selbststilisierung zum historisch einzigartigen obersten Kränker der Menschheit, größer als Kopernikus und Darwin.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.10.2017 um 10.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36478

Bertelsmannstiftung analysiert Bundestagswahl:
„Die AfD wurde ganz überwiegend von Menschen gewählt, die der sozialen und kulturellen Modernisierung zumindest skeptisch gegenüberstehen“, befand Vehrkamp nach Auswertung der Zahlen. 65 Prozent aller AfD-Wähler kommen aus Milieus, die eher modernisierungsskeptisch sind.


Sind das wertfreie Begriffe, mit denen man wissenschaftlich arbeiten kann, oder ist es Politik im Mäntelchen der Wissenschaft?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.10.2017 um 06.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36439

Der 3. Oktober sei „für uns alle ein bewegendes Datum“, sagte Oberbürgermeister Dr. Christian Lösel zur Begrüßung. „Die Bilder des Mauerfalls bewegen uns nach wie vor.“ (Augsburger Allgemeine 4.10.17)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.10.2017 um 03.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36435

Eine Mutrede gegen Wutbürger hat Steinmeier gehalten. (Handelsblatt 3.10.17)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.10.2017 um 16.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36431

Zum Nationalfeiertag:

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am Tag der Deutschen Einheit vor neuen Mauern in der Gesellschaft gewarnt und einen ehrlichen Umgang mit dem Flüchtlingszuzug angemahnt. Die große Mauer, die Deutschland geteilt habe, sei gefallen.

Die saisonübliche Mauer-Metaphorik, diesmal besonders ausgesponnen. Sie würde besser passen, wenn der Mauerfall und nicht der bürokratische Akt des Beitritts zu feiern wäre. Das schiebt sich in der offiziellen Gedächtnisbewirtschaftung übereinander.

Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1103#26918
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.09.2017 um 09.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36389

Die Zeitung druckt das Fahndungsfoto eines Erpressers. Seit er tatsächlich festgenommen ist, wird sein Bild verpixelt, denn jetzt ist er verdächtigt, aber nicht verurteilt. Recht so, wenn auch etwas komisch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.09.2017 um 17.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36376

Vgl. auch http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1544#35749
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 29.09.2017 um 17.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36375

Stimmt, Schulpflicht steht nicht im Grundgesetz. Ist das nicht seltsam?

Aber auch der Religionsunterricht laut Grundgesetz wirft Fragen auf. Wieso wird für ihn als einziges Schulfach festgelegt, daß er "ordentliches Schulfach" ist, was ja wohl beides, Lehrpflicht für die "öffentlichen Schulen" und Lernpflicht für Schüler bedeutet?
Und wie verträgt sich das mit § 7 (2) "Die Erziehungsberechtigten haben das Recht, über die Teilnahme des Kindes am Religionsunterricht zu bestimmen"?
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 29.09.2017 um 16.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36373

Deutschlandfunk, "Kalenderblatt" vom Donnerstag, 28.9. zur Einführung der Schulpflicht in Preußen. Schlußsentenz: "1919 schließlich wird der regelmäßige Schulbesuch als Pflicht und als Recht für alle Kinder in die Weimarer Verfassung aufgenommen. Und so steht es auch im Grundgesetz."
Was alles so in dieses Grundgesetz hineinphantasiert wird! Der einzige Artikel, der sich mit dem Schulwesen befaßt, ist – abgesehen von der Bremer Klausel Art. 141 – Artikel 7. Dort wird festgelegt, daß das gesamte Schulwesen der staatlichen Aufsicht unterliegt und daß konfessioneller Religionsunterricht Pflichtfach ist. Dazu ein paar Bestimmungen über das Recht auf Privatschulen. Von irgendeiner Schulpflicht oder gar sonstigen Inhalten des Unterrichts steht dort nichts.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.09.2017 um 05.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36356

"Der Herr Schulz war von Anfang an die falsche Wahl, der ist der Sache nicht gewachsen, der war schon als Parlamentspräsident in Europa ein Mann, der die Wahrheiten nicht erkannt hat." (Klaus von Dohnanyi, SPD, nach SZ 28.9.17)

So klar im Kopf möchte ich mit 89 auch noch sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.09.2017 um 05.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36325

Aus einer Übersichtskarte der FAZ geht hervor, daß im Wahlkreis Emden nicht nur unsere Urlaubsinsel Juist die SPD gewählt hat, sondern auch die vorgelagerte Vogelinsel Memmert.

In unserer Verwaltungsgemeinschaft lag die Wahlbeteiligung um 90 Prozent; man wählt hier zwar schwarz, aber auch grün, und die AfD bleibt unbeachtlich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.09.2017 um 03.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36322

Die "starke Opposition" ist das neue Schlagwort, wohl als Abwehr von Münteferings "Mist". Sogar die Abo-Werbung des "Freitag" schreibt:

Bilden Sie mit uns eine starke Opposition

Na ja, die Auflage beträgt 23.876 Exemplare.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.09.2017 um 04.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36300

Nicht repräsentativ, natürlich, aber doch ganz interessant: Wir haben mehrere Bekannte in den USA, die Trump gewählt haben, nur um Clinton zu verhindern. Auch um das Establishment mal ein bißchen aufzumischen. Nach und nach gestehen sie, daß es ein Fehler war. (Manche wären gar nicht erst in Versuchung gekommen, hätten die Demokraten nicht Sanders weggebissen.)
Das findet größtenteils als Getwitter statt, an dem ich nicht direkt teilnehme, schiele nur ab und zu zu meiner Frau rüber.
Bei uns gibt es ja auch eine Anzahl Mitbürger, die nicht aus Überzeugung, sondern aus ähnlichen Gründen diesmal AfD wählen. Auch eine Belebung der Bundestagsdebatten fänden sie recht unterhaltsam.

Vielleicht gibt es auch Parallelen unter den Brexiteers. Nach den Wahlen hat man dann ein paar Jahre Zeit, sich mit den Folgen zu beschäftigen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.09.2017 um 17.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36280

Martin Schulz gibt dem Wahlkampf Würde

Als ich diese Überschrift las, wußte ich ohne Hinsehen, daß der Text nur von Heribert Prantl sein konnte. Erwartbar und gleichzeitig originell.

Übrigens wird Schulz dafür gelobt, daß er sich abrackert.

Merkel kommt auch nicht so schlecht weg, aber auch in ihrem Fall ist der Text ein bißchen schräg:

Respekt verdient auch die Kanzlerin dafür, dass sie sich bei ihren Wahlkampfauftritten dieser Wut, samt Tomaten und Unflätigkeiten, ausgesetzt hat. Noch mehr Respekt hätte sie sich verdient, wenn sie Attacken nicht nur ausgehalten, sondern auch deutlich beantwortet hätte.

Hätte sie zurückschmeißen sollen? Oder öfter "verdammt" sagen wie Schulz?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.09.2017 um 17.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36264

Was hat die Ablehnung mit Ihnen gemacht?
(Frage eines Journalisten an einen abgelehnten Asylbewerber. FR 21.9.17)

Na, was wohl? Traumatisiert natürlich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.09.2017 um 07.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36191

Beim Einsturz des WTC-Nordturms vor 16 Jahren blieb eine Kopie von Rodins "Denker" erhalten, wurde aber später gestohlen. Nun, es gibt noch zwei Dutzend andere.

Im Rodin-Museum in Paris habe ich das Original (in der monumental vergrößerten Fassung) mehrmals gesehen. Wir zartgliedrigen, nervenschwachen Philosophen stehen ja immer etwas unsicher vor dem Muskelmann und fragen uns, warum Rodin einen Preisboxer von fragwürdigem Ruf als Modell benutzt hat. Wozu braucht ein Denker soviel Muskelfleisch? Warum ist er nackt wie ein altgriechischer Ringkämpfer? Sehr kompliziert können seine Gedanken nicht sein. Vielleicht denkt er "Du mußt dein Leben ändern", das paßt am besten zur Pose.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.09.2017 um 06.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36189

Ich setze meine legendären Ausflüge in die Küche fort.

Häufig landen grüne Bohnen im Eintopf. Doch eigentlich sind sie dafür viel zu schade.

Neben dem neutralen Gebrauch hat landen einen leicht pejorativen wie in den Wendungen auf der Straße, im Müll, als Bettvorleger landen. Es deutet eine Herabstufung an, ein mehr oder weniger unwürdiges Ende. Zu den weiteren unausgesprochenen Prämissen der schockierenden Aussage gehört, daß wertvolle Lebensmittel ungemischt genossen werden sollten, nicht als Bestandteil von „Zusammengekochtem“ oder „Durcheinander“, wie man regional sagt. Der geschichtliche Hintergrund von Armut, Resteverwertung und dürftigen Sonderbedingungen (Armee) ist im vorzüglichen Wikipedia-Artikel dargestellt.
„Eintopf gehörte früher zu den klassischen Arten der Resteverwertung von Lebensmitteln, für die inzwischen Umweltwissenschaftler und Zivilisationskritiker angesichts der heutigen Überflussgesellschaft – nach Schätzungen landet [!] bis zu einem Viertel der Lebensmittel im Müll – wieder eine höhere Geltung fordern.“ (Wikipedia) Dort auch der Hinweis, daß viele klassische Gerichte ausländischer Küche im Grunde Eintöpfe sind.

Eintopf steht noch nicht im DWb., weil man praktisch jeden Tag Eintopf aß und darum keine eigene Bezeichnung brauchte. – Von der Wortbildung her am ehesten als Bahuvrihi zu deuten, mit dem Zahlwort als Erstglied (wie Dreispitz).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.09.2017 um 06.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36152

In einer Serie der FAZ ("Mein erstes Mal") gesteht Paul Maar, im Ausland Vorträge über "Pippi Langstrumpf" gehalten zu haben, ohne das Buch zu kennen. Erst jetzt, mit fast 80, liest er es zum erstenmal.

Das Geständnis immerhin ist sympathisch. Aber so ist das, auch über Skinner zum Beispiel reden und schreiben unzählige Leute, ohne eine Zeile gelesen zu haben.

Wird ein solcher Fall bekannt, zieht er bei weitem nicht ähnliche Sanktionen nach sich wie ein Plagiat. Dabei ist er in der Regel schädlicher.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.09.2017 um 05.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36142

Ich habe ein wenig Einblick in die Kurse zur Mitarbeitermotivation, die sich große Unternehmen leisten. In den Anleitungen herrscht ein ganz seltsamer Ton. Ob USA oder Japan, es geht immer ganz sozialistisch darum, den neuen Menschen zu schaffen, der selbstlos sein Letztes gibt, das Unternehmen liebt wie sich selbst (wörtlich!) usw. Insgesamt vertraut man ja auf den Eigennutz der Menschen, vor allem der Kunden, aber intern herrscht die Bewirtschaftung der Person. Der Erfolg steht in den Sternen, aber die Lehrbücher (die sind nun wirklich meist aus den USA) sind ihrer Sache vollkommen sicher.
Liberal und intuitiv erfolgversprechender wäre die Setzung von Anreizen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.08.2017 um 18.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36090

Erlebnisgesellschaft war kurzlebiger als Risikogesellschaft, aber inzwischen sind beide aus der Mode gekommen. Man kann Jahre seines Lebens mit dem Ausloten solcher Schlagworte verbringen, auch Geld damit verdienen, und dabei das Leben versäumen.

Vgl. http://www.bpb.de/apuz/25679/erlebnisgesellschaft
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 26.08.2017 um 12.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36067

Trüber Abend: Deutschlandfunk, Aus Kultur- und Sozialwissenschaften am Donnerstag, eigentlich eine Qualitätsendung. Ein an sich guter Beitrag über die Geschichte des Comics. Aber dann heißt es:
Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ, vier Fälle kennt die deutsche Sprache. Um ihre Sprechblasen mit Leben zu füllen, fügte Erika Fuchs noch einen weiteren hinzu und wurde dafür berühmt.
"Grübel, grübel und studier, ächz, seufz, stöhn, eigentlich gibt die deutsche Grammatik das nicht her. Wir finden es aber völlig normal und insbesondere im Comic finden wir es normal oder wenn wir sonst irgendwo kurz sprechen wollen, also in einer SMS. Und diese Verkürzung von Verben auf ihren Stamm, statt seufzen einfach nur seufz, das Erika Fuchs nicht erfunden, aber sie hat es in einem Ausmaß verwendet und damit bekannt und populär gemacht, dass es ihr zu Ehren auch Erikativ genannt wird."

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.08.2017 um 06.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36065

Yuja Wang hat einen Spitznamen in China. Sie ist "die mit den fliegenden Fingern". (Donaukurier 6.4.11)

Wird schon stimmen, oder? In Wirklichkeit ist der in westlichen Musikkritiken gelegentlich vorkommende Ausdruck eine Anspielung auf den bekannten Film "House of flying daggers" von Zhang Yimou. Der heißt aber im Chinesischen ganz anders. (Dies zum Thema "Chinesisches Sprichwort".)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.08.2017 um 05.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36058

Ein dahinröchelndes Schmutzblatt bringt auf dem Titel Trump mit Hitlergruß und „Sein Kampf“. Das wird die Auflage nicht retten.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 21.08.2017 um 20.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36035

Die »Stars« agieren wie der Chor im griechischen Theater und haben alle immer die exakt gleiche Meinung zu allem.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.08.2017 um 15.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36033

Der nächste Fragesteller ist Gunter Weißmann aus Leipzig. Was Merkel gegen die maroden Schulen tun werde? Merkel bezeichnet dies als "großes Thema" und delegiert im zweiten Satz gleich die Verantwortung: "Normalerweise sind die Länder dafür verantwortlich." Sie verweist auf ein 3,5-Milliarden-Programm des Bundes und darauf, dass die Schulen bei der Digitalisierung hinterherhinkten. Die Länder schafften es nicht alleine, deshalb helfe der Bund aus. Die Kanzlerin könnte das Thema jetzt zur Chefsache und zu einem Schwerpunkt ihrer vierten Amtszeit erklären, aber sie tut es nicht. Es klingt so, als hätte sie mit den heruntergekommenen Schulen nichts zu tun. Blome fragt, was ihr wichtiger sei: ein marodes Schuldach oder mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin über die Situation in der Ostukraine zu sprechen. Auf dieses Spielchen mag Merkel sich jedoch nicht einlassen. "Die Menschen erwarten von einer Bundeskanzlerin, dass ich mich, da, wo Probleme auftreten, kümmere." Mit einer entscheidenden Einschränkung: zumindest um die, die in ihre Zuständigkeit fallen. (n-tv 21.8.17)

Komische Darstellung. Im letzten Satz gibt der Verfasser zu erkennen, daß er die verfassungsmäßigen Zuständigkeiten kennt. Wie kann er dann erwägen, daß die Kanzlerin die Schulen zur Chefsache machen könnte? Schon jetzt mischt sich der Bund nach verbreiteter Ansicht zu sehr in das Bildungswesen ein, und die Länder haben sich ihre Zuständigkeit teilweise abkaufen lassen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.08.2017 um 06.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#36014

Die Stars stehen unter Schock: Terror-Anschlag in Barcelona! (promiflash)

Die Stars stehen nicht unter Schock, das tun allenfalls die Beteiligten und Leidtragenden. Aber fürs Volk wird das erst zur Wirklichkeit, wenn es den Promis zugeschrieben wird. Die großen Gefühle gibt es nur auf der Bühne, wo stellvertretend gelebt wird. Das ist wie in der klassischen Tragödie: „mein erhabnes königsleid“; ein Müllmann oder eine Putzfrau können keine erhabene Trauer, nicht einmal eine ordentliche Erschütterung empfinden. Zum stellvertretenden Promi-Beten vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27670
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.08.2017 um 13.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35995

Nachwort zu Scaramucci:

Scharmützel kommt von ital. scaramuccia, aber dieses ist wieder aus dem Deutschen entlehnt (schirmen/schermen), typisch für die frühneuzeitliche Soldatensprache.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 14.08.2017 um 13.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35994

Schläger, die sich selbst prügeln?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.08.2017 um 12.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35992

Heute morgen beschäftigten sich die Medien mit der Frage, warum es bei einer Massenschlägerei in Göttingen keine Verletzten gegeben habe. Vermutungen über deren Verbleib wurden angestellt. Inzwischen ist klar, daß es die Schlägerei nicht gegeben hat – was freilich die Dauerkommentatoren unter den Lesern nicht von ihren sarkastischen Bemerkungen abhielt ("Wir schaffen das. Danke!")

Tatsächlich seien am Sonntagabend etwa 200 Leute verschiedener Nationalitäten um das Einkaufszentrum herum unterwegs gewesen. Aus ihren Reihen heraus seien die Schläger gekommen. Die allermeisten hätten sich aber nicht selbst geprügelt.

Aber was sind das für Schläger, die sich nicht selbst prügeln, sondern bloß unterwegs sind? Jedenfalls "Merkels Gäste".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.08.2017 um 17.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35962

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35952

Ob Hitler, Goebbels und Göring inzwischen drinstehen? Ich hatte es angemahnt. In meiner 25. Auflage stehen sie nicht, wohl aber Lenin, Stalin, Trotzki, Chruschtschow u. a.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.08.2017 um 16.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35961

Ein 20-jähriger irischer Täter zeigte in Gegenwart von Polizeibeamten einen Hitlergruß. Der 20-Jährige wurde in Gewahrsam genommen und eine Strafanzeige wegen des "Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen" vorgelegt. (General-Anzeiger 11.8.17 über irische Tinkers am Rhein)

Sicher rechtens, aber mal im Ernst: Erinnert das nicht an die Aufregung um Hitler-Tassen (s. u.)? Das Verbot von Nazi-Symbolen hat doch wohl den Sinn, das Wiederaufleben des Nazismus zu verhindern. Was ein vermutlich betrunkener irischer Bursche da getan hat, ist ein mehr oder weniger dummer Jux und sollte der Polizei nicht einmal einen Blick wert sein. Dazu auch http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8595

Der General-Anzeiger hat noch eine hübsche Pluralform:

An einer Tankstelle an der Mendener Straße in Iserlohn kam es zu Tankbetrügen und Diebstählen.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 10.08.2017 um 18.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35952

Der WDR macht großes Aufhebens, daß nun auch Hagen und Siegen im neuen Duden stehen, nicht zuletzt durch eine von ihm initiierte oder unterstützte Kampagne. Nicht bestritten wird, daß wohl kaum jemand mit diesen Städtenamen Rechtschreibprobleme hatte (anders als etwa bei Bergisch Gladbach, das viele falsch schreiben). Als Grund wird u.a. genannt, daß Siegen die grünste Großstadt Deutschlands sei (gemessen wohl an der Zahl der Bäume pro Einwohner). Und wenn Köln im Duden steht, dann muß auch Siegen drinstehen. Der Duden ist doch immer noch etwas anderes, in der Tat mehr als ein Rechtschreibwörterbuch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.08.2017 um 15.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35951

Im Zeitalter der Politischen Korrektheit hat sich die Ansicht verbreiten können, daß sogar das Rechtschreibwörterbuch durch seine Auswahl der Wörter volkserzieherische Aufgaben und Absichten erfüllen müsse. Eigentlich sollte das Wörterbuch ja nur zeigen, wie man die Wörter schreibt, und die "Auswahl" kann grundsätzlich automatisch erfolgen: Wenn es die Wörter in nennenswertem Ausmaß gibt, kommen sie halt rein. So aber wird die Dudenredaktion gelobt und getadelt, weil sie bestimmte Wörter anführt oder nicht. Daran ist sie aber nicht unschuldig mit ihren pädagogischen Kommentaren und Warnungen. Das Universalwörterbuch gar hat viele Einträge, die überhaupt nicht belegt sind: Feminina von Personenbezeichnungen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.08.2017 um 14.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35949

Die Süddeutsche Zeitung bespricht den neuen Duden, konzentriert sich wie die ebenso einfältigen Schleichwerbungsartikel anderer Zeitungen auf die ausgewählten Wörter.

Das führt nun auch dazu, dass rechtspopulistische Propagandabegriffe wie "Flüchtlingskrise", "Lügenpresse" und "Volksverräter" im Duden stehen. So problematisch sie inhaltlich sind: Wenn man abbilden will, was die Menschen in einem Land bewegt, worüber eine Gesellschaft diskutiert und streitet, dann muss man auch diese Begriffe akzeptieren.

Hätten Sie gewußt, daß Flüchtlingskrise ein rechtspopulistischer Propagandabegriff ist?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.08.2017 um 05.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35921

„Mit dem neuen Schuljahr tritt ein neues EU-Schulobstprogramm in Kraft. Es führt zwei unterschiedliche EU-Programme zur Versorgung von Kindern mit Obst, Gemüse und Milch zusammen. In Kitas und Schulen sollen danach weiterhin frisches Obst und Gemüse sowie Milchprodukte preiswert angeboten werden. Deutschland erhält hierfür mehr als 29 Millionen Euro von der EU. Das Gesetz legt auch den Verteilungsschlüssel für die Bundesländer fest. Wichtigstes Kriterium für die Verteilung an die Schulen ist die Anzahl der sechs- bis zehnjährigen Kinder.“ (mdr 7.8.17)

Muß die EU sich um die Schulspeisung kümmern, muß Deutschland dafür einige Millionen aus der kostspieligen Umverteilung bekommen? Oder geht es, dem Zweck der EU näher, um die subventionierte Verwertung von landwirtschaftlichen Produkten?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.08.2017 um 11.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35904

Bei Naturkatastrophen könnten in Europa gegen Ende des Jahrhunderts bis zu 240.000 Menschen jährlich sterben – Schuld sei laut einer neuen Studie der Klimawandel.
Durch extreme Wetterereignisse könnten in Europa Ende des Jahrhunderts jährlich bis zu 240.000 Menschen sterben. Diese drastische Zahl stammt aus einer neuen Studie, die vor den Folgen des Klimawandels warnt. Die Forscher rechnen ab dem Jahr 2071 unter anderem mit Stürmen, Kälte- und Hitzewellen.

 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 03.08.2017 um 12.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35887

Wenn es nicht gerade um Bildungsjuwelen geht, kann das „ja" aber auch deutlich machen, daß man den Leser selbstverständlich nicht für einen Trottel hält. Er ist ja nicht auf den Kopf gefallen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.08.2017 um 05.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35883

Im Zitat des vorigen Eintrags kommt die Abtönungspartikel ja vor. Ich empfinde es immer noch als eine ebenso dringende wie peinliche Aufgabe, dieses Wörtchen aus meinen Texten zu entfernen. Die Versuchung ist gar zu groß, irgendein Bildungsjuwel mit dem scheinbar bescheidenen, in Wirklichkeit eitlen ja als allgemein bekannt zu kennzeichnen. Ich zitiere also zum Beispiel einen Text, den so gut wie niemand kennt, sagen wir Thomas von Aquin, gebe aber entweder die Quelle nicht an, als sei die jedem so bekannt wie mir, dem Großen, oder ich erreiche dasselbe durch ein ja: Ich kenne Thomas, aber das ist nichts Besonderes, nicht wahr, den kennt doch jeder! Es ist ebenso schlimm wie ein nicht übersetztes Zitat auf lateinisch oder griechisch. (Mein Vietnamesisch – http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1106#35815 – war natürlich ein Scherz, mit dem ich gerade diese Eitelkeit aufs Korn nehmen wollte; ich verstehe kein Wort davon.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.08.2017 um 05.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35882

"Mehr noch gilt das für ein Kunstwerk, das ja potentiell immer eine narzisstische Kränkung darstellt, ruht es doch auf dem Anspruch, seine Betrachter zu überleben." (FAZ 2.8.17)

Ich höre also ein Klavierkonzert und bin gekränkt, weil es mich überleben wird oder wenigstens auf diesem Anspruch "ruht".

Zwar ist Freuds Erfindung der "narzisstischen Kränkungen" (mit ihm selbst als größtem Kränker und Helden) nach Strich und Faden widerlegt, aber die Plappermäulchen des Feuilletons halten unerschütterlich daran fest.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.08.2017 um 04.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35869

Gestern feierten einige Medien "10 Jahre Rechtschreibreform", wie sie es schon viele Male getan haben (auch "15 Jahre" und natürlich "20 Jahre"). Ich müßte nachschlagen, was eigentlich 2007 los war. Bestimmt irgendein Stichtag, aber ich will es gar nicht mehr wissen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.08.2017 um 04.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35857

Gestern habe ich mich gefragt, ob Kelly mit Scaramucci zurechtkommen wird, und heute morgen lese ich, daß der schon wieder entlassen ist. Ob Kelly mit Trump zurechtkommt? Schließlich soll er "Disziplin" ins Weiße Haus bringen. Die Lust an losen Reden ist schwer zu bändigen. Eine Zeitlang kann man sich das als "Authentizität" zurechtbiegen. Parallelen bei uns sind nicht schwer zu finden.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 31.07.2017 um 23.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35856

Das Archiv der Nordkirche (Kiel/Schwerin/Greifswald) wird Unterlagen zu Kasner haben.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 31.07.2017 um 20.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35855

Auch #35853 hat ja etwas Ironisches.

Man muß schon fragen dürfen, ob die "Helfer", die im Mittelmeer direkt vor der afrikanischen Küste Migranten aufsammeln, eher Lebensretter oder Schleuser sind. (Dieser Satz stammt nicht von mir, aber die Frage stelle ich mir auch.)
Ich bin sicher, es würden viele Tausende Menschen weniger im Meer ertrinken, wenn die Geretteten nicht automatisch nach Europa, sondern konsequent zurück aufs afrikanische Festland gebracht würden.
Die Schleuser setzen ja erst den Anreiz, aufs Meer zu gehen.
 
 

Kommentar von SP, verfaßt am 31.07.2017 um 19.48 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35854

Interessanter als die "Kanzlerin der Herzen" ist ihr Vater. Er war einer der gewiß wenigen, die von West nach Ost gewandert sind, ohne anschließend schikaniert zu werden. Den DKPisten, die sich in das bessere Deutschland gewagt hatten, ging es erstmal einkaserniert ziemlich schlecht. Er dagegen genoß Reisefreiheit und ähnliche Privilegien, wie auch seine Tochter.

Glaubt man dem Buch "Das erste Leben der Angela M.", so hatten die meisten derjenigen, die es in der Neuen BRD zu Rang und Namen gebracht haben, Kontakt zu Horst Kasner. Thomas de Maiziere ist gleich nach Mauerfall zu ihm geeilt.

Ich wüßte gerne mehr über Horst Kasner, als in wikipedia steht. Wer kennt Quellen? sbpfeifer09@aol.com
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.07.2017 um 16.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35853

Wie wir alle wissen, ist Merkel schuld am Tod von Tausenden, die im Meer ertrinken (Paul Collier), eine richtige Massenmörderin, "diese Frau".
Nach der Schießerei in Konstanz bedanken sich wieder viele Leser ironisch bei Merkel, die uns das alles eingebrockt hat. Viele kündigen auch gleich an, AfD zu wählen, dann werde damit Schluß sein. Ohne Merkel gäbe es in Deutschland keine Ausländer, und unter der AfD wird es auch keine mehr geben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.07.2017 um 03.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35842

Ich hatte schon auf die Berufskrankheit der Professoren hingewiesen: den Mißbrauch des permanenten Rederechts (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1503#24946).

Ähnlich geht es den Journalisten, sobald sie eine gewisse Position erreicht haben. Da ist die Versuchung groß, sich in die Rolle eines Weltenrichters hineinzusteigern. Man kann schreiben, was man will, niemand hindert einen, niemand widerspricht. Leserbriefe sind willkommen, weil sie einen Schein von Diskussion und Lebendigkeit erzeugen.

Schlimm war Theo Sommer, der Lehrer Deutschlands. Er hatte jahrzehntelang die erste Seite seiner ZEIT, das korrumpiert. Die Vergeßlichkeit der Leser hilft, ist aber nicht unentbehrlich.

Seit Merkel Kanzlerin ist, schreiben manche ihr baldiges Ende herbei. Oder man nehme dies:
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel müsste zugeben, dass sie in der Flüchtlingskrise einen Fehler gemacht hat. Es wäre ihr politisches Ende, aber dieses rückt auch so näher. Usw. (Merkeldämmerung – Gastkommentar von Hans-Hermann Tiedje, NZZ 2.11.2015)

Solche Irrtümer führen den Großjournalisten nicht dazu, das anmaßliche Geschreibsel zurückzunehmen.

Hoffnungslos unterkomplex. Man ist ein Opfer der eigenen Vereinfachungen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.07.2017 um 05.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35838

Die FAZ bespricht fünf neue Romane, "die in den kommenden Wochen für Furore sorgen dürften". Das ist schon mal recht gewagt, allerdings wird sich keiner mehr daran erinnern, wenn sie nicht für Furore sorgen.

Die fünf haben nichts miteinander zu tun, aber der Rezensent verbindet sie auf eleganteste Weise. Zuerst also Ingo Schulze. Wie kommt man dann zu Arundhati Roy? Nun, Schulze hat sich seit dem letzten Roman 9 Jahre Zeit gelassen, Roy sogar 20! Außerdem ist sie ein Jahr älter, das verbindet ebenfalls. Roy erzählt multiperspektivisch (wie fast jeder heute). "Das ist dasselbe literarische Kunststück, das Barbara Zoeke gelingt..." Zoekes "kühl kalkuliertes" Buch "wird niemanden kaltlassen. So wenig wie ein Buch, das warmherziger ist als alles, was sein Autor bislang publiziert hat." Es geht um Richard Ford. Und von dort geht es so weiter: "Woraus das literarische Besteck bei solchen delikaten Operationen auch bestehen kann, beweist Petra Morsbach mit ihrem Roman..." Und dann ist die Seite voll, mehr geht nicht, obwohl es ohne weiteres mit derselben Masche angehäkelt werden könnte.

Nun warten wir auf das Zoeke-Furore.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.07.2017 um 15.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35761

Wie der "Merkur" vor einigen Monaten berichtete, muß ein Bauer in Grafing für seine Kühe Rundfunkgebühr zahlen, weil sein Stall (wenn auch ohne Steckdose) eine "Betriebsstätte" ist. Die Kühe sehen zwar nicht fern, haben aber - im Sinne Paul Kirchhofs - trotzdem einen Nutzen davon, daß es das Fernsehen gibt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.07.2017 um 07.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35741

Bei einem Vortrag fragt ein Zuhörer die junge Wissenschaftlerin, wie sie zu ihrem Thema gekommen ist und wie überhaupt Wissenschaftler zu ihren Themen kommen. Diese Frage kam etwas überraschend und fand die sicher zutreffende, wenn auch banale Anwort, der betreuende Professor habe es vorgeschlagen.
In der Tat fängt niemand im leeren Raum an, sondern alle arbeiten schon immer an irgendwelchen Gegenständen, und dabei tauchen ständig Fragen auf, die man mal beantworten müßte und die dann dem nächsten Doktoranden zugewiesen werden. Nicht der Blick in den Himmel führt zu einer astronomischen Untersuchung, sondern die Sprechstunde beim Prof.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.07.2017 um 05.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35725

Die High-Tech-Welt hat ja ein paar unaufgeräumte Ecken. In der Anleitung für die allerneuesten Netzwerkgeräte steht zwischendurch, daß man in bestimmten Fällen mit einer geradegebogenen Büroklammer die Reset-Taste drücken soll. Das Wort Büroklammer paßt auf den papierlosen Schreibtisch wie der Heizer auf die E-Lok.
Die Webcam am Notebook kann man deaktivieren, aber um ganz sicher zu sein, mache ich es wie viele andere: ich klebe ein Heftpflaster drüber, mit der Wundauflage genau auf der Linse, damit sie nicht verklebt. Das ist sehr praktisch, sieht allerdings aus, na ja, eben wie ein Heizer auf der E-Lok.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.07.2017 um 06.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35720

In der FAS vom 16.7.17 berichtet eine Journalistin von einem Workshop in „Radical Honesty“. A. J. Jacobs hatte in seinem „Guinea Pig Diary“ (zuerst 2007 in „Esquire“: http://www.esquire.com/news-politics/a26792/honesty0707/) in humoristischer Weise seinen Selbstversuch beschrieben: einen Monat lang radikal ehrlich zu sein, alles zu sagen, was ihm in den Sinn kommt; das war komisch zu lesen, aber wie immer auch lehrreich. Natürlich kommt diese Weltverbesserungsmethode aus den USA; Psychologie und Geschäftsidee in typischer Einheit. Auch in Deutschland wird die Idee kommerziell vertrieben.
S. auch http://www.sueddeutsche.de/leben/radical-honesty-und-nichts-als-die-wahrheit-1.705496

Schamlosigkeit als Methode ist natürlich nicht neu, die antiken Kyniker pflegten sie, Rousseau erhoffte sich auch etwas davon. Sprachtheoretisch ist der Versuch ebenfalls interessant. Sehen wir uns die Selbstbeschreibung an:

„Konkret bedeutet das, dass wir ungefiltert darüber berichten, was wir wahrnehmen:
Außen: Was ich in meiner Umgebung mit meinen Sinnen wahrnehme.
Innen: Was ich in meinem Körper empfinde. 
Im Kopf: Was ich denke. Vorstellungen, Vergleiche, Urteile, Bewertungen.“

Es geht also um Sprache. Wie bei den vermeintlich ungefilterten Aussagen über subjektive Phänomene ("Qualia") ergibt sich die Paradoxie, daß ein durch und durch gesellschaftlich-konventionelles Verhalten wie das Sprechen sich von allen Konventionen befreien soll. Dabei übersieht man, daß auch die scheinbar enthemmte Rede ebenso konventionsgeleitet ist wie jede andere.

Hinzu kommt, daß die Versprachlichung von Vorstellungen, Empfindungen usw. ein Verhalten ist, das wir von anderen und zusammen mit anderen erlernt haben. Wie man schon bei scheinbar einfachen Wahrnehmungen erkennen kann, läßt sich nicht alles, was die Sinne nachweislich an Daten liefern, mit dem entsprechenden „Bewußtsein“ erfassen und sprachlich ausdrücken. Das Aussprechbare setzt einen Hintergrund von Nichtaussprechbarem voraus. Es gibt keinen ungefilterten Kanal vom Kopf zum Mund.

Zu den Paradebeispielen gehört die Beleidigung von Mitmenschen (Du bist aber häßlich! Blöde Kuh!), außerdem das Aussprechen sexueller Wünsche (Du, ich würde gern mit dir/mit deiner Freundin schlafen). Die Auswahl von Tabus, die man ehrlich durchbrechen könnte, ist konventionell und gesellschaftlich gebändigt. Wenn es stimmte, daß Männer alle 7 Sekunden an Sex denken, könnten sie von gar nichts anderem mehr reden. Dabei kommt es auf die wirklichen Intervalle nicht an. Taxieren wir nicht, wenn auch meist in der flüchtigsten Weise, die anderen Menschen auf der Straße nach mehreren halb- und unbewußten Maßstäben? Das alles bleibt weit unterhalb der Artikulationsschwelle. Sonst müßten wir jedem zurufen, was wir von ihm halten.
Radikal unverstelltes Verhalten ist eine Inszenierung wie andere, eben die Pose der Unverschämtheit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.07.2017 um 09.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35616

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29245

Wenn kein Kuchen keine Lösung ist, so müssen wir jetzt einsehen, daß auch der Mars "wohl nicht die Lösung" ist. Zu lebensfeindlich.

Aber wovon sollte er überhaupt die Lösung sein? Wenn unsere Unvernunft uns zwingen sollte, die Erde aufzugeben – warum sollten wir es auf dem Mars vernünftiger anfangen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.06.2017 um 03.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35378

Jamaika in Kiel

Den ganzen Tag über hört und liest man diesen dürftigen Scherz, wobei manche Rundfunksprecher den Namen auf eine englisch-deutsche Weise auszusprechen versuchen, etwa "Dschamaika". Zum Fremdschämen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.06.2017 um 18.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35375

Ja Kohl war zumindest außenpolitisch ein Visionär. Auch wenn natürlich andere schon vorbereitet hatten, verdanken wir ihm viel. Das Ende des Kalten Krieges, den Fall der Mauer, eine starke EU, einen starken EURO, offene Grenzen, die Einführung des Privatfernsehens, die Rechtschreibreform und vieles mehr. Ich hoffe er hatte ein erfülltes Leben....

Leserbrief welt.de 16.6.17
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.06.2017 um 05.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35264

Die deutsche "Willkommenskultur" führt in ein täglich erlebbares Dilemma. Behörden und Privatpersonen bemühen sich, auch solche Zuwanderer zu "integrieren", die keine Aussicht auf Anerkennung haben. Man gibt ihnen also Deutschunterricht, verschafft ihnen Kontakte zu Sportvereinen, hilft ihnen im Alltag usw. Aber je besser das gelingt, desto mehr Gründe häuft man an, ihre Zurückführung in die Heimat zu verhindern. Dafür sorgen dann die "Unterstützer", notfalls mit Gewalt.
Die Alternative wäre, sie in Lagern herumsitzen zu lassen, oft für lange Zeit. (Richter und Anwälte hintertreiben die Abschiebung so lange wie möglich.)
Ich habe absichtlich mal von "Heimat" gesprochen, weil so selten erwähnt wird, daß Abschiebung Heimkehr bedeutet. Im Herkunftsland kennen sich die Migranten (überwiegend junge Männer) aus, stehen nicht unter "Kulturschock" und können sich nützlich machen; dort sind ja auch Frauen, Kinder, Alte zurückgeblieben. Schließlich haben die Familien nicht ihre schwächsten Mitglieder im Ausland in Sicherheit gebracht.
Die „Kinderlandverschickung“ in Deutschland, Japan und anderswo war in gewissem Maße eine natürliche Reaktion auf den Luftkrieg gegen die Zivilbevölkerung, auch abgesehen von der Nazi-Ideologie, die hier mitspielte. Wenigstens die Kinder und die Mütter mit Kindern in Sicherheit zu bringen sollte selbstverständlich sein. Gerade die tüchtigsten jungen Männer ins Ausland zu schicken ist etwas ganz anderes. Kompensatorisch werden die Strapazen der „Flucht“ geschildert. Das kann aber nicht verhindern, daß diese Art der Migration als befremdlich erlebt wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.05.2017 um 08.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35217

Amerikanische Forscher haben festgestellt, daß die Medien über Trump überwiegend kritisch berichten.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 28.05.2017 um 01.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35204

Schreiben die immer noch »Assad-Regime«?
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 28.05.2017 um 00.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35203

Jeder, der regelmäßig die deutschen Medien verfolgt, weiß doch, daß zivile Opfer in Syrien nur Schuld des Assad-Regimes oder der Russen sind.

Bei dieser Meldung kann es sich folglich nur um "fake news" handeln.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.05.2017 um 08.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35196

Laut FAZ sind bei einem amerikanischen Luftangriff in Syrien über 100 IS-Angehörige getötet worden. In Wirklichkeit waren es Familienangehörige von IS-Angehörigen, darunter 40 Kinder, wie in derselben Meldung auf S. 6 zu lesen ist.

Der Anschlag auf koptische Christen in Ägypten steht auf der Titelseite. So wurde gestern auch in jeder Nachrichtensendung des Bayerischen Rundfunks der Anschlag auf die Christen erwähnt, nicht aber der Angriff auf die Syrer. Ich habe immer darauf gewartet, aber es ging dann jeweils mit der Zweiten Bundesliga weiter. Eingebetteter Journalismus.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 26.05.2017 um 17.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35193

Die Erinnerung an das eigene Geschwätz von gestern (frühere Zusagen) ist schlimmer als jede neue Forderung.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 26.05.2017 um 11.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35191

Ich verstehe die ganze Medienkritik nicht. Es wurde vereinbart, daß die Natostaaten 2% ihres Bruttoinlandsproduktes in die Nato einbringen. Wenn z. B. Deutschland nur 1,2% zahlt, erfüllt es diese Zusage bei weitem nicht. Was gibt es da herumzueiern von wegen "Milchmädchenrechnung" (Zeit)wegen schwankendem BIP? Dann muß eben der Natobeitrag auch schwanken. 2% bleiben 2%. Wenn die meisten Mitgliedsstaaten das nicht einmal annähernd erfüllen wollen, dann sollen sie nicht erst solche Vereinbarungen abschließen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.05.2017 um 05.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35188

Erinnern Trumps Forderungen an die Nato-Partner nicht an den Attischen Seebund? Sogar das Heranwachsen einer dritten Macht im Hintergrund (Makedonien) hat seine Parallele (China).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.05.2017 um 18.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35186

Die Nato erklärt erstmals den Bündnisfall nach Art. 5. (Die USA sind in Afghanistan angegriffen worden, und die Nato muß ihnen beistehen.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.05.2017 um 03.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35144

Auf Videos kann man sehen, wie Erdogans Leibwächter auf amerikanischem Boden auf Demonstranten einschlagen und von amerikanischen Polizisten in Schach gehalten werden. Wir Älteren erinnern uns an die "Jubelperser" vor 50 Jahren, s. https://de.wikipedia.org/wiki/Jubelperser. Dieses Ereignis hat Deutschland stark geprägt und bei vielen bis heute einen Vorbehalt gegen Politik und gewisse Presseorgane hinterlassen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.05.2017 um 05.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35137

Amerikanische Forscher haben festgestellt: Oliven und Löwenzahn sind mögliche Mittel zur Schwangerschaftsverhütung. „Weitere Forschung ist nötig.“ Erinnert sei auch an das bewährte Hausmittel: ein Glas Milch.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 11.05.2017 um 08.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35090

Man kann den Satz auch so lesen: »Sie haben vielleicht geglaubt, Ihrer Entlassung entgehen zu können, indem Sie beteuern, nicht gegen mich zu ermitteln, aber das nützt Ihnen nichts. Warum Sie geglaubt haben, daß die Frage der Ermittlungen mit Ihrer Entlassung zu tun hat, weiß ich nicht, aber ich könnte mir vorstellen, daß viele diesen Zusammenhang herstellen, weil sie mich für einen bösen Buben halten. Jedenfalls sind Sie entlassen, weil Sie im Amt versagt haben!« (Das ist übrigens auch der Entlassungsgrund, der sehr wohl genannt wird.) Bei dieser Lesart würde Trump den unterstellten Zusammenhang nur vorsorglich zurückweisen, weil er genau weiß, daß er von seinen Gegnern sofort ins Spiel gebracht werden wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.05.2017 um 05.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35086

Trump nennt den Entlassungsgrund nicht, präsupponiert aber: Wenn Sie gegen mich ermittelten, würde ich Sie sowieso entlassen. (< Ich entlasse Sie, obwohl Sie nicht gegen mich ermitteln.)

Was sonst noch vorgefallen war, bleibt hier außer Betracht; es geht um den Text des Briefs.
 
 

Kommentar von SP, verfaßt am 10.05.2017 um 21.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35085

Beim Reizwort Petition muß ich an Jim Morrisson denken: https://www.youtube.com/watch?v=k1g8WCA7mJk
 
 

Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 10.05.2017 um 15.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35084

Ich sehe das anders. Die Form des Vorgehens besagt, daß der Entlassungsgrund die 3malige Lüge ins Gesicht des Präsidenten ist. Der Vorwand mit den E-Mails, eine ja vermutlich grundsätzlich anständige oder jedenfalls Trump wohlgefällige Handlung, schließt aus, daß sich die politischen Gegner DP allzu sehr für den Delinquenten engagieren.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 10.05.2017 um 13.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35083

Alles egal. Hätte Trump erklärt, daß Comey im Amt bleiben solle, wären die Demokraten auch dagegen Sturm gelaufen – und mit ihnen die versammelte Mediengefolgschaft.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.05.2017 um 12.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35082

"Nevertheless"...
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 10.05.2017 um 09.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35081

Der Satz ist nicht verfänglich, sondern stellt eben klar, daß Comey nicht gefeuert wird, weil oder während er gegen Trump ermittelt.

Es könnte schon sein, daß die Politiker Petitionen jetzt ernster nehmen als früher, weil diese Plattformen auf den Tag getreten sind und die Zahl der Unterzeichner zum Teil dramatisch angewachsen ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.05.2017 um 06.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35080

Das Entlassungsschreiben Trumps an den FBI-Direktor ist in einem scharfen Ton gehalten, der mich überrascht. Ist es nicht üblich, wenigstens pro forma für geleistete Arbeit zu danken, wenn jemand geschaßt wird? Das ist aber nicht das Entscheidende. Die Kommentare versäumen nicht, auf den verfänglichsten Satz zu verweisen:

While I greatly appreciate you informing me, on three separate occasions, that I am not under investigation, I nevertheless concur with the judgment of the Department of Justice that you are not able to effectively lead the Bureau.

Was also wäre gewesen, wenn Comey tatsächlich gegen Trump persönlich ermittelt hätte? Darum wird sich nun die Exegese drehen, was auch sprachlich interessant werden könnte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.05.2017 um 05.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35079

"Wer nicht kämpft hat schon verloren!"

Klingt gut, ist aber falsch. Wir Daoisten wissen, daß "wu wei" (Nichthandeln) manchmal wirksamer ist.

Vom Kämpfen könnte ich auch viel erzählen (Umwelt, Rechtschreibung), aber Petitionen kommen darin nur am Rande vor. Ich habe schon von den zahllosen Resolutionen des PEN berichtet, die ich unterzeichnen sollte zugunsten von Personen, von denen ich nie gehört hatte und auch nachher nichts mehr hören sollte. Natürlich kann man Unterschriften an den chinesischen Staatschef schicken, aber der hält es wie Horst Sitta: Post vom PEN wandert gleich in den Papierkorb.

Seine Kräfte einzuteilen gehört zum Handwerk eines guten Feldherrn (um es mal militärisch auszudrücken wie die alten Chinesen). Meisterhaft zum Beispiel kürzlich Frau Merkel, als alle Welt sie ungefragt aufforderte, nun endlich gegen den Herausforderer Schulz zu kämpfen. Merkel wußte von Anfang an, daß Schulz weder Leistungen noch Eigenschaften vorweisen konnte, die den SPD- und Medienrummel("100 Prozent"!) über mehrere Monate am Laufen halten konnten. Ein Strohfeuer verstärkt sich selbst, dann fällt es zusammen (wie alle Systeme mit positiver Rückkoppelung).

Ich könnte jenem alten Freund folgen und für die Trennung von Staat und Kirche "kämpfen" und mich dabei aufreiben. Aber aus der Kirche treten jedes Jahr eine halbe Million Menschen aus, ganz von selbst. (Daß zugleich die Einnahmen steigen, ist für sie besonders fatal.) Da kann der eifrigste Säkularist nicht mithalten.

Ob die Rechtschreibung ohne Kampf repariert worden wäre und sich künftig vom Angriff der Kultusminister weiter erholen wird, steht dahin. Hier war das Abrackern wohl doch nötig.
 
 

Kommentar von Pt, verfaßt am 09.05.2017 um 16.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35077

Nun ja, ganz so nutzlos sind sie dann doch wieder nicht, siehe z. B. auf Change.org:

https://www.change.org/de/Erfolge

Es wäre einmal ein gutes Thema für eine soziologische Abschlußarbeit, festzustellen, welche Themen typischerweise erfolgreich sind und welche nicht. Aus dem Ergebnis könnten interessante Rückschlüsse auf die Machtverhältnisse unseres Staates gezogen werden.

Wenn sich mehr Leute daran beteiligen würden gäbe es auch mehr Erfolge. Abgesehen davon kann man die veröffentlichten Petitionen auch als Nachrichtenquelle über den wahren Zustand unseres Landes nutzen, etwas, was die sog. öffentlich rechtlichen Medien heutzutage nicht mehr leisten. Auch die Rechtschreibung der einzelnen Petitionstexte zu untersuchen wäre sicher eine sehr interessante Sache.

Es geht mir hier nicht darum, die Todesstrafe einzuführen, sondern darum, daß auch die Befürworter von Volksabstimmungen dem Volk nicht wirklich vertrauen, sondern – im Widerspruch zum GG – noch eine Instanz über dem Volk, von dem angeblich alle Macht ausgeht, schaffen wollen, die verhindern soll, daß über Themen wie die Einführung der Todesstrafe überhaupt abgestimmt wird. Ich persönlich bin natürlich für die Todesstrafe.

"Neulich bin ich wieder aufgefordert worden, in diesem Sinne etwas zu tun, aber ich werde mich hüten, meine verbleibende Lebenszeit gegen Windmühlen zu verkämpfen. Abwarten ist viel sinnvoller."

Wer nicht kämpft hat schon verloren!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.05.2017 um 16.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35074

Was die Petitionen betrifft, so war meine Bemerkung – nicht die erste dieser Art – darauf gezielt, daß sie (leider, wie man wenigstens in manchen Fällen sagen muß, wir waren ja auch schon betroffen) völlig nutzlos sind. Vielleicht gerade weil es zu viele davon gibt.
Ich will auch die Selbstherrlichkeit und den Expansionsdrang der Repräsentanten nicht verharmlosen.

Die Todesstrafe kann man nicht durch Abstimmung einführen, das wissen Sie selbst. Vielleicht über eine Grundgesetzänderung, aber die nötige Mehrheit ist nicht in Sicht.

Ich würde auch gern die Trennung von Kirche und Staat einführen, aber die Politiker trauen sich nicht ran, selbst wenn sie ebenso denken wie ich. Daß die entsprechenden Artikel der WRV unter völlig veränderten Bedingungen immer noch Bestandteil des GG sind, ist ja an sich schon ein starkes Stück.

Neulich bin ich wieder aufgefordert worden, in diesem Sinne etwas zu tun, aber ich werde mich hüten, meine verbleibende Lebenszeit gegen Windmühlen zu verkämpfen. Abwarten ist viel sinnvoller.
 
 

Kommentar von Pt, verfaßt am 09.05.2017 um 16.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35072

#35071:

"... Das Grundgesetz ist in sehr allgemeinen Aussagen gehalten, die der Auslegung bedürfen. ..."

Seltsamerweise werden diese Aussagen dann immer zugunsten der Industrie und zuungunsten der Bürger ausgelegt.

Hier hat sich mal jemand die Mühe gemacht, eine der Realität angeglichene Version des GG zu schreiben. Sehr lesenswert, auch die Kommentare!

http://www.egon-w-kreutzer.de/0PaD2012/8.html

"Ja, man kann dieses Grundgesetz lesen, sich Artikel für Artikel - in stiller Freude ob der Weisheit, die daraus spricht - vor Augen führen und zufrieden sein, Bürger eines Staates sein zu dürfen, der so ein wunderschönes Grundgesetz hat.

Dass die schönen Worte des Grundgesetzes mit der Verfassungswirklichkeit in vielen wichtigen Punkten schon längst - wenn überhaupt - nur noch über ein feines Gespinst juristischer Spitzfindigkeiten in Einklang zu bringen sind, entdeckt ja wieder nur der, der wachen Geistes zwischen Schein und Sein zu unterscheiden vermag.

Insofern hat der Wortlaut des Grundgesetzes für einen durchschnittlich interessierten Bürger dieses Landes eine stark sedierende Wirkung.

Das Grundgesetz als Droge?

Zumindest hat es für den, der glaubt, was dort in einfachen und verständlichen Worten geschrieben steht, das sei auch so, die Wirkung von Scheuklappen.

Und so scheut der brave Gaul nicht, egal, was rings um ihn an Ungeheuerlichkeiten sich abspielt.

Diese Scheuklappen abzulegen, heißt, sich über die Verfassungswirklichkeit klar zu werden. Um diesen Prozess zu unterstützen, ..."

Niemand fordert eine "permanente Abstimmung aller über alles". Um das zu verhindern gibt es Quoren [Ich hoffe, daß das der korrekte Plural von Quorum ist]. Es ist davon auszugehen, daß diejenigen Organisationen, die heute die Einführung von Volksabstimmungen auf Bundesebene fordern, ihre Lehren aus der Vergangenheit gezogen haben.

Wogegen ich mich hier wende ist die Bevormundung des Bürgers (des Souveräns), der darin liegt, daß es über den Bürgern Institutionen geben soll, die darüber entscheiden solllen, ob über ein bestimmtes Thema abgestimmt werden darf oder nicht. Wenn das Volk z. B. die Todesstrafe will, was ist dagegen einzuwenden?
Alle Macht geht vom Volke aus, nicht von Richtern, Moralisten oder von einem Gott. Diese Aussage ist sehr klar und eindeutig!

Man sollte sich fragen, warum es "die zahllosen Petitionen" gibt, wenn im Staate alles zur Zufriedenheit der Mehrheit geregelt ist. Nur wenn man sich auf diese Petitionen, z. B. auf Change.org, einläßt, sieht man, daß in unserem Staat vieles nicht so geregelt ist, wie man das in einem demokratischen Rechtsstaat erwartet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.05.2017 um 12.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35071

Das Grundgesetz ist in sehr allgemeinen Aussagen gehalten, die der Auslegung bedürfen. Dazu gehören der Zusammenhang mit den übrigen Artikeln, die ursprüngliche Absicht und natürlich der fast immer vorgesehene Gesetzesvorbehalt. Das GG sieht bestimmt keine permanente Abstimmung aller über alles vor. Das würde ja die Parlamente und das ganze repräsentative System überflüssig machen. Auf diese Weise haben sich einst die Athener zu Tode gestimmt. Soviel ich weiß, sind zum Beispiel Volksabstimmungen nicht zulässig, wenn sie das Haushaltsrecht des Parlaments beschneiden.
Man könnte sagen, daß die Brechung des unmittelbaren Mehrheitswillens durch die Repräsentation einem Mißtrauen des Volks gegen sich selbst entspringt. Nicht ohne Grund.
Für die Unzufriedenen gibt es ein Ventil: die zahllosen Petitionen.
 
 

Kommentar von Pt, verfaßt am 09.05.2017 um 11.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35070

Wenn man das Grungesetz mit seiner Vorgabe "Alle Macht geht vom Volke aus" ernst nehmen würde, dann dürfte es überhaupt keine Einschränkungen geben, über was abgestimmt werden darf, zumindest für die Deutschen innerhalb von Deutschland. Aber wir dürfen ja noch nicht mal auf Bundesebene über Sachfragen abstimmen (Volksabstimmung).

In dem Moment, wenn eine kleine Gruppe von Moralisten, "Verfassungs-"Richtern etc. bestimmen kann, ob ein bestimmtes Thema (z. B. Einführung der Todesstrafe, Abschaffung der Demokratie und z. B. Wiedereinführung der Monarchie, Austritt aus der NATO und der EU etc.) Gegenstand einer Volksabstimmung sein kann, dann geht eben nicht mehr alle Macht vom Volk aus, sondern von dieser kleinen Elitegruppe. Wer das Grundgesetz ernst nimmt, muß uneingeschränkt alle Themen zur Abstimmung zulassen!

Eine andere Frage ist, ob es zulässig sein soll, daß ausländische Mitbürger hier in Deutschland an Volksabstimmungen ihres Heimatlandes teilnehmen dürfen. Im Sinne der Völkerverständigung und des Einsparens an Flugbenzin würde ich das erlauben. Es kann aber nicht sein, daß sich deutsche Moralgeier über die Inhalte solcher Volksabstimmungen aufgeilen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.05.2017 um 09.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35069

In Deutschland ist zwar die Todesstrafe nicht zulässig, aber ihre Befürwortung fällt unter die Meinungsfreiheit. Sogar die Befürwortung ihrer Einführung in Deutschland war bisher nicht strafbar – wie kann sie denn in bezug auf andere Staaten verboten werden? Manche Leute äußern ihre Ansicht, Homosexualität solle als widernatürliche Unzucht bestraft werden usw., das ist alles nicht verboten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.05.2017 um 17.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35042

Inzwischen werden auch Gutachten bekannt, wonach ein Abstimmen innerhalb von Botschaften und Konsulaten wegen deren Unverletzlichkeit nicht verhindert werden kann – es sei denn um den Preis der Ausweisung oder des Abbruchs diplomatischer Beziehungen. So weit wird es aber die Bundesregierung nicht kommen lassen. Man kann das Referendum verbieten, aber das Verbot nicht durchsetzen. Das sollten alle, die jetzt so wahlkampfwirksam große Töne spucken, sich durch den Kopf gehen lassen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.05.2017 um 07.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35038

Die FAZ (Jurist Reinhard Müller) schreibt konsequenterweise, die USA könnten nicht "Mitglied der europäischen Familie werden" – wegen der Todesstrafe.
Nun, das ist wohl mehr eine Machtfrage. Es gibt immer einen Weg, wenn der Wille da ist.
Andere meinen: Aus europäischem Recht solle sich sogar die Pflicht ableiten lassen, ein türkisches Todesstrafen-Referendum auf deutschem Boden zu verhindern. Vielleicht auch die Pflicht, die diplomatischen Beziehungen zu den USA abzubrechen? Aber s. oben!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.05.2017 um 16.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#35028

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34899

Kleine Zwischenfrage: Wie sollen denn die hier lebenden Türken daran gehindert werden, ihre Konsulate und ihre Botschaft zu betreten oder gar an einer Briefwahl teilzunehmen?
(Und war das Referendum über das Präsidialsystem nicht auch inhaltlich mit unserem Grundgesetz unvereinbar und in seinen Auswirkungen viel gravierender als es die Todesstrafe wäre?)

Man sollte nicht zu forsch vorpreschen, auch nicht im Wahlkampf.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.04.2017 um 18.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34947

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#23668 ("Unterstützer-Rundfunk")

Das „Interkulturelle Magazin“ des Bayerischen Rundfunks beschuldigt im gewohnten Ton die deutschen Behörden, nicht anerkannte Asylbewerber nach Afghanistan abzuschieben, obwohl dies kein sicheres Herkunftsland sei – wie der neueste Anschlag auf ein Militärlager beweise. Allerdings werden auch in Deutschland, Frankreich usw. Anschläge verübt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.04.2017 um 07.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34946

Nachdem ich schon mehrmals das hübsche, einst naziverseuchte Städtchen Witzenhausen erwähnt habe, in dem ich bis 14 aufgewachsen bin, will ich noch ein Lesefrüchtchen aus Michael Naumanns gerade erschienener Autobiographie (in Reformschreibung) einschalten:

Meine Mutter bewahrte jahrelang eine kuriose Fotografie auf, eine Amateuraufnahme mit gezackten Rändern. Sie zeigt ihren Mann neben einem Dromedar am Fuß des Kaukasus. Auf die Rückseite hatte er nur einen Satz geschrieben: »Weiter möchte ich eigentlich nicht.« Das ironische »eigentlich« ist das einzig mir bekannte Anzeichen seines inneren Widerstands gegen den Krieg oder seine Urheber. Seine Frau hingegen erzählte einem Bekannten, dass er »gern Soldat« bei den Pionieren gewesen sei. In einem Feldpostbrief aus Frankreich (»Wo sind die Franzosen?«) schrieb er angesichts der eingekesselten englischen Kontinentalarmee von der »Tragödie Dünkirchen«. Für den Rest der Deutschen war »Dünkirchen« ein Triumph.
Er hatte in Marburg studiert und war der schlagenden Verbindung »Teutonia« beigetreten. Sein Freund und »Fuchsmajor« Karl August Eckhardt, ab 1928 Professor für Rechtsgeschichte, war bereits seit 1931 Parteigenosse der NSDAP, dann auch SS-Mitglied im Stab Heinrich Himmlers. Er stieg 1938 zum SS-Sturmbannführer auf und forderte die Todesstrafe für Homosexuelle (»widernatürliche Unzucht ist todeswürdig«). Eckhardt bewarb sich vergeblich um die Stellung eines »Kronjuristen«, also um eine Stelle, die auch Hitlers intelligentestem Apologeten, Carl Schmitt, versagt geblieben war. Nach Kriegsende verlor er seine Professur. Ich sollte ihn in den fünfziger Jahren während der Sommerferien kennenlernen: In seinem Keller im hessischen Witzenhausen stöberte ich zwischen NS-Literatur und Karl-May-Bänden, die er mir lebhaft empfahl. Auf einem Bücherregal lag eine perfekt skelettierte Maus. Im Garten graste eine Kuh. Sie versorgte die verarmte Familie mit Milch. Eduard Naumann, so erfuhr ich später, wollte bei ihm über germanische Femegerichte promovieren, ließ es aber bleiben. Wäre er ein überzeugter Nazi geworden?
Als Mitherausgeber füllte Eckhardt bis zu seinem Tod im Jahr 1979 Seite auf Seite der Monumenta Germaniae. Von meinem Vater sprach er nicht, ich habe ihn auch nicht gefragt. Der alte Mann und seines toten Freundes kindlicher Sohn wohnten für einige Wochen gemütlich im allgemeinen Nachkriegsschweigen in seinem kleinen Haus am Waldesrand. Was bleibt, ist das Staunen, dass dieser Mann fließend Lateinisch sprechen konnte, ein hoch gebildeter Barbar, der die römischen Quellen deutscher Rechtsprechung mit ihrer rassistischen Auslegung so furchtbar verunreinigt hatte: »Gegenüber Führerentscheidungen, die in die Form eines Gesetzes oder einer Verordnung gekleidet sind, steht dem Richter kein Prüfungsrecht zu.« Ich aber lernte im Stadtbad von Witzenhausen schwimmen. In der seltsam opferstolzen Sprache jener Jahre nannte ich mich gerne »Halbwaise«. Als ich schließlich »Vollwaise« wurde, habe ich das Wort nicht mehr benutzt, denn ein Kind war ich nun nicht mehr, und Vollwaisen sind die meisten Menschen irgendwann einmal sowieso. Es sei denn, sie sind viel zu jung gestorben oder im Krieg gefallen.


Über Eckhardt s. den Wikipedia-Eintrag, die Daten kurzgefaßt auch hier:
http://www.lagis-hessen.de/pnd/118681575

„Der alte Mann und seines toten Freundes kindlicher Sohn wohnten für einige Wochen gemütlich im allgemeinen Nachkriegsschweigen in seinem kleinen Haus am Waldesrand.“

Eine leicht erklärbare Erinnerungstäuschung. Damals war Eckhardt erst Anfang fünfzig. Und für uns stand das geheimnisumwitterte Eckhardtsche Haus am Waldrand, nicht am Waldesrand. Der ganze Satz ist im idyllischen Stil "besonnter Vergangenheit" gehalten. Man erfährt auch nicht, warum der Schüler Naumann überhaupt nach Witzenhausen gegangen ist, um bei Eckardt zu wohnen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.04.2017 um 07.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34913

Sogar die "röteste der roten Linien" soll die Todesstrafe laut EU sein. Die Lautstärke soll wohl das Nachdenken verhindern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.04.2017 um 04.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34899

Zu

http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32881

http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32892

Nach dem Referendum in der Türkei wird diese "rote Linie" wieder hervorgekramt. Dabei haben rund 50 Staaten die Todesstrafe, ohne daß Deutschland die Beziehungen zu ihnen abbräche oder auch nur getrübt sähe. Aber wie gesagt, es geht wohl um die Möglichkeit der Abschiebung, daher die Heuchelei.

Einige Websites suggerieren, daß die Bewohner dieser 50 Staaten ständig in dem Bewußtsein lebten, jederzeit von Staats wegen umgebracht werden zu können. So ist es aber nicht, sondern der wirklich jederzeit wahrnehmbare Druck geht von Behördenwillkür und Korruption aus, unabhängig von der Todesstrafe, die sowieso nur die anderen trifft.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.04.2017 um 16.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34877

Deutsche Medien halten folgendes für berichtenswert:

Ein Achtjähriger ist in Ohio mit dem Auto seines Vaters zu McDonald’s gefahren.

Wer alt genug ist zu schießen, kann auch Auto fahren. Nur die Schleichwerbung stört, vielleicht hat die Firma das Ganze inszeniert?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.04.2017 um 18.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34862

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34833

An solchen alten Texten erfreut uns die Naivität, mit der die Vorfahren ihre sadomasochistischen Phantasien offenlegten. (Aber wer weiß, was man aus unseren Hinterlassenschaften alles wird herauslesen können?)

Im Mittelalter waren öffentliche Hinrichtungen so beliebt, daß manche Städte ihren Nachbarstädten die Delinquenten abkauften, um sie dann selber so richtig schön totmachen zu können. (Vgl. Gottfried Kellers "Dietegen".) Bei uns werden die vom IS usw. so reichlich gelieferten Hinrichtungsszenen verpixelt. Ist das nun ein Fortschritt oder bloß eine Verschiebung auf andere Gebiete, wo man dann weniger gschamig ist?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.04.2017 um 05.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34858

(Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32737)
Bundespräsident Norbert Lammert (CDU) verwies die Männer des Saals, weil sie gegen die Hausordnung verstießen. Darin heißt es: „Es ist nicht gestattet, Spruchbänder oder Transparente zu entfalten, Informationsmaterial zu zeigen oder zu verteilen, es sei denn, es ist zur Verteilung zugelassen."
(http://www.berliner-kurier.de/26163354)

Gilt das nicht auch für die Zuschauertribüne, auf der kürzlich die siegreichen Armenier ihre Poster entfalteten?
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 07.04.2017 um 09.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34844

Die dpa-Lüge steckt schon im gilt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.04.2017 um 03.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34842

"In einer Vergeltungs-Aktion hat US-Präsident Trump etwa 50 Tomahawk-Marschflugkörper auf einen Luftwaffenstützpunkt der syrischen Armee feuern lassen.

Die Vereinigten Staaten haben eine Luftwaffenbasis der syrischen Armee angegriffen. Die Aktion gilt als Vergeltung gegen den mutmaßlichen Giftgasangriff auf Zivilisten Anfang der Woche in Chan Scheichun.

Nach einem direkten Befehl von US-Präsident Donald Trump seien von US-Kriegsschiffen aus 50 bis 60 Tomahawk-Marschflugkörper auf die Luftwaffenbasis abgefeuert worden." (SZ 7.4.17)

Die eigenartige Verbindung Vergeltung gegen kommt wohl daher, daß die Zeitung den Begriff "Vergeltung" selbst nicht ganz passend fand. Die Drohnenangriffe sind dem eingebetteten Journalismus auch keine Erwähnung mehr wert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.04.2017 um 15.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34833

Nachdem der "Lucidarius" die Höllenstrafen lustvoll ausgemalt hat, beantwortet der Meister auch die Frage des Schülers: mugent die guoten die ubelen gesehen inder hellen? - Der meister sprach: die guoten sehent die ubelen in der helle darunbe, daz ir fróde deste grozer si, daz si bi in niht ensint.
Ich hatte das immer für einen Einfall des Hl. Thomas gehalten, aber nun sehe ich, daß es auf einen Psalm zurückgeht: laetabitur iustus cum viderit ultionem pedes suos lavabit in sanguinem impii - Der Gerechte wird sich freuen, wenn er solche Rache sieht, und wird seine Füße baden in des Gottlosen Blut.
Dieser Anblick wird ausdrücklich als sehr erfreulich gepriesen, so daß die geretteten Frommen keinerlei Grund sehen, etwa für die Verdammten zu beten.

Davon haben wir in 13 Jahren Religionsunterricht nichts gehört.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.03.2017 um 16.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34801

Ein Insider verrät: So ist das Leben als Männer-Callboy (nordbayern.de)

Wollten wir schon immer wissen. Nun, man verdient gut, aber es gibt auch "Schattenseiten".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.03.2017 um 05.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34794

"Meinungsstark" wollen unsere Medien sein. Aber Meinungen sind billig wie Brombeeren.

Jetzt übergießen sie England mit Hohn und Spott ("Viel Spaß, Frau May!"), als sei es eine ausgemachte Dummheit, aus der EU austreten zu wollen. Darüber ist das letzte Wort noch lange nicht gesprochen.

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Großmaul-Unternehmer Elon Musk hat ein neues Vorhaben (faz.net 28.3.17)

Nanu? Musk ist doch ein ideenreicher (auch erfolgreicher) und risikofreudiger Unternehmer von genau der Sorte, die sonst das Entzücken der FAZ ist?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.03.2017 um 08.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34717

Merkel wird vorab gewarnt vor Trumps festem und dauerhaftem Händedruck. Andererseits berichtet der SPIEGEL über die bayerische Rußlandpolitik:
Stoiber hält sich dieses Mal lieber im Hintergrund, er spricht nicht auf der Pressekonferenz – Bilder des Kreml zeigen, dass er Putin nur die Hand schüttelt. Das ist nicht wahr, wie das beigegebene Foto zeigt: Stoiber umklammert gleichzeitig Putins muskelstrotzenden Unterarm mit eisernem Griff. Das schreit doch geradezu nach einer Deutung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.03.2017 um 22.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34681

Man finde oft ein narzisstisches Größenerleben, Mittelpunktstreben und ein Verlangen nach Aufmerksamkeit als Motiv für ihre Taten. Wenn es stimmt, dass Marcel H. in Internet-Chats die Tat kommentiert hat und derart nach Aufmerksamkeit giert, dann ist eine überwertige narzisstische Geltungssucht auch bei diesem Täter anzunehmen.

Das sagt ein Psychiater in der FAZ. Wie lange kommt man mit solchen Tautologien noch durch?
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 06.03.2017 um 19.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34651

Als Trumpismus gilt nicht nur bigly (was manche als Kontraktion von big league auffassen), sondern auch die orthographische Variante yuge.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.03.2017 um 09.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34650

Zu like: Praktischerweise kann I was like sowohl Sprechen als auch Denken und Fühlen wiedergeben, und so fördert Google denn auch gleich über 100 Mill. Belege zutage. Noch fruchtbarer ist natürlich fuck(ing) mit mehr als einer Mrd. Belegen – selbst wenn man den gleichnamigen "Ortsteil in der Katastralgemeinde Hofstatt der Gemeinde Tarsdorf im Bezirk Braunau am Inn in Oberösterreich" abzieht. Man wundert sich auch, in welchen syntaktischen Nischen sich das Wort einschieben läßt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.03.2017 um 05.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34636

Der Schriftsteller Ulf Erdmann Ziegler, von der FAZ als "Linguist" vorgestellt, klagt: "Die amerikanische Sprache ist krank." (Gemeint ist natürlich das amerikanische Englisch.)
Das begründet er mit dem bekannten ausufernden Gebrauch von like. Der lange Artikel (4.3.17) ist aber seinerseits schlecht geschrieben und geht der Sache nicht auf den Grund. Interessant ist allenfalls die Beobachtung, daß das Wort in Trumps Äußerungen nicht vorkommt. Das mag nicht nur an der Textsorte liegen, sondern auch eine Frage der Generation sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.03.2017 um 09.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34622

Ausgerechnet die demokratisch überhaupt nicht legitimierten Lords und Baronessen haben Theresa May in die Suppe gespuckt. (Welt 2.3.17)

Nun ja, sie sind nicht gewählt, aber deswegen nicht illegitim. Oder will man in einem Abwasch gleich die Verfassung des Königreichs in Frage stellen? Das ist ein bißchen viel auf einmal.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.02.2017 um 04.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34589

Der Tisch ist auch ohne Weidevieh reich gedeckt. Die meisten Menschen ahnen nicht, wie viele Rehe es in Deutschland gibt. Ich sehe bei jeder Radfahrt welche herumstehen, sie kommen hier auch in die Gärten. Das Problem ist bekannt, die Jäger kommen ihrer Pflicht nicht nach.
In Berlin laufen nachts die Wildschweine und Füchse durch die Straßen, z.B. in Zehlendorf, wo ich mich am besten auskenne.
Allerdings bin ich bisher gut ohne Wölfe ausgekommen und sehe nicht, was ihre Wiedereinführung mit Naturschutz zu tun hat. In Sibirien haben sie mehr Platz und "Ruhezonen".
 
 

Kommentar von SP, verfaßt am 24.02.2017 um 19.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34588

Die namhaften Öko-Verbände BUND und Nabu unterstützen eine Kampagne gegen Massentierhaltung (Agrarwen.de) und fordern gleichzeitig, die weitere Ausbreitung des Wolfs und anderer Raubtiere unter strengem Schutz zu belassen?

Es ist ein schönes Gedankenspiel, sich auszumalen, wie wohl unsere Dörfer ohne Massentierhaltung aussähen. Für Wölfe und Füchse wäre der Tisch reich gedeckt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.02.2017 um 09.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34583

Rückennummer "88" auf Trikot sorgt für Wirbel

Nürnberg und ganz Mittelfranken werden von diesem Nazi-Skandal durcheinandergewirbelt. Kommentare weisen darauf hin, daß es kaum noch Ziffern- und Buchstabenkombinationen gibt, die als harmlos angesehen werden können. Auch für Kfz-Kennzeichen wird es immer enger. Strichcodes wären ein Ausweg, sind auch besser maschinenlesbar.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.02.2017 um 13.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34574

Das ist eine lange Geschichte; über den Tropfen, der das Faß zum Überlaufen brachte, habe ich hier berichtet:

http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29157

http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1539#27003

Mein Eindruck ist, daß Organisationen, die man zuerst unterstützt, im Laufe der Zeit ein Eigenleben entwickeln, das aber im milden Licht ihres Heiligenscheins kaum erkannt wird.

Der wichtigste Schritt ist vielleicht, wenn die Ehrenamtlichen einen hauptberuflichen Geschäftsführer zu brauchen glauben, der dann natürlich seinerseits ... usw. Und wenn der Apparat groß genug geworden ist, sucht er sich neue Aufgaben, die seine Existenz rechtfertigen.

Ich habe eines Tages alle Mitgliedschaften beendet, viel zu spät; aber die Reue verzehrt mich auch wieder nicht, man macht eben Dummheiten im Leben...

(Daß sie allesamt frühzeitig auf Reformschreibung umgestellt haben, hat mir noch den nötigen Stupser gegeben, den ein Phlegmatiker nun mal braucht.)
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 22.02.2017 um 12.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34572

Nur aus Neugier: Inwiefern hat Sie der Bund Naturschutz (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, nehme ich an) enttäuscht? Wie müßte eine Naturschutzorganisation handeln?
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 22.02.2017 um 08.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34571

Der jüngst veröffentlichte Bericht von AI über Syrien hat der Organisation sicherlich viel Geld aus Saudi-Arabien und anderen Golfstaaten in die Kassen gespült.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.02.2017 um 05.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34570

Nun geht Amnesty International wieder durch alle Medien. Mir fiel schon vor längerer Zeit auf, daß über die Kampagnen der großen Organisationen (AI, Greenpeace) viel zu lesen ist und auch die großen Geldsummen, die dort fließen, nicht geheim sind, daß man aber so gut wie nichts über entsprechende Erfolge erfährt. Rügen werden ausgesprochen, Preise vergeben (und eingestrichen), aber sonst? In kleinerem Maßstab habe ich mich auch gefragt, was die Unterschriftsaktionen des PEN bewirken, und bin ausgetreten; auch aus dem Bund Naturschutz. Es gibt hier ein Informationsloch in der öffentlichen Meinung, zugedeckt mit Moral.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 19.02.2017 um 12.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34558

So geht es auch: "Zigäunerschnitzel" in einem Ungarischen Restaurant in Deutschland.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.02.2017 um 09.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34557

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29245

Von ähnlicher Logik ist der hübsche Ausspruch Daniel Barenboims:

Die Hammerklaviersonate wird nicht leichter, wenn man sie nicht spielt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.02.2017 um 05.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34553

Man soll sich regelmäßig vom Zahnarzt die "Belege" entfernen lassen. (mdr-de 19.2.17)
Ich hebe sie lieber auf, vielleicht zahlt die Kasse ja doch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.02.2017 um 17.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34540

Zähne als Spiegel der Seele
1. Vordere Schneidezähne 
Die mittleren Schneidezähne oben (11 und 21) beschreiben die Liebeskraft der Person und ihre Beziehung zu den Eltern, wobei der 11er den Vater, die Autorität, das Feuer und die Sonne symbolisiert, während der 21er für die Mutter, die Frau, den Mond und das Wasser steht. Die mittleren unteren Schneidezähne (41 und 31) symbolisieren den Stellenwert der Eltern im sozialen Alltag des Kindes. Die unterschiedlichen Erscheinungsbilder im Bereich der Schneidezähne verraten weitere Persönlichkeitsmerkmale. Ein Diastema (Zahnlücke) zeigt, dass im Liebesbereich mehr Raum geschaffen wird, aber auch, dass es Schwierigkeiten gibt, die männliche und weibliche Seite gleichermaßen zu integrieren. Abgeschlagene Schneidezähne demonstrieren einen Mangel an elterlicher Zuwendung, vielleicht sogar einen Beziehungsbruch. Die Dominanz eines Elternteils erkennt man an überlagerten Schneidezähnen.

(...)
8. Weisheitszähne (18, 28, 38, 48)
Die Weisheitszähne erscheinen, wenn sie angelegt sind, nicht vor dem 18. Lebensjahr und stellen die spirituelle Entwicklung sowie die Beziehung des Individuums zur Gemeinschaft und zum Kosmos dar.
Der Weisheitszahn oben rechts (18er) entspricht der Kraft, die wir bei dem Versuch, uns spirituell zu entwickeln, aufwenden. Zahn 28 steht für tief liegende Ängste, von der materiellen und spirituellen Welt ausgeschlossen zu werden. Ob wir fähig sind, der Umwelt die eigenen Gefühle mitzuteilen, erkennt man am 38er. Der Weisheitszahn unten rechts (48er) steht für die physische Energie, die wir einsetzen, um unseren Platz in der Welt zu finden. Mit dem Verlust der Weisheitszähne könnten der Sinn für die Einswerdung mit der Natur und dem Kosmos sowie der Gemeinschaftssinn und die sozialen Energien verloren gehen.

Die Psychodontologie verrät uns nicht nur die geheime, unterbewusst bekannte Sprache der Zähne und wie die dentalen Signale gelesen und verstanden werden können, sondern sie dient auch einer ganzheitlichen Zahnheilkunde. Manche Menschen mögen diese Deutungen vielleicht als vage und unseriös abtun, obwohl sie doch sehr oft zutreffen. Es liegt jetzt an Ihnen, wie Sie mit ihnen umgehen und was Sie mit diesen Informationen machen. Mehr zum Thema lesen Sie im neuen Buch „Z wie Zähne“ von Dr. Susanne Altmann und Dr. Eva-Maria Madani.

(http://www.gesund24.at/gesund/Zaehne-als-Spiegel-der-Seele/236435580)

Abgeschlagene Schneidezähne können aber auch auf zuviel elterliche Zuwendung zurückgehen.

Im Ernst: Wie und warum sollte sich eine solche Symbolik entwickelt haben?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.02.2017 um 18.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34527

Einheitswippe – die volkstümliche Bezeichnung sagt eigentlich alles.

Franzosen wollen sich Opel krallen (BILD)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.02.2017 um 05.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34488

Der Bauer ist kein Spielzeug. – Das haben wir als Kinder auswendig lernen müssen und damit den Gedanken eingesogen, daß wir den Bauern ewig dankbar sein müssen (obwohl wir ja keine Rittersleute waren).

Kritik an den Bauern bleibt anrüchig. Horst Seehofer ist ja ein erwachsener Mann, aber neulich hörte ich ihn ganz ernsthaft fordern, Ministerin Hendricks müsse sich bei den Bauern entschuldigen, die sie mit ihren Plakatsprüchen beleidigt habe („Steht das Schwein auf einem Bein, ist der Schweinestall zu klein“). Auch der Rücktritt wird verlangt, und angeschlagen ist die Frau auf jeden Fall, auch wenn sie sich nun tatsächlich entschuldigt hat. Hinweise auf die allbekannten Mißstände der Massentierhaltung und des Pestizideinsatzes in Monokulturen rufen stets wilde Empörung hervor.
Interessenvertretung gibt es überall, und sie ist ganz in Ordnung, aber hier spielt wohl doch die alte Ideologie vom Nährstand auf seiner "Scholle" noch hinein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.02.2017 um 05.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34466

Der Sirenensang von der Gerechtigkeit hat eine unwiderstehliche Kraft. Man sieht es an den Utopien seit Platon. Vertragsfreiheit und damit Freiheit überhaupt hat darin keinen Platz.
Das einzige, was die Höchstlohnvertreter zur Zeit noch ein wenig nachdenklich stimmt, ist der Hinweis auf die Stars der Unterhaltungsindustrie und des Sports. Die muß man um jeden Preis im Lande halten. Aber doch nicht die Manager!
 
 

Kommentar von SP, verfaßt am 06.02.2017 um 19.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34465

EVP -,43 M

Bei Wikipedia erfährt man zum Stichwort Einzelhandelsverkaufspreis einiges über die DDR. Nach den Preisbeispielen folgt ein kleiner Einblick in die Lohnstruktur, leider ohne die höheren Löhne.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.02.2017 um 16.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34462

Es gibt Mindestlöhne, da muß es auch Höchstlöhne geben, wegen der Gerechtigkeit und dem Neid und so.
Es gibt Höchstmieten und sollte Höchstpreise geben, damit auch die Armen satt werden und Auto fahren können, aber auch Mindestpreise, sonst kommen die kleinen Ladenbesitzer nicht über die Runden. Am einfachsten wären Festpreise und Festlöhne für alles und alle. Oder gar kein Geld mehr, sondern Zwangsarbeit und Gemeinschaftsverpflegung. (Tip für den Wahlkampf!)
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 31.01.2017 um 12.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34431

Dürfte eine Übersetzung von deliver sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.01.2017 um 08.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34430

Noch einmal zu liefern (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31716)

Manche freuen sich, daß Trump liefert, zumal viele auch gehofft oder gefürchtet hatten, er werde nicht liefern. Hitler lieferte auch, zur Überraschung harmloser Gemüter, die nicht daran geglaubt hatten. Aber damals drückte man das noch nicht so aus.

Duden verzeichnet diese Bedeutung jetzt auch, vor 20 Jahren noch nicht. Das niederdeutsche Kaufmannswort geht auf lat. liberare zurück.

Was einer liefert, scheint nicht so wichtig zu sein. Der starke Mann als Gegenteil der Schwatzbude.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.01.2017 um 06.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34429

Früher sprach ein Politiker "mit unserem Korrespondenten" oder wenigstens "mit dieser Zeitung", heute "mit der Funke Mediengruppe".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.01.2017 um 20.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34427

Die WELT steht vor einem Rätsel: Wie konnte sich Schulz in eine derartig schwierige Sprache einfinden? Das reicht für einen ganzen Artikel. (Es geht um Martin Schulz, der passabel Französisch spricht.)
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 27.01.2017 um 20.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34421

Britische Abgeordnete vertreten ihre Wahlkreise, jeder einzelne von ihnen, de facto aber natürlich auch ihre jeweiligen Parteien. Mit der Volonté générale hat das nichts zu tun.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.01.2017 um 19.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34420

Nur kurz zur Erinnerung: Den "Willen des Volkes" habe nicht ich ins Gespräch gebracht, sondern das war ein ungefähres Zitat; britische Parlamentarier hatten davon gesprochen, und gerade das war mir etwas seltsam erschienen: Wessen Willen vertreten sie denn, wenn sie ihn eher in Volksabstimmungen als in ihrer eigenen Wahl verkörpert sehen?

In dem erwähnten FAZ-Artikel wurde zwischen den kurzfristigen Interessen der Bürger und den längerfristigen unterschieden, die durchaus auch die der Bürger sind, aber eben weniger in Umfragen als in der Rekrutierung des politischen Personals zum Ausdruck kommen.

Als die Bevölkerung gegen die Rechtschreibreform stimmte, haben wir uns doch auch keine Illusionen gemacht. Die meisten hatten nicht den Durchblick wie wir, aber uns war das Votum doch ganz recht; und wir fanden, daß man so eine Reform auch dann ablehnen darf, wenn man sie kaum versteht (die Befürworter verstehen sie ja auch nicht).
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 27.01.2017 um 16.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34419

Das britische Parlament hat beschlossen, eine Volksabstimmung abzuhalten, und damit implizit auch, sich daran zu halten. Ob darin ein „Wille des Volkes“ zum Ausdruck kommt, ob es überhaupt einen solchen gibt und wie oder wo dieser Wille „authentisch“ zum Ausdruck kommt, ist dafür völlig ohne Belang. Das Parlament hätte auch entscheiden können, eine Münze zu werfen.

Was versteht der britische oder deutsche Politiker denn von der Sache? Was versteht Brüssel von der Sache?

Was verstehen die Volkswirte wohl von der Sache? Wahrscheinlich verschiedenes.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.01.2017 um 16.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34418

Einschlägiger Beitrag in der heutigen FAZ:

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/regierungsumfrage-gut-leben-in-deutschland-14762320.html?google_editors_picks=true
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 27.01.2017 um 14.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34417

Man kann grundsätzlich darüber diskutieren, ob Volksabstimmungen gerechter sind als parlamentarische Entscheidungen.

Es widerspricht sich aber, beides zu tun. Hat man sich einmal für die Volksabstimmung entschieden, kann man nicht zum gleichen Punkt noch das Parlament befragen. Das Parlament kann dann höchstens noch die Einzelheiten festlegen. Daß es "nicht gegen den Willen des Volkes" entscheiden will, steht meiner Meinung nach sowieso außer Frage, ansonsten wäre die ganze Volksabstimmung eine Farce.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 27.01.2017 um 11.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34416

Das stimmt, die Briten sind dumm und müßten sich deshalb eigentlich damit abfinden, von Brüssel aus regiert zu werden.

Wem dienen solche Scheindebatten?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 27.01.2017 um 11.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34415

Aber versteht die Durchschnittsbevölkerung überhaupt etwas von der Sache?

Wieviel Prozent der Bevölkerung können annähernd einschätzen, was der Brexit für eine Bedeutung und für wirtschaftliche Folgen hat?

Wieviel Prozent der Bevölkerung überblicken die Folgen und verstehen Sinn oder Unsinn der Rechtschreibreform? Meiner Meinung nach war die Bevölkerung am Anfang dagegen, weil sie keine Ahnung hatte und nur in Ruhe gelassen werden wollte, und jetzt wäre sie aus genau den gleichen Gründen gegen eine Rücknahme der Reform.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 27.01.2017 um 10.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34414

Was heißt hier »authentisch«? Der Wille »der Bevölkerung« wird sachbezogener abgefragt, und darauf kommt es an.

Sobald die Eliten eine Volksabstimmung verlieren, wird das hohe Lied des Parlamentarismus angestimmt. Kennt man schon.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.01.2017 um 04.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34413

Schon erfahren wir, daß Martin Schulz ebenso beliebt ist wie Angela Merkel. Vielleicht ist er auch schöner?

Aber im Ernst: Die Umfrager hätten die Leute auch fragen sollen, was sie überhaupt von Schulz wissen. Da er nicht im Bundestag reden darf, wird er wohl verhältnismäßig unbekannt bleiben bzw. nur auf eine bestimmte mediengerechte Weise in Erscheinung treten. Das könnte ihm helfen, beliebt zu bleiben.

Wenn ich die News bei Google aufblättere, fällt mir immer wieder auf, wieviel Talkshows, Dschungelcamp, Tatort und Fußball es gibt. Es sind weitgehend Nachrichten über das Fernsehen, nicht neben dem Fernsehen. Wie verändert das die Demokratie?

Das britische Parlament will "nicht gegen den Willen des Volkes" entscheiden. Darunter sind Volksabstimmungen zu verstehen, also keinesfalls der Wille der Abgeordneten. Diese ausdrückliche Abdankung der Volksvertreter ist das Ende einer Epoche, auch bei uns.

Freilich soll das Volk herrschen, aber ob sein Wille in Abstimmungen wirklich authentischer zum Ausdruck kommt als durch die Abgeordneten, ist nicht ausgemacht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.01.2017 um 06.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34409

Die Liste der bekannten Mauern (https://de.wikipedia.org/wiki/Mauer) muß bald ergänzt werden, Große Mauer wird einen Zusatz (China) bzw. (USA) brauchen. Und wir werden den legendären Eintrag aus unseren Kindertagen lesen: „einziges menschliches Bauwerk, das vom Mond aus gesehen werden kann“.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.01.2017 um 03.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34402

Niemand kann auf Anhieb sagen, welche Verdienste Martin Schulz hat. Seine „Beliebtheit“ ist einfach so entstanden im selbstreferentiellen System der Medien. Prominenz trägt und verstärkt sich selbst (positive Rückkopplung). Beobachtenswert, Parallelen nicht zufällig.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.01.2017 um 07.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34334

In den USA wurden jetzt Stiefel vom Markt genommen, deren Profilsohle eine Art Hakenkreuze in den Matsch drückte (swastika boots), natürlich auch wieder in China hergestellt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.01.2017 um 05.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34313

Meteorologen warnen vor 30 Zentimeter Neuschnee

Was dem einen sin Uhl...

Hierher gehört ja auch der Gender-Purzelbaum, der uns ja immer wieder mit dem Wahn versöhnt:

1998 begann auch im deutschen Sprachraum eine Diskussion darüber, ob die Verwendung weiblicher Vornamen für die Tiefs eine Frauendiskriminierung darstellen könnte, weil diese meist „schlechtes“ Wetter bringen, die Hochs hingegen „schönes“ Wetter. Daraufhin wurde auch an der FU Berlin ein turnusmäßiger jährlicher Wechsel von weiblichen und männlichen Vornamen beschlossen. (Wikipedia)

Zur Zeit wütet das Tief Egon.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.01.2017 um 16.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34257

Die FAS bietet zu oft zu wenig Stoff zum Nachdenken oder wenigstens zum Drüberreden. Sehr viel Essen, Trinken, Mode, Kinderberuhigung usw., magerer Wissenschaftsteil. Davon hat man doch die ganze Woche über genug.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 08.01.2017 um 13.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34256

Verkaufte Auflage der FAS 2012: 360000
Verkaufte Auflage der FAS 2016: 245000
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.01.2017 um 06.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34253

Putin wählte Trump (Aufmacher der FAS 8.1.17)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.01.2017 um 17.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34248

Hier kann man den Bericht der Geheimdienste nachlesen:

https://www.dni.gov/files/documents/ICA_2017_01.pdf
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.01.2017 um 16.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34247

Nachdem der Bundestag sich so mächtig dafür ins Zeug gelegt hat, den Völkermord an den Armeniern zu verurteilen, erneuern die Hereros, wie vorausgesagt, ihre Entschädigungsforderungen und haben Deutschland verklagt. Deutschland lehnt bisher ab, zahlt aber, nebenbei bemerkt, nach über 200 Jahren noch Entschädigungen an die Kirche, zur Zeit eine halbe Milliarde jährlich. Warum sollte man dort haltmachen, wie weit darf man zurückgehen? Mir fällt so vieles ein.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 07.01.2017 um 13.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34246

Trumps Wähler lachen sich scheckig, soweit sie sich mit diesen Albernheiten überhaupt befassen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.01.2017 um 10.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34245

Wie kommt es eigentlich bei den amerikanischen Wählern an, wenn man sie darüber aufklärt, daß sie nach Putins Pfeife getanzt und falsch gewählt haben? Darüber liest man nichts.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.01.2017 um 15.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34216

Zubereitung: Gewünschte Menge erhitzen und nach Belieben würzen

Erinnert an die Rechtschreibreform.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 21.12.2016 um 09.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34150

Daß billige Pöbelei und leeres Geschwätz von der Meinungsfreiheit gedeckt sind, wird den Zeitungen auf Dauer nicht helfen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.12.2016 um 08.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34149

Zum vorigen: Zwei Leserbriefe wenden gegen jenen "Konsorten" ein, das Wort habe eigentlich keinen pejorativen Sinn. Man ist in Ehren Konsorte eines Konsortiums, und im evangelischen Kirchenlied hieß es: "Wir sind Konsorten der Engel hoch um deinen Thron" (inzwischen geändert).
Aber entscheidend ist der heutige Gebrauch außerhalb der Fachsprache. So wurden ja auch die Kritiker der Rechtschreibreform oft als "Denk und Co." bezeichnet, stets mit der Absicht der Herabsetzung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.12.2016 um 06.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34138

Leserbriefe. Ein Lehrer will seinen Schülern am Beispiel der FAZ zeigen, wie die Meinungsfreiheit angegriffen wird. Was war geschehen? Ein Journalist hatte von „AfD und Konsorten“ gesprochen, und das gefiel dem Konsorten nicht. Der Journalist hat aber die Meinungsfreiheit nicht angegriffen, sondern genutzt. Ein häufiges Mißverständnis, wenn einem eine Meinung nicht paßt. – Ein emeritierter Professor der Medizinphysik nennt ein Gedicht Bob Dylans „narzisstisch“ und hat es damit dem Laureaten mal so richtig gegeben. Weiter so, immer mit der Autorität des akademischen Titels!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.12.2016 um 04.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34119

"Wir beobachten seit Jahren, dass Sprachstörungen bei Kindern zunehmen", sagt Hermann Josef Kahl vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). "Viele Eltern fördern ihre Kinder nicht genug." Sie stellten Säuglinge mit Handy-Filmchen ruhig und setzten schon Kleinkinder stundenlang vor den Fernseher. "Sie geben ihre Verantwortung an die digitalen Medien ab", beklagt der Kinderarzt gegenüber der Morgenpost. Eltern müssten stattdessen viel mehr mit ihren Kindern sprechen, singen und lesen. Mütter und Väter seien die besten Logopäden: "Wer sein Kind nicht beim Sprechen fördert, vernachlässigt es." Nicht die Kitas und die Schulen seien hier als Erstes in der Pflicht, sondern die Eltern. (Morgenpost 16.12.16)

Das ist richtig, aber Mahnungen sind hier wirkungslos. Es gibt sprachbetonte Elternhäuser und solche, in denen kaum gesprochen, nur ab und zu mal gebellt wird. Daran läßt sich nichts ändern. Man kann allenfalls hoffen, daß die nächste oder übernächste Generation es besser macht.

-

Im Kern geht es um die Angaben Holms zu seiner Vergangenheit, die er bei seiner Anstellung an der Humboldt-Universität im Jahr 2005 gemacht hat. Damals verneinte er die Fragen, ob er für die Stasi tätig gewesen sei und auch, ob er Geld von der Stasi bekommen habe. Aus heutiger Sicht sind die Angaben falsch. (Morgenpost 16.12.16)

Sie waren auch damals schon falsch. Heute wissen wir das.

-

„Der Straftäter ist kein Mensch zweiter Klasse.“

Wieso denn nicht?

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An dem brutalen Tritt des Bulgaren in der Berliner U-Bahn ist übrigens Merkel schuld ("Wir schaffen das"). Sie hat auch Schengen erfunden. (Lesermeinungen vom Tage)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.12.2016 um 07.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34077

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33438

Die Steigerungsbildungen mit ihrer regelwidrigen Betonung sind eigentlich keine richtigen Zusammensetzungen und könnten durchgehend getrennt geschrieben werden, wie man sie ja auch findet: ein haupt Grund – ein sau Wetter wie klasse Weib. Daher ja die Zweifelsfälle: hoch giftig/hochgiftig.
In der Praxis wäre allerdings die Getrenntschreibung kaum durchführbar: haus hoch, meilen weit, maus grau, quitte gelb?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.12.2016 um 10.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34066

Auch die Gesellschaft für deutsche Sprache wählt postfaktisch zum Wort des Jahres.

Der Begriff wurde in Deutschland vor allem durch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) einer größeren Öffentlichkeit bekannt. „Es heißt ja neuerdings, wir lebten in postfaktischen Zeiten“, sagte Merkel am 19. September bei einer Pressekonferenz nach der für die CDU verlorenen Berlin-Wahl. „Das soll wohl heißen, die Menschen interessieren sich nicht mehr für Fakten, sondern folgen allein den Gefühlen.“ Deswegen wolle sie es fortan auch mit mehr Gefühl versuchen, so Merkel. (focus.de 9.12.16)

Übrigens hat die GfdS "nach eigenen Angaben" (anscheinend nie überprüft) rund 3000 Mitglieder in der ganzen Welt – also ein sehr kleiner Verein. Der VDS hat 36.000. Erstaunlich, wieviel Beachtung ein winziges privates Kränzchen in Wiesbaden immer wieder findet. (Und wer sich dafür hergibt, an solchen Kindereien mitzuwirken.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.12.2016 um 04.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34022

Nach jeder Wahl erklären uns die Journalisten, warum der Sieger gewinnen mußte – auch "entgegen den Erwartungen" (SPIEGEL über Österreich). Eben! Vorher haben sie es noch nicht gewußt.
Erstaunlich, mit welcher Schafsgeduld das Publikum sich das gefallen läßt, ebenso wie die täglichen Umfragen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.12.2016 um 09.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#34003

Der gewaltsame Tod der Studentin hatte in Freiburg und an der dortigen Universität Betroffenheit ausgelöst. (Welt 3.12.16)

Was ist damit eigentlich gesagt?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.12.2016 um 13.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33994

Noch zwei Beispielsätze aus der linguistischen Literatur:

Erna tätschelte Erwin mit einer Drahtbürste.

Die junge Professorin stürmte vehement in den tosenden Hörsaal.


tätscheln und mit einer Drahtbürste sind semantisch unverträglich, stürmen und vehement dagegen sind nur allzu verträglich.

Dann doch lieber das klassische Der zornige Lehrer schlägt den faulen Schüler – das hat wenigstens Hand und Fuß.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.11.2016 um 03.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33940

Meint er das Ernst?

So fragt die WELT und meint Erdogans Drohung, die Flüchtlinge auf uns loszulassen. Dabei sind biologische Kampfstoffe doch verboten?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.11.2016 um 08.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33912

Wer dem Staat 10 Milliarden Euro klaut, müsste eigentlich hinter Gitter. Nicht aber, wenn er dem Staat ein Gesetz untergeschoben hat, dass (!) den Diebstahl erlaubte. (Berlin Journal 30.9.16)

Übrigens wird diese Geschichte (Cum-Ex-Skandal) zur Zeit aufgekocht und dabei der Name des Lobbyisten unkenntlich gemacht. Dabei stand er schon vor Monaten mit Foto in den Zeitungen (Arnold Ramackers) und war sogar in amtlichen Texten zu lesen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.11.2016 um 13.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33860

Oxford Dictionaries küren "postfaktisch" zum Wort des Jahres (Schlagzeile WELT u.a.)

Stimmt ja gar nicht. post-truth. Bei so heiklen, dazu noch polemischen Urteilen sollte man vorsichtiger sein. Die englischsprachige und die deutschsprachige Welt führen ihre eigenen Diskussionen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.11.2016 um 04.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33811

Donald Trump droht der Verlust einer Stammklientel der Republikaner: der religiösen Konservativen. Dieser Ansicht ist der Theologe und Amerika-Experte Michael Hochgeschwender. Der US-Präsidentschaftskandidat stehe nicht für christliche Werte, sagte Hochgeschwender im Deutschlandfunk. Das könne ihn die Wahl kosten. (DLF 2.11.16)

Auch der Papst hat vor Trump gewarnt; er sei kein Christ. Aber auch die Mehrheit der Katholiken hat ihn gewählt.

Selten war die Medienwelt so von Wunschdenken beherrscht wie vor dieser Wahl. Hinterher bemüht sie sich, das Ergebnis wegzureden, und wirkt dabei immer kläglicher.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 09.11.2016 um 21.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33810

Die deutschen Medien wollten Trump verhindern helfen. Das ist erwartungsgemäß nicht so gut ausgegangen für sie.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 09.11.2016 um 20.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33809

»Das amerikanische Volk hat gesprochen.« Übersetzung: Die Mehrheit (auch die relative) wollte Trump nicht und hat ihn nicht gewählt, bekommt ihn nun aber doch als Präsidenten.

»Das Heil der Demokratien, von welchem Typus und Rang sie immer seien, hängt von einer geringfügigen technischen Einzelheit ab: vom Wahlrecht. Alles andere ist sekundär.« (José Ortega y Gasset) [zit. nach http://www.wahlrecht.de/index.htm]
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.11.2016 um 18.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33808

Die FAZ fragt: Wie konnte das passieren? – meint aber das Wahlergebnis und nicht etwa das Debakel der Meinungsforscher und Journalisten. Und dann ebenso: Der Unfall der Wahlnacht, erklärt in sieben Grafiken.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.11.2016 um 16.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33807

Trump

Unsere Journalisten lecken ihre Wunden. Die ersten fangen schon an, messerscharf zu wissen, warum das Gegenteil ihrer Voraussagen eingetroffen ist, und erklären es uns. Andere tun sich schwerer.

Heribert Prantl flüchtet sich ins Lateinische: Verachtung der Humanitas. Was immer er damit meint – er hätte es doch sagen können. Und Er hat Frauen verächtlich gemacht. Also können sie ihn wohl nicht gewählt haben. Aber sie haben ihn gewählt:

Trump hat in den vergangenen Monaten im Wahlkampf immer wieder mit frauenfeindlichen Äußerungen für Aufsehen gesorgt. Trotzdem haben ihn offenbar 53 Prozent der weißen Frauen gewählt. (ZEIT)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.11.2016 um 14.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33791

Stimmt, ich habe in dem Focus-Artikel auch noch ein neues Wort gelernt:
herbstlaubene Bäume.

Na ja, warum nicht, eine spitznadelne Tanne, ein rotbeerener Strauch, blondhaarene Dänen ...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.11.2016 um 13.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33790

Die Sparmaßnahmen in Europa sind noch extremer als hier. Die Austeriät demontiert all das, was Europa in der Nachkriegszeit groß gemacht hat – die wirtschaftlichen Errungenschaften der Sozialdemokratie.
(...)
Der deutsche Erfolg basiert auf der Verringerung des Lohn- und Einkommensniveaus. Hinzu kommt, dass Europa extrem rassistisch ist. Wenn alle Dänen blonde Haare und blaue Augen haben, geht es schief, sobald Leute zuwandern, die anders aussehen. Der Rassismus verbirgt sich in einer homogenen Bevölkerung.
(Noam Chomsky im Interview, Focus Magazin 6.11.16)

Man lernt nie aus.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 03.11.2016 um 20.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33762

Bilanz von knapp hundert Jahren: In Straßburg wird mehr Arabisch gesprochen als Deutsch bzw. Elsässisch, und Französisch ist als Weltsprache tot.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 03.11.2016 um 19.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33761

Sprachgeschichtlich interessant am Schneefall ist natürlich auch, daß so mancher Dialekt die stark flektierten Formen bevorzugt.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 03.11.2016 um 17.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33759

DLF, "Europa heute", 1. November: Ein Bericht aus dem lothringischen Städtchen Hayingen, etwas westlich von Diedenhofen gelegen, wo Bürgermeister Engelmann (Front National!!) gegen die örtliche Tafel kämpft. Die weiteren Inhalte des Berichts sind hier nicht von Belang, aber der deutsche Ortsname wird nicht erwähnt, es ist nur vom französischen Hayange die Rede, und anscheinend spricht niemand dort auch nur ein Wort deutsch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.11.2016 um 04.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33753

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33596

Nur weil ich den Aberglauben für sehr aufschlußreich halte, noch diese Bemerkung: In den USA haben die Templeton-Stiftung und der Staat mehr al 5 Mill. Dollar für eine Doppelblind-Studie zur Wirksamkeit des Betens ausgegeben. Das Ergebnis war negativ. Das hielt aber die Gläubigen nicht von der These ab, es seien eben einfach weitere Studien erforderlich. Susan Jacoby berichtet weiteres in "The Age of American Unreason" (das ist die Autorin, von der kein Auszug in bayerischen Schulbüchern abgedruckt werden darf).

Ein vernünftiger Mensch würde sagen: Schon diese eine Untersuchung war eine zuviel. Vgl. den bemerkenswert ausführlichen Artikel https://en.wikipedia.org/wiki/Efficacy_of_prayer.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.11.2016 um 04.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33752

Schnee (ahd. sneo/snewes, engl. snow, got. snaiws, lat. nix/nivis) geht auf eine idg. Wurzel sneighw- zurück. (Im Griechischen fiel das anlautende s weg, wie üblich.)
 
 

Kommentar von Gunther Chmela, verfaßt am 02.11.2016 um 22.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33749

Eine ergänzende Anmerkung zum Verb schneien im Bairischen (westmittelbairisch, südliches Oberbayern).
Wir sagen im einigermaßen unverfälschten Dialekt geschnieben (gesprochen gschniem), wenn tatsächlich von Schnee die Rede ist. Im übertragenen Sinn aber heißt es immer geschneibt (gesprochen gschneibd.) Er kam plötzlich hereingeschneit. Es hat Geld geschneit.
(Siehe auch: Zehetner, Bairisches Deutsch, 2014.)
 
 

Kommentar von T.T., verfaßt am 02.11.2016 um 21.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33748

Lieber Herr Ickler, ich bin sprachgeschichtlich sehr interessiert, aber leider Laie. Es würde mich freuen, wenn Sie Ihre letzte Anmerkung noch etwas ausführen könnten.
Übrigens: In Bayern auch gschnieb'n oder eher gschnieb'm bzw. gschniem. Bin zwar Oberbayer, sage aber selbst gschneit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.11.2016 um 11.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33743

Musik in des Ohren des sprachgeschichtlich Interessierten, ist hier doch vom idg. Labiovelar der labiale Bestandteil erhalten (vgl. Nivea!).
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 02.11.2016 um 10.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33742

In Oberbayern hat's geschneibt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.11.2016 um 09.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33741

Heute nacht hat's gerengt.

Wenn wir heute auf geregent stoßen, können wir meistens mit einem Druck- oder Tippfehler rechnen, aber in weiten Teilen Deutschlands ist es mündlich ganz normal, so im Niederdeutschen, aber auch in der Pfalz und in Teilen Bayerns, sofern man nicht überhaupt gerengt sagt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.11.2016 um 08.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33740

Wann war der Mauerfall? Jeder Vierte weiß es nicht. (dpa)

Dafür haben die Politiker gesorgt, indem sie nicht diesen Tag zum Nationalfeiertag machten, sondern den ihrer Selbstfeier.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.10.2016 um 11.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33596

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30271

Interview mit Jacques Mourad (für den Kermani hatte beten lassen):

„Am Ende seiner Rede rief Navid Kermani dazu auf, für Sie und Ihre Gemeinde zu beten oder mit den Wünschen bei Ihnen zu sein. Glauben Sie, dass dieser Moment, als sich die gesamte Paulskirche für Sie erhob, geholfen hat?“
„Natürlich. Gebete können Wunder vollbringen.“
(FAZ 20.10.16)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.10.2016 um 16.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33590

Auch die Süddeutsche Zeitung gedenkt des Jubiläums:

Eine Frisörin isst Spagetti: Über 300 Autoren, Germanisten und Journalisten unterzeichneten 1996 auf der Buchmesse die sogenannte "Frankfurter Erklärung zur Rechtschreibreform". Darin forderten sie die Rücknahme der im selben Jahr von Österreich, der Schweiz und Deutschland beschlossenen Schreibregelung. Diese würde "Millionen von Arbeitsstunden vergeuden, jahrzehntelange Verwirrung stiften, dem Ansehen der deutschen Literatur im In- und Ausland schaden und mehrere Milliarden DM kosten". 20 Jahre ist das her. Zwischenzeitlich durften wir den Satz "Eine Frisörin isst Spagetti" schreiben, nach diversen Reformen der Reform ist das heute wieder verkehrt. (SZ-Magazin 17.10.16)
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 18.10.2016 um 15.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33581

Natürlich in erster Linie historisch, es handelt sich ja um einen zum Teil spürbar veralteten Text von 1948/49.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.10.2016 um 14.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33580

Meinen Sie das historisch oder systematisch? Ich könnte ihn unterschreiben, obwohl ich nicht an Naturrecht glaube (das ich für ein hölzernes Eisen halte).
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 18.10.2016 um 11.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33579

Es handelt sich hier nicht nur um eine Tatsachenfeststellung, sondern noch dazu um eine leicht falsifizierbare Behauptung, da Menschen auf vielfältige Weise ent- oder herabgewürdigt werden können. Aber das ändert ja nichts daran, daß der Grundrechtskatalog auf naturrechtliche Vorstellungen gegründet ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.10.2016 um 10.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33577

Wie sollte man denn aus Tatsachenfeststellungen einklagbare Rechte ableiten? Das "Naturrecht" (meist = die Moral der kath. Kirche) kann man beiseite lassen; es geht doch bloß um die Logik.

Man findet ja auch nicht heraus, daß die Würde und die Wohnung unantastbar und die Abgeordneten an Weisungen nicht gebunden sind. Man will es so und beschließt es.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 18.10.2016 um 10.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33576

Es heißt aber nicht »Möge die Würde des Menschen nicht angetastet werden«, auch wenn dies letztendlich gemeint sein mag. Ob der heutige Leser noch an den Weihnachtsmann oder das Naturrecht glaubt, ist ja eine ganz andere Frage.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.10.2016 um 03.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33572

Nachtrag zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#20884

Für die Mütter Teresas gibt es inzwischen mehr als 50 Belege allein bei Google. Die Neubearbeitung der Dudengrammatik ist bei der Pluralbildung (Gallmann) sehr ausführlich mit vielen Seiten voller Sonderfälle, aber dieser Fall ist noch nicht bemerkt worden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.10.2016 um 03.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33570

Wer glaubt denn noch an "Naturrecht"? Es sind allesamt Willensbekundungen, manche religiös unterfüttert, andere nicht. ("Würde" ist darüber hinaus eine Leerformel; die Religionsfreiheit oder die Unantastbarkeit der Wohnung wäre leichter zu diskutieren.)
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 17.10.2016 um 23.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33568

»Die Würde des Menschen ist unantastbar« ist eine aus dem Naturrecht abgeleitete Formulierung. Für die Artikel über die Wahl des Bundeskanzlers u. dgl. gilt das natürlich nicht. Wo ist das Problem?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.10.2016 um 07.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33562

Unser früherer Mitstreiter Wolfgang Illauer argumentiert in einem weiteren islamkritischen Leserbrief (FAZ 17.10.16) gegen die in irgendeiner "Wegweisung" enthaltene Formulierung, das Grundgesetz sei ein Vertrag zwischen den Bürgern und dem Staat. Dagegen stellt er, die Artikel des GG (er denkt aber nur an die Grundrechte) seien "Erkenntnisse kluger Menschen" – in einem fast gleichen Leserbrief an den Münchner Merkur vom Januar bezieht er sich deutlicher auf das "Naturrecht".
Nun kann man über den Ausdruck "Vertrag" in der Tat streiten, aber wenn es sich um Erkenntnisse handelt – wie ist es dann möglich, wochenlang darüber zu verhandeln und sie dann zu beschließen? Was im GG als Tatsachenfeststellung formuliert ist, soll in Wirklichkeit als Norm gelten, das ist doch unbestritten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.10.2016 um 05.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33555

Ich lese in der Zeitung könnten unterschiedlicher kaum sein und weiß intuitiv, daß diese Wortstellung häufiger vorkommt als die eigentlich normale kaum unterschiedlicher; dasselbe mit nicht. Außerdem weiß ich, daß in dieser Verbindung unterschiedlich häufiger ist als verschieden, auch wieder mit kaum oder nicht. Die Google-Zahlen, so problematisch sie sind, bestätigen es.
Dabei ist die Zahl der Gegenbeispiele nicht gering, umso erstaunlicher die statistische Intuition, die jeder von uns ausbildet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.10.2016 um 05.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33495

Bodo Kirchhoff schreibt jetzt auch reformiert.

Überhaupt: Die Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung rückt immer näher, das ist ähnllich wie vor 100 oder 140 Jahren: Einheitlichkeit ist leichter zu erreichen als Richtigkeit (Einfachheit).

Allerlei Zwänge, wirkliche und eingebildete ("Putativgehorsam") sorgen für die Gleichschaltung und Selbstgleichschaltung. Die Revisionsarbeiten sind durch die KMK abgebrochen worden, aber es ist zu erwarten, daß die Geschichte sich auch hier wiederholt: Die übertriebenen Großschreibungen (Letzterer, im Allgemeinen) werden zurückgebaut werden, und dann wird es kaum noch etwas geben, was das Auge stört. Viele sehen jetzt schon nichts und stimmen der Umstellung ihrer Texte zu.

Noch etwas will uns schwer in die ergrauten Köpfe: Für die Kinder und Enkel sehen nichtreformierte Texte tatsächlich altmodisch aus, wie für uns Texte von 1850: lesbar, aber überholt. Opa schreibt noch Kuß (wie damals Thor). Er ist zu alt, sich noch umzustellen. – Es ist ziemlich unmöglich, bei jungen Leuten einen Sinn für die Feinheiten der nichtreformierten Schreibung zu wecken.

Auf anderen Gebieten ist es ja ebenso. Versuchen Sie mal, einen Sinn für die Feinheiten eines Lebens ohne Facebook zu wecken!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.10.2016 um 04.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33464

Noch zum Dativ-e (#31456 u. weitere Einträge): Heute selten, früher allgemein üblich: zu Neste tragen, auch ohne Objekt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.10.2016 um 05.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33438

Es gibt einerseits die Abneigung gegen den Betonungshiat, so daß wir Handarbeit gewöhnlich mit dem regulären Hauptakzent auf der ersten und einem irregulären Nebenakzent auf der dritten Silbe sprechen, die zweite aber unbetont.

Steigerungsbildungen wie steinreich, blutjung haben gerade deshalb zwei starke Akzente nebeneinander, weil sie emphatisch gesprochen werden. Aber nur prädikativ. Wie man beobachtet hat (Sütterlin S. 94), tritt attributiv die alte Regel wieder in Kraft: ein blútjùnger Mensch. Höchstens denkbar, wieder emphatisch: So ein blútjúnger Mensch! (Das Wort wird übrigens auf "bloß" zurückgeführt: bloß wie ein junges Tier, das noch keine Federn oder Haare hat.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.10.2016 um 04.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33430

Wildpilze wie Steinpilze, Pfifferlinge, Morcheln oder Schwammerln filtern natürlicherweise vermehrt Schwermetalle, insbesondere Quecksilber, aus dem Erdboden heraus, auf dem sie wachsen.
(http://www.bvl.bund.de/DE/08_PresseInfothek/01_FuerJournalisten/01_Presse_und_Hintergrundinformationen/01_Lebensmittel/2016/2016_09_30_PI_Wildpilze.html)

Was stellen sich die Nordlichter unter Schwammerln vor?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.10.2016 um 13.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33425

Das anderswo erwähnte Schreiben auf Schiefertafeln mit ebensolchem Griffel hört und fühlt sich eigentlich ziemlich scheußlich an; wie haben wir das bloß ausgehalten? Gerade habe ich einen neuen Wassertopf eingeweiht, Edelstahl gebürstet, sieht gut aus, aber die Wortzusammenstellung ruft bei mir eine Gänsehaut hervor. Man könnte es anders nennen und mehr verkaufen.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 01.10.2016 um 10.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33421

In Syrien häufig Zivilisten mit auffällig langen Bärten und auffällig gefleckter Kleidung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.10.2016 um 07.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33420

Die anderen töten Zivilisten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.09.2016 um 05.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33406

Ex-Geliebte hat Vergewaltigung von Kachelmann erfunden (Tagesspiegel 29.9.16)

Wahrscheinlich um damit anzugeben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.09.2016 um 04.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33366

Nachtrag zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29849

Drei Tage später wurde seine Leiche nach zoroastrischem Ritus verbrannt. (Gala 5.9.16)

Zu meiner Überraschung lese ich auch bei Wikipedia, daß einige Parsen ihre Toten heute verbrennen wie die Hindus. Eigentlich wurde das Feuer immer als zu rein angesehen und angebetet, um es mit totem Fleisch zu verunreinigen. Vielleicht ein Synkretismus wie bei den Sikhs.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.09.2016 um 06.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33362

Beim Blick in die Zeitung kommen mir lauter unkorrekte Gedanken.

Streit im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. (s. a. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1065#15277)

Der Volksbund will auch seine Vergangenheit untersuchen lassen. Das schien mir vor über 50 Jahren schon notwendig, als mir Einzelheiten aus dem Innenleben bekannt wurden.

Kriegsgräber sollten eigentlich Kriegergräber/Soldatengräber heißen, denn die Gräber ziviler Kriegsopfer sind längst aufgelassen wie alle anderen. Daß man Soldatenfriedhöfe nach 100 Jahren noch pflegt und sogar noch neue anlegt, hat mit der Umdeutung zu friedensfördernden Denkmälern zu tun. Der Erfolg wird aber nicht kontrolliert. Steuergeld fließt.

In Freiburg sollte ein Denkmal für die koreanischen "Trostfrauen" aufgestellt werden, die Japaner haben es verhindert. Es geht sie zwar nichts an, aber die japanische Zwangsprostituierung von Koreanerinnen geht Freiburg auch nichts an. (Nichts, was auf der Welt geschieht, darf uns gleichgültig sein? Dann ist alles gleichgültig.)

Abgelehnte Asylbewerber werden trotzdem nicht abgeschoben und ersitzen sich den Aufenthaltsstatus. Es gehört sich nicht, Ärzten die leichtfertige Ausstellung von Attesten zu unterstellen? Aber kennt jemand einen Arzt, der kein Gefälligkeitsattest ausstellen würde? Den müßte man zum Helden der Medizin ernennen. - Das ist natürlich eine "Pauschalverdächtigung"!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.09.2016 um 09.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33249

Der Linguistenhumor ist eine ganz eigene Gattung. Er tobt sich in den selbstgemachten Beispielsätzen aus:

Wenn du den Schnittlauch mit meiner Zahnprothese zerkleinerst, ärgert mich, dass die Zahnzwischenräume voller Schnittlauchfasern sind.

Hahaha!

Aus demselben Buch (Meibauer et al.: Satztypen):

Ken, der ja bekanntlich in Barbie verknallt war, ging nicht zu Britneys Party.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.09.2016 um 04.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33235

Ja, liebe Freunde, den Vers habe ich ständig gehört, ohne den Schlager selbst zu kennen. Ich vermute übrigens, daß meine Mutter ihrem zweiten Sohn den Namen ihres Mannes gegeben hat, weil sie nicht wußte, ob der aus dem Krieg zurückkommt, das war damals nicht unüblich. Inzwischen kommt der Vorname wieder öfter vor, wie auch alle anderen älteren Namen außer Adolf. Die Gesellschaft für deutsche Sprache hat sich immer um die Vornamenstatistik gekümmert, das war verdienstvoller als ihr unerwartetes Engagement für die sogenannte Rechtschreibreform. Das Interessante daran ist, daß die Eltern eine ganz individuelle Entscheidung zu treffen glauben und dennoch einem statistisch erfaßbaren Trend folgen. Das ist wie bei der Selbstmordstatistik, die im 19. Jahrhundert die Diskussion um die Willensfreiheit neu belebte.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 03.09.2016 um 20.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33234

Da steh ich nun, ich armer Thor
und heiße nun mal Theodor!
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 03.09.2016 um 17.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33233

Der Theodor, der Theodor,
der steht bei uns im Fußballtor.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.09.2016 um 04.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33230

In Florida toben ein Wirbelsturm und ein Streit darüber, ob Hermine der richtige Name für ihn ist. Übrigens: "Tropischer Sturm Hermine, trat im September 2010 im Golf von Mexiko auf" (Wikipedia).
Manche wollen den Namen französisch lesen, viele sind für Hermione oder den Namen eines kürzlich erschossenen Gorillas.

Ich habe die deutsche Fassung von "Harry Potter" nicht in der Hand gehabt, erinnere mich aber noch meines Stirnrunzelns wegen des biederen deutschen Namens Hermine anstelle des passenderen Hermione für die niedliche kleine Hexe.

Der weibliche Vorname Hermine ist seit Harry Potter wieder beliebter geworden. Man sollte es sich gut überlegen. Es laufen ja viele herum mit seinerzeit beliebten Prominentennamen (Kevin) oder Namen, die aus Groschenromanen zu stammen scheinen und zum Beispiel mit fränkischen Familiennamen wie Kleinemeier, Übelacker nicht recht zusammenpassen. (Ich wurde aus irgend einem Grund mit einem Fußballtor assoziiert, aber das ist schon sehr lange her: vielleicht erklärt es mein Desinteresse an Fußball.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.08.2016 um 15.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33143

In Rio ist jemand beleidigt worden, nämlich die ganze deutsche Olympiamannschaft:

Der Deutsche Leichtathletik-Verband hat scharfe Kritik am Marathon-Auftritt der Hand ins Hand ins Ziel gelaufenen Zwillinge Lisa und Anna Hahner bei den Rio-Spielen geübt. "Die Hahner-Zwillinge Lisa und Anna beendeten ihr olympisches Marathon-Rennen mit mehr als 21 Minuten Rückstand auf die Siegerin, mit mehr als 15 Minuten über ihren Bestleistungen auf Platz 81 und 82", sagte DLV-Sportdirektor Thomas Kurschilgen. "Es wirkte so, als absolvierten sie einen Volkslauf und nicht die olympische Entscheidung."

Wenn Platzierung und Zeit bei einem olympischen Wettbewerb in den Hintergrund treten, wie die beiden Athletinnen unmittelbar nach dem Zieleinlauf formulierten, "dann ist das respektlos und ein Schlag ins Gesicht aller anderen Athleten der deutschen Olympiamannschaft", schimpfte Kurschilgen.
(t-online.de 15.8.16)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.08.2016 um 07.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33120

Michael Hanfeld versuchte dann noch, den unbedachten Abdruck von Lanzmanns überzogenem Beitrag zu rechtfertigen, und die FAZ hat bisher fünf Leserbriefe abgedruckt, die in dieselbe Kerbe schlugen, heute aber auch zwei kritische. Ein Leser wundert sich wie ich, warum die Kinder in der Hotelhalle den alten Herrn so in Rage versetzten.

Medienwissenschaftler könnten den Fall in ihre Lehrbücher aufnehmen: Wie konstruiert man ein Ereignis und kommentiert es anschließend?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.08.2016 um 06.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33079

In dem vieldiskutierten Gastbeitrag Claude Lanzmanns, den die FAZ gestern abgedruckt hat, steht noch etwas, was bisher niemand kommentiert hat:

Ich stand an der Rezeption, es war zehn Uhr abends, und blickte um mich. Die Hotelhalle war voller Kinder, dreißig müssen es gewesen sein, in kurzen Hosen, sie fühlten sich sichtlich zu Hause, sie kümmerten sich um keinerlei Belange des Anstands. Es kam mir wie eine Art Besatzung vor.

Was hat es damit auf sich, daß abends um zehn dreißig Kinder in der Hotelhalle wuseln? Und worin besteht ihr unanständiges Verhalten eigentlich? Hätten sie im Kempinski keine kurzen Hosen tragen dürfen? Was ist an der Sache schockierend? Ich bin ein bißchen ratlos.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.08.2016 um 05.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33029

Dem MDR ist ein peinlicher Fehler unterlaufen: In einem Radiobeitrag zu "20 Jahre Rechtschreibreform" vermeldete der Sender MDR Aktuell, dass mit Beginn des neuen Schuljahres die gerne verwechselten Wörter "seid" und "seit" zu "seidt" zusammengezogen werden. Dumm nur, dass die Quelle das Satireportal "Der Postillon" war.

Weiterlesen: http://www.horizont.net/medien/nachrichten/Beitrag-zur-Rechtschreibreform-MDR-Aktuell-geht-dem-Postillon-auf-den-Leim-141827
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.08.2016 um 05.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33019

Ein Ehemann und ein Vater suchen deshalb seit nun bereits mehreren Jahren auf eigene Faust nach seiner Frau beziehungsweise Tochter. (focus.de über Tsunami)

Harald Weinrich hat das Pedantische einmal definiert als übergroße Genauigkeit in kleinen Dingen (oder so ähnlich). Oft ist es aber nur eine Scheingenauigkeit. Die traurige Geschichte vom Tsunami verträgt den bürokratischen Ausdruck beziehungsweise nicht gut; nach Frau und Tochter wäre stilistisch besser. Der Leser ist ja nicht blöd, und beziehungsweise macht die Sache gar nicht eindeutiger.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.08.2016 um 10.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#33010

SRF brachte etwas zum Reformjubiläum:

Vor 10 Jahren wurde die neue Rechtschreibung amtlich: das Nachbeben der grossen Reform von 1996. Der Feder der Reformer entsprangen – neben einigen Verboten – eine ganze Reihe neuer Wortvarianten und Schreibweisen. Einige sorgen bei uns bis heute für Stirnrunzeln und Belustigung: sechs Beispiele.

Usw., aber die Mäkelei ist kenntnislos (Majonäse), betrifft nur Marginales und schließt mit einem Link zum Duden-Crashkurs (Christian Stang), so daß doch nur wieder Reformpropaganda und Durchsetzungsbeihilfe dabei herauskommt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.08.2016 um 18.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32990

Heute hat die FAZ wieder eine ganze Seite Kermani unreformiert. Er muß darum gebeten haben, denn von selbst macht das keine Zeitung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.08.2016 um 09.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32989

Wie schon einmal bemerkt, lassen sich Politiker gern wie Kaiser Augustus ablichten, mit ausgestrecktem Arm, anderen den Weg weisend. Da sind einander alle gleich, Demokraten wie Diktatoren.
Jetzt reckt auch Sigmar Gabriel sein Patschehändchen über die Ostsee; es wirkt aber sehr zivil, mit dem roten Anorak von Jack Wolfskin (189 €, zur Zeit billiger dank SSV).

Nachtrag: http://www.spiegel.de/stil/sigmar-gabriel-traegt-funktionsjacke-die-stilkritik-a-1105839.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.07.2016 um 17.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32959

Aha, danke, das ist einleuchtend. Clinton hat auch die TV-Kamera – also mich – immer wieder fixiert, so daß ich zuerst dachte, dort sei der Text.

Das Gemeinschaftsgefühl der versammelten Anhänger ist etwas Unheimliches. Die Kamera schwenkte immer wieder kurz auf die feuchten Augen. Dabei war die Machart doch leicht zu durchschauen. Aber es wirkt immer wieder, so sind wir eben.

Gleichzeitig lese ich, daß der Papst in Polen jemandem einen wirklich sehr "tiefen Blick" geschenkt habe.

Hurtig beuge ich mich wieder über meine Präpositionen.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 30.07.2016 um 17.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32957

Es handelt sich heutzutage in der Regel um zwei Projektionsflächen rechts und links vor dem Rednerpult, weshalb der Blick immer von der einen zur anderen Seite wechselt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.07.2016 um 06.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32947

During a campaign stop in North Carolina, Hillary Clinton read the word “sigh” off the teleprompter, rather than actually sighing, as she is told to do.

Dazu eine laienhafte Frage: Ich habe mir gestern aus rhetorischem Interesse Clintons acceptance speech angesehen. Wo steckt eigentlich der Teleprompter?
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 28.07.2016 um 23.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32926

In ihrer heutigen Pressekonferenz hat die Kanzlerin zu den Attentaten der letzten Tage gesagt: „Es werden zivilisatorische Tabus gebrochen.“

Da frage ich mich, ob Frau Merkel – wenn sie es selbst schon nicht kann – nicht wenigstens Mitarbeiter hat, die ein ordentliches und einfaches Deutsch sprechen können.

Falls es ihre Absicht gewesen sein sollte, Erschütterung und Mitgefühl auszudrücken, dann doch gewiß nicht mit solcher, kalt-abstrakter Sprache.

Wie lange ist uns nun schon gepredigt worden, daß der „Tabubruch“ eine große Leistung sei?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.07.2016 um 06.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32907

Die FAZ befragt eine Professorin für Kriminologie usw. zu den Attentätern. Man wartet auf das Wort Narzissmus. Da ist es schon! Vielen Dank für die Ferndiagnose, sehr plausibel!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.07.2016 um 10.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32892

Freunde machen mich darauf aufmerksam, daß es vielleicht um etwas anderes geht: In Länder mit Todesstrafe kann nicht so leicht abgeschoben werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.07.2016 um 18.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32881

Tagelang war zu lesen, die Wiedereinführung der Todesstrafe in der Türkei sei die "rote Linie" usw. – Aber sind denn von langer Hand geplanten Säuberungen und Gleichschaltungen eher hinzunehmen? Todesstrafe gibt es in befreundeten Rechtsstaaten auch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.07.2016 um 15.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32867

In den letzten Tagen ist Radfahren noch gefährlicher geworden. Unberechenbar umherlaufende Fußgänger, alle auf ihr Smartphone starrend. Einer hatte sogar eine Solaranlage auf dem Rücken, damit ihm nicht während der Pokémonjagd der Strom ausging.
Das Stampede-Video aus dem Central Park werden viele nun gesehen haben, aber hier in den kleinen Parks ist es ähnlich. O tempora!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.07.2016 um 16.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32855

Noch einmal zum Kabelsalat: One perceptual source of tangles is headphones. It seems whenever I get my headphones out they have managed to snarl themselves up.

So beginnt ein interesssantes Kapitel in Matt Parker: Things to make and do in the fourth dimension. Es geht um die mathematische Behandlung von Knoten. (Der Verfasser ist jener Schöpfer des langsamsten Computers der Welt, den man im Internet sehen kann.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.07.2016 um 04.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32848

Ein Spiegel spiegelt wider, gibt wieder. Nachdem die Präposition wider zum Archaismus geworden ist, sind Mißverständnisse nicht mehr zu befürchten, und man könnte wiederspiegeln endlich zulassen. Eigentlich seltsam, daß die Reformer das übergangen haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.07.2016 um 05.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32846

Vorhersagen von Sehern halten die meisten Menschen für Quatsch. Doch die blinde Prophetin Baba Wanga lag erstaunlich oft richtig. So soll sie den 11. September, Fukushima oder auch die schmelzenden Polkappen prophezeit haben – auch für das Jahr 2016 hatte sie eine Vision. (Focus)

Ich nehme an, daß solche Texte, selbst wenn sie dann noch etwas Skepsis durchscheinen lassen, großen Schaden anrichten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.07.2016 um 18.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32836

Berichte über den Besuch der Bundeskanzlerin in Kirgisistan animieren unweigerlich einige Leser zu der Frage, was sie da will, ob sie nichts Besseres zu tun habe usw.
Wir haben einen Botschafter dort, es wird Deutsch gelernt, ich habe auch schon tüchtige Studenten aus diesem Land gehabt, das ich leider wohl nicht mehr sehen werde.
Es muß eine ungeheure Zahl von Leuten geben, die den ganzen Tag ihre unbedarfte Meinung zu allen möglichen Themen niederschreiben, und sei es die bedeutsame Feststellung, daß ihnen dazu nichts einfällt. Zum Glück legen sich diese Foren durch den Wust selbst still, so daß man sie nicht zu beachten braucht, während ja anderswo die Zuschriften oft interessanter sind als der auslösende Redaktionsbeitrag.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.07.2016 um 14.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32835

Moderne Kunst allzu wörtlich genommen: Zum Entsetzen des Aufsichtspersonals hat eine 91 Jahre alte Besucherin des Neuen Museums Nürnberg ein Kreuzworträtsel-Kunstwerk ausgefüllt. Die Rentnerin habe unerlaubt mit einem Kugelschreiber auf dem Bild einige noch offene Kästchen mit den Lösungswörtern versehen. Damit habe sie das Kunstwerk beschädigt, berichtete Museumssprecherin Eva Martin am Donnerstag über den Zwischenfall vom Mittwoch und bestätigte Medienberichte.
Anscheinend habe die Nürnbergerin den Hinweis des Künstlers Arthur Köpcke "Insert words!" etwas zu wörtlich genommen. Dabei sollte doch eigentlich jedem Besucher klar sein, das man Kunstwerke keinesfalls beschriften dürfe, sagte Martin.
Das in einer Ausstellung des Museums gezeigte Fluxus-Werk, das mit 80 000 Euro versichert ist, soll restauriert werden. Die Kripo ermittelt inzwischen gegen die Rentnerin, die sich zunächst über die Vorwürfe der Museumsleitung überrascht gezeigt habe.


Erstens gibt es jede Menge "interaktive" Kunstwerke, bei denen man ausdrücklich "mitmachen" soll; und das ist geradezu der Stolz moderner Ausstellungen. Zweitens hat die Rentnerin die Aufforderung Insert words! nicht zu wörtlich genommen, sondern eine semiotisch keineswegs triviale Grenzverschiebung vorgenommen. Das entspricht genau jenem schon zitierten Faust-Darsteller der sich Habe nun, ach, Philosophie... usw. vorsagen läßt und dann das Publikum anstrahlt: "Soll ich Ihnen sagen, was unsere Souffleuse alles studiert hat?"
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.07.2016 um 07.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32831

Auch zu http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#11419

Die 400 Leserzuschriften an den "Standard" (http://derstandard.at/2000040152337/20-Jahre-Rechtschreibreform-Sprache-bewusst-machen)
zeigen, daß alle Bemühungen, größere Teile der Bevölkerung über die Rechtschreibung und deren Reform aufzuklären, vergeblich waren und sind. In der Anfangszeit konnte man noch die ebenso diffuse wie berechtigte Abneigung der Menschen gegen die Änderung ausnutzen, aber dieser Schwung ist längst dahin. Die Leute ärgern sich entweder aus den falschen Gründen oder wollen einfach ihre Ruhe haben.
Eine feinere, wohldurchdachte und auch respektvolle Orthographie ist eben etwas für anspruchsvolle Schreiber und Leser – elitär, das stimmt schon!
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.07.2016 um 17.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32776

"wüten sie auf Stimmtischniveau gegen die Ausländer"

Ja, so ist es leider, aber als mal einer ganz ohne Wut festgestellt hat, die Leute wollten eben einen Boateng nicht als Nachbarn haben, da hat sich plötzlich die gesamte Mainstreampresse empört, als ob es so etwas gar nicht gäbe.

Ich schäme mich auch immer fremd, wenn gegen Ausländer gewütet wird. Können deutsche Bürger nicht auf zivilisierte Art und Weise ihrer Regierung beibringen, was sie wollen?

Aber man kann es auch andersherum sagen: Begreift die deutsche Regierung nicht, daß sie es ist, die mit ihrer verantwortungslosen Politik die EU spaltet und immer mehr Bürger den links- und rechtsextremen Lagern zutreibt?
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 05.07.2016 um 16.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32775

Der Nürnberger Bahnhof ist immerhin repräsentativ für viele Bahnhofe.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.07.2016 um 10.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32774

Kleine Beobachtung: Ein Handwerksbetrieb mit rund zehn Angestellten will zum Herbst einen ausländischen Lehrling einstellen. Alle Angestellten sind dagegen, hinter vorgehaltener Hand wüten sie auf Stimmtischniveau gegen die Ausländer. Keiner hat, soweit bekannt, schlechte Erfahrungen gemacht, alle informieren sich aus BILD und Glotze.
Mir ist das ziemlich auf den Magen geschlagen. Der von uns geförderte junge Pakistani kommt in der Berufsschule gut zurecht, sein Deutsch hat sich schnell verbessert, wie ich gerade gestern wieder feststellen konnte.

BILD verbreitet Schreckensmeldungen über sexuelle Übergríffe in Schwimmbädern, der Bäderverband widerspricht und korrigiert die Zahlen, wahrscheinlich vergeblich.

Unangenehm sind die an den Bahnhöfen herumhängenden und zum Teil unverschämten ausländischen Männer. Den Nürnberger Hauptbahnhof samt Untergeschoß meiden meine Töchter inzwischen, soweit es geht. Das hat sich in kurzer Zeit sehr verändert. Es ist nicht repräsentativ, prägt aber das Bild, weil man es täglich erlebt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.06.2016 um 04.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32737

Mit Erstaunen und Mißmut habe ich bemerkt, daß fast alle, auch die Leserbriefschreiber, denen die Armenier schnurzegal sind, doch darin übereinstimmen, daß dem Herrn Erdogan mit diesem Tritt vors Schienbein recht geschehe. Nur im Tagesspiegel habe ich einen kritischen Kommentar zu dieser Gutmenschenaktion gelesen. Die Zweckentfremdung des Parlaments ist unabhängig vom konkreten Fall ein Ärgernis. Viele Abgeordnete dürften ebenso denken, sind aber zu feige, sich entsprechend zu verhalten.
Die Resolution scheint auf die Petition eines armenischen Vereins zurückzugehen. Fehlt nur noch, daß die Leugnung des Völkermords auch bei uns unter Strafe gestellt wird. Es ist niemand in Sicht, der sich dagegen aussprechen würde. Auf einem Zeitungsfoto sieht man eine Abordnung Armenier, z. T. in Priestertracht, auf der Zuschauertribüne des Bundestags, die „Danke“ auf ein vorbereitetes Poster gedruckt haben. Ist so etwas neuerdings erlaubt? (Nicht einmal das "Bundestagsbonbon" darf man dort oben lutschen.)
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 02.06.2016 um 20.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32736

Gewiß ist bei dieser Gelegenheit auch wieder die Legende aufgewärmt worden, daß Hitler bei Gelegenheit an die in Vergessenheit geratenen Armenier erinnert habe?
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 02.06.2016 um 19.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32735

Seit über einem Jahr wird das Thema der Verfolgung der Armenier und anderer Christen in der Türkei im Jahre 1915 im Bundestag diskutiert.

Im gleichen Zeitraum sind mehr als eine Million sog. Flüchtlinge – zu einem erheblichen Teil unregistriert – in unser Land gekommen, haben die Silvesterereignisse von Köln zu einem landesweiten Schock geführt. Ich nehme mal an, daß der Bundestag diese Entwicklungen wenigstens zur Kenntnis genommen hat.

Unter diesen völlig veränderten Umständen hat der Bundestag nun nichts besseres zu tun als zu einem höchst delikaten Zeitpunkt eine neue Armenier-Resolution zu verabschieden, um den Tritt gegen das türkische Schienbein, den man vor gut einem Jahr leider versäumt hat, nun endlich nachzuholen.

Derweil meint Frau Merkel, das unsägliche „Gedicht“ des Herrn Böhmermann solle von der Justiz beurteilt werden, und entschuldigt sich absurderweise noch dafür, daß sie es gewagt hat, auch eine persönliche Meinung dazu zu äußern.

Warum überläßt Frau Merkel die Frage des Völkermords nicht ebenfalls den Historikern, wie der türkische Premierminister vorschlägt, oder den Völkerrechtlern?

Nein, sie sagt sogar, daß sie die Resolution unterstütze, und gibt ihr damit noch einen regierungsamtlichen Anstrich. Sie verbaut sich damit selbst die Ausrede, daß der oberste „Souverän“, als den sich der Bundestag so gerne sieht, nun einmal so entschieden hat und die Bundesregierung darauf keinen Einfluß habe.

Zugleich ist sie, wie andere Minister auch, höchst bedauerlicherweise wegen anderer Termine verhindert, an der Abstimmung teilzunehmen.

Leider taugt die Resolution nicht einmal dazu, auch mal mit dem Finger auf andere zeigen zu können. Ganz im Gegenteil wird die Selbstflagellation noch etwas verstärkt, indem man eine deutsche Mitschuld am Völkermord herausstellt. Damit auch ja keiner sich damit herausredet, daß nur die Nazis an allen Schrecken schuld seien, ist es jetzt das deutsche Kaiserreich, das Mitschuld am Völkermord hat.

Ein solches Deutschland taugt wohl wirklich nur als Auffangbecken für den Rest der Welt.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 02.06.2016 um 18.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32733

"Vergangenheitspolitik": Ein schönes Beispiel ist die Geschichte der "Kiewer Rus", in der erst nach dem Ende der Sowjetunion zugegeben wurde, daß sie von schwedischen Wikingern gegründet und nach der finnischen Bezeichnung für die schwedischen Wikinger als "Russen" benannt ist. Die Einwohner wurden dann wie so oft nach ihren Herrschern benannt. Für die Romanow-Zaren und die Sowjets war das politisch unerträglich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.06.2016 um 06.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32731

„Vergangenheitspolitik“ (FAZ) ist ein seltsames Wort. Es gibt doch die Geschichtswissenschaft? Ich habe auch vergessen, warum der Deutsche Bundestag zu ausgewählten Ereignissen Stellung nehmen muß, die in den Geschichtsbüchern stehen. Vielleicht weil er im vereinten Europa zur aktuellen Politik nur noch wenig beitragen kann? (Immerhin können wir nun darauf verweisen, daß auch andere Völkermord begangen haben.)

Mit einer Petition könnte man vielleicht eine Resolution erreichen: "Die Rechtschreibreform hat das Schreiben erleichtert." Dann wäre auch dies endlich klargestellt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.05.2016 um 13.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32667

Wenn die AfD vom Deutschen Katholikentag ausgeladen wird, muß sie doch zuvor eingeladen worden sein? Gauland: "So einen simplen Fehler hätte ich der Kirche nicht zugetraut." Da hat er wohl recht.

Mit der AfD kann man zur Zeit so wenig reden wie mit dem Vorsitzenden des Zentralrats einiger Muslime, aber das weiß man doch vorher.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.05.2016 um 11.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32631

Schon wieder ein längerer Artikel über Carl Schmitt, diesmal in der ZEIT, obwohl er eigentlich der heimliche Hausautor der FAZ ist oder war. Ich habe aber immer noch nicht verstanden, warum Schmitt als bedeutender Kopf gilt; die oft zitierten Sprüche über Souveränität, Ausnahmezustand, Freund und Feind können es doch nicht sein. Die ZEIT schreibt nun:

Freilich blitzt oft die Gedankenschärfe Schmitts auf, häufig epigrammatisch: „Wenn das Wort 'Menschheit' fällt, entsichern die Eliten ihre Bomben und sehen sich die Massen nach einem bombensicheren Unterstand um.“ (Alexander Camann, ZEIT 19.5.16)

Besondere Gedankenschärfe kann ich hier nicht entdecken.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.05.2016 um 17.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32575

Man erinnert an die chinesische Kulturrevolution vor genau 50 Jahren, selten an die vielen Beifallklatscher im Westen, besonders unter deutschen Studenten. Daß man damals nicht wissen konnte, was in China wirklich geschah, ist nicht wahr; man wollte es nicht wissen.
Fast gar nicht mehr erwähnt wird der etwas frühere "Große Sprung nach vorn", der laut Wikipedia die größte Hungerkatastrophe der menschlichen Geschichte zur Folge hatte.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 13.05.2016 um 09.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32571

Dafür vergeß' ich z. B. nie den Geburtstag von Marx: 5.5.1818.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.05.2016 um 07.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32570

Was Herr Ludwig und Herr Riemer über ihre kleinen Zahlengeheimnisse und Eselsbrücken berichten, spielt sicher für viele Menschen eine große Rolle. Aus gegebenem Anlaß werden gerade wieder Geschichten über Ramanujan erzählt, für den auch große Zahlen wie alte Bekannte waren.
Nietzsche wurde 100 Jahre vor mir geboren, das ist leicht zu merken. Er wurde 56, wie Beethoven und Hitler. (Hm, das kriege ich nicht aus dem Kopf.) 44 plus 56 macht 100. Usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.05.2016 um 05.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32568

Nur wenige Minuten nachdem mir das Zeitungsbild aufgefallen war, las ich in Leopold von Schröders Autobiographie von der Feier des Schillerjahres 1859. Fast könnte ich abergläubisch werden, mir passieren oft solche Zufälle. Aber wenn man so viel rumstöbert, muß es logischerweise dazu kommen. Immerhin macht es mir nachfühlbar, warum so viele Leute an Wunder glauben.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 12.05.2016 um 23.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32567

Das mit der 9 am Ende wußte ich auch noch, und sogar noch mehr, nämlich daß auch die Ziffer am Anfang des Geburtsjahres bei allen dreien gleich ist. Nur komischerweise die mittleren zwei Zahlen konnte ich mir nie länger merken.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 12.05.2016 um 20.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32566

Vielleicht stammt das Foto auch aus dem Jahr 2015.
Handelte es sich aber um das Geburtsjahr, – naja, da habe ich mich immer gefreut, daß Lessing, Goethe und Schiller immer in einem Jahr mit einer 9 am Ende geboren waren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.05.2016 um 09.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32563

Ich habe auch gleich an eine Routine gedacht, weil man Goethes Lebensdaten sicher viel öfter anschreibt als die Schillers. Insofern ein schöner Beleg für "Verschreiben".
Mir sind an der Tafel auch schon alle möglichen Sachen unterlaufen. Einmal lachte hinter mir eine Studentin so spöttisch, daß ich beschloß, sie zu heiraten. (Wir sind immer noch zusammen.)
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 12.05.2016 um 09.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32562

Immerhin steht da nicht 1832 als Todesjahr oder Frankfurt als Geburtsort! Dann müßte man sich wirklich Sorgen machen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.05.2016 um 07.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32561

Unser Freund Friedrich Denk hat in Augsburg Achtkläßler für das Lesen zu begeistern versucht. http://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg/Wer-liest-hoert-die-Stimme-des-Autors-id37693467.html
Wie man sieht, hat er an der Tafel dem armen Schiller zehn Lebensjahre zusätzlich gegönnt. Dafür hat die Zeitung ihn bestraft, indem sie wenigstens in der Bildunterschrift Herrn Denk sechs Jahre älter machte, als er ist.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 04.05.2016 um 19.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32494

Zum Vergleich: 'The so-called "visa overstays" represent an estimated 40% of the 11 million undocumented immigrants living in the [U.S.]'.
http://www.usatoday.com/story/news/2016/01/19/immigration-visa-overstays-department-of-homeland-security-report/79026708/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.05.2016 um 17.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32492

Überschriften wie Visafreiheit für Millionen Türken erscheinen immer noch. (Viele verstehen das Ganze so, als gehe es um massenhafte Einwanderung, und polemisieren kräftig dagegen.)

Man liest abwechselnd Visumfreiheit und Visafreiheit. Dazu Wikipedia:

„Das Wort Visum (Pluralform Visa, auch etymologisch falsch Visen (deutsch) oder Visas (englisch)) stammt aus dem Lateinischen (‚das Gesehene‘). In der kommerziellen Umgangssprache findet als Singularform teilweise auch die – nach deutscher Grammatik nicht korrekte – englische Singularform visa Verwendung.“

Etymologisch falsch kann ich den eingedeutschten Plural nicht finden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.05.2016 um 05.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32487

Mein Zeitungsmann ärgert sich ständig über die Werbung, die die Brief- und Zeitungskästen verstopft. Besonders schlimm seien die Gratiszeitungen, die durch den Aufkleber "Keine Werbung" nicht abgewehrt werden können, weil sie eben durch einen redaktionellen Teil, so unbeachtlich er sein mag, den Status reiner Werbung verlieren. Das Papierzeitalter hat gerade erst begonnen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.04.2016 um 11.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32422

Sie haben es erraten! War ja auch nicht schwer, weil er den PENnern auch keine Ruhe läßt.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 27.04.2016 um 10.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32421

"Geht es nur darum, ungestraft gegen Muslime polemisieren, um nicht zu sagen pöbeln zu können?"

Kann es sein, daß Ihnen der Rotzlöffelpöbler keine Ruhe läßt?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.04.2016 um 08.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32420

Den Zeitungen liegt wieder einmal eine Broschüre des Bundeswirtschaftsministeriums und des Bündnisses „Zukunft der Industrie“ bei. Redaktion und Gestaltung: Hirschen Group GmbH. („Wichtige Kunden sind die Fiat-Gruppe, Ferrero, Lidl und der vor kurzem gewonnene Elektronikhändler Media-Markt.“) Der Inhalt? „Innovationen der Elektroindustrie sorgen dafür, dass unser Kaffee schon fertig ist, wenn wir morgens aufstehen.“
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.04.2016 um 19.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32416

Es ist erstaunlich, daß Schriftsteller so lax mit der Sprache umgehen. Die PEN-Funktionäre und -Mitglieder sollten doch wissen, daß der § 166 nicht die Gotteslästerung, sondern die Beschimpfung von religiösen Bekenntnissen, die den öffentlichen Frieden stört, mit Strafe bedroht. Die Logik ist eine ganz andere. Der Gotteslästerer zieht den Zorn des Gottes auf die ganze Gemeinschaft und wird dafür bestraft, zweckmäßigerweise hingerichtet. Das ist biblisch. Die Störung des friedlichen Zusammenlebens durch Beleidigungen, Volksverhetzung usw. ist aus rein innerweltlichen Gründen strafbar. Man kann das ablehnen, aber dann wäre eine gewisse Folgerichtigkeit zu fordern.
Die Kirchen haben nur noch äußerst selten wegen § 166 geklagt, weil sie wissen, daß selbst (und gerade) ein Obsiegen vor Gericht ihnen nur schadet.
Warum also wollen die Schriftsteller ausgerechnet jetzt freie Bahn, wo es sich nicht mehr gegen die Kirchen richten kann? Geht es nur darum, ungestraft gegen Muslime polemisieren, um nicht zu sagen pöbeln zu können?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.04.2016 um 17.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32405

Unbekannte hatten die Worte „Anschlag 25.04. Ahllahu Akbar“ an die Wand der Wolfang-Amadeus-Mozart-Schule gesprüht.
Fachleute hätten den Schriftzug untersucht und keine erhöhte Gefahr festgestellt.
(Focus 25.4.16)

Natürlich nicht! Nur ein rechtschreibschwacher deutscher Schuljunge schreibt Anschlag richtig und Allah falsch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.04.2016 um 08.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32403

Das deutsche PEN-Zentrum stellt sich hinter Böhmermann und will nach der "Majestätsbeleidigung" auch die "Blasphemie" oder "Gotteslästerung" streichen (§ 166). Lauter falsche Begriffe, wie man weiß. Im übrigen funktioniert die Vermeidung von Religionskritik in den meisten Medien ohnehin vorzüglich.
(Lassen alle Mitglieder sich das gefallen? Das haben wir uns auch schon bei der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und ihren Aktivitäten zur Rettung der Rechtschreibreform fragen müssen.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.04.2016 um 10.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32396

Noch einmal zum Dauerbrenner:

Die Stellung des Verbs im einfachen Hauptsatze und im Nachsatze nach den griechischen Inschriften ... (Ernst Kieckers 1911)

Das e konnte auch damals wegfallen, aber heute muß es wegfallen. Wenn ich den Titel bei Google eingebe, werden die expliziten Formen unterringelt. Etwas milder ausgedrückt: im Hauptsatze ist kein gutes Deutsch mehr. Es klingt wie sintemalen...
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 21.04.2016 um 14.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32368

Bittners Darstellung des Sachverhalts ist schief. 'English law allows actions for libel to be brought in the High Court for any published statements alleged to defame a named or identifiable individual or individuals (under English law companies are legal persons, and allowed to bring suit for defamation) in a manner that causes them loss in their trade or profession, or causes a reasonable person to think worse of them.' (WP) Das entspricht unserem Verständnis von Verleumdung: »Wer wider besseres Wissen in Beziehung auf einen anderen eine unwahre Tatsache behauptet oder verbreitet, welche denselben verächtlich zu machen oder in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen oder dessen Kredit zu gefährden (!) geeignet ist, usw.« (§ 187 StGB)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.04.2016 um 14.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32367

Mein Erstaunen galt mehr der Empfehlung Bittners, Beleidigungsklagen an Vermögensschäden zu binden – ein Habenichts könnte dann gar nicht beleidigt werden, er ist ja buchstäblich nichts wert.

Gerade lese ich:

Die türkische Regierung drängt auf Visumfreiheit für 80 Millionen Türken ab Juni. (welt.de 21.4.16)

Tatsächlich hat die Türkei so viele Einwohner, und wenn sie Visumsfreiheit bekommen, dann eben alle 80 Millionen. Aber die Formulierung suggeriert ja, daß ab Juni 80 Millionen Türken auf der Matte stehen. Ginge es um die Visumsfreiheit der Franzosen, würde die Zeitung kaum an die Unmenge von Leuten erinnern, die ohne weiteres nach Deutschland kommen können, ganz zu schweigen von 80 Millionen Deutschen, die ab Juni in die Türkei strömem werden.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 21.04.2016 um 13.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32366

Es trifft zu, daß das englische Recht nur die Verleumdung kennt und keinen Straftatbestand der Beleidigung. Aber was geht uns das an?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.04.2016 um 08.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32362

Die Presse scheint sich gerade darauf geeinigt zu haben, den Fall Böhmermann und das abzuschaffende Gesetz (§ 103 STGB) unter "Majestätsbeleidigung" abzuhandeln, offenbar zu Unrecht.
Wie auch andere schon bemerkt haben, steht die Geringschätzung des Begriffs der Ehre (der in dieser Hinsicht nicht sehr verschieden von dem der Würde ist) – auch bei jenem Herrn Bittner – in eigenartigem Gegensatz zur immer schärferen Beurteilung "verbaler Gewalt", vor allem gegen Frauen.
(Als meine erste Tochter noch im Kindergartenalter war, kam sie einmal weinend zu mir gelaufen, weil der Spielkamerad im Nachbarhaus sie "Stinkefotze" genannt hatte. Nach Bittner war sie selbst schuld, sich gekränkt zu fühlen.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.04.2016 um 08.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32361

In der ZEIT bezweifelt ein Jochen Bittner, daß Ehre und Beleidigung noch zeitgemäße Begriffe sind. Er schreibt u. a.:

Mit anderen Worten, solange nur der Achtungsanspruch einer Person angegriffen wird, ist jemand, der sich deswegen beleidigt fühlt, selber schuld. Das angelsächsische Recht trägt diesem Umstand insofern Rechnung, als dort tendenziell auch noch ein anderes Gut als nur die ideelle Selbsteinschätzung verletzt sein muss – etwa eine vermögenswichtige Reputation –, damit eine Beleidigung strafbar wird. Das ist weise.

Das hat mich doch sehr erstaunt, besonders die Parenthese.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.04.2016 um 04.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32355

15 Polizisten verletzt

Ausschreitungen bei Thügida-Aufmarsch in Jena

Bei einem Aufmarsch des fremdenfeindlichen Pegida-Ablegers Thügida in Jena ist es zu Ausschreitungen gekommen. 15 Polizisten seien am Mittwochabend verletzt worden, wie eine Polizeisprecherin am Abend mitteilte. Ob auch Demonstranten verletzt wurden, stand am späten Abend noch nicht fest.
(focus.de 20.4.16)

Erst danach erfährt man, daß die Gewalt von Gegendemonstranten ausging.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.04.2016 um 09.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32343

Die FAZ berichtet über einen Vortrag von Kurt Flasch über Hans Blumenberg, als Vorgriff auf ein ganzes Buch, das er dem verstorbenen Wissenschaftshistoriker widmen will. Blumenberg wurde bekanntlich im Dritten Reich von Heinrich Dräger geschützt, dem Inhaber der Lübecker Drägerwerke (nicht Draegerwerke, wie die FAZ schreibt) und Vater unseres Mitstreiters Matthias Dräger. Dort habe man "Teleskope für U-Boote" hergestellt, und dies habe Blumenberg zur Beschäftigung mit der Optik und ihrer Geschichte angeregt, mit der Folge "Die Legitimität der Neuzeit", einem Buch, das Flasch mit Recht kritisch beurteilt.
Stimmt das alles? Meines Wissens haben die Drägerwerke nie Teleskope hergestellt, aber ich kann mich irren. Mit U-Booten hatten sie natürlich zu tun, so daß Blumenberg vielleicht über Periskope auf sein Thema gekommen ist.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 18.04.2016 um 13.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32327

Mein Beitrag zur Kultur betraf nur die Bürger- und Menschenrechte, bei denen es auch in Westeuropa noch etliche Defizite gibt, nicht aber den Begriff der Nächstenliebe, weil die kein einklagbares Recht ist und aus den Almosen-Zeitaltern stammt.
Es wurde schon erwähnt, daß in Deutschland die Staatsanwälte weisungsgebunden den Innenministern unterstehen, was immer wieder zu Merkwürdigkeiten bei der Strafverfolgung führt. Unbequeme Staatsanwälte werden strafversetzt.
An der Rechtsprechung in Italien, Frankreich und Spanien ist im Umgang mit Minderheiten etliches kritikwürdig. Das kann man hier nicht aufzählen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 17.04.2016 um 22.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32323

Lieber Germanist,
Sie sagen nicht, was die schwarzen Flecken sind, man kann nur annehmen, Sie meinen wieder das gleiche, Menschenrechte sind nicht vereinbar mit Flüchtlingsobergrenzen.

Sie kennen sicher den Sketch "Nikolausi", von Gerhard Polt, wenn nicht, hören Sie ihn sich doch mal auf Youtube an. Der kleine Bub' sagt immer wieder Nikolausi, ist vom Opa oder Vater weder durch Hinweis auf den Frühling noch auf die Ohrli davon zu überzeugen, daß es doch der Osterhasi ist.

Warum erklären und begründen Sie nicht einmal, warum es eben doch Nächstenliebe ist, wenn alle 130 Mann ersaufen, anstatt daß wenigstens ein paar davon gerettet werden?
Darauf und auf die anderen Argumente haben Sie immer nur eine Antwort: "Nikolausiii".
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 17.04.2016 um 17.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32322

Ohne Menschenrechte und gleiche Rechte und Chancen für alle ist eine Kultur in Wirklichkeit keine. Darin hat Westeuropa eine Alleinstellung, wenn auch noch mit einigen schwarzen Flecken.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 17.04.2016 um 15.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32321

Das wichtigste, was eine Kultur ausmacht, in 783#32318 fast nur nebenbei genannt, ist m. E. die Weltanschauung, Religion bzw. Atheismus.
Die Werke Beethovens, Architektur, Fußball, physikalisches Wissen und Theorien sind zwar alle mehr oder weniger populär, aber um sie werden keine Kriege geführt. Religionen werden dagegen immer wieder vorgeschoben.

Das Christentum hat sich bei uns so weit entwickelt, daß historische und wissenschaftliche Ergebnisse anerkannt werden, es ist tolerant gegenüber anderen Religionen, Religionsfreiheit wird respektiert. Zwischen Atheisten und Christen, den Hauptvertretern unserer Kultur, gibt es kaum noch gewalttätige Auseinandersetzungen, sie achten sich gegenseitig. Von einem solchen Verständnis ist der Islam noch sehr weit entfernt. Umso mehr der Islam in Europa an Einfluß gewinnt, umso mehr bedeutet das für unsere Kultur der Toleranz eine Rückentwicklung und Gefahr eines neuen Totalitarismus.

Lieber Germanist,
Sie sprechen öfters von Nächstenliebe. Dafür bin ich auch, aber was Sie darunter verstehen, geht in die falsche Richtung. Wenn 30 Mann in einem vollen Rettungsboot sitzen und daneben noch 100 weitere Menschen im Meer schwimmen, dann geht Ihre "Nächstenliebe" so weit, immer mehr Menschen ins Boot zu holen, bis es schließlich kentert und alle 130 umkommen.

Das Boot Europa würde natürlich nicht auf diese Art kentern, selbst wenn noch mal 500 Millionen Menschen dazukämen. Aber wenn eines Tages die gotischen Kirchen in Europa gesprengt und "Ungläubige" gesteinigt würden, dann wäre es in diesem Sinne auch gekentert, und ich würde gern wissen wollen, ob Sie dann immer noch auf Ihrer jetzigen "Nächstenliebe" bestünden.

Meine Meinung ist, daß wir uns selbstverständlich um Verfolgte in der Welt kümmern und ihnen helfen müssen. Das geht aber nicht, indem wir alle Völker der Welt nach Europa holen, sondern den Menschen muß in ihren Heimatländern geholfen werden, notfalls auch mit militärischem Beistand. Asyl für einzelne ist möglich, aber nicht für ganze Völker.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 17.04.2016 um 15.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32320

Der Broterwerb der Griechen, die auf Lesbos vom Tourismus leben, ist tatsächlich kein großes Thema.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 17.04.2016 um 11.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32319

Unsere abendländische christliche Kultur geht gerade in Griechenland unter. Die Bibel muß dringend umgeschrieben werden, weil in ihr keine Obergrenzen für die Nächstenliebe stehen. Der Eiserne Vorhang durch Europa ist kulturell immer noch zu merken.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.04.2016 um 11.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32318

Um wieder einmal das allgemeinere – und für meine Begriffe interessantere – Problem anzusprechen: Was ist eigentlich eine Kultur? Daß Menschen in derselben Umgebung leben, dieselbe Allgemeinsprache sprechen und die Kenntnis gewisser Einrichtungen (bei weitem nicht aller!) teilen, täuscht wohl darüber hinweg, wie verschieden sie untereinander sind und in wie verschiedenen Kreisen sie sich bewegen. Ich meine unter anderem: Da stehen "unsere Kulturdenkmäler", aber was habe ich eigentlich mit den gotischen Kirchen zu schaffen? Viele nette Bekannte von mir hören niemals klassische Musik. Schon meine eigenen Kinder kennen fast nichts von Beethoven, dessen Werke ich, na ja, so ziemlich im Kopf habe. Sehr viele haben so gut wie nichts über die Schule hinaus gelesen, und das ist ja heute sehr wenig.
Ich bin mir schmerzlich bewußt, daß ich von Naturwissenschaften nur wenig und von Mathematik fast gar nichts verstehe. Die Religion verbindet einige, aber andere trennt sie, ganz zu schweigen von den Atheisten, die ja von ihrem Abseitsstehen meistens kein Aufhebens machen.
Wie in den Medien, so nimmt auch in den Köpfen vieler Mitmenschen der Fußball einen großen Raum ein, bei mir nicht. Daß ich weder Auto noch Fernsehen habe, brauche ich nicht schon wieder zu sagen. Wir leben also in der "hohen" wie in der "niederen" Kultur vielfach getrennt nebeneinander her.
Diese Gesellschaft ist nicht gesichtslos, sondern hat viele Gesichter, da kommt es auf paar mehr auch nicht an.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.04.2016 um 22.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32316

Lieber Germanist,
der Vergleich mit den Bajuwaren hinkt. Wenn sie damals ganz am Anfang waren, wie Sie schon selbst sagen, dann hatten die Bajuwaren auch nichts zu verlieren. Ihr Volk hat sich gerade erst gebildet, ihre Kultur sollte sich erst entwickeln. Und die äußeren Umstände, denken wir nur z. B. an die viel geringere Besiedelungsdichte, waren auch völlig anders als heute. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Zuzügler damals den schon Ansässigen sonderlich in die Quere gekommen wären, und wenn, dann haben sie sich halt im kleinen zusammengerauft ohne daß wir heute viel von den Einzelheiten wissen.

Heute hingegen haben die in Europa ansässigen Völker sowohl eine hochentwickelte Kultur zu verteidigen als auch eine wesentlich höhere Bevölkerungsdichte, alles ganz unvergleichbar mit dem frühen Mittelalter.

Übrigens habe ich nicht behauptet, daß Deutschland oder Europa durch den Zuzug von Millionen Afrikanern, Arabern und Asiaten untergehen würde. Das wäre ganz sicher nicht nicht der Fall. Es würde sich nur stark verändern. Und genau das fände ich eben schade. Ich möchte, daß sich unsere Kultur und Traditionen weiterentwickeln, aber nicht, daß sie von anderen Kulturen einfach verdrängt werden.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 16.04.2016 um 18.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32313

Nochmal zu Altbaierns Anfang: Die Bajuwaren waren am Anfang ein gesichtsloser Haufen einer Multi-kulti-Gesellschaft aus Kelten, Romanen und Germanen. Sie sind daran nicht untergegangen, ganz im Gegenteil.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.04.2016 um 18.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32311

Erfahrungsgemäß führen solche Diskussionen zu nichts (Gutem), weil die Begriffe zu unbestimmt, die durchschimmernden Meinnungen zu bestimmt sind. Wollen wir es damit genug sein lassen? Mir liegen allerlei Ausdrücke auf der Zunge, aber ich beiße die Zähne zusammen und sage nichts mehr.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.04.2016 um 17.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32309

Lieber Herr Schaefer,
Ihr Eintrag läßt mich daran denken, daß man bestimmte Wörter wohl auch immer mit persönlichen Eindrücken von Gelesenem oder Erlebtem verbindet. Beispielsweise bereitet mir das Wort "frenetisch" immer Unbehagen, das muß ich wohl in "LTI" gelesen haben, und es stimmt mit dem, was ich aus Büchern und Dokumentarfilmen über die NS-Zeit kenne, gut überein. Auch wenn das Wort wohl doch nicht von den Nazis stammt, bleibt es mir irgendwie unangenehm.

Vielleicht geht es Ihnen mit dem Wort "gesichtslos" ähnlich. Ich glaube, das Wort aus der normalen Umgangssprache zu kennen. Mit einer gesichtslosen Gesellschaft meine ich eine, deren Charakterzüge oder Eigenart verschwimmen und verlorengehen, weil sie sich mit zu vielen Menschen aus verschiedenen ganz anderen Kulturen vermischt. Daß dies mit unserer Kultur geschehen könnte, befürchte ich. Das ist wohl schon ein eher konservativer Standpunkt, aber sicherlich kein extremer.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 16.04.2016 um 16.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32307

Lieber Herr Schaefer,

was kann denn Herr Riemer für den Sprachgebrauch von UKIP oder FN?
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 16.04.2016 um 10.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32306

Lieber Herr Riemer,

was, um Himmels willen, ist eine "gesichtslose Multikulti-Gesellschaft"?

Meines Erachtens verdiente diese Wortmeldung eine Diskussion im Strang "Rhetorik", möglicherweise auch einen neuen Eintrag zum Thema "Rhetorik der Neuen Rechten".

Ich möchte Ihnen, Herr Riemer, nichts unterstellen, aber bei "gesichtslos" handelt es sich um ein Attribut, das von nationalistischen Parteien wie der UKIP oder der Front National gerne und häufig gebraucht wird, vor allem wenn es um die EU und die Europäische Menschenrechtskonvention geht.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.04.2016 um 13.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32286

Kein Wunder, denn die anfängliche Freude über die wiedergewonnene deutsche Einheit ist inzwischen einer allgemeinen Skepsis über die drohende Auflösung unserer Kultur in einer gesichtslosen Multikulti-Gesellschaft gewichen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.04.2016 um 08.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32285

Ein "fröhliches Mitmach-Denkmal" weniger, und was schreibt der "Tagesspiegel"?

Der deutsche Selbsthass begräbt das Einheitsdenkmal – Weder in der Politik noch in der Öffentlichkeit fand das Einheitsdenkmal die nötige kraftvolle Unterstützung. Weil sich die Deutschen keine sichtbare Freude erlauben.

(Leserbriefschreiber bekunden ihre sichtbare Freude darüber, daß die Einheitswippe nicht gebaut wird.)

Sprachlich interessant ist das Wort nötig. Es gibt die rein logische Interpretation: Das Denkmal kann nur mit kraftvoller Unterstützung gebaut werden. Andererseits die versteckte Forderung des Autors nach solcher Unterstützung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.04.2016 um 19.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32236

Danke für den Hinweis! Das Internet vergißt fast nichts, man muß es nur finden.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 10.04.2016 um 08.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32235

Die Website des merkwürdigen Mannes ist verewigt unter
https://web.archive.org/web/20130314011605/http://www.beaugrande.com/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.04.2016 um 06.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32234

Das Foto unter dem Link http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29719 ist inzwischen ersetzt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.04.2016 um 17.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32229

Auch Minister Maas hofft angeblich auf eine Herausgabe der Panama-Daten. Aber wenn, wie von allen Seiten versichert wird, Briefkastenfirmen an sich nicht illegal sind – warum sollten sie die Justiz interessieren?
Gerade die legale Steuervermeidung darf nicht bekannt werden, weil sie mit Recht als Inbegriff der Entsolidarisierung verstanden werden würde.
"1000 ganz legale Steuertricks" empfehlen sich, alle mit dem Ziel, dem Staat die Mittel vorzuenthalten, die man ihm durch die Steuergesetze offiziell als seinen gerechten Anteil zugebilligt hat. Firmen sind gegenüber ihren Aktionären, Banken gegenüber ihren Kunden dazu verpflichtet, alle Möglichkeiten der Steuervermeidung zu nutzen. Ein perverser Zustand, seit langem bekannt, nie ernsthaft in Angriff genommen.
Die Zyniker aus der Wirtschaftsredaktion erfreuen uns nun mit solchen Beispielen: Ein prominenter Immobilienkäufer könnte mit guten Gründen einen Strohmann vorschicken, damit seine Prominenz den Preis nicht in die Höhe treibt. Jemand könnte sein Vermögen vor unangenehmen Verwandten verstecken wollen. (Alles ganz ernsthaft in der FAZ!)
Gerade höre ich, daß es in Delaware mehr Unternehmen als Einwohner gibt.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 06.04.2016 um 19.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32202

Was Sigmundur betrifft, so nennen ihn selbst die dänischen und schwedischen Zeitungen Gunnlaugsson. Was Reuters vorgibt, ist Gesetz.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 06.04.2016 um 17.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32201

Herr Riemer hat einen wunden Punkt getroffen: Die ausgestreckte Hand verweigern, das sieht wie der Inbegriff der Ablehnung aus. Auch wenn es selten vorkommt, man möchte den Kindern schnellstens Manieren beibringen.

Mir leuchtet auch die Betrachtungsweise ein, daß eine einzelne Situation an sich nicht dramatisch ist, auch wegen ihrer Seltenheit (Professor Ickler).

Vermutlich wirkt so eine Situation dramatisch, weil der Verdacht aufkommt, daß sich darin eine Haltung vieler Muslime ausdrückt: "Frauen sind nicht gleichrangig." Und: "Unsere Gebote sind wichtiger als eure." Von hier aus ist es nicht mehr allzu weit bis: "Wir verachten eure Gesetze. Wir brauchen die Scharia." Und: "Wir lehnen euch Ungläubige ab. Wir wollen eine islamische Gesellschaft." Man kann weiter extrapolieren.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 06.04.2016 um 17.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32200

Wer ist eigentlich diese Panama Papers, von der jetzt überall die Rede ist (Sängerin, Sportlerin...)?
Und auch unsere "Qualitätsmedien" kapieren mal wieder nicht, daß der gewesene isländische Ministerpräsident Sigmundur heißt und nicht Gunnlaugsson.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.04.2016 um 15.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32196

Daß das Handgeben nicht (mehr) allgemein üblich ist, würde ich nicht sagen. In bestimmten Situationen war es noch nie üblich, in anderen ist es immer noch allgemein sehr üblich.

Zum Unterrichtsbeginn gibt der Lehrer natürlich nicht jedem Schüler einzeln die Hand. Trifft sich der Lehrer aber mit einem Schüler und evtl. den Eltern des Schülers am Nachmittag zu einem verabredeten Gespräch, wird der Lehrer wohl normalerweise den Eltern und dem Schüler die Hand reichen.

Treffen sich zwei Geschäftspartner zu einer Verabredung, werden sie sich ziemlich sicher mit Handschlag begrüßen. Je größer die Gruppen sind, umso unwahrscheinlicher wird es, daß jeder jedem die Hand gibt.

Der Gipfel der Unhöflichkeit, eigentlich schon fast beleidigend, ist es immer noch, wenn man die Hand zur Begrüßung gereicht bekommt und ablehnt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.04.2016 um 12.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32195

Man kann auch höflich miteinander umgehen, ohne sich die Hand zu geben. An solchen Kleinigkeiten sollte man sich nicht festbeißen. Das ist noch geringfügiger als Kopftücher.
(Ich kann mich nicht entsinnen, unseren Lehrern die Hand gegeben zu haben. Dazu war wenig Gelegenheit. Damals stand die Klasse noch auf, wenn der Lehrer reinkam. Das ist heute noch an manchen Schulen so. Es interpungiert die Formlosigkeit in sinnvoller Weise.)

Gibt es Schulordnungen, die das Handgeben vorschreiben? Wohl kaum. Es ist auch in der Gesellschaft nicht mehr allgemein üblich.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 06.04.2016 um 11.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32194

#32182 (zu möglichen Reaktionen auf muslimische Verhaltensweisen):

Dabei wäre es doch eine besonders unaufwendige Werbung, wenn man gerade umgekehrt sagen würde: Bei euch fügen wir uns der Gewalt, aber bei uns könnt ihr im Rahmen unserer liberalen Gesetze machen, was ihr wollt.

Zufällig kommt heute folgende Meldung: Diskussion in der Schweiz: Muslimische Schüler müssen Lehrerin nicht die Hand geben

www.spiegel.de/schulspiegel/leben/schweiz-muslimische-schueler-muessen-lehrerin-nicht-die-hand-geben-a-1085608.html

Wenn man Kinder zwingen würde, ihrer Lehrerin die Hand zu geben, obwohl ihnen eingetrichtert wurde, das sei ein Verstoß gegen die religiös gebotenen Sitten, würde das den Konflikt verschärfen. Aber einfach nachgeben? Auch nicht so toll. Wie würden Sie entscheiden?
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 05.04.2016 um 11.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32187

Der größte Witz ist aber, daß die gesamte linientreue »Weltpresse« mit Bildern von Putin aufgemacht hat, obwohl dessen Name in den Papieren eingestandenermaßen nicht ein einziges Mal auftaucht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.04.2016 um 11.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32186

Zu den Panama-Papers:

Markus Söder hat bekanntlich Humor, aber nun ist ihm ein Jahrhundertwitz gelungen:

Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU) rief die Medien auf, alle Unterlagen den Steuer- und Sicherheitsbehörden zur Verfügung zu stellen. "Sonst bleibt das alles im Bereich der Spekulation." (BR 4.4.16)

Die Chinesen dürfen gleich gar nichts erfahren, und ihre Aufseher werden wohl wissen warum.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.04.2016 um 06.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32184

Für Computerspiele hat man ein „Protoindoeuropäisch“ konstruiert und dann mundgerecht gemacht. (Bericht in der FAZ 5.4.16). „Und dann mussten die Kehllaute beseitigt werden, mit denen protoindoeuropäische Sätze geradezu gepflastert sind.“ Gemeint sind die Konstrukte der Laryngaltheorie, über deren phonetische Qualität, falls sie überhaupt existiert haben, nur spekuliert werden kann. Aber „Kehllaute“ passen natürlich ins Klischee einer primitiven Sprache. Das Protoindoeuropäisch starb auch nicht um 4500 v. Chr. aus, wie es heißt, sonst könnte es nicht aus seinen „Nachfahren“ rekonstruiert werden. Das Weiterleben einer Sprache besteht ja gerade darin, Nachfahren zu haben, sich also immer weiter zu verändern.
Die Sprachbastler haben auch Schleichers berühmte indogermanische Fabeln laryngalistisch überarbeitet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.04.2016 um 05.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32182

Erstaunlich viele Leute argumentieren so:
Wenn unsere Stewardessen bei euch Kopftuch tragen müssen, dann müssen eure Stewardessen bei uns das Kopftuch ablegen.
Wenn wir bei euch keine Kirchen bauen dürfen, dürft ihr bei uns auch keine Moscheen bauen.

Dabei wäre es doch eine besonders unaufwendige Werbung, wenn man gerade umgekehrt sagen würde: Bei euch fügen wir uns der Gewalt, aber bei uns könnt ihr im Rahmen unserer liberalen Gesetze machen, was ihr wollt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.04.2016 um 07.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32132

Von meinen ersten Aufenthalten in Frankreich sind mir noch die meist älteren Männer in Erinnerung, die in den Parks mit unendlicher Gelassenheit dem Boulespiel frönten (eigentlich wohl Pétanque). Aktionen waren eher selten, meist stand man herum, rauchte und plauderte. Frauen waren nicht darunter. Der Anblick war mir neu, das kannte ich aus Deutschland gar nicht.

Bei späteren Besuchen derselbe Eindruck, noch immer stand in diesen Ecken der Parks die Zeit still, ähnlich dann in Italien (Boccia). Mit den Kindern und den eigenen betagten Eltern haben wir dann die Elementarform des Spiels Jahr für Jahr am Strand gespielt.

Warum ich dies erwähne: Bei Wikipedia ("Pétanque") kann man sehen, wie so ein Spiel immer dichtere Regelwerke hervortreibt. Die Spielregeln für Schach oder Go sind ja in zwei Minuten erklärt, das gleicht eher der Mathematik. Aber bei Geschicklichkeitsspielen kommt die Widerständigkeit des Geländes hinzu, und dann heißt es Messen (mit besonderem Gerät) und Berücksichtigen aller möglichen Umstände. Man braucht auch Schiedsrichter, jedenfalls bei Turnieren. Das Ganze ist im wesentlichen Bestimmungsleistung. Gleichsam aus dem Nichts wird ein Verhalten geregelt und ein Stück Landschaft in Boule-Landschaft verwandelt (wie es Golf-Landschaften und, nun ja, Kriegslandschaften gibt).
Das Spiel schafft eine Welt extrem reduzierter Komplexität, bringt allerdings auch neue hervor, die aber nicht als anstrengend erlebt wird. Das freut den Rentner.

Nachtrag: Männersache ist auch das Angeln. Da es in beiden Bereichen keinen Zwang gibt, muß es der natürlichen Neigung der Geschlechter entsprechen. Meine Frau meint dazu, Frauen hätten irgendwann keine Geduld mehr und wollten Ergebnisse sehen. Jemand meinte, Männer spielten überhaupt mehr, in die Erwachsenenjahre hinein, und brachte damit die Neigung zur Wissenschaft in Verbindung, die ja auch ein Spiel sei.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.03.2016 um 08.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32109

Merkel beliebter, Seehofer unbeliebter.

Usw., geschenkt!

Jeden Tag erfahren wir die Ergebnisse von Umfragen zu allem möglichen. Die Wertlosigkeit dieses Geschäftszweigs hängt damit zusammen, daß die Befragten auch zu komplizierten Zusammenhängen eine Meinung äußern sollen, z. B. zu EZB-Entscheidungen oder zur Flüchtlingspolitik, ohne sich näher damit beschäftigt zu haben. Klärt man sie 5 Minuten lang über die Zusammenhänge auf, ändert sich vermutlich ihre Meinung bis ins genaue Gegenteil. Das ist kein Plädoyer gegen Volksentscheide, denn diesen geht oft eine gründliche Beschäftigung mit dem Gegenstand voraus, und die Voten sind auch viel weniger von den Medien abhängig.

Daß Seehofers Stern bald wieder sinken würde, war allerdings voraussehbar, weil er die Grundregeln der Rhetorik nicht beherrscht. Wenn ein Hund laut bellt, solange er hinterm sicheren Gartenzaun hin und her läuft, aber den Schwanz einzieht, sobald das Tor sich öffnet, haben bald auch die kleinen Mädchen keine Angst mehr vor ihm.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 29.03.2016 um 16.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32102

Zu #32096:
FBI kam ohne Hilfe von Apple an Daten in umkämpftem iPhone / Los Angeles (dpa)
"Ohne Hilfe von Apple"!, nicht ohne Hilfe von außen überhaupt. Was immer hier ein Dankesnicken in eine bestimmte Richtung bzw. aus einem bestimmten Anlaß andeuten mag.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.03.2016 um 16.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32100

Kleine Beobachtung an mir selbst: Ich wollte endlich einmal das Buch "Lob der Lüge" von Volker Sommer lesen, weil ich mich für Mimikry usw. interessiere. Ich holte es also von der UB und las und las – und merkte erst nach fast 100 Seiten an meinen eigenen Bleistiftstrichen und -korrekturen, daß ich es schon einmal gelesen haben mußte. Warum habe ich das nicht früher bemerkt? Weil ich bis dahin überhaupt nichts Neues und auch nichts gelesen hatte, was meine Kritik herausgefordert hätte. Die mitgeteilten Tatsachen aus dem Tierreich waren mir so vertraut, daß ich sie auch überall sonst hätte gelesen haben können.
Ein paar Stunden verloren, aber irgendwie auch wieder nicht, und es gibt schlimmere Arten, seine Zeit zu vertun.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.03.2016 um 10.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32096

Es hätte mich gewundert, wenn der amerikanische Geheimdienst nicht imstande wäre, ein normales ziviles Handy zu knacken. Was mich wundert, ist, daß er seinen Erfolg bekanntmacht, statt zu schweigen und zu genießen. Das wäre doch wohl für einen Geheimdienst das allererste Gebot. Nun will Apple nachrüsten und muß es sogar, um der Kunden und des Geschäftes willen.
Aber vielleicht erfahren wir sowieso nicht das ganze Spiel und bilden uns auch hier eine falsche Meinung.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 25.03.2016 um 19.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32047

Die Meldung soll davon ablenken, daß die syrische Armee gerade mit russischer Unterstützung Palmyra zurückerobert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.03.2016 um 18.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32046

USA melden Tot mehrerer IS-Top-Terroristen (FR 25.3.16)

Die Vereinigten Staaten haben der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) einen schweren Schlag versetzt und die Nummer zwei der Extremisten getötet. (FAZ 25.3.16)

Jetzt folgt auf Nummer eins gleich Nummer drei, aber den kriegen sie auch (und viele andere). Allerdings las man voriges Jahr:

Weißes Haus: „Nummer zwei“ des Islamischen Staats im Irak getötet (FAZ 21.8.15)

Und davor....
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.03.2016 um 18.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#32009

Wo uns schriftliche Texte fehlen, tappen wir manchmal sehr im dunkeln. So geben uns die frühen Handwerke Rätsel auf: Wie haben die das bloß gemacht? Also zum Beispiel den Transport ungeheurer Steinklötze über weite Strecken. Halbfertige Werke geben manchmal einigen Aufschluß, etwa in Steinbrüchen.
Es gibt eine ganze Wissenschaft, die sich mit der Frage beschäftigt, warum die eiserne Säule beim Qutb Minar in Mehrauli südlich von Delhi nicht rostet. Ich habe das 1700 Jahre alte Stück noch anfassen können, heute ist ein Zaun drum.
Übrigens habe ich auch das Qutb Minar selbst noch mehrmals bestiegen (mein Haus war nur einen Katzensprung entfernt), obwohl schon damals geplant war, es zu sperren, weil immer wieder junge Mädchen aus Liebeskummer oder wegen drohender arranged marriage in den Tod sprangen.
Beim Kailâsa-Tempel in Ellora weiß man zwar grundsätzlich, wie er gemacht wurde, aber wenn man sich die Arbeit im einzelnen vorstellt, wird einem ganz schwindlig.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 17.03.2016 um 09.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31979

Es könnte Luchterhand gemeint sein, wo zuvor ein Band mit Arbeiten Geigers erschienen war. Vielleicht findet sich in der veröffentlichen Korrespondenz Horkheimers dazu etwas?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.03.2016 um 07.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31976

Über Theodor Geiger heißt es in der Wikipedia:

Geiger hatte das Manuskript dieser kritischen Zeitdiagnose kurz vor seinem plötzlichen Tod fertiggestellt. René König, der es für den Druck vorbereitete, berichtet, dass das Frankfurter Institut die Veröffentlichung um jeden Preis zu verhindern suchte, „womit es einen großen deutschen Verleger veranlasste, vertragsbrüchig zu werden.“

Weiß jemand etwas Genaueres über diesen Vorfall? Ich habe leider nichts finden können. Es geht um das nachgelassene Werk "Demokratie ohne Dogma", und gemeint ist natürlich das "Institut für Sozialforschung".
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 09.03.2016 um 10.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31905

Zumindest in der Online-Ausgabe verwendet die F.A.Z. auch typographisch falsche Apostrophe: http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/sozialdemokraten-das-schrumpfen-der-spd-14108856.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.03.2016 um 05.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31895

Schrumpfen Seit' an Seit'

Titel eines Beitrags über die SPD in der FAZ vom 7.3.16)

Ähnlich liest man es oft, aber eigentlich hat die zweite Elision nur Sinn, wo sie der Hiattilgung dient, also in einem der beiden Lieder, aus denen es stammt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.03.2016 um 17.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31860

Vielleicht ein Hinweis darauf, daß die Runen zuerst (vorwiegend) nicht als Gebrauchsschrift verwendet wurden, sondern zu magischen Zwecken.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 04.03.2016 um 17.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31859

Das Futhark hat interessanterweise eine andere Reihenfolge. Die alten Germanen waren offenbar recht eigenwillig.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.03.2016 um 09.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31843

A , der edelste, ursprünglichste aller laute, aus brust und kehle voll erschallend, den das kind zuerst und am leichtesten hervor bringen lernt, den mit recht die alphabete der meisten sprachen an ihre spitze stellen. a hält die mitte zwischen i und u, in welche beide es geschwächt werden kann, welchen beiden vielfach es sich annähert.

Dieser Anfang von Grimms Wörterbuch wird oft zitiert und liest sich recht ergötzlich mit seiner Begeisterung über das schöne a. Grimm führt dann auch gleich zahlreiche Wörter wie pater/Jupiter an, in denen das a wirklich oder scheinbar geschwächt ist.

Der ernste Hintergrund ist, daß die Gelehrten vom a des Altindischen überwältigt waren, auf das die indische Nationalgrammatik ihre Ablauttheorie gründete.

Die Alphabete, die Grimm erwähnt, stammen allesamt von einer gemeinsamen semitischen Mutter ab und haben die Reihenfolge nicht mehr verändert, außer den indischen Sprachen, die aber um so mehr Grund hatten, das a am Anfang zu lassen.

Die Beobachtung zur Kindersprache hat aber Bestand.
 
 

Kommentar von Grermanist, verfaßt am 01.03.2016 um 12.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31824

Qui tacet, consentire videtur.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.03.2016 um 05.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31820

Die große Mehrheit der Deutschen schämt sich einer Umfrage zufolge für die gewalttätigen Proteste gegen Flüchtlinge. Dem Deutschlandtrend für die ARD-Tagesthemen zufolge gaben 83 Prozent der Befragten an, sich für Übergriffe etwa auf Flüchtlingsheime zu schämen. (ZEIT 1.3.16)

Deutlicher kann man die Wertlosigkeit solcher Umfragen nicht darstellen: Wenn die Leute angeben, sie schämten sich, dann schämen sie sich?

Das folgende ist auch recht hübsch:

Außerdem hatte Seehofer mal eben so den gesamten öffentlich-rechtlichen Rundfunk der verzehrten, wirklichkeitsfremden Berichterstattung bezichtigt. (Welt 27.2.16)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.02.2016 um 12.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31801

Ich kenne den Hamburger Fall (erfolgreiche Klage wegen Lärms in einer Kindertagesstätte) nicht näher und will mich dazu nicht äußern. Oft genug habe ich mich hier als kinderfreundlich zu erkennen gegeben und finde es nicht richtig, daß Leute sich über "Kindergärten in Wohngebieten" beschweren usw. Dies vorausgeschickt, will ich aber auch sagen, daß der Lärmpegel in Kindergruppen nicht naturgegeben ist. In anderen Ländern fiel mir auf, daß das sogenannte "Schreien und Toben", das hierzulande als selbstverständlich gilt und nicht eingeschränkt werden darf, bei weitem nicht überall so ausgeprägt ist. Es wird offenbar auch nicht als notwendig betrachtet, und warum sollte es das sein? Hier sehe und höre ich immer wieder, daß alle Kinder, auch in Grundschulen, so laut schreien, wie sie können, um sich überhaupt verständlich zu machen. Unsere Töchter haben im Kindergarten und auch noch in der Schule darunter gelitten. Tatsächlich sind viele Kinder schon hörgeschädigt, bevor sie Rockkonzerte besuchen. Ich weiß nicht, ob das im Rahmen der "Interkulturellen Kommunikation" schon einmal vergleichend untersucht worden ist.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 25.02.2016 um 20.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31783

jW vom 28. Januar 2016, Überschrift der Hintergrund-Doppelseite:
Im Dienste der Rekolonisierung
Spricht natürlich nicht unbedingt gegen die phraseologische Gebundenheit. Typische Kandidaten sind etwa: Im Laufe der Zeit, in gleichem Maße, auf dem Fuße folgen, vgl. auch
im Grunde ~ am Grund(e) des Sees
im Gange sein ~ im dritten Gang fahren
auf dem Wege (bildlich) ~ auf dem Weg (physisch)
Mir scheint jedenfalls (ohne genaue statistische Analyse), daß die Dativ-e-Quote in der jW überdurchschnittlich hoch ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.02.2016 um 06.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31758

Der Londoner Bürgermeister Boris Johnson läßt sich bei einem Truppenbesuch im Irak liegend mit einem supertollen Gewehr im Anschlag ablichten. Ich verstehe ja nichts vom Schießen, aber Johnson wohl auch nicht: Er hält sich das Schießgewehr so dicht an die Backe, daß der Rückstoß ihn sofort außer Gefecht setzen würde. Wahrscheinlich wieder nur ein "Symbolfoto".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.02.2016 um 05.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31755

"Es muß alles demokratisch aussehen."

Was mich bei meiner langjährigen Beschäftigung mit der Sprache der SED und der DDR-Linguistik am meisten befremdete, war die ungenierte Darstellung der "Agitation" und Manipulation als Mittel zur Durchsetzung der richtigen sozialistischen Gesinnung. Es gab zahllose Bücher (wie "Sprache und Praxis"), in denen die Durchführung von gelenkten Diskussionen gelehrt wurde. Generationen waren gezwungen, an solchen Runden teilzunehmen, bei denen es für alle, auch den "Zirkelleiter", darauf ankam, nicht durch eigene Meinungen aufzufallen. Das von der Partei gewünschte Ergebnis, also etwa die Einsicht in die Verwerflichkeit des westdeutschen Imperialismus, stand von vornherein fest. Man braucht nicht nach Lösungen von Problemen zu suchen, denn die Lösungen waren ein für allemal vorgegeben. In der eigenen Gesellschaft gab es keine wirklichen Konflikte. (In der Belletristik ist das natürlich auch karikiert worden.)
Ich möchte keine Nationalpsychologie treiben, aber ich nehme an, daß diese Diskussionskultur die Menschen doch mitgeprägt hat. Wenn man Probleme jahrzehntelang unter den Teppich kehrt, bleiben sie dort unerledigt liegen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.02.2016 um 04.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31716

David Cameron muss jetzt liefern
Kanzlerin muss liefern
Die Türkei muss liefern
BAMF muss jetzt liefern


usw.

Klingt entschlossen, sagt aber fast nichts. Das Verb ist nun vorläufig unbrauchbar, schade.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.02.2016 um 12.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31712

In einem unverlangt zugemailten Artikel fordert die Deutsche Sprachwelt verpflichtende Deutschkurse für Zuwanderer. Die Teilnahme soll kontrolliert werden. Ich glaube allerdings, daß dann auch die Qualität der Kurse kontrolliert werden müßte.

Während Zigtausende Syrer Deutsch lernen, strahlt die Deutsche Welle seit Dezember ihr Fernsehprogramm in Deutschland auf arabisch aus. Auch die Tagesschau sendet jetzt ihre Nachrichten im Netz auf arabisch. Ein Hochschulrektor fordert gar, an deutschen Schulen Arabisch als gleichberechtigte Unterrichtssprache verpflichtend einzuführen. Die Politik sollte solche Irrwege beenden oder gar nicht erst zulassen.

Nun, über den verrückten Professor sind wir uns einig, aber arabische Sendungen sind natürlich der beste Weg, die Mehrheit der Zuwanderer möglichst früh zu erreichen und über die wichtigsten Grundlagen unseres gesellschaftlichen Lebens und ihres Status aufzuklären. Das geschieht hier übrigens auch an der Erlanger Volkshochschule.
Bis die Zuwanderer genügend Deutsch können, vergeht ja eine ganz beträchtliche Zeit, in der wir sie doch nicht orientierungslos oder in der Umklammerung durch Landsleute lassen wollen.

Die Sprachwelt schreibt übrigens: Wer dann schwänze, dessen Leistungen müßten gekürzt werden.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 14.02.2016 um 16.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31660

zu #31317, Zerrüttung des Sprachgefühls:

Der MM schrieb am 23.1.16 auf S. 31 über in Mode kommende exotische Szenerien in Zoos, z. B. Zebras im Schnee:

Dass das nach wie vor ein Erfolgsrezept ist, hat das vergangene Jahr gezeigt: Es war das Drittbeste in der Geschichte des Tierparks ...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.02.2016 um 09.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31654

Zur "Macht der Sprache":

CDU will Flüchtlinge zu Lohndrückern machen (ND 14.2.16)

So kann man es natürlich auch sagen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.02.2016 um 07.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31616

Anschlag war kein fremdenfeindlicher Hintergrund (Schwarzwälder Bote 10.2.16 online)

Oft gedroschene Phrasen verlieren allmählich ihren Sinn.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.02.2016 um 07.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31608

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#24696

Das Bonmot wird in der heutigen FAZ doch wieder Goethe zugeschrieben. Nun ja, wenn es kein chinesisches Sprichwort ist, wird es wohl Goethe sein. Aber im Ernst: Macht Goethe in Briefen (an Schiller, wie hier vermutet) solche Scherze?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.02.2016 um 00.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31587

Schröders Satz ist logisch unsinnig und daher nichts als wichtigtuerisch.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 06.02.2016 um 15.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31578

Die durch Frau Petry ausgelösten Erörterungen zum UZwG bringen verdrängte Erinnerungen aus meinem Wehrdienst wieder hervor.

Vor jedem Wachdienst erhielten wir eine Belehrung über die "Anwendung unmittelbaren Zwangs". Was das genau war, wurde nie so richtig definiert; hinreichend klar war aber, daß es besonders um den Schußwaffengebrauch ging.

Die Belehrung gerade hierzu war allerdings so verklausuliert, daß unser Fazit schnell feststand:

"Auf keinen Fall treffen. Wenn schon schießen, dann weit daneben. Sonst ist man womöglich selbst noch schuld."
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.02.2016 um 14.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31576

Manche Rezensionen dauern etwas länger. Im "Freitag" ist ein Text des Bloggers "h.yuren" abgedruckt, der sich Munskes "Lob der Rechtschreibung" von 2005 vorknöpft. Der Verfasser ist sehr modern, er verwendet nur Kleinbuchstaben. Auch spricht er sich für Konrad Dudens Ideal einer phonetischen Schreibung aus, folgt ihr aber nicht (obwohl er es dürfte). Wie im Mittelalter zu schreiben wäre also für ihn das Allermodernste. Auf weitere Einzelheiten will ich nicht eingehen, der Mann ist so selbstbewußt wie ahnungslos. Nur eins noch: Munskes Rückständigkeit führt er auf dessen Bayerntum zurück; auch fehlt der Hinweis auf die bayerischen Konkordatslehrstühle und Hitler nicht - nur als Beispiel für bayerisches Wesen, Munskes Lehrstuhl war davon natürlich nicht betroffen. Sehr komisch, wenn man Herrn Munske seit mehr als 50 Jahren kennt!
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 06.02.2016 um 13.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31575

Zu #31563: Wie würde wohl Schröders Erwachsenenversion von »Wir sind das Volk!« aussehen? Man mag es sich gar nicht vorstellen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.02.2016 um 06.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31571

Der 1962 in Dresden geborene Dichter legt in dem Essay „Mein Babylonisches Hirn“ die Simonides-Anekdote, Ausgangspunkt der systematischen Gedächtniskunst, als Beschreibungsmodell seiner Poetik nahe. (Werbetest für eine Dissertation über Grünbein)

Der normale Leser kann nicht wissen, um welche Anekdote es sich handelt. Auch war nicht die Anekdote Ausgangspunkt der Gedächtniskunst, sondern Simonides gilt als Begründer dieser Kunst.

Für dieses Beschreibungsmodell der Dichtung werden neben der Metaphorologie Erkenntnisse der aktuellen Hirnforschung wichtig, die kritisch dargestellt und auf ihren Bezug zur Dichtungstheorie hin geprüft werden. Insgesamt ergibt sich eine Theorie, die vor allem auf Fragen nach Entstehung, (gesellschaftlicher und individueller) Funktion und Wirkung von Poesie gründet.

Die „aktuelle Hirnforschung“ nimmt der Junggermanist nebenbei mit, das kann heute jeder.

Die Bildungshuberei entspricht allerdings dem Untersuchungsgegenstand aufs schönste.
 
 

Kommentar von SP, verfaßt am 05.02.2016 um 20.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31569

Ganz einfach: "Wir schaffen das" richtet sich an Kinder, Schröders Version an die, die schon größer sind.

Übrigens, für die sechs Ampelmann-Shops (http://ampelmannshop.com/Unsere-Stores) in Berlin sind die besten Lagen gerade gut genug: Kurfürstendamm, Potsdamer Platz, Gendarmenmarkt, Unter den Linden, Karl-Liebknecht-Straße und Hackesche Höfe. Eine Ampelfrau gibt es dort natürlich auch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.02.2016 um 04.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31563

"Ich hätte nicht gesagt: Wir schaffen das", sagte er bei einer SPD-Veranstaltung in Stuttgart. "Ich hätte gesagt: Wir können das schaffen, wenn wir bereit sind, Voraussetzungen dafür hinzubekommen."

(Gerhard Schröder, der Merkels Flüchtlingspolitik lobt, im SPIEGEL)

Stoff für eine germanistische Doktorarbeit.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 05.02.2016 um 00.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31562

Lieber Herr Metz,

in der Tat, wozu noch ins Grundgesetz schauen, wenn das Verfassungsgericht mit dem passe-partout der Menschenwürde jederzeit neue "Grundrechte" kreieren kann?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 04.02.2016 um 23.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31561

Mit dem Hinweis auf die »richterliche Kasuistik« kann man natürlich jeden Blick ins Gesetz für sinnlos erklären. Wie hat sich eigentlich die Polizei zu den Ausführungen von Frau Petry geäußert? Man sollte doch meinen, daß man dort mit der Praxis besser vertraut ist als die AfD-Vorsitzende oder wir alle hier. Im übrigen beneide auch ich unsere Polizeibeamten nicht!
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.02.2016 um 21.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31560

Frau von Storch hat diese Äußerung auf Facebook getan, es wird z. B. hier zitiert:
www.tagesschau.de/inland/afd-schusswaffen-101.html
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 04.02.2016 um 19.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31559

Ich danke Herrn Wrase für die Fundstelle für das Petry-Interview. Aus der Lektüre des Interviews ergibt sich, was hier wohl niemand bezweifelt, daß sich Frau Petry sehr ungeschickt verhalten hat.

Andererseits ergibt sich aber auch ein genaueres Bild darüber, was sie wirklich gesagt und wie die Journalisten versucht haben, sie aufs Glatteis zu führen.

Da sie anscheinend den Text des MM gebilligt hat (so wie er auch abgedruckt wurde?), kann sie sich über dessen Berichterstattung nicht beklagen. Andererseits wird aber auch klar, daß Schlagzeilen anderer Medien wie "Petry fordert Schüsse auf Flüchtlinge" (Tagesschau) - milde gesagt - den Sachverhalt verkürzt darstellen.

Es hat wenig Sinn, sich in die Frage der Rechtslage zu verbeissen. Der Gesetzestext hilft hier nicht viel weiter. Wer kennt denn schon genauer die richterliche Kasuistik, etwa zur Verhältnismäßigkeit?

Eines scheint jedenfalls klar: Wer von der Dienstwaffe Gebrauch macht, tut das auf eigenes Risiko. Wer kann schon vorhersehen, ob ihm daraus vielleicht ein Strick gedreht wird? Ich beneide unsere Polizeibeamten nicht.

Kann vielleicht jemand auch die Fundstelle für die Äußerungen von Frau Storch angeben?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.02.2016 um 14.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31558

"der Leser wird den Text an mehreren Stellen nahezu mit Sicherheit so verstehen"

Wie der durchschnittliche Leser den Text versteht, das hängt wohl vor allem davon ab, was ihm die sogenannten Leitmedien darüber einbleuen. Leider machen sich nur wenige eigene kritische Gedanken.

Was die Rabulistik betrifft: wenn es gegensätzliche Meinungen gibt, wird wohl jede Seite immer die jeweils andere beschuldigen, die Wahrheit wortklauberisch zu verdrehen. Da hilft nichts, als die Argumente ehrlich auszutauschen und sich nicht nur mit den eigenen, sondern auch den gegnerischen Argumenten auseinanderzusetzen. Ich will das gern beherzigen und danke für die Diskussion.
 
 

Kommentar von Wikipedia, verfaßt am 04.02.2016 um 13.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31555

Als Rabulist wird laut Duden jemand bezeichnet, der in „spitzfindiger, kleinlicher, rechthaberischer Weise argumentiert und dabei oft den wahren Sachverhalt verdreht“
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 04.02.2016 um 13.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31554

Herr Riemer, ich würde Ihre Argumentation als Rabulistik bezeichnen. Theoretisch ist Ihre Interpretation konstruierbar, aber der Leser wird den Text an mehreren Stellen nahezu mit Sicherheit so verstehen, daß Petry sagen wollte, der Einsatz der Schußwaffe sei für den Fall vorgesehen, daß der Grenzübertritt nur noch mit diesem Mittel (Ultima ratio) verhindert werden kann. Wenn man so verstanden werden will, dann muß man so formulieren, wie es Frau Petry getan hat. Sie hat auch den von der Zeitung vorgelegten Wortlaut autorisiert und hatte dafür Bedenkzeit. Deshalb wirken die nachträglichen Vorwürfe von Petry gegenüber der Presse und ihre Richtigstellungen nicht überzeugend.

Was ist in Petry vorgegangen? Sie war sich doch bewußt, daß schon das Errichten eines Grenzzauns ein heikles Thema ist. Darauf hat Herr Metz schon hingewiesen. Ich könnte mir noch halbwegs vorstellen, daß sie die Erwähnung des Schußwaffengebrauchs im Gesetz subjektiv als Absicherung für ihr Anliegen empfand und deshalb darauf verwiesen hat. Also etwa folgender Gedankengang: Wenn die Polizei notfalls sogar auf Flüchtlinge schießen darf, dann wird ihr ja wohl auch erlaubt sein, was die AfD fordert, nämlich Flüchtlinge möglichst ohne Ausnahme vom Grenzübertritt abzuhalten. Aber dann hätte sie es eben sauber formulieren müssen.

Die Vermutung, daß sie einer irrigen Interpretation des Gesetzes in ihrem Umfeld unkritisch vertraut hat, leuchtet mir am ehesten ein. Es dürfte genügend Leute bei der AfD geben, die am liebsten auf eindringende Flüchtlinge schießen würden, um die Grenzen dicht zu halten. Da liegt es nahe, ein nicht bis ins Detail ausformuliertes Gesetz im Sinne der eigenen Vorstellungen zu interpretieren.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 04.02.2016 um 12.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31553

Für das Erschießen von unbewaffneten Fliehenden von hinten brauchen wir nur auf die langen Erfahrungen der US-Polizei zurückgreifen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.02.2016 um 11.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31550

Lieber Herr Wrase, man muß in der Tat alles lesen, auch Sie lassen hier etwas weg:

MM: Was passiert, wenn ein Flüchtling über den Zaun klettert?
Petry: Dann muß die Polizei ihn daran hindern, daß er deutschen Boden betritt.
MM: Und wenn er es trotzdem tut?

Der MM fragte also nicht einfach nur nach einem unbewaffneten Flüchtling, der eben mal so illegal und ganz friedlich die Grenze übertritt, sondern es ging in dem Interview schon um eine etwas renitentere "Person" (UZwG), die bewußt Sperranlagen überklettert und den Aufforderungen der Grenzpolizisten nicht nachkommt, sondern diese ignoriert.

Wie ist das zu bewerten? Dieser Flüchtling(?) macht sich damit schon verdächtig. Auf jeden Fall muß der Polizist den Mann festhalten. Was ist, wenn er versucht zu fliehen? Woher weiß der Polizist überhaupt so genau, daß es sich um einen Flüchtling handelt und nicht um jemand, der einen Rucksack voll Handgranaten einschmuggelt?
Ganz recht, Herr Metz, die Frage war nicht nach der Sendung mit der Maus oder nach einer Kaffeemaschine, sondern wir reden hier über die Sicherung der deutschen Staatsgrenze! Die Nichtbefolgung von Anordnungen der Grenzbeamten sollte wohl die Alarmglocken läuten lassen.

Der MM hat im Interview eine Situation geschildert, die einen weiten Spielraum hat und bei der unvorhergesehene Dinge geschehen können. Deshalb hat Petry völlig in Übereinstimmung mit dem Gesetz gesagt, daß "notfalls" auch die Anwendung von Waffen in Frage kommt.

Hätte Petry gesagt, der illegale Grenzübertritt müsse stets mit Waffengewalt verhindert werden, gäbe ich Ihnen recht, Herr Wrase, aber sie hat ausdrücklich gesagt, "notfalls" bzw. was "zur Ultima ratio" gehört. Was soll das denn sonst bedeuten als die Berücksichtigung der näheren Umstände?

Natürlich war sie nicht explizit nach einer Bedrohung des Polizisten gefragt worden, aber auch nicht explizit nach einem friedlichen Flüchtling. Deshalb durfte sie auch in ihrer Antwort allgemein bleiben. Und natürlich hat sie darin mit Recht auf das geltende Gesetz verwiesen.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 04.02.2016 um 11.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31548

In den Schluchten des Balkans wird der uralte Beruf des Pfadfinders wiederbelebt werden.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 04.02.2016 um 10.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31547

"Nun kann man sich, je nach persönlicher oder politischer Sympathie, wieder auf die eine oder die andere Seite schlagen.“

Das ist ja das Wichtigste: das ostentative Eintreten für die einzig richtige Lösung des Dilemmas.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 04.02.2016 um 09.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31546

Daß Frau Petry sich der Gefahr der verkürzten Wiedergabe von Äußerungen bewußt war, zeigen mehrere ihrer Sätze in dem Interview. So hat sie sich gegen die Schlagzeile »Petry will Grenzzäune errichten« mit dem Satz abgesichert: »Ich weiß genau, dass Sie mich zur Schlagzeile "Petry will Grenzzäune errichten" provozieren wollen.« Und dieser Satz ist gedruckt worden. Wie überhaupt alles so gedruckt worden ist, wie es gesagt wurde. Jedenfalls hat Petry meines Wissens bisher nicht der Darstellung des Chefredakteurs des Mannheimer Morgens widersprochen, nach der sie den Wortlaut des Interviews autorisiert hat: »Was ist daran nötigend, wenn Frauke Petry uns selber das Interview angeboten hat, sie und ihr Sprecher jedes Wort zur Autorisierung vorgelegt bekommen haben, jedes Wort und jeden Satz mehrmals gelesen und schließlich zur Veröffentlichung freigegeben haben?« (http://www.faz.net/aktuell/schusswaffeneinsatz-was-man-in-der-afd-frauke-petry-vorwirft-14048383.html)

Daraus folgt für mich, daß Frau Petry entweder die Brisanz ihrer Äußerung tatsächlich nicht erkannt und deshalb diesen Wortlaut abgesegnet hat oder daß sie (immerhin nicht auszuschließen) im Gegenteil auf eine markige Schlagzeile gehofft, die Wirkung einer solchen Schlagzeile aber völlig unterschätzt hat.

Nun kann man sich, je nach persönlicher oder politischer Sympathie, wieder auf die eine oder die andere Seite schlagen. Derweil ist in Mannheim längst viel Wichtigeres geschehen. Eine Putzfrau hat in einer Kirche ein bedeutendes Kunstwerk zerstört! Sie schmiss Teile einer Installation, die aus goldfarbenen Rettungsfolien bestand und die Flüchtlingskrise thematisierte, in den Mülleimer. Darüber wird kaum berichtet!
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 04.02.2016 um 09.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31545

"Daß auf unbewaffnete Flüchtlinge nicht geschossen werden darf, nur weil sie illegal die Grenze übertreten", ist auf jeden Fall unstrittig, und zwar mit Sicherheit auch für Petry und von Storch. Wie gesagt, böswillig wurde da etwas anderes hineingelesen ...

Ich glaube, Herr Riemer, da irren Sie sich. Lesen Sie hier den Wortlaut im Mannheimer Morgen nach:

www.morgenweb.de/nachrichten/politik/sie-konnen-es-nicht-lassen-1.2620328

Daraus geht hervor: Petry hatte den Fall vor Augen, nach dem sie gefragt wurde. Die Frage war eindeutig: Was soll der Grenzpolizist tun, wenn ein Flüchtling über den von Petry geforderten Grenzzaun klettert? Sie sagte:

Dann muss die Polizei den Flüchtling daran hindern, dass er deutschen Boden betritt. [...] Er muss den illegalen Grenzübertritt verhindern, notfalls auch von der Schusswaffe Gebrauch machen. So steht es im Gesetz. [...] Kein Polizist will auf einen Flüchtling schießen. Ich will das auch nicht. Aber zur Ultima Ratio gehört der Einsatz von Waffengewalt.

Notfalls auch von der Schusswaffe Gebrauch machen, das hat sie selbst eingebracht. Nach einer Bedrohung des Polizisten war sie nicht gefragt worden und sie sprach auch selbst nicht davon. Es war nur die Frage, was zu tun sei, um das Betreten deutschen Bodens zu verhindern.

Deshalb bin ich ziemlich sicher, daß sie sich das tatsächlich so vorgestellt hat: Um den Grenzübertritt zu verhindern, darf der Polizist die Schußwaffe einsetzen – wenn sonst nichts hilft (= Ultima Ratio, letztes Mittel zum Zweck). Sie hat offenbar zuvor keine Aufklärung über die Rechtslage genossen.

Die Medien haben etwa mit "Petry fordert Schußwaffengebrauch" zwar zugespitzt, aber nicht viel verfälscht. Zutreffend wäre vermutlich gewesen: "Schußwaffengebrauch an der Grenze: Petry kennt die Rechtslage nicht." Wie es schon Herr Metz gesagt hat.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 04.02.2016 um 00.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31541

Die deutschen Medien haben sich da eine echt schwierige Aufgabe eingebrockt: Frau Petry als häßlicher darzustellen als Frau Merkel.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.02.2016 um 00.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31540

Na ja, die Journalisten fragen nach den lästigen Details, und nachdem Petry darauf geantwortet hat, lassen die Journalisten die lästigen Details wieder weg und kommentieren, Petry fordert Schußwaffengebrauch gegen Flüchtlinge.

"Daß auf unbewaffnete Flüchtlinge nicht geschossen werden darf, nur weil sie illegal die Grenze übertreten", ist auf jeden Fall unstrittig, und zwar mit Sicherheit auch für Petry und von Storch. Wie gesagt, böswillig wurde da etwas anderes hineingelesen, und daß sie das nicht vorausgesehen haben, war naiv.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 03.02.2016 um 21.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31539

Zur Verteidigung von Frau Petry könnte man vielleicht hinzufügen, daß die Kommentare vieler anderer Politiker zur Flüchtlingskrise (darunter die Bundeskanzlerin) noch unbedarfter sind und teilweise von ihnen häufig wiederholt werden, wobei Tatsachen und schlichte logische Zusammenhänge ignoriert werden. Bewertet wird in den Medien aber in der Regel nicht die Unbedarftheit (= sachliche Abwegigkeit). Das Kriterium "Fremdenfreundliche oder fremdenfeindliche Einstellung?" steht meistens im Vordergrund.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 03.02.2016 um 20.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31537

Ich teile Herrn Wrases Vermutung, daß Frau Petry die Rechtslage gar nicht kannte. Daß auf unbewaffnete Flüchtlinge nicht geschossen werden darf, nur weil sie illegal die Grenze übertreten, ist unstrittig. Aber genau um diese Frage ging es bisher in der ganzen Diskussion über die Eindämmung der Migrantenströme, nicht darum, ob sich Bundespolizisten gegen bewaffnete Angreifer verteidigen dürfen! So schwer ist das Gesetz nun auch wieder nicht zu verstehen, man muß es nur sorgfältig lesen und sollte außerdem noch den Unterschied zwischen Verbrechen und Vergehen kennen.

Daß hier die Vorsitzende einer Partei, die zur Zeit im Zentrum des öffentlichen Interesses steht, »in die Enge getrieben« worden wäre, nur weil die Journalisten, die sie befragt haben, es in einem Punkt, bei dem es nun mal auf die lästigen Details ankommt, etwas genauer von ihr wissen wollten, halte ich für keine gelungene Beschreibung. Offenbar fehlte es Frau Petry in dem Interview an dem von ihrer Partei so gern beschworenen »Mut zur Wahrheit«, sonst hätte sie einfach gesagt, daß sie sich erst sachkundig machen muß. Aber dann hätte die »Lügenpresse« ja sicher wieder ganz böse Sachen über ihre Inkompetenz geschrieben …

Bei allem Respekt, Herr Riemer, aber mit Ihren Verteidigungsreden unterstellen Sie Frau Petry ein Maß an Unbedarftheit und Instinktlosigkeit, das man niemandem wünschen möchte, schon gar keinem Bundespolitiker mit gewissem Einfluß. Mit Unerfahrenheit läßt sich das alles auch nicht erklären. Wenn sie tatsächlich das Interview mit einem Beitrag für die Sendung mit der Maus verwechselt haben sollte, in dem man, je nach Thema, mal vorführt, wie eine Kaffeemaschine funktioniert, und mal erklärt, warum diese Männer in Uniform Pistolen mit sich herumtragen, dann ist sie als Politikerin wirklich fehl am Platz.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.02.2016 um 19.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31535

Lieber Herr Wrase,
der SPIEGEL kann ja die Sachlage nicht anders darstellen, als wie sie im Gesetz steht. Auch ich habe mich nur auf den Text des UZwG bezogen (natürlich einschl. §4) und nichts selbst interpretiert. Insofern, nur um das Gesetz zu zitieren oder um einen Paragraphen zu nennen, braucht niemand juristische Aufklärung.

Auch der SPIEGEL zitiert zunächst die Gesetze, wo es allgemein nur um "Personen" geht, er schreibt also auch nichts anderes als ich. Sind Flüchtlinge keine "Personen"? Haben Flüchtlinge eine Art Narrenfreiheit an unseren Grenzen? (Ja, manchmal hat man wohl diesen Eindruck.) Das UZwG bezieht sich also selbstverständlich auch auf Flüchtlinge. Und dann schreibt spiegel.de noch etwas mehr speziell über Flüchtlinge, was eigentlich irrelevant ist, denn um ganz normale, friedliche Flüchtlinge geht es bei der Zuspitzung der Sachlage im MM-Interview mit Frau Petry gar nicht.

Frau Petry hat gesagt, daß "notfalls" und als "Ultima ratio" der Handlungsspielraum bis zum Einsatz von Schußwaffen geht. Auch sie brauchte dazu keine juristische Beratung, denn es ist ganz klar, daß damit nicht normale Flüchtlinge gemeint sein können, daß der Schußwaffeneinsatz verhältismäßig sein muß, daß es eben bei "notfalls" und "Ultima ratio" um genau solche denkbaren Auswüchse geht, wie sie im UZwG genannt werden. Wenn z. B. eine Gruppe gewaltbereiter, evtl. sogar bewaffneter Flüchtlinge einen Grenzbeamten, der sie zurückhalten will, angreift, dann wird sich der Grenzbeamte wohl auf das Gesetz berufen dürfen, das ihn ggf. zum Schußwaffengebrauch berechtigt.

Natürlich sehe ich es auch so, daß Frau Petry in dem MM-Interview und sogar noch danach sehr tolpatschig in das ausgelegte Fettnäpfchen getreten ist. Es war unnötig, in dieser Art auf die geltende Rechtslage hinzuweisen. Vielleicht war sie auf so ein Thema wirklich nicht gut vorbereitet. AfD-Politiker haben halt noch nicht die Erfahrung wie altgediente CDU- oder SPDler.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 03.02.2016 um 17.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31533

Herr Riemer, das wird hier anders dargestellt:

www.spiegel.de/politik/deutschland/afd-schusswaffengebrauch-an-den-grenzen-die-rechtslage-a-1075002.html

Ein Flüchtling/Migrant kann es an der grünen Grenze probieren, wenn er fürchtet, nicht als Asylant anerkannt zu werden. Wenn er an der Grenze gestellt wird, kann er immer noch "Asyl!" rufen. Er ist dann jemand, der um Asyl nachsucht. Wenn er vor dem Ruf "Asyl!" angeschossen wurde, nur weil er zunächst versucht hat wegzulaufen, nennt sich das Ganze "Unverhältnismäßigkeit". Diese soll aber ausgeschlossen sein (§ 4 UZwG).

Man braucht als Laie juristische Aufklärung, um das Gesetz richtig zu verstehen. Ich gehe davon aus, daß Petry vor ihrer Aussage keine juristische Beratung zum UZwG hatte. Möglicherweise hat sie auf laienhafte Interpretationen des Gesetzes vertraut, die in ihrer Umgebung kursierten.
 
 

Kommentar von Vollgasfahrer, verfaßt am 03.02.2016 um 15.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31531

[i]Kommentar von Bernhard Strowitzki:[/]
"wo ist diese Scheiß-Cedille??"

ALT-Taste gedrückt halten, dann auf dem Ziffernblock "135" eintippen, alles loslassen. Die restlichen Franzosenzeichen sind auch in dem Zahlenbereich.

Aperçu.

Et voilà.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.02.2016 um 14.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31530

"Sie hätte sagen müssen: Schußwaffengebrauch nur zur Verteidigung von Leib und Leben im Fall einer extremen Bedrohung. Warum hat sie das nicht gesagt?"

Weil es nicht stimmt, siehe UZwG, Paragraphen 1O bis 13.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 03.02.2016 um 13.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31529

Ich fand die Äußerung von Frau Petry bescheuert, die von Frau Storch sowieso. Petry ist in einen Fettnapf getreten, aber das hat sie sich selbst zuzuschreiben. Sie hätte sagen müssen: Schußwaffengebrauch nur zur Verteidigung von Leib und Leben im Fall einer extremen Bedrohung. Warum hat sie das nicht gesagt? Es macht auf mich den Eindruck, als hätten sie sich in ihrer Partei zu dieser Frage gar nicht ausgetauscht.

Zu Germanist: Wenn Deutschland im Prinzip die Schließung bzw. eine wirksame Kontrolle der Grenzen zwecks Begrenzung der Zuwanderung beschlösse, dann gäbe es einen Rückstau bis in die Türkei. Die anderen Länder der Balkanroute würden sich dann ebenfalls vor neuem Zustrom schützen. Aus diesem Grund ist das Argument mit der nicht durchgängig bewachbaren deutschen Grenze nicht zutreffend. Es ist im Prinzip dasselbe Argument wie die Behauptung, man müsse ringsum einen dichten Zaun errichten oder die Chinesische Mauer nachbauen.

Wieder gilt, diesmal auf europäischer Ebene: Eine Maßnahme wird immer wieder isoliert betrachtet, obwohl es keine isolierte Maßnahme wäre. Die Einwanderer hätten viel mehr grüne Grenzen zu überwinden als nur die nach Deutschland. Auch auf den Wegen zwischen den Grenzen müßten sie unentdeckt bleiben. Das ist insgesamt hundertmal schwieriger, als nur im Bergland von Österreich nach Deutschland zu wandern. Es bliebe also hauptsächlich der versteckte Transport durch Schleuser oder die Nutzung von gefälschten Papieren. Aber illegale Einwanderung kann nicht nur an einer Grenze bekämpft werden, sondern auch nachträglich im Landesinneren; auch das gilt nicht nur für Deutschland.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 03.02.2016 um 13.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31528

WDR-"Tagesgespräch" 2.2.: ... aus dem Grunde ..." (Anrufer)
DLF, "Tag für Tag" 3.2.: ... zum Wohle der Kinder ... (Domspatzen-Vater)
WDR-"Zeitzeichen" 3.2.: ... wurden uns die Kleider vom Leibe gerissen (Literaturzitat)
... am Hofe von Ferrara ... (Autorin)
.. am selben Tage ... (Literaturzitat)
Eine relativ spontane Zufallsauswahl. Für eine genaue Analyse müßte man natürlich auch die zahlreichen Gegenbeispiele ohne -e mitberücksichtigen (nach dem Tod, gleiche Sendung, gleiche Autorin). Es gibt sicher im einzelnen spezielle Gründe für die Ausdrucksweise (etwa Trennung gleicher Konsonanten: Hofe von), aber die scheinen mir doch recht vielfältig und nicht ganz einfach über einen Kamm zu scheren.
Apercu (wo ist diese Scheiß-Cedille??) zum Gebrauch der Adverbien: Es gibt auch Augenblicke, wo ich stille genieße (Gregor Gysi, für heute abend im WDR-"Tischgespräch" angekündigt).

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.02.2016 um 13.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31525

Man wütet bekanntlich am heftigsten gegen Ansichten, die man selbst insgeheim hegt oder früher mal vertreten hat. Daher der Verfolgungseifer von Konvertiten. Ich bekenne mich selbst schuldig, will aber weiter nichts verraten. Noch ein scheinbares Paradox: Alte Einwanderer können neue Einwanderer nicht leiden.

Für mich selbst habe ich schon vor langer Zeit daraus gelernt: Wenn du dich über jemanden ganz besonders ärgerst - ärgerst du dich nicht eigentlich über dich selbst?
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 03.02.2016 um 12.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31523

Wo die bayerisch-österreichische Grenze nicht auf Bergkämmen verläuft, gibt es ganz viele Fußwege über die Grenze, und nicht an jedem kann ein Schilderhäuschen mit Polizist stehen. Man braucht nur eine gute Wanderkarte, am besten die vom Vermessungsamt mit Höhenlinien für Steigungen.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 03.02.2016 um 11.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31522

"In Wirklichkeit wurden sie hinterhältig explizit befragt, ob man auf Flüchtlinge, Frauen »mit« Kindern schießen darf.“

Hinterhältig? Wo mit Wörtern wie Schießbefehl, Stacheldraht, Mauer und KZ längst auf alles reagiert wird, was an Maßnahmen gegen das Chaos vorgeschlagen wird? Frau Petry ist in einen unübersehbar hingerückten Fettnapf gelatscht. Frau von Storch wohl sogar in trotziger Einfalt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.02.2016 um 10.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31521

Genau wie Herr Wrase sehe ich das auch: Schußwaffengebrauch ist in extremen Fällen erlaubt, aber in den seltensten Fällen notwendig. Eine 100%ig sichere Grenze ist eine Illusion, unerreichbar, aber es hilft bereits, sie anzustreben.

Und genauso werte ich auch Petrys und von Storchs Äußerungen. Petry spricht von "notfalls" und "Ultima ratio". Was versteht man denn darunter? Im Gesetz steht es noch etwas detaillierter als bei Herrn Wrase, und darauf bezieht sich Petry ausdrücklich. Alles andere sind bösartige Unterstellungen von Medien und Politikern der konkurrierenden Parteien.

Nicht Petry und von Storch haben ausgerufen, nun sei es endlich an der Zeit, auf Flüchtlinge, Frauen »und« Kinder zu schießen, so wie es in der Presse jetzt ständig dargestellt wird. In Wirklichkeit wurden sie hinterhältig explizit befragt, ob man auf Flüchtlinge, Frauen »mit« Kindern schießen darf. Und da für diese Gruppen im Gesetz keinerlei Sonderbehandlung vorgesehen ist, nirgends im UZwG ist von Flüchtlingen, Frauen ohne oder mit Kindern, sondern ausschließlich von "Personen" die Rede (Ausnahme für Kinder), es kommt nur darauf an, ob die gesetzlich definierten Umstände vorliegen, also ob beispielsweise ein Verbrechen geschieht. Wenn das der Fall ist, dann darf eben "notfalls" oder als "Ultima ratio" geschossen werden, nichts anderes sagen die Vertreter der AfD und halten sich damit genau an bestehende Gesetze.

Und daß manchmal auch Flüchtlinge gewalttätig sein können, ist ja spätestens seit Silvester allgemein bekannt. Flüchtlinge genießen keinen Sonderstatus, sie sind vor dem UZwG auch nur "Personen".
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 03.02.2016 um 03.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31510

Zitat aus #30475 (06.11.2015):
Auf meine konkrete Frage, wie die Grenze zu schließen sei, bekomme ich nie eine Antwort. Gelegentlich werden der römische Limes und die Chinesische Mauer erwähnt. Die waren ebenso wie die DDR-Grenzanlagen dicht mit Soldaten besetzt, einschließlich Schießbefehl, andernfalls wären sie in wenigen Minuten überwunden gewesen. Wer das will, möge sich melden.

Und aus #31486 (31.01.2016), mit Bezug auf das obige Zitat:
Jetzt tun wieder alle so, als regten sie sich über Frau Petry auf, die nur die bereits erwähnte Banalität ausgesprochen hat, daß Grenzen bewacht werden müssen [...] Mit Pfefferspray und gutem Zureden wird das nicht gehen.

Petry hat ja nicht nur diese Banalität ausgesprochen, sondern auch, daß als Ultima ratio auch Waffengewalt angewendet werden müsse. Aber eben dies halte ich für Unfug.

Die Grenzschützer hätten Schußwaffen: erstens um sich Respekt zu verschaffen, zweitens um sich im Fall einer massiven Bedrohung selbst schützen zu können; gegebenenfalls auch, um andere Personen zu schützen.

Man muß doch nicht gleich auf Personen schießen, die die Grenze trotz der Anwesenheit von Grenzschützern illegal übertreten. Sehr viele würden gar nicht mehr ankommen, sobald klar ist, daß die Grenzen nicht mehr offen sind. Allein das wäre schon ein großer Erfolg.

Es würden dennoch viele ins Land kommen, auf anderen Wegen: an unbewachten Stellen (grüne Grenze) oder versteckt in Schleuser-Autos. Oder sie würden an der Grenze gefälschte Pässe vorzeigen und damit möglicherweise zunächst durchkommen. Also würden zwar immer noch viele die Grenze überwinden, aber sie wären illegal. Irgendwann werden sie auffliegen – und dann kann man sie immer noch ausweisen, sofern überhaupt möglich. Also: Wenn ohnehin zigtausend Personen pro Jahr illegal ins Land kämen, wäre es doch völlig absurd, an der Grenze auf einzelne von ihnen zu schießen.

Ich verstehe die Leute nicht, die so tun, als ob jede Maßnahme sinnlos sei, die man nicht zu 100,0 Prozent an Ort und Stelle umsetzen kann. Die Maßnahmen der Polizei haben doch auch sonst keine 100prozentige Erfolgsquote und sind dennoch unbestritten nötig und sinnvoll. Die Präsenz von Grenzschützern wäre nur eine von mehreren Maßnahmen, die demselben Zweck dienen. Die Maßnahmen insgesamt sollten wirksam sein. Es muß nicht jede einzelne Maßnahme sofort und zu 100 Prozent wirksam sein.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.02.2016 um 00.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31504

Es gab einmal eine Zeit in der Geschichte der Bundesrepublik, da hat die AfD noch gar nicht existiert.

Aber schon immer seit Bestehen der Bundesrepublik waren Bundesgrenzschutz bzw. Bundespolizei bewaffnet, und sie haben auch immer Munition dabei.

Der Mannheimer Morgen hat Petry in dem Interview absichtlich in die Enge getrieben, er hat ihr sozusagen den Nagel (MM: "Schießbefehl") auf die Brust gesetzt.

Petry:
"Kein Polizist will auf einen Flüchtling schießen. Ich will das auch nicht. Aber zur Ultima Ratio gehört der Einsatz von Waffengewalt. Entscheidend ist, daß wir es soweit nicht kommen lassen ..."
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 01.02.2016 um 18.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31501

Das grammatisch sauberere "Vom Volke abgewandt" gerät allerdings in die Gefahr der Zweideutigkeit ("vgl. "Vom Volke abgesandt", "dem Volke abgeneigt"). Das mag auch ein Hinderungsgrund gewesen sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.02.2016 um 15.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31497

Mit dem Volke abgewandt (gegen die Grammatik, aber als Gegensatzbildung zu zugewandt) vermeidet man einen Betonungshiat; außerdem könnte der trochäische Fluß von der Zukunft zugewandt aus der bekannten Hymne mitgespielt haben.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 01.02.2016 um 14.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31495

Das Dativ-e (Beitrag #31456) ist ja ein Dauerbrenner. Nur ein weiteres Schlaglicht: In der jungen Welt vom 18. November 2015 lautet die große, die Themenseite 3 beherrschende Überschrift:
Dem Volke abgewandt
Das Dativ-e kommt also nicht nur in stehenden Wendungen vor, es hat anscheinend auch expressive Bedeutung. Manchmal ist es aber auch ganz beiläufig zu finden, so in der Ausgabe vom 30./31. Januar (also die aktuelle Wochenendausgabe) auf der Fernsehseite: "Und was ist mit dieser riesigen Ruine am südlichen Rande der Stadt?"
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.02.2016 um 08.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31493

Auf unseren Erlanger Lokalhelden Friedrich Rückert sind wir alle sehr stolz. Zu seinem 150. Todestag sind einige Artikel erschienen, wobei die Süddeutsche Zeitung ihn unnötigerweise gegen Goethe auszuspielen versucht. Das tun wir hier in Erlangen nie, wir vergleichen überhaupt nicht gerne. Mein Freund Hartmut Bobzin tut alles, um Rückert in Ehren zu halten, hat ja auch seine Koranübersetzung neu herausgegeben.
Rückert, der 44 Sprachen beherrscht haben soll, wußte auch, daß gerade seine Sprachbegabung ihn hinderte, nicht nur als Gelehrter, sondern auch als Dichter allererste Größe zu erreichen. Das Versemachen ging ihm zu leicht von der Hand. Gut beim Koran und bei Sanskrit-Dichtung von artifiziellster Art, aber daß er nach dem schrecklichen Tod seiner beiden Kinder (hier begraben) gleich mehr als 400 Kindertotenlieder herausbrachte, war einfach zuviel. Ich erinnere mich an einen sehr schönen Vortrag von Hans Wollschläger über Rückert und Mahler, wobei er selbst am Klavier die Sängerin begleitete, die Mahlers Meisterwerke vortrug.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 31.01.2016 um 21.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31490

Um zum Sprachlichen zurückzukommen – vielleicht war die Umbenennung des Bundesgrenzschutzes in Bundespolizei verfrüht? Um an den Grenzen Tee auszuschenken, reichen natürlich auch Hilfswillige.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.01.2016 um 09.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31489

Eben! Deshalb sollte auch Holger Steltzner, der heute in der FAS einen Grenzzaun um ganz Deutschland fordert, auch deutlich sagen, wie der bewacht werden soll. Es ist wie beschrieben: Alle wissen es, aber wer es zuerst ausspricht, über den fallen sie alle her.
 
 

Kommentar von Georg W. Friedrich, verfaßt am 31.01.2016 um 09.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31488

"Wir können eine Menschenmenge nur dann einen Staat nennen, wenn sie zur gemeinschaftlichen Verteidigung ihres Eigentums überhaupt verbunden ist.
Es versteht sich zwar von selbst, ist aber nötig angemerkt zu werden, daß diese Verbindung nicht ein leeres Wort sein darf; nämlich diese Verbindung zur gemeinschaftlichen Verteidigung muß nicht eine Verbindung sein, wodurch nichts verteidigt und einem Feinde ohne Versuch der Verteidigung das Eigentum überlassen wird, sondern durch diese Verbindung zur Verteidigung muß eine wirkliche Verteidigung zustande kommen.

Die Einrichtung zu dieser wirklichen Verteidigung ist die Staatsmacht; diese muß teils hinreichend, den Staat gegen innere oder äußere Feinde [zu schützen] sein, teils sich selbst gegen den allgemeinen Andrang der Einzelnen zu erhalten.

Was das letztere betrifft, so wünscht jeder Einzelne freilich vermittels des Staats in Sicherheit seines Eigentums zu leben, die Staatsmacht erscheint ihm aber besonders unter einem großen Volk als etwas Fremdes, außer ihm Vorhandenes; er läßt dieses außer ihm sich Befindende für sich sorgen, wie er für sich sorgt, und sein Beitrag gegen ein so ungeheures Ganzes muß ihm so unverhältnismäßig vorkommen, daß er ihn nicht für wichtig hält und also sein Gewissen über seine Nachlässigkeit leicht befriedigt.

Gegen diese natürliche zentrifugale Tendenz der Einzelnen muß der Staat Macht genug haben, sich zu erhalten, und wenn sonst nur der Staat überhaupt organisiert ist und nur die gesetzlichen Pflichten in Anspruch nimmt, so tut Ordnung und Strenge hier zunächst ohne weiteren Rückgang an die eigentliche Macht ihre Wirkung. Wenn aber die Macht der Einzelnen so groß ist, daß sie sich dem Staat zu widersetzen vermöchten, also in der Möglichkeit sich befinden, seine Feinde zu werden, [so] ist gegen sie dieselbe Art von Macht erforderlich wie gegen äußere Feinde, so wie auch die besondere Macht gegen Verbrecher überhaupt keiner besonderen Erwähnung verdient.

Die Einheit der Staatsmacht zum allgemeinen Zweck der Verteidigung ist das Wesentliche eines Staats."

(Hegel-Werke, W01:582 bis 583)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.01.2016 um 06.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31486

Jetzt tun wieder alle so, als regten sie sich über Frau Petry auf, die nur die bereits erwähnte Banalität ausgesprochen hat, daß Grenzen bewacht werden müssen: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30475
Mit Pfefferspray und gutem Zureden wird das nicht gehen. Das Schimpfen auf die AfD lenkt von der eigenen Ratlosigkeit ab.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.01.2016 um 17.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31456

Im Vorbeiradeln bemerke ich, daß alle einschlägigen Schilder Warnung vor dem Hunde lauten (Abgesehen von Hier wache ich und richtig lustigen Schildern.) Das Dativ-e ist phraseologisch gebunden und erzeugt außerdem den gefälligen trochäischen Fluß, der gleich viel weniger zuschnappend wirkt. Außerdem denkt man unwillkürlich, das archaisierende Schild habe wohl den Hund längst überlebt – was auch meistens zutrifft, oder der Wachhund ist durch einen Familienhund ersetzt, den nicht einmal das Bein eines Postboten zu besonderen Heldentaten anregt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 24.01.2016 um 19.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31439

Wenn man Berlin statt Hamburg zum Vergleich nimmt, also fragt, ob London oder Berlin nördlicher liegt, ist die Verwunderung über die richtige Antwort meist noch größer.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.01.2016 um 10.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31424

Es gibt ja die bekannte Party-Frage, was nördlicher liegt, London oder Hamburg. Da wir England vor unserem geistigen Auge ziemlich weit nördlich sehen, glauben viele, auch die Hauptstadt liege nördlicher. Daran mußte ich denken, als ich heute in der FAZ einen Bericht über die Wiedereröffnung des famosen Museums in Colmar las, der Stadt im äußersten Südosten des Landes. (FAZ 23.1.16
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.01.2016 um 06.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31418

Schütze erschießt vier Menschen in Schule (FAZ 23.1.16)

Aber bevor er die Menschen erschoß, war er kein Schütze, darum kingt das etwas schräg, bei allem Verständnis für die Ausdrucksnot des Schlagzeilenfomulierers. Wenn man über den Täter gar nichts weiß, bietet sich das Passiv an.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 17.01.2016 um 20.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31363

ein ähnliches Beispiel zur Zerrüttung des Sprachgefühls wie #31317:

In der Union gibt es zwei Arten von Kritik an Merkels Flüchtlingskurs. Die unverblümte ... und die versteckte. Dabei dürfte Letztere für die Kanzlerin fast die gefährlichere sein ...
(Spiegel online)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.01.2016 um 14.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31358

In Nürnberg läuft jetzt wieder die Pferdedressur "Apassionata" (die Leidenschaftslose).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.01.2016 um 07.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31354

Aus meinem "Buch der Illusionen": Auch vor "handwerklichen" Bäckereien werden regelmäßig die Säcke mit den fertigen Backmischungen abgeladen. Der leckere, wenn auch etwas übertrieben wirkende Duft nach frischen Brötchen und Croissants wird nicht nur in den entsprechenden Abteilungen der Kaufhäuser verbreitet; man kann ihn übrigens bei Amazon bestellen ("Duftmarketing").
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.01.2016 um 16.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31348

Aus aktuellem Anlaß: Vor vierzig Jahren hielt ein Sprachwissenschaftler Ouagadougou für eine übertrieben exotisierende Namenerfindung in einem französischen Kinderbuch (Hartwig Kalverkämper: Textlinguistik der Eigennamen. Stuttgart 1977:101). Heute könnte das nicht mehr passieren.

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.01.2016 um 10.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31325

Unterwegs habe er mit dem Bundeskanzleramt telefoniert, sagt Dreier. Man habe ihm versichert, dass eine menschenwürdige Unterkunft organisiert werde. Doch jetzt müsse er feststellen, dass Berlin seinen Syrern nur eine "Not-Not-Unterkunft" angeboten werde. "Das zeigt doch: Diese Flüchtlingspolitik ist gescheitert." (welt.de 15.1.16)

Das zeigt was ganz anderes. Eine Flucht aus Landshut hat es bisher nicht gegeben, die Stadt gilt als sicherer Herkunftsort; außerdem waren die Asylanten bereits anerkannt und genossen Freizügigkeit. Daraus folgt aber nicht, daß Berlin ihnen binnen weniger Stunden eine Wohnung zuweisen muß. Ein Anruf im Bundeskanzleramt würde auch mir nicht zu einer neuen Wohnung verhelfen. Weiß der Landrat das nicht?

Auch Dreier bestätigte am Morgen im Sender SWRinfo, dass nicht alle Flüchtlinge nach Bayern zurückkehren wollten. „Die restlichen kommen wieder zurück und sind maßlos enttäuscht, weil sie in der Erwartung nach Deutschland kommen, Bundeskanzlerin Merkel hilft ihnen, und sie wollen in große Städte. Und diese Erwartungen werden nicht erfüllt.“ (Berliner Kurier)

Das zeigt noch einmal. daß der Mann nicht alle Tassen im Schrank hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.01.2016 um 05.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31317

Der Name Pierre Boulez steht für die zeitgenössische Musik wie kaum ein Zweiter. (SWR, tagelang in allen Medien und nun auch in der Todesanzeige)

Dieser häufige Fehler deutet auf eine Zerrüttung des Sprachgefühls als Folge der Rechtschreibreform.

Landshut könne die Flüchtlinge nicht mehr unterbringen, Berlin sei Schuld (!) daran, dass es so viele sind, jetzt solle Berlin sich eben selbst um die Flüchtlinge kümmern. (...)

"Das ist ein abgekatertes (!) Spiel, das auf dem Rücken der Flüchtlinge ausgetragen wird", sagte Georg Claasen vom Berliner Flüchtlingsrat, der daneben stand.
(zeit.de 15.1.16)

Einige Merkel-Hasser aus der ZEIT-Leserschaft versuchen zwar noch, den bayerischen Landrat Dreier als Volkshelden zu feiern, aber wenn sogar der ZEIT dessen menschenverachtende PR-Aktion zuviel wird, dann dürften seine Tage gezählt sein. Mit den Freien Wählern geht es ohnehin bergab.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 14.01.2016 um 17.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31313

Nach meinen Beobachtungen wirkt sich das Geringschätzen der Geschichtswissenschaft und der Archäologie im Bereich der Bibel auch auf andere Gebiete und auf das tägliche Leben aus. Manche Leute lehnen Gedrucktes überhaupt ab und glauben nur mündlichen Erzählungen, z.B. von Fremdenführern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.01.2016 um 16.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31312

Ein einst bekannter Theologe und CDU-Politiker (Gottfried Müller, Jena) polemisiert gegen den „fundamentalistischen Atheismus“ von Charlie Hebdo (FAZ 14.1.16). Hübsch ausgedacht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.01.2016 um 16.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31311

Je unsicherer die Glaubenslehre, desto fanatischer verteidigt man sie. Im Gegner bekämpft man auch den eigenen Zweifel. Kann falsch sein, wofür man so viele ermordet hat? Der Zweifel läßt keine Gelassenheit und keine Toleranz aufkommen.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 13.01.2016 um 14.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31295

Weder auf deutschen noch auf französischen Straßen gibt es Meeresströmungen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.01.2016 um 12.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31294

Je weiter vorn das Adverb steht, desto leichter bezieht es der Leser auf das gesamte Prädikat, auch wenn immer eine Zweideutigkeit bleibt – wegen der unklaren Reichweite ("Skopus").
Einfacher wäre es insgesamt, die ganze Meldung als Pressemitteilung des Militärs zu kennzeichnen und dann ohne die Satzadverbien auszukommen.
Wie es dasteht, empfinde ich es als Manipulation.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 13.01.2016 um 10.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31293

Im Grunde kann der Autor ja beides nicht mit Sicherheit wissen. »Zwei US-Marineboote solchen Typs gerieten angeblich wegen einer Motorpanne angeblich in iranische Hoheitsgewässer . . .«
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.01.2016 um 09.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31291

So sehe ich es auch, aber ich weiß, daß die Satzadverbien im Satz unlogisch rumwandern, zumal sie ohnehin nicht hineingehören (autoklitische Kommentare). Sagen wir: nicht geradezu falsch, aber ungeschickt.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 13.01.2016 um 09.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31290

Bei gerieten offenbar ist nicht sicher, daß ein Motorschaden die Ursache war, bei gerieten … offenbar ist nicht sicher, daß die Schiffe in iranische Hoheitsgewässer gelangt sind.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 13.01.2016 um 08.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31289

gerieten offenbar wäre zwar besser, aber gerieten . . . offenbar falsch?

Interessant, daß zwei Schiffe einen Motorschaden haben können.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.01.2016 um 07.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31288

Man muß wohl befürchten, daß die nächsten Terroranschläge mit Drohnen verübt werden, das ist ja jetzt kinderleicht. Aber was ich eigentlich sagen wollte: Drohnen werden in Zukunft vielleicht ohne h geschrieben werden. Man denke an die flächendeckende Verbreitung von enigmatisch unter englischem Einfluß, auch an Quartz.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.01.2016 um 07.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31287

Zwei US-Marineboote solchen Typs gerieten wegen einer Motorpanne offenbar in iranische Hoheitsgewässer
(Bildunterschrift focus.de 13.1.16, ähnlich im laufenden Text)

offenbar steht an der falschen Stelle, außerdem heißt es hier soviel wie angeblich. Viele Leser wundern sich darüber, daß ein Schiff durch einen Motorschaden in fremde Hoheitsgewässer geraten kann. Daß zum Beispiel ein Auto wegen eines Motorschadens nach Frankreich gerät, ist noch nie gemeldet worden. Aber in der eingebetteten Presse ist vieles möglich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.01.2016 um 09.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31237

Wie sehr auch die einfachsten Begriffe von einer ganzen Kultur geprägt sind, kann man sich durch folgende Überlegung klarmachen: Wie lange würden Besucher vom Mars brauchen, bis sie zum Beispiel unsere Unterscheidung von Spiel, Sport und Hausarbeit verstanden hätten? Fensterputzen, Seilspringen, Joggen usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.01.2016 um 06.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31231

Justizminister Maas kriegt auch anthropologischen Widerspruch: Die Grapscher brauchen sich gar nicht zu verabreden, die sind eben so.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.01.2016 um 10.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31225

"Wenn sich eine solche Horde trifft, um Straftaten zu begehen, scheint das in irgendeiner Form geplant worden zu sein", sagte Maas der "Bild am Sonntag". (focus.de 10.1.16)

Sehr scharfsinnig. Der finale Infinitiv macht die Aussage tautologisch. Die Fortsetzung ist auch sehr professionell:

"Niemand kann mir erzählen, dass das nicht abgestimmt oder vorbereitet wurde."

Sollte ein Justizminister nicht die Ermittlungen abwarten, bevor er solche Eindrücke weitergibt?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.01.2016 um 07.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31208

Wenn ich mich nicht täusche, druckt die FAZ häufiger als früher Leserbriefe ab, die nichts weiter enthalten als Lob für die FAZ. Man läse lieber etwas Gehaltvolleres und sieht auch den Sinn solcher Eigenwerbung ausgerechnet an dieser Stelle nicht ein.

Manchmal wird mir schlagartig bewußt, was für ein Machoclub die politische Redaktion der FAZ eigentlich ist. Bis auf verschwindende Ausnahmen (Helene Bubrowski für Justiz, Heike Göbel aus dem Wirtschaftsteil, Heike Schmoll für Bildung) sind alle Artikel und Kommentare von Männern. Ich assoziiere immer einen Geruch von Turnhalle und Umkleide.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 02.01.2016 um 20.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31120

»Von Goethe las gerne in den Liedern von Eschenbachs. Sein Freund von Schiller hingegen bevorzugte die Texte von von der Vogelweide.« (Werner von Stolze-Stubenrecht)
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 02.01.2016 um 17.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31119

Duden: "Wolfram von Eschenbachs Lieder".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.01.2016 um 18.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31108

Wenn ich es richtig verstanden habe, läuft der islamische Religionsunterricht an staatlichen Schulen erst allmählich an, und die Ausbildung der Lehrer (auch hier in Erlangen) dauert ihre Zeit. Die islamischen Interessenverbände sprechen, wie man liest, keineswegs für die Mehrheit der Muslime, aber es ist wie so oft: Die allgemeinsten Interessen haben am wenigsten Durchsetzungskraft, weil sie am schlechtesten organisiert sind.
Heilige Texte konnten schon immer in verschiedener Weise ausgelegt werden (insofern ist das Thema für uns hier interessant), und die historisierende ist eine davon und durchaus traditionsreich.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 01.01.2016 um 13.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31106

Am Rande bemerkt: »von Smyrna« ist kein Nachname.
 
 

Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 01.01.2016 um 12.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31104

Seit Polykarp von Smyrnas Martyrium 155 ist das christliche Martyrium beschrieben. Der Christ darf den Tod oder die Tötung durch Nichtchristen nicht suchen. Märtyrer ist, wer an seinem christlichen Glauben auch angesichts des Todes festhält und wegen seines Glaubens tatsächlich umgebracht wird.
Insofern sind die Christen, die vom IS ermordet werden, Märtyrer.
Bei den Kreuzzügen wurde von der Amtskirche der Verteidigungsaspekt betont; es ging hier somit um den "gerechten Krieg", wie ihn Augustinus und später auch Thomas von Aquin beschrieben haben. "Märtyrer" wurde der gefallene Kreuzzügler nicht.

Wie es die Juden sehen, weiß ich im einzelnen nicht, aber auch hier gibt es das Lob für den, der den Glauben auch dann nicht verleugnet, wenn er dafür getötet werden soll.

Im Islam gibt es im Unterschied dazu den Dschihad. Das ist ein aktiver Kampf für den Glauben. Wer dabei zu Tode kommt (auf welche Weise auch immer), hat sich für den Glauben geopfert, und dem steht nach muslimischer Überzeugung das Paradies offen.

Khorchide verlangt Reformen des Islams, um ihn zu modernisieren; es ist anzunehmen, daß sich das in seiner Lehrerausbildung wiederfindet. Daß er allerdings die meisten muslimischen Religionslehrer ausbildet, stimmt nur in bezug auf die universitäre Ausbildung. Aus Personalmangel werden an normalen staatlichen Schulen von den Islamverbänden bestellte Lehrer eingesetzt. Diese Islamverbände haben jeweils ihre eigene Haltung, die keine staatliche Stelle beurteilt.
In den Koranschulen wird der Islam nach der jeweiligen Auslegung durch den Träger gelehrt und somit mitunter auch der Salafismus (Vogel, Lau), und Khorchide gilt dort als Ketzer ähnlich Abdel-Samad und James.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 31.12.2015 um 11.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31095

Die Schandtaten der Agonistiker sind uns allen ja noch in lebhafter Erinnerung.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 31.12.2015 um 10.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31094

Zu dem, was "uns im jetzt vielberufenen „Westen“ [...] als höchst anstößig, ja widerwärtig in jeder Hinsicht erscheint: die Bezeichnung von Selbstmordattentätern (und ihr Feiern) als „Märtyrer“": Ich will das nicht parallel setzen, aber wir in unserer christlichen Tradition haben da einige geschichtliche Erfahrung und aus der folgende lange Lehre dazu: Im 4. Jahrhundert gab's da die Donatisten-Bewegung, zu der kein geringerer als Augustinus sich genötigt sah, ein entscheidendes Wort zu ergreifen. Ein bißchen Einführung zu der Haltung, die wir hier finden: www.bibel-glaube.de/handbuch_orientierung/Donatismus.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.12.2015 um 07.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31093

Nachdem Gauger das lateinische Fremdwort Suizid wegen seiner Sachlichkeit gelobt hat, schreibt er:

Im Islam haben wir, was den Suizid angeht (und dies wäre von dort her zu klären), sprachlich etwas, das uns im jetzt vielberufenen „Westen“ („Westen“ im Sinne Heinrich August Winklers als Gemeinsamkeit spezifischer Werte), als höchst anstößig, ja widerwärtig in jeder Hinsicht erscheint: die Bezeichnung von Selbstmordattentätern (und ihr Feiern) als „Märtyrer“. Unter einem ‚Märtyrer’ versteht unsere, also die „westliche“ Tradition ausschließlich solche, die reine Opfer sind und nicht solche, die – als Täter – ihren eigenen Tod in Kauf nehmen, nur um eine mehr oder weniger große Zahl anderer, natürlich auch völlig Unbeteiligter, umzubringen. Attentäter sind (pardon für das ungewollte Wortspiel) Täter. Sie mögen zwar, psychologisch gesehen, durchaus auch Opfer sein – ihrer eigenen fanatischen Verblendung oder derer, die sie, zynisch oder nicht, zu solchem Tun abgerichtet haben. Sie sind auch nicht „feige“, wie man sie seltsamerweise oft nennt: dies gerade sind sie am wenigsten ... Aber Märtyrer in irgendeinem für uns vertretbaren Sinn sind sie ganz und gar nicht. Es ist auch ein sprachliches Problem. Wie gesagt: es wäre von Kennern zu klären, ob oder inwieweit dieser Sprachgebrauch vom Islam her zu rechtfertigen ist. Ich will auch nicht ausschließen (auch dies wäre zu klären), ob es nicht in sehr zurückliegenden Zeiten im Christentum, etwa in der Zeit der Kreuzzüge, ebenfalls Analoges gegeben hat. (http://www.deutscheakademie.de/de/aktivitaeten/projekte/sprachkritik/2015-07-24/fritz-j-raddatz-ist-im-alter-von-83-jahren-gestorben)

Nun, Märtyrer heißt ja auch nicht "Opfer", sondern "Zeuge", und wer will mit den Frommen rechten, ob ein Selbstmordattentäter ein Glaubenszeuge ist oder nicht? Die Frömmigkeit geht seltsame Wege.

Wäre ich Theologe, würde ich mich dem islamischen Religionspädagogen Khorchide anschließen, der hierzulande die meisten künftigen Religionslehrer ausbildet und von den Orthodoxen stark angefeindet wird. Er will den Geist und nicht den Buchstaben der alten Glaubenslehren auf unsere Zeit anwenden. Das machen auch die meisten Christen so, übrigens auch Jesus selbst schon, gegen die damaligen Schriftgelehrten. Der treffliche Garry Wills hat es schön dargelegt (What Jesus meant, Why priests? und andere Bücher). (Gehört eigentlich zu "Heilige Texte".)
 
 

Kommentar von Stephan Pfeifer, verfaßt am 30.12.2015 um 21.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31085

Vielleicht zur Abwechslung mal ein Zwischenruf aus einem Bereich, der nichts mit Sprachwissenschaft, aber viel mit Sprache zu tun hat, der Juristerei. Genauer: mit dem Städtebaurecht.

In seinem Handbuch "Einführung in das neue Städtebaurecht" resümiert Gerd Schmidt-Eichstaedt über "die Schwerpunkte des Novellierungsgehalts des Baugesetzbuchs gegenüber dem bisher geltenden Recht":

~

Das Verfahren der Bauleitplanung wurde überarbeitet und in nicht unerheblichen Punkten vereinfacht; die Darstellungs- und Festsetzungsmöglichkeiten in den Bauleitplänen wurden in Einzelheiten geändert und ergänzt (dabei sind, wie in der Politik nicht anders zu erwarten,auch Interessenteneinflüsse erkennbar); von den städtebaulichen Instrumenten wurden manche erheblich (so die gemeindlichen Vorkaufsrechte), manche nur punktuell (so die Planverwirklichungsgebote) umformuliert; die Flexibilität der Einzelfallgenehmigung mit oder ohne Bebauungsplan wurde erhöht; einige Entscheidungen der Rechtssprechung fand man korrekturbedürftig (so wurde die erschließungsbeitragspflichtige Zuteilung von Grundstücken in der Umlegung ermöglicht, die Beitragsfähigkeit von Wohn- und Fußwegen in den Wohngebieten eindeutig geklärt); abgeschafft wurden alle Hinweise auf eine Mischfinanzierung zwischen Bund und Ländern in der Städtebauförderung; abgeschafft wurden das Nutzungsgebot, die Entwicklungsmaßnahme; neu geschaffen wurde die Genehmigungspflicht für die Einrichtung von Wohnungseigentum in Fremdenverkehrsgemeinden, die Rügefrist von sieben Jahren für die Geltendmachung von Abwägungsmängeln vor Gericht. Nicht verwirklicht wurde die im Regierungsentwurf noch vorgesehene Verlagerung von Regelungskompetenzen im Enteignungsverfahrensrecht und im Erschließungsbeitragsrecht auf die Länder.

Die Praxis wird sich in die neuen Vorschriften mit all den kleineren und größeren Änderungen erst einarbeiten müssen. Der Zeitraum, den die Verwaltung und die privaten Anwender des Städtebaurechts dafür benötigen, wird in Bonn zuweilen unterschätzt; es handelt sich mit Sicherheit um mehrere Jahre. Denn Einarbeitung bedeutet nicht nur zur Kenntnis nehmen, sondern erfolgreich anwenden, und das gelingt nicht von heute auf morgen. Während dieser Einarbeitungsphase sollte das Baugesetzbuch nicht novelliert werden. Vielleicht sollte sich der Gesetzgeber die Plangewährleistungsfrist des § 42 BauGB zum Vorbild nehmen und das Baugesetzbuch nicht, jedenfalls nicht ohne große Not, vor Ablauf von sieben Jahren verändern. Mit einer solchen "Gesetzesgewährleistungsfrist" würde er der Praxis einen großen Dienst erweisen.

~

Das war 1987, zwei Jahre vor Mauerfall. Nach dem Mauerfall ging es im Städtebaurecht, auch im Bauordnungsrecht, Knall auf Fall. Eine ungute Ahnung ("Denn Einarbeitung bedeutet nicht nur zur Kenntnis nehmen, sondern erfolgreich anwenden, und das gelingt nicht von heute auf morgen.") wird im zweiten Abschnitt, dem letzten im ganzen Buch, deutlich. (Gerd Schmidt-Eichstaedt, Einführung in das neue Städtebaurecht, Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz, 1987)

~

Heute haben wir Bauboom trotz gigantischem Leerstand. Kein Gesetz schützt uns.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.12.2015 um 19.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31083

Ja, klar, wenn es einem irgendwie zu langweilig wird, dann macht man halt was anderes. Das hat im Alltag schon seine Berechtigung, aber ich hatte mich mit Änderungen um ihrer selbst willen natürlich nicht auf Freizeitvergnügen, sondern auf die Politik bezogen.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 30.12.2015 um 16.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31082

Zu "Man macht doch keine Änderungen um ihrer selbst willen": Doch, und man sollte hier nicht "man" sagen, denn einigen ist es eingegeben, daß öfter mal was Neues der einzige Weg ist, in sich und in Sicht zu bleiben, - wie's ja auch der Modewerbespruch in den 50er Jahren mal hatte: "Öfter mal was Neues". Mich erregt hierbei, daß sie es ohne Auftrag und mit anderer Leute Geld tun.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.12.2015 um 11.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31081

Am meisten könnte ich mich immer über diese Sätze erregen:

"Es geht um die Tatsache, ob dieses Land veränderungswillig und veränderungsfähig ist.
...
Es geht um die Frage, ob diese Gesellschaft veränderungsfähig und veränderungswillig ist.
...
Daher, meine Damen und Herren: Setzen Sie ein positives Zeichen, daß dieses Land nicht veränderungsscheu ist!"

Man macht doch keine Änderungen um ihrer selbst willen, man ändert nichts, nur um zu zeigen, daß man etwas ändern kann. Jede Änderung sollte eine Verbesserung bringen, das muß zuerst nachgewiesen werden, erst dann kann man sich darüber beschweren, falls es nicht gelingt, Verbesserungen auch umzusetzen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.12.2015 um 07.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31077

Heike Schmoll bespricht recht wohlwollend ein autobiographisches Werk von Hans Joachim Meyer:
„Unverständlich ist, wieso Meyer die Kritik an der Rechtschreibreform als Lappalie abtut. Angesichts der minimalen Änderungen und der klaglosen Akzeptanz vieler, erscheint ihm der Glaubenskrieg darüber völlig unverständlich: ‚Besonders töricht fand ich die Behauptung, hier würde von der Politik in die organische Entwicklung der Sprache eingegriffen und diese von oben reglementiert.“ Als habe es je eine Orthographie gegeben, die nicht von oben beschlossen worden sei.“ (FAZ 29.12.15)

Es ist in der Tat erstaunlich, daß der Anglist Meyer auch 17 Jahre später noch an jenem Unsinn festhält, den er im Bundestag vorgetragen hat. Ich gebe den Debattenausschnitt hier einfachheitshalber noch einmal wieder:


Aus der Debatte des Bundestags vom 26.3.1998 zur Rechtschreibreform:

Staatsminister Dr. Hans-Joachim Meyer (Sachsen):
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Heute fiel schon das Wort "Groteske". In der Tat, der Sturm gegen die Neuregelung der Rechtschreibung wird einmal in die historische Erinnerung als eine der Grotesken der deutschen Geschichte eingehen.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Widerspruch des Abg. Joachim Gres [CDU/CSU])
Herr Gres, Sie müssen nicht dazwischenschreien. Hören Sie doch zu, dann lernen Sie etwas!
(Widerspruch bei der F.D.P.)
Man muß sich einmal in aller Ruhe klarmachen, um was es hier geht. Seit 1950 wird in Deutschland über die Notwendigkeit gesprochen, die Rechtschreibung neu zu regeln.
(Ina Albowitz [F.D.P.]: Auf so was haben wir gewartet!)
Das kann ja auch niemanden verwundern, der sich klarmacht, daß die Regelung der Rechtschreibung zu diesem Zeitpunkt ein halbes Jahrhundert zurücklag. Wie immer, wenn eine Reformnotwendigkeit besteht, sind Revoluzzer und Radikalinskis zur Stelle.
(Ina Albowitz [F.D.P.]: Ja, so sehen Sie aus!)
Ihre Vorschläge, die Vorschläge, die 1950 und in den Folgejahren gemacht wurden, hätten uns in der Tat von der kulturellen und literarischen Tradition abgeschnitten. Die wildesten Vorschläge kamen übrigens aus jener akademischen Profession, aus der uns jetzt die lautesten Vorwürfe erreichen, wir würden die Einheit und Tradition der Schriftsprache gefährden. Es war die Kultusministerkonferenz, die 1984 – übrigens unter der Präsidentschaft von Georg Gölter – diesem Treiben einen Riegel vorschob. Es war die Kultusministerkonferenz, die bis zum endgültigen Beschluß über die Neuregelung sorgfältig darauf achtete, daß die Regelung folgenden Kriterien genügen muß: erstens: Augenmaß und Zurückhaltung, um die deutsche Schrifttradition zu bewahren, zweitens: Größere Handhabbarkeit und geringere Fehleranfälligkeit der neuen Regeln, und schließlich: ein Höchstmaß von Übereinstimmung mit allen Ländern des deutschen Sprachraums. Genau dies bringt die neue Regelung: erstens eine größere Übersichtlichkeit und Systematisierung zwischen vielen Wörtern, die bisher nicht wenige Menschen wegen für sie nicht erklärbarer Widersprüche zur Verzweiflung brachten. Daß einige der neuen Schreibungen nicht der Etymologie, nicht dem geschichtlichen Ursprung dieser Wörter, entspringen, ist überhaupt kein Argument gegen die Reform. Das heutige Wortverständnis muß genutzt werden. Ich will überhaupt nicht verhehlen, daß ich als Philologe nicht ohne Verständnis für diese Kritik und für diese Bedenken bin. Aber ich weiß auch, daß man diejenigen in Deutschland, für die es einen Sinn macht, daß man "behende" mit "e" statt mit "ä" schreibt, "Tolpatsch" nicht mit Doppel-l, daß man "Stengel" mit "e", "überschwenglich" mit "e", aber "Überschwang" mit "a" schreiben muß, bequem in diesem Saal versammeln kann. Selbst unter den Germanisten ist es nur ein geringer Prozentsatz, für die dies noch einen Sinn ergibt. Für die übergroße Mehrheit der Sprachnutzer sind diese Schreibungen heute beziehungslos. Eine Orthographiestunde ist kein germanistisches Seminar. Da kann man lernen, welche Veränderungen es in der deutschen Schreibung gegeben hat.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)
Zweitens. Die Neuregelung führt bei einer größeren Anzahl von Fremdwörtern zu einer dem Deutschen näherstehenden Schreibung. Auch hier kann man sich durchaus auf den Standpunkt stellen, daß das dem Trend zur Internationalisierung zuwiderläuft. Aber wer von Ihnen schreibt denn Fremdwörter grundsätzlich so wie in der Ursprungssprache, so er es überhaupt könnte? Wer auch vor der Neuregelung "Foto" mit "f" oder "Komitee" mit dieser merkwürdigen englisch-französischen Mischung geschrieben hat
(Joachim Gres [CDU/CSU]: Das ist eine Zumutung!)
– ja, es ist eine Zumutung, sich einmal die Wahrheit anzuhören –, der kann gegen den Grundsatz der Eindeutschung überhaupt keine Einwände erheben. Was sich von diesen neuen Schreibungen bewähren wird, werden wir sehen. Jedenfalls wird der Anteil der durch die erste und zweite Änderung erfolgten Veränderungen im deutschen Wortschatz maßlos überschätzt. Es sind 185 Wörter, gleich 0,5 Prozent des Wortschatzes. Drittens. Die Neuregelung bringt segensreiche und längst überfällige Vereinfachungen im Bereich der Groß- und Kleinschreibung; denn die bisherigen Regelungen der Groß- und Kleinschreibung waren – freundlich gesagt – alles andere als stimmig. Was würde wohl dabei herauskommen, wenn wir die hier versammelten Gegner der Neuregelung der Rechtschreibung einmal dazu auffordern würden, in einem Diktat ihre sichere Beherrschung der Regeln der Groß- und Kleinschreibung nachzuweisen?
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)
Frau Präsidentin, ich bin ganz sicher, der Bundestag könnte hier eine Textsammlung zusammenstellen, die den deutschen Schulkindern zum Weihnachtsfest eine große Freude bereiten würde.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD)
Wie schreiben Sie denn beispielsweise in dem Satz "Es wäre das beste, wir würden uns heute über wichtigere Themen unterhalten" "das beste" und warum, mit welcher Begründung?

Vizepräsidentin Michaela Geiger:
Herr Minister, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten Westerwelle?

Staatsminister Dr. Hans-Joachim Meyer (Sachsen):
Aber gerne, Herr Westerwelle. Für Sie tue ich immer etwas.

Dr. Guido Westerwelle (F.D.P.):
Es muß jetzt hier nicht jeder Redner unter Beweis stellen, daß er die deutsche Sprache beherrscht. Herr Minister, Sie haben gesagt, man müsse über Wichtigeres sprechen. Finden Sie nicht auch, daß eine Kultusministerkonferenz, die die Frage, ob man "Schiffahrt" mit zwei oder drei "f" schreibt, für wichtiger als die Verkürzung der Ausbildungszeiten in Deutschland hält, ziemlich weit weg vom Leben ist?
(Beifall bei Abgeordneten der F.D.P. und der CDU/CSU)

Staatsminister Dr. Hans-Joachim Meyer (Sachsen):
Herr Westerwelle, Ihre Feststellung in bezug auf die Ausbildungszeit zeugt von Unkenntnis der Beschlüsse der Kultusministerkonferenz.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS – Lachen bei der F.D.P.)
Was "Schiffahrt" mit zwei oder drei "f" anbetrifft, wäre es vielleicht ganz nützlich gewesen, Sie hätten das einem Abgeordneten Ihrer Fraktion rechtzeitig gesagt; denn der hat im Sturm auch die Neuregelung der Rechtschreibung auf den Weg gebracht, weil er der Meinung war, jetzt dürfe er Schiffahrt nicht mehr mit drei "f" schreiben.
(Heiterkeit und Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)
Ich habe ja ein gewisses Verständnis für diese Auffassung; denn in der Tat: Wer in die Reichsverfassung von 1849 hineinsieht, der wird feststellen, daß "Schiffahrt" dort in der Tat mit drei "f" geschrieben wurde. Möglicherweise hat diese historische Erinnerung die Schulkenntnisse dieses Abgeordneten überlagert.

Vizepräsidentin Michaela Geiger:
Herr Minister, es besteht der Wunsch zu einer zweiten Zwischenfrage, diesmal des Abgeordneten Dr. Gerhardt.

Staatsminister Dr. Hans-Joachim Meyer (Sachsen):
Nein, jetzt mache ich weiter. Viertens. Die Neuregelung räumt mit einer Marotte auf, die sich im Deutschen zum Schrecken der Schulkinder und der Ausländer immer mehr eingebürgert hat, nämlich, daß Begriffe und Vorstellungen, die durch mehr als ein Wort ausgedrückt werden, zusammengeschrieben werden müssen. Dafür gibt es überhaupt keinen zwingenden Grund. Ob ich nun sage "Wir müssen uns bald wiedersehen" oder "Wir sehen uns bald wieder": In beiden Fällen drücken die beiden Wörter "wieder" und "sehen" die gleiche Vorstellung aus. Aber nur in einem Fall, nämlich wenn die beiden Wörter unmittelbar nebeneinander stehen, muß man sie zusammenschreiben. Dafür gibt es überhaupt keinen Grund. Heute habe ich in einem interessanten Papier, das Sie, Herr Gerhardt, in Umlauf gesetzt haben, gelesen, man könne "schwerfallen" und "schwer fallen" nicht mehr unterscheiden. Das macht überhaupt keine Mühe. "Er fiel schwer" und "Das fiel mir schwer" oder "Es fiel ihnen schwer, die Gründe für die Rechtschreibreform zu verstehen" ist ohne Mühe zu unterscheiden. In allen Fällen wird "fallen" und "schwer" auseinandergeschrieben. Wo sind da Ihre Probleme?
(Beifall bei der SPD – Zuruf von der SPD: Es fällt ihnen schwer! – Detlef Kleinert [Hannover] [F.D.P.]: Das ist aber ein sehr unernster Vortrag, meine Herren!)
Aber Herr Kleinert, das muß doch nicht gerade von Ihnen kommen. Meine Damen und Herren, lassen Sie sich von einem Anglisten sagen: Im Englischen gibt es ähnliche Zusammensetzungen. Kein Mensch kommt auf die Idee, dort eine Regel aufzustellen, daß alle diese Wörter zusammengeschrieben werden müssen. Dadurch spart man sich im Englischen viele Schulstunden und sehr viele Tränen.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

Vizepräsidentin Michaela Geiger:
Herr Minister, darf ich Sie kurz unterbrechen! Es besteht der Wunsch nach zwei Zwischenfragen, des Abgeordneten Eylmann und des Abgeordneten Dr. Gerhardt. Wollen Sie die beantworten?

Staatsminister Dr. Hans-Joachim Meyer (Sachsen):
Ich bin gern bereit, die Frage des Abgeordneten Eylmann zu beantworten.
(Beifall bei der SPD – Widerspruch bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Dr. Guido Westerwelle [F.D.P.]: Er hat die Hosen voll! – Joachim Gres [CDU/CSU]: Arrogant bis zum Letzten! Ein starkes Stück!)
Also gut, ich beantworte auch die Frage von Herrn Gerhardt.

Horst Eylmann (CDU/CSU):
Herr Minister, obwohl Vokabular und Diktion Ihrer Rede genau der unerträglichen Arroganz der Kultusministerkonferenz entspricht
(Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)
und sich – den Vorwurf kann ich Ihnen nicht ersparen – sehr zu Ihrem Nachteil von den Ausführungen Ihrer Vorrednerin unterscheidet,
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)
will ich mir erlauben, Ihnen eine sehr sachbezogene Frage zu stellen, weil Sie so sehr auf den Vereinfachungseffekt abgestellt haben, der den Schülerinnen und Schülern und den Menschen überhaupt die Schreibung der deutschen Sprache ja angeblich erleichtern soll: Stimmen Sie mir zu, daß der Unterschied zwischen Aussprache und Schreibung in der englischen Sprache wesentlich größer ist als in der deutschen? Stimmen Sie mir des weiteren zu, daß die Regierungen in Großbritannien und den USA trotzdem nicht auf die Idee gekommen sind, die Schreibung des Englischen zu vereinfachen? Stimmen Sie mir ferner zu, daß diese großen Unterschiede zwischen Schreibung und Aussprache kein Hindernis dafür waren, daß sich die englische Sprache zu einer Weltsprache entwickelt hat?
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)

Staatsminister Dr. Hans-Joachim Meyer (Sachsen):
Zunächst zu Ihrer Einleitung, Herr Abgeordneter Eylmann: Ich weiß nicht, mit welchem Recht Sie uns hier Arroganz vorwerfen.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Widerspruch bei der CDU/CSU und der F.D.P.)
Sie haben die Anhörung des Rechtsausschusses zur Neuregelung der Rechtschreibung mit dem Satz begonnen, jetzt ginge es erst einmal darum, darzustellen, was die reaktionärste aller Einrichtungen, die Kultusministerkonferenz, vorgelegt hat.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD)
Das war ein Höhepunkt der Unfairneß in bezug auf Ihre Stellung als Vorsitzender des Rechtsausschusses.
(Beifall bei der SPD – Anhaltende Zurufe von der CDU/CSU und der F.D.P.)
Nun zu Ihrer Sachfrage. In der Tat kann es solche Bemühungen im Englischen nicht geben, weil die Unterschiede zwischen Schreibung und Lautung inzwischen ein solches Maß erreicht haben, daß solche Systematisierungsansätze dort zu nichts führen würden. Aber eine solche Situation haben wir nicht. Mit dem von mir erwähnten Beispiel hat dieses überhaupt nichts zu tun; denn die Zusammen- oder Getrenntschreibung hat mit der Schreibung der einzelnen Wörter überhaupt keinen Zusammenhang. Und nun, Herr Gerhardt.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Wolfgang Gerhardt [F.D.P.]: So teilen Sie mich hier nicht zu! Ich möchte gleich fünf Minuten reden! – Dr. Guido Westerwelle [F.D.P.]: Herr Oberlehrer! Die Arroganz der absoluten Mehrheit!)

Vizepräsidentin Michaela Geiger:
Ich bitte um Ruhe, der Minister hat das Wort. Herr Minister, wollen Sie fortfahren, oder sind Sie mit Ihrer Rede am Ende?
(Beifall der Abg. Birgit Homburger [F.D.P.])

Staatsminister Dr. Hans-Joachim Meyer (Sachsen):
Nein, ich bin nicht zu Ende. Die Rechtschreibung war derartig passend und behutsam angelegt sowie der Aufgabe gemäß, daß zunächst auch große Akzeptanz bestand. Es sind in den deutschen Zeitungen Texte in der neuen Rechtschreibung mit dem ausdrücklichen Hinweis erschienen: Dies war im übrigen gemäß der neuen Rechtschreibung, falls Sie es bemerkt haben sollten bzw. falls Sie es nicht gemerkt haben sollten. Die Zielstellung der Kultusministerkonferenz war also durchaus erreicht. Aber dann kam der große Aufstand der Schriftsteller und Dichter. Diese hatten sich jahre- und jahrzehntelang um die Orthographiedebatte nicht gekümmert, aber dann ließen sie sich von einem Studienrat einreden, ihre literarische Freiheit sei bedroht. Sachargumente sind von den Dichtern und Schriftstellern nicht gekommen. Vielmehr liefen alle Proteste nur darauf hinaus, es dürfe überhaupt keine Regelung erlassen werden, jedenfalls keine Neuregelung. Das ist im Zusammenhang mit einer Rechtschreibungsdebatte kein Sachargument. Aber da die Debatte in Deutschland stattfindet, stehen mystische und irrationale Argumente in hohem Ansehen.
(Beifall der Abg. Dr. Ruth Fuchs [PDS])
Wir haben heute schon mehrfach gehört: Die Sprache gehört dem Volk. Natürlich gehört die Sprache dem Volk, wem denn sonst? Nur, bei einer Rechtschreibregelung ist dies das abwegigste aller denkbaren Argumente. Es geht hier nämlich nicht um die Sprache. Es geht um die Schreibung, genauer gesagt um die Rechtschreibung. Es geht um Regeln, die feststellen, welche Schreibung richtig ist. Solche Schreibregeln, meine Damen und Herren, sind in jedem Land und zu jeder Zeit definiert, von einer Autorität vorgegeben und durchgesetzt worden. Es gibt keine Rechtschreibung, die aus dem Volk erwächst. Es kann keine Rechtschreibung geben, die aus dem Volk erwächst. Ganz generell neigt jede Sprache zu einer ständig fortschreitenden Differenzierung. Selbst die gesprochene Sprache, die nun wirklich dem Volk gehört, bedarf gesellschaftlich anerkannter Normen oder doch zumindest prägender Vorbilder, wenn die Sprachgemeinschaft nicht zerfallen soll. Schreibnormen sind überhaupt nur von einem Punkt aus definierbar und müssen immer bewußt gelernt werden. Darum gibt es auch keine nachvollziehende Rechtschreibregelung. Auch für eine einmal definierte Rechtschreibnorm gilt, daß sie durch Einzelentscheidungen immer differenzierter und komplizierter wird, wie die Entwicklung der deutschen Rechtschreibung seit 1901 zeigt. Einzelentscheidungen machen die Sache vielleicht für den konkreten Fall einfacher. Das System wird im allgemeinen aber komplizierter. Wer also seine literarische Persönlichkeit durch die Neuregelung beschädigt sieht, wer meint, das Volk schaffe in einem spontanen Prozeß die Rechtschreibung, der mag ein angesehener Autor sein, aber dieser Ansatz ist falsch.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Nun, meine Damen und Herren, ein Wort zu den Professoren.
(Erwin Marschewski [CDU/CSU]: Da gibt es auch gute, das ist wahr!)
Wir erlebten das gleiche wie immer: Jeder tritt mit dem Modell auf, nach dem sich dann die Wirklichkeit zu richten hat. In eine jahre- und jahrzehntelange Debatte kann man nicht mit der Vorstellung hineingehen, jetzt gäbe es die einmal und alles erlösende Idee, und das hätten alle zu akzeptieren. Leibniz muß an deutsche Professoren der Geisteswissenschaften gedacht haben, als er in die Philosophie den Begriff der "fensterlosen Monade" einführte. Neu ist das Schauspiel im übrigen nicht. Schon 1876 flog die erste Konferenz zur Vereinheitlichung der deutschen Rechtschreibung in erbittertem Gelehrtenstreit buchstäblich in die Luft. Über diesen Skandal hat die historische Erinnerung allerdings mittlerweile den Schleier mildtätigen Vergessens gebreitet; man ist wieder zu neuen Taten erstarkt. Ich würde mir gern den Spaß machen, die 51 Germanistikprofessoren, die es im übrigen zu einer Protesterklärung von maximal drei Sätzen gebracht haben,
(Lachen bei Abgeordneten der SPD)
aber unlängst die mangelnden sprachwissenschaftlichen Grundlagen der Neuregelung der Rechtschreibung beklagt haben, jeweils getrennt in ein Zimmer zu sperren. Sie sollen einmal die von ihnen vermißten Grundlagen zu Papier bringen!
(Beifall des Abg. Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD])
Das Experiment würde nämlich erweisen, was jeder Philologe im Studium lernt oder jedenfalls lernen sollte: Es gibt gar keine einheitlichen Grundlagen für die Rechtschreibung. Jede Rechtschreibung ist ein Mixtum compositum aus einer Vielzahl unterschiedlicher Prinzipien. Darum ist auch die ganze Fehler- und Mängeldebatte völlig unsinnig.
(Beifall der Abg. Ulla Jelpke [PDS])
Die jetzige Neuregelung der Rechtschreibung ist ja nicht, wie hier behauptet wurde, von der Kultusbürokratie ersonnen worden. Dies ist das Werk von Fachleuten.
(Horst Eylmann [CDU/CSU]: Das ist der Fehler!)
Der einzige Eingriff von Kultusministern bestand darin, daß sie eine Vielzahl von Vorschlägen für die Neuregelung ablehnten, daß sie das Maß des Möglichen immer weiter einengten. Es sind Vorschläge von Fachleuten, und es gibt Kritik von Fachleuten, weil es nämlich darum geht, Möglichkeiten abzuwägen, weil man zwischen Alternativen entscheiden muß. Da kann man über Entscheidungen sprechen, aber nicht über Fehler und Mängel. Darum wird es auch niemals ein Ende einer solchen Debatte geben. Es gibt keine Rechtschreibreform, zu der anschließend alle sagen: Das ist es, was wir gewollt haben. Ich bekenne freimütig, daß auch mich eine ganze Reihe von Punkten an dieser Rechtschreib­reform stört. Aber es gibt keinen anderen Ansatz, und es kann auch keinen anderen geben, es sei denn, wir verzichten auf jeden Versuch einer Einführung neuer Rechtschreibregelungen. Meine Damen und Herren, ich glaube, wir sollten uns darüber einig sein: Diese Debatte ist weniger eine Debatte über Fachfragen als eine politische Debatte. Es geht um die Tatsache, ob dieses Land veränderungswillig und veränderungsfähig ist.
(Lachen bei der F.D.P. – Beifall bei Abgeordneten der SPD und der PDS)
Die weitverbreitete Übellaunigkeit, weil dieses Land unübersehbar vor großen Veränderungen steht, der generelle Mißmut, weil Besitzstände auf den Prüfstand gehören, die Verdrossenheit über Politik und Politiker, das allgemeine Nörgeln gegen "die da oben", dazu noch die nie ausgelüfteten Ressentiments gegen Schule und Lehrer:
(Dr. Hermann Otto Solms [F.D.P.]: Es reicht!)
das alles ließe sich – ohne Gefahr, dafür geradestehen zu müssen – bequem bündeln und als Wurfgeschoß verwenden. Sie wissen doch ganz genau, daß die meisten, die sich an Unterschriftenaktionen beteiligen, nicht wissen, was der Inhalt dieser Neuregelung der Rechtschreibung ist,
(Joachim Gres [CDU/CSU]: Der Herr Oberlehrer weiß alles besser!)
sondern schlicht und ergreifend gegen Veränderungen sind.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD)
Nicht um die Neuregelung der Rechtschreibung geht es in Wahrheit.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)
Es geht um die Frage, ob diese Gesellschaft veränderungsfähig und veränderungswillig ist.
(Widerspruch bei der F.D.P. – Dr. Guido Westerwelle [F.D.P.]: Die Rechtschreibreform als Standortfaktor! – Zurufe von der SPD und der PDS)

Vizepräsidentin Michaela Geiger:
Sehr verehrte Kolleginnen und Kollegen, darf ich Sie um etwas Ruhe bitten! – Herr Minister, darf ich Sie vielleicht darauf aufmerksam machen, daß Sie als Mitglied des Bundesrates natürlich jede Menge Zeit zu reden haben; aber wenn Sie mehr als 20 Minuten reden, eröffnen Sie die Debatte neu.

Staatsminister Dr. Hans-Joachim Meyer (Sachsen):
Ich komme jetzt zum Ende, Frau Präsidentin. Wenn es schon bei einem Reförmchen wie diesem zu solchen Reaktionen kommt, was soll dann erst geschehen, wenn es wirklich ernst wird mit Veränderungen in Deutschland?
(Lachen und Beifall bei der SPD und der PDS – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Sie Verräter! – Dr. Guido Westerwelle [F.D.P.]: Realsatire!)
Daher, meine Damen und Herren: Setzen Sie ein positives Zeichen, daß dieses Land nicht veränderungsscheu ist! Lehnen Sie diesen Antrag ab! Ich danke Ihnen.
(Beifall bei der SPD und der PDS – Zurufe von der F.D.P.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.12.2015 um 13.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31063

Flüchtlinge sollen sich zum Grundgesetz bekennen, also nicht etwa auf eigene Faust Bundesminister ernennen, sondern dies dem Bundespräsidenten (auf Vorschlag des Bundeskanzlers) überlassen (Art. 64.1).
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 29.12.2015 um 10.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31061

TV-Nation geht im Falle des Tatorts ja noch, weil der einen beträchtlichen Teil des Publikums erreicht. Aber das Netz als Bezeichnung für ein paar tausend Leute, die sich per Twitter Geltung zu verschaffen suchen, ist anmaßend.

Zum guten Rutsch noch einmal: Ein schönes Beispiel für die Tendenz der Etymologen, Naheliegendes zu verschmähen. Eine weit hergeholte Erklärung verspricht höhere Aufmerksamkeit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.12.2015 um 04.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31056

Gestern las ich die TV-Nation sei über den jüngsten "Tatort" gespalten, und da fiel mir erst auf, wie geläufig dieser Ausdruck inzwischen geworden ist. Ist damit gemeint "die Deutschen, soweit sie fernsehen" oder nicht-restriktiv "die deutsche Bevölkerung"?
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 28.12.2015 um 09.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31049

Älter als guten Rutsch! ist glücklichen Rutsch! als Abschiedsgruß. Es heißt einfach nur gute Reise! Wie man ja auch einen guten Rutsch ins neue Jahr wünscht.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 27.12.2015 um 19.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31044

Die ältesten Belege, auf die man stößt, zeigen, daß die Redewendung etwa so wie good riddance gebraucht wurde:
https://books.google.de/books?id=lIZEAAAAcAAJ&pg=PA288
Das würde bedeuten, daß man auf diese Weise das alte Jahr verabschiedet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.12.2015 um 17.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31042

Ich dachte, der jiddische Ursprung des "guten Rutsches" sei geklärt, sehe aber nun, daß die Diskussion weitergeht. Im Wikipediaeintrag wird jemand zitiert, der lautliche Gründe geltend gemacht hat. Ich glaube aber nicht, daß man normale Lautgesetze auf die volksetymologischen Verquatschungen (Verballhornungen) aus fremden Sprachen anwenden kann, vgl. den eindeutigen Fall Hals- und Beinbruch. Wie es sich nun mit dem Neujahrsgruß wirklich verhält, weiß ich auch nicht. Wenn er aus dem Norddeutschen stammt, müßte die geographische Ausbreitung damit übereinstimmen.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 24.12.2015 um 12.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31013

Es gibt auch »große« Hochstapler, aber »bedeutend« würde man sie nicht nennen, außer natürlich als Autor der selbsternannten Enzyklopädie.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.12.2015 um 05.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#31010

Charlotte Wolff, die große Handleserin... (Lorenz Jäger in FAZ 23.12.15)

Eine der bedeutendsten Chirologinnen des 20. Jahrhunderts ist Charlotte Wolff. (Wikipedia)

Die Chirologie, das Wissen aus der Hand, ist von der Chiromantie, dem Wahrsagen aus der Hand, zu unterscheiden.
Die Handlinien werden mittels eines Handabdruckes untersucht. Im Verlaufe einer Therapie können durch regelmäßig abgenommene Handabdrücke Veränderungen der Gefühlswahrnehmung, Denkweise (incl. der Abwehrmechanismen) und zwischenmenschlichen Beziehungsfähigkeit erkannt werden.

(Aus einer Vortragseinladung, korrigiert)

Man beachte die vage Ausdrucksweise. Wie will man widerlegen, was die Handleser zu erkennen glauben? "Veränderungen der zwischenmenschlichen Beziehungsfähigkeit"! So drücken sich auch die Astrologen aus, es ist ein wesentlicher Teil ihrer unwiderlegbaren Rhetorik und die eigentliche Geschäftsgrundlage.

Kann es "große" oder "bedeutende" Vertreter von Para- und Pseudowissenschaften geben? Oder eben auch "große Theologen"? (Man macht sich das Problem am besten an fremden Religionen klar.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.12.2015 um 06.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30974

Frank Pergande kommt nicht drüber hinweg (vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30726).

Noch einmal behauptet er, in Hamburg habe die Bevölkerung aus einer "Stimmung" heraus gegen Olympia entschieden, während die Regierung die "Stadtentwicklung" im Auge hatte. Da ist wieder die "Stimmungsdemokratie", einige Jahre lang der Bestseller der deutschen Politologie.

Ob sie es wissen oder nicht, sie setzen damit das alte Gleichnis des Menenius Agrippa (Livius ab urbe condita 2.32,9) fort. Das ist eines der dauerhaftesten Bilder in Staatstheorien des Abendlandes. Kopf gegen Bauch. Dabei kommt der Bauch zunächst nicht gut weg, aber ohne ihn geht's auch nicht.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 21.12.2015 um 09.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30965

George Carlin über Religion (Falls nicht längst allen bekannt):

https://www.youtube.com/watch?v=8r-e2NDSTuE
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.12.2015 um 05.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30960

Es ist nicht möglich, die Unerklärlichkeit von etwas zu beweisen, insofern kann man sich die teuren Gutachten sparen. Überraschende Heilungen beruhen auf Spontanremission, Plazebo, Diagnosefehlern (vorher und nachher) oder Betrug.

Die Zahl der Heiligsprechungen ist in den letzten Pontifikaten enorm gestiegen, aber ich habe das Gefühl, daß das öffentliche "Klima" für solche Dinge ungünstiger geworden ist. Schon über Opus Dei wurde kritisch diskutiert, und nun verschweigen selbst fromme Blätter nicht die problematischen Seiten der "Mutter Teresa". (Wir hatten unseren Hitchens, Chatterjee, Wüllenweber längst gelesen.) Auch auf anderen Gebieten ist das Aufdecken ja zum Volkssport geworden. Bis zum nächsten September ist noch viel Zeit.

Bei meiner Beschäftigung mit Parapsychologie hatte ich mich darüber gewundert, daß pubertierende Jugendliche ihre magischen Kräfte, die eigentlich eine Revolution in der Wissenschaft auslösen müßten, zu nichts Gescheiterem nutzten, als z. B. Orangen durchs Wohnzimmer fliegen zu lassen, und daß Professoren sich ernsthaft der Untersuchung solcher "Phänomene" widmeten. Aber die Beschäftigung mit obskuren Heilungen in einem entlegenen italienischen oder mexikanischen Dorf ist auch nichts anderes.

Wir Menschen leben nebeneinander her, gehen in dieselben Supermärkte und leben doch teilweise in verschiedenen Welten.
 
 

Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 21.12.2015 um 01.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30959

Mit Wundern ist das so eine Sache. Nur wenn man an sie glaubt, kann es Wunder geben. Und Menschen, die an Wunder glauben, glauben auch andere Sachen, die Weltreligionen sind Beweis dafür.

Die Absurditäten und Nichtnachvollziehbarkeiten, mit der die Kirche Wunder „nachweist“, sind von der selben Machart, wie die div. heiligen Schriften, auf die sie sich beruft. Ganz abgesehen davon, daß die auf diese Wunder aufgebauten Heiligsprechungen den Menschen weismachen wollen, daß diese Heiligen offenbar aufgrund dieser Wunder im Himmel sitzen und dort für arme Sünder beten können.

Aber vermutlich ist die Sache mit den Heiligen nur ein Geschäft, sind doch für Heiligsprechungen je nach Quelle zwischen 50.000.- und 250.000,- Euro zu berappen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.12.2015 um 08.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30957

Lieber Herr Markner, mit der Offenheit der Wissenschaftler ist es oft nicht weit her, wem sagen Sie das! Aber man kann nicht verkennen, daß die Wissenschaft in ihrem täglichen Geschäft zum größten Teil aus Revisionen der bisherigen Meinungen (anderer!) besteht. Daß jeder einzelne möglichst lange verbissen auf seiner Meinung beharrt, ist klar, und es ist sogar ein unentbehrlicher Teil des Geschäfts, der "Forschungslogik", wie man unzutreffenderweise sagt.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 19.12.2015 um 16.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30946

Nun ja, mit der Offenheit von Wissenschaftlern (heißt das neuerdings »Wissenschaft Betreibenden«?) gegenüber neuen Entdeckungen ist es ungefähr so weit her wie mit der Offenheit von Demokraten für die Argumente der Gegenseite.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 19.12.2015 um 15.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30945

In der Systemtheorie haben nur offene Systeme eine Zukunft, geschlossene nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.12.2015 um 14.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30944

Es gibt keine Wunder, aber ich habe doch noch einmal nachgesehen.

Der von einem geschlossenen, nur naturwissenschaftlich begründbaren Weltbild ausgehende Rationalismus und der nur von überprüfbarer Erfahrung ausgehende Empirismus bestreiten die Möglichkeit von Wundern grundsätzlich. (Wikipedia „Wunder“)

Der Ausdruck „geschlossenes Weltbild“ suggeriert, daß Rationalisten ein Brett vor dem Kopf haben. In Wirklichkeit sind sie neuen Entdeckungen gegenüber aufgeschlossen, wie eben Wissenschaftler es überall sind. Es wäre auch zu fragen, ob historische Forschung sich auf Naturwissenschaft festlegen muß, um "rationalistisch" (bzw. "rational") zu sein. Daß Empiristen von überprüfbarer Erfahrung „ausgehen“, ist auch nicht richtig. Überprüfbarkeit ist ein Prinzip, ein methodisches Postulat, kein „Ausgangspunkt“.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.12.2015 um 11.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30926

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#20884

"Mutter Teresa" wird heiliggesprochen. Die erwähnte, inzwischen noch angewachsene kritische Literatur kann sich jeder Interessierte leicht im Internet zusammensuchen, auch zum ersten ihr zugeschriebenen "Wunder". Das alles wird natürlich totgeschwiegen, die halbe Welt freut sich mit.

Nebenbei: Unser früherer Mitstreiter Wolfgang Illauer entlarvt in einem langen Leserbrief (FAZ 18.12.15) den Lehrplan für islamischen Religionsunterricht. Aber was ist von konfessionellem Unterricht zu erwarten? Eine Religion vom Standpunkt einer anderen, konkurrierenden aus zu kritisieren ist eine uralte, aber nicht besonders aufgeklärte Beschäftigung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.12.2015 um 07.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30872

Wie wir alle wissen, machen Grauzonen das Leben erst möglich. In der FAS wird die Praxis der Paketzusteller dargestellt, die oft gegen die Vorschriften verstößt. Würden sie sich streng daran halten, müßten sie jedes zweite Paket nochmals zuzustellen versuchen oder den Empfänger dazu bringen, es selbst abzuholen. Das kommt bei uns praktisch nie vor. Hier auf dem Dorf gibt es viele Nachbarn, auch drei Häuser entfernt, die ohne besondere Vereinbarung Pakete annehmen, und wir machen es genauso. Ebenso im vierstöckigen Stadthaus ohne Fahrstuhl, wo meine Tochter unterm Dach wohnt. Gewisse Haftungsfragen bleiben also ungeklärt.
Mir kommt das immer als ein schönes Beispiel vor. Es gehört eine gewisse Reife dazu, sich mit den Unwägbarkeiten abzufinden, ersatzweise ein althergebrachtes Ritual. Aber die Spielräume schwinden, alles wird verrechtlicht und minutiös geregelt, bis zur vollständigen Lähmung zuerst des Gemeinsinns und dann des Lebens.
(Ob unsere Adventskerzen den EU-Richtlinien entsprechen? Lieber nicht dran rühren...)
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 10.12.2015 um 09.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30825

Zu Herrn Icklers Bemerkung (#30737): Der Fremdenhaß, der sich in den Leserbrief-Foren austobt, ist erschreckend. Am harmlosesten noch der Hohn über die "ersehnten Fachkräfte", die jetzt in Massen aus Syrien kommen, oder die großmäulige Ankündigung, auswandern zu wollen, während man gar nicht daran denkt, seinen Fernsehsessel zu verlassen. Das ist alles so widerwärtig, daß man auswandern möchte.

Dem stimme ich zu, es ist aber noch harmlos, wenn man sich beispielsweise U.S.-amerikanische, kanadische, australische, englische, französische oder sogar indische Medien anschaut. Vieles, was dort in den Kommentaren geschrieben wird, hätte nicht einmal Goebbels zu sagen gewagt.

Es gibt im übrigen Hinweise darauf, daß diese fremdenfeindlichen Kommentarserien zu einem gewissen Grad organisiert sind. In der berühmten CiF-Abteilung des britischen "Guardian" (CiF = Comment is Free) wurden schon etliche rechtsextreme Poster identifiziert, die sich unter mehreren Benutzernamen angemeldet hatten. Auch die Wortwahl (in Übersetzungen auch über Grenzen hinweg – vgl. "gesichtslose Bürokraten" in den Leserforen deutscher Tageszeitungen) deutet auf einen gewissen Organisationsgrad hin.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 09.12.2015 um 21.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30817

Interessant! Manche Volksdeutsche haben es erst recht nicht weit bis Xinjiang – gerade mal ein paar hundert Kilometer. Der kleine Grenzverkehr dürfte aber nicht allzu stark sein.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 09.12.2015 um 19.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30815

Nahe chinesische Grenze (#30729): wirklich verblüffend. Habe spaßeshalber mal nachgeschlagen und -gerechnet.
Der westlichste Punkt des chinesischen Staatsgebietes liegt südlich des Terek-Passes im Tien-Schan-Gebirge (Sinologen mögen die wüsten Umschriften verzeihen), der von der Autonomen Region Xingjiang-Uigur (= Chinesisch-Turkestan, natürlich nicht gerade Kernchina) ins Fergana-Becken (Kirgistan, Usbekistan) führt, oberhalb der Ufer des Karakul-Sees (Tadschikistan), bei etwa 40° nördlicher Breite und 73° östlicher Länge – fast genau die gleiche Länge wie Islamabad und Mumbai! Das chinesische Festland samt vorgelagerten Inseln reicht südlich von Schanghai bei 30° Nord und an der Spitze der Schantung-Halbinsel (ehemaliges britisches Pachtgebiet Wei-Hai-Wei) bei 37° Nord bis 123° Ost. Das chinesische Staatsgebiet reicht aber in der Mandschurei in der Amurprovinz (Heilungjiang) bis an den Ussuri kurz vor Chabarowsk bei 48° Nord und 135° Ost. (Die direkte Verbindungslinie vom Terekpaß führt allerdings über die Mongolei außerhalb chinesischen Staatsgebiets.) Der östlichste Punkt des heutigen Deutschland liegt bei Görlitz auf 15° Ost und gut 51° Nord (Kattowitz oder Lyck würden das Ganze noch krasser machen). Das ist deutlich nördlicher als das gesamte chinesische Staatsgebiet mit Ausnahme des nördlichsten Zipfels am Amur – eine Gegend, die wir mit Arktis und sibirischer Kälte (Amurtiger im Schnee!) verbinden, obwohl sie gerade mal bis zum Breitengrad von Bremen reicht.
Ein erster Blick zeigt, daß es von der deutschen Ostgrenze bis zur chinesischen Westgrenze 58 Längengrade sind, das chinesische Staatsgebiet sich aber über 62 (noch dazu äquatornähere und damit breitere) Längengrade erstreckt. Eine genauere trigonometrische Berechnung ergibt, daß die orthodrome Entfernung ("Luftlinie", immer geradeaus) von Görlitz bis zum Terekpaß 4550 km beträgt, von dort
bis Schanghai 4600 km,
bis Kap Schantung 4300 km,
bis zum Ussuri 5000 km.
Die direkte Verbindung von der Neiße zum Ussuri mißt demnach 7600 km.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 08.12.2015 um 13.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30804

Sicherheitshalber möchte ich noch zu meinem letzten Beitrag (#30779) sagen, daß ich meine, daß Moslems in Deutschland hinreichenden Zugang zu Halal-Fleisch haben sollten, so wie Juden zu koscheren Nahrungsmitteln (ja selbst Veganer sollen von mir aus ihr Zeugs kaufen können). Nichts liegt mir ferner als Tierschutz-Extremismus.

Ich habe dieses Beispiel nur unter dem Eindruck von Meldungen gewählt, wonach die SPAR-Kette in Österreich unter dem (Ein-)Druck eines sog. „shit storms“ im Internet ihren Plan aufgegeben haben soll, Halal-Nahrung anzubieten. Falls es stimmt, empfände ich das als sehr beschämend für SPAR.

Nun noch zu Kretschmann: Er hat doch nur die Moslems aufgefordert, ihr Haus selbst aufzuräumen. Lt. „Welt“ hat er wörtlich gesagt: „Der Islam muss sich von diesen gewalttätigen Exzessen reinigen.“ Solche „gewalttätigen Exzesse“ sind jedenfalls nicht durch die Religionsfreiheit gedeckt. Bedenken hätte ich allerdings gehabt, wenn er den Moslems hätte vorschreiben wollen, wie sie ihre Religion reformieren sollten - ob auf Bassam Tibi oder sonst irgendeinen „Experten“ gestützt.

Das was Kretschmann zur Reform des Islam gesagt hat, besteht nur aus Platitüden, die man schon zigmal gehört hat. Dazu brauchte er wirklich keinen Islam-Experten. Falls er doch Rat brauchen sollte, kann er sich doch an seinen Parteigenossen Özdemir wenden.

Man sollte auch bedenken, daß in Baden-Württemberg Landtagswahlen anstehen. Diese Äußerungen dürften auf ein bestimmtes Wählerpotential gemünzt sein und kosten Kretschmann wenig. Im weiteren Verlauf des Interviews äußert er sich allerdings für ein anderes Publikum, indem er Ängste vor einer Islamisierung des Landes als „abwegig“ bezeichnet. Er selbst habe in Baden-Württemberg nur eine Bürgermeisterin mit Migrationshintergrund gefunden – sie habe italienische Wurzeln. Na ja, was sagt das wohl aus über die Erfolge der Integrationsbemühungen in B.-W.?

Dann allerdings sagte er lt. „Welt“, Deutschland werde aber kulturelle Veränderungen erleben – etwa durch den Bau von Moscheen und normales islamisches Leben wie das Fasten im Ramadan. "Das ist gut und erwünscht."

Was ist am Ramadan in Deutschland wohl so wünschenswert? Sollen so die tumben Eingeborenen aus ihrer Spießigkeit erweckt werden? Jedenfalls wird die Ankündigung „kultureller Veränderungen“ die verstockten Eingeborenen in ihren „abwegigen“ Befürchtungen wohl eher bestärken.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 08.12.2015 um 11.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30802

In dem Zitat wird ja nur ein Eindruck geschildert. Der zitierte Satz beginnt mit It’s as if – "Es ist, als ob" oder "Es wirkt so, als ob". Daß in den anderen Nationen der Eindruck entsteht, die Deutschen wollten wieder mal alle übertreffen, und daß viele dabei an die noch nicht lange zurückliegende Fußball-WM denken, halte ich für eine Tatsache, die nicht erst herbeigeschrieben werden muß. Außerdem treten besonders die deutschen Politiker tatsächlich vorwurfsvoll ("aggressiv", sogar mit Drohungen) gegenüber anderen europäischen Ländern auf, die offen bekennen, daß sie möglichst wenig Flüchtlinge aufnehmen wollen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.12.2015 um 05.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30795

Germans desperately want to be world champions again – this time as the globe’s most welcoming country...

Solche "Diagnosen" liest man ja zu Hunderten auch in deutschen Blättern. Sie klingen beeindruckend, aber was steckt dahinter? Hat jemand untersucht, welche Motive die Deutschen (die Politker? die helfenden Bürger?) wirklich haben? Feuilletonistische Nationalpsychologie der schlichtesten Art. Medienprodukte wie jenes "Sommermärchen", das nun sogar schon einen Eigennamen hat wie die "Bartholomäusnacht" und andere historische Ereignisse.
 
 

Kommentar von Google, verfaßt am 07.12.2015 um 23.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30794

Diejenigen mit einem besonders empfindlichen Ohr kann einen Luft passiver Aggression in der Art, wie die Deutschen versuchen, ihre Güte zu markieren diese Tage zu erkennen. Die öffentliche Stimmung ist so empathisch pro-Flüchtling, Sie sich fühlen würde schuldig, wenn Sie nicht wenigstens das Nötigste wie bieten Sie Ihren Gästebett zu einem syrischen zu tun. Es ist, als ein Jahr nach dem Weltcup-Sieg in Rio, die Deutschen wollen unbedingt Weltmeister wieder - dieses Mal als die freundlichsten Land für Flüchtlinge des Globus.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 07.12.2015 um 22.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30793

anglica sunt, non leguntur.
 
 

Kommentar von The Guardian, verfaßt am 07.12.2015 um 18.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30792

Those with a particularly sensitive ear may detect an air of passive aggression in the manner in which Germans seek to highlight their goodness these days. The public mood is so empathically pro-refugee, you’d feel guilty if you didn’t at least do the bare minimum, such as offer your spare bed to a Syrian. It’s as if a year after the World Cup triumph in Rio, Germans desperately want to be world champions again – this time as the globe’s most welcoming country for refugees.
 
 

Kommentar von Michael Krutzke, verfaßt am 07.12.2015 um 17.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30791

Eine bemerkenswerte Diskussion, allein schon der Anfang.

"Mit Verlaub, aber wer vom Stammtisch redet, sitzt meist selbst an einem ..." Aha. Ist an Herrn Icklers Stammtisch noch Platz? Ich setze mich gern dazu.

"Kein heiliges Buch steht über dem Grundgesetz." Richtig! Heilige Bücher und die zugehörigen Gläubigen haben sich unterzuordnen — unheilige Bedenken und ihre Träger allerdings auch. Diese jedoch zeigen nicht selten (bspw. in Facebook-Kommentaren), daß sie den ersten Artikel des von ihnen so gern vor Zuwanderernasen gehaltenen Grundgesetzes wohl gerade mal überblättert haben.

Ja, sich näher auf die Dinge, und die Menschen, einzulassen, schafft eine (gesunde) Entfernung vom "Nachbarstammtisch" — wenn man es denn zuläßt. Typen wie Orban, die dort einen Hausheiligenstatus innehaben, liefern Stichworte für Kommentare (bspw. auf Facebook), die Übelkeit erregen und nur unter konsequenter Ausblendung von Art. 1 GG abgesondert werden können. Die diesen ernst nehmen und unermüdlich Basisarbeit leisten, sind gern mal Ziel dieser Ergüsse. Deren Zuversicht aus ihrem praktischen Erleben ist offenbar ein rotes Tuch für all die Untergangspropheten.

Nach meiner Beobachtung fehlt es den meisten der vielen Flüchtlingshelfer übrigens nicht an Kritikfähigkeit gegenüber so manchem, was mit den Menschen noch zu uns kommt. Nur setzen sie halt die Menschenwürde dorthin, wo sie hingehört: an die erste Stelle.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 07.12.2015 um 15.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30790

Ja, ich hatte ja auch bloß wegen des Dialekts geschrieben. Natürlich sagt man so eine Präzisierung nicht dazu. Die Frage ist, wer die Forderung aufstellen darf, die Muslime sollten ihre Religion reformieren. Sagen kann das jeder, aber glaubwürdig ist es wohl am ehesten aus dem Munde eines Islam-Kenners, vor allem wer er selbst Muslim ist. Ich habe mal Bassam Tibi ausführlich über sein Konzept eines "Euro-Islam" reden gehört, vgl. Wikipedia. Wenn ein Politiker wie Kretschmann sich auf einen Experten wie Bassam Tibi beruft, ergibt so eine Forderung mehr Sinn.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 07.12.2015 um 14.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30789

Noch einmal zu »I sag des jetz net als Minischderpräsident.« Solche Ausflüge ins Schizophrene taugen doch nichts. Rolf Breuer hätte es auch nichts geholfen, wenn er gesagt hätte, daß er als einfacher Herr Breuer davon gehört habe, daß Kirch weithin als nicht mehr kreditwürdig angesehen werde.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 07.12.2015 um 11.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30788

Daß der Islam nicht zu Deutschland gehöre, habe ich nicht gesagt. Allerdings finde ich Wulffs Diktum nicht nur unklar, sondern falsch (https://virchblog.wordpress.com/2015/10/01/gehoert-dazu/).
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.12.2015 um 10.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30787

Zu Herrn Mahlmann:
Ja, natürlich, aber auch ich schließe nicht von einigen nichtintegrierten auf alle, genau wie ich nicht von einer Kugel auf die übrigen fünf schließen würde, trotzdem könnte mich niemand überreden, Russisch Roulette zu spielen. Das Mindeste ist doch, daß Grenzen kontrolliert und Gesetze eingehalten werden.

zu Herrn Achenbach:
Ich finde Ihren Beitrag sehr gut, ich hätte nur eine kleine Ergänzung zu "Sie haben die Sorge, daß die Verhältnisse in unserem Land an die islamische Minderheit angepaßt werden".

Ja, es gibt jetzt schon Anzeichen dafür, daß Dinge, die uns bisher selbstverständlich waren, wegen der islamischen Minderheit nicht mehr möglich sind.
Dennoch würde mir dies die allerwenigsten Sorgen bereiten, wenn ich wüßte, daß es auf absehbare Zeit (wenigstens die nächsten 2-3 Generationen) bei der islamischen Minderheit bleibt.

Merkel sagt, was ist schon eine Million, wir sind doch 80 Millionen. Ich kann sie nicht mehr ernst nehmen, aber besonders bei Jugendlichen bleibt sowas leider hängen. Erstens war das dieses Jahr nicht die erste Million, zweitens muß man den exponentiellen Charakter von Bevölkerungsrückgang (Deutsche) und Zuwachs (Migranten) beachten. Westerwelle hat kürzlich einen schönen Vergleich seiner Krankheit mit einem Seerosenteich genannt: Jeden Tag verdoppelt sich die Rosenfläche, am Anfang passiert nicht viel, aber irgendwann ist der See halbvoll, und dann braucht es nur noch einen Tag, bis er zu ist. Ähnlich ist es mit dem Anteil der muslimischen Bevölkerung, der wächst auch erst langsam, aber dann immer schneller. Es ist nicht erst dann zu spät, wenn dieser 50% beträgt, auch nicht bei 30%, sondern viel früher. Es gibt heute viele, die behaupten, es bestünde gar keine Gefahr. Daß Deutsche einmal eine Minderheit im eigenen Land sein werden, würde nicht passieren, das seien so "diffuse Ängste" usw. Wer das sagt, kann entweder nicht rechnen oder er steckt den Kopf vor allen bekannten Fakten in den Sand oder er handelt absolut verantwortungslos gegenüber den nachfolgenden Generationen.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 07.12.2015 um 10.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30786

"Der Islam gehört nicht zu Deutschland", was soll das heißen? Dann könnte man ja gleich sagen: Muslime gehören nicht zur deutschen Bevölkerung. Gemeint ist wohl: "Der Islam gehört von seinem Wesen her nicht zu Deutschland." Aber dann müßte man noch begründen, warum das nicht zusammenpassen soll. Es gibt ja viele gut integrierte Muslime. Insgesamt heißt das: Die Bedeutung des Satzes ist unklar. Deshalb halte ich ihn für unbrauchbar. Man müßte hinzufügen, was damit überhaupt gemeint ist, sonst kommt es zu Mißverständnissen.

Ansonsten meine ich: Die Aufgabe, für die Einhaltung der Gesetze zu sorgen, ist nichts Neues. Viel schwieriger sind die anderen Aufgaben: die Integration der Ankömmlinge und eine vernünftige Einwanderungspolitik, wozu sicherlich auch eine Begrenzung der Einwanderung gehört. Die einen freundlich aufnehmen und mit großem Aufwand unterstützen, nachdem sie es hierher geschafft haben, die anderen abschrecken und an den Grenzen fernhalten: Das ist schwierig, ja nahezu unmöglich, weil in sich widersprüchlich.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 07.12.2015 um 09.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30785

Die Aufgabe besteht hierzulande darin, den Islam in die gesetzlichen Schranken zu weisen, wo er sie mißachtet. Dabei kann man ungefragt einräumen, daß es auch unter Christenmenschen Bösewichter gibt (was selbstverständlich zutrifft) und gleich noch betonen, der Islam gehöre zu Deutschland (was nicht zutrifft), doch nötig ist beides nicht.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 07.12.2015 um 08.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30784

(Bloß wäga dem falscha Schwäbisch.) Des hetter scho saga kenna: »I sag des jetz net als Minischderpräsident.«
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 07.12.2015 um 08.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30783

Hätte Kretschmann sagen sollen: »Ich sage das jedschd nicht als Ministerpräsident«?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.12.2015 um 06.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30781

Ich habe selbstverständlich nicht Herrn Kretschmanns Meinungsfreiheit einschränken wollen, sondern mich auf ihn als Ministerpräsidenten bezogen. Als solcher hatte er sich geäußert.
Ich habe selbstverständlich nicht von wenigen mir bekannten Muslimen auf alle Muslime geschlossen.

"Solange der Islam nicht aus der Welt ist, wird es in ihr keinen Frieden geben", schreibt der bekannte Islamkritiker Ekkehart Rotter in einem Leserbrief an die FAZ (7.12.15). Er zitiert Verse aus dem Koran, aber keine aus der Bibel.

Besteht die Aufgabe also darin, den Islam aus der Welt zu schaffen? Viel Erfolg!
 
 

Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 06.12.2015 um 16.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30780

Von den persönlich bekannten gutintegrierten Muslimen auf alle zu schließen, geht genauso notwendigerweise schief wie das Gegenstück, von den nichtintegrierten Muslimen auf alle zu schließen.
Die liberalen laizistischen Gesellschaften des Westens sind das Ergebnis eines Entwicklungsprozesses, an dem die christliche Religion einen wesentlichen Anteil hat. Die auf Jesus Christus selbst zurückgehende Zwei-Reiche-Lehre ist dabei die Grundlage, die religionskonform Staat und Kirche trennt. So etwas gibt es im Islam nicht. Im Gegenteil ist es der Anspruch der islamischen Religion, Allahs Gesetze für alle Aspekte des Lebens und für alle Arten des Zusammenlebens der Gläubigen verbindlich zu machen; es kann somit nach traditionell islamischem Verständnis nur islamische Gottesstaaten geben, und ein Muslim lebt nur dann gottgefällig, wenn er die Gebote Allahs einhält.

Natürlich gibt es etliche Konfessionen im Islam, und jede hat eigene Lesarten. Die Aleviten haben kein Problem damit, die menschgemachten Regeln anzuerkennen; für die Wahabiten ist das ganz unmöglich.
Es ist statistisch erhoben, daß der Anteil der Muslime, die ausschließlich Allahs Gesetze anerkennen, in Deutschland wächst. Da diese Leute sich überdies im Recht sehen, haben sie auch eine hohe Bereitschaft, den Staat, den sie für dekadent und gottlos halten, zu bekämpfen. Ihre Religion bietet ihnen dazu die Rechtfertigung, und das sogar für Gewalt.
Prozentual sind es wenige (wenn sie auch mehr werden), aber ihre Zahl reicht aus, um den Staat ernsthaft herauszufordern (das hat die RAF auch geschafft - mit gerade einmal sechzig Personen).

Davon nicht unabhängig, aber auf einer ganz anderen Seite ist der vorauseilende Gehorsam zu sehen, der jedwede Kritik am Islam, jedweden Angriff auf den Islam verteufelt. Nicht nur, daß das gleiche, trifft es die Christen, ohne weiteres akzeptiert, ja als Ausdruck kultivierter Überlegung gesehen wird, sondern auch, daß es die muslimische Religion in grundgesetzwidriger Weise von jeder demokratischen Diskussion ausschließt, muß demjenigen zu denken geben, der den Werten der freiheitlich-demokratischen westlichen Gesellschaften verbunden ist.

Zu erwarten, daß sich all das mit der Zeit in Wohlgefallen auflöse, ist blauäugig. Nach fünfzig Jahren Zuwanderung liegen die Erfahrungen klar zutage. Christliche Einwanderer aus Südeuropa, konfuzianische, buddhistische, hinduistische Einwanderer sind heute kaum noch von den autochthonen Deutschen zu unterscheiden. Bei den Muslimen gibt es jedoch die deutliche Tendenz, sich bewußt von der Gesellschaft abzugrenzen und sich eben nicht zu integrieren.
Die Freiheit, so zu leben, wie man will, muß für alle gelten; man kann, darf, vielleicht muß man auch fordern, daß jeder, der hier lebt, die deutschen Regeln und auch die deutsche Kultur anerkennt.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 06.12.2015 um 16.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30779

Ich sehe nicht recht ein, warum es Kretschmann nicht „zustehen“ sollte, sich zur Reformierung des Islam zu äußern. Auch Politiker haben das grundgesetzliche Recht auf freie Meinungsäußerung. Zu fordern, daß es für einen Politiker „außer Recht und Gesetz nichts geben dürfe“ oder daß ein Politiker nichts tun oder sagen dürfe, was „sich nicht aus dem Grundgesetz ableiten läßt“, das ist doch extremer Legalformalismus, der sich selbst nicht mit dem Grundgesetz vereinbaren läßt. Außerdem: hätte sich das Christentum nicht reformiert, steckten wir heute wohl immer noch mitten im Kulturkampf.

Auf derartige, von Liliputanern gefesselte Politiker könnte ich gerne verzichten. Es gibt im Leben wichtigeres als Recht und Gesetz, die doch bloße Hilfsmittel sind.

Wenn Menschen sich Sorgen wegen einer „Islamisierung“ machen, dann doch nicht deshalb, weil sie befürchten, die hiesigen Eingeborenen könnten massenhaft zum Islam konvertieren. Sie haben die Sorge, daß die Verhältnisse in unserem Land an die islamische Minderheit angepaßt werden, etwa unter Berufung auf die grundgesetzliche Religionsfreiheit, womit den Eingeborenen jegliche Mitsprache entzogen wäre.

Die reinliche Trennung von Religion einerseits und Recht und Gesetz andererseits ist doch lebensfremd. Was ist, wenn unsere bestehenden Gesetze womöglich der Religionsfreiheit widersprechen? Nehmen wir etwa an, unsere Tierschutzgesetze oder unsere Vorschriften über die Schlachtung erlaubten keine Herstellung von Fleisch, das für Moslems erlaubt ist. Müßten wir dann die Gesetze ändern?

Es sind doch viele derartige einzelne praktische Fragen, die die Menschen bewegen, und nicht Grundsatzreden über Verfassung und Recht und Gesetz. Sonst werden nicht nur die Menschen an den Stammtischen die vollkommen logische Schlußfolgerung ziehen, daß wir keine Moslems mehr ins Land lassen dürfen, wie schon „in Polen oder Ungarn die Politiker sagen“. Sonst kommt Frau Merkel und sagt: „Sie sind nun einmal hier.“
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.12.2015 um 16.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30778

Dann lesen Sie doch spaßeshalber mal das Einleitungskapitel "Ein Spaziergang durch Neukölln" aus Daniel Bax, Angst ums Abendland, Warum wir uns nicht vor Muslimen, sondern vor den Islamfeinden fürchten sollten, 2015. Ein ziemlich übles Machwerk. Darin wird Neukölln tatsächlich in den höchsten Tönen geradezu als Musterbeispiel für gelungene Integration gelobt.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 06.12.2015 um 13.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30777

Nun ja, Neukölln gilt ja gemeinhin auch nicht als Musterbeispiel für gelungene Integration. Berlin ist insgesamt auch ein Sonderfall. Nach 1990 sind die jungen Deutschen massenhaft in die innerstädtischen Ostbezirke abgewandert und haben die Nachfahren der Gastarbeiter mit Zuzüglern von woanders in den ärmeren West-Berliner Bezirken zurückgelassen. Eine ähnliche Entwicklung konnte es anderswo natürlich gar nicht geben.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.12.2015 um 12.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30776

Einerseits wird immer Integration verlangt, die natürlich wegen der Reliogionsfreiheit sowieso nur teilweise möglich ist, andererseits wird das sogenannte Bunte, die Multikultur, begrüßt.

Das ist ein Widerspruch. Daß letzteres irgendwie von Vorteil sei, ist auch nur ein Glaubenssatz, dessen Anhänger offenbar meinen, über jede Beweispflicht erhaben zu sein. Jeder Kompromiß bedeutet eine Änderung unserer Kultur, Schritt für Schritt.

Wollen wir diese Änderung?
Ich weiß nicht, ob die meisten, die dazu ja sagen, schon mal eine Gegend gesehen haben, wo Integration oder Multikulti (je nachdem, was ihnen lieber ist) angeblich schon geglückt sind. Ich habe erst diesen Oktober einen ausgiebigen Spaziergang durch Neukölln gemacht. Mein Eindruck war trostlos.

Vielleicht ist das eine oder andere (wieder je nachdem, was einem lieber ist) doch noch nicht so richtig geglückt? Dann sollte man doch erstmal die schon vorhandenen Projekte fertigmachen und wenigstens einen Beweis liefern, daß es geht, bevor man das gesamte Land in ebensolche trostlosen Baustellen mit ungewissem Ausgang verwandelt.
 
 

Kommentar von Pt, verfaßt am 06.12.2015 um 11.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30774

Zu #30771

Es gibt nicht den Islam, genausowenig wie es das Christentum gibt. Ein engeres Zusammenleben von Muslimen und Christen in einem westlichen Land könnte auch dazu führen, daß sich islamische Frauen mehr an dem Frauenbild der westlichen Welt orientieren, es also zu einer Weiterentwicklung kommen könnte.
 
 

Kommentar von Pt, verfaßt am 06.12.2015 um 11.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30773

Zu #30762

Es gibt weit Schlimmeres, als seine Kinder zu ''verprügeln'' – die Zwölf Stämme sprechen von ''züchtigen'', was dann doch etwas anderes ist als verprügeln –, und das ist in Deutschland, Europa und in der westlichen Welt nicht verboten, sondern wird an vielen Kindern praktiziert, z. B. Medikation mit Psychodrogen, die in eine lebenslange Abhängigkeit oder im schlimmsten Fall in den Selbstmord führen, oder die Tatsache, daß es immer noch keine wirksame Gesetzgebung gegen Mobbing/Stalking gibt und vermutlich auch nicht geben soll. Weiterhin ist der in letzter Zeit häufig auftretenden ''Kinderklau'' durch Jugendämter zu nennen, mit dem intakte Familien auseinandergerissen werden. Und dann gibt es da noch Kinder, die unter Deckung durch die Behörden dem rituellem Mißbrauch/trauma based mind control von Pädophilen bzw. Satanisten überlassen werden, siehe

https://www.change.org/p/an-die-%C3%B6sterreichische-justiz-an-die-%C3%B6sterreichische-politik-an-die-%C3%B6sterreichische-%C3%A4rzt-innenschaft-aufkl%C3%A4rung-im-fall-sadegh-ausf%C3%BChrliche-untersuchungen-f%C3%BCr-dara-rubens-luki-sadegh-%C3%BCber-mr-ct-schwarzlicht-psychiatrisch-die-seit-2011-akribisc

oder hier

http://www.traumabasedmindcontrol.de/ohne-worte

oder hier

http://www.stopeg.de/

Man sollte das nicht als Spinnerei abtun, nur weil es so kraß ist, daß man die Wahrheit anzweifeln möchte.

All den genannten Phänomenen ist gemeinsam, daß, je krasser sie betrieben werden, desto größer die Versuchung ist wegzuschauen. Was nicht sein darf, das nicht sein kann! In diesem Sinne sind unsere Gesetze und unser Grundgesetz nur wertlose Stücke Papier, gemacht, um dem ''normalen'' Bürger das Leben schwer zu machen, dem zahlungskräftigen Perversen jedoch seine Spielchen zu ermöglichen. Auf diese Gesetze zu pochen, d. h. den Splitter im Auge des anderen zu bemängeln, den Balken im eigenen Auge jedoch nicht sehen zu wollen, ist schon kraß heuchlerisch.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 06.12.2015 um 11.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30772

Den Vergleich mit dem von den Nazis künstlich hochgezüchteten Judenhaß finde ich an dieser Stelle tatsächlich etwas unpassend, wegen der vielen sachlichen Unterschiede. Den Hinweis auf die hysterischen Schrei-Exzesse verstehe ich so: Auch dieses abstoßende Verhalten findet man hier wie dort, auch darin gleichen sich die Menschen.

Wenn man erst einmal davon ausgeht, daß die fremd wirkenden Menschen fast genauso sind wie wir: ja, das würde natürlich einen Großteil aller Probleme bei der Integration auflösen. Aber wer kann sich so eine Haltung aneignen, wenn er sie nicht sowieso schon hat? Viele von uns sind in dieser Art aufgeschlossen, viele werden mit der Zeit aufgeschlossener werden. Aber die Gesellschaft insgesamt?

In Frankreich hatten Migranten und Einheimische seit Jahrzehnten Zeit, sich kennenzulernen und als gleichrangige, gleichartige Mitmenschen zu verstehen. Jedoch wird jetzt voraussichtlich der Front National zur stärksten Partei, nahezu allein deshalb, weil er jene repräsentiert, die Migranten mit ihrer gefühlten Fremdheit ablehnen (obwohl es die Sprachbarriere in Frankreich gar nicht gibt). So sind leider die meisten Menschen: Wenn sie zu viel Fremdes wahrnehmen, reagieren sie mit Mißtrauen, Ablehnung, Widerwillen. Der Grad der Ablehnung hängt damit auch unmittelbar von der Zahl der Migranten ab: Je mehr Fremde, desto mehr Fremdes wird wahrgenommen.

Was nun in Deutschland geschehen wird, kommt mir vor wie ein Experiment zu der Frage, welche Gruppe der einheimischen Bevölkerung auf Dauer stärker sein wird: die Aufgeschlossenen, die Menschenfreunde – oder jene, die sich innerlich vor dem als fremd Empfundenen verschließen. Auch unter den Migranten gibt es diesen Unterschied: Die einen werden sich zugehörig und heimisch fühlen können; die anderen nicht, sie werden sich innerlich abschotten und sich nicht zugehörig fühlen.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 06.12.2015 um 11.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30771

Große Teile der „nichtislamischen Bevölkerung“ Deutschlands lehnen den Islam eben wegen dessen patriarchalischen Verständnisses der Geschlechterrollen und anderer Engstirnigkeiten ab. Man möchte nicht zurück in den Mief, der hierzulande noch Ende letzten Jahrhunderts herrschte.
 
 

Kommentar von Pt, verfaßt am 06.12.2015 um 10.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30769

Der Staat selbst hält sich auch nicht immer an Recht und Gesetz. Deshalb lehnen viele Menschen den Staat ab. Die Religion dürfte dabei kaum eine Rolle spielen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.12.2015 um 10.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30768

Es kommt einem nie ganz fair vor, aber ich darf vielleicht an die Judenverfolgung erinnern. Das Kramen in Kirchenbüchern zwecks Ahnenpaß hat oft erst die behauptete "Fremdheit" der deutschen Juden erzeugt, die ja größtenteils vollkommen integriert waren, viele sogar als Zierden der deutschen Gesellschaft.
Ich muß gestehen, daß ich mit großem Widerwillen Bilder von schreienden muslimischen Männern gesehen habe, die in fernen Ländern Haßparolen gegen dänische oder französische Karikaturisten brüllen, von denen man ihnen erzählt hat. Mit den Muslimen, die ich kenne, haben sie nichts zu tun. Aber beinahe jeder Mensch kann sich in einen solchen Schreihals verwandeln, das ist ja das Schlimme. Die hysterischen deutschen Frauen am Obersalzberg - unvergeßliche Bilder.
Wenn man erst einmal davon ausgeht, daß all diese Menschen ziemlich genau so sind wie wir, wird man meistens bestätigt. Sie haben Familien, denen sie oft stärker verbunden sind als wir und zu deren Lebensunterhalt sie so bald wie möglich beitragen wollen. Nicht alle, aber sehr viele, die meisten, sind "verwendbar" (wer hat das noch mal gesagt?).
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 06.12.2015 um 10.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30766

PS: Ich frage mich, woran eigentlich dieses Gefühl der Fremdheit liegt. Natürlich zum einen daran, daß man die Menschen, die ins Land kommen, zuerst nicht kennt. Das wird mit der Zeit besser: Man lernt einige oder auch viele von ihnen kennen. Zweitens liegt es an der Sprachbarriere. Arabisch spricht hier kaum einer. Auch das wird mit der Zeit besser (Deutschkurse, hier spielt das staatliche Engagement für die Integration eine große Rolle). Beide Probleme sind in der nächsten Generation um Größenordnungen geringer, also wenn die Kinder der Flüchtlinge/Migranten zusammen mit anderen Kindern und mit der deutschen Sprache aufwachsen. Wenn die Kinder "mit Migrationshintergrund" erwachsen werden, nimmt die Fremdheit eher wieder zu: Dann kommen solche spaltenden Faktoren wie die Religion ins Spiel, man fragt nach der eigenen Identität usw.

Beim Thema Religion sehe ich die "Fremdheit" weniger in der Religion an sich begründet, sondern darin, daß sich eine große Zahl von Muslimen sehr stark mit dem Islam identifizieren, die nichtislamische Bevölkerung jedoch überhaupt nicht, viele lehnen den Islam auch mehr oder weniger ab. Dieses Problem besteht auch bisher schon, es wird aber zunehmen, je mehr Muslime es gibt. Sie werden sich auch um so "stärker" fühlen, je größer ihr Anteil wird, und dann mehr in den Vordergrund treten, mehr Ansprüche für ihre Religion stellen usw. Damit nimmt das Spaltende zu.

Was noch? Ein patriarchalisches Verständnis der Geschlechterrollen. Das Kopftuch. Die Ablehnung von Schweinefleisch. Andere Feiertage, andere Feiern. Das andersartige Aussehen der Menschen. Andere kollektive Erfahrungen. Sehr starke Verbindungen zu Ländern, zu denen die meisten Deutschen bisher überhaupt keinen Bezug haben. Zusammen mit den fremden Sprachen und der Religion kommt da viel Trennendes zusammen. Es stellt sich doch wirklich die Frage, ob oder inwieweit Integration gelingen kann, wenn es so viele Unterschiede zwischen den Bevölkerungsgruppen gibt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.12.2015 um 10.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30765

Ohne auf die Einzelheiten noch einmal einzugehen, möchte ich nur zweierlei bemerken. Erstens kenne ich die Bibel ziemlich gut und habe mich (andererseits) auch mit der Wirklichkeit heutiger Christen unter verschiedenen Gesichtspunkten lange beschäftigt. Zweitens, und das ist eigentlich noch einmal dasselbe, habe ich seit Jahrzehnten Umgang mit Muslimen beiderlei Geschlechts und kann nicht finden, daß sie sich von unsereinem wesentlich unterscheiden. Es gibt natürlich auch andere, aber eben hier wie dort.

Meine Meinung ist: Statt von Flüchtlingen zu reden wie von feindlichen Armeen ("Grenzen sichern!"). sollte man die Chancen der Zuwanderung sehen und alles tun, um sie zu nutzen. Das ist aber wie gesagt nur eine Meinung, eher Stimmung, und ich werde sie nicht mit Argumenten verteidigen. Durch tägliche konkrete Erfahrungen, auch aus meinem Umfeld, sehe ich mich darin bestätigt, daß sich da viel erreichen läßt. Es überrascht mich nicht, daß unzählige Menschen, die "Basisarbeit" leisten, trotz allen Schwierigkeiten doch recht zuversichtlich sind. Die Untergangspropheten jedenfalls scheinen nicht gerade die zu sein, die sich z. B. um Sprachunterricht und Eingliederung kümmern. "Wir schaffen das." Warum eigentlich nicht?
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 06.12.2015 um 02.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30764

Ich halte wie gesagt einen Konflikt mit dem Grundgesetz, der sich aus dem Koran ergeben könnte, eher nicht für ein vorrangiges Problem. Mangelnder Respekt vor dem staatlichen Recht, vor staatlichen Gesetzen betrifft nur relativ wenige Muslime und nicht speziell Muslime. Deswegen kommt mir ja die ständige Beschwörung, das Grundgesetz müsse respektiert werden, als nebensächlich vor. Das eigentliche Problem ist die als solche empfundene Fremdheit der Muslime und ihrer "Kultur".

Wir hatten hier in Deutschland in Großstädten eine Aufspaltung in verschiedene Gesellschaften (sogenannte Parallelgesellschaften), schon bevor der Zustrom der Flüchtlinge begann. Die Aufsplitterung der Gesellschaft wird zunehmen, je mehr Muslime es gibt. Demographisch wird der Anteil der Muslime immer weiter zunehmen: weitere Migration, Familiennachzug, mehr Geburten in muslimischen Familien. Allein mit dem Spracherwerb der Zugezogenen wird die Fremdheit nur teilweise zu überwinden sein. In Frankreich ist die Aufspaltung der Gesellschaft noch weit ausgesprägter – obwohl dort alle Französisch sprechen und sich mühelos verständigen können.

Die Politiker sagen, man müsse nur die Integration diesmal nur richtig handhaben. Mit guter Integrationspolitik kann man viele Probleme mildern, aber wirkliche Integration braucht doch einen Zeitraum von mehreren Generationen. Sie ist gar nicht so sehr von den Maßnahmen abhängig, sondern geschieht vor allem dann, wenn die Kinder der Zugewanderten hier in Deutschland aufwachsen, zusammen mit den anderen Kindern.
 
 

Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 06.12.2015 um 00.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30763

Nach traditioneller islamischer Lesart steht es nur Allah zu, Gesetze zu machen; der Mensch darf es nicht. Gleich in der Präambel des Grundgesetzes steht jedoch, daß "das deutsche Volk" sich dieses Grundgesetz gegeben hätte. Das Grundgesetz und alle anderen Gesetze sind per definitionem Vereinbarungen von Menschen, die bis auf zwei Ausnahmen jederzeit von Menschen geändert werden können.
Diesen Widerspruch müssen Muslime für sich lösen, wenn sie in Deutschland leben wollen und genauso Muslime sein wollen. Daß das geht, zeigen etliche problemlos hier lebende Muslime.

Ein Politiker mag nicht fordern dürfen, daß sich eine Religion wandle; er darf fürwahr fordern, daß sich alle Menschen, also auch die Muslime, das Prinzip des demokratisch gesetzten Rechts respektieren.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 05.12.2015 um 23.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30762

Mit manchen angeblichen Glaubenssätzen des Islam könnten die Grundgesetz-Artikel 3 [Gleichheit vor dem Gesetz] und 5 [Meinungsfreiheit] kollidieren. Über dem deutschen Grundgesetz steht noch die Europäische Menschenrechtskonvention. Jeder darf glauben, was er will, aber er muß sich an die hier gültigen Gesetze halten, auch wenn seine Religion etwas anderes sagt. Das wurde alles schon mit den in Deutschland lebenden Türken durchexerziert. Ich erinnere auch an die Strafurteile gegen eine bestimmte Sekte (Zwölf Stämme), die gemäß dem Alten Testament ihre Kinder verprügeln zu dürfen glaubt. Heilige Bücher stehen nicht über den deutschen und europäischen Gesetzen.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 05.12.2015 um 22.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30761

Die ursprüngliche Aussage von Professor Ickler war: Kretschmann stehe es nicht zu, vom Islam zu reden, und zwar mit Bezug hierauf: "Kretschmann fordert von den Muslimen, ihre Religion zu reformieren". Diese Forderung steht Kretschmann tatsächlich nicht zu, weil sie sich nicht auf dem Grundgesetz ableiten läßt, sondern im Widerspruch zu diesem steht (Religionsfreiheit). Ein Politiker kann nicht fordern, daß ein Gläubiger das Grundgesetz höher bewertet als seine Religion, egal um welche Religion es sich handelt. Es gibt auch jede Menge Menschen, die ganz ohne Islam "den Staat" ablehnen oder ihn irgendwie für lästig und doof halten. Für die wenigsten Mitmenschen dürfte das Grundgesetz die oberste Richtschnur ihres Tuns und Denkens sein. Da kann man nichts machen, das ist einfach so. "Der Staat" kann nur eingreifen, wenn jemand gegen Recht und Gesetz verstößt.

Das Mantra der Politiker, das Grundgesetz sei das A und O des Zusammenlebens in Deutschland, kommt mir wirklichkeitsfremd und geradezu unsinnig vor. Wen kümmert denn überhaupt das Grundgesetz im Alltag? Wer kennt es? Das Zusammenleben einer Gesellschaft ergibt sich daraus, was die Menschen tatsächlich veranlaßt, sich als zusammengehöriges Volk zu begreifen. In dieser Hinsicht spielt dann der Islam der Zuwanderer doch eine enorm wichtige Rolle. Der Islam und die mit ihm verbundene Lebensart als Faktor, der das Gefühl der Zusammengehörigkeit einschränkt und gefährdet, dieses Thema interessiert die Menschen brennend. Also müßten die Politiker als Repräsentanten der Bevölkerung wiederum über den Islam reden (politische Willensbildung). Aber was sollen sie denn sagen? "Wir wollen möglichst wenig muslimische Flüchtlinge", weil das ein großer Teil der Bevölkerung so empfindet? In Polen oder Ungarn sagen das die Politiker.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.12.2015 um 22.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30760

Bevor ich etwas als Stammtischgerede abtue, würde ich gern wissen, wieso "Hohn über die 'ersehnten Fachkräfte'" gleich Fremdenhaß ist. Der Hohn über ein geringes (Aus-)Bildungsniveau von Einwanderern gilt doch nicht ihnen selbst. Diese armen Leute können nichts dafür, wenn sie in ihrer Heimat nichts lernen konnten. Wie sollte sie irgendjemand dafür verhöhnen oder gar hassen? Hohn und Haß von Leserbriefschreibern (sofern er in einer relativ moderaten Form überhaupt gedruckt wird) gelten der deutschen Regierung, die überhaupt nicht weiß, wen sie da millionenfach ins Land läßt, die aber trotzdem von ihren Regierungsstammtischen aus über Fachkräfte schwafelt.

Sehr gern würde ich von unserer Regierung darüber endlich konkrete Zahlen hören.

 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 05.12.2015 um 19.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30759

Politiker werden dann "weich", wenn es um Wählerstimmen oder Parteispenden geht. Aber über ihnen steht das Bundesverfassungsgericht.
 
 

Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 05.12.2015 um 18.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30758

Ein Politiker darf sich ruhig mit den Inhalten von Religionen befassen, wenn es ihm beliebt, in ein Wespennest zu greifen. Aber die Beamten des Staates müssen die Religionsfreiheit in ihrem Handeln beachten.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 05.12.2015 um 17.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30757

Hat es einen Politiker anzugehen oder nicht, wenn eine Religion klare inhaltliche Widersprüche zu Recht und Gesetz pflegt?
 
 

Kommentar von Pt, verfaßt am 05.12.2015 um 17.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30756

Die Leute, die an heilige Bücher glauben, werden das aber anders sehen!
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 05.12.2015 um 16.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30755

"Kein heiliges Buch steht über dem Grundgesetz." (Cem Özdemir)
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 05.12.2015 um 12.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30754

Eben! Jemandem Stammtischgerede vorzuwerfen, ist auch ein »Appell an Ressentiments«.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.12.2015 um 12.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30753

Daß er überhaupt vom Islam spricht statt von den Gesetzen. Er ist Politiker und nicht Religionssoziologe oder sonst etwas. Außer Recht und Gesetz darf es für ihn nichts geben. Die Stellung der Religionsgesellschaften ist im GG (WRV) formal geregelt, Inhalte interessieren nicht. Auch nicht, wie schwer es diesen oder jenen (auch einigen Christen übrigens) fällt, sich an die Gesetze zu halten.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 05.12.2015 um 12.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30751

Um sich unbeschwert an die Gesetze halten zu können wie jedermann, müßten Muslime wohl oder übel ihren Islam entsprechend reformieren. Was ist an Kretschmanns Forderung also zu beanstanden?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.12.2015 um 12.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30750

Der Leserbriefschreiber bekennt, fast 70 zu sein.
Der brain drain der Akademiker besteht schon lange und hat viele Gründe, aber die Zuwanderung von Ausländern scheint noch nie dazugehört zu haben.

Soweit ich sehe, haben die Zuwanderer aus Syrien z. B. im Durchschnitt eine verhältnismäßig gute Schulbildung und stammen aus einer leistungsorientierten Mittelschicht. Die Reichen bringen sich auf andere Weise in Sicherheit, die Armen schaffen es nicht und versuchen es auch gar nicht erst. Sehr viele könnten hier sofort arbeiten oder eine Ausbildung beginnen, wenn die Sprachbarriere nicht wäre. (Ich habe mich jetzt nicht um Statistiken gekümmert, sondern urteile nach persönlichen Erfahrungen.)
Unter Stammtisch, lieber Herr Markner, verstehe ich das, was man in den Foren der meisten Zeitungen besichtigen kann: pauschale Urteile, Appelle an Ressentiments; Fremdenhaß ist leichter zu mobilisieren als jeder andere.
Das höhnische Zitieren der 100.000 Fachärzte, die ja nun zu uns kommen - das ist Stammtisch, nicht wahr? Sobald man sich näher auf die Dinge einläßt (wie es selbst die nicht gerade menschelnde FAZ immer wieder tut, z. B. heute auf S.3), ist man schon ein Stückchen weg vom Stammtisch.

Man liest auch: Warum kämpfen die jungen Männer nicht in ihrer Heimat, sondern kommen zu uns, während unsere Soldaten nach Syrien ziehen und ihren Kopf hinhalten? Der zweite Teil der Frage ist berechtigt, aber der erste? Mit wem und gegen wen und wie sollen sie denn kämpfen?
 
 

Kommentar von Vollgasfahrer, verfaßt am 05.12.2015 um 11.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30749

Ich kenne den FAZ-Leserbrief nicht, aber vermutlich ist das Alter bzw. die Altersstruktur der Deutschen und der illegalen Einwanderer der springende Punkt. Politiker, Schriftsteller und Kardinäle (usw.) vergleichen gerne nur die absolute Zahl der Neuankömmlinge mit der der Eingeborenen ("damals" (Oktober) 800.000 zu angeblich 80.000.000, also das vielzitierte "Prozent"). Die Deutschen sind jedoch zu mehr als der Hälfte in der Altersklasse 40+, die Neuankömmlinge gefühlt-geschätzt ein Viertel bis ein Drittel Kinder, der Rest hauptsächlich die "jungen, kräftigen Männer", die nur darauf warten, Frau und drei Kinder aus Syrien oder dem Irak nachzuholen. Die Auswirkungen kommen daher nicht sofort, dürften aber dennoch dramatisch werden, wenn die deutsche Altersklasse 40+ weg oder im Altersheim ist und die Neuankömmlinge mitsamt ihrer Nachkommen nicht mehr nur das "eine" Prozent ausmachen.
Für den "Dr. Dr." (Alter 40-50 ?) ändert sich in seinem Alltag vermutlich nicht mehr viel, daher bleibt es bei der Fantasie, auszuwandern.
Den heute 18jährigen dürften die Veränderungen bis zum Eintritt in die Grundsicherungsrente viel deutlicher auffallen. Eine verstärkte Auswanderungsbewegung (die Deutschen sind schon jetzt die größte Gruppe unter den aus Deutschland abwandernden Menschen) in jüngeren Altersklassen ist absolut denkbar, wenn der deutsche Sonderweg so weitergeht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.12.2015 um 11.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30748

Aber doch vermutlich aus anderen Gründen.

Kretschmann fordert von den Muslimen, ihre Religion zu reformieren. Das steht einem Politiker nicht zu. Auch die Zusicherung, eine Islamisierung werde es nicht geben, gehört hierher. Wenn viele Menschen zum Islam konvertieren, kann die Politik das nicht aufhalten. Man verwahrt sich ja auch nicht gegen die "Neu-Evangelisierung" (christliche Missionierung).
Muslime müssen sich wie jedermann an die Gesetze halten, das sollte genügen.
Nicht daß ich die geringste Sympathie für den Islam (usw.) hätte, aber gewisse Grundlinien der Verfassung sind mir doch noch gegenwärtig.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 05.12.2015 um 11.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30747

Mit Verlaub, aber wer vom Stammtisch redet, sitzt meist selbst an einem ... Auswanderung aus Deutschland (nicht zuletzt auch von Medizinern) findet statt und ist im Privatfernsehen ja nicht ohne Grund schon seit Jahren ein beliebtes Thema.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.12.2015 um 04.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30744

Da, schon wieder einer: "Wäre ich jünger, würde ich auswandern." Das schreibt ein Dr. Dr. aus Siegen in der FAZ vom 5.12.15. Als Chirurg dürfte er genügend Ersparnisse haben, um auch im Alter noch auszuwandern. Aber daran denkt er natürlich nicht wirklich, er redet bloß für den Stammtisch.

Ein lettischer Regisseur will seinen Vertrag mit dem Thalia-Theater auflösen, weil Deutschland so viele Flüchtlinge aufnimmt. Man könne nicht gegen das Pariser Attentat protestieren und gleichzeitig Terroristen unterstützen. (FAZ 5.12.15)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.12.2015 um 15.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30742

Das sind aber bestimmt andere Leute mit anderen Motiven...
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 04.12.2015 um 08.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30740

In der Zeit von 1997 bis 2013 hat sich die Zahl der in der Schweiz lebenden Deutschen verdreifacht, von gut 100000 auf gut 300000.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.12.2015 um 05.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30737

Der Fremdenhaß, der sich in den Leserbrief-Foren austobt, ist erschreckend. Am harmlosesten noch der Hohn über die "ersehnten Fachkräfte", die jetzt in Massen aus Syrien kommen, oder die großmäulige Ankündigung, auswandern zu wollen, während man gar nicht daran denkt, seinen Fernsehsessel zu verlassen. Das ist alles so widerwärtig, daß man auswandern möchte.

Was auch immer wieder erstaunt: Die Aufmerksamkeit gilt einigen Erscheinungen, die sozusagen ein Gesicht haben (zur Zeit ein bärtiges), aber wirkliche Skandale bleiben unbeachtet, wenn sie hinreichend abstrakt sind. Schäuble hat gerade festgestellt, daß durch die Cum-Ex-Steuertricks dem Staat 10 Mrd. Euro entgangen sind, einfach durch die Trägheit von Behörden und Gesetzgeber. Und was ist mit Draghis angemaßter Finanzpolitik, die unsere eigenen Politiker wie Hampelmänner aussehen läßt?
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 03.12.2015 um 14.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30733

Wozu Singapur? Um die Times of India oder Dawn zu lesen, braucht man Frankfurt nicht zu verlassen.

Seit Carsten Germis vorgemacht hat, wie man aus seinem Gastland ausgerechnet dann wegläuft, wenn dort etwas Berichtenswertes geschieht, ist ohnehin nicht mehr klar, wozu die Fatz überhaupt Korrespondenten beschäftigt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.12.2015 um 07.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30731

"Völlig unterschätzt hat man die systemimmanente Problematik plebiszitärer Verfahren: Sie privilegieren einerseits eher destruktive, d.h. auf Verhinderung ausgerichteten Bewegungen und sind andererseits auch besonders anfällig für kurzfristige Stimmungsschwankungen. (...) 13 der 18 auf politische Inhalte gerichteten Volksentscheide wollten Veränderungen verhindern und den Status quo erhalten. Sieben waren erfolgreich: 1998 in Schleswig-Holstein gegen die Rechtschreibreform (...)" (http://www.kas.de/wf/de/33.43490/)

Eine neue Definition von "destruktiv": Wer Bestehendes erhalten will, ist destruktiv. Man lernt nie aus.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.12.2015 um 06.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30730

In der FAZ (3.12.15) erklärt eine Psychoanalytikerin und Direktorin des Sigmund-Freud-Instituts den IS-Terrorismus. Freuds Seelenmodell, seine Trieblehre, die „narzisstische Regression“ – es ist alles da, genau wie vor hundert Jahren. Nicht einmal die katholische Kirche ist beständiger. Das Schöne an diesen Fernanalysen ist: Man braucht keinen einzigen „Analysierten“ zu kennen, die Medienberichte reichen aus.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.12.2015 um 06.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30729

Über ein so großes Land wie Indien berichtet die FAZ aus Singapur (!). Der Korrespondent könnte ebenso gut in Moskau sitzen, das ist ungefähr dieselbe Entfernung. Früher saß er selbstverständlich in Neu-Delhi.
Irgendwo habe ich gelesen, daß der westlichste Punkt Chinas näher an Deutschland liegt als an Chinas Ostgrenze. Gefühlt ist es anders, aber das täuscht eben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.12.2015 um 06.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30726

Die Hamburger haben sich gegen die Olympia-Bewerbung entschieden. Die schwer enttäuschte FAZ versucht, Grünen und Linken die Schuld in die Schuhe zu schieben, was natürlich rein rechnerisch schwierig ist, denn so viele Grüne und Linke gibt es gar nicht. Aber man kann sie ja schon einmal erwähnen, die „Linke, die am Sonntagabend wieder einmal zeigte, was sie vor allem feiern kann: das Nein, egal wozu.“ Also gemacht hat sie es nicht, aber sie feiert es – schlimm!
Im Wirtschaftsteil derselben Ausgabe („Hauptsache, dagegen“, 1.12.15) wird das Votum als weiterer Beleg dafür genommen, daß die Deutschen keine Großprojekte und keine Innovationen und überhaupt „keine Veränderungen mehr“ wollen – wie damals die Rechtschreibreform als Prüfstein der Innovationsfähigkeit (Minister Meyer) bzw. der Bereitschaft, den Euro hinzunehmen (Stoiber).
Vielleicht sollte man mal erwägen, daß die Hamburger nicht einsehen, warum für ein paar Tage Sport und Medien (na ja, und die versprochene Stadtentwicklung) elfeinhalb oder vielleicht auch zwanzig Milliarden ausgegeben werden müssen. Für dieses Geld könnte man z. B. eine halbe Million Flüchtlinge mit Sprachunterricht und Nachschulung versorgen und in Arbeit und Brot setzen, die dann jahrzehntelang Steuern zahlen, bevor sie der Rentenkasse zur Last fallen. Nur mal so als Beispiel eines „Großprojekts“. Oder denken wir an den Breitensport, der bei uns betrieben wird wie nie zuvor und stärker gefördert werden könnte. Mit den großen Spektakeln hat er nichts zu tun. So rechnet es auch der Sportteil der Zeitung vor, wieder mal ungleich vernünftiger als die Kommunistenfresser in der Politik.
In der nächsten Ausgabe (2.12.15) tritt Frank Pergande noch einmal nach: direkte Demokratie führe zu nichts Gutem usw. - ausgerechnet im Leitartikel der FAZ, die allwöchentlich mit Allensbach-Umfragen Politik macht. „Die Erfahrung lehrt, dass gut organisierte Minderheiten an Einfluss gewinnen, ohne dass ihre Vertreter je gewählt worden wären.“ Einen Tag zuvor hatte er die Leser darüber informiert, daß die Olympia-Befürworter ungleich besser organisiert und mit ungleich besserer Finanzierung ausgestattet waren. „So kann es nicht weitergehen. Das ist das Ende von Politik.“ Selten hat sich ein schlechter Verlierer so bloßgestellt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.12.2015 um 10.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30719

Psychiater wollen herausfinden, warum Jugendliche zu Radikalen werden. (Tagesspiegel 30.11.15) Sie setzen also voraus, daß es sich um eine Krankheit handelt.

Es gibt viele Arten von Hingabe an eine Idee oder eine bestimmte Tätigkeit. Manche Menschen gehen ins Kloster und werden als "tief gläubig" respektiert, andere deshalb bewundert, weil sie seit ihrer Kindheit acht Stunden täglich Violine spielen. Der Psychiater interessiert sich nur für die weniger geschätzten Typen, aber dieser Unterschied liegt nicht in der Sache selbst.

Übrigens gibt es genug Vaticinia ex eventu (psycho-babble), aber keine wirklichen Vorhersagen, nach denen wir die Künste der Psychiater beurteilen könnten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.12.2015 um 05.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30713

Einige Schlaumeier machen Karriere mit der Behauptung, es gebe nichts „außerhalb des Textes“, andere mit der Entdeckung, daß es auch noch etwas außerhalb des Textes gibt. Man schreibt Bücher über „Präsenz“, wie zuvor über „Plötzlichkeit“ usw., und muß nur dafür sorgen, daß solche Allerweltsbegriffe mit dem eigenen Namen verbunden bleiben, wenn man schon keinen Patentschutz anmelden kann. Das Getöse um jede erfolgreiche Durchsetzung des Schlagwortes dauert gerade lange genug, daß man ausgesorgt hat. Ein Schwanz von mehreren hundert Dissertationen festigt den Ruf der Wichtigkeit.
Nach dem Ende der Religion ist die „Lektüre“ die heilige Handlung schlechthin, gern auch im Plural: „meine Lektüren“ (= Lesungen).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.11.2015 um 19.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30709

Wie schon andere Medien widmet nun auch die FAZ einem deutschen Taugenichts fast eine ganze Seite, der aus Abenteuerlust nach Syrien ging, "an der Seite der Kurden" "gegen das Böse" kämpfte, etliche Menschen ermordete ("Mein Hass gegen diese Kreaturen ist ungebrochen"), kriegsmüde mit vielen schönen Fotos zurückkehrte und gerade noch rechtzeitig das Buch zum Fest herausgebracht hat: "Sie nannten mich 'Held': Wie ich als Deutscher in Syrien gegen den Islamischen Staat kämpfte". Seine Freundin und seine Familie wollen begreiflicherweise nichts mehr von ihm wissen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.11.2015 um 05.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30705

Das Aus der Hamburger Olympia-Bewerbung hinterlässt fast nur Verlierer: die Stadt Hamburg, der deutsche Sport, selbst das IOC. Schlimmer noch: Die Olympische Idee steht auf dem Spiel, warnt Joscha Weber. (dw.com 29.11.15)

Diesen erheiternden Text wollte ich wegen seiner wohltätigen Wirkung zum Wochenbeginn ohnehin einrücken. Außerdem fällt die Großschreibung der Olympischen Idee auf, die den Gegenstand gleich ein wenig erhabener aussehen läßt.

Mit den Olympischen wurden zugleich die Paralympischen Spiele abgelehnt. Die Wortbildung Paralympics wird in den einschlägigen Artikeln als Zusammenziehung von paraplegic und Olympic erklärt, mit späterer Umdeutung wegen der Teilnahme anderer Arten von Behinderten. Die Wortbildung ist in jedem Fall unklassisch, da es parolympic heißen müßte. Der unorganische Rest lympic erinnert aber zugleich an limp, wenn auch nur im Englischen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.11.2015 um 15.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30659

Versteht sich, daß diese Art von Variation (zwischen Sprechern derselben Sprache vielleicht noch stärker als zwischen dem Durchschnitt der Einzelsprachen) nicht ins Gewicht fällt gegenüber dem, was ich im Auge hatte.

Was die "Zeit" eigentlich ist, haben viele zu ergründen versucht, ich werde es nicht versuchen. Aber durch das Sprechen selbst legen wir gewissermaßen eine Linie in die Welt, auf der es ein Vorher und Nachher gibt, und wir unterscheiden auch mit unseren sprachlichen Mitteln immer zwischen dem, was schon gesagt worden ist, und dem, was erst noch gesagt werden wird/soll – entsprechend dem zuerst bei Homer genannten Dreischritt: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. Keine Philosophie schafft das aus der Welt.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 23.11.2015 um 14.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30658

Am schnellsten reden spanische Muttersprachler. So schnell, daß man garnicht prüfen kann, ob alles grammatisch richtig ist.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 23.11.2015 um 14.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30656

Dazu paßt diese Meldung:
»Zur Überraschung der Forscher ist somit die Effizienz einer Sprache, die sich aus der Sprechgeschwindigkeit und dem Informationsgehalt errechnet, bei fast allen Sprachen nahezu identisch, wobei Englisch den Spitzenplatz einnimmt.«
(www.welt.de)
Immer wieder überraschend, wovon Forscher überrascht sind!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.11.2015 um 09.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30653

Wir wissen, daß der "Moment" je nach Tierart verschieden definiert ist, eine Fliege sieht Bewegungen, wo wir nur ein Flirren wahrnehmen, und könnte Fernsehen oder Filme nicht genießen, weil die Verschmelzung in weiter Ferne liegt.

Der Sekundenzeiger dreht eilig seine Runde, aber man muß sehr genau hinsehen, um den Minutenzeiger als bewegt wahrzunehmen; es hängt natürlich auch von der Größe der Uhr ab, ein Analogwecker ist bestens geeignet. Gerade treibt die Amarylliszwiebel ein neues Blatt, es wächst so schnell, daß man den Fortschritt nach einer halben Stunde schon bemerkt, aber so richtig kontinuierlich beobachten kann ich die Veränderung nicht.

Die Wahrnehmung der Zeit, d. h. der Veränderung, ist auf die lebensnotwendigen Reaktionen abgestimmt.
Nun: das "bewußte Denken" ist anscheinend auf das Tempo des Sprechens reduziert. Wir denken so langsam, weil wir so langsam sprechen (wer hat das noch mal geschrieben?). Manchmal werden wir eines Denkens ohne Worte gewahr, das offenbar viel schneller abgelaufen sein muß.
Ebenso zur Linearität: Weil wir ein Wort nach anderen artikulieren, glauben wir auch, das Denken schreite so voran. Daher Kants Illusion von der Zeit als Ordnung des "inneren Sinns". Die Sprechgeschwindigkeit hängt von der Beschaffenheit der Artikulationsorgane ab. Hätte der Mensch von Anfang an eine Gebärdensprache entwickelt (nicht nur als Surrogat wie jetzt), würde er langsamer "sprechen" und daher auch langsamer denken (wenn auch vielleicht nicht so streng linear wie jetzt).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.11.2015 um 05.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30644

Ich weiß, worum es beim Kammerton geht. Darum habe ich ja auch nur gesagt, daß er aus ähnlichen Gründen, nämlich wegen der großen Konzertsäle (und des entsprechenden Publikums?) in die Höhe getrieben wurde. So habe ich es gelesen.

Wie meine Töchter mir berichten (eine war gerade bei Judas Priest in Frankfurt), werden die Besucher solcher Veranstaltungen am Eingang regelmäßig auf drohende Gehörschäden hingewiesen und gleich mit den Stöpseln ausgestattet. Der Grund, warum man das trotzdem so macht, scheint in den erwünschten Vibrationen unterhalb des Kopfes zu liegen. Vielleicht findet man irgendwann weniger ungesunde Möglichkeiten (Vibratoren?).
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 21.11.2015 um 10.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30634

Vibrato und Tremolo stellen sich insofern „von selbst“ ein, als man beim Singenlernen, beim Üben und beim Ausprobieren der Stimme dieser Möglichkeiten gewahr wird. Sie tun sich beim Training von Kehlkopf und Zwerchfell auf und können, wohlbeherrscht, den gesanglichen Ausdruck sehr erweitern. Sie können aber auch Mängel wie eine schlechte Intonation vertuschen, worauf mäßige Sänger dann angewiesen sind (der eigentliche Ton wird mehr oder weniger stark „umjault“, so daß der Hörer zuweilen nicht mal erkennen kann, welcher eigentlich gemeint ist). Gute Sänger nutzen ihr Vibrato (Kehlkopf) und Tremolo (Zwerchfell) nach Belieben, blenden es wohldosiert ein und aus. Elvis Presley machte das gekonnt, zugleich spielte er ausgiebig mit der Lautstärke und produzierte so seinen typischen Sound. Noch besser und dabei weniger schnulzig konnte es Whitney Houston. Beim Kammerton geht es übrigens nicht um die Lautstärke.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.11.2015 um 05.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30630

Im Wikipedia-Eintrag zu „Vibrato“ (man muß erst mal die Werbung für motorisierte Dildos überspringen) wird mitgeteilt, daß sich das Vibrato der Singstimme in der Regel von selbst einstellt. Ob das stimmt? Ich hatte mir gerade ein Video von Barbara Hannigan mit Mozart-Arien angesehen und angehört und muß leider sagen, daß mich das Vibrato morgens besonders nervt. Es klingt wie das zermürbende Jaulen einer Alarmsirene und ist gerade bei den Sopranen ein Hauptgrund meiner Abneigung gegen Opern. Dem Link folgend, bin ich noch einmal auf das mir bereits bekannte Interview gestoßen: http://www.zeit.de/2009/13/Interview-Norrington
Es läßt mich an der Natürlichkeit des Vibratos zweifeln. Auf den „Ethno“-Platten, die ich zu verschiedenen Musikstilen habe, ist auch kein Vibrato zu hören. In der plagalen Musik zum Beispiel in Indien hätte ein Vibrato eine ganz andere Bedeutung als in Europa, es wäre geradezu absurd.
(Der große Elvis hatte ohne Ausbildung ein ganz leichtes Vibrato, das recht natürlich und angenehm klingt. Pavarotti beneidete ihn um seine Stimme.)
Natürlich gewöhnt man sich an alles, und die naturgegebene Feinheit des Ohrs spielt auch eine Rolle. Manche sollen ja selbst die temperierte Stimmung als barbarisch empfinden. Die Durchsetzung des Vibratos in der europäischen Konzertmusik scheint zur selben Zeit und aus ähnlichen Gründen stattgefunden zu haben wie das Hochtreiben des Kammertons. Geschrei und Getöse für die Massen; Endstation sind die Ohrstöpsel, die man heute immer bei sich haben sollte. (Sony hat sehr gute und teure entwickelt, die den von Sony verstärkten Sound wieder auf ein erträgliches Maß herunterbringen. Also eine ähnliche Strategie wie in Monsantos Agrarchemie.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.11.2015 um 07.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30625

Rüstungsaktien profitieren vom Krieg gegen den Terror (Überschrift im Wirtschaftsteil der FAZ, 20.11.15)
Am stärksten profitieren werden nach Ansicht von Analysten der Raketenhersteller Raytheon, der Kampfflugzeugbauer Lockheed Martin und der Drohnenproduzent Northrop Grumman, wenn die Anschläge von Paris zu höheren Umsätzen im Ausland führen. (...)
„Ein nachhaltiges Momentum für Rüstungsaktien wird es nach Einschätzung von Analysten aber nur geben, wenn Bodentruppen zum Kampf gegen den IS zum Einsatz kämen. „Diesen Schritt haben wir noch nicht gemacht“, sagte Byron Callan, Analyst beim Wertpapierhaus Capital Alpha Securities. „Aber das wäre bedeutsam.“


Gestern wurde bekannt, daß Saudi-Arabien für weitere 1,3 Mrd. Dollar Waffen aus den USA bezieht.

Ein 17jähriger Junge aus dem Jemen, der bei meiner Frau Deutsch lernt, zeigt ihr Bilder von seinem Heimatort vor und nach der Zerstörung durch saudi-arabische Bomber.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.11.2015 um 12.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30616

OrthopädiefacharbeiterInnenauszubildende(r)!
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 19.11.2015 um 12.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30615

Habe ich doch tatsächlich noch mal zwei neue deutsche Wörter gelernt. Na ja, ich bin auch kein Buchdrucker. Wenn ich bisher etwas geschrieben habe, habe ich immer intuitiv mit Leerzeilen oder Trennstrichen gespielt, ohne die beiden Störenfriede beim Namen zu kennen.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 19.11.2015 um 08.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30614

A propos "Hurenkind": Man darf gespannt sein, wie lange sich dieses alte Wort angesichts der wuchernden "PC" noch halten lassen wird. Auch das ebenso fachsprachliche Schicksal des "Schusterjungen" ist unsicher geworden.

Irgendwann werden wir für die Absatzkontrolle vermutlich "SexarbeiterInnen-Nachwuchs" und "Orthopädie-FacharbeiterIn" verwenden müssen, wenn das so weitergeht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.11.2015 um 04.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30613

Der Haß vereinfacht das Weltbild. Auf diesen Gewinn an Orientiertheit kann man nur schwer verzichten. Wenn eine Ideologie hinzukommt, die einem das Gefühl gibt, im Recht zu sein (Übereinstimmung mit dem Ziel der Weltgeschichte, mit dem Willen Gottes), wird es fast aussichtslos.
Diese Versuchung ist allgegenwärtig; ihr zu widerstehen ist Weisheit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.11.2015 um 04.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30612

Stimmt, ich bin auch schon mal gebeten worden, einen Text zu verlängern, damit kein Hurenkind entsteht.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 18.11.2015 um 09.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30606

Journalisten streuen heute noch »Mehl« ein, um einen zu kurzen Text auf die gewünschte Länge zu bringen.
 
 

Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 18.11.2015 um 09.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30605

In Gasthäusern wird auch verlängert. Wobei sich das nur bei der Suppe auf die Konsistenz auswirkt, beim Rest werden zumeist einfach die Portionen kleiner, wenn man bei großem Andrang feststellt, daß der Vorrat knapp wird. Umgekehrt können bei unterdurchschnittlichem Andrang gegen Ende die Portionen schon mal größer werden als üblich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.11.2015 um 06.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30603

Beim Kochen fällt mir ein, daß in der Nachkriegszeit nicht nur Kleidungsstücke, aus denen wir herausgewachsen waren, "verlängert" wurden (durch "Ansetzen" von Stoffstreifen), sondern auch Speisen, hauptsächlich durch Mehl oder Semmelbrösel. Diese Vokabeln sind selten geworden, wir werfen auch Socken einfach weg, weil neue billiger sind als die Arbeitszeit, die wir aufs Stopfen verwenden müßten. Als Kind habe ich gern in einem teils handgeschriebenen Kochbuch geblättert, in das auch Zeitungssausschnitte und Oetker-Tütchen eingeklebt waren, alle mit Kriegsrezepten unter dem Motto "Ersatz". Eine Zeit, in der viele bis auf die Knochen abgemagert waren, hat sicher auch anders gesprochen, aber es ist schwer, das zu rekonstruieren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.11.2015 um 06.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30602

Politik ist nicht einfach, mit dem Bretterbohren und so.
Grundsätzlich bin für die Trennung von Staat und Religion, folglich gegen Religionsunterricht an staatlichen Schulen und Theologie an staatlichen Universitäten. Wäre ich aber ein Gegner der Religion, müßte ich all dies befürworten. Wie jetzt bei der Einrichtung von islamischem Religionsunterricht und entsprechenden Lehrstühlen offen gesagt wird, dient das der Domestizierung dieser Religion und der Bekämpfung von Fanatismus. Diesen Zweck hatte die Privilegierung der christlichen Kirchen zwar nicht, wohl aber dieselbe Wirkung. Ja, nichts hat sogar die Gläubigkeit so sehr untergraben. Laizistische Gesellschaften sind religiöser. Ich kenne gut katholische Familien, deren Kinder regelmäßig in die Kirche geführt und 13 Jahre in der Schule religiös unterwiesen wurden und allesamt Atheisten geworden sind.
Vielleicht hat diese nichtintendierte Folge gutgemeinter Maßnahmen die Kirche bewogen, in Bayern auf die Konkordatslehrstühle praktisch zu verzichten: deren Inhaber sind von vornherein nicht glaubwürdig.
Der Fall ist allgemein lehrreich. Indoktrination ohne Machtmittel (wie sie die kommunistischen Parteien einsetzten und noch heute in China einsetzen) wirkt kontraproduktiv.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.11.2015 um 05.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30571

Zur magischen Funktion der Sprache gibt es interessante Texte von Michael F. Brown, auf die ich noch zurückkommen werde. Beiläufig möchte ich erwähnen, daß Brown seinerzeit das Treiben Werner Herzogs bei den Dreharbeiten zu "Fitzcarraldo" kritisiert hat. Sein Artikel ist aber nur im englischen Wikipedia-Eintrag zu diesem Film verlinkt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.11.2015 um 05.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30560

Natürlich gibt es einen Zusammenhang. Der IS hat doch selbst von Vergeltung für die französische Beteiligung am Krieg in Syrien gesprochen. Trotzdem muß man einiges auseinanderhalten. Terroristen, die zu allem entschlossen sind, finden immer ihren Weg.

Eine betagte jüdische Amerikanerin mailte kürzlich, die USA sollten aus Sicherheitsgründen keinen einzigen Flüchtling reinlassen. Da scheint sie ein, zwei Dinge vergessen zu haben.

Hollande spricht jetzt, wie seinerzeit Bush, von "Krieg", die FAS schreit das Wort auch heraus. Was ist damit gewonnen? Sind Terroristen jetzt Kombattanten? Soll der Nato-Bündnisfall herbeigeredet werden? Das Beispiel der USA nach 9/11 war nicht ermutigend.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 14.11.2015 um 18.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30559

à 17:15
Berlin appelle à ne pas lier les attaques à Paris et la crise migratoire
Le ministre allemand l'Intérieur, Thomas de Maizière, a appelé samedi à s'abstenir d'établir tout "lien hâtif" entre les attaques terroristes de Paris et la crise migratoire en Europe.

à 17:31
Le passeport syrien retrouvé à Paris appartenait à un migrant enregistré en Grèce

Wer übereilt sich hier wohl?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.11.2015 um 04.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30551

Dschihadi John: USA fliegen in Syrien Luftangriff gegen IS-Mörder (...)
Der Luftschlag sei von einer Drohne ausgeführt worden und habe sich gegen ein Fahrzeug gerichtet, in dem der Terrorist saß.
(Spiegel online 13.11.15)
Das amerikanische Vorbild wird Schule machen. Man kann in Zukunft niemandem, der die Drohnentechnik beherrscht, einen Vorwurf machen, wenn er mißliebige Personen irgendwo auf der Erde mit diesem Mittel erledigt. Wie kann man Paketdrohnen von Hinrichtungsdrohnen unterscheiden? Besonders gefährdet dürften Menschenrechtsaktivisten und Exilpolitiker sein. Unsere Medien scheinen dieses Verfahren zu billigen, sonst würden sie regelrecht hingerichtet sagen.

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.11.2015 um 05.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30538

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25029

Inzwischen hat sich Google eines Besseren besonnen und nimmt auch Orthographie anstandslos hin.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.11.2015 um 08.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30523

Wir wissen heute, daß der Winckelmannsche Klassizismus teilweise auf unzulänglichen Kenntnissen der wirklichen griechischen Kunst beruhte, und das marmorweiße Bild hat sich entsprechend eingefärbt. Und dennoch! Wenn ich Bronzestandbilder von den Kims oder ähnliche Monstrositäten sehe, finde ich es albern, die Straßenanzüge und Brillengestelle von vorgestern in Erz gegossen vor mir zu haben. Die alte Technik eignet sich nur noch in mehr oder weniger humoristischer Verfremdung. James Joyce auf einer Straße in Dublin zu begegnen macht mir ästhetisch nichts aus, man läßt sich gern mit ihm fotografieren.
Die Griechen wußten schon, warum der nackte Mensch das Richtige für die Ewigkeit ist. Die stilisierten Gewänder lassen sich gerade noch ertragen, auch die Rüstung eines Augustus nach homerischer Vorlage. Aber Bügelfalte, Sakko und Anorak mit herausnehmbarem Innenfutter?
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 09.11.2015 um 14.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30519

Wenn die "jungen Burschen" schon jetzt kein Deutsch lernen wollen, wieso sollte eine Änderung beim Familiennachzug irgendetwas ändern?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.11.2015 um 04.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30516

Bei komplizierten rechtlichen Vorschriften kommt es oft nicht darauf an, was wirklich aus ihnen folgt, sondern wie es "bei den Menschen" ankommt, vor allem also, wie es in den Medien interpretiert wird.

Was die jungen Burschen aus Syrien usw. betrifft, sehen die hiesigen Behörden sich ziemlich außerstande, sie durch irgendwelche Maßnahmen zu regelmäßigem Unterrichtsbesuch und Lerneifer anzuhalten. Diese Disziplinierung wird allenfalls noch übers Smartphone von der Familie in Syrien ausgeübt, zusätzlich durch die Perspektive, hier etwas aus ihrem Leben machen zu können. ("Extrinsische Motivation" nennen es die Pädagogen.) Schwer genug, wenn man bedenkt, wie die Jugendlichen hin und her geschoben werden. Sie sind ja vorzeitig mit einer Verantwortung belastet worden, die ein deutscher Junge in dem Alter nicht kennt. Wenn in diese Situation die Nachricht platzt, daß mit Nachzug nicht zu rechnen ist usw., wirkt sich das entsprechend aus.
In den abstrakten Diskussionen der Politiker, aber auch vieler anderer, werden diese Zusammenhänge gar nicht gesehen.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 08.11.2015 um 22.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30515

Um auf Syrische Flüchtlinge "subsidiären Schutz" anwenden zu können wie seinerzeit auf die Bosnienflüchtlinge, müßte wie den Bosnienkrieg die Nato auch den Syrienkrieg beenden. Nur das könnte den Flüchtlingsstrom beenden.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 08.11.2015 um 19.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30514

„Subsidiären Schutz“ gibt es schon lange. Laut Website der Bundesregierung sehen die neuesten Beschlüsse der Koalition vor, für diejenigen, die subsidiären Schutz genießen, die Familienzusammenführung um zwei Jahre auszusetzen. Seit jeher ist auch die Aufenthaltserlaubnis für diese Personen zeitlich begrenzt. Sie kann aber verlängert werden.

Der Wirbel ist nun darüber entstanden, daß de Maiziere diese Regelung wohl auf syrische „Flüchtlinge“ anwenden wollte. Das war anscheinend nicht ausdrücklich so beschlossen. Daher mußte de Maiziere einen Rückzieher machen.

Da nicht zu erwarten ist, daß sich die Lage in Syrien in absehbarer Zukunft wesentlich verbessern wird, wären syrische Flüchtlinge ohnehin nicht so schnell von einer Abschiebung bedroht.

Deshalb teile ich die Befürchtung nicht, daß das Erlernen der deutschen Sprache darunter leiden könnte, zumal die Betroffenen wohl damit rechnen könnten, daß der erfolgreiche Spracherwerb, verbunden womöglich mit einem Arbeitsplatz, die Aussicht auf längerfristigen Aufenthalt nennenswert verbessern würde.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.11.2015 um 09.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30509

"War die DNA-Doppelhelix wirklich eine Entdeckung oder doch eine Erfindung?" fragt Ernst Peter Fischer im FOCUS. Der Beitrag ist ziemlich wirr. Fischer klärt den Leser nicht darüber auf, was es mit theoretischen Modellen auf sich hat, die ja mit der Alternative "Entdeckung oder Erfindung" nicht erfaßt werden. Es spielt doch keine Rolle, wer damals die Illustrationen gezeichnet hat (Frau Crick).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.11.2015 um 13.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30502

Heute beschäftigt sich z. B. die FAZ breit mit einem Beschluß der Bundesregierung, den es anscheinend gar nicht gibt: "subsidiärer Schutz", "zeitlich begrenzt und ohne Familiennachzug". Man könnte so etwas beschließen, zumal damit auch die CSU zufrieden wäre, wie sie selbst sagt.

Eine Folge sollte man allerdings bedenken: Der Deutschunterricht wäre damit so gut wie unmöglich und auch sinnlos. Er beruht ja auf der Perspektive eines immerhin möglichen dauerhaften Aufenthalts; andernfalls wäre er wie alle Bemühungen um "Integration" sinnlos. Dann hätten wir aber erst recht ein millionenfaches Lagerleben mit allen Folgen. "Wollen wir das?" Eine Auswahl unter den Zuwanderern, dann aber eine Aufenthaltsperspektive wäre sicher das kleinere Übel.

Noch eine Sau, die gerade durchs Dorf getrieben wird:

Warnung vor Sex mit Flüchtlingen sorgt für Empörung (welt.de 6.11.15)

Das ist natürlich auch übertrieben und verzerrt. Der Philologenverband allerdings hätte nicht unbedingt vorangehen müssen. Auch hier gilt: Alle wissen es, aber wer es zuerst sagt, hat verloren.

Als meine Frau neulich den Lehrbuchsatz besprach: Otto braucht eine Frau, meldete sich ein sonst stiller junger Bursche und sagte: Ich brauche auch eine Frau. Immerhin bekam er ein Lob für die korrekte Grammatik.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.11.2015 um 14.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30488

Dafür gab es auch weniger Hunnen.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 06.11.2015 um 13.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30487

Bundespolizei und Bundeswehr beschäftigen zusammen etwa so viele Leute, wie seinerzeit auf der chinesischen Mauer Wache schoben. Die war allerdings etwas länger als die Strecke von Lindau bis Passau.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.11.2015 um 04.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30475

Lieber Herr Achenbach, wie Sie sich denken können, hatte ich einen Grund, nur an die Bundestagswahlen zu denken. Es geht um die Bundespolitik, auch wenn die Länder und Gemeinden es auszubaden haben.

Auf meine konkrete Frage, wie die Grenze zu schließen sei, bekomme ich nie eine Antwort. Gelegentlich werden der römische Limes und die Chinesische Mauer erwähnt. Die waren ebenso wie die DDR-Grenzanlagen dicht mit Soldaten besetzt, einschließlich Schießbefehl, andernfalls wären sie in wenigen Minuten überwunden gewesen. Wer das will, möge sich melden.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 05.11.2015 um 19.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30469

„Ich habe bisher keinen Gegenvorschlag gehört, der nicht sofort von der einen oder anderen Partei plattgemacht würde.“

So ist es. Umso wichtiger ist es, daß die Bürger Druck machen, damit zumindest auch die SPD sich Sorgen um ihre Wähler machen muß. Schon Anfang der 90er Jahren sah sich die SPD (als Opposition) gezwungen, schließlich einer Verfassungsänderung zustimmen, als damals die Zahl der Asylbewerber „nur“ über 400.000 stieg.

Auch jetzt haben die Grünen schließlich nach längerem Sträuben doch einer Erweiterung der Zahl der sicheren Herkunftsstaaten zustimmen müssen.

Es stimmt natürlich nicht, daß nur alle vier Jahre gewählt würde. Vielmehr wird bei uns fast ständig gewählt. Die Unruhe vor allem unter CDU-Politikern liegt ja auch daran, daß diese sich um ihre Wahlkreise bei den nächsten Landtags- oder Gemeindewahlen sorgen müssen.

Die Frage „Wollen wir das?“ ist ja auch schon deshalb richtig und wichtig, weil sie unter den jetzigen Bedingungen des Meinungsdrucks aus Politik und Medien geradezu subversiv ist. Sie widerspricht ja der Behauptung, Grundgesetz oder Humanität („keine Obergrenze“) zwängen uns, eine unbegrenzte Zahl sog. Flüchtlinge ins Land zu lassen, ob wir es wollen oder nicht.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 05.11.2015 um 16.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30464

Es wäre, wie schon in der Euro-Frage, ein Anfang, wenn die Regierung die geltenden Gesetze (von denen gibt es ja mehr als genug) und internationalen Vereinbarungen einhalten würde. Aber große Koalitionen befördern eben den Cäsarenwahn.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.11.2015 um 15.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30463

Wenn man etwas nicht will, dann tut man es einfach nicht.

Wenn man zu etwas gezwungen wird, was man nicht will, muß man sich zur Wehr setzen.

Wenn Deutschland zwar Asyl geben, aber keine Masseneinwanderung haben will, die mit Asyl auch nichts zu tun hat, dann müssen an seinen Grenzen entsprechende Bedingungen geschaffen werden.

Je länger es dauert, bis das klappt, umso schwieriger wird es und umso größer ist der Schaden, der bis dahin entsteht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.11.2015 um 15.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30462

Freilich ist sie vernünftig. Was mir – außer der massenhaften Verbreitung – auffiel, ist der andere Teil: daß man damit die Frage umgeht, was denn zu tun wäre. Manche tun auch so, als hätten wir keine gewählten Politiker, und entdecken ihr Herz für Volksbegehren. Das Volk sei nicht gefragt worden usw. Natürlich nicht, es wird eben nur alle vier Jahre gefragt.

Ich habe bisher keinen Gegenvorschlag gehört, der nicht sofort von der einen oder anderen Partei plattgemacht würde.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 05.11.2015 um 12.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30461

Die Frage ist doch vernünftig und paßt auf alle politischen Entscheidungen, also z. B.: Durch Spardorf soll eine Autobahn gebaut werden – wollen wir das? usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.11.2015 um 09.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30460

Noch zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30395:

"Wir schaffen das" bis zum Erbrechen zitiert und kommentiert worden ist, hat sich nun die vermeintlich sehr schlaue Gegenfrage "Wollen wir das?" zum allgegenwärtigen Spruch entwickelt. Auch das ist nur eine Art, realistische Gegenvorschläge zu vermeiden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.11.2015 um 06.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30458

In der FAZ (5.11.15) titelt Jasper von Altenbockum „Das Grundgesetz gilt auch im Lager“, aber dann spricht er ausschließlich über Gewalttaten unter Flüchtlingen, also Fälle für das Strafrecht.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 04.11.2015 um 12.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30445

Es gibt (von Sony?) welche mit Kabeln, die mit einem speziellen mattschwarzen Kunststoff überzogen sind, der verhindert, daß sich stramme Knoten bilden. Sehr praktisch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.11.2015 um 11.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30443

Gorsun C7705 Kopfhörer mit Kabelsalat (http://www.amazon.de/Gorsun-Kabelsalat-Eingebauter-Kompatibel-Smartphone/dp/B015PR8VXA)

Vielleicht auch mit Mayo?

Bei dieser Gelegenheit möchte ich etwas loswerden, was einfach mal gesagt werden muß. Die Kabel von Leichtkopfhörern haben bekanntlich ein Eigenleben, das weit interessanter ist als das von Herrensocken (von denen sich immer einzelne Stücke über Nacht und beim Waschen davonmachen, nicht wahr?).
Man legt also die Kopfhörer neben sich auf eine ebene Fläche, und wenn man sie nach einer Stunde wieder benutzen will, haben sich die dünnen schwarzen Kabel zu mehreren Knoten von seemännischer Vielfalt verschlungen, so daß man, aufs ganze Leben berechnet, doch einen namhaften Teil davon für das Entwirren von Leichtkopfhörerkabelknoten einrechnen muß. Wie das kommt, ist vollkommen unbekannt. Man sagt dann ganz matt, es sei eben die Tücke des Objekts, aber das ist natürlich keine Antwort.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.11.2015 um 07.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30423

In aller Herrgottsfrühe schickt ein entfernter Bekannter seiner neuen Freundin einen intimen Morgengruß, drückt aber versehentlich eine falsche Taste, und so geht die Botschaft an eine ganze Gruppe von Whatsapp-"Freunden". Ein Alptraum, der bestimmt schon manchen in den Selbstmord getrieben hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.11.2015 um 05.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30400

Fall Mohamed: Ministerin Schwesig verlangt Schutzgesetz für Flüchtlingskinder
Kinder in Flüchtlingseinrichtungen brauchen besonderen Schutz – wie der Tod des kleinen Mohamed auf tragische Weise belegt. Doch ein passendes Gesetz lässt auf sich warten. Nun macht die Familienministerin Druck.
(Spiegel 31.10.15)

Wie könnte ein "passendes" Gesetz aussehen? Soll nun etwa auch noch die Ermordung von Flüchtlingskindern verboten werden?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.11.2015 um 04.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30399

Liebe Leserinnen und Leser,
im Unterschied zu vielen anderen Artikeln auf SPIEGEL ONLINE finden Sie unter diesem Text kein Forum. Leider erreichen uns zum Thema Flüchtlinge so viele unangemessene, beleidigende oder justiziable Forumsbeiträge, dass eine gewissenhafte Moderation nach den Regeln unserer Netiquette kaum mehr möglich ist. Deshalb gibt es nur unter ausgewählten Artikeln zu diesem Thema ein Forum. Wir bitten um Verständnis.
(spiegel.de 1.11.15)

Das will ich gern glauben, den veröffentlichten Zuschriften zufolge.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 02.11.2015 um 00.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30398

Es ist kein Zufall, daß Kohler gerade nicht vom »deutschen Staatsvolk« spricht. Er meint die mit Pässen versehene Bevölkerung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.11.2015 um 06.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30395

In der FAS schreibt Berthold Kohler, die Zuwanderung werde das deutsche Staatsvolk verändern. "Gefragt worden, ob es das will, ist das Staatsvolk nicht."

Komisch, die FAZ war doch immer gegen Volksentscheide. Wir haben gewählte Repräsentanten, die machen die Politik, bis neue gewählt werden.

"Veränderung des Staatsvolks" ist so unbestimmt formuliert, daß man leicht einen Ausnahmezustand hineinphantasieren kann, der das repräsentative System außer Kraft zu setzen erlaubt.

Das Staatsvolk ändert sich ständig, in meiner Kindheit war's auch ganz anders als heute.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.11.2015 um 06.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30394

Genaus so habe ich es von befreundeten Journalisten immer wieder gehört: "Gibt es einen Anlaß? Andernfalls können wir es nicht bringen." Manchmal haben wir den Anlaß selbst schaffen müssen, aber das geht nicht immer.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 31.10.2015 um 10.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30393

Ein Übrigens-Kommentar. Journalisten bilden sich ein, nur etwas schreiben zu dürfen, wenn ein Anlaß dazu vorliegt. (Meistens ist der Anlaß eine dpa-Meldung.) Über alles, was länger als ein Jahr her ist, darf nur geschrieben werden, wenn ein irgendwie gearteter Jahrestag zu begehen ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.10.2015 um 09.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30392

Wenn etwas Schlimmes passiert, wirft der Journalist seine Kommentar-Automatik an und schreibt, daß dies zwar schlimm ist, etwas anderes aber auch.

„Bei Fällen wie denen der getöteten Elias und Mohamed tritt schnell in den Hintergrund, dass in Deutschland im Schnitt jeden Tag ein Kind durch Misshandlung stirbt. Wer Gewalt gegen Kinder bagatellisiert, redet den Tätern das Wort. Ein Kommentar. Von Caroline Fetscher“ (Tagesspiegel 31.10.15)

Ein vollautomatischer Kommentar würde allerdings mit korrekten Zahlen arbeiten, da er direkt mit dem Bundeskriminalamt verbunden wäre (108 tote Kinder 2014, bei abnehmender Tendenz).

(Wer bagatellisiert eigentlich Gewalt gegen Kinder? Soll es wieder auf den berühmten Klaps hinauslaufen?)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.10.2015 um 03.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30388

Jahrzehntelang schien der Aufstieg eines Mannes wie Björn Höcke in der deutschen Politik schlichtweg unmöglich. Inzwischen ist das scheinbar Unmögliche möglich geworden. Ein Nationalkonservativer macht Schlagzeilen – und bringt das gewachsene Selbstverständnis einer linksliberal geprägten Gesellschaft gehörig ins Wanken. (Welt 30.10.15)

Die linksliberal geprägte Presse verwechselt sich gern mit der Gesellschaft.
 
 

Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 29.10.2015 um 22.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30380

„Es hat keinen Zweck, seine Kinder erziehen zu wollen – sie machen ja doch alles nach.“ (Erich Kästner)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.10.2015 um 06.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30377

When you run into something interesting, drop everything else and study it. (Skinner)

Sehr guter Rat, an den ich mich leider nicht gehalten habe, weil mich immer zu viele Dinge gleichzeitig interessierten. Als ich mich in die Rechtschreibgeschichte reinhängte und halbtot arbeitete, geschah es nicht aus Interesse, sondern wegen eines zusätzlichen, ganz anderen Motivs.

Aber trotzdem gebe ich den Rat gern weiter.

(Und zum Trost: Education is what survives when what has been learned has been forgotten.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.10.2015 um 11.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30360

Kermani hat am Ende seiner vielgelobten Rede gesagt:

Ich glaube an Wünsche und dass sie mit oder ohne Gott in unserer Welt wirken. Ohne Wünsche hätte die Menschheit keinen der Steine auf den anderen gelegt, die sie in Kriegen so leichtfertig zertrümmert.

Und das nicht etwa in ironischem Märchenton, sondern ganz feierlich. Wie bitte? Wünschen soll helfen? Wo ist denn die ganze Aufklärung geblieben, die uns das Gegenteil sagt? Der Rest ist nur ein Wortspiel. Natürlich hätten die Menschen keine Kulturleistungen zustande gebracht, wenn sie sie nicht "gewünscht" hätten. Das ist aber etwas ganz anderes als der Glaube an die Wirksamkeit von Wünschen und Gebeten ("magischen Mands" laut Skinner).

Wer sich als Ungläubiger nötigen läßt, aufzustehen, weil die anderen beten, der tut so, als bete er selbst. Um des lieben Friedens willen macht er den Mitläufer. Was nützt die Aufklärung, wenn die Zivilcourage nicht mitwächst?

Das Ganze war eine Flegelei, rhetorisch verbrämt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.10.2015 um 11.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30359

Nichts gegen Maffay, darum ging es mir ja nicht, sondern nur um weitere Belege für die eigenartige Legendenbildung, was den Inhalt des GG betrifft. Die Verfassung ist redensartlich der Inbegriff der "Rechte und Pflichten" des Staatsbürgers geworden. Man kann aber einen Zuwanderer kaum verpflichten, den Bundeskanzler nur auf eine ganz bestimmte Art zu ernennen, die Staatsleistungen an die Kirchen abzulösen usw.
 
 

Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 27.10.2015 um 10.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30357

Maffay hat sich sicher juristisch unsauber ausgedrückt, aber was er meint, ist unschwer erkennbar: Er fordert von den Zuwanderern Rechtstreue.
Maffay ist seinerzeit aus Siebenbürgen eingewandert und war froh, im freien Westen zu leben. Wie auch andere, die aus diktatorischen Staaten nach Deutschland gekommen sind, weiß er offenbar die Freiheit ganz anders zu schätzen und weiß er auch, daß sie keine Selbstverständlichkeit ist und immer wieder auf's neue bestätigt und bekräftigt werden muß. Dieses Bewußtsein geht so manchem bio-deutschen Gutmenschen ab.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.10.2015 um 06.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30328

Afghanen sollen stärker abgeschoben und an der Einreise gehindert werden. Afghanistan fordert 500 Mill. Dollar für die Rücknahme seiner eigenen Staatsbürger. Neuer Geschäftszweig.

Bis in die 70er Jahre muß Afghanistan ein schönes Land gewesen sein. Ich war nicht selbst dort, aber in Delhi erzählte mir eine Kollegin, daß sie sich als alleinlebende Frau in Kabul freier und sicherer fühle als in jedem anderen muslimischen Land. Sie könne allein auf den Markt gehen, ohne angestarrt und angefaßt zu werden wie in Kairo. (Das konnte sie natürlich auch in Delhi, wegen der bekannten Gleichgültigkeit der Hindus.)
Die Spannungen hatten aber schon begonnen. Unser Umzugsgut wurde neun Monate lang am Khyber-Paß festgehalten, so daß wir in Delhi viel improvisieren mußten. Wie es weiterging, ist ja bekannt; aber wer hätte gedacht, daß wir noch 40 Jahre später mit den Folgen des Konflikts zu kämpfen haben würden, ohne Aussicht auf ein Ende?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.10.2015 um 04.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30327

„Alle, die hier Asyl suchen, sollten das Grundgesetz vorgelegt bekommen und mit ihrer Unterschrift bestätigen, dass sie es auch gelesen haben. Was wir nicht verkraften werden, sind Parallelgesellschaften.“ (Peter Maffay)

Maffay hat es jedenfalls nicht gelesen.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 21.10.2015 um 09.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30292

Gemeint sind die maßgeblichen Politiker, was eine bezeichnende Verwechslung ist (der Staat als Beute).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.10.2015 um 05.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30290

Jeder zweite bescheinigt dem Staat Realitätsverlust (nach Allensbach im Auftrag der FAZ 21.10.15)
Die „Welt“ übernimmt es samt Kleinschreibung. Man sieht aber an der Pseudonachricht auch, wie Allensbach und die FAZ ein politisches Thema erfinden, um dann Volkes Stimme dazu einzuholen und damit dann wieder Politik zu machen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.10.2015 um 10.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30279

Zu Kermanis Show hat wieder einmal Johan Schloemann die richtigen Worte gefunden:

http://www.sueddeutsche.de/kultur/oeffentliches-beten-so-geh-in-dein-kaemmerlein-1.2699166

Komisch nur, daß alle ohne Ausnahme über das Stöckchen gesprungen sind, das der Redner ihnen hingehalten hat. Aber Zivilcourage trifft man hierzulande selten. So kann die Clique der Frömmler ungestört weitermachen und »westliche Werte« verteidigen...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.10.2015 um 09.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30278

Vor Jahren hatte ich mir einen netten Zeitungsartikel über das Rübchenschaben heruntergeladen: http://www.swp.de/swp_import/nachrichten/schwaebisch/art659283,212719

Die Sache scheint nicht ganz geklärt zu sein. Ich möchte noch in Erwägung ziehen, daß die Geste eine symbolische Verlängerung des Zeigefingers andeuten könnte, ähnlich der "langen Nase", die man jemandem dreht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.10.2015 um 07.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30271

So war es eine Überraschung, fast ein Schock, aber doch zugleich absolut konsequent von Kermani, das Publikum am Ende zum Gebet aufzufordern, "für Pater Paolo und die zweihundert entführten Christen von Qaryatein". Auch wer nicht religiös sei, solle doch mit seinen Wünschen bei den Entführten sein, und: "Was sind denn Gebete anderes als Wünsche, die an Gott gerichtet sind?" Dann bat er noch im Gestus eines Geistlichen darum, sich zu erheben, "damit wir den Snuffvideos der Terroristen ein Bild unserer Brüderlichkeit entgegenhalten". Spätestens hier mussten viele Zuhörer ihre Tränen verbergen. Es war ein Moment höchster Ergriffenheit, wie ihn der Friedenspreis in seiner jüngeren Geschichte noch nie erlebt haben dürfte. Zugleich ein Moment tiefer Trauer, aber auch der Hoffnung. Navid Kermani hat uns einen Augenblick der Rührung abverlangt, der uns alle in die Pflicht nimmmt.

(...)

Und so erhoben sich die Menschen im Saal, zögernd, erstaunt manche – und schwiegen im stillen Gebet für die Opfer von Gewalt, Krieg und Terror im falschen Namen des Islam.


Bin froh, daß ich nicht dabei war.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.10.2015 um 17.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30263

Das ganze Jahr über hört man nichts vom Hochschwarzwald. Erst im Oktober wieder, wenn der erste Schnnee fällt. Dann gibt es auch das bekannte Foto von jener verschneiten Straße im "Hochschwarzwald". Und dann kann auch das "Chaos" bei den völlig überraschten Straßenämtern und vor allem bei der Deutschen Bahn nicht mehr weit sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.10.2015 um 10.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30249

Einige Nachrichtenmedien fordern ihre Leser auf, im Forum ihre "Reaktion" zu einer Meldung kundzutun. Das Wort scheint mir recht bezeichnend. Leserbriefe in Zeitungen enthalten herkömmlicherweise zusätzliche oder auch widersprechende Informationen, ferner Meinungen dazu. Heute geht es darum, "Reaktionen" zu zeigen. Das paßt zu der Mode, seine augenblickliche Befindlichkeit in alle Welt hinauszuposaunen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.10.2015 um 06.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30245

Auf einen Bericht aus Indien in der ZEIT folgen Leserbeiträge im Forum, von denen einige ganz gut informiert sind, andere sich in krassen Worten erheben: Wie man von der größten Demokratie der Welt sprechen könne, wo Menschen im Straßendreck verrecken und das Land gleichzeitig Satelliten ins All schießt usw. – eben die bekannten Redensarten. Hegel wird zitiert, der den Indern die Moral abgesprochen habe, und was Indien denn außer der Null für die Menschheit gebracht habe.
Es ist lächerlich, ganze Kulturen vergleichen und auch noch bewerten zu wollen. Das immer wieder genannte Kastenwesen wird auch von vielen Indern als eine Pest angesehen, die Indien schade wie nichts sonst. Die Witwenverbrennung gehört zum Schauderhaftesten, aber wie repräsentativ sind die Fälle? Was geschieht täglich in Europa, das viel weniger Einwohner hat als Indien? Ich war in indischen Familien, für die solche Schrecknisse ebenso fern liegen wie für uns. Indien habe keine Trennung von Staat und Kirche gehabt? Natürlich nicht, weil es keine Kirche gab. Ein Leser gibt mit Recht zu bedenken, daß der Buddhismus die größte Herausforderung der hinduistischen Gesellschaft war. Und die Mogulherrschaft und die britische – war das nun gut oder schlecht? Müßige Fragen, die auch in der Gegenwart nicht weiterführen. Die Diskussion findet in einem Asyl der Unwissenheit statt, und das ist eigentlich das Schlimmste.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.10.2015 um 04.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30238

Das Gespräch endete wie es begonnen hatte – kiebig. Auf Schaustens "herzlichen Dank" antwortete Gabriel mit leicht spöttischem Unterton und Blick: "Gerne", kleine Pause, "bitte, Frau Schausten." (n-tv.de)

Das Gespräch endete, wie es begonnen hatte – aufgeheizt. Auf Schaustens "herzlichen Dank" antwortete Gabriel mit leicht spöttischem Unterton und Blick: "Gerne", kleine Pause, "bitte, Frau Schausten." (sueddeutsche.de)

Sehr aufmerksam von der SZ, ihren Lesern das Wort zu übersetzen, das man im Süden tatsächlich nicht kennt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.10.2015 um 09.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30229

Zu: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=105#11179

Tür öffnet nach Außen

Ja, und Armut ist ein großer Glanz aus Innen, wie Rilke kitschelte. (Tucholsky war dagegen; Armut sei eine einzige Sauerei.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.10.2015 um 06.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30228

Die Wahlwiederholungstaste hat ihre Tücken. Mich rief einmal ein bekannter Sprachwissenschaftler an, und als ich meinen Namen sagte, stutzte er zwei Sekunden und fragte dann: "Was machen Sie bei meiner Tochter?" Ich hoffe seither, daß kein Rest von Mißtrauen gegen mich und gegen seine Tochter zurückgeblieben ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.10.2015 um 12.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30209

Über die Rechtschreibreform:

„Linguisten beschränkten sich nicht auf den Austausch wissenschaftlicher Argumente. Sie partizipierten auch wie Theodor Ickler an der öffentlichen Diskussion. Dabei befleißigten sie sich ähnlich kritikwürdiger Strategien. So, wenn die Rechtschreibreform als Produkt einer Verschwörung und Geheimbündelei hinter verschlossenen Türen dargestellt wird, wenngleich ein Linguist wissen sollte, dass es hinreichend Öffentlichkeit gab (von Polenz 1999, 244), die nur medial nicht aufgegriffen wurde. Interessant wurde die Sache medial erst, als sie medial interessant wurde.“ (Hans Jürgen Heringer/Rainer Wimmer: Sprachkritik, Paderborn 2015:186)

In den Literaturangaben steht: „Zu Problemen der Rechtschreibreform kompetent Ickler 1997“ (also mein Schildbürgerbüchlein); ich sollte mich also vielleicht nicht angesprochen fühlen.

Man muß nicht darüber streiten, was „hinreichend Öffentlichkeit“ bedeutet. Jedenfalls legten die Reformer in der letzten Phase ihrer Arbeit (durch die Erfahrungen mit der vorletzten gewitzigt) Wert darauf, daß nicht zu viel an die Öffentlichkeit drang. Das habe ich auch mit Zitaten belegt, z. B.: „Der Verzicht auf jegliche in­haltliche Information war nach den bisherigen Er­fahrungen sicher richtig.“ (Augst-Schülerin H. Strunk)

(Ich finde übrigens partizipierten nicht ganz passend; ich habe mich damals an der Diskussion beteiligt.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.10.2015 um 11.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30208

Ja, die Vermutung mit der Straßenverkehrsordnung haben wir auch schon diskutiert, zumal sie jetzt gegendert ist und damit die interkulturelle Kompetenz besonders herausfordert.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 06.10.2015 um 09.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30206

Oder vielleicht an das Gesetz über Ordnungswidrigkeiten und die Straßenverkehrsordnung?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.10.2015 um 04.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30204

„Da müssen wir die im Grundgesetz verankerten Regeln des Zusammenlebens in unserem Land durchsetzen.“ (Kardinal Marx)
„Unterdessen unterstrich der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, dass die im Grundgesetz verankerten Regeln des Zusammenlebens unter den Flüchtlingen durchgesetzt werden müssen.“
„CDU-Politiker Franz Josef Jung argumentierte: ‚Wer gewalttätig wird und die Grundrechte nicht anerkennt, muss die ganze Härte des Rechtsstaats zu spüren bekommen.‘“

Die Herren denken offenbar ans Strafgesetzbuch.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 04.10.2015 um 12.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30187

Beispiel zu #30129: Mu-uß aus dem Tal ich scha-eiden
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 03.10.2015 um 10.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30176

Der 9. November kam nicht in Frage. Man hätte den 27. Mai nehmen können (Hambacher Fest, besseres Wetter).
 
 

Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 03.10.2015 um 09.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30175

Immerhin hat der Innenminister lt. faz.net inzwischen erkannt, daß 30 oder mehr Prozent der "Flüchtlinge" sich als Syrer ausgeben, obwohl sie gar keine sind.
Das ist doch schon mal was!
Hier in Griechenland fällt die im Straßenbild gegenüber früher in deutlich geringerer Zahl zu sehenden Albaner auf.
Fragt man nach dem Grund, antworten selbst seßhaft gewordene integrierte Albaner mit gewisser Bitterkeit: die (Landsleute) sind in Deutschland, da gibt es Geld.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.10.2015 um 04.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30174

Meinen alljährlichen Ärger über das Datum des Nationalfeiertags hat mir bisher keiner ausreden können. Der 17. Juni hätte es bleiben, der 9. November hätte es werden können. Der 3. Oktober dient der Selbstfeier der professionellen Politiker, das Datum muß in der Schule gelernt und dann ständig erklärt werden, weil niemand damit etwas Anschauliches verbinden kann. Auch eine Art Enteignungsunrecht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.10.2015 um 12.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30170

"Innenminister beklagt Undankbarkeit vieler Flüchtlinge"

Selbst wenn er das nicht wörtlich so gesagt hat, wäre es Unsinn, weil ein Minister sich nicht um die Dankbarkeit der Menschen, sondern um die Einhaltung des Rechts zu kümmern hat.

Einige Stunden später: Eine grüne Sozialsenatorin hält dagegen, es gebe viel Dankbarkeit unter den Flüchtlingen, und nun streitet man, ob die Flüchtlinge dankbar sind oder nicht. Das kommt davon.
 
 

Kommentar von Pt, verfaßt am 02.10.2015 um 10.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30169

Heute soll man sich alles ''sichern''!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.10.2015 um 03.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30167

Zum Tag der deutschen Einheit steckt im Briefkasten eine Sonderausgabe der BILD: Happy Birthday Deutschland. Gemeint ist natürlich Germany. Die Gratis-Ausgabe erscheint mit 25 verschiedenen Titelbildern, auf meiner ist eine knorrige Eiche. Auch alle anderen zeigen ein völlig entindustrialisiertes Deutschland, am ehesten erinnert noch ein (stillgelegter) Förderturm an frühere Zeiten, als es sogar noch Autos gegeben haben soll. Sonst nur Hallig Hooge, Neuschwanstein usw. Deutschland zum Träumen, Deutschland zum Verlieben schön. Und viel Platz für alle.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.10.2015 um 05.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30160

Um an unsere Adressen zu kommen, tun die Zeitungen so, als wollten sie uns an einer Meinungsumfrage beteiligen. Die ZEIT zum Beispiel:

Glauben Sie, dass die Zuwanderung unser Land überfordern wird?

Nehmen Sie Stellung, und sichern Sie sich Ihr Dankeschön-Paket!

Ja                Nein


Man ahnt schon wegen der Fragestellung mit ihren unklaren Begriffen, daß die Antworten niemanden interessieren. Unter den Dankeschön-Paketen finden sich aber meistens ganz nützliche Dinge, z. B. Armbanduhren (ich habe noch nie eine gekaufte getragen).
 
 

Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 30.09.2015 um 18.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30156

Gabriel merkt offenbar schon gar nicht mehr, daß er Asylrecht und Zuwanderung vermischt. Ist das noch politisches Kalkül, oder sieht er den Unterschied tatsächlich nicht mehr?
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 30.09.2015 um 09.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30148

Die Übersetzungsidee stammt eigentlich vom Zentralrat der Muslime.

https://www.tagesschau.de/inland/fluechtlingskrise-101.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.09.2015 um 05.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30144

Sigmar Gabriel will die ersten 20 Artikel des Grundgesetzes auf arabisch übersetzen und in Aufnahmelagern verteilen lassen (allerdings vorerst nur in 10.000 Exemplaren, die gerade mal für ein bis zwei Tage reichen).
Die CDU fordert:

Ohne klares Bekenntnis zum Grundgesetz sollen Flüchtlinge nach dem Willen von Schleswig-Holsteins CDU-Fraktion kein Bleiberecht in Deutschland erhalten. "Wer sich hier nicht integrieren will, für den wollen wir auch kein Geld ausgeben", sagte CDU-Fraktionschef Daniel Günther am Dienstag. In einem Landtagantrag fordert seine Frakion die Landesregierung auf, sich auf Bundesebene für ein solches Bekenntnis als Voraussetzung für die Bearbeitung eines Asylantrages auf.
"Wer hierher kommt, muss sich verbindlich an das Grundgesetz halten und sich dazu bekennen", sagte Günther. Wenn nötig, müsse die Verfassung geändert werden. Klar sei, dass sich die "Flüchtlinge der Gesellschaft anpassen müssen". Wie genau ein solches Bekenntnis aussehen soll, ob schriftlich oder mündlich, ließ Günther allerdings offen.


Wieder frage ich mich, ob die Herren wissen, was drinsteht. Gerade die Grundrechte sind Abwehrrechte gegen den Staat, und es ist nicht klar, zu welchem Verhalten sich die Zuwanderer bekennen sollen. In Art. 1 steht ja klar und deutlich:

Die nachfolgenden Grundrechte binden Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und Rechtsprechung als unmittelbar geltendes Recht.

Das betrifft uns und die Zuwanderer doch gar nicht. Zu meinen Rechten kann ich mich leichten Herzens bekennen...
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 29.09.2015 um 19.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30141

Wenn man sich die Graphik dort ansieht, könnte man meinen, in München und Wien würde die gleiche Mundart gesprochen.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 29.09.2015 um 11.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30140

Ich möchte auch auf den Wikipedia-Artikel "Bairische Dialekte" aufmersam machen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.09.2015 um 05.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30134

Herr Chmela hat das Wesentliche schon gesagt, es ist auch von allgemeinerem methodischen Interesse: Bevor man nach einer Entlehnungsquelle sucht, sollte man sich das Lautsystem des betreffenden Dialekts im Ganzen ansehen.
 
 

Kommentar von Gunther Chmela, verfaßt am 28.09.2015 um 18.50 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30132

"Was mich immer wieder rätseln läßt, ist die Frage, ob das oberpfälzer "ou" mit dem tschechischen "ou" verwandt ist."

Wohl kaum. Die meisten "ou" im Nordbairischen sind sog. "gestürzte Diphthonge" und entsprechen dem Diphthong "ua" im Mittel- und Südbairischen. Sie haben also die gleiche Entwicklung aus entsprechenden Vorläuferformen im Mittelhochdeutschen durchlaufen.
Manche "ou" im Oberpfälzischen (früher übrigens auch im Egerländischen) stehen andererseits genau dort, wo sie im Mittelbairischen auch stehen (z.B. in grouß, Noud).
Die gestürzten Diphthonge sind ein typisches Merkmal des Nordbairischen:
mbair. Bua, Kuah, wia => nbair. Bou, Kouh, wej.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.09.2015 um 12.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30130

Zu Herrn Ludwig: Vielleicht habe ich es schon mal erzählt. Aus anekdotischen Berichten glaube ich mich zu erinnern, daß der berühmte amerikanische Phonetiker George L. Trager darauf bestand, daß die deutschen Langvokale diphthongisch gesprochen würden. Das Wort Träger glaubte er als /trejger/ zu hören...
 
 

Kommentar von H, verfaßt am 28.09.2015 um 12.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30129

Zu #30123: Nur "in bairischen Liedern"? Wird nicht die Tautosyllabik teilweise aufgegeben, wenn Diphthonge mit mehr als einer Note gesungen werden?
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 28.09.2015 um 12.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30128

Was mich immer wieder rätseln läßt, ist die Frage, ob das oberpfälzer "ou" mit dem tschechischen "ou" verwandt ist. Slawen siedelten im frühen Mittelalter nach der germanischen Völkerwanderung bis Bamberg, Regensburg und Passau.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 28.09.2015 um 12.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30127

"Ihre Aussage „Das ‚hour‘, das dahinter steht, ist ja einsilbig“ überrascht mich etwas". (#30115) - Was immer die "gewöhnliche Aussprache" von "hour" ist, ob es einsilbig oder zweisilbig gesprochen wird, hängt vom individuellen Sprecher ab, nicht von einer beruhigenden Beschreibung, die dann doch irgendwie präskriptiv verstanden werden kann. Wenn ich lese "Die Krähen schrein. Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt: Bald wird es schnein", dann hat der Autor wirklich einen Rest von [schraijjen/schnaijjen] weder im Sprachklang noch im Sinn. Wäre "hour" zweisilbig, müßte ich, da's ja auf "hora" zurückgeht, sprachgeschichtlich einen Sproßvokal annehmen oder eine Metathese; aber das tue ich nicht. Denn ich bin übrigens einer, der die amerikanische Aussprache des Englischen und damit auch das *inverted r* durchaus akzeptiert (was bleibt mir denn andres übrig?); und wenn "es mir manchmal schwer fällt, gewisse" Amerikaner zu verstehen, bestimmte Südstaatler nämlich, dann ist das eigentlich nicht deren Schuld, sondern doch - ja wessen eigentlich, wenn ich wen aus Neuseeland leichter verstehe als die? (Als Linguist weiß ich übrigens, daß in einigen Dialekten da im Hinterland das unaussprechliche N-Wort sich mit der lokalen Aussprache von *degrow reimen würde, wenn es letzteres Wort gäbe. Aber *regrow* gibt es, und die Leute da sprechen es "rigger" aus. Na sowas.)
Etwas etwas Hergeholtes zu den bairischen Diphthongen auf norddeutscher Zunge (#30121): Wenn ich amerikanische Studenten die Aussprache des deutschen [e:] lehrte, kam bei denen immer [ei] heraus. Indische Studenten, die von zu Hause aus englisch *table* mit richtigem langem "e", also [te:bl], aussprechen, haben dagegen mit unserm langen "e" keine Schwierigkeiten. Wenn wir unser langes "e" so lange aussprechen, bis uns der Atem ausgeht, bleibt's schließlich auch nicht ganz beim reinen "e", sondern es wird am Ende der Schwa-Laut hörbar. Man hört ihn kaum, dennoch bestimmt er für Angelsachsen die Vokalqualität des [e:] deutlich mit, meinte ich. Ein paar meiner Studenten fanden das dann auch ganz interessant... Aber das "au" in unserm "Haus" ist schon anders als das in engl. "house", das mußten alle verstehen; denn ein Kohlhaus ist eben kein Kohlhaas. Obwohl man da auch nicht zu pingelig sein sollte; Verwechslungen sind wegen des Zusammenhangs ja kaum möglich, und den reinen Standard muß ein Ausländer ja eigentlich nur sprechen können, wenn er Schauspieler oder Spion werden will.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.09.2015 um 11.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30124

Dazu paßt dies:

https://www.hueber.de/seite/huawahoasi_daf
 
 

Kommentar von Gunther Chmela, verfaßt am 28.09.2015 um 10.40 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30123

Lustigerweise wird dieser tautosyllabische Charakter in bairischen Liedern manchmal in voller Absicht und mit übertrieber Betonung zerstört, um das Groteske einer Situation hervorzuheben.
...und ea trogd a lange Lo-a-ta,
de ma kàm daschleppd zu zwo-a-ta..

(Aus einem Spottlied auf einen, der beim Kammerfensterln in die Odelgrube gefallen ist.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.09.2015 um 10.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30122

Diphthonge sind "tautosyllabisch" per Definition. Das Experimentum crucis, ob überhaupt ein Diphthong vorliegt, ist der Vers. Hier also Mundartgedichte.
 
 

Kommentar von Gunther Chmela, verfaßt am 28.09.2015 um 09.53 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30121

"Stehen die sog. bairischen Diphthonge in einer Silbe oder nicht?"

Sie stehen immer in einer Silbe. Nach meinem Gefühl bilden die "beiden" Vokale in den bairischen Diphthongen noch deutlicher als im Schriftdeutschen eine Einheit.
Sehr gut merkt man das unter anderem, wenn jemand, der die Sprache nicht beherrscht, versucht, bairisch zu sprechen. Vor allem für Menschen eher norddeutscher Zunge sind die bairischen Diphthonge die gefährlichsten Stolpersteine überhaupt. Diese Menschen neigen meist dazu, die (scheinbar) zwei Vokale deutlich getrennt zu sprechen, gewissermaßen stakkato. Das Wort für "breit" z. B. klingt dann etwa so: bro-ad. Im Bairischen spricht man nur den ersten Vokal deutlich, ggf. auch betont, der zweite wird nahtlos und fast nur gehaucht darangehängt: broad. Man hört das a kaum, dennoch bestimmt es die Vokalqualität des Diphthongs deutlich mit.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 27.09.2015 um 22.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30115

Ihre Aussage „Das ‚hour‘, das dahinter steht, ist ja einsilbig“ überrascht mich etwas. Die gewöhnliche Aussprache von hour ist doch genauso zweisilbig wie die von flower oder flour.

Die BBC ist ja auch nicht mehr das, was sie mal war. Ihren Schwenk vom albernen „Oxford English“ zu einem „Standard Englisch“ habe ich seinerzeit sehr begrüßt. Inzwischen hört man dort aber alle möglichen regionalen Akzente. Das geht so weit, daß es mir manchmal schwer fällt, gewisse Sendungen zu verstehen.

#29961: "Diphthonge stehen im Gegensatz zu zwei aufeinanderfolgenden Vokalen in derselben Silbe, nicht wahr?"

Bei Wörtern wie Schrei oder Schrein ist das trivialerweise richtig. Bei schreien [schraijjen] gehört das zweite Element des Diphtongs allerdings zu beiden Silben.

Meine Frage ändere ich jedenfalls wie folgt:
Stehen die sog. bairischen Diphthonge in einer Silbe oder nicht?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.09.2015 um 06.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30100

Noch einmal zurück zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29906:

In der Karikatur der FAS "Am Rande der Gesellschaft" antwortet jemand auf eine wiederholte Bitte mit Na-hein - genau so, wie ich es protokolliert hatte. Die Terz abwärts muß man sich hinzudenken.

Übrigens war diese treffliche Spalte früher witziger betitelt, denn das ganze Buch der FAS hieß Geselllschaft, und die Karikaturleiste zog sich tatsächlich am rechten Rand herunter. Jetzt heißt es dummerweise Leben, so daß dies kleine Pointe verlorengegangen ist. Was für kluge Köpfe, die auch das Gelungene immer wieder mal relaunchen müssen!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.09.2015 um 04.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30085

Merkel hat gesagt, auch mit Assad müsse man reden. Damit scheint sie etwas Unanständiges getan zu haben, denn alle fallen über sie her. Dabei hat am Ende noch immer jeder mit jedem geredet, das kann sich buchstäblich über Nacht ergeben. Erst wirft man Bomben, dann redet man (wieder) miteinander. (Chinesisches Sprichwort)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.09.2015 um 04.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30083

Die von "Flüchtlingsräten" organisierten Hungerstreiks abgewiesener Asylbewerber erkennt man an den Plakaten "Kein Mensch ist illegal". Der sophistische Syllogismus geht so: "Menschen sind nicht illegal. Flüchtlinge sind Menschen. Also sind Flüchtlinge nicht illegal." Oder mit dem anderen frechen Slogan: "Wir bleiben alle." Das hebelt natürlich den ganzen Rechtsstaat aus, und die Wohlfahrtsverbände distanzieren sich von solchen nun wirklich "selbsternannten" Flüchtlingsräten. Nur die Medien berichten erstaunlich wohlwollend und unkritisch darüber und sind wohl auch für die Dramatisierung dankbar. Die stille Arbeit der Verbände und Hunderttausender von Helfern ist weniger fotogen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.09.2015 um 11.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30055

Recht interessant: Im Koreanischen sind 70 Prozent des Wortschatzes aus dem Chinesischen entlehnt. Das nutzt dem Lerner aber nicht im geringsten (wie ich aus leidvoller Erfahrung bestätigen kann), und der Bau der beiden Sprachen bleibt auf allen Ebenen grundverschieden.
Scheinbarer Widerspruch zwischen der leichten Austauschbarkeit der Wörter und der grundlegenden Bedeutung des Wortschatzes für die Verständigung. Und eine Warnung an die Puristen: Die Koreaner fühlen sich, soweit ich weiß, nicht (mehr) überfremdet.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 24.09.2015 um 10.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30051

Hier würde man wohl von einem h-glide sprechen. (Zu Shakespeares Zeit reimte sich hour noch mit whore.)
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 24.09.2015 um 09.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30050

#29916: "*Bauer* spricht sich ja wie *power* aus."
#29959: "So ist die Aussprache von *flower* und *flour* identisch."
#29961: "Diphthonge stehen im Gegensatz zu zwei aufeinanderfolgenden Vokalen in derselben Silbe, nicht wahr?"
Gibt's Diphthonge auch mit zwei gleichen Vokalen? Wenn ich hier am Autoradio vom bbc die "Newshour" höre, dann höre ich das so: [nju:z a:a], nichts mit Schwa oder irgendwelchem Mittelvokal am Ende. Das "hour", das dahinter steht, ist ja einsilbig, also muß [a:a] auch einsilbig sein. Mir geht's hier also nicht um irgendwelche *RP* (*Received Pronunciation*) oder *Regular English Pronunciation*, sondern um das, was ich höre. Aber vielleicht hört eine Maschine besser als ich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.09.2015 um 07.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30048

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29850

Im gleichen Sinn wie ich kritisiert heute der Hamburger Notar Arnold Sieveking in einem Leserbrief die Ausführungen Meyers. Es sei nicht so, wie Meyer suggeriere, daß der demokratische Rechtsstaat keiner Abwehrrechte des Bürgers gegen den Staat bedürfe, sondern gerade umgekehrt: wegen dieser Abwehrrechte ist der Staat ein freiheitlicher Rechtsstaat.

Über Meyers Naivität in Verbindung mit größter Selbstgewißheit kann man wieder mal nur den Kopf schütteln.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.09.2015 um 16.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30033

Nachtrag zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29719

Das Porträt Peter Hartmanns ist inzwischen gegen das von Robert de Beaugrande ausgetauscht worden. Vielleicht hat jemand etwas bemerkt oder hier mitgelesen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.09.2015 um 12.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30030

Ein verletzter und schon halbtoter alter Eisbär auf seiner Eisscholle bewegt Hunderttausende von Leuten zum Anklicken und Aufrufen, wg. Klimawandel usw.
Ein rührseliger Naturfilm vor einigen Jahren hat auch viel Verwirrung angerichtet, weil er suggerierte, das Aussterben einer Art bestehe im Sterben der einzelnen Tiere. Kleine Mädchen starten einen Plakataktion zur Rettung der Eisbären. Aus gegebenem Anlaß erinnern einige vernünftige Leute daran, daß bisher noch alle Eisbären gestorben sind. Und zwar verhungern sie, wenn sie zu alt zum Jagen sind. Im Zoo kommt es nicht so weit, daher der falsche Eindruck, sie müßten eigentlich gar nicht sterben, wenn der Klimawandel nicht an den Eisschollen nagte. Aber die Bären brauchen gar keine Eisschollen, nur Seehunde (die armen Seehunde!). Die Seehunde brauchen Fische. Übrigens hat die Zahl der Eisbären sich vervierfacht, seit sie nicht mehr bejagt werden. In Norwegen gibt es 3000, eine richtige Plage.
Aber die davontreibende Scholle mit dem todgeweihten Eisbären drauf wird ihre durchschlagende Wirkung nicht so bald verlieren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.09.2015 um 03.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30022

Anläßlich von Gregor Schöllgens Schröder-Biographie:

„ZAG kapitalisiert Geschichte.“ (Website des Zentrums für Angewandte Geschichte)

Wörterbuch zu kapitalisieren: „in eine Geldsumme umwandeln, zu Geld machen“
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.09.2015 um 16.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30019

In Erlangen ist etwas Schreckliches passiert. Ein Mann hat eine Frau zu Boden gerissen; sie konnte sich nur retten, indem sie weglief.
Das kann man sich nicht vorstellen, deshalb ist der Meldung ein "Symbolfoto" beigefügt, auf dem zwei Hände einer Frau in die Haare und an den Kragen fassen. So hätte der Besitzer der Hände die Frau ohne weiteres zu Boden reißen können. Stattdessen haben beide nach dem Fototermin zusammen ein Bier getrunken.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.09.2015 um 09.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#30005

Eine mir sehr gut bekannte Frau scheint nahe am Wasser gebaut zu haben. In der Wirklichkeit steht sie alles mögliche durch und packt zu, wo sie kann. Wenn sie aber davon erzählt oder auch nur eine irgendwie menschliche, nicht unbedingt traurige Geschichte hört, kommen ihr die Tränen.

Der harte Hund Richard Dawkins bekennt, daß er leicht weinen muß, wenn er schöne Gedichte liest usw. (Es gibt auch ein schönes Buch mit Gedichten that make men cry, mit Bekenntnissen prominenter Zeitgenossen zu ihren Lieblingsgedichten.)

Früher konnte ich mit meinen Kindern durch den nächtlichen Wald wandern (z. B. um Glühwürmchen zu beobachten), aber wenn ich sie abends im Bett aufforderte, sich den Weg und den Wald noch einmal vorzustellen, wollten sie nichts davon hören und gerieten geradezu in Panik.

Ich bin schon manchen Klettersteig in den Alpen gegangen, aber wenn ich mir dasselbe im Bett vorstelle, kriege ich Zustände und kann nicht einschlafen. Im Bett bin ich nicht mehr schwindelfrei.

Ein älterer Herr, der (z. B. im Dritten Reich) alles Undenkliche durchgemacht hatte, konnte kein Blut sehen und reagiert heftig, wenn er eine Spritze bekommen sollte. Dabei dürfte die Vorstellung sich mit der Wirklichkeit überlappt und die Oberhand gewonnen haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.09.2015 um 12.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29992

Beim Austausch von Erinnerungen fiel mir wieder ein, daß eine Dame in der Nachkriegszeit einen Pelzmantel haben mußte, und besonders erstrebenswert waren jene schwarzgekräuselten "Persianer", die man schon lange nicht mehr zu sehen bekommt. Sie rochen stark nach Naphthalin. Das Allerfeinste war "Persianer Klaue", und ich erwähne das hier, weil es meinem kindlichen Kopf ein Rätsel aufgab, das ich aber nie zu lösen versuchte. Und das ist wiederum sehr bezeichnend für Kinder, daß sie zwar alle möglichen Fragen stellen, aber mit ihren sprachlichen und volksetymologischen Spekulationen meistens nicht herausrücken.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.09.2015 um 09.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29980

Forscher finden massenweise Zucker im Fruchtjoghurt. (18.9.15)

Habe ich auch schon gefunden, mit der Lupe. (Ist doch auf jedem Becher deklariert.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.09.2015 um 17.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29968

Hätte ich eine italienische Freundin namens Laura, würde sie ihren Namen nicht nur dreisilbig sprechen, sondern ihn auch aus meinem Mund so hören.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 17.09.2015 um 15.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29967

Bilabiales w: Wenn überhaupt, wird es im Deutschen eben nur in au gesprochen. So ein Speziallaut ist natürlich möglich, macht mich aber doch mißtrauisch. Man könnte auf das "konsonantische ü" im Französischen verweisen, das, wenn ich es richtig überblicke, nur in der Folge hui- vorkommt (huile, huis, huit, huitreund einige weitere). Aber ist das vergleichbar? (vgl. auch deutsches Vieh, wie, englisches fee, we, wee, französisches oui und streng zu unterscheidendes huis.)
Zum Unterschied zwischen Diphthong und zwei Vokalen: Der Name Raùl wird im Spanischen anders als bei uns mit zwei deutlich getrennten Vokalen gesprochen. Jorge Luis Borges erwähnt in einer seiner Erzählungen, daß in einer bestimmten entlegenen Gegend Argentiniens der gaucho noch richtig ga-ucho gesprochen werde. Erwähnenswert vielleicht auch in diesem Zusammenhang die "Steinveilchen", von dem man oft hört, etwa bei Sendungen über "Elektromobilität", also "Lithiumjonen". Es geht aber um Teilchen, nicht um Veilchen, also nicht um "Jonen" (= Veilchen), sondern um "Ionen" (= "Wanderer").

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.09.2015 um 05.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29961

Das Alphabet kann man beiseite lassen, es geht ja um Phonetik. Bei der Sonantentheorie geht es aber nicht nur um die Sprachgeschichte, vgl. das erste Kapitel in Schmidts Kritik, besonders S. 7ff. über die Lautphysiologie, dort auch (mit anderen Worten) die Sache mit dem Glissando. (https://archive.org/stream/kritikdersonante00schmuoft#page/8/mode/2up)

(Ganz am Ende seines Buches wird Schmidt richtig satirisch, gegen Brugmann, Saussure usw., und führt theoretisch geforderte, praktisch aber ziemlich monströse Lautfolgen vor. Ähnliche Einwände kann man heute noch gegen die Laryngaltheorie vorbringen.)

Diphthonge stehen im Gegensatz zu zwei aufeinanderfolgenden Vokalen in derselben Silbe, nicht wahr?
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 16.09.2015 um 23.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29959

Es ist natürlich richtig, daß das Abc, das man in deutschen Schulen lernt, kein bilabiales w enthält. Das ändert aber nichts daran, daß es im Deutschen gesprochen wird. Auch im französischen Alphabet gibt es kein bilab. w, dennoch wird es häufig gesprochen, etwa in oui [wi], bois [bwa], oiseau [wazo] (phonetische Umschriften nach „Le Petit Robert“).

Umgekehrt wird im Englischen das bilab. w häufig dort nicht geschrieben, wo es gesprochen wird. So ist die Aussprache von flower und flour identisch.

Was unterscheidet eigentlich Diphthonge von zwei aufeinanderfolgenden Vokalen? Ich weiß nichts über das Bairische, aber steht unzweifelhaft fest, daß es sich bei den zahlreichen bairischen „Diphthongen“ wirklich um solche handelt?

Ich sehe nicht recht, was die „Sonantentheorie“ mit unserer Diskussion hier zu tun hat. Bei dieser Theorie handelt es sich doch um eine Hypothese, die gewisse historische phonetische Entwicklungen erklären sollte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.09.2015 um 06.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29952

Wieder liest man, daß ein Kind in einem Pool ertrunken ist, ohne daß jemand etwas bemerkte. Da wir einen solchen Fall in der Verwandtschaft hatten, möchte ich nachdrücklich auf die Gefahr hinweisen, die außerdem mit der Sprache zusammenhängt. Denn es ist ein reflexartiger Stimmritzenverschluß, der den stillen Tod verursacht. Logopäden lernen das, vgl. dazu auch diesen eindringlichen Artikel:

http://www.n-tv.de/wissen/Kinder-ertrinken-ganz-still-article15312421.html

Wer sein Geschwister oder sein Kind tot im Gartenteich treiben sieht, wird den Anblick sein Leben lang nicht los. Also paßt bloß auf!
 
 

Kommentar von Gunther Chmela, verfaßt am 15.09.2015 um 18.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29948

Ich möchte nur (sicher sehr dilettantisch) darauf hinweisen, daß das bairische oa immer dort gesprochen wird, wo bereits im Mittelhochdeutschen ein ei vorhanden war. Es ist das sog. "alte ei". Im Falle eines langen i im Mittelhochdeutschen erscheint heute im Bairischen ein ei.
Beispiel: Soatn, die Saite (Gitarre usw.); dagegen Seitn, die Seite (Buch).
Vielleicht läßt sich über den Übergang ei => oa eine konsonantische Herkunft des zweiten Vokals herleiten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.09.2015 um 17.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29947

Die Diskussion zu diesem Thema war im 19. Jahrhundert heftig im Gange, als man die Verbindungen ei, eu, er, el, em, en usw. auf eine Stufe stellte und dann die Tiefstufe als Übrigbleiben des "halbvokalischen" (oder gleichbedeutend "halbkonsonantischen") zweiten Bestandteils erklärte. Sogar ahd. ia, frz. oi (oa) usw. sollten ein "konsonantisches" a enthalten.

Der kritische Klassiker dazu ist Johannes Schmidt: Kritik der Sonantentheorie (1895), heute auch im Internet erreichbar und schon wegen der Materialfülle lesenswert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.09.2015 um 16.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29946

Solche Gedanken (wie Herr Strowitzki) hatte ich mir zum Teil auch gemacht und auch an die Diphthonge vor der neuhochdeutschen Monophthongierung gedacht (lieb, guot).
Als Vokale stehen i und u in den indischen Alphabeten hinter a, auch in den Shiva-Sutren, die der Grammatik des Panini vorangestellt sind. Dann folgen die "Diphthonge" bzw. ehemaligen Diphthonge, denn e und o waren für die Inder aus systematischen Gründen, die Herr Strowitzki andeutet, leicht als ehemals kurzes ai und au zu identifizieren.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 15.09.2015 um 16.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29945

Das gilt für die vom Latein beeinflußten Sprachen. Für das Alt- und Neugriechische und die slawischen Sprachen gilt es nicht, mit einer Ausnahme: Im Slowakischen und Ukrainischen wird der Buchstabe für [v] nach Vokalen als [u] gesprochen: avto [auto]. Im Neugriechischen und den slawischen Sprachen gibt es unterschiedliche Buchstaben für das harte und das weiche [i].
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 15.09.2015 um 16.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29944

i/j und u/v (bilabial) sind gewiß Halbvokale. Darum sind sie im indischen Alphabet auch in einer besonderen Gruppe ziemlich am Ende eingereiht (während die Lateinschrift bekanntlich lange überhaupt nicht unterschied). Zwischen naus und navis ist nur ein winziger Unterschied (wenn man es richtig lateinisch ausspricht). Im Grunde verhalten sich auch bous und bovis genauso zueinander. Im Sanskrit wechseln ja auch besonders systematisch vokalische und konsonantische Realisierung (bhu ~ bhavati usw.)
Aber wenn der Diphthong nicht auf diese Laute endet, wird die konsonantische Lesart schon schwieriger, vor allem bei den "steigenden" Diphthongen. Französisches bois, oui, huit mag man als Konsonant-Vokal-Folge lesen, aber bairisches ua? Vollends bei ea, oa. Wie will man da ein konsonantisches Element lesen? Auffällig auch, daß bilabiales, also halbvokalisches w in der deutschen Sprache sonst ja gar nicht vorkommt. (Unser w ist ein labiodentaler Reibelaut, die stimmhafte Entsprechung zum f.)
 
 

Kommentar von Gunther Chmela, verfaßt am 13.09.2015 um 21.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29929

Lieber Germanist,

zum dtv-Atlas: Es fällt allgemein auf, daß verschiedentlich versucht wird, im Zusammenhang mit Österreich und Österreichischem die Begriffe "bairisch" und "bayrisch" möglichst zu vermeiden oder zumindest zu relativieren. Daß die Bayerische Landesausstellung vor einigen Jahren, die z.T. auch im oberösterreichischen Mattighofen stattfand, den Titel trug "Als Österreich noch bei Bayern war", das wurde von vielen Österreichern sehr lautstark kritisiert, obwohl historisch daran nichts auszusetzen war.

Zu Merkles Definition das Bairischen: Er hat - verständlicherweise - für bayrische (mit y) Leser geschrieben. Ich meine, die Ausweitung seiner Grammatik auf das gesamte bairische Sprachgebiet lag ihm wohl nicht am Herzen. Er vernachlässigt ja sogar das Nordbairische (na ja, zumindest ein bißchen). Außerdem, das ist mein Eindruck, ist sein Bairisch vor allem das Bairisch Münchens vor 40 Jahren (die Grammatik erschien 1975). Manches, was er gar nicht erwähnt, sprechen wir heute hier auf dem Land noch so, wie es mancherorts als veraltet oder gar ausgestorben bezeichnet wird.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 13.09.2015 um 20.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29928

Ich danke Herrn Chmela für die Richtigstellung. Ich wurde irregeführt durch die Karte "deutsche Mundarten" im dtv-Atlas zur deutschen Sprache, auf welcher nicht von West- und Ost-Mittelbairisch, sondern von Bairisch-Österreichisch die Rede ist. Auch der Satz in Merkles Grammatik "Bairisch wird in Ober- und Niederbayern und in der Oberpfalz gesprochen" ist irreführend.
 
 

Kommentar von Gunther Chmela, verfaßt am 13.09.2015 um 18.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29927

Darf ich bitte klarstellen:

Was Germanist als Österreichisch bezeichnet, ist Ostmittelbairisch. In Tirol (auch Österreichisch, in diesem Fall aber Südbairisch) finden wir die Monophthongisierung nicht.
In Österreich gehört der ganze Dialekt-Sprachraum zum Bairischen, mit Ausnahme von Vorarlberg. Im bayernnahen Tirol wird ein Dialekt gesprochen, den man als "Südmittelbairisch" bezeichnen könnte.
In Salzburg und im größten Teil Oberösterreichs spricht man Westmittelbairisch wie in Altbayern.

Worüber ich mich hier manchmal auslasse, das ist Westmittelbairisch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.09.2015 um 17.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29926

Herr Achenbach bezieht sich auf ein weithin vertretene Theorie, die ich mangels Kompetenz nicht ausführlich diskutieren kann. Im Grunde macht es für das "Glissando" keinen Unterschied. Wenn das Ei phonetisch als Verbindung von /a/ und /j/ zu verstehen wäre, bedürfte man trotzdem eines gleitenden Übergangs, den man dann als Koartikulation deuten kann oder wie auch immer. Natürlich scheint es mir, ein Glissando von /a/ bis /e/ anzunehmen. Und ich glaube gerade nicht, daß diese Deutung von der Schreibweise suggeriert wird.
Das geschlossene e bzw. o als Endpunkt von ei und au wäre nach der besagten Theorie der Konsonant oder Halbvokal. Warum sollte man das so sehen? Aber ich lasse mich gern belehren.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 13.09.2015 um 17.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29924

Im österreichischen Original heißt das Lied: "I wi ham nach Fürstenföld." Auf Bairisch würde es heißen: "I wui hoam nach Fiastenfäid." Der Unterschied sind die Monophthonge bzw. Diphthonge.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 13.09.2015 um 16.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29923

Es gibt allerdings kein »Österreichisch«.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 13.09.2015 um 15.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29922

Laut Ludwig Merkles Bairischer Grammatik S. 13 hat das Bairische elf Diphthonge:
äi, ai, au, ea, ei, ia, oa, oi, ou, ua, ui. Dort sind auch Beispiele.

Außerdem gibt es Monophthongierungen: au und äu zu a oder aa; diese Erscheinung ist aber typisch österreichisch. Das ist sogar ein wesentlicher Unterschied zwischen Bairisch und Österreichisch.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 13.09.2015 um 13.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29921

Sie haben völlig recht, lieber Herr Chmela. Auch das Gehör ist phonemisch, bei manchen mehr trotz allen lieben Willens, bei manchen weniger. Zu "ein Fortiskonsonant am Wortende kommt im Bairischen äußerst selten vor": Das hatte ich mir beinahe in meiner Nacht hier schon gedacht, auch das mit dem "isch/is". Inzwischen ist das mit dem damaligen Töchterchen eben auch mehr als ein Vierteljahrhundert her. Was dieser großartige Bua damals vor der Michaelskirche sonnenbeschienen phonetisch ausgerufen hat, weiß ich deshalb nicht mehr so; was er mir aber phonemisch mitgeteilt hat, ist mir heute noch ganz klar im Sinn.
 
 

Kommentar von Gunther Chmela, verfaßt am 13.09.2015 um 13.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29920

Nachtrag. Ich habe doch noch einen Diphthong übersehen, noch dazu einen recht wichtigen: ea.
Kommt vor allem als Sekundärumlaut zu oa vor:
kloa, kleana (klein, kleiner)
broad, breada (breit, breiter)
 
 

Kommentar von Gunther Chmela, verfaßt am 13.09.2015 um 12.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29919

Lieber Herr Ludwig, Sie erlauben, daß ich Ihr Bairisch etwas verbessere.
Es heißt: Bua - ein Fortiskonsonant am Wortende kommt im Bairischen äußerst selten vor.
is - mit langem i, ein -sch wäre allemannisch.
liab - siehe oben!

Was die Diphthonge angeht, wir haben neun (wenn ich richtig gezählt habe): ai/ei, au, ej/äi, eu/oi, ia, oa, ou, ua, ui.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 13.09.2015 um 11.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29918

"*Bauer* spricht sich ja wie *power* aus." Aufpassen und dem BBC bei der internationalen [nu:z a:] genau zuhören. Und nie vergessen: Auch die phonetische Umschrift schreibt letztlich nur phonemisch. Und wir haben im Deutschen mehr Diphthonge als die in den Schulgrammatiken anerkannten. Wenn da ein bayrischer Buap an einem sonnigen Sonntagmorgen angesichts meiner kleinen Tochter in ihrem Dirndl und mit einem weißen japanischen Tuchhütchen auf dem Kopf ausruft: "Isch die aber liap, di Kloa!, dann bleibt mir das immer im Ohr, auch weil's da Diphthonge hat, die nicht aus der Schule sind, aber aus dem Leben, wie es ist. - Interessant ist's übrigens auch, wenn man einen Diphthong mit mehr als einer Note singt, also in Frau Icklers Kuckucksterzart, aber ohne [h].
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 13.09.2015 um 09.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29917

Oj vej!
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 13.09.2015 um 00.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29916

Ich bin nicht der Meinung, daß Diphthonge im Deutschen aus zwei Vokalen bestünden oder ein Glissando zwischen zwei Vokalen seien. Hier führt uns die Schreibkonvention in die Irre. Vielmehr bestehen Diphthonge aus einem Vokal und einem Konsonanten, sind also geschlossene kurze Silben (nicht nur für „naive Sprecher“).

So steht der Diphtong ei/ai phonetisch für aj, also etwa Meier für Majer. Noch besser wäre allerdings die Schreibung Majjer, denn sie entspräche besser der Regel der Konsonantenverdopplung und würde die Silbenfuge verdeutlichen: Maj-jer. Entsprechend steht der Diphtong eu für oj: Bojle, strojjen. Zu beachten ist hier, daß das o eu/oj offen wie in kurzer Silbe und nicht etwa geschlossen wie in langer Silbe gesprochen wird.

Der Diphthong au steht wiederum für aw, wobei hier das w für das englische w steht. Bauer spricht sich ja wie power aus.

Man könnte sagen, daß i und u im Deutschen – wie im Arabischen – Halbvokale sind, die je nach Umständen auch konsonantisch wie j und (engl.) w gebraucht werden. In alten deutschen Schriften wurde ja nicht zwischen i und j oder u und v unterschieden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.09.2015 um 16.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29910

Ich hatte mich verkürzt ausgedrückt, weil die Diskussion schon vor längerer Zeit abgeschlossen war. Meiner Ansicht nach ist es etwas grundsätzlich Verschiedenes, ob man ein a emphatisch dehnt oder ein au zu dehnen versucht. Wenn ich ja dreimal so lang spreche wie normal, wird das praktisch gar nicht bemerkt, es ist immer noch dasselbe Wort, nur etwas nachdrücklicher gesprochen. Versuchen Sie dagegen, die erste Silbe von außen in dieser Weise zu verlängern: das Wort wird unkenntlich. Das ist meiner Ansicht nach der Hauptgrund, warum jetzt so oft Aussenminister usw. zu lesen ist. Natürlich muß man hier die metrische Gelehrsamkeit beiseite lassen.
Diphthonge bestehen nicht aus zwei Vokalen, sondern aus einem Glissando, dessen Anfangs- und Endpunkt zwei Vokale sind. Wenn man das verlangsamt, kommt ein sirenenähnliches Heulen zustande, das nicht zum Lautsystem der Sprecher gehört.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 11.09.2015 um 16.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29909

Mei Wei woand, wei s moand, deine zwoa weißn Scheißgoaßn beißn s glei. Ja mei!
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 11.09.2015 um 15.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29908

Wieso sollte man einen Diphthong, also Doppellaut nicht dehnen können? Wenn man die beiden einzelnen Laute dehnt, bekommt man doch einen gedehnten Doppellaut, oder nicht? Neeeiiin.

Das ist ja dasselbe, als wenn man z.B. ja, ja-ha oder jaaa sagt.

Da man u. a. Vokalverdopplung zur Markierung der Vokallänge benutzt, fand ich es immer selbstverständlich, daß auch ein Diphthong, der ja ebenso aus zwei, wenn auch verschiedenen, Vokalen besteht, insgesamt einen langen Laut darstellt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.09.2015 um 13.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29906

Heute morgen wollte meine Frau mir durchs Treppenhaus ein besonders nachdrückliches nein zurufen. Sie zerdehnte es also, wie man es auch bei Kindern hört, in ein zweisilbiges Wort, das sie mit Kuckucksterz ungefähr so sang: na-hein.
Diphthonge kann man nicht dehnen, sie gelten also den naiven Sprechern als kurz; das habe ich schon samt orthographischen Folgen dargelegt. Vielleicht kommt auch nei-hein vor, aber die Zerlegung in zwei Teile, deren erster das a ist, ist auch ganz interessant.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.09.2015 um 08.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29880

Es bedeutet gar nichts, paßt also zum übrigen.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 09.09.2015 um 08.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29879

Was bedeutet »naturnah«? Gezüchtet in Treibhäusern mit Ausblick auf Felder?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.09.2015 um 06.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29878

Wie man Apfelschalen usw. teuer an den Mann bringt, zeigen Unternehmen aus der Naturkostszene:

Die Stille. Endlose Weite, die alles enthält und zugleich ganz leer erscheint. 
Und während der zarte Duft von Zitronen aus der aromatischen Kräuterteemischung des Shoti Maa Tee Erleuchtung zu Dir aufsteigt - lausche und begegne Deinem eigenen, inneren Zentrum der Stille.
Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther sind die Grundbausteine des Lebens. Sind diese 5 Elemente in uns balanciert, entfaltet sich unser Leben harmonisch.
Doch wer bleibt schon dauerhaft in seiner Mitte? Östliche Lehren wie Ayurveda, Sat Nam Rasayan, Yoga und Meditation helfen uns dabei. In dieser Tradition haben die Tee und Kräuterexperten von Hari Tee die 5 elementaren Kräutertees komponiert.
Zutaten: Apfel* (40%), Zitronengras*, Honigbusch*, Hibiskus*, Zitronensaft* (4%), Gelbwurz* (4%), Zimt*, schwarzer Pfeffer*, Kakaoschalen*, Zitronenextrakt (1%), Basilikum*, Ingwer*, Kardamom*, Nelken*.
* = aus naturnahem Anbau.
Alle Inhaltsstoffe sind aus naturnahem Anbau.


Sollte man das nicht verbieten, weil es dem wissenschaftlichen Unterricht in unseren Schulen so kraß widerspricht?
 
 

Kommentar von Gunther Chmela, verfaßt am 06.09.2015 um 21.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29857

"Zum gleichen Wortbildungsmuster gehört ja auch das Vergeilen von Unkraut."

Nein. Vergeilung (Etiolement) ist ein alter botanischer Begriff. Er bezeichnet übermäßiges Längenwachstum von Pflanzensprossen, meist hervorgerufen durch Lichtmangel (z. B. Kartoffelkeime im Keller!). Gewisse Unkrautvertilgungsmittel rufen denselben Effekt hervor. Die Pflanze wächst sich dann gewissermaßen zu Tode.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.09.2015 um 19.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29856

Verstänkerungsmittel werden eingesetzt, um Wildschweine zu vergrämen. (Wikipedia)

Zum gleichen Wortbildungsmuster gehört ja auch das Vergeilen von Unkraut.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 06.09.2015 um 18.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29855

Als ich vor einigen Jahren bei der Lektüre des Dombauberichts im Kölner Domblatt auf das Wort »Taubenvergrämung« stieß, mußte ich schmunzeln. Aber so lautet tatsächlich der Fachbegriff.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.09.2015 um 08.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29853

Mike Jones zeigt auf die dritte Armlehne in der Mitte der Bank. "Darauf kannst du nicht schlafen." (FAZ 5.9.15)

Seit einigen Jahren gibt es auch bei uns zum Beispiel in Bahnhöfen keine Bänke mehr, auf denen sich einer dieser Lästlinge ausstrecken könnte. Ich kann auch einem müden Kind nicht mehr die Wohltat erweisen, sich mal hinzulegen, den Kopf auf meine Oberschenkel.
Ordnung muß sein. Darum sind ja auch sämtliche Kanten, auf denen eine Taube sich niederlassen könnte, mit jenen spitzigen Drahtstacheln bewehrt, die heute nicht nur die Bahnhöfe, sondern auch Kirchen und sonstige öffentliche Bauwerke überziehen, ein grausiger Anblick. (Die Tauben sind aber erstaunlich findig!)
Parallelen sind rein zufällig.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.09.2015 um 07.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29850

Rechtschreibkünstler Hans Joachim Meyer beklagt in einem Leserbrief (FAZ 4.9.15), daß das Bundesverfassungsgericht die Grundrechte allmählich zu „'Abwehrrechten gegen den Staat' (also gegen den Staat der freiheitlichen Demokratie)“ umgedeutet habe. Ein starkes Stück! Natürlich sind die Grundrechte Abwehrrechte gegen den Staat, gegen wen denn sonst? Aber es ist ein übles Wortspiel, dies als „Abwehrrechte gegen den Staat der freiheitlichen Demokratie“ darzustellen, als sei jemand, der seine Grundrechte wahrnimmt, ein Staatsfeind.
Die Grundrechte sind im GG auch nicht wegen schlimmer Erfahrungen mit der Weimarer Zeit so prominent, wie Meyer sagt, sondern wegen schlimmer Erfahrungen im Dritten Reich. Die Wehrhaftigkeit der Demokratie steht daher nicht an erster Stelle.
Nun hatte sich Meyer schon im Bundestag als KMK-Vorsitzender auf haarsträubende Weise staatsfromm verplappert, so daß einen nichts mehr wundert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.09.2015 um 05.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29849

In einem Gastbeitrag in der FAZ (4.9.15) wird berichtet, daß im Irak Ein "Revival" des Zoroastrismus zu beobachten sei, als Gegenposition zum IS. Er stamme aus dem zweiten bis ersten Jahrhundert v. Chr.

Richtig wäre "Jahrtausend", und ein Revival ist nicht nötig, weil es den Zoroastrismus ja ununterbrochen gegeben hat und im Exil weiterhin gibt, vor allem in Bombay. Die Bestattungsplätze dort (Türme des Schweigens) liegen heute mitten in Wohngebieten, die Geier sitzen in den Bäumen und holen sich an guten Tagen ihren Teil von den Leichen, lassen manchmal auch ein Stück auf die Straße fallen, wie man hört (gesehen habe ich es nicht).
Die Parsen spielen trotz geringer Zahl eine bedeutende Rolle im indischen Leben. Ich habe selbst mal als Korrektor für einen parsischen Gelehrten gearbeitet.
Im Studium der Indogermanistik liest man einige Gathas und freut sich an der großen Nähe des Avestischen zum Altindischen.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 03.09.2015 um 23.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29843

Mit dem Begriff der Flucht wird, weil er so dramatisch ist, oft Schindluder getrieben. Wer z. B. als Jude 1934 Deutschland verlassen hat, ist in aller Regel nicht geflohen, sondern emigriert. Das ist etwas anderes. Auf der Flucht ist jemand, hinter dem man her ist. Wer hat sich bloß die »Landflucht« ausgedacht? »Zuweilen verliert sich der Begriff der Furcht, und läßt bloß den Begriff der Eilfertigkeit zurück.« (Adelung) Aber die »Landflucht« vollzieht sich über Jahrzehnte.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 03.09.2015 um 11.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29841

»Ailan Kurdi floh mit seiner Familie aus Syrien. Beim Versuch, europäischen Boden zu erreichen, ging sein Boot unter.« (www.faz.net)

Von wem ist hier die Rede? Von einem dreijährigen Kind. Eltern, die auf der Flucht sind, haben meist ihre Kinder dabei, aber kann man sagen, daß ein Kleinkind »mit seiner Familie« flieht, noch dazu in »seinem Boot«? Ich bezweifle sogar, daß ein Dreijähriger überhaupt »fliehen« kann, wenn er einfach nur von seinen Eltern mitgenommen wird und ihm der Grund des Ortswechsels gar nicht bewußt ist. Sehe ich das zu eng?
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 02.09.2015 um 07.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29831

Er ist oder war einmal »Maître de conférences associé à temps partiel«.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.09.2015 um 05.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29829

Gestern hat die FAZ einem ziemlich bunten Vogel namens Milosz Matuschek viel Platz eingeräumt, damit er den Deutschen das Fehlen von Gastfreundschaft um die Ohren hauen konnte. Daher das Flüchtlingsproblem, das eigentlich keines ist usw.
Dutzende von Leser haben dazu das Naheliegende gesagt, auch über den Begriff der Gastfreundschaft (was wir hier ja auch schon mal besprochen hatten).

Im Nachspann wird, wie auch in den vielen anderen Blättern, für die er schreibt, der Eindruck erweckt, Matuschek sei Juraprofessor an der Sorbonne. Ich weiß nicht ob das stimmt. Andere Angaben (er sei 1980 in Polen als "Kind des Kalten Krieges" geboren usw.) sind auch ziemlich unklar.

"Während eines zweijährigen Selbstversuchs auf diversen Onlinedatingplattformen hatte er Kontakt mit über 2000 Frauen (um diese besser zu verstehen). Inzwischen sind ihm auch Männer suspekt."
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.09.2015 um 05.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29820

Die Erlebnisgeneration konnte Zeugnis von dem ablegen, was der Schriftsteller Stefan Zweig als „Die Welt von gestern“ umschrieb, vom alten Vorkriegs-Europa. (FAZ 31.8.15 über die Vertriebenen-Stiftung)

Nicht so ganz. Zweig meinte die Welt vor dem Ersten Weltkrieg. Übrigens eins seiner lesenswerteren Bücher.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.09.2015 um 04.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29819

Wenn gesundheitsbezogene Werbung verboten ist - was ist dann mit den Heilberufen? Setzen sie nicht eine Ausbildung und Approbation voraus? Wer keine Heilung versprechen darf, dem hilft ein Fremdwort:

Shamanic-Healing-Juist
Wundervolle Techniken der Inka-Schamanen aus Peru. Energetische Auflösung von: psychosomatischen Beschwerden, Kraftlosigkeit, Mangeldenken, Schock. Reisen zum persönlichen Krafttier. Meditationen zum inneren Kind.
(Anzeige einer Diplom-Sozialpädagogin)

Auf einer Website dazu liest man: Im Sinne von ayni, dem Prinzip der heiligen Gegenseitigkeit, möchten wir dass, was wir lernen durften, durch unsere Ausbildungen an so viele interessierte Menschen wie nur möglich weitergeben und so unseren Beitrag zur Heilung von Mutter Erde und all ihren Kinder leisten. Auf dass wir gemeinsam die Prophezeihung zur Erfüllung bringen, und in Harmonie leben, mit allem was ist. (http://www.inka-online.de/webseiten/inka/willkommen.php)

Heilung von Mutter Erde dürfte nicht unter die gesetzlichen Bestimmungen fallen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.08.2015 um 06.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29811

Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein will nach eigener Aussage "ein weiteres 'Heidenau'" verhindern - unter anderem indem die Kinder von Asylbewerbern von der Schulpflicht befreit werden. (spiegel.de 26.8.15)

Keine gute Idee. Meiner Ansicht nach sollten Kinder lückenlos "beschult" werden, ganz gleich, welchen Aufenthaltsstatus die Eltern haben, zuerst natürlich Deutschunterricht. Der Staat sorgt dafür, daß auch Zirkuskinder und Kinder von sonstigem "fahrenden Volk" Unterricht bekommen. Die Kinder von illegalen Zuwanderern können ja nichts dafür, deshalb sollte man sie nicht wie wilde Tiere herumstreunen lassen. Zuwanderer sollten auch wissen, daß ihre Kinder hierzulande unweigerlich einen säkularen, aufgeklärten Unterricht bekommen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.08.2015 um 06.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29777

Ein Gericht hat verboten, Bier als "bekömmlich" anzupreisen. (Die Brauerei wirbt schon seit 80 Jahren damit.) Getränke mit mehr als 1,2 Promille dürfen nach EU-Recht nicht mit Angaben über gesundheitsfördernde Wirkung beworben werden.

Eine interessante semantische Frage. Ist bekömmlich gesundheitsbezogen? Meiner Ansicht nach nicht. Das Wort verspricht das Ausbleiben von unangenehmen Wirkungen. Jeder weiß, daß ein Übermaß an Bier schädlich ist; aber in den üblichen Mengen hat keiner was dagegen. Der Vorwurf, die Werbung verschweige die Gefahren des Alkohols, ist lächerlich. Ich sitze hier täglich in einem Ausflugslokal, die Hälfte der Männer trinkt ein Bier zum Eintopf, das ist bekömmlich.

Abgesehen vom heuchlerischen Umgang des Staates mit Drogen, natürlich, und von der fortschreitenden Bevormundung. (Ich spreche nicht pro domo.) Außerdem scheint hier ein Abmahnverein leichtes Geld gemacht zu haben, aber das ist ein anderes Problem. Leser haben darauf hingewiesen, daß auch Wasser im Übermaß schädlich ist, sogar tödlich sein kann.

Auch die "Seitensprung"-Hacker haben Tugend als Geschäftsmodell entdeckt. Es graust einen vor diesen Taliban.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.08.2015 um 05.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29751

Allmorgendlich sehe ich bei Google News Schlagzeilen mit Druckfehlern und wundere mich, daß sie nicht aufgefallen sind, bevor man den Text ins Netz gestellt hat. Wie ist es denn möglich, so etwas in fetten Buchstaben durchzuwinken:

Mezodnien will keine Flüchtlinge mehr aufnehmen - Ausnahmezustand ausgerufen (stern.de 21.8.15)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.08.2015 um 06.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29723

Je ferner eine Kultur uns ist, desto besser wissen wir darüber Bescheid. Die Zeit-Auffassung der Chinesen? Kein Problem. Sogar wie die "Asiaten" über Raum und Zeit denken, ist nicht schwer zu sagen.

Aber welche Zeitbegriffe wir selbst haben, das ist schon schwieriger. Über besinnliche Artikel zum Wochenende kommt man kaum hinaus. (Meistens beginnen sie mit einem so abgedroschenen Augustinus-Zitat, daß ich es hier um keinen Preis wiederholen kann.)

Im Ohr hat man vielleicht noch kluge Bemerkungen über unser lineares im Gegensatz zum antiken zyklischen Zeitverständnis. Ich glaube, Arnaldo Momigliano war es, der diesen Unsinn widerlegt hat.

"Kulturen" sind schlimm genug, lassen wir den "Vergleich der Kulturen"!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.08.2015 um 17.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29719

Der vor einigen Jahren verstorbene Textlinguist Robert de Beaugrande war eine der seltsamsten Personen, die ich je kennengelernt habe. Irgendwie sprudelnd, aber auch ideenflüchtig. Vor einiger Zeit gab es noch seine Website mit überraschend verschiedenen Betätigungsfeldern, aber sie scheint verschwunden zu sein. Was mich aber vollends verwirrt: Ich hielt ihn für einen Amerikaner, aber Wikipedia verrät:

Robert-Alain de Beaugrande (* 1946; † Juni 2008) war ein österreichischer Linguist.
Beaugrande erwarb 1971 einen Magister in Germanistik und Anglistik an der FU Berlin und promovierte 1976 zu vergleichender Literaturwissenschaft und Linguistik an der University of California, Irvine. Er erhielt Professuren für Englisch an der Florida (1978–1991), Universität Wien (1991–1997), University of Botswana (1997–1999), der United Arab Emirates University (1999–2001), Universidade Federal de Minas Gerais (2001–2002; als visiting professor), Universidade Federal da Paraíba (2005–2006) und Universität Primorska (2006–2007). Zwischen 1979 und 1999 nahm er außerdem zahlreiche Gastprofessuren an.
Beaugrande war in der Lage, in sechs Sprachen Vorlesungen zu halten und war bekannt für sein soziales Engagement. Seine wissenschaftlichen Arbeiten veröffentlichte er im Volltext zum freien Download auf seiner Website (siehe Weblinks).


Andererseits steht auf amerikanischen Seiten:

Robert de Beaugrande was born James Shoemaker in Missoula, Montana, the son of Theodore Shoemaker and Eunice Hankey Shoemaker.

Nun wundert mich gar nichts mehr, auch nicht das Foto hier:

www.google.de/?gws_rd=ssl#q=robert+de+beaugrande

So habe ich ihn aber gar nicht in Erinnerung, vielmehr scheint mir das Foto den Konstanzer Linguisten Peter Hartmann zu zeigen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.08.2015 um 12.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29663

Die FAS bringt einen Vorabdruck aus dem neuen Roman der früheren Amerika-Korrespondentin der FAZ. Er spielt dort, wo die Verfasserin auch gelebt hat, in der Nähe des Central Park.
Reformschreibung: seit Langem usw. Viele englische Passagen, die nicht übersetzt sind. Außerdem:

Würde sie irgendwann wieder vergessen, wie dieser eine Satz vom Tod im Sommer in dieser ausgelaugten Stadt in ihr Leben eingedrungen und einem Gefühl, das sie noch gar nicht richtig spürte, Ausdruck gegeben hatte? (Verena Lueken: Alles zählt. Köln 2015:13 (Kiepenheuer & Witsch))
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.08.2015 um 04.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29634

Fast täglich erscheinen Leserbriefe, deren Verfasser keineswegs bloß Leser sind, sondern, wie man erst ergoogeln muß, Interessenvertreter und Lobbyisten. Die FAZ wird zum Beispiel dafür gelobt, daß sie die Kritik an Glyphosat relativiert (wie gewohnt). Der Verfasser des Leserbriefs ist Betriebsleiter bei Lanxess, aber das wird nicht gesagt, obwohl die Leserbriefredaktion es zweifellos weiß.
Diese Manipulation ist um so mehr zu beklagen, als die Leserbriefe oft das Beste an der Zeitung sind.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.08.2015 um 07.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29607

Amerikanische Forscher haben festgestellt...
Diesmal war es eine Psychologin, die herausgefunden hat, welche Musikstücke zum Orgasmus führen können. Ravels Bolero natürlich, der ist ja zu diesem Zweck geschrieben und wird von manchen Paaren als Begleitmusik genutzt. Rachmaninow, na ja. Liszts Liebesträume werden nicht erwähnt, sind ja auch eher deskriptiv als performativ. Erstaunt hat mich in dieser Liste Bachs Toccata in F (BWV 540). Besonders als Student habe ich sehr oft die Orgeltoccaten gehört, aber auf eine erotische Wirkung wäre ich nicht gekommen, auch wenn sich wahrscheinlich mein Puls stark beschleunigte. Ich hatte eher das Gefühl, daß es nach diesem Wahnsinn eigentlich keine weitere Musik hätte geben müssen. Heutzutage kann man bequem auch die erstaunliche Beinarbeit beobachten (www.youtube.com/watch?v=U6fgRfrTb78), die jeweils auf die Orgelpunkte im Pedal folgt. Das ist auf jeden Fall erhebend, und ich fühle mich danach im Kopf wie durchgepustet und erfrischt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.07.2015 um 17.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29585

Nachdem FOCUS über eine in Florida gefundene sehr große Python berichtet hatte, schrieb ein Leser:

"Liebe Focus-Redaktion es heißt immer noch der Phyton. Auch nach der Rechtschreibreform."

Die Redaktion antwortete, laut Duden sei beides korrekt.

Warum das Tier "eingeschläfert" wurde, ist allerdings nicht klar.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.07.2015 um 09.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29521

Mir ist schon klar, daß eine Spezialisierung notwendig ist, auch vom Gegenstand her, obwohl die Systematik des Fachs das eigentlich nicht zuläßt. Andererseits ist allzu offensichtlich, daß politische und ideologische Entscheidungen eine Rolle spielen. Manchmal entsteht der Eindruck, als sei der Gegenstand bisher gar nicht erforscht worden, nur weil es keinen Lehrstuhl mit entsprechender Bezeichnung gab. (Frauenforschung...)
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 22.07.2015 um 08.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29520

Zu Herrn Icklers Frage "Geht das denn?" gibt es eine einfache Antwort: leider ja. Googeln Sie einfach mal nach der Kombination "holocaust studies degree".

Aus fachlicher Sicht benötigt man zum vertieften Verständnis dieses in seiner Art einmaligen Genozids umfangreiche Kenntnisse über die Weltgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. In diesem Zusammenhang ist wichtig, daß der Völkermord nicht nur während des Zweiten Weltkrieges stattfand, sondern von den Entscheidungsträgern auf deutscher und auch rumänischer Seite als essentieller Bestandteil dieses Krieges angesehen wurde, wobei mit "deutsch" und "rumänisch" jeweils die politischen Entscheidungsträger gemeint sind, also beispielsweise Hitler, Himmler, Heydrich, Frank oder Antonescu.

Die Einrichtung eines Lehrstuhls/Studienfaches für "Holocaust-Forschung" (in den USA leider längst gang und gäbe) ist daher in seiner Ausrichtung ebenso ahistorisch wie Daniel Goldhagens inzwischen vollkommen diskreditiertes "Vollstrecker"-Buch. Goldhagen wäre übrigens um ein Haar auf eine neu gestiftete "Holocaust-Professur" auf Lebenszeit berufen worden, hätten die Universitätsgremien angesichts der Proteste der internationalen Historikergemeinschaft (auch aus Israel) nicht kalte Füße bekommen.

Um aus der Sicht des Historikers, die in diesem Zusammenhang vielleicht eher angebracht ist, einen anderen Vergleich zu ziehen: Wer käme heute auf die Idee, einen Lehrstuhl zur Geschichte des frühneuzeitlichen Söldnertums, des modernen U-Boot-Krieges oder zur Geschichte des Vietnam-Krieges einzurichten? Wohl niemand, weil es gar zu offensichtlich ist, daß der Gegenstand von Lehre und Forschung viel zu dünn ist und die Basis viel breiter sein muß. Und die breite Basis ist eben ein gründliches Geschichtsstudium mit all seinen Hürden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.07.2015 um 11.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29503

Im Ausland längst Normalität – in Deutschland ganz neu: In Frankfurt soll sich ein Lehrstuhl nun ausschließlich mit der Aufarbeitung des Massenmords an den Juden beschäftigen.
(...)
Doch was bisher fehlte, ist ein Lehrstuhl für Holocaust-Forschung – also eine Professur, die sich nur mit den Verbrechen an Juden beschäftigt. Das ändert nun die Uni Frankfurt. Im Fachbereich Geschichte richtet sie die erste deutsche Holocaust-Professur ein.
(Stuttgarter Zeitung 21.7.15)

Geht das denn? Ich meine: eine historische Disziplin, die sich "nur" und "ausschließlich" mit einem einzigen Gegenstand beschäftigt? Wenn ich mir vorstelle, ein Sprachwissenschaftler beschäftige sich ausschließlich mit der frühneuhochdeutschen Diphthongierung...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.07.2015 um 04.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29495

Bei bildungsklick.de werden die Sachen vermarktet, daher paßt den Betreibern die Wikipedia nicht, wo es alles kostenlos gibt:
http://bildungsklick.de/a/13838/ein-vorschlagewerk-zum-nachschlagen/.

Nichts ist leichter, als die lobende Stellungnahme eines Professors einzukaufen. Spielwarenhersteller wissen das natürlich auch: "spiel gut" muß draufstehen, dazu ein Satz von einem Pädagogikprofessor.
 
 

Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 20.07.2015 um 19.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29494

In gewissem Sinne auch hier: http://bildungsklick.de/a/94217/sorge-der-eltern-verstaendlich-aber-unbegruendet/ liest sich wie ein redaktionelles Interview. Die Fußzeile lautet allerdings: "Erstveröffentlichung und aller Rechte: Klett Themendienst Schule Wissen Bildung".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.07.2015 um 11.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29486

Zwischen redaktionellen Texten und Werbung ist kaum noch zu unterscheiden. Ein schmales "Sponsored" oder "Promotion" (!) am Rand wird übersehen oder nicht verstanden. Außerdem sind der Reiseteil, die Verkehrsmeldungen und der Wetterbericht erklärtermaßen auch gesponsored ("präsentiert von..."). Wissenschaftliche Untersuchungen als Gegenstand redaktioneller Berichte sind ihrererseits gesponsored. Dazu kommen Gratiszeitungen, die durchgehend verkappte Werbung sind. Man braucht sich über "Lügenpresse" bald nicht mehr aufzuregen, denn was ist Wahrheit?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.07.2015 um 06.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29482

Im Wirtschaftsteil der Zeitung lese ich, daß die Post auf den Lebensmittelhandel im Internet hofft. Wie lustig! Wir warten schon vier Wochen auf gewisse Pakete, die wegen des Streiks im Lager Feucht auf ihre Auslieferung warten, allerdings sind keine Lebens- oder Sterbensmittel drin.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.07.2015 um 05.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29467

Türkisch für Deutsche:

www.20min.ch/panorama/news/story/19135631
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.07.2015 um 07.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29445

Man wird doch recht milde gestimmt, wenn man sich im Älterwerden daran erinnert, wie der Geschmack sich geändert hat. In der Nachkriegszeit fand man die heute sprichwörtlichen Nierentische, Cocktailsessel und Tütenlampen schick, nicht zu vergessen das Sofakissen mit Schlag. (Wir hatten kein Sofa, daher auch keinen Schlag.)
Manchmal sieht man am Sperrmüll, daß einige sich erst jetzt von diesem Gerümpel trennen. Man wagt gar nicht, sich in die Zukunft zu versetzen und auf uns heute zurückzublicken.
Mit der Sprache und Literatur dürfte es sich ebenso verhalten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.07.2015 um 04.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29345

„Ein springender Stör hat auf dem Suwannee River in der Nähe von Fanning Springs ein fünfjähriges Mädchen getötet. Das Kind war mit seiner Familie in einem Boot unterwegs, als der Knochenfisch aus dem Wasser sprang und die kleine Jayln sowie ihren neunjährigen Bruder und ihre Mutter traf. (...)
Knochenfische können gewöhnlich bis zu 2,4 Meter lang und mehr als 90 Kilogramm schwer werden.“ (Kronenzeitung 6.7.15)

Also hütet euch vor Knochenfischen!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.07.2015 um 09.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29338

Der Wetterbericht, obwohl ein reines Phantasieprodukt, kann dennoch recht unterhaltsam sein. Aus einem unerklärlichen Grunde zeigt zum Beispiel die FAZ für Dutzende von Weltstädten ganz überwiegend, daß es heute wärmer wird als gestern und morgen noch wärmer. D. h., gestern war es nicht so warm wie vorhergesagt. Das ist seit Jahren so, scheint aber keine Zweifel am Nutzen der Wettervorhersage hervorgerufen zu haben.
Heute treibt es die FAS wirklich toll. In Nürnberg soll die gestrige Mittagstemperatur 25 Grad betragen haben, für heute sind 37 angekündigt. Stuttgart gestern 25 Grad, heute 39 usw. - Ich war gestern in keiner dieser Städte, aber Nürnberg liegt in Sichtweite, da wird es gestern nicht 12 Grad kühler gewesen sein als in Erlangen, wo die Leute noch nachts beim Schloßgartenfest geschwitzt haben. Höchst mysteriös.

Besagtes Schloßgartenfest führt jedes Jahr zu hitzigen Diskussionen, weil es als "elitär" verschrien ist, ein Vergnügen der oberen Zehntausend auf Kosten des Steuerzahlers. Bei 6500 Gästen ist es schon zahlenmäßig nicht besonders exklusiv. Wir Profs und unsere Studenten stellen die Mehrheit. Außerdem wird von den Eintrittspreisen (Studenten kriegen es billiger) fast die Hälfte für den wohltätigen Universitätsbund abgezweigt, auch gibt es Sponsoren aus der Wirtschaft. Das Fest gehört hier in der Provinz zu den wenigen und insgesamt doch sehr bescheidenen gesellschaftlichen Ereignissen. Für die mäßige Verpflegung muß man natürlich extra zahlen, Tanzen ist wegen des Gedränges auch kaum möglich. Den schönen Schloßgarten mitten in der Stadt kann man das ganze Jahr über gratis genießen. Erlangen ist wenig feudal. (Ich selbst war nur zweimal dabei und mache mir nichts draus; nur das Feuerwerk ist sehenswert.) Der egalitäre Affekt verpufft hier gewissermaßen.

Die FAZ, um noch mal darauf zurückzukommen, ist ja seit Jahrzehnten mit Allensbach verheiratet und gibt gefühlt alle drei Tage eine Umfage in Auftrag. Damit werden dann Kommentare unterfüttert, und manchmal kriegen die Demoskopen eine Sonderseite eingeräumt. Aber was sollen die Deutschen schon zu so komplizierten Fragen sagen wie: ob Griechenland in der Eurozone bleiben soll oder nicht. Das ist derselbe Unfug wie bei anderen Umfragen (und Referenden).

Laut FAS hat Tsipras gesagt: "Wir sind ein Seefahrervolk und haben keine Angst, aufs offene Meer zu fahren." Die Griechen mögen heute ein Volk von Reedern sein, aber vor dem offenen Meer hatten sie immer Angst und beschränkten sich in der Antike am liebsten auf Küstenschiffahrt und Insel-Hüpfen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.06.2015 um 10.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29303

Es geht doch nichts über 'ne italienische Donne. Jedenfalls weiß ich dank "Elle" jetzt, warum Südländerinnen so attraktiv sind: Auch sie ist eine typische Donne italiane: Angela Missoni. Und erst die Schwedinnen! Nicht zu vergessen die Russinnen und erst recht die Engländerinnen und Irinnen mit ihrer berühmten regenfeuchten Haut!

Das stand unter den Google-News. Zurück zu meiner Morgenlektüre:

Nach Wolfgang Manekeller „führt fehlende Sprachkompetenz oft zu Denkfehlern“. (In keinster Weise vergleichbar. Norderstedt 2006:119)

Wie kann sie das, wenn sie fehlt?

„Wer Diplom-Arbeiten und Ähnliches liest, kommt nicht umhin zu fragen: 'Was haben die Studierenden eigentlich im Deutschunterricht gemacht?'“ (ebd. 117)

Ich übersetze:

„Wer Diplomarbeiten und ähnliches liest, kann nicht umhin zu fragen: 'Was haben die Studenten eigentlich im Deutschunterricht gemacht?'“

Noch einfacher:

 „Wer Diplomarbeiten und ähnliches liest, fragt sich: 'Was haben die Studenten eigentlich im Deutschunterricht gemacht?'“
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.06.2015 um 18.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29281

Es ist interessant, Berichte derselben Zeitung über ähnliche Ereignisse im Abstand von Jahrzehnten zu vergleichen. Man spürt ganz deutlich, wie sich die zeiten ändern. Ich habe einmal in einem Seminar die erste Seite der FAZ untersuchen lassen. Da ging es um den Bundespräsidenten Heuss ("Heuß"). Man hielt es für hervorhebenswert, daß die jubelnden Menschen "freiwillig" gekommen waren. Protestierer wurden "in Schutzhaft" genommen.
Ich habe mich damals aus dem Nachdruck "Die erste Seite" bedient, aber nun steht es auch im Netz: http://www.faz.net/Dynamic/download/FAZ19491101.pdf
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.06.2015 um 15.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29278

Falls Sie auch einmal ein unverlangtes Übersetzerangebot in Ihrer Mail finden (wie ich heute), können Sie in dieser Schwarzen Liste nachsehen:
http://www.translator-scammers.com/
(Ich habe meinen Kandidaten gleich gefunden.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.06.2015 um 14.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29275

Das Verb migrieren ist durch die Datenverarbeitung nicht nur sehr viel häufiger geworden, sondern außerdem transitiv.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.06.2015 um 06.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29245

Vor einem kleinen Erlanger Straßencafé steht eine Tafel, darauf mit Kreide geschrieben: "Kein Kuchen ist auch keine Lösung". Anspruchsloser Spaß, der mich aber jedesmal zum Lächeln bringt und auch zum Nachdenken über die vielen Voraussetzungen, die eine solche alltägliche Äußerung hat. Der "deontische" Begriff der Lösung setzt ja ein Problem voraus – aber worin besteht es? Humoristisch wirkt auch die Kluft zwischen der Banalität des Kuchens und dem geradezu existenziellen Pathos, das durch den zusammenhanglosen Überfall mit diesem nicht näher gekennzeichneten Problem entsteht. Jeder Passant hat ja seine eigenen Probleme. Große Antworten gibt es auch ("Jesus liebt dich!"), aber Kuchen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.06.2015 um 19.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29240

Ich teile Ihre Skepsis, was die jeweils neuesten Ernährungsempfehlungen betrifft. Das Hin und Her beim Cholesterin war geradezu lächerlich. (Ich selbst schlucke brav mein Simvastatin; vielleicht bringt es mich um?)

Es stimmt auch, daß Nutella nur gelegentlich im Zusammenhang mit den Transfetten erwähnt worden ist; der Gehalt an solchen ist reduziert worden aufgrund früherer Diskussion.

Das Wortbildungsprodukt "Transfett" muß einem ja nicht gefallen ("gutes" Beispiel), aber es entspricht einem normalen Verfahren, während wir umgekehrt Ableitungen mit fremden Suffixen an deutschen Stämmen weniger leicht hinnehmen. Die paar bekannten Beispiele wie "hausieren, grundieren" sind eher die Ausnahme (wie bereits diskutiert).
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 23.06.2015 um 18.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29238

Nach meinem Eindruck ging es doch bei der „Nutellageschichte“ ausschließlich um die tropischen Regenwälder. Von Transfetten habe ich in diesem Zusammenhang nichts gehört.

Die Transfette sind in Sachen Ernährung seit einigen Jahren die neuste Sau, die durch die Dörfer getrieben wird. Bevor ich dran glaube, lasse ich lieber noch ein paar Jahre verstreichen. Vor Jahren war Cholesterin noch der schrecklichste aller Schrecken. Inzwischen glaubt man, es gebe gute und böse Cholesterine.

Vor Jahren hat man dringend vor dem Verzehr von cholesterinhaltigen Nahrungsmitteln gewarnt. Viele sind deshalb damals von Butter auf Margarine aus den ach so gesunden Pflanzenölen umgestiegen. Vom Regen in die Traufe? Damals enthielt Margarine noch einen erheblichen Anteil an Transfetten.

Inzwischen sind die Fachleute der Meinung, daß das mit der Nahrung aufgenommene Cholesterin wenn überhaupt nur einen geringen Einfluß auf die Cholesterin-Spiegel im menschlichen Körper hat.

Die Verwendung von Palmöl ist zumindest früher gerade zur Vermeidung von Transfetten propagiert worden. Inzwischen gibt es anscheinend auch andere Stimmen. Auch das kann man erstmal abwarten.

Mir scheint das Wort „Transfett“ kein gutes Beispiel für die Verbindung einer altsprachlichen Vorsilbe mit einem deutschen Grundwort zu sein. Das Wort ist eher eine Verballhornung aus der chemischen Fachsprache. Dort gibt es den Begriff der „cis-trans-Isomerie“. Transfette sind trans-Isomere bestimmter Fette. Wikipedia spricht daher von „trans-Fettsäuren“.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.06.2015 um 15.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29234

Wohl wahr, aber das Solanin ist nun mal das Hauptgift. Schlimm sind die rohen Bohnen. Habe gerade einen wunderbaren Bohneneintopf gegessen, den ersten dieses Jahres, natürlich gut durchgekocht. Kartoffeln waren auch drin, hoffentlich überlebe ich es!

Ich glaube, die Anthroposophen essen keine Kartoffeln, vielleicht weil es Ausländer sind. Die Jainas essen nichts, was unter der Erde wächst, auch keine Zwiebeln, aber da gibt es Diskussionen, weil die Zwiebeln oft teilweise aus der Erde herausgucken.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 23.06.2015 um 14.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29233

Nachtrag: Fritten ist rheinländisch.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 23.06.2015 um 13.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29232

»Solanin wird in der Ratgeberliteratur und in der Tagespresse oft als Sammelbezeichnung für Nachtschatten-Alkaloide bzw. als Synonym für einzelne Substanzen wie &#945;-Tomatin in Tomaten verwendet. Es ist jedoch nur eines von vielen Glycoalkaloiden in Lebensmitteln. Kartoffeln enthalten beispielsweise über 20 verschiedene Substanzen. Eine Differenzierung der Alkaloide ist wichtig, da sie sich hinsichtlich ihrer toxikologischen Eigenschaften unterscheiden.«
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 23.06.2015 um 13.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29231

Ich frage Leute, die in Bayern Brötchen kaufen wollen, immer, ob es bei ihnen zuhause Brötchenklöße gibt. Bisher habe ich es noch nicht erfahren. Meine Mutter machte Kartoffelklöße mit grösteten Brotstückchen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.06.2015 um 12.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29230

Bevor Sie jetzt hemmungslos Fritten schlingen, bedenken Sie bitte: "Da Solanin hitzebeständig und fettunlöslich ist, wird es beim Frittieren oder Braten nicht zerstört." Vom Totschlagen ist allerdings nicht die Rede.

Sie haben recht: Ich kenne zwar "Fritten", höre aber nur "Pommes" (gesprochen nach der Schrift). Hier in Mittelfranken essen aber viele Kinder, wenn sie mit den Eltern unterwegs sind, "Kloß mit Soß" (eigentlich komisch und vielleicht aus Oberbayern importiert, denn die Kleeß heißen hier gar nicht so, sondern "Kneedla" und noch anders (es gibt Dissertationen darüber). Kloß mit Soß ist eigentlich Schweinebraten mit Kloß und Kraut, nur ohne Schweinebraten und Kraut.

Da wir gerade von Klößen sprechen, noch eine Erinnerung. Ich weiß nicht mehr, wo es war, jedenfalls saßen meine Frau und ich bei einer Veranstaltung mit der damaligen bayerischen Justizministerin Mathilde Berghofer-Weichner (seither verstorben) und dem Politologen Heinrich Oberreuter zu Tisch und diskutierten sehr lange über die richtige Zubereitung von Kartoffelklößen. Im Gegensatz zu den öden Semmelnknödeln (Karl Valentin), die wohl nach Böhmen gehören, sind die Kartoffelklöße eine weltanschaulich brisante Sache. Am besten, aber auch am schwierigsten sind die grünen ganz aus rohen Kartoffeln. Es gibt natürlich halb und halb, und außerdem allerlei exotische Zutaten wie Grießbrei usw. Man kann sie auch nach der Region benennen (Thüringer usw.). Wir haben uns damals auf die grünen geeinigt. Da ist auch der Abstand zu den restaurantüblichen aus Fertigteig am größten.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 23.06.2015 um 11.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29229

Weil die Kartoffel als Nachtschattengewächs jede Menge Gifte in sich trägt, die beim (im Falle von Pommes frites zweimaligen!) Fritieren wirksam totgeschlagen werden, während sie das bloße Kochen überstehen.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 22.06.2015 um 11.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29220

Wieso bekömmlicher? Mein Vedauungstrakt bewältigt alle genannten Speisen.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 22.06.2015 um 10.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29218

Pommes frites sind bekömmlicher als Pellkartoffeln oder Püree, von den scheußlichen Salzkartoffeln ganz zu schweigen. Trügt der Eindruck, oder haben sich die »Pommes« immer mehr gegen »Fritten« durchgesetzt?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.06.2015 um 06.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29215

Kaba - Der Plantagentrank

Geniale Werbung. Man denkt an die leider verlorenen Kolonien. Man saßdort auf der Veranda und ließ sich von einem freundlich grinsenden Mohren den Plantagentrank servieren.

In Wirklichkeit sind die Plantagen Zuckerrübenfelder. (80,5 % Kohlenhydrate im Pulver, dazu etwas minderwertiger Kakao und Aromastoffe, die den Geschmack der Kinder ein für allemal verderben.)

Kaba klingt unbestimmt arabisch-muslimisch, ohne jemandem zu nahe zu treten, könnte auch Suahili sein.

Man hört immer wieder vom amerikanischen Kindern, die frische Ananas nicht mögen, weil da etwas fehlt: der Zuckersirup und der Blechdosengeschmack. Bei uns sagen viele: Kartoffeln? Ja, aber nur als Pommes. (Transfett frittiert.)

Babykost in Gläschen ist wahrscheinlich ernährungsphysiologisch einwandfrei, hygienisch sowieso. Ich kann mir meinen unüberwindlichen Ekel vor solchen Sachen nicht recht erklären. Dabei gibt es ja sogar Erwachsene, die in der Mittagspause ein Gläschen auslöffeln. Wir haben unseren Kindern immer alles frisch gekocht. Macht ein wenig Mühe, ist aber auch befriedigend, wie überhaupt das Kochen für die Liebsten.

(Aus meinem Buch der Illusionen)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.06.2015 um 04.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29214

Sterben schien für ihn keine Option. Umso überraschender ist die Nachricht von seinem Tod. (Nachruf der ZEIT auf James Salter 20.6.15)

Das ist lächerlich, nicht wahr? Der ganze Text ist so gehalten, daß man den Verstorbenen (von dem ich noch nie gehört hatte) für den größten Menschen aller Zeiten halten muß.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.06.2015 um 06.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29208

Die Transfette (um derentwillen die Nutellageschichte ja durch die Presse ging) sind auch als Wortbildung interessant. Der Ausdruck bestätigt, daß die altsprachlichen Präfixe oder Präfixoide wie normale Erstglieder behandelt werden. Man setzt sie also ohne weiteres vor deutsche Zweitglieder.

(Die amerikanischen Pläne, gewisse künstlich veränderte Fette in Lebensmitteln zu verbieten, scheinen mir überfällig und vorbildlich. Man kann gar nicht genug anprangern, was die Lebensmittelindustrie in ihre Fertig- und Halbfertigprodukte hineinstopft. Sind wir Müllschlucker? Man sollte die schwer definierbare leichte Unzufriedenheit nach dem Verzehr ernst nehmen.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.06.2015 um 04.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29206

Wir haben uns 1996 gewundert, daß die Reformer die Neuschreibung Krepp (auch für den Pfannkuchen) für so dringend hielten. Der Eintrag lautete:

"Krepp(*), auch Crêpe (Gewebe, Eierkuchen)"

Zehn Jahre später:

"Crêpe, Krepp (Gewebe, Eierkuchen)"

In meinem Kritischen Kommentar habe ich 1997 geschrieben:

"Ein Geschäft, das mit Erfolg „Krepp Suzette“ verkauft, wird man lange suchen müssen. Ist etwa auch eine Genusangleichung der Crêpe an den Krepp vorgesehen, und wie sieht der Plural der Pfannkuchenbezeichnung aus – Krepps?"

Sieht man heute im Duden online nach (www.duden.de/rechtschreibung/Krepp_Gewebe_Stoff und www.duden.de/rechtschreibung/Crepe_Eierkuchen), wird man auch nicht schlauer, was das Genus betrifft. Die Deklinationstabellen stimmen nicht mit dem Haupteintrag überein.

Auf dieses Durcheinander bezog sich meine ironische Empfehlung an die ZEIT, doch gleich "Nutellakrepp" zu schreiben.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 19.06.2015 um 19.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29204

Im Baumarkt gibt es Malerkrepp, beim Discounter gibt es Nutellakrepp; ist aber was ganz Verschiedenes. Zusammengesetzte Substantive können tückisch sein.

In Werturteilen kann man gar nicht oft genug "meiner Meinung nach" verwenden, damit sie unter die Meinungsfreiheit fallen und nicht abgemahnt oder verklagt werden können.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 19.06.2015 um 17.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29201

«Er beantwortet sie natürlich nicht, spricht aber meiner Meinung nach allein durch die Art der Fragestellung bestimmte Ressentiments an.»
Solange vor einem Kommentar oder darunter der Name des Beiträgers von einer Meinung steht, ist das Adverbial "meiner Meinung nach" bloßes rhetorisches Anbringsel, überflüssig, was die Wahrheitssuche und -findung angeht, aber halt passend zur Stimmungsmache. Hier nimmt es dem Rest des Satzes, dem Hauptteil also, jede beabsichtigte Schlagkraft.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.06.2015 um 14.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29199

„Beispielsweise stellt Theodor Ickler seine Preisrede zur Verleihung des Deutschen Sprachpreises unter den Titel 'Wie gut ist die deutsche Sprache?' Er beantwortet sie natürlich nicht, spricht aber meiner Meinung nach allein durch die Art der Fragestellung bestimmte Ressentiments an.“ (Peter Eisenberg: „Deutsch verkommt zur Freizeitsprache“. In: Lieselotte Anderwald, hg.: Sprachmythen – Fiktion oder Wirklichkeit? Frankfurt 2012:1-14; S. 11)

Was mag das bedeuten? Erörtere ich diese Ressentiments nur – oder „bediene“ ich sie gar, wie man heute so sagt? Was könnte man nicht alles aus Eisenbergs eigenem Vortragstitel herauslesen, der ja auch keine Ironiesignale enthält? Wie platt darf man sein?
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 19.06.2015 um 12.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29198

Zu "Hier wäre doch wirklich der *Nutellakrepp* viel moderner": Aufpassen! Nutella gibt's auch woanders, und da könnte jeder Anklang an "crap" nicht im Sinne des Herstellers sein. "Nutella-Crêpe" erzwingt eine herstellerfreundlichere Aussprache.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.06.2015 um 04.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29196

Die sonst so fortschrittliche ZEIT erwähnt einen Nutella-Crêpe mit Sahne (18.6.15)

Hier wäre doch wirklich der Nutellakrepp viel moderner.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.06.2015 um 09.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29169

Briefe, die nachts geschrieben werden, sind im allgemeinen aggressiver im Ton als tagsüber geschriebene. Man führt das darauf zurück, daß unsere Vorfahren nachts aus guten Gründen in erhöhter Verteidigungsbereitschaft lebten. Morgens klingt das dann ab.
Ich selbst neige als Frühaufsteher morgens zur Sentimentalität, und im Laufe des Tages werde ich immer zynischer. Da meine vielen tausend Einträge hier genau datiert sind, wird die Icklerforschung das später einmal bestätigen und es dabei leichter haben als die Goetheforschung ("Goethes Leben von Tag zu Tag").
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.06.2015 um 10.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29161

"Gestank oder Duft ist eine Frage der Einstellung."
Zu Prof. Icklers Beispiel mit dem Tee:

Bei geschäftlichen Besuchen bringen unsere chinesischen Kollegen immer kleine Snacks mit. Diese sind aber oft sehr ungewöhnlich. Sehr beliebt in China sind zum Beispiel kleine Stückchen aus getrocknetem Fleisch oder Fisch zum Knabbern. Gerade gestern brachte jemand etwas mit, verpackt in einer großen Tüte aus Alufolie, ungefähr wie Mars-Riegel, darin lauter kleine, extra luftdicht verpackte Teilchen. Man erwartet als Europäer irgendeine Süßigkeit, aber nach dem Öffnen kam ein saftiges Stückchen mit intensivem Fleischgeruch zum Vorschein. Eine andere Sorte, ähnlich, aber etwas trockener, war in bunter Folie etwa wie Bonbons eingewickelt. Ich konnte es nicht essen, habe es unauffällig entsorgt, obwohl mir das gleiche Fleisch und der gleiche Geschmack in anderer Umgebung (z. B. beim Mittagessen) vielleicht zugesagt hätte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.06.2015 um 07.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29157

Ich darf mich wohl zu den Naturfreunden und -schützern rechnen, habe ja auch in einer Partei von entsprechender Ausrichtung mitgearbeitet. Die Rhetorik dieser Leute nervt mich aber oft. Wie ich vielleicht schon berichtet habe, wurde jahrelang gegen die Errichtung eines Max-Planck-Instituts in einem "Naturschutzgebiet" im Stadtgebiet von Erlangen gekämpft, das aber bloß ein aufgelassener Truppenübungsplatz war. Nachdem die Amerikaner abgezogen sind, waren ihre weitläufigen Gelände natürlich mit allerlei Pflanzen und Tieren bestückt, die man sonst inmitten der Stadt kaum findet. Schon damals spielten die Zauneidechsen eine Rolle. So auch jetzt wieder beim Neubau einer Schleuse am Main-Donau-Kanal. Ersatzflächen sind zu finden, das Ganze wird teuer. Jenes Institut ist inzwischen fertiggestellt. Menschliches Planen findet eine absolute moralische Grenze, wo eine Zauneidechse in Gefahr ist. Man darf Gebiete zu (menschengemachten) Schutzzonen erklären, aber wieder umwidmen darf man sie nicht, denn nun sind sie heilige Zufluchtsstätten.
Das Naturschutzgebiet wird wohl nach und nach bebaut werden, man spricht in erbosten Leserbriefen auch schon von "Eigentumswohnungen", wobei der Bestandteil "Eigentum" offensichtlich Schauder hervorrufen soll. Eigentum ist Diebstahl (ausgenommen das eigene natürlich).
Ich halte das fest, weil man die Voraussetzungen heutiger Rhetorik später vielleicht nicht mehr verstehen wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.06.2015 um 03.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29133

"Infusion" nennt man es anderswo, also "Aufguß". Ich bin in diesem Fall aber keiner Whorfschen Sprachverführung zum Opfer gefallen, sondern der Gewohnheit, um diese Tageszeit schwarzen Tee zu trinken, den ich aus bestimmten Gründen zur Zeit durch große Mengen Kräuteraufguß ersetze. Schmeckt ja auch gar nicht schlecht, wenn ich die Minze direkt aus meinem berühmten Vorgarten hole, aber es war noch stockdunkel, so daß ich mich ausnahmsweise mit getrockneten Wildkräutern aus der Dose begnügt hatte. Hinzu kommt, daß der schwarze Tee zwar bio und fair gehandelt ist, aber eigentlich gar nicht schmeckt. Sollte mir mal was Besseres gönnen.
Im Eine-Welt-Laden treffe ich manchmal Kollegen, die ihren Kaffee dort kaufen, obwohl er nicht schmeckt. Das schweißt zusammen.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 12.06.2015 um 09.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29131

»Kräutertee« ist eine irreführende Bezeichnung. Man sollte von »Kräutersud« sprechen. Das klingt so, wie das Zeug schmeckt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.06.2015 um 05.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29129

Glaubt man den Anhängerinnen der "Plazentophagie", kann das Essen des Mutterkuchens nach der Geburt Wunder wirken. Als Kapsel, Pille, Globuli, gemahlen, gekocht oder gefriergetrocknet: Die in der Plazenta enthaltenen Hormone und Nährstoffe sollen die Milchproduktion ankurbeln, für ein starkes Immunsystem und einen schönen Teint sorgen, Schmerzen lindern, verjüngen und Wochenbettdepressionen abwenden. Die Freiburger Engel-Apotheke wirbt sogar damit, dass die "ganze Familie die Plazentakräfte, von denen das Kind vor seiner Geburt gezehrt hat, zur Stärkung des Organismus und Linderung von Beschwerden nutzen" kann. Hier sollen die Plazenta-Globuli auch gleich noch bei Migräne und Neurodermitis helfen. (Brigitte 10.6.15)

Wir essen auch manchmal Plazenta (Palatschinken) – lecker! Wegen der Etymologie, die vielleicht nicht jeder kennt, sei es erwähnt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.06.2015 um 05.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29120

Heute morgen schmeckt mir der Tee nicht. Da fällt mir ein, daß es Kräutertee ist. Nun schmeckt er mir wieder.

Unbeabsichtigter psychologischer Selbstversuch. Mit Geruchseindrücken erlebt man so etwas öfter. Gestank oder Duft ist eine Frage der Einstellung. Es gibt allerdings Verwesungsgerüche, die einem augenblicklich den Magen umdrehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.06.2015 um 05.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29119

"SPD: Kramp-Karrenbauer setzt Homo-Ehe mit Inzucht gleich" (Rhein-Zeitung 3.6.15)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.06.2015 um 11.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29091

Noch zu Kramp-Karrenbauer (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29049), der Vollständigkeit halber: Eine Rechtsanwältin hat gegen Kramp-Karrenbauer Anzeige erstattet. Sie wird sich eine Abfuhr holen, aber allein die Aussicht, wegen einer sachlich völlig richtigen Aussage rechtlich belangt werden zu können, wird die "Schere im Kopf" stärken.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.06.2015 um 07.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29089

Dass sich die Kirchen, speziell die katholische, mit den Menschenrechten lange Zeit schwertat, ist nicht erstaunlich. (FAZ 8.6.15)

Oft zieht die Apposition die Kongruenz an sich, die eigentlich zwischen ihrem Bezugselement und dem Verb hergestellt werden müßte. Das wird durch die größere Nähe zum Verb gefördert. Umgekehrt:

Der Osten, vor allem die Unternehmen, haben nach dem EU-Beitritt zu wenig aus den offeneren Märkten im Westen gemacht. (FAZ 29.4.14)

Ebenfalls aus der FAZ von heute:

Ob man von einer grundsätzlichen Frontstellung zwischen westlicher Lebensweise und Islam ausgehen muss, ist damit nicht gesagt. (FAZ 8.6.15)

Indirekte Fragesätze mit "ob" sind Alternativfragen. Eine solche Deutung wäre hier zwar möglich, gemeint ist aber ein "daß".

(Der fromme ganzseitige Beitrag, aus dem ich zitiere, ist übrigens von Barbara Zehnpfennig, die nebenbei als Guttenbergs Quelle bekannt geworden ist.)
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 07.06.2015 um 09.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29079

Oder auch Blümchenkaffee, der so schwach ist, daß man die Blümchen auf dem Boden der Tasse sehen kann. (Vanilla sex hat einen zart süßlichen Geschmack.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.06.2015 um 05.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29078

Auf dem Evangelischen Kirchentag in Stuttgart ist auch der Ökumenische Arbeitskreis Sadomasochismus vertreten. Diese Interessengruppe wird in der Diversity-Diskussion kaum berücksichtigt.
Angestrebt wird – laut FAS – spirituelle Erfahrung („Flow“) durch Schmerz. Das Gegenteil ist „Blümchensex“. Die Herkunft dieses Begriffs ist umstritten, ich vermute aber, daß er analog zu "Blümchentapete" gebildet ist; zusammen mit Gartenzwergen Inbegriff der Spießigkeit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.06.2015 um 04.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29074

„Legale Varianten des Sexuallebens sollen neutral benannt und keinesfalls unter den Ausdruck Perversion subsumiert werden, da es gerade auf diesem Gebiet bei den Maßstäben für Normalität und Abweichung große individuelle Unterschiede gibt.“ (Duden 9:735)

Hier zeigt sich das Grundproblem. Die Varianten des Sexuallebens werden gesellschaftlich und auch medizinisch in normale und abweichende eingeteilt, ob man letztere nun "pervers" nennt oder nicht. Wikipedia:

„Perversion (von lat. perversus ‚verdreht‘, ‚verkehrt‘) bezeichnet eine Verkehrung ins Krankhafte oder Abnorme bzw. ein dementsprechendes Empfinden und Verhalten.
Im sexuellen Kontext steht die Bezeichnung für eine Abweichung von den allgemein als angemessen betrachteten soziokulturellen Normen hinsichtlich sexueller Begierde und Handlung. Im Zentrum stehen unübliche sexuelle Praktiken oder Objekte. Gerade im sexuellen Bereich ist es kultur-, zeit- und gesellschaftsabhängig, was als Abweichung von der Normalität gilt. So gelten in vielen Kulturkreisen z.B. oral-genitale oder anal-genitale Sexualität, Homosexualität, Onanie als Perversionen, obwohl diese laut ICD-10 normgerechtes Verhalten darstellen. Im ICD-10 und im neueren DSM-5 werden stattdessen Störungen der Sexualpräferenz diagnostiziert, wie bspw. Fetischismus, fetischistischer Transvestitismus, Exhibitionismus, Voyeurismus, Pädophilie, bestimmte Formen des Sadomasochismus, Sodomie und weitere Abweichungen vom fortpflanzungsorientierten Sexualakt.“

Der Gesichtspunkt der Legalität ist sachfremd und wird im Wikipedia-Eintrag mit Recht weggelassen. Man könnte ihm allenfalls vorhalten, daß er "biologistisch" an der Fortpflanzungsorientiertheit als Kriterium des normalen Geschlechtsverhaltens festhält. Nun ist es allerdings für eine biologische Sichtweise gar nicht von der Hand zu weisen, daß die Fortpflanzung gewissermaßen der Sinn der Sexualität ist (ganz ohne naturalistischen Trugschluß). Das bedeutet kein moralisches Urteil über andere Erscheinungsformen des Geschlechtlichen; es bedeutet nur, daß am springenden Punkt festzuhalten ist. Andernfalls gäbe es bald keine Menschen mehr und damit auch niemanden, der sich politisch korrekt empören könnte – so einfach ist das.

Zurück zur Legalität! Die allermeisten "Abweichungen" des Geschlechtslebens sind legal. Aber was wäre gewonnen, wenn man sie deshalb "normal" fände? Soll der Leidensdruck ein Kriterium sein? All die Fetischisten, die eine ganze Industrie am Laufen halten, sind anscheinend glücklich mit ihren überteuerten Gummi- und Lederprodukten. Wissenschaftlich betrachtet, sind die Exhibitionisten auch nicht perverser, aber wir bestrafen sie, wenn sie sich "in schamverletzender Weise" zeigen, während wir sogar noch Geld dafür bezahlen, uns die Transvestiten ansehen zu dürfen.

Fast könnte man die katholische Kirche um ihre festen Kriterien beneiden, die allerdings zur Zeit auch ins Wanken geraten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.06.2015 um 03.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29060

Zum Geschäft mit der Not (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28601) gehört auch die Rhetorik der Gehaltsforderungen für Erzieherinnen. Diese hätten es nicht mit Maschinen, sondern mit mit lebenden Menschen zu tun, und was sind uns wohl unsere Kinder wert? Usw.
Man verschiebt eine ökonomische Frage kurz ins Moralische, anschließend kehrt man ins Ökonomische zurück und zählt nach.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.06.2015 um 17.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29049

Die saarländische Ministerpräsidentin vergleicht die Homo-Ehe indirekt mit Inzest und Polygamie – und löst damit heftige Reaktionen aus. Doch Kramp-Karrenbauer bleibt bei ihrer Äußerung – und sieht wohl auch keinen Grund zur Entschuldigung.
„Wenn wir diese Definition öffnen in eine auf Dauer angelegte Verantwortungspartnerschaft zweier erwachsener Menschen, sind andere Forderungen nicht auszuschließen: etwa eine Heirat unter engen Verwandten oder von mehr als zwei Menschen. Wollen wir das wirklich?“
(FAZ 3.6.15)

Die Äußerung ist weder logisch noch moralisch zu beanstanden.

Zur Sache: Inzest und Polygamie haben viele Befürworter, und es ist nicht einzusehen, warum sie ohne "ergebnisoffene" Diskussion abgespeist werden sollten. Zeigt sich nicht in der Diskriminierung von Verwandten- und Mehrfachehe der wahre Spießer?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.06.2015 um 00.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29045

Zu dem Wort "heutigen":
Ich dachte, ich schaffe den Eintrag gerade noch eine Minute früher. Es bezieht sich auf den 2.6.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.06.2015 um 00.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29044

Zwei Fundstellen in der heutigen FAZ, beide auf Seite 1:

Griechenland ist nicht das einzige Land, das seine besten Tage schon lange hinter sich hat. Auch Ägyptens hochkulturelle Phase liegt schon einige Zeit zurück.

Und weiter unten:

Eine steigende Zahl gut qualifizierter Deutscher wandert aus. ... Seit der Jahrtausendwende hat sich der Anteil der hochqualifizierten Auswanderer damit um acht Prozentpunkte erhöht.

Das war wohl (jetzt noch) nicht als Warnung beabsichtigt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.05.2015 um 06.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29023

So soll Honecker nach Kriegsende häufig nach West-Berlin gefahren sein, "wo in Berlin-Grunewald Orgien veranstaltet wurden", zitiert das Blatt Akten des BND. Aus einem anderen Bericht aus dem Jahr 1973 geht hervor, der DDR-Staatschef habe heimlich Schauspiel- und Sprachunterricht genommen. (Berliner Morgenpost)

Ich glaube, hier liegt ein Mißverständnis vor. Die Orgien und der konspirative Sprachunterricht waren dieselbe Veranstaltung. Rollenspiele sind eine übliche Form des modernen Unterrichts. Geheimdienst-Spitzel sind erwiesenermaßen phantasielose Spießer; das zeigen ja die Stasi-Akten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.05.2015 um 05.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#29009

Früher wurde Freiligraths Gedicht "Die Auswanderer" in den Schulen auswendig gelernt: "Ich kann den Blick nicht von euch wenden..." Meine Mutter konnte es noch. Keine große Lyrik, aber man spürt einen Hauch jener Zeit, als die Menschen Sack und Pack auf einen Karren luden und sich in das wirklich sehr große Abenteuer Amerika stürzten; eine Mischung aus Trauer und Zuversicht. In Auswanderermuseen (Bremerhaven, Cobh) kann man es noch erleben. Beinahe wäre ich selbst Amerikaner geworden. Meine Vorfahren waren gegen Ende des 19. Jahrhunderts auch in die USA ausgewandert, aber nach einigen Jahren wurde das Heimweh der Mutter zu stark, die Bäckerfamilie kehrte zurück, und nur ein bißchen verquatschtes Englisch wurde noch weitergegeben. Ein drüben geborener Junge wurde selbstverständlich Charles getauft und ist uns noch als der legendäre Onkel Charlie in Erinnerung. Das zeigt den Willen zur schnellen Integration.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.05.2015 um 04.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28937

Vor ein paar Tagen titelten viele Medien ungefähr so:

Sechs Polizisten werden bei "Pegida"-Demo verletzt

Jeder Leser erkennt die Absicht, weiß aber auch ohne Weiterlesen, daß die Gewalttätigkeit von den linken Gegendemonstranten ausgegangen ist, wie fast immer. Gesegnetes Passiv! (Diathese der Täterverschweigung)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.05.2015 um 15.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28902

Wahrscheinlich eine Erinnerungstäuschung von mir, weil ich den Bayern jeden Hohn zutraue...
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 17.05.2015 um 10.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28901

Wenn eine »Preußen-Halbe« 0,4 Liter mißt, kann 0,25 Liter keine »Preußen-Maß« sein, einmal abgesehen davon, daß das katholische Rheinland nicht gerade zu den preußischen Kerngebieten zählt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.05.2015 um 06.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28900

Ebenfalls in der FAS vom 17.5.15 steht ein ganzseitiger Bericht über den Kuckuck. Er zitiert nicht ganz wörtlich aus Bechsteins Naturgeschichte von 1792, archaisierend mit herbey kommt (Original kömmt) und Theil, aber zugleich ist die dass-Schreibung der FAZ drübergestülpt. Das Verfahren wirkt irgendwie schmuddelig.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.05.2015 um 05.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28899

Die kleinen Meldungen aus der Wissenschaft stammen überwiegend aus der Psychologie. Die FAS vom 17.5.15 teilt mit:
Tomatensaft schmeckt bei Lärm besser.
Frische Luft steigert die Leistung von Schulkindern um 7 Prozent.
Zweisprachige Kinder haben mehr Empathie. Das haben amerikanische Forscher bei der Untersuchung von 72 Vorschukindern festgestellt.

Denn Narzissmus hält ein Leben lang ist der Titel eines Beitrags über Eltern, die ihre Kinder zu sehr loben. Nichtgenannte Amsterdamer Forscher haben herausgefunden, daß Selbstvertrauen durch „menschliche Wärme“ entsteht und nicht durch Lob. Alles mit Fragebögen zur Selbsteinschätzung. Das Thema war schon vor Wochen durch alle Zeitungen gegangen. Prototyp von schlechter Psychologie. Solche Artikel haben den Unterhaltungswert von Horoskopen; man liest sie beim Sonntagsfrühstück vor, schmunzelt kurz (über die anderen, die so trefflich charakterisiert sind) und vergißt sie wieder.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.05.2015 um 12.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28885

Die Stärke des Händedrucks „soll zeigen, ob ein Mensch Herzinfarkt gefährdet ist.“ (rp-online.de 15.5.15)

Außerdem lese ich, daß in Düsseldorf der Bierpreis jetzt eine Schallmauer durchbrochen habe, nämlich 2 € für ein Glas Alt statt bisher 1,90 €. Das hat mich stutzig gemacht, bis ich las, daß es sich um 0,25 l handelt ("Preußen-Maß"), also keine Quantität, bei der es sich für einen Bayern oder Franken lohnen würde, auch nur hinzuschauen – falls man nicht gerade eine Tablette runterspülen muß. Interessant ist aber die psychologische Wirkung auf das Trinkgeld. Während man spontan annehmen würde, daß das kellnerfreundliche Aufrunden auf 2 bzw 4 € usw. nun wegfallen könnte, führt die zweite Überlegung gerade aufs Gegenteil: Man muß ja Trinkgeld geben, und da wäre es doch schäbig, 10 oder 20 Cent zur runden Summe hinzuzulegen, folglich gibt man z. B. 2,50 €. Und so ist es denn auch, wie ein Kellner bestätigt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.05.2015 um 18.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28839

Als meine Frau zum Studium nach Irland (zurück)kam, stand sie etwas verloren am Flughafen Shannon herum. Ein Busfahrer griff sie auf und redete sie mit "my love" an, bevor er sie nach Galway fuhr. Da fühlte sie sich gleich wieder zu Hause.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 08.05.2015 um 11.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28836

Zu "#28834 [/] Wenn ich eine Frau wäre, würde ich mich erinnern, wo überall ich mit Honey angeredet worden bin": Ich kann mich gar nicht erinnern, wo überall und wie oft ich in allerdings jüngeren Jahren von wildfremden und auch etwas älteren Frauen mir nichts, dir nichts mit Honey angeredet worden bin. Natürlich kann man das auch unter ungehöriger amerikanischer Begeisterungsfähigkeit abbuchen, aber derartige Anreden scheinen nicht nur landschafts-, sondern auch modegebunden zu sein; jedenfalls habe ich Honey schon ziemlich lange nicht mehr gehört, - ich meine, auch nicht, wenn ich Gesprächen anderer zuhörte.


 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.05.2015 um 05.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28835

Der von mir hoch geschätzte Geoffrey Sampson, den ich u. a. wegen seiner schriftgeschichtlichen Arbeiten schon erwähnt habe, hat vor einigen Jahren eine Begründung veröffentlicht, warum er Christ ist und einen Abfall des Abendlandes vom Christentum bedauern würde: http://www.grsampson.net/CXtn.html.

Nun gibt es viele solche Bekenntnisse, und ich kann dazu naturgemäß nichts sagen. Es kränkt mich zwar, daß Sampson den anständigen Nichtchristen nachsagt, ihre Anständigkeit verdankten sie der christlichen Umgebung, von deren Erbe sie gewissermaßen noch zehrten, aber das will ich auch nicht kommentieren, daran bin ich gewöhnt.

Für uns relevant ist nur der Vergleich mit China. Sampson hat Sinologie studiert, altchinesische Lyrik übersetzt und kann als Kenner der chinesischen Kultur gelten. Zustimmend zitiert er einen Geschäftsmann:

"We are brought up to think there are some fundamental ground rules that people follow that are not the law but are a higher level of operating than the law, and people abide by them because it is considered fair and reasonable to do so. But the Chinese are brought up from a fairly early age to believe that the only thing that is important is to win."

Ich glaube, daß solche Urteile, denen erfahrungsgemäß keine Kennerschaft etwas anhaben kann, von Grund auf verfehlt sind.

Erstens sieht selbst ein so aufgeklärter Mensch wie Sampson das Abendland im Lichte von dessen Ideologie. Zwar erwähnt er kurz die Ketzerverfolgungen (und spielt sie herunter), aber daß man aus der Vogelperspektive die abendländische Geschichte auch in einem weniger rosigen Licht sehen kann, kommt ihm nicht in den Sinn. Sind insgesamt die Menschen hier friedlicher, menschlicher (gewesen)? Eine offene Frage zumindest.

Zweitens sind die Eindrücke aus China wie immer in solchen Fällen nicht leicht einzuordnen. In der VR hat die kommunistische Parteidiktatur die schlechten Eigenschaften der Menschen gefördert, das Denunziantentum vor allem, vielleicht auch positive, in die der Fremde keinen Einblick hat. Überhaupt: Was wissen wir vom chinesischen Familiensinn, der wohl doch dazu beigetragen hat, daß die Chinesen das erfolgreichste Volk der Erde sind (wenn man nur den Reproduktionserfolg in Betracht zieht).
Ich kann mir schon denken, welche anekdotischen Erlebnisse die Ansicht vom chinesischen Gewinnstreben und Egoismus hervorgerufen haben. Wenn ein Unternehmer erlebt, daß er wieder mal den kürzeren gezogen hat, kann es schon zu einer solchen Meinung kommen. Und wenn man das brutale Gedränge im öffentlichen Personenverkehr beobachtet, ebenfalls.
Ich bin auch in chinesischen Familien gewesen und habe einige Literatur gelesen, Romane und Philosophen. Manches ist anders, aber die grundlegenden Züge der "Menschlichkeit" (ein hochgehaltener Begriff) usw. sind genau wie bei uns. Auch bei uns liebt niemand seine Feinde...

Kurz: Ich glaube, daß man irgend etwas nicht begriffen hat, wenn man so pauschal über eine ganze Kultur urteilt. Vielleicht habe ich schon mal erzählt, was mein Indologieprofessor bei jeder Rückkehr aus Indien sagte: "Indien ist so ein schönes Land - wenn bloß die Inder nicht wären!" Dabei war er mit vielen eng befreundet und hätte wohl kaum sein ganzes Leben in den Dienst dieser Kultur gestellt, wenn es ihm ganz ernst gewesen wäre. Aber ich weiß aus eigener Erfahrung, welche kleinen Erlebnisse einem einen solchen Stoßseufzer entlocken können. (Immerhin wurde damals - im Unterschied zu China - an Haltestellen noch brav Schlange gestanden, das hätte gerade dem Briten Sampson gefallen müssen...)

Es ist naiv, aber auch müßig, eine fremde Kultur, eine andere Religion aus der Sicht der eigenen zu beurteilen und dann natürlich meist zu verurteilen. Schwieriger und nie abzuschließen ist der Versuch, jede Kultur aus sich heraus zu verstehen. So macht es zum Beispiel die sehr christliche Anna Wierzbicka, und es kommt mehr dabei heraus.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.05.2015 um 04.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28834

Wenn ich eine Frau wäre, würde ich mich erinnern, wo überall ich mit Honey angeredet worden bin.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 05.05.2015 um 09.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28796

Ja, dort dann meist ausgesprochen [luv].
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.05.2015 um 09.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28795

Ergänzung zu #28790:
Daß auch Fremde mit "love" angesprochen werden, soll nach Auskunft englischer Kollegen vor allem regional im nördlichen England vorkommen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.05.2015 um 15.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28790

Ja, das denke ich, egal in welchem Land. Allerdings hatte ich das mit der Aufdringlichkeit etwas eingeschränkt. Ich würde es zwar so empfinden, wäre aber schon auch nachsichtig.

Falls Sie hier England meinen sollten, so glaube ich aber nicht, daß eine solche Anrede geradezu typisch für dieses Land ist, eher im Gegenteil, selbst wenn es ab und zu mal vorkommen sollte.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 04.05.2015 um 14.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28789

Im Lande des „understatement“ gibt es auch viele Leute, die jeden Wildfremden mit „love“ ansprechen.

Ist das nun ein Zeichen von „Begeisterungsfähigkeit“ oder von „aufgesetzter, unehrlicher, ja fast schon aufdringlicher“ Höflichkeit?
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 04.05.2015 um 10.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28786

Zu #28773, und da schließlich besonders zur Dauerform (progressive): Ach du meine Güte! Da ist also auch im Deutschen der Name Gottes zur Verhinderung der direkten Nennung des Namens Gottes durch eine seiner Eigenschaften ersetzt worden! Zu Herrn Achenbachs langgezogenem, also wenigstens mit einiger Verzögerung ausgesprochenen "God": Wo ich lebe, gehen wir da noch weiter. Wir sagen "Oh my!", mit "my" lang, und damit hat sich's. Auch vom gebackenen Hühnchen essen wir nur "dark meat" und "white meat", denn Bein und Brust erinnern doch zu sehr an Sex, und dabei wollen wir ja nicht zu weit gehen. Deutsche können wie Gott in Frankreich leben, - uns hier ist ein zum Picknick mitgebrachtes "hot dish" keine Götterspeise (wir wollen ja lt. erstem Gebot sowieso keine Götter kennen), sondern einfach "out of this world", wobei wir uns auch gar keine Sorgen machen, was betuchteste New Yorker an der Fifth Avenue essen und wie sie es nennen, so daß es keinem aufstößt, denn Amerikanisch ist, was Amerikaner sprechen, und "I'm loving it" hat Zukunft, wie ja der von uns Sprachbesorgten geliebte Konjunktiv II schon fast überall durch die *would-plus-infinitive*-Konstruktion ersetzt ist. Warum? Nun, da braucht man nicht mehr alle Stammformen des Verbs zu wissen; der Infinitivstamm reicht, und nur zu "be" und "would [='d]" muß man noch etwas mehr wissen. Und da können gute Erforscher der englischen Sprache tausendmal (aber auch trotzdem nicht ganz richtig) sagen, die Dauerform ist ja bei Verben, die sowieso Andauerndes ausdrücken, "nicht richtig", - das Volk, dem ich gern aufs Maul schaue, redet halt anders. Wenn ich unten in der Stadt in der Kneipe bei einem Bier gefragt wurde: "And what are you doing?" (und das schon vor langem), sagte ich nicht, "Mann, das siehste doch. Ich trinke ein Bier.", sondern antwortete: "I'm working up at the college", obwohl manche da oben es anfangs gar nicht so gerne sahen, daß ich in der Öffentlichkeit so gottungefällig ein Bier trank und Biertrinken ja auch m. E. nicht als Arbeit zu zählen ist.

Zum nervenden "Hi, how're YOU doing today?" (#28776): Na, irgendwas müssen die Leute ja sagen, das gehört zum guten Ton. Als Nicht-Muttersprachler nimmt man natürlich eine Menge alles erstmal wörtlich, aber so ist es nicht immer gemeint, und wenn es in diesem Fall sogar so gemeint ist, finde ich es sogar ganz anständig und gar nicht aufdringlich. Im Deutschen zeigt uns der Akkusativ in "Guten Tag", daß der Ausdruck für "Ich wünsche Ihnen/dir/euch einen guten Tag" steht. Ist das nun aufdringlich, wenn wer zu uns guten Tag sagt, wo wir einander doch vielleicht gar nicht so kennen? "Die Amerikaner haben einfach diese Neigung zu Superlativen, Kitsch und Übertreibungen." Ach, lieber Herr Riemer, die Deutschen haben sie auch, aber sie wird ihnen in der Schule ausgeredet (so daß wir dann hier "die Deutschen" bereden können, - und auch "die Amerikaner", nicht wahr, wohl weil die uns nicht so ausgeredet wurden); in Amerika hält man die Hand aufs Herz beim vielleicht noch täglichen Absingen der Nationalhymne, und ansonsten läßt man die Kinder reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Aber jeder erinnert sich auch sein Leben lang dankbar an den einen Lehrer, der darauf bestand, daß man sich immer klar und genau ausdrückte. Und in unserer kleinen Stadt hier (Thornton Wilders *Our Town*) hatten wir eine Lehrerin, die ihre Mathematikschüler aufgrund von deren Erfolgen bei Wettbewerben fast jährlich bis nach Washington nahm und ohne große Superlative vorbildlich redete, wie ihr Fach das erforderte. Was ist denn daran "unehrlich ... schon", wenn jemand in der U-Bahn mit mir ein Gespräch anfängt, weil er hörte, daß ich was mit einem Akzent sagte, und er mir bei seinem zweiten Satz unseres kurzen Gesprächs bis zu seiner oder meiner Station schon ein Foto von seinen zwei Töchterchen zeigt? Ehrlich, nach einem halben Jahrhundert hier freue auch ich mich, daß er sich gar nicht schämt, anderen zu zeigen, wie lieb er seine Kinder hat. Sowas verdient sogar Achtung, empfinde ich. Zu so manchem recht Menschlichen muß man sich nämlich nicht unbedingt doch erstmal gut kennen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.05.2015 um 10.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28784

Sicher ist das auch ein wichtiger Punkt, lieber Herr Metz. (Ich kenne leider Holländisch und die Holländer zu wenig, hätte allerdings vermutet, daß es so gravierende Mentalitätsunterschiede zwischen Holländern und Deutschen nicht gibt.)

Welches ist dann also eine gute Übersetzung, die einerseits den amerikanischen Sprachgebrauch berücksichtigt (love/hate ist nicht genau gleich lieben/hassen), andererseits aber auch die unterschiedliche Mentalität nicht einfach glattbügelt (love/hate ist nicht genau gleich mögen/nicht mögen)?
Man kann beidem wohl nur im Textzusammenhang einigermaßen gerecht werden, d. h. es gibt keine feste Lösung.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 03.05.2015 um 23.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28777

Amerikaner sagen das nun mal nicht so, sondern sie sagen "Ich liebe/hasse Eiscreme"

Eben nicht. Sie sagen: I love/hate ice cream. Übersetzen Sie mal niederländische Texte nach dem Prinzip »love = lieben«. Was meinen Sie, was dabei herauskommt? Jedenfalls keine Texte, die die Mentalität der Holländer zutreffend wiedergäben. Eher im Gegenteil.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.05.2015 um 22.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28776

Ja, woher kommt diese Begeisterungsfähigkeit bloß (R.M., #28762), jedenfalls ist sie eine Frage der US-amerikanischen Mentalität. Ich finde es z. B. auch immer noch sehr irritierend, wenn ich beim Betreten eines Geschäftes sofort gefragt werde: "Hi, how're YOU doing today?" (Auch noch mit Betonung auf dem YOU, mein erster Gedanke ist immer, heh, woher kennen die mich?) Ich empfinde diese übertriebene Freundlichkeit als aufgesetzt, unehrlich, ja fast schon als aufdringlich. Ist natürlich nicht aufdringlich gemeint, aber unehrlich ist sie schon, denke ich. Die Amerikaner haben einfach diese Neigung zu Superlativen, Kitsch und Übertreibungen.

Wenn man nun "Oh my GOD" mit "Ach du Schreck" und "I love/hate ice cream" mit "Ich mag (keine) Eiscreme" usw. übersetzt, dann trifft es wohl das, was ein Europäer sagen würde, aber es verwischt und verdeckt völlig die amerikanische Mentalität. Amerikaner sagen das nun mal nicht so, sondern sie sagen "Ich liebe/hasse Eiscreme", und deshalb finde ich, muß man das auch so übersetzen, und nicht seine eigene Mentalität hineininterpretieren und damit die amerikanische Art verstecken.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 03.05.2015 um 19.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28773

Ob „I'm loving it!“ überhaupt korrektes Amerikanisch ist, darüber gehen die Meinungen auch unter Amerikanern auseinander. Jedenfalls sollte man besser nicht sagen „i’m loving my wife“.

Herr Ludwig weist darauf hin, daß manche amerikanische Ausdrucksweisen, auch das „wonderful“, auf Nichtamerikaner etwas sehr emphatisch wirken. Für Amerikaner sind das aber Allerweltsausdrücke. Leider werden diese häufig wörtlich und damit falsch übersetzt. „I love/hate ice cream“ heißt im Deutschen nun einmal nicht „ich liebe/hasse Eiscreme“ sondern „ich mag/mag kein Eiscreme“.

Sehr beliebt als Ausdruck des Erstaunens oder Erschreckens ist „oh my God!“, wobei das letzte Wort möglichst langgezogen ausgesprochen wird. Fromme Amerikaner dürften das eigentlich nicht sagen (Drittes bzw. Zweites Gebot). Jedenfalls heißt das im Deutschen nicht „O mein Gott!“, auch wenn man das inzwischen schon oft hört oder liest, sondern eher „ach du meine Güte“ oder „ach du mein Schreck“.
 
 

Kommentar von Pt, verfaßt am 03.05.2015 um 13.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28772

Die Kirchen geben ja auch Anlaß zur Kritik, bei uns wie in den USA. Hier ist man sich seiner Vergangenheit aber eher bewußt, siehe Hexenwahn, Religionskriege, Pogrome, Drittes Reich, etc. Nicht über Politik reden zu wollen, in einem (angeblich) demokratischen Land, da dann doch irgendwas nicht stimmen ...

Woher wissen Sie, Herr Achenbach, "daß von solchen Daten nur unter strengen Bedingungen Gebrauch gemacht" wird? Und was genau meint "strenge Bedingungen"? Das "Datenzeitalter" hat gerade erst begonnen, wir können doch noch gar nicht wissen, welches Mißbrauchspotential im großmaßstäblichen Sammeln, Vorrätighalten und letztlich auch Auswerten von Daten liegt? Die Amerikaner hatten keine zwei Diktaturen innerhalb des letzten Jahrhunderts auf ihrem Territorium, die sind diesbezüglich doch ziemlich gutgläubig. Wir müssen und das nicht zum Vorbild machen.

Die in irgendwelchen Rechnern ''schlummernden'' Daten wecken Begehrlichkeiten, sie für die unterschiedlichsten Zwecke auszuwerten, und das bekommen dann die wenigsten mit. Wovor ich Angst habe, ist, daß in meine Daten irgendwas reininterpretiert wird, mit dem ich nicht einverstanden bin, wo den Leuten also "die Zahlen", die ja angeblich nicht lügen, vorgehalten werden, um unliebsamte Entwicklungen als unumgänglich darzustellen, so z. B. ein neuer Flughafen, Flughafenausbau, neue Kernkraftwerke, Rechtschreibreformen etc.

"Noch etwas zur sprachlichen Seite. Bei uns wird in diesem Zusammenhang immer von „Überwachung“, ja von „flächendeckender Überwachung“ gesprochen. Das halte ich für sprachliche Manipulation. Das bloße Vorhandensein von Daten ist keine „Überwachung“. Da gebe ich Botschafter Emerson ganz recht. Ich fühle mich überwacht, wenn meine Anrufe abgehört oder meine Briefe geöffnet werden, und jedesmal, wenn ich an einer Radarfalle vorbeifahre. Ich fühle mich dagegen nicht überwacht, weil von mir irgendwo Daten geschützt aufbewahrt werden."

Ich würde hier nicht so schnell von ''sprachlicher Manipulation" sprechen. Daten werde deshalb erhoben und aufbewahrt, um sie auszuwerten, siehe den Begriff Data Mining, http://de.wikipedia.org/wiki/Data-Mining: "Der Verlust an Genauigkeit geht oft mit einem Verlust an statistischer Gültigkeit einher, so dass die Verfahren aus einer rein statistischen Sicht mitunter sogar „falsch“ sein können. Für die Anwendung im Data-Mining sind oft jedoch der experimentell verifizierte Nutzen und die akzeptable Laufzeit entscheidender als eine statistisch bewiesene Korrektheit." Sowas sollte einem zu denken geben, insbesondere wenn man durch Statistiken (Zahlen) – wie oben beschrieben – bestimmte Notwendigkeiten belegen will.

Wer schreibt heute noch Briefe? Wenn Sie aber eine E-Mail schreiben, würden Sie sich nicht überwacht fühlen, wenn ein Programm ihre E-Mail scannt und nach Schlüsselbegriffen wie Waffen, Rauschgift der Islamismus etc. sucht? Es kommt nicht darauf an, ob ein Mensch oder ein Programm Ihren Brief oder Ihre E-Mail ''öffnet'', sondern darauf, welche Konsequenzen das für Sie hat – und für die Gesellschaft als Ganzes hat, und wenn es nur die Schwelle herabsetzt, z. B. E-Mails automatisch zu scannen. Früher gab es das Briefgeheimnis, gibt es etwas Vergleichbares für E-Mails? Letztlich ist es unerheblich, ob und wann Sie sich überwacht fühlen, wichtig ist nur, ob Sie überwacht werden und welche Informationen aus den Überwachungsdaten gewonnen werden. Das bleibt natürlich geheim! Aber damit wird dann kräftig Geld verdient, Sie sehen davon aber keinen Cent, sondern können sich dem daraus resultierenden Spam nicht mehr erwehren bzw. müssen die Kosten für diese allgemeine Überwachung durch die von Ihnen gekauften Produkte noch selber bezahlen.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 03.05.2015 um 11.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28771

Zu Herrn Achenbachs "auch wenn man auch hier nicht über Gebühr verallgemeinern sollte": Einfach um etwas besser zu verstehen und die Frage, "woher diese Begeisterungsfähigkeit kommt" zu beantworten, sollten wir nicht vergessen, daß vieles in der US-amerikanischen Mentalität, um es mal etwas verallgemeinernd zu sagen, der optimistischen Aufklärung aus der Zeit des Neo-Klassizismus entspringt (man schaue sich da nur mal die Architektur der State Capitols an, die die Schulkinder besuchen, um etwas über ihren Staat zu lernen).

R.M.s Unterscheidung "Englisch: "That's rather nice." Amerikanisch: "That's wonderful! I'm totally lovin' it! It's awesome!"" ist eigentlich schon im Englischunterricht besprochen worden, wo auf englisch was runterfiel und "in twenty pieces" brach und bei uns dasselbe "in tausend Stücke sprang" und wir mit dem Wort Untertreibung unseren Sprachschatz bereicherten. Ich habe übrigens nie "I'm totally lovin' it!" gehört, sondern nur "I love it." Und mir fällt der übertriebene Gebrauch von "love" und "hate", der mir in meimen ersten Jahren hier gewaltig gegen den Strich ging, schon gar nicht mehr auf. "It's awesome!" ist eigentlich erst wenige Jahre alt, und auch ohne "It's", meine ich. Damit machten unsere jungen Mütter hier auch die Sprache ihrer Schulkinder nach und ersetzten damit etwas ihr eigenes "cool". Wobei ich aber weder bei den Kindern noch bei den jungen Müttern das Gefühl hatte, daß die das Wort "awe" so verstanden und sorgfältig beachteten, wie ich's mit meiner Bildung tat und meinem Anglistikstudium und was weiß ich noch. Aber auch ich freute mich irgendwie, wenn Studenten nach meiner Erklärung von Zusammenhängen von irgendwas im Deutschen und Englischen, spoon und Span oder warum Frauen in der Kirche in Europa einen Hut tragen dürfen, Männer aber nicht und vor allem keine *baseball cap* verkehrt rum, - wenn die also meine Erklärung mit der Bemerkung "Awesome" entgegennahmen und mir dann gar nicht glauben konnten, daß ihr Gebrauch von "awesome" ein relativ neuer in der amerikanischen Szene sei.

Zu Herrn Icklers vorgestellter Zeitung (#28765): Ich habe natürlich hohe Achtung vor der deutschen Bezeichnung "Nachrichten", sinnvolle Informationen, zum Sich-danach-Richten. Dieses Wort sollte wie Kindergarten und Zeitgeist in alle Welt gehen! Aber "news" enthält eben auch viel von dem, was das Leben der Menschen beeinflußt und ohne das der Mensch nicht sein kann. Und ich selbst, der ich mir meine Nachrichten, so gut es geht, gleich aus den News Services zusammensuche, gebe gern zu, daß auch für mich was drin ist, wenn ich z. B. nur heute nacht lese:
"Mayweather behält damit seinen WBC- und WBA-Super-Championtitel im Weltergewicht und bekommt den WBO-Gürtel des zwei Jahre jüngeren Pacquiao." Es handelt sich hier um Leute, die 38 und 36 Jahre alt sind, und ich freue mich, daß auch im fortgeschrittenen Sportleben Erfahrung vor Jugend gehen kann.
"London (dpa). Der britische Prinz William, seine Frau Kate und ihre neugeborene Tochter haben das Krankenhaus in London verlassen. Knapp zehn Stunden nach der Geburt der Prinzessin zeigte die Familie sich vor der Tür des Lindo Wings des St. Mary's Hospital, [...]" Das mit den zehn Stunden ist an sich schon ganz interessant, aber eine andere dpa-Nachricht bringt noch mehr dazu: "Nur knapp zehn Stunden nach der Entbindung hatte Kate mit perfekter Frisur vor der Londoner Klinik strahlend ihr Baby gezeigt." Ja, Mann, das ist *royal class*, und viele lesen es sicher gern.
Und zu "Mann lebte mehr als zwei Jahre lang mit toter Mutter [/] Gronau (dpa). Ein 50 Jahre alter Mann hat in Gronau im Münsterland mehr als zwei Jahre lang mit seiner toten Mutter in einer Wohnung gelebt. Polizisten hätten die Leiche der Frau in einem Zimmer der Wohnung entdeckt, sagte ein Polizeisprecher und bestätigte damit einen Bericht der «Westfälischen Nachrichten»": Wie anders doch die Umstände in einem ähnlichen Fall, wo der Südstaatler William Faulkner mit realistischem Respekt "A Rose for Emily" bricht, die ihr Leben in vergangener Zeit in einem Haus, einem "eyesore among eyesores", verbrachte, was alles uns in der Gegenwart zeigt, es geht auch anders, aber so geht's irgendwie auch.

Zurück zum amerikanischen Neo-Klassizismus und dessen Religionsverständnis: Whatever is, is right, 1734, und das löst das Religionsproblem und was es da groß zu diskutieren gäbe. Und zu Herrn Achenbachs "Devise für die gute Gesellschaft „never talk about religion or politics“": Wir deutsche Fulbright-Studenten wurden Anfang der 60er Jahre vor unserer Abreise in die USA in Vorbereitungsseminaren gelehrt, Amerikaner mögen keine Gespräche über *race, religion, and politics*, - und gerade über solche Themen einsichtsvoll sprechen zu können, hatte den meisten von uns ja den kleinen Vorteil gegeben, um dieses Stipendium zu bekommen. Auch wenn bei allen möglichen Preisverleihungen hier Gott und den Eltern und früheren Lehrern dankgesagt wird, so ist das nichts weiter als wenn ich im Rückblick auf deutsch sage: Gottseidank hatte ich vernünftige Eltern und gute Lehrer. Herr Ickler hat hier völlig recht (#28763): Es geht bei sowas um "Äußerungen, wie man ja auch vom "smile-code" spricht und damit die kommunikative, konventionelle Seite hervorhebt." So spricht man halt bei sowas. Und in Deutschland wissen viele vieles besser; das ist auch meine Erfahrung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.05.2015 um 06.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28765

Es gibt bekanntlich Atlanten, die alles auf den Kopf stellen, was die übliche Kartographie bietet und schon den Schülern ein für allemal einbleut.

So könnte man sich eine Zeitung vorstellen, die weder einen Boxkampf noch ein "Royal Baby" (wie jetzt jeder sagen zu müssen glaubt) in die Hauptschlagzeilen setzt, sondern beispielsweise die zivilen Opfer amerikanischer Luftangriffe in Syrien, und das Boxen und das Baby vielleicht überhaupt nicht erwähnt usw. Das wäre wohl nur als Internetprodukt möglich. Im Internet findet der erfahrene Nutzer zwar Websites, die nur das enthalten, was ihn interessiert, aber das ist nicht ganz das, was ich meine.
So muß man sich Tag für Tag die Mühe selbst machen, die große Illusionsmaschine ("Lügenpresse") gegen den Strich zu nutzen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.05.2015 um 05.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28763

Lauter interessante Beobachtungen und Bekenntnisse. Ich möchte nur in Erinnerung bringen, daß es nicht um Einstellungen geht, sondern um Äußerungen, wie man ja auch vom "smile-code" spricht und damit die kommunikative, konventionelle Seite hervorhebt.

Übrigens: Wir lesen von Geheimdiensten, und wir lesen von verhinderten Terroranschlägen. Unwillkürlich bringen wir beides in Verbindung.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 02.05.2015 um 20.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28762

Englisch: "That's rather nice." Amerikanisch: "That's wonderful! I'm totally lovin' it! It's awesome!" Man könnte sich fragen, woher diese Begeisterungsfähigkeit kommt.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 02.05.2015 um 19.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28761

Na ja, das sind ja noch mehr Clichés. Menschen, die alles „wonderful“ finden, sind mir jedenfalls lieber als solche, die einem ungefragt jedes Wehwehchen erzählen und hinter jeder Ecke den Weltuntergang wittern. In guter Gesellschaft gehört sich letzteres jedenfalls nicht. Da zieh ich den „stiff upper lip“ vor. Wenn es in den USA mehr positiv eingestellte Menschen als in unserem weinerlichen Land geben sollte - umso besser für die USA.

Trauer ist auch etwas anderes als Bitterkeit oder gar Verbitterung.

Es mag ja sein, daß es in den USA mehr Menschen gibt, die ihre Religiosität zur Schau stellen als bei uns. Die sind aber auch dort nicht die Mehrheit. Bei uns traut sich dagegen schon fast keiner zuzugeben, daß er gläubig ist. Umso abstoßend lauter sind die bei uns, die bei jeder Gelegenheit an den Kirchen herumkritteln. Persönlich halte ich mich lieber an die Devise für die gute Gesellschaft „never talk about religion or politics“.

Was Botschafter Emerson gesagt hat, halte ich für sehr treffend, auch wenn man auch hier nicht über Gebühr verallgemeinern sollte. Hier wie dort gibt es solche und solche.

Allerdings gibt es bei uns wohl tatsächlich einflußreichere und lautstärkere Gruppen, die eine „bundesverfassungsgerichtlich geförderte Datenschutzhypertrophie“ (Prof. Isensee) vertreten. Diejenigen in der Bevölkerung, die sich Sorgen um ihre Sicherheit machen, sehen die Dinge vielleicht anders.

In dieser Hinsicht bin ich Amerikaner. Ich fühle mich jedenfalls nicht in meinen Grundrechten beeinträchtigt, weil in irgendwelchen Rechnern irgendwelche Daten von mir schlummern, solange ich weiß, daß von solchen Daten nur unter strengen Bedingungen Gebrauch gemacht werden darf.

Im Gegenteil, ich würde mich beschweren, wenn meine Telefongesellschaft nicht meine Telefonverbindungen oder meine Bank nicht meine Finanztransaktionen speichern würden, denn wie könnte ich sonst nötigenfalls reklamieren? Obendrein bin ich noch mein eigener Datenvorratshalter, weil ich etwa verpflichtet bin, meine Steuerunterlagen soundsoviele Jahre aufzubewahren.

Noch etwas zur sprachlichen Seite. Bei uns wird in diesem Zusammenhang immer von „Überwachung“, ja von „flächendeckender Überwachung“ gesprochen. Das halte ich für sprachliche Manipulation. Das bloße Vorhandensein von Daten ist keine „Überwachung“. Da gebe ich Botschafter Emerson ganz recht. Ich fühle mich überwacht, wenn meine Anrufe abgehört oder meine Briefe geöffnet werden, und jedesmal, wenn ich an einer Radarfalle vorbeifahre. Ich fühle mich dagegen nicht überwacht, weil von mir irgendwo Daten geschützt aufbewahrt werden.

Der Kölner Stadt-Anzeiger spricht vom „BND als Partner der NSA“. Warum spricht er nicht von der „NSA als Partner des BND“? Besteht hier ein Unterschied oder bilde ich mir das nur ein?
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 02.05.2015 um 16.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28760

Zu "Das ist in diesen Kreisen ein ernstes Problem, das bis heute diskutiert wird": Ich weiß nicht, ob das stimmt. Aber interessant ist doch, wofür sich Menschen so interessieren, wenn sie etwas Zeit haben und ihren Interessen etwas nachgehen können. Im amerikanischen *baseball* "is less going on than meets the eye", wie's ein Engländer mal formulierte, aber trotzdem wollen hier viele wissen, wie so ein Spiel irgendwo weit weg ausgegangen ist und warum. Und da spielt dann sogar eine Menge ganz saubere Wahrscheinlichkeitsrechnung eine Rolle. Und daß "[j]emand, der noch mit Elvis zusammen musiziert hatte und ein frommer Laienprediger ist, beteuert (wie auch andere aus dem Umkreis), daß der King zwar kein Heiliger war, aber trotzdem im Himmel sei, weil er durch seine Gospeldarbietungen viele andere auf den rechten Weg geführt habe", werde ich nächsten Dienstag mal am wöchentlichen Kaffeetisch der Emeritierten hier zitieren, und ich bin sicher, wir werden es gar nicht so unernst diskutieren, - und manchmal führt ja sowas sogar zu einem Artikel in einer *peer-review*ten Fachzeitschrift. Und den Blick zu erweitern und zu vertiefen, - dazu sind doch auch wir hier mit Schrift und Rede angetreten, nicht wahr, ja. Auf jeden Fall reden in den USA z. B. bestenfalls Senioren im *high-school*-System noch irgendwann mal einer *spelling-reform* das Wort.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.05.2015 um 14.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28759

Ja, natürlich, das ist alles voller Klischees, und ich habe es auch nicht ganz ernst gemeint.
Was in den USA noch auffällt bzw. von dort berichtet wird: Viele Menschen beteuern oft und gern, wie wonderful ihr Leben sei: Frau, Kinder, Haus, Beruf – alles wonderful. Kürzlich schrieb eine Amerikanerin, man müsse auch trauern dürfen (sie hatte ihren Mann verloren), und mußte sich gleich sagen lassen, sie klinge "bitter". Das scheint ein ziemlich schwerer Vorwurf zu sein, und die Rechtfertigung erfolgte umgehend. Das hängt vielleicht mit einer mir gar nicht verständlichen Einteilung der Menschen zusammen in solche, die "saved" sind, und den Rest. Bei uns kennt man Konversionen, aber von heute auf morgen "saved" und sozusagen ein ganz anderer Mensch zu sein, das ist doch noch etwas anderes. Bush jr. ist auch saved, wenn ich mich recht erinnere.
Jemand, der noch mit Elvis zusammen musiziert hatte und ein frommer Laienprediger ist, beteuert (wie auch andere aus dem Umkreis), daß der King zwar kein Heiliger war, aber trotzdem im Himmel sei, weil er durch seine Gospeldarbietungen viele andere auf den rechten Weg geführt habe. Das ist in diesen Kreisen ein ernstes Problem, das bis heute diskutiert wird.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 02.05.2015 um 09.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28758

Daß in Holland viele Fenster deswegen keine Gardinen haben, weil die Bewohner zeigen wollten, wie anständig sie leben und daß sie nichts zu verbergen haben, ist fester Bestandteil des Klischeerepertoires, an dessen Hege und Pflege niemandem so gelegen ist wie den Holländern selbst.

Es gibt auch noch ganz andere, weniger freundliche Erklärungen, die so gar nichts mit Calvinismus oder puritanischer Bescheidenheit zu tun haben, darunter die, daß man gerade zeigen will, was man hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.05.2015 um 06.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28757

Nicht neu, aber interessant, soweit es zutrifft:

Der Botschafter der USA in Deutschland, John Emerson, hat das Vorgehen des US-Auslandsgeheimdienstes NSA mit dem Verweis auf kulturelle Unterschiede verteidigt. "Amerikaner sehen es als Verletzung der Privatsphäre, wenn jemand ihre Briefe und E-Mails liest oder ihre Telefonanrufe mithört", sagte der Botschafter dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Samstag-Ausgabe). Deutsche hingegen hielten ihre Privatsphäre bereits dann für verletzt, "wenn jemand die Kommunikationsdaten sammelt", fügte Emerson hinzu. Als Beispiel nannte für die unterschiedlichen Einstellungen nannte Emerson den Umgang mit Google Street View. In Deutschland riefen die Menschen beim Unternehmen an, um ihr Haus von der Internet-Seite entfernen zu lassen. In den USA wollten die Menschen genau wissen, wann die Kamerawägen kämen, damit sie sich vor das Haus stellen und winken könnten. Mit Blick auf die Debatte über die Rolle des deutschen Bundesnachrichtendienstes als Partner der NSA sagte der US-Diplomat, "dass die fortlaufende Kooperation zwischen unseren Geheimdiensten kein Geheimnis ist".
Kölner Stadt-Anzeiger newsroom: http://www.presseportal.de/pm/66749 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_66749.rss2

(Aus den "Kamerawägen" der Vorlage wird bei der FAZ übrigens der "Wagen mit der Kamera" – offenbar ein Ausweichen vor der fragwürdigen Pluralbildung.)

Das erinnert an die Holländer, die keine Gardinen vor ihre Fenster hängen, damit jeder sieht, wie sauber es bei ihnen zugeht. Gemeinsames puritanisches Erbe? (Wir haben auch keine Gardinen, aber aus Faulheit.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.05.2015 um 18.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28749

In der "Welt" schreibt Andreas Rosenfelder eine heitere Philosophie des Anzugs, nämlich darüber, daß man in förmlicher Kleidung anders denkt und schreibt als im Freizeitlook. Das ist natürlich den Psychologen auch nicht entgangen. Zum Beispiel hat sich Skinner viel mit den zahlreichen Ursachen des Sprachverhaltens beschäftigt und dabei auch diesen Punkt erwähnt.

"Manche Schriftsteller haben mit Vorliebe im Bett gearbeitet, andere vor einem prasselnden Feuer. Von Buffon wird berichtet, er habe nur dann gut schreiben können, wenn er sich elegant gekleidet von Dienern umgeben in seinem Gartenhaus befand. Ein Briefschreiber kann sich einen Ersatz für den abwesenden Adressaten verschaffen, indem er am selben Ort mit demselben Material, zur selben Tageszeit und möglichst jeden Tag schreibt, denn diese Umstände bündeln das Verhalten, das einem bestimmten Adressaten gegenüber angemessen ist." (VB 182)

Thomas Mann setzte sich jeden Morgen in förmlicher Kleidung an den Schreibtisch und schrieb seine anderthalb Seiten. (Das scheint nicht viel, aber wenn man bedenkt, daß es jedes Jahr ein Ausstoß von 500 Seiten ist... Beneidenswert.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.05.2015 um 17.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28748

Sie haben wieder mal recht, lieber Herr Achenbach. Ich hatte den Satz vollkommen mißverstanden und nehme alle Spekulationen zurück.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 01.05.2015 um 15.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28747

Nordbayern.de berichtet:

"Am Montag wurde die Hasenskulptur mit einem Fest im Erlanger Röthelheimpark begrüßt."

Auf einem begleitenden Foto ist ein Mann mit einer großen Kamera zu erkennen – vermutlich einer Polaroid-Kamera, ob nun analog oder digital. Man sieht auch viele Kinder, die vor oder auf der "Skulptur" posieren. Da das Fest vermutlich von interessierter Seite veranstaltet wurde, gab es Photos wohl kostenlos. Welches Kind würde da nicht zugreifen?

Im übrigen ist "Kunst" eben das, was irgend jemand als "Kunst" bezeichnet – ob Klettergerüst oder was auch immer.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.05.2015 um 07.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28746

In einigen Medien (Frankfurter Rundschau) wird der in Tschechien bereits praktizierte (Internet-)Pranger gelobt, d. h. die Bekanntgabe von Gaststätten und Lebensmittelbetrieben, die gegen Hygienevorschriften verstoßen haben. Einge Leser kritisieren das Wort "Pranger". Wie auch immer man es nennt: jedenfalls ist das Verfahren unter rechtsstaatlichen Gesichtspunkten nicht zu billigen. Bei Rechtsverstößen muß der Täter bestraft, sein Betrieb gegebenenfalls geschlossen werden, und das war's dann auch schon. Unterhalb der juristisch relevanten Schwelle gibt es die öffentliche Kritik (Bewertungsportale).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.05.2015 um 06.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28744

Zu besagtem Hasen gibt es noch folgenden Bericht:

Für ein Polaroid-Foto mit dem Hasen als Andenken an diesen Tag standen Jung und Alt sogar Schlange.

Es soll zwar auch digitale Polaroid-Kameras (mit kleinem Drucker) geben, aber ich habe noch keine gesehen. Alle Welt fotografiert mit dem Handy, das ja auch erstaunlich gute Bilder liefert. Oder sollte "Polaroid" inzwischen eine andere Bedeutung angenommen haben? Mal sehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.04.2015 um 12.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28731

In Erlangen streiten sie wieder mal über öffentliche Kunstwerke, diesmal einen 4 m hohen Hasen aus Edelstahlplatten. Ich selbst würde mich über Grünanlagen ohne Kunstwerke freuen, aber das geht wohl nicht, der Horror vacui muß alles vollstellen.
Was die Sprache betrifft, so sind viele Kunstwerke ohne einen gewissen Schwall hoher Worte nicht lebensfähig. Um bei Erlangen zu bleiben: Hier hat die Kunst am Bau z. B. ein spitziges Edelstahltrumm hervorgebracht, an dem ich täglich vorbeiradeln muß. Erst jetzt habe ich mich aufgerafft, einmal nachzuschlagen, was es bedeuten soll:

Die "Edelstahlskulptur" wurde 1986 aufgestellt. Es handelt es sich um eine Arbeit des Münchners Hermann Kleinknecht.
Seine Intentionen für die Plastik: "Die Skulptur lebt aus der Spannung zwischen Stabilität und Bewegung: dem vertikal-horizontalen Raumgerüst ist die beidseitig aufsteigende Bewegung der Kurve (Seilkurve) zugeordnet, die sich in der Vorstellung des Betrachters weiter ausdehnen kann. Dies ist der unsichtbare Teil der Skulptur. Die beiden unterschiedlichen Höhen der Skulpturen bedingen einen asymetrischen [!] Bogenverlauf. Im Zusammenspiel der Raumlinien werden aktivierende und ausgleichende Kräfte zur Form."
(http://www.uba.uni-erlangen.de/kunst/k079.01.html)

Fehlt nur noch, daß das Werk auch orthographische Kräfte freisetzt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.04.2015 um 06.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28727

Wer laut Selbstdeklaration "Friedensforschung" treibt, hat staatliche Zuwendungen bereits in der Tasche; das muß man doch einfach fördern.
Am unüberbietbarsten (man beachte den raffinierten Superlativ!) ist aber die Erfindung des "Weltethos". Auf das Gedänkchen, das sich dahinter verbirgt, kommt es gar nicht an. Der gute Wille wird monumental, das verschafft viele Preise und Auszeichnungen. Macht der Sprache, des Geschwätzes.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.04.2015 um 18.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28714

Allensbach hat die Leute gefragt, ob Häftlinge im Strafvollzug den Mindestlohn bekommen sollten. 53 % waren dagegen. So stand es in der Hauszeitschrift des Instituts, auch FAZ genannt.
Was soll das nun? Wie viele Befragte wissen überhaupt genauer, wovon sie reden? Soll Volkes Wille auf die Haftbedingungen einwirken?
Natürlich sind solche Ergebnisse technisch sauber gewonnen, wie man denn zu allem und jedem eine Mehrheitsmeinung einholen kann. Nur der Inhalt ist gleichgültig.
Oder soll das Ganze eine witzige Anspielung auf den allerdings unfaßbaren Kriminalfall Haderthauer sein?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.04.2015 um 07.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28702

Friedhofssatzungen und -ordnungen sind interessante Texte, weil ungeachtet gewisser Vorlagen doch viel Eigenarbeit der Gemeinden darinsteckt. Gerade wird gemeldet:

24. April 2015 Düren – Junge darf allein zum Grab seines Vaters

Ein Zehnjähriger darf in Düren nun doch allein das Grab seines Vaters besuchen.
Ein Zehnjähriger aus Düren darf mit einer Sondergenehmigung allein zum Grab seines Vaters gehen. Der Junge war zunächst des städtischen Friedhofs verwiesen worden, als er nach der Schule das Grab seines vor einigen Monaten verstorbenen Vaters besucht hatte. In der Friedhofsatzung sei aufgeführt, dass Kinder unter 14 Jahren Friedhöfe nur in Begleitung Erwachsener betreten dürften, bestätigte der Dürener Service Betrieb am Freitag. Ausnahmen seien aber möglich, wenn die Mutter versichere, dass sie die Verantwortung übernehme
.

In anderen Städten, z. B. München, ist das Mindestalter auf 7 Jahre festgesetzt, anderswo gibt es überhaupt keine Bestimmung dazu (was nicht ausschließt, daß in den ausgehängten Friedhofsordnungen etwas steht).

Natürlich zeigt sich darin das Menschenbild der Verfasser. Die fühllose Hausmeistergesinnung, die zum Platzverweis des Zehnjährigen führte, bloß weil er das Mindestalter nicht erfüllte, macht mich richtig wütend. Ich bin zwar von so frühen Verlusten verschont geblieben, hatte aber Schüler, die durch den Tod eines Elternteils so verstört waren, daß man um sie Angst haben mußte. Dem Zehnjährigen am Grab seines Vaters hätte ein mitfühlendes Wort gut getan.

Im übrigen würde es genügen, liederliches Verhalten im konkreten Fall zu verhindern. Es kommt allerdings nach meiner langjährigen Friedhofserfahrung nur sehr selten vor. Am häufigsten dürfte das Pinkeln in einer entlegenen Ecke sein. Auch beginnt der gelegentliche Vandalismus sozusagen erst mit 14, statt damit aufzuhören.

Die Texte, um darauf zurückzukommen, arten oft in Regelungswahn aus. Interessant war mir, daß schon lange vor dem heutigen Rauchverbot das Rauchen auf Friedhöfen oft verboten war. Eine Besonderheit ist auch, daß den kleinteiligen Verboten jedenfalls in kleineren Orten keinerlei Aufsicht gegenübersteht.

Metaphysische Qualität hat die regelmäßige Bezugnahme auf die Ruhe der Toten. Eigentlich geht es um die lebenden Besucher. Interessant könnte auch die Vereinbarkeit der Satzungen (Särge aus festem Holz, durch deren Wände keine Flüssigkeit sickern kann, die aber zuverlässig verrotten) mit den Bestattungsbräuchen der Migranten werden.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 23.04.2015 um 07.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28691

Man könnte spaßeshalber mal die GfdS darauf aufmerksam machen, die doch viel Geld dafür bekommt, Gesetzestexte durchzusehen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 22.04.2015 um 22.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28687

Tatsächlich, da ist das im Verkehrsportal noch jemandem aufgefallen.

zu R. M.:
Ja, gemeint sein könnte die unmittelbare Nähe zum Verkehrszeichen schon, aber auch das müßte zumindest richtig geschrieben sein. Daß etwas einfach "unmittelbar angebracht" ist, habe ich sonst noch nicht gehört. Meiner Ansicht nach erfordert unmittelbar noch irgendeine lokale Ergänzung. Eine andere Korrekturmöglichkeit wäre noch:

Sie sind unmittelbar an, in der Regel unter dem Verkehrszeichen, auf das sie sich beziehen, angebracht.
 
 

Kommentar von verkehrsportal.de, verfaßt am 22.04.2015 um 21.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28686

http://www.verkehrsportal.de/board/index.php?showtopic=104379
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 22.04.2015 um 18.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28685

Es könnte auch »in unmittelbarer Nähe« des fraglichen Verkehrszeichens gemeint sein.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 22.04.2015 um 17.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28684

Wohl auch ein Fall von sprachlichem Kopfrechnen:

§ 39 StVO (nach www.stvo.de):
(3) Auch Zusatzzeichen sind Verkehrszeichen. Zusatzzeichen zeigen auf weißem Grund mit schwarzem Rand schwarze Sinnbilder, Zeichnungen oder Aufschriften, soweit nichts anderes bestimmt ist. Sie sind unmittelbar, in der Regel unter dem Verkehrszeichen, auf das sie sich beziehen, angebracht.

Was bedeutet es, wenn ein Zusatzzeichen "unmittelbar" angebracht ist? Wie oder wo ist es dann angebracht?

Der Satz sollte wohl so heißen:
Sie sind unmittelbar an dem Verkehrszeichen, auf das sie sich beziehen, in der Regel darunter, angebracht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.04.2015 um 12.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28681

Wie ich gestern hörte, haben Erlanger Polizisten eine Radlerin zum Absteigen gezwungen, weil sie auf einem bestimmten Straßenstück nicht fahren dürfe. Sie zeigten ihr das Schild: weiß, rechteckig, darauf ein schwarzes Fahrrad und darunter der Schriftzug frei. Wir Radfahrer verstehen das so, daß der Weg für Radfahrer freigegeben ist, die fränkische Polizei deutet es offenbar als "frei von Fahrrädern". Theoretisch wäre das denkbar, aber es ist eben nicht so.

(Falls jemand die Geschichte nicht glaubt, was ich gut verstehen könnte – hier passieren noch ganz andere Dinge!)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.04.2015 um 06.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28667

Türkische Studenten wollen ein Elektroauto für vier Personen entwickelt haben, das 2500 km für 13 € fährt, alle 500 km aufgeladen wird und mit Batterien nur 500 kg wiegt. Sogleich legen Hunderte von Lesern dar, warum Regierungen (Steuern) und Konzerne (Profite) die Produktion dieses fabelhaften Fahrzeugs verhindern werden. Nur sehr wenige erinnern an die Physik.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 16.04.2015 um 08.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28628

Lt. dem amerikanischen Lehrbuch, nach dem ich einige Zeit Erstes Jahr Deutsch unterrichtete, war bei der ersten deutschen Eisenbahnfahrt die erste deutsche Eisenbahnfracht ein Faß Bier. Ob diese Fracht die Reise sicher überstand, stand da nicht. Später wurden die Lehrbücher politisch korrekter, und so kompliziert durfte das Deutsch fürs erste Jahr auch nicht mehr sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.04.2015 um 07.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28627

Italien will eine Espressomaschine ins Weltall schießen. Das freut den Philosophen, denn dort zieht ja schon Russells Teekanne ihre Bahn. So kommen Engländer und Italiener zu ihrem Lieblingsgetränk. Fehlt noch ein Bierfaß für die übrigen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.04.2015 um 05.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28602

„Zumindest ein Teil der Kirchenaustritte wäre unter Umständen durch Kommunikation zu verhindern gewesen. Denn dass das neue Einzugsverfahren gerechter ist, weil die Veranlagung nicht mehr so leicht aus Unwissenheit oder Absicht umgangen werden wird, begrüßen viele Kirchenmitglieder.“ (Stuttgarter Zeitung 10.4.15)
Wie kann ein Mitgliedsbeitrag „gerecht“ sein? Nur die Benennung als Steuer erlaubt es, das überaus wirksame Schlagwort „Gerechtigkeit“ (vgl. Rundfunkabgabe, Semesterticket und andere „solidarische“ Umlagen) auch auf diesen Fall anzuwenden. Anderswo leben Religionsgesellschaften von Spenden. Da würde es niemandem einfallen, von Gerechtigkeit zu reden. Ein Beispiel für die Macht der Sprache.

(Übrigens: Was begrüßen viele Kirchenmitglieder eigentlich nach Meinung des Verfassers? Doch wohl nicht die lückenlose Erfassung der eigenen Einkünfte. Also kann ihre Genugtuung nur der Tatsache gelten, daß der liebe Nachbar seine Kapitaleinkünfte nicht mehr unverkürzt genießen darf. Aber ist das nun wieder christlich?)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.04.2015 um 05.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28601

„Geschäft mit der Not“ – das ist einer von diesen Begriffen, mit denen sich immer mal wieder ein anklagender Artikel bestreiten läßt, auch in Medien wie der FAZ. Man kann das ganze Jahr über das Hohelied der Marktwirtschaft singen und dann plötzlich sauren Kitsch auftischen. (Der Kitschbegriff „Willkommenskultur“ gehört auch dazu; er wird nur außerhalb der vernünftigen Alltagsrede verwendet.)
Die Hoteliers und die Hallenbesitzer verdienen also am Geschäft mit der Not, indem sie den Behörden Unterkünfte für Asylbewerber doppelt so teuer vermieten wie noch vor zwei Jahren. Ihr Guten, möchte man sagen, das liegt an der gestiegenen Nachfrage, und wenn ihr noch – oder plötzlich wieder – an das Märchen vom gerechten Preis glaubt, dann soll der Staat doch selbst bauen und die Leute unterbringen. Adam Smith hat uns beigebracht, daß der Bäcker die Brötchen nicht aus Nächstenliebe backt, sondern weil er Geld verdienen will; nur darum gibt es die Brötchen noch. Es ist ja schön, wenn jemand seine Wohnung kostenlos zur Verfügung stellt, aber verlassen kann man sich darauf nicht, nicht bei Hunderttausenden von Zuwanderern.
Auch die FAZ hat nichts dagegen, sondern berichtet voller Bewunderung, daß jemand an der Fifth Avenue eine Wohnung für 70 Millionen Dollar verkaufen konnte. Der Anbieter will so viel wie möglich einnehmen, der Käufer so wenig wie möglich bezahlen. Das nennt man Wirtschaft, Dummkopf!
Die FAZ ist im allgemeinen auch gegen erneuerbare Energien, aber wenn es um feine Möglichkeiten der Geldanlage geht, ist sie breit und begeistert dafür... So findet jeder was für Kopf und Herz.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.04.2015 um 08.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28594

Die feinen Leute, denen Thorstein Veblen sein berühmtes Buch gewidmet hat, verschaffen sich einen "Distinktionsgewinn", indem sie sich von Konsum und Geschmack des Pöbels absetzen. Daran mußte ich denken, als ich in der Zeitung eine Charakterisierung des Spießers las, die mir bisher noch nicht begegnet war: Cupcakes backen. Es leuchtet aber sofort ein. Die Hausfrau liest in der Regenbogenpresse, daß man jetzt Cupcakes backt und wie man es macht. Vielleicht hat sie sich auch schon Bücher dazu gekauft oder sie von der Freundin (weiter)geschenkt bekommen.
Wikipedia hat lange Artikel (deutsch und englisch) über Cupcakes. Meine Töchter wollten mir auch schon welche backen, aber ich habe es mit Hinweis auf meine Leibesfülle noch abwenden können. Daß die feinen Leute, zu denen ich gehöre, keine Cupcakes essen, habe ich ihnen verschwiegen.
Aber mal im Ernst: Es wäre interessant, einmal all diese sprichwörtlichen Zuschreibungen zusammenzustellen, die man zur Kennzeichnung des Spießers erdacht hat, also gewissermaßen die "Gartenzwerge" aller Völker und Zeiten.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 07.04.2015 um 09.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28577

Ähnliches muß es auch zur Astrologie geben. Ein gleichaltriger Bekannter aus der Jugendgruppenzeit, mit Abitur und, ich meine, auch abgeschlossenem Universitätsstudium, den ich nach langem wieder aufgespürt hatte (als man das elektronisch sehr leicht konnte), war "aus der Kirche ausgetreten" und Astrologe geworden und lebte davon. Und eben finde ich wen anderes mit "1995 zweijährige Astrologieausbildung beim Münchner Astrologen [Vor- und Zuname]", eben dem, und sie bietet "[s]eit 1997 persönliche Astroberatung" an. - Was einen nicht alles be- oder verhexen kann!
Was anderes: Oben bei "und, ich meine, auch abgeschlossenem Universitätsstudium" möchte ich eigentlich die Kommata weglassen, weil sie einen unterbrochenen Sprechfluß anzeigen, den ich da eigentlich gar nicht so habe. Ich setzte sie nur, weil dieses Adverbial "ich meine" ein satzartiger Einschub ist. Mit welcher Begründung könnten diese doch zu sehr Trennung anzeigenden Satzzeichen weggelassen werden?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.04.2015 um 07.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28576

Eben war ich bei einer Hexe zu Gast. Die Statistik verzeichnete noch zwei andere Besucher, die gleichzeitig auf der Website waren. Komisches Gefühl. (http://www.hexe-theresia.net/engel/fernausbildung-zur-engelheilerin/)

Ich könnte mich für knapp 1000 Euro zum Engelheiler ausbilden lassen.

Auf einer anderen Website dieser Art überrascht mich wieder einmal das Systematische der Ausbildung:

Ausbildung zum Engel-Heiler I + II + II

Engelheiler I:
Im Grundkurs erhältst du das Grundwissen der Licht- und Auraarbeit mit Engeln. Du lernst mit den Erzengeln zu arbeiten und zu heilen. Der Kanal zum Hellfühlen wird geöffnet und deine Intuition.
Der Grundkurs ist in einem Workshop vor Ort möglich oder per Ferneinweihung bei dir zu Hause mit CDs und Skript. 
 
Engelheiler II:
Der Fortgeschrittenenkurs baut auf dem Grundkurs auf und vermittelt weitere Kenntnisse zur Arbeit mit den Engeln und den 12 göttlichen Strahlen. Dein Kanal zum Hellsehen und Hellwissen wird geöffnet und der Zugang zur Akasha-Chronik.
 
Engelheiler III:
Der Fortgeschrittenenkurs baut auf dem Engelheiler II auf. Der Channelkanal zu den Engeln, Erzengeln und Elohim wird geöffnet. Du lernst wie man channelt und Worte, Bilder, Energien, Symbole übermittelt.


(http://www.dein-weg-ins-licht.de/ausbildung-zum-engelheiler-und-engelmedium/)

Die Kurse bauen aufeinander auf, also gibt es einen Fortschritt. Es wird verschleiert, daß es sich um den Bodensatz zahlreicher esoterischer Lehren unterschiedlicher Herkunft handelt, wie schon bei Rudolf Steiner, der überall durchschimmert.

Ich glaube ja einfach alles. Wenn man so ein Harry-Potter-Fan ist wie ich, kann man sich nach Büchern und Filmen nicht des Eindrucks erwehren, daß es auch beim wirkungsvollen Umgang mit Zauberstab und "lateinischen" Zaubersprüchen einen Fortschritt bis zur Meisterschaft gibt. Übung ist alles, freilich gibt es auch besonders Begabte, teils durch Vererbung, teils aber auch durch Ausnahmetalent wie bei Hermione, die jedem Hoffnung machen kann, auch wenn er nicht mit einem goldenen Löffel im Mund geboren ist.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.04.2015 um 14.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28558

War meine Darstellung wirklich zu rosig? Die Einwände von Herrn Strowitzki und Herrn Virch sind angebracht, ich wollte aber auch gar nicht sagen, daß alles ideal ist. Dennoch haben wir gegen das neue allgemeine Religionsgedöns schon einiges zu verteidigen.

Ich finde unsere Feiertage gut, weil sie unsere erfolgreiche Kulturgeschichte widerspiegeln und sich zu schönen Bräuchen entwickelt haben, die auch für Nichtchristen einen Sinn ergeben. Den christlichen Hintergrund sollte man natürlich kennen. Aber wenn man sich dem christlichen Gedanken nicht anschließt, heißt das noch lange nicht, daß man mit dem Feiertag nichts anfangen kann und für einen Werktag plädieren muß.

Das Gute am heutigen Christentum sind Anerkennung absoluter Religionsfreiheit, Toleranz gegenüber Atheisten und Andersgläubigen, menschliche Morallehre und Anerkennung der weltlichen Hoheit eines demokratischen Staates.
 
 

Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 04.04.2015 um 12.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28557

Ist nicht von einem Pastor zu erwarten, daß er die Vorzüge des Glaubens rühmt? Ist nicht zu erwarten, daß er eine bessere Welt kommen sieht, wenn möglichst viel christlicher Glauben gelebt wird?
Die Kirche macht sich nachgerade lächerlich, wenn sie nicht (offensiv) für die christliche Lebensweise wirbt. Natürlich muß sie auch den Anspruch erheben, die richtige Lehre zu vertreten. Was denn sonst?
Ob der einzelne dem folgt, bleibt ihm überlassen. Wenn er darin Erfüllung, Seelenheil oder was auch immer findet, soll er christlich leben.
Imame, Rabbiner und Geistliche anderer Religionen machen das auf ihre Weise genauso. Die Religionsfreiheit in Deutschland ermöglicht ihnen das.

Das ist jedoch Privatsache in unserem liberalen, säkularen Staat. Deshalb darf der Staat darauf keinen Bezug nehmen. Insofern kann es keinen Gottesbezug in der Verfassung geben.
Gleichwohl gibt es historisch gewachsene Gepflogenheiten, christliche Feste zu feiern, die der Staat mit gesetzlichen Feiertagen unterstützt. Das kann man kritisieren; dann ist die Konsequenz aber nicht die Umwidmung des Feiertags, sondern die Abschaffung.
Mit anderen Worten: Wer den Karfreitag als Feiertag erhalten will, muß seine christliche Bedeutung oder Funktion akzeptieren und deshalb auch die christlich gebotene Ruhe einhalten. Wer den christlichen Hintergrund ablehnt, kann mit dem Feiertag nichts anfangen und muß für einen Werktag plädieren.

Für alle Religionen gilt, daß sie anerkennen müssen, daß das säkulare Recht über dem religiösen steht.

Auf der anderen Seite braucht der Mensch im allgemeinen etwas, das ihm Sinn stiftet in all dem Unbegreiflichen. Die Wissenschaft kann nun einmal nur erklären, beschreiben und beobachten, sie kann aber nicht begründen, warum es das Universum überhaupt gibt und warum all das passiert, was passiert. Der christliche Gott ist eine solche Begründung: deus vult. Wenn die Kirchen, so wie es heute geschieht, ihre Deutungshoheit und ihren Wahrheitsanspruch aufgeben, suchen sich die Leute eben etwas, das verläßlicher oder doch selbstsicherer die Wahrheit zu verkünden behauptet.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 03.04.2015 um 19.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28544

Zu "(Sind Eier, Hasen und Küken eigentlich christliche Symbole?)": Und die Bezeichnung "Ostern" entspricht ja auch nicht christlicher Symbolik. Ich mache aber bei der christlichen "Osterfeier" gern mit, die ist etwas Erhabenes und durchaus Erhebendes. Mir fällt immer wieder auf, wie sehr große Liturgie immer wieder gerade die Musikkomponisten zu großen Werken angeregt hat; und auch dafür, wie das mein Leben mit Freude bereichert, kann ich nur dankbar sein. Widersprüchlichen Formulierungen nachzujagen und sie groß aufzudecken, zeugt bei sowas, meine ich, von falscher Einstellung und führt eben zu nichts. Ich hab vor einem halben Jahrhundert als Publizistik-Student mal zu meiner eigenen Information eine riesige zweitägige Studenten-Wallfahrt von Paris nach Chartres mitgemacht (ich wollte damals herausfinden, ob die Kommunisten was ähnliches organiseren könnten mit einer ähnlichen Prozession von irgendwo bei Moskau zu dem Mausoleum von Lenin und Stalin, die damals noch am Roten Platz zur Schau zusammenlagen - für lange, lange Schlangen Menschen), und ich habe bei meiner Chartreswallfahrt also nur unbeteiligt beobachtet, absichtlich nicht mitgesungen, nicht mitgebetet, und bei den Diskussionen mich rein wissenschaftlich verhalten (weshalb ich sogar einem Gruppenleiter vorgeführt wurde, der nach meinem ersten "wissenschaftlichen" Kommentar [die biblische Auferstehung sei kein historisch bewiesenes Ereignis] mich gleich fragte, ob ich Protestant sei). Ja, und was passierte dann am Abend des zweiten Tages, als wir endlich Chartres erreichten und leichteren Schrittes zuerst bergab in die Stadt einzogen: Mann, habe ich auf einmal mitgesungen und habe ich mit Freuden erlebt, wie's dann so symbolisch zur Kathedrale hinaufging und eben so viele dabei eine erhabene Stimmung erlebten und so vieles gemeinsam hatten.

Ja, und heutzutage gehe ich also, wo ich lebe, Ostern in einen lutherischen Gottesdienst (die Lutheraner hier singen einfach am besten), und bei denen wünscht einem die Geistlichkeit hinterher am Ausgang mit Handschlag und frohem Gesicht "Happy Easter", und darauf sage ich "Christ is risen", wie der Ostergruß in den Ostkirchen geht und wie ich's angebracht finde, und dann zähle ich still bis 15, um herauszufinden, ob ich auf meinen Gruß hin die richtige Antwort bekomme. Darum geht's mir bei sowas - und eigentlich wirklich recht wenig um so manche Gedanken, die auch hier in diesem Forum so kulturwissenschaftlich an den Tag gelegt werden. Aber verstehen tue ich natürlich schon, wenn man sich hier auch Matthias Matusseks und Frau Käßmanns Redeweise vornimmt. Herr Virch hat aber unrecht, wenn er sagt; "Käme wieder ordentlich Höllenfeuer und ewige Verdammnis aufs Tapet, würden wieder lustvoll Lüste gegeißelt und gelegentlich ein paar Hexen verbrannt, hätten die Gotteshäuser sofort mächtig Zulauf." Der mächtige Zulauf bleibt aus, weil der Sinn für liturgische Lebensart und deren Verständnis weitestgehend abhanden gekommen ist. Auch ich beobachte ja eigentlich nur und berichte. (So oder so ähnlich auch der innere Sprecher in Kafkas "Ein Bericht für eine Akademie".)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.04.2015 um 17.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28543

Was für ein theologisches Leichtgewicht Frau Käßmann ist, sieht man an ihrer Lösung des Theodizee-Problems:

Gott schicke kein Leid sondern gebe Kraft in Zeiten des Leidens. «Gott lässt doch keine Flugzeuge abstürzen, schickt nicht hier mal Terroristen und dort einen Tsunami», sagte Käßmann. «Was wäre das denn für ein Gottesbild?» (FR 3.4.15)

Die Frage ist berechtigt. Ohne den Willen Gottes fällt kein Spatz vom Himmel, so steht es geschrieben. Wohl aber ein Flugzeug?

Aber Sorgen macht sie sich auch:

Auch finde sie es befremdlich, wenn schon vor Ostern alles mit Eiern, Hasen und Küken geschmückt werde. «Da bleibt der Sinn des Festes auf der Strecke. Erst kommt die Passion. Ostern ist erst am Ostersonntag.»

(Sind Eier, Hasen und Küken eigentlich christliche Symbole?)
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 03.04.2015 um 08.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28537

Herr Riemer hat ja recht, auch wenn seine Darstellung zu rosig ist. Offenbar fehlt es den Menschen an aufregend Unbegreiflichem. So begeben sie sich auf Astralreisen und wenden sich Schamanen, Gurus und Salafisten zu. Die Kirchen lassen sich tatsächlich zu sehr auf Nützlichkeitsargumente ein. Käme wieder ordentlich Höllenfeuer und ewige Verdammnis aufs Tapet, würden wieder lustvoll Lüste gegeißelt und gelegentlich ein paar Hexen verbrannt, hätten die Gotteshäuser sofort mächtig Zulauf.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.04.2015 um 07.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28536

Genau. Man könnte auch sagen, der Theologe argumentiert religionswissenschaftlich bzw. -soziologisch, wie ja viele uns mit Nützlichkeitsargumenten bekehren wollen, deren Schädlichkeit für die eigene Sache sie gar nicht bemerken. Auch wenn man auf Pascals Wette heruntergekommen ist, hat man schon aufgegeben.

Von Käßmann und anderen wissen wir, daß die "stillen Tage" gesund sind!
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 03.04.2015 um 07.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28534

Eher Vulgarisierung Max Webers als Frivolisierung der Religion, nicht wahr?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.04.2015 um 06.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28532

Matthias Matussek verbringt den heutigen Karfreitag in tiefer Trauer. Das muß man jedenfalls aus seinem Beitrag in der WELT schließen:

Was ist denn so schlecht an christlichen Werten?
Der Staat verbietet Karfreitag das Tanzen. Viele tanzen trotzdem – aus Prinzip. Das ist bedenklich. Denn eine Gesellschaft, die Trauer nicht erträgt und Religion nicht ernst nehmen kann, ist krank.


Ich möchte den Text nicht weiter kommentieren, er hat ja offenbar keinen anderen Zweck, als die Leser zu provozieren und dem Ruf des Verfassers als "Krawallkatholik" neuen Schwung zu geben.

(Schade, daß jemand sein Schreibtalent mit so etwas vergeudet.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.04.2015 um 05.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28529

Unter den Argumenten, die ein Pastor für den Gottesbezug anführt, ist auch folgendes:

"Auch für unsere Wirtschaft und unseren inneren Frieden gibt es keine bessere Ethik als die christliche. Ein freundliches christliches Betriebsklima fördert die Arbeit und den Gewinn. Sind deswegen die christlichen Staaten weltweit im Durchschnitt die wohlhabendsten auf diesem Erdball? Sonst ist heute nur der Staat reich, der riesige Erdöl-Quellen mit Glück vorgefunden hat."
(http://www.hl-live.de/aktuell/text.php?id=97621)

(Der Rest ist von ähnlichem Zuschnitt.)

Ich habe mir schon oft sagen lassen, daß ich der eigentliche Christ bin, weil ich an solcher Frivolisierung der Religion noch Anstoß nehme. (Der Pfarrer rühmt Engholm, einen der Initiatoren von "Gottesbezug".)
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 02.04.2015 um 19.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28527

" (...) es herrscht Glaubensfreiheit, Trennung von Staat und Kirche, (...)"
Schön wär's. Ich denke nur mit Schaudern daran, daß demnächst im Kölner Dom ein Staatsakt wg. Flugzeugkatastrophe stattfinden soll. Mit allem Pfaffengedöns und so. (Hat jemand die Hinterbliebenen gefragt, ob sie dafür vereinnahmt werden wollen?)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.04.2015 um 18.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28526

Ich weiß nicht, was plötzlich in die westliche Welt gefahren ist.
Wir haben große wissenschaftliche und weltanschauliche Fortschritte gemacht, es herrscht Glaubensfreiheit, Trennung von Staat und Kirche, die Mauer zwischen Ost und West ist überwunden, wenigstens in Europa sind die meisten Feindschaften beseitigt. Wir hatten noch nie so viele Freiheiten wie heute.

Und auf einmal, seit wenigen Jahren, scheinen wir uns wieder zurückzuentwickeln, Religion hinten, Religion vorne, Götter, Kopftücher, Kreuze, heiliger Krieg, das sind die Themen. Sind denn alle närrisch geworden? Irgendeine Religion gehört sozusagen dazu, Prominente rühmen sich in Talkshows, im Islam oder Buddhismus den wahren Lebenssinn gefunden zu haben, damit erregt man ja noch mehr Bewunderung als mit dem etwas altmodischen Christentum. Woher kommt diese neue Mode der Frömmigkeit? Ehrlich gesagt, das macht mir schon ein bißchen Angst. Ich möchte diese aufgeklärte Welt behalten!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.04.2015 um 17.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28525

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28244

Tatsächlich begrüßt uns auf der Seite gottesbezug.de gleich eine muslimische Studentin mit Kopftuch. Natürlich ist sie für den Gottesbezug in den Verfassungen, da der Islam in allen Spielarten die Trennung von Staat und Religion nicht kennt. Andererseits fordern auch bei uns die meisten, der Islam möge die Aufklärung nachholen, zu deren Kern aber gerade diese Trennung gehört. Damit begibt man sich auf einen schmalen Grat. Ob alle Unterstützer das wissen?

Aus der Argumentation wird mir nicht klar, wieso die Parlaments- und Regierungsarbeit in SH durch eine solche Verfassungsänderung besser werden könnte. Und was sollen die vielen Nichtreligiösen denken, die doch auch keine schlechteren Staatsbürger sind? Ich empfehle die Website zur Lektüre und Beachtung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.04.2015 um 05.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28515

Die neue Handbrause hat verschiedene Einstellungen, darunter den "Ayurveda-Strahl". Damit werben mehrere Firmen. Gemeint ist anscheinend ein pulsierender Strahl. Auch in Reformhäusern und Apotheken läuft "Ayurveda" gut. Eine sehr flache Form von Okkultismus.

Ich wollte nie an das große Vakuum glauben, das nach dem Ableben der Religion entstanden sein soll, aber es scheint was dran zu sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.03.2015 um 04.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28347

Der Regisseur verlegt die Handlung... - das ist die allgemeine Formel für das "moderne Regietheater". Googeln Sie mal nach der Regisseur verlegt!

Wir sind ja alle sehr dumm. Damit wir ein Theaterstück oder eine Oper verstehen, muß der Regisseur sie verlegen. Wenn man die vielen hundert Verlegungen nacheinander besichtigt, zeigt sich erst so richtig, wohin die Subventionen fließen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.03.2015 um 16.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28339

In der ZEIT steht ein langer Beitrag, der bestimmt auch von etwas handelt. Zitat:

Ironischerweise hatte erst Luther dafür gesorgt, dass wir vom Abendland und Morgenland überhaupt reden: In einem Anflug von Poesie hatte er die Weisen aus "dem Morgenland" kommen lassen. Im Altgriechischen steht da nur sinngemäß: vom Sonnenaufgang her.
(David Hugendick, 19.3.15)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.03.2015 um 17.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28332

"Was will das Weib?" Darüber haben sich viele den Kopf zerbrochen. Aber die Forschung schläft nicht:

Die Trendfarbe des Jahres 2015 ist Marsala. Wie in jedem Jahr wurde sie von den Farbexperten von Pantone bekannt gegeben. Das erdige Weinrot löst damit Radiant Orchid ab, die 2014 die Trendfarbe des Jahres war. (...)

Nach Tangerine-Orange, Smaragdgrün und Quietsche-Pink heißt die diesjährige Trendfarbe: Marsala. Likörfarben, anpassungsfähig, aber nicht langweilig – also so, wie Frauen dieses Jahr sein wollen.

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.03.2015 um 12.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28298

Unter Stabilität versteht man normalerweise ein Gleichbleiben. Aber wir müssen lernen, daß die Stabilität des Geldwertes, für die kein Einsatz zu hoch ist, in einer Inflationsrate von zwei Prozent besteht. Vielleicht der Beginn eines Bedeutungswandels.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.03.2015 um 05.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28280

Wie man hört und liest, sind humanoide Roboter entwickelt worden, deren Gesicht, mit einer Art Gummihaut überzogen, recht gut die wichtigsten Gefühle ausdrücken kann. Zusammen mit einem Sprachsimulationssystem wirken sie fast wir richtige Menschen. Sobald die Kosten auf 100 000 € gedrückt sind, sollen sie als Pflegeroboter für Demenzkranke eingesetzt werden Eine Stunde täglich könnten sie sich mit dem Kranken unterhalten.
Es ist sonderbar, daß man bei der Verdrängung des Menschen durch Maschinen ausgerechnet an die menschlichsten aller Beziehungen denkt, wozu ja auch das Unterrichten gehört. Wer etwas Erfahrung mit Demenzkranken hat, weiß, daß diese keineswegs durchgehend in Unkenntnis ihres Leidens dahinvegetieren und ebenso wie das Vieh im automatisierten Stall maschinell versorgt werden können. Wenn ich einmal so weit sein sollte und entdecken müßte, daß man mir eine Maschine als Partner zugeteilt hat, gegen die ich mich nicht mehr wehren kann, würde ich wahrscheinlich in Depressionen versinken.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.03.2015 um 04.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28244

Volksentscheid über Gottesbezug in der Verfassung von Schleswig-Holstein. (Als ob die Religionsfreiheit Gegenstand von Mehrheitsentscheiden sein könnte!)

Besonders wichtig und begrüßenswert sei zudem, dass die muslimischen Verbände und jüdischen Gemeinden sich ebenso aktiv nicht nur an der Debatte beteiligten, sondern mit ihrer starken Stimme die Aufnahme des Gottesbezuges in unsere Verfassung unterstützten. „Das ist ein klares Bekenntnis zu unserer Verfassung und der gelebten Religionsfreiheit. Ich freue mich sehr über die Initiative dieser Verbände“ so Babett Schwede-Oldehus. (= Vorsitzende des Landesfachausschuss Integration)

Daß die Muslime dafür sind, ist kein Wunder und könnte anderen zu denken geben. In den Verfassungen islamischer Staaten fehlt der Gottesbezug nicht, er ist sogar überreichlich vorhanden.

Art Spiegelman fordert die Aufhebung des Verbots der Holocaust-Leugnung. Alan Posener stimmt ihm zu:

In der gesamten EU soll demnächst nicht nur die Leugnung des Holocaust verboten, sondern die "öffentliche Duldung, Leugnung oder massive Trivialisierung von Genozid-Verbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen" mit einem bis drei Jahren Gefängnis bestraft werden müssen. Müssen! Womit jeder Historiker oder Publizist, der sich mit solchen Themen beschäftigt, Gefahr läuft, zum Gesetzesbrecher zu werden, wenn er sie "trivialisiert".
Das gleiche Gesetz will die Verbreitung "von Traktaten, Bildern oder anderem Material" unter Strafe stellen, das sich "gegen eine Gruppe von Personen oder ein Mitglied einer solchen Gruppe definiert durch Rasse, Hautfarbe, Religion, Abstammung oder nationale oder ethnische Zugehörigkeit richtet". Damit wird das Verbot der Religionskritik in Europa wieder eingeführt. In der Praxis wird das auf ein Verbot der Islam-Kritik hinauslaufen.
(Welt 23.2.15)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.02.2015 um 06.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28212

Als aufmerksamer Schüler wird sich jeder aus dem Geschichtsunterricht erinnern, daß die Griechen es waren, die den Schuldenerlaß erfunden haben: Solons "Seisachtheia".
Die Juden kannten das auch, allerdings vermerkt Wikipedia: „Das Konzept des Erlassjahres galt aber nur innerhalb des Volkes Israel. Darlehen an Ausländer behielten ihre Gültigkeit.“
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.02.2015 um 07.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28199

Selbst mit ihren 80 Jahren denkt sie noch lange nicht ans Aufhören. (Focus 25.2.15)

Wir wissen, was gemeint ist, aber eigentlich kann der Journalist nicht wissen, wie lange Judi Dench noch lebt, ohne ans Aufhören zu denken. Jedenfalls wünschen wir ihr alles Gute.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.02.2015 um 08.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28139

In der Zeitung werden schlecht bezahlte Fliesenleger erwähnt.

Als Kinder schätzten wir die Taschenkalender, die damals schon als Werbegeschenke verteilt wurden. Nicht daß wir einen Kalender gebraucht hätten, wir hatten ja keine Termine. Aber wir studierten den Anhang mit den Listen der höchsten Berge, der
längsten Flüsse usw. - von diesem Wissen zehre ich heute noch. (Kürzlich suchte man am Mittagstisch im Ferienort nach dem höchsten Berg Südamerikas. Noch bevor jemand den Opa in der Heimat ansimsen konnte, wußte ich die Antwort. Alles aus dem Taschenkalender vor 60 Jahren.)
Aber es gab auch eine Liste der bestbezahlten Berufe. Einsame Spitze war der Fliesenleger. Wir alle wußten, daß die Fliesenleger sagenhafte Reichtümer anhäuften. Mit heiliger Scheu betrachteten wir die Fliesen. Welche Kunst mußte es sein, sie zu legen! Trotzdem wollte niemand Fliesenleger werden. Respektable Berufe waren nur Förster und Lokführer, etwas anderes kam gar nicht in Betracht.
Natürlich ist niemand Förster, Lokführer oder Fliesenleger geworden, man hat sich als Richter, Apotheker oder Professor durchgehungert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.02.2015 um 06.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28088

Mir ist auch aufgefallen, daß jetzt alle Geretteten und Nichtgeretteten im Mittelmeer, die Zuwanderer aus dem Kosovo usw. unterschiedslos als "Flüchtlinge" bezeichnet werden, obwohl ja z. B. die Kosovaren praktisch nie als solche anerkannt werden. Das Wort "Flüchtling" hat eine appellative Komponente. Die Zurückweisung von "Flüchtlingen" geht gar nicht.
Aber selbst die kaum noch so genannte illegale Zuwanderung aus sicheren Herkunftsländern ist kein hinreichender Grund zur Abschiebung mehr. Gestern sagte eine Politikerin, wer das Geld für die Schleuser zusammengekratzt und in der Heimat verarmte, aber hoffnungsvolle Angehörige zurückgelassen habe, würde bei einer Rückkehr vor dem Nichts stehen; folglich kann man ihn nicht zurückschicken.
Alle denkbaren Wege zu einer rationalen Diskussion werden vorsorglich blockiert.
 
 

Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 15.02.2015 um 23.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28086

"Geflüchtete" ist der pc-phemismus.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 15.02.2015 um 20.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28085

Die Migranten sind nahezu verschwunden. Überall ist nur noch von Flüchtlingen die Rede.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.02.2015 um 04.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28048

Genau! Jeden Morgen lesen wir, daß soundso viele Terroristen, Kämpfer o. ä. getötet wurden. (Ich hatte übrigens "gewöhnt" geschrieben, nicht "verführt".) Wer auch immer die Schlagzeilen produziert – die Presse oder die Pressestellen. Der Erfolg ist jedenfalls, daß kaum noch die Frage nach den Menschenrechten aufkommt. Es wird eben bei Operationen in fremden Ländern, außerhalb von Kriegen, gejagt und getötet, "zur Strecke gebracht". Beim Zählen der Strecke, das ahnt man immerhin, bleiben Kollateralschäden unberücksichtigt; das kommt noch hinzu.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 08.02.2015 um 14.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28040

Der Passiv hat bekanntlich den Vorteil, daß man Roß und Reiter nicht nennen muß:

"Wir werden systematisch an eine verrohte Sprache gewöhnt, ..."

Wer verführt uns da systematisch? Etwa "Focus"? Oder eher die "Lügenpresse"?

Welche Ziele mag derjenige dabei verfolgen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.02.2015 um 07.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28039

Wir werden sytematisch an eine verrohte Sprache gewöhnt, in der sich der Verfall der Rechtskultur spiegelt.

Der jordanische Geheimdienst gilt als einer der effektivsten in der arabischen Welt. Er half, den Vorgänger von IS-Chef Baghdadi zur Strecke zu bringen. (Focus 7.2.15)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.02.2015 um 18.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28033

Das jüngste Demonstrationsverbot in Leipzig ist ja auch wieder ein solcher Fall: Die Gewaltbereitschaft der Gegendemonstranten wird für so groß gehalten, daß der Stadt nicht genug Polizei zur Verfügung steht und sie eine voraussichtlich ganz friedliche Demonstration verbieten zu müssen glaubt. Das ist praktisch das Ende des Demonstrationsrechts.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.02.2015 um 07.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28014

Zur "Volksverhetzung" möchte ich hier nichts sagen (ich vertrete selbstverständlich die unbeschränkte Meinungsfreiheit, solange niemand individuell beleidigt wird), aber was die Religion betrifft, so sind meiner Meinung nach die Amtskirchen gut damit gefahren, daß der Blasphemieparagraph faktisch nicht mehr angewendet wird. Extremen Forderungen wie von Volker Kauder, Norbert Geis oder Martin Mosebach schließen sie sich klugerweise nicht an, weil sie wissen, daß sie dabei mehr verlieren als gewinnen würden. Eigentlich könnte es mir persönlich egal sein, ich würde ja bei einer Streichung des Paragraphen nicht gegen die Frommen losbelfern und kenne auch niemanden, der das tun würde. Aber ich brauche nicht noch einmal Montesquieu zu zitieren: Wenn es nicht nötig ist, ein Gesetz zu machen... Es wäre eine wohltuende Entlastung des StGB. Dagegen steht im Augenblick die islamistische Militanz.
Noch zu den Atheisten. Richard Dawkins wird ja das Schlimmste nachgesagt, aber in Wirklichkeit hat er weder beleidigt noch verhetzt. Er selbst macht sich einen Spaß daraus, die unfaßbar primitiven "Love letters to Richard Dawkins" zu verlesen und denkt nicht daran, jemanden anzuzeigen. Das ist eben der Unterschied.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.02.2015 um 07.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#28013

Lieber Herr Achenbach, ich weiß, daß die Richter darüber entscheiden, aber die Debatte, die Ihnen doch sicherlich bekannt ist, geht ja gerade darum, daß die Richter - woher sollten sie es denn sonst wissen? - die Erregbarkeit und Militanz der Betroffenen in ihre Entscheidung einfließen lassen. Das ist auch nicht vorwerfbar, es kann gar nicht anders sein. Nehmen Sie die Atheisten. Sie sind fast gar nicht organisiert und regen sich nicht nennenswert auf, wenn jemand sie beschimpft. Folglich hat kein Richter einen Grund, jemanden wegen Beschimpfung des Atheismus zu bestrafen. Der "Inhalt" dieser Weltanschauung iinteressiert die Justiz nicht, natürlich vollkommen zu Recht. Dagegen geschieht (oder unterbleibt) jetzt manches, weil man Muslime nicht "unnötig" reizen will, denn dann könnte der öffentliche Friede in Gefahr sein.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 03.02.2015 um 16.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27983

Nochmal zum Zusatz "selbst": Herr Achenbach weist ganz richtig darauf hin (#27941), daß das Wort redundant ist und wohl hier importiert wurde durch Leute, die wieder mal kein Englisch können, aber wir können es durchaus konstrastiv-verstärkend hinzufügen. "Zweijähriger erschoß sich selbst" kann man sagen, um das Ungewöhnliche des Vorgangs hervorzuheben. "Der Täter erschoß zwei Polizisten und anschließend sich selbst." Pedanten mögen hier bemerken, daß "anschließend" überflüssig ist, weil die umgekehrte Reihenfolge wohl kaum möglich und auch ein größerer zeitlicher Abstand der Ereignisse nicht anzunehmen ist, aber am "selbst" wird man sich nicht stören.
A) "Jäger hat sich erschossen."
B) "Jäger hat sich selbst erschossen."
Hier kommt wieder die Intentionalität ins Spiel. A klingt eher nach Suizid, B mehr nach Jagdunfall.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 03.02.2015 um 15.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27982

[i] § 130

Volksverhetzung

(1) Wer in einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören,

1. gegen eine nationale, rassische, religiöse oder durch ihre ethnische Herkunft bestimmte Gruppe, gegen Teile der Bevölkerung oder gegen einen Einzelnen wegen seiner Zugehörigkeit zu einer vorbezeichneten Gruppe oder zu einem Teil der Bevölkerung zum Hass aufstachelt, zu Gewalt- oder Willkürmaßnahmen auffordert oder

2. die Menschenwürde anderer dadurch angreift, dass er eine vorbezeichnete Gruppe, Teile der Bevölkerung oder einen Einzelnen wegen seiner Zugehörigkeit zu einer vorbezeichneten Gruppe oder zu einem Teil der Bevölkerung beschimpft, böswillig verächtlich macht oder verleumdet,

wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft.

.....[/i]

Die Schnittmenge derer, die § 130 und derer die § 166 abschaffen möchten, dürfte ziemlich klein sein.

Im übrigen entscheiden hierzulande die Richter und nicht die Betroffenen darüber, was geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.02.2015 um 08.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27979

Dasselbe Problem ist ja auch mit dem schwammigsten aller Strafrechtsparagraphen verbunden:

§ 166 Beschimpfung von Bekenntnissen, Religionsgesellschaften und Weltanschauungsvereinigungen
(1) Wer öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) den Inhalt des religiösen oder weltanschaulichen Bekenntnisses anderer in einer Weise beschimpft, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
(2) Ebenso wird bestraft, wer öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) eine im Inland bestehende Kirche oder andere Religionsgesellschaft oder Weltanschauungsvereinigung, ihre Einrichtungen oder Gebräuche in einer Weise beschimpft, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören.

-

Was geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, entscheiden die "Betroffenen". Je unduldsamer und militanter sie auftreten, desto eher wird der öffentliche Friede gestört, falls man sie kritisiert.
Die Kirchen sind klug genug, nicht ständig vor Gericht zu ziehen. Sie wissen, daß eine Karikatur niemanden vom Glauben abbringt, daß aber das ständige Prozessieren keinen guten Eindruck machen würde. Die Gerichte haben es denn auch immer mehr mit dem Schutz des Islam zu tun und verhängen manchmal erstaunlich strenge Urteile – als sollte damit etwas bewiesen werden. Dabei arbeitet die Schere im Kopf ja schon sehr gründlich.

Viele Kirchenleute wären bereit, den "Blasphemie"-Paragraphen aufzugeben (die Bezeichnung gilt einer älteren Formulierung, trifft aber immer noch zu); aber dagegen stehen heute muslimische Interessengruppen.

(Mir fällt erst jetzt die Wendung "im Inland bestehend" auf. Sollte das der Hintersinn der These sein, der Islam gehöre zu Deutschland?)
 
 

Kommentar von P. Küsel, verfaßt am 03.02.2015 um 08.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27978

»Was Rassismus ist«, schrieb unlängst M. Heine in der Welt, »haben die Betroffenen zu entscheiden.« Kann es sein, daß das in der Diskriminierungsforschung sogar die Lehrmeinung ist?

(http://www.welt.de/kultur/article136702266/Meiden-Sie-die-Mohrenstrasse-Dieter-Hallervorden.html)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.02.2015 um 07.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27977

Immer häufiger wird die neue Logik geltend gemacht, nach diesem Muster: Die Tatsache, daß ich einen Verdacht haben kann, beweist, wie begründet er ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.02.2015 um 10.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27968

Noch ein Nachspiel zum Fall Khaled:

Der 20-jährige Asylbewerber war am 21. Januar, dem Abend einer Pegida-Demo in Dresden-Prohlis erstochen worden. Nach seinem Tod hatten bundesweit Menschen aus Sorge demonstriert, es könnte ein rassistischer Mord vertuscht werden. Ein ebenfalls eritreischer Mitbewohner Bahrays gestand später die Tat, nachdem seine DNA an der Tatwaffe festgestellt wurde. „Dass sich die Befürchtungen in diesem Fall nach bisherigen Informationen nicht bestätigt haben, heißt nicht, dass sie unberechtigt waren. Im Gegenteil“, heißt es weiter in der Stellungnahme der Opferberatungen. (taz 29.1.15)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.02.2015 um 08.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27960

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27862

Die Grüne Jugend Niedersachsen korrigiert ihre voreilige Pressemitteilung. Interessant ist, wie sie das tut:

Ergänzung: Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass höchstwahrscheinlich ein Mitbewohner Khaleds die Tat begangen hat. Die Pressemitteilung wurde ohne Kenntnis dieses neuen Sachstandes formuliert. An einigen Stellen ist sie deshalb ergänzungsbedürftig. Eine deutliche Kritik am Vorgehen der Dresdner Polizei (oder zumindest daran, wie dieses Vorgehen öffentlich kommuniziert wurde) bleibt aus unserer Sicht aber bestehen. Die Reaktion des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK) ist insbesondere im Kontext des Behördenvorgehens bei den NSU-Morden absolut unangemessen. Auch die Forderung nach unabhängigen Ermittlungsstellen ist nach wie vor aktuell, ebenso wie der Hinweis auf das für Geflüchtete und Migrant*innen unerträgliche Klima in Dresden.

Reflexion über den Umgang mit Fällen wie in Dresden:

Aus dem „NSU“ muss die Lehre gezogen werden, dass es notwendig ist, Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft kritisch zu begleiten, wenn die Umstände eine Tat mit neonazistischem und rassistischem Hintergrund möglich erscheinen lassen – oder sogar nahe legen. Insbesondere dann, wenn (wie im Dresdner Fall) Indizien, wie die in die Wohnungstür eingeritzten Hakenkreuze oder die rassistisch aufgeheizte Stimmung vorliegen. Dabei muss ein Spagat bewältigt werden: Zwischen der gut begründbaren Vermutung, dass es sich um einen Nazi-Mord handelt, und der Tatsache, dass oft erst bei der Verurteilung des Täters/der Täterin gesagt werden kann, was die wirklichen Hintergründe waren. Eine vorschnelle Festlegung auf eine rassistische Tat ist falsch, aber auf die grundsätzliche Möglichkeit einer solchen muss deutlich hingewiesen werden. Wenn dieser Spagat gelingt und sich im Nachhinein wie bei der Hamburger Brandstiftung oder jetzt in Dresden herausstellt, dass es sich nicht um ein rassistisch motivierte Tat handelt, ist das eigene Vorgehen vermittelbar. Eine vorschnelle Festlegung schadet hingegen der eigenen Glaubwürdigkeit und ist für Polizei und reaktionäre Politiker*innen leicht instrumentalisierbar.

 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 30.01.2015 um 17.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27941

Das einzige, was ich an dem Satz „Zweijähriger erschießt sich selbst“ auszusetzen habe, ist das Wörtchen selbst, das hier völlig überflüssig ist.

Der Verdacht liegt nahe, daß es sich um einen Übersetzungsfehler handelt.

In der Tat: Google findet auf Anhieb die Originalüberschrift:

„Two-year-old shoots himself dead ...” (es folgen Ausführungen zur Waffe).

Das himself ist offenbar als selbst übersetzt und übersehen worden, daß es schon durch sich ausgedrückt ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.01.2015 um 17.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27939

Noch einmal zu Houellebecq. Die "Welt" hat ihn interviewt:

Ob wir einfach nicht über die Politik reden wollten, frage ich ihn schließlich (...) "Das wird mich verändern", sagt er dann, es klingt erleichtert.

Die seltsame Antwort klärt sich auf, wenn man einen Leserbrief hinzunimmt:

Nicht "Das wird mich verändern" hat er gesagt, sondern "Das wird mal eine Abwechslung" (ça me changera i.S.v. ça me changera des sujets habituels, das "me" ist hier als Dativ zu verstehen).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.01.2015 um 04.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27936

Ich meine, Herr Strowitzki hat recht, aber es hängt nicht nur vom individuellen Sprachempfinden ab, sondern auch vom Sachverhalt und von den Umständen des Sprechens darüber. Man wird schon eine Formulierung finden, und ich sage ja auch nicht, daß die Ausdrucksweise mit "sich erschießen" falsch oder unmöglich ist, sondern wollte nur auf eine kleine, metaphorisch deutbare und gleichsam auffangbare Sinnverschiebung aufmerksam machen.
Auf einem anderen Blatt steht das Verhältnis der Amerikaner zu Schußwaffen. Man kann tatsächlich mit netten jungen Müttern sprechen, die stolz darauf sind, ihren fünfjährigen Töchtern den ersten Umgang mit Pistolen beigebracht zu haben, damit sie sich später einmal zu wehren wissen. Wahrscheinlich schaffen es die Unfallmeldungen nur deshalb in unsere Nachrichten, weil diese Eigenart der amerikanischen Gesellschaft eben eine Quelle steten Befremdens ist. Das wäre dann bei der Wortwahl auch noch zu berücksichtigen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 29.01.2015 um 18.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27934

Man muß auch bedenken, daß die möglichen Umschreibungen bzw. passenderen Beschreibungen alle recht lang sind, und hier ging es schließlich um eine Schlagzeile oder Überschrift. Würde das gleiche Wort erschießen auch darunter im Text benutzt (was ich nicht weiß), dann wäre es sicher mehr zu beanstanden.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 29.01.2015 um 15.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27933

Es zerfasert im Moment etwas. Ausgangspunkt war doch:
"Drama in Florida: Zweijähriger erschießt sich selbst
Das kann nur im übertragenen Sinn verstanden werden. Das Kind ist beim Spielen mit einer Schußwaffe ums Leben gekommen. "Erschießen" ist eine intentionale Handlung, die natürlich gerade deshalb auch "aus Versehen" geschehen kann. Aber ein Zweijähriger kann sich nicht "aus Versehen" erschießen."
Eine solche Antwort auf die Frage "Was ist aus X geworden?" mußte ich zum Glück noch nicht geben. (In den USA gibt es wohl alljährlich Tausende solcher Todesfälle, nicht direkt bei Zweijährigen, aber oft bei Kindern.) Aber zu sagen: "Kam bei Spielen mit einer Pistole ums Leben" klingt mir doch sehr um den heißen Brei herumgeredet. Ähnlich wie bei "Kam bei einer Bergwanderung ums Leben" muß man sich die eigentliche Todersursache denken (auch ohne bizarre, unwahrscheinliche Konstruktionen zu ersinnen). Dagegen erscheinen mir "hat sich beim Spielen mit einer geladenen Pistole (versehentlich) (selbst) erschossen" oder "hat sich beim Reinigen seiner Pistole (versehentlich) (selbst) erschossen" als natürliche Antworten. Aber das hat viel mit individuellem Sprachempfinden zu tun; wir werden daher wohl nicht zu einem allgemein befriedigenden Ergebnis kommen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.01.2015 um 09.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27928

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27566 fällt mir noch ein, daß die Antike nicht nur ihre Taliban hatte, sondern auch ihren Breivik: einen gewissen, sicher nur halb legendären Kleomedes (s. Wikipedia).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.01.2015 um 05.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27924

Die Intentionalität von Verben ist nicht unbedingt mit dem psychologischen oder juristischen Begriff der Absichtlichkeit gleichzusetzen. Zu "er hat ihn absichtlich erschossen": Das ist ja auch keineswegs ohne jeden Kontext so möglich. Man will damit vielleicht sagen, daß es kein Versehen war. Auch "Tod durch Erschießen" deutet auf die Intentionalität hin. Das Resultat – wenn man es resultativ nennen will, was ja auch richtig ist – ergibt sich nicht einfach, sondern ist Zweck der Übung.
Ich habe auch nicht sagen wollen, daß "kam beim Spielen mit einer Pistole ums Leben" dasselbe bedeutet wie "sich versehentlich erschießen". Wenn man über den Vorfall mehr wüßte, könnte man die beste Formulierung finden. Und noch etwas: Es ist natürlich denkbar, daß ein Kind mit einer Pistole spielt und dabei aus dem Fenster fällt und stirbt; dann ist es beim Spielen mit einer Pistole ums Leben gekommen. Oder es hat sich zwar eine Kugel in den Leib gejagt, aber gestorben ist es an einer zweiten Kugel aus der Pistole eines anderen... Jeder Text enthält Lücken, die ein Pedant mit eigenen Zutaten ausfüllen kann, wenn er es unbedingt will.
Das oft erwähnte transitive "Schießen" (von jagdbarem Wild) ist noch deutlicher intentional.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 28.01.2015 um 23.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27922

Die Doppeldeutigkeit steckt hauptsächlich im Passiv: 'He was shot' kann gleichermaßen er- und angeschossen bedeuten. Daher auch möglich: 'He was shot twice'! Wenn von Tieren die Rede ist, bedeutet 'shot' in der Regel erschossen (erlegt), bei Menschen wird zur Klarstellung oft 'dead' oder 'to death' ergänzt. Einfache Präfixe sind da natürlich die schlankere Lösung.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 28.01.2015 um 22.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27921

Zu "Die Doppeldeutigkeit im Englischen ist doch im Gegenteil oft sehr störend" (#27919): Ich meine, da ist keine. Fürs "erschießen/totschießen" ist ganz klar "shoot to/and kill" der richtige Ausdruck.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 28.01.2015 um 22.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27920

Zu "Im Deutschen kann man zwar *anschießen* oder *niederschießen* sagen, aber für mein Empfinden wird dadurch immer noch mehr gesagt als im neutralen *to shoot*." (#27918): Dieses *shoot* (= mit einem Wurfgeschoß treffen) ist die transitive Form eines Verbs, von dem wir deutsch nur noch die intransitive Form haben, z. B. in "er schoß um die Ecke" (= flog wie ein Geschoß um die Ecke).
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 28.01.2015 um 21.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27919

Die Doppeldeutigkeit im Englischen ist doch im Gegenteil oft sehr störend.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 28.01.2015 um 18.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27918

Wie Herr Strowitzki glaube ich nicht, daß erschießen allgemein als intentional empfunden wird. Sonst müßte doch jedermann so geläufige Sätze wie „er hat ihn absichtlich erschossen“ oder „er hat ihn versehentlich erschossen“ als tautologisch oder widersprüchlich empfinden. Bei einer Zeitungsüberschrift „Polizist erschießt Räuber“ nimmt doch niemand ohne weiteres an, daß der Polizist den Tod des Räubers beabsichtigt hat.

Allerdings ist erschießen ein resultatives Verb und zwar bedeutungsgleich mit totschießen.

Was ich gelegentlich im Deutschen vermisse ist ein neutrales Verb wie im Englischen: „The policeman shot the robber“. Daraus ergibt sich, daß der Räuber getroffen wurde; es bleibt aber offen, ob er getötet oder nur verletzt wurde.

Im Deutschen kann man zwar anschießen oder niederschießen sagen, aber für mein Empfinden wird dadurch immer noch mehr gesagt als im neutralen to shoot.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 28.01.2015 um 16.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27917

„Kam beim Spielen (oder Hantieren) mit einer Pistole ums Leben“ ist halt weniger genau. Die Todesursache liegt zwar auf der Hand, aber eine andere ist zumindest nicht auszuschließen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.01.2015 um 16.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27916

Ich hatte ja schon vorgeschlagen "kam beim Spielen (oder Hantieren) mit einer Pistole ums Leben". Übrigens würde man auf die Frage "Was ist denn aus dem kleinen X geworden?" kaum antworten "Der hat sich mit zwei Jahren erschossen."
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 28.01.2015 um 15.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27913

Wir wollen wir es denn umgekehrt sagen? "...wurde durch einen versehentlich von ihr selbst ausgelösten Schuß einer Pistole getötet"? Klingt zumindest arg gestelzt und umständlich. "versehentlich selbst erschossen" trifft es ganz gut – ääh,...
Noch ein anderer Fall: "stürzte in die Schlucht" ~ "stürzte sich in die Schlucht". Hier ist der Unterschied ganz deutlich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.01.2015 um 05.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27905

Plutarch berichtet, daß spartanische Neugeborene dem Ältestenrat vorgeführt und bei Mißfallen in die Apotheten, eine Art Müllkippe am Taygetos, geworfen wurden. Archäologen haben aber nichts davon gefunden, so daß man es wohl zu den böswilligen Verdrehungen rechnen muß, die über Sparta im Umlauf waren. Henri-Irénée Marrou beschreibt in seiner Geschichte der antiken Bildung die Entartung einer einst lebens- und kunstfrohen lakedämonischen Kultur zum Militär- und Polizeistaat und erwähnt auch die Müllkippengeschichte.
(Google konnte gestern abend gar nicht glauben, daß ich tatsächlich "Apotheten" und nicht "Apotheken" eingegeben hatte.)

Es ist immer wieder erstaunlich, wie genau die Antike alles schon durchexerziert hat, was wir heute an Freuden und Schrecken erfahren.

Marrou erwähnt, daß in der antiken Bildung bis zuletzt etwas von der adeligen, an Homer orientierten Bildung steckte, wie auch alle französischen Kinder die Fabeln La Fontaines lesen, einen Text zur Prinzenerziehung. In Indien gibt es ja ähnliches (Pancatantra, Hitopadesha, eigentlich auch die Nationalepen). Mir kam dabei der Gedanke, ob unsere scheinbar selbstverständlichen Lehrpläne auch noch Reste einer eher zum gepflegten Müßiggang (gr. schole) anleitenden Bildung enthalten...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.01.2015 um 05.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27904

Die Intentionalität ist ein faszinierendes Thema, vgl. meine Abhandlung über "Naturalisierung der Intentionalität" (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1587), aus der ich einen Satz zitieren möchte:

Faktitive und kausative Verben wie leeren, fetten, heizen, glätten, ölen, kürzen, brühen, wärmen, fällen, füttern bezeichnen ein zweckgerichtetes Verhalten, ebenso die privativen „Küchenverben“ wie schuppen, köpfen, häuten, schälen.

Dazu stelle ich auch erschießen. Das ist eben keine rein "physikalische" Beschreibung, sondern zugleich eine Deutung. Verdeckt wird es wie immer durch die sehr naheliegende Übertragung, weil wir ja auch die Naturvorgänge meistens in menschlichem Licht als Handlungen ausdrücken.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 27.01.2015 um 21.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27903

Es liegt wohl am Verb, denn es ist sowieso ziemlich außergewöhnlich, daß sich jemand unbeabsichtigt erschießt, egal ob zwei- oder volljährig.
Wenn es aber nun mal tatsächlich passiert, dann muß man es ja irgendwie sagen können, und dann wäre Zweijähriger erschießt sich wohl einigermaßen sachlich und ausgedrückt gewesen, es klingt ganz angemessen genau wie der schier unglaubliche Sachverhalt, der es nun mal ist, nicht unbedingt intentional. Dagegen ist Zweijähriger erschießt sich selbst doch eine Spur zu reißerisch, klingt mehr nach einer Intention, die sachlich nicht gegeben sein kann.
 
 

Kommentar von Gunther Chmela, verfaßt am 27.01.2015 um 18.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27902

Aber würde denn ein Zweijähriger hat sich erschossen besser, d.h. richtiger klingen? Für mich klingt das ebenso nach Absicht.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 27.01.2015 um 17.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27901

Ich halte das Wörtchen "selbst" hier für ziemlich gewichtig.
Sich ein Bein zu brechen kann wohl jedem mal passieren, aber wenn jemand sich selbst ein Bein bricht, hört sich das schon wesentlich verdächtiger an, ähnlich wie sich selbst zu erschießen.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 27.01.2015 um 16.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27899

Ich sehe im Begriff des "sich Erschießens" keine Intentionalität, sondern einfach eine Vorgangsbeschreibung: Der Auslöser einer Schußwaffe wird betätigt, und das Geschoß trifft den Auslösenden tödlich. Bei hat sich ein Bein gebrochen, den Kopf gestoßen, den Finger geklemmt haben wir in aller Regel ja auch keine Intentionalität.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 24.01.2015 um 15.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27882

Es ist ja schon erstaunlich, wieviel Papier und Druckerschwärze verbraucht wird für die Debatte über Fragen wie:

Ist Deutschland ein Einwanderungsland?

Gehört der Islam zu Deutschland?

War die DDR ein Unrechtsstaat?

Hat jemand mal berechnet, wieviel tropischer Regenwald dafür schon abgeholzt wurde und um wieviel Grad das Weltklima dadurch schon aufgeheizt wurde?

Dabei ist die Antwort auf diese Fragen doch ganz einfach und jedem einsichtigen Menschen vollkommen klar: je nachdem.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.01.2015 um 05.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27874

Zur zehnjährigen Selbstmordattentäterin (anscheinend ist der Sprengsatz am Körper der Kleinen per Fernsteuerung gezündet worden) paßt folgende Meldung:

Drama in Florida: Zweijähriger erschießt sich selbst

Das kann nur im übertragenen Sinn verstanden werden. Das Kind ist beim Spielen mit einer Schußwaffe ums Leben gekommen. "Erschießen" ist eine intentionale Handlung, die natürlich gerade deshalb auch "aus Versehen" geschehen kann. Aber ein Zweijähriger kann sich nicht "aus Versehen" erschießen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.01.2015 um 14.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27868

Der Trauerbrief der Wohngemeinschaft von Khaled I.

Hallo Dresden,

wir sind hierher gekommen um unser Leben zu retten und in Freiheit zu leben. In Eritrea herrscht eine grausame Militärdiktatur, die uns jegliche Menschenrechte nimmt. Es gibt keine Presse- und Meinungsfreiheit – keine Möglichkeit zur individuellen Entfaltung. Vor diesen Zuständen sind wir monatelang geflohen. Wir haben Wüsten und Meere durchquert und sahen auf der Flucht viele Menschen sterben. Wir haben unser Leben auf's Spiel gesetzt, um hier in Frieden zu leben. Aber viele Leute hier in Dresden mögen uns nicht. Täglich haben wir mit Anfeindungen, Aggressionen und tätlichen Angriffen aufgrund unserer Hautfarbe zu tun.

Aus diesem Grund/Gründen wurde auch Khaled getötet. Er war ein 20-jähriger junger Mann mit der Hoffnung auf eine friedliche Zukunft. Jetzt ist er tot und hat auf dieser Erde keine Zukunft. Wir leben hier unter schlechten Bedingungen. Die Menschen in Leubnitz-Neuostra wollen uns hier nicht.
Deswegen brauchen wir schnelle Hilfe. Doch wir wollen nicht einfach den Stadtteil wechseln. Wir können nicht vergessen, was passiert ist.
Deswegen fordern wir die Politik, Polizei und Stadtverwaltung auf:1) herauszufinden wer der Mörder von Khaled ist.

2) uns in eine andere Stadt zu bringen. Es wird sich für uns nichts ändern, wenn wir nach Gorbitz, Prohlis oder Leuben gebracht werden. Überall gibt es die gleichen Rassisten wie hier. Das wissen wir von unseren Brüdern und Schwestern aus den anderen Stadtteilen.

3) Das Sozialamt soll Geflüchtete als Menschen mit Hoffnungen, Wünschen und Bedürfnissen sehen, nicht als Verwaltungsobjekte. Sie müssen gewährleisten, dass Geflüchtete im Austausch mit Dresdnern, Jugendzentren und Initiativen kommen und die Möglichkeit haben, Sprache und Kultur kennenzulernen. Weil wir das wollen und brauchen! Das können wir aber nicht, solange wir in einer rassistischen und von Angst geprägten Atmosphäre leben, in einer Umgebung, in der niemand mit uns sprechen will.

4) dass die Stadt Dresden, Politiker und Zivilbevölkerung sich klar gegen rassistische Bewegungen in Dresden, Deutschland und Europa stellt und sich mit den Opfern rassistischer Gewalt solidarisiert.

WIR SIND FREUNDLICH, FRIEDLICH UND OFFENHERZIG – WÜRDET IHR KONTAKT ZU UNS SUCHEN, WÜRDET IHR DAS MERKEN. ABER IHR GEBT EUCH KEINE MÜHE.

WIR WOLLEN NICHT MEHR WIE TIERE BEHANDELT WERDEN – WIR BRAUCHEN FRIEDEN. HASSEN – HBDELWAHAB – TESFALEM – GOITOM – SALIA – WEGAHITA – HABENFRIENDS AND ROOMMATES OF KAHLED R.I.P Khaled


Man muß kein forensischer Linguist sein, um die Autorschaft der Roommates zu bezweifeln, die weder der deutschen Sprache mächtig sind noch des besonderen Jargons, in dem alle Texte von "Unterstützern", "Refugee-Camps" usw. abgefaßt sind. Diese Hintermänner erzeugen eine Stimmung, unter der die mißbrauchten Flüchtlinge dann zu leiden haben. Zynischer geht es nicht.

(Unter den Unterzeichnern ist möglicherweise der Täter.)

Der STERN hatte übrigens geschrieben:

„Ganz abgesehen davon, dass ein Menschenleben zu beklagen ist, hat die Stadt nun, zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung, ihren ersten Pegida-Toten.“
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.01.2015 um 06.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27862

Was die Grüne Jugend betrifft (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27857), so bezeichnet sie sich auf ihrer Website als "offen – basisdemokratisch – queerfeministisch – antifaschistisch – ökologisch – antikapitalistisch". Wie bekannt mir das vorkommt! Nur das Queere und das Ökologische sind hinzugekommen, sonst ist alles wie vor 45 Jahren bei den kommunistischen Studentengruppen in meinem lieben roten Marburg.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.01.2015 um 04.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27860

Der SPIEGEL schrieb:

Khaled B. hatte geschafft, wovon viele seiner Landsleute träumen. Er hatte das sudanesische Wadi Halfa im Februar 2014 hinter sich gelassen, die größte Trockenwüste der Erde durchquert, war lebend durch das schwer umkämpfte Libyen gekommen und hat selbst die 1600 Dollar teure Schiffspassage auf einem Seelenverkäufer nach Italien heil überstanden. Mit dem Zug kam Khaled B. im Juli 2014 in München an. Endlich Deutschland, endlich Sicherheit.
Nun ist Khaled B. tot. Erstochen im vermeintlich sicheren Deutschland. Sein Freund Hani ist sich inzwischen "zu 99,9 Prozent sicher, dass er von Rechtsradikalen ermordet wurde".
Bisher ist unklar, wer den jungen Mann getötet hat. Es gibt keine Verdächtigen, keine heiße Spur, die Polizei ist nicht mal sicher, ob Khaled B. an dem Ort getötet wurde, an dem sich seine Leiche befand. Doch wer mit Khaled B.s Mitbewohnern spricht, wer Asylbewerber und Asylhelfer in Dresden trifft, hört keine Zweifel am Motiv des Täters.


Und die Süddeutsche Zeitung in dem erwähnten Beitrag:

Khaled B. hat vom Südsudan aus die größte Trockenwüste der Erde, die Sahara, durchquert. Er schlug sich durch das umkämpfte Libyen hindurch. Er überlebte die Überfahrt nach Italien; sein älterer Bruder war zuvor bei der Schiffspassage ertrunken. Doch im vermeintlich sicheren Deutschland angekommen, musste er sich wieder fürchten. So wie jetzt seine Mitbewohner. Sie wünschen sich nur noch eines: aus Dresden wegzukommen, der aufgeheizten Atmosphäre in der Stadt zu entkommen. Die Flucht geht weiter.

Man arbeitet also vorsichtshalber mit Insinuationen, aber die Aussage ist klar genug. Auffällig auch, daß beide Texte nebenbei Geographie-Unterricht erteilen. Die "größte Trockenwüste der Erde" deutet darauf hin, daß die Journalisten erst einmal bei Wikipedia nachgesehen (oder es von dpa übernommen) haben, was eigentlich die Sahara ist. Kein Mensch würde normalerweise etwas anderes als "die größte Wüste der Erde" sagen. Auf eine gemeinsame Quelle deutet auch das "umkämpfte Libyen" hin.

Es gibt eben zu viele Journalisten, die nicht recherchieren, sondern in ihren Sesseln mit vergifteten Kommentaren begleiten, was andere ihnen auf den Tisch legen.

Übrigens hatten in diesem Fall einige Leser schon vermerkt, daß Neonazis eher zündeln als stechen...

Solche Vorfälle zusammen mit den, nun ja, leichtfertigen Kommentaren der Medien dürften die leider vorhandene Abneigung gegen Zuwanderer verstärken.

Der nächste Schritt liegt nahe: Wie konnte der Täter zum Mörder werden? Nach allem, was er durchgemacht hatte, haben die Deutschen ihn daran gehindert, hier ein normales Leben zu führen. Usw., es wird sich schon was finden lassen. Jedenfalls müssen wir den Rechtspopulisten nun noch entschiedener entgegentreten, damit sie aus dem Vorfall, der ja "Wasser auf ihre Mühlen" ist, kein Kapital schlagen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.01.2015 um 18.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27857

Soll man lachen oder weinen?

„Wie es Andersfarbigen ergeht“ – so titelte die Süddeutsche Zeitung nach dem Mord an dem 20-jährigen Eritreer Khaled Idris Bahray in Dresden. Volker Beck stellte einen unbegründeten Strafantrag gegen die Polizei wegen Strafvereitelung und ist deswegen selbst angezeigt worden. (Die Grüne Jugend Niedersachsen solidarisierte sich in einem peinlichen Text mit Beck: http://bundesjustizportal.de/niedersachsen/item/1704-gr%C3%BCne-jugend-g%C3%B6ttingen-kritisiert-polizei-im-mordfall-khaled-b.html). Nun hat sich herausgestellt, daß der Mann von einem Landsmann getötet wurde.

Nur weil man den Mord für eine Tat deutscher Rassisten im Umkreis von Pegida hielt, kam es zu scheinheiligen Gedenkmärschen:
„Allein in Dresden kamen am Samstagabend rund 2700 Teilnehmer zu einem Gedenkmarsch zusammen, wie die Polizei mitteilte. Auch in Berlin, Potsdam und Leipzig gab es am Samstag und am Sonntag mehrere Mahnwachen und Gedenkveranstaltungen für den Mann aus Eritrea.
Die Teilnehmer der Gedenkveranstaltungen äußerten die Befürchtung, dass der gewaltsame Tod des Asylbewerbers rassistisch motiviert gewesen sei. Zudem wurde die islam- und fremdenfeindliche „Pegida“-Bewegung kritisiert, vor der sich Flüchtlinge und Migranten insbesondere in Dresden bedroht fühlten.“

Auch Mely Kiyak nutzte den Fall für ihre Kolumne in der ZEIT, um Stimmung zu machen, wie auch die ZEIT selbst in gewohnter Weise; entschuldigen wird sie sich nie.

Eine Website war eingerichtet:
https://www.remembering-khaled.org/demo-17-1/call/
(mit falschen Behauptungen und dem Schlußwort: Greetings to all antiracist and antifascist demonstrations happening today as well!)
Impressum: Initiative “Remembering Khaled”
Unsere Gruppe besteht aus FreundInnen Khaleds, Mitglieder der eritreischen Community Dresdens und einzelnen UnterstützerInnen aus den folgenden Gruppen: Sächsischer Flüchtlingsrat, RAA Opferberatung, Netzwerk Asyl Migration und Flucht, AZ Conni
Pressetelefon: +49 1573 953 1416
E-Mail: contact@remembering-khaled.org

Die ebenfalls sehr besorgte Jutta Ditfurth schrieb bei facebook:
14. Januar um 10:51 Khaled Idris Bahray - seine eritreischen Freunde und Mitbewohner hatten, wie viele Flüchtlingen in Dresden, jeden Montag Angst, die Wohnung zu verlassen, weil sie die Erfahrung gemacht hatten, beschimpft und beleidigt zu werden. Wann wird die rassistische Atmosphäre in Dresden, die Menschen in ihrer Freiheit einschränkt und ihr Leben gefährdet zum Thema? Ach nein, ich hatte vergessen, Politiker wollen mit Pegidioten sprechen, weil sie "Verständnis" für ihre "Sorgen" haben. Lesenswerter Bericht in The Guardian: Police investigate death of Eritrean man in Dresden Murder investigation launched after man’s body found in German city where there have been anti-immigrant Pegida marches Von Kate Connolly“ (https://www.facebook.com/Jutta.Ditfurth/posts/630829283713360) Im Guardian titelte Kate Connolly am 15.1.15 auch: Killing of Eritrean refugee in Dresden exposes racial tensions in Germany
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.01.2015 um 06.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27854

Seit einigen Monaten lesen wir nun täglich von Nullzinsen oder gar Negativzinsen, aber es scheint noch keinem aufgefallen zu sein, daß die Wirtschaft ganz von selbst jenen Zustand erreicht hat, der Silvio Gesell einst vorschwebte und bisher nur in engen regionalen Grenzen erprobt wurde (Wörgl usw.). "Natürliche Wirtschaftsordnung", "Freigeld"; fehlt nur noch die Bodenreform. Wer hätte das gedacht!
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 19.01.2015 um 13.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27841

Wo Sigmar Gabriel recht hat, da hat er ja wirklich recht.

Ich bin auch ganz der Meinung, daß Schwule die gleichen Rechte haben sollten wie Lesben.

Anscheinend gibt es islamische Länder, in denen Schwulen die Todesstrafe droht, Lesben aber nicht. Diese krasse Ungleichbehandlung muß sofort geändert werden - so oder so!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.01.2015 um 06.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27839

Nachdem eine für Montag angesetzte Pegida-Demonstration wegen einer Terrordrohung abgesagt werden musste, hat sich die AfD-Vorsitzende Frauke Petry die etablierten Parteien vorgeknöpft. (Focus 19.1.15)

Wieso "musste"? In einem anderen Bericht des FOCUS steht, die AfD habe sich gegen die Gleichstellung von Mann und Frau ausgesprochen. Aus dem Text geht hervor, daß sie sich gegen das "Gender mainstreaming" ausgesprochen hat. Die meisten Leser durchschauen die Manipulation und reagieren ziemlich wütend.
 
 

Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 18.01.2015 um 22.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27838

Gabriel beschreibt den (erwünschten) Islam wie eine Religion nach der Definition eines säkularen Staats, d. h., er verlangt vom Islam die Akzeptanz des Staates als Gesetzgeber und die Beschränkung auf die private Religionsausübung.
Das ist im Sinne des Grundgesetzes und gilt so für alle Religionen. Kann die Politik etwas anderes fordern als das Grundgesetz?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.01.2015 um 19.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27837

Könnten wir uns denn mit einem anderen Islam als dem, den Gabriel fordert, arrangieren?

Und wenn wir diese Forderungen von vornherein als lustig und unrealistisch empfinden, was sagt das erstens über den Islam und zweitens, falls wir diesen Islam bei uns dulden, über uns aus?
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 18.01.2015 um 18.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27836

Im Grunde geht aus Gabriels unrealistischen Forderungen hervor, daß der Islam in Deutschland (so wie Gabriel sich Deutschland vorstellt) keine Rolle spielen darf, aber das würde er natürlich nie so sagen und vermutlich nicht einmal zu denken wagen.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 18.01.2015 um 15.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27835

Es geht Gabriel erklärtermaßen um "die Rolle des Islam in unserem Land". Da sind seine Forderungen doch eigentlich ganz vernünftig,
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.01.2015 um 04.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27828

Den Synonymiker wird die Unterscheidung von Ungläubigen und Nichtgläubigen interessieren. Die Verneinung mit nicht- ist eher fachsprachlich und kommt in der Allgemeinsprache kaum vor, sie ist objektiver, wertneutraler. Bei un- schwingt oft eine Verurteilung mit wie in Unmensch, unchristlich (= böse). Orthodoxe oder Fromme überhaupt nennen auch den Andersgläubigen ungläubig oder Heide, wofür es auch in anderen Sprachen besondere Ausdrücke mit appellativen Konnotationen (= zu bekehren oder zu vernichten) gibt. Gabriel hat das deskriptiv richtig erfaßt. Allerdings kann ich nicht finden, daß der Ausdruck Ungläubige verschwinden sollte, er sollte vielmehr ebenso wie Nichtgläubige unbefangen und neutral benutzt werden dürfen, weil es den Menschen nichts angeht, was sein Mitmensch glaubt. Das hat Gabriel wohl auch gemeint.
Damit komme ich zum problematischen Kern: Der Entwurf des Religionsstifters Gabriel umfaßt genau das, was Papst Benedikt "Relativismus" bzw. "Diktatur des Relativismus" zu nennen pflegte, also den Pluralismus und den Verzicht auf Alleinbesitz der Wahrheit. Das Geltenlassen anderer Weltanschauungen, als seien sie gleichberechtigt, ist aus seiner Sicht und der Sicht jeder der hier genannten Religionen verwerflich. Das ist nirgendwo deutlicher ausgedrückt als im Syllabus errorum; der ist zwar nicht (mehr) verbindliche Lehre, vor allem seit dem Zweiten Vaticanum, aber der Sache nach sehr wohl noch Aufffassung der Kirche, wie man auch aus dem KKK entnehmen kann.
Man kann nicht mal eben eine Milliarde Menschen dazu überreden, das Gegenteil von dem zu glauben und zu tun, was sie bisher geglaubt und getan haben. Deshalb fand ich die Äußerungen Gabriels ziemlich komisch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.01.2015 um 12.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27825

Der lustige Gastbeitrag Sigmar Gabriels im Tagesspiegel erinnert mich an unseren Hausheiligen, Prof. Higgins: Why can't a woman be like me?

("Die Anforderungen an den modernen Islam sind sehr konkret. Gleichheit von Frauen und Männern, gleiche Rechte für Schwule und Lesben, Überwindung des offenen wie des verdeckten Judenhasses, keine Fortsetzung nahöstlicher Konflikte in den Schulen oder auf den Straßen unseres Landes – und als entscheidende Voraussetzung jeder Modernisierung die Akzeptanz dafür, dass der Islam wie jede andere Religion oder Weltanschauung ganz selbstverständlich Gegenstand von Kritik und Selbstkritik ist. Diese Öffnung beginnt nicht erst damit, physische Gewalt auszuschließen. Wer für den Islam spricht, muss auch im Denken abrüsten. Das Wort „Ungläubige“, wo Anders- und Nichtgläubige gemeint sind, gehört nicht zum Wortschatz einer pluralen Gesellschaft.")
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.01.2015 um 05.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27823

Sowohl der juristische Mitarbeiter Reinhard Müller als auch ein als Gastautor geladener tschechischer katholischer Priester (Tomáš Halík, Templeton-Preisträger 2014) polemisieren in der FAZ (17.1.15) gegen die Religionskritik von Charlie Hebdo. Man dürfe nicht alles, auch wenn es gesetzlich erlaubt sei usw.
„Ist nicht das Prinzip der ‘Laizität’ allmählich zu einer intoleranten Religion des Atheismus geworden?“ (Halík)
Nein, denn in Frankreich wird niemand an der Religionsausübung gehindert oder zum Atheismus gezwungen. Kritik, auch Spott ist keine Form der Intoleranz. Halík verdreht in der gewohnten Weise die Begriffe. Man spricht es noch nicht deutlich aus, meint es aber: Die Ermordeten sind selber schuld.

Die Wahl dieses Gastautors zu diesem Zeitpunkt hat etwas Entlarvendes. Ich habe in den letzten Tagen ohnehin keinen Beitrag gelesen, der nicht nach dem Schema gebaut gewesen wäre: Meinungsfreiheit ja, ABER... Auch die vielgerühmte Rede Navid Kermanis war so gebaut ("aber entschlossen wehren wir uns auch gegen diejenigen" usw.).

Die FAZ findet allmählich ihre Linie wieder. Mir ist schon oft aufgefallen, daß religionskritische Karikaturen, gewissermaßen eine umgedrehte Biblia pauperum, viel mehr Mordgelüste hervorrufen als religionskritische Schriften. Das sagt einiges über die Erregten. Früher war es ja anders. Religionskritische oder ketzerische Traktate wurden verboten und verbrannt, die Verfasser am besten auch. Atheisten wie Dawkins rufen zwar Unmengen Haßeinträge und Gegenschriften hervor, aber um ihr Leben mußten sie bisher nicht bangen. Dabei ist doch das religionskritische Argument viel gefährlicher als der Witz, den ja auch die Frommen nicht verschmähen.

Könnten diese Leute lesen und wären sie überhaupt intelligenter, würden sie die Spielwiese der Karikaturisten und Possenreißer links liegen lassen und sich den wirklich subversiven Aufklärern zuwenden. (Nicht mit Kalaschnikows natürlich.)
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 16.01.2015 um 15.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27816

Der Fall von Singapur war schlimmer als die Blamage von Dünkirchen, Churchill hätte eigentlich zurücktreten müssen. Auch in England weitgehend vergessen und verdrängt.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 16.01.2015 um 10.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27815

Oh ja, der „River-Kwai-Marsch"! Die bekannteste Strophe habe ich im Englischunterricht gelernt: „Hitler has only got one ball / Stalin has two but very small / Himmler has something sim’lar / but poor old Goebbels has no balls at all“. Die Referendarin kam aus England.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.01.2015 um 07.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27813

Als ich 14 war, tönte aus allen Fenstern der gepfiffene Marsch aus David Leans "Brücke am Kwai". Wenn ich ihn heute höre, was ja nur noch selten vorkommen kann, wird die ganze Welt von 1958 lebendig. Meine Frau und andere Menschen berichten mir ähnliches von anderen Melodien, die sie als Kinder gehört und gesungen haben und von denen sie manchmal erst heute erfahren, worum es sich eigentlich handelt. Das ist ebenso eindrucksvoll wie die öfter besprochenen Geruchserinnerungen.

Ich bin auf das Thema gekommen, weil ich eigentlich dachte, jener Marsch sei eigens für den Film komponiert worden, und dann überrascht war, daß er in Hitchcocks "The lady vanishes" von 1938 auch schon vorkommt. Man kann die ganze Geschichte nachlesen. Wikipedia vermerkt: „Gepfiffen wurde der Titel, weil die meisten Strophen des Textes nicht an der Filmzensur vorbeigekommen wären.“

Was für eine Kinderei der nette Film im Vergleich zur Wirklichkeit war, kann man z. B. hier sehen: https://www.youtube.com/watch?v=SEjFjY_b3t8

Über die "pazifische" Seite des Zweiten Weltkrieges haben wir in der Schule außer dem Schlagwort Pearl Harbor nichts gelernt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.01.2015 um 05.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27808

Zufällig stoße ich mal wieder auf Herrn Agreiter, der auf diesen Seiten und zuvor unter http://nachrichtenbrett.de/Forum/showthread.php?threadid=862&pagenumber= als Fürsprecher der Reformschreibung aufgetreten ist:

Im Besonderen halfen mir die Produkte z. B. gegen immer wieder auftretende Müdigkeit und Antriebslosigkeit, aufgrund derer ich leider auch hin und wieder den Besuch des Fitness-Studios ausfallen lies. (http://www.natürlichgesund.info/ueber-mich)

Auch sonst geht es auf den Seiten der Firma ziemlich wild zu:

Wir kommen alle stehen irgendwann einmal vor scheinbar unüberwindbaren Hürden, die es gilt zu überwinden um den nächsten Schritt zu tun. (...) Wir von hajoona sind uns unsere Aktivitäten bewusst und steuern ausschließlich aufbauende Aspekte in diesen Kreislauf ein. (http://natürlichgesund.info/karriere)

Dafür versteht man zu feiern:

Die Stimmung war nicht nur Dank der eingeladenen Musikanten lustig – und die letzten sind erst um 5.00 Uhr ins Bett gekommen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.01.2015 um 14.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27806

Terrorismus, so Merkel, lasse sich nicht rechtfertigen. Auch nicht durch Religion: "Das ist für mich Gotteslästerung." (welt.de 15.1.15)

Wenn Dr. Gasbarri (der Reiseorganisator des Papstes), mein lieber Freund, meine Mutter beleidigt, erwartet ihn ein Faustschlag. Denn man kann den Glauben der anderen nicht herausfordern, beleidigen oder lächerlich machen." (Papst Franziskus laut Standard 15.1.15)

Merkel als Theologin, Franziskus als Schläger? Was ist denn bloß los?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.01.2015 um 07.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27789

Drohnen werden wohl noch sehr wichtig werden. In den USA dürfen Nachrichtendienste sie demnächst zur Ausspionierung der Bürger einsetzen. Hinzu kommen private Drohnen.
Ich habe mich schon oft gefragt, ob ich Drohnen, die in Zukunft über mich hinwegfliegen oder in meinem Vorgarten herumschwirren, einfangen darf wie richtige Drohnen. Zumal sie nicht größer sein werden, ausgenommen natürlich die Paketdrohnen von Amazon und Post.
Kann ich fliegengroße Drohnen durch Aufhängen klebriger Drohnenpapiere unschädlich machen? Aber dann senden sie den Diensten noch Daten über mich, bevor sie die Augen für immer schließen (s. Robert Musil: Das Fliegenpapier). Besser ist wohl ein kräftiger Schlag mit der zusammengerollten FAZ. Oder man sammelt sie ein und wirft sie den Hühnern zum Fraß vor.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 13.01.2015 um 11.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27780

zu meinem letzten Kommentar (#27773):

Gestern, als getrennt demonstriert wurde, waren nach offiziellen Angaben in Dresden 25000 für Pegida und 7000 dagegen unterwegs.
Aber einen Tag vorher sollen die 35000 Teilnehmer einer allgemeinen Kundgebung am gleichen Ort noch ausschließlich Pegida-Gegner gewesen sein. Tja, die Presse ...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.01.2015 um 06.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27779

Börsenverein und PEN-Zentrum verbreiten in mehreren Sprachen, auch Arabisch, folgende Erklärung:

"Durch Anschläge wie auf das Magazin “Charlie Hebdo” sollen der freie Geist und die Toleranz vernichtet werden. Doch wir dürfen und wollen unser Recht auf Meinungs- und Pressefreiheit nicht aufgeben. Deshalb stehen wir weltweit immer wieder aufs Neue kompromisslos für die Freiheit des Wortes und des Publizierens ein. Aufklärung und Information sind wichtiger denn je, damit die Anschläge nicht zum Anlass unreflektierter Propaganda werden."

Man hätte erwartet "damit die Anschläge aufhören". Aber für den Börsenverein und den PEN sind nicht die Morde das Schlimmste, sondern die Islamkritik, die sich darauf beziehen könnte.

Nach Ansicht des Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime ist Pegida Wasser auf die Mühlen islamischer Extremisten, während die Islamische Zeitung meint, der Terror der islamischen Extremisten sei Wasser auf die Mühlen von Pegida.

Die FAZ bringt Leserbriefe und eigene Beiträge, die dazu mahnen, kein Öl ins Feuer zu gießen und nicht alles zu tun, was gesetzlich erlaubt ist. Ohne es klar auszusprechen, gibt man den Pariser Satirikern eine Mitschuld an ihrer Ermordung.

„Die Verfechter der offenen Gesellschaft machen es sich zu leicht, wenn sie Meinungs- und Kunstfreiheit zu Höchstwerten stilisieren. Die Goldene Regel ist universalisierbar. Die westlichen Werte sind es nicht unbedingt.“ (Daniel Deckers, FAZ 13.1.15)

Deckers ist gegen die Gefährdung des „öffentlichen Friedens“ durch „gezielte Provokationen von Muslimen“.

Von Martin Mosebach hört man bisher nichts. Er müßte zufrieden sein. Die Todesgefahr soll ja zu besserer Kunst führen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.01.2015 um 13.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27774

Also ich habe weder mit AfD noch Pegida etwas zu tun, aber nun wollen wir uns mal etwas wirklich Interessantes ansehen:

Dass der Anschlag von Paris mehr oder weniger zügig politisch instrumentalisiert werden würde, war abzusehen. Dass es eher rechte Parteien sein werden, ebenfalls. Aber dass es so schnell so geschmacklos werden würde, dann doch nicht. Eine Entgleisung, die sehr tief blicken lässt, hat sich Jörn Kruse geleistet, Spitzenkandidat der Alternative für Deutschland (AfD) für die Bürgerschaftswahl in Hamburg.
Wörtlich sagte er am Samstag auf einer Wahlkampfveranstaltung am Gänsemarkt: "Ich habe die große Befürchtung immer gehabt, dass Furchtbares irgendwo, bei uns hier, Paris gehört für mich zur gleichen Wertegemeinschaft, passieren würde. Und leider ist es viel früher passiert, als ich gehofft habe."


So berichtet "Stern", ähnlich alle möglichen Medien, und es fehlt nicht an Kommentaren, die den "freudschen" Versprecher bis in die letzten Tiefen des kruseschen Seelenlebens analysieren. Diese Tiefen interessieren mich nicht, aber wie sieht die Sache linguistisch aus? Der Sprecher wollte sagen, er habe gehofft, daß das Furchtbare nicht geschieht, aber nun sei es sogar noch früher passiert – als er befürchtete, natürlich. Man kann also von einer Kontamination zweier Gedanken sprechen, das ist aber im Deutschen sehr oft zu beobachten. Zum Beispiel steht nach warnen oft eine unlogische Negation, die im Englischen sogar mit einer anderen Verbbedeutung verbunden ist. Alles leicht zu erklären, auch ohne Freud. – Bei einem Sprecher anderer Couleur hätte man ein bißchen gekichert, aber der AfD-Mann wird nun in seiner Schmuddelecke von allen Seiten eingekeilt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 12.01.2015 um 10.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27773

zu #27765:
Der Verdacht einer solchen Vereinnahmung besteht auch in Dresden.
Gestern abend und heute meldeten die großen Medien, es hätten gestern dort 35000 Menschen u. a. gegen Pegida demonstriert.

In Wirklichkeit hatten der sächsische Ministerpräsident Tillich und die Dresdner Oberbürgermeisterin Orosz zu einer Kundgebung „Für Dresden, für Sachsen – für Weltoffenheit, Mitmenschlichkeit und Dialog im Miteinander“ aufgerufen, Werte also, die auch Pegida vertritt. Terrortaten wie jetzt in Frankreich wühlen die Massen natürlich auf und treiben alle demokratisch gesinnten Menschen auf die Straße, und wenn der Ministerpräsident, der auch von Pegida schon eingeladen war, endlich eine öffentliche Rede hält, dann gehen die Sachsen natürlich hin. Zwischenrufe, Sprechchöre und Transparente waren sehr unterschiedlich. Wie viele von den 35000 für und wie viele gegen Pegida waren, läßt sich wohl nicht genau feststellen, aber was dazu in den Massenmedien gesagt und geschrieben wird, ist nur wieder ein neuer Versuch, die Bürger für dumm zu verkaufen.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 12.01.2015 um 08.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27767

Laut SPON (http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/oeffentlicher-dienst-personalmangel-bei-feuerwehr-gefaehrdet-buerger-a-1012455.html) sagte der Vorsitzende der "Gewerkschaft der Beschäftigten der Kommunen" folgendes: "Wir brauchen dringend ein breites Bewusstsein zur spürbar wachsenden Gewaltbereitschaft".

Dem kann man kaum widersprechen, weil der falsche Gebrauch der Präposition den Satz als vollkommen sinnfrei erscheinen läßt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.01.2015 um 06.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27766

In allen Medien ist zu lesen, in Nigeria habe eine "zehnjährige Selbstmordattentäterin" 19 Menschen getötet. Es gibt keine zehnjährigen Selbstmordattentäter. So hat man ja auch mit Recht gesagt, daß es weder katholische noch muslimische Kinder gibt. Also: Boko Haram hat ein zehnjähriges Mädchen und weitere 19 Personen ermordet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.01.2015 um 05.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27765

So wird es auch in einem vorzüglichen Beitrag der WamS erklärt: http://www.welt.de/print/wams/politik/article136240157/Es-ist-kein-Respekt-es-ist-Angst.html

Gestern gab es hier in Erlangen eine "Demonstration" mit Kondolenzliste für die Pariser Mordopfer. Aufgerufen hatte das Deutsch-Französische Institut. Der SPD-Bürgermeister hielt eine Ansprache, in der er nicht etwa nur die friedlichen Muslime in Schutz nahm, wie es seine Aufgabe gewesen wäre, sondern gegen Pegida polemisierte. Die gutwilligen Zuhörer wurden also wieder einmal für einen Zweck vereinnahmt, zu dem keineswegs alle den Weg auf sich genommen hatten. Sollten manche verstimmt gewesen sein, ließen sie es sich jedenfalls nicht anmerken.

(Ich weiß nichts Näheres von Pegida und will mich durchaus nicht dafür stark machen; ich beobachte nur.)

Solche Aufmärsche sind eigentlich sinnlos, denn das Gute versteht sich bekanntlich von selbst. Entscheidend ist, wie die Medien es in Zukunft mit ihrer Meinungsfreiheit halten. Ich sehe schwarz. Man wird die Angst, wie gesagt, anders nennen, aber sie wird die Gewohnheiten weiter in Richtung Unterwerfung und PC verändern.

Länder, in denen die Political correctness längst auf die Beispielsätze in grammatischen Abhandlungen ausgedehnt worden ist, haben auch dem Wohlverhalten in religiösen Dingen nichts entgegenzusetzen, mögen sie auch bis an die Zähne bewaffnet sein wie die USA.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 10.01.2015 um 09.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27751

Vielleicht war es ja auch umgekehrt, und Heinen wollte als anständiger Mensch etwas gegen Pegida schreiben, und die Ereignisse in Paris kamen ihm bloß dazwischen? Auf der gegenwärtigen Welle der wohlfeilen Solidaritätsbekundungen reiten lauter Leute, die selbst nie ein Wort wider den Propheten M. fallen lassen würden und auch sonst allen möglichen Meinungen »kein Podium geben« möchten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.01.2015 um 05.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27746

Die Morde an den französischen Journalisten haben den Präsidenten des Verbandes der Zeitungsverleger, Helmut Heinen, zu einem Aufruf veranlaßt, der heute in vielen Zeitungen zu lesen ist ("Wehren wir uns" in der FAZ). Fast die Hälfte des Textes gilt der Polemik gegen "Pegida", so daß man meinen könnte, Pegida habe die Morde begangen. Im letzten Satz suggeriert er, die Proteste gegen Islamisierung führten "am Ende" zu Mord.

Außerdem weiß er, daß der Ausdruck "Lügenpresse" ein "Kampfbegriff aus Deutschlands dunkelster Vergangenheit" ist. (Fast höre ich Gerhard Augsts sonore Stimme...) Folglich gibt es heute keine Lügenpresse mehr; seid ohne Sorge!

(Übrigens höhnt die ZEIT in diesem Zusammenhang über frühere Äußerungen Konrad Adams, was manche Leser zu sarkastischen Kommentaren über Glashäuser und Steinewerfen anregte. Ich habe sicher schon mal erzählt, daß Robert Leicht, der nichts dafür konnte, mir schriftlich bestätigte, die ZEIT haben wegen ihrer jahrzehntelangen DDR-Verherrlichung einiges aufzuarbeiten. Das ist natürlich nie geschehen.)

Der unsägliche Jasper von Altenbockum weiß (in derselben Ausgabe der FAZ), daß diejenigen, die gegen Vorratsdatenspeicherung und für Datenschutz sind, sonst nur "sozialpädagogische Lyrik" hervorbringen, wenn es um Gefahrenabwehr geht. Lügenpresse? Ach wo!

Es ist ganz gut, daß das Thema Selbstzensur, auch im internationalen Vergleich, einmal diskutiert wird. Natürlich wird man solche harschen Ausdrücke, auch "Schere im Kopf", meiden, aber es gibt seit längerem einen wunderbaren Ersatz, dem ich auch in vielen Gesprächen begegne: "Vermeiden unnötiger Provokationen". Unsere großen Zeitungen halten sich seit eh und je daran. Bloß nicht "polarisieren"! (Das ist der Gegenbegriff.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.01.2015 um 06.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27720

Es war sicher klug von Friedrich dem Großen, sich bei seinem großen Projekt einer Gallisierung des Deutschen von Chamisso und Fontane beraten zu lassen (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=55#27715). Ähnlich vorausschauend zeigt sich auch Luther als junger Spund:
"Martin Luther, der Reformator des 15. Jahrhunderts ..." (SZ 4.1.15)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.01.2015 um 08.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27709

Paßt aber, diesmal.
Houellebecq wird auch besprochen. Man muß ihn nicht gelesen haben und sollte es auch am besten gar nicht, um einzusehen, daß er ermordet werden muß. Den Rushdie scheinen sie über die Jahre vergessen zu haben, sein Glück.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 05.01.2015 um 07.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27707

Andere Journalisten sollten allerdings auch wissen, daß die Überschrift nur selten die vom Autor gewählte ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.01.2015 um 06.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27706

Sozusagen mit Unschuldsmiene veröffentlicht Konrad Adam in der FAS einen Beitrag "Wie die Christen schon einmal (!) die Türken schlugen" – über die Seeschlacht von Lepanto. Andere Journalisten haben die gar nicht so geheime Absicht gleich erkannt. Das Manöver erinnert ein wenig an die Regensburger Rede Papst Benedikts. Übrigens steht Juan de Austria sehr hübsch in Regensburg, als Bronzekopie.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.01.2015 um 05.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27670

Über Google-News stoße ich auf die Seite der BILD:

In der Astrologie sind den zwölf Tierkreiszeichen verschiedene Körperpartien zugeordnet. Deshalb können die Sterne erotische Wünsche und auch einiges über erogene Zonen der Sternbilder verraten.

Widder (21.03.-20.04.)
Widder stehen ständig unter Strom und suchen leidenschaftlichen Sex mit einer kämpferischen Note.
Vielleicht klappt es deshalb bei ihnen besonders gut, wenn sie sich mit ihrem Partner vorher so richtig gestritten haben. In aufgeheizter Stimmung ist der Widder nämlich besonders empfänglich für Reize der besonderen Art. Ihre erogenen Zonen sind die Ohren und der Kopf. Widder lieben es, wenn man ihre Ohrläppchen liebkost.
Das jagt ihnen wahre Schauer über den Rücken. Auch eine leichte Massage des Hinterkopfes kann sehr anregend wirken. Widder sind außerdem wahre Kuss-Spezialisten. Tiefe, fordernde Küsse bringen sie manchmal schon so in Fahrt, dass das Liebesspiel gar nicht mehr so ausgedehnt werden muss.

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Warum wird gerade Widder angezeigt, woher wissen die Leute das?
Ich will ja hier nicht meine erotischen Vorlieben ausbreiten, aber das mit den Ohrläppchen stimmt schon mal gar nicht. Und warum sollte es erstrebenswert sein, das Liebesspiel abzukürzen? Muß denn alles immer schneller gehen?

Ein Link verbindet mich mit dem Wahrsager Theodor. Ist das Zufall? Jedenfalls bin ich nun "direkt" und "persönlich" mit ihm verbunden, offenbar auch ein Frühaufsteher wie ich. „Geben Sie hier Ihre Vorname ein“. Ich gebe zwar eine falsche Vorname ein, aber der Hellseher schreibt trotzdem: „Ich sehe eine Stadt...Erlangen...“ Als er auch noch meine E-Mail-Adresse haben will, breche ich ab. Am Ende steht er noch persönlich vor der Haustür und will sich über meine Ohrläppchen hermachen.

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Neulich wurde berichtet, daß die Computerexperten große Fortschritte beim automatischen Erzeugen von Romanen gemacht haben. Wahrscheinlich wird man auch das maschinelle Lesen vorantreiben. Bald wird bei mir im Nebenzimmer ein Computer täglich Hunderte von Romanen schreiben und dann lesen, und ich werde über das reiche literarische Leben in Spardorf berichten können.

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Während ich die Neujahrsnacht verschlafen habe (nicht mal die Knallerei habe ich gehört), verbrachten offenbar viele Menschen sie vor dem Fernseher und haben "mit den Prominenten" gefeiert. Das erinnert mich an eine Episode, die schon ein paar Jahre zurückliegt. Eine liebe Verwandte schenkte unseren Töchtern "Viktorias Gebetbuch" (Kreuz-Verlag). Offenbar meinte sie, die Prominenz aus Fernsehen und Regenbogenpresse sollte auch hier stilbildend sein (beten wie die Schönen und Reichen...) oder könnte vom Heidentum gefährdete Geschöpfe zum Glauben führen. Die Mädchen haben natürlich gar nicht reingesehen, wußten auch nicht, wer diese Viktoria war (eine schwedische Prinzessin), und irgendwann haben wir es dann entsorgt, um Platz für Harry Potter zu schaffen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.12.2014 um 10.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27649

In Erlangen gibt es nicht viele Verbrechen. Man muß schon froh sein, wenn mal ein Juweliergeschäft überfallen wird. Das kommt allerdings verhältnismäßig oft vor, wahrscheinlich weil viele Menschen aufgrund ausgedehnter Märchenlektüre den direkten Zugriff auf Gold für den Anfang der Glückseligkeit halten.
Nun wußte sich ein Erlanger Juwelier - vielleicht derselbe, der immer so geschickt die Batterien meiner Armbanduhr (Werbegeschenk!) wechselt - selbst zu helfen:

Der Juwelier hatte einem 49-Jährigen auf dessen Wunsch hin Schmuck gezeigt, als dieser (?) plötzlich eine Waffe zog, so die Polizei. Doch anstatt dem Räuber seine Beute auszuhändigen, überwältigte ihn der Ladeninhaber mit einer "gezielten Aktion" und hielt ihn fest. (...) Der 49-Jährige war nach Polizeiangaben deutlich betrunken. Bei der Waffe handelte es sich um eine täuschend echte Spielzeugpistole.

Die sprachlich unbeholfenen Polizeiberichte sind immer unterhaltsam zu lesen. Man gönnt sich ja sonst nichts.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.12.2014 um 05.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27621

Unter den Bedingungen einer großen Koalition wundert es nicht, daß statt programmatischer Unterschiede etwas so Unpolitisches wie der "Appell an die Anständigen" verkündet wird. Schröder braucht sich nur selbst zu zitieren. Für die Union spricht Volker Kauder: "Wir haben den klaren Beschluss gefasst, dass wir mit der AfD nicht zusammenarbeiten. Das ist anständig, politisch richtig – und so muss es auch bleiben."

Natürlich wird man gegebenenfalls doch zusammenarbeiten, dann haben sich die anderen eben geläutert.

Komisch wirkt es, wenn der Fraktionsführer einer christlichen Partei verkündet:"Es darf nicht dazu kommen, dass in Deutschland eine islamische Partei entsteht."
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 26.12.2014 um 21.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27620

»Drohnenpolitik« ist auch hübsch. Wohl eine Übersetzung von policy, was hier natürlich Strategie oder Vorgehensweise heißt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.12.2014 um 19.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27618

US-Drohnen töteten in Shawal außerdem mehrere Taliban. (...)
Bei zwei mutmaßlichen US-Drohnenangriffen in Nordwesten Pakistans wurden außerdem mindestens sieben Extremisten getötet. Ziel der Luftschläge in der entlegenen Region Shawal in Nord-Waziristan seien Verstecke der radikalislamischen Taliban gewesen, sagte ein Vertreter des pakistanischen Geheimdienstes.
Pakistan hat sein Vorgehen gegen die Taliban verschärft, nachdem die Extremisten bei einem Angriff auf eine Schule in der Stadt Peshawar mehr als 140 Menschen, darunter viele Schulkinder, getötet hatten. So hatte die Regierung die Todesstrafe wieder eingeführt. Die US-Drohnenangriffe lehnt sie aber eigentlich als Verletzung seiner Souveränität ab.
Die US-Streitkräfte halten dem entgegen, dass die Angriffe in Regionen effektiv seien, in die das pakistanische Militär keinen Zugang habe. In den vergangenen Jahren wurden viele hochrangige Taliban-Vertreter durch solche Attacken getötet, allerdings auch viele Unschuldige. Die US-Regierung äußert sich in der Regel nicht öffentlich zu ihrer Drohnenpolitik in Pakistan.
(Zeit online 26.112.14)

Wie stellt man eigentlich in unzugänglichen Regionen eines fremden Landes die Gesinnung von Menschen fest, die durch Drohnen getötet worden sind? Warum setzt die Zeitung das "mutmaßlich" nicht vor die Extremisten, statt dessen so, daß man nicht weiß, was eigentlich in Frage steht: ob es Angriffe waren, ob es Drohnen waren, ob es amerikanische Drohnen waren usw. Was sind das überhaupt für Journalisten?
 
 

Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 23.12.2014 um 18.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27599

Pegida ist ein gutes Beispiel dafür, wie schlecht es um den Journalismus in Deutschland bestellt ist. Keine Meldung kommt ohne Wertung aus, Nachricht und Kommentar werden fröhlich durcheinandergeworfen.

Was die Organisatoren von Pegida sagen, wird ignoriert oder als vorgeschobenes Feigenblatt verunglimpft; was die Demonstranten sagen und auf den Plakaten hochhalten, wird ebenso ignoriert, und wenn die Protestanten schweigen, wird es ihnen als Gesprächsverweigerung ausgelegt, die zudem beweise, daß die Leute für Argumente nicht zugänglich seien.

Hinzu kommen die ganz selbstverständlich verwandten Attribute wie "islamfeindlich", "Überfremdung", "rechtspopulistisch", die als sachliche Beschreibung von Pegida in ganz normalen Berichten gebraucht werden. Hier wird ganz bewußt Meinungsmache betrieben, linksideologische Volkserziehung.

Die Journalisten, die siegessicher getönt haben, sie hätten fremdenfeindliche Äußerungen bei Pegida dokumentiert und dabei wohl nicht den einzigen Rechtsradikalen erwischt, der da mitlaufe, müssen sich jetzt fragen lassen, wie wahrscheinlich es ist, daß sie mit dem RTL-Reporter an den einzigen Falschen Fuffziger geraten sind.

Armselig ist das Argument, in Sachsen gäbe es kaum Ausländer, deshalb dürften doch gerade die Dresdner nicht protestieren. Wenn es nur um die unmittelbare Nähe ginge, bräuchten Journalisten aus Hamburg, Berlin und München nicht nach Dresden zu gucken. Oder sind Journalisten per se kosmopolitisch und Sachsen per se provinziell?
Wieviele Ausländer müssen es im übrigen werden, damit die Dresdner protestieren dürfen?

Jeden Tag und ein Leben lang werden Menschen – insbesondere Frauen – mitten in Deutschland aus religiösen Gründen daran gehindert, ihre grundgesetzlich garantierten Rechte wahrzunehmen. Es kommt nicht darauf an, ob es fünf sind, hundert oder tausend; das ist Unrecht, gegen das man protestieren darf.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.12.2014 um 15.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27598

Eine islam- und ausländerfreundliche Einstellung ist meiner Meinung nach durchaus mit den Pegida-Demonstrationen vereinbar. Wenn dort irgendwelche Haßparolen vorgetragen würden, hätten die Medien diese längst zitiert und vorgeführt.

Wenn ich nicht gern versalzene Suppe esse, hasse ich dann Salz? Wenn ich nur mit einer einzigen Frau glücklich und zufrieden verheiratet bin, bin ich etwa deswegen ein Frauenhasser? Wenn ich mich nicht gern jeden Tag sinnlos besaufe, habe ich dann etwa Angst vor Wein?

Die Pegida-Demonstranten sind weder gegen fremde Religionen noch überhaupt fremdenfeindlich, sie verlangen aber eine vernünftig geregelte Einwanderung und Hilfe, die besser vor Ort geleistet wird als in Deutschland. Thomas de Maizière sagte kürzlich (FAZ vom 15.12.14), "es drohe keine Islamisierung der ganzen deutschen Gesellschaft". Damit ist er der erste Politiker, der endlich eine konkrete Zahl über die Regierungspläne nennt: 100% sind es also nicht. Na schönen Dank auch, wirklich sehr beruhigend!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.12.2014 um 04.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27597

Schröder hat wieder mal zu einem "Aufstand der Anständigen" aufgerufen. Bundeskanzlerin und Bundespräsident sollten vorweg marschieren, wie damals. Inzwischen ist "Aufstand der Anständigen" ein Stichwort bei Wikipedia, womit es als politisches Instrument eigentlich nicht mehr in Betracht kommt. Überhaupt sind Demonstrationen, die von der Regierung angeführt werden, bedenklich, sie erinnern an DDR-Zeiten.

Was Verhütung und Abtreibung betriff, hat Erdogan jetzt den Standpunkt des Vatikans übernommen. Darf er das überhaupt? Die Reaktionen sind eher unfreundlich.

"In 15 Minuten kann sich die Welt verändern." (Werbung vom Nachrichtensender Bayern 5) Das stimmt. Immer schneller dreht sich das Karussell der Bündnisse, aus dem Reich des Bösen von gestern werden die Mitstreiter von heute, und man muß aufpassen, daß einen das Leben nicht gorbimäßig bestraft.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.12.2014 um 11.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27579

Ich hatte ja schon auf die unfaßbare grammatikalische Harthörigkeit unserer Universitätsleitung hingewiesen. Immerhin sind in der ehemaligen Philosophischen Fakultät im wesentlichen linguistisch-philologische Fächer zusammengefaßt, und dann so etwas:
Die Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie gliedert sich in elf Departments. Kein einmaliger Lapsus, sondern Tag für Tag geübte Praxis.
Es handelt sich um 9 wissenschaftliche und 2 unwissenschaftliche Fächer (islamische und evangelische Theologie).
In dieser Barbarei einen gewissen Sinn für Rechtschreibung zu wecken ist natürlich ganz hoffnungslos. Immerhin haben wir noch nicht wie anderswo eine Magistra Artia.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 20.12.2014 um 08.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27577

Hier hat jemand ganz offensichtlich (Steinbrück würde sagen: erkennbar) versucht, alles zusammenzufegen, was man an frommen Wünschen in solchen Grußtexten überhaupt nur vorfinden kann. Da passiert es auch schon mal, daß Wünsche gewünscht werden. »wünscht Ihnen alle guten Wünsche für ein gesundes und gesegnetes Jahr 2015« ist wohl eine Kreuzung aus »wünscht Ihnen alles Gute für 2015« und »wünscht Ihnen ein gesundes und gesegnetes Jahr 2015«. Minimalkorrektur: »sendet Ihnen alle guten Wünsche für ein gesundes und gesegnetes Jahr 2015«.
Es ist zwar eine gängige Formulierung, aber ich empfinde es immer noch als etwas schief, jemandem für die Zusammenarbeit zu danken. Zusammenarbeit ist doch etwas Zwei- oder Mehrseitiges, an dem der Schreiber maßgeblich beteiligt ist. Aber das ist vielleicht zu spitzfindig.
Rückständig, wie ich bin, habe ich das Wort »Department« im Geiste auf Anhieb französisch gelesen (obwohl ja das e in der Wortmitte fehlt). Was die englische Bezeichnung hier zu suchen hat, ist mir zwar ein Rätsel, aber man wird an der University gute Gründe haben, so zu reden und zu schreiben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.12.2014 um 07.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27576

Die Universität läßt eine Unmasse von Rundmails auf ihre Angehörigen niedergehen, oft in doppelter Ausfertigung, und auf jede Vortragsankündigung folgt ja auch noch die Verschiebung oder Absage. Im Gewusel finde ich heute ein Weihnachtsgruß der Abteilung Islamische Theologie:

"Sehr geehrte Kolleginnen, sehr geehrte Kollegen,
 
das Department Islamisch-Religiöse Studien wünscht Ihnen und Ihren Familien frohe Weihnachten, Zeit zur Entspannung, Besinnung auf die wirklich wichtigen Dinge und alle guten Wünsche für ein gesundes und gesegnetes Jahr 2015.
 
Wir wollen dies zum Anlass nehmen, uns bei Ihnen für das entgegengebrachte Vertrauen und die angenehme Zusammenarbeit zu bedanken.
 
Mit freundlichen Grüßen,
Im Namen von uns allen"
 
(...)

Dazu ein Bild „Haggia Sophia Istanbul“ (Maria mit dem Jesuskind, das bekannte Bild von der Decke der Kirche/Moschee)

Das Bild ist so ausgewählt, daß man die islamische Theologie für einen Zweig der christlichen halten könnte, die es in Erlangen in Restbeständen immer noch gibt.

Aber wie kommen die Kollegen dazu, mir Entspannung und Zeit für die Besinnung auf die wirklich wichtigen Dinge zu wünschen? Was geht sie das an? Diese verdünnte Form einer religiösen Ermahnung kennen wir ja zur Genüge von den christlichen Kollegen. Bei der Mehrzahl der Universitätsangehörigen kann auch von Vertrauen und Zusammenarbeit nicht gesprochen werden, man kennt sich doch überhaupt nicht und hat keine Berührung mit dem frommen Department.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.12.2014 um 16.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27569

Ich koche selbst, sehe nicht fern, habe kein Auto und würde mehr Tischtennis spielen, wenn ich Platz für einen Tisch hätte – bizarr! Allerdings haben wir uns manchmal gefragt, ob unsere Kinder einen Nachteil davon haben könnten. Inzwischen sind sie erwachsen und völlig mit unserer Lebensweise einverstanden. Aus meinen Aufzeichnungen: Als unsere Jüngste neun war, erklärte sie eines Tages ihren beiden Plüschtieren, sie dürften "einmal im Jahr zehn Minuten fernsehen" – und setzte sie vor einen Spiegel.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 17.12.2014 um 08.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27567

Zu #27489 (Bild.de schreibt mal wieder über Bernd Lucke, Überschrift: »Das bizarre Privatleben des AfD-Chefs«) und auch zu Schmachthagens Ergüssen (www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=201#1475): Die schreiben gar nicht zur Information der Leser, sondern so, daß die Leser sich unterhalten fühlen. Nur von solcher Art Arbeit leben sie, und das wohl gar nicht so schlecht, auf jeden Fall hinreichend, sonst würden sie ja was anderes machen müssen. Die Leser finden sich davon tatsächlich hinreichend unterhalten, um nicht von etwas verstört zu sein, worum's im öffentlichen Leben zu dessen Wohl eigentlich geht. Aber vielleicht ist dieses nicht allzu verstört sein ja dessen Wohl. Dazu kann vielleicht der einzelne mal anderer Meinung sein; aber geht's denn wirklich um den?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.12.2014 um 04.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27566

Das Schulmassaker der Taliban hat ein antikes Vorbild: die edlen Athener – bzw. ihre Söldner – in Mykalessos. Thukydides ist überhaupt einer der lesenswertesten Autoren aller Zeiten.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 03.12.2014 um 21.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27489

Bild.de schreibt mal wieder über Bernd Lucke, Überschrift: »Das bizarre Privatleben des AfD-Chefs«. Wie jetzt, läßt er sich etwa auf der Reeperbahn auspeitschen? Nein, wie sich herausstellt, kocht er selbst, sieht nie fern, spielt Tischtennis und fährt kein Auto. Alles durch und durch absonderlich und vielleicht sogar gefährlich! Leserkommentare dazu: »Okay, sie wandern gern, er kocht ab und zu, sie gehen kaum essen und kochen lieber selbst, schauen kein TV, spielen Tischtennis usw. Was davon ist jetzt bitte bizarr?« – »Bizarr sind höchstens die Befehle aus dem Politbüro an die Presse, so einen Unsinn zu verbreiten!« – »Wirklich sehr bizarr, sein Privatleben. 5 Kinder, selbstgebackener Apfelkuchen, Verzicht aufs Auto und dann noch ganz ohne RTL. Verrückt...« Wenig später ist die Überschrift entschärft. Schade, denn sie ließ doch tief blicken!
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 27.11.2014 um 16.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27451

Siehe Beitrag #10004 unter "Nichts als Pfusch"!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.11.2014 um 16.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27445

Die Bayernpartei polemisiert in Reformschreibung gegen die Reformschreibung und leistet sich auch sonst einiges:

Die völlig missratene Rechtschreibreform von 1996 hat die CSU mitgetragen. Zwar erkannte der damalige Kultusminister Zehetmaier (CSU), dass das Ganze ein Fehler war. Da war das Kind aber bereits im Brunnen, da hatte man bereits zugelassen, dass eine kleine Gruppe von Linguisten die Sprache nach ihren Vorstellungen und gegen den Mehrheitswillen (wie er beispielsweise in einem rechtsgültiger Bürgerentscheid zum Ausdruck kam) verhunzen konnte.
Das „Phonetische Schreiben“, bei dem Grundschulkinder die ersten zwei Jahre so schreiben wie sie hören und Fehler nicht verbessert werden, wurde auch in Bayern eingeführt. Diesen Ideologie getriebenen Unsinn, der zu katastrophalen Rechtschreibkenntnissen führt, hat die CSU also auch mitgemacht. (...) Am schwerwiegendsten dürften aber die Ideologie getriebenen „Bildungsexperimente“ einzelner Landesregierungen sein.

(http://landesverband.bayernpartei.de/2014/das-zentralste-abitur)
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 20.11.2014 um 12.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27395

Adornos F-Skala läßt grüßen.

Übrigens hatte Kempner einen exorbitant hohen Wert auf der I-Skala, mit der die Selbstüberschätzung gemessen wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.11.2014 um 12.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27394

Da ich weder Mitglied noch Wähler der AfD bin, darf ich mich wohl ein bißchen wundern über das, was die SPD bzw. ihre Friedrich-Ebert-Stiftung über die AfD hat herausfinden lassen. Diese Partei steht weit oben auf der "Chauvinismus"-Skala – die bisher kaum angelegt worden zu sein scheint.
Elf Prozent sagen Ja zu der These: "Wir sollten einen Führer haben, der Deutschland zum Wohle aller mit starker Hand regiert."
Na ja, wenn man das wörtlich nimmt – also zum Wohle ALLER, auch der Minderheiten –, dann bin ich auch dafür, vor allem wenn wir uns einen solchen Führer alle vier Jahre wählen können. Dann ist es ja nur ein anders Wort für Bundeskanzler.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.11.2014 um 18.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27390

Da ich gerade Kempners "Ankläger einer Epoche" lese, möchte ich ergänzend zitieren (auch zu den jüngsten Ereignissen in Jerusalem):

Die Engländer unter Churchill waren zunächst ungefähr bis März 1945 der Meinung: "Keine Prozesse!" Die Schlimmsten sollten durch militärische Pelotons erschossen werden, wie es bei sogenannten Kriegsverbrechern früher üblich war. Die Russen vertraten zunächst den Standpunkt: Es sollten bis zu 50.000 deutsche Hauptkriegsverbrecher in wenigen Wochen im Morgengrauen ohne weitere Erörterung hingerichtet werden, wenn sie eine bestimmte Stellung innegehabt hatten und auf der Kriegsverbrecherliste genau identifiziert waren.(...) Ich bin gegen derartige Militär-Pelotons, die letzten Endes Gestapo-Methoden sind. Das wäre Wasser auf die Mühlen derer, die da sagen: „Ihr seid auch nicht besser als die Gestapo!“ Ich halte mich da an die Grundsätze des internationalen Rechts, ich bin gegen Mord, ganz egal, wie er vollstreckt wird, und Leute umbringen ohne jedes Verfahren - das ist in meinen Augen Mord. So ist es eben. Diese Hinrichtungsidee (...) ist erst im März/April 1945 durch Justice Jackson überwunden worden. Das hat ziemlich lange gedauert, bis seine Idee allen einleuchtete: Wir müssen einen internationalen Gerichtshof haben, einen internationalen Militärgerichtshof. Mit dem müssen wir nach dem Völkerrecht urteilen. (Robert M. W. Kempner: Ankläger einer Epoche. Frankfurt 1983:209ff.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.11.2014 um 06.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27277

Deshalb:

"Artikel 10: Jeder hat bei der Feststellung seiner Rechte und Pflichten sowie bei einer gegen ihn erhobenen strafrechtlichen Beschuldigung in voller Gleichheit Anspruch auf ein gerechtes und öffentliches Verfahren vor einem unabhängigen und unparteiischen Gericht."
 
 

Kommentar von Pt, verfaßt am 07.11.2014 um 14.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27268

Inwiefern ist das eine ''Verrohung der Gesinnung''?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.11.2014 um 08.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27266

Er war lange ein Mysterium: US-Navy Seal Rob O'Neill hat offenbar Bin Laden zur Strecke gebracht.
(...)
"Da stand Bin Laden. (...) In diesem ersten Augenblick dachte ich, wie dünn er war, wie groß und wie kurz sein Bart war, alles auf einmal. Er trug eine dieser weißen Mützen, aber er hatte einen fast kahlrasierten Kopf. (...)
In der Sekunde erschoss ich ihn, zweimal in die Stirn. Bapp! Bapp! Das zweite Mal, als er zusammenbricht. Er sackte vor seinem Bett auf den Boden, und ich traf ihn noch mal, bapp!, selbe Stelle. (...) Er war tot. Bewegte sich nicht. Seine Zunge hing heraus. Ich sah zu, wie er seine letzten Atemzüge tat, nur ein Reflexatem."

(Spiegel online 7.11.14)

Ein weiteres Beispiel für die Verrohung von Sprache und Gesinnung, auch bei den Medien.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.11.2014 um 07.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27252

"Vorlesen stärkt Bindung", außerdem natürlich Sprachfähigkeit. Das hat – wer sonst! – die Stiftung Lesen herausfinden lassen. Die Zahl der befragten Eltern war allerdings recht klein. Trotzdem glauben wir den Ergebnissen und trauen uns sogar zu, daß wir sie hätten vorhersagen können. Ohne die Untersuchung zu kennen, möchte ich allerdings zu bedenken geben, ob nicht in Familien, wo vorgelesen wird, auch sonst vieles anders läuft als bei anderen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.11.2014 um 05.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27230

John Irving schreibt in "The world according to Garp", der Held habe Mark Aurel im Lateinunterricht gelesen. Dank Internet stößt man leicht auf diese Stelle:

"There's always a mistake. In The World According To Garp, I had Garp reading the meditations of Marcus Aurelius in Latin, but he wrote only in Greek. Every classical scholar in the world wrote to me about that."

Nicht daß ich vorgehabt hätte, ihm ebenfalls zu schreiben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.11.2014 um 12.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27227

Wo um Himmels willen liegt die Wetterau? Wer schon Andreas Maier gelesen hat, weiss Bescheid, wie es um diesen Landstrich im südlichen Harz bestellt ist. (Tagblatt 25.5.10)

Unsere hessische Wetterau ist schön, und der südliche Harz ist auch schön, aber dazwischen ist viel Platz.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.11.2014 um 06.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27222

Vorgestellt wurde auch ein neuer naturtrüber Apfelsaft, der vom Kirchenkreis Hamburg-Ost eigens für das Reformationsfest abgefüllt wurde. Er stammt von Streuobstwiesen am Schaalsee und trägt den Namen "RefoLuthSa" (Reformation-Luther-Saft). (Hamburger Abendblatt 31.10.14)

Falls beabsichtigt, ein nettes Wortspiel (Revoluzzer), aber unter Marketing-Gesichtspunkten wohl nicht optimal.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.11.2014 um 09.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27217

Aber sind unsere demokratisch-westlichen Repräsentativbauten grundsätzlich besser? Als Laie finde ich das, was Stararchitekten da hinsetzen, auch oft nicht sehr erfreulich. Gebäude, die zugleich funktional und "repräsentativ" sind, lassen sich bestimmt nur schwer verwirklichen. Meine anderswo geäußerte Abneigung gegen "stilistische Pracht" kann ich auch hier nicht verleugnen. Gar nicht ertragen kann ich natürlich die pädagogische Bauweise und entsprechende Mahnmale, die mir außer der geschichtlichen Belehrung auch gleich die schuldige Erschütterung aufzwingen wollen.

A propos Kanzleramt: Das ist schon wieder zu klein, es müssen Abteilungen ausgelagert werden.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 01.11.2014 um 09.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27216

Erstaunlich der grausliche Geschmack, der vielen Palasterbauern (jüngst auch Janukowytsch) gemeinsam ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.11.2014 um 07.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27214

Der böse Bube Erdogan hat sich also einen Präsidentenpalast bauen lassen mit 1000 Zimmern, in den das Weiße Haus fünfmal reinpassen würde usw., und zwar mitten ins Naturschutzgebiet.
Auf sämtlichen Fotos, die in unseren Medien erscheinen, sieht der "Ak Saray" eher so aus wie hierzulande ein Verwaltungsgebäude der regionalen AOK. Wahrscheinlich geht es dahinter noch weiter, es scheint aber keine passenden Bilder zu geben. Auch muß doch etliche Jahre daran gebaut worden sein, ohne daß es zu einer internationalen Erregung gekommen wäre. Immer so, wie es gerade paßt, und dann alle im Gleichschritt.
Bei Ceausescus Palast, den ich noch im Bau gesehen habe, war das viel eindrucksvoller. Der Führer der Rumänen hat zwar nicht ins Naturschutzgebiet gebaut, aber die Altstadt von Bukarest weggeräumt (nicht nur für den Palast).
Bei uns werden auch öffentliche Bauwerke in Naturschutzgebiete gesetzt. Ich habe mal zugehört, wie eine ältere Mittelfränkin auf die Naturschützer schimpfte, die "wegen die Fresch" gegen alles sind.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.10.2014 um 06.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27209

Natürlich ist es ziemlich unpassend, wenn die Grünen-Vorsitzende fordert, als Leitfigur der Flüchtlingspolitik die süße Nausikaa auszuwählen. Zwei Leserbriefschreiber (einer davon ist Menno Aden) erheben in der FAZ (31.10.14) ihre Stimme dagegen und sagen das Naheliegende. Übrigens hat Harald Weinrich in seinem Buch "Knappe Zeit" schön dargelegt, was es mit dem antiken Gastrecht auf sich hatte, ausführlich auch zur Phäaken-Episode und zur Dreitagefrist, nach der ein Gast sich gefälligst wieder auf die Socken zu machen hatte.
Beide Leser kritisieren, daß die Grüne hier von der griechischen Mythologie gesprochen habe. Der eine meint, Nausikaa gehöre nicht zur Mythologie, sondern sei eine "Romanfigur"; Aden wiederum sagt, sie entstamme nicht der griechischen Mythologie, sondern (!) dem sechsten Buch der "Odyssee".

Nun ist zwar die Odyssee in gewisser Weise ein Schritt zur Romanliteratur, und die Prosaauflösungen von Epen gehören zu den ersten Romanen. Aber eben nur fast. Das Epos ist nach Art der Überlieferung, des Vortrags und der Form eben noch kein Roman. Und was sollen Mythen sein? Etwa nur Göttererzählungen im engeren Sinn? Wikipedia verzeichnet als Stichwort "Nausikaa (Mythologie)". Sollen wir Homer ganz ausklammern, nur Hesiod einbeziehen? Sind die indischen Nationalepen nicht mythisch?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.10.2014 um 05.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27208

In ihrer Spam-Mail findet meine Frau neuerdings immer wieder:

SIZE MATTERS TO YOUR GIRL, IRENE!

Sie wußte gar nicht, was das bedeuten soll, bis ich es ihr erklärte. Der Algorithmus des Versenders scheint ziemlich dumm zu sein. Ich meine übrigens, eine gelegentlich angedachte Gebühr von 2 Cent pro E-Mail würde manche Belästigung verhindern und uns ernsthaften Nutzern nicht wehtun.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.10.2014 um 06.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27172

Bitkom-Verband beklagt „Kostenlos-Mentalität“
Ähnlich wie die Tageszeitungen ärgern sich auch deutsche Software-Schmieden über eine „Kostenlos“-Mentalität: Über die Hälfte der Computer-Nutzer geben keinerlei Geld für Programme aus.


Der Verband zieht dann noch den Rundfunkbeitrag heran, wo die Leute doch auch bereit seien, über 200 Euro jährlich zu zahlen – ein schiefer Vergleich, wie wir wissen. Aber vielleicht bereitet sich schon eine gesetzliche Zwangsabgabe für Software vor, die wir nicht benutzen, deren Bereitstellung aber einen "strukturellen Vorteil" (Kirchhof) für alle bietet.

Das Lamento trifft die Falschen. Soll ich mir etwa vorwerfen lassen, daß ich seit 30 Jahren noch nie Geld für Software ausgegeben habe? Für meine bescheidenen Zwecke genügen ältere Programme wie das StarOffice (an das ich seit Version 2.0 gewöhnt bin, von dem ich aber nur einen winzigen Teil nutze), der Adobe-Reader und die bisher zufriedenstellend arbeitenden Sicherheitsprogramme. Auch fürs Anschauen von Filmen und eigenen Bildern bin ich hinreichend ausgerüstet. Wer mehr will, zahlt eben, aber viele Nutzer brauchen den ganzen Zauber nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.10.2014 um 05.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27170

Der Euro wurde auch beschimpft. (Morgenpost 27.10.14 über eine Plasberg-Sendung mit Lucke)

Kann man den Euro beschimpfen? Oder nur über den Euro schimpfen? Gibt es bald einen Straftatbestand "Beschimpfung von Währungen"? Wer Währungen in einer Weise beschimpft, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören...
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 26.10.2014 um 13.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27156

In der Tat – na und? Die Dinge laufen auch so irgendwie weiter, ob sich die Studentinnen nun dafür interessieren oder nicht, und die »westliche« Einmischung in der Ukraine und in Syrien wird von Leuten betrieben, die offenbar ähnlich ahnungslos sind, obwohl sie die Zeitung lesen (aber vielleicht nur den Sportteil, wer weiß).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.10.2014 um 04.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27155

FOCUS hat ein Bild bekommen, auf dem man sieht, wie Arbeiter verschlossene Fässer aus der Wohnung eines New Yorker Ebola-Patienten tragen und auf einen Lastwagen laden. Dazu räsoniert das Blatt:

„Ohne jegliche Schutzkleidung bringen die Männer Spencers Sachen aus der Wohnung. Mundschutz? Handschuhe? Fehlanzeige! Die mögliche Gefahr lässt sie offensichtlich völlig kalt: Einer von ihnen raucht sogar entspannt eine Zigarette. Auch Absperrbänder sucht man vergebens. Ebola wird über Körperflüssigkeiten von Mensch zu Mensch übertragen.“

Leserbriefschreiber fordern, daß diese Arbeiter „sofort entlassen“ werden usw.
Man weiß nichts Näheres, muß aber zu allem eine Meinung haben und sie möglichst auch irgendwo veröffentlichen. Die FAZ wirbt neuerdings damit, daß sie „meinungsstark“ ist und in ihrer Internetfassung „noch meinungsstärker“ werden will.

Es gibt Studentinnen, die nicht mitbekommen haben, was in Syrien und in der Ukraine los ist und daß dort überhaupt etwas los ist. Sie lesen keine Zeitung, sehen nicht fern und hören nur Musik, alles andere interessiert sie nicht. Man glaubt es nicht, aber ich habe gerade so einen Fall kennengelernt.
Ich muß mich vor dem Gedanken hüten: Na und?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.10.2014 um 09.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#27135

Ich bin keine Sammler und lasse daher Bücher auch nicht signieren, gerate auch in Verlegenheit, wenn ich selbst ein Buch signieren soll, denn was soll schon an mir dran sein, daß jemand Wert darauf legen könnte?

Gern habe ich immer billige Bücher aus Ramschkästen gefischt, sehr gern auch vor Jahrzehnten in einem Frankfurter Antiquariat gekauft, das Büchernachlässe nach Gewicht verkaufte oder so billig, daß ich mir heute noch wie ein Glückspilz vorkomme, wenn ich etwa Behaghels Deutsche Syntax oder den Friedrich Blatz (für 10 Mark! - später für einen prohibitiven Preis nachgedruckt) aus dem Regal nehme.

Ich habe auch für 50 Pfennig (steht noch drin) ein Büchlein von Heidegger mit persönlicher Widmung erworben, ob das wertvoll ist?

Rührend ist manchmal, was mir aus den alten Büchern an Zetteln entgegenfällt. Leider habe ich es nicht gesammelt. Gerade öffne ich ein Buch neueren Datums, das ich gerade erhalten habe. Auf einem Zettel steht: "Titandioxin in Sonnenkreme". Das ist zwar chemisch haarscharf daneben, aber die Besorgnis kann man noch spüren. Das wollte bestimmt jemand seiner Frau oder Tochter mitteilen. Sonderbar ist, daß das Buch aus den USA versandt wurde. Vielleicht war Herr Ludwig der Vorbesitzer?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.10.2014 um 04.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#26916

Durch alle Medien geht die Meldung, daß nach neuesten Forschungen ein schwindender Geruchssinn bei alten Menschen auf baldigen Tod hindeutet (Versterben in den nächsten 5 Jahren). Die Statistik ist deutlich, aber nicht überwältigend.
Nun ist seit langem bekannt, daß im Alter der Geruchssinn nachläßt, das Volk hat es wohl schon immer gewußt; man erfährt es ja praktisch in jeder Familie (stärker würzen für den Opa). Es liegt nahe, daß ein überdurchschnittliches Nachlassen auch mit überdurchschnittlicher Alterung der Sinnesorgane und einem unspezifischen Altern des ganzen Menschen zusammenhängt.
-
Nach einer weiteren Meldung brauchen Raubkatzen für das Aufsuchen der Beute mehr Energie als für das eigentliche Erlegen. Das soll irgendwie überraschend sein. Aber wer hatte sich bisher überhaupt eine Meinung zu dieser entlegenen Frage gebildet? Man greift aus der Unmenge mehr oder weniger gleichgültiger Aufsätzchen ein paar heraus und macht Sensationsmeldungen daraus.
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Noch entlegener: In Kalifornien haben Jugendliche eine Menge Hühner mit Golfschlägern erschlagen!

Der Tag der deutschen Einheit fängt ja gut an.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.09.2014 um 05.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#26841

Die heroischen (kriegerischen) Motive und Tugenden der Ilias sind uns nicht mehr so vertraut wie die friedlichen des Odysseus. Thomas Szlezák hat schön dargestellt, welche Werte der Listenreiche hochhält: Heimat, Ehe und Familie. Also ein AfD-Mann wie aus dem Bilderbuch. Odysseus könnte in paradiesischen Landstrichen leben, ewig-junge allerschönste Sexpartnerinnen (Göttinnen!) haben und auch selbst immer jung bleiben und unsterblich werden. Er will aber um jeden Preis zurück auf sein karges Ithaka zu seiner alternden Penelope und seinem Sohn und seinen Eltern. Er verstellt sich gewohnheitsmäßig, zu seinem eigenen Schutz, aber gegenüber seinem greisen Vater und am Ende seiner Ehefrau bricht die Verstellung zusammen. Das ist sentimental und schön und zum eigenen Schutz auch ein wenig burlesk. Gut gemacht!

Eigentlich wollte ich was anderes eintragen. Szlezák vergleicht die Ilias mit dem Gilgamesch-Epos und findet nur bei Homer die eigentliche Tragik "im Wortsinn". Je nun, unser Begriff des Tragischen ist ja von den alten Griechen geprägt, da ist es kein Wunder, daß er dort auch seine exemplarische Verwirklichung findet. Das ist zirkelhaft, samt eurozentrischer Hochschätzung. Man kann sich ganz andere Auffassungen von Mensch und Schicksal vorstellen. So ist es ja auch mit der Kunst. Winckelmannsch erzogen, müssen wir uns mühsam mit bunten Tempeln und Statuen vertraut machen, und die indische oder chinesische Kunst schien uns lange naiv und minderwertig.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.09.2014 um 07.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#26803

Im Rinnstein steht die Kloake. Darin schwimmt knöcheltief der Müll der Anwohner, die sich an dem Dreck nicht zu stören scheinen. (Spiegel online 20.9.14)

Der Verfasser dieses Berichts aus Alt-Delhi scheint nicht zu wissen, was "Kloake" bedeutet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.09.2014 um 13.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#26777

Falls die FAZ ihre Leser schon einmal gefragt haben sollte, was sie wollen und was nicht, dürfte sie die Ergebnisse vergessen haben. Ich meine zum Beispiel, daß die gefühlt allwöchentliche, stets ungemein ausführliche Wiedergabe von Allensbach-Umfragen, die auf eine alte Verbindung zurückgehen, unsäglich langweilig sind. Auch sind sie vermutlich so kurzlebig wie die Erinnerung der Leser daran. Heute ist z. B. das winzig kleine Auf und Ab deutscher Meinungen über Obama dran. Welchen Nutzen hat denn das?
 
 

Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 17.09.2014 um 06.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#26775

"...und die immergleichen Meinungen der immergleichen Menschen dazu langweilen nur".
In der online-Ausgabe der Frankfurter Rundschau, die ja von der FAZ übernommen wurde, sprang mir dieser Tage ein Popup der AfD (!) entgegen: Wer immer das Gleiche wählt, bekommt auch das Gleiche.
Inzwischen ist es verschwunden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.09.2014 um 04.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#26774

Mein viszeraler Eindruck ist, daß der angekündigte Versuch der FAZ, sich weiter gesundzuschrumpfen, nicht gelingen wird. Das ist natürlich schade. Ohne Anzeigengeschäft wird eine Tageszeitung einfach zu teuer. Wenn man dann noch die Erfahrung macht, daß man an vielen Tagen in zehn Minuten alles Interessante gelesen hat, überlegt man sich, ob man statt des Jahresabonnements nicht lieber eine schöne Woche Urlaub macht. Die wichtigen Nachrichten hat man ja längst gehört oder gesehen, und die immergleichen Meinungen der immergleichen Menschen dazu langweilen nur. Das Ganze in ärgerlicher Mischorthographie – nein, danke!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.09.2014 um 06.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#26770

Gerade wollte ich meine Meinung zu den "Ängsten" eintragen, die den Wählern unterstellt werden, da sehe ich, daß Herr Achenbach das schon ausgezeichnet vorgeführt hat. Ich hatte mich wieder einmal über die meinungsstarken Jungjournalisten gewundert, die ohne eigene Recherche diese psychologisierende Leier anstimmen. Man denkt sich solche Sachen einfach am Schreibtisch aus. Der Überdruß an den Medien kommt auch daher, daß nicht einmal die Notwendigkeit einer empirischen Untermauerung gespürt zu werden scheint. Eine flotte Schreibe genügt, Sachkenntnis würde alles nur kompliziert machen. Es ist alles so schrecklich plausibel, aber. "Evidenz ist der Feind der Wahrheit."
Wo sind denn die angstgeplagten Mitmenschen? Ich kenne keinen einzigen.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 15.09.2014 um 23.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#26769

Zu den Standard-Textbausteinen, die Journalisten und Politiker stets hervorkramen, wenn von sog. „Populismus“ die Rede ist, gehören die unvermeidlichen „Ängste“ – oder deren Steigerung, die „diffusen Ängste“. So auch jetzt zu den Wahlerfolgen der AfD. Seehofer meint immerhin, diese Ängste müssten ernst genommen werden (alias „keine politische Kraft rechts der CSU“).

Der deutsche Spießbürger und Stammtischgenosse wird offenbar tag und nacht von solchen Ängsten, ja geradezu von Alpträumen geplagt.

Glücklich dagegen der fortschrittliche und politisch korrekte Mann von Welt, der typischerweise in Politik und Medien zu finden ist. Ihn quälen keine Ängste, erst recht keine diffusen, Gott bewahre! Große Sorgen macht er sich allerdings über die Zukunft der Menschheit angesichts von Klimakatastrophe, Apparatemedizin, Verlust von Artenvielfalt, Profitgier der Banken, Chlorhühnchen, Ausforschung durch die NSA, Genmanipulationen usw., usw.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 15.09.2014 um 23.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#26768

Zu #26758: Auch eine Sitzung zum Korrekturlesen wäre dabei angebracht. "In Thüringen und Brandenburg hatte die AfD gesten zweistellige Ergebnisse erzielte." ([dpa] 15.09.2014)
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 15.09.2014 um 20.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#26767

Richtig, vor allem visceral hatred ist eine beliebte Floskel. Sie dürfte bei weitem nicht jedem transparent sein, der sie verwendet (im Unterschied zu gut feeling).
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 15.09.2014 um 18.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#26766

Bei viszeral dürfte es sich um einen Anglizismus handeln. Der übertragene Gebrauch war im Deutschen bisher unüblich. Der Duden kennt jedenfalls bis heute nur die wörtliche Bedeutung „die Eingeweide betreffend“.

Im Englischen ist die übertragene Bedeutung von visceral dagegen durchaus geläufig. Das Wort wirkt dort auch nicht besonders hochgestochen. Volkstümlicher ist allerdings gut:
gut feeling = Bauchgefühl.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.09.2014 um 16.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#26761

Wunderbar treffend! Ich wollte auch gerade etwas zu diesem Thema sagen. Ob FAZ, FR oder SZ – die Journalisten wirken entweder beleidigt, oder sie beugen sich wie Psychiater über die AfD-Wähler, untersuchen, ob diese aus Überzeugung oder aus Protest abgestimmt haben usw. Dabei ist alles ganz normal, aber das wollen unsere Lohnschreiber nicht einsehen und offenbaren sich als noch eingebetteter, als man ohnehin dachte.
Die Leserbriefschreiber beispielsweise bei der FAZ sind fast durchweg intelligenter als der kommentierte Journalist (Altenbockum).
Auch ich bin in den letzten Wochen Tag für Tag entsetzt über das Niveau und den Mangel an unabhängigem Urteil in den führenden Zeitungen.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 15.09.2014 um 10.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#26759

Gegenwärtig befinden sich die deutschen Journalisten im Krieg mit der »sogenannten« AfD (so gestern im RBB-Radio gehört), und es ist für sie eine tiefe Kränkung, daß der Wähler nicht auf sie hören will. Der Auflagenrückgang hat ohnehin längst beunruhigende Ausmaße angenommen, und in den Leserkommentaren wird so heftig Kontra gegeben, z. B. im Hinblick auf die einseitig antirussische Berichterstattung, daß sich die ganze Branche schon überlegt, wie man die renitenten Leser (alle von Putin bezahlt) endlich zum Schweigen bringen kann. Mit anderen Worten, für die Zeitungsschreiber ist jeder Morgen auch ein trüber.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.09.2014 um 09.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#26758

Die Zeitungen sollten ihren Mitarbeitern Schreibkurse verordnen, in denen ihn solche Flausen ausgetrieben werden. Die Herausgeber müßten freilich selbst erst einmal begreifen, daß eine ordentliche Sprache überlebenswichtig ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.09.2014 um 08.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#26757

Ein anderer Kommentar zu den Landtagswahlen beginnt so:

Alternative aus dem Bauch
Die AfD jubelt: In Thüringen bekommt sie 10, in Brandenburg fast 12 Prozent. Ausgerechnet einer als Professorenvereinigung gescholtenen Partei gelingt es, die Gefühlslage einer Protestklientel zu treffen.
Mit dem dritten Wahlerfolg der AfD in einem Bundesland ist das Viszerale in die deutsche Parteienlandschaft zurückgekehrt. Dass es ausgerechnet einer als Professorenvereinigung gescholtenen Partei gelingt, die Gefühlslage einer bestimmten Klientel zu treffen, mag als Paradoxon der besonderen Art in die Geschichte eingehen. Treffend ist der Verweis auf die Bauchregion der AfD-Wähler aber, wenn es darum geht, den Erfolg ihrer Lieblingspartei zu erklären.
(FAZ 15.9.14)

Statt „intuitiv“ sagt man leicht vulgär auch „aus dem Bauch“, statt „Intuition“ dann auch „Bauchgefühl“. Justus Bender übersetzt das bildungssprachlich – wohl auch zur Wiederholungsvermeidung – als das „Viszerale“, was allerdings kaum fünf Prozent der Leser verstehen dürften. Der Inhalt des Leitartikels ist auch nicht berauschend, aber das Ziel, möglichst viele Leser abzuschrecken, ist wieder einmal erreicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.09.2014 um 07.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#26756

In der ZEIT schreibt Ludwig Greven:

"Wer nach allen Seiten offen ist, kann nicht ganz dicht sein", hat Kurt Tucholsky einmal gesagt. (15.9.14)

Ohne Recherche halte ich das einstweilen für apokryph. Mir kommt es so vor, als sei die Wendung nicht ganz dicht sein neueren Ursprungs.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.09.2014 um 06.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#26732

„Die US-Regierung spricht jetzt erstmals von einem Krieg gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien und im Irak. Bisher hatte sie den Kampf ausdrücklich als eine Terrorabwehr-Aktion bezeichnet und das Wort Krieg gemieden.“ (faz.net 13.9.14)

Diese Begriffsverwirrung bestimmt seit Jahren die amerikanische Politik und wird teilweise in anderen Ländern übernommen. Die militärische Antwort auf das Verbrechen 9/11 war der erste Schritt, und nun scheint man sich auf ein neues Vietnamabenteuer einlassen zu wollen. (Guantanamo ist aber trotzdem kein Kriegsgefangenenlager; so weit geht die wörtliche Deutung der eigenen Metaphern nun auch wieder nicht.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.09.2014 um 04.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#26707

Bei manchen Ausdrücken der eigenen "Familiensprache" ist man überzeugt, daß niemand sonst sie kennt - bis man sie bei Kempowski oder anderswo dann doch findet. Saudumm und Gomorra, wie meine Frau manchmal sagt, habe ich auch schon ergoogelt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.09.2014 um 06.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#26667

Einmal im Jahr lasse ich mich völlig gehen und lese sogar Bücher, die in der Ferienwohnung von anderen Gästen zurückgelassen worden sind. Da ist z. B. ein dickleibiger Roman von einer gewissen Nora Roberts. Nie gehört, soll aber eine amerikanische Bestsellerautorin sein, mit 300 Mill. Auflage. Der Text von "Lilienträume" (es gibt noch mehr solche deutschen Blumen-Titel) ist so phänomenal langweilig, daß es schon wieder eine perverse Freude macht. Ich bin bis ungefähr S. 80 gekommen, und außer Wohnungseinrichtung und Kosmetik war soweit nichts, aber das glückliche Ende steht ja sowieso fest.

Diese vollautomatische Prosa ist sogar noch übersetzt worden! Dafür kann es keine großen Honorare geben, denn es übersetzt sich fast von selbst, kaum langsamer als Vorlesen. Erschienen bei einer Bertelsmann-Tochter. Das ist also die Buchkultur, für die unsere Schriftsteller und Ministerin Grütters gegen Amazon zu Felde ziehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.09.2014 um 06.32 Uhr  
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Alexander Kissler sieht in "Cicero" gleich den "Kollaps der Kritik", weil Schlink gelobt und Hermann "verteufelt" werde. Nun, das ist stark übertrieben. Bei Hermann haben einige wenige genauer hingesehen, und seither wagen auch ein paar andere, am Lack zu kratzen. Kissler geht darauf nicht ein, artikuliert nur seine Vorlieben und Abneigungen. Wo hier die Literaturkritik kollabiert, wäre noch auszumachen.
Ijoma Mangold hat immerhin den erhaltenswerten Begriff "lethargischer Realismus" erfunden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.09.2014 um 06.12 Uhr  
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Futurologie

Heute: "Ihr Auto weiß eher als Sie selbst, wann Sie bremsen müssen."
Morgen: "Ihr Auto weiß selbst eher als Sie, wann es bremsen muß."
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.09.2014 um 04.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#26632

Hier auf der Insel ist nicht nur nicht viel los, ich lasse auch das wenige noch hinter mir und wohne in einem Teil, wo gar nichts los ist. Die Hälfte des Tages laufe ich mit meiner Liebsten am Strand entlang, und so ist es uns gerade recht. Aber es bleiben noch etliche Stunden, in denen ich dann die FAZ lese, gründlicher als sonst, und sogar die FAS. Stärker als sonst denn auch der Eindruck, daß mich das meiste nicht interessiert. So viele Besprechungen von Theater- und sonstigen Aufführungen, die naturgemäß nur wenige Promille der Leser sehen werden oder gesehen haben. Bei Buchbesprechungen ist es ja anders. Judith Hermann, einst hochgelobt, wird nun mit Zitaten, die in der Tat erschrecken, als nackte Kaiserin entlarvt, das gefällt mir natürlich. Die ZEIT war vorangegangen. Das Gegenteil von Mosebachs "stilistischer Pracht" gewissermaßen, aber sicher auch irgendwann büchnerpreistauglich. Mit uns kann man's ja machen.
Im Wirtschaftsteil – wo sonst? – der FAS sagt Rainer Hank zur Kulturstaatsministerin Grütters, was zu sagen ist, und erinnert auch die Schriftsteller daran, was sie Amazon verdanken. Ob Hubert Spiegel seine eigene Zeitung liest? Zu wünschen wäre es ihm.
In Deutschland muß man gegen alles kämpfen, was den Heizer auf seiner E-Lok überflüssig macht.

Vielleicht gibt es irgendwann mal eine Zeitung, die weniger Meinungen von Journalisten enthält und mehr Belehrung. Jeden Tag Aufklärung über grundlegende Sachverhalte aus allen Wissenschaften, um die Lücken aus der Schulzeit zu füllen. Gestern hatten wir kurz vor Sonnenuntergang einen großartigen Regenbogen – wie viele Zeitgenossen können den erklären, samt umgekehrter und schwächerer Verdoppelung? Die besten Wissenschaftler und Grafiker sollten ran, das müßte eigentlich Erfolg haben. Aber eine halbe Seite über eine gewisse Judith Hermann, die sich da eine "Erzählung" aus den Fingern gesogen und in mühseligem Deutsch aufgeschrieben hat? Wo und wann leben wir denn?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.08.2014 um 06.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#26620

Noch zu #26578:

Ich wundere mich über mich selbst. Sogar in meinen privaten Aufzeichnungen (und ich notiere ziemlich viel) achte ich auf Rechtschreibung und Zeichensetzung, korrigiere beim Wiederlesen. Dabei wäre es doch ganz egal, sofern ich es nur lesen kann. Machen Sie das auch so? Würde mich interessieren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.08.2014 um 05.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#26585

Fast halbe Billionen Euro fallen für pensionierte Bundesbeamte an

Eine dieser schlampigen Überschriften, wie sie jeden Morgen ins Netz gestellt werden. Es geht so weiter.

Rechnet man die Pensionskosten für die heute aktiven und bereits pensionierten Bundesbeamten für die kommenden Jahrzehnte auf, stehen den Steuerzahlern 487,1 Milliarden Euro Kosten ins Haus. Daraus werden Pensionen und Gesundheitsversorgung der Bundesbeamten finanziert.
Für Bundesbeamte und deren Alters- und Gesundheitsversorgung wird in den kommenden Jahrzehnten einiges Geld benötigt. Unter Berufung auf die Vermögungsrechnung des Bundes 2013 berichtet die „Bild“, dass in den kommenden Jahrzehnten 487,1 Milliarden Euro für Pensionen und Gesundheitskosten von Beamten des Bundes fällig werden.

Es wird nicht angegeben, für wie viele "Jahrzehnte" die Kosten anfallen. Rechnet man die Kosten für Jahrhunderte aus, kommt man auf noch eindrucksvollere Zahlen. Was soll das alles? Die Beamten sind während ihrer Dienstzeit und danach im allgemeinen gut versorgt (im einfachen Dienst könnte es besser sein), und man kann natürlich über das Beamtentum und die Beamtenbesoldung diskutieren. Manchmal wird darauf hingewiesen, daß eine Abschaffung des Systems auch nicht billiger werden würde. Ich kann das nicht beurteilen. Jedenfalls gehören die Kosten der Beamtenversorgung zum Berechenbarsten, was es auf dieser Welt gibt. Auch gegen Nullrunden kann sich niemand wehren. Als vor einigen Jahren den Professoren eine sofort wirksame 25prozentige Erhöhung ihres Stundendeputats verordnet wurde, gab es keinerlei Protest – dies nur als kleines Beispiel, was man mit Beamten machen kann, aber nicht mit Angestellten.

Focus und BILD hetzen ihre Leser gern gegeneinander auf. Wie vertragen sich die vagen "kommenden Jahrzehnte" mit der präzisen Angabe "487,1 Milliarden"? Wie gesagt, als Beamter kann man gut und vor allem sicher leben, aber richtig reich werden kann man natürlich auf diesem Wege nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.08.2014 um 06.15 Uhr  
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Ist eigentlich erforscht, warum man auch am besten Bildschirm nicht so gut Korrektur lesen kann wie auf dem Papier? Wohl aus demselben Grund, aus dem man auch nicht so gern längere Texte, z. B. einen Roman, auf dem Bildschirm liest. (Gesetzt, daß das wirklich zutrifft.)

Manchmal, wenn ich mir morgens meinen eigenen Text auf diesem Notebook wieder vornehme, entdecke ich einen Vertipper, der mir ganz unwahrscheinlich vorkommt, so daß ich schon mal fragen wollte, ob es möglich ist, daß der Computer nachts meine Buchstaben durch andere ersetzt. Aber das ist sicher nicht möglich.

Der zweite Punkt ist, daß wir erfahrungsgemäß nicht die besten Korrekturleser unserer eigenen Texte sind. Alte Philologenweisheit aus der Praxis der Textkritik. Deshalb läßt man ja auch deutsche Texte (z. B. Grimms Wörterbuch) zwecks Digitalisierung von deutschunkundigen Chinesinnen eintippen, die garantiert keine eigenen Gedanken hinzufügen.

In einem Text, an dem ich schon lange arbeite, habe ich heute morgen gleich am Anfang gefunden, daß ich man Ende statt am Ende geschrieben hatte. Das muß ich jahrelang überlesen haben. Es ist fast nicht zu glauben und doch für Vielschreiber eine ganz alltägliche Erfahrung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.08.2014 um 06.38 Uhr  
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„Eine Kundin der Fast-Food-Kette McDonald's hat in den USA ein Hakenkreuz in ihrem Hamburger entdeckt. Das Nazi-Symbol war mit Butter auf die Innenseite des Brötchens gemalt worden, als sie den Burger an einem Drive-In-Schalter im US-Staat North Carolina entgegennahm. (...) Der verantwortliche Mitarbeiter wurde entlassen, teilte der Fast-Food-Gigant mit.“ (RP 13.8.14)

Hätte die Kundin das Brötchen nicht aufgeklappt, um nachzusehen (was man in Zukunft immer tun sollte), läge sie jetzt mit einem Hakenkreuz im Bauch auf der Intensivstation. Übrigens ist es gar nicht so einfach, mit Butter ein Hakenkreuz in ein Brötchen zu malen, ich versuche es schon den ganzen Morgen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.08.2014 um 06.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#26511

Die abkühlende Wirkung von Aerosolen aus Wäldern, die zur Bildung von "weißen Wolken" führen, ist ein Jahr zuvor auch schon von Forschern in Helsinki erwogen worden. Zur gleichen Zeit wurde befürchtet, daß "braune" Aerosole aus Waldbränden zu Erwärmung beitragen. Welche Wirkung vom hochwirksamen Methan aus Permafrostböden ausgeht, ist unklar.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.08.2014 um 04.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#26468

In den Regalen stehen Honiggläser mit dem legasthenisch anmutenden Schriftzug BIHOPHAR.

Wie es zur Umbenennung aus BIOPHAR kam, kann man hier nachlesen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Fürsten-Reform
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.08.2014 um 06.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#26464

An der Uni Bayreuth werden jetzt Aerosole erforscht, die in Wäldern entstehen, zur Wolkenbildung beitragen und eine erhebliche Rolle beim Klima spielen könnten, in bisherigen Modellen aber nicht berücksichtigt seien.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 09.07.2014 um 19.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#26286

Das läßt einen den schon zur Witzfigur gewordenen Bürgermeister von Toronto, Bob Ford, auf einmal in ganz anderer Beleuchtung erscheinen! Allerdings mußte ich in meinem langen Hinterlandsleben auch lernen, daß einer meiner besten Freunde Alkoholiker war, obwohl er (als lutherischer Gemeindegeistlicher) m. E. nicht gerade einen Streßjob hatte, - auf dessen sich daraus ergebenden Belastungen er aber, wie ich mich jetzt erinnere, mit manchen Bemerkungen eigentlich doch deutlich hingewiesen hatte. Was dem einen sein Streß, ist dem andern sein Hobby. Offenbar je nachdem und manchmal auch beides zusammen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2014 um 18.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#26285

Aus gegebenem Anlaß:

Es stelle sich der SPD auch die Frage nach den Ursachen: „Was treibt einen gestandenen Bundestagsabgeordneten, der über viele Jahre hervorragende und engagierte Arbeit geleistet hat, dazu, Drogen zu nehmen?“ (SPD-Generalsekretär Jens Guth laut FAZ)

Die Erregung kommt mir so künstlich vor wie das Rauschmittel, das der Mann genommen hat. Eine kleine Gruppe von uns Reformgegnern war ja vor gut 16 Jahren mal zu Gast im Bundestag. Abends saßen wir noch im Bundestagsrestaurant zusammen und waren in unserer ländlichen Unschuld doch erstaunt, wie viele Bundestagsabgeordnete darunter bekannte Gesichter, sich regelrecht vollaufen ließen. Von erfahrener Seite ließen wir uns belehren, daß die Lebenssituation (die Woche über fern der Familie, viel sonstige Frustration) die Neigung der Politiker zum Alkohol wohl überdurchschnittlich anwachsen lasse. Ob das je untersucht worden ist? Abgeordnete verfassen doch nebenher gern Dissertationen über ihre eigene Fraktion...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.07.2014 um 06.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#26229

Wir erinnern uns, daß die Politiker gegen ihre Überzeugung für die Rechtschreibreform gestimmt haben, weil sie es für eine Sache der Staatsräson, für einen Testlauf vor anderen Zumutungen oder aus anderen Rücksichten für opportum gehalten haben.
Es ist sonnenklar und läßt sich dokumentieren, daß Hunderte von Bundestagsabgeordneten den Mindestlohn ablehnen, nicht wegen seiner Höhe, sondern wegen der Aushebelung der Tarifautonomie zugunsten einer staatlichen Lohnfindung (der die staatliche Preisfindung auf anderen Gebieten folgen dürfte). Trotzdem haben sie mit ganz wenigen Ausnahmen dafür gestimmt - eine Folge der Großen Koalition. Soviel zur Unabhängigkeit der Volksvertreter. Jeder einzelne würde sich wohl auf den Koalitionsvertrag berufen. Einmal mitgegangen und für immer mitgefangen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.06.2014 um 13.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#26180

Deutsch lernen mit dem Institut für deutsche Sprache:

Als minimalste Ausdrucksform kann die Nominalphrase nur aus dem lexikalischen Kopf bestehen ...

Die Ausdruckseinheit Nominalphrase kann minimal durch ihren lexikalischen Kopf, einem Nomen, realisiert werden.


Beides steht seit 5 Jahren hier:

http://hypermedia.ids-mannheim.de/call/public/gruwi.ansicht?v_typ=p&v_id=1625
 
 

Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 23.06.2014 um 09.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#26123

Die Hölle dürfte ähnlich dem Himmel männerdominiert sein. Alle Berichte über die Hölle stammen ähnlich wie jene über den Himmel zwar auch aus zweiter oder dritter Hand, aber durchwegs von Männern. Und die jeweiligen Herrscher sind auch hie wie da Männer. Jesus selbst schrieb ja nichts, weil er das unmittelbar bevorstehende Reich Gottes auf Erden prophezeite, welches noch zu Lebzeiten seiner Begleiter kommen sollte, dann aber bis heute nicht eintraf.

Was zu alldem wohl die Frauen sagen? Sie kommen mit Ausnahme der Mutter Gottes weder auf himmlischer noch auf höllischer noch auf schriftstellerischer Seite vor.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.06.2014 um 07.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#26121

Wahrscheinlich ist jeder von uns auf Tausenden von Videos zu sehen, ohne davon zu wissen. Manchmal entdeckt man sich zufällig (denn wonach sollte man suchen), so wie ich vor einiger Zeit mich selbst und meine Liebsten hier: http://www.youtube.com/watch?v=mWWFFR_q3EM - wo ganz am Ende die Handy-Kamera über das Publikum schweift.
Falls zur Aufnahmezeit ein Verbrechen geschehen wäre, könnte ich nun darauf verweisen, daß ich gerade in St. Nicholas in Galway gesessen habe. Aber ein bißchen unheimlich bleibt es doch.
 
 

Kommentar von Pt, verfaßt am 15.06.2014 um 13.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#26060

http://kath-zdw.ch/maria/hoelle.html:

'' Mein GOTT im Himmel, Deine Strafe ist gerecht, und die Hölle ist zugleich ein kraftvoller Schutz für die sittliche Ordnung der Menschen, den Du uns in Deiner Barmherzigkeit gegeben hast. Es ist wahr, mein GOTT, es gibt keinen Verdammten, der nicht bekennen müsste. «Du bist gut und barmherzig bis zum Übermaß in der Zeit, Du bist gerecht in Ewigkeit.''

Es geht also um die sittliche Ordnung.


''. . . da der gerechte GOTT, der unendlich gute und liebenswürdige GOTT, der nichts Böses denken und tun kann, so mit dem Sünder verfährt.''

Aber dafür, daß er ''nichts Böses denken und tun kann'' tut er dann doch ziemlich viel Böses.


''Die Qual der Sinne wird durch das ewige Feuer verursacht, die Qual des Verdammtseins ist die des Ausschlusses von der Anschauung GOTTES. Sie steigert also die Qual der Sinne ins Unermessliche. Welche Erleichterung für die Insassen der Hölle, wenn sie erführen, wir bleiben vielleicht nur 100, vielleicht nur 10000, vielleicht nur 1 Milliarde Jahre hier, aber dann hat es ein Ende! Es wäre doch ein Hoffnungsschimmer. So aber erleichtert nichts ihre Qual. Selbst nach Jahrmilliarden wird der Verdammte noch so brennen, als sei er eben in die Hölle gekommen. Die Wände dieses Gefängnisses sind ja unerschütterlich. Der Rauch des Feuers steigt auf in Ewigkeit. Es ist die Flamme, die nie erlischt.''

''Welche Torheit liegt doch darin, sich für eine kurze, eitle Sinnenfreude ewig zu verdammen.''

''Die grösste Strafe der Hölle aber ist das Elend der ewigen Verdammung. ''

Und für Sünden in der Zeit bestraft man sie in Ewigkeit . . . da wird einerseits von seiten der Kirche vom ''unendlich guten Gott'' gesprochen, und dann das. Anderswo wird ausgesagt, daß
in der Hölle Finsternis herrsche. Wie kann das sein, wenn es dort ewig brennt?

Im menschlichen Recht gilt das Prinzip der Verhältnismäßigkeit. Gott in seiner Allmacht und Güte hat dies aber nicht nötig. Man könnte da auch von Machtmißbrauch sprechen. Oder von unmäßigem Sadismus.


''Die Sünde aber kann dort nicht vergeben werden, weil es in der Hölle keine Reue mehr gibt.''

Wenn die Seelen dieser übermenschlichen Pein ausgesetzt sind werden sie wohl andauernd ihre Sünden bereuen. Somit muß es Reue geben. Oder verstehe ich da was falsch?


''Das ganze Geschöpf wird von ständigem Hass vergiftet, ohne um zukommen.''

Wieviele Menschen könnten wohl zusätzlich gerettet werden, wenn man die Warnung vor der Hölle in einer verständlicheren Rechtschreibung geben würde? Aber für diese verlorenen Seelen sind dann die Kultusminister verantwortlich.


''In den Qualen der Unterwelt wirkt die Kraft des Blutes Christi nicht mehr.''

Hätte nicht gedacht, daß es da eine Wirkungsbegrenzung gibt.


''Wie schrecklich ist es, in die Hände des lebendigen GOTTES zu fallen.''

''Wie kann sich ein Geschöpf nur so überheben und den Zorn des lebendigen GOTTES herausfordern? Wie kann man sich freiwillig von GOTT als seinem letzten Ziel und Ende seiner höchsten Vollendung lossagen?''

Nun ja, das wird der Grund dafür sein, warum sich soviele Leute von Gott abwenden.


''Die Ohren werden für alle unreinen Reden und Lieder, die sie hörten, für alle ehrabschneidenden und lieblosen Worte, die sie gerne vernahmen, nur Heulen, Zähneknirschen und Verwünschungen vernehmen.''

Das Hören der Reden von Politikern führt also zum Hören von Heulen, Zähneknischen und Verwünschungen. Und dafür müssen wir auch noch Fernsehgebühren zahlen, gedeckt von christlichen Parteien und Intendanten mit CDU- oder CSU-Parteibuch.


''. . . und “gequält werden mit Feuer und Schwefel vor den heiligen Engeln und vor dem Lamm.''

Die heiligen Engel und das Lamm (Christus) als Zuschauer sadistischer Qualen? Wenn wir Menschen das machen würden . . .


'' Heute lieber Leser, wo Du diese Zeilen gelesen hast, schlage um Deinetwillen, das Gnadenangebot des heiligen Gottes nicht aus.''

Da müßte jemand schon ziemlich masochistisch veranlagt sein, hier nicht auszuschlagen.


''. . . die sich keine Gewalt antun, das Himmelreich an sich zu reissen.''

Man soll sich also selbst Gewalt antun . . . aber anderen Gewalt anzutun ist Sünde. Woanders in der Bibel wird der Körper als ''Tempel Gottes'' bezeichnet, den man nicht beschmutzen/entweihen dürfe . . .
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.06.2014 um 06.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#26058

Starr vor Schrecken lese ich, was mir unweigerlich droht:

http://kath-zdw.ch/maria/hoelle.html

Aber gegen Ende mußte ich ein wenig lächeln, dort gibt es nämlich ein "Organigramm der Hölle", genau wie beim Kultusministerium oder der Bertelsmann-Stiftung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.06.2014 um 08.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#26037

Nur wenige Stunden später flogen die US-Streitkräfte einen weiteren Angriff. Bei dem Angriff am Donnerstagmorgen seien mindestens zehn Extremisten getötet worden, sagten Geheimdienstvertreter. Drei US-Drohnen hätten insgesamt sechs Raketen auf Dargah Mandi abgefeuert. Das Ziel des zweiten Angriffs waren demnach Islamisten, die nach dem ersten Angriff in den Trümmern nach Toten und Verletzten gesucht hatten. (FAZ online 12.6.14)

Durch welches Gerät kann man eigentlich feststellen, daß Leute, die nach Toten und Verletzten suchen, Islamisten sind? Gibt es jetzt eine Art Wärmebildkamera, die auf religiöse Überzeugungen reagiert? Es empfiehlt sich, den nächsten Drohnenangriff auf diejenigen zu richten, die die Islamisten der zweiten Angriffswelle beerdigen, denn das sind ja nun ganz gewiß ebenfalls Islamisten. Die FAZ wird berichten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.06.2014 um 05.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25995

Wir brauchen unser Auto, Okay. Aber das Klima brauchen wir auch. (chrismon-Titelseite)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.06.2014 um 05.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25994

„Über Online-Foren, Soziale Medien und ein eigenes Rezeptmagazin bindet Vorwerk die Kunden auch nach einem Kauf an sich. Über die Jahre ist so eine verschworene Fangemeinde entstanden.“

Es geht um die Thermomix-Küchenmaschine. Tatsächlich ist das heute ein ebenso wirksames wie harmloses Thema für die Konversation wie früher das Wetter. Unter Männern kann man, wenn das Gespräch mal stockt, Fußball erwähnen, unter Frauen eben den Thermomix, das reicht für eine halbe Stunde. Mir fiel auf, daß der Eifer, mit dem sie einem das Ding erklären, etwas von Rechtfertigungszwang hat, als müßten die Frauen nachträglich begründen, warum sie dafür soviel Geld ausgegeben haben. Aber das haben Psychologen ja auch auf anderen Gebieten festgestellt. Wer eine bestimmte Automarke gekauft hat, liest noch lange Zeit danach vorzugsweise Texte, die eben diese Marke loben und ihm damit bestätigen, daß er alles richtig gemacht hat. Dasselbe bei Wertpapieren usw. Keine Spur von "rationalem Wirtschaftssubjekt".

(Ich habe keine Lust auf den Thermomix, weil ich all die Sachen, die er nach den Schilderungen besonders gut kann - Eierlikör, brrr!, Süßspeisen, deutsche Bratensoßen - sowieso nicht zu mir nehme. Andererseits wette ich darauf, daß er bei meinen Lieblingsspeisen gleich den Geist aufgibt. Das einzige elektrische Gerät, das ich wirklich benutze, ist der Pürierstab.)
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 09.06.2014 um 08.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25986

Wo es gerade um Geschichte und die Rechtschreibheroen in den Medien geht: Der Deutschlandfunk, wie die Deutsche Welle besonders eifrig beim Versuch, die Staatsorthographie umzusetzen, dabei aber ebenso erfolglos, möchte den Besuchern seiner Website weismachen, ein regimekritischer Wehrmacht-Richter habe in seinem Tagebuch 1944 geschrieben: "Er nennt diese Haltung die des Vogels Strauß, dass heißt, den Entschluss, diese unerquicklichen Dinge nicht bis zu Ende durchzudenken". Auch ansonsten scheint der Autor sich der reformierten ss-Schreibung bedient zu haben. Die Kommasetzung ist erwartungsgemäß chaotisch. (http://www.deutschlandfunk.de/ein-sonderfall-in-der-militaerjustiz-der-ns-zeit.1310.de.html?dram:article_id=236587)

Die Rheinische Post "zitiert" ebenfalls aus den Aufzeichnungen, und abgesehen vom obligatorischen "ss" schiebt sie dem Tagebuchschreiber "zurzeit" und "Gräuel" unter. (www.rp-online.de/panorama/wissen/ein-tagebuch-aus-der-nazi-zeit-aid-1.3056713)
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 08.06.2014 um 22.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25985

Eine alte Haplographie. Schon Cicero hat das Partizip mit nur einem s geschrieben: »testamentum in alias tabulas transcriptum signis adulterinis obsignavit«.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.06.2014 um 22.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25984

Hab mir wieder mal die WamS von der Tankstelle nebenan geholt und etwas über die Illuminaten gelernt. Bisher dachte ich, sie seien nur Phantasieprodukt eines Krimiautors. Vielen Dank für den Tip!

Nebenbei: Außer über das schon zitierte "dass" bin ich bei "transkribieren" etwas ins Stocken gekommen. Das ist natürlich so in Ordnung, aber ich wundere mich, wieso wird das eigentlich nicht wie transsexuell, Transsilvanien, Transsibirien usw. mit Doppel-s geschrieben?
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 08.06.2014 um 21.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25983

Danke!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.06.2014 um 15.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25982

Die schlechte Nachricht zuerst:

Das Ideal, dass es zu erreichen gelte... (WamS 8.6.14)

Und nun die gute: Das steht in einem spannenden ganzseitigen Bericht über Reinhard Markners Entdeckungen zur Frühgeschichte der Illuminaten.
Herzlichen Glückwunsch!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.06.2014 um 05.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25972

Die neuen Berichte über jene 800 Babyleichen, die von irischen Bon-Secours-Nonnen offenbar in einem alten Tank entsorgt worden waren, erinnerten meine Frau an ein Kindheitserlebnis. Als Achtjährige wurde sie vom Hinterrad eines Traktors überrollt und überlebte nur wegen des regenweichen Ackerbodens. Ihr Körper war ein einziger Bluterguß, mehrere Knochen waren gebrochen, ein Stück Kopfhaut abgerissen. Im Krankenhaus der Bon-Secours-Schwestern in Cork bat sie um ein Schmerzmittel. Daraufhin wurde sie von der Nonne geohrfeigt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.06.2014 um 12.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25964

In einer ziemlich albernen Glosse glaubt L. J. (Lorenz Jäger) sich in der FAZ vom 6.6.14 über Richard Dawkins lustig machen zu sollen, weil der angeblich etwas durcheinanderbringt. Er habe nämlich die Unwahrscheinlicheit betont, daß aus einem Prinzen ein Frosch wird usw. Nun, bevor aus dem Frosch ein Prinz werden kann, muß der Prinz in einen Frosch verwandelt worden sein, das hat alles seine Richtigkeit. Es wird wohl so sein, daß die FAZ sich ständig über den gottlosen Dawkins ärgern muß, weil sie selbst zwar harmlose Kirchenkritik, aber niemals Religionskritik veröffentlichen darf.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.06.2014 um 09.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25944

„Der Fußball wird immer schneller, schöner, spektakulärer, doch sein oberstes Organ, der Weltfußballverband, wird geführt wie im Mittelalter. Das macht den Fußball langsam kaputt.“ (Zeit 3. 6.14)

"Schneller" - kann ich nicht beurteilen, aber "schöner"? Eines der letzten Fußballspiele, die ich vollständig gesehen haben, war das WM-Finale 1958 (Verwandte hatten einen der ersten Fernseher im Ort), vorher nur Witzenhausen gegen Großalmerode und solche Sachen. Schöner als Pelé und die anderen kann man gar nicht Fußball spielen.
Nürnberg gegen Eintracht Frankfurt, dazu war ich vor einiger Zeit hier im Stadion des Clubs eingeladen, das war zwar laut, aber nicht schön, ehrlich!
Nur die geschäftliche Seite ist "spektakulärer" geworden, das muß man anerkennen.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 01.06.2014 um 12.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25937

"Warum nicht die Gehälter von Rennfahrern und Filmstars?" Keine Versicherungsgesellschaft versichert zu normalen Preisen Gesundheit und Leben von Rennfahrern; und zum Leben der Filmstars gehört, um hohe Summen gezahlt zu bekommen, auch so einiges, was bei den Managern nicht so ins Gewicht fällt. Ich habe mir sagen lassen, daß die Stars z.B. auch die Kosten für Schönheitsoperationen als Geschäftsunkosten von der Steuer absetzen können. Ich kann das nicht. Aber ich habe das ja auch nicht nötig, um im Geschäft zu bleiben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.06.2014 um 05.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25936

Kardinal Marx hat auf dem Katholikentag die Managergehälter angeprangert. Warum nicht die Gehälter von Rennfahrern und Filmstars? Ich kann mich nicht dazu aufraffen, zu Managergehältern eine Meinung zu haben. Wie ein Unternehmen seine Angestellten entlohnt, geht mich nichts an.

Manchmal kommt es mir so vor, als dächten die Mächtigen: Laßt die Leute über Managergehälter reden, damit sie nicht von etwas anderem reden!

Immer wieder wundere ich mich darüber, daß die FAZ sich im Feuilleton eine so scharfe Kritik am staatlichen Ausspionieren der Bürger leistet. Im politischen Teil wird ja immer wieder der dringende Wunsch vorgetragen, so vollständig wie nur möglich abgehört zu werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.05.2014 um 12.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25894

Was noch in der Luft herumfliegt: Als wir neulich unsere sonntägliche Radtour machten, zeigte ich meiner Frau einen Vogel, der in großer Höhe über uns hinwegzog, und identifizierte ihn als Geier. Sie erklärte mich für noch verrückter als ohnehin schon, aber ich beharrte darauf, daß ich einen Geier erkenne, wenn ich einen sehe. In Indien habe ich seinerzeit mehrere Wochen gebraucht, bis ich bemerkte, daß praktisch zu jeder Tageszeit in sehr großer Höhe Geier zu sehen waren. Das ist in der ungeheuren Weite der sonnendurchglühten Landschaft ein erhabener Anblick! Weniger schön wirkten sie, wenn sie morgens über dem Eingang zum Institutsgebäude saßen und auf junge Germanistinnen oder DAAD-Lektoren warteten.
Gestern las ich mit Entsetzen, daß die Geier in Indien inzwischen schon fast ausgestorben waren, und zwar wegen eines Antibiotikums in den Kühen, und daß nun den spanischen Geiern dasselbe drohe. Und dort stand dann auch, daß Geier aus Südeuropa mangels Kadavern immer wieder mal nach Deutschland kommen. Na also!
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 22.05.2014 um 11.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25872

Natürlich nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.05.2014 um 10.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25870

Um mal von den Blondinen auf die teuflischen Rothaarigen zu kommen:

Adolf Hitler hat Rothaarigen die Ehe verboten. Er wollte verhindern, dass sich “Arisch unreiner” Nachwuchs entwickelt.
www.huffingtonpost.de/2014/05/19/_n_5350281.html

Stimmt denn das?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.05.2014 um 17.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25839

Kaum haben Handel und Industrie es geschafft, Ostern zu einem Fest des Schenkens zu machen und damit die Zeit zwischen zwei Weihnachten zu überbrücken, wird Pfingsten in Angriff genommen. Die "Osterbrote" scheinen nicht alle verkauft worden zu sein, jetzt tauchen sie als "Pfingstlaibe" wieder auf. Es dürfte nicht leicht sein, ein Brauchtum zu entwickeln, weil Pfingsten doch recht abstrakt ist. Vielleicht fällt Langenscheidt etwas ein, wegen Sprachen und so.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.05.2014 um 11.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25805

"Ich sehe nichts Verwerfliches darin, Honorare, die andere in der Regel für sich beanspruchen, an eine wegen ihrer Meinungsäußerung gekündigte Betriebsrätin weitergeleitet zu haben oder für gemeinnützige Stiftungszwecke zu verwenden", teilt der Autor weiter mit.

Man wirft Wallraff nicht vor, daß er Honorare von McDonalds weitergegeben, sondern daß er sie angenommen hat. Wer Bestechungsgeld weitergibt, ist ebenso korrupt wie einer, der es behält. Ob er sich von dem Geld ein Auto kauft oder sich als Wohltäter feiern läßt, ist gleichgültig.

Die Umformulierung verrät einige Übung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.05.2014 um 16.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25735

Nach Zeitungsberichten gibt es riesige unterseeische Wellen, die die Ozeane aufmischen.

"Interne Wellen sind in den Ozeanen übereinander gestapelt - es gibt sie in verschiedenen Tiefen. Jene, die in flachere Gefilde auflaufen, sorgen für Blütezeiten: Manche Korallenriffe wären ohne Nährstoffe, die die verborgenen Wellen aus der Tiefe schwemmen, kaum lebensfähig, meint Peacock. Auch das Klima werde verändert, denn kaltes Wasser gelange mit den Wellen hinauf, Wärme in die Tiefe. Doch Klimamodelle hätten den natürlichen Wärmetauscher bislang nicht auf der Rechnung, erläutert der Forscher." (Spiegel 1.5.14)

The last major field program of research on internal-wave generation took place off the coast of Hawaii in 1999, but scientists are now more aware than they were then of the role these giant waves play in the mixing of ocean water—and therefore how significantly they affect the global climate.
“It’s an important missing piece of the puzzle in climate modeling,” Peacock says. Right now, global climate models are not able to capture these processes, he says, but it is clearly important to do so: “You get a different answer … if you don’t account for these waves.”



Alle vier Wochen wird ein Faktor entdeckt, den die Klimamodelle bisher nicht berücksichtigt haben. Man extrapoliert die bekannten Daten, soweit sie eben die apokalyptischen Vorhersagen stützen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.04.2014 um 04.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25655

Kempowski hat uns ein gewaltiges Kompendium der täglichen Redensarten hinterlassen, über die wir uns sonst kaum Gedanken machen. Wahrscheinlich spielen sie eine bedeutende Rolle bei der Bewältigung des Lebens. Das meiste ist wohl weniger wegen des Inhalts in Gebrauch als wegen der spielerischen, auch humovollen Einordnung der Ereignisse in den immergleichen Strom des Bekannten.

Gerade habe ich mich gefragt, woher wohl die Wendung stammt: Was sehen meine entzündeten Augen? Es sieht aus wie ein Zitat aus einem Karl-May-Roman, aber warum kann sich der harmlose Unsinn so lange halten?

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.04.2014 um 17.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25648

Noch mal zu den Blondinen:

Vor längerer Zeit brachte die Süddeutsche Zeitung einen Beitrag von Titus Arnu über Blondinenwitze. In einer beigefügten Umfrage stellten bekannte Blondinen fest, daß und warum sie darüber nicht lachen können. Die unechte Blondine Linda de Mol schickte sich gar an, Gegenbeispiele aufzuzählen: „Übrigens gibt es eine Menge Blondinen, die nicht dumm sind: Catherine Deneuve, Margaret Thatcher und Ulla Kock am Brinck (sic) -– um nur einige zu nennen.“ (SZ 10.9.1994) (Wie blond war Thatcher eigentlich?) Eine ziemlich blonde Argumentation, die ja gerade das voraussetzt, was sie bestreitet: daß es Blondinen gibt, die als Ausnahmen die Regel bestätigen.
Der Aufsatz selbst führt schweres Geschütz auf. Eine Münchner Frauenbeauftragte konstruiert: Blondinen gälten als besonders begehrenswert, „also machen die Männer sie auch extrem nieder.“ Ist das logisch?
Witzforscher Lutz Röhrich behauptet: „Vor allem Männer, die sich durch Frauen psychisch und physisch bedroht fühlen, schreiten aggressiv zur Scherz-Attacke.“ Das sind so die heute üblichen Spekulationen ohne empirische Grundlage.
Arnu tut so, als empöre er sich ebenfalls über die „Brachial-Blödeleien“, erzählt aber eine ganze Reihe davon mit Genuß. Aber wenn er gegen die Darstellung der blonden Kelly Bundy als geistig minderbemittelt einwendet, in Wirklichkeit habe die Darstellerin Christine Applegate studiert und sei „nicht halb so blöd, wie sie in der beliebten Sitcom Tag für Tag tut“, dann greift man sich an den ergrauten Kopf. Es soll ja Faust-Darsteller geben, die weder Philosophie noch Juristerei usw. studiert haben. Bei dieser Gelegenheit erfahre ich, daß der wirklich sehr gute Witz „Sprechen Sie langsam, ich bin blond“ aus dieser Serie kommen soll (zumindest dadurch bekannt geworden ist).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.04.2014 um 07.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25637

Mein Wort zum Sonntag steht heute unter dem Titel "De Senectute". Die "Welt am Sonntag" fragt, warum in den Medien lauter Greise auftreten, Helmut Schmidt, Egon Bahr, Peter Scholl-Latour und – Gerhard Schröder. Dessen Geburtstag kann man sich leicht merken, da er am selben Tag geboren wurde wie ich. Wir sind also beide neulich 70 geworden, und ich bin jetzt ein Greis. Das ist hart. Allerdings stand schon mal ein junges Mädchen im Bus auf und bot mir seinen Platz an, da war ich noch keine 50, und das war noch härter.
Ich kann euch versichern, daß man sich keineswegs so alt fühlt, wie man tatsächlich ist, und das ist ja, nach Oscar Wilde, gerade das Problem. Laßt euch aber nicht davon abhalten, schon jetzt eine zusätzliche Pflegeversicherung abzuschließen, das kostet nicht viel und wird staatlich subventioniert. Und dann einfach nicht mehr daran denken.
Sofort nach meinem 70. Geburtstag änderte sich die Werbung via E-Mail: kein Viagra mehr, sondern Treppenlift...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.04.2014 um 10.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25579

Die Klimaforscher sagen warme, schneearme Winter für Mitteleuropa voraus; mit den Skigebieten der Alpen geht es schnell bergab. (http://www.spektrum.de/alias/klimawandel/wintersport-vor-dem-aus/1223167 und viele andere)
Die Klimaforscher sagen kalte, schneereiche Winter für Mitteleuropa voraus. (http://www.biosicht-redaktionsbüro.de/biosicht-redaktion/Infos/Meldungen/Klimawandel-ist-an-Kaeltewelle-schuld)

Auf diesen Klimawandel muß die Politik sich einstellen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.04.2014 um 17.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25576

Inzwischen sollen sich der Staatsschutz und das Deutsche Historische Museum für die Tasse interessieren, auch der aktuelle Wert bei Ebay wird angegeben; allerdings konnte ich dort nichts finden, nur Jux, und außerdem wird vor dem Handel mit der Tasse gewarnt, wegen des Hakenkreuzes, nicht wegen Hitler. Allerdings ist das Hakenkreuz auch auf Millionen Briefmarken zu finden, die man anstandslos kaufen und verkaufen kann.
Wenn ich als Kind in einer Fotokiste kramte, stieß ich auf Bilder von Männern in Uniform, bei denen man das Hakenkreuz, so winzig es war, ausgekratzt oder übermalt hatte – so groß war die Angst vor Besatzungsleuten gewesen, und Hakenkreuze waren überhaupt etwas furchtbar Böses. Mir hatte man aus dem roten Teil einer Hakenkreuzfahne ein hübsches Blüschen genäht, es war ja gute Seide (schade um den schwarz-weißen Teil, der sich bestimmt hätte verfremden und dann nutzen lassen!).
Jetzt kommt also das Satyrspiel: Verfassungsschutz jagt nach staatsfeindlichen Kaffeetassen. Das Möbelhaus hat fast 5000 mit dem Hammer zertrümmern lassen, aber auf den Scherben sind die Hakenkreuze ja immer noch zu finden, so daß die Konfiskation bloß unendlich erschwert worden ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.04.2014 um 12.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25570

Danke für den Link, Herr Virch! Inzwischen kann man die Tasse ja auch anderswo sehen. Möglicherweise haben die Chinesen irgendwas Regionales für den Export gesucht und sind dann auf die österreichische Berühmtheit gestoßen. Auf deutschen Chinoiserien prangen auch manchmal "chinesische" Schriftzeichen, zum Teil sogar spiegelverkehrt oder auf dem Kopf stehend. Unser Bundespräsident hat kürzlich gegenüber dem chinesischen Präsidenten auf Konfuzius verwiesen, um dem Gast den rechten Weg zu weisen, das war vielleicht auch nicht ganz das Richtige.
Warum gibt das Unternehmen eigentlich einen Gutschein weit über dem Warenwert? Wenn die Käufer die "fürchterliche" Tasse nicht mehr haben wollten, läge ihnen selbst ja am Umtausch, aber warum sollen sie für das Zurückbringen belohnt werden? Ist das nicht schon der Anfang der Wertsteigerung? Ich werde mal bei Ebay nachsehen, wann die ersten Angebote auftauchen. Oder ist der Vertrieb von Nazisymbolen verboten?
Unter einem (anderen) Hitlerbild zur Tassenaffäre stand übrigens:

Hitler will die erste Autobahn in Deutschland gebaut haben - eine Propagandalüge der Nazis wie so viele andere.

Der Nachweis, daß Hitler die Autobahn weder erfunden noch die allererste gebaut hat, füllt auch seit Jahren die Spalten. Das scheint eine Spielart der Vergangenheitsbewältigung zu sein. (Nicht einmal die Gaskammern hat er erfunden!) An Hitler war wirklich nichts dran, beinahe hat es ihn gar nicht gegeben - weshalb man ja auch nicht zu erfahren braucht, wie sein Name geschrieben wird (er wußte es zunächst selber nicht).
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 10.04.2014 um 10.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25569

Die Art und Weise, wie Chinesen mit ihrem eigenen Führer ("Mao zhuxi" - Vorsitzender Mao) umgehen, ist ja auch recht lax, da muß man sich über das Hitlerbild nicht wundern. Auf der einen Seite wird Mao im Mausoleum auf dem Platz des Himmlischen Friedens für Besucher konserviert und sein Bild prangt hoch über dem Tor zur Verbotenen Stadt, was ja alles noch einen einigermaßen seriösen Eindruck macht. Auf der anderen Seite aber werden auf dem gleichen Platz alle möglichen kitschigen Mao-Souvenirs angeboten, Mao wackelt im Takt des Sekundenzeigers auf billigen Uhren mit dem Kopf oder der Hand, also wirklich derart absurd, daß ich immer das Gefühl hatte, sie machen sich in Wirklichkeit nur noch über ihn lustig.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 10.04.2014 um 10.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25568

Der Rückruf steht im Einklang mit Hitlers eigenen Vorgaben, der im Mai 1933 die Vermarktung seines Konterfeis auf Sofakissen, Bierseideln u. dgl. untersagen ließ.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 10.04.2014 um 10.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25567

www.nw-news.de/owl/10926899_Bielefelder_Moebelhaus_ruft_Hitler-Tasse_zurueck.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.04.2014 um 09.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25566

Leider ist die Tasse selbst nicht abgebildet. Aus anderen Berichten geht hervor, daß es möglicherweise doch etwas anders war. Auf den ersten Blick konnte man vielleicht nicht erkennen, daß auf der Tasse die Hitler-Briefmarke abgebildet war, so daß manche wirklich nicht gemerkt haben, wie vergiftet ihre Tasse ist. Trotzdem warne ich vor dem Umtausch.
Die Chinesen haben es bestimmt nur gut gemeint.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.04.2014 um 09.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25565

Hätte nie gedacht, daß ich mich noch mal für Hitler ins Zeug legen würde. (Das habe ich allerdings schon einmal getan, als ich die Nichterwähnung in Rechtschreibwörterbüchern kritisierte.)

Der Führer, eingebettet in Rosen

Bielefelder Möbelhaus ruft Hitler-Tasse zurück

Was hat sich der Designer nur dabei gedacht? Ein Bielefelder Möbelhaus hat eine Tasse mit Hitler-Konterfei und Hakenkreuz verkauft. Erst einer Herforderin ist das aufgefallen - am Küchentisch. Sie war schockiert.
Diese Tasse hätte so nie in den Handel kommen dürfen: Eingebettet zwischen Rosen und verschnörkeltem Text wurde eine Hitler-Briefmarke abgedruckt. Rund 175 Tassen mit diesem Motiv wurden in einem Bielefelder Möbelhaus verkauft. Das berichtet die Zeitung "Neue Westfälische" am Donnerstag. Doch damit nicht genug: Auch ein Hakenkreuz wurde versehentlich mit abgebildet - in einem Poststempel. Einer Herforderin war der Abdruck der 30-Pfennig-Briefmarke aus der Nazi-Zeit aufgefallen, als sie am Frühstückstisch einen genaueren Blick auf ihre Tasse warf.
Der Inhaber des Möbelhauses nenne die Sache "fürchterlich", berichtet die "Neue Westfälische" weiter. Er entschuldige sich bei den Kunden. Es sei eine "ziemlich blöde Verkettung von unglücklichen Umständen", der Fehler liege aber beim chinesischen Zulieferer: Ein Designer habe offensichtlich einfach nicht gewusst, wie problematisch das Motiv sei. Beim Auspacken und Einräumen der Tassen sei der Hitler-Konterfei aber niemandem aufgefallen.
Kunden, die diese Tasse gekauft hatten, dürfen sie im Möbelhaus umtauschen: Das Unternehmen möchte das Problem aus der Welt schaffen und bietet einen Warengutschein im Austausch.
(focus.de 10.4.14)



Das ist ja lustig. Zunächst einmal gibt es ja wohl in jeder Briefmarkensammlung Hitlers und Hakenkreuze genug. Daran stirbt man nicht. Am komischsten ist denn auch das Umtauschangebot. Warum sollte man eine gerade erworbene Hitler-Tasse umtauschen wollen? Im Gegenteil: Da nur 175 Tassen verkauft worden sind, dürfte sich der Sammlerwert noch viel schneller erhöhen als bei jenen Briefmarken, die es immer noch kiloweise gibt. Ich würde die Tasse auf jeden Fall behalten, aber nicht benutzen, als Geldanlage.
Die Vermutung, den Käufern sei nicht "aufgefallen", wer da abgebildet ist, bis eine Herforderin es ("bei einem genaueren Blick auf die Tasse"!) bemerkte, ist auch absurd. Wer kauft denn eine Frühstückstasse mit einem Bildmotiv, ohne eben dieses auszuwählen?
Es gibt inzwischen auch mehrere Generationen, die Hitlertassen bloß noch komisch finden, ebenso wie die metaphysische Angst davor. Ich finde das gut, denn es zeigt, daß Hitler nicht aktuell ist. (Außer natürlich für die Neonazis, auf deren Geld ich mit der Tasse spekulieren würde...)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.03.2014 um 08.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25488

„Wir müssen lernen, mit dem Wolf zu leben.“ (Bundesumweltministerin Barbara Hendricks)

Warum eigentlich? Manche erinnern sich noch an den Problembären. Der sibirische Tiger müßte hier auch ganz gut gedeihen, er gehört ja auch zu den gefährdeten Arten. Jogger gibt es ja genug.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.03.2014 um 06.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25468

Sehr trüber Sonntagmorgen, wir schieben unsere Räder zwischen hochgelegenen, einsamen Feldern über einen mittelfränkischen Berg. Über ein Stoppelfeld kommt ein abgeschlaffter herzförmiger Luftballon genau auf mich zugewandert, er schleppt eine Schnur hinter sich her, daran ist ein Papierröllchen befestigt, das mühsam durch die Stoppeln gleitet, ganz langsam. Ich öffne es und lese: "Je t'aime", mit Filzstift auf ein französisches Kalenderblatt gekrakelt. Ich lasse den glänzenden bunten Ballon frei, und er steigt, jetzt erleichtert, langsam hoch, bis er in den tiefhängenden Wolken verschwindet. Merci!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.03.2014 um 10.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25297

„Trotz seines Alters ist das Werk bisweilen erstaunlich spannend zu lesen.“ (Focus 3.3.14 über die jetzt verfilmte autobiographische Erzählung Solomon Northups)

Ein erstaunlicher Satz. Er setzt voraus, daß man erst neuerdings gelernt habe, spannend zu erzählen.

Es gibt eine ganze Reihe "Slave narratives". Ich besitze einige und finde, daß die Frage "spannend oder nicht" sich hier weitgehend erübrigt (wie bei Berichten aus KZs).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.03.2014 um 16.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25292

Ich sehe: Was die Töchter betrifft, befinden wir uns in derselben angenehmen Lage. Und Relativsätze kann man, wie heute eher üblich, auch bloß nach dem Einleitewort bestimmen und sich erst dann der Frage zuwenden, ob sie ein Bezugselement im Obersatz haben oder nicht. Ich bereite gerade ein Exerzitium dazu vor, wird leider ziemlich lang, aber vorher will ich noch einen Text über Spalt- und Sperrsätze einschalten, nicht zuletzt wegen des Vorgreifers, der ja dabei eine wichtige Rolle spielt.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 02.03.2014 um 14.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25290

Zu "Ich muß sie mir heute mal genauer ansehen": Ich nicht. Ich hab meine mir, mit vielen Freuden sogar, über zwanzig Jahre angesehen und Attention deficit bei ihnen bestenfalls bemerkt, wenn ich was sagte. Der Bericht zu dieser Studie in der FAZ hatte übrigens am Ende einiges Positive hinzuzufügen, was aber mehr mit Gesellschaftlichem zu tun hatte.
Zum "Beispiel für einen freien Relativsatz": Ich nenne sowas einfach einen Subjekt-, Objekt-, Adverbialsatz. Mich hatte immer gestört, daß derartige Sätze unter Relativsätzen abgehandelt wurden, nachdem erst groß erklärt worden war, daß Relativsätze sich auf was Vorausgehendes beziehen und daß dessen *number and gender* die Form des Relativpronomens mit bestimmt. Aber da ist nichts mit *number and gender* im voraus, weder wo Publish or perish gilt, noch wo Logau sagte: Leichter träget, was er träget, wer Geduld zur Bürde leget.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.03.2014 um 10.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25288

Forscher haben festgestellt, daß mit dem Zeugungsalter der Väter das Krankheitsrisiko der Kinder steigt. "Die Ergebnisse haben uns schockiert", sagt Brian D'Onofrio von der Indiana University in Bloomington. Wie das? Es steht doch jedes Jahr in den Zeitungen, jedesmal aus anderen Quellen, weil ja publiziert werden muß, was das Zeug hält. Diesmal sind besonders psychische Krankheiten wie ADHS berücksichtigt worden, na ja. Übrigens werden die Folgen sich in Grenzen halten, wie heute alle Eugenik, glücklicherweise.
„Dabei ist es aber wichtig zu unterstreichen, dass Kinder mit älteren Vätern nicht automatisch Probleme haben müssen“, so Lichtenstein. Allerdings empfiehlt er Männern, die Kinder bekommen wollen, damit nicht zu lange zu warten, um keine unnötigen Risiken einzugehen.
Das ist auch so ein Rat, der leichter gegeben als befolgt ist.
(Getroffener Hund bellt, ich weiß schon. Schließlich war ich bei der Geburt meiner beiden jüngeren Töchter auch nicht mehr der Jüngste, ich muß sie mir heute mal genauer ansehen.)

Forscher haben auch festgestellt, daß Geduld manchmal eher zum Ziel führt. Ein Geduldsforscher hat ein Buch darüber geschrieben, deshalb interviewt und promotet ihn die ZEIT. Faust lag also falsch, als er der Geduld fluchte. Richtig dagegen Logau: Leichter träget, was er träget, wer Geduld zur Bürde leget. Schönes Beispiel für einen freien Relativsatz. Besagte Töchter kennen es auswendig, weil ich es zitiere, wenn sie wieder mal krankhaft rumzappeln. Junge Väter können das nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.03.2014 um 05.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25272

Eine bayerische "Torwart-Legende" bzw. "-Ikone" wird 70 und allseits gefeiert. Die Medien erinnern an einen Autounfall 1979, der die Karriere des Mannes beendete. Er war in einem Wolkenbruch mit seinem Auto in den Gegenverkehr gerutscht. Er kam knapp mit dem Leben davon, kassierte eine Million Mark aus einer Berufsunfähigkeitsversicherung als Sprungbrett in den Ruhestand. (FAZ)
Kann jedem mal passieren, bei dem Sauwetter. Daß er viel zu schnell gerast war und daß in dem anderen Auto auch jemand saß, wird nicht erwähnt. Die Million ist ja auch viel wichtiger.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.02.2014 um 05.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25155

Die "Welt" befragt einen "Technikforscher" und "Top-Ökonomen" über die Zukunft. Auszug:

Die Welt: In Deutschland durchläuft die Hälfte jedes Jahrgangs junger Leute das sogenannte duale System. Muss auch das neu erfunden werden?
Brynjolfsson: Das duale System hat Stärken und Schwächen. Die Stärke: Es stellt sicher, dass Leute Fertigkeiten erwerben, die relevant sind. Was wir aber nicht wollen können, ist, dass Leute nur ein verengtes Spektrum an Fähigkeiten lernen. In Zukunft werden Arbeitnehmer viel flexibler sein müssen, sie werden viel häufiger ihren Arbeitsplatz wechseln müssen.
Die Welt: Und für eine solche Welt ist das duale System nicht geeignet?
Brynjolfsson: Es kann immer noch das richtige System sein – wenn der Arbeitgeber erkennt, dass die Auszubildenden flexibel sein müssen in ihren Fertigkeiten, dass sie also nicht nur eine Art von Aufgaben erledigen können, sondern viele. Das Problem ist, dass flexible Mitarbeiter auch für andere Unternehmen attraktiv sind. Ein Arbeitgeber läuft also Gefahr, Geld in die Ausbildung eines jungen Menschen zu investieren – aber dann zusehen zu müssen, wie ein anderer die Ernte einfährt. Deshalb ist es wichtig, dass der Staat – oder ein anderer Dritter – zumindest einen großen Teil der Kosten übernimmt. Wer finanziert denn die duale Ausbildung in Deutschland hauptsächlich?
Die Welt: Die Arbeitgeber.
Brynjolfsson: Das wird immer schwerer durchzuhalten sein.

(Welt online 15.2.14)



Der Mann äußert sich also, wie er selbst zugibt, über das duale System, ohne einen blassen Schimmer zu haben, wie es funktioniert. Aber die Behauptung der "Welt", die Arbeitgeber finanzierten es, ist auch nicht richtig. Ein junger Mann, den ich sehr gut kenne, besucht einerseits die Berufsschule, die der Staat finanziert, andererseits ist er fast vom ersten Tag seiner Elektrikerlehre an ein unentbehrlicher Mitarbeiter seiner Firma, die ihn auch gut bezahlt, aber natürlich längst nicht so gut wie einen fertigen Gesellen. Es gibt deshalb keinen Grund, an der Finanzierung der dualen Ausbildung etwas zu ändern. Und über die Vielseitigkeit der Ausbildung braucht der Herr vom MIT sich auch keine Gedanken zu machen. Mein junger Freund kann alles und hilft mir oft bei den verschiedensten technischen Problemen.
Die Gewerkschaften freilich haben lange Zeit vom Staat als allein zuständigem Ausbilder geträumt, aber wenn mich nicht alles täuscht, sind sie in den letzten Jahren stiller geworden.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 11.02.2014 um 22.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25111

Es ist eigentlich seltsam, auf den Fortschritt zu vertrauen und gleichzeitig für ihn kämpfen zu wollen.

Daß sich eine Linke, die im Vertrauen auf frühere Erfolge nur noch an der Kulturrevolution arbeitet, umstandslos mit den Wirtschaftsinteressen (»Economiesuisse«) verbünden kann, ist hingegen durchaus folgerichtig.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.02.2014 um 16.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25110

Manche versuchen den Eindruck zu erwecken, als habe der Herr Blocher mit seinem vielen Geld die Mehrheit der Schweizer gekauft. Da kennt man wohl die Schweizer nicht recht.

In der Presse (D und CH) liest es sich so:

Es ist die Angst vor dem endgültigen Verlust einer Idylle, wie sie Johanna Spyri 1880 und 1881 in ihren beiden Heidi-Romanen so romantisch geschildert hat. Die SVP, die im Kern bildungs- und fortschrittsfeindlich ist, gaukelt ihren Anhängern vor, sie könne die Zeit zum Stillstand bringen.
-
Viele denken, die Unterstützung für den Rechtspopulismus und die Europafeindlichkeit kommt von den Modernisierungsverlierern und aus bildungsfernen Schichten. Aber das ist ein Irrtum. Viele Unterstützer sind Wohlstands-Chauvinisten. Sie leben wirtschaftlich sehr gut behütet, sind wohlhabend und gehören zur Mittelschicht. Sie haben Angst, dass ihnen durch mehr Zuwanderung etwas verloren gehen könnte, dass sie ihren erworbenen Wohlstand teilen müssen. Die Schweiz ist ein gutes Beispiel dafür.
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Die SVP macht eine sehr geschickte, populistische Politik. Die Partei hat Unmengen Geld zur Verfügung für Kampagnen jedweder Art. Dahinter steckt der ehemalige SVP-Präsident Christoph Blocher. Er spendet seiner Partei für derartige Zwecke Millionen – da kann kaum einer mithalten. Die Partei hat den Dreh heraus, wie man Ängste in der Bevölkerung schüren kann. Wenn man bei klarem Verstand abstimmen würde, käme ein derartiges Ergebnis gar nicht zu Stande.
-
Hat es das schon mal gegeben? Da äussern sich sofort alle grossen politischen Parteien Deutschlands zu einem Urnengang in der Schweiz. SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi spricht von einem "historischen Unfall". CDU/CSU-Fraktionsvize Andreas Schockenhoff warnt den Nachbarn vor einer "fortschreitenden Selbstisolierung".
Grünen-Chef Cem Özdemir mahnt, jetzt nicht in ein "Klima der Fremdenfeindlichkeit" zu verfallen. FDP-Chef Christian Lindner kritisiert: "Die Schweiz nimmt nur das vom Buffet Europa, was ihr schmeckt." (Daniel Hügli)
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Mit dem Ja zur Einwanderungsinitative präsentiert sich die Schweiz als ängstliches, trauriges Land. Die Wirtschaft wird nicht lange auf die Rechnung für diesen Kurs der Abschottung warten müssen.

Usw. (Die unvermeidliche "Heidi" ist hier besonders fehl am Platz.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 11.02.2014 um 10.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25109

Ich wundere mich ein wenig über die Wörter Empörung und Hetze im Zusammenhang mit der Schweizer Abstimmung. Kann sein, daß es einzelne solche Äußerungen gibt, aber der Großteil ist doch sachlich-kritisch. Es gibt halt Argumente auf beiden Seiten. Was die Schweiz macht, ist natürlich legitim, aber ob es auch gut für die Schweiz ist, wird man ja noch bezweifeln dürfen. Empörung und Hetze hören sich anders an, jedenfalls anders als bei ARD, ZDF, DLF, ...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.02.2014 um 05.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25107

Gibt es einen Staat ohne Zuzugsbegrenzung – in irgendeiner Form? Staaten mit 23 % Ausländeranteil dürften auch selten sein. Souverän ist, wer über Zuwanderung entscheidet...
Die Hetze gegen die Schweiz erinnert mich an Leute, die sich aufregen, weil ein anderer das tut, was sie selbst auch gern täten, sich aber nicht trauen.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 11.02.2014 um 01.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25106

Genüßlich? Die Schweizer Medien waren ebenfalls nahezu ausnahmslos gegen die Initiative.
 
 

Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 10.02.2014 um 21.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25105

Gleich, welche Online-Ausgabe der heutigen Presse man anklickt, die Verurteilung des Schweiz-Votums ist einhellig. Ganz im Gegensatz dazu die jeweiligen Leserkommentare.
Genüßlich zitieren schweizerische Blätter diese Stimmen.
Z.B. hier aus: 20min.ch
«Man kann der Schweiz nur gratulieren»
Journalisten und Politiker aus ganz Europa sind empört über das Ja zur SVP-Initiative. Viele Online-Leser im In- und Ausland sind anderer Meinung und beglückwünschen die Schweizer.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.02.2014 um 09.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25100

Gewisse Gruppen, die sich bei uns mehr Volksabstimmungen wünschen, kritisieren nun die Schweizer Volksabstimmung, weil sie nicht das von ihnen gewünschte Ergebnis gebracht hat. Schöne Demokraten!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.02.2014 um 07.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25090

Zur Ungleichbehandlung von Bier und Tabak noch dies:

Herzlich Willkommen in der Bierstadt Erlangen
http://archiv.erlanger.de/akt_04_06.htm

Eine Zigarettenstadt scheint es nicht zugeben, wohl aber:

Zigarrenstadt Bünde und die Geschichte des Glimmstängels
http://www.westfalen-heute.de/mitteilung.php?23285

Von dort wird man aufs Museum in Bünde verwiesen:
http://www.museum-buende.de/

Diese Website wird zur Zeit von Werbung beherrscht:

Attraktive Polnische Frauen mit Bild sehen & sprechen: Kostenlos!

Frau für lockere Treffen


„Die hier angezeigten Sponsored Listings werden von dritter Seite automatisch generiert und stehen weder mit dem Domaininhaber noch mit dem Dienstanbieter in irgendeiner Beziehung.“
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.02.2014 um 09.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25088

Erwachsener filmt Zweijährige beim Rauchen

Das Video geht nun um die Welt.

Nachdem wir uns gebührend empört haben, erinnern wir uns, daß in jedem bayerischen Biergarten die kleinen Buben aufgefordert werden, den Schnuller mal kurz herauszunehmen, um von der väterlichen Maß den Bierschaum abzuschlürfen, später dann auch etwas mehr, damit es ein richtiges Mannsbild wird. Abschreckende Aufkleber wie auf Zigarettenpackungen sind auf Bierflaschen und Maßkrügen nicht vorgesehen. Bier ist eben heimisches Kulturgut, Tabak und Haschisch sind fremd. Darum dürfen sich Politiker nicht mehr mit dem "Glimmstängel" ablichten lassen, aber das ganze Jahr ohne Bierkrug? Das geht gar nicht! (Merkel)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.02.2014 um 04.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25029

Wenn man bei Google Orthographie eingibt, wird es rot unterringelt, nur Orthografie wird unbeanstandet hingenommen, also die von Duden empfohlene Schreibweise. So weit ist es schon gekommen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.02.2014 um 05.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25012

Ärztlicher Rat im "Focus":

War es über Jahrtausende in allen Kulturen keine Frage, dass jede Frau ihr Kind selbst stillt, hat sich in jüngster Zeit die vorherrschende Meinung in eine andere Richtung entwickelt. (focus.de 1.2.14)

Das stimmt nicht, vielmehr war das Ammenwesen sehr verbreitet, vor allem in gehobenen Kreisen. Vielleicht ist "Amme" sogar das älteste Gewerbe der Welt...

Zuerst war mir die eigentümliche Rechtschreibung dieses insgesamt recht törichten Artikels aufgefallen:

Nachdem zunächst jede Frau mehr oder weniger sanft zum Stillen geführt wurde, ist es dort Gang und Gäbe, ärztlich verordnetes Zufüttern zu akzeptieren. Wichtigste Grundregel: Eine Frau sollte sich beim Stillen wohl fühlen, denn das Kind nimmt den Zustand der Mutter stärker war als viele denken. (...)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.02.2014 um 10.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#25004

Das Wetter ist nicht gerade einladend, ich surfe noch ein bißchen.

Im Internet findet man ja nicht selten eingescannte Bücher, die von Anstreichungen und Randbemerkungen wimmeln. Manchmal scheint keine sauberes Exemplar zur Verfügung gestanden zu haben. Kurios ist der griechische Text von Aristoteles' Rhetorik und Poetik, ed. Bekker, auf den ich durch einen Verweis bei Wikipedia gestoßen bin:

http://books.google.de/books?hl=en&id=dUIPAAAAYAAJ&dq=poetica+aristotelis&printsec=frontcover&source=web&ots=iCrLGHXqbS&sig=SSkfX0AJoxi92nMSHejHRSJM24w&redir_esc=y#v=onepage&q=poetica%20aristotelis&f=false

Den hat ein Student am Trinity College 1869 durchgearbeitet und sich auf eingeschossenen leeren Seiten Vokabeln notiert, dazu allerlei andere Einfälle. Man sieht also genau, wie weit seine Griechischkenntnisse reichten und auch, wo er aufgegeben hat - vielleicht ist er im Rahmen eines Seminars so weit gekommen. Darauf deuten gewisse Besonderheiten hin, die wohl auf Kommentare des Professors zurückgehen.

Ich bin ein wenig gerührt, wie immer bei alten Handschriften oder bei den verunzierten, mit Schulgeruch imprägnierten Lesebüchern aus alter Zeit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.01.2014 um 16.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#24964

Das Delfin-Schlachten in Taiji sorgte Mitte Januar für Schlagzeilen – auch in der Region. Viele stellten sich daher die Frage: Schwimmen im Nürnberger Tiergarten etwa auch Delfine aus Taiji? (nordbayern.de 28.1.14)

Sollten im Nürnberger Delphinarium vielleicht sogar geschlachtete Delphine aus Taiji ihre Künste zeigen? Das würde mich wirklich empören.
 
 

Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 23.01.2014 um 23.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#24927

Du Göhte (Goethe). Schimpfwort unter Schülern.
http://www.saarbruecker-zeitung.de/nachrichten/stars/namen/Leute;art4425,5098507

Geht zurück auf den Film Fack ju Göhte .

 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 22.01.2014 um 12.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#24904

WDR 5 eingeschaltet. Ein Medienwissenschaftler spricht. »Und wir ham uns natürlich auch an solche Ästhetiken gewöhnt, ne …?« WDR 5 ausgeschaltet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.01.2014 um 06.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#24754

Noch mal zu "Korruption". Man erregt sich zur Zeit wieder einmal über Korruption bei Waffenexporten. Wie jeder weiß, kann man in etlichen Ländern überhaupt nicht ins Geschäft kommen, ohne Schmiergelder an Politiker zu zahlen. Die sollten mit Recht steuerlich absetzbar sein.

Ich weiß nicht, ob ich es schon einmal erzählt habe. Als ich mich in Indien einrichtete, brauchte ich eine Lizenz zum Erwerb von Propangasflaschen, ohne die mein Koch nicht hätte arbeiten können, denn der Elektrokocher war dauernd kaputt, und Stromsperren gab es täglich für mehrere Stunden. Normalerweise hätte ich ein bis zwei Jahre auf die Lizenz warten müssen, aber ein Freund eines Freundes erledigte das auf andere Weise, und am nächsten Tag hatte ich die Gasflasche.
Als ich meine Rückkehr nach Deutschland vorbereitete, empfahl mir die deutsche Botschaft, die den Umzug genehmigen mußte, eine bestimmte Speditionsforma. Ein erfahrener Freund gab mir einen Tip, und ich engagierte eine kleine Firma, die es zu einem Drittel des Preises machen wollte. Die Botschaftsleute, sichtlich unangenehm berührt, warnten mich, diese Firma sei unzuverlässig, da sei schon mal eine Briefmarkensammlung für 80 000 DM verlorengegangen – eine unglaubwürdige Geschichte, denn niemand steckt eine solche Sammlung ins Umzugsgut (es ging zu Lande nach Bombay, dann mit dem Schiff weiter). Die kleine Firma hat es dann ganz vorzüglich gemacht und meine Sachen so gut verpackt, daß ich drei Tage brauchte, um den Quader (in Holz, Blech und Plastik eingeschlagen), der in Berlin vor meiner Haustür stand, aufzubrechen. Aber alle anderen Deutschen nahmen die teure Firma in Anspruch, und der deutsche Steuerzahler kam für alles auf. Vielleicht hätte ich dem Bundesrechnungshof einen Hinweis geben sollen? Aber ändern kann man sowieso nichts.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.12.2013 um 19.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#24713

Nachtrag zum Ölkännchen:

"Das Ölkännchen geht in Spanien schweren Zeiten entgegen. Beliebt war es bislang – stand in jedem spanischen Speiselokal auf dem Tisch, um den Salat zu würzen oder das geröstete Weißbrot mit ein paar Tropfen zu veredeln. War das Kännchen leer, füllte der Wirt es nach. Damit ist nun Schluss. Von 2014 an darf aus Hygienegründen und zur Sicherung der Qualität nur noch Öl in Einweggefäßen vor den Gästen stehen. Mit einem Etikett, auf dem Herkunft und Qualität abzulesen sind.
Spaniens mächtige Olivenöl-Industrie setzte sich damit durch und jubelt nun, weil ihr in schwierigen Zeiten ein blendendes Geschäft bevorsteht: die Herstellung von Millionen kleinen Wegwerfbehältern. Verbraucherorganisationen und Wirte hatten sich noch für das Ölkännchen eingesetzt und heftig gegen das neue Gesetz protestiert. Ohne Erfolg: Das Kännchen wird es künftig nur noch auf privaten Tischen geben."

Auch bei uns wird das kommen, das ist vollkommen sicher. Und noch viele andere Verbote zu unserem Besten.

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.12.2013 um 07.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#24696

"Entschuldigen Sie, dass ich Ihnen einen langen Brief schreibe, für einen kurzen habe ich keine Zeit."

So oder ähnlich lautet das Bonmot, das Voltaire, Goethe, Mark Twain, Karl Marx, Charlotte von Stein und anderen zugeschrieben wird. In der FAZ vom 27.12.13 wird es auf Pascal zurückgeführt. Hier ist die Stelle:

"Mes Révérends Pères, mes lettres n'avaient pas accoutumé de se suivre de si près, ni d'être si étendues. Le peu de temps que j'ai eu a été cause de l'un et de l'autre. Je n'ai fait celle-ci plus longue que parce que je n'ai pas eu le loisir de la faire plus courte." (Sechzehnter Brief, 4. 12. 1656, Oeuvres I, Paris 1819, S. 369)

Natürlich liegt der Gedanke so nahe, daß fast jeder darauf kommen konnte. Die witzige Zuspitzung liegt allerdings nicht jedem. Goethe zum Beispiel würde ich sie nicht zutrauen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.12.2013 um 03.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#24676

... mit schlankr nimmst Du ab, wenn du dich SATT ist.

Dies und noch mehr unter http://schlankr.de/lp/video2?gclid=CICx5ZWrxbsCFSbHtAodiVQAUQ.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.12.2013 um 05.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#24648

Ein deutscher Leser schreibt aus den USA, daß der Versandhandel, also besonders Amazon, zur Verödung der Innenstädte führe (FAZ 19.12.13). Er schlägt sogar vor, die Mehrwertsteuer für den Versandhandel zu verdoppeln und für Innenstadt-Einkäufe zu senken, wozu es glücklicherweise selbst in unserer an Absurditäten (Haushaltsabgabe) gewöhnten Welt nicht kommen dürfte. Als abschreckendes Beispiel erwähnt er die amerikanischen Verhältnisse. In Amerika kenne ich mich nicht aus, vermute aber, daß dort die hohe Mobilität und die großen Entfernungen schon lange vor Amazon zu weit auseinanderliegenden Supermärkten geführt haben. Niemand geht dort zu Fuß einkaufen. Auch in Deutschland gibt es seit Jahrzehnten die riesigen Häuser auf der grünen Wiese, die viel Kaufkraft aus den Innenstädten abgezogen haben. Neuerdings werden Anlagen wie die „Arcaden“ (z. B. in Erlangen) errichtet, die weiter zur Aufgabe vieler Ladengeschäfte in den alten Geschäftsstraßen mit ihrer Parkplatzknappheit beitragen. Man könnte die hohen Mieten durch Subventionierung auffangen, aber das kostet Unsummen und führt wie alle Subventionen zu Mißwirtschaft und Mitnahmeeffekten. Alle Versuche, den Preis als Indikator der Knappheitsverhältnisse auszuschalten, kommen uns teuer zu stehen. Der Leser gibt ja selbst zu, daß er nur dann im Tante-Emma-Laden einkaufen würde, wenn es billiger wäre. Dafür sollen dann andere zahlen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.12.2013 um 06.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#24518

Bei Google News kann man dankenswerterweise immer noch viele Zeitungsmeldungen überfliegen. Aber die allgegenwärtigen Tippfehler lassen einen zweifeln, ob die Schreibkräfte, deren Produkte sofort ins Netz gestellt werden, auch nur annähernd der deutschen Sprache bzw. ihres Tipphandwerks mächtig sind. Gestern las ich von einem "finaziellen" Debakel um einen "Marinehubschraucher" usw. – Geht es denn beim Einstellen der Nachrichtentexte wirklich um Sekunden?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 27.11.2013 um 15.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#24487

Immerhin sucht man sich den eigenen Partner normalerweise selbst aus, da ist auch ganz ohne Oxytocin die Wahrscheinlichkeit sehr groß, daß er mindestens zur bevorzugten Hälfte gehört.

Das erinnert mich an den Witz, wo ein Bahnfahrer jeden Morgen sein mitgebrachtes Brot unbesehen aus dem Zugfenster wirft. Auf die Frage, warum er das tue, sagt er, er esse keine Leberwurst. Aber woher er denn wisse, daß Leberwurst drauf sei, er sehe ja gar nicht nach. Darauf antwortet er, ist doch klar, ich schmiere mir die Schnitten doch selbst.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.11.2013 um 09.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#24486

Vor ein paar Tagen wurde bekannt, daß Forscher herausgefunden haben, warum Männern die eigene Partnerin besser gefällt als jede andere Frau oder so ähnlich. Das liegt an der Oxytocin-Ausschüttung, da kann man gar nichts gegen machen. Man hört leider immer wieder von Perversen, denen andere Frauen besser gefallen als die eigene.

Heute lese ich, unsere Erlanger Kollegen hätten festgestellt, daß Videospielsucht schon im Mutterleib festgelegt wird: es liegt am Testosteron, was man auch am langen Mittelfinger erkenne. Meine Mittelfinger sind viel länger als meine Zeigefinger, ich bin also ein richtiger Testosteronbomber (wie Berlusconi und viele andere Politiker, von denen man es in letzter Zeit lesen konnte), aber ich mache mir überhaupt nichts aus Spielen jeder Art und habe noch nie ein Videospiel gespielt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.11.2013 um 07.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#24461

Auf manchen Websites läuft ja ein Zähler mit: wer gerade online ist, wie viele Besucher es früher und maximal gab usw. Das ist ganz hübsch. Ich sitze also ziemlich früh am Computer und sehe, daß bei einem bestimmten Forum immerhin schon 178 Besucher mitlesen. Es wird allmählich hell, die Besucherzahlen steigen: 191 usw. Man hat das Gefühl, am Aufwachen der lieben Mitmenschen teilzunehmen.

Ausgenommen hier unsere liebe FDS fühle ich mich nirgendwo gedrängt, auf dem laufenden zu bleiben, aber ich weiß von meinen Kindern, daß die modernen Medien, vor allem die ausgeklügelten Mobiltelefone, einen gewissen Zwang ausüben. Man muß ständig nachsehen, ob jemand etwas eingegeben hat, sogar spät abends kommen die Kinder nicht zur Ruhe, weil immer noch etwas "Aktuelles" eine Antwort erfordern könnte. Meiner Ansicht nach eine Ursache von Streß. Der Ruhepuls der Kinder und Jugendlichen ist laut Zeitungsmeldung in den letzten Jahren gestiegen, um 1 bis 3 pro Minute.

Die Schulstunden müssen unter diesen Umständen eine Qual sein, von der man sich allenfalls durch heimliche Benutzung des Handys unter dem Tisch ein wenig befreien kann. Die Kinder können sich gar nicht vorstellen, wie wir früher gelebt haben. Nicht einmal ein Telefon hatten wir. Langweilig war es trotzdem nicht.

Ich klage nicht, sondern versuche nur ab und zu, mich selbst und andere an den ungeheuren Wandel zu erinnern.

Übrigens hat die schnelle Eroberung der Welt durch den PC kaum ihresgleichen, oder? Doch, die Ausbreitung der Eisenbahn ist vergleichbar. Neulich las ich in Friedrich Paulsens Erinnerungen, daß seine Kommilitonen von der Burschenschaft Bubenruthia nach einem Saufgelage unter Lebensgefahr durch den Eisenbahntunnel am Burgberg nach Erlangen zurückzutorkeln liebten, und war baß erstaunt: damals schon? Kurz zuvor hatte man, bei der Eröffnung der ersten deutschen Eisenbahn ebenfalls hier in der Nachbarschaft, vor der Gefahr gewarnt, daß die Passagiere bei der rasenden Geschwindigkeit wahnsinnig werden würden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.11.2013 um 07.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#24434

Am Fernsehen nehme ich ja nicht einmal teil, aber schon die Lektüre der Morgenzeitung und einiger Google-News läßt mich zerknirscht zurück: Schuldig, schuldig, schuldig!

Kürzlich verkündete ein amerikanischer Philosoph, man müsse das Asylrecht ändern, damit auch Klimaflüchtlinge etwas davon haben, schließlich seien wir am Klimawandel und damit am Untergang der Korallenriffe schuld, auf denen gewisse Völker mit ihren Kokosnüssen leben. (Das Asylrecht wird bisher wohlweislich nicht davon abhängig gemacht, ob der aufnehmende Staat an den Fluchtursachen schuld ist.)

In Sardinien wurden die Opfer einer Überschwemmung bestattet. Priester Giuseppe Sanguinetti hält eine behutsame Ansprache, jedoch nicht ohne dabei zu mahnen: „An dieser Katastrophe ist auch die menschliche Hand schuld“, sagt er. (focus.de 21.11.13)

In Deutschland baut die menschliche Hand in Überschwemmungsgebiete, und der unbeteiligte menschliche Kopf wundert sich dann über die Folgen. Auf meinem geliebten Juist ist die menschliche Hand unablässig mit Dünenschutz beschäftigt, sonst bricht die Insel demnächst auseinander, wie schon einmal.


„Anch'io sono colpévole.“ Di cosa? „Così, in generale.“ (Leo Longanesi)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.11.2013 um 16.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#24366

Auf der Website des famosen Studienganges "Ethik der Textkulturen" steht (www.ethikdertextkulturen.de):

Das Ethische ist dasjenige, wodurch ein Mensch das wird, was er wird. (Sören Kierkegaard)

Aha, jetzt wissen wir also, was das Ethische ist. (Allerdings würde ich niemals danach fragen.)

Aber das Ganze stimmt nicht einmal. Bei Kierkegaard steht nämlich:

Das Ästhetische in einem Menschen ist das, wodurch er unmittelbar ist, was er ist; das Ethische ist das, wodurch er wird, was er wird. (Entweder-Oder 1843)

Es gibt also in einem Menschen das Ästhetische und das Ethische, und über das letztere sagt Kierkegaard dann noch jenen bedeutungsvoll klingenden Satz. Keineswegs wollte er eine Definition des Ethischen liefern.

Tja, in jungen Jahren glaubten wir auch Kierkegaard lesen zu müssen, der war damals ziemlich beliebt und erschien als Rowohlt-Taschenbuch, also wohl in hoher Auflage. Habe meine Bändchen neulich weggeworfen. Damit werde ich in diesem Leben nichts mehr anfangen können.
 
 

Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 03.10.2013 um 19.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#24170

Aus welt.de
Nachfrage bei der rheinland-pfälzischen Staatskanzlei. Regierungssprecherin Monika Fuhr erklärt, dass durch ein "Büroversehen" die unkorrigierte Fassung des Briefes verschickt worden sei. "Es tut uns leid, dass diese fehlerhafte Fassung des Briefes an die Bundeskanzlerin gesendet wurde", so Fuhr.

Das ist unglaubhaft. Eine unkorrigierte Fassung trägt die handschriftliche Anrede " liebe Frau Merkel" sowie die handschriftliche Unterschrift "Ihre Malu Dreyer"? Also kein paraphierter Entwurf.
Die Übertragung des Diktats ins Schriftliche, sofern geschehen, zeigt eine gehörige Portion Schluderigkeit, wenn nicht gar massiven Mangel in der Rechtschreibung. Ich sehe bei so vielen Fehlern nicht das Argument einfache Tippfehler, über die man bei völlig ungeübten Zweifingerschreibern hinwegsehen könnte.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 02.10.2013 um 18.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#24164

Zu #24162: Eben. Immer wenn man wem anders Mangel an dem, "was man doch in der Schule gelernt hat", vorwerfen kann, kann man doch sicher sein, die Lacher auf seiner Seite zu haben. Geistvolles wie bei Kierkegaard in diesem Zusammenhang kann man in den deutschen Unterhaltungsblättern halt nicht erwarten. (Vgl. www.textlog.de/kierkegaard-lacher.html. Was übrigens die Anpassung an die reformierte Schreibung angeht, ist es dem Übersetzer da wohl mit "dass" genuggetan.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.10.2013 um 12.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#24162

Die WELT und dann andere Zeitungen sind sich nicht zu schade, einen Brief der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin an die Bundeskanzlerin, der von Tippfehlern wimmelt, an die Öffentlichkeit zu bringen. Bezeichnenderweise werden die Fehler als Rechtschreibfehler bezeichnet. Es scheint sich um die unkorrigierte Version eines Diktats zu handeln, die versehentlich abgeschickt worden ist. Üblicherweise geht man über so etwas hinweg.

Für Journalisten, die zur Rechtschreibreform nichts zu sagen wissen oder wagen, ist das ein gefundenes Fressen, weil es ihr Fassungsvermögen nicht übersteigt und keinerlei Nachdenken erfordert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.09.2013 um 04.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#24099

Am frühen Morgen fällt mir der unsinnige Wortschwall der Zeitungen stärker auf als abends, wenn ich mich wieder dran gewöhnt habe. Als ich in einer Presseschau las: Merkel macht das Wort "Triumphator" weiblich, wußte ich sofort, daß dieser Geistesblitz nur Heribert Prantl in der "Süddeutschen" gekommen sein konnte, und so war es dann auch: Triumphator ist ein Wort, das es eigentlich nur in der männlichen Form gibt; Angela Merkel macht das Wort weiblich. Das ist nun mal seine Art, geistreich zu sein. Immerhin hat er überhaupt eine eigene Handschrift.
Aber man könnte mal untersuchen, wie die Mechanik in seinem Kopf funktioniert. Am Anfang steht: Wie kann ich die schlichte Tatsache, daß Merkel die Wahl gewonnen hat, möglichst orginell ausdrücken? Dann kramt man im Bildungsvorrat, der noch weitgehend aus dem Gymnasium stammt, und leimt irgend etwas zusammen. Es ist ja nur für den Tag bestimmt. Aber in einer großen Zeitung wirkt es peinlich eng, man sehnt sich nach frischer Luft.

(Triumphator ist natürlich maskulin, die feminine Entsprechung triumphatrix ist zwar unklassisch, aber trotzdem vielfach belegt, zum Beispiel auf die Ecclesia bezogen.)

Zum Tessiner Burka-Verbot schreibt ein Leser: In unserem Wertesystem hat die Burka nichts verloren. – Unser Wertesystem ist eine richtige Wundertüte. Ich übersetze: Ich kann Muslime nicht leiden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.08.2013 um 04.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#23913

Gestern titelte BILD online: Was will der Iran mit 18 000 Uran-Zentrifugen?

Das ist eigentlich nicht schwer zu beantworten: Uran anreichern natürlich! Aber BILD meint wahrscheinlich, dafür würden zwei oder drei Zentrifugen ausreichen.

Gleichzeitig war bei N24 online zu lesen: Iran besitzt 18.000 Uran-Zentrifuken
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.07.2013 um 07.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#23668

Ein Soziologe (Peter L. Berger?) hat mal sinngemäß gesagt, wo von "schneller und unbürokratischer Hilfe" die Rede ist, sei die Korruption nicht weit. Das bewährt sich jetzt angesichts des massenhaften Betrugs bei der Fluthilfe. Das zu Unrecht kassierte Geld wird nie wieder zurückkommen. Ich habe deshalb von vornherein nichts gespendet.
Max Weber hat ein gutes Wort für die Bürokratie eingelegt, aber das ist lange her. Der Wert einer Verwaltung, die nach Recht und Gesetz entscheidet, wird kaum anerkannt. Man muß vielleicht in anderen Ländern gelebt haben, um das zu können.

Im Bayerischen Hörfunk läuft sonntags das Interkulturelle Magazin. Es besteht zu gefühlten 90 Prozent aus Polemik gegen den Rechtsstaat. Daß es überhaupt ein Asyl-Anerkennungsverfahren gibt und nicht jeder unbesehen aufgenommen wird, gilt als unmenschliche Schikane. Hinweise auf geltende Gesetze werden als "zynisch" bezeichnet. Sollte ein ausländischer Junge hier Freunde gefunden haben, mit denen er Fußball spielt, so gilt dies als hinreichender Grund, ihn als integriert zu bezeichnen und seine Abschiebung für undenkbar zu erklären. Die bayerische Justiz ist so dreist, Afghanistan und Pakistan nicht ohne weiteres als Länder anzusehen, in denen man nicht leben könne. Usw. Es ist eine Art "Unterstützer"-Rundfunk.

Der Solidaritätsbeitrag soll beibehalten werden, bloß umgewidmet, so daß jeder die Chance hat, etwas davon abzubekommen, und sich der Verlängerung nicht verschließen wird; da sind sich die deutschen Politiker weitgehend einig. So bequeme Einnahmen gibt man niemals mehr auf, und es wird sich immer was Schönes finden, was man sich dafür kaufen könnte. Es wird ausdrücklich gerühmt, wie gut die Bezeichnung "Solidaritätsbeitrag" den Zweck erfasse. (Man könnte freilich mit demselben Argument sämtliche Steuern und anderen Abgaben so nennen.)
 
 

Kommentar von B.Troffen, verfaßt am 24.05.2013 um 08.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#23257

Von Soziologen weiß ich da nichts. Bekannt ist nur seit langem, daß auch in den Wissenschaften sich die neuen Paradigmen (letztlich nur neue, irgendwo weniger schlimme Irrtümer) nicht kraft Ratio etablieren, sondern durch das Aussterben der Verfechter der alten.
Heidegger sprach vom "Gestell" als dem Gesamt der Sachzwänge, in die sich heute der Mensch gestellt findet, und zwar insbesondere durch die Technik. Die Technik selber könne den technogenen Problemkomplex nicht lösen. Er war ratlos, welche Art von politischem System das Gestell noch beherrschen könnte, eine Demokratie wohl eher nicht. Nur ein Gott könne uns noch helfen, resignierte er tatsächlich. (Nachzulesen in der wunderbaren Biographie von Safranski, 2001 erschienen in bewährter Rechtschreibung.)
Auch die Politik kann somit ihre unerfreulichen Folgewirkungen nicht selber wegschaffen. Das Gesamtgestell, also die umfassende Maschinerie unseres Da- und Hierseins, ist schon überaus komplex. Abstrusitäten sind von daher jederzeit zu erwarten, aber mit keinem Aufwand berechenbar (Chaostheorie).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.05.2013 um 06.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#23254

Das Ölkännchenverbot ist nur vorläufig vom Tisch. Es wird darauf hingewiesen, daß ja auch Wein in Flaschen mit Etikett serviert werde. Allerdings gibt es auch offene Weine. Die FAZ erinnert an das Subsidiaritätsprinzip. Aber gilt das überhaupt aus Sicht der EU? Die Zeitung erwähnt die 40 000 hochbezahlten Beamten, die in Brüssel über unser Wohlergehen wachen.

Es gibt, wie wir an der RSR gesehen haben, Strukturen, die es ermöglichen, das offenkundig Unsinnige gleichwohl durchzusetzen, einfach weil die Bremsen fehlen. Sowohl bei der Rechtschreibreform als auch beim Gender Mainstreaming hat die Staatsmacht sich die Kopfgeburten einer winzigen Schar von Ideologen zu eigen gemacht, und an keiner Stelle war es der Vernunft oder auch nur der Mehrheitsmeinung möglich, sich verhindernd einzuschalten. Gibt es eigentlich Soziologen, die sich mit so etwas beschäftigt haben?
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 23.05.2013 um 23.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#23252

Das "Öl-Kännchenverbot" ist natürlich auch witzig.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 23.05.2013 um 23.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#23251

Die Kännchenverordnung ist ja nun vom Tisch, aber die FAZ scheint die sich selbst auferlegte Rechtschreibverordnung immer noch nicht verstanden zu haben: "Das Öl-Kännchenverbot hätte unnötige Bürokratie verursacht, der Verpackungsmüll hätte zugenommen und es wäre mehr Öl aus angebrochenen Flaschen weg geschüttet worden."
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.05.2013 um 04.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#23243

Nicht so in Deutschland. Dort werden Hundertschaften von Polizei ausschwärmen, um die Ölkaraffen zu konfiszieren. Dies ahnend, werden die Gastwirte vorauseilend die Markenartikel anschaffen. So hat man ja auch die Bücher eingesammelt und rechtschreibreformierte gekauft, obwohl man (noch) gar nicht mußte, und man hat die Bologna-Vereinbarungen "umgesetzt", als wären sie europäisches Recht.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 22.05.2013 um 12.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#23242

Inmitten all der griechischen Olivenregionen, in denen jede Familientaverne ihr eigenes Öl produziert, wird man die Verordnung höchstens mit einem beiläufigen Grinsen zur Kenntnis nehmen. Wollte die EU nicht auch einmal die Kaikis, die griechischen Fischerboote, abschaffen? Sowas läßt die Leute hier dankenswert ungerührt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.05.2013 um 12.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#23223

Urs Bärlein hat im Diskussionsforum schon die Olivenölkännchenverordnung der EU-Kommission zutreffend kommentiert. Der Unmut sehr vieler Leserbriefschreiber wäre ernst zu nehmen, wenn es Volksabstimmungen zur EU gäbe, denn der Verdruß über eine lobbygesteuerte Brüsseler Bürokratie wächst und könnte sehr gefährlich werden. Dabei würde ich die Verordnung zunächst unter "Hund des Alkibiades" verbuchen (www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=989#15064), denn über der ganzen Empörung wird leicht vergessen, welche katastrophalen Entscheidungen im größeren Maßstab der schwer begreiflichen Wirtschafts- und Finanzpolitik getroffen werden.

Nun, auf den Tischen minderer Gasthäuser steht ja schon die Maggiflasche, oft auch Krafts Ketchup. Außer dem Markenolivenöl soll es, wie angedeutet wird, auch den Essig, die Sojasoße, Pfeffer und Salz usw. treffen. Eine Batterie von Markenartikeln auf jedem Tisch, am besten in Portionsgröße – das ist es wohl, was der EU als Inbegriff der Gastlichkeit vorschwebt. Nicht erfaßt sind bisher die billigen Zutaten in den Speisen selbst.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.05.2013 um 09.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#23136

Überall steht nun, einige bayerische Minister wollten das auf legale, aber trotzdem anrüchige Weise an ihre Liebsten gezahlte Steuergeld "zurückzahlen". Der Agrarminister Brunner zum Beispiel, als Landwirt wohl besonders mit Familienbetriebswirtschaft vertraut, will den Lohn, den er seiner Frau gezahlt hat, an wohltätige Organisationen spenden.

Das ist kein Zurückzahlen. Das Geld fließt ja nicht dorthin, wo es hergekommen ist. Außerdem kann allenfalls der Empfänger etwas zurückzahlen, aber das geht hier aus mehreren Gründen gar nicht.
Vielleicht beruhigt der Politiker sein Gewissen, aber das interessiert den Steuerzahler nicht. Das Ganze kommt mir vor wie ein verzweifelter Versuch, einen Fehler irgendwie ungeschehen zu machen, auf dem Weg einer selbstauferlegten Buße.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.02.2013 um 10.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#22639

Spiegel online titelt:

Meteoriten-Gefahr: Warten auf Gottes Hammer

Ist das nun Thor oder Chesterton – oder Matussek?

Je ungläubiger die Menschen werden, desto mehr gottelt es in den Medien.

Es soll übrigens Umfragen (!) gegeben haben, ob man einen Zusammenhang zwischen dem sibirischen Meteoriten und dem vorbeigerauschten Asteroiden sieht. Das sind eigentlich Fragen, die man mit mathematisch-physikalischen Bordmitteln beantworten kann.

(Daß der Brocken "vorbeigerauscht" sei, habe ich ebenfalls der Zeitung entnommen. Die hammermäßigen Ereignisse sind immerhin eine Gelegenheit, den sehr schlechten astronomischen Grundkenntnissen weiter Bevölkerungsteile aufzuhelfen. Allerdings können viele Journalisten wieder mal der Versuchung nicht widerstehen, volkstümliche Predigten über die Ohnmacht der Menschenkinder usw. zu halten.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.11.2012 um 09.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#21944

Google erinnert an ein (natürlich krummes) Jubiläum Otto von Guerickes. Bei Wikipedia findet man sowohl unter seinem Namen als auch anderswo das bekannte Bild eines "gefälschten Einhorns", das an ihn erinnert. Aber ist das gerecht? Guericke hat etwas falsch rekonstruiert, aber wohl doch in bestem Glauben – oder? Gefälschte Fossilien gab es später mehrere, als man es nämlich schon besser wußte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.11.2012 um 06.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#21903

„Sie sollten auf Bäume klettern, den Harz riechen, mal vom Ast fallen und den Schmerz spüren.“ (SZ 13.11.12)

Ich kenne den Harz nur als Mittelgebirge.

Das Zitat stammt aus einem beachtenswerten Gespräch mit einem Psychologen, der sich mit Internet-Sucht beschäftigt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.10.2012 um 19.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#21812

Hoffentlich wird er noch gefunden. Mir ging es, lieber Herr Wrase, nicht um die zweifellos zu beklagenden Opfer, sondern um die Nachrichten und Bilder. Der sensationslüsterne Ton herrscht schon, bevor er mit konkretem Inhalt gefüllt werden kann. Und die Bilder, die mit unheilschwangerem Kommentar gezeigt werden, erschöpften sich weitgehend in Wasserspritzern und Grashalmen, die sich im Wind bogen.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 30.10.2012 um 13.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#21811

Also zum Beispiel die Bounty wurde nicht "schwer beschädigt", sie ist auf hoher See versunken. Ein Besatzungsmitglied ist gestorben, der Kapitän wird vermißt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.10.2012 um 07.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#21809

Alles sehnt eine Unwetterkatastrophe in New York und Umgebung herbei, damit die Sensationsberichte nicht umsonst waren. Man sieht dieselben dramatischen Fotos wie voriges Jahr ("Irene", diesmal "Sandy"). Zwei Jungs gehen bei Wind und Regen über eine Straße, anscheinend schon ziemlich durchnäßt. (Wie neulich hier in Spardorf.) Ein verrückter Surfer surft trotzdem, wird von der Küstenwache gerettet, genau wie voriges Jahr, man sollte ihm den Hintern versohlen. Das Museumsschiff Bounty ist schwer beschädigt. Dieselben Kaufleute nageln dieselben Ladeneingänge zu, das können Archivbilder sein. In einem Supermarkt gehen weniger Menschen als sonst durch die Regalreihen, das ist auch furchtbar, und man muß mit noch schlimmeren Bildern rechnen.

Gerade mailt eine Freundin aus der Nähe von Washington, daß schon zweimal kurz der Strom ausgefallen ist. Bliebe er länger weg, könnte man sich auf einen Babyboom in neun Monaten gefaßt machen, wie damals, und das ist ja eher was Schönes.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.10.2012 um 08.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#21676

Manchmal beneide ich Menschen, die viele Witze auf Lager haben. Ich selbst gehöre zu denen, die alles sofort wieder vergessen, bin daher ein ziemlicher Versager, was gesellschaftliche Unterhaltsamkeit betrifft. Ob das an der Erziehung liegt? In meiner Familie war das Witzeerzählen einfach nicht üblich. Dabei gelte ich, soweit ich weiß, durchaus als humorvoll.

Über Zoten habe ich schon als Schüler nicht lachen können, sie sind mir heute noch peinlich. Dagegen macht mir eine bestimmte Sorte von absurden Witzen großes Vergnügen. So findet sich unter den meist sehr dummen Blondinenwitzen eine Perle, die ich wirklich lustig finde: "Bitte sprechen Sie langsam, ich bin blond."

(Das war jetzt nicht die Erzählung eines Witzes, so ein Pointenkiller bin ich nun auch wieder nicht!)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.08.2012 um 15.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#21192

Die Süddeutsche Zeitung hat sich inzwischen dafür entschuldigt, daß Heribert Prantls eigentlich positiver Artikel über den Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts den irrigen Eindruck erwecken konnte, er sei bei Voßkuhle zum Kochen und Essen eingeladen gewesen. Die Sache ist nicht belanglos, wie man denken könnte, denn Prantl ist mit Gauweiler befreundet, der wiederum beim BVerfG gegen den Euro usw. usf.

Aber nun zum Sprachlichen:

Die Küche ist sein Lieblingsort – der Ort, an dem das Fleisch geklopft, der Fisch entgrätet, das Gemüse gegart und das Essen abgeschmeckt wird. Man muss ihn am Küchentisch erleben. Man muss erleben, wie er ein großes Essen vorbereitet. Bei Voßkuhles setzt man sich nicht an die gedeckte Tafel und wartet, was aufgetragen wird.

So schrieb Prantl. Manche nehmen ihn in Schutz: er habe keineswegs behauptet, er sei persönlich bei Voßkuhles gewesen. Das stimmt – rein wörtlich. Pragmatisch aber stimmt es nicht. So schreibt man, wenn man just diesen Eindruck erwecken will. Andernfalls müßte man die Dritten erwähnen, die es einem berichtet haben, oder sich sonst irgendwie absichern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.06.2012 um 07.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#20930

Die Zahl der Iraner, die in Würzburg mit zugenähten Mündern für mehr Rechte protestieren, ist auf fünf gesunken. (SZ 23.6.12)

Klingt komisch, weil es das Treiben der Asylbewerber wie ein Naturereignis darstellt. Und kann man für etwas protestieren?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.06.2012 um 08.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#20894

Diesen Strang betrachten zur Zeit 1 Personen.

Ich glaube, ich weiß, wer das ist. O Einsamkeit, o schweres Zeitverbringen!
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 15.06.2012 um 14.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#20885

Zur Teppichaffäre Niebels und der phantasievollen Nutzung des diplomatischen Kurierdienstes empfehle ich die Folge "The Moral Dimension" aus der britischen Fernsehserie "Yes Minister". Allerdings dürfte Niebel nicht die Schlagfertigkeit Jim Hackers haben...

Die ganze Folge ist aus urheberrechtlichen Gründen nicht verfügbar, aber dieser Ausschnitt gibt einen Eindruck, wie man Diplomatenpost sinnvoll nutzt (und Niebels Teppich ist hier eine Vase): www.youtube.com/watch?v=16sT4yV43Cs
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.06.2012 um 08.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#20884

Die Zeitung ist oft wirklich sehr langweilig.

Der Sportteil wandert gleich ins Altpapier, das interessiert mich nun wirklich nicht. Irgendwo soll eine Europameisterschaft laufen.

Das Feuilleton besteht zum großen Teil aus Besprechungen von Fernsehsendungen, die ich ja sowieso nicht sehe, Theateraufführungen, die nur wenige gesehen haben, Uraufführungen vergessener Barockopern an entlegenen Orten usw. Ich kann mir nicht denken, daß viele Abonnenten das lesen, aber wehren können sie sich kaum, es gibt ja keine anderen Zeitungen.

Nun soll der Minister Niebel abgewürgt werden und ist schon so gut wie tot. Vielleicht hat er es verdient, aber die Teppichaffäre ist so was von kleinkariert, das mag man gar nicht lesen. Wie sich herausstellt, ist der Teppich auch noch mottenzerfressen und sowieso nicht viel wert, ja, zu allem Überfluß wäre er auch nicht einmal zollpflichtig gewesen! Das hat Niebel jetzt erst erfahren, hatte sich also umsonst entschuldigt. Das nutzt ihm aber alles nichts.

Allerdings gehören Teppiche wohl nicht in behördliche Transporte. Das erinnert mich an den Leiter eines indischen Goethe-Instituts, der sich mit Diplomatenpost (Kurierpost, die nicht kontrolliert werden darf) zu korrigierende Seminararbeiten aus München nachsenden ließ. Dummerweise ließ er sich auch, in unberechtigtem Mißtrauen gegen die indische Küche, eine Literflasche Maggiwürze mitschicken, was sicher nicht zulässig ist. Die Flasche ging unterwegs auf, die ganze Sendung war maggidurchtränkt, und der Mißbrauch der Kurierpost flog auf.

Ich habe in Indien auch einen schönen großen Tibetteppich erworben und benutzt, und jetzt liegt er hier unter mir im Arbeitszimmer, leider auch vermottet und außerdem durch eine Reinigungsfirma verdorben. Sieht aber immer noch gut aus, vergleichsweise. Er ist aus einem Geschäft, das eine Verwandte des Dalai Lama in Darjeeling betrieb.

Über den Dalai Lama stand neulich auch Unerquickliches in der Zeitung, aber ich habe mich schon seit Jahrzehnten gewundert, warum diesem Mann so viel Verehrung entgegenschlägt, gerade in Deutschland.

Das bringt mich auf die Mythen, die sich um manche Personen ranken, so daß ihre Vortrefflichkeit zum sprachlichen Klischee gerinnt und auch durch noch so viele Tatsachen nicht in Frage gestellt werden kann.

Zum Beispiel "Mutter Teresa". Es gibt ja inzwischen viel aufklärende Literatur zu dieser albanischen Nonne und Geschäftsfrau, aber trotzdem bleibt sie die Verkörperung der selbstlosen Aufopferung.

Was ich eigentlich sagen wollte: "In den Sonntagsreden der Politik sind die Erzieherinnen mittlerweile so etwas wie die Mütter Teresas der Nation." (SZ 12.6.12)

"Die Mütter Teresas"! Das kommt davon. Die Sprache bringt alles ans Licht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.05.2012 um 10.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#20680

Wie ich gerade sehe, sind die erwähnten Vorlesungen von Jacob Wackernagel bei amazon in einem wohlfeilen Nachdruck zu erwerben. Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich unten wegen der vielen griechischen Beispiele sozusagen vor der Lektüre gewarnt habe. Wer keine Lust oder Zeit hat, nun schnell noch ein wenig Griechisch zu lernen (es ist wirklich nicht schwer), sollte sich aber trotzdem nicht abschrecken lassen. Man wird auch ohne diese Beispiele gut erkennen, was gemeint ist, denn Wackernagel, der auch auf dem Gebiet des Altindischen ein Gigant war, aber diese Sprache in bewundernswerter Selbstdisziplin draußen läßt, drückt sich immer sehr einfach und klar aus.
Ich habe mein Exemplar der beiden Bände von 1926 noch im Originaldruck gekauft, der also 1974 noch nicht vergriffen war, aber heute muß man über den Nachdruck wirklich froh sein. Von Wackernagels Altindischer Grammatik sind leider erst die beiden ersten Teilbände nachgedruckt, der Hauptteil ist noch unter Copyright und sehr teuer.

Die Schweizer benutzen das Imperfekt zwar nicht, aber wie alle Oberdeutschen kennen sie es und verwenden es in Büchern und Zeitungen. Manchmal auch "falsch", vor allem hyperkorrekt, wie der arme Schiller. Bei Wackernagel Band I Näheres dazu.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.09.2011 um 17.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#19213

Das genannte evangelische Gratismagazin "chrismon" schlägt in seiner neuesten Nummer richtig scharfe Töne an. Der Chefredakteur fordert zum Übertritt der Katholiken in die evangelische Kriche auf, führt dies auch in einem Buch aus, das seinen eigenen Lebenslauf als Konvertit darstellt. Aber das ist nicht der Grund, warum ich noch einmal darauf zurückkomme, sondern die sonderbare Wendung der gebürtige Katholik, mit dem er unter www.wissenrockt.de/2011/09/06/wo-die-sind-ist-freiheit-21936/ beschrieben wird. Man kann gebürtiger Deutscher sein, aber gebürtiger Katholik? Dem entspricht dann wohl die Zielsetzung des Religionsunterrichts, die Schüler ihren (!) Glauben kennenlernen zu lassen ... Philosophisch ist das sehr unbefriedigend und hat wohl nur in der Sondersprache der Theologen einen gewissen Sinn.
 
 

Kommentar von Vollgasfahrer, verfaßt am 07.03.2011 um 12.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#18281

Es paßt gut zur oberlehrerhaften und moraltriefenden Art des Herrn Prantl, daß er sich in seinem von ihm verfaßten Artikel verfranst hat. Ist er schon zurückgetreten worden?
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 06.03.2011 um 10.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#18276

Dank an Prof. Ickler, daß er den Irrtum von der angeblichen Verwandtschaft von "Charisma" und "Chrisma" aufgedeckt hat. Heribert Prantl (den ich sehr schätze) hat hier geirrt und wohl nicht in einem Altgriechisch-Wörterbuch nachgesehen.
Charis und Chrisma sind ganz verschiedene Wortstämme. Charis bedeutet erstens körperlichen Liebreiz und zweitens Gunst, Gnade, Wohlwollen. Charisma heißt Gunstbezeigung, Gnadengeschenk. Das zugrundeliegende Verb ist charitsomai etwas angenehmes erzeigen, sich gefällig beweisen.
Chrisma heißt Salbe. Das zugrundeliegende Verb ist chritsein salben. Christos heißt gesalbt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.03.2011 um 08.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#18274

In den letzten Tagen las man überall, daß Araber den Kampfruf "Allahu akhbar" auf den Lippen geführt hätten. Mein Arabisch ist sehr eingerostet, aber das kann ja wohl nicht sein. Ich habe jedenfalls "akbar" gelernt. "Al Akhbar" heißt eine große Zeitung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.03.2011 um 08.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#18273

Ein letzter Kommentar Heribert Prantls zum Fall Guttenberg hätte ganz gut werden können, siehe hier. Leider hat er die vermeintliche etymologische Verwandtschaft von Charisma und Chrisma zu einem Hauptpunkt gemacht.

Nebenbei: Der SZ liegt alle paar Wochen das evangelische Magazin "Chrismon" bei, bei dem mich nicht nur der abwegige Titel wundert. Zehn bis zwölf Seiten bestehen aus Werbeanzeigen für Kreuzfahrten und Weltreisen (oft mit begleitendem Arzt), außerdem gibt es noch die bekannten ganzseitige Anzeigen für Hemden der Firma Walbusch ("Zwei zum Preis von einem" – eine Werbeaussage wie aus den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts). Das Ganze ungemein bezeichnend für die Selbsteinschätzung der Kirche.
 
 

Kommentar von Fungizid, verfaßt am 29.01.2007 um 07.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#7501

An Herrn Riemer:

Der Pro-Idee-Katalog ist in allen seinen Texten und vor allem in den Überschriften ein derart erbarmungswürdiges Feld pseudoprogressiver Reform-Übereiferer, daß man schon auf den Gedanken kommen kann, die Texteschreiber seien eigentlich gegen die Reform, wollten es aber den Lesern mal so richtig aufbuttern.

Noch ein Beispiel für Katastrophalschreibung: J. Leykamm: Punkt, Punkt, Koma, Strich (im Selbstverlag). Es handelt sich um die Schilderung eines Unfalls, anschließender Komaerlebnisse und glücklicher Errettung durch himmlische Heerscharen. Auf jeder Seite ein Sack voll Fehler.

Oft gilt: Gewollt, aber nicht gekonnt.
 
 

Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 27.01.2007 um 11.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#7474

Genaugenommen müßte man schreiben: Złoty.
Das l mit Querstrich wird eher wie ein w ausgesprochen als wie l.
 
 

Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 27.01.2007 um 10.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#7472

Neuschöpfungen wie "Kaffee2go", "Tea42" usw. halte ich nicht für beklagenswert. Sie treten ja nicht damit an, die üblichen Fügungen aus der Normalkommunikation zu verdrängen. Es ist eher ein jugendlicher Übermut, der hier zum Ausdruck kommt. Außerdem ist in jeder derartigen Konstruktion ein kleines Rätsel enthalten, was durchaus seinen Reiz hat. Ich glaube auch nicht, daß diese Entwicklung nur aus der Handykommunikation kommt, etwa "4sale" sah ich schon vor über 20 Jahren in den USA, und da gab es noch lange kein SMS. Sie fallen einfach auf, das ist der Hauptgrund, warum sie erfunden und verwendet werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.01.2007 um 07.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#7468

Die Unkenntnis der offiziellen Schreibweise von Nachbarwährungen ist natürlich beschämend.
Leider kann ich kein Tschechisch, und aus meinem Wörterbuch kann ich nicht entnehmen, ob der Familienname "Slotty" ebenfalls auf Bezeichnungen für Gold zurückgeht (wie das polnische Wort). Friedrich Slotty (Prag, Jena) war ein bedeutender Altphilologe (auch Tochter und Schwiegersohn sind bekannte Gelehrte), und zwar bedeutend auch für mich persönlich. Als Student habe ich nach seiner vorzüglichen "Einführung ins Griechische" Griechisch gelernt und dadurch erst so richtig Geschmack an der Indogermanistik bekommen, na, und dann eben auch an Indologie, und das hat meinen Lebensweg und geistigen Horizont (falls das bei mir nicht zu hoch gegriffen ist) dann doch ganz entscheidend bestimmt.
Bezeichnend ist noch, daß ich meinen eigenen Griechischkursen an der Universität dann doch nicht mehr dieses klassische Buch zugrunde legen konnte, sondern auf Schulbücher zurückgreifen mußte. Die heutigen Studenten wollen es gar nicht so genau wissen, das historische Ausgreifen scheint ihnen ein Umweg. Aus demselben Grunde können so hinreißende Werke wie Wackernagels Vorlesungen über Syntax (die ich schon mindestens fünfmal durchgelesen habe) nicht mehr weiterempfohlen werden; seinerzeit faszinierten sie Hörer aller Fakultäten. Ich weiß, daß die Zeiten sich ändern und daß ich mich eigentlich mit ihnen ändern sollte, aber ich kann mir nicht helfen, es ist und bleibt bedauerlich, jedenfalls in den philologischen Fächern. Slotty war übrigens im Prager Strukturalismus durchaus mit synchronen Betrachtungsweisen vertraut, wie auch die anderen Strukturalisten der ersten Stunde, aber heute glaubt man sich das Geschichtliche ganz ersparen zu können und sterilisiert sich damit selbst.
Genug der Abschweifung!
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 27.01.2007 um 01.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#7465

Bin gerade beim Zappen bei einer dieser nächtlichen Sendungen vorbeigekommen, wo ein gnadenlos gutgelaunter Moderator die Zuschauer animiert, eine Hotline zu wählen, damit sie etwas gewinnen können. Gesucht werden "offizielle Währungen". Gefunden wurden bereits: EURO, DOLLAR, PFUND, RUBEL. (So schreibt es der Moderator an die Tafel.) Wem fällt noch eine Währung ein? Die nächste Anruferin sagt: Zloty! Der Moderator schreibt: SLOTTI. Die Anruferin sagt: Das schreibt man mit Z. Der Moderator übermalt sein S mit einem ganz dicken Z, es steht also da: ZLOTTI. Der Moderator ruft: Natürlich, mit Z – kleine Bildungslücke, ha ha!
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 26.01.2007 um 23.52 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#7460

Ich mache mir, ehrlich gesagt, über "Kaffee2go" nicht allzu viele Sorgen. Genauso muß ich immer darüber schmunzeln, was wohl ein Engländer oder US-Amerikaner denkt, wenn er "Back-Factory" liest. Ich würde es zwar nicht schreiben, aber diese Sachen haben sowas Unschuldig-Spielerisches, so offensichtlich harmlos Nachäffendes, daß man sie schon wieder fast lustig finden kann. Eine Gefahr für die deutsche Sprache geht von solchem Ulk meiner Meinung nach nicht aus.
Viel gefährlicher finde ich dagegen die folgende Art von Blüten, die so ganz ernsthaft daherkommen: Amazon.de bietet z.B. so einen besonderen Service: "Sollten Sie mit diesem Inhalt nicht einverstanden sein und den Text von der Amazon-Website entfernen möchten, klicken Sie bitte ..." Wie gern täte ich das möchten. Oder wenn sie auf dem Deutschlandfunk (19.1.07, 16.05 Uhr) zusätzlich zur vollendeten Zukunft (Futur II) noch die zukünftige Vergangenheit erfinden: "Der Orkan Kyrill hat voraussichtlich einen Milliardenschaden angerichtet." Das Titelangebot im letzten Pro-Idee-Katalog ("Skike", eine neue Art Ski auf Rädern) schmerzt mich auch schon beim Lesen: "Sie rollen behände durch das dichte Verkehrsgewühl ...". Und meine Bank bietet jetzt den "papierhaften" Versand der Kontoauszüge an. Wir sehen wirklich goldhaften Zeiten entgegen. Da braucht man sich nicht zu wundern, daß die Mannheimer Duden-Deformer leichtes Spiel hatten.
 
 

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