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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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15.01.2007
 

„Dämlich“
Wendige Reformgegner

Erstaunlich, wie viele Literaten sich die „schulkonforme“ Bearbeitung ihrer Texte gefallen lassen.
Reich-Ranicki hat ja seinerzeit die RSR für „dämlich“ erklärt, aber in der FAS erscheint nun seine ständige Rubrik in Reformschreibweise. (Was den Texten freilich nicht sehr schadet; man sollte allmählich damit aufhören, auch um den alten Herrn vor sich selbst zu schützen.)

Eine Seite von Eva Demski ist in Neuschreib gedruckt. Vielleicht hat sie wirklich nichts dagegen oder weiß gar nichts davon.

Joachim Kaiser und Helmut Schmidt sind beide gegen die RSR, haben aber nie etwas dagegen unternommen, daß die von ihnen mitherausgegebenen Zeitungen in Reformschrieb erscheinen, eingeschlossen ihre eigenen Beiträge.

Der Fall des wendigen Walter Jens ist bekannt („Frau Thomas Mann“ in Reformschreibung, gegen die sich J. kurz zuvor noch kategorisch verwahrt hatte).



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Kommentare zu »„Dämlich“«
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Kommentar von Odilo Gudorf, verfaßt am 15.01.2007 um 21.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=772#7283

Zum Tagebucheintrag "dämlich":
Ich lese gerade Philip Roth "Jedermann", erschienen bei Hanser. Die deutsche Übersetzung liest sich ungestört durch irgendeine Spur von NRS.
Was die FAZ angeht, so kann es einem tageweise fast ebenso ergehen, wenn man die ß/ss-Fälle als ärgerlichen "Missstand" (häufigstes Wort dieser Art bisher) wegsteckt. Aber es kommt inzwischen und "im Übrigen" auch schon vor, daß derselbe Schlendrian sich "Bahn bricht", der die vielen Zeitungen kennzeichnet, die "der Schüler wegen" sich auf den Neuschrieb eingelassen haben.
 
 

Kommentar von Kabeljau, verfaßt am 16.01.2007 um 15.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=772#7287

Der Börsenverein verkauft jetzt "Sprechende Tüten": Macht man sie auf, tönt die Stimme Marcel Reich-Ranickis heraus.

http://www.mvb-online.de/sixcms/detail.php?id=98049

Das eröffnet noch tolle Möglichkeiten: sprechende Spucktüten, sprechende Bigmäc-Schachteln, sprechende Kondome...
 
 

Kommentar von B. Eversberg, verfaßt am 16.01.2007 um 17.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=772#7288

Eisenberg hält Vortrag am 22.1.:
„Das Ende des Rechtschreibkrieges?“
im Alfried-Krupp-Wissenschaftskolleg, Greifswald.
Mehr hier.
 
 

Kommentar von Yutaka Nakayama, verfaßt am 16.01.2007 um 19.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=772#7289

Heute habe ich eine Reklame für ein neues deutsch-japanisches Wörterbuch gesehen. Dort hieß es sinngemäß: "in der neuesten Neuschreibung (Stand: August 2006) verfasst". Ich hatte eine schwache Hoffnung, daß angesichts der Reform der Reform der Reform sogar den sonst vorbildhaft gehorsamen japanischen Germanisten endlich die Misere der RSR einleuchten würde. Was vorgeblich "neu" ist, wirkt aber meinen Landsleuten anscheinend wirklich neu und anziehend.
 
 

Kommentar von Wolf, verfaßt am 17.01.2007 um 11.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=772#7293

Die FAZ druckt Wilhelm Genazinos Roman Mittelmäßiges Heimweh (Hanser Verlag) in Neuschrieb. Genazino - noch'n Flaneur auf dem "So-schreibt-man-heute-Boulevard"? Es geht voran, mittelmäßig, Schritt für Schritt.
 
 

Kommentar von R. H., verfaßt am 15.02.2007 um 20.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=772#7739

Der Flaneur ist nicht umgefallen! – Wilhelm Genazinos „Mittelmäßiges Heimweh“ erscheint als Buch in normaler Schreibung, wie (erst) die Leseprobe auf der Hanser-Website zeigt. (Vorgestellt wird der Titel dort allerdings deformiert, mit muss und dass; die Schizophrenie ist perfekt.)
 
 

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