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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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15.11.2006
 

Tunnelblick
Nochmals der ADAC

Aus einem Brief der ADACmotorwelt-Redakteurin Marion Jäckel vom 27.10.2006:

"... bitten wir Sie um Verständnis, dass sich ein Haus wie der ADAC einer so grundlegenden Reform nicht verschließen kann. Zumal die neue Rechtschreibung mittlerweile überall Einzug gehalten hat und obligatorisch geworden ist. (...) Der ADAC ist der Meinung, dass man sich als fortschrittliches und modernes Unternehmen nicht der Rechtschreibreform entziehen kann – anders als die Frankfurter Allgemeine."


Schon 1999 hatte dieselbe Redakteurin geschrieben:

"Ab dem 31.07.2005 ist die neue Rechtschreibung Pflicht und die bisherige Schreibweise nicht mehr zulässig. Insofern haben selbstver­ständlich weder wir als motor­welt noch irgendeine andere Institution die rechtliche oder faktische Möglich­keit diese Reform rückgängig machen."



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Kommentare zu »Tunnelblick«
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Kommentar von Martin Gerdes, verfaßt am 15.11.2006 um 17.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=709#6722

Die "Motorwelt", die ADAC-Hauspostille, nach eigenem Bekunden Deutschlands auflagenstärkste Zeitschrift, befleißigt sich einer besonders fortschrittlichen Version der neuen Rechtschreibung.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 15.11.2006 um 18.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=709#6723

Wenn der ADAC noch nicht einmal über die Rechtslage bei der Verbindlichkeit der Rechtschreibreform Bescheid weiß, wird es wohl mit der übrigen Rechtsberatung des ADAC für seine Mitglieder auch nicht weit her sein. Angeblich arbeiten beim ADAC auch Juristen ...
 
 

Kommentar von jms, verfaßt am 15.11.2006 um 18.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=709#6724

Da orthographische Pannen in Texten aller Art seit Einführung der Rechtschreibreform enorm zugenommen haben, der ADAC jedoch als Pannenhelfer bei Orthographieproblemen vollkommen ungeeignet ist, wäre es an der Zeit, einen ADOC zu gründen. Der Duden ist ja auch kein gelber Engel mehr.
 
 

Kommentar von T.P., verfaßt am 15.11.2006 um 20.04 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=709#6725

Wie oft soll der Karren eigentlich noch an die Wand gefahren werden, bis die Prallsäcke beim ADAC endlich den orthographischen Schaden wahrnehmen?
 
 

Kommentar von B. Eversberg, verfaßt am 16.11.2006 um 08.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=709#6727

Nur Personen- und Blechschäden nimmt man beim ADAC wahr. Gesetze, Vorschriften, Verordnungen sind nicht zu hinterfragen, das ist dem Automenschen so anerzogen. Daß die Reform kein solches Dokument ist, weiß man nicht und will man nicht wissen, denn es kann einfach nicht sein. Schäden an der Sprache sind da höchst sekundär und uninteressant, dafür fehlt einfach das Wahrnehmungsorgan. Aus solchen Gefilden, wo die Rotstiftfurcht tief verinnerlicht ist, wird man nie ein Aufmucken gegen amtliche Regelungen erleben, und seien es nur so genannte. Mir schwant, daß jene Gefilde nicht nur vom ADAC bevölkert sind. Hier zeigt sich eine weit gehend Flächen deckende geistige Befindlichkeit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.01.2014 um 07.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=709#24892

Der Skandal um den ADAC bringt bei mir niedrige Gefühle an die Oberfläche, aber ich tröste mich mit Bastian Sick: „Schadenfreude ist letztlich eine positive Energie." (Badische Zeitung 17.2.11). Vgl. auch „Vom gelben Ende der Reform“.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.01.2014 um 05.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=709#24895

Ob meine Abneigung gegen den ADAC nicht nur orthographische Gründe hat und auch nicht nur auf meiner Eigenschaft als Nichtautofahrer beruht? Gerade fällt mir etwas ein, was ich berichten möchte auf die Gefahr hin, wegen meiner Unerfahrenheit ausgelacht zu werden. Vor fast 30 Jahren hatten meine Frau und ich das Gefühl, uns einmal einen Urlaub gönnen zu müssen. Kurz entschlossen buchten wir aus dem ADAC-Katalog eine Unterkunft mit Halbpension in Kalabrien, Anreise mit der Bahn. Es war zeitiges Frühjahr, wunderbares Wetter, wir waren die einzigen Gäste im Hotel (und in den felsigen Buchten um Capo Vaticano) und wurden verwöhnt wie Königskinder. Als der Wirt unsere Rechnung vom ADAC sah, fiel er beinahe in Ohnmacht. Hätten wir direkt gebucht, wären wir mit weniger als der Hälfte davongekommen. Wir versprachen ihm, es beim nächsten Mal besser zu machen, aber dazu ist es leider nicht gekommen.
Wir haben nie wieder ein Reisebüro betreten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.09.2016 um 06.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=709#33368

Noch einmal zu Sick (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=709#24892):

„Schadenfreude ist letztlich eine positive Energie.“

Da ich gerade wieder mal Engels Stilkunst lese, bin ich noch reizbarer als sonst und sehe im zitierten Satz die "Schwindelsprache", die man nach Engel an den Fremdwörtern erkennt. Will Sick wirklich sagen, daß Schadenfreude etwas Gutes und Schönes ist? Unter "positiver Energie" kann man sich alles und nichts vorstellen. Wieder nehme ich mir vor, niemals so zu reden.

Für Engel ist die Schwindelsprache, wie jeder Schwindel, auch moralisch verwerflich. So auch hier, zumal Sick sein Vergnügen daraus bezieht und seinen Erfolg darauf stützt, Menschen zu verhöhnen, die weniger "gebildet" sind als er.

Wie viele Leserbriefe bleiben wohl ungedruckt, in denen jemand es sprachlich besser weiß als seine Mitmenschen? Man kann sicher sein, daß keiner der Einsender selber etwas Nützliches hervorbringt. Ich habe viele Briefe bekommen, die meine Zustimmung zu einer sprachkritischen Bemerkung heischten. "Giftzwerg!" habe ich dann gedacht, und ab in den Papierkorb!
 
 

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