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27.09.2006
Geschäftliches
Hintergrundaktivitäten
Unter http://www.grundschulservice.de/ findet man – besonders in den Elternbriefen – interessante Informationen zum Rechtschreibgeschäft.
Daneben wird auch die vergleichbare Hintergrundaktivität – oder Wühlarbeit – im Sinne der sehr gut vermarkteten Vereinfachten Ausgangsschrift thematisiert. Aber die Verflechtungen im Rechtschreibgeschäft, hier übrigens ohne Erwähnung der Rechtschreibreform, die das Ganze aber erst so recht zum Blühen gebracht hat, ist die Hauptsache. (Vielen Dank für den Hinweis, liebe Frau R.!) Man erkennt auch, daß professionelle Recherche notwendig wäre, um all den Namen nachzugehen. Leider sind die investigativen Medien alle kastriert worden, soweit es um Rechtschreibung geht.
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Kommentar von Ballistol, verfaßt am 27.09.2006 um 08.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#5615
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Auf dieser Seite (Regierung der Oberpfalz) klingt das doch ganz nett:
An den bayerischen Grundschulen trat seit Beginn des Schuljahres 2001/02 stufenweise über vier Jahre ein aktualisierter Lehrplan in Kraft.
Im Schuljahr 2004/2005 arbeiten bereits alle Grundschulkinder auf der Basis des neuen Lehrplans, mit dem manche Änderungen verbunden sind, wie z.B. die Einführung einer neuen Schrift.
Einführung einer neuen Schrift
Grundlage des Schreibunterrichts ist nicht mehr die
Lateinische Ausgangsschrift (LA), sondern die sogenannte
Vereinfachte Ausgangsschrift (VA), die bisher gegen Ende der Grundschulzeit schon wahlweise verwendet werden konnte. Viele Bundesländer haben sie bereits verbindlich eingeführt.
Nach wie vor bleibt die Druckschrift die erste Schrift, die von den Kindern erlernt wird. Im Anschluss daran soll - wie auch bisher - eine gut lesbare, verbundene Schrift eingeübt werden.
Einfacher oder nur anders?
Welche Vorteile hat nun die Vereinfachte Ausgangsschrift im Vergleich zur LA? Wie der Name schon sagt, ist sie einfacher gestaltet und damit einfacher zu erlernen. Die Buchstaben, insbesondere die Großbuchstaben, haben klare Grundformen und verzichten auf unnötige Elemente wie z.B. schmückende Wellen und Schleifen. Deckstriche und häufige Wechsel der Drehrichtung wurden abgebaut (siehe Beispiel).
Die "neuen" Buchstaben sind den Druckbuchstaben dadurch ähnlicher geworden. Deshalb werden sie von den Kindern schneller erfasst, besser behalten und rascher automatisiert, wie Erfahrungen in anderen Bundesländern gezeigt haben. Alle Buchstaben werden einzeln erlernt und geübt. Da sie auch in unterschiedlichen Kombinationen ihre Form behalten, setzt man sie in der verbundenen Schrift nur bausteinartig zusammen.
Das Üben schwieriger Buchstabenverbindungen entfällt. Flüssiges Schreiben wird erleichtert, wobei nicht alle Buchstaben eines Wortes in einem einzigen Zug verbunden werden müssen. Das Absetzen des Stiftes stellt kein Problem mehr dar.
Auch bei zunehmendem Schreibtempo ist die Vereinfachte Ausgangsschrift durch ihre klare Linienführung weniger störanfällig.
Lesbarkeit, Geläufigkeit und Ästhetik sind die Kriterien, nach denen die Schüler ihre persönliche Handschrift aus der Ausgangsschrift entwickeln sollen.
Lehrer und Eltern
Für Lehrer bedeutet die neue Schrift, mit der sie im Unterricht umgehen müssen, eine deutliche Umstellung. Daher setzen sie sich, auch im Rahmen von Fortbildungen zum neuen Lehrplan, schon seit geraumer Zeit damit auseinander. Sie erwarten von der VA eine Vereinfachung des Schreiblernprozesses, obwohl einige Lehrkräfte in puncto Schönheit der bisherigen Schrift den Vorzug geben.
Gewöhnungsbedürftig ist die VA sicher ebenso für manche Eltern, die jedoch die mit ihr verbundenen Vorteile und Erleichterungen schätzen werden.
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Kommentar von Neo-Ballistol, verfaßt am 27.09.2006 um 08.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#5616
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Das hier ist auch sehr interessant:
http://www.linse.uni-essen.de/esel/pdf/va_sammarro.pdf (1,8 MB)
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Kommentar von Tobias Bluhme, verfaßt am 27.09.2006 um 08.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#5617
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Auch von Frau Pfeiffer-Stolz gibt es etwas zu diesem Thema:
http://www.lernen-heute.de/download/ebook_vereinfachte_ausgangsschrift.pdf (0,1 MB)
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Kommentar von David Weiers, verfaßt am 27.09.2006 um 08.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#5618
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Da sie auch in unterschiedlichen Kombinationen ihre Form behalten, setzt man sie in der verbundenen Schrift nur bausteinartig zusammen.
Und so sieht das Ganze dann auch aus.
Flüssiges Schreiben wird erleichtert, wobei nicht alle Buchstaben eines Wortes in einem einzigen Zug verbunden werden müssen. Das Absetzen des Stiftes stellt kein Problem mehr dar.
Klingt irgendwie widersprüchlich, besonders in Verbindung mit dem ersten Zitat.
Lesbarkeit, Geläufigkeit und Ästhetik sind die Kriterien, nach denen die Schüler ihre persönliche Handschrift aus der Ausgangsschrift entwickeln sollen.
Ach, auf einmal sind diese Kriterien also relevant. Wenn es um drei s hintereinander geht, dann spricht jeder davon, daß man sich nicht so haben solle.
Aber hier ist das natürlich was anderes.
Hauptsache weg von traditionellen Dingen, Hauptsache anders und neu. Egal wie. Wer erlaubt eigentlich, daß Kinder derartig instrumentalisiert werden dürfen?
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Kommentar von Michael Schuchardt, verfaßt am 27.09.2006 um 14.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#5620
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Vereinfachte Aufschrift
Da ich keine Kinder habe, ist mir diese "Errungenschaft" bisher entgangen. Ich persönlich habe es beim Schreiben immer als angenehm empfunden, wenn ich möglichst wenig absetzen mußte. Das häufige Neuansetzen führt manchmal zu häßlichen Tintenknoten. Und das Ansetzen auf der Grundlinie ist natürlich einfacher als das "in der Luft". Abgesehen davon ist die Lateinische Schrift ästhetisch schöner.
Die ganze Sache läuft bzw. lief anscheinend genauso wie bei der Rechtschreibreform. Hier steht ja auch die Sucht, alles zu ändern, was "alt" ist, Pate. So werden die Schüler - auch ich - ja schon in der Schule erzogen. Man möchte etwas bewegen im Leben, hört man so oft.
Früher haben sich die Menschen Möbel gekauft, die oft ein Leben - und noch darüber hinaus - gehalten haben. Heute kauft man was Schickes und Billiges - möglichst aus einem schwedischen Möbelhaus - und weiß genau, daß man es bald wegschmeißen wird. Da hört man dann den Satz: "Ich kann die alten Möbel nicht mehr sehen."
Diese Denkweise spiegelt unseren Zeitgeist, sie wird durch die kommerzielle Werbung kräftig gefördert. Für "Weg damit" reicht die Begründung: Es ist ja schon so alt. Unsere Politiker werden wohl nicht eher ruhen, bis sie alles, was in Deutschland (noch) brauchbar ist, kaputtreformiert haben.
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Kommentar von Ballistol, verfaßt am 28.09.2006 um 08.26 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#5635
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Das ist genau das, woran der deutsche Michel seit der Aufklärung leidet, ohne es zu merken. Er spürt beständig Unbehagen und möchte etwas ganz großes, etwas umwälzendes schaffen. Mit Ausnahme der Photo- und Uhrentechnik sowie einigen Geisteskünsten im 18./19. Jh. ist dabei praktisch immer ein Fiasko herausgekommen.
Das empfundene Unbehagen über die Zustände ist aber im Grunde Unzufriedenheit mit sich selbst.
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Kommentar von Irmgard Küllchen, verfaßt am 19.10.2006 um 22.49 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#5947
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Gott sei Dank gab es noch einen Rest der sog. "pädagogischen Freiheit", bevor ich vor 2 Jahren aus dem aktiven Schuldienst ausschied. Ich hätte mich geweigert, ein 1. Schuljahr zu übernehmen, wenn ich gezwungen worden wäre, "Lesen durch Schreiben" sowie die "VA" zu unterrichten (auch nur eine der beiden "tollen" Errungenschaften hätte dafür ausgereicht!) Zum Glück war ich an einer Grundschule, deren Leiterin sich nicht durch vorauseilenden Gehorsam, sondern durch kritisches Hinterfragen dieser u. anderer angepriesenen Neuerungen auszeichnet, was von dem Kollegium gerne mitgetragen, aber natürlich von der Schulaufsicht nicht gerne gesehen wird. Ich finde es unverantwortlich, mit Kindern solche fragwürdigen Experimente zu machen und sie förmlich daran zu hindern, sich die Kulturtechnik des richtigen Schreibens zu eigen zu machen. Sehr lesenswert zu diesem Thema erachte ich das Buch von Prof. Dr. Emil Schmalohr: "Das Erlebnis des Lesens", Grundlagen einer erzählenden Lesepsychologie.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.09.2008 um 10.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#13138
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In Wahlanzeigen wirbt der bayerische Ministerpräsident Beckstein für seine Partei – auch in handschriftlichen Worten, bayerisch himmelblau gedruckt. Er benutzt allerdings nicht die von seiner Regierung verordnete Vereinfachte Ausgangsschrift, sondern die Lateinische. Möglicherweise ist es aber gar nicht seine eigene, denn sie wirkt etwas kindlich-überdeutlich.
Wenn die CSU am Sonntag scheitert, könnte, so wird erwogen, Markus Söder weiter aufsteigen. Er hat bekanntlich etwas mit der Durchsetzung der Rechtschreibreform in Bayern zu tun. Auch Monika Hohlmeier bereitet ihren Wiederaufstieg vor, und es wird ihr zweifellos gelingen, vgl. Wiesheu.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.07.2009 um 12.28 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#14784
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Seit die Kultusministerien flächendeckend die "Vereinfachte Ausgangsschrift" eingeführt haben, müssen sie so tun, als seien sie von deren Vorzügen überzeugt. Mit der Bekanntmachung ist jeweils die passende Propaganda verbunden. Parallelen zur Rechtschreibreform wurden u. a. von Frau Pfeiffer-Stolz aufgedeckt (ebook_vereinfachte_ausgangsschrift.pdf).
Es werden auch dieselben Autoritäten angeführt, die – wie gezeigt – die VA nicht nur erfunden und durchgesetzt haben, sondern auch daran verdienen. Nun, das ist lächerlich und braucht hier nicht länger erörtert zu werden.
In Bayern hat das ISB die Propaganda übernommen, ebenso wie schon für die Rechtschreibreform (wo aber längst eine kleinlaute Stille eingetreten ist).
Man liest nun folgendes:
"In den siebziger Jahren wurde das Schreibenlernen nicht mehr isoliert als Erwerb von technischen Fertigkeiten betrachtet, sondern bedingt durch die kommunikative Wende innerhalb der Deutschdidaktik veränderte sich auch der Blick auf das Schreibenlernen. Schreiben wird als Codierungsprozess verstanden, innerhalb dessen phonetische Zeichen (mündliche Sprache) durch graphische Zeichen (schriftliche Sprache) abgebildet werden. Schreibenlernen wird somit in einen kommunikativen Zusammenhang gerückt, bei dem die ästhetischen Aspekte des Schreibenlernens zugunsten der Schreibökonomie und der einfachen Erlernbarkeit in den Hintergrund treten."
(www.isb.bayern.de)
Ist das nicht allerliebst? Ein schönes Beispiel für die neue Kunst, das Immergleiche so bombastisch zu formulieren, daß es Uneingeweihten wie etwas Neues vorkommt. Die Bildungsstandards, der Gemeinsame Europäische Referenzrahmen für Sprachen usw. – alles in diesem Jargon!
Das Schreibenlernen, liebe Kollegen, ist seit 5.000 Jahren immer in genau derselben Weise aufgefaßt und vermittelt worden. Die Lehrerinnen an unseren Grundschulen sollten sich eigentlich gegen die Unterstellung verwahren, sie hätten bisher den "isolierten Erwerb von technischen Fertigkeiten" gelehrt. Die VA wird genau so als technische Fertigkeit gelehrt wie vorher die LA, und der Bezug zur gesprochenen Sprache war und ist immer derselbe, sowohl theoretisch (und in dieser Hinsicht sogar gleichermaßen angreifbar, wie wir spätestens seit der RSR wissen) als auch praktisch in den Übungsformen. Erinnern sich denn die Herrschaften nicht mehr, wie sie selber schreiben gelernt haben?
"Codierungsprozess, innerhalb (!) dessen ..." usw. – das ist doch einfach breitgetretner Quark, als Symptom für den Zustand unseres Bildungswesens aber sehr wertvoll. Es gibt einfach zu viele praxisferne Gremien, in denen Texte über Texte ausgebrütet werden. Ihre Sprache verrät sie.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 17.07.2009 um 17.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#14787
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Mir fällt vor allem auf, wie die Argumente für die Rechtschreibreform denjenigen für die sog. Vereinfachte Ausgangsschrift ähneln. In dem Artikel "Vereinfachte Ausgangsschrift - Pro & Contra" (www.linse.uni-due.de/linse/esel/pdf/va.pdf) kann man statt VA genausogut RSR lesen, es sind die bekannten Unsachlichkeiten:
"Die meisten Einwände, die gegen die VA erhoben werden, sind emotionaler Natur ...
Grundsätzlich sind Veränderungen immer schwierig. Menschen sind Neuem gegenüber oft skeptisch, vor allem wenn dieses Neue ihnen Arbeit verursacht. Insofern sind die Einwände gerade älterer LehrerInnen verständlich, da sie, nachdem sie nach jahrelangem Training endlich die LA beherrschen, nun umlernen müssen, und wer tut das schon gerne?"
Ich kann dies nicht schreiben, ohne wenigstens meinem ganz emotionalen Ärger über das alberne zusätzliche Häkchen am Buchstaben "e" der VA Luft zu machen. "e" ist der häufigste Buchstabe im Deutschen, da macht sich der sinnlose Haken schon beim Schreiben höchst unemotional störend bemerkbar, und wenn er zu weit absteht, wie er das beim schnellen Schreiben normalerweise tut, hat man beim Lesen alle Mühe, das unnötige Gekraxel als solches zu erkennen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.07.2009 um 18.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#14788
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Die Vorzüge der VA sind meiner Ansicht nach nicht beweisen, aber in den Ländern, wo sie allein zulässige Grundschulschrift ist, könnte man nun nach etlichen Jahren ja mal vergleichende Untersuchungen anstellen - und das Bewerten nicht immer nur den Erfindern und Vermarktern selbst überlassen. Vielleicht gibt es ja schon Untersuchungen (abgesehen von Wilhelm Topsch, den gelesen habe).
Die VA ähnelt besonder bei den Großbuchstaben der DDR-Schulausgangsschrift (Vergleich unter Wikipedia "Ausgangssschrift" möglich, s. a. Links dortselbst). Ich bin zum erstenmal auf diesen Zusammenhang gestoßen, als ich die Faksimiles in Jana Hensels "Zonenkinder" sah.
Hinzugekommen ist das Dogma vom Mittelband: Jeder Buchstabe muß an der oberen Mittelline beginnen und enden. Das ist natürlich sehr unschön, vor allem am Wortende, und schleift sich auch ab - obwohl ja gerade dies nicht sein sollte. Aber die unangenehmste Folge des Dogmas ist das "Köpfchen-e", bei dem ja der Stift denselben Punkt dreimal überstreichen muß! Die Erfinder geben den Mangel ohne weiteres zu:
"Sollten Sie dieses "e" zunächst als "sperrig" empfinden, so liegt es daran, dass Sie einen anderen Bewegungsablauf automatisiert haben. Kinder haben dieses Problem nicht, da sie das "Schleifen-e" nicht kennen (..) Gegner der VA erheben gelegentlich den Vorwurf, mit dem Köpfchen-e sei der einfachste und zugleich am häufigsten benötigte Buchstabe der LA gegen einen komplizierteren ausgetauscht worden. Wenn auch das Schleifen-e sehr leicht zu schreiben ist, so kann dennoch die Bewertung der VA nicht von einem einzigen Buchstaben abhängen. Wichtig ist, dass die Vorteile der VA für die Kinder insgesamt bedeutend sind."
Es lebe die reine Lehre! (Man beachte auch die zynische Argumentation: Die Kinder haben mit der schwereren Schreibweise kein Problem, weil sie gar nicht wissen, daß es eine leichtere gibt! Kennen wir das nicht irgendwoher?)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.07.2009 um 18.44 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#14789
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Wie es der Zufall will, bietet die Berner Zeitung gerade ein Foto, auf dem man das Geschmier mit dem Köpfchen-e gut beobachten kann: www.bernerzeitung.ch
Die dazugehörige Argumentation in Sachen Rechtschreibreform ist ein gutes Beispiel für Sophistik vom Gröbsten. Auch dies fehlt nicht:
"Die Schulkinder hätten im Gegensatz zu den Lehrpersonen immerhin den Vorteil, dass sie die alte Rechtschreibung und die vorübergehend gültige neue gar nicht gekannt haben."
Damit sie die nicht doch noch irgendwo sehen und sich die Augen verderben, müssen noch viele Millionen Bücher verbrannt und Menschen umerzogen werden.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 17.07.2009 um 19.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#14790
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«Die einen schütteln den Kopf, und die anderen akzeptieren den erneuten Wechsel mit den Schultern zuckend», so Gerber.
Mit anderen Worten: Die einen lehnen die Reform ab, die anderen stehen ihr gleichgültig gegenüber. Unter den Gleichgültigen wiederum dürften viele Resignierte sein. Sie haben entweder ihren Widerstand frustriert aufgegeben oder sehen sich in ihren Vereinfachungserwartungen enttäuscht. Alles in allem keine besonders schmeichelhafte Bilanz für das Jahrhundertwerk.
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Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 18.07.2009 um 08.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#14792
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Die VA scheint eine jener Vereinfachungen zu sein, die Experten ohne Praxisinteraktion im stillen Kämmerlein erfunden haben.
Interessant wäre, welche Merkmale davon sich in den tatsächlich hervorgegangenen Handschriften wiederfinden.
Vermutlich lernt man die Vereinfachung Knöpfchen-e nur deshalb, sie sich später als erste wieder abzugewöhnen, eine sogenannte "temporäre Erleichterung" also.
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Kommentar von Chr. schaefer, verfaßt am 19.07.2009 um 08.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#14793
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Werter Herr Strasser,
Sie vergessen das Naheliegende: Eitelkeit, Geltungsbewußtsein und, vor allem, Geldgier!
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 19.07.2009 um 10.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#14794
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Es wundert mich, daß die Frau Von der Leine die Bücherverbrennung zum Schutz und Wohl der Kinder noch nicht als ministerielles Betätigungsfeld entdeckt hat, wo sie doch dauernd nach solchen sucht.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.03.2010 um 18.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#15875
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„Wiedervereinigung und später die Rechtschreibreform waren für die Bildungsmedien eine echte Konjunkturhilfe. Jetzt fehlt dem Markt frischer Wind […]“ (DLF, Campus & Karriere 17.3.2010)
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Kommentar von Romantiker 2.1, verfaßt am 25.08.2010 um 10.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#16760
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Heute ein entsetzlicher Artikel in F.A.Z., geschrieben hat ihn ein Herr Georg Rüschemeyer, es geht um die Abschaffung der Schreibschrift in der Grundschule.
www.faz.net
(Der Eintrag kann natürlich gelöscht werden, ich wollte Sie nur gleich darüber informieren. Im passenden Zusammenhang kann der Eintrag durchaus erhalten bleiben, daher befindet er sich jetzt hier. – Red.)
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Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 27.08.2010 um 10.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#16762
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Im zitierten FAZ-Artikel ist im zweiten Absatz wohl gleich ein dicker Fehler. Ausgangsschrift war in den deutschen Schulen m.W. bereits ab 1942 die lateinische Schrift. Jedenfalls habe ich 1944 nur diese (schreiben) gelernt. Mein Bruder, Jahrgang 1930, hat in der Volksschule noch Sütterlin gelernt; im Gymnasium mußte er dann "umlernen" auf lateinische Schrift.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 27.08.2010 um 19.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#16763
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Auch vor 1942 wurde an deutschen Schulen die lateinische Schreibschrift gelehrt, nur eben nicht als erste. Sütterlin war bereits eine Hybridschrift mit Anteilen aus lateinischer und Kurrentschrift.
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Kommentar von MG, verfaßt am 28.08.2010 um 04.22 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#16764
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Einige Kinder lernen bis heute in der Schule "Sütterlin", denn die Lateinische Ausgangsschrift geht letztlich auf Ludwig Sütterlin zurück.
Ludwig Sütterlin hat den Erfolg seiner Schreiblehrmethode nicht mehr erlebt, er starb 1917, seine Schreibschriften (eine deutsche, eine lateinische) wurden erst 1924 in Preußen eingeführt. Sie waren nur etwa 10 Jahre an den Schulen im Gebrauch, die Nachfolgerschriften, anno 1934 von Staats wegen einheitlich eingeführt, sind von ihren Formen allerdings ziemlich ähnlich. Immerhin: Viele Leute bezeichnen bis heute jede deutsche Schreibschrift (irrtümlich) als "Sütterlin", auch in diesem Faden.
Und nein, eine "Hybridschrift" zwischen deutsch und lateinisch ist "Sütterlin" nicht.
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Kommentar von Sigmar Salzburg, verfaßt am 28.08.2010 um 07.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#16765
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Meine Mutter übte Anfang der Zwanziger-Jahre noch „Haarstrich“ und „Druckstrich“. Das sollte mit den von Sütterlin entwickelten Schriften nicht mehr nötig sein.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 28.08.2010 um 11.09 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#16766
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Genau das ist der Punkt. Die Annäherung an die lateinische Schrift wurde erzielt durch den Verzicht auf die unterschiedlichen Schriftstärken, nicht durch die Übernahme einzelner Buchstabenformen. Insofern ist Hybridschrift als Bezeichnung nicht unbedingt glücklich, aber wie sollte man es sonst nennen? Und kennt jemand eine Abbildung von Sütterlins lateinischer Schrift im Netz?
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Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 29.08.2010 um 01.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#16767
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Die PDF-Datei GSakt91_Bart_50907.pdf enthält auf S. 2 bzw 4 eine Abbildung.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 29.08.2010 um 12.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#16768
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Vielen Dank. Man sieht sehr deutlich Sütterlins Bemühungen, den Abstand zwischen beiden Schriften gering zu halten. Damit stand er in der Tradition derjenigen Typographen, die mit vereinfachten Schriften von Unger bis Tannenberg die Absicht verbanden, den Gegnern der Fraktur den Wind aus den Segeln zu nehmen. Aber kann man angesichts der doch beträchtlichen Unterschiede zwischen Sütterlins Lateinschrift und der LAS hier überhaupt von einer Kontinuität ausgehen, oder schließt letztere nicht vielmehr an andere Vorgänger an?
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Kommentar von MG, verfaßt am 01.09.2010 um 22.10 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#16770
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Im 19. Jhd sind in England stählerne Schreibfedern entwickelt worden, die neue Schriftformen zuließen, namentlich die sog. "englische Schreibschrift", sehr kursiv, sehr große Ober- und Unterlängen. Die Deutschen haben diese Mode mitgemacht und schrieben ihre Kurrentschrift sinngemäß gleich, also auch mit großen Ober- und Unterlängen und mit Schwellzug. Der war so richtig schön erst mit den spitzen Stahlfedern zu realisieren, wenngleich das Schreiben mit diesen Federn sehr schwierig war, vor allem dann, wenn man die Feder schieben mußte. Wer in Museen genau hinschaut, entdeckt in alten Schriftstücken so manchen Stich ins Papier und den Regen kleiner Tintentröpfchen, den die abbrechende Feder versprüht hat. Sinngemäß gleiche Schrift also in England und in Deutschland, lateinische bzw. deutsche Buchstabenformen.
Sütterlin wollte den Kindern das Schreiben erleichtern (ein echter Reformer!), und zwar dadurch, daß er sie statt mit spitzen Federn mit Redisfedern schreiben ließ. Eine solche Feder erzeugt eine gleichmäßige Strichstärke unabhängig von der Richtung, in die die Feder gehalten wird. Mit einer solchen Feder zu schreiben, ist schlichtweg technisch einfacher, als mit einer spitzen Feder zu schreiben. Weil aber in Deutschland schon lange Zeit deutsche und lateinische Buchstaben parallel im Gebrauch waren (hauptsächlich deutsche, für lateinische Fremdwörter und z.B. Adressen und Nachnamen aber lateinische), schuf Sütterlin nicht nur ein deutsches Alphabet, sondern auch ein lateinisches. Ein Kind, das meinetwegen "Karl Werner" hieß, sollte seinen Namen der damaligen Konvention entsprechend schreiben können: "Karl" als Vornamen deutsch, "Werner" als Nachnamen lateinisch, und das mit Schriften, die formal zueinander paßten. Auch im Frakturdruck wurden einzelne Begriffe lateinisch gesetzt, die Abk. "Dr." beispielsweise (verwunderlicherweise die Abk. "Prof." nicht) und Wendungen aus dem Lateinischen oder Französischen, etwa "de facto", "de jure" und "en détail". Des Gesamteindrucks wegen hat man für diese Wörter eine Antiqua gewählt, die möglichst gut zur Fraktur als Brotschrift paßte.
Mit Hybridisierung hat das alles nichts, aber auch garnichts zu tun.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 01.09.2010 um 23.41 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#16772
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Die Konvention, bestimmte Wörter oder auch Eigennamen lateinisch zu schreiben oder zu setzen, ist schon sehr alt und hat folglich mit Sütterlin nichts (manch einer wäre versucht zu sagen: aber auch nicht das Mindeste vom Geringsten) zu tun. Daß die lateinischen Druckschriften zur jeweiligen Frakturbrotschrift passen sollten, war sicherlich ein den Setzern gelehrtes typographisches Ideal, aber man möge sich an beliebigen Texten des 19. und frühen 20. Jahrhunderts davon überzeugen, daß es selten Wirklichkeit wurde. Sütterlins Schreibschriften präsentieren sich als Zwillinge; davon kann selbst bei Walbaum-Antiqua und -Fraktur oder Unger-Antiqua und -Fraktur noch keine Rede sein. Man könnte diesen Effekt, um einen in anderen sprachlichwissenschaftlichen Zusammenhängen schon eingeführten Begriff zu entlehnen, Geminisierung nennen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.09.2010 um 06.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#16782
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Die Süddeutsche Zeitung bringt heute eine ganze Seite über Schreibunterricht und Ausgangsschriften. Die beigefügte Abbildung zeigt die Schulausgangsschrift und die Lateinische Ausgangsschrift ohne Buchstabenübergänge (vielleicht weil der primitive Font es nicht hergab), die Vereinfachte Ausgangsschrift jedoch mit Übergängen. Die ersten beiden sehen folglich grotesk aus, und eine vergleichende Bewertung ist dem Leser unmöglich. Warum diese Manipulation?
In dem Artikel wird auch verschwiegen, daß die Einführung der VA ein Riesengeschäft war, da die Erfinder auch gleich die Materialien und Kurse vermarkteten. Diese Seite und die undemokratische Weise der Einführung erinnern wieder an die Rechtschreibreform.
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Kommentar von MG, verfaßt am 11.09.2010 um 14.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#16784
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Hier der URL des SZ-Artikels.
Der Anspruch heutiger Journalisten an eigene Artikel ist fraglos geringer als zu früheren Zeiten. Man schreibt für den Tag, nicht für die Zeit. Was schert es morgen, daß man heute keine passende Computerschrift für eine angemessene Visualisierung von SA und LA zur Verfügung hatte?
Man sollte nicht mit bösem Willen erklären wollen, wofür Dummheit oder Faulheit als Grund reichen.
PS: Bemerkenswert ist die Schreibung:
"Wie lernen Kinder heute Schreiben?"
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Kommentar von PL, verfaßt am 11.09.2010 um 18.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#16785
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So: quer gestreift.
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Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 12.09.2010 um 13.16 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#16786
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Ein Vergleich ist schon möglich. Klarer Sieger ist für mich die Lateinische Ausgangsschrift. Einfach vom Anblick her.
Man sehe sich die drei Schreibweisen bei jetzt an! Bei der Vereinfachten Schrift sehen sowohl t als auch z abstoßend aus, künstlich, unrealistisch, sogar altmodisch. Bei der Schulausgangsschrift gilt das nur für das t, während das z eine angemessene Gestalt hat. Bei der Lateinischen Ausgangsschrift sind sowohl t als auch z in Ordnung.
Und diese überlangen Schwänze bei allen Buchstaben, die sich die Kinder abringen müssen, was soll das? Ein Buchstabe lebt doch davon, daß er sich von den anderen unterscheidet, nicht von einem Merkmal, das es genauso bei den anderen Buchstaben gibt. Außerdem sieht das doof aus.
Der Gegensatz zur Rechtschreibreform ist: Es macht nichts, diesen Krampf ein paar Jahre lang mitzumachen. Am Ende kommen die Schüler von selbst auf eine praktische Schrift.
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Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 12.09.2010 um 15.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#16787
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Bei den "überlangen Schwänzen" handelt es sich wohl um die vorne gekappten Aufstriche, die ersatzweise hinten wieder angeklebt werden. Die Grundidee scheint dabei ähnlich zu sein wie bei der lateinischen Ausgangsschrift, nämlich daß ein Buchstabe immer gleich aussehen soll, egal, ob er eingebunden ist oder (teilweise) freisteht. Das führt offensichtlich zu einem Konsistenzproblem bei vorangehenden Großbuchstaben. So haben in dem Beispieltext in Karin und Rock das K und das R einen Aufwärtshaken ("Schwanz") am Fuß, während das Ö und das S von Öl und Schnelle nicht angebunden sind. Oder sollte die SZ auch bei der Wiedergabe der sogenannten vereinfachten Ausgangsschrift geschlampt haben?
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Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 12.09.2010 um 16.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#16788
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Gerade ging mir auf, daß vielleicht umgekehrt ein Schuh daraus wird, falls nämlich die Vereinfachte Ausgangsschrift dem mutmaßlichen Ideal einer Identität von eingebundenen und freistehenden Buchstaben tatsächlich näher kommt als LA und SA. Auffällig im VA-Beispieltext ist z.B. auch der Knick bei den Übergängen von s zu t. Das sieht ganz so aus, als hätte der Graphiker hier die Wörter ebenso nach dem Baukastenprinzip aus einzelnen Lettern zusammengesetzt wie in den beiden anderen Fällen, nur daß es eben nicht so sehr auffällt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.09.2010 um 09.10 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#16789
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Die häßlichen Schwänze sind eine Folge der dogmatischen Festlegung, daß alle Buchstaben an der Mittellinie beginnen und enden sollen. So kam es auch zum Köpfchen-e, von dem die Erfinder der VA ja selbst zugegeben haben, daß es schlechter als das Schleifen-e ist. Um des Dogmas willen wird es in Kauf genommen.
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Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 13.09.2010 um 11.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#16791
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Läuft das nicht auf das gleiche hinaus? Wenn alle Buchstaben an derselben Linie beginnen und enden, kann man sie eben alle unverändert lückenlos aneinanderhängen. Die Identität von eingebundenen und freistehenden Buchstaben ist, für mich jedenfalls, das einzige erkennbare Prinzip des Dogmas. Daß dieses Dogma zunächst nur eine Marotte seines Erfinders war, ist damit ja nicht ausgeschlossen.
Allerdings ist es typisch für Sprachbastler, die Dinge aus möglichst nur einem einzigen Punkt heraus regeln ("vereinfachen") zu wollen. Das wäre dann noch eine Parallele zur Rechtschreibreform.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.09.2010 um 11.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#16792
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Lieber Herr Bärlein, mein letzter Beitrag war keineswegs als Widerspruch gegen den Ihrigen gedacht, sonder nur als Erinnerung daran, wie es gekommen ist, daß die Buchstaben nun so komisch aussehen.
Die unfaire Wiedergabe der LA (und der DDR-Schrift) wird wohl damit zusammenhängen, daß die billigen Computer-Schriften die Übergänge nicht herstellen können. Das war auch sonst schon in Anzeigen usw. zu beobachten.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 13.09.2010 um 11.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#16793
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Interessant zu wissen wäre, wie viele quer gestreifte Röcke Karin eigentlich hat.
Und: Kann man etwas irgendwohin verschütten? Mir klingt das fremdartig.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 13.09.2010 um 14.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#16794
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Ich meine, natürlich kann jemand auch drei oder mehr quer gestreifte Röcke haben, das konstruierte Beispiel kommt mir nur ohne Komma noch viel weiter hergeholt vor als mit Komma.
Verschütten kommt mir ähnlich vor wie verlieren: Man kann einen Schlüssel im Wald verlieren, aber nicht in den Wald. Etwas verschütten ist, wie verlieren, auch keine bewußte, zielgerichtete Handlung, kann also (in dieser Bedeutung) m.E. kein Objekt haben, das für die Frage wohin? steht. Oder sehe ich das zu eng?
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Kommentar von Romantiker 2.1, verfaßt am 13.09.2010 um 14.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#16795
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Ich habe mir mal hierzu ein paar Gedanken gemacht:
Und das Schöne ward unvergeßlich
Die Autoren der besagten Zeitungsartikel wie auch die Schrift des Grundschulverbandes (Danke für den Hinweis und den Link!) haben gemeinsam, daß vermeintliche Tatsachen als das Allerselbstverständlichste hingestellt werden, bar jedes wissenschaftlichen Ansatzes, unaufhörlich dieser wissenschaftlich anmutende Tonfall, all das strotzt förmlich von unwiderrufbarer Wichtigkeit.
Nun, man braucht doch für viele Erkenntnisse nicht unbedingt wissenschaftliche Untersuchungen anzuzetteln und Gremien zusammenzutrommeln, man besitzt doch so etwas wie eine Gabe der Intuition und der Rationalität. Einfach so. Vieles ist augenscheinlich selber ergründbar, alltäglich und ohne großes Versuchsinstrumentarium.
Fortwährend wird zum Beispiel die Druckschrift ohne Serifen und mit wenig "Aufbauelementen" als das Gelbe vom Ei dargestellt, durch ein einfaches Grundmuster wäre gewährleistet, daß man klar und schnell erfassen könne. Einem Typograph könnten da schon mal die Haare zu Berge stehen. Man lese einmal einen Text in diesen konstruierten Grotesk-Schriften – weit kommt man da nicht, sie taugen höchstens für Überschriften. Umso mehr eine Schrift sich im einzelnen unterscheidet, um so besser, also diese "überflüssigen Schnörkel" und die hohe Anzahl der Formen gewährleisten erst ein flüssiges Lesen. Warum werden in Deutschland nach wie vor die meisten Schriftstücke und Bücher in modernen Varianten einer von der Schreibschrift (Feder) abgeleiteten Renaissance-Schrift (Garamond ist der Renner der Jahrzehnte) gedruckt? Diese Schriften haben zweistöckiges "g" und das schöne kleine "a", haben Ligaturen und sogar ein hübsches kleines "z" etc. Das umgibt uns, das gehört zu unserer Lesekultur.
Warum muß eine Schrift eigentlich ökonomisch sein? Heißt Sparsamkeit der Formen etwa nur Einförmigkeit und kühle Konstruktion von unzusammenhängenden (in jedem Wortsinne) Einzelbuchstaben? Das Beispiel des Grundschulverbandes mit einer in Stein gehauenen römischen Versalschrift ist schon kurios, als hätten die Römer jede Notiz in Stein gekloppt! Grabinschriften als Hausaufgaben? Auch hatten die Römerchen diverse Schreibschriften, abhängig vom Schreibmaterial. Zweckgebunden war schon immer alles, das Phänomen nennt sich Ökonomie. Zudem war diese Versalschrift höchst differenziert und kompliziert im Aufbau, nichts da mit vier Grundelementen und so. (Ein anderes bändesprechendes Beispiel ist dort die Abbildung einer "Erwachsenenschrift", wohl die hehre Zusammenfassung dieser Lernschritte am Ende der Laufbahn, wer schreibt denn so grottenschlecht, ihr Arzt oder Apotheker?!)
Warum lernt man eigentlich vereinzelte Buchstaben, warum muß von Lauten und von deren Verschriftung ausgegangen werden? Reden wir Laute? So wie man täglich auf ein rundes "o" in allen Straßen (diese schreckliche Schrift der Autoschilder jenseits von OCR-B jedenfalls beileibe nicht) stößt? Meinen Schülern fiel da immer das "Hotel" ein. Was haben also Hotels mit Grabinschriften zu tun? Warum sehen die in Inseraten in Zeitungen plötzlich ganz anders aus? Muß das jetzt vereinheitlicht werden?
Aus Fehlern lernt man – oder auch nicht. In einem der Artikel stand, es sei bewiesen, daß anfängliche falsche Schreibungen kein Grund zur Aufregung seinen, sie würden sich von selbst (!) auflösen, das vergißt man später einfach. Im Klartext (oder Klarpädagogik): Schreib wie Du sprichst und willst und gerade Deine Stimmung ist, später lernst Du es automatisch. Also, ich hab nie etwas vergessen, auch mußte ich alles lernen, automatisch ging da nix. – Bei uns in München fahren seit Jahren die Müllautos mit Werbung herum, "Besser trennen" (den Müll), mit so unsäglichen und noch nie dagewesenen "Wortt/-rennungen". Bei einem Fortbildungsseminar brachte ich das mal ein, als Negativbeispiel, was nach hinten losging – die zwei Referentinnen konterten unisono aus vollen Rohren (derselbe Wortlaut hier in dem einen Artikel!), es sei bewiesen worden, daß Fehler in der Rechtschreibung sich im Anfangsunterricht nicht festsetzen, somit ist mein Annahme schlicht falsch, denn man könne sehr wohl Fehler zulassen oder gar vorexerzieren. Und das mir als Musiker! Wenn ich etwas falsch oder grausig vorspielen würde, selbst Katzen würden mich ansehen wie vom Mond! Antrainierte falsche Haltung und Spielweisen bekommen Musiker oft zeitlebens nicht mehr weg und müssen hart daran arbeiten. – Diese Müllautos sind eine Zumutung, basta, eine "Umweltverschmutzung ersten Grades", für mich das passende Sinnbild oder der Inbegriff des Zeitgeistes.
Es soll ja Hochkulturen geben, die keine Druckschrift kennen. Hebräisch und das Arabische liefern sehr schöne Schriftbilder. Bestens für eine Buchkultur. Hebräisch und das Japanische sind nebenbei bemerkt darüber hinaus vorzügliche Computerschriften. Wieso also nicht den umgekehrten Weg gehen, weg von Druckschrift, hin zur Füllerschrift?
An der "vereinfachten" Ausgangsschrift springen einem zuvörderst die abstehenden Großbuchstaben ein. Auffälligerweise ist das bei den meisten abgeleiteten Kursiv-Schriftarten auch der Fall, im Gegensatz zu den Kleinbuchstaben, die unabhängig von den "Großen" geschnitten wurden. Die Großen sind irgendwie immer nahe Verwandte der normalen Druckschrift-Großbuchstaben geblieben, nur angepaßte, "schräge" Gestalten. Schriftgeschichte live eben. Da hilft einem das Latein auch nicht weiter, kursiv will das nicht harmonisch miteinander. Nur gibt es keine "Schrift-Sippen", wo verschiedene Druckschriften und Schreibschriften zu einer Familie zusammenwachsen, also einen gemeinsamen Kern besitzen. Schreibschriften im Drucksatz wie am Computer zeigen die Grenzen auf, man kann das ja an den Computer-Fonts in den Schulbüchern sehen (es müßten zuviele Buchstabenkombinationen geschnitten bzw. gezeichnet werden, zudem eine normale Tastaturbelegung nicht ausreichte, man müßte zig Sonderzeichen belegen). Mit der VA geht das natürlich einigermaßen, man denkt hier mal wieder umgekehrt, sozusagen wird das machbar Technische am Computer zum Ausgangspunkt, nach dem sich die Hand richten muß. Immer muß das Pferd von hinten ... in der Neuzeit-Begleiter-Pädagogik, und immer des Kaisers neue ....
In der Nachkriegszeit wurden öfter mal Bücher in richtiger Schreibschrift – von Sütterlin über lateinische Schulschrift bis hin zu kalligraphischen Schriften – gesetzt (zeitgleich wurde in diesen Jahren auch unsere besten Druckschriften, meist aus der mit Feder gezeichneten Schrift, entworfen). Selbst die Reklameleuchtröhren waren geschwungene "Schreibschriften". Was für eine Wärme und Behaglichkeit, was für ein Formenreichtum, Geschichtskontinuität und welch persönliche Note – unser kleiner Phönix! Echte Raritäten heute, teuer gehandelt, was für die Vitrine.
Die normale lateinische Ausgangsschrift hat sich über Jahrzehnte bewährt, sie steht am Ende einer langen Entwicklung, sie ist nahezu perfekt. Sie ist schön, gut und flüssig schreibbar (das Absetzen beim Schreiben ist an vielen Stellen möglich, wenn nötig; warum sollte das eine Schwierigkeit beinhalten, ein Händeverkrampfen nach sich ziehen, weil sie einem das Absetzen nicht gestatte?! – so die altklugen Artikel, müsse das nach zwei bis drei Buchstaben der Fall sein. Da habe ich Jahrzehnte keinerlei Schwierigkeit damit, beachtlich), und sie ist gut lesbar. Wir lesen sie gerne. Weg damit.
Kann einem eine so häßliche, hakelige und unzusammenhängende, auch langweilig wirkende "vereinfachte" Schrift gefallen? Schreibt wer gerne damit? Liest man das gerne? Ich denke, Schönes hält sich ein Leben lang, das erscheint mir als Naturgesetz. Die VA legt man ab wie man einen zerfledderten noch nie dagewesenen 1kg-Roman einfach hernach in die Mülltonne schmeißt.
Sütterlin ist ja Ästhetik pur, dieses auf und ab, das nimmt das Deutsche nicht so holperig, wie der Fraktursatz in der Druckschrift das entsprechend ebenso ausgleicht. Da ohne Rundungen alles aus der gleichen natürlichen Richtung vollzogen wird, kann man in deutscher Schreibschrift sehr schnell schreiben, will mir scheinen; meine Großtante konnte das mit Anmut, nie habe ich jemanden so schön schreiben sehen (ich meine nicht nur das Schriftbild, ich meine die ältere kurzsichtige Dame).
Für mich gehören die Rechtschreibreform und das endgültige Schreiben mit der Tastatur mit Einzug des Computers in den 90ern zusammen. Das Schreiben, vielmehr Tippen, denn Schreiben ist was anderes, "stanzt" wie bei der Schreibmaschine Buchstaben. (Die erste Dudenreform fiel bemerkenswerterweise in etwa mit der Einführung der Schreibmaschine zusammen.) Mir fiel das nur auf, weil die neuartigen Bindestrich-Schreibungen, die Drei-Konsonanten-Häufung und dergleichen einem nicht einfallen würde, schriebe man von Hand, sie lassen sich schlecht schreiben und sind überflüssig wie nichts.
Was liest sich leicht? So ein Dialog-Reporter-Stil wie Platon oder ein Erzähler-Opa wie Homer in etwa. Folgen wir beim ersteren einer Unterhaltung, wohnen wir bei letzterem einem Ereignis bei. Erstes direkte Rede zweier, letztes die Rede eines einzelnen. Grimms Märchen sind gesprochene, besser noch: erzählte Sprache. Schreiben ist folgerichtig wohl immer erst Sprechen, oder? Schlüssig wäre demnach, sich an das Sprechen zu halten. Nur das schreiben, was man spricht, von dem man spricht.
Warum sollte isoliert von Geschichten Grunzlaute und Buchstaben-Baufix gelernt werden? Soll da später UHU-Kleber ran (etwa so wie bei dem reformierten "mithilfe" statt sinngemäß "mit Hilfe")? Alles sehr sonderbar.
Deutsch hat vielleicht eine kleine Macke, eigentlich nicht der Rede wert, denn sie wurde weidlich ausgenutzt*. Im Italienischen schreibt man beinah wie man spricht, das macht die Sprache so graziös, sympathisch. Das Englische, nun, wie man da was ausspricht, bei den Finten?! In einem Seminar fragte ich darauf gekommen eine Lehrerin, welche viele Jahre in Amerika unterrichtete. Die Kinder lernten Woche für Woche Wörter und Wendungen und schrieben sie nach und lernten sie auswendig. Alles hat Sinn, alles aus der realen Wirklichkeit. Also – nichts wie hin!
*(Unterscheidungsschreibungen wie Laib/Leib.)
Als Musiker bin ich immer wieder erstaunt darüber, wie synthetisch im Unterricht vorgegangen wird – auch im Musikunterricht. Man stelle sich vor, man übe einzelne Töne, jede Woche ein neuer Ton, dann mal Rhythmus-Übung, dann mal dies und das. Was soll man bitteschön mit einem Ton machen? (Sicher, einen Ton schön zu spielen ist eine Lebensaufgabe, wer kann das schon, das aber nur nebenbei.) Ein Ton an sich ist nichts. Vielleicht noch einem einsilbigen Ausruf verwandt (Au! Pfui!). Jedes Kind macht das wohl zuerst, aber gleich wiederholend und variierend (meine sagte zuerst "Papa"; was wohl GenderpädagogInnen dagegen für ein Kraut geben wollen?). Ein Kind "lernt" Musik, indem es singt, Melodien also. Also für mich ist die größte Kulturleistung immer zuerst das Kinderlied. Grimmsche Märchen und die damit verbundenen Lieder, der größte Exportschlager der Nation, neben Eisenprodukten wohl das Germanischste. Naja, Spaß beiseite.
Und Noten lernen ohne zu musizieren und zu singen, das soll mir erst einmal jemand vormachen! Warum "lernt" man denn das nicht wie im "idealen" Musikunterricht, also "Hoppe, hoppe, Reiter ..." schreiben, ist sogar ein Reiterstandbild drinnen und jeder kennt es, wenn er plumpst (was für ein Laut!) – und sogar die konstruierbaren Buchstaben o, H und p neben dem wichtigen e sind da, wenn das mal nichts ist! (Copyright by Romantiker 2.1)
So etwas müßte doch schnell von der Hand gehen. Ach ja, schnell wie ökonomisch. Man müsse schnell schreiben können, also ohne Zierat, light halt ("lait"). Ich kann bedenkenlos schnell meine Schulschrift runterschwingen. Aber wie kommt diese eine Autorin auf die seltsamste Tatsache, daß man schneller schreibe als tippe? Noch nie ne Sekretärin älteren Semesters auf der Schreibmaschine gesehen? Das geht ruckizucki. Ich kann das übrigens auch. Habe ich im Schweiße meines Angesichts zwei Jahre in der Schule lernen müssen. Ich sag mal so, wenn ich tippe, kommt kein Schreiberling mehr mit. Besagte Autorin tippt vermutlich mit dem Zweifingersystem. Ist ja auch einfacher und schnell erlernbar.
Es sei denn – man schriebe Steno. Auch das hatte ich in der Schule (wenigstens ein paar unvergeßliche Mitbringsel waren es, die die leidliche Realschule bereitstellte, die später im sogenannten "dritten" Bildungsweg sich als brauchbar erwiesen – so tippte ich für Geld die Diplomarbeiten anderer über Nacht). Da kommt dann keiner mehr mit, echt vor Gericht auswertbar. Warum lernt man nicht gleich diese "einfache" Schrift? Ein paar Schwünge und Kürzel, fertig. Geht so schnell wie schreien.
Und überhaupt könnte man wieder mehr von Dr. Esperanto reden. Ist ja schon fast vergessen. Ist doch einfach und weltweit einsetzbar.
Baufix ist klasse, aber es wird einem alsbald langweilig dabei – und eine echte Säge und die Äste draußen sind Bestseller; es gibt nichts Besseres in der alten wie der neuen Welt, seit Jahrtausenden. Mehr braucht's nicht. Vielleicht wäre es an der Zeit, wieder einmal Pestalozzis Bücher zu lesen, barfuß und back to the roots.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 13.09.2010 um 17.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#16796
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Für das dringendste Problem halte ich die einheitliche Unterscheidung der Zeichen für die Ziffer Null gegenüber denen für den großen und den kleinen Buchstaben O, und zwar in den Schreib- und in den Druckschriften. Bei den immer häufigeren Codewörtern, die aus Ziffern und Buchstaben gemischt werden, führt das immer wieder zu folgenschweren Verwechslungen wie z.B. neulich zu Einreiseverboten in die USA. Null und O stammen nun mal aus unterschiedlichen Kulturen und Schriftsystemen (Indien bzw. Europa). Eine Schrift, die das nicht unterscheiden kann, ist heute einfach unbrauchbar, mag sie noch so schön aussehen.
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Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 13.09.2010 um 23.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#16797
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Das Dogma der Schulschrift-Vereinfacher, Kleinbuchstaben sollten alle auf derselben Höhe beginnen und enden, damit der Übergang zwischen ihnen sich leichter ergebe, ist tatsächlich genauso lächerlich wie die Brennnessel der Rechtschreibreform.
Nehmen wir zum Beispiel den Übergang von n zu o, wie in normal. Die Vereinfachte Ausgangsschrift verordnet dem n einen überlangen Schwanz bis zur vollen Höhe des Buchstabens, nur damit das Kind schon oben ist, wenn es den Kreis des o beginnen will. Die beiden anderen Anfängerschriften hatten das nicht nötig: Das n hat da einen ganz kleinen, natürlich aussehenden Aufstrich am Ende, der etwa ein Viertel der Buchstabenhöhe einimmt. Wenn man dem Kind nun sagt, es solle zwecks flüssigerem Durchschreiben eines Wortes die Buchstaben einfach mal verbinden, wird das Kind schnell gelernt haben, den Aufstrich des n zu verlängern, bis es oben mit dem Kreis des o beginnen kann. Und am Wortende (oder wenn das Kind sonst einmal keinen Anlaß oder keine Lust hat, Buchstaben zu verbinden) schreibt es wieder sein unverbundenes n mit dem kurzen Schwänzchen.
Das Ergebnis ist eindeutig schöner, und der Reformbedarf war gleich Null.
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Kommentar von Romantiker 2.1, verfaßt am 13.09.2010 um 23.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#16798
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Lieber Germanist,
da gebe ich Ihnen recht. Um bei den Schreibschriften zu bleiben, die lateinische Ausgangsschrift hat ja oben rechts ein Schwänzen bei Groß- wie bei Kleinschreibung vom "o/O", bei der Ziffer Null nicht. Die Schwierigkeit bei Druckschriften ist eben bei konstruierten Schriften größer als bei den alten; bei Versalziffern ist das ein Oval bei der Null (Versalziffern sind schlanker als die Grundschrift), der Buchstabe "O" ist runder, und bei Mediäval-/Minuskelziffern ist die kleine Null nahezu ganz rund (Kapitälchen sind ja an sich breit), ein bißchen seltsam, und bei den selteneren Kapitälchenziffern ist die kleine Null wieder ein Oval. (Bei den OCR-Computerschriften ist die Null eckig, die abgerundeten Ecken bilden ein wenig ein Viereck.)
Bei den alten Renaissance-Schriften ist die Unterscheidung durch die "Federstrichstärke", also das Ab- und Anschwellen unterschiedlich: bei Buchstaben die Vertikale, bei Ziffern die Horizontale, um bei den Kapitälchenziffern ein klares Merkmal zu erzielen; bei Versalziffern ist die Strichstärke wiederum dünner oder auch mal dicker.
Bei den klassizistischen Schriften wird das dann durch die strenge Vertikale schwierig, bei der wunderschönen Walbaum zum Beispiel. Und bei den moderneren Serifenlosen wird es dann ganz schwierig, weil gleiche Strichstärke (so wie in der Schule ein bißchen, Stift und Füller haben gleiche Strichstärke). Bei den serifenlosen nach "altem Vorbild", also mit unterschiedlicher Strichstärke ist das wiederum ganz gut, etwa Gill oder Frutiger und der Futura (wiederum alles von der Feder herkommende Abwandlungen.)
Und bei den alten deutschen gebrochenen Schriften ist die Unterscheidung eh gegeben, da wird streng voneinander getrennt.
Ich verwende ja gerne Schreibmaschinenschriften, sprich Monospace-/Nichtproportionalschriften, dort ist ein klare Unterscheidung durch einen diagonalen Strich durch das Oval bei der Null – viele irritiert das, ich denke, weil es die wenigsten kennen, aber beim Lesen und Scannen ist das aber wunderbar, vielleicht die beste Lösung.
Ich habe schon öfters bei den hippen Graphikern bemerkt, daß sie gerne das kleine "o" statt der Null "typographisch" verwenden, ein augenscheinlicher Abstieg des Setzerhandwerks.
In den ganzen Typographiebüchern sind die Schreibschriften stiefmütterlich behandelt, es gibt wenige überzeugende, es liegt wohl schlicht an der technischen Realisierung, sei es Blei oder durch Berechnung und Vektorgraphik. Schreiben ist vom Druck abgegrenzt, da gibt es höchstens diese Schönschreib- oder Kalligraphiebücher.
Eine brauchbare LA ist die von Karlgeorg Hoefer (bei Berthold) von 1972, das Gegenstück, die VA von Berthold 1986, ist schrecklich bis in alle Details, den Vergleich gewinnt hier die LA zu 100 Prozent (würde sie in besagtem Artikel abgebildet sein, das wäre nur noch peinlich für die Einpeitscher der VA)!
Diese ganzen Stahlfederschriften ("Speisekartenschriften"), Comikfonts und sonstige wie Freehand etc. habe ich so gut wie nie verwendet. Ich mochte das nie, da ich finde, entweder druckt man, oder man schreibt eben, aber gedruckt eine Schreibschrift, das kann nie recht überzeugend sein. Es gab aber auch in den Jahren immer wieder mal einen Schriftentwerfer, der eine moderne und nüchterne Schreibschrift auch für Lesetexte entworfen hat, zur Anwendung kamen diese aber nie, sie setzen sich einfach nicht durch, ich weiß nicht, ob aus Bequemlichkeit, Geldmangel oder Experimentierunlust, wahrscheinlich ist man skeptisch, weil es eben bisher kaum überzeugende Resultate gibt. LA habe ich durchaus verwendet, eben Texte für Kinder (paßt schön zu Kinderzeichnungen).
Schade, Fraktur ist nur was für Hardrocker und Gothics, Freehands höchstens fürs CD-Cover, im Internet bindet kaum einer Schriften ein oder zeigt Schriftbilder in Schreibschriften; feine Federschriften gehen nicht am Bildschirm, aber gute Comikfonts würden schon gehen, auch die Schulschriften mit dickerem Strich. Das erstaunt mich immer wieder, man sehe einmal Seiten des arabischen oder ostasiatischen Raumes an, kühnste Schriften und Gestaltung, exzellent und vielseitig – und zeitlos.
LINKS
Seite über Schriften von Karlgeorg Hoefer (mit Geschichte des Entwurfs seiner LA. Warum er die VA entwickelte und mit der LA so unzufrieden war, kann ich bei den Resultaten nicht nachvollziehen):
http://www.kghoefer.de/KgHoefer_Schriften.html
und bei Linotype (die LA/VA gibt es nicht dort, leider):
http://www.linotype.com/435/karlgeorghoefer.html
Sütterlin kostenlos:
http://www.schriftarten-fonts.de/fonts/13035/s__tterlin_font.html
Seite für Schulschriften (ohne Kommentar):
http://www.schulschriften.de/
Dieselbe Seite mit der pädagogisch motivierten Druck-Grundschrift:
http://www.medienwerkstatt-online.de/products/fonts/grundschrift/
Schulschriften zum Herunterladen:
http://www.pelikan.com/pulse/Pulsar/de_DE.CMS.displayCMS.47934./schulschriften-zum-download
http://www.will-software.com/infos/schul1.htm
Letztere habe ich verwendet.
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Kommentar von PL, verfaßt am 14.09.2010 um 07.07 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#16799
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Der Romantiker schrieb:
„Diese ganzen Stahlfederschriften (‚Speisekartenschriften‘), Comikfonts und sonstige wie Freehand etc. habe ich so gut wie nie verwendet. Ich mochte das nie, da ich finde, entweder druckt man, oder man schreibt eben, aber gedruckt eine Schreibschrift, das kann nie recht überzeugend sein.“
Die gleiche Abneigung empfand auch ich beim Lesen der gedruckten Schreibschriften: diese roboterhafte Präzision bringt doch kein Mensch zustande! Als der Computer AtariST und das Schreibprogramm Signum! mein ganzer Stolz war, entwarf ich deshalb fünf Varianten meiner Handschrift. Ein hochkompliziertes Makroprogramm tauschte dann die Schriftzeichen eines markierten Textabschnitts derart aus, daß zum Beispiel der Kleinbuchstabe a der Schriftvariante 1 erst nach der Verwendung der vier andern Schriftvarianten wiederholt wurde ... Mit Wehmut denke ich an jene Zeit zurück.
Gruß von PL ;)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.09.2010 um 08.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#16800
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Ich kann mich nicht erinnern, mit dem Verbinden der Buchstaben Schwierigkeiten gehabt zu haben, und habe auch bei meinen drei Töchtern nichts dergleichen beobachtet. Kurzum: es bestand kein Handlungsbedarf. Die VA ist ein Steckenpferd und ein Goldesel, aber keine bildungspolitische Notwendigkeit.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 14.09.2010 um 09.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#16802
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Nicht nur die geschriebenen o/O/0, in England und Amerika spricht man ja zu allem Überfluß die Ziffer 0 auch noch wie den Buchstaben O aus!
Auch der Großbuchstabe I, der Kleinbuchstabe l und die Ziffer 1 sind in manchen Handschriften und Druckfonts nicht zu unterscheiden, auch hier (siehe Iller, Donaunebenfluß). Eine von uns handgeschriebene Ziffer 1 wird in England und Amerika oft mit der 7 verwechselt, Post wird fehlgeleitet. Aber das alles wird wohl ein ewiges Ärgernis bleiben.
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Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 14.09.2010 um 10.04 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#16803
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In solchen Diskussionen stelle ich mir immer die Frage: was ist eigentlich einfach, und ist konstruierte Einfachheit wirklich einfach? (Abgesehen davon, wo derartige Einfachheit in einer Bewertungsskala überhaupt steht).
Ich jedenfalls empfinde Ungelenkigkeiten aus rein formalen Gründen als kompliziert und nicht als einfach.
Im Fall der verbundenen Schriften ist doch die einfachste Methode die, schlicht das Ende des vorigen Buchstabens mit dem Beginn des nächsten zu verbinden, auch wenn unterschiedliche Menschen das ggfs. unterschiedlich ausführen. Und schreibflußhemmende Komplikationen wie das Knöpchen-e neu einzuführen, kann eigentlich nur Kopfschütteln hervorrufen.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 14.09.2010 um 11.36 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#16804
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Das indische, also originale Zeichen für die Ziffer Null (in Sanskrit und Devanagari) ist ein kleiner Kreis.
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Kommentar von Romantiker 2.1, verfaßt am 15.09.2010 um 23.13 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#16806
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Lieber Germanist,
ihre Überlegung zur Null hat mich beschäftigt, so habe ich mal bei Frutiger nachgelesen. Die Null ist ein abstrakter Begriff, während 1-9 Werte darstellen. Somit ist die Null ein Begriff für Nichts und nur im Zusammenhang mit der Stelle, an der sie steht, kann sie als Wertstufung funktionieren. "Interessanterweise trägt die Kreisform der Null die ambivalente Aussage von Positiv und Negativ in sich, denn sie ist Gegenstand und Loch zugleich."
Typographisch ist sie nur bei den Kapitälchen ein Kreis geblieben, was auch nicht verwundert, da die Kapitälchen die "Urform" der lateinischen Buchstaben darstellen. Erst die Teilung in Versalien und Minuskeln hat das Oval notwendig gemacht. Zahlen sind in Kapitälchen gesetzt am besten - und eigentlich müßten folgerichtig der Entwicklung entsprechend Schüler keine Versalien lernen, sondern Kapitälchen, wie aber dann zu den kleinen Buchstaben übergehen, da liegt eine Stufe dazwischen (noch eine)?
Ich habe typographisch immer gern den Kreis verwendet - und da die Null ein Oval ist und oft keine Kapitälchen vorlagen, habe ich das klein "o" verwendet, nie aber als Zahlenwert wohlgemerkt!
Leider wird sehr wenig in Kapitälchen gedruckt, können tun es eh die wenigsten (braucht vor allem viel Luft - ist schließlich eine "Freiluftschrift").
Aber zurück zur verbunden Schrift. Dieses Mißbehagen bei der VA über die nicht passenden und isolierten Großbuchstaben sollte man vielleicht auch aus diesem Lichte heraus betrachten: die Entwicklungsgeschichte, erst Großbuchstaben (Stein), dann abgewandelte Kurrent (Papier). "Als Hauptmerkmal geht aus dem Formenablauf hervor, daß mit der Vereinfachung der Gesten und durch schnelleres Schreiben die monumentalen Geraden zu Rundungen übergeleitet werden (das hohe Schwänzchen des "e" bei der VA ist demzufolge - ich sage mal, übertriebene fremde Zutat, ein "Bastard").
Majuskeln sind starr, Minuskeln geschmeidig. Charakter jener ist das Feierliche, dieser das Alltägliche. (Lustig, daß Kinder ausgerechnet das "Feierliche" zuerst lernen!) Mit Gemeinen sind "Gebrauchsvehikel", also das, was wir wohl am meisten gebrauchen (folglich umgeben uns mehr kleingeschriebene Sachen als umgekehrt). Die größte Herausforderung an Schriftentwerfer ist, diese Gegensätze in Einklang zu bringen. Bei der VA ist selbst der Ansatz davon nicht mehr zu spüren, er ist ja gar nicht gewollt.
Überdies meine ich, daß wir nicht Einzelzeichen buchstabieren, sondern Wortbilder und ganze Satzteile ganzheitlich aufnehmen. Nur eine verbundene Schrift kann das für einen Schreiber wie für einen Leser erleichtern. Ich erinnere mich noch an mein erstes Kinderbuchprojekt, ich nahm damals die Helvetica, da klare Formen, rund und relativ kräftig (die typische Schrift der 60er, viele frühen pädagogischen Werke sind wohl in ihr gedruckt, ich lies mich davon leiten). Gut anzuschauen war das ja, aber kalt. Schablonenhaft. Alles wirkt vereinzelt. Mein letztes ist durchgängig in kursiver (Titelei, Text, Impressum, alles selber Satzspiegel, selber Schriftgrad, mein Markenzeichen) Antiqua gesetzt. Ein Buch zum Gernhaben.
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Kommentar von Romantiker 2.1, verfaßt am 15.09.2010 um 23.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#16807
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Lieber PL,
ich habe noch eine alte (um die 20 Jahre) alte Schulschreibschrift, aufgebaut mit Pixeln im Quadrat von 32x32 / 48x48 Pixel etc., also vor der Zeit mit Postscript, Hinting und den "Kurven"; durch die vielen Treppchen, die bei "Kurvenimitation" enstehen, ist das mehr als schlecht zu lesen, es ist sozusagen das entfernteste von einer geschwungen Handschrift.
Aber nichts gegen die "alten" Pixelschriften - am Bildschirm habe ich heute noch alles in reiner Pixelschrift, Grundduktus der Schrift ist das Quadrat bei den Minuskeln, wirkt modern und zeitlos und ist perfekt zum Lesen, da gestochen scharf ohne Schattenränder und eindeutige Buchstabenformen, noch dazu helle Buchstaben auf dunklem Grund (leichtes Grauweiß auf dunklem Preußischblau). Es gibt nichts besseres für die Augen (nur die neuen Displays der eBook-Reader ermöglichen mehr). Da ich die Schrift in Postscript umwandeln kann, geht das auch 1:1 auszudrucken, und was selbst mich daran immer wieder erstaunt: sie ist ästhetisch und authentisch, auch auf Papier, auf schlechtem und im winzigen Schriftgrad läuft sie zu Hochform auf. (Bei Unix immer zugegen, bei Programmierern sehr beliebt.) Mit dieser Schrift als Vorlage könnten Kinder glatt mit Steinchen Mosaik-Texte legen ;-)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.09.2010 um 08.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#16808
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Die Süddeutsche Zeitung hat heute meinen Leserbrief zum Bericht über die Ausgangsschriften vollständig abgedruckt. Hier ist er:
In dem Beitrag „Das große Buchstaben-Rätsel“ wird die Vereinfachte Ausgangsschrift (VA) mit Buchstabenübergängen abgebildet, die „Lateinische Ausgangsschrift“ jedoch mit unverbundenen Buchstaben, wodurch sie wahrhaft grotesk wirkt, denn die Übergänge sind bei der Schreibschrift ja gerade das Wesentliche. Durch diese Manipulation ist es dem Leser nicht mehr möglich, die Ausgangsschriften vergleichend zu bewerten. Immerhin wird deutlich, wie sehr die VA dem DDR-Vorbild verpflichtet ist. Hinzugekommen ist hauptsächlich das Dogma, jeder Buchstabe müsse an der Mittellinie beginnen und enden. Damit entfällt der Aufstrich, außerdem kommt es zu jenem „Köpfchen-e“, bei dem der Stift dieselbe Stelle dreimal (!) überstreicht. Die Reformer sagen dazu:
„Sollten Sie dieses 'e' zunächst als 'sperrig' empfinden, so liegt es daran, dass Sie einen anderen Bewegungsablauf automatisiert haben. Kinder haben dieses Problem nicht, da sie das 'Schleifen-e' nicht kennen (...) Gegner der VA erheben gelegentlich den Vorwurf, mit dem Köpfchen-e sei der einfachste und zugleich am häufigsten benötigte Buchstabe der LA gegen einen komplizierteren ausgetauscht worden. Wenn auch das Schleifen-e sehr leicht zu schreiben ist, so kann dennoch die Bewertung der VA nicht von einem einzigen Buchstaben abhängen. Wichtig ist, dass die Vorteile der VA für die Kinder insgesamt bedeutend sind.“ (Mit demselben Zynismus ist die Rechtschreibreform durchgesetzt worden: Die Reformschreibung mag schlechter sein, aber die Kinder kennen ja nichts Besseres, spüren also keinen Mangel!)
Weitere Mängel der VA will ich hier nicht darstellen, es gibt genug kritische Stimmen. Das gilt auch für die windige Statistik, die zu ihrer Durchsetzung verwendet wurde. Mit der Vereinfachten Ausgangsschrift haben einige ihrer Erfinderinnen übrigens gute Geschäfte gemacht, da sie an der Vermarktung der Materialien und Schulungskurse beteiligt sind. Auch dies entspricht den Vorgängen bei der Rechtschreibreform.
Keine der angeblich neuen Schreibdidaktiken hat eine nachweisbare Verbesserung der Schreibleistungen hervorgebracht. Um so größer ist der rhetorische Aufwand, mit dem sie vertrieben werden, auch vom bayerischen ISB: „In den siebziger Jahren wurde das Schreibenlernen nicht mehr isoliert als Erwerb von technischen Fertigkeiten betrachtet, sondern bedingt durch die kommunikative Wende innerhalb der Deutschdidaktik veränderte sich auch der Blick auf das Schreibenlernen. Schreiben wird als Codierungsprozess verstanden, innerhalb dessen phonetische Zeichen (mündliche Sprache) durch graphische Zeichen (schriftliche Sprache) abgebildet werden. Schreibenlernen wird somit in einen kommunikativen Zusammenhang gerückt, bei dem die ästhetischen Aspekte des Schreibenlernens zugunsten der Schreibökonomie und der einfachen Erlernbarkeit in den Hintergrund treten.“ Das soll neu sein? Neu ist bloß das hochtönende Geschwätz, dessen man sich früher geschämt hätte.
Die Praxis, kindliche Schreibversuche unkorrigiert zu lassen, widerspricht dem älteren und wohl doch bewährteren Grundsatz, das Falsche niemals unkorrigiert stehen zu lassen, da es sich unvermeidlicherweise einprägt. Auch wollen Kinder nicht nur irgendwie schreiben, sondern sie wollen richtig schreiben, nämlich so, wie sie es in ihren Fibeln auch lesen. Sie sind sich ihrer Unvollkommenheit durchaus bewußt und merken es meist recht bald, wenn man sie nicht ernst nimmt. Es gibt schonende Methoden, das Falsche zu berichtigen, ohne es vorzeitig oder gar in verletzender Weise zu bewerten.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.09.2010 um 12.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#16810
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Vor der Veröffentlichung hatte ich noch einen Mail-Wechsel mit einem der Verfasser des kommentierten Artikels. Er rechtfertigte die so ungleiche Wiedergabe der konkurrierenden Schriften mit dem Argument, es solle gerade gezeigt werden, daß nur bei der VA die Buchstaben auch in Verbindungen dieselbe Form behalten, die sie bei isoliertem Vorkommen (und Lernen) haben. Diese Eigenschaft wird ja auch in den grundlegenden Schriften der "Arbeitsgemeinschaft Schreiberziehung" angeführt, so in dem Heft "Grundlagen: Vereinfachte Ausgangsschrift" von 1986 (das man noch im Internet findet), 5. Aufl. 1996. Allerdings ist es kein so wichtiges Argument wie die Sache mit der "Drehrichtung".
Ich hatte schon angedeutet, daß die Verbindung der Buchstaben auch in der Lateinischen Ausgangsschrift nach meiner Erfahrung kein so großes Problem ist, auch wenn es bis zu vier verschiedene Verbindungen gibt. Im Gegenteil, das kann sogar Spaß machen. An die computergerechte mechanische Verbindung durch bloße Nebeneinanderrückung hat man ursprünglich auch kaum denken können.
Oft ist auf den Nachteil hingewiesen worden, daß einige Großbuchstaben bei der VA überhaupt nicht mit den folgenden Kleinbuchstaben verbunden werden können. Ich habe, ebenso wie andere Kritiker, Erstkläßler-Aufsätze vor mir, in denen, wie vorhergesagt, der Abstand zwischen Anfangsgroßbuchstabe und folgendem Kleinbuchstaben übermäßig groß geraten ist. Auch andere Auseinanderzerrungen kommen vor, das Köpfchen-e wird teilweise nicht regelgerecht geschrieben. Das häufige Absetzen des Stiftes galt sonst als Nachteil einer Schreibschrift, hier wird es plötzlich als lustiger "Luftsprung" gefeiert. Von den Großbuchstaben sehen einige genau wie Druckschrift aus, andere wie das K und das L sind durch die grotesken Schwänze um ihre prägnante Urform gebracht. Die doppelte Behandlung des kleinen s erfordert ein eigenes Studium.
Man könnte sagen, daß es bei der VA das Thema "Verbindung der Buchstaben" nicht mehr gibt, und darin mag man eine "Vereinfachung" sehen. Fragt sich nur, ob der Preis nicht zu hoch ist und ob tatsächlich gerade an dieser Stelle Handlungsbedarf bestand.
In der genannten Broschüre wird auch eine Verbesserung der Rechtschreibleistung in Aussicht gestellt, aber davon ist inzwischen nicht mehr die Rede.
Inzwischen ist die VA in Bayern obligatorisch eingeführt, und eine sachliche Rechtfertigung braucht sie nicht mehr. Das ist genau wie bei der Rechtschreibreform. Man hat schon viel zu viel verändert und dafür bezahlt, als daß ein Zurück noch in Betracht käme. Weitere Parallelen aus der Poilitk fallen wohl jedem ein.
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Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 18.09.2010 um 17.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#16811
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Dem Artikel in der SZ zufolge soll es bei der LA ja nicht nur vier verschiedene Verbindungen geben, sondern fast so viele wie Buchstaben. Bloß hat in der Praxis halt niemand Probleme damit; die Verbindungen ergeben sich von selbst, sobald man weiß, daß gebunden zu schreiben ist. Kompliziert wird es erst für den Theoretiker, der eine Kasuistik oder Systematik der verschiedenen Verbindungsbogen und -linien entwickeln will. So etwas scheint zwar ziemlich sinnlos, muß aber erlaubt sein. Auch darf man ihm die naheliegende und für ihn selbst evidenzgesättigte Schlußfolgerung nicht verdenken, daß die Welt ohne Verbindungsbogen und -linien einfacher wäre. Schlimm wird es allerdings, sobald solche Leute versuchen, sich nützlich zu machen. Die grotesken Schwänze der VA sind vor allem der Ausdruck einer grotesken Denkweise: daß der Umgang mit einem Gegenstand leichter wird, wenn man seine Beschreibbarkeit vereinfacht.
Bei der Rechtschreibreform ist es nicht anders. Sie löst durchweg Theorieprobleme ihrer Erfinder, nicht Probleme der Schreiber. Niemandem, der intuitiv zusammenschreibt, was er für ein Wort hält, hilft eine Regel wie etwa "Verb + Verb stets getrennt", weil er sich gar nicht darum schert, was er da zusammenschreibt oder nicht. Sie hilft nur Leuten, die einmal glauben, daß es überhaupt so etwas wie eine GZS gibt, und dann, daß diese sich ohne explizite Regelkenntnisse nicht beherrschen läßt. Das geht bis hin zu frei delirierenden Ausführungen darüber, was in einem gegebenen Fall alles zu "prüfen" sei, um zu einem richtigen Ergebnis zu gelangen – ohne auch nur einen Gedanken an die Frage, ob irgend jemand tatsächlich seine Texte so verfertigt.
Die Neigung zur Verwechslung von Theorie und Gegenstand scheint mir mit einem prekären Status der sogenannten Sprachwissenschaft als erkenntnisorientierter Disziplin zusammenzuhängen. Bei der Philosophie (und ähnlich bei der Mathematik) ist das Verhältnis von Theorie und Gegenstand klar: philosophische Probleme kommen außerhalb der Philosophie nicht vor. Ebenfalls klar ist das Verhältnis bei Wissenschaften im engeren Sinne. Sie haben einen spezifischen Gegenstandsbereich, was voraussetzt, daß die Theorien über ihn nicht sich selbst beschreiben. Auch Sprachwissenschaft bleibt auf ihren Gegenstand angewiesen. Wo sie diesen nicht von der Theorie zu unterscheiden weiß, wird sie gegenstandslos.
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Kommentar von Tobias Bluhme, verfaßt am 18.09.2010 um 21.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#16812
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Aus einem Artikel von Frau Pfeiffer-Stolz:
Dieser Artikel von Frau Pfeiffer-Stolz sorgte nach seiner Veröffentlichung bei lernen-heute für manche Reaktion von Lehrern und Eltern. Exemplarisch möchten wir hier eine Zuschrift vom Leiter einer deutschen Schule im Ausland wiedergeben:
„Im Inland habe ich an beiden Schularten, Grund- und Hauptschule, langjährige Unterrichtserfahrungen sammeln können und sehr viele Moden und Strömungen erlebt, teilweise auch mitgemacht.
Die VA habe ich einst mitgetragen und auch unterrichtet. Nach meiner ersten Auslandsverwendung kehrte ich nach Deutschland zurück und war für einige Zeit überwiegend in der Orientierungsstufe und Hauptschule tätig, aber auch in der Grundschule.
VA und LA sind bekanntlich Ausgangsschriften. Nach deren Vermittlung setzt spätestens im sechsten Schuljahr, nach meinen Erfahrungen, der Schreibverfall ein, mit der dann langsam erfolgenden Individualisierung der Schrift.
Die VA, so stellte ich aus der Praxis fest, begünstigt viel schneller, durch die vermeintliche Vereinfachung, den Schreibverfall. Eine unserer Schulmütter, Logopädin, verwies auch noch auf die einseitige Rechtsbeanspruchung nur einer Gehirnhälfte durch die fehlenden Drehrichtungswechsel bei der VA. Gerade Kindern mit Konzentrationsstörungen bereiten die fehlenden Verbindungen zwischen Groß-und Kleinbuchstaben zusätzliche Probleme.
Da die Vermittlung der jeweiligen Schriften, gerade bei den jüngeren Kolleginnen und Kollegen, nicht mehr den einstigen Stellenwert hat, kommt bei der VA noch ein weiteres negatives Moment hinzu. Dies alles geht zu Lasten unserer Kinder.
Gymnasialkollegen machten mit unseren Schülern, denen man die VA vermittelt hatte, die gleichen Erfahrungen, schon in der 5. Klasse. Sie baten uns, von der VA Abstand zu nehmen, da sie oft die unleserlichen Schriften nicht mehr entziffern könnten. Dieses Ansinnen wurde von meiner ehemaligen Schule in Schleswig-Holstein mit Empörung zurückgewiesen. "Von Grundschule verständen die Fachidioten des Gymnasiums eben nichts".
Leider steht man als Kritiker der VA sehr oft allein da. Lehrerinnen haben leider kaum noch Rückgrat und folgen der jeweiligen Obrigkeit und den vermeintlich wissenschaftlichen Beweisen blindlings. Das zeigte sich auch bei den Segnungen der einer Gesamtbevölkerung kultushoheitlich verordneten " Neuen Rechtschreibung".
Das beachtenswerte Buch von Wilhelm Topisch habe ich gelesen. Viele Kolleginnen lehnten das Buch ab ohne es gelesen zu haben. Er verteufelt darin ja nicht die VA, weist vielmehr auf die einseitigen und haarsträubenden Scheinargumente für die VA hin.
Über Ästhetik bei der VA kann man geteilter Auffassung sein, daher führe ich dieses Argument nicht an. Mir geht es um die Kinder und um eine konstruktive Kritik.
Mit Schrecken habe ich erfahren, daß u.a. das Land Bayern die VA als an allen Grundschulen verbindliche Schrift festgelegt hat.“
(Quelle: ebook_vereinfachte_ausgangsschrift.pdf)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.09.2010 um 08.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#16813
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Urs Bärlein hat den Nagel auf den Kopf getroffen, auch was den Zustand der Sprachwissenschaft angeht. Deren letzter Schrei heißt übrigens "Korpuslinguistik". Die unerhörte Neuerung besteht darin, die Sprache so zu untersuchen, wie man sie vorfindet, und nicht so, wie man sich denkt, daß sie ist oder sein sollte. Das ist eine Absage an die Methode, selbstgemachte Sätzchen in technisch ausgefeilte Modelle einzupassen. Aber natürlich war die gesamte klassische Sprachwissenschaft "korpusorientiert", wie man es heute für eigene Arbeiten besonders proklamieren zu müssen glaubt.
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Kommentar von MG, verfaßt am 20.09.2010 um 23.42 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#16815
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Der Grund für die unzureichende Darstellung von SA und LA im SZ-Artikel ist viel banaler: Der Computer kann es nicht besser. Er hat zunächst einmal für jeden Buchstaben nur eine Form. Für Druckschrift reicht das, für Schreibschrift mit ihren ggf. unterschiedlichen Buchstabenverbindungen aber halt nicht. Für eine wirklich schöne Darstellung braucht man unterschiedliche Glyphen je nach Buchstabenfolge. Solche Schriften gibt es, aber sie sind selten und der Satz damit ist aufwendig. Kaum einer unterzieht sich dieser Mühe.
Ist Ihnen schon einmal ein in Schreibschrift geschriebener Name eines Restaurants aufgefallen, bei dem nach dem letzten Buchstaben noch ein Aufstrich folgt, der ins Leere führt? Eben diese Erscheinung ist gemeint.
Daß ein technischer Laie wie ein Lehrer die technische Unzulänglichkeit nicht kennt und erkennt, sondern aus ihr sogar noch eine Absicht herauslesen will, erstaunt mich nicht. Richtig wird der Erklärungsversuch dadurch aber nicht.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.09.2010 um 09.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#16816
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Auch ich hatte ja in meinem Beitrag vom 13. September schon die Vermutung geäußert, daß es sich einfach um eine billige Schrift handelt. Ich glaube auch, daß die Rechtfertigung erst nachträglich erfunden wurde, weil die Bebilderung meist von anderen Leuten und nachträglich erfolgt und der Verfasser des Artikels sie gar nicht mehr zu Gesicht bekommen hat, bevor sie gedruckt wurde.
Soeben habe ich das Buch von Wilhelm Topsch ("Das Ende einer Legende") noch einmal in die Hand genommen. Die Ansprüche der VA-Erfinder und -Durchsetzer sind darin von Grund auf widerlegt, schon 1996! Aber die Kultusminister hören ja nur auf die Reformer, und das ist die Hauptursache der ständigen Unruhe an unseren Schulen, alle paar Jahre wird eine neue Sau durchs Dorf gejagt. Arbeitsbeschaffung für akademische Didaktiker, das ist wohl der Schlüssel.
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Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 21.09.2010 um 09.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#16817
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Vielleicht ist die technische Möglichkeit, einen üblichen Druckfont zu realisieren, der wahre Grund für die Einführung der VA.
Wäre es so, lägen die Vorteile bei den Druckern und nicht bei den Kindern ...
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Kommentar von Romantiker 2.1, verfaßt am 21.09.2010 um 11.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#16818
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Lieber MG, lieber stefan strasser,
weiter unten im Strang – #16795 / #16798 – habe ich auf dieses Problem der technischen Umsetzbarkeit hingewiesen; mir ist kein Schriftentwerfer bekannt, der sich die die Mühe macht, zig Glyphen bei Übergängen zu entwickeln und dafür unzählige Tastenkombinationen belegt. Die Umkehrung, also von den technischen Bedingungen des Computers die Handschrift zu entwickeln, liegt auf der Hand. Obwohl die VA in den 70er/80er Jahren entwickelt wurde, also noch unter anderen technischen Gegebenheiten (Fotosatz). Karlgeorg Hoefer war zudem einer, der seine Schriften mit der Hand entwickelte (Link siehe in meinem untenstehenden Kommentar). Die LA und VA wurden für die Berthold AG entwickelt, heute Linotype.
Die Will-Schriften (Link habe ich im dortigen Kommentar angebracht) sind die verbreitetsten Schreib- und Schuldgrundschriften, auch ich habe sie im Verlag verwendet. Früher wurde so etwas schon mal mit der Hand geschrieben und im Fotosatz dann wie eine Abbildung eingefügt (gesucht wurde, wer die schönste Schrift an der hiesigen Schule hatte). Das waren schließlich auch noch die Zeiten der Spiritcarbondrucker, der handgeschriebenen und "gedruckten" Aufgabenblätter der Lehrkräfte.
Die jungen Pädagoginnen kennen all das nicht mehr, und Computerkenntnisse, nun ja. Auch sind sie arg damit beschäftigt, den überbordenden Ansprüchen der Lehrpläne gerecht zu werden und wollen alles auch übergenau umsetzen, da bleibt schlicht wenig Zeit, sich mit "vorsintflutlichem Kram" auseinanderzusetzen. Dies setzt natürlich auch voraus, daß ein Interesse besteht. Und das setzt schon beim Studium an.
Folgend –
Der Glauben an den Fortschritt ist allgegenwärtig. Meine Beobachtungen in den Jahren zeugen immer wieder davon, wie unfrei die Handhabe von Selbstverständlichem geworden ist. Mit Verlaub, mich erinnerten diese Fortbildungsseminare, Arbeitsgremien und Projektbesprechungen etc. allzuoft an Selbsterfahrungsseminare oder gar Bibelstunden. Es mag damit zusammenhängen, daß man immer alles übergenau nehmen müsse, eine Art Rechtfertigungszinnober, der sich breit gemacht hat. Für mich die interessanteste Feststellung: Kaum jemand steht hinter seinen Sachen, oder, um es anders auszudrücken, wirkt noch authentisch; in all den Jahrzehnten habe ich so wenige getroffen, die beherzt die Sache selbst verkörperten. Und wer zeigte da schon ein wirkliches Interesse, sich eigenständig weiterzubilden? Was gibt es denn noch außer Grass und Tintenklecks? Egal ob Rechtschreibreform oder Vereinfachte Ausgangsschrift, Bildungskanon oder sonst was, egal welche Berufsgruppe, ob lehrend, schreibend, verbreitend oder kreativ-designend.
Um Herrn Strassers Frage aufzugreifen – wer vermag denn heute noch einem Vortragenden, der ein "einfaches" Gedicht schlicht, aber "beseelt" vorträgt, zuzuhören?! Wer den so "einfachen" wie genialen Aufbau eines Gedichtes nachvollziehen und zu lehren? Vom beseelten mal ganz abgesehen, denn das, lieber Germanist, lernt man nicht in der Uni, oder vielleicht höchst selten. Es ist jedenfalls schon bei der Anstellung oder Ausschreibung der Lehrkräfte nicht ausschlaggebend, es ist ja kein meßbarer Umstand. Man traut sich da nichts zu. Kurzum: Einfach passé so ne Kulturlandschaft voller Originale.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 21.09.2010 um 19.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#16819
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Ich halte die Schreibschrift für ein auf die Grundschule begrenztes Problem, in der die Kinder so schreiben und rechnen müssen, wie es die Lehrer, d.h. die Schulministerien, vorschreiben. Ich habe es vom Bayerischen Kultusministerium schriftlich, daß die Schulkinder in den weiterführenden Schulen so schreiben und rechnen dürfen, wie sie wollen, solange es lesbar und fehlerfrei ist.
In den höheren Schulklassen und erst recht im Studium merken alle sehr schnell, daß eine "gedruckte", also unverbundene Mitschrift leichter lesbar und deswegen auch für das eigene Lernen des Unterrichtsstoffes sinnvoller ist, ganz unabhängig von einem etwaigen Wunsch, eine persönliche Handschrift zu entwickeln.
Auch in handgeschriebenen Briefen tut man dem Empfänger einen Gefallen, wenn man eine unverbundene Handschrift benutzt. Wenn die Grundschulkinder gleich unverbunden schreiben lernen, ist das spätere Umlernen leichter. Am schwierigsten zu lesen sind historische "verbundene" Handschriften, das kann jeder Historiker bestätigen.
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Kommentar von Romantiker 2.1, verfaßt am 21.09.2010 um 23.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#16820
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Lieber Germanist,
das war bei mir auch so, ich hatte eine grausliche Schrift in den späteren Schuljahren, so versuchte ich mich in Druckschrift. Das hatte aber einen ersichtlichen Grund: Ich lernte nie richtig die Schreibschrift, zudem hatte ich aus Geldmangel nicht einmal einen richtigen Füller damals, höchstens diese klecksenden und kratzenden Kreuzerfüller, sondern einen Kuli – und die gingen alsbald wieder kaputt. Und wir mußten damals schon mitschreiben im Unterricht, auch das brachte uns niemand bei, wie wir das Wichtige schnell und sicher strukturiert erfassen und niederschreiben könnten, wir hechelten an den eiligen Worten der Lehrkräfte die ganze Stunde lang, ohne eigentlich zuzuhören. Nach der Schulzeit lernte ich dann erst einmal schreiben, einfach so, ich spürte das Bedürfnis, ich habe es nie bereut.
Wie kommen Sie zur der Annahme, daß alle ab den höheren Schulklassen die unverbundene Mitschrift leichter lesbar und deswegen auch für das eigene Lernen des Unterrichtsstoffes sinnvoller erachten?! Und daß man in Briefen den Empfänger ein Gefallen täte, wenn?! Ersteres konnte ich nicht beobachten, und selbst bei denen, die mit Druckschrift schrieben, war ein Entziffern häufig, nun, nicht immer einfach. Es ist doch zudem ein Unterschied, ob ich für mich Notizen mache, oder ob ich einen Adressaten vor Augen habe. Ich für mich schreibe in Kürzeln, ich denke, das machen fast alle so; schreibe ich aber eine Brief (wer macht das heute noch?), bemühe ich mich selbstverständlich darum, leserlich zu bleiben – auch das, denke ich, ein Selbstverständnis.
Ich bin zwar beileibe kein Historiker, aber am Wochenende stand ich gebeugt über Briefe, die Franz Marc vor 100 Jahren schrieb, so aus dem Feld, mit Bleistift. Alles lesbar (im Gegensatz zu Klee mit seiner Klaue, wie seine Bilder, nichts Klares, alles so winzig), somit für mich als Nachgeborener gut, eine ähnliche Handschrift gelernt zu haben und lesen zu können. Wäre ich keiner Schreibschrift kundig, ich könnte es nicht lesen, ich müßte als Historiker sozusagen in einem Studium zusätzlich noch ein Schulschriftseminar besucht haben – und die anderen? Das klingt ja schon nach Reformer, nichts vor 1996 ist von Interesse, braucht man doch nicht, allet Ballast!
Ich glaube, es gibt einfach Defizite bei der Erlernung der Schreibschrift (einer guten natürlich). Und wie ich später wie mitschreiben kann. Warum kommen solche Fragen nicht in die Tagesordnung? Ich sage es gerne noch einmal: Lerne ich es von Anfang an nicht richtig, ich lerne es ein Leben nie mehr, es sei denn, ich wende sehr viel Mühe, Zeit und Interesse auf, das wieder einzuholen – ich spreche hier aus eigener Erfahrung. Das ist wie Rechtschreibung, wie Vortragen oder einen Text schreiben. Insofern ist es für die Grundschule von größter Wichtigkeit, und alles andere sei als nur begrenzt für diese Zeit anzusehen?! – alles andere folgt doch nach dieser Zeit, in den späteren Jahren muß ich davon "zehren" können.
Schreibschriften hat es immer gegeben, Druckschriften haben sich immer kurrent "geschliffen", wenn sie geschrieben wurden, vor allem für den täglichen Gebrauch; es waren ja schließlich nicht immer nur Bibeln und dergleichen, die der langwierigen Schönschrift bedurften. Schreibschrift abzuschaffen wäre schon ein Novum, etwas Ahistorisches. Kulturrevolutionär.
Eine Frage kommt mir da in den Sinn, wir blickten hier bei dem Thema noch gar nicht über den Tellerrand hinaus, wie sieht das eigentlich bei unseren Nachbarn aus? Zerfleischen die sich auch so über Selbstverständlichkeiten? Ich fand die russische Schreibschrift zum Beispiel auch nicht gerade erbaulich noch zusätzlich und gleichzeitig zur fremden Druckschrift erlernen zu müssen. Beim Hebräischen fand ich das schon erheiternd, da ist etwas von sich aus schon eine Schreibschrift und ich mußte noch mal eine Schreibschrift dazu lernen. Nebenbei: russische Schüler schreiben astrein in Schreibschift in Seminaren und Hausarbeiten, einfach alles – und leserlich. Altbacken eben (da lernt man auch viel auswendig). Und was wären Japaner ohne ihr Hiragana und Katagana?! Ach, und die Tage sah ich in der U-Bahn einen Amerikaner mit seinem Uni-Shirt mit der jeweiligen "Heraldik" seiner Uni drauf, die war gekennzeichnet von einem Schriftzug – in Schreibschrift, unserer nicht unähnlich!
Also, ich bleib dabei: Schreibschrift ist nützlich in vielerlei Hinsicht.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 22.09.2010 um 08.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#16822
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Ich habe im Osten Anfang der 60er noch die lateinische Schrift gelernt; über die veränderte Schulausgangsschrift, wie man heute sagt, habe ich mich erst bei meinen Kindern gewundert. Es gab aber bei unserer lateinischen Schrift leichte Abweichungen zur heutigen Darstellung der LA: Das E haben wir oben mit Schleife, wie beim C, G, L und S, geschrieben. Das t hatte statt Querstrich eine kleine Schleife in der Mitte, nicht die untere Linie berührend. Auch die größere Schleife beim A lag nicht unten auf. Unser Z hatte keinen Querstrich.
Es gab von der 2. bis zum Ende der 3. Klasse ein Fach "Schönschreiben", wo besonders die Schreibschrift geübt wurde. Daß die Buchstaben etwas unterschiedliche Verbindungsbögen hatten, habe ich nicht als Problem in Erinnerung, das ergab sich aus ihrer jeweiligen Form.
Ab der 5. Klasse lernten wir Russisch. Die kyrillischen Buchstaben wurden von Anfang an nur in Schreibschrift geschrieben. Das Schreiben von Druckbuchstaben wurde gar nicht geübt, man mußte sie nur lesen können. Auch bei dieser Schrift habe ich nie gehört, daß jemand Schwierigkeiten hatte, zwei Buchstaben miteinander zu verbinden. Man mußte sie nur überhaupt erstmal können.
Daß die Kinder heutzutage in der Schule kein "Schönschreiben" mehr üben, sehe ich als Nachteil an. Der eine meiner Söhne schreibt überhaupt keine zusammenhängende Schrift, die Schriften der beiden anderen (alle drei sind mit dem Studium fertig) ähneln eher der von ABC-Schützen.
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Kommentar von Lippische Landes-Zeitung, 9. März 2011, verfaßt am 12.03.2011 um 07.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#18310
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Grundschule Dörentrup-West hält an Lateinischer Ausgangsschrift fest
Vereinfachte Ausgangsschrift bei den meisten Lipper Schulen Standard
VON JUDITH STRACKE
Dörentrup. Die Grundschule Dörentrup-West ist eine der wenigen Schulen im Kreis Lippe, die an der Lateinischen Ausgangsschrift festhält. Die Rektorin Bettina Rethmeier nimmt zu Vor- und Nachteilen Stellung.
Grundsätzlich sind seit 1953 alle deutschen Grundschulen gesetzlich verpflichtet, ihren Schülern die verbundene Schreibschrift zu lehren und zwar in lateinischer Form. Seit mehr als 20 Jahren haben die Schulen in Nordrhein-Westfalen jedoch die Möglichkeit, zwischen der Lateinischen und der so genannten Vereinfachten Ausgangsschrift zu wählen.
Letztere lehnt sich stark an die Druckschrift an, mit denen die Pennäler in dem ersten Jahr ihrer Laufbahn das Schreiben lernen. "Das war auch eines der Argumente, warum die vereinfachte Schrift entwickelt und erprobt wurde. Sie sollte so für ein unkompliziertes und unproblematisches Lernen stehen. Die Schrift baut auf der Druckschrift auf, so dass Kontinuität gewährleistet ist und die Schüler sich besser auf das Schriftbild und die Rechtschreibung konzentrieren können", weiß Bettina Rethmeier, Rektorin an der Grundschule Dörentrup-West.
Gleichwohl: Diese hält an der Lateinischen Schrift fest. Aber können sich andere Buchstaben wirklich auf Schönschrift und Rechtschreibleistung des Nachwuchses auswirken? "Unabhängige Studien zur besseren Rechtschreibleistung durch die Vereinfachte Ausgangsschrift sind bisher nicht bekannt", erklärt Bettina Rethmeier und fügt hinzu: "Wir finden die Lateinische Schrift nicht nur aus ästhetischer Sicht schöner und sind von ihr überzeugt." Die Schrift fördere außerdem Feinmotorik und Konzentration, trage zur Beruhigung bei, da bei den geschwungenen, teilweise schnörkeligen und im Fluss gehaltenen Buchstaben mehr "gemalt" werden müsse.
Die Drittklässler Klara Meyer und Luis Hülsmann haben, fernab all dieser pädagogischen Erklärungsansätze, ihre ganz persönlichen Vorstellungen hinsichtlich der Handschrift. "Wir waren froh, dass wir endlich Schreibschrift haben. Da können wir in einem durchschreiben und müssen nicht so oft absetzen. Was wir schreiben, sieht einfach besser aus", sind sich die beiden Grundschüler einig.
Die Rektorin und Deutschlehrerin Bettina Rethmeier ist sich inzwischen sicher: "Für uns stellt die Lateinische Schrift die bessere Lösung dar. Bei ihr konzentrieren sich die Kinder wirklich auf das Schreiben. Das Schriftbild ist ordentlicher und sie achten mehr auf die Rechtschreibung."
Außerdem ist die Dörentruper Schulleiterin überzeugt, dass anders als bei der Vereinfachten Ausgangsschrift beide Gehirnhälften stärker angesprochen werden. Dafür sind ihrer Meinung nach die häufigeren Drehrichtungswechsel bei der Lateinischen Schrift verantwortlich.
(www.lz-online.de)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.06.2011 um 09.26 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#18931
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Inzwischen bringt es die nächste Geschäftsidee, die "Grundschrift", auf die Titelseiten der Zeitungen. Ich habe allerdings Zweifel, ob dieses Thema ähnliche Erfolgsaussichten hat wie die VA der Gruppe um Grünwald. Allerdings ist bei der KMK nichts unmöglich.
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Kommentar von Rominte van Thiel, verfaßt am 02.07.2011 um 13.49 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#18938
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Wenn es darum geht, eine (deutsche) Kulturtechnik madig zu machen und für "die Kinder" zu "vereinfachen", ist bei der KMK so gut wie alles möglich.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.07.2011 um 13.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#18941
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Ja, ich glaube inzwischen auch, daß sogar die "Grundschrift" recht gute Aussichten hat. Die Ministerialbeamten brauchen ja immer einen Nachweis ihrer Existenzberechtigung. Deshalb darf nie etwas so bleiben, wie es ist, es muß immer was los sein, Erlasse müssen an die Schulen ergehen usw., das trifft sich bestens mit den Wünschen der Lehrmittelanbieter und Kursveranstalter.
Übrigens wird aus der Mottenkiste der Argumente auch hervorgeholt, daß die Grundschrift soundso viele Unterrichtsstunden einspare, die man dann für Wichtigeres verwenden könne. Die Lehrer warten bekanntlich ungeduldig darauf, etwas noch viel Wichtigeres machen zu können, das haben wir auch schon bei der Rechtschreibreform gehört. Ich zitiere aus meinem "Falsch ist richtig":
Als die Kritiker im Herbst 1996 von Milliardenkosten sprachen, wurden sie als Erfinder von »Katastrophenszenarios« verhöhnt. Im Sommer 1997 las man es plötzlich anders: Der Verband der Schulbuchverlage setzte dieselben Horrorzahlen in die Welt. Noch skurriler ist ein Diskussionsbeitrag von Frohmut Menze. Der Lehrmittelverleger rechnet vor, die Reform erspare dem Staat innerhalb von zehn Jahren elf Milliarden Mark, und zwar durch den Wegfall von 1.250.000.000 Unterrichtsstunden aufgrund vereinfachter Regeln. (In ähnlichen Zahlen schwelgte Jahrzehnte vorher schon Leo Weisgerber, der 200 Millionen Kinderstunden pro Jahr allein durch die Groß- und Kleinschreibung vergeudet sah.)
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Chinesische und japanische Kinder lernen bekanntlich nichts Gescheites, weil sie ihr halbes Leben mit der komplizierten Schrift vergeuden müssen ...
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Kommentar von Rominte van Thiel, verfaßt am 03.07.2011 um 17.09 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#18942
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Die Erfinder dieser sogenannten Vereinfachungen kommen offenbar auch nie auf die Idee, daß es Kindern Spaß machen könnte, etwas neu Erlerntes auch anzuwenden. Ich erinnere mich, daß ich als Erwachsene (da nicht in der DDR aufgewachsen) mit großem Vergnügen meine ersten Sätze in kyrillischer Schrift "malte", natürlich in Schreibschrift. Das erinnerte mich daran, daß ich auch in meiner Schulzeit stolz gewesen war, irgendwann nicht mehr wacklig zu schreiben.
Um aber flüssiger schreiben zu können, mußte ich tatsächlich, obwohl ich doch schon eine Handschrift hatte und somit, anders als Kinder, geübt war, viel schreiben, damit die Verbindungen zwischen den Buchstaben Routine wurden. Und ausgerechnet bei Kindern soll das für die erste Schrift nicht nötig sein?
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Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 04.07.2011 um 15.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#18953
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www.spiegel.de/schulspiegel/0,1518,771875,00.html
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 05.07.2011 um 15.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#18961
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Meine Enkeltochter hatte die jahrelangen Mäkeleien ihrer Grundschullehrerin über ihre Schreibschrift dick und hat in der vierten Klasse auf Druckschrift umgestellt. Seitdem ist Ruhe.
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Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 06.07.2011 um 19.13 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#18970
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Jetzt ist mal gut mit der Reformiererei (ZEIT, 30. 6. 2011): http://www.zeit.de/2011/27/P-Schule-Reform
Der Kampf der Konservativen gegen die Windmühlen (Telepolis, 3. 7. 2011): http://www.heise.de/tp/artikel/35/35047/1.html
Deutschland schafft seine Schreibschrift ab (Junge Freiheit, 2. 7. 2011): http://www.jungefreiheit.de/Single-News-Display-mit-Komm.154+M5c69d5d97e6.0.html
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Kommentar von derwesten.de, 12. Juli 2011, verfaßt am 12.08.2011 um 12.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#19123
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Rechtschreibfehler hängen nicht von der Schriftform ab
Die Schulleiterin der Cyriakusschule ist gegen die Abschaffung der Schreibschrift. Sie betont den didaktischen Wert. Zudem besitze Schreiben eine kontemplative und ästhetische Seite.
Auf einem DIN A4-Blatt hat Ursula Kraemer-Büscher ihre Argumente verfasst - handschriftlich. Die Rektorin der Cyriakusschule bezeichnet sich selbst als eine „Traditionalistin“. Von der Idee, die Schreibschrift abzuschaffen, hält sie gar nichts.
„Die Erklärung, man könne so die Rechtschreibung verbessern, finde ich unsinnig. Fehler hängen nicht von der Schriftform ab, sondern sind Schwächen in der Wortbildungsfindung. Da stimmt die Zuordnung zwischen Laut und Buchstabe nicht“, argumentiert sie. „Die anspruchsvolle Schreibschrift ist zudem ein Training für die Vernetzung der rechten und der linken Gehirnhälfte. Und es fördert die Figurengrundwahrnehmung,“, so die Schulleiterin weiter.
In Hamburg ist es den Schulen schon freigestellt; in Berlin wird derzeit experimentiert, ob der Unterricht von Schreibschrift überhaupt noch Sinn macht. Anstelle dessen soll eine Grundschrift – also eine Druckschrift, die mit Bögen zwischen den Buchstaben verbunden ist – gelehrt werden. So können die Kinder schneller und einfacher schreiben lernen, sagen Experten.
Philipp Jostes ist acht Jahre alt. Deutsch gehört nicht zu seinen Lieblingsfächern. „Mit der Druckschrift kann ich ordentlicher schreiben“, behauptet er. Er geht in die dritte Klasse der Cyriakusschule. In seinem Alter bildet sich die individuelle Handschrift heraus. Bei Philipp ist diese nicht sehr gewissenhaft, wie er selber zugibt. „Es macht nicht so viel Spaß. Weil meine Schrift so unordentlich ist, habe ich nur eine Zwei bekommen.“ Neben ihm sitzt Lena Nemre Klein. Sie hat Freude am Deutschunterricht. „Wie in einer Räuberhöhle“, schreibt sie in ihr Heft, alles ganz sauber - jeder Schnörkel sitzt. Sie ist stolz auf ihre gute Handschrift.
Die gleichen Argumente
Die jetzige Diskussion erinnert Kraemer-Büscher an die Einführung der so genannten vereinfachten Ausgangsschrift (VA). „Damals hat es die gleichen Argumente gegeben: die Traditionalisten auf der einen, die Reformisten auf der anderen Seite.“ Schon damals war sie skeptisch. „Noch mehr Vereinfachen geht nicht. Außerdem kommt in meinen Augen zu kurz, dass Schreiben auch etwas Kontemplatives, etwas Ästhetisches besitzt.“
(www.derwesten.de)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.10.2011 um 09.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#19402
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Interessant sind manche Begründungen der "Grundschrift", wie hier im Mannheimer Morgen:
»Mannheim. Was mit ersten krakeligen Schreibversuchen beginnt, mündet im Erwachsenenalter nicht unbedingt in gekonnten Schwüngen. Im Gegenteil, so manche Handschrift stellt sogar den Urheber vor Rätsel. Dabei verwenden Grundschüler viel Zeit darauf, leserlich schreiben zu lernen. Sie beginnen mit Druckschrift und gehen dann im Laufe des ersten Schuljahres zur Schreibschrift über. Der Grundschulverband hält dieses Nacheinander für widersinnig und überholt. Er wirbt für eine einzige Schrift: die sogenannte Grundschrift. In 16 Grundschulen in Baden-Württemberg wird dieser Weg, Schreiben zu lernen, nun ausprobiert.
Eine davon ist die Häusel-Grundschule in Zuzenhausen. Dort unterrichtet Nicole Fink. Sie ist seit 15 Jahren Lehrerin und "leidet mit den Kindern". "Viele sind frustriert, wenn sie Schreibschrift lernen müssen", erzählt die Pädagogin. Der Schreibfluss verlangsame sich, oft könnten die Kinder ihre geschwungenen Buchstaben selbst nicht richtig lesen. Auch bei ihrer eigenen Tochter sei das Erlernen der Schreibschrift "ein Kampf". Erschwerend komme hinzu, dass die Feinmotorik von Jungen und Mädchen seit Jahren schlechter werde. "Allein für das Einüben der Schreibschrift sind rund 110 Stunden nötig", so die Lehrerin. Zeit, die für Rechtschreibung oder Lesen fehle. Mit 18 Erstklässlern wird Fink die Grundschrift nun erstmals testen. Deren Eltern hätten "sehr positiv" reagiert.
"Die Grundschrift ist die Schrift, die Kinder täglich in ihrer Lebenswelt sehen und erleben - die Schrift mit Druckbuchstaben", argumentiert der Grundschulverband. Horst Bartnitzky, Vorsitzender des Verbandes, hält das Erlernen von "historisch überholten" Zweitschriften "wegen des Bruchs in der Schreibentwicklung" für "schädlich". Jungen und Mädchen könnten mit der Grundschrift eine "eigene, gut lesbare und flüssig geschriebene Handschrift" entwickeln.«
Also die feinmotorischen Fähigkeiten haben nachgelassen, deshalb muß man die letzte Gelegenheit, sie zu üben, auch noch abschaffen. Wer schreibt denn noch mit der Hand? Der nächste Schritt ist voraussehbar: Nur noch Tippen.
Schreibschrift ist schädlich. Jetzt wissen wir auch, warum wir in der Schulzeit so wenig gelesen haben und auch mit der Rechtschreibung nicht zurechtgekommen sind, wir haben einfach zu lange mit der Schreibschrift herumlaboriert.
Übrigens haben die Grundschullehrer auch die Rechtschreibreform betrieben, man hört gar nichts mehr davon, wie sie das heute beurteilen.
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Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 20.10.2011 um 10.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#19403
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Wenn ich den Gedanken hinter der Grundschrift richtig verstehe, werden nur die Basisformen der einzelnen Buchstaben direkt vermittelt. Die diversen „Designs“ der Buchstabenverbindungen, um durchgängige Schriftzüge zu entwickeln, obliegen den einzelnen Schreibern.
Solange diese Findung des Designs geführt stattfindet, finde ich so ein System gar nicht schlecht. Es entspricht eigentlich dem, was meines Erachtens ohnehin stattfindet.
Natürlich wäre es begleitend vernünftig, entsprechende Vergleiche zwischen klassischer Ausbildung und Grundschriftausbildung anzustellen, um die Methode entweder zu bestätigen oder zu widerlegen.
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Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 20.10.2011 um 12.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#19406
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Zwischen den Zeilen steht sehr wohl da, was Grundschullehrer von der (mehrmals reformierten) Rechtschreibung halten.
"Allein für das Einüben der Schreibschrift sind rund 110 Stunden nötig", so die Lehrerin. Zeit, die für Rechtschreibung oder Lesen fehle.["]
Es fehlt also schlicht und einfach die Zeit dafür. Man sucht nun nach Schuldigen und hat vorerst die Schreibschrift gefunden. Gleichzeitig kann jedoch eine reformierte Rechtschreibung nicht so einfach zu erlernen sein, wenn in der Grundschule dafür durch die Abschaffung einer Schrift eigens Zeit gefunden werden muß.
War nicht das einfache Lernen gerade in der Grundschule ein Hauptargument der Reformbetreiber? Seltsam, daß nun Zeit für etwas dergestalt Vereinfachtes fehlt!
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 20.10.2011 um 13.26 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#19407
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Meine Kinder begannen in der 1. Klasse (Bayern) mit Schwungübungen, meine Enkelkinder nicht mehr.
Nach meinen Beobachtungen behalten Wenigschreiber ihre Schulschrift bei, Vielschreiber verändern sie.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.10.2011 um 13.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#19408
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Der Grundschulverband hat sich sehr für die Rechtschreibreform eingesetzt und 2004 durch seinen Vorsitzenden erklärt, er lehne weitere Diskussionen ab, denn die schon eingeführte Reform habe den Schülern große Vorteile gebracht. Allerdings konnte er zwei Revisionen nicht verhindern. Neuere Stellungnahmen kenne ich nicht, das Thema ist wohl für den Verband nicht mehr so interessant.
Der Grundschulverband hat sich mächtig für die Vereinfachte Ausgangsschrift eingesetzt, die dann auch mit gewaltigem Aufwand flächendeckend durchgesetzt wurde. Aber während er dies betrieb, arbeitete er schon an der Grundschrift, die nun die Vereinfachte Ausgangsschrift ersetzen soll.
Alle diese Reformen sind angeblich sehr dringlich, und wie wir unsere Kultusministerien kennen, wird auch die Grundschrift wohl Erfolg haben. Die Schulen dürfen auf keinen Fall zur Ruhe kommen, denn wozu haben wir Didaktiker und Pädagogen?
Das Kernabitur wird auch neue Unruhe bringen. Man braucht ja gar nicht hinzusehen, wer dahintersteckt, es sind immer dieselben Pädagogikprofessoren, die sich alle paar Wochen ins Gespräch bringen. PISA und Bologna beschäftigen unzählige Menschen, lähmen unzählige andere. Hauptsache, es ist immer was los!
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Kommentar von B.Janas, verfaßt am 20.10.2011 um 15.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#19409
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Es ist unerträglich und nicht hinnehmbar, wie die Schulkinder für Größtexperimente ungefragt herangezogen werden. Experimente, die hinterher anstandslos in den Regelvollzug übergehen, ohne je evaluiert zu werden. Dazu würde zuerst die genaue Beschreibung des status quo gehören, dann die Durchführung des Experiments mit einer repräsentativen Zahl von Probanden sowie einer ebensolchen Kontrollgruppe, die nach alter Weise arbeitet. Am Ende dann die Aufbereitung der Ergebnisse, Vergleich vorher-nachher, und zwischen Test- und Kontrollgruppe, Bewertung der Signifikanz, Diskussion von eventuellen Neben- und Folgewirkungen etc.. Alles andere ist grob fahrlässig, angesichts der Zahl der Betroffenen unglaublich leichtsinnig. Hier und da murrt zwar das Volk, nimmt's dann aber doch hin.
Man sollte fordern, daß Experimente mit zwangsweiser Beteiligung ganzer Bevölkerungsgruppen nicht ohne demokratische Legitimierung und ohne wissenschaftlich abgesicherte Ausführung und Bewertung stattfinden dürfen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.10.2011 um 16.07 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#19410
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Schon heute können Studenten nur mit Mühe Fraktur und "Sütterlin" lesen. In Zukunft werden unsere Kinder keine Schreibschrift mehr entziffern können.
Aber nehmen wir einmal um des Arguments willen an, jede dieser Reformen brächte einen meßbaren Vorteil (was ich in keinem Fall glaube): Allein die Unruhe, der Kulturbruch (wie beschrieben) und die Kosten wären ein so hoher Preis, daß man nicht einfach darüber hinweggehen könnte, etwa nach dem Motto: Für unsere Kinder ist uns nichts zu teuer.
Wer würde es heute noch wagen, die Rechtschreibreform zu loben, sei es auch nur als kleinen Schritt in die richtige Richtung? Ist erst die Grundschrift eingeführt, werden ihre Betreiber allenfalls noch ironisch lächeln, wenn sie an die Vereinfachte Ausgangsschrift erinnert werden, die sie einst so sehr gepriesen haben.
Das Allerschlimmste scheint man sich im Augenblick unter dem "Schönschreiben" vergangener Zeiten vorstellen zu müssen. Das fällt geradezu unter die "Schwarze Pädagogik". Aber war das wirklich so grauenhaft? Angeblich ist alles Alte nur Zeitvergeudung (110 Unterrichtsstunden soll die Grundschrift einsparen! Tolle Sache!). In der gewonnen Zeit sollen die Kinder alles mögliche "selbstständig" erarbeiten. Wenn man sich da mal nicht gewaltig täuscht!
Inzwischen ist das Zwergschulprinzip wiederentdeckt worden (jahrgangsgemischte Klassen, ältere unterrichten jünger Schüler), und so besteht Aussicht, daß auch die Schreibschrift und sogar das Schönschreiben unter irgendeinem neuen Titel eines Tages wiederentdeckt werden.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.10.2011 um 16.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#19411
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Ich sehe gerade, daß die Erklärung des Grundschulverbandes von 2004 hier wohl noch nicht dokumentiert ist. Hier ist sie also:
»Presseerklärung des Grundschulverbandes zur Rechtschreibreform
Zur öffentlichen Debatte um die Reform der deutschen Rechtschreibung nimmt Horst Bartnitzky, Vorsitzender des Grundschulverbandes, Stellung:
Frankfurt am Main, 10.08.2004 - Mehr Logik, weniger Drill
Die aufgewärmte Diskussionslage um die Rechtschreibreform ist absurd. Seit Jahren ist sie in den Grundschulen erfolgreich umgesetzt - zum Wohle einsichtsvolleren Lernens - mit mehr Logik und weniger Drill. Die Rechtschreibreform wurde seinerzeit von den Grundschulen begrüßt. Was gehofft wurde, ist auch eingetreten: Die neuen Regeln der Rechtschreibung sind besser zu vermitteln.
Nur drei Beispiele:
Getrennt wird nach Sprechsilben (ohne solche Ausnahmen wie "Trenne nie st ...");
die Schreibweisen orientieren sich an den Wortstämmen (Schifffahrt mit drei f, weil es aus zwei Wörtern zusammengesetzt ist, die drei f mitbringen);
die S-Schreibung ist eindeutiger (Schloss mit zwei s, weil das o kurz gesprochen wird und Schlösser auch zwei s hat).
Damit ist mehr Logik im Rechtschreibunterricht möglich, auf mancherlei Drill (wie das ewige "Für-Diktate-Üben") kann verzichtet werden.
Natürlich hätten wir uns eine umfassendere Reform gewünscht, die das Rechtschreiben besser lehrbar macht. Aber die war nicht zu haben. Nun sind wir nach jahrzehntelangem Hin und Her froh über wenigstens dieses Reförmchen. Den Kindern kommt sie zu Gute.
Und was Grundschulkinder lernen können, sollte doch wohl Journalisten, Ministerpräsidenten und Literaten zuzumuten sein.«
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 20.10.2011 um 17.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#19412
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Ach ja, der Gute.
Und was Journalisten, Ministerpräsidenten und Literaten je nach Temperament Lachen oder blankes Entsetzen einbringt, das kann man ja dem "Gute" wehrloser, noch unwissender Schulkinder gefahrlos aufdrücken.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.10.2011 um 17.26 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#19413
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Wahrscheinlich ärgere ich mich bloß, weil ich die kilometerlangen Ausführungen über "Wechsel der Drehrichtung" usw. bei der Vereinfachten Ausgangsschrift umsonst gelesen habe. Was mag z. B. Gabriele Krichbaum zu diesem frühen Ende der VA sagen, die Mitstreiterin des inzwischen Verstorbenen Heinrich Grünewald und erfolgreichste Verkäuferin der VA?
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Kommentar von Rominte van Thiel, verfaßt am 20.10.2011 um 20.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#19415
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Merkwürdig ist doch bei all diesen sogenannten Vereinfachungen, die propagiert werden, der Hinweis auf die Zeit, die mit angeblich Unnützem verplempert wird; Zeit, die dann fehle, um das wirklich Wichtige zu lernen. So war es bei der Rechtschreibreform, die ja enorm viele Schulstunden einsparen sollte. Nun fehle aber durch das Erlernen der Schreibschrift wiederum die Zeit für die doch laut Propaganda eher unwichtige Rechtschreibung. Und plötzlich ist das Lesen wichtig? War das nicht auch zu anstrengend, so daß man den Kindern "vereinfachte" Texte vorsetzen mußte?
Worauf ich hinauswill: Die Propaganda erklärt ein x-beliebiges Kulturgut für überflüssig, so daß man sich dann fragt, was in der Schule eigentlich potenziell nicht überflüssig ist. Das steht in eigenartigem Kontrast zu den ständigen Forderungen von Politikern nach immer mehr Geld für "Bildung", "Förderung" von Unterschichtkindern, Hochschulausbildung für Kindergärtner, pardon Erzieher, Förderung schon der Kleinstkinder etc. Worin besteht also diese "Förderung", wenn doch alles unwichtig ist? Oder sollen die Kindergartenkinder mit Inhalten und Techniken gefördert werden, die für Schulkinder zu anstrengend sind?
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Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 21.10.2011 um 09.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#19416
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Bemerkenswert ist immerhin der Wandel in der pädagogischen Sicht. Traute man bei der Schrift mit dem Knöpfchen-e den Kindern noch nicht zu, einen Buchstabenübergang zu lernen, der der jeweiligen Verbindung am besten entspricht – es sollte ja ein überall gleicher Normübergang sein –, so sind andere Pädagogen mit der Grundschrift jetzt offenbar zu der genau gegenteiligen Meinung gelangt. Ich halte diese Methode übrigens nicht für eine Pseudovereinfachung, im Gegenteil.
Letztlich ist es auch zweitrangig, welche Methode zum Schrifterwerb verwendet wird, wichtig ist, daß Menschen am Ende ihrer Pflichtschulausbildung u. a. als Mindestmußforderung wirklich lesen und schreiben können. Schulen bzw. Lehrer, die das nicht zustande bringen, haben ihre Bestimmung verfehlt. Im Grundschulalter sind Kinder doch enorm wißbegierig und lernen sehr schnell, es kommt also sehr darauf an, wie ein Lehrer es schafft, diese Eigenschaften zu nutzen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.10.2011 um 09.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#19417
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Die "wissenschaftlichen Begründungen" der jeweiligen Neuerungen kann man vergessen, daran glauben nur noch die ZEIT und der SPIEGEL. Interessant ist, daß die Bevölkerung überhaupt nicht mitzureden hat. Ob die deutsche Rechtschreibung geändert werden soll (zuerst für die Schule, dann natürlich für jedermann), ob eine neue Schreibschrift eingeführt werden soll, ob überhaupt keine Schreibschrift mehr unterrichtet werden soll – das sind doch Fragen, die von der ganzen Gesellschaft beantwortet werden müßten. Aber es geschieht etwas ganz anderes: Um einen Tüftler sammelt sich eine winzige Sekte, dann gewinnt man (mit wertlosen "wissenschaftlichen" Gutachten) die GEW, den Grundschulverband und schließlich die Ministerialbürokratie für sich, läßt einschlägige Medien Werbung machen – und dann geht es ganz schnell per Erlaß in die Schulen.
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Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 21.10.2011 um 17.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#19420
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Nach meinen Erfahrungen kommen Gymnasiasten mit Fraktur gut klar; Großbuchstaben bereiten schon mal Probleme. Sütterlin ist schwierig.
Ich habe keinen Überblick über die Entwicklung der Schreibschriften der Schüler, aber heute haben viele Schüler eine dermaßen unleserliche Klaue, daß man sich als Lehrer am liebsten eine Liste geben lassen möchte, welche Krakelei welchen Buchstaben darstellen soll. Leserlich schreiben im allgemeinen nur ordentliche Mädchen. Die muß man allerdings davon abhalten, es mit dem Girlandenschmuck an gekringelten I-Punkten, Ausrufezeichen in Herzchenform und Kapitälchen statt richtiger Kleinbuchstaben zu übertreiben.
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 21.10.2011 um 19.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#19422
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Ein Dokument der Demenz, diese Erklärung des Grundschulverbandes. Auch wenn sie schon etwas angestaubt ist und ich hier sicher kaum jemandem was Neues sage, kann ich mir, weil es so schön paßt, nicht verkneifen, nochmal etwas festzustellen, was ich neulich auch dem WDR geschrieben habe (anläßlich einer erbärmlichen Sendung zu Dudens 100. Todestag):
Nach Reformschreibung darf man überhaupt nichts darüber wissen, wie ein Wort zusammengesetzt ist, um Trennungen vorzunehmen wie "Prob-lem" (propperer Lehm, Probe-Lehm?), "Kilimand-scharo" (war immerhin mal der höchste deutsche Berg, trennen wir doch dann auch "Zugs-pitze") oder, aus lauter Begeisterung über die st-Trennung, "kons-truktiv" (offenbar aus der Vorsilbe "kons-" und dem Verb "truere" zusammengesetzt?). Andererseits bedarf es aber vertiefter etymologischer Kenntnisse, um zu wissen, daß man "Brennessel" oder "Wollust" jetzt mit Dreifachkonsonant schreiben soll, "Schellack" aber weiterhin nur mit Doppel-l. Ganz zu schweigen von den selbstverschuldeten Sonderregeln: Mittag ist nicht das Gegenteil von Ohnetag, wird aber dennoch weiter nur mit Doppel-t geschrieben, ebenso wie die gerade benutzte Zusammensetzung aus denn+noch. Alles sehr stringent und einfach, weswegen sich ja auch Fehlschreibungen wie "Komisssar" und "Schauspielllehrer" häufen.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 22.10.2011 um 02.09 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#19423
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Die FAZ erlaubte sich kürzlich (6.10.11, Seite 19) folgendes Wortspiel in einer Titelzeile:
"Die Wolllust im Saum halten"
Darin folgt das 3fache l tatsächlich der reformierten Schreibweise, denn die Rede ist nicht von der Wollust, sondern vom Häkeln und Stricken, sozusagen von der Lust an der Wolle.
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Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 22.10.2011 um 03.19 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#19424
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Horst Bartnitzky scheint anzunehmen, Schreibung habe ausschließlich den Zweck, kindlichen Schreibanfängern möglichst einfach zu erscheinen. Abgesehen von der Pseudoeinfachheit, um die es sich ja handelt, zeigt sich hier sehr schön das stehengebliebene Weltbild vieler Pädagogen.
Der Reform haben wir immerhin zu verdanken, daß es für eine Bedeutung unterschiedliche Schreibweisen gibt und daß es für unterschiedliche Bedeutungen eine Schreibweise gibt, jeweils, wo früher alles klar war. Von wegen tolle neue Logik …
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 23.10.2011 um 10.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#19426
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Das Volk war anfangs nicht gegen die Rechtschreibreform. Die Reform war von Anfang an gegen das Volk.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 25.10.2011 um 15.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#19430
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Der Arabist Thomas Bauer beschreibt die mittelalterliche arabische Sprachwissenschaft als eine Kunst der "Gegenworte", die zwei entgegengesetzte Bedeutungen haben. Im "Westen" wurde das als "orientalische Dekadenz" bewertet. Die Süddeutsche Zeitung vom 24.10.11 zeigt, daß auch manche deutschen zusammengesetzten Substantive Gegenbedeutungen haben: Das Wort "Flüchtlingsschutz" bedeutet sowohl "Schutz der Flüchtlinge" als auch "Schutz vor Füchtlingen". Es lassen sich sicher noch mehr Beispiele finden. Das deutsche Wortbildungssystem fördert Ambiguitäten geradezu.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.10.2011 um 16.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#19431
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Warum das so ist, haben wir schon mehrmals besprochen, vgl. etwa hier.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 26.10.2011 um 11.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#19433
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Wenn es ein Verb mit transitiver und mit reflexiver Form gibt, die entgegengesetzte Bedeutungen haben wie z.B. "jemanden schützen" und "sich vor jemandem schützen", ergibt die Substantivierung für beide Verben dasselbe Wort, aber mit zwei entgegengesetzten Bedeutungen: "Flüchtlingsschutz" bedeutet sowohl "Schutz für Füchtlinge" als auch "Schutz vor Flüchtlingen".
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Kommentar von Alexander Glück, verfaßt am 26.10.2011 um 14.24 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#19435
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"prôtos ephê dyo logous einai peri pantos pragmatos antikeimenous allêlois" (Protagoras, Diog. L. IX 8, 51)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.10.2011 um 16.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#19436
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Protagoras ging es aber sicher nicht um die Bedeutung der Wörter, sondern er meinte, zu jeder These gebe es eine (ebenso plausible) Gegenthese.
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Kommentar von Alexander Glück, verfaßt am 26.10.2011 um 19.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#19437
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Ich fand das in diesem Zusammenhang sehr passend.
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Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 27.10.2011 um 23.49 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#19438
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Lieber Germanist,
Sich schützen ist kein reflexives Verb im engeren Sinne. Sich schützen und jmd. schützen haben keine "entgengesetzte", sondern genau die gleiche Bedeutung.
Die allgemeine Form des Verbs schützen ist etwas vor etwas schützen. Es ist insofern intransitiv, als es ein direktes Objekt haben muß. Dagegen ist das indirekte Objekt fakultativ.
Vermutlich ist bei allen Verben dieser Art die Zusammensetzung Xverbstamm zweideutig, weil X direktes oder indirektes Objekt sein kann.
Das ist aber nur ein Sonderfall der Zweideutigkeit deutscher Zusammensetzungen (im Englischen ist es nicht anders).
Jeder weiß natürlich, was mit Jugendschutz oder Kindesmißbrauch gemeint ist, Strenggenommen sind aber beide Zusammensetzungen zumindest zweideutig.
So könnte Jugendschutz grundsätzlich von die Jugend schützen, durch die Jugend schützen, vor der Jugend schützen usw. abgeleitet sein.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.10.2011 um 12.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#19440
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Noch zu den ständigen Reformen an unseren Schulen (auch zu Schupelius im Diskussionsforum): Der Glaube an neue "Methoden" ist nicht auszurotten. Bei der Vereinfachten Ausgangssschrift haben wir gesehen, daß die positiven Gutachten vom Erfinder selbst stammten, anderswo ist es ähnlich. Warum folgen die Minister den Marktschreiern?
Ich habe keine Erfahrungen mit Erstunterricht im Lesen und Schreiben und kann die "Methoden" nicht beurteilen. Als Vater dreier Töchter habe ich natürlich einiges mitbekommen, aber es war nicht aufregend. Die Ganzwortmethode war passé, das wird einer der Gründe gewesen sein, warum es ziemlich konventionell und unideologisch zuging. Ärgerlich war die Borniertheit im Kindergarten, wo geradezu verhindert wurde, daß sich die Kinder schon mit Schreiben beschäftigten, sie sollten gewissermaßen jungfräulich in die Grundschule wechseln. Kinder wollen aber meistens schon vorher lesen und schreiben, und unsere konnten es auch. Immerhin sahen sie ihre Eltern den ganzen Tag mit Büchern beschäftigt und hörten sie darüber sprechen, außerdem haben wir von Anfang an vorgelesen, Bücher mußten also etwas Köstliches enthalten.
Ich selbst konnte vor der ersten Klasse noch nicht schreiben. Ein halbes Jahr später habe ich meiner Mutter, die nach der Entbindung von meinem jüngsten Bruder im Krankenhaus lag, einen Brief geschrieben, der mir noch vorliegt. Er ist in Schreibschrift (Lateinische Ausgangsschrift), natürlich nicht fehlerfrei, aber auch nicht schlecht. Später war ich der Vorführrechtschreiber meiner Klasse, wenn der Schulrat visitierte. Das kam vom vielen Bücherlesen.
Ja, wir haben zuerst MIMI und solche Sachen geschrieben, obwohl wir weit und breit keine Mimi kannten. Das wäre aus der Sicht heutiger Pädagogen eine Todsünde, denn Schreiben soll von Anfang an kommunikativ und authentisch sein! Wie lange wird es dauern, bis dieser Schwachsinn durchschaut ist? Da waren wir Sechsjährigen schon weiter, denn wir wußten jeden Augenblick, daß es erst einmal darauf ankam, lesbare Buchstaben einzuüben. Wie gesagt, ich habe ja dann die imaginäre Mimi hinter mir gelassen und an die reale Mutti geschrieben.
Bald konnten wir alle schreiben, ich habe in dreizehn Jahren Schulzeit keine einzigen legasthenischen Mitschüler gehabt.
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Kommentar von Rominte van Thiel, verfaßt am 29.10.2011 um 19.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#19446
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Pof. Ickler zitiert den Mannheimer Morgen. Dort steht unter anderem:
»Eine davon ist die Häusel-Grundschule in Zuzenhausen. Dort unterrichtet Nicole Fink. Sie ist seit 15 Jahren Lehrerin und "leidet mit den Kindern". "Viele sind frustriert, wenn sie Schreibschrift lernen müssen", erzählt die Pädagogin. Der Schreibfluss verlangsame sich, oft könnten die Kinder ihre geschwungenen Buchstaben selbst nicht richtig lesen. Auch bei ihrer eigenen Tochter sei das Erlernen der Schreibschrift "ein Kampf". Erschwerend komme hinzu, dass die Feinmotorik von Jungen und Mädchen seit Jahren schlechter werde.«
Interessant finde ich den letzten Satz. Weil die Feinmotorik schlechter wurde, darf man sie nicht mehr verbessern? Mit der gleichen Begründung könnte man dann auch das Rechnen abschaffen, z. B. weil die Kinder sich nicht darauf konzentrieren können.
Wenn die Feinmotorik schlechter wurde, wäre das doch geradezu ein Argument FÜR sorgfältiges Schreiben als einer Möglichkeit, sie zu üben. In vielen Berufen ist Feinmotorik schließlich wichtig – nicht nur in handwerklichen. Wenn die Schule versäumt, auch solche Fertigkeiten zu üben, kommt wahrscheinlich ein paar Jahre später Frau v. d. Leyen mit ihren Bildungsgutscheinen. In Ballettkursen, im Sport- oder Instrumentalunterricht wird dann den "benachteiligten" Kindern beigebracht, was ihnen die Schule nicht zumuten durfte.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.10.2011 um 07.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#19447
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Das ist gut möglich. Schon jetzt wird vieles, was die Schule nicht mehr schafft, in private und kommerzielle Kurse ausgelagert. Bei meinen Töchtern habe ich gesehen, daß z. B. 13 bzw. 12 Jahre Musikunterricht so gut wie gar keinen Effekt gezeitigt haben, nur der private Klavierunterricht und das Singen in außerschulischen Chören war von Wert. Vielleicht gibt es bald Schönschreibkurse, wie bisher schon Töpfern, Sport usw., ein riesiger Markt tut sich auf.
Die schleichende Privatisierung des Bildungswesens hält den ganzen Betrieb an Laufen (wie bei den Juristen die Repetitorien). Auf diese Weise kann man sich noch lange etwas vormachen. Bundesbildungsministerin Schavan will ja den Religionsunterricht stärken und sieht in der Theologie eine Orientierungswissenschaft an den Universitäten ... Na ja.
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Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 30.10.2011 um 17.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#19449
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„Erschwerend komme hinzu, dass die Feinmotorik von Jungen und Mädchen seit Jahren schlechter werde.“
Ich kann mir nicht vorstellen, daß so eine Verallgemeinerung den Tatsachen entspricht!
Mir erscheint eine andere Annahme zutreffender: für Tätigkeiten die man tut, entwickeln sich die feinmotorischen Fertigkeiten, für Tätigkeiten die man nicht tut, entwickeln sich keine. Und entwickelt müssen sie überall werden, es ist noch nie ein ausgebildeter Schifahrer, Radfahrer oder Schreiber ohne entsprechendes Training vom Himmel gefallen. Genau das ist die Aufgabe von Schulungseinrichtungen, nämlich diese Fertigkeiten zu vermitteln.
Die zitierte Aussage zeugt von einem vollkommen aus dem Ruder gelaufenen Selbstverständnis der betreffenden Schule. Oder von unreflektiertem Nachplappern neumodischer Didaktikweisheiten ...
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Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 07.12.2011 um 14.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#19668
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Zum Thema "Grundschrift gegen Schreibschrift" hat die heutige "Süddeutsche" einen Artikel von Lothar Müller (www.sueddeutsche.de):
»Verglichen mit den Leidenschaften, die vor einigen Jahren der Streit um die Rechtschreibreform in der allgemeinen Öffentlichkeit auslöste, ist es kaum mehr als ein hier und da aufkommendes Grummeln: der Streit um die neue "Grundschrift", die in Deutschland eingeführt werden soll, wenn es nach dem "Grundschulverband e. V." geht, der sie energisch als Befreiung der Abc-Schützen von der überflüssigen Pein des doppelten Schreibenlernens propagiert.«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.10.2012 um 08.22 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#21723
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Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, ist vor Jahren an bayerischen Grundschulen ein neues Verfahren der schriftlichen Subtraktion eingeführt worden, das nun von Mathematikern kritisiert und wahrscheinlich bald wieder abgeschafft wird. Ich zitiere einen Ausschnitt:
»Dass es Klagen von weiterführenden Schulen gibt, bestätigt auch Thomas Sachsenröder, Direktor des Staatsinstituts für Schulqualität. "Es darf nicht zu Problemen beim Übergang in höhere Schulen kommen", sagt er. Seit Jahren tagen nun Expertenkommissionen zu dem Thema – ohne Ergebnis.
Die Diskussion sei ähnlich überflüssig wie die Debatte, ob Kinder Schreibschrift oder Druckschrift lernen sollten, sagen Grundschullehrer und wünschen sich statt eines solchen Aufwands für ein Lehrplandetail lieber mehr Zeit und Ressourcen für pädagogische Fragen.
Rieder hat einen Verdacht: "Da wurde Bewährtes über Bord geworfen, damit sich einzelne Didaktiker mit zweifelhaften Neuerungen profilieren konnten." Dass Schulbuchverlage, die an jeder Neuerung verdienen, auch Lehrerfortbildungen sponsern, fördere den Einzug manch fragwürdiger Neuerung, vermutet der Professor.
Wie am Ende eine Methode Eingang in einen Lehrplan findet, das ist in etwa so geheimnisumwittert wie das Zustandekommen einer päpstlichen Enzyklika. Derzeit wird nun am Entwurf für den neuen Grundschullehrplan gebastelt. Noch im Herbst, so hofft Sachsenröder, soll es erste Ergebnisse geben.«
Eine interessante Parallele zur Rechtschreibreform und natürlich auch zur Vereinfachten Ausgangsschrift, nur daß in diesen beiden Fällen bis heute keine Evaluation stattgefunden hat, weil das Ministerium offensichtlich gar nicht wissen will (aber wohl ahnt), wie das Ergebnis ausfallen würde. Die Hauptsache ist, daß an den Schulen immer was los ist und die Lehrer nie zur Ruhe kommen. Geschäftstüchtige Didaktiker stehen immer bereit.
Interessant auch der Hinweis, daß bisher noch kein Grundschüler wegen der Subtraktion den Übertritt ins Gymnasium (wo er dann dieses Verfahren schnell wieder vergessen muß) nicht geschafft habe. Es gab also kein Problem, das mit einer neuen Didaktik zu lösen gewesen wäre. Auch das kennen wir. Es gibt einfach zu viele Didaktiker (die oft zugleich Schulbuchautoren sind).
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.06.2014 um 17.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#26100
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Der Bund für Geistesfreiheit druckt das Protokoll einer Vorstandssitzung von 1903 ab und fragt dazu:
Wer kann das noch lesen??? (...) Übersetzung für Spätgeborene im Kommentarfeld erbeten.
(http://www.bfg-muenchen.de/portal/article/aus-dem-bfg-archiv)
Wir könnten den guten Leutchen schon helfen, wenn wir Lust dazu hätten. Warum haben sie es denn nicht in der Schule gelernt???
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.06.2014 um 09.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#26122
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Vor einigen Jahren wurde in Bayern die "Vereinfachte Ausgangsschrift" an Grundschulen verbindlich eingeführt. Ab Herbst 2014 kommt die Schulausgangsschrift (die DDR-Mutter der VA) hinzu. Immer mal was Neues, das freut die Lehrer! Es ist zu erwarten, daß auch die Lateinische Ausgangsschift irgendwann wegen ihres pädagogischen Wertes wiederentdeckt wird. Zur Zeit wird in immer mehr Bundesländern die verbundene Schrift zugunsten einer Druckschrift abgeschafft, aber in der didaktischen Literatur findet schon die ideologische Vorbereitung zur Rücknahme statt.
Es wird beklagt, daß die Kinder, wie sich bei Schultauglichkeitsuntersuchungen herausgestellt hat, feinmotorisch immer weiter zurückbleiben. (Grobmotorisch auch: Rückwärtsgehen, auf einem Bein hüfen usw.). Ich finde es aber fatal, wenn die Erlernung einer verbundenen Handschrift wieder nur mit der Nützlichkeit für fremde Zwecke begründet wird. Das ist dieselbe Kalamität wie mit der ideologischen Begründung des Lateinunterrichts. Didaktiker neigen leider überhaupt dazu: Nichts, was in der Schule gelernt wird, hat Wert - außer als Mittel zu einem höheren Zweck. (Wie das Leben nur ein Durchgangsstadium zur ewigen Seligkeit ist.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.06.2014 um 11.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#26143
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Wie berichtet wird, gibt es Bestrebungen, das Erlernen einer Handschrift vollkommen abzuschaffen und die Kinder nur noch tippen und klicken zu lassen ("Steve-Jobs-Schulen" in Holland scheinen voranzugehen). Die Kinder haben auch keine Bücher und Hefte mehr, sind also vollkommen vom tragbaren Comouter abhängig - was ja wohl auch der Zweck der Übung sein dürfte. Scheinbar selbstbestimmt, lernen die Kinder nur noch, wann und wozu sie Lust haben; der Lehrer wird zum "Lerncoach" usw.
Die Rechtschreibreform, erst recht die Kritik daran, kommt zu spät.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.10.2014 um 08.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#26913
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„Manche Sätze hat er in Sütterlin notiert, sodass kein anderer sie lesen kann.“ (ZEIT über den Schauspieler Ulrich Tukur und sein Tagebuch)
Wir Älteren sind also perfekte Kryptographen und wissen es nicht einmal.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.01.2015 um 08.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#27791
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Wie inzwischen jeder gelesen haben dürfte, schafft Finnland die Schreibschrift ab, sie wird den Schülern nicht mehr beigebracht. Ich denke, daß man durchaus unter der Überschrift dieses Tagebucheintrags weitermachen darf. Pädagogische Erwägungen und Nützlichkeitsüberlegungen werden zwar angeführt, aber treibende Kraft dürfte hier wie überall die Computerwirtschaft sein.
Die FAZ erinnert mit Recht daran, daß die Schrift nicht erfunden wurde, um die Feinmotorik zu üben. Das Argument mit der Feinmotorik ist noch schwächer als mancher weit hergeholte Nutzen des Lateinunterrichts. Lernpsychologische Begründungen sind anspruchsvoller, aber schwer zu beweisen.
Meine Töchter sind in Beruf und Studium sehr viel mit Tippen beschäftigt, schreiben aber auch gern und oft mit der Hand. Von mir selbst stehen ganze Regale mit Handgeschriebenem herum, aber seit längerer Zeit schreibe ich fast gar nichts mehr mit der Hand und habe es fast verlernt. Darum kann ich auch dem finnischen Vorpreschen nichts Überzeugendes entgegensetzen. "Das Alte stürzt..." Natürlich kann eines Tages Handschrift zum Modethema werden, mit einträglichen Kursen usw.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 14.01.2015 um 12.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#27797
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Angeblich schreiben die Studenten die Vorlesungen auf ihrem Klapprechner mit. Es würde mich schon interessieren, wie das in einer Elektrotechnik-Vorlesung abläuft mit vielen griechischen Formelzeichen und hochgestellten komplexen Formelzeichen z.B. für elektromagnetische Felder. Es ist ziemlich aufwendig, solche Formeln für Berechnungen in Computersprachen umzusetzen, die komplexe Zahlen nicht unmittelbar verstehen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.01.2015 um 06.16 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#27804
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Notebooks in Vorlesungen sind etwas Alltägliches. Einen positiven Zusammenhang mit Studienleistungen habe ich nicht feststellen können. Es gibt ja auch Professoren, die ihre Vorlesung vom Notebook ablesen oder sich an den dort und auf der Leinwand sichtbaren PowerPoint-Tafeln entlanghangeln. Der Sinn von Vorlesung und Anwesenheit wird dadurch allerdings in Frage gestellt, weshalb man nun auch das grundsätzlich zu Hause praktizierte E-Learning anstrebt. Man muß sehen, wie sich das entwickelt.
Insgesamt eine "Virtualisierung" der gesamten Kommunikation. Der tippende Mensch weiß ja normalerweise nicht, wie das alles funktioniert, dessen "Oberfläche" er bedient. Auf der anderen Seite gibt man dann Geld für Töpferkurse usw. aus, um zu erleben, wie man etwas mit den eigenen Händen schafft. Ein wunder Punkt ist die neue Anhängigkeit von technischen Prothesen. Hat der Mensch kein Gerät dabei, weiß er nicht mehr weiter. Man kann sich junge Leute vorstellen, die irgendwo in der Pampa versuchen, sich an die Buchstaben zu erinnern und sie auf einem Stück Papier nachmalen.
Müssen Kleinkinder überhaupt laufen lernen? Sie fahren doch in Zukunft nur noch und sollten gleich den Babyführerschein machen. Selber laufen kommt nur in Betracht, wenn es unter bezahlter Anleitung als Nordic walking geschieht. (Das ist nur wenig übertrieben. Wir haben Menschen getroffen, die schon viel länger hier im Dorf wohnen oder gar hier aufgewachsen sind, aber noch nie an den Feld- und Waldstellen waren, die sie jetzt auf ihrem markierten Walking-Parcours kennenlernen.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.01.2015 um 05.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#27832
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Also die Finnen schaffen die Handschrift nun doch nicht ganz ab, sondern wollen wie bei uns die Druckbuchstaben unterrichten. Forscher haben festgestellt (usw.) – es wird weiterspekuliert. Der Gewinn an Unterrichtszeit und kindlicher Lebenszeit, der von verschiedenen Seiten in Aussicht gestellt wird (wie seinerzeit bei der Rechtschreibreform), ist ein zweifelhaftes Argument.
Was das Mitschreiben in Vorlesungen angeht, so habe ich vielleicht schon mal erzählt, wie es mir damit ergangen ist. Als ich mein Studium begann, völlig ahnungslos aus einer nichtakademischen Familie kommend, glaubte ich mitschreiben zu müssen, was das Zeug hielt. Das ließ aber bald nach. In deutscher Literaturwissenschaft habe ich bald nur noch zugehört, dann auch das kaum noch, weil meine Gedanken unaufhaltsam abschweiften, von sarkastischen inneren Kommentaren zum gehörten Unsinn bis zu fachfremden Spekulationen. Ich habe mich dann vorzugsweise anderen Fächern zugewandt.
Als ich nach fast 50 Jahren anfing, die alten Sachen auszumisten, fiel mir auf, daß ich keine einzige Mitschrift jemals wieder angesehen hatte.
Das war also ein Irrweg gewesen. Was mir noch geschadet hat: Kein Mensch hat uns darauf hingewiesen, daß man wissenschaftliche Zeitschriften lesen muß. Ich bin dann von selbst drauf gekommen. Die jeweils neuesten Exemplare liegen ja in der Institutsbibliothek oder der UB aus, aber fast niemand liest sie. Dabei enthalten sie die spannenden Diskussionen, von denen man viel mehr hat als vom Handbuchwissen. Aber wir glaubten, zuerst müssen man das Grundwissen haben, bevor man Spezialdiskussionen in Zeitschriften verstehen kann – ein so gigantischer Irrtum, daß ich mich heute noch grün ärgern kann.
(Meine wiederholten Mahnungen an die Studenten, es besser zu machen, haben aber auch nichts gefruchtet; sie glauben es einfach nicht.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.02.2015 um 16.59 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#28063
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Zur Diskussion um die Handschrift:
In die Diskussion hat sich vor einiger Zeit auch der Ulmer Hirnforscher Manfred Spitzer eingeschaltet. Vereinfachungen wirkten sich nachteilig auf die geistige und motorische Entwicklung der Schüler aus, ist er überzeugt. Je komplizierter die Abläufe im Gehirn seien, desto mehr bleibe hängen. „Ein geringerer Gebrauch des Gehirnes führt zu geringerer Strukturierung und damit auch weniger Leistung.“ Das zeigten auch Studien mit Studenten. Diejenigen, die in Vorlesungen alles mittippten, hätten zwar bessere Mitschriebe, erinnerten sich aber weniger an den Stoff als die, die sich handschriftliche Notizen machten und überlegten, wie sie das Gehörte zusammenfassen. (Stuttgarter Nachrichten 12.1.15)
Mitschreiben oder zusammenfassen – das ist eine ganz andere Fage als Tippen oder Handschrift. Man kann alles mitstenographieren oder auf dem Notebook zusammenfassen. Außerdem weiß der „Hirnforscher“ Spitzer gar nichts über die Strukturierung des Gehirns durch Schreiben.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.02.2015 um 06.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#28090
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Man will herausgefunden haben, daß es am besten wäre, die Kinder nur eine einzige Schrift, und zwar die Schreibschrift erlernen zu lassen. Susanne Gaschke behauptet, in der Schule vor langer Zeit gleich die Schreibschrift gelernt zu haben, ohne den vermeintlichen Umweg über die Druckbuchstaben. Das kann ich mir allerdings kaum vorstellen, vielleicht hat sie etwas vergessen. Was mich aber bei den Befürwortern der Schreibschrift wundert, ist ihre Blindheit gegenüber der Alltagsforderung, in Druck- oder Blockbuchstaben zu schreiben. Das erleben wir doch bei allen möglichen Vordrucken. Wollen wir wirklich, daß jemand sagt: Das kann ich nicht, ich habe nur Schreibschrift gelernt? Er müßte dann aus der Erfahrung mit dem Lesen erst mühsam rekonstruieren, wie man die fast ausschließlich rezipierte Schrift auch selber schreiben kann.
Hinzu kommt, daß die Schreibschrift wenigstens teilweise nicht aus eigenem Recht existiert. Die Buchstaben konvergieren bei aller Variation auf den extrem einfachen Idealtypus hin, nämlich die Druckbuchstaben.
Wir brauchen eben beide Schriften, und sie sind auch zumutbar. Musik und Kunst sind aus den Schulen weitgehend verschwunden oder werden auf einem Niveau unterrichtet, das zum Himmel schreit. Was wird denn in der gewonnenen Zeit getrieben?
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Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 16.02.2015 um 09.40 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#28092
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"Susanne Gaschke behauptet, in der Schule vor langer Zeit gleich die Schreibschrift gelernt zu haben, ohne den vermeintlichen Umweg über die Druckbuchstaben. Das kann ich mir allerdings kaum vorstellen, vielleicht hat sie etwas vergessen."
Jetzt, wo's hier zur Sprache gekommen ist, meine ich auch, "in der Schule vor langer Zeit gleich die Schreibschrift gelernt zu haben, ohne den vermeintlichen Umweg über die Druckbuchstaben", und dann zwar nur. Druckbuchstaben als Schulthema hatte ich erst weit später und zwar im Zeichenunterricht, wo wir verschiedene Schriften mit besonderen Federn und nur schwarzer Tinte schreiben lernten. Kann sein, daß auf den Formularen, die ich als Kind auszufüllen hatte, nie stand, daß sie "in Druck- oder Blockbuchstaben" auszufüllen wären. Jedenfalls scheint mir, jetzt wo wir davon reden, daß man auch im jungen Leben schon eine ganze Menge Brauchbares einfach mitbekommt, wozu sich kultusministerielle und erziehungswissenschaftliche Schulweisheit erst mühsam was erträumen muß. Schauen wir uns doch mal standesamtliche Eintragungen aus früheren Zeiten an; die waren doch alle nicht in Druckbuchstaben, aber eben in "schöner Handschrift". Die sollte man früher so gut wie möglich lernen, meine ich mich deutlich zu erinnern.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 16.02.2015 um 09.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#28093
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Mit Druckbuchstaben habe ich noch vor meinem vierten Geburtstag geschrieben, Gegenstand des Schulunterrichts waren sie nie.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 16.02.2015 um 11.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#28095
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Kinder lernen zuerst die Druckbuchstaben an den Geschäften lesen, einfach aus Neugier. Die schreiben sie dann mit Kreide auf die Straße.
Weil die Grundschule ihnen die Schreibschrift beibringen soll, sollen die Kinder noch nicht die Druckschrift kennen.
Wenn die Lehrer zu oft an der Schreibschrift herummeckern, stellen die Schüler wieder auf Druckschrift um.
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Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 16.02.2015 um 18.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#28096
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Die Diskussion über Schreibschrift und Druckbuchstaben überrascht mich etwas. Ich habe natürlich in der damaligen „Volksschule“ Anfang der 50er Jahre (vermutlich ein oder zwei Jahre später als Prof. Ickler) zunächst die Schreibschrift gelernt. Damals wurden Bücher für jüngere Schulkinder auch durchgehend in Schreibschrift gedruckt. Ich bin damals ausgerechnet im Amerikahaus auf eine Ausgabe von „Babar der Elephant“ in Schreibschrift gestoßen. Die Babar-Bücher waren noch lange meine Lieblingsbücher.
Die Druckbuchstaben kamen später und dienten wohl ausschließlich als Leseschrift. Es bestand also überhaupt keine Bedürfnis, sie auch noch als Schreibschrift zu „lernen“. Wo erforderlich ergab sich das doch von alleine.
Offenbar blieb es noch längere Zeit so, da Frau Gaschke und wohl auch Herr Markner etwa 1973 eingeschult worden sein dürften. Wohl erst noch einige Zeit später haben die Kinder in der deutschen Grundschule mit der Druckschrift angefangen, so wie es in amerikanischen Schulen schon lange üblich war. Unsere Kinder haben übrigens die Schreibschrift an einer amerikanischen Auslandsschule gelernt, was man ihrer Schrift noch heute ansehen kann.
Daher verblüfft mich etwas der Kommentar von Prof. Ickler zu den Bemerkungen von Frau Gaschke. Wo in Deutschland hat man denn zur damaligen Zeit zuerst die Druckbuchstaben gelernt?
Die Diskussion scheint mir ein wenig an der Zweideutigkeit von „eine Schrift lernen“ zu kranken. Wie gesagt, haben wir damals die Schreibschrift als Schreibschrift und die Druckschrift als Leseschrift gelernt. Erst seitdem schon in der ersten Klasse mit der Druckschrift begonnen wurde, haben die Kinder zwei Schreibschriften erlernen müssen. Solange überhaupt noch eine Zweitschrift als Schreibschrift gelehrt wird, wird das wohl so bleiben. Von daher spricht ja tatsächlich einiges dafür, gleich mit der Schreibschrift anzufangen. Damit hätten die Schüler ja auch mehr Zeit, eine ordentliche Schreibschrift einzuüben.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 16.02.2015 um 22.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#28097
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Noch gut erinnerlich ist das Gefühl, einer absurden Veranstaltung beizuwohnen, wenn wieder ein Buchstabe in das »Buchstabenhaus« geklebt wurde. (Das war im Bundesland NRW.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.02.2015 um 05.36 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#28098
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Wieder was gelernt. Das hätte ich wirklich nicht gedacht. Aber ich bin ganz sicher, daß wir zuerst die großen Druckbuchstaben auf unsere Schiefertafeln geschrieben haben (der Geruch von Tafel, Griffel und vor allem Schwämmchen ist mir zur Unterstützung des Gedächtnisses noch gegenwärtig). Wie könnte ich die MIMI vergessen, zumal wir niemanden kannten, der Mimi hieß! Das war in Hessen 1950. Bücher in Schreibschrift hatten meine Kinder, ich selbst kann mich nicht an solche erinnern. Ich muß immer an Lurchis Abenteuer aus dem Schuhgeschäft denken, wenn ich solche Bücher sehe.
Herr Achenbach wirft die interessante Frage auf, ob die Druckbuchstaben sich von selbst ergeben, einfach weil man sie bisher zwar nicht geübt, aber gelesen hat. Dazu kann ich nichts sagen, es wird wohl irgendwo erforscht sein. Mir fällt die halbwegs parallele Frage ein, ob man chinesische Zeichen vom bloßen Lesen her auch schreiben kann. Das ist wohl möglich, auch wenn es ratsam scheint, wenigstens die einzelnen Bestandteile aktiv zu üben. Aber der Vergleich hinkt wahrscheinlich. Man sollte die Zeichen grundsätzlich schreiben können, schon um sie im Wörterbuch zu finden, weil die Zahl der Striche sich erst aus dem Schreiben ergibt.
Ich denke, die Druckbuchstaben sollten ebenfalls gelernt werden, und wenn sie sich von selbst ergeben, was die Lehrerin nachprüfen könnte, um so besser; jedenfalls braucht man sie im Leben, darauf wollte ich nur hinweisen. Und ein großes Problem sollte die Frage Handschrift/Druckschrift auch nicht sein. Wie gesagt, wir haben Ostern mit der Schule angefangen, und im Herbst konnten wir schreiben und drucken, das war wirklich keine große Sache, wenn wir auch mächtig stolz waren.
Bemerkenswert bleibt, daß derselbe Grundschulverband, kaum hatte er die Vereinfachte Ausgangsschrift mit viel ideologischem Trara durchgesetzt, schon wieder eine Schreibrevolution einleitet. So felsenfest scheinen seine Prinzipien nicht zu sein.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 17.02.2015 um 10.41 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#28102
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Die Frage "Wo in Deutschland hat man denn zur damaligen Zeit zuerst die Druckbuchstaben gelernt?" verblüfft mich aber nun auch etwas. Ich bin 1961 in Ostdeutschland eingeschult worden. Zu der Zeit wurde nicht mehr auf Schiefertafeln geschrieben. (Bei älteren Schülern habe ich aber noch welche gesehen.) Wir haben zuerst Bleistifte benutzt. Wann mit dem Füllhalter begonnen wurde, weiß ich nicht mehr genau, es war wohl noch im Laufe des ersten Schuljahres. Zuerst haben auch wir nur große Druckbuchstaben gelesen und geschrieben:
MAMA OMA AM <gemalter Tisch>
MIMI IM <gemaltes Haus>
Irgendwann, wohl ungefähr nach dem ersten Drittel des Alphabets, kamen die kleinen Druckbuchstaben dazu. Bis zum Ende des ersten Schuljahres hatten wir das gesamte Alphabet durch. Ich bin nicht mehr sicher, wann dazu die Schreibschrift eingeführt wurde, aber ich glaube, es war erst im zweiten Schuljahr. Es gab dann ein Fach "Schönschreiben", da wurde eine ganze Unterrichtsstunde lang (bis zum 3. Schuljahr, wieviele Stunden pro Woche weiß ich nicht mehr genau, ich denke ca. 2) nur Schreibschrift geübt.
Ich hatte es schon mal woanders erwähnt, im Russischunterricht ab 5. Klasse wurden alle kyrillischen Buchstaben sofort in Schreibschrift eingeübt. Die Druckbuchstaben brauchten wir nur zu lesen. Sie wurden sehr selten geschrieben.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.02.2015 um 12.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#28104
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Irgendwannn haben wir auch Fraktur mit Tuschfedern gelernt, ich weiß aber nicht mehr, ob es in Deutsch oder in Kunst war. Der Erwerb der richtigen Federn (auswechselbar in hölzernem Halter) war eine Staatsaktion, wie alles, was mit den Schulutensilien zusammenhing.
Halbkriminell war dann das Schreiben mit Kugelschreiber, wie ich unter "Kuli" schon erwähnt habe. Meine Handschrift ist zwar in jedem Fall unleserlich, aber ich habe den Eindruck, daß der Kugelschreiber dazu beigetragen hat.
War diese ganze Beschäftigung mit der Schrift nun verlorene Zeit? Was hätten wir denn sonst machen sollen? Waren wir dadurch übermäßig gestreßt? Immerhin können wir ohne Mühe, ja, ohne es besonders zu bemerken, Bücher in Fraktur lesen...
Die Rechtschreibrefomer haben uns ja vorgerechnet, wie viele Millionen Unterrichtsstunden durch die Reform eingespart werden können (und durch die Kleinschreibung hätten eingespart werden können). Jetzt will der Grundschulverband noch einmal momohaft Zeit sparen helfen. Überall wird Zeit eingespart – und wozu? Noch mehr simsen und twittern...
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Kommentar von Gunther Chmela, verfaßt am 17.02.2015 um 13.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#28106
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Bayern, im September 1947. Ich weiß noch sehr genau, daß wir mit Druckbuchstaben begonnen haben, und zwar zuerst mit den kleinen. Zuerst ein Reifen, ein Kreis (o), dann ein Reifen mit angelehntem umgedrehtem Spazierstock rechts (a), dann ein Kreis mit geradem Hirtenstab links (b), und so ging das weiter. Der Übergang zur Schreibschrift ist wohl recht bald erfolgt, ich habe heute den Eindruck, daß ich ihn nicht als besonders dramatisch wahrgenommen habe. In der dritten Klasse kam dann jedenfalls noch die Kurrentschrift (deutsche Schrift) dazu. Man war damals wohl der Meinung, daß diese Schrift weiterhin gebraucht würde. (Ich habe sogar noch in der zehnten Klasse – damals sechste Klasse Gymnasium – Aufsätze in Kurrent geschrieben.)
Geschrieben wurde zunächst mit und auf dem, was die Schüler von daheim mitbringen konnten. Manche hatten Schiefertafeln, manche unterschiedliche Hefte. Ich hatte eine Art Heft, das mir mein Vater aus losen Blättern zusammengenäht (!) hatte. Die Not war groß, und die Schule konnte den Eltern gar keine die Ausrüstung betreffenden Vorschriften machen.
Wann genau zum erstenmal mit Tinte geschrieben wurde, weiß ich nicht mehr. Es muß aber recht bald gewesen sein. Das waren aber keine Füllfederhalter, mit denen wir schrieben. In jeder Bank waren kleine Tintenfässer eingelassen, die vom Lehrer bei Bedarf aus einer großen Flasche aufgefüllt wurden. Und wir schrieben mit Federhalter und Feder zum Eintauchen. Ich glaube, daß sich trotz all der Umständlichkeit dadurch ein Gefühl für die Qualität des Schreibgeräts entwickelt hat.
Das Fach "Schönschreiben" war bis in die ersten Gymnasialjahre hinein obligat (eine Stunde pro Woche). Ich mochte es und ich kann auch heute all diese intensive Beschäftigung mit Schrift nicht als Zeitverschwendung sehen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.02.2015 um 14.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#28107
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Danke für den schönen Bericht! Die Kurrentschrift, von jedermann Sütterlin genannt, haben wir auch noch gelernt, das hatte ich vergessen. Aber wir haben sie nicht wirklich benutzt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.02.2015 um 14.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#28108
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Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#19440:
Ich habe fast alles aus meiner frühen Schulzeit vergessen, aber ich weiß noch, wie gesagt, daß ich an die Tafel gerufen wurde, wenn der Schulrat visitierte, weil ich in Rechtschreibung ziemlich gut war. (Daß ich das nach über 60 Jahren ohne Angeberei berichte, wird man mir hoffentlich glauben.) Und ich weiß noch, daß ich nach allerlei wirklich schweren Wörtern ("Litfaßsäule" war auch dabei) an "unterderhand" scheiterte, das ich noch nie gehört, geschweige denn gelesen hatte und folglich so schrieb, wie Augst es dann durchgesetzt hat. Deshalb erzähle ich es ja. Augst hat aus solchen Niederlagen den Schluß gezogen, er werde irgendwann die deutsche Rechtschreibung ändern, um doch noch recht zu behalten. Ich dagegen fand die Zusammenschreibung zwar auch willkürlich (was sie ja auch ist), aber gerade deshalb hat es mir nichts ausgemacht, zumal ich mit einem Lob an meinen Platz zurückging und mir das Lesen und Schreiben weiterhin sehr viel Freude gemacht hat.
Ach ja, einmal hatte ich in einem Aufsatz "Poggen" statt "Pocken" geschrieben, gerade so, als hätte ich schon gewußt, daß es mich mal nach Mittelfranken verschlagen würde.
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Kommentar von Gunther Chmela, verfaßt am 17.02.2015 um 15.49 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#28112
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Sütterlin hieß diese Schrift in Bayern nicht, sondern immer nur "deutsche Schrift". Nach meiner Kenntnis unterscheidet sich diese auch etwas von der Sütterlinschrift. Letztere haben Bekannte meiner Eltern verwendet, die aus Schlesien stammten, daher war mir das Schriftbild vertraut.
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Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 18.02.2015 um 00.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#28117
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Ein Druckbuchstabe, der auch in der "Druckschrift" nie geschrieben wird, ist das kleine a.
Also ist es doch besser, gleich die Schreibschrift zu lernen.
QED
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.02.2015 um 05.41 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#28118
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Also ich schreibe der Deutlichkeit halber oft auch das "offene" kleine a. Es gibt auch Druckschriften, die regulär das geschlossene enthalten. Und dann solche wie die Garamond (aus der meine Bücher im Leibniz-Verlag gesetzt sind), die in der kursiven Form zum geschlossenen a wechseln.
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Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 18.02.2015 um 11.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#28121
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Die Niederländer verwenden auch in der Schreibschrift meist den Großbuchstaben "R" statt "r". Es wohl alles Gewohnheitssache.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.02.2015 um 12.00 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#28122
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Ob nun das gedruckte a offen oder zu ist, ist das überhaupt wesentlich? So gesehen gibt es sowieso viele unterschiedliche Druckfonds. Die manuell geschriebene Druckschrift ist im Prinzip nur einer davon.
Ich schreibe auch die Ziffer 4 nie oben geschlossen. Und die 7 schreibe ich per Hand immer mit Querstrich.
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Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 18.02.2015 um 14.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#28123
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Hat jemand behauptet, das sei wesentlich?
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.02.2015 um 16.36 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#28124
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Ja, so dachte ich, denn wenn das unwesentlich ist, dann ist es falsch zu behaupten, das kleine a werde in der "Druckschrift" nie geschrieben.
Aber vielleicht meinten Sie damit etwas anderes? Ich hoffe, nicht den Unterschied zwischen Druckbuchstaben drucken und Druckbuchstaben schreiben. Heute ist aber schon Aschermittwoch :-)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.04.2017 um 09.43 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#34972
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Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#28098
Vorhin las ich etwas über Erstunterricht, dachte an unsere MIMI und hatte eine veritable, wenn auch schwache Geruchshalluzination, eben jene feuchte Schiefertafel samt leicht muffigem Schwämmchen, sogar die geölten Dielen der Baracke auf dem Feld, die in den ersten Jahren als Schulgebäude diente. (Heute ein Gewerbegebiet und nicht mehr wiederzuerkennen, wie ich kürzlich feststellte.)
Ich glaube, daß damals kein ABC-Schütze mit irgendwelchen Schreibkenntnissen in die Schule kam, ich selbst auch nicht, teils milieubedingt. Heute ist es eher die Ausnahme. Zwar haben die hiesigen "Erzieherinnen" im Kindergarten noch gegen die "verfrühte" Beschäftigung mit der Schrift gekämpft, aber das ist auch schon wieder 25 Jahre her, und seither haben sie wohl dazugelernt oder wenigstens entsprechende Anweisung bekommen. Unsere Töchter konnten mit sechs natürlich lesen und schreiben; Fähigkeiten, die ihnen in ihrer häuslichen Umgebung ganz von selbst sehr erstrebenswert scheinen mußten.
Es ist interessant, wie der Zeitgeist sich bei aller Trägheit doch wandelt. Beim ersten Kind mußte meine Frau noch den Widerstand des Klinikpersonals überwinden, um ihr Kind neben sich zu haben; dafür gab es sogar einen neumodischen Namen: Rooming-in. Heute ist das selbstverständlich, wie ich gerade bei der Geburt eines weiteren Enkelkinds erlebt habe. Die Säuglingsschwestern sind aus naheliegenden Gründen sogar froh darüber.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.06.2017 um 10.44 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#35445
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Der Didaktiker Wolfgang Menzel, heute ein Grundschrift-Propagandist, ist seinerzeit sehr schnell auf den Reformzug gesprungen und hat schon 1997 bei Westermann ein Schulwörterbuch in neuer Rechtschreibung herausgebracht, später dann noch manches andere, immer in der jeweils geltenden Neufassung. Die Rechtschreibreform ist eine ewig sprudelnde Geldquelle, wir werden es ja in den nächsten Monaten wieder erleben.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.07.2017 um 16.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#35836
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Fundsache zur Vereinfachten Ausgangsschrift:
https://www.handschrift-schreibschrift.de/defizite-der-vereinfachten-ausgangsschrift/
und Link ebd.:
http://www.bllv.de/fileadmin/Dateien/Land-PDF/Initiativen/Handschrift/Schulze_Bruening_Lupe_auf_die_VA.pdf
Mich selbst stört am meisten, daß jeder Buchstabe an der Mittellinie enden muß, auch wenn er dort am Schluß eines Wortes gar keine Verbindungsfunktion hat. Zugrunde liegt das Dogma, daß jeder Buchstabe immer dieselbe Gestalt haben soll, daß es als keine Variante für die Schlußposition geben darf. Also gewissermaßen der Gegenpol zum Arabischen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.07.2017 um 06.42 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#35839
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In den verlinkten Texten sind Dokumente enthalten, die regelmäßig zeigen, wie das Köpfchen-e in Schülertexten bis zur Unkenntlichkeit auseinandergezogen wird. Die Erfinder kommen von dieser Absurdität nicht mehr herunter, aber die Grundschrift wird das Problem zum Verschwinden bringen. VA war nur eine weitere skurrile Episode im munteren Treiben unserer Pädagogen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.09.2017 um 18.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#36246
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Noch bis in die 1970er wurden in Deutschland in der Regel zum Schreiben- und Rechnen-Lernen in der Grundschule bzw. Volksschule von den Schülern Schreibtafeln benutzt. Diese waren bis in die 1960er aus Schiefer gefertigt, so genannte Schiefertafeln, später wurden sie durch Kunststofftafeln ersetzt die preiswerter und vor allem (im Gegensatz zu Schiefer) nicht bruchempfindlich waren. Vereinzelt ist der Gebrauch von Tafeln sogar noch zum Anfang der 1990er Jahre belegt. Auf den Tafeln waren zumeist auf einer Seite Schreiblinien, auf der anderen Seite Karos vorgegeben. Aufbewahrt wurde die Tafel in einem stabileren Pappkarton, der Tafelschoner hieß. Auf diese Tafeln wurde mit Griffeln geschrieben, die im Griffelkasten, auch Griffelbüchse genannt, aufbewahrt wurden. Die Tafel wurde mit einem Schwämmchen gesäubert, das später wiederum in einer Schwammdose Platz fand, und dann mit einem Lappen getrocknet. Der außen am Schulranzen zum Trocknen herunterhängende, oft selbstgehäkelte und mit einer Schnur an der Tafel festgebundene Lappen war damals obligatorisch. Die Benutzung einer Schiefertafel war auf den Mangel an Papier und die leichte Korrekturmöglichkeit zurückzuführen. (Wikipedia)
Ich bitte um Nachsicht, wenn ich diesen schlichten Text hier einrücke. Aber ich hatte beim Lesen ein ganz eigenartiges Gefühl. Es klingt ja wie ein Bericht über die Vorgeschichte der Menschheit, und doch: Das waren ja wir!
In der Süddeutschen Zeitung bekundete eine Journalistin soeben, daß ihr das Wort Schwammdose noch nie begegnet war.
Schiefer auf Schiefer gibt ein sehr unangenehmes Geräusch, aber uns hat es damals nichts ausgemacht, im Gegenteil, wir spürten sozusagen unsere Produktivität auch akustisch.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 20.09.2017 um 22.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#36247
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Und was genau sind »Griffeln«?
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.09.2017 um 00.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#36248
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"mit Griffeln", Dativ Plural von "der Griffel"
Da sich die Gelehrten bzgl. der Abstammumg offenbar nur darüber einig sind, daß es mehr oder weniger wahrscheinlich ist, was Wikipedia so beschreibt:
"Ein Griffel (v. griech.: grapheion, Schreibgerät) ist ein Stift zur Beschriftung einer Schiefertafel oder Wachstafel", erlaube ich mir als Laie mal zu glauben, daß es doch eher mit Griff, greifen zu tun hat, als mit dem nur zufällig ähnlich lautenden griech./lat./ahd. Wort ->graf.
Umgangssprachlich-salopp werden auch die Finger Griffel genannt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.09.2017 um 04.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#36251
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Zur Diskussion um die Etymologie von Griffel s. Eintrag im Deutschen Wörterbuch. Wegen des Vokals (warum nicht grafil > greffel?) muß auch das Wörterbuch volksetymologische Anlehnung an greifen/Griff annehmen, außerdem deutsches Suffix mit Genuswechsel. Allerdings scheint die älteste Bedeutung "Schreiber" und nicht "Greifer" gewesen zu sein.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.09.2017 um 11.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#36260
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Ich hatte auch im DWB nachgesehen, und bei Paul, Kluge, dtv, aber überall kommt das Wort "[un]wahrscheinlich" vor.
Unwahrscheinlich bedeutet ja nicht, daß die Wahrscheinlichkeit null ist, sondern nur weniger wahrscheinlich, aber letztlich auch noch möglich.
Anscheinend läßt es sich nicht mehr genau klären.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.10.2017 um 04.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#36463
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Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#35836:
Um dem Anschlussprinzip an der Mittellinie treu zu bleiben, wurde das komplizierte "Köpfchen-e" entworfen, das die Schrift verlangsamt und bei einer Beschleunigung meistens deformiert wird. Das "Köpfchen-e" macht die Schrift zu einem Hindernislauf. (https://www.handschrift-schreibschrift.de/defizite-der-vereinfachten-ausgangsschrift/)
Heinrich Grünewald, Erfinder der VA, meinte, das Köpfchen-e könne im Zuge der Verflüssigung der Schrift in ein Schleifen-e übergehen. Diese Lösung finden aber die wenigsten Kinder. Manche von ihnen berichten, ihnen sei das Schleifen-e, das sie eigentlich bevorzugt hätten, in der Grundschule als Fehler angekreidet worden.(http://www.bllv.de/fileadmin/Dateien/Land-PDF/Initiativen/Handschrift/Schulze_Bruening_Lupe_auf_die_VA.pdf)
Von solchen kritischen Diskussionen nehmen Medien und Öffentlichkeit kaum noch Kenntnis. Das ist wie bei der Rechtschreibreform. Das Elend des Alltags, hier wie dort von ganz wenigen Menschen verursacht, interessiert niemanden.
(In den genannten Arbeiten sind Schülerhandschriften abgebildet.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.02.2018 um 08.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#37967
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Seit mit der Rechtschreibreform 1996 das sogenannte Dudenmonopol gebrochen wurde und allein durch die amtlichen Rechtschreibregeln festgelegt ist, was richtig und was falsch ist, hat sich der Duden stark verändert: weg von normativen Festlegungen, hin zu einem deskriptiven Ansatz mit dem Anspruch, den vorherrschenden Sprachgebrauch unter Berücksichtigung und auf Grundlage des Regelwerks möglichst genau zu dokumentieren. Die logische Folge davon ist, dass sich der Duden auch Veränderungen der Sprache nicht verschließen kann, die dem Bedürfnis entspringen, diskriminierenden Sprachgebrauch zu vermeiden. Entsprechende Hinweise zu Bezeichnungen wie »Zigeuner« oder »Eskimo« finden sich schon seit einigen Jahren in den Duden-Bänden. (https://www.korrekturen.de/rezensionen/duden_richtig_gendern.shtml)
Nun, die Dudenredaktion beschränkt sich keineswegs darauf, Veränderungen der Norm nachzuzeichnen, sondern beteiligt sich entschieden an deren Durchsetzung. Auch was die Rechtschreibung betrifft, kann ich keinen Wechsel vom Normativen zum Deskriptiven feststellen. Und was heißt „den vorherrschenden Sprachgebrauch unter Berücksichtigung und auf Grundlage des Regelwerks möglichst genau zu dokumentieren“. Sprachbeschreibung berücksichtigt ja gerade kein Regelwerk, das gehört zur Definition.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.04.2018 um 10.19 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#38414
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In der FAZ wird zwar mit Recht das Durcheinander mit den Ausgangsschriften kritisiert, aber die Verfasserin, eine "bildende Künstlerin mit Schwerpunkt Handschrift" (vgl. http://www.dorendorff.eu/9.html), kann es nicht lassen, auf fremden Gebieten zu spekulieren:
Auch dass Handschriftliches bei neuronaler Synapsenbildung zu besseren Gedächtnisleistungen führt als Tastendrücken, ist bekannt.
Reiner Unsinn ist:
Ohne das Schreiben, das wusste schon Cicero, kann es kein Denken geben.
Vorwurfsvoll:
Einen Lehrstuhl für Hanndschrifterwerb gibt es nicht.
Es gibt auch keine Lehrstühle für Zeichensetzung oder Relativsätze.
Schade um das Thema!
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.04.2018 um 04.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#38580
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Manfred Spitzer hängt sich an das neueste Modethema „Einsamkeit“. Ich kenne gebildete Menschen, die auf Spitzer schwören wie andere auf Apostel der Naturheilkunde oder gewisser Diäten. Bei "Neuro" setzt der Verstand aus.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.05.2018 um 03.40 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#38730
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Zum vorigen:
http://www.sueddeutsche.de/leben/buchautor-manfred-spitzer-ueber-einen-der-aus-aengsten-geld-macht-1.3965193
Je mehr Kritik, desto mehr Zulauf, ein Däniken der Neurowissenschaften.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.01.2019 um 17.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#40570
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Eine der Hauptthesen in Spitzers Buch lautet: Die Gesellschaft werde immer narzisstischer. Er belegt diese Behauptung, indem er eine Studie zitiert, die mithilfe von Google in Hunderttausenden amerikanischen Büchern häufiger das Wort "ich" und seltener das Wort "wir" gefunden hat als vor 50 Jahren. Andere Erklärungen, die man für dieses Phänomen vorbringen könnte, nennt er nicht. Man findet in seinen Büchern zahllose ähnliche Beispiele. (http://www.sueddeutsche.de/leben/buchautor-manfred-spitzer-ueber-einen-der-aus-aengsten-geld-macht-1.3965193 )
In der Fachliteratur hat sich das „Ich-Verbot“ gelockert. Das ist ein Wandel des Stils, der mit einer gewissen „Demokratisierung“ der Wissenschaft einhergeht; man kann auch sagen, daß Fachtexte natürlicher geworden sind. Es ist sehr gewagt, die ohnehin nichtssagende Narzißmusdiagnose daranzuhängen, die auch für ganze Gesellschaften gelten müßte (wovor manche dieser Psychologen nicht zurückschrecken).
Wenn Spitzer von digitaler „Demenz“ spricht, benutzt er einen medizinischen Fachausdruck in nichtmedizinischer, polemischer Weise, eigentlich als Schimpfwort. Er selbst sieht anscheinend keinen Verstoß gegen die wissenschaftlichen Sitten.
Man könnte Spitzer einen Wohlfühl-Angstmacher nennen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.02.2019 um 15.43 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#40808
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Die ganze Aufregung um die Rechtschreibreform verstehe ich persönlich nicht. Für mich jedenfalls ist die Sache eine reine Fußnote.
(Brief von Roger de Weck, Chefredakteuer der ZEIT, vom 23.6.1999 an Helmut Jochems)
So war das damals.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.05.2021 um 07.22 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#45855
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Manfred Spitzer: "Pandemie: Was die Krise mit uns macht und was wir daraus machen"
Erscheint im Juni 2021 und war zu erwarten.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.03.2023 um 07.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#50769
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In einem Beitrag über Renate Tost, die Mitschöpferin der Schulausgangsschrift, schreibt Ulrike Nimz:
„Wahrscheinlich habe sie die Deutsche Normalschrift gelernt, die folgte 1940 auf Fraktur und Sütterlin, und was normal war, bestimmten die Nazis.“ (SZ 29.3.23)
Diese Nazischrift haben wir auch noch gelernt, und ich schreibe sie bis heute, wenn auch bis zur Unkenntlichkeit und Unleserlichkeit entstellt.
(Der Bezug auf die Nazis wird nur an dem Ausdruck „Normal-“ festgemacht, was mir doch recht dürftig vorkommt. Alle Schulbehörden legen fest, was als Norm gelten soll. Die Vereinfachte Ausgangssschrift fällt besonders auf, wurde aber ebenso autoritär durchgesetzt wie Normalschrift und Schulausgangsschrift.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.03.2023 um 20.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#50782
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Wenn man die lateinisch-basierten Schulschriften nebeneinander sieht, fällt die Vereinfachte Ausgangsschrift aus dem Rahmen. Schon ihr Name ist ideologisch-propagandistisch. Vereinfacht gegenüber was? Und außerdem wird vorweggenommen, was erst noch zu untersuchen wäre. Ein primitiver Trick, den man auch anderswo erlebt. – Dann fällt das Doktrinäre auf: Weil jeder Buchstabe an der Mittelline enden soll, ergeben sich die hochgezogenen Schwänzchen.
Einige Sonderbarkeiten wie Köpfchen-e und Schleifen-s sind inzwischen halb zurückgenommen, es gibt in einigen Bundesländern zugelassene Varianten, die zum Hergebrachten zurückkehren. Kennen wir das nicht? Die Schrift ist wie die Rechtschreibung und die Kirche "semper reformanda"... Es sind aber nur halbherzige Reparaturarbeiten.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 29.03.2023 um 22.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#50785
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Im richtigen Leben ist die Druckschrift schneller zu schreiben und zu lesen und daher z.B. zum Mitschreiben an der Uni besser geeignet.
Zum Eintippen in den Computer sind z.B. komplizierte Elektrotechnik-Formeln mit hoch- und tiefgestellten Teilen sehr mühsam. Das geht handschriftlich viel besser und schneller.
Schönschrift ist was für Leute, die viel Zeit haben.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.03.2023 um 00.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#50786
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Damit, daß Handschrift besser als eine Computertastatur zum Mitschreiben in Vorlesungen geeignet ist, bin ich voll einverstanden.
Aber die Meinung, daß innerhalb der Handschrift die Druckschrift besser als Schreibschrift geeignet sein soll, kann ich überhaupt nicht teilen.
Eine Schrift ist umso schneller und leichter zu schreiben, je weniger man absetzen und wieder neu ansetzen muß und je weniger Ecken und Richtungswechsel man ausführen muß. All das enthält die Druckschrift, also das Schreiben von Einzelbuchstaben, in höchstem Maße. Für Formeln und Zahlen, bes. in technischen Fächern, entfällt natürlich die Schreibschrift, aber auch in diesen Fächern gibt es jede Menge Zwischentext, wo man mit einer gut eingeübten Schreibschrift wesentlich schneller ist und Zeit spart.
Eine gute Handschrift ist m. E. gleichbedeutend mit einer schnellen Handschrift. Sie stellt sich bei entsprechender Übung von allein ein, allerdings muß man dazu schon täglich mehr als die Hälfte per Hand schreiben. Ein Fach Schönschreiben in der Grundschule hilft sehr dabei, später zu einer guten und flüssigen Schreibschrift zu gelangen. Man muß es nicht übertreiben, aber die Bedeutung von Schönschreiben in der Grundschule kann man kaum überschätzen.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.03.2023 um 01.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#50788
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zu #40570:
"In der Fachliteratur hat sich das „Ich-Verbot“ gelockert."
Das geht sicherlich einher mit der Meidung des als altmodisch geltenden Pluralis Majestatis, also ein weiterer Grund, daß das Verhältnis von "ich" und "wir" sich zum "ich" hin gewandelt hat. Kein Anzeichen für mehr Egoismus oder Narzißmus.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.03.2023 um 04.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#50789
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Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen verordnen im Namen des Reichs, nach erfolgter Zustimmung des Bundesrats und des Reichstags...
Das ist der Pluralis majestatis. Über die Herkunft ist viel geschrieben worden. Der Pluralis modestiae oder auctoris, mit dem ein bürgerlicher Autor seine Kontur als Person verschwimmen läßt, ist geradezu entgegengesetzt begründet und wiederum verschieden von dem inklusiven Plural, mit dem der Lehrer und dann eben auch der Verfasser seine Schüler bzw. Leser bei der Hand nimmt und – wenigstens im Ton – mit ihnen gemeinsam auf dem Weg der Erkenntnis voranschreitet: Wenden wir uns nun der zweiten Möglichkeit zu... usw.
Und dann gibt es noch den Plural, mit dem wir (!) uns auf die eigene Gattung beziehen und über den ich mich schon in meiner Kritik der Phänomenologie und des theoretischen Solipsismus lustig gemacht habe. Da schreibt jemand für uns Käufer und Leser Bücher darüber, daß eigentlich nur seine eigene Existenz sicher sei (Cogito, ergo sum), das „Fremdseelische“ und überhaupt die „Außenwelt“ (mitsamt den Käufern und Lesern, die er abkassiert) immer unsicher und nicht beweisbar. Eine philosophische Lachnummer.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.03.2023 um 10.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#50797
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Ich habe irrtümlich die verschiedenen Wir-Formen alle unter Pluralis Majestatis zusammengefaßt. Ich meinte hier natürlich vor allem den Höflichkeits- oder Autorenplural. Daß der heute aus der Mode kommt und nicht mehr so wie früher verwendet wird, hat sicher auch nichts mit gesteigertem Narzißmus zu tun.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 19.09.2024 um 13.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#53925
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Vielleicht paßt meine Bemerkung über Schulanfang, ABC-Schützen und Zuckertüten hierher.
Früher, wenn ich mich an meinen Schulanfang und an andere in der Familie erinnere, bekamen wir eine (einzige) Zuckertüte, die war recht groß, mit sehr schönen bunten Bildern und festlicher Schleife. Sie wuchs an einem Zuckertütenbaum (daß die Eltern dafür zuständig waren, wußten wir natürlich schon) und wurde den Schulanfängern am Einschulungstag in einer zentralen Feierstunde überreicht. Vorher bekamen wir sie nicht zu sehen. Es war etwas Besonderes.
Bei heutigen Schulanfängen glaubt jeder geladene Gast, eine Zuckertüte mitbringen zu müssen. Die sehen dann auch immer sehr einfach aus, oft einfarbig, relativ klein, am besten gleich im Supermarkt fertig gefüllt. Sie unterscheiden sich nicht großartig von der der Eltern. Stolz zeigen mir die Enkel von uns sowie von Geschwistern und Cousins so zwischen drei bis sieben schlichte Zuckertüten. Na ja, sie freuen sich auch, kennen es nicht anders. Aber ich finde es schade, das Festliche um die eine, schöne, große, bunte Zuckertüte gibt es nicht mehr.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.10.2024 um 10.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#54130
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Die SZ (26.10.24) hat einen Sonderteil über die Schulschriften. Man sieht also noch einmal, daß die angeblich verschnörkelte „Lateinische Ausgangsschrift“ gar nicht so verschnörkelt war, man sieht die „Vereinfachte Ausgangsschrift“ in ihrer ganzen Häßlichkeit – und daß die Grünwaldsche Dogmatik schon wieder aufgeweicht ist: Eigentlich sollte jeder Buchstabe an der Mittellinie enden, aber das tut er im Mustertext keineswegs, wahrscheinlich weil es gar zu scheußlich aussähe.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.10.2024 um 05.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=640#54136
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Ob es für das absurde "Köpfchen-e" der VA eine Begründung gibt, ist mir nicht mehr in Erinnerung. Jedenfalls gilt es als so schwierig, daß PELIKAN und andere einschlägig Interessierte Sonderkapitel zur Einübung dieses Buchstabens bieten.
Für Schulschriften interessierte sich die Öffentlichkeit seinerzeit noch viel weniger als für Rechtschreibung, darum konnte die Idee einzelner Dogmatiker undiskutiert durchgesetzt werden.
Entsprechende Karten zeigen allerdings, daß die flächendeckende Durchsetzung nicht gelungen ist. Die Schulschrift ist uneinheitlicher als je. Das mag die Ansicht stärken, verbundene Schreibschriften seien gar nicht mehr nötig: Druckschrift plus Maschinenschreiben genügen!
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