Kommentare zu »Duden spaltet« |
Kommentar schreiben | neueste Kommentare zuoberst anzeigen | nach oben |
Kommentar von borella, verfaßt am 22.07.2006 um 20.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=564#4936
|
Ich möchte einmal die folgende allgemeine Frage an die Fachleute richten:
Gibt es eigentlich auf der Welt ein anderes Beispiel, bei dem eine Schreibreform mit annähernd so vielen Sinnentstellungen zur angestammten Schreibung einherging, wie dies bei uns hier der Fall ist?
|
Kommentar von R. M., verfaßt am 22.07.2006 um 20.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=564#4937
|
Das läßt sich schlecht beantworten, da die deutschen Probleme mit der GZS im internationalen Vergleich eher untypisch sind.
Was an dieser Liste vor allem fasziniert, ist die reine Willkür, mit der hier verfahren wird. Glaubt man bei Duden im Ernst, diesen Empfehlungen, die ja in jeder Hinsicht unerlernbar sind, mit technischen Mitteln Geltung verschaffen zu können?
|
Kommentar von Peter Müller, verfaßt am 22.07.2006 um 22.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=564#4938
|
Bemerkenswert an dieser Liste sind auch die Fälle, bei denen die getrennte Variante ausgeschieden ist (neben den Verbindungen mit -einander und -wärts), bloß: warum nur hier?
alleinstehend
festkochend
hochwachsend
leidtragend
tiefschürfend
wichtigtuend
wohlmeinend
|
Kommentar von R. M., verfaßt am 22.07.2006 um 22.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=564#4939
|
Das ist so geheimnisvoll wie der Eintrag gewinnbringend im ersten Regelwerk von 1996 es war.
|
Kommentar von Karsten Bolz, verfaßt am 23.07.2006 um 13.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=564#4940
|
Für mich sieht es fast so aus, als habe die Dudenredaktion die Getrennt- und Zusammenschreibung für diese Wörter ausgewürfelt. Wie schreibt man nur nach diesen "Empfehlungen" ein Korrekturprogramm?
|
Kommentar von Peter Müller, verfaßt am 23.07.2006 um 15.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=564#4942
|
Auch bei den Fügungen mit dem Partizip II sind getrennt geschriebene Varianten weggefallen:
gut gesinnt (nur noch: gutgesinnt)
wohl gesinnt (nur noch: wohlgesinnt)
Aber auch eine zusammengeschriebene:
andersgesinnt (nur noch: anders gesinnt)
Angesichts der folgenden Paare muß in der Tat gewürfelt worden sein:
andersgeartet - anders gesinnt (nur noch so)
gleich gesinnt - gutgesinnt (nur noch so)
gleichgeartet - gleich gelagert
hochbegabt - hoch qualifiziert
hochgeehrt - hoch entwickelt
hochgelobt - hoch motiviert
hochgesinnt - niedrig gesinnt
treu gesinnt - wohlgesinnt (nur noch so)
viel besprochen - wohlüberlegt
wohlberaten - übel beraten
wohlgesinnt (nur noch so) - anders gesinnt (nur noch so)
|
Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.07.2006 um 17.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=564#4944
|
Hier noch ein paar Lesefrüchte:
Pour le Mérite – Als Eigenname doch eigentlich unbetroffen, bei Duden jetzt groß, bei Wahrig klein geschrieben.
Die vierzehn Nothelfer (bei Duden klein und rot, bei Wahrig klein und schwarz) – aber wieso jetzt nur noch klein geschrieben? Dagegen bleiben die Heiligen Drei Könige einheitlich groß.
Wie kommt Duden darauf, daß die Internationale Einheit (I.E.) auch klein geschrieben werden kann? Wahrig weiß davon nichts.
Duden Banderole: "Auf der Grundlage der ab dem 1.8.2006 verbindlichen amtlichen Rechtschreibregeln" - Das ist ein Täuschungsversuch, weil verschwiegen wird, daß die Regeln nur für die Schulen gelten.
Auf dem Einband steht "Alle neuen, ab August 2006 für Schulen und Behörden verbindlichen Schreibungen."
Schon auf dem Einband kündigt der Wahrig einen allgemeinverständlichen Überblick an und empfiehlt diese Schreibung ausdrücklich, während der Duden allgemein verständlich empfiehlt.
|
Kommentar von Hans Noggel, verfaßt am 24.07.2006 um 10.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=564#4962
|
Die Korrekturprogramme arbeiten ohnehin wortweise. Jeder Begriff wird hinterlegt. Dabei ist es unerheblich, in welcher Verbindung er steht. Mehr Getrenntschreibung bedeutet hier, daß weniger Wörter notiert werden müssen, weil die Einzelteile ja schon bekannt sind.
Aus diesem Grunde hat die Word-Rechtschreibprüfung z. B. nichts gegen "wir fährt ohne pünktlich quasi Windel in Laune gut Haus hin" einzuwenden. Erst die Grammatikprüfung rät zu "fahren" statt "fährt", der Rest wird klaglos akzeptiert.
Es ist auch Irrsinn anzunehmen, daß durch ein Korrekturprogramm irgendetwas hinsichtlich Sprachstil, Grammatik, Rechtschreibung etc. erreicht werden kann. Der gute Schreiber stellt den Quatsch sowieso aus, der schlechte schreibt munter drauflos, läßt das Programm die erkannten Fehler automatisch "korrigieren" und hält das Ergebnis dann ohne weiteres Ansehen für richtig.
|
Kommentar von Peter Müller, verfaßt am 24.07.2006 um 19.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=564#4970
|
Weitere Ungereimtheiten:
Bei den skurrilen neuen Zusammenschreibungen vom Typ die Muskeln spielenlassen empfiehlt Duden erwartungsgemäß (und richtigerweise) die getrennten Varianten. Bei die Maske fallen lassen (im Infokasten fallen) unterläuft ihm allerdings der Fehler, die zusammengeschriebene Variante gar nicht aufzuführen (obwohl ausdrücklich als übertr. für "sein wahres Gesicht zeigen" bezeichnet). Nur im Sinne "eine Bemerkung fallenlassen" wird die Zusammenschreibung als Variante aufgeführt.
Die Getrenntschreibung von eine Maske fallen lassen und die Zusammenschreibung von eine Bemerkung fallenlassen entsprechen damit der herkömmlichen Schreibweise (für die im einen Fall ein neuer Begriff entsteht, im andern jedoch nicht - eine der als Duden-Haarspaltereien kritisierte Unterscheidung).
Was empfiehlt Duden für die Schreibung von mit jmdm. per du/Du sein? Unter du neu: mit jmdm. per Du sein, unter per herkömmlich: mit jmdm. per du sein.
|
Kommentar von Lyriost, verfaßt am 25.07.2006 um 09.08 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=564#4974
|
"Was empfiehlt Duden für die Schreibung von mit jmdm. per du/Du sein? Unter du neu: mit jmdm. per Du sein, unter per herkömmlich: mit jmdm. per du sein."
Wenn man mit der Rechtschreibung mal per du ist und mal per Du, wie der Duden, ist die Reputation perdu.
|
Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.04.2017 um 05.41 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=564#34927
|
Zehn Jahre später zeigt der Duden keine Spur von Lernfähigkeit.
„Von Duden empfohlene Schreibung: Eier legend“
Die Paraphrase Eier hervorbringend zeigt noch einmal den Unterschied: nur eierlegend (ovipar) ist klassifizierend in Gebrauch, entsprechend lebendgebärend (vivipar), das die Dudenredaktion ebenfalls beseitigen möchte.
Den Kultusministern ist das offensichtlich egal, sonst würden sie dem Treiben Einhalt gebieten.
|
Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 31.03.2020 um 20.16 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=564#43323
|
NDR-Gesundheitsmagazin »Visite«:
Schützen selbst
genähte Masken?
Ja, selbst die, wenn auch nur ein bißchen.
|
Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 01.04.2020 um 00.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=564#43325
|
Zu „Pour le Mérite – Als Eigenname doch eigentlich unbetroffen, bei Duden jetzt groß, bei Wahrig klein geschrieben“: Der Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste wird offiziell mit großem P und kleinem m geschrieben (so ist es aktuell, in der Satzung von 1842 fand sich hingegen „des Ordens pour le mérite, für die Wissenschaften und Künste“ mit kleinem p), aber was die Militärklasse angeht, so findet man mit Google Bilder vom Orden mit großem M.
|