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27.04.2006
Vom Rat ereilt
Der Verlag Hueber hat gerade eine neues Wörterbuch für Deutsch als Fremdsprache herausgebracht
Dem Prospekt ist ein Heftchen mit Probeseiten beigegeben. Daraus geht hervor, daß immer noch einzelne Buchstaben abgetrennt werden. "e-ckig" usw. Das Werk ist also beim Erscheinen bereits überholt. Wie lange "Recht haben" noch zulässig sein wird, steht auch dahin.
Im Prospekt selbst wird "einsch-ließlich" getrennt.
Die Ausspracheangaben sind ziemlich genau, aber auf sehr umgangssprachlichem Niveau, was aus didaktischer Sicht nicht unbedenklich ist: "ebenso" = [e:bmzo:] usw.
Die schlichte Tatsache, daß es sich um ein zweisprachiges Wörterbuch handelt (deutsch-englisch und umgekehrt), wird so formuliert: "Als Metasprache wird in beiden Teilen des Wörterbuchs ausschließlich die Muttersprache des Lernenden verwendet." Und, etwas seltsam: "Kommentiersprache ausschließlich in der Muttersprache der Lernenden."
Darüber sollen wir staunen: "Sie sehen, in der neuen Wörterbuch-Reihe gibt es viele Innovationen zu entdecken."
Früher wurde die strikte Einsprachigkeit über den grünen Klee gepriesen, nun ist wieder die andere Seite dran.
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Kommentar von rrbth, verfaßt am 27.04.2006 um 20.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=495#3955
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Gerade habe ich in einem Nagel neuen (2006) Englischbuch aus dem Klett-Verlag gesehen: „Es tut mir Leid, ...“
Hm, umgangssprachlich?
Da kann ich als Süddeutscher nur sagen [e:bmso:]!
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Kommentar von J. Hohenembs, verfaßt am 28.04.2006 um 10.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=495#3958
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Zur Ein- oder Mehrsprachigkeit von Wörterbüchern:
Wir wurden in den Siebzigern nach der damals bereits etwa achtzig Jahre alten Naturmethode, ausschließlich einsprachig unterrichtet.
Es ist mir noch bestens in Erinnerung, daß wir am Ende einer Unterrichtsstunde gar keine Ahnung hatten, wovon der Typ an der Tafel uberhaupt gesprochen hatte.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.05.2006 um 05.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=495#4001
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Auf meine Zuschrift antwortet der Verlag:
"Unsere Lehrwerke und Wörterbücher entsprechen dem aktuellen Stand der Rechtschreibung.
Die letzten Empfehlungen des Rats für deutsche Rechtschreibung, die im August 2006 in Kraft treten, betreffen einen verschwindend kleinen Teil des Wortschatzes und stellen zudem zu einem beträchtlichen Teil lediglich zusätzliche Alternativen dar.
Der Verlag musste sich für einen Erscheinungstermin des Titels entscheiden, daher können wir Änderungen die nach dem Druck des Buches verabschiedet wurden, nicht mehr berücksichtigen."
Ich hatte nur die geänderte Silbentrennung erwähnt. Sie betrifft Hunderte
von Wörtern, läßt keine Alternativen zu und kann nicht als "verschwindend kleiner Teil" abgetan werden. Die Bücher des Hueber Verlags entsprechen also durchaus nicht dem aktuellen Stand der Rechtschreibung.
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Kommentar von De arte bene scribendi, verfaßt am 11.05.2006 um 08.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=495#4026
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Hueber: ... betreffen einen verschwindend kleinen Teil des Wortschatzes ...
Zehetmayer: ... 80 % der Reform rückgängig gemacht ...
Deutlicher kann man ja wohl nicht verarscht werden.
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Kommentar von Bernhard Eversberg, verfaßt am 11.05.2006 um 13.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=495#4028
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Hueber behauptet in der Werbung Falschheiten? Abmahnen!
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Kommentar von Erhard Beverage, verfaßt am 11.05.2006 um 15.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=495#4029
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Duden wird offenbar doch keine Traditionsausgabe machen und läßt sich damit ein Riesengeschäft entgehen. Weiß jemand näheres?
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 11.05.2006 um 19.08 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=495#4030
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In den ins Internet gestellten Leseproben fällt auf, daß das "e" in der Infinitivendung "-en" bei manchen Verben gesprochen werden soll und bei manchen nicht, dieses also für jedes Verb gelernt werden muß. Ich halte das für eine Erschwerung.
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