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08.04.2006
Was wird Duden tun?
Eine Vermutung
Wenn ich sehe, wie noch 2005 in der Dudengrammatik an "so genannt" und dem vermeintlich reformierten "selbstständig" festgehalten wird, möchte ich annehmen, daß auch die künftigen Dudenempfehlungen in diese Richtung gehen werden. Andernfalls würde die Redaktion gar zu deutlich erkennen lassen, daß sie noch bis in die jüngste Zeit einen Holzweg weitergegangen ist.
Schon bisher war ja, "was Duden empfiehlt", nicht unbedingt das, was die Redaktion selbst für das Bessere hielt, sondern strategisch mitbestimmt. Es ist eben der Wurm drin, wie die Redaktion schon 1996 wußte, aber nach außen fast gar nicht durchblicken ließ.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 16.04.2006 um 19.15 Uhr
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Die Politiker und ihre Beamten haben vor 1996 nicht mehr mit ernsthaftem Widerstand gerechnet, weil ja das Anstößigste – die Kleinschreibung der Substantive, die Entdifferenzierung von das und daß – aus dem Programm genommen worden war. Inzwischen ist man etwas kleinlaut geworden – man hoffe, einem Rechtschreibfrieden näher zu kommen, heißt es aus NRW.
Nun ist die deutsche Rechtschreibung wieder dort angekommen, wo sie hingehört: bei den Wörterbuchmachern. Das ist nur in einem sehr abstrakten Sinne richtig. Zum einen hat sich der Staat ja nicht wirklich zurückgezogen – die nächste Rechtschreibreform in fünf Jahren wird wieder seiner Zustimmung bedürfen. Zum anderen handeln die Lexikographen hierzulande nicht gemäß ihrem linguistischen Ethos, sondern gemäß ihren ökonomischen Interessen. In Zukunft wird jede neue Duden-Ausgabe nicht nur mit 5000 neuen Wörtern, sondern darüber hinaus mit 50 oder 500 neuen Schreibungen beworben werden.
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Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 16.04.2006 um 17.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=484#3810
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Wenn man Schuldzuweisungen vornehmen möchte, so ist sicher den politisch Verantwortlichen mindestens Fahrlässigkeit vorzuwerfen. In ihrem eigenen Machtbereich haben sie ohne Not ein gänzlich unerprobtes Produkt etabliert, haben keinerlei unabhängiges Urteil eingeholt und tausendfache Warnungen in den Wind geschlagen. Auch als die Fehlerhaftigkeit des Projektes für jeden, der sehen wollte, offenbar wurde, fehlten Kraft und Wille zur Umkehr. Da schlug dann Fahrlässigkeit in Vorsatz um. Mangel an Sachkenntnis werte ich auch nicht etwa als mildernden Umstand, sondern ganz im Gegenteil als besonders vorwerfbar.
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Kommentar von Ursula Morin, verfaßt am 16.04.2006 um 16.58 Uhr
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Lieber "kratzbaum", meine Anmerkung zum "blinden Tun" der Politiker war keine Kritik an Ihrem vorigen Beitrag, ganz im Gegenteil. Ich fand den Ausdruck - und den Beitrag - nur so gut, daß ich ihn unbedingt aufgreifen wollte.
Man kann ja aus verschiedenen Gründen blind sein, blind geboren z.B. - oder man hat sich selbst die Augen ausgestochen, weil man nicht mehr in der Lage ist, der Wirklichkeit ins Gesicht zu sehen. Im vorliegenden Fall beruht die "Blindheit" wohl auf letzterem und einem vagen Gefühl, man könnte sich in diesem Bereich vielleicht profilieren. Ich nehme es den Kultuspolitikern sehr übel, daß sich offensichtlich keiner ernsthaft mit dem Inhalt der Reform beschäftigt hat. Wenn alle politischen Entscheidungen mit ähnlicher Blindheit gefaßt werden, kann einem wirklich angst und bange werden ...
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Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 16.04.2006 um 15.43 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=484#3808
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Liebe Frau Morin, mit "blindem Tun" meinte ich, daß die Entscheidungsträger in diesem Falle noch weniger Sachkenntnis als sonst besaßen. H. Kuhlmann hat in ihrer bemerkenswerten Arbeit gezeigt, daß die Motive der Reformer und die der Kultusminister nicht identisch waren. Man kann schon sagen, daß die Kultusbürokraten sich haben zum Werkzeug machen lassen. Die führenden Reformer haben jahrzehntelang darauf hingearbeitet, bis sie sich schließlich den staatlichen Auftrag "geholt" hatten. Von da an brauchten sie ihr Projekt nicht mehr zu legitimieren. Wo und wie die Weichen im einzelnen gestellt wurden, wird vielleicht einmal ein späteres Quellenstudium offenbaren.
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Kommentar von Ursula Morin, verfaßt am 16.04.2006 um 15.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=484#3807
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Zum "blinden Tun" der Politiker - das ist keine ungewollte Blindheit, sondern eher der Wille, Dinge erst dann wahrzunehmen, wenn es opportun ist. Man beachte dazu das Interview mit Frau Schavan in der heutigen Sonntagsausgabe der FAZ.
Schon vor Jahren - als Frau Schavan noch Kultusministerin in Baden-Württemberg war und die Rechtschreibreform im Kreise ihrer Kollegen abgenickt und zur Umsetzung freigegeben hat - hatte ich ihr das Buch "Regelungsgewalt" von Prof. Ickler zur Stellungnahme geschickt. Damit sie nicht alles zu lesen brauchte, hatte ich sogar einschlägige Stellen markiert. Ich habe keine Antwort erhalten - noch nicht einmal eine Empfangsbestätigung, was nur höflich gewesen wäre.
Heute ist Frau Schavan - ausgerechnet - Forschungsministerin und kann so vollmundige Aussagen von sich geben wie z.B. "Wir wollen im Technologietransfer Motor auf dem Weltmarkt werden."
Wie immer habe ich mich nicht so sehr über das Interviewobjekt geärgert (jeder tut, was er kann), sondern über den Journalisten, der das Interview geführt hat. Wieso kommen da nie provozierende Fragen, wieso wird nicht nachgehakt, wenn sich ein Politiker wieder einmal aus der Verantwortung drücken will? Es ist doch nicht so, daß man heute an die Wand gestellt würde, wenn man unangenehme Fragen stellt, oder?
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Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 15.04.2006 um 02.24 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=484#3805
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Die 1996er-Reform liegt zwar in Trümmern. Das heißt aber noch nicht, daß es mit der Reformiererei ein Ende hat, gerade weil es den Politikern nie auf die Inhalte ankam: Man denke an die berühmte Blüml-Äußerung, derzufolge der eigentliche Zweck der Reform gar nicht die Änderungen im einzelnen waren, sondern vielmehr, die Rechtschreibung in die Zuständigkeit des Staates "zurückzuholen" (oder so ähnlich – das erinnert ein bißchen an das "Rattachement de l'Alsace à la France" im 17. Jahrhundert und an ähnliche Heimholungsaktionen). Drolligerweise kann der Staat aber gar nichts anfangen mit der Beute, die ihm die Rechtschreibreformer da apportiert haben. Die Politiker sind selbst konsterniert angesichts des Sieges, den sie über die Gesellschaft errungen haben. Sie haben jedoch begriffen, daß sie ihn nicht fahrenlassen dürfen, wenn sie sich nicht selbst gefährden wollen (das hat es mit der "Staatsraison" auf sich). Deshalb werden sie die Hunde weiter mit den Knochen spielen lassen.
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Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 14.04.2006 um 19.28 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=484#3804
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Schicksalswege
Inhaltlich hat die Reform die politisch Verantwortlichen nie besonders interessiert. Dies war die Bedingung ihrer Durchsetzung, aber auch die Ursache ihres Scheiterns. (Caveat emptor!) Sie wußten eigentlich nie, was sie taten, entwickelten aber in ihrem blinden Tun eine außerordentliche Tatkraft, die in einem bemerkenswerten Mißverhältnis zum eher zweitrangigen Objekt stand. Sämtliche öffentlichen Äußerungen zur Sache, stets gespeist aus zweiter und dritter Hand, zeugen von einer schon verblüffenden Naivität und Ahnungslosigkeit. Auch der Vorsitzende des Rates für deutsche Rechtschreibung ließ bisher keine tiefergehenden Kenntnisse vermuten. Dies war aber keineswegs hinderlich für die Ausübung seines Amtes, sondern gerade ein besonderer Ausweis. Man stelle sich bloß einen anerkannten Sprachwissenschaftler an seiner Stelle vor; zumindet dieser Rat wäre nicht arbeitsfähig gewesen.
Die Indifferenz gegenüber den Inhalten hatte auch die völlige Wirkungslosigkeit wissenschaftlich begründeter Kritik zur Folge. ("Die Reform hält allen Einwänden stand.") Eine solche Immunisierung nährt den Verdacht, daß hier ein stark irrationales, sektiererisches Moment wirksam ist. Von der ehemaligen Kommission über den Beirat bis zum Rechtschreibrat kann man sozusagen ein Gefälle hin zu immer geringerer Sachkompetenz feststellen – entgegen einer begründeten Erwartung. Der Würgegriff der Zweidrittelmehrheit war da nur konsequent und zugleich entlarvend. Nun ist die deutsche Rechtschreibung wieder dort angekommen, wo sie hingehört: bei den Wörterbuchmachern. Man wird ihnen weitgehend freie Hand lassen, sie werden den Schein der Reformfolgsamkeit wahren und im übrigen "unaufgeregt" im Laufe der Zeit das vollenden, wozu die KMk zwar die Einsicht, nicht aber die Kraft hatte.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.04.2006 um 11.09 Uhr
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Obwohl es meiner Erinnerung nach keinen förmlichen Beschluß dazu gegeben hat, können sich die privilegierten Wörterbuchverlage ermächtigt fühlen, die neuen Regeln nach eigenem Gutdünken auszulegen. Die KMK hat ja schon immer gesagt, daß alle Wörterbücher, die von sich behaupten (!), die neuen Regeln zu beachten, damit auch schon gültig sind, ohne weitere Nachprüfung. Das soll so bleiben. Es ist also tatsächich fast wieder wie früher, nur mit zwei Unterschieden: Es sind jetzt drei Wörterbuchunternehmen statt des einzigen Duden, und die Schreibweisen sind insgesamt schlechter als zuvor, wahrscheinlich auch schwieriger als die alte Dudenrechtschreibung und ganz gewiß schwieriger als eine vernünftige deskriptive Darstellung der bisher üblichen.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 14.04.2006 um 08.50 Uhr
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Wenn im Wörterverzeichnis Schreibweisen auftauchen, die gar nicht vom Rechtschreibrat beschlossen worden sind, stellt sich die Frage, ob diese Listen schon vorab von den Kultusministern genehmigt sind oder noch genehmigt werden müssen. Weil dies sicher ganz pauschal geschehen würde, ist de fakto die praktisch unkrontrollierte Herrschaft der Wörterbuchverlage wiederhergestellt. Nur umfaßt diese Herrschaft jetzt auch eigenmächtige Neuerungen, die das Schreibvolk noch gar nicht kennt und vielleicht gar nicht will. Gehört die Sprache damit jetzt den Wörterbuchmachern?
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Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 13.04.2006 um 00.41 Uhr
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Nun, ich war mit meiner Verteidigung der Pharma-Industrie (#3748) also auf falschem Wege. Jochems und Kratzbaum sind im Rechtschreibdurcheinander Optimisten, was ich allerdings durchaus nicht bin. Ich hatte nur Jochems' Kritik aufgenommen; er wollte da keine Formulierung akzeptieren, die andern hätte Anlaß geben können zu denken, Frau Pfeiffer-Stolz wüßte nicht, wovon sie redete. Frau Morin hat jedoch mit ihrem Hinweis (#3767) völlig recht, und ehrlich, — ganz so wohl fühlte ich mich bei meinem Hinweis auf die größere Ehrlichkeit der Pharma-Industrie auch nicht. Hatte ich doch zu Jugendzeiten Brechts Jonathan Jeremias Peachum genau zugehört: "Die Welt ist arm, der Mensch ist schlecht. Wer wollt auf Erden nicht ein Paradies? Doch die Verhältnisse, gestatten sie's? Nein, sie gestatten's eben nicht." Und auch der Duden tut also eben fleißig nichts anderes als was Rüstungsindustrie, Pharmaindustrie, Straßen- und Hochbau, Kosmetikindustrie und wohl jede Industrie nach innerer Gesetzmäßigkeit tun, auch der Amtsschimmel: Einen Bedarf herstellen, wo's nur geht, auch wenn das im Interesse des Gemeinwohls ganz und gar nicht gerechtfertigt ist. Nur wir armen Lehrer und Belehrer tun das nicht; denn wir sind uns sicher und sehen tagtäglich, daß die Welt Menschen braucht, die mehr wissen und ihre Sache besser können.
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Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 12.04.2006 um 17.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=484#3789
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Noch ein Hinweis: Cholesterin ist mehr Alltagssprachgebrauch, während in der systematischen chemischen Nomenklatur Cholesterol regelkonform ist. (> sek. Alkohol). Heute zum Cholesterin und zum (umstrittenen) Nutzen von Statinen auch ein Artikel in der F.A.Z.
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Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 10.04.2006 um 23.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=484#3768
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Stimmt: Die Pharmaindustrie möchte so viel wie möglich Gewinn mit Medikamenten machen. Zu diesem Zweck ist es aus ihrer Sicht nützlich, wenn möglichst viele Menschen "krank" sind, das heißt: sich krank fühlen, sich für krank halten, als krank diagnostiziert werden oder auch tatsächlich krank sind; die Maßnahmen der Pharmakonzerne beschränken sich keineswegs auf stille Hoffnungen, sondern es wird systematisch versucht, aus Gesunden Kranke zu machen. Sobald es neben den tatsächlichen Kranken genügend eingebildete Kranke gibt, werden die Medikamente als Rettung in der Not angepriesen. Genau dasselbe wie der Duden mit seinem Franchise-Programm für Rechtschreib-Nachhilfe. So etwas ginge zwar auch ohne Rechtschreibreform, aber viel besser mit der Rechtschreibreform. Auch hier wurde aus einem guten (gesunden) System (Organismus) ein hochproblematisches (krankes) System gemacht, bei dem nun große Teile der Gesellschaft hysterisch versuchen, es zu bekämpfen oder am besten gleich vollständig auszurotten, weil es ganz fürchterlich störend und für die Kinder gefährlich sei.
Übrigens bilden sich viele ein, sie würden nun einfach nach der Neuregelung schreiben; in Wirklichkeit haben sie keine Ahnung. Sie kennen hauptsächlich die Änderungen bei ss/ß und beherrschen selbst hier die Neuregelung nicht. Andere, bei denen es von Berufs wegen wirklich darauf ankommt, daß sie möglichst regelgetreu schreiben, haben eher das Gefühl, sie seien permanent unsicher, ob sich nun eine Schreibweise geändert hat oder nicht: bei ss/ß, bei allen möglichen Kommas und Trennungen, bei groß/klein und getrennt/zusammen, sprich: quer durch die ganze Rechtschreibung. Und das sieht man auch sehr deutlich, wenn man ausnahmsweise etwas von der Neuregelung versteht. Frau Morin hat darauf hingewiesen. Ich finde die hartnäckigen Beschwichtigungsversuche von Professor Jochems "Es hat sich doch fast überhaupt nichts geändert" deshalb überhaupt nicht angebracht und sehr lästig. "Nur" die Laut-Buchstaben-Zuordnung ist einigermaßen unverändert geblieben. Muß denn das Wort Baum nach einer Reform Lírf geschrieben werden, damit Professor Jochems bemerkt, daß etwas Folgenreiches vor sich geht?
Harry Rowohlt bezeichnete schon sehr früh die Rechtschreibreform als "subventionierte Legasthenie". Das war hellsichtig. In genau der gleichen Weise kann man treffend von allgemeiner "Legasthenisierung" sprechen. Das ist stilistisch doch viel besser, als wenn ich zum Beispiel immer formuliere: "Die Fehlerquoten haben überall zugenommen."
Hinweis: Im Deutschen sagt man Cholesterin, das Buch heißt Die Cholesterin-Lüge.
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Kommentar von Ursula Morin, verfaßt am 10.04.2006 um 22.09 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=484#3767
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Zum Beitrag von Horst Ludwig vom 10.4.:
Die Pharma-Industrie mit ihren Lobbyisten in Regierung und Ärzteverbänden steckt sehr wohl hinter vielen Krankheiten, die früher keine waren und die man nach Absenkung der früheren Normalwerte (für Blutdruck, Cholesterol usw.) nun mit Medikamenten behandeln kann.
Es sind da durchaus einige, die Rechtschreibreform von den Profiten her noch übertreffende Skandale im Gange. Ich verweise da z.B. auf das Buch "Die Cholesterol-Lüge" zum Riesengeschäft mit den Statinen, die vielfach unnötigerweise verordnet werden. Auch bei den Blutdrucksenkern sieht es ähnlich aus ...
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Kommentar von Ursula Morin, verfaßt am 10.04.2006 um 21.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=484#3766
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Zum Beitrag von Herrn Jochems vom 9.4. - Wer nicht an die Legasthenisierung der jüngeren Generationen glaubt, die offensichtlich in den Genuß der Liberalität beim Rechtschreibunterricht gekommen sind (oder die gar keinen diesbezüglich Unterricht genossen zu haben scheinen), der sollte mal in die Internet-Foren schauen (nicht diesem hier natürlich).
Gestern habe ich einen "Chat" gelesen, bei dem von fünf Teilnehmern keiner die Differenzierung von "das/dass", noch eine rudimentäre Interpunktion bzw. die Groß-/Kleinschreibung beherrscht hat. Vielleicht ist der Ausdruck "Legasthenisierung" ja falsch, denn so viele junge Leute können gar nicht Legastheniker im eigentlichen Sinne sein ... sie haben nur keinen Unterricht genossen. Die Schule hat ihren Auftrag sträflich vernachlässigt ... In meiner Schule konnten damals (das ist einige Jährchen her) alle - und zwar aus allen Gesellschaftsschichten - in der vierten Klasse einigermaßen richtig schreiben. Nun kann das nur noch die "Elite" - ein toller Erfolg der pädagogischen Gleichmacherei!
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Kommentar von Bernhard Eversberg, verfaßt am 10.04.2006 um 15.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=484#3765
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Der Rat wird kein Geld kriegen, also werden allenfalls die bezahlten Interessenvertreter noch hinfahren. Die Politiker werden keinen Finger mehr krumm machen, nachdem sie sich so viele schon dran verbrannt haben und Lorbeeren offensichtlich keine mehr zu holen sind. Wer überhaupt noch im Amt ist, wird sich heraushalten, wer nicht, wird nur noch bedauernd die Hände heben und höchstens sagen: "Sowas machen wir nie wieder!" (aber auch keinen Finger rühren zur Schadensbegrenzung). Und die Medien schweigen die Sache lieber mausetot, nach dem Rückschritt der FAZ steht dann der Blätterwald nur noch schwarz und schweiget - es GIBT ja genug andere Probleme und die SIND ja auch alle ganz schlimm.
In dieser Gesamtsituation kann man nur versuchen, die schweigende Mehrheit zu selbstbewußtem (und nicht nur gleichgültigem) klassischem Schreiben zu animieren und zum Kauf eines "Ickler". Wenn Bedarf für einen "Traditionsduden" deutlich erkennbar wird, dann wird auch einer kommen, sonst müßten die Gesetze des Marktes umgeschrieben werden. Ja und dann wird die Reformruine zuwuchern.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 10.04.2006 um 13.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=484#3763
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Das ist viel zu optimistisch gedacht! Mittelfristig viel interessanter ist das Fortschreiten auf Gallmannschen Pfaden: ein Bisschen usw. Auch neue Augstianismen sind nicht unbedingt unattraktiv: Flopp wegen floppen usw.
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Kommentar von J. S., verfaßt am 10.04.2006 um 12.26 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=484#3762
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An Software-Updates hat man sich ja gewöhnt, deshalb könnten Rechtschreib-Updates durchaus auf Akzeptanz stoßen. Den Begriff "Reform" wird man mit Rechtschreibung auf lange Sicht wohl nicht mehr in Verbindung bringen. Auf Basis des Arguments, daß Sprache im Fluß ist, braucht man auch in der Rechtschreibung nicht auf Endgültigkeit bestehen. Das Ziel ist vielmehr eine allgemein akzeptierte, größtmögliche Einheitlichkeit. Ein vernünftig arbeitender Rechtschreibrat, so er denn zustande käme, könnte Stück für Stück die Reformschwächen aufarbeiten. In ein paar Jahren wäre dann die weitgehend wiederhergestellte alte Rechtschreibung wieder die neueste. Vielleicht erfährt selbst Adelung eine Renaissance.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 10.04.2006 um 11.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=484#3761
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Wenn der Rechtschreibrat seine Arbeit verstetigt, wird er alle fünf oder zehn Jahre Änderungen der Orthographie verfügen. Das liegt nicht nur im Interesse der Wörterbuchverlage, sondern ergibt sich zwangsläufig aus dem Bedürfnis einer solchen Institution, die eigene Existenz zu rechtfertigen. Man muß nur die Situation in Dänemark, Norwegen oder im niederländischen Sprachraum betrachten, um zu erkennen, daß die Immunisierung der Gesellschaft gegen weitere Rechtschreibreformen nicht lange vorhält.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.04.2006 um 11.38 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=484#3760
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Je einseitiger der Dudenverlag auf das Werbeargument der "Endgültigkeit" setzt, desto stärker ist der Druck, alle anderen Produkte des Hauses ebenfalls an die Revision von 2006 anzupassen. Die Revision von 2004 ist tunlichst heruntergespielt worden, mit der Umsetzung ließ man sich Zeit und unterließ sie allmählich ganz. Andere Verlage und die Kultusminister selbst haben es ähnlich gehalten, weil sie an ihre eigenen Verbindlichkeitserklärungen verständlicherweise nicht glaubten. So kam es, daß die Revision von 2004 kaum Spuren hinterlassen hat.
Daraus folgt aber auch, daß der Rechtschreibrat, selbst wenn er noch einmal reanimiert wird, keine weiteren Revisionsmaßnahmen mehr planen darf. Die Steine des Anstoßes werden also bleiben. Vielleicht war es doch nicht so klug von der KMK und ihrem dienstbaren Geist Zehetmair, die Arbeit des Rates so frühzeitig abzuwürgen.
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Kommentar von J. S., verfaßt am 10.04.2006 um 11.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=484#3758
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Die Marke DUDEN befindet sich im fortschreitenden Dudelirium. Sie ist infolge der Rechtschreibreform geschwächt, weil das grundlegende Qualitätsversprechen nicht mehr eingelöst werden kann: klare sprachliche Orientierung. Wegen der ständigen Nachbesserungen kann man sich als Käufer nicht mehr auf den DUDEN verlassen, der Marke also kein Vertrauen mehr entgegenbringen. Die künftig erlaubten Doppelschreibungen tragen zur weiteren Erosion bei. Einheitlichkeit weicht der Beliebigkeit. Damit wird der Markenkern, und das ist die existentielle Grundlage jeder Marke, weiter ausgehöhlt. Trotzdem kann der Duden-Verlag noch eine Zeitlang von dem guten Ruf zehren, den die Marke in den vorangegangenen 100 Jahren gewonnen hat.
PS: Wer Interesse am Thema Marke hat, sollte den Klassiker der Markentechnik lesen: "Die Gewinnung des öffentlichen Vertrauens" von Hans Domizlaff. Eine äußerst lehrreiche Lektüre!
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Kommentar von Solarplexus, verfaßt am 10.04.2006 um 09.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=484#3754
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Zwei Dinge werden hier nicht reflektiert:
1. Florian Langenscheidt ist Mitbesitzer des Duden-Verlags. Kein Wunder, wenn er dafür Werbung macht.
2. Die Marke Duden als Franchise-System für Existenzgründer, das ist wohl der notwendige nächste Schritt, der aber in die McDonaldisierung führen muß. Demnächst können freie Partner als Ich-AGs Duden-Sprachberatungen durchführen. Es liegt doch klar auf dem Tisch, daß diese exponentielle Progression der Duden-Präsenz der letzte Hoffnungsschimmer für diesen Verlag ist. Ganz genauso beschreibt Chalmers Johnson ("Ein Imperium verfällt") die Überspannung der US-Politik.
Wenn ein Wirtschaftsunternehmen zu solchen Mitteln greifen muß, dann steht ihm das Wasser bis zum Hals. Diese Rechnung kann nicht aufgehen, der Duden-Verlag wird in 10 Jahren sehr, sehr kleinlaut sein.
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Kommentar von Karin Pfeiffer-Stolz, verfaßt am 10.04.2006 um 06.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=484#3750
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An Horst Ludwig:
Sie haben völlig recht. Niemand WILL dem anderen bewußt schaden. Ich bin kein Anhänger irgendwelcher Verschwörungstheorien; auch weiß ich, daß Menschen es zumeist gut meinen mit ihren Hilfsangeboten und Regelsetzungen. Die meisten merken nicht einmal, wie sehr sie sich dabei in die Angelegenheiten anderer einmischen und gleichzeitig - instinktiv? - den eigenen Macht- und Einflußbereich ausdehnen. Deren Verblüffung und Betroffenheit ist dann echt, wenn sie erkennen, daß die Auswirkung ihres Handelns genau gegenteiliger Natur sind. Wachstum und Ausdehnung sind Kennzeichen des Lebens. Freiwilliger Rückzug, freiwilliger Verzicht, das sind allenfalls Illusionen. (Nach denen man doch strebt - im privaten Bereich!)
Die schädliche Einmischung und (ungewollte) Abhängigmachung von diversen "Experten", dies ist die Krux, sowohl in der Gesundheitsindustrie wie auch in der Pädagogik. Nicht alles Gutgemeinte wirkt sich beim Empfänger als Segen aus. Und alles menschliche Handeln hat zwei Seiten.
Wovor ich warnen will, ist die schier unbegrenzte Gutgläubigkeit, mit der die meisten Menschen sich allen möglichen Rezepten und Anordnungen anvertrauen und sich den vermeintlichen Zwängen beugen: siehe "Rechtschreib"reform.
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Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 10.04.2006 um 03.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=484#3748
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"Ihr Beitrag würde übrigens in reformierter Rechtschreibung nicht anders aussehen - immerhin 136 Wörter." (Helmut Jochems)
Nanu? Ist "orthographisch" ausdrücklich "erlaubt"? Unter "Wirrwarr" fällt aber meinem Sprachgebrauch nach auch "man schreibt", wenn "man" gar nicht so schreibt, sondern damit einem — und vor allem Kindern – sagt, daß man so schreiben muß, um als normal anerkannt zu werden. Und ich meine auch, daß "an Legasthenie leiden" etwas anderes ist als "legasthenisieren". Was mich jetzt aber doch zu der Frage führt: Ist Legasthenie ansteckend? Und wenn sie es doch nicht ist, — sind dann deshalb unsere Kultusverordner einfach großartige und deshalb von allen zu bewundernde Heilsbringer, denen man in Kultussachen ohne weiteres Bedenken folgen muß? Frau Pfeiffer-Stolz hat sich hier doch wohl hinreichend klar ausgedrückt. Und ich drücke mich auch klar aus: Minister sollen der Bedeutung ihres Titels nach einer Sache *dienen* und nicht mit ihren Verordnungen der Sache schaden.
Ich setze bei Frau Pfeiffer-Stolz an was anderem an: "Wie in der Gesundheitsindustrie: kein Pharmakonzern ist wirklich daran interessiert, Krankheiten zum Verschwinden zu bringen". — Nicht ganz! Die Pharmakonzerne führen nicht bewußt Krankheiten ein, auch nicht, um sie dann mit ihren Mittelchen zu heilen. Auch dehnen sie nicht Krankheiten aus, sollten diese schnell heilbar sein. Dieses gesellschaftliche Problem stellt sich gar nicht! Wir kennen die Natur gut genug, um zu wissen, daß hier kein Arbeitsbedarf künstlich geschaffen werden muß. Das ist bei den Wörterbuchverlagen jedoch ganz anders; da hat unser Germanist (#3747) völlig recht, da "wird Abhängigkeit erzeugt" (K.Pf.-St.). Icklers Initiativen und die der Reformgegener laufen darauf hinaus, gerade von diesen Abhängigkeiten loszukommen. Den Kindern zu helfen, von Abhängigkeiten loszukommen, so daß sie als Erwachsene frei Entscheidungen treffen können, das ist der Sinn von Bildung durch die öffentliche Schule. Aber hierzu sind doch unsere "Parteibuchkarrieristinnen", auch die männlichen unter ihnen, kein Vorbild, auch wenn sie sich selbst fleißig mit Steuergeldern ganz schön ihre Zukunft garnieren und das so manchem doch ganz attraktiv aussieht.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 09.04.2006 um 21.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=484#3747
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Für die Wörterbuchverlage war es geschäftsschädigend, daß die Leute ein Sprachgefühl hatten, auf das sie sich verlassen konnten. Auch durch noch so vieles Nachschlagen in den neuen Wörterbüchern wird sich kein neues Sprachgefühl mehr bilden, weil immer wieder geändert wird. Das ist beabsichtigt, und die Neusprechbenennung "Umlernbereitschaft" soll zum regelmäßigen Neukauf motivieren.
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Kommentar von Helmut Jochems, verfaßt am 09.04.2006 um 20.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=484#3745
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Vorsicht, Vorsicht, liebe Frau Pfeiffer-Stolz. Wenn irgendwer beim Duden Ihren letzten Beitrag liest, könnte das unseren Gönnern viel Ärger einbringen. Sie schreiben dort: ... der liebe Duden Verlag ist gar nicht unglücklich über den orthographischen Wirrwarr. Steigen doch die Umsätze, wenn durch die Rechtschreibreform immer mehr Kinder legasthenisiert werden. Kann man doch nun gegen die selbsterzeugte Misere freimütig und heuchlerisch Hilfe anbieten. Je mehr man Kinder in den Schulen mit zweifelhaften pädagogischen "Hilfsmaßnahmen" beglückt, desto schlimmer wird ihr Versagen. (Meine Hervorhebung, H. J.) Einen Zusammenhang zwischen Rechtschreibreform und Legasthenie hat bislang niemand behauptet und schon gar nicht bewiesen. Von einer (Rechtschreib-)Misere an den Schulen kann ebenfalls nicht die Rede sein. Man hört lediglich, die versprochene Verbesserung der Rechtschreibleistungen sei nicht eingetreten. Ihr Beitrag würde übrigens in reformierter Rechtschreibung nicht anders aussehen - immerhin 136 Wörter. Unter "Wirrwarr" stellt man sich etwas anderes vor. Wir haben genügend Anlaß, mit der Rechtschreibreform unzufrieden zu sein. Unhaltbare Behauptungen konterkarieren jedoch die Bemühungen der Kritiker.
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Kommentar von Ursula Morin, verfaßt am 09.04.2006 um 20.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=484#3744
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Schon merkwürdig, wenn man den Duden nun täglich braucht, und auch noch stolz darauf ist ... Früher hatte ich gar keinen Rechtschreibduden, nur den Duden Nr. 9 der Zweifelsfälle, der zugegebenermaßen manchmal erforderlich war, so alle zwei Wochen etwa (und ich schreibe täglich etwa zehn Seiten). Jetzt habe ich drei Rechtschreibduden, und es wird wohl noch ein vierter werden ... (daß ich die nur interessehalber gekauft habe, um mich über den jeweils neuesten Stand des Unsinns zu informieren, ist eine andere Sache).
Herr Langenscheidt erinnert mit seiner Argumentation an jemand, der sich bei dem bedankt, der ihm ein Messer in den Bauch gerammt hat und ihm nun gute Ratschläge zur Behandlung von Bauchwunden gibt.
Tolle Werbung!
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Kommentar von Karin Pfeiffer-Stolz, verfaßt am 09.04.2006 um 19.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=484#3743
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Duden: "... einem wissenschaftlichen Konzept im Rahmen eines erfolgreichen Systems."
"erfolgreich": das bezieht sich nicht auf die Wirkweise der angebotenen Waren und Dienstleistungen, sondern auf den wirtschaftlichen Erfolg und die Expansion von Unternehmen. Wie in der Gesundheitsindustrie: kein Pharmakonzern ist wirklich daran interessiert, Krankheiten zum Verschwinden zu bringen; der liebe Duden Verlag ist gar nicht unglücklich über den orthographischen Wirrwarr. Steigen doch die Umsätze, wenn durch die Rechtschreibreform immer mehr Kinder legasthenisiert werden. Kann man doch nun gegen die selbsterzeugte Misere freimütig und heuchlerisch Hilfe anbieten. Je mehr man Kinder in den Schulen mit zweifelhaften pädagogischen "Hilfsmaßnahmen" beglückt, desto schlimmer wird ihr Versagen. Die aufdringlichen Hilfskader mit ihrem wirtschafts-missionarischen Eifer bewirken eine Lähmung der Eigeninitiative; so wird Abhängigkeit erzeugt. In welche Gesellschaftsbereiche auch immer sich mittels staatlicher Hilfe (!) die Wirtschaft einmischt (das ist kein freier Wettbewerb), früher oder später kommt es dort zu massiven Problemen.
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Kommentar von Michael Schuchardt, verfaßt am 09.04.2006 um 19.08 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=484#3742
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Florian Langenscheidt heute in der SWR3-Sendung "Ich trage einen großen Namen":
"(...) was ich auch täglich verwende, auch immer wieder erstaunlich - aber deshalb machen wir ja soche Werke - ist der Duden. Also gerade nach der Rechtschreibreform so viel Unsicherheit, daß ich selbst auch ständig nachschauen muß und immer auch ganz glücklich bin über das Buch (...)"
Meine Meinung dazu lautet:
Also das ist aber eine famose Schleichwerbung. Jetzt weiß ich endlich warum die RSR gemacht wurde: Damit der Duden nicht mehr unbenutzt im Regal stehen bleibt.
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Kommentar von DIE ZEIT, verfaßt am 08.04.2006 um 17.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=484#3737
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Der Duden schafft Jobs!!!
Stellenangebot aus der ZEIT Nr. 15, vom 6. April 2006, Seite 86:
"Das DUDEN Institut für Lerntherapie sucht auf selbstständiger Basis
Institutsleiter/-innen
in größeren Städten Deutschlands.
Das DUDEN Institut führt integrative Lerntherapien zur Überwindung von Lese-Rechtschreib-Schwäche und Rechenschwäche bei Kindern und Jugendlichen durch.
Wir bieten das Know-how für die Existenzgründung mit einer herausragenden Marke und einem wissenschaftlichen Konzept im Rahmen eines erfolgreichen Systems.
Sie haben eine abgeschlossene Hochschulausbildung (wünschenswert im pädagogischen oder psychologischen Bereich) und wollen sich als Leiter eines DUDEN Instituts für Lerntherapie verwirklichen, dann freuen wir uns auf Sie.
Informationsveranstaltungen finden statt am 4.5.2006 im Dudenhaus in Mannheim und am 19./20.05.2006 im DUDEN Institut Berlin. Bitte melden Sie sich an unter 030 5331-1822
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.04.2006 um 16.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=484#3736
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Einem gewinnorientierten Unternehmen kann man das nicht vorwerfen. Andererseits braucht die Kritik auch keine besondere Nachsicht zu üben, wie es bei einem philanthropischen Unternehmen angebracht wäre. Verwerflich wird es erst, wo bewußt Unwahres in die Reklame einfließt. Das Suggerieren allgemeiner Verbindlichkeit ist an der Grenze.
Ich kenne die wirtschaftlichen Daten nicht, vermute aber, daß der enorme Aufwand für die ständige Revision und die Werbung den Gewinn sehr mindert. Die anderen, in viel geringerer Auflage verkauften Wörterbücher müssen ja mitgezogen werden. Der Preis kann auch nicht beliebig steigen, sonst kaufen die Leute den Wahrig.
Damit überhaupt noch gekauft wird, verstärkt man mit allen Mitteln den Eindruck der Endgültigkeit. Da arbeiten die Zeitungen, die Regierungen und die Wörterbuchverlage Hand in Hand, wie sie denn überhaupt in gemeinsamer Absicht vereint sind: den Bürger aufs Kreuz zu legen.
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Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 08.04.2006 um 14.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=484#3735
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Ich vermute dasselbe, auch aus einem anderen Grund: Der Duden möchte in erster Linie möglichst viel Geld mit der Rechtschreibreform verdienen.
Über den Stabhochspringer Sergej Bubka heißt es in Wikipedia: "Er stellte insgesamt 35 Weltrekorde auf und schaffte 43 Sprünge über die Sechs-Meter-Marke. Er hat seit den 80er Jahren den Stabhochsprung-Weltrekord reihenweise verbessert und hat dabei klugerweise die Latte immer nur jeweils einen Zentimeter höher legen lassen. So konnte er jedesmal die vom jeweiligen Veranstalter ausgelobte Erfolgsprämie kassieren."
Dasselbe als Duden-Prinzip: "Er brachte insgesamt xx Auflagen des Rechtschreibwörterbuchs heraus und schaffte jedesmal den Umsatzrekord. Er hat seit den Jahren der Rechtschreibreform die Rechtschreibung scheibchenweise verändert und hat klugerweise immer so viel verändert, daß die Nutzer jeweils einen "neuen Duden" kaufen mußten, um auf dem aktuellen Stand zu bleiben. So konnte er jedesmal die volle Gewinnmarge kassieren."
Verantwortung für die Gesellschaft oder eine an sich selbstverständliche Verpflichtung, den Kunden möglichst gute und nützliche (das heißt unter anderem: haltbare) Produkte anzubieten, kann man bei diesem Unternehmen nicht mehr feststellen. Er versucht nur noch, die Bevölkerung mit Hilfe der Rechtschreibreform finanziell auszuquetschen.
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