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09.03.2006
Sancta simplicitas – Pia fraus
Sagt Zehetmair die Wahrheit?
Was Zehetmair den widerspenstigen Zeitungen bei seinen Besuchen erzählt hat, kann man sich ungefähr denken. Ich widerstehe der Versuchung, es zu paraphrasieren.
Hat er gelogen? Ich glaube nicht. Was bedeutet die Aussage überhaupt, 80 bis 90 Prozent der alten Rechtschreibung seien gerettet (oder ebenso viele Prozent der neuen zurückgenommen)? Das kommt sehr auf die Bezugsmenge an, vor allem auf die mehr oder weniger konservative (also duckmäuserische) Auslegung der Spielräume. Ein Auto, das nur etwa alle 1000 Kilometer ein Rad verliert, kann als relativ sicher gelten. Ich könnte damit hundertmal nach Erlangen fahren, ohne daß mir was passiert - was will man mehr? Um des lieben Friedens willen sehe ich von Reklamationen ab. So ungefähr denken diese Ignoranten in ihrer Politik-Moderatoren-Mentalität. Wer wird mit dem Kopf durch die Wand wollen, Kompromisse sind gefragt, die Prinzipiereiter müssen nachgeben, Dialogbereitschaft zeigen (O-Ton Zehetmair).
Wenn Sie Zehetmair mal treffen, fragen Sie ihn nach irgendeiner bestimmten neuen Schreibweise. Er wird nicht zu antworten wissen, schon gar nicht die Begründung dieser Schreibweise aus den Regeln kennen. Das geniert ihn aber nicht einmal, denn er meint felsenfest, so etwas sei gar nicht seine Aufgabe. Das ist schon seit zehn Jahren so und wird sich nie ändern. Aber daß jetzt "Frieden" sein muß und wie man ihn herstellt, das weiß er nur zu genau. Komisch, daß ein solcher Mann gestandene Publizisten hinter sich antreten lassen kann.
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Kommentare zu »Sancta simplicitas – Pia fraus« |
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Kommentar von Ballistol, verfaßt am 10.03.2006 um 15.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=445#3294
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Ich bin sicher, daß diese Diskussion zu weit führt und wir uns alsbald in der Rubrik "Merkwürdigkeiten am Rande" wiederfinden werden. Trotzdem halte ich das für einen ganz wichtigen Teil der Angelegenheit. Nicht nur, weil ich bei etlichen linken Gruppierungen, die ich z. T. als Student mit meiner Mitarbeit erfreut habe, eine geradezu faschistoide Intoleranz und Gewaltbereitschaft kennengelernt habe, sondern vor allem, weil die Intentionen der Nazi-Rechtschreibreform und der von 1996 mit einer gewissen qualitativen Abstufung doch eine bemerkenswerte Kongruenz aufweisen.
Wir sollten im Hinterkopf behalten, wie konsequent die Parole vom "Umbau der Gesellschaft" wirklich gemeint war (und ist). Das findet alles gegenwärtig statt.
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Kommentar von David Weiers, verfaßt am 10.03.2006 um 15.09 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=445#3293
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Ich würde da eher sagen, daß man sie so weit in ein linkes Licht stellen kann, daß sie bald schon einmal rumlaufen und von rechts wiederkommen. Ich glaube, das illustriert ganz gut das, was Sie mit einer unwillkürlichen (?) Rückkehr zu "alten Denkmustern und Methoden" meinten.
Auch der Nationalsozialismus ist schließlich eine Form von Sozialismus.
Insofern tut sich das wirklich nichts.
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Kommentar von Ballistol, verfaßt am 10.03.2006 um 13.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=445#3290
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Meine erste, knappe Aussage zielte nur darauf, daß man ebensogut die Reformanhänger in ein rechtes Licht stellen kann. Das gibt sich nichts.
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Kommentar von Bardioc, verfaßt am 10.03.2006 um 13.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=445#3289
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Zum Beitrag von Germanist am 10.03.2006 um 13:07 Uhr
>>wenn jedes Wort jedesmal gezählt wird<<
Sie meinen den Anteil der reformierten Wörter am Gesamtwortschatz im Gegensatz zur
Häufigkeit der einzelnen Wörter in der gesprochenen bzw. in der geschriebenen Sprache.
Bei Letzterem müßte man noch nach Sprachsituation bzw. nach Textsorte oder Literaturgattung unterscheiden.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 10.03.2006 um 13.07 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=445#3288
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Wie falsch das reine Wortschatzzählen ist, sieht man am Englischen: Betrachtet man den Gesamtwortschatz, so überwiegt das romanische Element bei weitem; die germanischen Wörter machen nur 26 % aus. Es ändert sich aber vollends zu Gunsten der germanischen Wörter, wenn jedes Wort jedesmal gezählt wird, da die germanischen zu den Alltagswörtern gehören, wogegen viele Latinismen nur selten, von vielen Sprechern in ihrem ganzen Leben nicht gebraucht werden.
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Kommentar von David Weiers, verfaßt am 10.03.2006 um 11.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=445#3286
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@Ballistol:
Sonnenklar!
Und ich denke, nichts anderes habe ich ausdrücken wollen. Der Aspekt der Abtrennung von der eigenen Geschichte hat mir da noch gefehlt.
Ja, ich sehe das auch so bzw. ähnlich.
Vielleicht war mir Ihre Aussage in ihrer Kürze nur ein wenig zu "spitz".
Was das Existenzrecht sog. Rechter angeht: Natürlich muß man das denen zugestehen, wenn es im Rahmen der Verfassung ist. Ich bezog mich auf das Verhältnis vom Reformbefürworter zum Reformgegner, denn jener ist leicht mit "Braunmalerei" dabei, wenn dieser auch nur ein einziges Mal etwas von wegen des "deutschen Kulturgutes" anführt. Und das kann, in richtiger Art und Weise publik gemacht, dem Reformwiderstand richtiggehend schaden, denn das schiebt ihn in ein ganz falsches Licht. Und wenn ich mich recht erinnere, ist der Reformwiderstand auch bisweilen von -- ich nenne sie jetzt mal so -- Trittbrettfahrern aus halbseidenen rechten Gefilden ausgenutzt worden. Das stößt auf. Und allein schon rein taktisch gesehen ist das ja sehr schädlich. Denn wenn da einmal etwas laut wurde von wegen "das sind ja alles verkappte Nazis", dann will der brave aufgeklärte deutsche Bürger damit prompt nichts mehr zu tun haben; und rennt blind ins Netz und schreibt fröhlich ss. Aufklärung hilft da nicht, denn zur eigenen Sprache will sich keiner bekennen, denn die darf ja nicht die Identität bestimmen, die ist nämlich deutsch.
Insofern mögen Sie recht haben, wenn Sie schreiben: Das identitätsstiftende Moment des deutschen Volkes ist nach wie vor die Selbstverleugnung und Selbstverachtung.
Ich sprach aber nicht vom identitätsstiftenden Moment speziell des deutschen Volkes, sondern von dem einer Gesellschaft schlechthin. Und dabei bleibe ich auch: das ist die Sprache.
Wenn dem in diesem Lande allerdings nicht so ist, weil eben das Verhältnis zur eigenen Vergangenheit (bzw. zu der der Vorgängergeneration) so krank ist und damit Kreise zieht bis hin zur Sprache, dann wundert's mich eben nicht, daß sich auch "gestandene Publizisten" hinter einem Zehetmair zu sammeln bereit sind.
Ich denke, hier treffen wir uns, oder?
@Wolfgang Wrase:
Das wirft dann wieder einmal die Frage auf, warum der ganze Blödsinn sein mußte, wenn am Ende laut Reformern sowieso nur ein Bruchteil verändert worden sein soll. Die schießen sich also mit ihrer eigenen Lüge kräftig ins Bein.
Ist das peinlich...
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Kommentar von Ballistol, verfaßt am 10.03.2006 um 09.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=445#3285
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@ David Weiers
Die Kontinuitäten sind nicht nur äußerlicher Art, sondern auch inhaltlicher. Die Intentionen dürften sich unterscheiden. Auch in anderen Bereichen war immer wieder festzustellen, daß die Kinder der Nazis bei ihrer Abrechnung mit der "Tätergeneration" zu den alten Denkmustern und Methoden zurückkam (z. B. RAF). Der Faschismus ist folglich erst überwunden, wenn auch 1968 überwunden sein wird.
Was das Frakturverbot anlangt, war damit einerseits beabsichtigt, Erlasse und Verordnungen für die eroberten Gebiete dort leichter lesbar zu machen, andererseits die Kappung der geschichtlichen Tradition. Dieser Eingriff in eine 800jährige Schreibtradition mit dem Ergebnis ihrer Auslöschung folgte imperialistischen Motiven. Es wäre heute eine Bereicherung für Europa, wenn nicht nur die Griechen und Russen (und Iren) eine nationale Schrift pflegen würden, sondern auch wir (als Zweitschrift). Dies würde die Antiqua weder abwerten noch ihr schaden, vielmehr wären dann endlich die Akzidenzen und Lädchenbeschriftungen in Fraktur typographisch fehlerfrei. Man muß auch etwas dagegen tun, daß die Fraktur von rechten Gruppen vereinnahmt wird: Grund genug für eine fleißige Verwendung im unpolitischen oder auch liberalen Kontext.
Soll mir ja keiner sagen, ich hätte da jemanden direkt oder indirekt in die rechte Ecke gestellt!
Das kann und darf man in Fragen der Schrift ohnehin nicht. Marx und Liebknecht erschienen in Fraktur, aber der Völkische Beobachter als eine der ersten Zeitungen in Antiqua! Trotzdem empfindet man es heute meist andersherum — ein Ergebnis reiner Propaganda.
Was ich so widersprüchlich (ja nahezu bigott) finde, ist die Tatsache, daß die Politik in den letzten Jahren mehr oder minder krampfhaft eine Identität für Deutschland schaffen will, gleichzeitig allerdings das identitätsbildende Moment schlechthin vehement bekämpft: eben die eigene Sprache.
Jetzt gehen Sie aber ans Eingemachte. Das identitätsstiftende Moment des deutschen Volkes ist nach wie vor die Selbstverleugnung und Selbstverachtung. Diese Neurose wird uns sicher noch 50, vielleicht 100 Jahre anhängen. Viele Junge Leute bekennen doch, sie "schissen" auf ihren Paß und seien eigentlich Weltbürger. Dumpf-einfältiger geht es ja wohl nimmer. Das Fremde kann man nur achten und schätzen, wenn man sich des Eigenen bewußt ist. Das ist kein Chauvinismus, sondern das genaue Gegenteil: Weltoffenheit.
Aber zum Pluralismus gehört auch, daß man einer rechten Weltanschauung ein Existenzrecht zubilligt, solange sie verfassungskonform ist. Man kann ja nicht sagen, wir sind Demokraten, solange links gewählt wird und dann nicht mehr. Ein Bekenntnis zum Nationalstaat als Ordnungsprinzip bedeutet nicht, daß derjenige Asylantenwohnheime anzünden will. Und gleichzeitig müssen alle, linke wie rechte, gegen menschenverachtende und kriminelle Aktionen vorgehen, gerade auch in den eigenen Reihen. Faschisten und Stiefeltreter gibt es da (Glatzen) wie dort (Antifa).
Was hat die Sprache damit zu tun? Sie ist die Grundlage unserer Kultur und unseres geistigen Lebens, ob einer nun "kognitiv herausgefordert" (vulgo: dämlich) ist oder ein helles Licht. Unsere Sprache verbindet uns mit unserer Geschichte und all ihren großen Momenten und bitteren Fehlern. Nur wenn wir diese Verbindung aufrechterhalten, können wir auf das Große aufbauen und aus den Fehlern in unserer Geschichte lernen. Deshalb ist es wichtig, alte Bücher und Akten lesen und verstehen zu können.
Wer diese Verbindung mutwillig abtrennt, verfolgt damit möglicherweise das Ziel, uns unmündig und manipulierbar zu machen.
Und genau damit sind wir bei einem Teil der Rustschen Intentionen aus der Nazizeit: Dieses Regime verstand sich ja als etwas neues, revolutionäres. Es ist nachvollziehbar, daß es die Verbindung zu den alten Geschichtstraditionen kappen wollte. Nur so hätte es sich die Auslegungsmacht der Geschichte aneignen können. Alles klar?
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Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 10.03.2006 um 09.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=445#3284
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Lieber Herr Wrase sie haben völlig recht: Die "quantitative" Betrachtungsweise der Reform führt in die Irre. Der Organismus, das System Sprache ist beschädigt. Was viel mehr zählt als die "paar Prozente", sind die verderblichen Folgen, die uns täglich vor Augen geführt werden. - Wenn einem ein Bein amputiert wird, kann er hinterher auch nicht mehr halb so schnell wie vorher laufen.
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Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 10.03.2006 um 03.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=445#3282
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Das Fragen nach dem prozentualen Anteil von Schreibveränderungen mit Bezug auf Textmassen oder Wörterbucheinträge ist völlig verkehrt. Man kann es natürlich machen, aber worauf es ankommt, ist etwas anderes.
a) Es geht nicht um einzelne Schreib- und Lesevorgänge, sondern um alle Schreib- und Lesevorgänge in einer Sprachgemeinschaft von rund hundert Millionen. (Auch Ausländer, die Deutsch lernen oder auf deutsch schreiben, sind beteiligt.) Und zwar über lange Zeiträume, über Jahrzehnte. So kommt die enorme Größenordnung des Schadens zustande. Jede verunheinheitlichte Schreibung, jede einzelne Erschwernis, jede unlogische Vorschrift wird auf diese Weise millionenfach, auf die Dauer milliardenfach multipliziert.
b) Es wird zwar vor allem gelesen, aber das Lesen ist im Vergleich zum Schreiben eine fehlertolerante Angelegenheit. Insofern geht es vor allem um das Schreiben: Die Reform wurde überhaupt nur eingeführt und durchgepeitscht, um "den Kindern" und in Zukunft allen Schreibenden das Schreiben zu erleichtern, um die Regeln zu vereinfachen und die Fehlermöglichkeiten zu reduzieren. In allen diesen Punkten erreicht die Reform das Gegenteil, und zwar dauerhaft. Gerade wenn man nach Anteilen fragt: Die Änderungen bei ss/ß greifen am häufigsten ein und sorgen für eine enorme Zunahme der Fehler. Allein schon die allgegenwärtige Verwechslung von das und dass: natürlich viel, viel häufiger als zuvor die Verwechslung von das und daß! Einerseits rein mechanisch als Tippfehler, andererseits weil die größere Ähnlichkeit von das und dass dem Auge des Schreibers die Korrekturmöglichkeit entzieht. Und so weiter.
Das heißt: Kleinvieh macht auch Mist! Es ist Unsinn, eine einzelne Ausscheidung eines Exemplars Kleinvieh auf die Waage zu legen; vielmehr wäre in Rechnung zu stellen, wieviel Mist hundert Millionen Stück Kleinvieh in zwei, drei, vier usw. Jahrzehnten produzieren.
Dieselbe Multiplikation muß man anstellen, wenn man etwa danach fragt, ob Hühner künftig mickriger oder kränker sein werden. Einzelne kranke Hühner würden nichts ausmachen, aber was ist, wenn alle Bestände durchseucht sein werden?
Ganz Schlaue wollen zu ihrer Beruhigung feststellen: Es sind ja nur ein paar Arten Federvieh von der Vogelgrippe betroffen, dazu vielleicht noch einzelne Katzen und Schweine. Es gibt noch so viele Tierarten, die gar nicht gefährdet sind. Dazu alle möglichen Pflanzen! Eine solche Betrachtung ergibt: Prozentual gesehen ist die Vogelgrippe im Reich der Lebewesen absolut harmlos.
Folglich muß man nichts unternehmen. Statt dessen greift man dann vielleicht warnende Experten, die Schutzmaßnahmen einfordern, als "Krawallmacher" an.
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Kommentar von David Weiers, verfaßt am 10.03.2006 um 02.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=445#3281
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Na, na, so habe ich das aber nicht gemeint!
Die Art und Weise des Strebens nach einer Reform (und damit der Impetus, die Sprache staatlich zu kontrollieren) mag ebenso wie auch die Ausführung des Projektes darauf zurückgehen, die Motivation aber kommt aus einer anderen Richtung. Damit steht die Reform von 1996 bestimmt in einer Tradition mit den Sprachregelungsbestrebungen des Nationalsozialismus, das aber eben nur hinsichtlich des Procederes.
Soll mir ja keiner sagen, ich hätte da jemanden direkt oder indirekt in die rechte Ecke gestellt!
Was ich so widersprüchlich (ja nahezu bigott) finde, ist die Tatsache, daß die Politik in den letzten Jahren mehr oder minder krampfhaft eine Identität für Deutschland schaffen will, gleichzeitig allerdings das identitätsbildende Moment schlechthin vehement bekämpft: eben die eigene Sprache. Denn die darf es anscheinend nicht geben, und wenn, dann im Zuge der Gleichmacherei auf einer untersten Ebene eingematscht. Ein ß hat da ebenso wie die Substantivgroßschreibung keinen Platz, denn das ist eigen. (Am besten das Deutsche gleich ganz abschaffen. Und auch nicht mehr atmen, denn das hat Hitler auch getan.)
Auf dem Prädikat "Land der Dichter und Denker" kann man sich eben nicht nur ausruhen, man kann es auch mit Füßen treten.
Q.e.d.
Und von denjenigen Achtel- bis Viertelrechtstendierenden und Dreiviertel- bis Ganzrechtstendierenden, die sich auch vehement und öffentlichwirksam gegen die Reform stellen (weil sie vermutlich Morgenluft wittern), müßte man sich eigentlich laufend distanzieren...
Es ist doch ein Elend in diesem unserem Lande!
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Kommentar von Ballistol, verfaßt am 09.03.2006 um 13.16 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=445#3264
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Die Rechtschreibreform von 1996 geht direkt auf den Nationalsozialismus zurück, sie führt uns in Schreibweisen aus einer höchst national und antisemitisch geprägten Epoche, und die Abschaffung der Frakturschrift im Jahre 1941 geht auf Adolf Hitler persönlich zurück.
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Kommentar von David Weiers, verfaßt am 09.03.2006 um 12.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=445#3261
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Zehetmair (an anderer Stelle wurde hier bemerkt, daß dieser Name auch reformbedürftig sei; wenn schon die zoologische Nomenklatur -- und sei es auch nur bei Trivialnamen -- geändert werden soll und ein Thunfisch zum Tätigkeitsfisch, ein Känguruh zum esoterischen Känguru wird -- warum nicht? Finde ich irgendwie witzig... aber diese Klammer wird zu lang) sammelt die Publizisten hinter sich; wen wundert das? Eigenidentität gibt es in diesem Land nicht, denn die darf es nicht geben, das ist ja rechts! Und wenn leider Gottes auch nur ein paar wenige leicht rechtsausgerichtete (Un-)Geister sich zum Reformwiderstand auch nur einmal hinzugesellt haben, und das auch vielleicht höchst offensichtlich opportunistisch, dann reicht das aus, um all denen scheinbar recht zu geben, die da behaupten, daß Reformgegner gleichzusetzen seien mit erzkonservativen und deutschtümelnden verkappten Nazis, die es sogar noch wagen, dem Wort Kultur das Attribut deutsch voranzustellen.
Das geht nicht!
Insofern wundert es doch nicht, daß die sogenannte freie Presse sich dem Trend anschließt, scheinbar möglichst fern von alldem zu sein, damit man ja nicht auch nur irgendwie in nur irgendeinen Verdacht gerät. Man muß ja schließlich mit den Wölfen heulen.
Und bitteschön auch fortschrittlich sein! Koste es, was es wolle! Und eine Reform ist fortschrittlich, auch wenn sie der totale Rückschritt ist.
Das ist dann wahrlich identitätsstiftend!
... mal ehrlich: mich wundert es nicht, daß Zehetmair die Presse hinter sich sammeln konnte. Die warten doch alle nur darauf, sich als möglichst modern hinstellen zu können. Wir brauchen doch Macher, keine Miesmacher in diesem Lande! Daß das aber gar niemand einsehen will...
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