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27.01.2006
Rivarol
Eine unbequeme Wahrheit
C’est des Allemands que l’Europe apprit à négliger la langue allemande.
Vergessen hatt’ ich’s und vergaß es gern. Aber es bleibt wahr und nagt.
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Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 27.01.2006 um 14.19 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=372#2329
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http://www.bribes.org/trismegiste/rivarol.htm
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Kommentar von Heinz Erich Stiene, verfaßt am 27.01.2006 um 17.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=372#2331
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Josef Hofmiller hat Rivarols Behauptung einmal mit Ingrimm zitiert - im Kriegsjahr 1915.
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Kommentar von fingerprinz, verfaßt am 31.01.2006 um 03.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=372#2377
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Und nochmals, grade weil es so wahr ist und schmerzt: Die Deutschen selbst haben Europa beigebracht, die deutsche Sprache zu verschmähen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.09.2013 um 06.28 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=372#24021
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Der unsterbliche Rivarol sah ja die Überlegenheit der französischen Sprache u. a. darin begründet, daß sie die Sätze immer mit dem Subjekt beginnen läßt. Dann faßt er zusammen:
C'est de là que résulte cette admirable clarté, base éternelle de notre langue.
- mit einer hübschen Inversion. Ob er das nicht bemerkt hat?
Wolf Schneider schrieb einmal:
Der klassische deutsche Satz besteht aus einem Hauptsatz mit angehängtem Nebensatz. (Wolf Schneider: Deutsch für Profis. München 1984:88)
- dieser aber nicht.
Eduard Engel beobachtet, daß Cicero in seiner Rede Pro lege Manilia elfmal einen Satz mit esse videatur beendet. (Cicero hat anderswo diese Klausel ausdrücklich für besonders gefällig erklärt.)
Engel dazu: "Es ähnelt den zwei letzten Sprüngen eines Ballettänzers.“ (1911:276)
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Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 14.09.2013 um 08.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=372#24023
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"Der unsterbliche Rivarol sah ja die Überlegenheit der französischen Sprache u. a. darin begründet, daß sie die Sätze immer mit dem Subjekt beginnen läßt." Er hatte halt noch nicht davon gehört, daß man bei sowas zusätzlich zum "grammatical subject" (welches die finite Verbform bestimmt [Er ist heute abend nicht zu Hause]) auch vom "topical subject" (dem "Thema" des Satzes [Heute abend ist er nicht zu Hause]) sprechen kann. Und ich finde es gar nicht so schlecht, daß im Deutschen das, was letztlich Sinn der Sache ist, nämlich der Vorgang, sogar meist erst am Ende des Satzes vorkommt, die wichtige Verbform, nachdem nämlich erstmal alle relevanten Umstände angeführt sind! Wie kann ich vernünftig über etwas reden, was doch noch sehr im Nebel ist, wenn ich nicht klar gemacht habe, was alles es bedingt! Ich sehe also nicht im geringsten auf die deutsche Sprache herab. Und man verzeihe mir einfachem Sterblichen, daß ich hier englische Termini verwende; das mit dem "topical subject" habe ich aus einem englischen Lehrbuch fürs Japanische gelernt.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 14.09.2013 um 12.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=372#24024
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Wirklich freie Wortstellung im Satz ist nur in den Sprachen möglich, in denen Nominativ und Akkusativ verschiedene Formen haben. Im Deutschen ist das nicht der Fall, wenn Subjekt und Objekt im Singular femininum oder im Plural stehen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.09.2013 um 04.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=372#24026
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Herr Ludwig spricht fast wie Erich Drach! Wir haben unter »Deutsche Wortstellung« schon Genaueres über Drach erfahren, dank Herrn Höher vor allem. Wie ich sehe, gibt es bei ZVAB noch einige Exemplare des schmalen Buches, die ihren Preis unbedingt wert sind. Drach ist eben das Original und liest sich viel besser als all die Nachfolger. Immerhin wird sein Name heute wieder öfter erwähnt.
Daß Drach als Sprechwissenschaftler (und Lehrer für Deutsch als Fremdsprache) an den deutschen Satzbau heranging, war ein wertvolles Korrektiv der Schulgrammatik.
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