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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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24.09.2005
 

Berliner Rat
»Noch zu erwartende Änderungen werden eher marginal sein.«

Das meint der Berliner Schulsenator und nimmt damit die Arbeit des Rates für deutsche Rechtschreibung vorweg.
Deshalb kann er sich auch so nett beim Dudenverlag und beim Berliner Kurier für die Verteilung der neuen Dudenbroschüre bedanken. Die Fachaufsicht Deutsch der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport hat die achtseitige Broschüre überprüft. Das ist Fritz Tangermann, der gleichzeitig im Rat für deutsche Rechtschreibung sitzt und dort eigentlich den Deutschen Germanistenverband vertreten soll. Man kann sich denken, welche Strategie er im Rat verfolgen wird. Man staunt, was in Deutschland alles möglich ist.



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Kommentare zu »Berliner Rat«
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Kommentar von ulu, verfaßt am 24.09.2005 um 10.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=228#974

Um so mehr erfordert es, daß Sie - auch wider der "politischen Korrektheit" - alles tun, um die "alte RS" wiedereinzuführen. Also: Würgen Sie denen so viel rein, daß das nicht angenommen werden kann, wie ja schon bei einem anderen Thema hier diskutiert wurde!
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 24.09.2005 um 14.57 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=228#975

Bescheidene Frage eines in seine Muttersprache Verliebten und sich immer wieder neu in sie Verliebenden, der sich als Zehnjähriger den Duden zum Geburtstag schenken ließ und seither nicht mehr loskommt von jenem großen Wunder namens Rechtschreibung: Wo sind hier eigentlich die Verfechter der Reform? Wo sind ihre Initiatoren? Wo sind die, die zu ihrem Tun stehen und bereit sind, sich einer ernsthaften sachlichen Diskussion über die strittigen Regelungen (also über die gesamte Reform) zu stellen? Ich finde die Kommentare zu Herrn Icklers Tagebucheinträgen und insbesondere die Beiträge in den Diskussionsforen überwiegend interessant und lehrreich, aber sie stammen, wenn ich es richtig sehe, fast ausschließlich von erklärten Gegnern der reformierten Schreibung und beziehen die Argumente der Befürworter – naturgemäß – nur in Zitatform und meist mit dem Ziel ihrer Widerlegung ein. Ich hätte aber gerne Auskunft aus erster Hand, möchte nicht immer spekulieren müssen über die Gedankengänge derer, die es für geboten hielten, unsere Rechtschreibung, mit all ihren Schwächen und Stärken, dieser Behandlung zu unterziehen.

Ich bin nicht naiv und mir ist klar, dass jenseits der inhaltlichen Auseinandersetzungen längst andere Dinge eine Rolle spielen, wie wir sie auch aus dem „richtigen Leben“ kennen: Geld und Macht, Neid und Eitelkeit, verletzter Stolz, Uneinsichtigkeit, Rechthaberei. Aber die interessieren mich hier nicht. Mir geht es um die Sache. Wie immer die Reformer ihren Standpunkt begründen mögen – didaktisch, gesellschaftspolitisch, sprachwissenschaftlich –, ich möchte, dass sie ihn überhaupt mal begründen, und zwar nicht in allgemeiner Form, sondern in mühseliger Kleinarbeit, Regel für Regel, Fall für Fall. Ich finde, das sind sie uns, und übrigens auch sich selbst, schuldig. Sich über orthografische Probleme Gedanken zu machen und Vorschläge zu ihrer Lösung zu unterbreiten ist nichts Ehrenrühriges und hat mit Verrat an der Sprache und an der Liebe zu ihr (die setze ich allerdings voraus) nichts zu tun. Aber wer all das getan hat und nun mit ansehen muss, wie sein Projekt vollends zu scheitern droht, dem müsste es doch ein Herzensanliegen sein, für seine Vorstellungen zu kämpfen und sein Werk zu verteidigen. Oder gehöre ich da mit meinen 39 Jahren moralisch schon zum alten Eisen?

Gibt es noch Reformer, die gerade in den besonders strittigen Fragen zu ihrer Position stehen? Wo kann man mit ihnen diskutieren? Wo kann man sie mit Fragen löchern? Hier, in der Höhle des Löwen, offenbar nicht. Wo sind sie? Ich bin dankbar für jeden Tippp.

 
 

Kommentar von Peter aus NÖ, verfaßt am 24.09.2005 um 15.49 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=228#976

Die Rechtschreibreform verläuft aus meiner Sicht so, wie es nicht untypisch für deutsche Projekte ist.

- Die Vorgangsweise ist extrem kompliziert und langwierig.
- Der Inhalt ist überaus kompliziert, läßt aber gleichzeitig bekannte Probleme der herkömmlichen Ortografie unangetastet.
- Den "gut versteckten Nutzen", wo es ihn überhaupt gibt, können selbst Wissenschaftler nicht ganz klar artikulieren.
- Was die "Produktqualität" anbelangt, ist man offenbar selbst nach 7 Jahren noch auf Straßenumfragen angewiesen.

Natürlich sind es aber alles "Fachleute", die öffentlich ihre Kommentare abgeben.

Nebenbemerkung: Gemäß den "Ravensburger Spielemachern", können Spiele für den deutschen Markt nirgendwo sonst auf der Erde verkauft werden, sie sind einfach zu kompliziert.

Wir Österreicher hängen voll integriert mit drinnen und ignorieren aufgrund unserer Mentalität das Chaos (unsere Politik: hierzulande ist alles "Eitel -Wonne"). Wer Feinsinn für Grotesken hat, kommt natürlich voll auf seine Rechnung. Traurig, aber wahr ...

Weiterhin vergnügliche Diskussion!
 
 

Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 24.09.2005 um 22.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=228#978

W. Metz: Gibt es noch Reformer, die gerade in den besonders strittigen Fragen zu ihrer Position stehen? [...] Wo kann man sie mit Fragen löchern? [...] Wo sind sie? Ich bin dankbar für jeden Tippp.

Schauen Sie sich doch beispielsweise mal an, was Prof. Gallmann geschrieben hat (http://www2.uni-jena.de/~x1gape/Neuregel.htm), und fragen Sie ihn per E-Mail (peter.gallmann@uni-jena.de) dazu. Ich kann mir gut vorstellen, daß er auf eine interessierte, freundliche Anfrage ebenso freundlich antwortet; meine Diskussionen mit ihm verliefen immer recht interessant.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, Den Haag, verfaßt am 24.09.2005 um 23.46 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=228#979

Herr Wagner, vielen Dank für Ihren Hinweis! Die Darstellung von Gallmann und Sitta (in Form des Duden-Taschenbuchs „Die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung“ von 1996) habe ich vor einigen Jahren vollständig gelesen. Auch in Heuers Standardwerk „Richtiges Deutsch“ – wohlgemerkt in der Bearbeitung von Flückiger/Gallmann – habe ich immer wieder mal gestöbert (leider besitze ich nur die 25. Auflage von 2001). In meinem Bücherregal gleich daneben steht Dieter Nerius’ Version der Reform und ihrer Geschichte. Mir ging es also nicht so sehr um die Argumente, mit denen die Reformer ihr Opus einst vorgestellt haben, sondern um ihre Reaktion auf die Reformkritik, um eine fortlaufende Diskussion, wie sie hier auf dieser Website öffentlich geführt wird, um Rede und Widerrede. Die E-Mail-Adresse habe ich jedenfalls notiert, noch einmal meinen Dank!
 
 

Kommentar von Tobias Bluhme, verfaßt am 25.09.2005 um 11.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=228#986

Aus Berlin schwappt derzeit auch die Kampagne "Du bist Deutschland" über die Nation. "Eine neue Aufbruchstimmung" soll die Kampagne nach eigenem Bekunden erreichen, und das "überparteilich und politisch unabhängig".

Die Webseite und die Presseinformationen sind - wer hätte es gedacht - in reformierter Schreibung. Einer Schreibung, die uns zurückwerfen soll ins 19. Jahrhundert, die von einer Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt und von Großsponsoren der Kampagne (Springer, FAZ, Spiegel) nicht verwendet wird.

Auf der Webseite http://www.du-bist-deutschland.de/ findet sich eine E-Mail-Adresse, bei der man sicherlich mal eine Meinung dazu loswerden kann.
 
 

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