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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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28.07.2005
 

Stillemunkes

Ministerialrat Stillemunkes ist bei der KMK für die Rechtschreibreform zuständig.
Das ist inzwischen offiziell bestätigt. Zugleich wird bekannt, daß mancher seiner Kollegen in anderen Ministerien über diese Verhältnisse alles andere als glücklich ist. Manche haben das Irrsinnige der gegenwärtigen Strategie längst durchschaut. Irgendwann wird die Wagenburg Lücken zeigen. Ein gebildeter Zeitgenosse schreibt mir: "Was die Kultusminister angeht - deren "Augen-zu-und-durch"-Haltung scheint mir inzwischen derart außer aller Proportion jedes gesunden Menschenverstands zu sein, daß ich mich auch als Nicht-Verschwörungstheoretiker langsam frage, wer diese Leute eigentlich in der Hand hat und welche gemeinsamen Leichen da in welchen Kellern liegen." Aus Ministerpräsident Oettingers Stab kommt die klägliche Auskunft, so kurz vor dem vereinbarten Termin könne man nicht mehr zurück. Und auch der Hinweis auf die "Mehrheit" der Ministerpräsidenten fehlt nicht. Deshalb muß der Unsinn jetzt erst einmal durchgezogen werden. Tiefer kann man nicht sinken.



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Kommentare zu »Stillemunkes«
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Kommentar von Thomas Paulwitz, verfaßt am 28.07.2005 um 10.24 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=196#805

Irgendwo hier habe ich den Satz gefunden: „Zahlreiche Beamte in den Kultusministerien sind als Schulbuchverfasser privatgeschäftlich mit Verlagen verbunden.“ Gibt es dazu eine Aufstellung? Ist Stillemunkes mit von der Partie?
 
 

Kommentar von Walter Lachenmann, verfaßt am 28.07.2005 um 11.15 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=196#806

Man sollte sich von den pekuniären Interessen der Autoren von Schulbüchern keine allzu phantastischen Vorstellungen machen.Für die springt beim Schulbuchgeschäft selten mehr als ein mäßiges Zubrot heraus. Während die Schulbuchverleger durch ihren Verband »VdS Bildungsmedien« in erfrischender Deutlichkeit immer wieder bekunden, daß ihnen die inhaltlichen Fragen im Zusammenhang mit der Rechtschreibreform völlig egal sind, es ihnen vielmehr nur darum geht, daß sie beibehalten wird, möglichst ohne die geringste Änderung – wegen ihrer unternehmerischen »Planungssicherheit«! Und nur dafür setzen sie sich im »Rat« ein, nicht für eine optimale Rechtschreibregelung. Das sind die Verleger, die die Verantwortung für die Bildung unserer Schüler haben, perverser geht es eigentlich kaum noch.

Hätten sie sich doch nur mit derselben Energie quergelegt, als die Reform eingeführt werden sollte, denn die Situation war damals dieselbe. Und hätten sie professionelle Kompetenz walten lassen, hätten sie erkennen können, daß das nicht gut gehen würde. Nur verstanden sie damals unter »Planungssicherheit« etwas anderes, nämlich das erhoffte gute Geschäft mit den vielen neu zu druckenden und zu verkaufenden Büchern. Wie wir inzwischen wissen, ging der Schuß in den Ofen.

Man stelle sich vor: Es kommt ein Kochtopf auf den Markt, der als Jahrhundertkochtopf vorweg angepriesen wurde, weshalb sich ein ganzer Verband von Kochbuchverlegern darauf gestürzt hat, Literatur rund um den neuen Kochtopf auf den Markt zu werfen. Das Familienministerium verfügt, daß in allen Schulküchen und Behördenkantinen nur noch mit diesem Kochtopf gekocht werden darf. Und weil man den armen Kindern nicht zumuten kann, im Leben mit einem anderen Kochtopf konfrontiert zu werden als dem, den sie aus der Schule kennen, wird in allen privaten Küchen der neue Kochtopf angeschafft. Dann taugt der Kochtopf aber gar nichts. Der Verband protestiert dagegen, den Topf wieder vom Markt zu nehmen, weil damit die »Planungssicherheit« der Verleger über den Haufen geworfen würde.

Das Schöne an der Rechtschreibreform – sie hat historische Dimensionen. Diese epochale »zementierte Dummheit« wird in das deutsche Kulturerbe eingehen wie das Märchen von Hans im Glück oder die Schildbürgerstreiche, die ja bloß Geschichten sind. Die Geschichts- und Deutschbücher werden noch generationenlang davon berichten. Und wir können unseren Enkeln und Urenkeln dermaleinst sagen: »Wir sind dabei gewesen!«
 
 

Kommentar von Kai Lindner, verfaßt am 28.07.2005 um 11.31 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=196#807

Hinter der Reform muß mehr die Verbohrtheit der Täter, als deren Gier nach Geld stecken. Oder aber, die jetzige Situation ist den Schulbuchverlagen gerade recht, denn so können sie jedes Jahr neue Schulbücher in immer wieder neuer Rechtschreibung auf den Markt werfen.

Es wird Zeit, daß das ganze Schulbuchsystem abgeschafft wird... wozu haben wir die unzähligen Didaktikfachbereiche an den Universitäten. Wir leben im vernetzten 21. Jahrhundert -- Sollen die Didaktiker in Zusammenarbeit mit den entsprechenden Wissenschaftlern doch Unterrichtsvorlagen produzieren, die den Lehrern immer aktuell bereitgestellt werden und als Loseblätter (frisch Fotokopiert) den Schülern ausgehändigt werden. Dadurch würden wir Hunderte von Millionen Euro einsparen (und die Didaktiker hätten endlich einen Lebenssinn ;-)

Nach der Rechtschreibreform ist mein Mitleid mit den Schulbuchverlegern so ziemlich auf dem Nullpunkt.
 
 

Kommentar von Thomas Paulwitz, verfaßt am 28.07.2005 um 11.36 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=196#808

Man sollte sich von den pekuniären Interessen der Autoren von Schulbüchern keine allzu phantastischen Vorstellungen machen.

Geschäftliche Beziehungen können gegenseitige Verbundenheit fördern, erst einmal unabhängig vom Profit. Wenn das Geschäft aber nicht ausgereicht hat, die mächtige Verbundenheit herzustellen, die wir bei Ministerialbeamten wie Stillemunkes feststellen, womit sind die Beamten dann überzeugt worden? Die fachlichen Argumente schließen wir ja aus. Ideologischer Hintergrund ist auch unwahrscheinlich, vielleicht am ehesten noch als verbohrter KMK-Korpsgeist denkbar. Wenn wir all das ausschließen, bleibt nicht mehr viel übrig. Ist Bestechung denn so unwahrscheinlich? Schließlich geht es um einen Milliardenumsatz bei den Schulbüchern.
 
 

Kommentar von Thomas Paulwitz, verfaßt am 28.07.2005 um 11.51 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=196#809

Noch etwas: Wenn es sich nur um Verbohrtheit von Ministerialen handelte, könnten die Ministerpräsidenten ihren Laden aufräumen. Wenn sie damit allerdings einen Korruptionssumpf sichtbar machten, brauchten sie schon überdurchschnittlich viel Mut, um das durchzustehen, da es ihre eigene Regierung gefährden könnte.
 
 

Kommentar von Walter Lachenmann, verfaßt am 28.07.2005 um 12.04 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=196#810

Vermuten kann man viel, und es gehört keine allzu ausufernde Phantasie dazu, sich auch in diesem Bereich ähnlich korrupte Vorkommnisse vorzustellen, wie wir es an anderen Stellen in diesem unserem Lande erleben. Aber solange man darüber nichts Konkretes weiß, ist die öffentliche Diskussion darüber eigentlich müßig und möglicherweise auch kontraproduktiv. Man unterschätze die Allgewalt der reinen Dummheit nicht!
 
 

Kommentar von Kai Lindner, verfaßt am 28.07.2005 um 13.05 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=196#811

Ich stimme Herrn Lachenmann zu... das Vorgehen der Reformbefürworter ist nicht sonderlich intelligent zu nennen...

Eine verschworene Clique von "klugen" Köpfen hätte auch eine ganz andere Reform zustande gebracht...

und nur die intelligenten Menschen stolpern nicht über ihre eigene Korruption... oder aber, sie sitzen es in aller Seelenruhe aus, wir unser alter Kandesbunzler (diesen lautmalerischen Rechtschreibfehler genehmige ich mir mal ;-)

Autsch! Da habe ich ja was gesagt. In der Tat sitzen die Verursacher ja die Sache aus...

Aber mal ganz im Ernst... es geht um die Wahrung des Gesichtes der Kultusbürokratie. Ein Rückzug oder das Eingeständnis eines Fehlers würde unweigerlich die Frage aufwerfen, wofür man die vielen hochbesoldeten Beamten denn überhaupt braucht.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 28.07.2005 um 19.22 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=196#814

Wozu denn lange nach Leichen suchen? Dringt denn nicht schon seit Jahren unerträglicher Verwesungsgeruch aus dem Keller der KMK?

Die KMK trägt die schwere Verantwortung dafür, daß die Schüler mindestens sechs Jahre lang Regeln gelernt haben, die die eigenen Fachleute als unzulänglich erkannt hatten.

An dieser Stelle sollte immerhin anerkannt werden, daß die Reformer in der Rechtschreibkommission 1997 eigene Fehler eingestanden und zu korrigieren versucht haben, auch wenn sie diese Tatsache möglichst kleinzureden versuchten. Der Korrekturversuch war allerdings etwas naiv. Die Politiker in der KMK haben natürlich sofort erkannt, daß zu diesem Zeitpunkt eine Änderung der reformierten Regeln das Ende der Rechtschreibreform bedeutet hätte. Um das höhere Ziel, die Durchsetzung der Reform, zu retten, hat die KMK beschlossen und billigend in Kauf genommen, daß den Schülern weiterhin fehlerhafte Regeln beigebracht wurden. Sie hat damit die Kinder als Mittel zum Zweck mißbraucht. Ist das nicht eine Ungeheuerlichkeit, ja geradezu ein Verstoß gegen die Menschenwürde im Kantschen Sinne?

Sechs Jahre später glaubten KMK und Kommission wohl, daß genug Gras über die Sache gewachsen sei, und nahmen einen zweiten Anlauf, um die Regeln zu ändern. Da hatten sich aber selbst die Politiker verrechnet. Jetzt wachten selbst die lauen Reformbefürworter und die Gleichgültigen auf, die jahrelang geglaubt hatten, die Reform sei wohldurchdacht und endgültig. Der Aufschrei der Öffentlichkeit zwang die KMK zum Handeln. Zudem ging der KMK der staatsstreichartige Versuch der Kommission, die permanente Revolution und sich selbst zum Wohlfahrtsausschuß dieser Revolution auszurufen, nun wohl doch zu weit. Die KMK löste die Kommission auf und griff zum Standardmittel aller Politiker, um die Öffentlichkeit einzulullen, sie schuf eine neue Kommission – diesmal den Rechtschreibrat. Zu den vorgeschlagenen Regeländerungen hüllte sich die KMK fast ein Jahr lang in Schweigen – in der nicht unberechtigten Erwartung, daß die Änderung der Regeln schon in Vergessenheit geraten werde.

Natürlich war der KMK klar, daß der Tag der Wahrheit mit dem 1. August näherrückte. Spätestens dann hätte Sie ja Farbe bekennen müssen. Auch konnten die geänderten Regeln unmöglich schon zu diesem Zeitpunkt und ohne jegliche Ankündigung und Vorbereitung verbindlich gemacht werden. Da kam der Rechtschreibrat wieder gerade recht. Indem man einige, vom Rat behandelte Bereiche als "strittig", andere als "unstrittig" erklärte, konnte man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: weiter von den Veränderungen der Amtlichen Regeln ablenken und zugleich die Kompetenzen des Rates, der sich der Bevormundung durch die KMK zu entziehen drohte, einzuschränken versuchen.

Die KMK kann sich nun ruhig zurücklehnen. Der Schwarze Peter ist beim Rat. Noch kann er sich des Wohlwollens der Öffentlichkeit erfreuen. Sobald sich aber herumspricht, daß Schreibungen, die neun Jahre lang den Schülern beigebracht wurden, demnächst als falsch erklärt werden, könnte die Stimmung schnell umschlagen. Was kümmert's die KMK? Egal was passiert, es bleiben ja noch Verbändeanhörungen, mit denen sich alles wieder kippen läßt. Einige Eltern- und Lehrerverbände warten ja nur auf einen Wink – von wem auch immer. Die Hauptsache ist und bleibt doch, daß sich dann keiner mehr daran erinnern wird, wie die KMK mit den armen Schülern umgesprungen ist.

Schon jetzt weiß ja kaum jemand, daß am 1. August tatsächlich einige Änderungen verbindlich werden. Zwischen der amtlichen Bekanntmachung durch die einzelnen Kultusministerien und dem Stichtag bleiben ja bestenfalls gut zwei Wochen. Hoffentlich haben diejenigen Lehrer, die jetzt an fernen Gestaden die Schulferien genießen, auch dort Zugriff auf das Internet oder den deutschen Buchhandel, um sich rechtzeitig vorbereiten zu können. Sonst könnte es leicht passieren, daß sie die ab dem 1. August zugelassenen Schreibweisen, wie "ohne Weiteres" oder "die Anderen", noch als Fehler anstreichen.
 
 

Kommentar von F.A.Z. / Briefe an die Herausgeber, verfaßt am 03.08.2005 um 18.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=196#858

»Aus jungen Wilden wurden zahme Lahme

Sechs einstmals "junge Wilde" wollten vor zehn Jahren die Rechtschreibreform kippen: Christian Wulff, Günther Oettinger, Ole von Beust, Christoph Böhr, Peter Müller und Roland Koch. Fünf von ihnen führen heute ein Bundesland. Keiner dieser "viel versprechenden" Politiker hat gewagt, die Rechtschreibreform zurückzunehmen, obwohl sie es könnten; denn Kultur ist immer noch Ländersache. Sie konnten sich nicht einmal dazu durchringen, dem Vorreiter-Beispiel von Edmund Stoiber und Jürgen Rüttgers zu folgen, die in Bayern und Nordrhein-Westfalen weiterhin die bewährten Regeln gelten lassen. Dort werden die Schreibweisen der Literaturnobelpreisträger Günter Grass und Elfriede Jelinek im Gegensatz zu 14 anderen Bundesländern nicht als Fehler gewertet. Aus den einstmals "jungen Wilden" sind jedoch zahme Lahme geworden. Ihr Verhalten trägt dazu bei, daß das Vertrauen in die Politik abnimmt. Jürgen Rüttgers versucht hingegen wenigstens, sein Wahlversprechen einzulösen. Im vergangenen Jahr hatte er versprochen:

"Die CDU wird nach einem Wahlsieg bei der Landtagswahl im Mai 2005 dafür sorgen, daß man zu den bewährten Regeln zurückkehrt." Die "viel versprechenden" Regierungschefs könnten dagegen eine Gruppe bilden unter dem Namen "Wir sind Maulhelden". Wie konnte die Wandlung dieser Politiker geschehen? Die Ex-"jungen Wilden" haben ganz einfach den Einfluß des Klüngels aus "Reformern", Verlagen und Verbänden, der bis in ihre Kultusministerien reicht, völlig unterschätzt. Nur so ist die Zähmung des Christian Wulff zu verstehen, der im vergangenen Jahr noch die Ministerpräsidentenkonferenz von der Abkehr von der Rechtschreibreform überzeugen wollte, sogar mit der Auflösung der KMK drohte, sich bei allem jedoch eine blutige Nase holte und am Ende sogar der Weiterführung der Reform zustimmte. Dieser Klüngel, vor dem die Ministerpräsidenten in die Knie gehen, hat sich nicht von heute auf morgen, sondern über 50 Jahre hinweg eine immer stärkere Machtstellung geschaffen. Die geschäftlichen Interessen von Reformern und Wörterbuchverlagen gingen irgendwann eine enge Verbindung ein. Der langjährige Leiter der Dudenredaktion, Günther Drosdowski, klagte: "In der Rechtschreibkommission und in den Arbeitsgruppen herrschten mafiaähnliche Zustände. Einige Reformer ... mißbrauchten die Reform schamlos, um sich Ansehen im Fach und in der Öffentlichkeit zu verschaffen, Eitelkeiten zu befriedigen und mit orthographischen Publikationen Geld zu verdienen." Noch im heutigen Rechtschreibrat sind allein sechs Mitglieder mit dem Hause Duden geschäftlich verbunden. Für die Schulbuchverlage ist die Rechtschreibreform ein Milliardengeschäft, finanziert durch den Steuerzahler. Nach Angaben des VdS Bildungsmedien, des mächtigen Verbandes der Schulbuchverleger, schaffte die öffentliche Hand zwischen den Jahren 1996 und 2004 Schulbücher in reformierter Rechtschreibung im Wert von etwa zwei Milliarden Euro an. Der Verband hat eine Menge Geld eingesetzt, um der Reform zum Durchbruch zu verhelfen. So investierten die Schulbuchverlage rund eine halbe Million Mark, um den Volksentscheid in Schleswig-Holstein im September 1998 zu beeinflussen. Damals nützte es zunächst nichts, den die Schleswig-Holsteiner sprachen sich gegen die Rechtschreibreform aus. Der Landtag setzte sich ein Jahr später über den Volksentscheid jedoch hinweg. Der Einfluß auf die Kultusbürokratie, die für die Zulassung der Schulbücher zuständig ist, ist groß. Im internen Bericht des Verbandes für das Jahr 2000 - das Jahr, in dem die Frankfurter Allgemeine das Abenteuer Rechtschreibreform nach einem Jahr Gott sei Dank wieder beendete - heißt es: "Wir haben also nicht allein auf die Kultusminister, sondern auch auf alle Ministerpräsidenten der Länder massiv eingewirkt und diese in die Öffentlichkeit gezwungen mit klaren und unmißverständlichen Erklärungen zu einer Reformumsetzung." Die Aufdeckung eines denkbaren Bestechungsskandals wäre der Todesstoß für die Reform, würde aber auch aufgrund der Beteiligung von Regierungsbeamten eine Krise auslösen. Man könnte also verstehen, wenn die Ministerpräsidenten deswegen nicht in ein Wespennest stochern möchten, das sich in ihren Kultusministerien gebildet hat. Thomas Paulwitz, Erlangen«


( F.A.Z., 04.08.2005, Nr. 179 / Seite 9 )
 
 

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