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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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22.07.2005
 

Absurdistan

Keine Angst, Herr Rühe!
Auch in Bayern und Nordrhein-Westfalen wird falsch geschrieben, und alle Lehrer sind verpflichtet, weiterhin grammatisch falsche Schreibweisen zu unterrichten. Die richtigen werden aber in diesen beiden Ländern nicht als Fehler angerechnet, das ist der einzige Unterschied. Alles nicht so schlimm, nicht wahr?



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Kommentare zu »Absurdistan«
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 18.05.2016 um 15.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=192#32618

Apropos: Gemäß Rechtschreibreform sollte es doch wohl Kannnitverstan heißen. Sind die entsprechenden Texte schon umgeschrieben? Frau Dammmülller, übernehmen Sie!
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 17.05.2016 um 20.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=192#32609

Immerhin die gleiche Wurzel "stehen".
Und wenn schon die Türken den Ausdruck übernehmen, warum dann nicht auch wir (wenn auch mit der besonderen Konnotation des exotischen)?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.05.2016 um 17.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=192#32607

Na ja, auch der gute Herr Kannitverstan ist schon etwas ganz anderes, im übrigen vgl. https://en.wikipedia.org/wiki/-stan
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 17.05.2016 um 17.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=192#32606

Interessanterweise werden nicht nur arischsprachige Länder so bezeichnet (Tadschikistan, Rajastan ...), der Ausdruck scheint auch allgemein in die Turksprachen Eingang gefunden zu haben (Kasachstan, Usbekistan, türkisches Bulgaristan ...).
Passend dazu auch zwar nicht ein Landesname, sondern ein vermeintlicher Personenname: der Herr Kannitverstan. Etwas ganz anderes dagegen ist Elastan.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 15.05.2016 um 09.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=192#32582

Tschechistan. (Land im Nahen Osten, von Franken aus gesehen.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.05.2016 um 06.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=192#32577

Absurdistan ist übrigens nur das bekannteste Beispiel einer neueren Wortbildung, sozusagen deren Kennwort, vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Absurdistan und https://de.wikipedia.org/wiki/-stan.

Da es wirklich sehr viele Länder im Mittleren Osten gibt, deren Name den idg. Bestandteil (zur Wurzel von stehen) enthält, liegt die Neubildung nahe. Man assoziiert ein Abenteuer- oder Märchenland, in dem alles möglich ist:
Bedingungslosistan (FAS 8.5.16) (Es geht um das bedingungslose Grundeinkommen.)
Auch im Englischen, weshalb der Einfluß Karl Mays nicht überschätzt werden sollte.
 
 

Kommentar von Norbert Schäbler, verfaßt am 25.07.2005 um 15.58 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=192#788

Trancezustand

Lieber rrbth!
Ich zitierte ein Lebensbeispiel aus Absurdistan.
Dieses Phantasieland gibt es wirklich, und dort ereignen sich täglich Sündenfälle von schwerer und minderschwerer Gattung.
Dabei ist es unerheblich, daß daselbst irgendwelche Sünden begangen werden, sondern es ist wesentlich, daß dort die Sünden sanktioniert bzw. „heilig gesprochen“ werden.
Diesen Wahn habe ich erlebt.

Mit Menschen, die sich im Trancezustand befinden, kann und sollte man nicht diskutieren. Man muß sie aufwecken.

 
 

Kommentar von rrbth, verfaßt am 24.07.2005 um 23.06 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=192#780

Lieber Herr Schäbler,

mir ist schon klar, daß Sie die Amtliche Regelung (von 1996) kennen. Ich habe deshalb daraus zitiert, weil dort ganz klar geregelt wird, daß beides möglich ist: „Wörter, die sprachhistorisch oder von der Herkunftssprache her gesehen Zusammensetzungen sind, aber oft nicht mehr als solche empfunden oder erkannt werden, kann (!) man (!!) entweder nach § 108 bis § 110 oder nach § 111 trennen.“.

Das heißt eindeutig, daß man, wie ja sogar als Beispiel angegeben, sowohl „in-te-res-sant“ als auch „in-ter-es-sant“ trennen kann. Wie kann da ein Rektor nur eine Trennart vorschreiben? Er verstößt damit doch klar gegen die amtlichen Regeln.

Und:
Ihren letzten Absatz habe ich nicht verstanden. Wie sollte dieser Rektor Sie denn damit vor wem nur bloßstellen (können)?
 
 

Kommentar von Norbert Schäbler, verfaßt am 24.07.2005 um 21.32 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=192#779

Ganz tief in „Absurdistan“

Vorab: Das Regelwerk, KWMBI 1 1996 So.-Nr. 1 war und ist mir bekannt.
Anstatt etwas eindeutig zu regeln, reißt es einen Sachverhalt an, um wenig später willkürliche Ausnahmen und Sonderregelungen zu erfinden.

Zitate aus dem "Amtsblatt, Sondernummer 1" S.95:
§ 111 „Zusammensetzungen und Wörter mit Präfix trennt man zwischen den einzelnen Bestandteilen.“
§ 112 „Wörter, die sprachhistorisch oder von der Herkunftssprache her gesehen Zusammensetzungen sind, aber oft nicht mehr als solche empfunden oder erkannt werden, kann man entweder nach § 108 bis § 110 oder nach § 111 trennen.
Mit der fehlerhaften Trennung „inte-ressiert“ (im Duden 1996 fehlt tatsächlich die Trennung „inter-essiert“) wird nach § 112 attestiert, daß der Schreiber die Sprachhistorie bzw. Herkunftssprache nicht mehr als solche empfunden hat.

Genau dieser Eindruck sollte wohl entstehen, als mein Rektor mich dazu zwang, „inte-ressiert“ (wie dargestellt) zu trennen. Es war unsinnig, eine fachliche Auseinandersetzung zu führen, denn mein Rektor hatte die Weisungsbefugnis, möglicherweise gar die Anweisung dazu, mich bloßzustellen.

Absurdistan eben!




 
 

Kommentar von rrbth, verfaßt am 24.07.2005 um 18.27 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=192#776

Hm,

und was hat er zur Amtlichen Regelung (§§ 107 - 112) gesagt?

Zuständig ist ja wohl § 111: „Zusammensetzungen und Wörter mit Präfix trennt man zwischen den einzelnen Bestandteilen.

Das wird eingeschränkt durch §112: „Wörter, die sprachhistorisch oder von der Herkunftssprache her gesehen Zusammensetzungen sind, aber oft nicht mehr als solche empfunden oder erkannt werden, kann man entweder nach § 108 bis § 110 oder nach § 111 trennen. Beispiele: [...] in-te-res-sant/in-ter-es-sant“.

Und der Duden 1996, den ich nicht habe, trennt nur „in-te-res-sant“? Bertelsmann ließ beides zu.
 
 

Kommentar von Norbert Schäbler, verfaßt am 23.07.2005 um 19.48 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=192#765

Nachfrage zur Trennung „inte-ressiert“
(siehe unten)
Als Begründung legte mir der Rektor den Duden Bd. 1, von 1996, S. 375, (R 132) vor. Die damals geltende Gleichberechtigung aller neuen Wörterbücher akzeptierte er nicht.
 
 

Kommentar von rrbth, verfaßt am 23.07.2005 um 17.02 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=192#762

Norbert Schäbler am 22.07.2005 um 15:58 Uhr
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=192#760

Mein Rektor (A 13+Z) hat mich (A12) im Jahre 2000 gezwungen, ein Zeugnis herauszugeben, in dem das Wort „interessiert“ trotz meines Widerspruchs und trotz meines andersartigen Quellennachweises wie folgt zu trennen war: „inte-ressiert“.

Darf man erfahren, wie das begründet wurde?
 
 

Kommentar von Norbert Schäbler, verfaßt am 22.07.2005 um 19.37 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=192#761

Suche nach Utopia

Es gibt noch eine zweite Geschichte aus Absurdistan, die Geschichte aus der dortigen freien Landeshauptstadt „Utopia“.
Dort geht die Sage, daß schon immer alle Lehrer wußten, daß die Rechtschreibreform „Murcks“ ist. Dort hat man schon immer den Aufstand geplant und hat nur auf ein Zeichen von oben gewartet, auf daß („aufdaß“) man endlich losschlagen und rebellieren könne.
Mittlerweile ist bekannt, daß – wenn es „Utopia“ überhaupt gibt – daß es dann ausschließlich in Bayern oder in NRW liegen kann.


 
 

Kommentar von Norbert Schäbler, verfaßt am 22.07.2005 um 15.58 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=192#760

Angst ist angebracht

... zwar nicht für Herrn Rühe, dem es eigentlich egal sein könnte, ob er die nächsthöhere Stufe erklimmt – (die des Ministerpräsidenten) – denn auf seinem derzeitigen Hochsitz läßt es sich doch recht ordentlich leben, und Personenschutz hat er sicherlich auch.

Schwieriger ist es da schon für einen Lehrer (Besoldungsgruppe: A 12). Es ist deshalb schwierig, weil die Bundesbesoldungsordnung noch über etliche weitere Rangstufen verfügt, und wir in einer sog. „Neid-“ und "Angst-", weniger jedoch in einer „Leistungsgesellschaft“ leben.

A 12 muß Angst vor A 13 haben, A 13 hat Angst vor A 14, und alle „As“ (vermutlich heißt das nicht nur in Neuschreibung "Asse") haben Angst vor der Besoldungsgruppe B, schon alleine deswegen, weil A 13 den Aufstieg aus A 12 verhindern könnte und ein B alle mutmaßlichen Asse komplett blockieren kann.

Das System funktioniert: Mein Rektor (A 13+Z) hat mich (A12) im Jahre 2000 gezwungen, ein Zeugnis herauszugeben, in dem das Wort „interessiert“ trotz meines Widerspruchs und trotz meines andersartigen Quellennachweises wie folgt zu trennen war: „inte-ressiert“.
Das Wörterbuch Heyne, 1997, für das im übrigen Prof. Dr. Hermann Zabel das Geleitwort schrieb, gab seinerzeit auf Seite 453 immerhin vier Trennstellen an: in/te/r/es/siert, auch wenn die Trennstelle nach “inte-“ rot markiert war. Gleichwohl mußte das ursprüngliche Zeugnis vernichtet werden.

Was auf die Lehrer in den unterschiedlichen Bundesländern zukommt, ist somit abzusehen. In vierzehn Bundesländern, in denen sich die Besoldungsempfänger der höchsten Rangstufe linientreu verhalten, wird man Linientreue bis ins unterste Glied einfordern. In zwei Bundesländern wird Toleranz herrschen, die schon im Jahre 2000 nicht vorhanden war.



 
 

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