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21.07.2005
Assoziationen
Der Duden wird zum Sonderpreis abgegeben.
Es ist aber immer noch ein gebundener Preis, und es handelt sich um dieselben Ausgaben wie zuvor, eingeschweißt, nur der alte Preis ist geschwärzt und ein neuer aufgeklebt. Der Band ist aber überholt und unbrauchbar, während Bertelsmann klugerweise gewartet hat und nun ein Wörterbuch herausbringt, das die bewährten Schreibweisen enthält, an die der Duden jede Erinnerung auslöschen wollte. Es fällt schwer, dahinter kein großangelegtes Manöver der Bertelsmänner zu vermuten, den Dudenverlag zum zweitenmal aufs Kreuz zu legen und damit übernahmereif zu machen. Mal sehen, ob es diesmal gelingt.
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Kommentar von Friedrich Denk, verfaßt am 22.07.2005 um 09.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=191#755
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Gestern hatte ich das Vergnügen, im "Forum" des SWR 2 mit unserem langjährigen Streitgenossen Professor Hermann Zabel zu diskutieren. Leider konnte ich nicht mehr auf seinen (mit Anrede an mich und an die "lieben Zuhörer" vorgetragenen) dringenden Appell reagieren: "Wir brauchen jetzt auf Teufel komm raus einen Kompromiß", damit endlich Ruhe herrsche !
Doch wie soll ein akzeptabler "Kompromiß" zustande kommen bei der einseitigen Zusammensetzung des Rechtschreibrats, bei der nachträglichen Einführung der 2/3-Mehrheit für Änderungen und dem seit neun Jahren immer wieder bewiesenen Macht-Zynismus der KMK ?
Sollen sich Duden und Bertelsmann doch so lange würgen, bis beiden die Puste ausgeht, wir schreiben weiter klassisch, zum Beispiel:
Der rauhe Flußschiffahrer sprang behende über die Schneewächte und schneuzte sich greulich; der 50jährige hatte ganz recht in dieser wohlbekannten Streßsituation.
Laut Schlechtschreibreform (auch nach Duden von 2004 zwingend):
Der raue Flussschifffahrer sprang behände über die Schneewechte und schnäuzte sich gräulich; der 50-Jährige hatte ganz Recht in dieser wohl bekannten Stresssituation.
Mit Partisanengruß an Herrn Eversberg, der ein Diktat wünschte,
Friedrich Denk
P.S. I: Um des lieben Friedens willen habe ich es unterlassen, Herrn Zabel zu fragen, warum er selbst die Regeln nicht kann, die er mit erfunden hat:
Auf 14 von mir untersuchten Seiten aus seiner Feder (Die neue dt. Rechtschreibung, 1996; Keine Wüteriche am Werk, 1996; Widerworte, 1997 (jeweils die letzten Seiten); und dem „Geleitwort“ zum „Neuen deutschen Wörterbuch“ von F. Bedürftig, 1997) fanden sich 64 Änderungen der s-Schreibung (3 x fälschlicherweise „ß“) und 11 weitere Änderungen, von denen nur drei „richtig“ waren: „eine Zeit lang“, „im Übrigen“, „im Wesentlichen“. Nicht verändert wurden:
sogenannt (3 x), im übrigen, Substantive groß zu schreiben, z. Zt. (neu: zz. oder zzt.) und: Heysesche Schreibung (statt: Heyse’sche oder heysesche); außerdem beginnt er – entgegen § 54 (1) – einmal nach Doppelpunkt einen Hauptsatz mit kleinem Buchstaben.
Das ist eine beachtliche Fehlerquote von 73 %.
Dazu kommen zwei durch die RR induzierte Fehler: ohne Weiteres (erst 2004, vermutlich auf Gallmanns Vorschlag, heimlich eingeführt) und (der hübscheste Fehler): am Besten. Wenn man es genau nimmt, macht er bei 11 vorgeschriebenen Änderungen 10 Fehler. Das würde in der Schule die Note 6 mit Stern verdienen.
Daß er es fertigbringt, auf zwei aufeinanderfolgenden Seiten einmal „Orthographie“ und einmal „Orthografie“zu schreiben, paßt schließlich zu dem Wirrwarr, das die RR uns beschert hat und weiter beschert.
P.S. II: Etwas Lustiges zum Schluß: In der "Stuttgarter Zeitung" und im "Mannheimer Morgen", die seit Jahren die RR preisen und uns Kritiker verhöhnen, gab es am 20. Juli offenbar keinen Redakteur, der den Neuschrieb beherrscht. In der "Stuttgarter Zeitung" behauptet Michael Trauthig in seinem Leitartikel auf Seite 1: "Überdies dürfen die konservativ Gesinnten Ungehorsam im privaten Bereich üben. Fernab der Behörden und Bildungsstätten wird niemand verhaftet, wenn er "Kuß" oder "Delphin" schreibt." Zwei Beispiele, eines falsch ("Delphin" ist weiter erlaubt und etymologisch und wegen der englischen und französischen Schreibung vernünftiger): Note 5.
Im "Mannheimer Morgen", dem Leib- und Magenblatt des IDS, zudem in der Dudenstraße 12 - 26 produziert, schreiben am 20. Juli zwei Redaktionsmitglieder: Alexander Müller behauptet, in Baden-Württemberg "muss es nach den Sommerferien korrekt heißen: "Der Stängel fällt in die Soße". Ein schöner Satz, doch leider zur Hälfte falsch. "Sauce" ist laut RR weiter richtig und im Nachbarland Frankreichs die vernünftige Schreibung. Note: 5.
Auch Thomas Groß meint, man müsse ab sofort "Soße", "Stängel" und "aufwändig" schreiben. Zwei Fehler auf drei Beispiele. Setzen, 6 !
P.S. III: Ich erbiete mich, Herrn Zabel, Herrn Groß und Herrn Müller Privatunterricht in neuer Rechtschreibung zu geben. Ich mache es preiswerter als die offiziellen Fortbilder, und vor allem amüsanter. Denn wenn man nicht weinen will, kann man über den Schwachsinn RR nur lachen.
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Kommentar von Michael Schuchardt, verfaßt am 22.07.2005 um 11.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=191#757
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Kürzlich las ich auf der Verpackung für ein Computer-Schachspiel mit dem Namen "ProfiSchach" folgende Trennung des Wortes Zugerläuterungen:
"Zu- gerläuterungen"
Solche "Bolzen" hat man früher kaum gesehen. Das ist nur die Schuld der Rechtschreibreform! Soll ich darüber nun lachen oder weinen?
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Kommentar von Bernhard Eversberg, verfaßt am 22.07.2005 um 12.22 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=191#758
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Sehr beeindruckend und einigen hier sicher bekannt sind die Wörterlisten von Stephanus Peil:
www.rechtschreibreform.com/Woerterliste/peiliste.htm
Es wäre nun in der aktuellen Situation hilfreich, eine mehrspaltige Tabelle mit prägnanten Fällen zu machen, in der man sieht:
VorReform – Ref 1996 – Ref 2004 – in Hessen ab 1.8.05 – vorauss. 2006
Könnte jemand sowas erarbeiten und im Netz bereitstellen?
Da wäre dann klar zu sehen, daß eben Hessen (und die anderen 13) sich zusätzliche Verwirrung leisten, nicht Bayern und NRW.
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