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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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18.07.2005
 

Nur zu!

Hoffentlich führen einige Bundesländer die Neuregelung verbindlich ein.
Sonst wird man die fatalen Folgen niemals wirklich erleben: das Verbindlichwerden des objektiv Falschen, die Ahndung des objektiv Richtigen als Fehler. Das ist wie bei der Umstellung der Zeitungen damals: Man muß es wirklich einmal gesehen haben, sonst glauben viele es nicht, und der Leidensdruck bleibt zu gering.



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Kommentare zu »Nur zu!«
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Kommentar von Jens Stock, verfaßt am 18.07.2005 um 07.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=186#717

Ich gebe Ihnen im Grunde recht: Der Karren muß wohl erst richtig gegen die Wand gefahren werden, damit alle merken, was eigentlich passiert ist. Allerdings bin ich mir gar nicht so sicher, daß wirklich alle das ganze Ausmaß der Rechtschreibkatastrophe erkennen.

Viele Lehrer räumen der korrekten Schreibung eine immer geringer werdende Bedeutung ein. (Diktate sind ja schon seit längerem nicht mehr so gern gesehen.) Zitat eines Deutschlehrers: „Ich persönlich streiche nur als Fehler an, was völlig unsinnig ist.“ Auf genauere Nachfrage wurde mir erklärt: „leid tun“, „fertigstellen“, „im wesentlichen“ usw. möchten viele auch künftig nicht als wirklichen Fehler verstehen, wohl aber „Kuß“, „Stengel“, „Tolpatsch“, „haus“ ...

Den Schülern mag es ja ein Stück weit entgegenkommen, daß ihre Lehrer womöglich auch künftig vieles, was bisher richtig war, werden durchgehen lassen. Doch gerade dies wird nicht dazu beitragen, daß alle – auch unsere Schüler – verstehen, was ihnen zugemutet wird.
 
 

Kommentar von Gabriele Ahrens, verfaßt am 18.07.2005 um 08.44 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=186#718

Ich möchte hier einmal die Partei der armen Schulkinder ergreifen. Sollten wir nicht zuerst an sie denken? Je eher dieser Unsinn an den Schulen aller Bundesländer gestoppt wird, desto besser. Es wäre sicherlich interessant zu sehen, was an Berliner Schulen passiert, wenn Wowereit dickköpfig bleibt (und das wird er noch lange), doch man kann m. E. nicht ernsthaft wollen, daß solche Experimente den Schülern noch länger zugemutet werden.
 
 

Kommentar von Matthias Künzer, verfaßt am 18.07.2005 um 10.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=186#719

Die Schüler leiden klaglos unter allem möglichen Unsinn. Zum Beispiel wurde zu Schulzeiten meines Bruders das zusatzvokalfreie Buchstabieren geübt: "w-a-h-r" statt "we-a-ha-er" etc. Was der Lehrer sagt, gilt, und führt keineswegs zu einer kritischen Diskussion über den Sinn, wie das unter Erwachsenen (hoffentlich) der Fall wäre.

Daher soll man meinetwegen den Karren in der Spiegel-Redaktion an die Wand fahren (was zu einigen viel versprechenden Politikern mit wohl verdienten Auszeichnungen geführt hat, ehe die groteskesten Auswüchse zurückgenommen wurden), nicht aber an der Schule.
 
 

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