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29.07.2011
weg und Weg
Irreführende Auskunft
Auf der Website der Gesellschaft für deutsche Sprche findet man folgendes:
[?] Warum dehnt man eigentlich das e im Substantiv Weg, während man es im Adverb weg kurz ausspricht? Die Wörter haben doch im Grunde dieselbe Form.
[!] Dies ist eine interessante, wenngleich verzwickte Frage, denn die beiden Wörter haben nicht nur dieselbe Form, sieht man einmal von der Großschreibung des Substantivs ab, sondern auch dieselbe Wurzel. Sie gehen also auf das gleiche althochdeutsche Wort weg zurück, wenn auch zwischen ihrem erstmaligen Gebrauch in unterschiedlicher Bedeutung mehrere Jahrhunderte liegen.
Im Sinne von ›Geleise, Spur‹ war das althochdeutsche weg, später auch in der Form wec, bereits im 8. Jahrhundert gebräuchlich und geht auf dieselbe indogermanische Wurzel wie das Verb bewegen zurück. Doch erst im 12. Jahrhundert, also während der mittelhochdeutschen Sprachepoche, trat den Brüdern Grimm zufolge (Deutsches Wörterbuch, 13. Band, Leipzig 1922) das Adverb enwec als »abzweigung von dem vorhergehenden subst[antiv]« in Erscheinung, das im Althochdeutschen als Präpositionalgruppe in der Form in weg existiert hatte und die Bedeutung ›auf dem Weg, auf den Weg‹ trug. Hieraus ergibt sich die heutige Bedeutung ›(sich) entfernen‹ oder auch dessen Ergebnis. Obwohl enweg bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts vorkam, hatte sich aufgrund lautlicher Vereinfachung seit dem 14. Jahrhundert parallel auch die einsilbige Form weg herausgebildet, die sich schließlich durchsetzte.
Doch wie nun hat sich die unterschiedliche Aussprache der beiden Wörter entwickelt, wenn hier die gleiche Wortwurzel zugrunde liegt? Waren sie in ihrem Ursprung noch verschieden (weg vs. in weg bzw. wec vs. enwec), so haben sich die Wörter im Zuge des Sprachwandels in ihrer Form einander angepasst, sind dabei jedoch bedeutungsdifferent geblieben. Es ist also anzunehmen, dass der Unterschied in der Bedeutung und der Wortart eine Rolle für die ungleiche lautliche Entwicklung von Weg und weg spielt. Um diese historisch nachvollziehen zu können, greifen die Brüder Grimm vielfach auf zeitgenössische Dichtung zurück und schließen anhand von Reimen (etwa weg – Zweck, Weg – Steg etc.) auf die in der Sprachgeschichte jeweils gebräuchliche Aussprache von Substantiv und Adverb.
So war beim Substantiv Weg schon im 15. Jahrhundert ein Rückgang der Auslautverhärtung erkennbar, was sich auch in der Schrift niederschlug: Aus der Schreibung wec, wek oder weck entwickelte sich wegk, schließlich setzte sich überwiegend die Form Weg durch, was die Aussprache mit langem Vokal begünstigte. Obwohl das Substantiv vereinzelt auch mit einem kurzen Vokal vorkam (Reim: Weg – Zweck), war ein solcher weitaus häufiger beim Adverb weg. Besonders in süddeutschen Quellen (z. B. bei Grimmelshausen) wurde die Länge des Vokals oft und bis in die neuhochdeutsche Zeit durch ee angegeben; so findet sich das Substantiv in der Schreibung Weeg etwa in Schillers Die Räuber und in den Briefen und Tagebüchern Goethes.
Im Gegensatz zu dieser Entwicklung blieben beim Adverb weg die Kürze des Vokals und die Auslautverhärtung erhalten. Der kurze Vokal ist durch zahlreiche Reime zu belegen (vor allem aus dem 16. und 17. Jh.), in denen weg zumeist in der Schreibung weck, auch wegk, vorkommt: Speck, keck – hinweg, schleck – wegck, wegk – Dreck etc (vgl. Deutsches Wörterbuch der Brüder Grimm). In einem Gedicht von Brentano finden sich folgende Zeilen: »Französische Nägel sind weich wie a Dreck – Kaum trifft sie der Schlegel, so ist der Kopf wegk« (Tiroler Wetter und Barometter beim Aufstand gegen die Franzosen, 1813). Obgleich die Schreibungen weck und wegk deutlicher auf die sich durchsetzende Aussprache mit kurzem Vokal schließen lassen, wurde auch für das Adverb schließlich weg die gewöhnliche Form. Hierzu mag beigetragen haben, dass Luther in seiner Bibelübersetzung durchgehend diese Form wählte. Zwar kamen weck und wegk noch bis ins 17. Jahrhundert vor, verschwanden dann jedoch allmählich.
Die Aussprache von Weg mit langem Vokal und weg mit kurzem Vokal hat sich also bereits relativ früh entwickelt, und trotz einiger Umwege haben sie – plausibel oder nicht – schließlich auch im Schriftbild die gleiche Form erhalten. Diese lässt zwar auf ihren gemeinsamen Ursprung schließen, doch obwohl die Unterscheidung durch die Großschreibung des Substantivs und die Kleinschreibung des Adverbs erleichtert wird, können sich hier immer wieder Schwierigkeiten ergeben, etwa wenn Substantive mit dem Adverb weg zusammengesetzt sind: Weggang, Wegfall, Wegfahrsperre, Wegnahme, oder wenn Adjektive vom Substantiv Weg abzuleiten sind: weglos, wegkundig, wegsam, wegweisen. Derartige Stolpersteine und Verwirrungen fallen durch die verschiedene Aussprache von Substantiv und Adverb im lautlichen Bereich freilich »weg«.
(www.gfds.de/sprachberatung/fragen-und-antworten/uebersichtsseite/aussprache-von-weg-und-weg)
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Hier scheint einiges durcheinandergeraten. In Wirkllichkeit wurde das kurze e in Weg zum Frühneuhochdeutschen hin gedehnt, wenn es in offener betonter Silbe stand, also in den anderen Kasusformen, und das wurde dann analogisch auf den Nominativ sg. übertragen. Das Adverb weg war schon zu weit abgedriftet und wurde davon nicht mehr erfaßt, bließb also kurz. Mit der Auslautverhärtung hat das alles nichts zu tun. Der Irrtum geht wohl auf den Eintrag im Grimmschen Wörterbuch zurück:
"die verhärtung des ausl. consonanten tritt schon im spätmhd. zurück. im 15. jahrh. kommt die schreibung wek (...) noch vor, ganz überwiegend ist weg." Das ist sicher etwas lax ausgedrückt, aber aus dem Zusammenhang ergibt sich, daß – selbstverständlich – nicht von einem Rückgang der Auslautverhärtung als phonetischer Erscheinung die Rede ist, die sich dann auch in der Schreibung niedergeschlagen hätte, sondern daß lediglich gemeint ist, die Auslautverhärtung sei nach und nach orthographisch nicht mehr berücksichtigt worden. Und das ist ja nun tatsächlich der Fall gewesen und prägt deutsche Texte bis heute (Stammprinzip, Morphemkonstanz).
Ich habe mit der GfdS darüber korrespondiert und hoffe, daß die irreführende Auskunft herausgenommen wird.
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Kommentare zu »weg und Weg« |
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Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 30.07.2011 um 09.08 Uhr
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Ich vermute eine ganz praktische Ursache.
Würde man Weg und weg gleichartig aussprechen, wäre potentiell Verwechslungsgefahr gegeben. Daher unterscheidet man durch unterschiedliche Betonung.
Im Schriftbild ist die Unterscheidung durch den Anfangsbuchstaben gegeben, daher ist keine weitere Unterscheidungsschreibung notwendig.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 30.07.2011 um 11.22 Uhr
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Lehrstoff Grundschule: Stammprinzip und Mehrzahlprobe.
Außerdem umgangssprachlich mündlich "das [wecke] Auto".
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.07.2011 um 12.59 Uhr
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Ich hatte mir vor längerer Zeit schon einmal überlegt, ob es noch andere gleich geschriebene, aber unterschiedlich gesprochene Wörter als Weg/weg gibt:
Etwas ähnlich (d.h. mit gleicher Etymologie) ist (oder war) Floß/floß.
Sonst fand ich nur Ableitungen von verschiedenen Wörtern:
rasten (2 Verben)
kosten (2 Verben)
Gast/gast (Subst./Verb)
Ruß/Rußland
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.07.2011 um 13.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1475#19075
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Das Wort bzw. die Vorsilbe her wird manchmal lang, manchmal kurz gesprochen:
hergeben, herkommen, ..., hierher; herbei, herein, ...
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Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 30.07.2011 um 21.48 Uhr
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Würde man Weg und weg gleichartig aussprechen, wäre potentiell Verwechslungsgefahr gegeben. Daher unterscheidet man durch unterschiedliche Betonung.
Ganz gewiß nicht. Um so etwas schert sich die Sprache nicht. Abgesehen davon dürfte es nicht ganz einfach fallen, einen Satz zu konstruieren, in dem die Verwechselungsgefahr dieser speziellen Kombination nicht anderweitig ausgeschlossen ist.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 30.07.2011 um 21.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1475#19077
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Lache/Lache
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Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 30.07.2011 um 23.24 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1475#19078
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Rost/Rost
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 31.07.2011 um 00.13 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1475#19079
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auch noch mit unterschiedlicher Wurzel:
Schoß/schoß
last/Last
schuft/Schuft
saß/Saßnitz
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 31.07.2011 um 11.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1475#19080
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Bei deutschen Wörtern bin ich für die Schluß-ß-Schreibung, aber "Russland" ist die etymologisch richtigere Schreibweise, denn der erste Wortbestandteil ist kein deutsches Wort, deshalb ist für ihn das Stammprinzip nicht angemessen. Es bedeutet schon immer "Land der Russen", denn schon die schwedischen Herrscher der Kiewer Rus nannten sich in Konstantinopel und am deutschen Kaiserhof im Singular "Rus" und im Plural "Russen", um nicht mit den gefürchteten dänischen und norwegischen "Nordmännern" gleichgesetzt zu werden. Es gab also "die Rus" als Herrschaftsgebiet und "den Rus" als einer ihrer Herren. Slawisch war im Gegensatz zu Skandinavisch eine an den Höfen bekannte Sprache.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.07.2011 um 11.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1475#19081
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Also Rusland oder wie? Die Russen wohnen selbstverständlich in Rußland, denn das ss wird in Nichtgelenkstellung zur Ligatur ß.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 31.07.2011 um 18.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1475#19082
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"Russland" ist ein Kompromiß aus "Rusland" als Ableitung vom Land – Kiewer Rus, Moskauer Rus – und vom Volk "Russenland".
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Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 31.07.2011 um 23.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1475#19083
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Wieso "Kompromiß"?
Rußland als "Land der Russen" ist doch genauso gebildet wie Finnland, England, Frankreich usw.
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 01.08.2011 um 15.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1475#19085
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Es gibt etliche Fälle, in denen gleichgeschriebene Wörter unterschiedlich gesprochen werden.
Kategorie 1, Vokallänge:
Die Rehe ästen in den Ästen.
Sie bucht einen Urlaub in der Bucht.
Bettuch
Kategorie 2, Betonung:
umfahren – umfahre ich den Pfosten oder fahre ich ihn um?
übersetzen – Dolmetscher und Fährmann.
Kategorie 3, Fremdwörter:
Er verbringt die Montage mit der Montage von Autos.
Kategorie 4, nichtgeschriebener Glottislaut:
Streikende nicht in Sicht
Druckerzeugnisse
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 05.08.2011 um 16.44 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1475#19110
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Noch einige aparte Beispiele:
ihr erbrecht / das Erbrecht aus Kategorie 2 mit Wechsel der Silbengrenze;
aus Kategorie 3 das Collagen (Mehrzahl: Collagene) in der Biochemie / die Collagen (Einzahl: die Collage) in der Kunst;
und in einer fünften Kategorie
Auf der Zauberwiese tanzen die Elfen. /
Später offenbarte er (der auferstandene Jesus) sich auch den Elfen (= den elf Jüngern). (aus dem Markusevangelium)
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Kommentar von Sigmar Salzburg, verfaßt am 05.08.2011 um 17.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1475#19111
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... und den „Erblasser“, den ich während der ganzen Schulzeit falsch verstanden habe.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 05.08.2011 um 17.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1475#19112
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Freie Radikale sind in beiden Bedeutungen gefährlich, auch im Dativ.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 08.08.2011 um 18.42 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1475#19115
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heute bei heise.de: "Schnell-Boot-Patent" – der neueste Denglisch-Mitschmatsch.
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 09.08.2011 um 17.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1475#19117
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Auf dem gleichen sprachgeschichtlichen Hintergrund wie weg/Weg – Weges – Wege beruht wohl auch die schwankende Aussprache von Rad (das man auch ganz gerne von Rat unterscheidet) und Spaß (das nach Heyse regional als Spass geschrieben werden müßte).
Eine semantische Differenzierung hat auch stattgefunden bei Hochzeit (Hohe Zeit, Glanzzeit) und Hochzeit (Eheschließung).
Die Rechtschreibreform hat übrigens nicht nur die Homographe floß/Floß und schoß/Schoß getilgt, sondern auch neue eingeführt: Was ist eine Messerwartung? Instandhaltung von Schneidewerkzeugen oder Antizipation von Ablesewerten?
Auch hier bietet Heyse also keinen Vorteil oder eine Verbesserung.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 10.08.2011 um 13.04 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1475#19118
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In literarisch korrektem Stil müßte aus dem Substantiv in der Zeitangabe mit Hilfe der Endung -ig ein Adjektiv gebildet werden: "nach dreistündigem, einwöchigem usw. Wandern". Aber das gilt heute als sehr literarisch und ist nicht mehr allgemein üblich. Nur das Grundzahlwort "eins" wird wie ein Adjektiv gebeugt, weil es auch als unbestimmter Artikel im Singular dient: "von einer Woche Wandern, nach einer Stunde Wandern". Die anderen Grundzahlwörter werden eben nicht gebeugt. Wenn wir "zwanzig und eins" sagen würden, würde "eins" ebenso gebeugt wie in "tausend und eins".
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Kommentar von Karl Hainbuch, verfaßt am 18.08.2011 um 09.04 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1475#19137
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Ein alter Cartoon:
Gast: Ober! Bitte zahlen!
Ober: 28, 36, 72, 92...
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Kommentar von hhs, verfaßt am 08.10.2011 um 17.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1475#19312
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Ich hörte mal auf die telefonische Frage, ob jemand da sei, die Antwort: "Der ist da, aber ned do!" Der hochdeutsche Teil besagte, daß die betreffende Person zwar anwesend sei, der Dialektteil präzisierte, daß sie nicht am Arbeitsplatz, sondern irgendwo in der Firma unterwegs sei.
Kürzer konnte man es nicht ausdrücken.
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Kommentar von Jonas Walter, verfaßt am 11.10.2011 um 11.00 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1475#19338
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Es stimmt, dass die unterschiedliche Aussprache nicht mit der Auslautverhärtung zu tun hat. Aber historisch äussert sich die unterschiedliche Aussprache halt wenn nicht direkt in Vokalverdoppelung oder Reimen, so doch vielleicht wenigstens in der Auslautschreibung.
Die Einsilberdehnung wie im Nom. sing. "Weg" kann nicht einfach als Analogie zur Dehnung in offener Tonsilbe wie im Nom. pl. "Wege" erklärt werden. Die Unabhängikeit dieser beiden Entwicklungen zeigt sich etwa in den südwestlichen Varietäten, wo keine Dehnung in offener Tonsilbe auftritt, aber sehr wohl die Einsilberdehnung.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.01.2016 um 10.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1475#31140
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Wie schon anderswo bemerkt, sollte im Unterricht des Deutschen als Fremdsprache auf die Länge der langen Vokale besonderer Wert gelegt werden. Bekanntlich ist die Vokalquantität in vielen Sprachen nicht distinktiv, eine ziemlich störende Fehlerquelle. So habe ich eine Polin gehört, die zwischen ihren Landsleuten und Pollen keinen Unterschied machte. Selbst wenn es keine Verwechselung gibt, ist Lonnkosten (gleiche Sprecherin) schwer zu identifizieren. Unabhängig von allen theoretischen Erwägungen sollte daher "Länge" nicht durch "Gespanntheit" ersetzt werden. (vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=316) Es empfehlt sich sogar, die langen Vokale überlang zu sprechen, wie es die Deutschen bei emphatischer Aussprache selbst tun, ohne daß eine Änderung des Sinns zu bemerken wäre: Hooonig bleibt Honig.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.09.2017 um 04.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1475#36118
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Man spricht Sanddorn etwas anders aus, als man Sandorn sprechen würde, wenn es das gäbe, in der Regel aber auch nicht mit Überlautung „zantdorn“ (wie angegeben), sondern nur mit einem leicht verstärkten, aber nicht gesprengten Verschluß vor dem Wiedereinsetzen des Stimmtons.
In manchen Regionen sagt man entlankgehen, aber nicht Lanklauf. entlanggehen ist eben gar kein Kompositum, daher die Auslautverhärtung.
(Es müßte doch Software geben, mit der man ohne weitere Apparate seine eigenen Sonagramme herstellen kann?)
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Kommentar von tk, verfaßt am 04.09.2017 um 00.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1475#36123
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Es müßte doch Software geben, mit der man ohne weitere Apparate seine eigenen Sonagramme herstellen kann?
http://www.fon.hum.uva.nl/praat/
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.09.2017 um 05.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1475#36124
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Also nun doch das "Duell" Merkel-Schuz angesehen. Nein, ich werde es nicht kommentieren.
"Moderatoren" sind ein merkwürdiges Völkchen. Es scheint nicht denkbar zu sein, daß vernünftige Erwachsene sich auch mal ohne Moderator unterhalten, und nun gleich vier davon!
Später wurde abgestimmt und festgestellt, daß Merkel weit weniger "angriffslustig" war als Schulz. Das könnte auch daran liegen, daß sie ihr Amt verteidigt und niemanden anzugreifen braucht, schon gar nicht so ein harmloses Leichtgewicht. Bei dieser Runde war auch ein Thomas Gottschalk dabei, der gewissermaßen die Stimme des Volkes verkörperte. Er war offenbar weder fähig noch willens gewesen, inhaltlich zu folgen, und sah das Ganze unter dem Gesichtspunkt des Unterhaltungswertes, hätte sich mehr Theatralik gewünscht usw. Damit lag er auf der Linie der meisten Journalisten.
Schulz soll der bessere Redner sein? Das verstehe ich nicht, oder vielmehr, ich verstehe es, wenn ich an das Festhalten an klassischen Rhetoriklehren denke. Aber das ist eben der ewige Fehler.
Ich kann mir nicht vorstellen, daß das "Duell" irgendeinen Einfluß auf die Wahlentscheidung hat.
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Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 04.09.2017 um 09.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1475#36128
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Interessant und durchaus plausibel fand ich bei den Umfragen, daß Merkel im Profilvergleich höhere Werte für "glaubwürdig" und "sympathisch" erzielte, obwohl Schulz ein deutlicher Vorsprung bei "bürgernah" zugesprochen wurde. Normalerweise würde doch die Bürgernähe eines Politikers mit hohen Werten für Glaubwürdigkeit und Sympathie einhergehen. Wenn Schulz trotz seiner Stärke bei "Bürgernähe" weniger glaubwürdig und sympathisch gewirkt hat, dann muß er als reine Person also ziemlich unglaubwürdig und unsympathisch ankommen (natürlich alles im Durchschnitt der Bewertungen).
Diese Ergebnisse wären leichter zu deuten, wenn nach "natürlich" gefragt worden wäre. Mutmaßliches Ergebnis: Merkel führt hier mit großem Abstand. Merkel spricht wie ein normaler Mensch. Schulz spricht irgendwie aufgesetzt, immer wieder zu umständlich, nicht spontan, etwas verkrampft und mit diesem bei Politikern ungewöhnlichen Singsang. Vor allem aus der natürlichen, entspannten Anmutung ergibt sich meiner Meinung nach Merkels Vorsprung bei "glaubwürdig" und "sympathisch". Und deshalb nützt Schulz seine "Bürgernähe" nichts: Wenn seine Redeweise unnatürlich und irritierend wirkt, dann erscheint seine Bürgernähe als bloße Bemühung. Sie kommt mangels natürlichem Auftreten nicht als solche an.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.06.2019 um 10.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1475#41745
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Laut Duden wird Musik österreichisch mit kurzem i gesprochen, aber diese Aussprache ist doch viel weiter verbreitet. In Nordhessen haben wir es immer kurz gesprochen. Regional und älter (wie im Englischen) auch Musicke.
(Bei anderen Wörtern wie Physik ist beides vorgesehen, österreichisch wiederum nur kurz.)
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