Kommentare zu »Unduldsames IDS« |
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Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 26.07.2012 um 09.38 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1433#21143
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Beispiele namhafter Autoren in fehlerhafter Reformschreibung belegen entweder, daß die korrekte Reformschreibung nicht bekannt ist oder daß man schwachsinnig aussehende Schreibungen gegen besseres Wissen vermeidet.
Beides spricht klar gegen denn für diese Schreibung.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.07.2012 um 08.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1433#21141
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Wenn man sich beispielsweise das IDS-Jahrbuch 2005 ansieht (auch im Netz), stellt man fest, daß zwar der ganze Band auf (inzwischen überholte) Reformschreibung getrimmt ist, aber sehr fehlerhaft. Gleich der Einleitungsvortrag von Harald Weinrich ist ein gutes Beispiel:
Aus persönlicher Sicht sei mir als erstes gestattet, daran zu erinnern ...
ein Arbeiten an Hand selbstverfertigter Beispielsätzchen
etwa 300mal nominal und etwa 1000mal pronominal
letzteres in erlebter Rede
Weinrich zitiert Kafkas "Verwandlung" nach der Reclam-Ausgabe, sie ist auf Reformschreibung von 1996 umgestellt.
Bei diesem Text kann man übrigens eine hübsche Beobachtung machen. Da er offenbar in Schulen gelesenwird,finden sich bei amazon.de bisher 127 Rezensionen, die fast alle den Text so besprechen, als handele es sich um ein neues Stück Literatur. Besonders lustig sind die negativen Besprechungen. Eigentlich ganz erfreulich, daß die wohl eher jungen Leser den Klassiker gar nicht historisch lesen, sondern identifizierend und engagiert wie nur irgend einen neuen Autor.
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Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 27.08.2011 um 16.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1433#19179
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Wozu immer diese Information aufgrund meiner persönlichen Erfahrung gut ist, — ich muß hier nach "eine Zeit lang" neu ansetzen, um richtig "eine Zeitlang" zu lesen: "Das duale Ausbildungssystem habe sich sehr bewährt, betonte die Bundeskanzlerin. Eine Zeit lang habe man die Sorge gehabt, dass das sehr hoch stehende, qualifizierte Ausbildungssystem durch europäische Regeln geschwächt werden könne." (Zitat aus www.dernewsticker.de/, heute.) Auch bei "das sehr hoch stehende" lese ich zuerst die Hauptbetonung auf "steh-" und nicht auf "hoch"; letzteres kommt mir erst nach berichtigendem Lesen. Insofern hat Loriot völlig recht: »Die Rechtschreibreform ist ja völlig in Ordnung, wenn man weder schreiben noch lesen kann.«
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Kommentar von Vardapet, verfaßt am 27.08.2011 um 12.44 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1433#19178
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Lieber Herr Mahlmann,
vielleicht ist Ihnen ja hiermit gedient:
www.faz.net (Loriot: Reform gefährdet Verständigung).
Mir ist es zwar auch unbegreiflich, wie man Loriots Bonmot mißverstehen kann, aber es gibt nun einmal Menschen, die überhaupt gar keinen Humor besitzen, leider.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 26.08.2011 um 21.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1433#19176
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Also mal ehrlich, wer den Satz »Die Rechtschreibreform ist ja völlig in Ordnung, wenn man weder schreiben noch lesen kann« als reformbejahende Stellungnahme auslegt, muß so dumm sein (oder so verbohrt), daß ihm auch mit einer Äußerung wie »Die Rechtschreibreform ist schlecht und schädlich!« nicht geholfen wäre. Loriots Formulierung ist perfekt, sie paßt auch zu seinem Stil, er hätte keine bessere finden können.
Und hier noch was zum Grübeln für alle hundertfünfzigprozentigen Reformschönredner:
Wußten Sie schon, daß alle deutschen Goldhamster aneinandergereiht von der Erde bis zum Mond reichen würden, wenn sie nur nicht so dumm wären?
Loriot
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Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 26.08.2011 um 17.00 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1433#19175
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Wer sich den Reformunsinn so zurechtbiegt, daß etwas Sinnvolles dabei herauskommt, kriegt es auch fertig, aus Loriots Satz eine Zustimmung zur Reform zu lesen.
Es gibt nun einmal Leute, die weder lesen noch schreiben können: Kinder. Wenn die dann voraussetzungslos (also ohne hergebrachtes Wissen) mit der reformierten Orthographie lesen und schreiben lernen, können sie mit der Reform gut leben – ich halte diese Lesart durchaus für möglich.
Im Zusammenhang ist mir klar, was Loriot gemeint hat, aber wegen dieser Spitzfindigkeit wünsche ich mir einen klareren Satz.
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Kommentar von Rominte van Thiel, verfaßt am 26.08.2011 um 15.09 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1433#19174
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Lieber Herr Mahlmann, ich mußte einige Minuten lang nachdenken, was an diesem Ausspruch mißverständlich sein könnte. Dann fiel der Groschen. Ist diese Deutung tatsächlich möglich?
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Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 26.08.2011 um 13.07 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1433#19173
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Leider ist genau dieser Wortlaut mißverständlich, genau dieser Ausspruch Gelegenheit für die Reformer, Loriot umzudeuten. Die Rechtschreibreform sollte ja gerade den Rechtschreibneulingen – also den Schülern – helfen, den Wenig- und den So-gut-wie-nichts-Schreibern.
Hat sich Loriot an anderer Stelle mal deutlicher, humorloser gegen die Rechtschreibreform ausgesprochen? Ironie ist nun einmal nicht die Sache der Reformer.
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Kommentar von Matthias Künzer, verfaßt am 26.08.2011 um 08.07 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1433#19172
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Im Wortlaut:
"Die Rechtschreibreform ist ja völlig in Ordnung, wenn man weder schreiben noch lesen kann." – Loriot
Siehe hier.
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Kommentar von Rominte van Thiel, verfaßt am 25.08.2011 um 13.09 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1433#19171
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In vielen Kommentaren wurde konsequent totgeschwiegen, daß Loriot Gegner der Rechtschreibreform war.
Gemerkt habe ich mir bis heute seinen wunderbaren Ausspruch, daß die Rechtschreibreform ja ganz in Ordnung sei, wenn man weder lesen noch schreiben könne. (Ich hoffe, daß ich richtig zitiere.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.08.2011 um 16.43 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1433#19166
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Ausgerechnet der Reformdurchsetzer und IDS-Direktor Eichinger würdigt den verstorbenen Reformgegner Loriot – das hat schon was Obszönes. Außerdem ist der folgende Bericht irreführend:
»Als "Meister der deutschen Sprache, der ganz vorzüglich mit ihr gespielt hat", hat der Direktor des Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim, Ludwig M. Eichinger, den verstorbenen Humoristen Loriot gewürdigt. Loriots Humor sei davon geprägt gewesen, Figuren durch ihre Sprache zu charakterisieren, sagte Eichinger, der auch Mitglied des Rates für Deutsche Rechtschreibung ist, am Dienstag auf dapd-Anfrage. "Man denke nur an die Herren in der Badewanne."
Vicco von Bülow, genannt Loriot, war am Montag im Alter von 87 Jahren gestorben. Er war Ehrenmitglied des Rechtschreibrates, der 2004 aus Protest gegen die Rechtschreibreform gegründet worden war, und hatte sich damals öffentlich dagegen ausgesprochen, "unser wichtigstes Kommunikationsmittel so zu vereinfachen".«
Das klingt doch so, als sei Loriot Ehrenmitglied desselben Rates gewesen, dem Eichinger angehört.
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Kommentar von Heinz Erich Stiene, verfaßt am 06.04.2011 um 12.00 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1433#18440
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Günter Pössiger, Das große Reimlexikon, 7. Auflage, Hamburg (Nikol Verlagsgesellschaft) 2007, S. 4: „Auf Wunsch des Autors wurden für Das große Reimlexikon die Regelungen der alten Rechtschreibung beibehalten.“
Säuerlich beugt man sich dem trotzigen Autor.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.04.2011 um 09.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1433#18434
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Ich finde auch, daß er es gut gemacht hat. Die Schande des IDS ist für alle Zeit festgehalten.
Übrigens mußte Suchsland sich ja irgendwie revanchieren für den Beitrag, den Gisela Harras ihm ein paar Jahre zuvor gewidmet hatte: "Dear Peter. Zehn Briefe aus Amerika". In: Bayer, J./Römer, C. (Hrsg.): Von der Philologie zur Grammatiktheorie. Festschrift für Peter Suchsland. Tübingen 2000:386-401.
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Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 06.04.2011 um 08.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1433#18433
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Weil die Herausgeberinnen meinen Beitrag unbedingt in der Festschrift haben wollen ...
Peter Suchsland hat hier die Wahrheit geschrieben. Alles andere wäre eine große Unverschämtheit gewesen, auf welche die genannten Herausgeberinnen mit Empörung und der Tilgung dieser Behauptung reagiert hätten. Das zeigt, daß Herr Suchsland höflich ist, denn er verschließt sich auch dann einem dringenden Wunsch nicht, wenn er mit einer Zumutung für ihn selbst verbunden ist. Mit dem zitierten Kommentar bringt er seine Meinung zum Ausdruck: "Ich muß mich in diesem Fall anpassen, bin und bleibe aber gegen die Reform." Ein ideales Verhalten. Sehr vorbildlich.
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Kommentar von Matthias Künzer, verfaßt am 06.04.2011 um 07.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1433#18432
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In solchen Fällen würde ich zur Vermeidungsschreibung greifen (und dies auch erwähnen).
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Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 06.04.2011 um 02.19 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1433#18431
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Der Mann hat klug gehandelt und die Gelegenheit genutzt, sowohl seine Abneigung gegenüber der Reform als auch die Intransigenz des IDS publik zu machen. Wäre er "standhaft" geblieben, hätte kein Hahn danach gekräht. Mit der offenkundigen Windigkeit der Begründung unterstreicht er noch, worauf es ihm ankommt. (Was den Blumenstrauß privatim natürlich um so unvermeidlicher gemacht haben dürfte. Aber darüber wissen wir nichts.)
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Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 05.04.2011 um 21.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1433#18430
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Mir kommen die Tränen!
Da bekanntlich ein Beitrag in einer Festschrift – genau wie das ständige Führen sämtlicher akademischer Titel (und vor allem der ehrenhalber verliehenen!) – zu den seltsamen akademischen Gepflogenheiten gehört, die tatsächlich mehr dem Verfasser des Beitrags als dem Empfänger der Festschrift dienen, hätte Suchsland standhaft bleiben sollen.
Ein Erstdruck oder eine ausgesuchte Flasche Wein wäre mit Sicherheit auch eine passende Geburtstagsgabe für die Jubilarin gewesen. Es müssen schließlich nicht immer die phantasielosen Blumen sein!
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