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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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24.10.2010
 

Enorme Kosten
Aus der Geschichte der Rechtschreibreform

In einer Pressemitteilung wandte sich 1997 (!) die „Katholische Erziehergemeinschaft“ gegen einen Stop der „in den Schulen bereits umgesetzten Reform“:


München, den 26. Februar 1997

Katholische Erziehergemeinschaft

Mitteilung an die Presse


Verbesserungen statt Verunsicherung


Ein Stop [!] brächte zusätzliche Kosten und Verwirrung. Die KEG ist deshalb dagegen.

Die in der letzten Woche neu entbrannte Diskussion um die Rechtschreibreform stößt bei der Katholischen Erziehergemeinschaft (KEG) auf Unverständnis und eindeutige Ablehnung. Sicherlich ist die Reform nicht der große Wurf, da man sich entschlossenere und weitergehende Maßnahmen versprochen hatte, z. B. im Bereich der konsequenten Kleinschreibung. Aber inzwischen haben sich die Lehrer in Fortbildungen mit den Inhalten der neuen Rechtschreibung vertraut gemacht und in den allermeisten Schulen wird bereits konsequent danach gearbeitet. Außerdem wurden bereits vielfach mit erheblichem finanziellen Aufwand neue Unterrichtsmaterialien mit der neuen Rechtschreibung angeschafft. Ganz sicher bedeutet die neue Rechtschreibung nicht den Untergang der deutschen Sprachkultur, doch stellt sie ohne Zweifel mit ihren Vereinfachungen durch weniger Regeln und weniger Ausnahmen eine deutliche Erleichterung für die Schüler dar. Deshalb spricht sich die KEG eindeutig dagegen aus, die in den Schulen bereits umgesetzte Reform jetzt noch zu stoppen und zu kippen. 'Dies hätte wiederum enorme Kosten zur Folge und führte zu einer totalen Verunsicherung. Als ob es im schulischen Bereich keine anderen Probleme gäbe, die es gilt entschlossen anzupacken', so da Resümee von Kurt Neudert, dem Landesvorsitzenden der KEG.

(Kurt Neudert war 1997 Bereichsleiter für Volksschulen und wurde 2006 Abteilungsleiter bei der Bezirksregierung von Niederbayern.)


Ob die KEG sich auch zu den beiden Revisionen noch einmal geäußert hat, kann ich nicht sagen, möchte es aber eher nicht annehmen. Den ganzen Unsinn zu kommentieren, ist aus heutiger Sicht wohl nicht mehr nötig. Der Text ist aber trotzdem geeignet, die Erinnerung an zahllose seinesgleichen wachzuhalten. Die KEG hat nach eigener Mitteilung 10.000 Mitglieder in Bayern. Sie wurden als Transmissionsriemen für den Willen der bayerischen Regierung eingesetzt. Es ist undenkbar, daß die Pressemitteilung die wirkliche Ansicht der Lehrerschaft zum Ausdruck brachte. Ich bin noch nie einem einzelnen bayerischen Lehrer begegnet, der eine solche stupide Meinung vertreten hätte.

Die GEW war Miturheberin der Reform, der Philologenverband wurde durch seinen Vorsitzenden Durner, einen alten Freund Zehetmairs, ruhiggestellt. Obwohl fast alle Lehrer die Reform ablehnten, wurden sie über ihre Verbandsoberen allesamt als Befürworter vereinnahmt.



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