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06.10.2010
Zusammen wachsen
Nicht ganz logisch
Kann man eigentlich Herrn Wulffs Rede zur deutschen Einheit irgendwo hören? Sie schließt ja (vor der Segensformel, die dem nichtsäkularen Charakter des Ganzen entspricht) mit den Worten:
Wir sind – im doppelten Sinne des Wortes – zusammengewachsen und zusammen gewachsen.
Der Satz ist natürlich nicht ganz logisch. Bei der einzig richtigen Betonung handelt es sich um zwei verschiedene, aber jeweils eindeutige Ausdrücke und nicht um ein Wort mit Doppelsinn. Das gilt sogar nach der Rechtschreibreform, der sich Wulff nach mancherlei Getöse angeschlossen hat und deren Opfer er hier doch noch geworden sein könnte.
Deshalb meine Frage, ob man noch mal nachhören kann, wie Wulff seine Rede gelesen hat.
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Kommentare zu »Zusammen wachsen« |
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.12.2015 um 11.49 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1344#30928
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Die neuhochdeutsche Verschiebung des Haupttons ist meines Wissens noch nicht ganz erklärt. In einigen Dialekten wird sie auch nicht vollzogen.
Forelle, Holunder sind bekannte Beispiele, uneinheiltich Hornisse, Wacholder und Eigennamen, wie Nibelungen u. a. Bei einigen Wörtern wie schmarotzen könnte man überlegen, ob zu viele volltönende Silben folgen, die dann den Ton auf sich gezogen haben. Die Alternative wäre gewesen Silbenschwächung oder Synkopierung: *schmarzen oder so ähnlich.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.12.2015 um 11.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1344#30927
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Ein eigentlich seltsam betontes Wort ist lebendig. Man betont das zweite e, als ob le- eine Vorsilbe wäre.
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Kommentar von B Janas, verfaßt am 07.10.2010 um 15.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1344#16873
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Solcherlei Reden wie auch Verlautbarungen von Hohen Gremien wie dem "Rat" passen nicht recht in eine Demokratie. Jeder darf sich dazu äußern, aber die "Machtinhaber" kann niemand zur Teilnahme am Diskurs bewegen. Vielleicht nehmen sie sogar was zur Kenntnis, aber man weiß es nicht, vielleicht ändern sie gar ihre Ansichten, aber man erfährt es nicht. Vielleicht gibt's mal eine Nachfrage in einem Interview, aber vielleicht auch nicht.
Im Falle eines Bundespräsidenten, der ja stets Wert auf Bürgernähe legt, ist das sehr unbefriedigend, im Falle eines Rechtschreibrates eine Zumutung.
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Kommentar von Romantiker 2.1, verfaßt am 07.10.2010 um 12.55 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1344#16872
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Herr Ickler, da wäre ich Ihnen dankbar; ich verstehe den Text als "Blindtext", sozusagen als aus Versatzstücken geschustert und ohne Authentizität, wenn ich hier mal das überstrapazierte Wort gebrauchen darf. Zudem – wenn vielleicht nicht gerade Themaverfehlung, so doch mit folgenreicher Fehlstelle, bzw. Erklärung. Was hat die Einheit mit dem Islam am Hut? Ist das nun ein Phänomen, eine Entwicklung unserer Zeit, so in etwa, sich nicht festzulegen und sich nach allen Seiten hin abzusichern?
Ich für meinen Teil will da ein verquere Kontinuität herausgehört haben, ersetzt man mal "Islam" mit "sozialistische Brudervölker", so befindet man sich just wieder beim Zentralkomitee der DDR. Was nun nicht nur kurios anmutet, sonder höchst paradox. Mir mutet das zudem auch "erzieherisch" an, man solle sich ändern, man "müsse": also, die Einheit verpflichte die Menschen jetzt, Fremde zu integrieren (und nicht umgekehrt, wie man denken könnte).
Nebenbei, es sind ja drei Neuübersetzungen des Koran auf der Buchmesse. Da bin ich ja direkt gespannt. Aber der Textkorpus des Islam besteht doch aus viel, viel mehr (Scharia u.a.) – gibt es da überhaupt vollständige (und wissenschaftliche) Übersetzungen? Das ist ja je nach Lager ein Sammelsurium. Alle schnappen so Schlagwörter wie Kafir oder Mord und Sühne auf, und dann, was macht damit? (Überdies Erdogan und die Kairoer Konferenz für mich den Eindruck einer eindeutigen Sprache vermitteln – deren Aussage ja nun wiederum nicht zwangsläufig den hier Lebenden unterstellt werden kann).
Summa: Wulff kippt da (bewußt oder unbewußt) heißes Öl auf Gärendes – so scheint es bei der Mehrheit anzukommen (ich habe gestern unzählige Seiten mit Kommentaren gelesen, quer durch die Medienlandschaft). Differenzierung und Information sind angebracht, aber wo bleibt sie? So ein verlesener Text bewirkt scheinbar das Gegenteil dessen. Mir will das Gleichzeitige dieser Feststellungen mit der Durchführung der Rechtschreibreform nicht aus dem Kopf – derselbe Geist.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 06.10.2010 um 20.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1344#16870
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Ob Wulffs vorübergehende Ablehnung der Rechtschreibreform auch nur eine Einflüsterung seiner Redenschreiber war?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.10.2010 um 15.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1344#16869
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Danke! Er hat es also richtig gelesen, aber gerade dann ist es eben keine doppelte Bedeutung.
Der seither ausgebrochene Streit um die von Wulff so schlicht wie vieldeutig ausgedrückte Zugehörigkeit des Islam zu Deutschland ist so hoffnungslos verworren, daß man schier verzweifeln könnte. Je nach gutem oder bösem Willen kann man ihm dies oder jenes unterstellen, wie damals bei Jenninger. Ich werde mir den Text noch einmal gründlicher ansehen, weil er wirklich ein Paradebeispiel ist für das, was mit Sprache alles gemacht werden kann. Interessant wäre ein Gespräch mit den Redenschreibern, die den Text zusammengestellt haben.
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Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 06.10.2010 um 13.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1344#16868
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Ja, dort findet man es: Video starten, auf Pause schalten, Schieber fast ganz nach rechts ziehen (bis ca. 29'45").
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Kommentar von M. Schuchardt, verfaßt am 06.10.2010 um 12.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1344#16867
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Vermutlich hier: http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/27/0,3672,8117499,00.html
Viel Vergnügen!
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