Kommentare zu »Verständlichkeit« |
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Kommentar von Stephan Lahl, verfaßt am 25.09.2009 um 11.54 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#15014
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Und weil der Wähler, besonders der Blinde, Taube oder Fallsüchtige bekanntlich doof ist, gibt es bei fast allen großen Parteien ein Programm in "Leichter Sprache":
www.faz.net
Es tut mir weh, diesen Beleg bringen zu müssen, aber es gibt ein neues Indiz zur Erhärtung der mir eigentlich suspekten Sapir-Whorf-Hypothese:
»Das Wetter auf der ganzen Welt nennen wir Klima. Durch die Abgase wird es immer wärmer. Dadurch tauen die Eis-Berge. Dann haben die Meere zu viel Wasser. Und es gibt Hoch-Wasser«
»Bio bedeutet:
Das ist gesundes Essen.
Zum Beispiel:
Das Gemüse und Obst wächst ganz natürlich.
Ohne ungesunde Mittel,
damit Äpfel besser aussehen.
Oder Erdbeeren größer werden.
Oder nicht so viel Unkraut zwischen
dem Gemüse wächst.«
Raten Sie mal die Quelle...
Reaktion der Zielgruppe auf das Programm "in Leichter Sprache" einer anderen Partei:
»Das die Linke dem Benachteiligungsverbot behinderter Menschen, Artikel 3,3 und den Gleichstellungsgesetzen folgend, wenigstens im Wahlkampf die noch immer benachteiligten zu berücksichtigen versucht, ist ja ein lobenswerter Ansatz, so wie sie es allerdings tut, eine schallende Ohrfeige und eine Diskriminierung allererster Güte und ein Beispiel wie man es nicht machen sollte. Als selbst Betroffener, habe ich bei allen, mir bekannten, von sehr unterschiedlichen Behinderungen Betroffenen nachgefragt und das folgende Meinungsbild erhalten:
Sehbehinderte Menschen, die sich mit Lupen mühsam einen Weg durch Texte suchen, fühlen sich verar...., Vertreter von Lernbehinderten wagen es nicht ihren Mitgliedern oder Klienten das Machwerk vorzulegen, weil sie fürchten was auf die f..... zu kriegen, Gehörlose und Hörbehinderte verbitten es sich, auf dem Niveau von 2-jährigen angesprochen zu werden und Körperbehinderte, Psychisch Erkrankte, Epeleptiker und viele andere mehr erklären übereinstimmend, das man sie bei den Linken nicht mehr alle Tassen im Schrank hat.«
(www.scharf-links.de)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.09.2009 um 06.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#15017
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Zur Ergänzung:
Am 25. 9. 09 berichtet die SZ, wie gut Merkel auf Wahlkampfreise im ländlichen Bayern ankommt: „Das imponiert ihnen hier, wie sie redet, klar und ohne Umschweife.“
„Sprachwissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass sich Berlusconi einfacher Redemuster bedient, kurze Sätze bildet, sich klar und verständlich ausdrückt und dabei vertrauensvoll didaktisch, aber nie oberlehrerhaft auftritt.“ (SZ 26.9.09)
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Kommentar von Stephan Lahl, verfaßt am 27.09.2009 um 21.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#15023
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Und noch eine Ergänzung von mir:
Auch die Union und die SPD haben ein Programm in Leichter Sprache veröffentlicht – nicht so dämlich wie die Eisberge der Grünen und ohne die wohl unabsichtliche Volksverhetzung der SED, aber ebenso arrogant und herablassend.
Die FDP hat gleich ein Bilderbuch veröffentlicht. Ich kenne leider nur das PDF, weiß daher nicht, ob das Programm auch im Print auf lebensmittelechten Plastikkissen erschienen ist.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.09.2009 um 15.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#15024
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Das Projekt "Leichte Sprache" ist wohl an sich nicht zu verachten. Aus verschiedenen Gründen sind deutsche Texte schwerer zu verstehen, als es nötig wäre. Z. B.:
"Hat der Verbraucher seine auf den Abschluss eines Verbraucherdarlehensvertrags gerichtete Willenserklärung wirksam widerrufen, so ist er auch an seine auf den Abschluss eines mit diesem Verbraucherdarlehensvertrag verbundenen Vertrags über die Lieferung einer Ware oder die Erbringung einer anderen Leistung gerichtete Willenserklärung nicht mehr gebunden." (BGB § 358 (2))
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Kommentar von Stephan Lahl, verfaßt am 28.09.2009 um 16.44 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#15026
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Wenn man einen Wisch unterschrieben hat, wonach man etwas auf Pump kaufen will und diesen Wisch widerruft, ist man nicht verpflichtet, den beabsichtigten Kauf zu machen.
Das zielt wahrscheinlich auf Hauskäufe und Autos, wo der Anbieter der Ware auch die Finanzierung erledigt.
Mit "Leichter Sprache" wird man solche Satzungetüme nicht in den Griff kriegen, höchstens mit einem gevierteilten Juristen an jedem Stadttor.
Man sieht ja an den Programmen, daß "Leichte Sprache" keine hinreichende Informationsmenge tranportiert, um wichtige Sachverhalte auch wirklich korrekt darzustellen (Eisberge und Unkraut).
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.10.2011 um 17.00 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#19304
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Versuche mit "leichter Sprache" werden weitgehend ohne sprachwissenschaftlichen Beistand unternommen, weil sich dafür eben, wie gesagt, die Sprachwissenschaft zu schade ist.
Unter "leicht-gesagt.de" wird z. B. empfohlen, längere Wörter durch Bindestrich durchsichtiger zu machen. An sich richtig, aber nicht alle Wörter werden dadurch verständlicher:
Schreiben Sie immer links-bündig.
Benutzen Sie Über-Schriften.
Wer nicht weiß, was linksbündig überhaupt heißt, wird es auch mit Bindestrich nicht verstehen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.01.2012 um 16.10 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#19813
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„Abhandlungen, die der Philosoph Benjamin vor seiner Arbeit für das Feuilleton verfasst hatte, sind Dokumente der Einsamkeit. Ihre eigenwillige, rätselhafte Sprache schließt den uneingeweihten Leser aus und will ihn auch ausschließen.“ (Heinz Schlaffer, SZ 4.1.12)
Wie kann es dazu kommen, daß jemand etwas veröffentlicht und nicht verstanden werden will? Hat er vielleicht gar nichts zu sagen, ist der Kaiser nackt?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.02.2012 um 10.22 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#19991
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Im Bundestag tut sich auch etwas:
www.das-parlament.de/2012/05-06/Innenpolitik/37608516.html
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.02.2012 um 10.36 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#19993
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Zum Text des SPD-Antrags in leichter Sprache könnte man sagen, was auch früher schon zu bemerken war: Erstens führt die grundsätzliche Bindestrich-Schreibung sämtlicher Zusammensetzungen natürlich zu einer starken Verfremdung gegenüber der normalen Schriftsprache, wodurch die Behinderten niemals an diese herangeführt werden können:Schau-Spieler usw.
Zweitens wird die politische (hier feministische) Korrektheit durchweg beibehalten, obwohl sie zugegebenermaßen die Lesbarkeit beeinträchtigt: Filme-Macherinnen und Filme-Macher, Politikerinnen und Politiker, Bürgerinnen und Bürger, Schau-Spielerinnen und Schau-Spieler, Ärztinnen und Ärzte usw.
Drittens: Warum wird zum Beispiel der Ausdruck Barriere, barriere-frei beibehalten? Hindernis genügt doch, und man könnte von einfachem oder leichtem Zugang statt von barriere-freiem sprechen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.02.2012 um 10.09 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#19996
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Mangels Alternativen hat sich der Antrag der SPD (in der "leichten" Fassung") die schon bestehende "Leichte Sprache" zu eigen gemacht. Sie ist bei allem lobenswerten guten Willen leider sprachwissenschaftlich ziemlich unbedarft. Das müssen wir Sprachwissenschaftler uns zurechnen lassen, wir haben da etwas versäumt. Hier noch einige weitere Beobachtungen:
Bundes-Tag, SPD-Bundes-Tags-Fraktion, Aus-Schreibung (Dann macht die Bundes-Regierung eine Aus-Schreibung)
Nicht aufgelöst werden u. a. Deutschland, gleichberechtigt, Freizeit, Lernschwierigkeiten, Museumswärterin oder Museumswärter, Denkmal, Bauwerk.
Wer ist so behindert, daß er das Wort Bundestag nicht überblickt und Bundes-Tag nötig hat (es aber auch nicht für einen besonderen Tag hält)? Je näher er an der Normalität steht, desto eher wird er Bundes-Tag mißverstehen.
Warum wird der Begriff Fraktion eingeführt und erklärt und nicht einfach weggelassen? Nicht erklärt sind: Projekt, Kommunikation, Barriere, Information, Text, Broschüre
„Informationen ist ein schweres Wort. Die Abkürzung dafür ist Infos. In diesem Text wird das Wort Infos benutzt.“
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.02.2012 um 09.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#20025
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Das Unternehmen "Leichte Sprache" ist auf jeden Fall unterstützenswert. Leider hat die Sprachwissenschaft sich bisher weitgehend geweigert, solche Ansätze ernst zu nehmen oder gar sich daran zu beteiligen. Die Folge ist ein unberatener Dilettantismus, der der guten Sache nur schaden kann. So findet man unter "Hurraki" ein Online-Wörterbuch in leichter Sprache; die gutgemeinten Beiträge lassen aber zu wünschen übrig:
Zu "Contergan":
Früher haben Ärzte schwangeren Frauen,
Contergan gegeben.
Sie sagen:
Wir haben nicht gewußt,
dass schwangere kein Contergan nehmen sollen.
Manche sagen:
Die Firma Grünenthal, hätte wissen müssen,
das Contergan gefährlich ist.
Manche sagen auch:
Die Firma Grünenthal hat gewußt,
dass Contergan gefährlich sein kann.
Die Firma Grünenthal hat es aber nicht weitergesagt,
weil sie viel Geld verdienen wollten.
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Zu "Windenergie":
Man sagt das Windenergie umweltfreundlich ist.
Durch die Windkraft wird die Luft nicht verschmuzt.
Windenergie ist nicht gefährlich.
Es gibt dabei kein Müll.
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Wie gesagt, ich will mich keineswegs darüber lustig machen, sondern die Fachleute ermuntern, sich der Sache anzunehmen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.08.2013 um 04.43 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#23934
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Im Augenblick gehen wieder die Erkenntnisse der Hohenheimer Kommunikationswissenschaftler zur Verständlichkeit der Wahlprogramme durch die Presse. Ich bezweifle nicht, daß kommerzielle Textverbesserer wie "H & H Communication Lab GmbH - Institut für Verständlichkeit", die mit den Hohenheimern zusammenarbeiten, Texte verständlicher machen. Allerdings könnte man das auch ohne die beschriebenen Verfahren erreichen, die anscheinend nicht über die Verständlichkeits-Indizes der Frühzeit (Flesch usw.) hinausgekommen sind. Sprachwissenschaft ist auch nicht unbedingt ihre Stärke:
Passiv-Formulierungen würden außerdem die Information verschleiern, wer denn eigentlich handelt: "Nach Verbrauch dieses Datenvolumens erfolgt eine automatische Drosselung Ihrer Surfgeschwindigkeit auf 64 kbits". Statt dieser Passiv-Formulierung empfiehlt Oliver Haug, Geschäftsführer von H&H Communication Lab, einen einfachen Satz wie: "Wenn Sie dieses Datenvolumen verbraucht haben, drosseln wir Ihre Surfgeschwindigkeit auf 64 kbits".
Abgesehen von der Tatsache, daß der Satz keineswegs im Passiv formuliert ist, scheint es mir unpassend, ausgerechnet die "automatische" Drosselung einem Handelnden zuzuschreiben. "drosseln wir" - wie hört sich denn das an!
Von "diplomatischen" Texten wie Wahlprogrammen Verständlichkeit zu verlangen geht vielleicht auch ein bißchen an der Sache vorbei.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.05.2014 um 15.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#25917
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Auch dieses Jahr haben die Hohenheimer es wieder in die Medien geschafft, diesmal mit einer Untersuchung zur Verständlichkeit von Managerreden auf Hauptversammlungen. Leider bleiben sie bei ihren formalen Verständlichkeitsindikatoren, untersuchen also nicht, wie gut die Rede bei den Zuhörern wirklich angekommen sind. Die absoluten Maße ohne Berücksichtigung des Empfängers sind aber nicht sehr aussagekräftig.
Es ist auch nicht sehr sinnvoll, Zusammensetzung sogar schon aus zwei Substantiven als eo ipso schwerverständlich anzuprangern. Manchmal faßt man damit nur etwas bereits Gesagtes knapp zusammen, dann ist es ja ganz in Ordnung. Ganz zu schweigen vom Zweck solcher Rechenschaftsberichte.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.07.2014 um 17.22 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#26362
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Zur Verständlichkeit:
Ein Kollege schreibt:
"Die deutsche Wissenschaftssprache wimmelt von überflüssigen Abkürzungen. Dies ist mir erst richtig bei der Redaktion eines Handbuches deutlich geworden, das englische und deutsche Beiträge von Autoren aus vielen Ländern enthielt. Nur die deutschsprachigen Beiträge waren gespickt mit bis zu 50 Abkürzungen pro Text, während die englischen Beiträge fast frei davon waren."
Gute Beobachtung!
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.07.2014 um 08.28 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#26440
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In der FAZ macht Wolfgang Krischke auf ein Heft der Bundeszentrale für politische Bildung aufmerksam, das der "Leichten Sprache" gewidmet ist:
http://www.bpb.de/apuz/179337/leichte-und-einfache-sprache
Man kann es kostenlos bestellen, die Texte aber auch herunterladen. Ich komme darauf zurück.
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Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 08.10.2014 um 07.38 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#26984
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Die Ziele des Unternehmens "Leichte Sprache" mögen ehrenwert sein, aber das waren die ursprünglichen Absichten von Augst & Co ja auch. Entscheidend ist aber das Ergebnis, das alles andere als überzeugend ausfällt.
Man schaue einfach mal auf der Website der hessischen Staatskanzlei nach und betrachte das traurige Ergebnis: https://staatskanzlei.hessen.de/informationen-leichter-sprache
Die oft lesefeindlichen Bindestrichschreibungen wurden schon erwähnt. Man müßte aber auch auf die irritierenden Zeilenumbrüche hinweisen. In der Typographie bzw. Seitengestaltung gilt zwar seit je die Grundregel, daß Zeilen nicht zu lang sein dürfen, und das aus guten Gründen, aber bei der LS scheint die Zeilenkürze zum Dogma erhoben worden zu sein.
Dann findet man erklärende Sätze wie diese: "Initiativen sind Aktivitäten." Das ist natürlich eine große Erleichterung und außerdem falsch.
Die ganze Seite wirkt wie eine Dokumentation der Ratlosigkeit und Überforderung der Verfasser, denn manche Zusammensetzungen werden, ohne daß ein Grund erkennbar wäre, ohne Bindestrich geschrieben. Man muß sich eben höllisch konzentrieren, um die Regeln der LS befolgen zu können, und ich frage mich deshalb, ob ein Regelwerk, das Schreibenden höchste Anstrengungen abfordert, um korrekt umgesetzt zu werden, dem intendierten Rezipientenkreis gegenüber nicht vielleicht einen Bärendienst leistet.
Als Museumsmensch bin ich häufig damit beschäftigt, Fachsprache in allgemeinverständliches Deutsch zu übersetzen, aber das läuft unter der Rubrik "Textoptimierung". Dagegen erscheint mir LS als ein Dogma, das dem Textverständnis eher hinderlich ist. Meiner Erfahrung nach sind die Ursachen mangelnden Textverständnisses bei normalen und gut geschriebenen Texten eher die Lesegewohnheiten mancher geschuldet, wie z.B. dem bloßen Überfliegen oder der fehlenden Bereitschaft, einen Text genau zu lesen. Daran könnte nicht zuletzt schlechter Deutschunterricht schuld sein (vgl. http://sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1622). LS kann daran nichts ändern.
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Kommentar von Webdesigner, verfaßt am 08.10.2014 um 20.13 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#26987
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Die angegebene Seite der Hessischen Staatskanzlei strotzt von Fehlern in dem "dahinter" liegenden HTML-Code (78 an der Zahl). Die kurzen Zeilen kommen durch ein regelmäßig gesetztes <br /> zustande, ein sogenanntes TAG, das einem Linefeed = Zeilenvorschub entspricht und an diesen Stellen völlig unangebracht ist. Als jemand, der fast täglich mit Webdesign zu tun hat, hätte ich die Schriftgröße ein wenig größer gemacht, dann wäre die Zeilenlänge innerhalb des ohnehin vorhandenen und begrenzten Containers nicht zu lang und der Text auch besser lesbar gewesen (abgesehen vom fragwürdigen Inhalt).
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Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 09.10.2014 um 07.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#26993
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Lieber Webdesigner, als jemand der von Zeit zu Zeit HTML-Dateien per Hand schreibt, weiß ich natürlich um die Bedeutung des von Ihnen genannten Tags, aber darum geht es nicht. Vielmehr gehören diese Zeilenumbrüche zum Regelwerk der LS, ob nun angebracht oder nicht.
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Kommentar von Webdesigner, verfaßt am 09.10.2014 um 08.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#26995
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Lieber Herr Schaefer,
"gehören diese Zeilenumbrüche zum Regelwerk der LS"
daß sie sogar eine Regel darstellen, das war mir beim Schreiben meines Kommentars nicht ganz klar. Hätte ich aber Ihren Anmerkungen ("Dogma") entnehmen können. Sie haben aber natürlich recht, daß diese Zeilenumbrüche das Lesen erschweren.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.10.2014 um 09.22 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#27132
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Junge Leute sitzen im Jupa und lesen im Youcat, das ist schick und eine gute Übung für den Buta.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.08.2015 um 11.41 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#29642
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Die Bearbeiter des Projekts "Leichte Sprache" nehmen an, daß der Genitiv auf keinen Fall mehr verwendet werden darf. Andererseits gendern sie ihre Texte, obwohl sie dadurch wieder unübersichtlicher werden. Das Bundespresseamt erklärt:
Die Sprecher von der Regierung
berichten über die Arbeit von der Regierung.
Sie beantworten den Reportern und Reporterinnen
ihre Fragen zur Politik von der Regierung.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.08.2015 um 12.19 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#29643
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Zu #15014:
Die Grünen haben ihr Wahlprogramm 2012 überarbeitet, sind aber weiterhin der Meinung, daß tauende Eis-Berge zu Hoch-Wasser führen.
Das geht dann auch in Schülerzeitungen ein und unterläuft den Physikunterricht:
www.rhododendron-blatt.de/scans/14.pdf
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.08.2015 um 16.00 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#29645
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Wieder mal zu meiner alten Ausgabe von Ernest Gowers' "The complete plain words" in der Bearbeitung von Bruce Fraser gegriffen. (Ich zehre immer noch von den vielen "Low priced editions", die ich in Indien zusammengekauft habe und für die man die Engländer gar nicht genug loben kann – auch wenn sie damit vielleicht nur Indien enger an sich binden wolten.) Gowers war ja sein Leben lang mit ganz anderen Dingen beschäftigt, aber gerade deshalb ging er vielleicht an seine Aufgabe mit einer sehr vernünftigen Einstellung heran und konnte einen solchen Klassiker besser als irgendein ehrgeiziger Linguist verfassen. Kurz, das Buch gefällt mir, und ich würde am liebsten etwas Vergleichbares fürs Deutsche schreiben.
Beim Googeln stieß ich auf den genialen Mathematiker gleichen Namens (Timothy Gowers, Fields-Medaille, Sie wissen schon) und dachte bei den Bildern sofort an Verwandtschaft. Tatsächlich ist er ein Urenkel.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 07.08.2015 um 18.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#29648
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Viel schöner als "von" finde ich. Der Regierung ihr Sprecher; der Regierung ihre Arbeit; der Regierung ihre Politik.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.09.2015 um 17.07 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#30034
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Wie man auf keinen Fall schreiben darf:
Die Akzeptanz der, ja die Sehnsucht nach Gewalt gebiert Sehnsucht nach Gegengewalt. (SZ Magazin 8.10.10)
An diesem Gegenstand wollen wir sowohl die Abgrenzung von als auch die Beziehung zwischen Grammatik und Pragmatik systematisch untersuchen. (Deutsche Sprache 18/1990)
Leben setzt sowohl Abgrenzung des Lebewesens von als Verbindung mit der Umwelt voraus. (Erhard Oeser/Franz Seitelberger: Gehirn, Bewußtsein und Erkenntnis. Darmstadt 1988:50)
Die chinesische Führung wird akzeptieren müssen, dass sie den Umgang mit und die Diskussion über ihr Land nicht reglementieren kann. (SZ 9.10.10)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.04.2016 um 05.16 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#32148
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Neues aus Hohenheim:
Weiterhin zeigt sich, dass die Parteien meist etwas verständlicher schreiben, wenn sie in der Opposition sind. Die einzige Ausnahme sind hier die Grünen, sagt Prof. Dr. Frank Brettschneider. „Die Grünen schreiben als Regierungspartei in diesem Jahr verständlicher als zu ihrer Zeit in der Opposition.“
Vielleicht wollen Regierende eher verschleiern, was sie tun. Vielleicht haben die Grünen nichts mehr zu verbergen. Vielleicht sind sie in BW keine akademische Milieupartei mehr.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 02.04.2016 um 11.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#32151
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»Wer die rechtlich tragenden Unterscheidungen einebnet und der politischen Gemeinschaft die reflexive Selbstdefinition mit humanitären Imperativen aus der Hand nimmt, beseitigt den Verwirklichungsanspruch der Menschenrechtsidee gleich mit.« (Ferdinand Weber: »Ein neues Staatsvolk«, F.A.Z. 31. 3. 2016)
Wenn der Autor sich nicht so geschwollen ausdrücken würde, könnte man ihm möglicherweise zustimmen.
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 22.04.2016 um 20.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#32384
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Im DLF gab es gestern in der Sendung "Aus Kultur- und Sozialwissenschaften" u.a. einen interessanten Beitrag zum Thema "leichte Sprache". Fazit: Die Ergebnisse der Kognitionspsychologie werden ignoriert. Statt leichtverständlicher Sprache produziert man langweilige.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.10.2016 um 06.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#33448
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„Der Bundes-Tag leicht gemacht“ (2015) („Geprüft durch Mensch zuerst – Netzwerk People First Deutschland e.V., Kassel“) (https://www.btg-bestellservice.de/pdf/40411000.pdf)
Alle Komposita mit Bindestrich, auch das ständig vorkommende Bundes-Tag. Abgeordnete und Aufgaben gelten anscheinend nicht als Zusammensetzungen. Der Genitiv ist beseitigt: Die Abgeordneten müssen die Wünsche von den Menschen kennen. Kein Passiv, kein Konjunktiv, keine Nebensätze.
Die Bundes-Regierung braucht Geld für ihre Arbeit. Die Bundes-Regierung leitet mit dem Geld Deutschland. - Das ist sehr vage.
Warum werden Begriff wie Plenar-Saal, Diäten, Fraktion oder Lesung eingeführt? Das ist auf diesem Niveau nicht unbedingt nötig.
„Vielleicht benutzen Sie die weibliche und die männliche Form. Dann schreiben Sie immer zuerst die männliche Form. So kann man es besser lesen.
Schlecht: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Gut: Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen“
(Die Schwierigkeit der Ellipse ist nicht erkannt; konsequent wäre: Vielleicht benutzen Sie die männliche Form und die weibliche Form.
Man soll serifenlose Schriften benutzen.
Kinder mit Lern-Schwierigkeiten und nicht behinderte Kinder sollen in einen Kindergarten gehen.
Konsequent wäre: Behinderte Kinder und nicht behinderte Kinder...
(http://www.menschzuerst.de/pages/startseite/wer-sind-wir/grundsatz-programm.php)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.10.2016 um 03.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#33483
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Der Beruf von einem Koch gehört zu einem der beliebtesten Arbeitsfelder überhaupt.(http://www.steuerklassen.com/gehalt/koch/)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.10.2016 um 07.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#33627
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Ein empörter Leserbrief in der FAZ zitiert eine Schautafel der Ausstellung "Deutscher Kolonialismus" im Deutschen Historischen Museum. Der Text wirkt in der Tat geistig unterbelichtet.
Dazu muß man aber wissen, daß das Museum seine Texte zusätzlich in "Leichter Sprache" formuliert hat, und dabei gehen, wie man an Parteiprogrammen und Bundestagsbroschüren sehen kann, viele Unterscheidungen verloren.
Das ist durchaus diskussionswürdig, und über die Ausstellung will ich auch nichts sagen, weil ich sie nicht kenne. Aber so einfach darf man es sich nicht machen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.12.2016 um 06.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#34157
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Die FAZ (Sandra Kegel) übt heftige Kritik an der "Leichten Sprache" und feiert die "Komplexität". Lieber solle man den Deutschunterricht verbessern usw.
Ich bin kein großer Freund der "Leichten Sprache", aber Kegel macht es sich zu leicht und kritisiert streckenweise eine Karikatur. Wie schon hundertfach gezeigt, lassen sich Texte sehr oft vereinfachen, ohne daß man sie gleich nach der Rezeptur "Leichte Sprache" trimmt. Nichts gegen die Verbesserung des Deutschunterrichts, aber dort sollte es nicht darum gehen, das Verständnis "komplexer" Sätze zu fördern, sondern darum, verständlicher zu formulieren. Aber in den Bildungsstandards Deutsch kommt Einfachheit nicht vor, nur Komplexität.
Die "Leichte Sprache" stammt großenteils von wohlmeinenden Laien. In psychologischen Versuchen hat sich gezeigt, daß negative Sätze schwerer zu verarbeiten sind als positive, passive schwerer als aktive. Aber in gewissen Kontexten sind Negation und Passiv natürlicher und leichter verständlich. Verben statt Substantive? Auch das gilt nicht immer.
Die Vertreter der Leichten Sprache gendern, was das Zeug hät, und unterlaufen damit ihren eigenen Anspruch. PC ist ihnen eben noch wichtiger als Verständlichkeit. Davon bei Kegel kein Wort.
Natürlich sollen die Kinder Fremdwörter verstehen lernen, aber noch wichtiger wäre, sie zu vermeiden, wo es geht.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.12.2016 um 06.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#34158
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Probe aufs Exempel:
Monokausal für das Maastricht-Desaster ist allein Kanzler Kohl verantwortlich. (FAZ 22.12.16, Leserbrief)
Das Fremdwort verbirgt dem Verfasser, daß er zweimal dasselbe sagt. Sollen Schüler lernen, was „monokausal“ bedeutet? Nicht ohne zugleich zu lernen, daß man es nicht verwenden soll. (Ein Römerjunge hätte sich für „monocausalis“ gleich eine Ohrfeige eingefangen.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.01.2017 um 07.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#34227
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Ein Schriftsteller schlägt sich auf die Seite der Leichten Sprache bzw. Einfachen Sprache (FAZ 4.1.17). Recht so! Ich kritisiere zwar viele bisherige Bemühungen wegen ihres laienhaften Vorgehens (manchmal gar unterlaufen durch Gendern und anderen Unfug), aber der Grundsatz ist richtig und wird sich überall verbreiten. In den USA gibt es schon "Plain Writing" als gesetzliche Vorschrift.
Mein eigenes Programm ist etwas anders als die "Leichte Sprache" und ähnelt eher dem Plain Writing Act (und dem guten alten Eduard Engel): Keine einzelnen Regeln und Rezepte oder gar ein beschränktes zulässiges Vokabular, sondern die offene Anweisung, immer nach dem schlichtesten Ausdruck zu suchen. Ich habe das an Hunderten von Originaltexten durchexerziert. Das Ergebnis ist immer und muß immer sein ein Text, dem man nicht anmerkt, daß er zuvor anders und komplizierter lautete.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.01.2017 um 10.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#34228
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Selbst die klare Sprache Kristof Magnussons ist für manche Journalisten anscheinend zu schwer. Jedenfalls hat ein gewisser Klaus Pokatzky im Deutschlandradio überhaupt nicht verstanden, was der FAZ-Beitrag enthält:
http://www.deutschlandradiokultur.de/aus-den-feuilletons-freund-der-schwer-verstaendlichen.1059.de.html?dram:article_id=375475
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.01.2017 um 14.54 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#34229
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Leichte Sprache hat natürlich ihre Berechtigung, genau wie auch Blindenschrift und Rollstühle berechtigterweise existieren.
Es scheint mir aber Tendenzen zu geben, Leichte Sprache verbindlich für alle zu machen. Sozusagen weil man Blinde, Geh- und geistig Behinderte nicht benachteiligen darf, müssen alle diese Hilfsmittel benutzen. Das ginge wohl entschieden zu weit.
Ein guter sprachlicher Stil hat ganz sicher sehr viel zu tun mit Klarheit und leichter Verständlichkeit. Andererseits kommt mir vor, Leichte Sprache ist so ziemlich das Gegenteil von gutem Stil.
Die Gesellschaft muß geistig Behinderte akzeptieren und ihnen helfen, ohne sich selbst auf ein niedriges geistiges Niveau zu begeben.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 04.01.2017 um 15.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#34230
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Ich persönlich halte mehrschichtige Satzgefüge, wo das Verb oder ein abgetrennter Teil des Verbs erst ganz am Schluß "auftaucht", für schlechten Stil und schwere Sprache. Bei solchen Satzgebilden muß ich immer sofort an den berühmten Spruch von Mark Twain über den "literarischen Deutschen" denken. Für leichte Sprache und guten Stil halte ich es, das Verb möglichst weit vorn hinzustellen, wie man es in mündlicher Sprache tut.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.01.2017 um 17.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#34231
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Die Überlastung des "Vorfelds" ist mindestens so störend, wofür der Rat gleich ein Beispiel gibt, das Daniel Goldstein ("Sprachspiegel") aufspießt:
Leicht hat sich der Rat die Arbeit nicht gemacht, und leicht macht er auch nicht die Lektüre seiner Pressemitteilung: «Das nach dem Statut des Rates vorzunehmende Anhörungsverfahren zu diesen Vorschlägen bei Vertretern der Schulen, insbesondere Lehrer- und Elternvertretungen, sowie den für die Verwaltungssprache zuständigen Behörden und Vertretern von Einrichtungen, die aufgrund ihres Umgangs mit Sprache und Rechtschreibung deren Fortentwicklung beurteilen können oder an der Umsetzung der Beschlüsse des Rats beteiligt sein werden, hat eine allgemeine Zustimmung zu diesen Vorschlägen ergeben.» Aber wer will denn da schon meckern: Der Rat muss ja nur recht schreiben, «gut» steht nicht in seinem Statut.
Ich erinnere mich eines Seminars bei meinem (kürzlich verstorbenen) Lateinprofessor Walter Wimmel, der an besonders langen Sätzen bei Tacitus zeigte, daß der Römer da etwas zu verbergen oder zu verdrehen versucht. Daran muß ich bei der Lektüre der Berichtes des Rechtschreibrats oft denken.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.01.2017 um 22.26 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#34232
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Man kann natürlich über guten Stil und leicht verständliche Sprache viele Tips sammeln, es gibt ja auch eine Menge sehr gute und weniger gute Bücher darüber. Aber was ändert das daran, daß die "Leichte Sprache" eben kein guter Stil (darum geht es bei ihr ja auch gar nicht), sondern eine Krücke ist? Zugegeben eine oft sehr nützliche Krücke, so wie Krücken nun einmal sind.
Ansonsten kann ich Kristof Magnusson (FAZ, 4.1.17, S. 9) durchaus zustimmen, wenn er sich auf Dinge wie die Verbesserung des sprichwörtlich schlechten Amtsdeutsch bezieht. Und er weist auch auf verschiedene Gefahren und Nachteile durch Leichte Sprache hin. Andererseits schreibt er:
Das bloße Vorhandensein von Rollstuhlrampen hat auch nicht dazu geführt, dass wir heutzutage alle gezwungen sind, diese Rampen zu benutzen, weil die mühseliger zu erklimmenden Treppen abgeschafft worden wären.
Da kennt er sicher die Fußgängerbrücke an der Nordspitze der Ludwigshafener Parkinsel nicht, über die man von beiden Seiten nur über jeweils eine ca. 50m lange, im Kreis angelegte Rampe gelangt, Treppen zwecks Abkürzung dieser insgesamt ca. 100m Umweg sind nicht vorhanden.
Ich weiß nicht, wie viele solche Beispiele es gibt, aber gut, diese Brücke wird sowieso hauptsächlich von Spaziergängern genutzt, die paar Meter mehr schaden niemandem. Nur wäre ich auch angesichts der Erfahrungen, die wir mit den "Vereinfachungen" durch die Rechtschreibreform schon gemacht haben, nicht ganz so leichtgläubig wie der Autor des FAZ-Artikels.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.01.2017 um 05.43 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#34236
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Ich halte nicht viel von der "Leichten Sprache". Sie wird von einem Verein entwickelt, der sein Produkt den Behörden angedient hat, die es dann – mit dem Hebel der Behindertenrechtskonvention – mangels Alternativen durchsetzen, ähnlich wie bei der Rechtschreibreform. Die neueste Fassung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales mit Vorwort von Frau Nahles ist von 2014 (Links, auch zu anderem, bei Wikipedia "Leichte Sprache").
Die gute Absicht erkenne ich jedoch an und finde das Naserümpfen der "Gebildeten" verfehlt. (Wenn man Konrad Paul Liessmann fragt, den populären Theoretiker der Unbildung, tut man das Nächstliegende, bekommt aber auch die nächstliegenden Antworten.)
Am Nutzen ist nicht zu zweifeln, auch wenn er auf kleinere Gruppen beschränkt sein dürfte, als der Verein glaubt oder suggeriert.
In der Einleitung besagter Broschüren heißt es:
Leichte Sprache hilft vielen Menschen.
Zum Beispiel:
• Menschen mit Lern-Schwierigkeiten,
• Menschen, die nicht so gut lesen können,
• Menschen, die nicht so gut Deutsch sprechen.
In den Beispielen wird aber etwas anderes suggeriert:
Schlecht: Wir sagen: Leichte
Sprache ist für alle gut.
Gut: Wir sagen:
Leichte Sprache ist für alle gut.
Nein, das ist sie nicht, aber eine gewisse, jeweils abzuwägende Vereinfachung ist für alle gut, außer für die Bildungsprotze.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.01.2017 um 05.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#34237
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Serifenlose Schrift kommt zwar der Druckschrift am nächsten, die unsere Kinder in der Schule lernen, aber daß sie deshalb immer lesbarer ist, scheint mir nicht daraus zu folgen. Groteskschriften stellen die Buchstaben oft so gleichförmig dar, daß das Schriftband zu wenig Anhaltspunkte bietet, zu wenig "Physiognomie" der einzelnen Buchstaben. Ich finde das unangenehm und glaube, daß der Verein diese Empfehlung überdenken sollte. Es gibt sicher Forschungen zur lesbarsten Schrift; die sollte man nutzen, statt sich etwas auszudenken.
Ich kenne auch Behinderte (Down), die mit der Leichten Sprache unterfordert wären und sich nicht ernst genommen fühlen würden.
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Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 06.01.2017 um 08.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#34238
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Welche Zeitung oder Zeitschrift verwendet für Fließtexte eine serifenlose Schrift? So gut wie keine. Bestenfalls wird eine Halbserifenschrift, also ein Zwitter benutzt. Serifenlose Schriften kommen bestenfalls in Überschriften zum Einsatz, und da gehören sie auch (bestenfalls) hin.
Schriften wie die Helvetica dienten der Beschriftung von Beschilderungen u.ä., und die Prominenz der Helvetica-Klone wie Arial läßt sich v.a. durch die Voreinstellung in Programmen wie Excel erklären. Letztere hat dazu geführt, daß Unternehmen und Behörden, denen jedes Gespür für die Lesbarkeit geschriebener Text abgeht, dies nach wie vor für den letzten Schrei halten.
Serifenschriften sorgen hingegen für "Haltepunkte", und Ligaturen, zu denen auch das ß gehört, ermöglichen eine bessere "Binnengliederung" von geschriebenen Wörtern, so daß das Lesen insgesamt erleichtert wird.
Die optimale Leseschrift für das lateinische Alphabet, und ich wiederhole ich mich hier, ist die Frakturschrift mit ihren vielen Lese-Erleichterungen. Ich sage das als jemand, der in den siebziger Jahren zur Schule gegangen ist und schulischerseits niemals mit Frakturtexten konfrontiert wurde.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 06.01.2017 um 23.41 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#34243
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Dem Beispiel aus #34158 ähnlich:
Die Bezeichnung der Rebsorten hat sich im Laufe der Jahrhunderte sprachgeschichtlich permanent verändert. (Wikipedia, Stichwort »Weinsprache«)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.01.2017 um 09.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#34244
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Zur "Weinsprache" fällt mir noch ein, daß die Weinkenner das Objekt ihrer Begierde mit einer besonderen "Weinansprache" beschreiben, wissenschaftlich erschlossen von dem Germanisten Hans Peter Althaus (Trier!). Ansprachen gibt es noch beim Militär, bei Musikinstrumenten ... Interessante Polysemie. (Weinkenner bezeichnen ja auch den Geruch des Weins als Nase, vielleicht weil sie dieselbe zu tief hineingesteckt haben.)
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.02.2017 um 21.38 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#34480
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»Wir erwarten Ihre Sendungsdaten in Kürze. Bitte beachten Sie jedoch, dass wir Sendungen erst beauskunften können, wenn der Versender die Sendung oder die Sendungsdaten an uns übermittelt hat.«
Loriot? Nein, DHL.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.03.2017 um 05.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#34709
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Wer die Gewinner von seinem ersten Haushaltsentwurf sind – und wer die Verlierer. (Spiegel 17.3.17)
Man gewöhnt sich schnell an die Vermeidung von dem Genitiv.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.04.2017 um 06.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#34881
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Derselbe Landtag,der sich über den Volksentscheid gegen die Rechtschreibreform hinweggesetzten hat, hat auch beschlossen, Wahlbenachrichtigungen in „Leichter Sprache“ abzufassen.
Die Leichte Sprache mag einer unbekannten Zahl von Behinderten einer bestimmten Art nützen, aber sicher nicht allen und gar nicht der Mehrheit nichtbehinderter Bürger. Das Problem steckt schon in der stereotypen Bezeichnung „Menschen mit Lernschwierigkeiten“.
„Leichte Sprache“ ist die Rollstuhlrampe für Menschen mit Lernschwierigkeiten. (taz 15.7.16)
Man könnte alle Treppen abschaffen, weil es Rollstuhlfahrer gibt. Aber nicht alle Behinderten sitzen im Rollstuhl.
Eine klare normale Sprache würde ausreichen, denn Behinderten stehen Helfer zur Seite. Wer denkt an die Analphabeten? Sollte man nicht eine Hördatei verschicken?
Es gibt natürlich längst das Evangelium in Leichter Sprache:
Die beiden Marias rannten sofort los.
Die beiden Marias wollten den Freunden alles erzählen.
Die beiden Marias waren voller Angst und voller Freude.
Als sie losrannten, kam ihnen plötzlich Jesus entgegen.
Jesus sagte:
Hallo.
Seid gegrüßt.
Freut euch.
(http://www.evangelium-in-leichter-sprache.de/lesejahr-a-osternacht)
Einmal sprach Jesus mit Gott im Himmel.
Jesus sagte:
Vater im Himmel.
Ich bin froh über dich.
Ich freue mich über dich.
Ich freue mich besonders, weil du ganz einfach bist.
Du bist un-kompliziert.
Du bist einfach zu verstehen.
Darum können dich die un-komplizierten Menschen verstehen.
Die Menschen, die einfach sind.
Und schlicht.
Und bescheiden.
Diese Menschen freuen sich über dich.
Diese Menschen wissen, dass du Gott bist.
Und dass ich dein Sohn bin.
Vater.
Deswegen freue ich mich.
Deswegen bin ich so glücklich über dich.
Jesus sagte zu den Menschen:
Ihr Menschen habt viele Sorgen.
Und viel Angst.
Und viel Unruhe.
Und viel Stress.
Kommt alle zu mir.
Ich will euch helfen.
Ich will euch trösten.
Bei mir könnt ihr euch ausruhen.
Ich bin in meinem Herzen selber ganz ruhig.
Und gütig.
Und bescheiden.
Und einfach.
Das könnt ihr bei mir spüren.
Bei mir könnt ihr Ruhe finden.
Bei mir könnt ihr still werden.
Bei mir könnt ihr froh werden.
Ich mache keinen Stress.
(http://www.evangelium-in-leichter-sprache.de/lesejahr-a-14-sonntag-im-jahreskreis)
Jesus sagte:
Ich bin selber die Auferstehung.
Wer an mich glaubt, der lebt.
Auch wer gestorben ist, der lebt.
(http://www.evangelium-in-leichter-sprache.de/lesejahr-a-5-fastensonntag)
Sprache hin, Sprache her – wer kann das verstehen?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.04.2017 um 07.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#34904
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Die Verfechter der Leichten Sprache erklären rundheraus das Passiv für komplizierter und daher zu vermeiden.
Dem steht z. B. entgegen, daß periphrastische Passivbildungen und andere, auch aktive Periphrasen im späten Sanskrit und dann in den neuindischen Volkssprachen zum Normalausdruck geworden sind. Dahinter steht natürlich, daß sie die ungeheure Fülle möglicher synthetischer Verbformen radikal reduzierten auf unveränderliche Verbalnomina und die wenigen Formen der Kopula. Also nach dem Schema "Ich bin/du bist/er ist Macher des X" und "X wird von mir/dir/ihm gemacht". (Die nominalen Teile sind dann genus/sexusveränderlich wie aus ähnlichem Grund das slawische Präteritum.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.05.2017 um 16.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#35041
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Die Leichte Sprache wurde von Laien in einem Verein entwickelt; sie ist eine private Initiative.
Im Idealfall werden Texte in Leichter Sprache von Behinderten probegelesen und können so das Prüfsiegel erwerben. Allerdings ist nicht klar, ob die Probeleser repräsentativ sind. Wie viele Leser ein Text in Leichter Sprache tatsächlich findet und ob er ihnen hilft, ist ebenfalls unbekannt. Das wird auch niemals nachgeprüft werden (vgl. Rechtschreibreform).
Jedenfalls ist Leichte Sprache ein neuer Geschäftszweig geworden, wovon man sich auf dem Buchmarkt überzeugen kann. Dabei hilft die Verankerung im Behindertengleichstellungsgesetz:
BGG § 11 i.d.F. 23.12.2016
Abschnitt 2: Verpflichtung zur Gleichstellung und Barrierefreiheit
§ 11 Verständlichkeit und Leichte Sprache
(4) 1Träger öffentlicher Gewalt im Sinne des § 1 Absatz 2 Satz 1 sollen Informationen vermehrt in Leichter Sprache bereitstellen. 2Die Bundesregierung wirkt darauf hin, dass die in Satz 1 genannten Träger öffentlicher Gewalt die Leichte Sprache stärker einsetzen und ihre Kompetenzen für das Verfassen von Texten in Leichter Sprache auf- und ausgebaut werden.
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Das ist die Lizenz zum Gelddrucken, ähnlich wie bei der Rechtschreibreform und dem Gender mainstreaming.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.05.2017 um 18.13 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#35043
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Hier gibt es übrigens leckere Rezepte, u. a. für "Kaiser-schmarren":
https://www.uni-hildesheim.de/media/fb3/uebersetzungswissenschaft/Leichte_Sprache_Seite/Weihnachtsaktion/Kaiser_Schmarren.pdf
Immerhin ist inzwischen die Großschreibung nach dem obligaten Bindestrich aufgegeben worden, wodurch die Wörter wieder mehr wie in der Allgemeinsprache aussehen. Beachten Sie die Vermeidung vom Genitiv und vom Konditionalsatz!
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Kommentar von R. M., verfaßt am 07.05.2017 um 00.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#35046
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Im Gesetz fällt die Großschreibung »Leichte Sprache« sofort ins Auge. Man hätte gleich noch (TM) dahintersetzen können.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.05.2017 um 03.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#35048
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Wir wissen heute, daß Konzerne und Verbände die sie betreffenden Gesetze gleich selber schreiben. Das ist praktisch. Im Kleinen tun es ihnen winzige Interessengruppen nach wie jene lesbischen Feministinnen, die Erfinder der Vereinfachten Ausgangsschrift oder die Rechtschreibreformer. Dazu muß man den Politikern nur hartnäckig genug in den Ohren liegen, und hinzu kommt, daß das wirkliche Interesse der Allgemeinheit nicht organisiert ist, als Alternative also nicht in Erscheinung tritt.
Vorschriften zur verständlichen Formulierung gibt es in der öffentlichen Verwaltung schon längst. Wenn jemand nun eine andere Art der Vereinfachung vorlegt, könnte er vielleicht gegen diese Privilegierung eines Vereins klagen. Schließlich hat es keine Ausschreibung gegeben, der Markt wurde geschlossen, bevor die Öffentlichkeit bemerkte, daß es ihn überhaupt gibt.
In der Sprachwissenschaft und vor allem der "Übersetzungswissenschaft" geht es seit geraumer Zeit nicht recht voran, da ist mancher froh, wenn er einen noch dazu "relevanten" Tätigkeitsbereich findet.
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Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 07.05.2017 um 11.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#35052
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"Dazu muß man den Politikern nur hartnäckig genug in den Ohren liegen".
Nein, man muß die Spitzenbeamten in den Ländern überzeugen, weil es hierzulande immer noch die eingetragenen Vereine namens "Ministerpräsidentenkonferenz", "Innenministerkonferenz", KMK usw. gibt, die keinem Parlament gegenüber verantwortlich sind, und die von Beamten gelenkt werden.
Hier handelt es sich um eine echte Verfassungslücke.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.05.2017 um 05.38 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#35058
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Soweit ich sehe, ist die "Leichte Sprache" zwar vom Gesetzgeber privilegiert (also stärker als seinerzeit der Duden mit seiner Privilegierung durch KMK-Beschluß), der Ausdruck "Leichte Sprache" aber noch nicht geschützt. Allerdings wird durch das "Prüf-Siegel" ein gewisser Druck ausgeübt, denn wer möchte sich schon nachsagen lessen, seine Texte seien nicht vom Verein gebilligt?
Wer entscheidet über die Höhe von dem Geld?
(„Beitrags-Ordnung“ des „Netzwerks Leichte Sprache“)
Höhe ist ein Abstraktum, das sollte überdacht werden. Dann könnte man vielleicht auch den plumpen Dativ vermeiden.
Wann und wie wird der Mitglieds-Beitrag bezahlt?
Mehrpolige Fragen sind von vornherein schwer zu verstehen.
Das Ganze muß natürlich heißen:
Wieviel wird gezahlt?
Wer bestimmt das?
Wann wird gezahlt?
Wie wird gezahlt?
Der Verein kann sich im "Prüfen" von Texten betätigen und trotzdem den Bezug zur Wirklichkeit verlieren.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.05.2017 um 16.55 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#35076
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Wie die Betreiber der "Leichten Sprache" es geschafft haben, ihrem Produkt den gesetzlichen Segen zu erwirken, stellt auch Andreas Baumert dar:
https://serwiss.bib.hs-hannover.de/files/697/ES.pdf
(bes. S. 83ff)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.05.2017 um 12.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#35093
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Zwar werden manche Texte von behinderten Prüfern probegelesen, das Verfahren ist aber unkontrolliert und garantiert keine Authentizität. Man erfährt nichts über die Art der Behinderung usw. Auf die Vielfalt weist auch Baumert hin. Er spricht einleitend den gutgemeinten Projekten der Leichten Sprache Dank und Respekt aus, aber:
Doch was lange währte, steht in unserer Welt irgendwann zur Disposition. Dann werden auch die Anhänger der Leichten Sprache gefragt „Woher wisst ihr das?“, „Wo kann man das nachlesen?“, „Mit welchen Verfahren habt ihr das bewiesen?“, „Kann wirklich jeder alles verstehen?“, „Wie verhält sich euer Verfahren zu dem Wissen der Mediziner, Linguisten und anderer Fachleute?“, „Was kostet das?“ und vieles andere mehr. Befriedigende Antworten werden nicht zu erwarten sein.
Wenn Forscher sich wissenschaftlich mit der Leichten Sprache beschäftigen, zugleich aber Lehrmaterial bei Duden oder anderswo vermarkten, muß man natürlich auch skeptisch sein. Das war ja bei der Vereinfachten Ausgangsschrift oder der Rechtschreibreform nicht anders.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.05.2017 um 04.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#35097
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Vor fünf Jahren debattierte der Bundestag auf Antrag der SPD-Fraktion über "barrierefreie Kommunikation" für Behinderte, und bei dieser Gelegenheit wurde ohne weiteres die Leichte Sprache als Mittel der Wahl lanciert. Auch der Antrag selbst wurde zusätzlich in Leichter Sprache vorgelegt. Daraus:
Behinderte Künstlerinnen und Künstler brauchen barriere-freie Ausbildungs-Möglichkeiten, damit sie:
Musik machen und in einer Band spielen können.
Bilder malen und sie in einer Ausstellung anderen Menschen zeigen können.
Als Schau-Spielerin oder Schau-Spieler in Filmen oder im Theater mitspielen können.
usw.
Das Dogma von der Zerlegung sämtlicher Zusammensetzungen ist also noch streng durchgeführt. Nie wurde nachgeprüft, ob die verfremdende Schreibweise Schau-Spieler wirklich leichter verständlich ist - und für wen. Die Zerlegung reaktiviert ja zugleich die ursprüngliche Bedeutung der Bestandteile: Ist ein Schauspieler jemand, der in einer Schau spielt? Ähnliche Bedenken bestanden bereits bei Bundes-Tag, Voll-Macht, Aus-Schreibung usw.
Ob die graphische Gestalt eines Wortes schwer erfaßt werden kann oder ob der Sinn für jemanden, der buchstäblich "schwer von Begriff" ist, zugänglich ist, das sind ganz verschiedene Dinge.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.05.2017 um 06.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#35103
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Während die Leichte Sprache ein „offenes“ Programm ist, beschränkt die Kontrollierte Sprache den Wortschatz auf einen Ausschnitt der natürlichen Sprache, beseitigt alle Mehrdeutigkeiten und läßt nur bestimmte grammatische Konstruktionen zu. Eine solche Sondersprache läßt sich in begrenzten Zusammenhängen einsetzen, wo sich sehr ähnliche Situationen ständig wiederholen; am bekanntesten ist der Luftverkehr. Auch maschinenles- und -übersetzbare Texte werden mehr und mehr nach solchen Richtlinien verfaßt. Bei Kontrollierter Sprache geht es weniger um Verständlichkeit als um Eindeutigkeit.
Eine streng kontrollierte Sprache in diesem Sinn erlaubt zwar viele Kombinationen, ist aber letzten Endes "geschlossen" wie das Repertoire der Verkehrszeichen o. ä. Daher ist sie ungeeignet als allgemeine Verkehrssprache. Diese kann zwar mit einem geschlossenen Zeichenrepertoire arbeiten, dann müssen aber die Bedeutungen dehnbar und übertragbar sein. (Man kann es sich an den chinesischen Zeichen klarmachen: Sie geben eine durchaus überschaubare Zahl von einsilbigen Morphemen wieder, sind aber offen für neue Bedeutungen über die bloße Kombinatorik hinaus.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.05.2017 um 05.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#35124
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Wie auch Baumert zeigt, sind die typographischen Vorgaben der "Leichten Sprache" ohne Berücksichtigung der Lesbarkeitsforschung aufgestellt.
Man kann sich an dieser Stelle besonders gut klarmachen, wie wenig brauchbar ein allgemeiner Begriff von "Behinderung" ist. An einem Ende des Spektrums gibt es Klienten mit einer verminderten Aufmerksamkeitsspanne, am anderen vielleicht jemanden mit einer Sehbehinderung. Dem einen ist mit kurzen Sätzen gedient, dem anderen mit großen Buchstaben. Das ist überhaupt nicht zu vergleichen. Darum gibt es "die leichte Sprache" so wenig wie "den Behinderten". Wir erfahren denn auch nie, in welchem Sinne der Prüfleser behindert war.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.05.2017 um 11.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#35135
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Die Idee einer Kontrollierten Sprache hat Philosophen immer fasziniert. Wenn man sowohl den Wortschatz als auch die Bedeutungen der Wörter genau fixiert, dazu die grammatischen Regeln zur Erzeugung komplexer Ausdrücke, ergibt sich die Frage, ob eine solche Sprache je Neues ausdrücken kann. Erweiterungen und Änderungen müssen ausdrücklich vereinbart werden; ähnlich werden die Wörterbücher in Welthilfssprachen ausgebaut.
Dehnungs- und Sprungfiguren (Metaphern) sind ausgeschlossen. Trotzdem gibt es Spielräume, wenn man nämlich auf einem gewissen Abstraktionsniveau bleibt. Zum Beispiel kann der Befehl "Speichern" ausgeführt werden, obwohl es die verschiedensten Speichermöglichkeiten gibt. Ebenso "Bremsen" usw. Diese Begriffe sind funktional definiert, nicht "physikalisch".
Der ungeübte Nutzer eines Computers ist vielleicht ratlos, wenn der Befehl "Speichern", "Kopieren", "Formatieren" usw. erscheint: Was genau soll ich tun? Das muß also überlegt sein. (Wir hatten das schon: "Kräftig würzen" in einem Kochbuch ist nicht für jeden hilfreich.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.05.2017 um 04.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#35195
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Während die Leichte Sprache auf serifenlosen Schriften besteht, ist die Brotschrift unserer großen Zeitungen, die doch gekauft und gelesen werden wollen, durchweg serifenhaltig. Das sollte zu denken geben.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.05.2017 um 07.08 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#35216
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Für den Kirchen-Tag sind diese Seiten wichtig.
Denn der Kirchen-Tag findet Barriere-Freiheit wichtig.
Alle sollen dabei sein können.
Alle sollen verstehen und mitreden können.
Deshalb ist Leichte Sprache gut!
Der nächste Kirchen-Tag ist in Berlin.
Der Kirchen-Tag beginnt am 25. Mai 2017.
Und endet am 28. Mai.
(https://www.kirchentag.de/leichte_sprache.html)
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In vielen Texten dieser Art wird beteuert, daß die Leichte Sprache "gut" sei. Das ist aber kein Beweis.
Wie gesagt, Barriere gehört nicht zu den leichtesten Wörtern, das Kompositum Barriere-Freiheit erst recht nicht. Aber es ist ein Fahnenwort der Bewegung und darf nie fehlen.
Alle sollen ... können. - Ist diese Häufung von Modalverben leicht zu verstehen? Sie macht nachweislich auch normalen Lesern Schwierigkeiten.
Und dann die schematische Zerlegung der Komposita: Ein Kirchen-Tag ist kein Tag usw.
Heike Schmoll berichtet, daß das Liederbuch zum Kirchentag auch Bearbeitungen in "gerechter Sprache" enthält, und gibt ein paar wüste Beispiele. Vermutlich trägt dieser Eifer nicht wenig zur Selbstabschaffung der Kirche bei. (Wie der Aufmarsch der Politiker.) Man tritt aus und ist dann nur noch "spirituell interessiert".
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Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 29.05.2017 um 12.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#35218
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Übrigens, dabei sein mag für sich eine Spur leichter zu lesen sein als dabeisein. Aber zusammen mit den weiteren Verben sind es anders aus:
Alle sollen dabei sein können.
Alle sollen dabeisein können.
Der Überblick über den Verbkomplex fällt etwas leichter, wenn von vier Wörtern im Schriftbild eines eingespart wird. Die Getrenntschreibung bei dabei sein liegt zwar an der Rechtschreibreform und nicht an der Leichten Sprache. Aber der Fall zeigt beispielhaft: Das Lesen wird nicht insgesamt einfacher, wenn man alles, was man im Schriftbild zerlegen kann, tatsächlich in möglichst kleine Bestandteile zerlegt, sei es mit Bindestrichen oder per Getrenntschreibung. Denn möglichst kleine Bestandteile bedeutet auch: mehr Bestandteile, die beim Lesen erst wieder gedanklich zusammengefügt werden müssen, um die Gesamtaussage verstehen zu können.
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Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 29.05.2017 um 12.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#35219
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PS: Es gibt sicherlich Kinder und auch ältere Leute, die sich mit dem Entziffern der Buchstaben schwertun. Für solche Leser ist dabei sein oder Kirchen-Tag besser lesbar als dabeisein bzw. Kirchentag.
Aber für wen ist nun die Leichte Sprache gedacht? Kinder bleiben doch nur kurze Zeit auf dieser Stufe, Übung macht den Meister. Und wie viele ältere Leute gibt es, die immerzu Mühe haben, Buchstaben zu entziffern? Wollen die überhaupt etwas lesen? Wenn sie sich alle paar Wochen die Mühe machen müssen, ein paar Sätze zu entziffern, werden sie vermutlich nicht gerade einen Text in Leichter Sprache vor sich haben. Für welche Leser bringt also dieses Zerlegen mit Bindestrichen am Ende etwas?
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 29.05.2017 um 13.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#35220
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Die Bedeutungsunterscheidung auf den ersten Blick zwischen "Hochzeit" und "Hoch-Zeit" wäre sehr hilfreich (für Leser).
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 29.05.2017 um 15.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#35221
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Wikipedia schreibt über Sprachregeln der Leichten Sprache u. a.:
»Im Interesse der Verständlichkeit besteht ein Satz aus den Gliedern Subjekt + Prädikat + Objekt, z. B. Das Kind streichelt den Hund.«
»Regelwidrig sind auch Synonyme, [...]«
»Präzise Mengenangaben sollen durch "viel" oder "wenig", Jahreszahlen (wie "Bismark wurde 1871 zum Reichskanzler ernannt") durch "vor langer Zeit" o.ä. ersetzt werden.«
Dann müßte es auf kirchentag.de heißen:
Der nächste Kirchen-Tag ist in Berlin.
Der Kirchen-Tag beginnt bald.
Der Kirchen-Tag endet kurz nach dem Beginn.
Man kann ja leider nicht einmal schreiben, daß er vier Tage dauert. Denn wer soll das verstehen, daß ein Tag vier Tage dauert?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.05.2017 um 18.18 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#35222
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So ist man ja auch früher oft verfahren, wenn man die buchstäbliche Bedeutung hervorheben wollte.
Die abschließende Frage von Herrn Wrase wird nicht beantwortet werden, weil eine wissenschaftliche Begleitung der Leichten Sprache so wenig vorgesehen ist wie bei der Rechtschreibreform. Man fragt ja auch nicht, was die feministische Sprache den Frauen bringt.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 29.05.2017 um 19.16 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#35223
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Nach meinem Empfinden wird durch Bindestriche die Regel "vorn Bestimmungswort, hinten Grundwort" aufgehoben. Von "Kirchentag" wäre das Gegenteil z.B. "Parteitag", zu "Kirchen-Tag" wäre das Gegenteil "Kirchen-Nacht".
Ein Alleinstellungsmerkmal für die deutsche Sprache sind die Bandwurmwörter. Das ist nicht per se etwas Schlechtes.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.07.2017 um 16.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#35609
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Ein Text kann unverständlich oder schwerverständlich sein, weil der Verfasser mit der Sprache nicht so gut zurechtkommt. Da kann man helfen.
Aber wie, wenn die Dunkelheit beabsichtigt ist? Anderen durch Pseudofachsprache zu imponieren oder sie mit erbaulichem Nebel einzulullen – da scheint jedes Mittel zu versagen. Wer nicht will, dem kann man nicht helfen.
Deshalb muß er auf die harte Tour lernen. Dazu müssen aber die Leser den Mut haben, auf den Kaiser zu zeigen und ihm vor allen Leuten ins Gesicht zu sagen, daß er nackt ist. Das ist dann auch nicht unhöflich wie der Sicksche Hohn auf Nichtakademiker und Ausländer. Schließlich geht es um Betrug.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.07.2017 um 17.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#35610
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Von der pedantischen Art der Sprachkritik wurde mir neulich ein Stückchen mitgeteilt. Ein Sprachpfleger wies eine Schriftstellerin zurecht, weil sie das Mädchen ... sie geschrieben hatte, statt es, wie es seiner messerscharfen Logik nach heißen müßte. Leider konnte ich mit Lob der ziemlich groben Aktion nicht dienen. Der Pedant verbindet Unwissenheit mit Unhöflichkeit.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.07.2017 um 06.42 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#35809
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Die FAZ kritisiert wieder einmal die Leichte Sprache. Schon recht, aber man darf nicht vergessen, daß auch Texte in Normalsprache sehr oft kritikwürdig sind. Man ist nur schon sehr daran gewöhnt und sieht nicht so streng und genau hin wie bei den ungewohnten Produkten der Leichten Sprache.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.07.2017 um 09.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#35811
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Das Hauptproblem mit der Leichten Sprache ist, daß es "den" Behinderten nicht gibt und daß gegen den aufgebotenen "behinderten Testleser" nichts ankommt. Der behauptete Nutzen der Leichten Sprache wird daher nie nachgewiesen und kann auch nicht einfach widerlegt werden. Wer sollte es tun? Und würde es etwas ändern, nachdem die Leichte Sprache schon in gesetzliche Vorgaben eingeschleust worden ist?
Zufällig stoße ich noch einmal auf die bereits besprochene "Tierpornographie". Im Wikipedia-Eintrag, aber nicht im StGB steht, sie gelte als "gesellschaftsschädigend"; das soll wohl die Strafbarkeit begründen. Es gibt viele Gründe, sich davor zu ekeln, aber der Schaden für die Gesellschaft ist kaum nachzuweisen; da gibt es wahrhaftig anderes. (Unter "harter Pornographie", wozu dies gehört, wird auch noch einmal klargestellt, daß fiktionale Darstellungen, sogar bloße Beschreibungen phantasierter Vorgänge, ebenso bestraft werden wie die fotografische Wiedergabe tatsächlicher Verbrechen. Es geht also einzig und allein um den vermuteten Schaden durch den "Konsum" der Produkte. Das ist eine sehr gewagte Konstruktion. In Wirklichkeit wohl Rationalisierung einer von vornherein feststehenden moralischen Mißbilligung.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.07.2017 um 03.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#35813
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Seit kurzem kümmert sich auch die Sprachwissenschaft oder wenigstens die professionelle Sprachdidaktik um die Leichte Sprache:
Ursula Bredel/Christiane Maaß: Leichte Sprache. Theoretische Grundlagen, Orientierung für die Praxis. Berlin 2016. (Duden – Sprache im Blick)
Das Buch ist kaum lesbar:
Das Textuniversum literaler Gesellschaften ist damit notwendig und konstitutiv exkludierend. (...) bei den Zielleser(inne)n
...
Ein Unterschied zwischen durchschnittlichen Leser(inne)n und Leser(inne)n von Leichter Sprache besteht aber nicht nur quantitativ. Von geübten Leser(inne)n ist bekannt, dass...
Usw. über tausendmal.
Wie will sich jemand mit Leichter Sprache beschäftigen, wenn er nicht einmal gewöhnliches klares Deutsch schreiben kann? Immerhin ist dieses Buch seinem Gegenstand insofern ebenbürtig, als auch bei der Leichten Sprache die feministische Korrektheit noch höher bewertet wird als die Verständlichkeit. Es gibt dem "Netzwerk" nicht zu denken, daß kein Text, der verkauft werden will (Romane, Tageszeitungen), sich den Luxus der feministischen Korrektheit leistet.
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Kommentar von ppc, verfaßt am 28.07.2017 um 10.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#35821
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Klarer Fall für "Bullsh*t Bingo".
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.07.2017 um 14.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#35825
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In den Richtlinien zur "Leichten Sprache", auch vom Bundesfamilienministerium, wird der Konjunktiv verbannt, und zur Erläuterung werden die Formen hätte, könnte, müsste, sollte, wäre, würde genannt.
Nun ist gerade der Konjunktiv II von Hilfs- und Modalverben eine sehr volkstümliche Form, die auch in Mundarten beibehalten wird, die sich vom Konjunktiv der Vollverben weitgehend verabschiedet haben. Er wird auch kindersprachlich früh erworben und spielt eine große Rolle in Fiktionsspielen und Phantasiegeschichten. Bei manchen geistigen Behinderungen fällt er aus; das deutet aber auf eine sehr tiefgreifende Störung hin. Wer nicht imstande ist, den Irrealis auszudrücken, verfügt nicht über eine grundlegende Funktion der Sprache. (Darum habe ich anderswo einmal meine Skepsis gegenüber Deutungen ausgedrückt, die z. B. dem Chinesischen die Irrealis-Funktion absprechen.)
Die Erfinder der Leichten Sprache sind wohl von der Erfahrung, daß der richtig gebildete Konjunktiv und die Unterscheidung von K. I und K. II gewisse Schwierigkeiten machen, dazu verführt worden, den Konjunktiv überhaupt nicht mehr zu dulden.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 28.07.2017 um 22.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#35826
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Ludwig Thoma, Ein Münchner im Himmel: "I moan i bin im Himmi." Es geht oft auch ohne Konjunktiv.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.07.2017 um 05.42 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#35827
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Das stimmt, auch wenn das Beispiel nicht gut ist (kein irrealer Konditionalsatz).
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 29.07.2017 um 09.12 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#35829
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Es ist gar nicht so leicht, einen Irrealis in leichter Sprache ohne Konjunktiv auszudrücken. Es soll dabei weder etwas weggelassen noch hinzugedichtet werden. Wie sagt man zum Beispiel:
Hätte der Jäger getroffen, wäre das Reh jetzt tot.
Es klingt, als ob der Jäger in Wirklichkeit nicht getroffen hat und als ob das Reh in Wirklichkeit nicht tot ist. Eine naheliegende Übersetzung wäre also:
Der Jäger hat nicht getroffen. Daher ist das Reh nicht tot.
Aber das wäre wohl falsch übersetzt. In Wirklichkeit wissen wir gar nicht genau, was passiert ist. Hat der Jäger geschossen? Ist das Reh jetzt tot? Was genau wurde mit dem Konjunktivsatz gesagt?
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Kommentar von Gunther Chmela, verfaßt am 29.07.2017 um 09.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#35830
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"I moan i bin im Himmi."
Ich meine, daß das Bairische sich auch kaum dazu eignet, die Entbehrlichkeit des Konjunktivs zu zeigen. In wohl keinem anderen deutschen Dialekt ist der Konjunktiv II so beliebt und wird so häufig verwendet wie hier.
Ich erinnere nur daran, daß wir ihn oft sogar dann verwenden, wenn in der Schriftsprache der einfache Indikativ stünde. Er ist dann sozusagen eine Art Höflichkeitsform mit dem nicht ausgesprochenen Nachsatz "...wenn Sie nichts dagegen haben."
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 29.07.2017 um 10.42 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#35831
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Wird er im Bairischen dann auch von Vollverben gebildet oder nur von Hilfsverben (I tät, i hätt, ...)?
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Kommentar von Gunther Chmela, verfaßt am 29.07.2017 um 11.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#35832
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Lieber Herr Riemer, ja, ausnahmslos auch bei Vollverben. Ein paar Beispiele.
Im Wirtshaus zur Bedienung
"I kriagad no a Bier!",
und später dann
"I zoiad dann, gäi!".
Zum Wirt vielleicht noch beim Weggehen
"I kàmmad na moing wieder!"
Freilich kann man das alles meist auch mit Hilfsverben umschreiben, man muß aber nicht.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.07.2017 um 16.22 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#35835
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Mit der Novellierung der Barrierefreien Informationstechnik Verordnung werden die Behörden auch verstärkt Inhalte in Leichter Sprache auf Internetseiten oder in Broschüren anbieten. Damit sollen auch hör-, lern- und geistig behinderte Menschen einen Zugang zu den Informationen erhalten. Zur einheitlichen Umsetzung in den Bundesbehörden wird das BMAS gemeinsam mit den Mitgliedern des „Netzwerkes Leichte Sprache“ einen Leitfaden für die Umsetzung von Inhalten in Leichter Sprache entwickeln.
(BMAS 2009: UNSER WEG IN EINE INKLUSIVE GESELLSCHAFT Der Nationale Aktionsplan der Bundesregierung zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention)
Man sieht hier den doppelten Erfolg der Lobby-Arbeit: Das Netzwerk hat es nicht nur geschafft, das Bundesministerium für die Leichte Sprache zu gewinnen, sondern zugleich auch sich selbst als einzigen Ansprechpartner in Stellung zu bringen. Die Sprachwissenschaft blieb draußen vor. Allerdings ist sie daran wohl nicht unschuldig, weil sie sich damals einfach noch nicht für das Thema interessierte.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.07.2017 um 13.54 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#35840
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Danke für die Baispiele, lieber Herr Chmela. Ich finde das sehr interessant und auch einleuchtend, aber wenn Sie es nicht sagten, hätte ich diese Formen gar nicht als Konjunktiv erkannt.
Ich möchte noch einmal darauf zurückkommen, wie ein Irrealis, z. B.
Wenn der Jäger getroffen hätte, dann wäre das Reh jetzt tot. ,
ohne Konjunktiv umschreibbar sein könnte. Vielleicht so:
Wenn der Jäger getroffen hat, dann ist das Reh jetzt tot. Der Jäger hat aber nicht getroffen.
Es wird länger, und trotz Konjunktivlosigkeit ist das wohl noch keine leichte Sprache, d. h. man müßte die ganze Wenn-dann-Beziehung eliminieren:
Der Jäger hat das Reh nicht getroffen. Darum lebt es wahrscheinlich noch.
Das ist aber nicht das gleiche. Manche Sachverhalte sind so gar nicht mehr ausdrückbar. Etwa so hat wohl Wittgenstein seinen Vergleich der Grenzen von Sprache und Welt gemeint.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.07.2017 um 16.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#35841
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Im Altgriechischen zum Beispiel wird der irreale Konditionalsatz nicht mit dem Konjunktiv oder Optativ ausgedrückt (die beide ganz lebendig sind), sondern mit dem Indikativ eines Nebentempus (Imperfekt, Aorist); im Hauptsatz dann die Partikel "an".
Das hat mich an gewisse Dialekte erinnert, überhaupt Volkssprache. Mein Vater sagte: "Beinahe war er gestürzt."
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.07.2017 um 04.40 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#35844
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Daß die Leichte Sprache ihren Zweck überhaupt erreicht, ist, wie gesagt, nicht nachgewiesen. Andere haben ebenfalls schon darauf hingewiesen, daß die weitestmögliche Öffnung des Marktes zu der absurden Folge führt, "funktionale Analphabeten", Ausländer, Schlaganfallpatienten, Entwicklungsgestörte, Demente, Down-Geschädigte, Sehbehinderte usw. zu einer einzigen Adressatengruppe "Menschen mit Lernschwierigkeiten" zusammenzufassen. Dazu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#35817
Eine klare Adressatengruppe haben zum Beispiel die verdienstvollen Ausgaben in Großdruck.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.08.2017 um 05.04 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#35913
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Im "Vorfeld" steht genau ein Satzglied von beliebigem Umfang. Man bastelt also zusammen:
Eine literaturgeschichtliche Behandlung der althochdeutschen Denkmäler, die als zusammenhängende Entwicklungsgeschichte angelegt ist und entsprechend von der ersten Wiedergabe deutscher Wörter über Übersetzungen zunächst kleinerer, dann schwierigerer Texte bis hin zu großen dichterischen Leistungen führt, wie sie im Hildebrandliede, im Muspilli und schließlich im Heliand und Otfrid zum Ausdruck kommen, die die einzelnen Denkmäler in kontinuierlicher Folge in die historischen Verhältnisse, ebenso wie in die Kultur-, Literatur-, Theologiegeschichte einbettet, sie notwendigerweise auch den einzelnen Klostergeschichten einordnet und womöglich noch Verfasser, zumindest aber Anreger anzugeben weiß – alles Dinge, die mutatis mutandis für die Literatur späterer Jahrhunderte vielfach selbstverständlich sind, hat es bisher noch nicht gegeben. (Heinz Mettke [Hg.]: Älteste deutsche Dichtung und Prosa. Frankfurt 1976:12f.)
Die Personalform des Verbs ist hat, davor stehen fast 90 Wörter. Niemand will so etwas lesen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.09.2017 um 06.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#36115
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Vor Wahlen kommt stets die Universität Hohenheim in die Medien, also Herr Brettschneider.
Die AfD hat von allen großen deutschen Parteien das sprachlich am wenigsten verständliche Wahlprogramm. Zu diesem Ergebnis kommt eine softwaregestützte Untersuchung, die ein Team um Frank Brettschneider von der Universität Hohenheim erstellt hat. Sie liegt der „Welt am Sonntag“ vor. „Die vermeintliche Volksnähe, die die AfD für sich beansprucht, pflegt sie in ihrer Sprache überhaupt nicht“, sagte Brettschneider der Zeitung.
Er gibt auch Schulz im Fernsehduell eine Chance.
Die Konstruktion eines Widerspruchs zwischen volksnaher Politik und unverständlichem Programm zeigt die Naivität dieses Experten. Da hilft auch die Softwareunterstützung nicht, macht allerdings Eindruck.
In Wirklichkeit wissen die AfD-Wähler am besten von allen, was sie wählen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.09.2017 um 06.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#36256
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Im Gleichnis vom Weinberg soll jeder Arbeiter 50 Euro bekommen (Evangelium in Leichter Sprache): http://www.evangelium-in-leichter-sprache.de/lesejahr-a-25-sonntag-im-jahreskreis
Das ist eine Variante des bekannten Problems, vor dem alle Übersetzer alter Texte stehen. Alternativ könnte man die alten Währungseinheiten stehen lassen und erklären; man erklärt ja auch, was z. B. gütig heißt ("gut zu den Menschen"). Eine andere Frage betrifft das Register: Du hast keinen Grund zu meckern. (...) Bist du sauer, weil ich zu den andern gütig bin? usw.
Man hält es für denkbar, die Bibel in Leichter Sprache zur Neuevangelisierung Europas zu nutzen, aber zur Zeit versucht man es nur mit geistig Behinderten: http://www.augsburger-allgemeine.de/guenzburg/Ich-wuerde-gerne-die-ganze-Bibel-uebersetzen-id42676366.html
(Parteien sollten es sich überlegen, ob sie wirklich ein gotteslästerliches "Arbeit muß sich wieder lohnen" in ihr Programm schreiben...)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.09.2017 um 04.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#36267
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Die Verwendung der modernen Währung "Euro" mag verständlich sein, aber sie bedeutet die Lösung der biblischen Erzählung aus ihrer Zeit und ihrem Raum. Diese Enthistorisierung und Aktualisierung ist darum fragwürdig, weil sie nur einen einzigen Punkt erfaßt. Wenn das ganze Geschehen heutig ist - wo bleibt dann der Rest: der gesetzliche Mindestlohn, die Gewerkschaft usw.? Dafür gibt es ja andere Texte in Leichter Sprache, und so könnte ein geistig Behinderter, aber nicht ganz Verblödeter schon mal auf Gedanken kommen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.03.2018 um 08.46 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#38194
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„Schätzungen zufolge gibt es in Deutschland mehr als 20 Millionen Menschen, die nicht oder kaum in der Lage sind, fachsprachliche oder sogar bereits allgemeinsprachliche Texte lesend zu verstehen. (...) Hinzu kommt eine wachsende Zahl von Personen mit kommunikativen Einschränkungen als Folge von Behinderungen oder Erkrankungen oder aufgrund anderer Erstsprachen und einem nur unzureichenden Erwerb der deutschen Sprache.“ (MDÜ 1/2018)
Für Übersetzer öffnet sich daher das weite Berufsfeld der Übersetzung in Leichte Sprache.
Natürlich wird schon jetzt mit Anleitungen und Kursen für Leichte Sprache viel Geld umgesetzt. Das Behindertengleichstellungsgesetz gibt rechtliche Unterstützung des Quasi-Monopols, dem weiterhin die wissenschaftliche Grundlage fehlt.
Über 20 Millionen! Mit den anderen zusammen kommt man auf 30 bis 40 Prozent der Bevölkerung, und der Rest ist nur noch nicht streng genug getestet. Es gibt ja seriöse Vertreter der Ansicht, daß überhaupt niemand einen Text versteht.
Die Übersetzer haben begründete Angst vor der maschinellen Übersetzung, und dies wäre eine Möglichkeit des Ausweichens, wenn auch nur vorübergehend.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.06.2018 um 10.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#38890
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Gauck begrüßte zudem die Wiederentdeckung des Begriffs „Heimat“ in (?) die öffentliche Diskussion: „Es war und ist überfällig, den Begriff vom früheren politischen Missbrauch zu befreien“, sagte Gauck mit Blick auf die Nationalsozialisten und die DDR-Führung. „Deutschland brauchte also durchaus eine Erholung von diesen missbrauchten Begriffen. Die ist inzwischen gut und weit gediehen.“ (welt.de)
Das ist aus der BILD zitiert – sollte auch die irreführende Ersetzung des Genitivs daher kommen? Mir ist auch nicht ganz klar, worin der Mißbrauch des Begriffs „Heimat“ durch Nazis und DDR bestand und wie sich der wiederentdeckte Begriff davon unterscheidet.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.06.2018 um 10.42 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#38891
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Gerade bringt die Post ein Probeexemplar der BILD, und dort steht tatsächlich "Erholung von diesen missbrauchten Begriffen", was immer das heißen mag.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.06.2018 um 23.08 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#38911
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Gaucks Heimat (#38890):
Gauck sagt im BILD-Interview, "Nationalsozialisten und DDR-Führung haben aber versucht, Heimatliebe mit einem Bekenntnis zu ihren undemokratischen Systemen zu verbinden. Im Nationalsozialismus wurde daraus ein aggressiver Nationalismus ..." usw., ich kürze ab, er nennt Haß auf andere Völker und die eigene Bevölkerung (Juden).
Da er die DDR nicht weiter erwähnt, möchte ich ein Beispiel anführen. Da gab es doch dieses kitschige, sentimentale Lied "Unsre Heimat" (https://www.youtube.com/watch?v=sWPl94rpKrI). Darin wird nacheinander aufgezählt, was alles Heimat ist:
Städte, Dörfer, Bäume im Wald, Gras auf der Wiese, Korn auf dem Feld, Vögel in der Luft, Tiere der Erde, Fische im Fluß.
Dann endet es so:
Und wir lieben die Heimat, die schöne,
und wir schützen sie,
weil sie dem Volke gehört,
weil sie unserem Volke gehört.
Mit dem Schutz war natürlich nicht (oder nur am Rande) der Naturschutz gemeint, sondern vor allem die "Volksarmee" und das Grenzregime, welches bekanntlich nicht dem Schutz vor Einbrechern diente, sondern die DDR-Bevölkerung an der Flucht hindern sollte. Mit solchem Heimatschmalz wurden damals die Verbrechen am Volk verklärt.
Soweit kann ich Gauck also durchaus folgen. Wenn allerdings dieser alte Mann (BILD vertextet ein Foto von Gauck am Ostseestrand mit "Der alte Mann und das Meer") sagt, "Es war und ist überfällig, den Begriff vom früheren politischen Missbrauch zu befreien" (Hervorhebung von mir), dann merkt man eben doch, daß er langsam senil wird und nicht mehr merkt, was sogar Julian Reichelt (BILD-Kommentator) erkennt:
"Heimat – das ist wieder ein politisch umkämpfter Begriff geworden."
Und so bringt die BILD-Zeitung denn auch eine Flut von aktuellen Beispielen, ich greife nur eins heraus:
"Meine Heimat ist mein Dackel Jockel".
Sicher, jeder hat bei "Heimat" so seine eigenen, oft sympathischen Gedanken, aber insgesamt sollen diese Zeitungskampagnen und Bücher (z.B.: Was ist eigentlich Heimat?, Renate Zöller, Ch. Links Verlag, 2015) uns nur irre machen. Ihre eigentliche Absicht ist, daß wir genau diese eigenen Gedanken vergessen und meinen, Heimat könne im Grunde alles mögliche sein, und unter Horden von Einwanderern aus fremden Kulturen könnten wir genauso gut unsere Heimat finden. Das ist dann der heutige politische Mißbrauch, Herr Gauck!
Gauck: "Dass wir uns jetzt besonders mit dem Begriff Heimat beschäftigen, hängt in der Tat mit der Flüchtlingskrise zusammen. Durch die Welle der Zuwanderung entsteht bei manchen Menschen das Gefühl: Wir sind gar nicht mehr bei uns zu Hause, sondern wir werden überfremdet."
BILD: "Täuscht das Gefühl?"
Gauck: "Im Großen und Ganzen ja. ..."
Sagt er, dann nennt er ein paar der Probleme, die aber nicht sein dürften, und was er statt dessen von den Einwanderern erwartet.
Da kann er freilich lange warten, dieser alte Mann am Meer wird es nicht mehr erleben. Aber seine Enkelgeneration wird erleben, was passiert, wenn erst Muslime in unserer "Heimat" Germanistan in der Mehrheit sind.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 08.06.2018 um 23.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#38912
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Eine sehr schöne und ganz unpolitische Nationalhymne haben die Tschechen (eigentlich die Böhmen): "Wo ist meine Heimat?" Text und Melodie siehe Wikipedia.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.06.2018 um 01.22 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#38913
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Wo ist meine Heimat?
Das Wasser braust auf den Wiesen,
Wälder rauschen auf den Felsen,
Im Garten strahlt des Frühlings Blüte,
es ist das irdische Paradies für’s Auge!
Und das ist das schöne Land,
Böhmerland, meine Heimat!
Sicher, ein nettes Lied, aber Heimat läßt sich nicht auf die Schönheit der Landschaft bzw. der Natur reduzieren. Ich möchte, daß in meiner Heimat, dem Land, wo ich geboren bin und wo ich mich zu Hause fühle, auch der Menschenschlag, seine Kultur, Sprache, Mentalität erhalten bleibt oder sich nur langsam, kontinuierlich, und vor allem aus sich selbst heraus weiterentwickelt und verändert.
Ich möchte nicht, daß mit einem Schlag, also innerhalb weniger Generationen, in meiner Heimat z. B. türkisch statt deutsch gesprochen wird. Und auch wenn ich nicht religiös bin, möchte ich nicht in meiner Heimat die Kirchenglocken missen. Ich möchte auch keinen arabischen Vorbeter hören. Das ist nicht meine Heimat.
Dann höre oder lese ich manchmal, was machst du dir für Sorgen, so etwas wird nie passieren, irgendwann assimilieren sich die Fremden. Sehr witzig! Die das sagen, woher wissen sie das? Erstens sind die Änderungen schon in vollem Gang, und selbst für den, der diese Änderungen nicht sieht oder nicht wahrhaben will, ist es ein Experiment mit ungewissem Ausgang. Wenn wir aber den Ausgang kennen, wird es zu spät sein. Niemand wird sich für das Fehlschlagen verantworten müssen, denn es zieht sich schon über mindestens 2–3 Generationen hin, und die Schuldigen werden ihre Verdammung nicht erleben.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.06.2018 um 03.42 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#38914
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Alles gut und schön, aber man sollte nicht übertreiben. In Deutschland sprechen manche türkisch "statt deutsch", aber insgesamt besteht keine Gefahr, daß das Deutsche durch das Türkische verdrängt wird, eher durch das Englische.
Vor einigen Jahrzehnten fing man an, die Begriffe "Eigenes" und "Fremdes" nach allen Seiten auszuloten, und letzte Ausläufer gibt es immer noch. "Interkulturell" war der entsprechende Gegenbegriff. Neuerdings wird "Heimat" hochgespielt, aus den bekannten Gründen.
Es gibt eine Neigung, solche Schlagworte zu vergegenständlichen und zu überschätzen ("substantialistisch", wie wir Gelehrten sagen).
Gegen "eigen/fremd" habe ich damals polemisiert (auch in einem Vortrag auf einer IdS-Tagung), weil mein Spezialgebiet "Deutsch als Fremdsprache" unter dieser Ideologisierung litt. Meine auf Ausgleich und Mäßigung gerichtete Natur ließ mich die Vielfalt vor der Haustür sehen und gegen Homogenisierung und Vereinnahmung kämpfen.
Man sollte die Kirche im Dorf lassen. Deutschland schafft sich natürlich nicht ab.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.06.2018 um 04.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#38916
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Für die Macht der Gewohnheit ist die Woche ein schönes Beispiel. Sie kommt uns ja fast naturgegeben vor, und durch weltweite Standarisierung westlicher Maße sowie die Überlieferung der abrahamitischen Religion (Erschaffung der Welt in sechs Tagen plus Ruhetag) wird dieser Eindruck noch gefestigt. Wir wollen uns das nicht nehmen lassen. Es gab aber ganz andere Zeiteinteilungen, die den Leuten ebenso vertraut waren.
Wir Älteren haben noch miterlebt, wie der arbeitsfreie Samstag eingeführt wurde. Dessen Abschaffung ist inzwischen unvorstellbar. Gottes Bannfluch: uhrenlose Schicht.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 09.06.2018 um 16.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#38924
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In den Dörfern wurde jedenfalls in Norddeutschland bis zur Ankunft der Vertriebenen und der Verbreitung des Fernsehens kein Hochdeutsch, sondern Plattdeutsch gesprochen. Und später sprachen die Einheimischen untereinander Plattdeutsch. Unter den Vertriebenen gab es welche, die gar nicht richtig Deutsch konnten. Das ist erst 60 Jahre her.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.07.2018 um 04.09 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#39011
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Uwe Pörksen hat den allseits ehrfürchtig bestaunten Niklas Luhmann sprachkritisch entblättert:
Das Abstraktionsniveau, auf dem Luhmann sich bewegt, lässt nicht erkennen, worin die beschreibende oder erklärende Leistung des naturwissenschaftlichen Terminus ›Autopoiesis‹ besteht. Der Text bleibt auf der Ebene der Behauptung und Suggestion stehen; er schreibt die unbestreitbare Tatsache, dass Gesellschaften sich entweder überliefern oder aufhören und dass, wo es keine Leute gibt, weder als organische Erscheinungsformen noch als Intelligenzen, es auch keine Gesellschaft gibt – er schreibt diese Tatsache um in einen scheinbar naturwissenschaftlich durchschauten Sachverhalt. Das ist einigermaßen komisch.
(Die Umdeutung von Geschichte in Natur. Gegenworte 9, 2002)
Rhetorischer Charakter nicht-empirischer "Soziologie".
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.08.2018 um 04.54 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#39400
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Andreas Baumert weist auf eine neue Kurzfassung seiner Thesen zur Einfachen Sprache hin:
https://serwiss.bib.hs-hannover.de/frontdoor/index/index/docId/1234
Er verurteilt die Leichte Sprache nicht, zeigt aber deren Grenzen auf. Sein eigener Ansatz entspricht dem angelsächsischen von Plain English bzw. Plain Language und kommt meinen eigenen Vorstellungen sehr entgegen.
Diskussionswürdig ist folgendes:
Auch Literatur wird in einfacher Sprache für ungeübte Leser zugänglich – sicher nicht jede Literatur und manches nur unter Verlust von Qualität und Inhalt. Doch etliche Gymnasiasten haben bewiesen, dass man befriedigend über Literatur informiert sein kann (= Klausuren bestehen), ohne die Langfassung eines Werkes jemals gelesen zu haben. Der Zusammenhang zwischen einfach und trivial bildet sich nicht zwingend.
Wir gebildeten Menschen sträuben uns wohl zunächst gegen die Bearbeitung von Literatur ad usum Delphini. Dabei vergessen wir leicht, wie sehr Literatur schon immer durch Bearbeitung und Vereinfachung gewirkt hat. Schon die Übersetzung ist ja eigentlich ein Verstoß gegen die reine Lehre.
Die Bearbeitung nach Art von Reader’s Digest ist verrufen, weil sie ein rein stoffliches Interesse am Text voraussetzt, also die moderne oder auch uralte Vorliebe für "Action". (Aber stimmt das überhaupt? Noch die kürzeste Prosafassung Homers enthält etwas von Homers Gestaltung menschlicher Grundsituationen.)
Als Kind habe ich Robinson Crusoe und Moby Dick in Jugendbuchversionen kennengelernt und möchte diese Erfahrung nicht missen. (Melville im Original ist keine leichte Kost.)
Ich nehme an, daß Baumert den Hinweis auf das Bestehen von Klausuren mit einem Augenzwinkern versehen hat.
Was mich zum Nachdenken über das philologische Naserümpfen gebracht hat, war nicht zuletzt die Erfahrung mit Kindern, die sich mit heißen Ohren durch 3000 Seiten "Harry Potter" gefressen haben, viele sogar in der Originalsprache. Das ist freilich echte Jugendliteratur, d.h. ohne Vereinfachung zugänglich, aber trotzdem nicht trivial.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.06.2019 um 14.19 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#41645
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Laut Zeitung soll Seehofer gesagt haben, man müsse die Gesetze möglichst kompliziert abfassen, damit die Leute sie nicht verstehen und am Ende noch dagegen protestieren. Das hat man schon mal anders gesehen:
"Was die Gesetze betrifft, so finde ich es unschicklich, dass solche grösstenteils in einer Sprache geschrieben sind, welche diejenigen nicht verstehen, denen sie doch zur Richtschnur dienen sollen."
(Friedrich der Große dachte dabei zuerst an die Muttersprache Deutsch, er wird aber oft als Anwalt der Verständlichkeit zitiert.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.03.2020 um 17.16 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#43275
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Zum Beispiel in der Kleinen Zeitung kann man dieselbe Nachricht in normaler und "Leichter" Sprache vergleichen. Ich habe mir mal den neuen Bericht über Corona in den USA angesehen und bin erstaunt, wie viele Erleichterungsmöglichkeiten man sich hat entgehen lassen. Die Sprache ist immer noch mit abstrakten Substantiven durchsetzt (Inbetriebnahme usw.).
Man sieht auch ein Bemühen, das ich schon vor Jahren befremdlich fand: Warum müssen ständig Fachausdrücke erläutert werden? Corona und Corona-Virus genügen doch, wozu: Covid-19 ist der wissenschaftliche Ausdruck für die neuartige Lungenkrankheit, die das Corona-Virus verursacht. Ebenso wird Pandemie erklärt.
Von den offiziell empfohlenen Bindestrichauflösungen sämtlicher Komposita wird kein Gebrauch gemacht.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.04.2020 um 06.16 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#43378
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Der Deutsche Ethikrat betreibt auch eine Seite in Leichter Sprache:
https://www.ethikrat.org/leichte-sprache/
Sie entspricht der Orthodoxie der Leichtsprachler: kein Genitiv, alle Zusammensetzungen mit Bindestrich usw. Wer die Adressaten dieses Gestammels sein könnten, ist schwer vorstellbar.
Der Ethikrat sieht angesichts von Corona seine große Stunde gekommen. Man wird endlich mal wahrgenommen. Das Dilemma bleibt aber: Ethik ist nichts für Fachleute, und ein Feigenblatt kann sich nicht gegen die Blöße profilieren, die es verdeckt.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 10.04.2020 um 17.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#43392
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Immer weniger Schüler lernen Griechisch, immer weniger Leute können griechische oder griechisch-lateinische Fremdwörter analysieren. Um sinnentstellende Trennungen zu vermeiden und schwierige Wörter leichter erkennbar zu machen, schlage ich vor, z.B. Demo-Kratie zu schreiben.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 12.04.2020 um 02.43 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#43393
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Heliko-Pter
Wie würde man das dann betonen, auf dem i?
Quadro-Kopter oder Quadroko-Pter oder Quadro-ko-Pter?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.04.2020 um 04.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#43394
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Perystil (FAZ 11.4.20 in einem Beitrag über Pompeji und Herkulaneum, die man jetzt wenigstens virtuell besuchen kann).
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.08.2020 um 05.24 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#44026
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Herr Brettschneider und sein Team von der Universität Hohenheim haben auch dieses Jahr wieder herausgefunden, daß sich die Bundesministerien zu Corona schwer- bis unverständlich äußern. Die Medien geben es brav wieder.
(Aber braucht man wirklich Computerprogramme, um die Satzlänge festzustellen?)
Der Dummheit, die sich gerade zum nationalen Notstand auswächst, ist auch mit klarster Rede nicht beizukommen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.08.2020 um 05.10 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#44080
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Wie ich der Verbandszeitschrift der Dolmetscher und Übersetzer entnehme, sind auch die Praktiker der „Leichten Sprache“ inzwischen darauf gestoßen, daß es „den Behinderten“ nicht gibt und daß das Probelesen eines Textes durch einen „Behinderten“ kein empirisch valides Verfahren ist. Nach wie vor gehen die Propagierung der Leichten Sprache und ihre Anwendung weit über den Nachweis ihres Nutzens hinaus. Keine Partei hat erwogen, die Wirkung ihres in Leichter Sprache abgefaßten Parteiprogramms zu untersuchen. Man glaubt das eben heute so machen zu müssen. Inzwischen leben auch zu viele Menschen davon, als daß man das Unternehmen grundsätzlich in Frage stellen könnte.
Mit dem Gendern ist es ähnlich: Der (wirkliche oder vorgespielte) Glaube, damit den Frauen etwas Gutes zu tun, hält sich ohne Nachweis und sogar gegen alle Evidenz.
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 30.09.2020 um 02.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#44391
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Auch die Bundeszentrale für politische Bildung versucht sich in »einfacher Sprache«:
Einige Dinge gehen nur Sie an.
Sie sind privat. Andere Dinge sind politisch.
Sie gehen Sie an. Und andere.
(https://www.bpb.de/politik/grundfragen/politik-einfach-fuer-alle/)
Tut mir Furcht-bar Leid, aber ich verstehe nur Bahn-Hof!
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Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 30.09.2020 um 14.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#44393
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"Donald Duck als angeblicher Gast muss kein Wirt akzeptieren."
https://www.spiegel.de/wissenschaft/corona-news-am-mittwoch-disney-kuendigt-wegen-coronakrise-etwa-28-000-mitarbeitern-a-1d7ad3f5-a9b8-4306-b3c6-c0fada5ef03c
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.09.2020 um 22.05 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#44394
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a.a.O.:
Die Wirte müssten die Plausibilität überprüfen und könnten offensichtliche Fälle wie Donald Duck oder Darth Vader nicht akzeptieren.
Was heißt "könnten"? So wird wieder um den heißen Brei herum geredet. Die Frage ist doch: Brauchten sie nicht oder dürften sie nicht?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.11.2020 um 08.54 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#44780
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Mit der unendlichen Polysemie der Wörter finden wir uns ab, bemerken sie meistens gar nicht. Situation und Konext erledigen das. Wer arbeitet schon im Schuhmacherbedarfshandel, wo man über den Absatz von Absätzen reden könnte? Nur die automatische Übersetzung hat ein Problem damit.
Um so erstaunlicher, daß wir Zweideutigkeit auch im Zentrum der Sprache nicht beseitigen. Bekanntlich unterscheidet Ecke nicht zwischen konvex und konkav. Wir verstehen trotzdem die Ecke des Zimmers und die Ecke des Hauses jeweils verschieden, normalerweise jedenfalls.
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 29.11.2020 um 13.22 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#44781
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Dose und Dosis haben im Deutschen den gleichen Plural: Dosen. Aus welchem Material sind Impfdosen?
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Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 29.11.2020 um 14.39 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#44782
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An der Beseitigung der Zweideutigkeit arbeiten immerhin die Abschaffer des generischen Maskulinums.
https://virchblog.wordpress.com/2020/10/25/stradivari-mit-boxhandschuhen/
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.01.2021 um 01.36 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#45045
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Ich bin immer irritiert, wenn ich so etwas lese
(MM, 17.1.21, Hervorhebungen von mir):
Die Außenministerien von Deutschland, Frankreich und Großbritanniens teilten am Samstag mit, dass der Iran angekündigt habe, die Herstellung von Uranmetall vorzubereiten - und dass man darüber "tief besorgt" sei. Der Iran habe "keine glaubwürdige zivile Verwendung für Uranmetall". Die Produktion von Uranmetall könne schwerwiegende militärische Implikationen haben.
Iran habe sich mit dem Wiener Atomabkommen (JCPoA) für 15 Jahre dazu verpflichtet, weder Uranmetall herzustellen, noch Forschung und Entwicklung im Bereich der Uranmetallurgie zu betreiben, [...].
Der iranische Vertreter bei der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA, Kasem Gharibabadi, hatte bereits am Mittwoch via Twitter erklärt, dass der Iran die Herstellung von Metalluran plane.
Ob nun Metalluran oder Uranmetall, was soll das? Uran ist ein Metall, es muß nicht erst zu Metall gemacht werden! Uranmetall ist einfach Uran. Wenn man aber ständig die in Bergwerken geförderten Uranverbindungen (Uranerz) fälschlich schon als Uran bezeichnet, dann braucht man nachher für das eigentliche Uran ein neues Wort, man kann ja schlecht sagen, man macht Uran aus Uran, da wird dann eben mit Uranmetall doppelt gemoppelt.
Es ähnelt ein wenig der Verwirrung, die mit dem Wort Urananreicherung entsteht.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.01.2021 um 04.41 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#45046
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Klaproth hatte tatsächlich ein neues Element identifiziert, aber was er gewonnen hatte, war nicht das Element Uran selbst, sondern ein Oxid. Erst fünfzig Jahre später im Jahre 1841 gelang es dem Franzosen Eugène Peligot, reines Uranmetall zu gewinnen. (Wikipedia)
Uranium metal has a very high density of 19.1 g/cm (...) in air, uranium metal becomes coated with a dark layer of uranium oxide. (...) Uranium metal is used for X-ray targets in the making of high-energy X-rays. (...) The United States and the Soviet Union produced tens of thousands of nuclear weapons that used uranium metal and uranium-derived plutonium-239. (Wikipedia)
Bei Temperaturen über 3400 °C kann in speziellen Elektroöfen mit reduzierender Wasserstoffatmosphäre ein kompaktes Wolframmetall erschmolzen werden (Zonenschmelzverfahren). (Wikipedia)
Das ist wohl nicht zu beanstanden. An Ihrer Beobachtung ist aber etwas dran. Die metallische Form wird anscheinend dann besonders hervorgehoben, wenn sie nicht die im Alltag bekannteste ist. Bei Kupfer oder Gold denkt man sowieso zuerst an die metallische Reinform, wie man sie als Schmuck oder Werkstoff kennt.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.01.2021 um 14.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#45052
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Wenn ein Metall oder ein reines Element (Nichtmetall) nicht die im Alltag bekannteste Form ist, dann handelt es sich aber bei den bekannteren Formen gar nicht um das Element, sondern um Verbindungen, also um etwas anderes als gesagt wird. Ein besonders krasses Beispiel:
"Reiner Phosphor ist nicht sehr gut in Wasser lösbar, weshalb er erst aufbereitet werden muss, um als Dünger eingesetzt werden zu können."
(www.plantura.garden)
Obwohl hier sogar von "reinem Phosphor" die Rede ist, ist nicht etwa wirklich reiner, elementarer Phosphor gemeint, sondern reines Phosphat, ein Salz, das noch als Dünger aufbereitet werden muß.
Auch sonst wird sehr oft Phosphordüngung statt Phosphatdüngung gesagt.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 28.02.2021 um 22.52 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#45352
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Claudia Kleinert sagte heute im Wetterbericht (NDR):
"Der Februar war nämlich etwas zu kalt. 0,5 Kelvin, bei Abweichungen spricht man ja von Kelvin."
Dazu die Einblendung des Textes: Februar 1,9 °C –0,5 K
Wer ist "man"? Im wissenschaftlichen und fachlichen Bereich mag das richtig sein, aber im Alltag habe ich noch niemanden sagen hören, heute sei es 5 Kelvin wärmer als gestern, Und für den Normalbürger ist der Wetterbericht schließlich gedacht, zumal neben K die Einheit °C (früher grd) offiziell auch für Temperaturdifferenzen erlaubt ist.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.09.2021 um 05.36 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#47017
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Alan Posener schreibt: In einem früheren Leben war ich hauptberuflicher Übersetzer, und bei der Übertragung englischer Texte ins Deutsche wurden sie um ein Viertel länger. (ZEIT 3.6.21)
Eine bekannte Erfahrung aller Übersetzer, aber der Schluß auf Eigenschaften der Sprachen ist voreilig.
Erstens bemüht sich der Übersetzer, einen vorgegebenen Inhalt möglichst genau wiederzugeben, und das führt an sich schon zu wortreichen Präzisierungen, die ein originär in der Zielsprache formulierter Text nicht braucht.
Zweitens gibt es ein nationales Sprachethos (um es bombastisch – deutsch eben – zu formulieren). Der gebildete Deutsche textet asianisch, der gebildete Anglophone attizistisch.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2022 um 04.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#49387
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Der DLF bringt den Wochenrückblick in Leichter Sprache. Alle Genitive sind durch von-Konstruktionen ersetzt. Aus meinen Aufzeichnungen geht hervor, daß ein Kind mit zwei Jahren den Genitiv beherrscht (aktiv und passiv). Das kann so schwer nicht sein. Die Sätze sind mit „geschlechtergerechten“ Doppelformen übersät und dadurch aufgeschwemmt. Das Ganze ist auf dem dilettantischen Niveau einschlägig engagierter Interessengruppen und Vereine. Die Veranstalter wissen nicht einmal, um welche Art von Behinderung es sich bei den mutmaßlichen Hörern handelt.
Übrigens: Wie wäre es mit geringerer Sprechgeschwindigkeit und Pausen zwischen den Sätzen? Das hilft erfahrungsgemäß vielen, steht aber anscheinend nicht auf dem Programm jener Vereine.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.05.2024 um 06.26 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#53222
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Das Jüdische Museum Fürth bietet Texte in Leichter Sprache, angefertigt von Erlanger Studentinnen. Probe: "Das ist eine Mikwe. Eine Mikwe ist ein Becken mit Wasser. Die Mikwe befindet sich unter dem Haus. Und dieses Haus hat früher einem Mann gehört, sein Name war Hirsch Fromm. Hirsch Fromm hat auch diese Mikwe gebaut."
Die guten Leute haben nicht einmal erkannt, daß sie etwas gegen die „Pest der Synonyme“ tun sollten („befindet sich“ = „ist“). Außerdem führt die stumpfe Anwendung der Hauptsatzideologie zu der ungewollten Aussage, das Haus habe einem Mann gehört. (Es hat Hirsch Fromm gehört, und der war ein Mann.)
Wie gesagt: Ob die Leichte Sprache ihr Ziel erreicht, ist nie untersucht worden – über die naive Testleserei hinaus. Die Zielgruppe bleibt schlecht definiert. Aber die gute Absicht ist unverkennbar, und es geschieht etwas, auch wenn es völlig unnütz sein sollte.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.08.2024 um 06.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#53723
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Zu einer Ausstellung gibt es einen Text in Leichter Sprache (https://de.wikipedia.org/wiki/Leichte_Sprache#/media/Datei:Ausstellung_Oktoberfest-Attentat_Einfache_Sprache.jpg), der invers (weiß auf schwarz) gedruckt und schon deshalb schwer lesbar ist. Solche Einsichten haben die Leichten Verfasser nicht erreicht.
Zu den Regeln der Leichten Sprache gehört: „Es werden nur Aktivsätze verwendet.“ Der Text verwendet aber auch Passivsätze.
Ob „barrierefreie“ Texte besser verständlich sind, wird nicht untersucht. Darunter steht oft so etwas wie „Die Einschätzung basiert auf Selbstbewertung“. D. h. man ist nach Gutdünken vorgegangen, das Ganze hängt in der Luft.
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