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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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03.08.2009
 

Wassermädchenrechnung
Elementare Denk- und Rechenfehler

Wir machen uns Gedanken über die Rechtschreibung, und manchmal kommt uns ja sogar die Süddeutsche Zeitung zu Hilfe, wie mit den Beiträgen von Thomas Steinfeld und heute Christian Dörner.
Aber dann druckt sie wieder – wie auch andere Blätter – ohne ein kritisches Wort, ja sogar mit wohlwollendem Kommentar solch einen Stuß ab wie die Wasser-Rechnung des WWF. Ich bin ja selbst ein eingefleischter und ausgewiesener Öko, aber man geniert sich manchmal doch ein wenig ob solcher Bundesgenossen. Die Leser zeigen in den Diskussionsrunden, daß sie größtenteils die elementaren Denk- und Rechenfehler sofort durchschaut haben. So kann man hoffen, daß sie auch den elenden Jubiläums-Unsinn z.B. von Andreas Bernard im SZ-Magazin richtig einzuschätzen wissen, auch wenn sie in diesem Fall kein Forum finden, auf dem sie sich äußern könnten.



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Kommentare zu »Wassermädchenrechnung«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.08.2009 um 17.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1203#14880

Weil ich gerade dabei bin, über die SZ zu lästern: Am Wochenende las ich "das Geschwulst" und "die Flade". Na ja, solche Wörter gebraucht man nicht so oft.
Elke Heidenreich spottet in einem Wochendbeitrag der SZ (1.8.09) ein wenig über Karl-Theodor zu Guttenberg, der im Urlaub Platon im Original liest, wie die Klatschpresse kürzlich berichtet hat. Sie selbst empfiehlt eher leichte Kost – was soll's? Es gibt eben Menschen, für die ein „schlichter Krimi“ (Heidenreich) gerade wegen seiner Seichtheit anstrengend ist (wie ja auch Popmusik anstrengend sein kann), man wird ungeduldig dabei. Platon ist ja überwiegend nicht schwer zu lesen, ich habe ihn in meinen Griechischkursen als Anfängerlektüre verwendet, natürlich nicht gerade den "Parmenides". Wenn Guttenberg Faulkner oder Manzoni im Original läse, fände es keiner bemerkenswert. Wenn man eine Fremdsprache gelernt hat – und Hunderttausende haben doch Latein und auch Griechisch gelernt, wozu eigentlich? –, gibt man sich ungern mit einer Übersetzung zufrieden, die immer das Original durchschimmern läßt und gerade deshalb oft viele Mängel hat, über die man sich ständig ärgert. Wer würde einen synchronisierten Film sehen wollen, wenn er das Original versteht?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 03.08.2009 um 22.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1203#14881

Ob sich das Geschwulst unmerklich im Duden-Textkorpus ausgebreitet hat? Jedenfalls steht es seit 2006 im Rechtschreibduden.
 
 

Kommentar von Rob, verfaßt am 06.08.2009 um 13.54 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1203#14890

Ge|schwulst, die; -, auch das; -[e]s, Plur. Geschwülste, seltener Geschwulste.

Beide Formen stehen in der 25. Dudenauflage!
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 06.08.2009 um 14.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1203#14891

Und, wie gesagt, auch in der 24.

Wenn ich mich recht entsinne (habe das Buch nicht zur Hand), wird der Fall auch in Wahrigs »Fehlerfreies und gutes Deutsch« erörtert. Die Verfasser haben offenbar noch nie etwas von einer Geschwulst gehört und wollen statt dessen bei der Klärung der Frage helfen, ob es der oder das Geschwulst heiße. Beides soll möglich sein . . .
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 06.08.2009 um 15.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1203#14892

Kaum zu glauben, aber wahr, siehe dort S. 793.
 
 

Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 06.08.2009 um 18.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1203#14893

Duden 1957 (Leipzig): Geschwulst, die, _, ..ülste (zu schwellen)
Wahrig 2006: Geschwulst f.
 
 

Kommentar von Roger Herter, verfaßt am 08.08.2009 um 19.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1203#14897

"Duden – Richtiges und gutes Deutsch", 6. Aufl. 2007 (also wohl Peter Eisenberg) belehrt uns:

Geschwulst: Das Substantiv Geschwulst ist standardsprachlich immer feminin: die Geschwulst. Außerhalb der Standardsprache kommt auch das Geschwulst vor. Neben dem umgelauteten Plural die Geschwülste gibt es auch eine Pluralform die Geschwulste.

Im Forum von 'korrekturen.de' deutscht dies Julian von Heyl wie folgt aus: "Was der Duden uns damit vornehm sagen will: Die Gebildeten sagen die Geschwulst und die Doofen sagen das Geschwulst."

Recht hat er, denke ich. "Das Geschwulst" – vermutlich in Analogie zu "das Geschwür" – ist die Rede von sprachlich Unbedarften (wie etwa "das Klientel") und gehört nicht ins ernsthafte Wörterbuch. Es ist Nahles-Deutsch.

(A. Nahles im Interview auf ihrer Homepage, Antwort auf die zweite Frage: Die Familienpolitik habe sich grundlegend verändert. "Das ist nicht der Verdienst von Frau von der Leyen.")
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.08.2009 um 20.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1203#14898

Bei Adelung (Grammatisch-kritisches Wörterbuch) heißt es: »In einigen Gegenden ist es männlichen Geschlechtes«, im DWB: »neben dem fem. später auch masc. geschlechts, wie der und die schwulst«.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 27.12.2023 um 13.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1203#52473

"Architekt der Einheit" wurde Wolfgang Schäuble genannt. Nach seinem Tod würdigen Politikerinnen und Politiker seinen Verdienst für Deutschland. (zdf.de, 27.12.23)

Das muß sich auf seine Zeit als Bundesfinanzminister beziehen.
 
 

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