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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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02.06.2005
 

Bubenstück

Wie ich aus der zuverlässigsten aller Quellen weiß, halten alle (ja, alle!) Kultusminister und Kultusministerinnen die Rechtschreibreform für einen großen Fehler.
Es gehe nur noch darum, das Gesicht zu wahren, so mein Informant.

Natürlich sind es eigentlich die Ministerialräte, die ihren Dienstherren vorgegaukelt haben, dies sei nun die Lösung. Aber nicht einmal die Wörterbuchverlage werden ihren augenscheinlichen Etappensieg diesmal mit Sekt aus Papppokalen feiern, wie damals in Karlsruhe. Das Wörterbuchgeschäft geht zu Ende, daher auch das flinke Diversifizieren bei Brockhaus/Duden.



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Kommentare zu »Bubenstück«
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Kommentar von Bernhard Deykowski, verfaßt am 10.06.2005 um 12.09 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=120#372

Ein schöner Beitrag von Reinhard Maag mit einem prägnanten Zitat versehen! (hmm, schon wieder ein Schweizer :-) siehe mein aufgeführtes Zitat unter "Musik liebende Bundeswehr" :-)

Dass Schreibunsicherheit insbesondere für Schüler vorprogrammiert ist und sich daraus eine nicht abzusehende Ungerechtigkeit ergibt (weil der eine Lehrer dies so sieht, ein anderer halt anders) hatte ich auch bereits angemerkt. Das Traurige ist, dass gerade in der heutigen globalen Wissen vermittelnden Zeit insbesondere in der Schule verkannt wird, dass jeder Teilbereich eines Unterrichtsfachs einen dermaßen hohen Anspruch erhebt, dass man sich fragen muss, warum Verwirrungen nötig waren/sind. Unterrichtsfach Deutsch 7. Klasse Gymnasium: Grammatik, Rechtschreibung, Interpretation etc. Jeder Teilbereich genügt seinem Anspruch. Die Schüler kämpfen aber auch noch mit vielen weiteren Fächern, müssen einen persönlich geschätzten H. v. Kleist und sein Gewirr aus Relativsätzen verstehen; dürfen sich dies natürlich nicht zu eigen machen. Nun denn, die Sprache ist im Fluss und wie Reinhard Maag richtigerweise bemerkt, hat sie seit jeher einen nicht zu unterschätzenden Einfluss junger Menschen.

Zu guter Letzt empfehle ich mal unter google "Sprachentwicklung von unten eine Mosaiktheorie" aufzurufen und insbesondere auf das Resümee des abschließenden Satzes zu achten. :-)
 
 

Kommentar von Reinhard Maag, verfaßt am 04.06.2005 um 14.49 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=120#294

Regeln aus dem Gebrauch abzuleiten (und der Gebrauch wandelt sich dank der Kinder, ärgerlich, hm?!), das heisst Geschriebenes anschauen und es dann beschreiben (Deskriptivismus - was noch längst kein Skinnerscher Behaviorismus ist). Es macht Sinn denn es ist dem Präskriptivismus, dem Vorschreiben, jederzeit überlegen, nimmt es doch uns alle ernst und nicht nur einen Sprachgrenzschutz von ministerialen Gnaden. (Möchten die Herr/Frauschaften vieleicht ein Referendum wagen?)

Nach Jahrzehnten ausserhalb des deutschen Sprachraumes betrachte ich die gegenwärtige Streiterei schon fast amüsiert. Ich erlaube mir nun lustvoll die barocke Schreib-Freiheit, nach eigenem Gusto recht und Unrecht zu haben.

Die neue Freiheit! Mit 60 eine Freude. Doch für Schüler wohl ein endloser Schrecken, der die Schulzeit vergällen muss, denn ungerechte Noten sind vorprogrammiert. Und noch schlimmer, Schreibunsicherheit wird geradezu Norm.

Bloss, wer kümmert sich schon von Herzen um das 'zu erziehende Material' (ausser gescholtene und umhergejagten Lehrerinnen und Lehrern). Doch, doch, ein Zitat: "das zu erziehende Material". Der Herr Erziehungsdirektor Vaterlaus (Kanton Zürich, Schweiz, vor ca. 50 Jahren) sel. Angedenkens hat es so formuliert.

Dann streitet 'mal schön weiter, zerstört den Rest eurer Autorität durch stures Gesichtwahren, und wundert euch nicht, wenn im Jugendtreff 'Auf Dudenfeuerchen gebratener ministerialer gluteus-maximus-Burger mit Freis' die Speisekarte ziert.

Vormals im englischen jetzt im romontschen Sprachraum, ein Randnutzer des Deutschen

Reinhard Maag
 
 

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