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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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27.05.2009
 

Büchner-Preis
Kappachers neuer Roman

Der "Fliegenpalast" ist bei Residenz – fast überflüssig zu sagen – in herkömmlicher Orthographie erschienen.
Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung hat dem Verfasser den Büchner-Preis verliehen und hätte bei dieser Gelegenheit auf die Fortdauer der Qualitätsschreibung hinweisen können.



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Kommentare zu »Büchner-Preis«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.11.2016 um 06.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1164#33784

Büchner-Preisträger Marcel Beyer schreibt nichtreformiert, und so druckt die FAZ (7.11.16) seine Dankrede auch ab.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.05.2014 um 08.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1164#25915

Navid Kermani erhält den Joseph-Breitbach-Preis. Die Laudatio hält naturgemäß Martin Mosebach, der seinerseits von Kermani laudatiert worden ist und seit Jahren in seinem Kampf gegen "Vulgärrationalismus" unterstützt wird. (Rationalismus ist überhaupt vulgär, nicht wahr?) Lieblinge des Feuilletons und beinahe jedermanns. Der eine preist die Schönheit der lateinische Liturgie, der andere die des Korans.
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 04.06.2013 um 15.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1164#23349

Sibylle Lewitscharoffs letztes Buch ist der Roman "Blumenberg" von 2011. Im November 2011 erhielt sie dafür den Wilhelm Raabe-Literaturpreis (so die offizielle Position des Bindestrichs). Die zu diesem Anlaß gehaltenen Reden – und auch die Dankesrede Lewitscharoffs – sind im Oktober 2012 ebenfalls bei Suhrkamp erschienen. Alles in herkömmlicher Orthographie. Seitdem sind keine weiteren Publikationen von ihr erschienen (vgl. hier).

Warten wir also ihre Dankesrede zur Verleihung des Büchner-Preises im Herbst ab.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.06.2013 um 15.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1164#23348

Lewitscharoff bekommt nun – nicht überraschend – selbst den Büchnerpreis. Sie schreibt bisher, soviel ich weiß, nichtreformiert. Das könnte ein Problem werden, denn als Schullektüre scheidet sie damit aus...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.04.2013 um 17.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1164#22943

Im Forum Sprachkritik der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung liest man:

Die deutsche Sprache besitzt eine grammatische Besonderheit, die von großer begrifflich-semantischer Tragweite ist. Sie wird leider weithin, auch im Feuilleton oder in Vorträgen aller Art, also in, wie wir Linguisten sagen, konzeptionell elaborierten Kontexten, ignoriert. Das ist, ohne dass die Beteiligten dies merken würden, häufig von einer gewissen Peinlichkeit. (Wulf Oesterreicher im Forum Sprachkritik der DASD, März 2013: www.deutscheakademie.de/sprachkritik/?p=410)

Einem Publikum, das mit solchem Kauderwelsch bedient werden kann, braucht Oesterreicher nicht anschließend den Unterschied zwischen Worte und Wörter zu erklären. Er tut so, als sei diese Unterscheidung fest etabliert, werde nur leider von den Sprechern mißachtet. Das trifft natürlich nicht zu. Keiner unserer Klassiker hat sich an diese pedantische Unterscheidung gehalten, die eine Erfindung von Schullehrern ist (wie ältere Stilbücher auch ausdrücklich angeben); gerade deshalb ist es ja auch ein so alter Hut der Sprachmeisterer. Oesterreicher muß am Ende eingestehen, daß sich die deutsche Sprachgemeinschaft bei Sprichwörter anders entschieden hat, als sie seiner Meinung nach gesollt hätte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.11.2011 um 12.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1164#19498

Heute habe ich die "Denkschrift" bekommen. Ich nehme an, daß jeder sie bekommt, wenn er darum bittet.
 
 

Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 06.11.2011 um 00.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1164#19482

Ganz so bedeutungslos ist die Akademie wohl doch nicht. Immerhin ist sie inzwischen "Greser & Lenz" aufgefallen:

www.faz.net (Nr. 2/80)
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 02.11.2011 um 10.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1164#19459

Die Laudatio von Sibylle Lewitscharoff ist übrigens inzwischen im Darmstädter Dornröschenschloß verfügbar (vgl. hier). Vermutlich die letzte Amtshandlung vor der nächsten Schlafperiode. Auffällig ist, daß sie vom Sekretariat (noch) nicht in Reformschrieb verhunzt wurde. Warten wir's ab!

Übrigens kann sich jetzt jeder am Rätselraten beteiligen, was Breidecker in der SZ wohl gemeint hat (vgl. hier).

Nachtrag in eigener Sache: Ich habe Sibylle Lewitscharoff vor einigen Jahren übrigens schon einmal bei einer Lesung und anschließend noch in einem Restaurant erlebt, und diesen Sonntag erhält sie in Braunschweig den Wilhelm-Raabe-Preis. Ich habe daher Gelegenheit, mich noch einmal ihrer "aulisch[en] und beinahe kurial[en]" Wortkaskaden (das ist jetzt mal was Gehübschtes von mir!) zu erfreuen, bzw. zu erinnern. Mehr davon dann vielleicht nächste Woche.
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 01.11.2011 um 15.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1164#19457

Und wenn Dornröschen im Schlaf spricht und von mehr Geld und einem neuen Häuschen brabbelt, dann mag das auch niemand hören. Jürgen Kaube freilich hat hingehört und fühlt sich irritiert: www.faz.net.

Noch habe ich die Denkschrift übrigens nicht einsehen können. Oder habe ich (wieder einmal) etwas übersehen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.11.2011 um 11.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1164#19456

Ein Verein sucht eine Aufgabe. Das ist immer mißlich. Normalerweise gibt es zuerst die Aufgabe, und dann schließt man sich zusammen, um sie zu lösen. So war es bei den Sprachgesellschaften seit der Barockzeit.
Thomas Steinfeld regt in der Süddeutschen Zeitung an, die DASD möge sich auch um den normativen Aspekt der Sprache kümmern. Zusammen mit dem jetzigen Präsidenten Detering hat er ja auch schon mal was in dieser Richtung gemacht. Aber die DASD ist von ihrer Mitgliederschaft her wohl nicht geeignet. Steinfeld ist vielleicht noch zu jung, um sich zu erinnern, aber ich selber habe an dem großen Sprachnormenprojekt mitgearbeitet, das um 1980 in drei Jahrestagungen stattfand und aus dem drei Sammelbände hervorgegangen sind. Peter de Mendelssohn und Dolf Sternberger waren noch dabei, und Harald Weinrich hatte das Ganze entworfen und war die treibende Kraft. Mein durchgehender Eindruck war aber – und ist seither geblieben: die meisten interessieren sich nicht dafür, und es ist schon ein Ereignis, wenn sie zu den Tagungen überhaupt erscheinen. Das gleichbleibende mitleidige Medienecho der Akademie in all den Jahrzehnten hat schon seinen Grund.
Heinrich Detering wirkt bestimmt belebend, einen besseren gibt es nicht, aber ob er was ausrichten kann?
Was die DASD sich "angesichts der Machtverhältnisse" geleistet hat (die Brüskierung ehrenwerter Mitglieder, Eisenbergs Reformrettungspaket, und dann auch noch Hentig als Wortführer in Rechtschreibsachen) – davon erholt man sich nicht so schnell!
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 01.11.2011 um 10.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1164#19455

Da inzwischen auch die Dankesrede von Kappacher als Pdf-Dokument bei der Akademie einsehbar ist, kann ich noch nachtragen, daß die unfähige Redaktion dort sie in einer inkonsequenten (gelegentlich sogar schweizerischen) Reformschreibung bearbeitet hat.

www.deutscheakademie.de/druckversionen/Walter_Kappacher.pdf

jedes Mal (Seite 1), zum ersten Mal (Seite 7)

Dreissigerjahren (ebd.), aber: dreißiger Jahren (Seite 2), 30er Jahren (Seite 5)

leer stehenden Schloss (Seite 2), aber: eine zeitlang (Seite 4)

entgegen gesetzten Stadtrand (ebd.)

gestossen (Seite 3), bloss (Seite 7), aber: bloß (Seite 9)

kennen gelernt (Seite 3 und 5), aber: wohlklingendes Hochdeutsch (Seite 3)

aber: aufs äußerste (Seite 3) und: fürs erste (Seite 4 und 5)

nichts ernst zu nehmen brauchte (Seite 4)

bei uns zuhause (Seite 5)

das Zitat von Thomas Mann auf Seite 5 in Reformschreibung, ebenso das von Hauptmann auf Seite 6, alle Büchner-Zitate ebenfalls

durch die Sperrung entsteht auf Seite 6: sic-h

Werke Balzac' s, Flaubert' s (Seite 6)

muß (Seite 7), nicht in einem Zitat

die so genannte "Realität" (Seite 8)

hinein zieht (ebd.)


Zusammenfassend ist das ein Armutszeugnis für die Darmstädter Akademie.
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 31.10.2011 um 23.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1164#19452

Außerdem sollen nicht nur Dichter, Literaturwissenschaftler und Kritiker, sondern auch andere Fachleute wie Juristen, Naturwissenschaftler, Mediziner und Historiker in die Akademie aufgenommen werden und an der Sprachpflege mitwirken können.

Soso, plant Detering denn auch noch eine Umbenennung? Etwa in "Deutsche Akademie für dies und das". Darf ich dann auch demnächst bei Ärzten, Juristen und Naturwissenschaftlern mitreden? Privat mache ich gern den Witz, daß ich, nur weil ich Sauerbruchs Autobiographie gelesen habe, noch lange keine Prothesen setzen kann. Bislang hat die Akademie in ihrem Dornröschenschlaf niemanden wirklich gestört. Sie war irgendwie da, hatte einmal im Jahr zur Verlosung des Büchner-Preises ein bißchen Presse und schlief danach wieder ein. Diesen Dauerschlaf will Detering nun offensichtlich dadurch beenden, daß alle sich grundsätzlich zu allen Themen äußern können und sollen. Und damit das auch geht, dürfen zuvor auch alle Mitglied in Darmstadt werden. So gesehn paßt die geplante Hinwendung zur Politik. Da redet auch jeder über alles.

Nur spielt Detering so mit dem letzten Pfund der Darmstädter. "Ein Preis" mag "nicht deshalb bedeutend [sein], weil er mal bedeutend war und dann immer wieder dafür gehalten worden ist", aber eine Akademie ist auch nicht nur deshalb eine Akademie, weil sie sich zu allem äußert. Parallel zur Politikverdrossenheit könnten wir in einigen Jahren schnell eine Akademieverdrossenheit bekommen. Und dann wird man den Darmstädtern nicht einmal zur Büchner-Preis-Verlosung zuhören.
 
 

Kommentar von Deutschlandradio Kultur, 29. Oktober 2011, verfaßt am 31.10.2011 um 18.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1164#19451

Raus aus dem elitären Zirkel
Heinrich Detering über die Zukunft der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung

Nach Ansicht ihres neuen Präsidenten Heinrich Detering soll sich die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung in Zukunft einem breiteren Publikum öffnen. Es sei "sehr schade", dass die Akademie in den vergangenen Jahren vor allem als Mitstreiterin in Fragen der Rechtschreibreform öffentlich wahrgenommen wurde, sagte Detering. "Das kann nicht alles sein."

Die Akademie werde sich zukünftig stärker mit gesellschaftsrelevanten Themen beschäftigen. Die nächste Frühjahrstagung habe daher die "bedenklichen, beängstigenden Einschränkungen der Rede- und Meinungsfreiheit" zum Thema, "die in Europa an vielen Orten in jüngster Zeit zu beobachten sind", so Detering. Außerdem sollen nicht nur Dichter, Literaturwissenschaftler und Kritiker, sondern auch andere Fachleute wie Juristen, Naturwissenschaftler, Mediziner und Historiker in die Akademie aufgenommen werden und an der Sprachpflege mitwirken können.

Den Georg-Büchner-Preis, der dieses Wochenende von der Akademie vergeben wird, besitze laut Detering "eine sehr eigene Stellung und eine sehr eigene Würde". Diesen Ruf müsse sich die Akademie jedoch "immer wieder neu erarbeiten": "Ein Preis ist nicht deshalb bedeutend, weil er mal bedeutend war und dann immer wieder dafür gehalten worden ist."

Der 51 Jahre alte Literaturwissenschaftler, Essayist und Lyriker Heinrich Detering wurde am Freitag auf der Herbsttagung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung zum neuen Präsidenten gewählt. Er löst damit den 73-jährigen Klaus Reichert ab, der sich nach neun Jahren nicht mehr zur Wahl gestellt hat.

Sie können das vollständige Gespräch mit Heinrich Detering mindestens bis zum 30.03.2012 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Angebot hören.

www.dradio.de/dkultur/sendungen/fazit/1591629/
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 29.10.2011 um 13.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1164#19445

Weiß jemand zufällig, ob die in dem von Herrn Bärlein genannten Artikel angesprochene Denkschrift von Mosebach, Seibt, Detering, Reichert und Busch irgendwo einsehbar ist?
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 29.10.2011 um 13.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1164#19444

Geblieben ist von der Erklärung freilich nicht viel, wie die Internetpräsenz Deterings bei der Göttinger Universität zeigt.

Der Anfang des Programms zur Ausstellung der Kinderbuchsammlung Seiferts mag das zeigen: "Jürgen Seifert (1928–2005) war ein bundesweit bekannter Rechtshistoriker und Bürgerrechtler und hat als Politikwissenschaftler lange an der Universität Hannover gelehrt. Er hat über Jahrzehnte hinweg eine der bedeutendsten Privatsammlungen historischer Kinderbücher zusammen getragen, [...]" (siehe hier, dann auf Programm klicken).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.10.2011 um 12.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1164#19443

Der neue Präsident der Akademie, Heinrich Detering, gehört zu den Unterzeichnern der Professoren-Erklärung gegen die Rechtschreibreform.
Das Forum Sprachkritik auf der Website der DASD, das sporadisch von bisher sieben Akademikern beschickt wird, ist ganz in Reformschreibung gehalten, was bei der bekannten Meinungsvielfalt der Mitglieder wohl auf nachträgliche Gleichschaltung durch das Sekretariat zurückzuführen ist. Daß niemand ausschert, war auch schon ein Anliegen des bisherigen Präsidenten Reichert.
 
 

Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 29.10.2011 um 11.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1164#19442

Die Akademie will künftig nicht nur den Büchner-Preis vergeben, sondern auch der Politik zur Verfügung stehen, vorausgesetzt, daß sie Geld dafür bekommt: www.faz.net.
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 26.10.2010 um 15.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1164#16981

Noch ein Nachtrag zur offensichtlichen Gleichschaltung der Reden, die entweder in den unbeholfenen Händen eines Praktikanten liegt oder einfach nur die sprachliche Unfähigkeit der Akademie dokumentiert. In der Dankrede Winklers (anläßlich der Entgegennahme des Preises am 1. November 2008) findet sich konsequent "dass" neben "sodaß".

Lieber Herr Reichert, auch wenn Sie nichts mehr davon hören wollen, ist die unsinnigste Entscheidung Ihrer Akademie, nämlich der Mode von vorgestern nachzulaufen, doch noch ein deutlich erkennbares Thema. Es wird sich nicht durch bloßes Aussitzen erledigen.

http://www.deutscheakademie.de/druckversionen/Josef_Winkler.pdf
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 26.10.2010 um 14.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1164#16980

Ich vermute bei den Darmstädtern nun allmählich ein System hinter der orthographischen Gleichschaltung der Reden, denn nicht nur die Laudatio von Helmut Böttiger (PDF-Datei siehe hier), sondern auch die Dankrede von Reinhard Jirgl (mit einem schönen "rau": "Das politische Klima jedoch, in dem diese Generation aufwächst, ist ein zunehmend raues [...]") sind in Reformschrieb verfügbar (PDF-Datei siehe hier). Kurioserweise hat man die Büchnerzitate (nach welcher Ausgabe auch immer) in herkömmlicher Rechtschreibung belassen. Soll diese Gleichschaltung etwa signalisieren, daß in Darmstadt im Sinne Reicherts (vgl. hier) alles "vom Tisch" und "jetzt kein Thema" mehr ist?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.10.2010 um 10.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1164#16979

Büchner-Preisträger Jirgl hält sich bei aller Eigenwilligkeit an die klassische Orthographie.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.08.2010 um 16.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1164#16717

Der neue Roman von Martin Mosebach ("Was davor geschah") erscheint bei Hanser in herkömmlicher Rechtschreibung, aber der FOCUS vom 9.8.2010 druckt auf einer Doppelseite einen Auszug in reformierter Rechtschreibung ab. Das altmodische Telephon, telephonieren hat man allerdings so belassen.

Ich hatte übrigens seit Jahren keinen "FOCUS" mehr in der Hand gehabt und wundere mich nun doch über die Dürftigkeit dieser Zeitschrift. Wird wohl nicht mehr lange überleben.
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 06.06.2009 um 17.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1164#14591

Meiner (nun keineswegs investigativen) Recherche nach haben Sie nichts übersehen, Herr Ickler.

Aber dennoch ist die böse – von mir so auch gemeinte – Nachfrage erlaubt, warum beispielsweise der Suhrkamp-Autor Josef Winkler seine Dankesrede in Reformschrieb verfaßt hat, wenn er doch seine Texte allesamt bei seinem Verlag in herkömmlicher Rechtschreibung publizieren läßt. Oder sollte die orthographische Verhunzung der Texte etwa auf die Akademie zurückzuführen sein? (Dann freilich hätte sie die Wünsche ihres Mitgliedes nicht respektiert. Ich weiß gar nicht, was schlimmer ist!)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.06.2009 um 17.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1164#14589

Ich habe mir einmal die Liste der bisherigen Büchner-Preis-Träger angesehen und keinen gefunden, der die Reformschreibung verwendet. Habe ich was übersehen? Und wenn nicht - sollte die Akademie dann nicht einmal öffentlich darauf hinweisen? Unter den Mitglieder mag es zwei oder drei geben, die nichts gegen die Reformschreibung haben, aber was bedeutet das schon? Die dokumentierte Selbstlähmung der ganzen Akademie kann es jedenfalls nicht rechtfertigen.
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 28.05.2009 um 17.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1164#14523

Ich muß einiges von dem Blödsinn, den ich hier zum besten gegeben habe, korrigieren und mich zugleich präzisieren. Letztes Jahr bekam Josef Winkler den Büchner-Preis. Die Laudatio hielt Ulrich Weinzierl. Laudatio und die Dankesrede Winklers sind brav in Reformschrieb abgefaßt. 2007 war dann Mosebach der Preisträger (da habe ich einiges verwechselt), 2006 erhielt Pastior den Preis posthum (die verlesene Dankesrede steht jetzt leider nicht mehr auf der Internetseite der Akademie, sie war aber reformiert abgefaßt) und 2005 Brigitte Kronauer (natürlich in herkömmlicher Orthographie).

Ich muß gestehen, daß ich dem jährlichen Rummel um die diversen Literaturpreise wenig Aufmerksamkeit schenke, da dies für mich keine Qualitätskriterien oder Anregungen zum Buchkauf sind. Das soll aber nun keine Entschuldigung für meinen so gar nicht recherchierten letzten Beitrag sein. Aber immerhin haben einige der bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts niemals den vielgerühmten Literaturnobelpreis erhalten. (Ich habe nie verstanden, warum Hemingway, Böll und Grass diesen Preis bekommen haben.) Und wo wäre schließlich so manche Nationalliteratur heute ohne Borges, Joyce, Virginia Woolf oder Proust? Was also sagen diese Preise eigentlich aus!

Mit einem Dank an Herrn Ickler für den Hinweis auf die Verleihung auf der Herbsttagung. Aber wahrscheinlich werde ich es über den Sommer wieder vergessen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.05.2009 um 16.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1164#14522

Der Preis wird erst während der Herbsttagung verliehen, es gibt also noch keine Laudatio.
Die DASD benutzt die Reformschreibung, für deren Ablehnung sie die hundertprozentige Zustimmung der Mitglieder nicht zusammenkriegt, deren Übernahme sie aber ganz ohne Berücksichtigung der Mitgliederwünsche vollzogen hat.
Seit einem Vierteljahr verweist sie übrigens auf die "Ausstellung onilne" (!) doppelleben.org.

Der Tagesspiegel schreibt über Kappacher hübsch reformiert:

"Unbüchner’scher als Walter Kappacher, der nun den mit 40 000 Euro dotierten Georg-Büchner-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung erhält, kann man nicht schreiben." (Gregor Dotzauer)
Dies wiederum zitiert der Buchreport als Überschrift:
„Unbüchner'scher geht's nicht“

In der "Welt" bringt Tilman Krause folgendes Lautgestrüpp hervor:
seine hochtourige Apperzeptionsfähigkeit, die hypertrophe Rezeptivität (über Hofmannsthal, den Helden von Kappachers Roman).

Viele nennen Kappacher einen "Außenseiter", womit sie wahrscheinlich nur umschreiben, daß die Auflagen bisher nicht besonders hoch waren. Dann gibt es aber Tausende von Außenseitern, darunter unzählige, die durchaus ähnlich schreiben wie Kappacher, auch vergleichbare Lebensläufe haben.
 
 

Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 28.05.2009 um 16.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1164#14521

Wir wollen hoffen, daß die reformistische Kampfpresse nicht von "Kapppacher" spricht und ihn schilt, ewiggestrig an der überkommenen Schreibweise festzuhalten.
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 28.05.2009 um 14.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1164#14520

Wenn man das in Darmstadt wirklich wollte, hätte man schon Gelegenheit genug gehabt. Letztes Jahr hätte man – Elephanten und Sophas hin oder her – darauf schon bei Mosebach hinweisen können. Aber der hatte es den Darmstädtern ja selber allzu leicht gemacht und seine Dankesrede brav in Reformschrieb verfaßt. Dabei hatte sein Laudator Navid Kermani die Lobesworte zuvor noch in herkömmlicher Rechtschreibung geschrieben.

Wer hielt denn eigentlich die diesjährige Laudatio (steht die schon im Netz)? Das ist tatsächlich diesmal sang- und klanglos an mir vorbeigezogen.
 
 

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