Kommentare zu »Grünbein hat den Papst gesehen« |
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Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 04.04.2009 um 11.17 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1133#14242
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Gleichzeitig scheint mir das ein Beispiel für die chaotischen Zustände im Hause Suhrkamp zu sein. Denn schließlich wird der Verlag, und nicht Grünbein direkt, die Zeitung zum Abdruck autorisiert haben. Warum sollte sich ein Autor auch mit all diesen Dingen belasten? Er muß im Rahmen seines Verlagsvertrages darauf vertrauen, daß sein Verlag seine Rechte wahrt. Und bei Suhrkamp gehört die Originalorthographie eines Autors offensichtlich nicht mehr zu diesen Rechten.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.04.2009 um 12.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1133#14243
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Es ist wohl anzunehmen, daß dieser belanglose, mit Baedeker-Informationen durchsetzte Beitrag nichts mit Suhrkamp zu tun hat. An einen Wiederabdruck zwischen Buchdeckeln kann ich dabei kaum denken. Es ist der typische Einstandsbeitrag eines Villa-Massimo-Gastes, man glaubt ihn so ähnlich schon ein dutzendmal gelesen zu haben. Interessant ist allenfalls, daß Durs Grünbein zweimal Herrn Ratzingers "mädchenhaftes" Lächeln erwähnt. Ich mußte dabei – wie auch schon bei einer früheren Gelegenheit ("Wir sind Papst!") – an eine skurrile Episode aus meinem Leben denken: Vor ungefähr dreißig Jahren geriet ich unvermutet in Münchner Kleriker-Kreise. Dort wurden über den damals schon sehr bekannten und als ehrgeizig eingeschätzten Kollegen Ratzinger Witze gerissen, die es in sich hatten und mich staunen ließen. Ich habe diese mir fremde Welt dann aber bald wieder verlassen und nicht mehr daran gedacht, bis wir eben Papst wurden.
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Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 04.04.2009 um 12.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1133#14244
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Gut, ich lasse mich gerne belehren. Dann hat die Süddeutsche eben einen kurzen Text von Grünbein abgedruckt, den dieser zunächst (noch) nicht für eine Publikation bei Suhrkamp vorgesehen hatte. Trotzdem hätte die Zeitung Grünbeins Rechtschreibung wahren sollen und müssen.
Ich komme jetzt womöglich wieder etwas durcheinander, aber wurde nicht der Vorabdruck von Enzensbergers "Hammerstein" (FAZ, Süddeutsche?) ebenfalls in Reformschrieb abgedruckt? Ich habe mich bemüht, den Hinweis hier zu finden, scheitere aber an den Suchmöglichkeiten.
Wenn ich daran denke, daß Poe und Doyle Dupin und Holmes Fälle auf der Informationsgrundlage der Tagespresse haben lösen lassen, frage ich mich, wie weit die beiden damit wohl heute kämen.
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Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 04.04.2009 um 12.31 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1133#14245
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Zur Klärung:
Nein, es war nicht Enzensbergers "Hammerstein" (ich habe den Hinweis nun noch gefunden), denn den hatte die FAZ in Originalorthographie abgedruckt. In jedem Fall gab es letztes oder vorletztes Jahr einen hier lebhaft diskutierten Vorabdruck eines Suhrkamp-Autors in Reformschrieb.
Mehr kann ich jetzt zur Klärung leider nicht beitragen, auch wenn ich das Problem selbst aufgeworfen habe. Ich hätte es nicht erwähnen sollen. Verzeihung!
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.04.2009 um 11.53 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1133#14321
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Von Frau Lewitscharoff soll bei Suhrkamp ein neues Buch erscheinen. Die Süddeutsche Zeitung hat in ihrer Osterausgabe schon mal eine Erzählung daraus abgedruckt, in (fehlerhafter) Reformschreibung. Mal sehen, ob bei Suhrkamp am neuen Ort nun auch der neue Geist einzieht.
Heute (18.4.) schreibt dieselbe Zeitung etwas "Ethymologisches".
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Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 18.04.2009 um 12.04 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1133#14322
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Lieber Herr Ickler,
die Verhunzung des Romans von Frau Lewitscharoff geht eindeutig auf das Konto der „Süddeutschen Zeitung“. Vor kurzem hatte ich hier zufällig schon einmal auf diesen Roman hingewiesen (1014#14214). Und unter http://www.suhrkamp.de/_download/blickinsbuch/9783518420614.pdf können Sie einen Blick in den Roman „Apostoloff“ werfen. Dort finden Sie herkömmliche Rechtschreibung.
Damit ist wohl die Selbstgleichschaltung dieser Zeitung abgeschlossen, genau wie Sie schon schrieben. Die Frage ist nur, ob die Zeitung einen so starken Arm wie Münchhausen hat, um sich aus dem Rechtschreibsumpf wieder selbst herauszuziehen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.04.2009 um 12.10 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1133#14323
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Ich muß präzisieren, hatte die Zeitungsausgabe nicht mehr zur Hand. Nun sehe ich, daß es sich um einen Sammelband handelt:
"Den hier abgedruckten Text entnehmen wir dem von Katharina Raabe und Monika Sznajderman herausgegebenen Band "Odessa Transfer. Nachrichten vom Schwarzen Meer", der im August im Suhrkamp Verlag erscheint." (SZ) Die Frage bleibt also einstweilen stehen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.05.2009 um 12.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1133#14379
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Auch von Georg Klein druckt die SZ eine Erzählung in Reformschrieb. Sogar Rowohlt bringt seine Texte in herkömmlicher Orthographie heraus, zuletzt "Sünde Güte Blitz" (2008).
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.05.2009 um 12.32 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1133#14380
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Überhaupt: Ob man bei Rowohlt neuerdings zur Besinnung kommt? Einer Rezension im Tagesspiegel entnehme ich:
Volker Wieprecht, Robert Skuppin, „Das Lexikon der verschwundenen Dinge“, Rowohlt Berlin, 17, 90 Euro.
"Weil auch die alte Rechtschreibung zu den verschwundenen Dingen gehört, ist das Buch folgerichtig genau in dieser gesetzt."
Falls Qualität wieder zum Maßstab wird, könnte ich erwägen, nach Jahren der Enthaltsamkeit gelegentlich ein Buch zu kaufen ...
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Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 02.05.2009 um 19.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1133#14381
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Da ich dem "Tagesspiegel" – nicht etwa Ihnen, Herr Ickler – nicht traue, habe ich mich auf der Internetseite von Rowohlt umgesehen.
Das Lexikon, das sehr auf lustig macht (ohne das verkauft man wohl keine Bücher mehr), ist tatsächlich in herkömmlicher Orthographie gedruckt.
Eine Leseprobe gibt's hier: http://www.rowohlt.de/fm/131/Wieprecht_Skuppin_Lexikon.pdf
Den von Ihnen zitierten Hinweis zur Begründung der Rechtschreibung habe ich übrigens weder im Vorwort gefunden, noch hat das Lexikon einen Eintrag zu "Rechtschreibung" oder "Sprache". Daher müßte man sich wohl oder übel das Buch kaufen, um herauszufinden, woher die Rezension diesen Hinweis hat. Und dazu ist es mir ehrlich gesagt schon wieder viel zu lustig (kultig heißt das wohl jetzt) und zu teuer, denn lesen würde ich es eh nicht.
Diese inzwischen von vielen Verlagen angebotenen Möglichkeiten, ins Buch zu sehen, sind übrigens sehr hilfreich und ersparen mir und meinem Buchhändler darüber hinaus so manchen Umtauschfrust (der sich trotzdem nicht immer vermeiden läßt).
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.05.2009 um 06.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1133#14382
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Nun ja, der Hinweis stammt eindeutig vom Rezensenten.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.09.2013 um 10.04 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1133#23966
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Die FAZ (2.9.13) druckt einen Gedenkartikel von Durs Grünbein zu Seamus Heaney in reformierter Rechtschreibung, dazu ein Gedicht in klassischer. Der Prosabeitrag wird also wohl von der Redaktion umgestellt worden sein. Seneca-Übersetzer Grünbein schreibt übrigens: "eines der carmen saeculare des Horaz". Das kann ich mir schwer erklären.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.03.2014 um 05.41 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1133#25494
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Vor wenigen Tagen ist der katholische Theologe Eugen Biser gestorben. Er war es, der mir vor fast 35 Jahren erzählte, wie ehrgeizig Joseph Ratzinger immer war und wie gern er Papst werden wollte. (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1133#14243) Das war also bestimmt nicht der Kelch, von dem er wünschte, er würde an ihm vorübergehen.
Biser war stark an Sprache interessiert, wodurch sich zwischen ihm und mir (und meiner Frau) ein engerer Kontakt bildete. Wir waren auch seine Gäste auf einer Tagung zu diesem Thema, und nach einer abschließenden Predigt, in der er meiner Mitwirkung gedachte, kam er zu mir und sagte schmunzelnd, das sei bestimmt das einzige Mal gewesen, daß mein Name von der Kanzel einer katholischen Kirche verkündet wurde. Mein Unglaube war ihm durchaus bekannt, aber kein Hindernis. Ein witziger Mann, der auch in hohem Alter noch gern auf seinem Motorroller durch die Gegend fuhr.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.10.2016 um 05.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1133#33486
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Vom Stellenwert der Worte. (Durs Grünbein: Frankfurter Poetikvorlesung 2009)
Disqualifiziert.
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