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02.08.2008
ss
Reformwirkung außer bei ss/ß?
Aus der Ankündigung einer WDR-Sendung zum Jubiläum am 1. 8. 2008:
"Wenn Sie das 'ss' fürs 'ß' weglassen", sagt Augst, "dann muss man wirklich schon suchen, bis man etwas findet", das reformiert worden ist.
Aha!
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Kommentar von Klaus Malorny, verfaßt am 02.08.2008 um 21.16 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#12828
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Die Aussage als solche ist ja schon die tausendfach wiedeholte Lüge. Ich brauche nur auf spiegel.de oder faz.net zu gehen und sehe auf Anhieb Reformschreibung jenseits ss/ß. Was mich aber noch mehr aufregt: Warum meint der Herr, daß man den größten Unsinn der Reform aus der Betrachtung herausnehmen sollte? Die Heyse-Schreibung ist doch integraler Bestandteil der Reform. Im aktuellen Kontext wäre das so, als würde man sagen, in China herrsche Meinungsfreiheit, wenn man die Zensur und die Verhaftungen wegen politisch unkorrekter Äußerungen außer acht lassen würde. Oder, daß Atomstrom die sauberste Energie wäre, wenn man das Atommüllproblem wegließe. Schwachfug, absoluter.
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Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 02.08.2008 um 21.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#12829
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Eine Lüge wäre es nur, wenn Augst seien Aussagen selbst nicht glaubte. Davon brauchen wir aber wohl nicht auszugehen. Und für die vielen Übergeneralisierungen können die Reformer doch nichts. Das liegt doch nur an den Reformverweigerern, die den ständigen Sprachwandel, der sich darin eben abzeichnet, nicht wahrhaben wollen.
Auch Zehetmairs Aussage über die Untersuchungen, die ihm bestätigen, daß alles problemlos läuft, ist nicht wirklich gelogen: Er versteht eben unter Untersuchung, die Interessenvertreter zu befragen. Das sei eine "verkürzte Redeweise", heißt es, wenn man nachfragt. (Die hiermit zitierte Aussage liegt mir aus äußerst vertrauenswürdiger Quelle tatsächlich vor.)
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Kommentar von Florian Bödecker, verfaßt am 02.08.2008 um 22.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#12831
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Na ja, so ganz falsch ist das ja nicht. Die meisten kennen ohnehin nur die neue S-Schreibung aus dem Reformwerk. Da selbst die aber deutlich schlechter ist, hätte man es doch auch gleich ganz lassen können.
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Kommentar von Der Geßlerhut, verfaßt am 02.08.2008 um 22.43 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#12833
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Das funktioniert nach folgendem Prinzip: Sie schreiben Frau Dr. Kerstin Güthert eine Mail, daß Sie mit Heyse unzufrieden sind, weil Sie sich plötzlich überall von "Hochzeitssträussen" und "Aussenministern" umgeben sehen. Ja, Donnerwetter, lebe ich jetzt schon in der Schweiz? Sie formulieren also die freundliche Bitte, Heyse noch einmal zu überdenken, schon bekommen Sie die Antwort: "Dass Sie die neue s-Schreibung infrage stellen wollen, zeigt uns, dass Sie an einer sachlichen Diskussion nicht interessiert sind." Ja, Donnerlütt, eine bessere Antwort hätte ich vom chinesischen Zentralkomitee für Wettermanipulation auch nicht erwarten können.
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Kommentar von rrbth, verfaßt am 02.08.2008 um 22.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#12834
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Zum Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 02.08.2008 um 21.34 Uhr (Adresse)
Lieber Glasreiniger,
ich glaube, ich kenne die Quelle auch.
Allerdings beziehen sich demnach die ominösen "Untersuchungen" nur – Achtung – auf die "Umsetzung der letzten Regelung".
Das ist schon mehr als distanziert formuliert.
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Kommentar von Der Geßlerhut, verfaßt am 02.08.2008 um 23.08 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#12835
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Insbesondere interessierte mich: Was versteht der RfdR überhaupt unter einer "sachlichen" Diskussion? Doch wohl nur das, was im Ergebnis bestätigen wird, was er bisher beschlossen hat. Alles davon Abweichende gilt a priori als "unsachlich" und "umstritten". Tut mir leid, mit solchen Menschen kann man doch nicht ernsthaft diskutieren, wenn das Ergebnis der Diskussion sowieso schon feststeht.
Möge Herr Zehetmair also noch viel Spaß daran haben, die "Spaghetti" in "Spagetti" umzubenennen. Wen kümmert's, daß das längst in den Wörterbüchern steht, Herr Zehetmair weiß das offenbar nicht, aber das sind eben so wirklich die Themen, die das deutsche Gemüt bewegen. Der Rest ist doch eh schon "unstrittig".
Noch etwas zum Wort "umstritten", weil Herr Ickler das aufgespießt hat: Wenn etwas "umstritten" ist wie kein anderes Werk, dann ist es das Regelwerk des RfdR, nicht etwa Herrn Icklers Wörterbuch oder Herrn Grunds Studie. Herrn Grunds Studie mag ein wenig vom gewünschten Ergebnis her gefärbt gewesen sein; mir ist es letztlich auch egal, ob Abiturienten heute um 120 % oder auch nur um 40 % Prozent schlechter schreiben; die Tendenz ist unverkennbar und auch statistisch zu erfassen: Abiturienten schreiben heute miserabel.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 02.08.2008 um 23.47 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#12836
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Letztgenannte Tendenz ist (wie schon gesagt, aber es verdient wiederholt zu werden) nicht erst von Grund festgestellt worden, sondern in der von ihm neben anderen herangezogenen Untersuchung von Pießnack/Schübel, deren Autoren nicht die Absicht unterstellt werden kann, die Rechtschreibreform anzugreifen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.08.2008 um 08.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#12843
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Mein Rechtschreibwörterbuch (eine bereits vorbereitete, nochmals durchgesehen Auflage konnte bisher aus Kostengründen nicht erscheinen) ist nicht nur "umstritten" (Hohlmeier, also Krimm), sondern auch "unbrauchbar" (Meyer-Schmachthagen, brieflich). Fragt sich nur, wozu Meyer-Schmachthagen es gebrauchen wollte. Zum Nachschlagen in orthographischen Fragen haben es bisher so gut wie alle Benutzer ziemlich brauchbar gefunden. Darunter sehr kritische Freunde, mit denen ich das hier bzw. unter www.rechtschreibreform.com jahrelang diskutiert habe. Die bis zur Reform üblichen und in besseren Druckschriften immer noch gebräuchlichen Schreibweisen sind darin so genau erfaßt wie in keinem anderen Wörterbuch. Klingt ein bißchen überheblich, ist aber trotzdem wahr und auch nicht weiter erstaunlich. Ich bin der erste, der es auf diese Weise versucht hat. Meine Rede war immer: Andere (wie Dudens) können das mit ihren Mitteln bestimmt noch besser, und ich ziehe mich zurück, wenn sie es versuchen. Aber es will keiner ran.
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Kommentar von O.O. (Orthographischer Optimist), verfaßt am 03.08.2008 um 14.04 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#12846
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Die Rechtschreibreform wird das gleiche Schicksal erleiden wie die DDR und in sich zusammenfallen – vielleicht sogar etwas schneller als nach 40 Jahren. Alle wissen, daß sie keine innere Substanz besitzt und nur durch die Mauer des ss zusammengehalten wird. Deshalb schießen die Wächter des ss auch so unbarmherzig auf jedes ß, das ihnen verdächtig vorkommt. Aber Geduld: Wenn die Generation der Reformdurchpeitscher nicht mehr am Ball ist, wird man den Ickler vorurteilsfrei prüfen und feststellen, daß er ziemlich recht gehabt hat. Dann wird nicht mehr der Duden die orthographische Instanz der Deutschen sein, sondern der Ickler. Ein kluger Verleger sollte sich schon mal die Rechte sichern.
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Kommentar von Matthias Künzer, verfaßt am 03.08.2008 um 14.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#12847
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Aus Augsts beschwichtigend gemeinter Aussage spricht wohl auch die Enttäuschung, nicht noch weiter gehen gedurft zu haben, und möglicherweise auch die Enttäuschung über den sich momentan vollziehenden stillschweigenden Rückbau.
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Kommentar von Karsten Bolz, verfaßt am 03.08.2008 um 20.10 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#12851
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Wenn ich mal mit Leuten diskutiere, welche die RSR gelungen finden, stelle ich fest, daß sie vom Inhalt soviel begriffen haben: man schreibt heute dass und muss und Tipp. Weiteres: Fehlanzeige! Na ja, wenn man deren schriftlichen Elaborate anschaut, funktioniert das mit dem ss auch nicht wirklich. Aber wenigstens klappt's mit dem Tipp. Man hat den Eindruck: wenn's wurscht ist, ist's besser... Nur dem Leser schmeckt die Wurst halt nicht.
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Kommentar von Heute hier, morgen da, verfaßt am 03.08.2008 um 22.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#12857
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Ich würde weitergehen:
Mit "Tipp und dass, auseinander und groß" hat man seit '96 ein sicheres Gefühl vermittelt bekommen, richtig zu schreiben; jeder kann mitmachen, so einfach geht das, schreib "Tipp" und du bist frei, du gehörst dazu.
Ich unterschätze die Suggestionskraft nicht, die von solch einfachen und griffigen Slogans ausgeht (funktioniert wie beim Schlager), einmal in die Welt gesetzt, gehen sie ihre eigenen Wege – und wollen einfach einem nicht aus dem Ohr.
Niemand hatte das vordem so vermittelt. Es klang nur nach grauer Theorie, damals.
Daran hat sich nichts geändert. Wenn denn eine Änderung wahrgenommen wird, dann eher die eines negativen Rückbaus (paradoxerweise bekommt den Miesepeter der Konservative, der Unveränderbare, der da oben untergeschoben), Rechtschreibung wurde wieder durch die vielen "Toleranzen" schwieriger, undurchschaubar.
Wer will schon zurück!? Wenn es jetzt so schlecht um die Schreibung steht, es wäre ja wohl eine Katastrophe ohne eine "ordnende" Reform.
Was ich damit sagen will: Ich sehe keine wirkliche Tendenz von einem Zurück, man fühlt sich mit dem Signet "Tipp" gut, "dass" ist irgendwie modern, auseinander schreiben praktisch und so fort. Alte Rechtschreibung klingt nur nach Zuchtmeister und Lateinuntericht (kurioserweise).
Ich kenne in meinem Umfeld praktisch niemanden mehr, der sich da quält, Agenturen und Verlage sind jung, entschlackt und modern. Alle können fortan mitplappern, ohne daß sich jemand schämen oder gar ein Argument herbeizitieren muß. Wieder das unendlich gute Gefühl von Freiheit, ein bißchen von Abenteuer.
Wer vermag schon da ein Gefühl dagegen – ja, das ist es, genau, "dagegen", wir sind dagegen, somit von vornherein die Verlierer. Miesepeter eben.
Herr Augst, Eisenberg und so viele kommen mir vor, als wären sie aus dem Marionettenkabinett entstiegen: Sie besitzen Charaktäre, nicht aber Psychologie; das Chamäleonhafte an ihnen ist ihr Leben als traurige Gestalt. Sie bemerken nichts, während sich das Publikum nicht mehr halten kann.
Auch das vermittelt wiederum ein gutes Gefühl. Alle stecken unter einer Decke und lachen sie aus. Und wir!? Wir sind nichts weiter als der olle Polizist, der den Kasperl immer verhaften will – und der haut bekanntlich dem eines ständig auf die Rübe. Wobei wir dabei aber nicht als lachhafte Figuren taugen.
Es fehlt einfach an der liebreizenden Fee ;-)
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Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 04.08.2008 um 13.34 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#12860
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Ist das nicht eher beschwichtigend gemeint? "Leute, regt Euch nicht auf, außer Heyse ist doch gar nichts passiert."
Und das trifft auf fruchtbaren Boden. Die meisten derer, die noch immer die Rechtschreibreform befürworten, kennen nur Heyse, die Drei-Konsonanten-Regel und die Trennung von st.
Daß Schüler heute "Ergebniss" schreiben, halten sie für einen Flüchtigkeitsfehler; es erscheint ihnen schlicht abwegig, daß das eine Folge der doch so einleuchtenden und praktischen, so herrlich griffigen neuen S-Regel "nach kurzem Vokal ss, nach langem und Diphthong ß" sein soll.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.08.2008 um 10.22 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#12863
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Im Jahre 1982 teilte der damalige Chefkorrektor der NZZ brieflich mit, die Abschaffung des ß in der Schweiz sei eine Leichtfertigkeit gewesen und habe höchstens den Lehrern genutzt. Ein Redaktor derselben Zeitung äußerte sich ähnlich kritisch. (Leserbrief von Paul F. Wagner, Lörrach, in der FAZ vom 29.5.89)
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Kommentar von b.eversberg, verfaßt am 05.08.2008 um 10.41 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#12866
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Augst erweist sich als ernüchterter Realist: kaum mehr als ss für ß ist geblieben. Meyer sieht dagegen das Lernen um ein Vielfaches erleichtert. Die Medien reichen das alles so weiter. Aber warum auch mitdenken, das Publikum in seiner mehrheitlichen Gleichgültigkeit erwartet das nicht und liest die Verlautbarungen eh nicht.
Aber wenn ich schon doch nochmal dabei bin, dann noch was zu Augsts Bemerkung:
Gelegentlich will man – es kann jedem mal passieren – die Dinge einem Ausländer erklären. So könnte eine Unterhaltung verlaufen mit einem, der noch wenig Deutsch kann, und der folgende Frage stellt:
Say, how do you tell reformed stuff from old-fashioned stuff? I mean, you start reading something, and then how can you know?
Gee, the quickest and easiest way is to watch out for words with ss at the end. If you see any such word, you are looking at reformed stuff because that ending used to be sort of prohibited, there always had to be the "sharp s" instead. If you see no ß at all, however, it's more likely Swiss.
Oh, ss as a suffix. Quite. Really? Dead easy indeed. But, um, how do people like this part? I wonder, you know, if some might not feel a tiny bit embarrassed?
Most people know this part the best and like it the most. But why embarrassed? Oh, you're not detecting some historical allusion here?
Now c'mon, that's nonsense. Gotta be mere coincidendence, of course, this SS.
Yes, a coincidence. Though there is indeed, I'm afraid, not much else – all other features are much less frequently encountered. Only the ss suffix is almost sure to pop out in every text, like with the highly frequent words 'dass' and 'muss'.
Well, it's just that, at the very first moment, one's almost bound to say, "OK, a German reform and SS as its trademark". A memory aid of sorts. But relax, that ought to be a very wrong way of looking at things. Sorry, I'm being silly, it got to be completely insignificant and, well, politically incorrect to even think that way.
Entirely so. What else. But either way, let's see what other easy symptoms you can find in reformed stuff. There is, uhm ...
Und hier, Herr Meyer, übernehmen Sie!
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.08.2008 um 07.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#12877
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Wenn tatsächlich die Heysesche s-Schreibung als einziges Ergebnis übrigbleiben sollte, dann muß man die Milliarden, die das Ganze gekostet hat, dazu in Beziehung setzen. Der Staat gibt uns zu verstehen, daß Geld keine Rolle spielt, wenn es darum geht, ein eigentlich schon lange erledigte, wenig leserfreundliche und insgesamt etwas schwierigere s-Schreibung durchzusetzen. Der Verdacht, daß wir in einem Irrenhaus leben, ist nicht mehr von der Hand zu weisen.
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Kommentar von Sigmar Salzburg, verfaßt am 07.08.2008 um 08.51 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#12878
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„Wenn etwas politisch gewollt ist, spielt Geld keine Rolle“, soll ein Kieler Regierungsvertreter zu einer Abordnung der Bürgerinitiative gesagt haben, als sie ihm die Mehrkosten einer räumlichen und zeitlichen Abtrennung des Volksentscheids von der Bundestagswahl 1998 vorhielt.
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Kommentar von Maria, verfaßt am 07.08.2008 um 11.28 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#12880
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Zu #12843: Lieber Herr Ickler, nehmen Sie denn für die Neuauflage Ihres Wörterbuches Spenden entgegen?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.08.2008 um 12.19 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#12882
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Nein, das belebt die Nachfrage auch nicht, aber es wird sicher bald im Netz stehen, ich brauche nur noch etwas Zeit. In Deutschland ist die Idee eines empirischen Rechtschreibwörterbuchs und einer nichtstaatlichen Rechtschreibung noch zu wenig verbreitet.
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Kommentar von b.eversberg, verfaßt am 07.08.2008 um 13.54 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#12883
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Beste Nachricht des Jahres, Glückwunsch zu dieser Entscheidung!
Damit das Konzept sofort klarer wird und das Werk attraktiver, ergänzen Sie doch zum Titel so etwas wie
"Zugleich eine Bestandsaufnahme der deutschen Schriftsprache des 20. Jahrhunderts"
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Kommentar von Der Geßlerhut, verfaßt am 07.08.2008 um 14.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#12884
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Herr Ickler schrieb: "Wenn tatsächlich die Heysesche s-Schreibung als einziges Ergebnis übrigbleiben sollte, dann muß man die Milliarden, die das Ganze gekostet hat, dazu in Beziehung setzen. Der Staat gibt uns zu verstehen, daß Geld keine Rolle spielt, wenn es darum geht, ein eigentlich schon lange erledigte, wenig leserfreundliche und insgesamt etwas schwierigere s-Schreibung durchzusetzen. Der Verdacht, daß wir in einem Irrenhaus leben, ist nicht mehr von der Hand zu weisen."
Oh, Herr Ickler, Sie wissen gar nicht, wie sehr ich Ihnen zustimme. Ich wünschte, ich hätte diesen Beitrag geschrieben. Der Satz aus dem Amerikanischen drängt sich mir schon lange auf: "The inmates are running the asylum." Neuerdings gilt es eben als schick, alle deutschen orthographischen Regeln zu mißachten.
Um meinen Standpunkt noch einmal zu verdeutlichen: Ich habe die deutschen Rechtschreibregeln nie als Korsett, als "rohrstockersatz", empfunden, sondern ganz im Gegenteil als ein Instrument zum Fliegen, ein Instrument der Freiheit, nicht eins des Gefängnisses.
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Kommentar von Matthias Künzer, verfaßt am 07.08.2008 um 21.02 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#12885
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Ickler: »Der Verdacht, daß wir in einem Irrenhaus leben, ist nicht mehr von der Hand zu weisen.«
[URL=http://www.aeiou.de/index.php?nummer=15]Der Blaumilch-Kanal. Das humorvoll-kreative Spiel.[/URL]
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Kommentar von Tobias Bluhme, verfaßt am 08.08.2008 um 07.54 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#12886
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Irrenhaus FAZ...
Der Zensor sehe nur, das [...]
(Lieber Herr Bluhme, solche Beispiele gehören ins Forum, bitte melden Sie sich als Teilnehmer an und tragen Sie sie in Zukunft dort ein. Es ist nicht die Aufgabe der Redaktion, Kommentare richtig einzusortieren. Vielen Dank für Ihr Verständnis.)
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Kommentar von Christoph Schatte, verfaßt am 10.08.2008 um 00.38 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#12889
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Ja, Herr Augst, wenn wir mal von Adelungs Tadelung und der Rückkehr die Heyses Weise (od. anderer Anlaut) absehen (den Wechsel der Esse "weglassen"), dann, Herr Augst, müßten Sie sich doch als einer der Aktivisten (für Uneingeweihte: Protagonisten) des unglücklichen Unternehmens auch in Ansehung ihrer Diskurshoheit heute wenigstens fragen lassen, wozu u.a. Sie das ganze Getöse denn eigentlich losgetreten haben. Nur, um Heyse zu rezenten Ehren kommen zu lassen?
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Kommentar von ppc, verfaßt am 14.08.2008 um 11.44 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#12900
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Ich fürchte, es wird nicht beim ss-Wahn bleiben, sondern Großschreiberei, Wortspalteritis und Kommavernichtung werden ihren festen Platz ausbauen. Meine Tochter kommt demnächst in die zweite Klasse und wird mittels "Wörterbuch" bereits entsprechend indoktriniert:
- Sie hat Recht
- aufwändig
- selbstständig
- usw.
Die Kommasetzung der Schulbücher ist inkonsistent, d.h. erweiterte Infinitive werden mal schön ver-komma-t, mal nicht, Hauptsätze ebenso. Auch haben die Kinder im Lesebuch "lilane Tieschörts" oder so ähnlich, was auch nicht gerade nach elegantem Deutsch klingt.
Immerhin gibt es eine kurze Einführung in Türkisch, die ich aber mangels entsprechender Kenntnisse leider nicht bewerten kann.
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Kommentar von zeitgeist, verfaßt am 14.08.2008 um 14.00 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#12903
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Ich kann dem letzten Beitrag nur beistimmen.
Voll etabliert haben sich neben ss/ß (und den sich daraus ergebenden Fehlerquellen):
- "Essstörung" und dergleichen
- als "Einziger", im "Allgemeinen" etc.
- "selbstständig" sowieso
- Bindestriche zuhauf, besonders auch bei jedem jetzt aufkommenden "Problemfall" (wie "Ess-Störung")
- "36-Jährige", "1-mal" etc.
- bei Kommata herrscht völliges Chaos
- "einzige Mal", "erste Mal" (bis hin zu "ein Mal" und den vielen falschen Großschreibungen von "mal")
- "Augst'sche" - und ich meine zu beobachten, eine vermehrte Anwendung von Apostrophen (auf's etc.)
- willkürliche Auseinander-Schreibung (einige der 96er Schreibweisen werden überleben, da sie Kern der Reform waren)
- falsche Herkunftsbeziehungen ("aufwändig" ist wirklich ein gutes Beispiel, da sehr häufig anzutreffen)
Auch gibt es einige Tendenzen, die mir immerzu auffallen:
- Groß- (wie im Englischen, "Berlin Im Zauber Der Nacht") oder Kleinschreibung (von Agenturen bevorzugt, "feeling des sommers") bei Überschriften
- absichtliche falsche Schreibungen und Trennungen (darf in den coolen Schulbüchern nicht fehlen), nicht nur in der Werbung ("Hamb-urger", "Die bösen Ältern" )
- vermehrt falsche Anglizismen
Das ist in der Summe unglaublich viel. Jeder Absatz, ob in Zeitung oder Kinderbuch, bringt Erstaunliches zutage. Das hat sich in meinen Augen verfestigt, es ist längst zur Normalität geworden – das wird nie zurückgenommen werden können, das ist ein Dauerbrenner.
Herr Augst redet da etwas nur schön.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.10.2008 um 09.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#13211
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Ein emeritierter Romanist stellt einen älteren Aufsatz nochmals ins Netz und schickt die Bemerkung voran: "Die Orthographie wurde angepasst, ausserdem wurde ein kleiner Nachtrag angefügt." Und so geht es weiter: immer nur "aussen", während nach allen anderen Diphthongen ß steht.
Das ist lächerlich, aber noch wichtiger ist die Frage, warum der Verfasser eine solche "Anpassung" überhaupt für nötig hielt. Glaubt er, wir könnten einen Text von 1992 nicht mehr lesen?
(Ähnlich verfährt er mit anderen Texten, wobei er sogar die Titel fremder Arbeiten ändert – für einen Philologen sehr ungewöhnlich.)
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Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 04.10.2008 um 21.54 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#13214
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Das erinnert irgendwie an Bur-Malottke aus Heinrich Bölls Erzählung »Dr. Murkes gesammeltes Schweigen« – nur daß die Umstellung auf die neueste Schulorthographie weniger aufwendig gewesen sein dürfte als das Herausschneiden des Wortes »Gott« aus den Bandaufnahmen von den Vorträgen jenes Tausendsassas über das Wesen der Kunst und dessen Ersetzung durch »jenes höhere Wesen, das wir verehren«.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.11.2008 um 13.20 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#13485
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Die Süddeutsche Zeitung teilt heute in einem Untertitel mit:
Die Belegschaft der Scala protestiert gegen dass Orchester.
Das wundert mich nicht, gegen dass würde ich auch protestieren.
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Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 09.05.2010 um 03.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#16197
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Geoffrey Craig vom Seminar für Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaften der Universität Kiel zeigt erstaunliche Flexibilität bei der ss/ß-Schreibung (vgl. seinen Aufsatz über Scheinpartizipien: http://www.linguistik.uni-kiel.de/Scheinpartizipien2005(2).pdf):
regelmässig, gewissermassen (wenig später aber gewissermaßen, dann wieder gewissermassen), blosser, außschließlich
Auch nett: ... kommen mit derartigen Mischformen deutlich besser zu Recht.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.12.2011 um 23.40 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#19656
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"Thomas Gottschalk - ein Entertainer verläßt die Show-Bühne"
(Untertitel ZDF, heute-Nachrichten, 3.12.11, 23.20 Uhr)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.04.2012 um 04.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#20555
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Sieht man einmal davon ab, das Jesus selbst ohnehin Aramäisch gesprochen hat... (SZ 26.4.12)
(Es geht um die Mahnung des Papstes, daß Jesus nicht „für alle“, sondern „für viele“ gestorben sein will. So steht es in der Tat im griechischen und lateinischen NT. In den Kommentaren (und schon in Benedikts Sendschreiben) wird zwar darauf hingewiesen, daß das Griechische einen bestimmten Artikel kennt und das Lateinische nicht. Aber darum geht es nicht; beide Sprachen waren jederzeit imstande, zwischen „alle“ und „viele“ zu unterscheiden. Benedikt hat also recht, und der Rest ist theologische Auslegung, nicht Übersetzung.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.11.2012 um 05.08 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#22028
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Dieses Licht, dass der Mond uns zusendet ... (Aaron Bernstein: Naturwissenschaftliche Volksbücher. Berlin 1880. Auszüge ins Netz gestellt von Hans-Josef Küpper)
Wenn die Wiedergabe dem Original entspricht, das ich nicht zu Hand habe, würde das beweisen, daß es mit Heyse schon damals nicht klappte. Andernfalls wäre der Fehler erst bei der Umstellung durch Küpper passiert.
Die Quelle ist darum interessant, weil Einstein sich im Alter dankbar an den jüdischen Medizinstudenten erinnerte, der einmal in der Woche bei Einsteins durchgefüttert wurde und dem Zehnjährigen populärwissenschaftliche Bücher brachte – ein entscheidender Anstoß für den Jungen, sein Leben der Naturwissenschaft zu widmen.
Näheres: www.einstein-website.de/z_information/verschiedenes.html
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Kommentar von R. M., verfaßt am 30.11.2012 um 05.40 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#22029
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Küppers Fehler natürlich.
http://books.google.ch/books?id=BDoKAAAAIAAJ&vq=157&hl=de&pg=PA157
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.11.2012 um 07.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#22031
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Allerdings eine ältere Ausgabe als die von Küpper wiedergegebene, die aber in der Tat verdächtig wirkt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.11.2012 um 07.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#22032
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Nein, Sie haben recht: Küpper hat den Text freihändig auf Reformschreibung umgestellt. Was für ein Unsinn!
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.01.2013 um 18.08 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#22246
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Ich habe gegen das Schwäbische und Bayerische nichts, dass soll da gesprochen werden, wo sie wohnen. (Wolfgang Thierse laut Tagesspiegel 1.1.13 online, ebenso Welt online)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.02.2013 um 13.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#22622
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Auf die Frage, wie Menschen mittels Regulationstechniken zum Beispiel der Medien dazu angeregt werden, gesellschaftliche Diskurse wie beispielsweise Sozialabbau oder Krieg nicht als Bedrohung, sondern als normal anzusehen, antwortet Link:
„Daß du nicht merkst, dass du nichts merkst.“
(Jürgen Link: Normalismus, in: Konturen eines Konzepts, kulturRRevolution Nr. 27)
(Wikipedia zu Jürgen Link)
In dieser Schreibweise wird es überall zitiert. Aber wenn man sonst etwa die Leserzuschriften bei Spiegel online oder ähnlichen anspruchslosen Blogs durchsieht, stellt man fest, daß das Mentrupsche Einheits-das sich immer mehr durchsetzt.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.10.2013 um 07.23 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#24233
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Daß es mit der s-Schreibung nicht klappt, kann man ja täglich sehen, sogar in der früh gedruckten und nicht korrigierten Deutschlandausgabe der FAZ (heute: Davon profitiert auch Frankreich, dass in dieser Woche mehrere Anleihen aufgestockt hat.). Es gibt aber auch Seiten, auf denen die bekannten Fehler viele Jahre lang stehen bleiben, z. B. so: Alle Erfahrungen im Nachkriegsdeutschland lehren, das wirkmächtige christliche Beiträge zur demokratischen Politik insbesondere von jenen erbracht werden, die sich in einer dem Grundgesetz verpflichteten Partei engagieren. (Generalsekretariat des ZdK, Pressemitteilung 16.01.2003, siehe hier)
Bestimmt hat das schon mal jemand bemerkt, aber wahrscheinlich ist den Leuten alles wurscht. Keine guten Voraussetzungen für unsere Arbeit.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.09.2014 um 08.43 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#26791
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Dann gibt es noch ein Gerät, dass mit einer Tastatur verbunden dem iPad das Fürchten lehren soll. (FAZ 19.9.14)
Man sollte der FAZ die s-Schreibung lehren. (Oder noch besser: lernen!)
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.09.2015 um 22.42 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#29858
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Das Göttinger Tageblatt ist auch "reformiert", aber am 5.9.2015 stand in einer Überschrift auf Seite 12 das Wort Flußauen, und im zugehörigen Artikel war von Flußauenlandschaften die Rede.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.02.2016 um 09.28 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#31635
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Es braucht nicht bewiesen zu werden, daß das ss die einzige allgemein wahrgenommene Folge der Reform ist, zugleich die häufigste Fehlerquelle. Dabei gibt es noch ein kleines Drama hinter den Kulissen. Zu einem Bericht der Augsburger Allgemeinen über die Gravitationswellen schreibt ein Leser:
Wann wird es Forschern gelingen, eine Auto-Korrektur-Software zu entwickeln, die falsch gesetzte Konjunktionen durch Relativpronomen ersetzt?
"Damit konnten die Forscher ein Phänomen etwas aufklären, dass sich der Große Attraktor nennt."
"Die Entdeckung erklärt auch ein Phänomen, dass Astronomen in den 1970er und 1980er Jahren bemerkt haben."
Natürlich sind im redaktionellen Text die Fehler inzwischen beseitigt. Aber genau dies ist das Interessante: Wieviel Zeit und Mühe kostet wohl die Beseitigung der Heyse-Fehlschreibungen, die wir an der veröffentlichten Oberfläche gar nicht mehr zu Gesicht bekommen? Ich habe es nicht notiert, aber da ich ein Frühaufsteher bin und morgens schon mal in die Schlagzeilen gucke, sind mir immer wieder solche Fehler aufgefallen, die dann zwei Stunden später verschwunden waren.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.08.2016 um 19.42 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#32980
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dass Tillandz auf einer Reise seekrank wurde und er deshalb den weiten Rückweg zufuss bewältigte (Wikipedia: Tillandsien)
(Bei Betrachtung meiner Tillandsia notiert.)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.07.2017 um 18.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#35565
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Fassspund (Duden)
Man halte dagegen:
Faßspund
Was liest sich besser?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.01.2019 um 04.30 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#40552
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Das der US-Populist Trump, beraten vom 81jährigen Nicht-Experten für Handelsfragen Ross Wilbur (US-Handelsminister) am 1. Juni 2018 gegen Kanada, Mexiko und die EU Einfuhrzölle bei Stahl und Aluminium verhängte, ist sonderbar. (Paul J. J. Welfens: BREXIT aus Versehen. 2. Aufl. Wiesbaden 2018:8)
Die Einführung zur zweiten Auflage dieses lesenswerten Buches ist offenbar in großer Eile zum Druck befördert worden. Gerade unter solchen Umständen, auch in den Zeitungen, offenbaren sich die Probleme mit der Neuschreibung.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.10.2020 um 12.42 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#44520
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In einem recht wirren Artikel für die Süddeutsche Zeitung schreibt der Medienwissenschadftler Stephan Russ-Mohl, es werde zu viel über Corona berichtet, Panikmache, Herdentrieb usw. Was hofft er denn zu erreichen? Aber was mir eigentlich auffiel, ist die neue Schreibweise seines Namens. Vielleicht zu erklären, weil er jetzt in Lugano wirkt und oft für die NZZ schreibt.
Am Anfang und Ende gendert er, mittendrin nicht mehr. Paßt zum Gefasel.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.05.2022 um 07.14 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#49131
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Die Gewitterstürme bringen jetzt wieder die beliebte "Schneise der Verwüstung" in die Zeitungen. Der Duden wacht darüber, daß wir nicht der Versuchung nachgeben, Schneiße zu schreiben. Wie man im Deutschen Wörterbuch sehen kann, ist die Sache nicht so klar.
Ich kann beim besten Willen nicht sagen, ob ich das Wort nur darum mit stimmhaftem s spreche, weil ich an der Dudenschreibweise orientiert bin. Nachdem ich den größeren Teil meines Lebens im süddeutschen Raum verbracht habe, bin ich natürlich zusätzlich verunsichert.
Unterscheidet meine Frau eigentlich zwischen stimmhaftem und stimmlosem s? Das sollte ich eigentlich wissen. Manche Männer wissen ja nach 50 Jahren auf Anhieb nicht zu sagen, ob ihre Frau die Warze links oder rechts der Nase trägt. Meine hat keine, aber ich weiß aufgrund genauerer Studien, daß sie Keese sagt und nicht Käse, wie es sich gehört und wie ich spreche. Aber meine Töchter? Das kann ich nicht sagen, werde es aber am Wochende elizitieren und dann berichten. Wenn sie das ä ordentlich aussprechen, können sie es nur von mir haben, weil wir hier in der sprachlichen Diaspora leben (Mittelfranken).
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.05.2022 um 16.07 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#49134
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Über Schneise/Schneiße bin ich noch nicht gestolpert, wohl aber über Streusel/Streußel, was man auch beides im Grimm findet (mit sz statt ß), sogar Sträußel.
Irgendwelche Streusel finde ich noch in Ordnung, aber Streußelkuchen kenne ich von der Aussprache her nur mit stimmlosem s.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.05.2022 um 16.42 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1041#49135
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Verlies ist besonders schwierig, zumal meist die Grundform gebraucht wird, wo der Auslaut ohnehin stimmlos ist.
Bei Streusel muß ich auch eine halbe Sekunde nachdenken.
Viele dieser Wörter liest man auch nicht so oft, wie man sie spricht und hört. Streuselkuchen ist kein Aufreger für die Zeitung, sondern nur für uns Kinder (Butter, Zucker, Mehl...möglichst noch warm). Dieser Urkuchen hieß in meiner Kindheit Maschinenkuchen. Damals wurde die Dreschmaschine, ein lautes Ungetüm in einer offenen Scheune, per Hand mit den Garben gefüttert, eine unglaublich staubige und heiße Angelegenheit. Zwischendurch brachten die Frauen Kaffee und große Bleche Streuselkuchen für die Arbeiter. Eine hochsommerliche Erinnerung...
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