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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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09.07.2008
 

Großschreibung
Die Schreibung der Tageszeiten hat ihre eigene Logik

Nicht zum erstenmal lese ich in der Süddeutschen Zeitung "am Dienstag Abend" (9.7.08). Das ist völlig logisch: Wenn es "heute Abend" gibt, muß es auch "Dienstag Abend geben", die Struktur ist gleich.
Die Vorschrift, "Dienstagabend" zu schreiben, mischt willkürlich ein anderes Programm (aus der Substantivkomposition) unter und ist keine Lösung.



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Kommentare zu »Großschreibung«
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Kommentar von Philip Köster, verfaßt am 12.07.2008 um 06.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1026#12570

Lieber Herr Ickler,

ich muß gestehen, daß ich auch als Semiprofi selbst bei so simplen Dingen wie "am Sonntag abend" regelmäßig ins Schleudern gerate. Ich folge hier der Auffassung der SOK, daß die Dudenregel hier "zu fein gesponnen" war. Ist es "Sonntag abend", wie in "gestern abend", schreibe ich so wie erstgenannt, ansonsten bleibt es für mich bei "es war an einem schönen Sonntagabend" – dies übrigens ein Fall, den die Wörterbücher nie beleuchtet haben. Ich habe mich wirklich immer darüber geärgert, daß unsere ach so tollen Wörterbücher mir nie praktische Hilfe geben konnten, wollte ich einmal einen Satz wie "An einem Sonntagabend lernte ich sie kennen." (richtig oder falsch?) schreiben. Das wurde wirklich immer übersehen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 19.07.2008 um 00.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1026#12648

Wann wollen wir uns treffen: heute abend oder am Sonntag abend?
–> Wir treffen uns am Sonntag abend.

Jeder Abend ist mir genauso recht wie der Sonntagabend.
–> Wir treffen uns am Sonntagabend.

Beides ist richtig. Es ist nur Auffassungssache.
 
 

Kommentar von Philip Köster, verfaßt am 19.07.2008 um 00.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1026#12649

Ja, geehrter Herr Riemer,

die Klavierschülerin kommt am "Dienstag abend" (diesen Dienstag), aber am "Dienstagabend" (jeden Dienstag). Muß das sein? Mir ist das zu feinziseliert; 98 Prozent der Schreiber wie auch der Leser verstehen das ohnehin nicht. Und wenn ich schreibe, "es war an einem schönen Sonntag abend" (m. E. nicht richtig), so meine ich ja nur einen bestimmten Abend eines bestimmten Sonntags, aber "abend" ist hier keine adverbielle Bestimmung, sondern Teil eines Substantivkompositums. Führt die herkömmliche Dudenregel nicht so in die Irre?

Daß "gestern Abend" und "morgen Früh" Zumutungen sind, darin dürften wir uns einig sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.05.2009 um 06.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1026#14383

Das Wasser darin war jedes Mal das Gleiche. (SZ 2.5.09 über Mineralwassertest)

Hier scheint von drei Gegenständen die Rede zu sein: dem Wasser, dem Mal und dem Gleichen.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 03.05.2009 um 09.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1026#14384

Zum "Teil eines Substantivkompositums": Beim Substantivkompositum trägt doch der modifizierende Teil den Hauptton (Substan*tiv*kompositum), nicht wahr? Selbst wenn man Luft holen muß, wie beim kindlichen Eisenbahnlokomotivführerhäuschentürschlüssel und bei den Kultusministerkonferenzbeschlüssen sowieso. Es könnte sein, daß "98 Prozent der Schreiber wie auch der Leser" wie auch "unsere ach so tollen Wörterbücher" früher bei der Schreibung sich nach der Betonung richteten. Auch bei "'An einem Sonntagabend lernte ich sie kennen.' (richtig oder falsch?)" "mischt [eigentlich] ein anderes Programm (aus der Substantivkomposition) unter und ist [eigentlich] keine Lösung." Die Zusammenschreibung suggeriert nämlich Gegensatzbetonung und hebt hervor, daß es nicht an einem anderen Abend der Woche war.

 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 04.05.2009 um 08.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1026#14388

Nicht nur bei Substantivkomposita liegt die Hauptbetonung auf dem Bestimungswort und nicht auf dem Grundwort. Das gilt allgemein auch für andere Wortarten wie Adjektiv- und Adverbkomposita und Verbzusatzverben. Dise Aussage ist umkehrbar: Bei Betonung des ersten Wortteils ist auf ein Kompositum zu schließen und Zusammenschreibung sinnvoll.
 
 

Kommentar von Tobias Bluhme, verfaßt am 06.07.2010 um 13.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1026#16463

"Von heute auf Morgen scheint am deutschen Aktienmarkt jemand den Hebel umgelegt zu haben [...]"

FAZ.NET vom 6.7.2010 (Link)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.12.2013 um 14.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1026#24687

Freunden zuliebe habe ich die ZDF-Schmonzette "Hotel Adlon" über mich ergehen lassen. Im zweiten Teil war es, glaube ich, als sich ein Pärchen schriftlich mit "Heute Abend" verabredete. Die Handlung spielte aber in den dreißiger Jahren. Es riß mich für ein paar Minuten aus meinem Halbschlaf.
 
 

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