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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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27.06.2008
 

Zu den Muttern
Unsicherheit der Deklination

Wahrscheinlich bringt man das Wort Gebärmutter gar nicht mehr mit den Müttern in Verbindung, daher spricht die Süddeutsche Zeitung heute über Gebärmuttern.
Wer Lust hat, kann sich noch mehr davon ergoogeln. Laut Langenscheidt-Großwörterbuch DaF hat das Wort überhaupt keinen Plural, aber DUW und andere geben Gebärmütter an.

Der Anlaß ist die Agenturmeldung, die sich keine Zeitung entgehen läßt: Die Geburtenzahl in Deutschland sei gestiegen. Mal steigt sie, mal sinkt sie, und Politiker versuchen oft, diese an sich ganz uninteressante Zahl propagandistisch zu nutzen. Regelmäßig fehlt die Angabe, wie viele Frauen gerade im gebärfähigen Alter sind.

Weil ich gerade in Fahrt bin: Gestern las man in derselben Zeitung, daß 60 (!) Prozent der deutschen Männer übergewichtig sind, aber auf einer anderen Seite des Blattes wurde die Unsinnigkeit solcher Behauptungen dargelegt.



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Kommentare zu »Zu den Muttern«
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 17.08.2022 um 11.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1020#49591

Rund um Mannheim sind verwelkte Pflanzen zu sehen, Bäume mit Blättern wie Herbstlaub - und Bach- und Flussbette, die Risse im Boden haben, als seien sie eine Steppenlandschaft.

(MM, 17.8.22, S. 1, Hervorhebung von mir)

Auch der Duden führt diesen Plural an, allerdings mit dem Zusatz "selten".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.08.2016 um 06.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1020#33106

"In der Mehrzahl (Plural) spricht man von den Armbrüsten bzw. die Armbrüste. Der Plural Armbruste ist ebenfalls möglich." (Der Wiki-Eintrag verwendet Armbruste.)

Zuerst wird die volksetymologische Neudeutung abgeschlossen, dann wieder aufgehoben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.04.2016 um 07.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1020#32317

Hörner von Rhinozerossen (...) Rhinozeros-Horne (FAS 17.4.16) (Jürgen Kaube über illegalen Handel)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.02.2016 um 04.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1020#31797

Hausmacht hat nach Duden keinen Plural. Ich lese gerade Hausmachten (Jens Brachmann: Reformpädagogik. Bad Heilbrunn 2015).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.02.2015 um 06.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1020#28100

Die schwache Deklination hält sich bekanntlich besonders bei Personenbezeichnungen und greift sogar noch um sich. Das Fremdwort Typ wird zweifellos stark bzw. gemischt dekliniert: des Typs; aber wenn damit ein Kerl gemeint ist, auch schwach: des Typen, dem Typen. Im DUW richtig vermerkt.
 
 

Kommentar von Heinz Erich Stiene, verfaßt am 13.09.2014 um 14.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1020#26738

Ergänzen könnte man die lange Zeit auch literarisch (E.T.A. Hoffmann, Fürst Pückler, Storm u. a.) verbreiteten "Stiefeln".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.09.2014 um 09.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1020#26736

Muskeln, Pantoffeln, Stacheln sind Maskulina, die den Plural ausnahmsweise auf -n bilden. Es ist seltsam, daß sich so kleine Gruppen von Ausnahmen halten können. Bei Pantoffel kommt auch der Plural ohne -n vor, vielleicht weil es von allen dreien am seltensten gebraucht wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.09.2013 um 06.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1020#24126

Imams müssen die deutsche Gesellschaft verstehen
Aus Geldmangel bricht Niedersachsen eine erfolgreiche Fortbildung für Imams aus dem Ausland ab.
usw. (ZEIT 23.9.13)

Viele Leser beanstandeten die Pluralbildung, der Verfasser (Horstkotte) verteidigte sich mit dem Hinweis auf den Duden, der Imams/Imame zur Wahl stellt.

Eine flüchtige Übersicht zeigt, daß Imams früher häufiger gebraucht wurde, auch von Reisenden und Forschern wie Hammer-Purgstall. Man könnte also vermuten, daß heute, gerade weil wir mit Imamen immer vertrauter werden und sie sogar wie Pfarrer auf Staatskosten ausbilden, auch die sprachliche Form immer mehr eingedeutscht wird.

Der Duden sollte allerdings die Form auf -s nicht an erster Stelle anführen, sondern eher auf deren Seltenheit hinweisen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.10.2011 um 10.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1020#19392

Die Vermutung könnte zutreffen, daher auch die Sonnenbanken, Flußbette, Schwertknaufe usw.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 19.10.2011 um 06.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1020#19391

Ach so, natürlich. Interessant ist, daß eines ... Rebells niemandem im Verlag auffiel, obwohl es sich nicht irgendwo im Text versteckt, sondern im Untertitel des Buches prangt. Das könnte mit der Erweiterung Polit- zusammenhängen. Die Unsicherheit der Deklination wird bei solchen Komposita stärker. Hierzu ein Google-Beispiel:

des Bären: 1.440.000
des Bärs: 14.000
Anteil der Variante mit s (Größenordnung): 1 Prozent

des Nasenbären: 12.800
des Nasenbärs: 2.100
Anteil der Variante mit s (Größenordnung): 15 Prozent
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.10.2011 um 13.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1020#19388

Es ging um die Deklination.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 18.10.2011 um 13.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1020#19387

Für lösbare Verbindungen nimmt man Muttern, für nicht lösbare Nieten. (Auch im wirklichen Leben sitzen oft Nieten in nicht lösbaren Verbindungen.)
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 18.10.2011 um 12.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1020#19386

Wo ist der Zusammenhang? Vielleicht, daß nette junge Männer erst noch gegen Muttern rebellieren müssen und sich ersatzweise die Politik vornehmen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.10.2011 um 10.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1020#19385

Der ÖDP-Vorsitzende Frankenberger ist bestimmt ein netter junger Mann. Der Kösel-Verlag hätte ihm den Buch-Untertitel Visionen eines christlichen Polit-Rebells nicht unterjubeln sollen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.07.2009 um 05.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1020#14763

Man mag es dem Autoren glauben. (SZ 11.7.09)
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 04.07.2009 um 18.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1020#14731

Weil es inzwischen ebensoviele belebte wie unbelebte "-oren" gibt und letztere sich stetig vermehren, wäre es sogar hilfreich, bei der Deklination zwischen belebt und unbelebt zu unterscheiden, sodaß der Leser sofort sieht, ob eine Person oder eine Sache gemeint ist. Für einige "-oren" wie z.B. "Multiplikator" braucht man allerdings beide Deklinationen je nachdem, welche Daseinsform gemeint ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.07.2009 um 11.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1020#14728

Im "Sprachlabor" der Süddeutschen Zeitung (4.7.09) behauptet Hermann Unterstöger, daß Autor der starken Deklination folge, und zieht Motor zum Vergleich heran. Autor wird jedoch gemischt dekliniert (Singular stark, Plural schwach), daneben gibt es eine Tendenz zur schwachen Deklination auch im Singular, so daß Duden 9 und Wahrig Fehlerfrei ausdrücklich davor warnen müssen. Wahrig schreibt: „Lediglich bei zweisilbigen Maskulina auf -or, die im Singular auf der ersten Silbe betont werden, kommt statt der gemischten Deklination schwache Deklination auch im Singular vor, besonders häufig bei dem Wort Autor. Die schwache Deklination gilt hier jedoch nicht als standardsprachlich.“ (318.2)
(Aber wer bestimmt, was „gilt“? Das schreiben die Normbücher voneinander ab, und damit „gilt“ es.)
Erwähnt werden noch: Junior, Juror, Lektor, Mentor, Pastor, Senior, Tutor – also lauter Personenbezeichnungen.
Hier zwei Belege aus der SZ selbst:
Eine kleine Aufwandsentschädigung gibt's für den Autoren obendrein. (SZ 7.1.97)
Die für Satz und Korrektur Verantwortlichen hatten die Meinungsfreiheit des Autoren nicht antasten wollen. (SZ 7.1.97)
Bei unbelebten Dingen gibt es (für Sprachhistoriker nicht überraschend) eine Neigung zur starken Deklination auch im Plural, besonders in technischen Komposita:
Erkennt der Rechner eine Abweichung, aktiviert er Elektromotore (...) (SZ 9.9.97)
Die Prager produzierten jetzt auch Waschmaschinen, Panzer und Dieselmotore. (SZ 11.11.97)
 
 

Kommentar von Ballistol, verfaßt am 02.07.2008 um 08.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1020#12489

Auch die Hysterie hat von einer früheren Erklärung dieser Störung her mit der Gebärmutter (Hystera) zu tun. Wenn jemand etwas "aus dem Bauch heraus" macht, kann er freilich auch ein Mann sein. Dem Gender Mainstreaming zuliebe hat man die Sache mittlerweile in "Histrionische Persönlichkeitsstörung" unbenannt.
 
 

Kommentar von Lw, Karl, verfaßt am 28.06.2008 um 20.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1020#12467

Kann man bei diesem für die Mutterwerdung so essentiellen Organ den Gedanken an die Mutter vermeiden? –

Innerhalb des großen Feldes, auf dem pc-Minen ausgelegt sind (jene Minen, die bei unachtsamer Berührung sofort einen vielstimmigen Du-handelst-nicht-political-correct-Chor auslösen), ist das Feld der Geschlechterdifferenzierung mit besonders zahlreichen und besonders empfindlich reagierenden Minen gepflastert. Aus Angst vor dem Vorwurf des Biologismus, mag dann die an sich sinnvolle Unterscheidung zwischen der biologischen Geschlechterdifferenzierung (sex) und den gesellschaftlichen Geschlechterrollen (gender) zu einem kategorialen Unterschied mutieren: Die für das Kind unbestritten wichtigere gesellschaftliche Mutterschaft wird begrifflich peinlich-sorgfälltig (brutalstmöglich) von der als unwichtig angesehenen leiblichen Mutterschaft abgesetzt, die Gebärmutter wird zu einem bloß biologischen Instrument und somit konsequenterweise wie eine technische Mutter, bspw. eine Schraubenmutter, dekliniert. Es heißt: die Mutternfabrik.

Die beiden anderen von Herrn Ickler aufgespießten Punkte sind m.E. wie der pc-Komplex Ausdruck einer von verschiedenen Seiten bewußt vorangetriebenen Pädagogisierung der Instrumentarien der 'gesellschaftlichen Funktionsträger', wie es heute so schön-schrecklich heißt. Die Pädagogisierung der Instrumentarien geht dabei zwangsläufig einher mit dem Versuch einer Infantilisierung der restlichen Gesellschaft. Frau Schavan feiert die Verschulung des Lehrbetriebs an den Universitäten als Erfolg. Herr Lauterbach antwortet auf die Frage eines Reporters, warum man in einer vom Wirt alleine geführten Kneipe nicht dem Wirt die Entscheidung überlassen könne, ob in seiner Kneipe geraucht werden darf oder nicht: Man trage die Verantwortung für die Gesundheit der Bevölkerung.
 
 

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