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21.05.2008
Akademisches
Reichert wird 70, die DASD tagt in Lemberg
Zum 70. Geburtstag des Präsidenten erinnert die Frankfurter Rundschau an Klaus Reicherts Verdienste im Kampf gegen die Rechtschreibreform.
So eindeutig war das aber nicht. Reichert hat die Akademie endgültig auf Eisenbergs Kompromißkurs eingeschworen. Wie er die Abweichler Wulf Kirsten, Reiner Kunze und andere behandelte, ist hier bereits dokumentiert.
Der Brief, den Kirsten und die anderen Akademiemitglieder seinerzeit (Sommer 2004) von Reichert bekommen haben sollen, liegt mir leider nicht vor.
Auf der Frühjahrstagung in Lemberg scheint Eisenberg sich nicht unzufrieden mit der von ihm betriebenen Kompromißlösung gezeigt zu haben.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.08.2022 um 19.36 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1011#49573
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Die Wichtigkeit eines Journalisten steigt in dem Maße, wie er übertreibt.
Keinen Tag länger hätte die deutsche Literatur ohne diese Schriftstellerin auskommen können: Emine Sevgi Özdamar. (Marie Schmidt in SZ 10.8.22)
(Marie Schmidt wirbt heftig für das Gendern, gegen die „ungerechte“ deutsche Sprache. Um so bemerkenswerter der Wikipedia-Eintrag: „Schmidt wuchs als Tochter zweier Lehrer in München auf.“)
Im Wikipedia-Eintrag über Özdamar wird am breitesten die völlig unwesentliche Diskussion darüber nachgezeichnet, ob Zaimoglu sie seinerzeit plagiiert habe oder nicht. Über Özdamars Werk selbst scheint nicht viel gesagt werden können, dafür werden die 20 Preise ausgelistet, die sie schon hat.
Schmidts Ansicht, in der Jury des Büchner-Preises gehe es nur um Literatur und nicht um Politik, ist naiv.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.03.2017 um 08.26 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1011#34628
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Valerio 18 (2016) hat den Titel "Angemessenheit" ("Aptum" heißt auch die ebenfalls von J. Schiewe herausgegebene Rhetorik-Zeitschrift). Alle Beiträge in Reformschreibung bis auf zwei, einer davon ist von Lothar Müller (Süddeutsche Zeitung), der andere von Uwe Pörksen. Im übrigen habe ich darin nichts Lesenswertes gefunden.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.11.2015 um 16.57 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1011#30409
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Die Laudatio auf Eisenberg hat Manfred Bierwisch gehalten. Dabei geht ihm, was die Geschichte der Rechtschreibreform betrifft, einiges durcheinander, aber das ist nun auch schon egal:
http://www.deutscheakademie.de/de/auszeichnungen/sigmund-freud-preis/peter-eisenberg/laudatio
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.11.2015 um 16.50 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1011#30408
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Zu einigen diesjährigen Kabbeleien s. a. hier:
http://www.deutscheakademie.de/de/aktuell/2015-11-02/erklaerung
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.11.2015 um 16.45 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1011#30407
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Allroggen: In diesem Jahr ist der Linguist Peter Eisenberg mit dem Siegmund-Freud-Preis ausgezeichnet worden, der ebenfalls gestern Abend vergeben wurde. Eisenbergs Spezialgebiet ist die deutsche Grammatik. Er hat mehrere bedeutende Standardwerke geschrieben und gilt ebenso wie Ihre Institution als Kritiker der Rechtschreibreform. Kann man Peter Eisenberg als engagierten Kämpfer für die geschriebene deutsche Sprache bezeichnen?
Detering: Ich glaube, es wäre passender, Eisenberg als einen Aufklärer im Bereich der Sprache, der Sprachwissenschaft, der Sprachkritik zu bezeichnen. Ein großes Verdienst, für das er gestern mit dem Freud-Preis ausgezeichnet wurde, besteht darin, dass er die Gefahr der esoterischen Wissenschaftssprache für kleine geschlossene Preise vermeidet, indem er wissenschaftlich überaus präzise, aber für alle interessierten Leser klar verständlich argumentiert, auch dort, wo es um aktuelle Ereignisse wie die Rechtschreibreform geht. Er hat da ja auch praktisch sehr maßgeblich mitgewirkt, solche Missstände und Fehlentwicklungen wieder zu korrigieren. Und dass er zum Beispiel auch populären Missverständnissen mit der Kraft der Vernunft des wissenschaftlich-analytischen Blicks entgegentritt, zum Beispiel der ewigen Angst vor einer Überfremdung des Deutschen durch Anglizismen oder anderen populären Besorgnissen. Da hat er immer wieder als ein Aufklärer gewirkt, der sehr heilsam, klärend, beruhigend gewirkt hat.
(Deutschlandfunk, Interview mit dem Präsidenten der DASD, nicht korrigiert)
Detering drückt sich mit Recht vorsichtig aus, Eisenberg wird ja als Retter der Rechtschreibreform und Helfer der KMK in die Geschichte eingehen.
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Kommentar von Friedrich Chiller, verfaßt am 01.11.2008 um 22.28 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1011#13385
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Mein dringendster Wunsch, es ist ja bald Weihnachten: Schreibt Pronomina bitte nicht mehr groß! "So Vieles", "so Einiges", "so Manches", "der Andere" – ich finde das einfach nur noch lächerlich.
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Kommentar von Friedrich Chiller, verfaßt am 30.10.2008 um 23.49 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1011#13377
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Reichert: "In der Öffentlichkeit hat sich das wohl erledigt. Aber die Reform der Reform ist noch nicht vom Tisch. Es gibt verschiedene Dinge, die mit heißer Nadel genäht worden sind, zum Beispiel bei der Groß- und Kleinschreibung und den Trennungen. Wir sind im Rat für Rechtschreibung hinterher, dass diese Fragen geklärt werden. Wir müssen die Reform weiter rückbauen."
Zum ersten hat sich das in meiner Realität nie erledigt, denn die Frage, in welcher Rechtschreibung ich schreiben soll, ist für mich fundamental. Sie ist für mich wohl so fundamental wie die Frage eines Violinisten, auf wie vielen Saiten er spielen soll, gar darf. Zum zweiten sind die die Dinge nicht etwa mit heißer Nadel, sondern mit einem heißen Buschmesser gestrickt, Herr Reichert.
Herr Reichert: Nur Mut zur Lücke! Es gibt keinen Grund, mit dieser Reform zufrieden zu sein, sie hat potentiell interessierten Schreibern nur eine Violine mit drei Saiten beschert, die plötzlich genug sein sollen! Ein paar Dinge gibt es wohl, auf die ich verzichten könnte, wie etwa die Zusammenschreibung im Attributischen ("frischgebackenes Brötchen" vs. "frisch gebrackenes Brötchen" – mir ist's letztlich einerlei), aber das Gesamtbild präsentiert sich doch als ein sehr Dichterfeindliches, das Dichtern verbieten soll, den Schatz ihrer Schrift nicht nur wertzschätzen, sondern auch zu hieven.
Ich sage es so freundlich, wie es mir möglich ist: Der Rat für deutsche Rechtschreibung muß unverzüglich aufgelöst werden. Die CSU macht es gerade vor, daß auch in erzkonservativen Kreisen Erneuerung, ein Generationenwechsel möglich ist. Ähnliches brauchen wir auch für diese völlig verkrustete Behörde namens Rat für deutsche Rechtschreibung, die weder Rat noch Behörde noch sonst irgendwas ist, sondern einfach nur eine Ansammlung von Stoikern, die keinerlei Liebe für das empfinden, wofür sie zuständig sind.
Grüße
Friedrich Ch.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.10.2008 um 18.03 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1011#13375
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ECHO: Als Sie das Amt des Akademiepräsidenten antraten, war der Streit um die Rechtschreibreform in vollem Gange. Ist das heute ein erledigter Fall?
Reichert: In der Öffentlichkeit hat sich das wohl erledigt. Aber die Reform der Reform ist noch nicht vom Tisch. Es gibt verschiedene Dinge, die mit heißer Nadel genäht worden sind, zum Beispiel bei der Groß- und Kleinschreibung und den Trennungen. Wir sind im Rat für Rechtschreibung hinterher, dass diese Fragen geklärt werden. Wir müssen die Reform weiter rückbauen.
(Echo online 28.10.08, vor der Herbsttagung)
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Kommentar von Wolfgang Scheuermann, verfaßt am 26.05.2008 um 09.40 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1011#12216
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Diese Mutmaßungen von Herrn Bärlein erscheinen mir hochplausibel.
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Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 21.05.2008 um 23.09 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1011#12202
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Eisenberg ist sicherlich eine schillernde Persönlichkeit, aber andere, wie Reichert oder von Hentig, legen im Rahmen ihrer Möglichkeiten dieselbe Verhaltensweise an den Tag. Das Problem solcher Leute beruht nicht auf einem Mangel an Intelligenz, sondern auf dem Übermaß der Anerkennung, die sie für ihren Gebrauch erfahren haben. Sie sehen sich selbst als das, wofür sie gehalten werden, nämlich als "Institution".
Die Selbstbehauptung im Argument und durch das Argument, das ist der Weg, auf dem sie geworden sind, was sie sind. Allerdings können auch im Horizont hochkarätiger Akademiker mißliche Wahrnehmungen auftauchen, gegen die sich mit Argumenten nichts ausrichten läßt. Soweit sie sich diesen Wahrnehmungen gegenüber verhalten zu müssen glauben, haben sie zwei Möglichkeiten. Entweder erkennen sie das Faktische in seiner brutalen Simplizität an. Das schließt die Anerkennung der Grenzen des Arguments ebenso ein wie die der Grenzen des eigenen Lebensentwurfs. Oder aber sie weichen dieser Ohnmachtserfahrung aus.
Die Fiktion des überlegenen Standpunkts zu wahren ist dann wichtiger als ein nüchterner Blick auf die Realität oder gar die Verantwortung für die Folgen des eigenen Handelns. Das Zauberwort zur Wahrung der Fiktion heißt "Kompromiß". Das läuft dann ungefähr so ab: "Daß es überhaupt so weit kommen konnte, liegt daran, daß man uns nicht beizeiten gefragt hat. Generell sind Konflikte nur dann möglich, wenn die Beteiligten die Bedingungen der Möglichkeit ihrer Lösung nicht vorab gründlich genug durchdacht haben. Wir jedoch, kraft unserer überlegenen Einsicht, können das. Unsere Mutmaßung über den Ausgang des Konflikts antizipiert diesen und muß deshalb seine Austragung ersetzen."
Der Gedankengang ist so grotesk, daß er selbstverständlich nie in reiner Form vorgetragen wird. Aber er beherrscht zum Beispiel Klaus Reicherts Polemik gegen die Dissidenten der Darmstädter Akademie bzw. gegen die den vermeintlichen Dolchstoß führenden Hintermänner (die zur Entlastung der Mitglieder höflichkeitshalber eingeführt werden) in dem berühmten Valerio-Heftchen 3/2006. Die Schärfe von Reicherts Polemik wird überhaupt erst verständlich, wenn man sie als Abwehr eines Angriffs deutet: eines Angriffs allerdings nicht auf die (vielleicht ja nur in taktischen Fragen abweichende) eigene Meinung, sondern eines Angriffs auf die Position des sich aus Eitelkeit und Selbsttäuschung zum Streitschlichter aufwerfenden Akademikers.
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Kommentar von Kurt Albert, verfaßt am 21.05.2008 um 19.28 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1011#12201
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Eisenberg erinnert mich in seiner Haltung zur Rechtschreibreform immer wieder ans sprichwörtliche Chamäleon. Schon öfter habe ich ihn polemisieren hören, daß man dem Volk diese Reform aufgezwungen habe, daß man sehen könne, wie man in Sachen Sprache die Öffentlichkeit vergewaltige ... (aber er weiß ja eh immer alles besser und kanzelt die anderen ab). Und dann vermittelt er die Reformergebnisse an die so vergewaltigte Öffentlichkeit, kommentiert das dtv-Rechtschreibbuch und schreibt die Broschüre für die Berliner Schulverwaltung.
Er rüttelt auch mannhaft an den Normen, stellt "richtiges und gutes Deutsch" in Frage – und beliefert dann die Neuausgabe des Duden 9: "Richtiges und gutes Deutsch".
Man kann sich (ist das übertrieben?) nicht auf ihn verlassen, ein Star, der sich drehen darf, wie es ihm gefällt.
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