zurück zur Startseite Schrift & Rede, Forschungsgruppe dt. Sprache    FDS - In eigener Sache
Diskussionsforum Archiv Bücher & Aufsätze Verschiedenes Impressum      

Theodor Icklers Sprachtagebuch

Die neuesten Kommentare


Zum vorherigen / nächsten Tagebucheintrag

Zu den Kommentaren zu diesem Tagebucheintrag | einen Kommentar dazu schreiben


01.04.2008
 

Tintenkuli
Wortbildung und Technikgeschichte

Am 31.3.08 lag eine Werbebeilage der Stadt Hamburg in der Süddeutschen Zeitung, darin hieß es, in Hamburg sei der Kugelschreiber erfunden worden:
"1928 erfand Wilhelm Riepe ein Schreibgerät, mit dem man so leicht schreiben konnte wie mit einem Füller und das doch durch Kohlepapier durchdrückt. Das Ergebnis: der Tintenkuli."
Dazu ist ein moderner Kugelschreiber abgebildet.

Zufällig hatte ich mich wenige Stunden zuvor mit dem Thema beschäftigt, weil beim IDS ("Grammis") folgende Ansicht herrscht:

"Sehr selten werden Konfixe durch Kürzung gebildet, z.B. kul- <– Kugelschreiber im expliziten Derivat Kuli (...). In der Forschungsliteratur (vgl. Greule 1996: 200f) werden Einheiten wie kul- gelegentlich als 'gebundene Kurzwörter' bezeichnet (Greule 1996: 200f). Diese Bezeichnung widerspricht aber dem Wortbegriff, wie er hier verwendet wird: Wörter sind per definitionem nicht gebunden. Vgl. Das Wort. Daher wird eine Einheit wie kul- hier den Konfixen zugeordnet, die gebunden, aber basisfähig sind, d.h. die die Basis expliziter Derivate wie Kuli (aus dem Konfix kul- und dem Suffix -i) bilden können."

Im Duden-Universalwörterbuch steht:

"Tin|ten|ku|li, der: Kugelschreiber, der anstelle einer Mine mit Farbe ein Röhrchen mit Tinte besitzt.“ (Aber wieso dann Kugel-?)

"Tintenkuli m – rollerball pen" (Muret/Sanders; letzteres ist aber kein Stichwort im englisch-deutschen Teil)

Richtig dagegen Kluge/Seebold:

"Kuli 2 (meist mit kurzem u gesprochen) 'Kugelschreiber' (20. Jh.) Hybridbildung. 1928 gründet der Kaufmann W. Riepe in Hamburg eine Firma zur Herstellung des von ihm so genannten Tintenkuli, einer Verbesserung des amerikanischen Stylopen, eines Schreibgeräts, das mit Tinte und einem Schreibröhrchen arbeitete. Mit dem Markennamen wurde auf Kuli1 angespielt: das Gerät sollte ein preiswerter und zuverlässiger Diener sein. Es wurde dann in der Funktion als billiges (und durchschreibendes) Schreibgerät abgelöst durch den Kugelschreiber, und offenbar wurde Kuli als Abkürzung für Kugelschreiber gebraucht (was von der Wortform her nicht naheliegt). Die Kürzung des Vokals ist wohl affektiv (man müßte eigentlich Kulli schreiben)."

Ich erinnere mich noch, wie ich als Grundschüler beim Übergang von Griffel und Bleistift zu Tinte eine Zeitlang den echten Tintenkuli benutzte. Die Lehrer hatten Bedenken, weil sie eine Verschlechterung der Handschrift befürchteten. Anstelle der Feder hatte dieser Füller also besagtes Stahlröhrchen, aus dem ein sehr feiner Metallstift ragte, den ein Gewicht am oberen Ende niederdrückte und der sich beim Aufsetzen aufs Papier hob und den Tintenstrom freigab. Das Schreibgefühl war nicht das angenehmste. Aber erst der Kugelschreiber machte den Tintenkuli zur technischen Sackgasse (ich weiß, daß es ähnliche Geräte in graphischen Berufen noch gibt).

Die Herleitung des "Kulis" beim IDS ist aber eindeutig falsch.



Diesen Beitrag drucken.

Kommentare zu »Tintenkuli«
Kommentar schreiben | neueste Kommentare zuoberst anzeigen | nach oben

Kommentar von R. M., verfaßt am 01.04.2008 um 20.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=993#11837

Der Kugelschreiber wurde von László Bíró erfunden, weshalb er auf englisch auch biro, im argentinischen Spanisch birome heißt.
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 01.04.2008 um 22.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=993#11838

Wikipedia hat noch folgendes:

"[...] Der Name "Kuli" wurde wegen seiner Ähnlichkeit zum Wort Kugelschreiber als Kurzform später auf dieses Schreibgerät übertragen. [...]"

Das leuchtet mir noch nicht ein. Das Schreibgerät der Firma Rotring hieß "Tintenkuli", so daß die Kurzform erkennbar ist. Aber "Kugelschreiber" hat doch keine Ähnlichkeit mit "Kuli". Es kann doch eigentlich nur so gewesen sein, daß der ursprüngliche "Tintenkuli" von Rotring so beliebt und verbreitet war, daß sich sein Kurzname dann auf das neue und technisch bessere Gerät übertragen hat. Ähnlich wie der ursprüngliche Markenname "Fön" sich danach auf alle anderen Haartrockner übertragen hat. Vermutlich haben immer die zeitlich ersten Markennamen die Bezeichnung für alle ähnlichen Produkte geprägt (Tempo-Taschentücher, Maggi-Würfel, Hansa-Plast, Rama). "Rama" schrieb sich übrigens ursprünglich "Rahma", was noch Sahne als Inhaltsstoff vorgaukeln sollte.

Auch wenn der Satz oben mißverständlich ist, zeigt eine Photographie bei Wikipedia sehr gut die Kugel des Kugelschreibers.
 
 

Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 02.04.2008 um 10.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=993#11842

In der Bedeutung Kugelschreiber kenne ich das Wort Kuli nur mit langem u.
 
 

Kommentar von David Konietzko, verfaßt am 02.04.2008 um 10.25 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=993#11844

Gerade wollte ich das gleiche schreiben wie Herr Wagner. Auch das Duden-Aussprachewörterbuch (4. Auflage 2000) gibt nur die Aussprache mit langem u an.

Der Kluge/Seebold hält die angebliche Vokalkürzung für »affektiv«. Aber bei wem löst denn ein Schreibgerät Affekte aus?
 
 

Kommentar von Galina Leljanowa, verfaßt am 02.04.2008 um 10.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=993#11846

Ein Kuli ist ein Tagelöhner im Sinne eines „ausgenutzten und ausgebeuteten Arbeiters“. Wurde die Bezeichnung nicht im 19. Jahrhundert vom engl. coolie aus dem Hindi entlehnt, dem Namen eines im westlichen Indien beheimateten Volkstammes, dessen Angehörige sich oft als Fremdarbeiter zu verdingen pflegten und pflegen?

Der Gebrauch des indischen Wortes im Sinne von „Lastträger oder auch Lohnarbeiter“ ist auch in China bekannt, erst recht der Wirtschaft.
 
 

Kommentar von Lw, verfaßt am 02.04.2008 um 20.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=993#11856

Vielleicht gehört László Biró tatsächlich die Ehre der Erfinders des Kugelschreibers. Laut Wikipedia erhielt er am 25.04.1938 ein Patent auf den Kugelschreiber. Der Kugelschreiber kam wenig später unter dem Namen Go-Pen auf dem Markt. An der Erfindung des Wortes Kuli scheint somit Biró nicht beteiligt gewesen zu sein.

In der 22. Ausgabe des Etymologischen Wörterbuchs von Kluge steht unter Kuli: "m. 'Kugelschreiber' (meist mit kurzem u gesprochen). Kürzung aus Kugelschreiber, doch ist das Vorbild für die zweite Silbe nicht klar." Unmittelbar vor diesem Eintrag steht ein Eintrag zu Kuli (billiger Arbeiter, Tagelöhner): "[...] cooly, coolie, dieses aus i. kuli (dass); dies ist möglicherweise ursprünglich der Name eines westindischen Stammes, dessen Mitglieder sich häufig als Tagelöhner verdingten. Littmann (1924), 120". Merkwürdigerweise wird zwischen diesen Einträgen keinerlei Beziehung hergestellt.

Könnte es sein, daß das Wort Kuli i.S.v. Kugelschreiber sich sowohl von Kuller=Kugel, als auch von dem sehr bekannten und emotional mit in der gewünschten Weise (billig, leistet viel) aufgeladenem Kuli=Lastenträger ableitet? Daß der Tinten-Kuli kein Kugelschreiber war, schließt m.E. nicht aus, daß der oder die Erfinder des Wortes Kuli gerne auch die Verbindung zu Kuller=Kugler aufgegriffen haben.

Könnte es ferner sein, daß diese Assoziationen noch heute in der unterschiedlichen Aussprache des u weiterleben? Einige sprechen das u kurz, andere hingegen lang aus. Oder sind die Unterschiede in der Aussprache anders zu begründen? Ich zumindest sprach und spreche das u stets lang aus, weil sich mir seit eh und je die Verbindung zu Kuli=Lastenträger aufdrängte.

Interessanterweise findet sich in der Britanica Online zu Coolie eine doppelte Herleitung:
"(from Hindi Kuli, an aboriginal tribal name, or from Tamil kuli, “wages”), in usually pejorative European usage, an unskilled labourer or porter usually in or from the Far East hired for low or subsistence wages." Hiernach hätte der Name Kuli im Sinne von "Lastenträger" zwei, sich ergänzende Wurzeln: Hindi "Kuli=Name des Stammes" und Tamil "kuli=Lohn".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.04.2008 um 09.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=993#11857

Auch ich kenne "Kuli" nur mit langem u. – Affekte erregen alle Gegenstände, die mit der Schule zusammenhängen, nämlich bei den Schülern. Daher die vielen entstellten Bezeichnungen ("Ratzefummel" usw.).

Was die Herkunft des Wortes betrifft, so hat mein Hobson-Jobson zwar einen sehr ausführlichen Artikel zur Wortgeschichte, aber es ist ziemlich viel Mutmaßung dabei. Bevor ich das las, war ich eigentlich sicher, daß das Wort keineswegs aus dem indischen Bereich, sondern aus dem Chinesischen kommt, wo "li" ja "Arbeit " heißt und das Ganze (in der üblichen Schreibweise) "harte Arbeit". Aber das kann natürlich ein Lehnwort sein.
 
 

Kommentar von Tobias Bluhme, verfaßt am 03.04.2008 um 13.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=993#11858

Auch ich kenne "Kuli" nur mit langem u.

Im Südwesten Deutschlands ist kurzes und langes "u" gefühlsmäßig gleichberechtigt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.04.2008 um 14.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=993#11859

Ich suche schon eine Weile nach anderen Beispielen, wo Abkürzungen auch so entstehen, daß Buchstaben aus der Wortmitte ausgelassen werden. Leider fällt mir im Moment keins ein, aber ich bin sicher, daß es viele gibt. Kennt niemand eins?

Meiner Meinung nach kann es gar keinen Zweifel daran geben, daß Kul- eine Abkürzung bzw. Zusammenziehung von Kugel ist, und daß das -i ein Verkleinerungs-/Verniedlichungsuffix ist, wie z.B. in Rudolf –> Rudi u.ä. Ich habe Kuli auch noch nie mit kurzem u gehört. Mag sein, daß es irgendwo kurz gesprochen wird, aber über manche Wörterbuchautoren muß man sich schon wundern, wenn sie sogar behaupten, "meistens kurz".

Aus den verschiedenen Quellen wird man nicht ganz schlau, ob nun der Tintenkuli oder der Kugelschreiber zuerst da war. Zumindest die Idee eines Kugelschreibers gab es aber schon sehr lange, und demzufolge wohl auch das Wort Kugelschreiber, das man irgendwann (vielleicht auch wirklich erst für den Tintenkuli) mit Kuli abkürzte.

Als dann der Tintenkuli erfunden wurde, so denke ich mir, hatte man eben weniger die Kugel im Sinn, als mehr die generelle Ähnlichkeit mit dem praktischen Kugelschreiber (oder dessen Idee), einem etwas sichereren Schreibgerät, mit dem man nicht so leicht Tinte verspritzte. Im Gegensatz zum Kugelschreiber, der Farbe speicherte, nannte man ihn eben den Tintenkugelschreiber, abkürzend Tintenkuli.

Vielleicht etwas später kamen dann die eigentlichen jetzt bekannten Kugelschreiber auf den Markt, die den Tintenkuli wieder verdrängten und wie früher im Volksmund kurz Kuli genannt wurden.
 
 

Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 03.04.2008 um 16.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=993#11860

Im Nordwesten wird zumeist "Kuli" geschrieben und "Kulli" gesprochen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.04.2008 um 16.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=993#11861

Wir können uns eine Zeit kaum noch vorstellen, in der es weder den Kugelschreiber noch ein Wort dafür gab. Und doch ist das Wort in meinem Mackensen von 1952 noch nicht enthalten, in den älteren Wörterbüchern natürlich erst recht nicht (freilich habe ich nicht allzu viele hier im Hause). So ist es sehr unwahrscheinlich, daß Riepe den Namen (Tinten)kuli ausgerechnet aus "Kugel" zusammengezogen haben sollte, zumal seine Erfindung ja gerade keine Kugel enthielt! Vgl. noch:

»Dr. Riepe decided that he would need to mass produce this stylograph, so in 1928 he founded the Tintenkuli Handels GmbH factory based in Hamburg. His company produced innovative stylographic pens that featured a piston filling mechanism, an ink window, a well balanced ink feeding mechanism, and easily interchanged stylographic writing tips. The success of the pen grew and export surged to approximately 30 countries. The name chosen for the pen, "Tintenkuli", is the combination of "Tinten" (ink) and "Kuli" (worker). Thus, "ink worker". At that time in history, it was common to refer to a manual laborer from China or India as a "Coolie" or "Kuli", which could be taken as a racial slur. Thus, Dr. Wilhelm decided that the Tintenkuli pens were later referred to as "Tiku" pens (first two letters of each word), to be more politically correct. Eventually the slur was forgotten (thankfully!) and in Germany, "kuli" is now a synonym "ballpoint".«
(Quelle)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.04.2008 um 22.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=993#11862

Interessant ist vielleicht auch, was im Deutschen Wörterbuch von Hermann Paul (10. Aufl. 2002) steht:

Kuli geht zurück auf den Namen eines Stammes in Indien, der Lastenträger stellte, ... 1 allg. >Schwerarbeiter<; Tintenkuli journalist. >Lohnschreiber< seit 1891 (MHarden; Ladendorf), von daher wohl gekürzt K. i.S.v. 2 >Kugelschreiber<

Also ein Tintenkuli nicht nur als Schreibgerät, sondern auch als Lohnschreiber!? Das Schreibgerät wird hier gar nicht erwähnt.

Den ersten Kugelschreiber habe ich ungefähr 1965 gesehen, damals war ich im 5. Schuljahr. Meine Mutter nahm mich zum Einkaufen mit, und in einem kleinen Kramladen führte uns der Verkäufer das neuartige Ding vor. Ich weiß noch, wie die Erwachsenen es damals bestaunt haben.
Geschrieben habe ich damit aber erst seit dem 9. Schuljahr. In der Schule war sehr schnell die Abkürzung Kuli gebräuchlich, ich weiß aber gar nicht, ob jemand von uns damals die Kulis als indische Lastenträger auch schon kannte.

Na ja, wenn man sein ganzes Leben lang fest davon überzeugt war, daß Kuli Kugelschreiber heißt, muß man sich erstmal an den Gedanken gewöhnen, daß das Wort in Wirklichkeit vom Lastenträger-Kuli abstammt.
 
 

Kommentar von Christoph Schatte, verfaßt am 03.04.2008 um 23.45 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=993#11864

Die morphologische Gipfel stürmende Erklärung des Wortes "Kuli" in gr@mmis (IdS) verlangt nach einer wissenschaftlich mindestens ebenso ambitionierten Erklärung der Kugeluhr als solcher und ihres Namens in gr@mmis.

Der (ältere) Tintenkuli hatte Pech, wurde er doch vom praktischeren Kugelschreiber verdrängt, der sich ganz unkompliziert den zweiten Namensteil seines komplizierten Vorfahren aneignete. Nach einem Tintenkuli sollte man also heute nicht mit dem ordinairen Kurznamen "Kuli" verlangen (schon wegen der Exklusivität und des Preises!).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.02.2014 um 08.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=993#25014

Ich radele jeden Tag an derselben Stelle an einem geparkten Auto vorbei, wobei mein Blick auf die Marke Tiguan fällt. Wie ich jetzt erst sehe, handelt es sich um einen VW-Typ (mein Interesse an Autos ist sehr gering, daher meine Unkenntnis). Ich spüre jedesmal ein leises Mißbehagen und möchte dem einmal nachgehen. Wikipedia schreibt:

In den Medien kursierte lange der Name „VW Marrakesh“. Der Name war von einer Zeitung, angelehnt an eine frühere VW-Studie, eingeführt worden und wurde von vielen anderen Medien übernommen. Die Marketingabteilung von Volkswagen versuchte wochenlang vergeblich, den Gebrauch dieses falschen Namens zu stoppen. Die offizielle Bezeichnung bei Volkswagen lautete zu diesem Zeitpunkt schlicht „kompakter Geländewagen“ oder „Kompakt-SUV“; sein Name sollte erst kurz vor der Markteinführung bekannt gegeben werden.
Das aus den Begriffen Tiger und Leguan zusammengesetzte Kunstwort „Tiguan“ entstand aus einer Umfrage in der Zeitschrift Auto Bild,[3] deren Leser bis zum 15. Juni 2006 über den Namen des zukünftigen Fahrzeugs abstimmen konnten. Dabei setzte sich „Tiguan“ mit 36 Prozent der Stimmen gegen die Alternativen „Nanuk“, „Namib“, „Rockton“ und „Samun“ durch. Die im Vorfeld angekündigten Namen „Marrakesh“ und „Beduin“ wurden verworfen.


Ich assoziiere auch Jaguar und Guano. Die Leguane sind vielleicht nicht die anziehendsten Vorbilder für ein Auto. Der Vorschlag "Samun" scheint Lectio facilior für "Samum" gewesen zu sein.

Insgesamt wundert es mich, daß Exotik immer noch ein Verkaufsargument sein soll. Das befremdet mich auch bei der Namensgebung hier im Dorf, wo exotische Vornamen mit sehr bodenständigen Familiennamen kombiniert werden.

Kann man, ohne sich ein wenig zu genieren, davon berichten, daß man einen Tiguan führt?
 
 

Kommentar von Marvin, verfaßt am 03.02.2014 um 11.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=993#25015

Exotische Autonamen oder überhaupt Namen für Automodelle sind nur in den unteren Klassen üblich. BMW und Mercedes haben nur Buchstaben und Zahlen als Modellbezeichnungen, ebenso Audi als Möchtegern-Oberklassenmarke. Porsches Sportwagen hatten auch nur Nummern, bis man in den 90ern mit dem "Boxster" nach tieferen Marktsegmenten griff.

Exotische Kindervornamen als Marker der sozialen Herkunft und Bildung des Elternhauses ("Schackeline") gehören seit langem zu den Standards der Comedy.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.02.2014 um 12.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=993#25016

Danke für den interessanten Hinweis, der offensichtlich zutrifft! Es handelt sich bei den Kunden wohl um die Leute, die auch Markennamen auf der Oberbekleidung sowie auf Handtaschen und Koffern zur Schau stellen. Sozusagen ein Stil-Prekariat.

Gestern röhrte ein unglaublich mächtiger SUV hinter mir her, der eigentlich wohl unter das Sonntagsfahrverbot für Lastwagen gehört hätte, konnte nicht überholen, weil ich selbst an einer unendlichen Kette "ruhenden Verkehrs" entlangradelte, drückte aber immer wieder mal wütend aufs Gas, so daß ich ganz nervös wurde, und dann aber, als ich ausweichen konnte - ungeheures Aufheulen und Losrasen!

Zu den exotischen Personennamen wollte ich mir etwas besonders Abstruses ausdenken, mußte dann aber feststellen, daß alles schon existiert, und ich möchte ja niemanden hier bloßstellen.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 03.02.2014 um 14.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=993#25019

Vgl. auch Fiat 500, Renault 4, Citroën 2 CV (unvergessene Oberklassenmodelle) vs. Rolls Royce Silver Spirit, Ferrari Testarossa, Lamborghini Murcielago, Bugatti Veyron (Fahrzeuge für die Plebejer).
 
 

Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 03.02.2014 um 15.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=993#25020

Bezüglich Autonamen vermute ich, daß Firmen in erster Linie von ihrer Geschichte geprägt sind:

BMW und Mercedes hatten seit jeher numerische Typbezeichnungen, obwohl auch hier im Laufe der Zeit ergänzende Kategorien erforderlich wurden (S-, E-, C-, usw. Klasse, 3er-, 5er-, 7er- X-Reihe usw.).

VW begann eigentlich mit dem Volkswagen (Ursprung siehe KdF) - und damit war damals der Käfer gemeint, (obwohl ein Käfer nie als Typbezeichnung Käfer hieß, er wurde lediglich von allen so genannt). Später erhielten alle Typen irgendwelche Namen.

Audi ist untypisch, weil ein Konglomerat aus vier Urfirmen (Wanderer, DKW, Horch und NSU), trotzdem ist heute auch hier eher die Nummernmode einschlägig.

Ford ist amerikanisch/englisch/deutsch, daher ebenfalls verschiedene Stämme. Momentan eher Phantasienamen.

Opel gab den Autos (so lange ich mich erinnere) schon immer phantasievolle Namen.

Lediglich Porsche ist aus deutscher Sicht ein Ausreißer, hier begann man mit Nummern, die teilweise bis heute fortgeführt werden (obwohl der aktuelle 911er in Wirklichkeit ein Typ 991 ist, es handelt sich seit 1963 um die siebente Stufe der 911-Evolution), die neueren Typen haben allerdings Phantasienamen erhalten (offenbar nach VW-Vorbild).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.02.2014 um 16.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=993#25021

Vielleicht war das eine andere Zeit? Autos wie Schiffe benannt...
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 03.02.2014 um 16.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=993#25022

Der Name "Ente" für den Citroen 2CV war in Frankreich ganz unbekannt.
 
 

Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 03.02.2014 um 17.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=993#25023

Der 2CV war ein deux chevaux (2PS),
andere Citroën-Typen hießen ID (L‘Idee)
oder DS (La Déesse – Die Göttin).

Von Renault gab es einen 4CV.
 
 

Kommentar von Marvin, verfaßt am 03.02.2014 um 18.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=993#25025

Ich habe nicht geschrieben, daß alle Autos mit Nummern der Oberklasse angehören. Manchmal hilft es, den Beitrag nochmal zu lesen, um den Inhalt zu erfassen.

Fiat und Citroen geben ihren Autos übrigens seit Jahrzehnten fast durchweg Namen. Auch Renault ist schon lange von Nummern auf Namen umgestiegen. Peugeot hat beides.

Ferrari verwendet bis auf wenige, 30 Jahre zurückliegende Ausnahmen nur Nummern. Bugatti und Lamborghini sind Volkswagen, und die VW-Marken außer Audi verwenden Namen (wenn man schon Supersportwagenmanufakturen unter Oberklasse-Hersteller einordnen will, um irgendein Gegenbeispiel zu finden).

Relativ neu sind synthetische Namen für Autos. Früher verwendete man gerne Landschaften oder Städte (Granada, Taunus, Capri, Ascona, Monza) oder militärische/zivile Ränge oder Titel (Kadett, Kapitän, Admiral, Diplomat, Consul). Das entsprach vermutlich dem Wirtschaftswunder-Zeitgeist.

Die Marke VW begann mit den Namen so richtig vor 40 Jahren, mit Golf und Polo, Passat und Scirocco. Diese Namen werden bis heute verwendet (Scirocco wurde nach langer Pause reaktiviert); die später kreierten Namen sind aber meist künstlich, wie "Tiguan" oder "Amarok".

"Käfer" war früher ein Volks-Spitzname wie "Ente", der von der VW-Werbung aufgegriffen wurde, aber nicht zur Modellbezeichnung gehörte. Das heutige Retrodesign-Modell auf Golf-Plattform heißt aber offiziell "VW Beetle", in Deutschland mit einem optionalen "Käfer"-Schriftzug auf dem Heck.

Ich kann mir vorstellen, daß ein Modellname sich beim Publikum leichter einprägt als eine Zahl, mit oder ohne Buchstaben. Andererseits hatten und haben BMW, Mercedes oder Jaguar mit sachlichen Bezeichnungen, auf den Motor bezogen ("200 D", "325i") oder Buchstaben-Baureihen ("C-Klasse", "X-Type") offenbar auch keine Schwierigkeiten, ihre Modelle bekannt zu machen.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 03.02.2014 um 21.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=993#25026

Ein gegenwärtig gebautes Ferrari-Modell heißt bekanntlich »California«, längst nicht alle Citroën-Modelle haben oder hatten Namen, »Kadett« und »Kapitän« waren Namen aus den 30er Jahren, die nach dem II. Weltkrieg wiederbelebt wurden.

Aber wie dem im einzelnen auch sei, insgesamt gibt es sicherlich einen Trend hin zu Namen (VW, Renault, Porsche) und natürlich auch hin zu möglichst weltweit vermarktungsfähigen Namen (»Astra« statt »Kadett« usw.). Es liegt auf der Hand, daß sich Namen eher »emotional besetzen« lassen als bloße Zahlen oder Buchstaben.
 
 

Kommentar von Marvin, verfaßt am 03.02.2014 um 22.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=993#25027

Stimmt, an den California hatte ich nicht gedacht. Als Fiat-Marke muß man wohl volkstümliche Namen akzeptieren ;-)

Citroen hat Buchstaben und Nummern, meist ergänzt durch einen Namen ("Picasso", "Zero"...). 2CV, 4CV usw. waren übrigens französische KFZ-Steuerklassen, in die die Modelle fielen (die "Ente" wurde in Frankreich eine Weile als 3CV verkauft, als sie wegen mehr Leistung höher eingestuft wurde).

Aber das führt zu weit vom Thema ab. Kunstnamen wie "Tiguan", "Mondeo" oder "Meriva" kommen meiner Meinung nach im Deutschen nicht so gut an; das ist eine Marotte der in sich geschlossenen Marketing- und Werbewelt. Die erfolgreichen Oberklassemarken kommen ohne aus, und Opel hat seinen jüngsten Kleinwagen "Adam" genannt, was die Opel-Klientel wohl weit mehr emotional anspricht als "Insignia".
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 04.02.2014 um 09.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=993#25033

Ein berühmtes Auto vor dem Krieg hieß einfach "Opel P4". Aber noch davor gab es das "Hanomag Kommißbrot". Die Loyd-Pkw nach dem Krieg wurden "Plastikbomber" genannt. Die Borward-Pkw hatten vom Werk aus sehr schöne weibliche Namen wie "Arabella".
 
 

Kommentar von Michael Krutzke, verfaßt am 04.02.2014 um 10.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=993#25034

Na ja, für Liebhaber bestimmter Marken können auch Kürzel eine hohe „Strahlkraft“ haben – egal ob für Modelle oder Baureihen, beispielsweise XK8, X100, XJR, DD6, 124er. Bei der Neueinführung eines Modells mag ein geschickt gewählter Name schon günstiger sein. Wobei man sich da international auf vermintes Gelände begibt (siehe z. B. hier: http://www.auto-motor-und-sport.de/news/audi-e-tron-mitsubishi-pajero-vw-vento-co-wenn-auto-namen-in-die-hose-gehen-1415102.html) So hatte sich ein türkischstämmiger Autoteilehändler aus Hamburg vor Jahren seinen Nachnamen „Turan“ schützen lassen, und zwar unabhängig von der Schreibweise, es zählte die Aussprache. VW wiederum brachte 2003 seinen Minivan „Touran“ auf den Markt. Ein lohnendes Geschäft für den findigen Nachnamensschützer: Drei Autos und eine sechsstellige Summe war VW die Namensnutzung wert.
Kurz zur „Oberklasse: Die verliert ihren Zauber sehr schnell, wenn man selbst ein wenig an seinen Autos schraubt und sich eingehender mit der Technik beschäftigt. Auch da wird nur mit Wasser gekocht, und das zum Teil skandalös schlecht.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 04.02.2014 um 11.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=993#25035

Lieber Germanist, kleine Korrektur: "Leukoplastbomber".
 
 

Kommentar von Marvin, verfaßt am 04.02.2014 um 12.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=993#25036

Das Kürzel mit der höchsten Strahlkraft ist wohl "911". In den 50 Jahren der Verwendung dürfte es weltweit bekannter geworden sein als jede andere Auto-Modellbezeichnung.

Eigentlich hatte Porsche an "901" gedacht, aber dafür lagen die Rechte bei Peugeot. Im Nachhinein war es eine hellsichtige Entscheidung, bei den Nachfolgern nicht weiterzuzählen, sondern die Nummer gleichzulassen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.02.2014 um 12.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=993#25038

Als kleine Jungen saßen wir mit einem Schreibblock vor der Haustür und zählten Autos in Strichlisten, nach Marken geordnet. Daher weiß ich, daß der Opel P4 Anfang der 50er Jahre durchaus noch gefahren wurde. Er imponierte, weil man einsteigen konnte, ohne sich zu bücken. (Bis das nächste Auto kam, konnte man aber noch eine Partie Fußball spielen. Heute fahren sie auf derselben Straße bumper-to-bumper.)

Markennamen werden ja von Erfindern für ziemlich viel Geld geschaffen, auch die "Handelsmarken" der Discounter. Ob die Ausgabe sich aber auch lohnt?
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 04.02.2014 um 13.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=993#25039

Gerade daß für bestimmte Modelle Spitznamen aufkamen – Tin Lizzy, Käfer, Ente, Pagode usw. – zeigt ja, daß die nüchternen Typenbezeichnungen – T Model, VW 1200, 2 CV, W 113 usw. – dem Publikum nicht griffig genug waren. (Merkwürdig, daß der 911 nicht Frosch genannt wird.)
 
 

Kommentar von Marvin, verfaßt am 04.02.2014 um 18.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=993#25042

Mehr als 90 Prozent aller Markteinführungen scheitern. Ich nehme an, daß für neue Marken die Erfolgsquote noch geringer ist.

Schafft es aber eine Marke zur Bekanntheit, kann dauerhaft etabliert werden, dann hat sich der (finanzielle) Aufwand mehr als gelohnt. Im anderen (viel häufigeren) Fall ist es rausgeschmissenes Geld. Man weiß das nur nicht vorher.

Es gab ein "Froschauge" (von Austin Healey) und einen "Laubfrosch" (von Opel) schon vor dem Porsche 911. Zudem war die 911er-Form ein ganz großer Wurf, wofür sich keine spöttische Bezeichnung durchsetzen konnte.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 04.02.2014 um 18.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=993#25043

Für den Porsche 911 gibt es durchaus eine gängige Spottbezeichnung, nämlich "Flachkäfer", ebenso wie der Käfer manchmal umgekehrt "Buckelporsche" genannt wird.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 04.02.2014 um 20.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=993#25044

In den 1970er Jahren wurde der Porsche 914 von VW als "Volkswagen-Porsche verkauft und vom Volk "Volksporsche" genannt.
 
 

Kommentar von Marvin, verfaßt am 05.02.2014 um 00.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=993#25045

"Gängig" ist was anderes. Nicht nur ich kannte die Bezeichnung "Flachkäfer" nicht, Google findet damit auch kaum Porsche.

"Buckelporsche" fördert einige Käfer zutage, allerdings das gängigere "Kugelporsche" noch mehr.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.02.2014 um 08.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=993#25099

Der alte Markenname Nivea war ziemlich gut, weil er ästhetisch anspricht und gleichzeitig für den Lateiner (? - hoffen wir es mal) ein Schmankerl bietet.

Der Höhepunkt der Markennamenfindung ist aber Sensodyne "für empfindliche Zähne". Das klingt im ersten Teil sensibel und im zweiten dynamisch, was ja schon mal gut ist. Eine zweite Lesart offenbart romanisch-griechisch "ohne Schmerz", was noch besser ist. Das morphologisch sorglose Hineingreifen in den Schatz der altsprachlichen Brocken ist ebenfalls hochmodern. Zuletzt noch eine Feinheit: das Beibehalten des englischen Wortausgangs. Man hätte ja für deutsche Zahnputzer auch das -e streichen können. Aber die Kosmetikbranche spricht nun mal englisch. Ein dreifaches Hoch! Wir wollen auch nie etwas anderes kaufen, z. B. vulgäres Perlodent. Igitt!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.03.2014 um 06.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=993#25274

Hunde mit schlechtem Atem sollen täglich „Dentastix fresh“ kauen.

Mit der Werbung für Hundeparfum könnte sich auch mal jemand beschäftigen.

(Mit dem Ekel verhält es sich auch sonderbar. Ich habe tausendmal meinen
Kindern die Windeln gewechselt und keine Spur Ekel dabei empfunden, aber ein parfümierter Hund würde mir den Magen umdrehen... Vanille, Erdbeere, Kokos und viele Blumendüfte stehen zur Wahl. Wahrscheinlich muß ich mir den Vorwurf der Doggophobie machen lassen.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.04.2016 um 06.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=993#32255

Kipling stated that the first syllable of "Mowgli" should rhyme with "cow" and is pronounced this way in Britain, while in the United States and India it is almost always pronounced to rhyme with "go". (Wikipedia)

D. h., die Inder sprechen es eher so wie wir: Mogli, und so transkribieren sie es auch in Hindi.

In the stories, the name Mowgli is said to mean "frog". Kipling made up the name, and it "does not mean 'frog' in any language other than the language of the forest."

All diese künstlichen Sprachen in Filmen und Büchern sind in Wirklichkeit nicht erfunden, sondern schon existierenden Sprachen nachempfunden, so wie ja auch die Aliens, die unsere Helden in fernen Welten antreffen, immer verkleidete Menschenwesen sind, mit Augen, Mimik usw.

Alle Spracherfinder wissen immer schon, wie eine Sprache funktioniert. Phonologie, Syntax usw. kann man durch Erfundenes ersetzen und bereichern, aber die Grundlage ist immer gegeben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.04.2016 um 05.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=993#32298

Übrigens trägt Mowgli auch in der Neuverfilmung jene rätselhafte "mitwachsende rote Unterhose", wie Beobachter bemerkt haben. Wir wissen, was Disney damit bezweckt, aber seltsam ist es doch im tiefen Dschungel. Die Animationstechnik wird immer ausgefeilter, fast Selbstzweck, und außerdem weiß jedes Kind, wie es sich mit einem Klick die schönste "Aufklärung" verschafft, aber ein Zehnjähriger ohne Bekleidung ist undenkbarer als je.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.09.2016 um 05.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=993#33404

Google feiert übrigens heute Biros Geburtstag, natürlich einen krummen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.11.2018 um 09.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=993#40061

Marken und Markennamen gehören zu unserem Alltag, sehr sogar. Ihre Verwendung in Romanen kann Schleichwerbung sein, andererseits wäre es unrealistisch, sie ganz zu vermeiden. Das wäre wie die Postkarten- und Kalenderbilder, die ein völlig entindustrialisiertes Deutschland zeigen. Die Frage wird meistens unter rechtlichen Gesichtspunkten erörtert, hat aber auch eine ästhetische Seite. (Wie das unentgeltliche Herumtragen der Marken auf Textilien usw.)

Automarken werden praktisch immer genannt, haben fast generischen Charakter; außerdem kennzeichnen sie den Typen, der sie fährt.

Manchmal schauen die Helden zu oft auf ihre Rolex. Cormoran Strike (Rowlings Serienheld) raucht eine Benson & Hedges nach der anderen. Seine Ex riecht nach Shalimar, seit sie neunzehn wurde. Das könnte die Fans dazu bringen, dieselbe Marke zu rauchen, das Parfum eher zu meiden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.06.2023 um 19.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=993#51266

Die Erwähnung der Schulbank (unter "Redensarten") läßt weitere nostalgische Erinnerungen aufkommen. Wir lernten schreiben auf einer Schiefertafel, zu der nicht nur das Schwämmchen gehörte, das an einer Schnur außerhalb des Ranzens baumelte, um zu trocknen, und dessen Geruch ebenso in Erinnerung bleibt wie der Bohnerwachs- und Kinderschweißduft der Klassenräume, sondern auch die Griffel im Griffelkasten. Die waren, wie man noch unter den Googlebildern oder in Verkaufsanzeigen sieht, zur Hälfte mit einem hübschen Papier umwickelt, an das ich mich auch noch genau erinnere. Und dazu brauchte man den Griffelspitzer, s. ebd. – Ich hätte Lust, das alles noch einmal anzuschaffen und den Enkeln das Schreiben darauf beizubringen. Es hinterläßt übrigens fast gar keinen ökologischen Fußabdruck.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 17.06.2023 um 16.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=993#51271

Die Schulbank! Ich kann mich nicht erinnern, sie gedrückt zu haben, habe aber gern darin gesessen. Wir wurden als Erstkläßler nach der Ganzheitsmethode unterrichtet und konnten zur Überraschung meines Vaters tatsächlich recht bald lesen und schreiben. Der Lehrer wurde von allen geliebt. Das ABC brachte er uns anhand von Versen bei, die wir im Unterricht selbst dichteten, wie er uns geschickt glauben ließ. Einer lautete „Der Kaffee duftet und macht munter, der Käse aber stinkt mitunter“. Sowas hält fürs Leben.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 17.06.2023 um 21.10 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=993#51272

Von den Zeiten der Schulbank erzählt ein wunderbares Buch von Ernst Heimeran: "Lehrer, die wir hatten".
Unbedingte Leseempfehlung.
 
 

nach oben


Ihr Kommentar: Sie können diesen Beitrag kommentieren. Füllen Sie dazu die mit * versehenen Felder aus und klicken Sie auf „Kommentar eintragen“.

Sie können in Ihrem Kommentar fett und/oder kursiv schreiben: [b]Kommentar[/b] ergibt Kommentar, [i]Kommentar[/i] ergibt Kommentar. Mit der Eingabetaste („Enter“) erzwingen Sie einen Zeilenumbruch. Ein doppelter Bindestrich (- -) wird in einen Gedankenstrich (–), ein doppeltes Komma (,,) bzw. ein doppelter Akut (´´) werden in typographische Anführungszeichen („ bzw. “) umgewandelt, ferner werden >> bzw. << durch die entsprechenden französischen Anführungszeichen » bzw. « ersetzt.

Bitte beziehen Sie sich nach Möglichkeit auf die Ausgangsmeldung.
Für sonstige Diskussionen steht Ihnen unser Diskussionsforum zur Verfügung.
* Ihr Name:
E-Mail:
(Wenn Sie eine E-Mail-Adresse angeben, wird diese angezeigt, damit andere mit Ihnen Kontakt aufnehmen können.)
* Kommentar:
* Spamschutz: refresh Image CAPTCHA Image
  Bitte tragen Sie die Zeichenfolge in das Feld rechts ein. Falls Sie Schwierigkeiten haben, sie zu erkennen, können Sie sich mit einem Klick auf die grünen Pfeile eine andere Zeichenfolge vorgeben lassen.
  TESTBETRIEB; das funktioniert noch nicht! Bitte wählen Sie zur Kommentareingabe wieder die neuesten Kommentare zuoberst aus.


Zurück zur vorherigen Seite | zur Tagebuchübersicht


© 2004–2018: Forschungsgruppe Deutsche Sprache e.V.

Vorstand: Reinhard Markner, Walter Lachenmann, Jan-Martin Wagner
Mitglieder des Beirats: Herbert E. Brekle, Dieter Borchmeyer, Friedrich Forssman, Theodor Ickler, Michael Klett, Werner von Koppenfels, Hans Krieger, Burkhart Kroeber, Reiner Kunze, Horst H. Munske, Adolf Muschg, Sten Nadolny, Bernd Rüthers, Albert von Schirnding, Christian Stetter.

Webhosting: ALL-INKL.COM