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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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19.07.2007
 

Cornelsen
Personalien

Böckinnen als Gärtner

Nachdem Michael Banse bei Klett ausgeschieden war, wurde Eleonore Kunz mit der Vertretung der Interessen der Schulbuchverlage im Rechtschreibrat betraut. Sie ist bei Cornelsen für die Verhunzung deutscher Klassiker zuständig.

(Emeritus Heinz Rölleke: „eine Schweinerei“)



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Kommentare zu »Cornelsen«
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Kommentar von Philip Köster, verfaßt am 19.07.2007 um 14.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=876#9648

Wenn selbst emeritierten Professoren eine solche Wortwahl herausrutscht, sehe ich langsam auch nicht mehr, warum ich noch länger an mich halten sollte. Ich halte das alles wirklich für eine Scharade, einen Schildbürgerstreich.
 
 

Kommentar von Philip Köster, verfaßt am 19.07.2007 um 14.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=876#9649

Ein Nachtrag noch: Die Metapher bezüglich der Bürger von Schilda ist keine papageienhafte Nachplapperung meinerseits des von mir verehrten Professors, es war etwas umgekehrt, mein erster Gedanke war eben auch, daß wir es hier mit einem Schildbürgerstreich zu tun haben. Da werden Häuser ohne Fenster gebaut. Ich möchte in solchen Gebäuden nicht leben.
 
 

Kommentar von Philip Köster, verfaßt am 19.07.2007 um 16.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=876#9653

Etwas zur Schreibweise von »irgendetwas«: mir ist bekannt, daß kein deutsches Wörterbuch diese Schreibweise bisher »legalisiert«, Herr Ickler war der erste Lexikograph, der diese lästige Trennung als fraglich dokumentiert hat. Ich würde sogar noch weiter als Herr Ickler gehen und selbst »irgendso« und »irgendsoein« zusammenschreiben. Doch wie gesagt: Niemals versuche ich, meinen eigenen Sprachbrauch anderen vorzuschlagen. Ich halte nur die Getrenntschreibung von »irgend etwas« tatsächlich für etwas altmodisch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.07.2007 um 17.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=876#9654

Hier Rölleke im Kontext:

www.biblioforum.de/forum/read.php?3,2922

Warum soll er sich nicht deutlich ausdrücken?

Übrigens geht es um die simplifizierten Klassiker, nicht um die orthographische Bearbeitung. Ich hatte das nicht ausdrücklich erwähnt, weil den meisten unsere Diskussion über das Unternehmen noch gegenwärtig sein dürfte. Es gibt ja auch die Enthüllungen von Prof. Christine Schmitz "Goldschmiedekunst und -kennerschaft des Wortes" ("Im Wundergarten der Sprache" = Fs. Reiner Kunze sowie in den Mitt. des Sprachkreises Deutsch 2/2005).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.07.2007 um 17.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=876#9655

Zu "irgendetwas" usw. hatte ich vor zehn Jahren in meinem Kritischen Kommentar folgendes geschrieben:

"Neu ist die Zusammenschreibung von irgendetwas und irgendjemand, die bisher getrennt zu schreiben waren, weil etwas und jemand laut Duden größere Selbständigkeit bewahrt haben. Das ist in der Tat so, denn etwas und jemand werden als freie, erststellenfähige Indefinitpronomina gebraucht: jemand hat etwas gesagt usw. Da der Duden im Unterschied zum amtlichen Wörterverzeichnis die Existenz eines eigenen Wortes irgend anerkennt, stand freilich nichts im Wege, auch irgend einmal entgegen der positiven Angabe des Duden auch getrennt zu schreiben, als jederzeit mögliche syntaktische Konstruktion. Die Neuregelung scheint hier viel rigider zu sein, da sie die Getrenntschreibung in keinem Fall von irgend- vorsieht und, wie angedeutet, nicht einmal einen Worteintrag irgend kennt – wohl aber, inkonsequenterweise, irgend so ein usw."

Bis heute enthält das amtliche Wörterverzeichnis den Eintrag "irgend" nicht.
 
 

Kommentar von Philip Köster, verfaßt am 19.07.2007 um 17.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=876#9656

Nun, liebe Galina, wenn ich dann einmal von der Hochsprache zur Bauchsprache wechseln darf: Ich find das alles sch. . ., was die da machen. Ich finde, sie dürfen das nicht tun, und sie sollten schleunigst wieder damit aufhören, denn sie sind in keiner Weise unserer Sprache und Schrift ausreichend mächtig. War das deutlich genug?
 
 

Kommentar von Red/ub, verfaßt am 20.07.2007 um 04.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=876#9665

Liebe Galina Leljanowa, lieber Herr Köster,
es hat hier zwischen Ihnen beiden offensichtlich ein ziemlich lächerliches Mißverständnis gegeben, ausgelöst durch Herrn Kösters Formulierung: Ich finde, sie dürfen das nicht tun, und sie sollten schleunigst wieder damit aufhören, denn sie sind in keiner Weise unserer Sprache und Schrift ausreichend mächtig. War das deutlich genug? Herrn Kösters "sie" meinte jedoch dritte Personen (im Plural) und nicht die Anrede "Sie", Frau Leljanowa. Ich habe Ihre beiderseitigen entsprechenden Derbheiten (und sonstigen überflüssigen Bemerkungen) getilgt und hoffe, daß Sie (nicht: sie) sich jetzt wieder miteinander vertragen.
 
 

Kommentar von Philip Köster, verfaßt am 20.07.2007 um 08.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=876#9666

Na gut, liebe Red/ub (ich habe noch immer nicht herausgefunden, wer sich hinter diesem Kürzel verbirgt, doch lassen Sie mir das doch bitte als persönliche Gedankenspielerei),

ich danke Ihnen, daß Sie sich hier schlichtend zeigen. Das Problem der mangelnden Zivilcourage in unserem Lande wurde ja schon an anderer Stelle diskutiert, und so bin ich Ihnen wirklich zu Dank verpflichtet: zu banal war der Anlaß, als daß es sich gelohnt hätte, hier hitzköpfig miteinander zu streiten. Ich war wirklich nur erschüttert ob des Abgrundes an Gehässigkeiten und Scheußlichkeiten, der sich sofort unter der Oberfläche präsentiert, kratzt man nur einmal an einer Wunde oder auch nur an einem Pickel. Da habe ich wirklich Angst darum, die Decke der Zivilisation könne äußerst dünn sein: ein Hirngespinst Gelehrter. Daß das nicht so ist, beweisen nicht zuletzt die Seiten der FDS.
 
 

Kommentar von Marconi Emz, verfaßt am 20.07.2007 um 09.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=876#9667

Danke an die Redaktion für die Klarstellung! Da drohte ja offensichtlich ein neuer, äußerst erbittert geführter Krieg – vielleicht auch ein wenig eine Folge der RSR, denn eines der damit verbundenen Mißverständnisse war (und ist da und dort weiterhin) ja, daß "Sie" analog zu "Du" in Zukunft klein geschrieben werden muß. Mit jeder internen Streiterei dieser Art wird den (vermutlich nur ganz wenigen) Reformbefürwortern, die überhaupt ins Forum schauen, eine große Freude gemacht. Übrigens finde ich es auch äußerst bedauerlich, daß Herr Jochems – wegen seiner da und dort ein wenig vom "Mainstream" abweichenden und überwiegend vernünftigen, nüchternen Meinungen – für einige Forumsteilnehmer sozusagen als Reformer-Ersatz herhalten muß, da die Herren Augst, Sitta, Gallmann, Schrodt, Heller und Konsorten leider nicht greifbar sind und sich hier auch niemals und unter keinen Umständen der Diskussion stellen werden (ich bezweifle überdies, daß sie das von ihnen angerichtete Rechtschreibdesaster überhaupt noch interessiert).

Das größte mit der RSR verbundene Ärgernis stellt für mich weiterhin der kriecherische Gehorsam, die gedankenlose Staatsgläubigkeit und das Kuschen vor jedem dahergelaufenen Beamten und Politiker dar, wie sie im gedankenlosen Befolgen der "amtlichen" Rechtschreibung zum Ausdruck kommen. Ich denke da zum Beispiel an einen Chefredakteur eines deutschen Wochenblattes, der zwar zugab, die RSR selbst überhaupt nicht zu mögen, sie aber trotzdem in seiner Redaktion unter hohen Kosten durchpeitschte, unter anderem mit dem sentimentalen Argument, es würde aus "Verantwortung gegenüber unseren Kindern" geschehen. Sollten diese geliebten Kinderlein überhaupt die Online-Ausgabe seines Blattes lesen, können sie seither allerlei sprachlichen Unsinn lesen und damit auch gleich für den nächsten Schulaufsatz lernen.

Die Ernte von heute: "Viele Betroffene waren selbst Schuld", "Die Rotkäppchen Verschwörung", "Aus dem plumpst sie just dann heraus als ein irrer Holzfäller durchs Fenster ins Haus purzelt", "Wir haben Rasmussen drei Mal in den letzten 18 Monaten verwarnt". Ich persönlich leiste meinen bescheidenen Beitrag gegen die RSR unter anderem damit, daß ich seit Jahren reihenweise Wikipedia-Artikel korrigiere (vor allem den üblichen Unsinn wie die RSR-Kommasetzung, so genannt, x Mal, mithilfe, infrage stellen, fertig stellen, kennen lernen usw.). Ganz besondere Befriedigung verschafft dabei natürlich das Korrigieren von Wikipedia-Artikeln über Anhänger der RSR, seien dies Personen, Zeitungen, Verlage, Institutionen oder Ämter.
 
 

Kommentar von Philip Köster, verfaßt am 20.07.2007 um 11.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=876#9670

Lieber Herr Emz,

hin und wieder habe ich auch schon einige Beiträge der Wikipedia korrigiert -- ich folge da jedoch lediglich meinem persönlichen Steckenpferd, die Deppenlücken etwas zurückzudrängen. Wenn über einen so großartigen Scifi-Autor wie Frank Herbert auf deutsch berichtet wird und da vom Caleban Zyklus die Rede ist, zucke ich zusammen. Ich korrigiere das dann einfach, und die Wiki-Gemeinschaft läßt es unverändert, wohl weil ich da richtig liege. Was allerdings die Schreibweisen infrage stellen (ich würde sogar noch infragestellen bevorzugen) und mithilfe anbetrifft, habe ich keine Bedenken. Es ist doch eine schöne Unterscheidungsmöglichkeit, die uns da an die Hand gelegt wird: Ich bewältige meinen Alltag mit Hilfe eines Freundes (eines Menschen), aber löche bohre ich noch immer mithilfe eines Schraubenziehers (einer Sache, analog zu vermittels.) Zu spitzfindig?
 
 

Kommentar von Christoph Schatte, verfaßt am 20.07.2007 um 16.05 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=876#9675

Beides

Einst wurden "irgend etwas" und "irgendetwas" toleriert und unterschieden (D. Schulz / H. Griesbach: "Grammatik der deutschen Sprache", Ismaning – mit Verwendungsbeispielen).
Bis heute muß man – z.B. bei der Übersetzung ins Polnische ("cokolwiek" vs. "coś") – sehr wohl zwischen beiden unterscheiden, auch wenn der Schreiber es nicht tut, um Mißverständnissen vozubeugen. Es handelt sich also nicht um die Entscheidung, ob man das Gemeinte als attibuiertes Indefinitum (Syntagma) oder als univerbiertes Indefinitum verschriftet, sondern um eine Differenzierung im lexikalischen Zugriff.

Die Zusammenschreibung von "infragestellen" ist schon allein deshalb legitim, weil es das Lexem (Adverb?) "infrage" nicht gibt, d.h., es ist instabil bzw. flüchtig wie ein Radikal. Wenn schon, dann müßte man beim Syntagma "in Frage" bleiben. Auch der Streit um "mithilfe" (statt "mittels") oder "mit Hilfe" ist einer um Kaisers Bart. Die Schreibgewohnheit von Herrn Köster ist seit langem die vieler anderer und auch die meine. Die Wikipedia hat keine wie auch immer geartete Orthographie, denn sie ist ein Sammelchaos von Idiographien ("idios" – `eigen´).
 
 

Kommentar von David Konietzko, verfaßt am 20.07.2007 um 17.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=876#9676

An Herrn Schatte: Was für ein Unterschied besteht denn Ihrer Meinung nach zwischen irgend etwas und irgendetwas? Der alte Duden kannte ja ausschließlich ersteres.
 
 

Kommentar von Christoph Schatte, verfaßt am 20.07.2007 um 18.54 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=876#9680

An Herrn Konietzko:
Das Syntagma "irgend etwas" hat die Bedeutung von "gleichgültig was", "egal was", "was auch immer" z.B.:
Bringen Sie mir bitte irgend(et)was zu trinken! vs.
Bringen Sie mir bitte irgend etwas zu trinken!
Oder:
Wenn er auch nur irgend etwas dazu sagt, kriegt er Ärger!
(man beachte die Prosodie)
Im ersten Satz liegt eine Verallgemeinerung des ohnehin recht vagen "etwas" vor, im zweiten und dritten indessen der Ausdruck der Gleichgültigkeit, was die angegebenen deutschen Entsprechungen (mit teils differenter Distribution) zeigen.
Für "irgend etwas" steht daher z.B. im Polnischen "cokolwiek". Dieses besteht aus dem Pronomen "co" (etwas) und dem reihenbildenden Suffix "-kolwiek", dem im Deutschen in etwa das Einbringen der Partikelgruppe "auch immer" entsprechen könnte. Für "irgendetwas" indessen steht das Indefinitum "coś", welches aus dem Interrogativum "co" (was) und dem Suffix "ś" (et-) besteht.
In einer halbwegs repräsentativen Textsammlung (nach 1950, außerhalb der Wikipedia) findet man "irgend etwas" hinreichend häufig. Das beweist, daß der Duden-Redaktion nicht nur die Grammatikschreibung des Deutschen (außer der spät anhebenden eigenen), sondern auch die Schreibentwicklung entgangen ist, so daß sie nicht hatte "ins Sprachgeschehen eingreifen" können, selbst wenn sie (es) gewollt hätte.
 
 

Kommentar von Marconi Emz, verfaßt am 20.07.2007 um 23.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=876#9685

#9670 Philipp Köster

Ihr Argument, lieber Herr Köster, daß "mithilfe" neu die Differenzierung zwischen "mit Hilfe" im persönlichen und "mithilfe" in unpersönlichen, sachlichen Sinne ermöglicht, ist interessant und bedenkenswert. Dies ähnlich wie beim Unterschied des neuen "zurzeit" (in der Funktion von derzeit) zum althergebrachten "zur Zeit", den mal ein kluger Kopf hier im Forum zur Sprache brachte ("Die Lage ist zurzeit so, daß ..." vs. "Zur Zeit Karls des Großen"). In diesem Fall haben die Reformer – vermutlich ohne Absicht oder höhere Einsicht – mit "zurzeit" also durchaus eine brauchbare, bereichernde Variante geschaffen. Ich fürchte jedoch, daß dies bei "mithilfe" weit weniger gut funktionieren wird, denn dieses Wort wird im allgemeinen völlig indifferenziert angewandt. Als besonders störend empfinde ich diese Neubildung bei Satzanfängen ("Mithilfe dieser Maßnahmen ..."); die Nähe zu "die Mithilfe" ist und bleibt einfach zu groß. Mir ist es in diesem Zusammenhang übrigens ein Rätsel, warum das kompakte und seit langem bewährte Wort "mittels" seit der RSR kaum noch verwendet wird, das die von Ihnen angesprochene sachliche Funktion bestens erfüllt ("... mittels eines Schraubenziehers ..."). Ob es sich bei der auffälligen Neuschöpfung "mithilfe" (vor 1998 vermutlich völlig ungebräuchlich) um eine Art Marker handeln könnte, mit denen die Reformer ihren Erfolg überprüfen wollten?

Bei "infrage stellen" bin und bleibe ich allerdings "konservativer Fundamentalist ;-) – allenfalls die nächste, von Herrn Schatte erwähnte Entwicklungsstufe "infragestellen" (analog zum bereits vor der RSR üblich gewordenen "das Infragestellen") finde ich wieder halbwegs akzeptabel.

Aber die Vorlieben und Abneigungen haben ja auch viel mit Gewöhnung zu tun. So verwende ich hier im Forum zwar konsequent die althergebrachte ß-Schreibung, um an dieser Stätte nicht den "Volkszorn" zu erregen ;-), kann aber, weil in der Schweiz aufgewachsen, sehr gut auch völlig ohne ß auskommen, wenngleich ich dessen ästhetische und praktische Vorteile durchaus sehe. Zum Abschluß eine Anekdote dazu: In einem hiesigen Gratisblättchen, das gerne und häufig Umfragen unter Jugendlichen macht, wurde eine 16jährige Schülerin (mit Namen und Bild) bezüglich ihrer Trinkgewohnheiten mittels dickem, fettem Artikeltitel folgendermaßen zitiert: "Ich trinke Alkohol nur in Massen". Tja, in diesem Falle wäre auch hier in der Schweiz ein ß ganz nützlich gewesen.
 
 

Kommentar von Philip Köster, verfaßt am 21.07.2007 um 12.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=876#9691

Ja, Herr Emz,

wenn ich dann schon einmal dabei bin, korrigiere ich gelegentlich auch andere Dinge wie fehlende Kommata vor und und oder etc., wenn ein neuer, gleichrangiger Hauptsatz folgt. Zu mißverständlich waren einige Satzverkettungen durch diese reforminduzierte Verunsicherung geworden, als daß man sie so stehen lassen könnte. Ich überprüfe nicht alles, was ich so anzumäkeln hatte, doch habe ich es bisher nicht erlebt, daß man eine meiner Korrekturen wieder zurückgenommen hätte. Ich teile denselben Traum wie Manfred Riebe, daß die Wikipedia eines Tages auf die normale Rechtschreibung zurückgestellt werden könne. Herr Riebe hat gekämpft wie ein Löwe, er hat diesen Kampf verloren, wie wir inzwischen wissen, vielleicht weil er ihn verlieren mußte. Irgendwann ergaben sich offenbar auch persönliche Scharmützel, denenzufolge ein Wort das andere gab, und so kam es wohl zu persönlichen Verwerfungen, bei denen am Ende der Gegenstand der Diskussion nur noch nebensächlich schien. Ich habe mal vorsichtig angefragt, wie denn eigentlich die Stimmung unterhalb der Wikipedianer ist, und fast immer habe ich Antworten der Art »Ich halte die neue deutsche Rechtschreibung auch für sehr unglücklich, aber . . .« erhalten. Wenn wir bei der Wikipedia ansetzen, zäumen wir das Pferd von hinten auf. Zunächst muß eine Besserung über die Wörterbücher erreicht werden. Der scheintätige und, man verzeihe mir diese Wortwahl, gänzlich inkompetente Rat für Rechtschreibung müßte erst aus dem Weg geräumt werden. Ich weiß selbst bisher nicht, wie das zu bewerkstelligen wäre.
 
 

Kommentar von Hans-Jürgen Martin, verfaßt am 24.07.2007 um 10.05 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=876#9773

"Sie ist bei Cornelsen für die Verhunzung deutscher Klassiker zuständig."

Daß neue Texte bei Wikipedia und anderswo gemäß (oder vermeintlich gemäß) einer Bedeutung und Grammatik mißachtenden RSR veröffentlicht werden, ist eine Sache. Daß auch ältere Texte verhunzt werden, ist eine andere, und zwar totalitäre, die m. E. bisher zu wenig beleuchtet wurde:

Der Versuch, die deutsche Sprache nicht nur in der Zukunft, sondern auch rückwirkend zu "reformieren", erinnert zu Recht an Orwells Roman 1984: Dort ist bekanntlich eine Behörde ständig damit befaßt, die Geschichte gemäß den aktuellen staatlichen Bedürfnissen umzuschreiben; historische Fakten gibt es nicht mehr.
Die Kultusbehörden und Verlage tun heute im Prinzip dasselbe: Ältere Texte – egal ob historische Quellen oder fiktionale Texte – werden in Schulbücher in verfälschten Versionen abgedruckt, die übrigens oft genug nicht einmal der "Reform" entsprechen, da die Verlage die "Reform"-Regeln oft nicht verstanden haben. Die Originaltexte werden nur dann noch abgedruckt, wenn die Autoren die Fälschung verbieten und dieses Verbot notfalls gerichtlich durchsetzen.

Natürlich haben die "Reformer" für ihre Fälschungen bekannte "Gegenargumente" parat: Der Inhalt ändere sich ja nicht, nur die Form bzw. Schreibung, und außerdem seien ja immer schon alte (etwa mittelalterliche) Texte an die zeitgenössische Schreibung angepaßt worden. Diese Rechtfertigungsversuche sind nicht nur falsch – siehe die häufige Mißachtung von Bedeutungsunterschieden –, sondern in doppelter Weise verlogen: Wenn der Inhalt nicht angetastet würde, so wäre das ja noch kein Grund für eine Änderung der Schreibung älterer Texte. Vor allem aber wurden früher alte Schreibweisen (und auch die Wortwahl!) aktualisiert, um die Verständlichkeit zu gewährleisten: Kein Gegenwartssprecher würde sonst einen mittelhochdeutschen Text verstehen. Historische Quellen und literarische Texte des 19. oder 20. Jahrhunderts sind jedoch für jedes Schulkind des 21. Jahrhunderts ohne orthographische Änderung verständlich.

In Wahrheit geht es also um die totalitäre Absicht, Kindern den Eindruck zu vermitteln, die "Reform"-Schreibung sei auch in frühreren Jahrhundert üblich gewesen, und neuen Schülergenerationen das Erscheinungsbild der konventionellen Schreibung und somit die Möglichkeit des Vergleichs vorzuenthalten.
 
 

Kommentar von David Konietzko, verfaßt am 26.07.2007 um 20.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=876#9804

Zu Herrn Schattes Beitrag über irgend etwas und irgendetwas (Nr. 9680):

Es gibt also ein Syntagma irgend etwas und ein daraus durch Univerbierung entstandenes Einzelwort. In der Tat läge es nahe, letzteres zusammenzuschreiben, um es von ersterem zu unterscheiden. Allerdings kommt es vor, daß die Schreibung dem Univerbierungsprozeß hinterherhinkt, so daß Univerbierungen noch eine Zeitlang getrennt geschrieben werden (z. B. ein und desselben). Ein solcher Fall scheint mir hier vorzuliegen. Meiner Einschätzung nach ist das Syntagma irgend etwas wesentlich seltener als die Univerbierung, dennoch wird irgend+etwas im DWDS-Kerncorpus nur in etwa 13 % der Fälle zusammengeschrieben (Zeitraum 1950–2000).
 
 

Kommentar von David Konietzko, verfaßt am 26.07.2007 um 20.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=876#9805

..., dennoch wird irgend+etwas im DWDS-Kerncorpus nur in etwa 13 % der Fälle zusammengeschrieben (Zeitraum 1950–2000).

Es sind 19,5 % von 1950 bis 2000 und 13 % von 1900 bis 2000. Daran erkennt man das langsame (noch nicht abgeschlossene) Vordringen der Zusammenschreibung bei der Univerbierung.
 
 

Kommentar von Christoph Schatte, verfaßt am 12.08.2007 um 16.59 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=876#9962

Zu Herrn Konietzkos Beitrag (Nr. 9804):
Das DWDS-Kerncorpus ist für Häufigkeitsermittlungen bestens geeignet. Im Falle der in Grammatiken nur sporadisch notierten Scheidung von irgendetwas und irgend etwas ist die Häufigkeit selbst nicht relevant, sondern der unterscheidende oder unterschiedslose Gebrauch beiden Notationen.
Um ein Hinterherhinken der Schreibungsdifferenzierung geht es wahrscheinlich auch nicht, denn Heinz Griesbach gibt schon (oder noch?) in seiner "Neuen deutschen Grammatik" (Berlin: Langenscheidt, 1990) auf Seite 359 unter H 17.3 folgendes an:

"Die Verbindung irgend etwas / irgendwas signalisiert eine Verallgemeinerung.
– Ich möchte deiner Frau mit irgend etwas eine Freude machen.
– Hast du irgendwas zu lesen dabei?"

Es wäre leicht despektierlich, wenn in der Absichtsäußerung gemeint wäre `mit was auch immer´, während in der Bitte die Ansprüche an die Literatur und damit der anzunehmende Aufwand für ihre erheischte Erfüllung minimiert werden.

Wie Herrn Ickler (Nr. 9655) nimmt auch mich der Ausschluß von irgend im "amtlichen" Wörterverzeichnis wunder, denn es braucht nicht einmal ein Korpus wie das DWDS, um eine Äußerung wie Wann irgend du kannst, komm vorbei! oder Was irgend möglich (ist), werden wir tun zu ermitteln. Daß man heute weniger mit irgend als mit der Partikelfolge auch immer verallgemeinert bzw. inspezifiziert, tut nichts zur Sache. Der Ausschluß dieses Wortes aus dem Lexikon müßte zudem – wie Herr Ickler anmerkt – die Schreibung irgendsoein oder wenigstens irgendso ein nach sich ziehen.

Das deutsche Lexikon hat also nur die Wörter, die alle / einige / die unfähigsten / Beamte(n) kennen. Und das ist nicht gut so!
 
 

Kommentar von David Konietzko, verfaßt am 12.08.2007 um 20.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=876#9964

Herr Schatte (#9962): „Im Falle der in Grammatiken nur sporadisch notierten Scheidung von irgendetwas und irgend etwas ist die Häufigkeit selbst nicht relevant, sondern der unterscheidende oder unterschiedslose Gebrauch beiden Notationen.“

Aus der Häufigkeit lassen sich aber Rückschlüsse auf eine eventuelle Unterscheidungsschreibung ziehen. Da einerseits die Wortgruppe irgend etwas (meinem Sprachgefühl nach) seltener ist als das Einzelwort irgendetwas, andererseits häufiger irgend etwas als irgendetwas geschrieben wird, muß es wohl Schreiber geben, die auch das Einzelwort getrennt schreiben. Alles andere wäre auch verwunderlich, denn so lernte man es ja bis 1996 in der Schule.

Ich habe übrigens nicht behauptet, beide Schreibungen würden unterschiedslos gebraucht; vielmehr schreibt man meiner Meinung nach die Wortgruppe stets getrennt, das Einzelwort mal zusammen, mal getrennt.

Das Zitat aus der Griesbachschen Grammatik scheint mir gegen Herrn Schattes Auffassung zu sprechen. Bei dem irgend etwas im ersten Beispielsatz handelt es sich ja gerade nicht um die Wortgruppe, sondern um das Einzelwort; daher müßte nach der Schatteschen Theorie zusammengeschrieben werden. Der zweite Beispielsatz hilft nicht weiter, da wir nicht über irgend+was, sondern über irgend+etwas reden.
 
 

Kommentar von Christoph Schatte, verfaßt am 13.08.2007 um 14.49 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=876#9967

Herr Konietzko (#9964):
Ein gewisses Mißverständnis zwischen uns geht aus folgendem Satz von Ihnen hervor:

"Da einerseits die Wortgruppe irgend etwas (meinem Sprachgefühl nach) seltener ist als das Einzelwort irgendetwas, andererseits häufiger irgend etwas als irgendetwas geschrieben wird, muß es wohl Schreiber geben, die auch das Einzelwort getrennt schreiben."

Damit erhebt sich die Frage: Wie schreibt man ein Einzelwort getrennt?
Mir ging es um die Bedeutungsdifferenzierung(smöglichkeit), d.h. nicht darum, ob es das Einzelwort (als Univerbierung) und das Syntagma "gibt" oder nicht. Über Existenzen im Lexikon zu entscheiden überlasse ich der darin hocherfahrenen Duden-Redaktion, die sicher ins "Schreibgeschehen" eingreift, wenn es ihr zu regulär oder zu bunt wird.

Zunächst heben Sie auf die nur per Schreibung als Wortgruppe oder Einzelwort zu scheidende Lautkette ab, sodann kommen Sie zur Häufigkeit der Schreibungen selbst. Dank höherer Gewalt gibt es das Lexem irgend nun nicht mehr, so daß irgend zum unselbständigen Bildungsmorphem (Präfix) degradiert ist und daher keine Syntagmata bilden kann.

In der älteren Grammatik von D. Schulz und H. Griesbach steht übrigens irgendetwas statt (ugs.) irgendwas. Aber das tut wenig zur Sache. In ihrem zitierten Satz gehen Sie – so oder so – nur auf die Schreibung ein, ohne zu prüfen, ob der jeweilige Schreiber überhaupt weiß, daß er die Bedeutung differenzieren kann oder will bzw. wegen der Schreibvorschrift nicht differenzieren darf, selbst wenn er wollte.

"Vielmehr schreibt man meiner Meinung nach die Wortgruppe stets getrennt, das Einzelwort mal zusammen, mal getrennt."

Woran erkennen Sie also, daß im zweiten Fall ein so oder so verschriftetes Einzelwort vorliegt, wenn nach der Schreibung ohnehin immer nur ein solches vorliegt?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.01.2016 um 05.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=876#31264

Zu Heinz Rölleke: Heute feiert Google Charles Perrault. Rölleke hat in einem munteren Interview in der ZEIT vom 6.12.12 Einblick in die Herkunft der "Grimmschen (!) Märchen" gegeben. Recht amüsant sind auch die Zuschriften einiger Leser.
In der zerlesenen Ausgabe unserer Kindheit (Bilder von Ubbelohde) war den Grimmschen Märchen ein Porträt der Erzählerin Dorothea Viehmann vorangestellt, die mir daher wie eine weitere Großmutter erschien, zumal sie in der Nachbarschaft gelebt hatte (und ebenfalls hugenottischer Herkunft war, was ich damals aber noch nicht wußte).
Wie manche Werke der Weltliteratur in mangelhaften Übersetzungen ihre größte Wirkung hatten, so die Märchen in einer zweifelhaften Bearbeitung, an die wir uns gleichwohl mit jeder Faser unseres Herzens klammern. Daran ändert dann auch die germanistische und komparatistische Ernüchterung nichts mehr.
 
 

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