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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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02.07.2005
 

Selbstzahler (7.7.2005)

Die KMK ist nicht bereit, die Reisekosten der deutschen Ratsmitglieder zu übernehmen.
KMK-Generalsekretär Thies an den Vorsitzenden Zehetmair (9.5.2005):

„Sehr geehrter Herr Vorsitzender, vielen Dank für Ihr Schreiben vomn 27.04.2005, mit dem Sie um Prüfung der Übernahme von Reisekosten der deutschen Mitglieder für die Teilnahme an den Sitzungen des Rats für deutsche Rechtschreibung bitten.

Die Kultusministerkonferenz ist bisher davon ausgegangen, dass die im Rat vertretenen Einrichtungen selbst ein originäres Interesse an der Mitwirkung im Rat haben und hat daher eine Übernahme der Reisekosten nicht vorgesehen.

Mit freundlichen Grüßen

(Unterschrift)

(Prof. Dr. Erich Thies)


Im Statut des Rates vom Dezember 2004 heißt es:

„Für Deutschland werden Einrichtungen wissenschaftlich ausgewiesene Fachleute für Orthografie beziehungsweise Personen, die besondere Erfahrungen und Kenntnisse mit Schreibregeln und Schreibpraxis aufweisen, entsenden. Diese Einrichtungen legt die Kultusministerkonferenz fest.“

Der letzte Satz ist in der revidieren Fassung vom 17. Juni 2005 gestrichen worden.

Die Mitglieder haben sich (mit Ausnahme des Verbandes der Schulbuchverleger) nicht um die Mitgliedschaft im Rat beworben, sondern wurden dazu eingeladen. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung und das deutsche P.E.N.-Zentrum verweigerten zunächst ihre Mitarbeit. Die hessische Kultusministerin Wolff bezeichnete es in einem Schreiben an die CDU-Vorsitzende Merkel vom November 2004 als ihr Ziel, „die Akademie für Sprache und Dichtung zu bewegen, ihre Pflicht an der Schriftsprache in diesem Rahmen zu tun“. Von einem „originären Interesse an der Mitwirkung im Rat“ kann also im allgemeinen keine Rede sein. Die Arbeit des Rates besteht darin, die mißratene Rechtschreibreform der Kultusminister zu reparieren. Das liegt zwar im Interesse der Sprachgemeinschaft, die nach einer solchen Reform keineswegs gerufen hat, und damit auch der meisten zur Mitarbeit eingeladenen Institutionen, aber zuvörderst betrifft es das Interesse der Kultusminister selbst.

Für die vom Rat geplante Reformpropaganda-Website wird zweifellos Geld zur Verfügung stehen.



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Kommentare zu »Selbstzahler (7.7.2005)«
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Kommentar von Walter Lachenmann, verfaßt am 02.07.2005 um 11.00 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=170#637

Verbände und Verlage werden ihren Emissären die Reisekosten natürlich bezahlen. Fragt sich, ob deren persönliches Eigeninteresse sonst groß genug wäre, um auf eigene Kosten anzureisen.
Aber eigentlich ist es doch auch ganz aufschlußreich, auf diese Weise ein weiteres Beispiel für das »Eigeninteresse« der KMK an der ganzen Veranstaltung zu haben.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 02.07.2005 um 16.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=170#639

Wenn die Kultusminister die Vorschläge des Rates abblitzen lassen, bleibt immerhin dem gemeinen Teilnehmer, daß er sein Eigeninteresse hat wahrnehmen dürfen, den Kultusministern Vorschläge zu machen bzw. bei der Erarbeitung dieser Vorschläge mitzuarbeiten. Der reife Mensch eifert nicht nach dem Erfolg. Vergelt's Gott!
 
 

Kommentar von Karsten Bolz, verfaßt am 03.08.2005 um 15.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=170#855

Die Taalunie (Sprachunion) für die Niederländische Sprache (gebildet aus Vertretern der Niederlande, Flamens und Surinams) mit den Organen "Comité van Ministers" (Ministerrat, hier sind die Kultusbehörden vertreten), "Interparlementaire Commissie" (Interparlamentarische Kommission als Aufsichtsbehörde), "Raad voor de Nederlands Taal en Letteren" (Rat für Niederländische Sprache und Literatur, Beratendes Gremium der Taalunie) und "Algemeen Secretariaat" (Gemeinschaftliches Sekrtariat) verfügt immerhin über einen Etat von rund neun Mio. Euro im Jahr (Angabe für 2005).

Die Mitglieder des Rats für deutsche Rechtschreibung hingegen, sofern nicht von Verbänden finanziert, bekommen noch nicht einmal ihre Reisekosten ersetzt.

Wie soll der Rat für deutsche Rechtschreibung ohne ein Budget auch nur einen Bruchteil der Arbeit dieser Organisation leisten? (Laut KMK soll er ja die einst vom Dudenverlag geleistete Arbeit fortführen.)

Nebenbei bemerkt: Nach meinen Beobachtungen geht man in der Taalunie sehr viel pfleglicher mit der eigenen Sprache um.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.12.2014 um 04.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=170#27596

Ich bin damals also zu den Sitzungen des Rates und der Arbeitsgruppe auf eigene Kosten gefahren und konnte sie nicht mal von der Steuer absetzen, denn als was hätte ich sie verbuchen sollen? "Rechtschreibreformkorrektur im eigenen Interesse"? Inzwischen sollen ja die Reisekosten ersetzt werden, sonst würde wohl gar keiner mehr zu den sinnlosen Sitzungen anreisen.
 
 

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