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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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20.02.2012
 

Wild!
Die künftige „First Lady“ ist gegen die Rechtschreibreform

Wie die Presse es ausdrückt, wird die künftige First Lady (dafür gibt es keinen deutschen Ausdruck, weil es eben kein Verfassungsorgan "Bundespräsidentengattin" gibt) die erste sein, die in "wilder Ehe" mit dem Präsidenten zusammenlebt.
Wie man bei Nürnberg-Wiki (dank Manfred Riebe) nachlesen kann, war Daniela Schadt schon immer eine Gegnerin der Rechtschreibreform. Damit ist sie zur Königin unserer Herzen vorbestimmt!

(www.nuernbergwiki.de/index.php/Daniela_Schadt)



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Kommentare zu »Wild!«
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Kommentar von R. M., verfaßt am 20.02.2012 um 18.31 Uhr  
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Die amerikanische First Lady ist in der Verfassung natürlich auch nicht vorgesehen. Der Begriff kam, wie man lesen kann, erst Mitte des 19. Jahrhunderts auf.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.02.2012 um 07.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1498#20112

Sprachlich interessant wird es allemal, wie die Presse und die Öffentlichkeit überhaupt mit dem neuen Sachverhalt umgehen werden. Wir warten ja auch noch auf amtliche Beurteilungen durch die katholische Kirche. Nach deren Lehre lebt Gauck in einem unausdenkbar sündigen Verhältnis. Mit "Patchwork-Familie" wie beim Verflossenen läßt sich das nicht mehr verharmlosen. Ich selbst wünsche dem neuen Paar selbstverständlich alles Gute, "unsere" fränkische Journalistin gefällt mir durchaus. Noch heute werde ich mir Gaucks Erinnerungen besorgen, deren Titel so heimelig an Konfuzius (Chun qiu) erinnert.
 
 

Kommentar von Matthias Künzer, verfaßt am 21.02.2012 um 07.42 Uhr  
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Wollte nicht schon Wulff vor seiner Wahl zum Ministerpräsidenten die Reform wieder außer Kraft setzen? Aber ein solch eigenmächtiges Handeln hätte wohl seiner weiteren Karriere geschadet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.02.2012 um 10.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1498#20115

Das war ja der Grund, warum wir ihn hier so oft mit Kommentaren bedacht haben, die Sache mit den Tigern und Bettvorlegern und Jungen Wilden.

Nun muß ich noch die stilistische Meisterschaft der ZEIT hervorheben, die über Frau Schadt folgendes schreibt:

Dass Gauck dann im dritten Wahlgang scheiterte, nahm die leidenschaftliche Radlerin lächelnd und fast ein bisschen erleichtert auf. (...) Derzeit ist die 52-Jährige mit den graugrünen Augen abgetaucht. (ZEIT 21.2.12)

Hätte sie ohne ihre Augen abtauchen sollen? Und was hat die Radelei mit ihrer Erleichterung zu tun? Solche Blüten hätte man eher in der Nürnberger Zeitung als in der ZEIT erwartet.
 
 

Kommentar von Hans-Jürgen Martin, verfaßt am 21.02.2012 um 10.21 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1498#20116

Ich bin geneigt zu rufen: "Na und"?

Daß Bundes- oder Ministerpräsidenten und andere (wichtige?) Persönlichkeiten gegen die RSR sind, ist nichts Neues – und ebenso die Unwichtigkeit solcher Meinungen. Man erinnere sich:
– Für Bundespräsident Roman Herzog war die RSR "überflüssig wie ein Kropf".
– Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer forderte gar eine Entschuldigung für die RSR.
– Ministerpräsident Wulff forderte, "zur bewährten Rechtschreibung zurückzukehren" etc.

Folgen hatte das keine – wer will schon seine Karriere wegen einer Marginalie wie der Rechtschreibung gefährden? (Man stelle sich den Skandal vor, wenn z. B. ein Bundespräsident seine Unterschrift unter eine Gesetzesvorlage verweigern würde, weil diese nicht der üblichen Sprachnorm entspreche ...)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.02.2012 um 10.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1498#20117

Nicht zu vergessen Herzogs Antwort: "Ich kümmere mich nur um wichtige Dinge."
 
 

Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 21.02.2012 um 17.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1498#20119

Gaucks "Winter im Sommer – Frühling im Herbst" ist in Reformschreibung gesetzt (zumindest Heyse). Da hat seine Freundin kein Sendungsbewußtsein bewiesen.

Die Tatsache, daß Gaucks Kandidatur – wie immer sie auch zustande gekommen ist – von gleich fünf Parteien getragen wird, trägt hoffentlich dazu bei, daß Gauck dabei bleibt, ohne weiteres seine Meinung zu sagen.
Der Internetboulevard rückt, wie ich lese, schon wieder von Gauck ab, weil er die Occupy-Bewegung für »albern« hält und in schriller Vereinfachung »gegen links und für Sarrazin« sei (da hat wohl einer weder den einen noch den anderen gelesen). Mal sehen, wie Gauck mit solchen Anfeindungen umgeht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.02.2012 um 18.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1498#20121

Sogar bei amazon scheint es einen Engpaß zu geben, ich rechne nicht damit, Gaucks Erinnerungen wie gewohnt am nächsten Tag in den Händen zu halten. Es ist bei Siedler erschienen, da wundert die Reformschreibung nicht, aber ich erwarte in dieser Hinsicht auch keine Bewegung, auch nicht von der ehrenwerten Frau Schadt. Die Zeitungen müßte sich bewegen, aber die fühlen sich anscheinend ganz wohl in der orthographischen Sudelei.

Ist es eigentlich ausgemacht, daß Gaucks Freundin ins Schloß ziehen muß? Angenommen, der Bundespräsident wäre schlicht und einfach Single, wie es ja vorkommen soll? Das Protokoll ist doch wohl auf so etwas vorbereitet. Damenprogramm muß ja nicht sein.
Wenn die Präsidentenpartnerin protokollarische Aufgaben übernimmt oder Schirmherrschaften, ist das vom Bundestag zugestandene Büro usw. durchaus gerechtfertigt, auch wenn First Lady kein Verfassungsorgan ist. Am Stand der Ehe kann doch bei solchen Repräsentationsaufgaben niemand besonders interessiert sein. Ich könnte mir auch einen alleinerziehenden Vater vorstellen, der seine Tochter auf Staatsbesuche mitnimmt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.02.2012 um 10.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1498#20128

Noch einmal zu den graugrünen Augen usw. Es geht hier natürlich um die provinzjournalistische Marotte der Wiederholungsvermeidung. Um eine Person nicht mehrmals mit ihrem Namen nennen zu müssen, umschreibt man antonomastisch und packt damit Informationen in einen Satz, in dem sie nichts zu suchen haben. So auch in folgendem Beispiel:

Weil sie sich von ihm trennen wollte, hat ein Mesner aus Neubiberg bei München mutmaßlich seine Ehefrau erstochen. Der 36-Jährige habe wohl nicht akzeptieren können, dass ihn die Mutter seiner zwei Söhne verlassen wollte, teilte die Polizei mit. (Mainpost 22.2.12)

(Der Fall ist vielleicht noch zu frisch, um ihn grammatisch auseinanderzunehmen, aber wir sind ja hier unter uns.)

Es ist doch sehr die Frage, ob der Mann zur Untat schritt, weil ihn die Mutter seiner Söhne verlassen hatte – oder eben einfach seine Frau. Wenn der Berichterstatter darüber nichts Näheres weiß, sollte er es besser bei der schlichten Nennung belassen.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 22.02.2012 um 12.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1498#20131

Es geht hier natürlich um die provinzjournalistische Marotte der Wiederholungsvermeidung. Um eine Person nicht mehrmals mit ihrem Namen nennen zu müssen, umschreibt man antonomastisch und packt damit Informationen in einen Satz, in dem sie nichts zu suchen haben.

Man hat tatsächlich zum Erbrechen oft lesen müssen, daß beispielsweise Boris Becker ein Leimener sei. Im Beispiel aus der Mainpost kann ich aber keine Wiederholungsvermeidung sehen. Angaben zum Alter und zur familiären Situation eines solchen Täters gehören durchaus in einen Polizeibericht, und um den geht es dem Journalisten ja. Die Fakten sind nur – wie im Fall der graugrünen Augen – ungeschickt zusammengestellt.
 
 

Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 22.02.2012 um 14.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1498#20133

Herr Virch hat recht. Es geht in dem Beispiel nicht um Wiederholungsvermeidung, die als Zwangshandlung ja immer ein Knappheitsphänomen ist. Provinzjournalistisch ist der Text trotzdem. Die Antonomasie wird zum stilistischen Formular, in das der Autor den unbewältigten Informationsüberschuß einträgt. Besser und ehrlicher ist es, solche Informationen, die zum Thema gehören, ohne sich von selbst einzufügen, nicht an unpassenden Stellen aus dem Text herausbaumeln zu lassen, sondern sie unvermittelt ans Ende zu setzen, etwa: "Der Ehe entstammen zwei Söhne."

Folge einer journalistischen Marotte ist die fragliche Formulierung schon, jedoch nicht des Wiederholungsvermeidungszwanges. Hier wirkt eine andere Faustregel, nämlich die, Absätze "einzuhängen". Das Prinzip der Regel ist, zusammenhängend zu schreiben. Überzieht der Schreiber die Regel, simuliert er Zusammenhänge, die es nicht gibt.
 
 

Kommentar von Kai Bargmann, verfaßt am 25.02.2012 um 10.04 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1498#20163

Man hört und liest leider oft, daß die Wiederholungsvermeidung der Knappheit geschuldet ist. Das mag bei Nachrichten stimmen, bei längeren Texten ist diese Erklärung nicht plausibel. Nach meiner Erfahrung gilt es bei nicht wenigen Journalisten als Ausdruck flotter Schreibe, wenn man Wiederholungen vermeidet und stattdessen vermeintlich kreative Synonyme erdenkt.
 
 

Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 25.02.2012 um 12.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1498#20164

Es ging nicht um Wiederholungsvermeidung generell, sondern um Wiederholungsvermeidung als Marotte. Als solche wird sie erst identifizierbar, wenn die Antonomasie bzw. das Synonym schief, falsch oder manieriert wirkt, weil dem Autor offensichtlich nichts Gescheites einfiel, er aber trotzdem einen Wechsel im Ausdruck erzwingen wollte.

In "Weil sie sich von ihm trennen wollte, hat ein Mesner aus Neubiberg bei München mutmaßlich seine Ehefrau erstochen. Der 36-Jährige ..." z.B. dient "der 36-Jährige" nicht oder jedenfalls nicht nur der Wiederholungsvermeidung. Hätte der Verfasser mangels Kenntnis des Alters "der Kirchendiener" geschrieben, wäre das immerhin noch für diejenigen Leser eine Information, die mit "Mesner" nicht recht etwas anfangen können. Knappheit an Ausdrücken herrscht hier gerade nicht.

Richtig ist, daß der Nachrichtenstil solche Formulierungen nahelegt, weil sie viel Information auf wenig Platz unterzubringen erlauben. Das meinte ich aber nicht mit der Aussage, Wiederholungsvermeidung als Zwangshandlung sei ein Knappheitsphänomen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.03.2012 um 09.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1498#20196

Gaucks Erinnerungen sind also in Reformschreibung gedruckt (bei einer Bertelsmann-Tochter kein Wunder), mit einigen Fehlern, die aber nicht der Rede wert sind. Leider sind auch Briefe und andere Dokumente aus der DDR-Zeit in Reformschreibung umgesetzt, was das Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Wiedergabe mindert.

Der Text wurde von Helga Hirsch mitverfaßt, wahrscheinlich hat Gauck mehr erzählt als geschrieben. Es heißt stets mehrfach, wo es für mein Sprachgefühl mehrmals heißen sollte. Wenn jemand mehrfach vorgeladen wird, hat er mehrere Vorladungen erhalten, aber eigentlich soll ausgedrückt werden, daß er immer wieder vorgeladen wurde usw. Ein Anglizismus ist lernen statt erfahren.

Das Buch ist durchaus lesenswert. Der absurde Streit, der neuerdings ausgetragen wird, macht es geradezu notwendig, es zu lesen. Manchmal hat man den Eindruck, es gehe jetzt nicht darum, einen Bundespräsidenten zu wählen, sondern darum, den lupenreinsten Bürgerrechtler der DDR zu finden. Die gehässigen Anwürfe von Tschiche und anderen Linken erledigen sich ja von selbst, aber es ist vielleicht nicht überflüssig, aus Gaucks Erinnerungen zu zitieren:
„Bis zum Herbst 1989 war ich ein Pastor gewesen, der im kirchlichen Dienst aufging, dabei seinen Jugendlichen, seinen Gesprächskreisen und seiner Gemeinde im Gottesdienst die Wahrheit nicht schuldig blieb – das war in Rostock bekannt –, aber ich gehörte keiner außerkirchlichen Opposition an. Im Herbst 1989 wuchs ich Schritt für Schritt in eine politische Rolle hinein."
Er behauptet an keiner Stelle, sich früher exponiert zu haben, und vergleicht sein Wirken auch nicht mit dem Martyrium der Geschwister Scholl usw.

Die DDR-Bürger wollten damals nicht bevormundet werden, schon gar nicht von Leuten, die einen reformierten sozialistischen ostdeutschen Staat für die bessere Lösung hielten. Sie wählten Kohl. Das können Tschiche und Konsorten bis heute nicht verwinden und stellen die Entwicklung immer noch so dar, als habe sich die konsumgierige und daher im Grunde verachtenswerte Masse dem fürchterlichen kapitalistischen etc. westdeutschen Staat an den Hals geworfen. Gauck wollte einen Rechtsstaat und auch eine Wirtschaft nach westlichem Muster und sah daher, wie er schreibt, keinen Sinn darin, einen so organisierten ostdeutschen Separatstaat zu bewahren. Das war und ist auch meine Meinung. Übrigens war eine andere Enwicklung auch gar nicht möglich, wenn man nicht paternalistisch aufs neue eine Mauer errichten wollte, um die Ostdeutschen zu ihrem sozialistischen Glück zu zwingen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.03.2012 um 10.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1498#20197

Noch ein Nachtrag: Tschiche hält sich viel darauf zugute, daß er "rauschebärtig, in verknitterten Hosen und ohne Schlips" (vielleicht auch ungewaschen – wie kürzlich Gauck bei einer Pressekonferenz?) in die Volkskammer gegangen sei, und nimmt Gauck das geschniegelte Auftreten als Zeichen bürgerlicher Gesinnung übel. Nun, auf den Fotos aus der Wendezeit, die Gaucks Buch beigegeben sind, trägt Gauck auch keinen Schlips, sogar bei der Begegnung mit Brandt sitzt er mit offenem Hemd da. Aber ich glaube nicht, daß Gauck daraus ein Qualitätsmerkmal seiner politischen Arbeit machen würde. Umgekehrt muß die Politik nicht besser werden, wenn man sich körperlich vernachlässigt. Tschiche ist ja auch ein Studierter, daran ändert proletenhaftes Aussehen doch auch nichts.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 01.03.2012 um 11.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1498#20198

Als Schüler habe ich mal den Vater eines Mitschülers, einen lutherischen Pastoren, gefragt, warum er immer einen schwarzen Anzug trüge. Seine Antwort war, er sei immer im Dienst und könne jederzeit zu einen Sterbenden gerufen werden. So einfach ist das.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 30.05.2012 um 06.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1498#20808

Gauck selbst schreibt nicht reformiert. In das Gästebuch der israelischen Gedenkstätte Jad Waschem hat er eine Mahnung geschrieben. In der drittletzten Zeile heißt es: Vergiß nicht!

www.spiegel.de
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.06.2015 um 04.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1498#29259

Frau Schadt wird fast einheitlich als "Lebensgefährtin" bezeichnet, nur ganz wenige Medien trauen sich, gelegentlich von "Freundin" zu sprechen. Der Euphemismus verfestigt sich mit Unterstützung einer devoten Presse.

Die französischen Könige hielten sich eine Mätresse, mit eigenem Büro und Visitenkarte (wie A. J. Jacobs es in seinem "Know It All"-Buch humoristisch ausdrückt).
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 25.06.2015 um 07.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1498#29262

Es gehört zwar nicht hierher, aber an dieser Diskussionsstelle hier fällt mir drei Beiträge früher das Deutsch unseres Germanisten auf: "einen lutherischen Pastoren" (#20198). Ich finde nicht selten (jedenfalls bemerke ich's gleich) "Autoren" im Singular (eines neuen Autoren. usw.) und habe darauf hier schon in anderer Diskussion hingewiesen. Wegen des Betonungsmusters von Pastor (-') könnte ich mir bei diesem Substantiv eher die schwache Deklination vorstellen - die ich aber überhaupt nicht kenne - als bei Autor ('-). Mir sind auch die Pluralformen Pastore und Pastöre vertraut, obgleich ich selbst nur die schwachen Pluralformen Pastoren benutze. Jedenfalls ist mir *einen lutherischen Pastoren völlig ungewohnt. Jemand noch?
Zur Mme Pompadur (#29259, Abs. 2) gibt's eine schöne Kabaretteinlage von Robert T. Odemann über Mme Pompamoll.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 27.06.2015 um 21.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1498#29283

Den von mir verwendeten Akkusativ Singular "den Pastoren" führe ich auf eine unbewußte (negative) Nachwirkung der mir als Kind eingebleuten lateinischen Grammatik, hier 3. Deklination, konsonantische Deklination, Paradigma "honor, honoris" zurück, bei welchem eben der Akkusativ Singular nicht gleich dem Nominativ lautet, sondern eine eigene Endsilbe hat. Die als Kind gelernten lateinischen Formen spuken manchmal noch im "Hinterkopf" herum und scheinen "gefühlsmäßig die richtigeren" zu sein. Manches in der Schule gelernte muß man bewußt vergessen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.02.2022 um 23.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1498#48496

Noch ein Beitrag zur Diskussion um die Wiederholungsvermeidung (#20128 ff.):

Boris Becker schickt Grüße aus Leimen

Diese Woche nutzte der Rotschopf mit den zwei Gesichtern seinen Instagram-Kanal, um eine Botschaft in die Welt zu senden: "Immer wieder schön, in der Großen Kreisstadt Leimen gewesen zu sein", flötete er ins Smartphone.
(MM, 3.2.2022, S. 15)

Darunter ein Foto des Weißhaarigen vor dem Ortseingangsschild von Leimen, allerdings mit rotem Schal! Oder hat er neben den zwei Gesichtern jetzt vielleicht auch zwei Schöpfe?
 
 

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