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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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02.12.2010
 

Otto Sarrazin
Deutschtümler

Wenn Thilo Sarrazin, wie im Diskussionsforum vermerkt, nach seinen Urahnen fahndet, wird er auch auf seinen Urgroßonkel stoßen, der einer der bekanntesten Sprachpfleger war, zeitweise Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins und Verfasser eines Verdeutschungswörterbuchs.

Der Verein ist nicht ohne Verdienste, aber der starke Zulauf war, wie heute beim Verein deutsche Sprache, teilweise aus etwas trüben Quellen gespeist, die Wirkung daher auch insgesamt nicht so segensreich wie bei den wirklich bedeutenden Fremdworteindeutschern.



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Kommentare zu »Otto Sarrazin«
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Kommentar von Thomas Paulwitz, verfaßt am 02.12.2010 um 20.59 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1375#17388

Otto Sarrazin gehörte allerdings zu seiner Zeit eher zu den gemäßigten Fremdwortgegnern.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 03.12.2010 um 22.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1375#17400

Dazu ist vielleicht noch zu sagen, daß Otto Sarrazin sich selbst ja nicht in erster Linie als "Fremdworteindeutscher" gesehen hat. Im Vorwort seines "Verdeutschungs-Wörterbuchs" (so der genaue Titel) sagt er ausdrücklich:

"Dabei ist indessen die Schaffung neuer Wortbildungen nach Möglichkeit vermieden; denn die Aufgabe des Wörterbuchschreibers glaube ich weniger darin finden zu sollen, für jedes Fremdwort eigne und neue Verdeutschungen in Vorschlag zu bringen, als vielmehr die dafür im Laufe der Zeit entstandenen oder in Gebrauch kommenden deutschen Bezeichnungen sorgfältig zu sammeln und weiteren Kreisen zu vermitteln."

Überhaupt ist die Zuschreibung tatsächlicher oder vermeintlicher Wortschöpfungen zu bestimmten "Sprachpflegern", von Zesen zu Gottsched, überhaupt eine höchst "trübe" Angelegenheit. Hier stößt man auf die widersprüchlichsten Angaben, von bösartigen Legenden (Gesichtserker) ganz zu schweigen.

Was die "trüben Quellen" anbetrifft, so waren die frühen Sprachbesserer vom Barock bis zum 18. Jahrhundert ja noch nicht von den erst im 19. Jahrhundert aufkommenden Erscheinungen des Nationalismus und Chauvinismus berührt. Seitdem ist die Vermeidung solcher "trüben Quellen" nun einmal schwieriger geworden.

Ich weiß nicht, ob die Betitelung mit dem polemischen Begriff "Deutschtümler" hier – ohne nähere Begründung – wirklich angemessen ist. Ist Thilo oder Otto damit gemeint? Oder beide?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.12.2010 um 18.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1375#17476

Ich war jahrelang ein ziemlich aktives Mitglied der Gesellschaft für deutsche Sprache und habe an Zweigvereinssitzungen teilgenommen, auch referiert sowie viele Mitglieder geworben, bevor ich dann (wg. Rechtschreibreform und gewisser Personen im Vorstand) ausgetreten bin. Es gibt auch in diesem Verein viele Mitglieder, die man als Deutschtümler bezeichnen kann und die leider mit ihren altbekannten Ressentiments viel Diskussionszeit beanspruchen. Insgesamt ist der Verein nicht fremdwortfeindlich, daher auch vergleichsweise winzig geblieben. Wie man mit Fremdwortfeindlichkeit Mitglieder gewinnt, zeigen andere.
Ich kenne natürlich die Pamphlete, die Eduard Engel während des Ersten Weltkriegs veröffentlicht hat, besitze sie sogar. Aber ich lasse mir meine Hochschätzung Engels dadurch nicht vermiesen. Damals haben viele vieles gesagt und geschrieben, woran sie wohl später nicht gern erinnert worden wären.
Bedeutende Sprachwissenschaftler haben sich damals über das Für und Wider der "Sprachpflege" heftige Gefechte geliefert. Heute lohnt sich das gar nicht mehr, weil die ganze Sache kein Niveau mehr hat und sich das Thema auch totgelaufen hat. Und die Rechtschreibreform, die Milliarden von Schülerinnen und Schülern beigebracht hat, wie man Quäntchen schreibt, dürfte insgesamt den Eindruck bekräftigt haben, daß Sprache eh wurscht ist.
 
 

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