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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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28.02.2008
 

Beschädigte Bücher
Fuhrmann und de Saussure

Der verstorbene Altphilologe Manfred Fuhrmann hatte seinerzeit die gemeinsame Erklärung der Professoren gegen die Rechtschreibreform unterschrieben. Wenig später brachte DuMont sein Buch "Latein und Europa" (2. Auflage) heraus – in Reformschreibung:
so genannte, im Wesentlichen, im Allgemeinen, Letzterer, zu Eigen sein/machen, selbstständig, Epo-nymos, aber auch reformwidrig Genius loci.

Ferdinand de Saussure: Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft. 3. Aufl. Berlin (de Gruyter) 2001. Nachwort von Peter Ernst.
Der Haupttext ist noch derselbe wie 1967, aber das Nachwort ist in Reformschreibung gehalten, wozu ja nach Meinung der Durch- und Umsetzer auch das penetrante selbstständig gehört. Also: so genannte, auseinander setzen, aber auch: sollte man Zweierlei bedenken, Zeit seines Lebens usw., dazu kommen noch viele Druckfehler, gerade bei Eigennamen. Schlampige Wirkung.



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Kommentare zu »Beschädigte Bücher«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.04.2012 um 07.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=977#20494

Hans-Edwin Friedrich u. a. (Hg.): Literatur und Theologie im 18. Jahrhundert. Berlin 2011 (de Gruyter)

Grundsätzlich in Reformschreibung, aber ständig gehen dass und daß, Potential und Potenzial und manches andere durcheinander, oft im selben Satz. Für 129,95 Euro könnte man mehr erwarten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.03.2012 um 07.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=977#20227

Wolfgang Wildgen: Die Sprachwissenschaft des 20. Jahrhunderts. Berlin: de Gruyter 2010.

Reformschreibung, aber:
35jährig, für 60jährige.
Deshalb tauchen trivialer Weise manche Ideen immer wieder auf.
...das die quantitativen Merkmale regelhaft ausgedrückt werden können.


(Wildgen schreibt, daß Saussure „die Ablautlehre begründete“.)

Appolonios (Dyskolos) (zweimal nacheinander) deutet auch nicht gerade auf tiefe Vertrautheit hin.

Weiter habe ich nicht gelesen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.10.2010 um 09.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=977#16929

Bei de Gruyter ist auch dieses Buch erschienen:

Merkmale und Relationen: Diachrone Studien zur Nominalphrase im Deutschen. Berlin, New York 2001.

Das Werk ist einer Orthographie gehalten, die Demske offenbar für die reformierte hält. Es gibt sehr seltsame Fehler, z. B. wird immer Defini-theit getrennt (82, 111,124, 125, 126 zweimal, 157); zum ersten, zum zweiten (48), als Einzige pränominale Konstituente (21); dem Gegenwartsdeutschen Stand, ebenso 83, 101), für das Gegenwartsdeutschen (153 zweimal; ähnlich 206); theori-eimmanentes (23), letzterer (52); gelei-stet (130); phraseninizial (208), nicht-inizial (287); im folgenden (207); gete-stete (326); Synta-xwandel (passim), Potenzial/Potential (auf derselben Seite), recht zu geben, umso (finales um + Adverb so!) (273).

Außerdem viele Kommafehler, einige Druckfehler. Die Ausdrucksweise ist stellenweise etwas seltsam: das Klitik, overte und koverte Syntax, ersterer und zweiterer.

Man staunt immer wieder, was dieser Verlag unbesehen abdruckt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.03.2009 um 16.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=977#14102

So ist folgendes Buch bestimmt für jeden Sprachwissenschaftler von Interesse:
Petra M. Vogel: Das unpersönliche Passiv. Berlin u. a.: de Gruyter 2006.
Aber es geht sofort los mit O-berbegriff, sprachü-bergreifend, so genannte; andererseits steht ständig Genus verbi, was ja nun auch nicht mehr "richtig" ist.

Die Zeitschrift "Linguistische Berichte" (Buske) trennt weiterhin unverdrossen A-nalyse usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.12.2008 um 18.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=977#13572

Der neue „Killy“ erscheint, wie der Verlag de Gruyter werbend mitteilt, „nach den Regeln der neuen deutschen Rechtschreibung“. Bloß nicht kaufen! Bei de Gruyter muß man immer mit dem Schlimmsten rechnen.
 
 

Kommentar von Galina Leljanowa, verfaßt am 23.03.2008 um 08.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=977#11774

Wer den Fuß auf das Terrain der Sprache setzt, kann sagen, er sei von allen Analogien im Himmel und auf Erden verlassen.

Ferdinand de Saussure

aus Teil III, Arlevein
des Romans „Die Übersetzung„ von Pablo De Santis, Argentinien

Einer mittelalterlichen Legende nach soll ein Reisender bei einem Spaziergang ein von Algen bedeckter Ertrunkener, aber ein Ertrunkener, der lebt, gefunden haben. Dieser Ertrunkene sagte: „Ich bin ein Gefangener von Poseidon. Ich war mit meinem Schiff unterwegs, der Arlevein, und ein Strudel hatte mich zusammen mit meinen Gefährten verschluckt. Poseidon sei bereit, ihn wieder ins Leben zu entlassen, aber nur, wenn er herausfinde, was das Wort Arlevein bedeutet.“
Auf die Frage des Reisenden, ob er nicht wisse, was es bedeutet, antwortete der Ertrunkene: Nein, mit diesem Schiff sind wir im Auftrag des Königs aufgebrochen, um das Rätsel zu lösen, weshalb sein Schiff so genannt wurde. Wenn er ihm nicht sagen könne, was es bedeute, würde er ihn mit auf den Meeresgrund nehmen.
Weil der Reisende das Wort noch nie gehört hatte und nicht in die Tiefe mitgezogen werden wollte, improvisierte er und antwortete: Arlevein bedeut die unendliche Suche nach der Bedeutung eines Worts.

Ob das die Wahrheit war, ist unklar, in der Fabel jedoch hat diese Antwort den Reisenden gerettet.

Was ist die Sprache des Acheron?
Ein akademischer Mythos, für dessen Existenz es keinen Beweis gibt oder eine Sprache der Höllen? Dante soll diese Sprache angeblich gekannt haben und Nimrod, dem König, der einen Turm in Babel erreichen wollte, begegnet sein. Eine der Überlieferungen besagt, wer diese Sprache beherrscht, kann den Tod besiegen, solange er sie für sich behält und darauf verzichtet, sie zu sprechen.

Versteht man unter Acheron das, was die Welt der Lebenden von den Toten trennt? Was war die Bedeutung dieser Sprache? Gab es diese Sprache überhaupt und wenn ja, wer beherrschte diese?

Wie wurde eine Sprache "vollkommene Sprache" vor dem Turmbau zu Babel genannt?

Können Sie mir bitte helfen?
 
 

Kommentar von Christoph Schatte, verfaßt am 16.03.2008 um 19.30 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=977#11683

Gattungszahladverbien werden jetzt also zwangssubstantiviert. Dies geschieht offenbar volksetymologisch-kulinarisch nach "Leipziger Einerlei", oder weihnachtlichem "Neunerlei" im Erzgebirge. Auf alle Fälle aber wird geköchelt.
 
 

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