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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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18.02.2006
 

Ratschlag für Verleger
Rechtschreibung als Gütesiegel

Die reformkritischen Verlage sollten selbstbewußter werden.
Sonst werden sie von der Dummheit der anderen niedergewalzt. Wie wäre es mit dem Aufdruck oder noch besser Aufkleber (den man abziehen kann "when the hurly-burly's done"): IN BEWÄHRTER RECHTSCHREIBUNG? (Oder KLASSISCHER.) Der psychologische Effekt wäre, daß jedermann das für ein Gütesiegel halten würde, was es ja auch ist. Umständliche Begründungen könnte man sich sparen.

Der Max Niemeyer Verlag ist hin und her gerissen. Im neuen Katalog sind die Buchbeschreibungen teils in bewährter, teils in reformierter Orthographie gehalten. Es sind aber die reformierten Texte, in den "Einiges" groß geschrieben und "Shakes-peare" getrennt wird.



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Kommentare zu »Ratschlag für Verleger«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.12.2022 um 04.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#50066

„Der Sammler der Augenblicke“ von Quint Buchholz, Carl Hanser Verlag 1997. Ein schönes Bilderbuch mit wenig Text, der aber laut Impressum „den Regeln der neuen Rechtschreibung“ entspricht. Er enthält nämlich vier oder fünf ss, darunter „weisst du“, und das war’s. Aber nicht dieser Fehler, sondern der devote Vermerk ist das eigentlich Beschämende, erst recht aus dem Abstand von 25 Jahren. Man denkt: Wenn die Verlage damals zu so etwas bereit waren, dann werden sie es wieder tun. Und so ist es ja auch; heute bereinigen sie die Texte im Sinne der Politischen Korrektheit.

Die Einfälle einer irregeleiteten Minderheit beherrschen das Erscheinungsbild der gesamten Nation.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.09.2016 um 07.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#33356

Vielleicht ist die Zeit gekommen, wo man es noch einmal mit der Methode versuchen könnte, die als "Nudging" ernst genommen wird. Bei Wikipedia wird die bekannte Fliege im Urinal genannt. Ohne großes Trara einfach auf möglichst viele Bücher drucken Unreformiert. (Wie das schon besprochene Ungespundet auf dem Bier, was auch niemand versteht, aber jeder ohne weiteres als Qualitätsmerkmal deutet.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.10.2015 um 18.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#30233

Die Edition VA bENE macht auch den Unsinn der sogenannten "Neuen Rechtschreibung" nicht mit. In allen ihrer Bücher prangt auf der Impressumseite der Satz:
"Der Verlag legt größten Wert darauf, daß seine Bücher der alten Rechtschreibung folgen. Die Entscheidung bezieht sich auf die Sinnwidrigkeit der meisten neuen Regeln und darauf, daß sie sich gegen die deutsche Sprache selbst richten."

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.06.2015 um 18.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#29153

„Ich möchte die Welt verbessern, aber ich werde es wohl nicht schaffen. Es ist die Möglichkeit des täglichen Hebens von Schätzen, des Sicherns und Bewahrens dieser, die mich leitet“, fügt er seiner Antwort an. Außerdem leistet der Diplomhistoriker offen Widerstand gegen Unsinnigkeiten, wie die Rechtschreibreform. „Wir schreiben richtig!“, bekundet er gegenüber der Zeitung. Alle in seinem Verlag erschienenen Ausgaben sind in alter Rechtschreibung geschrieben. „Es muss Widerstand geben – es geht auch anders“, bezieht Kirchschlager Stellung. (Thüringer Allgemeine 15.6.15)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.07.2013 um 06.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#23644

"Unsere Kunden können sich selbstverständlich darauf verlassen: Der Verlag wendet im Interesse der deutschen Sprachkultur, der optimalen Lesbarkeit und der Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung ausschließlich die bewährte etablierte Rechtschreibung und keinesfalls die artifizielle (sog. neue) Rechtschreibung an!" (Leibniz-Verlag Philipp Gerst)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.03.2012 um 08.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#20221

Pascal Boyer: Und Mensch schuf Gott. Stuttgart:Klett-Cotta 2011.

eine Hand voll Beispiele, eine Hand voll wiederkehrender Themen;
sich auseinander setzen, auseinander zu klamüsern, die unter dem Dach zusammen saßen, Dr. Johnson hatte also gar nicht so Unrecht;
all diese Argumente halte ich für nicht zufrieden stellend, jeden Mittwoch Nachmittag, Bewußtsein, welche Substanzen Ekel erregend sind, Inte-resse
usw.

Das Buch ist in schwer fehlerhafter Reformschreibung gedruckt und ärgert den Leser auf jeder Seite, oft mehrmals.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.02.2012 um 10.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#20098

Thomas Rietzschel wird im "Kurier" über sein neues Buch interviewt:

Kurier: Sie reden vom bildungspolitischen Kulturverfall und nennen die Rechtschreibreform als Beispiel.

Rietzschel: Sie ist Beispiel dafür, wie Reformen von Dilettanten in Gang gesetzt werden, die von der Sache nichts verstehen. Die Rechtschreibreform hat sich nicht aus der Entwicklung der Sprache ergeben, sie ist ein soziales Projekt gewesen: Die Sprache wurde auf ein Maß reduziert, das der gerade verfügbaren Bildung noch halbwegs entspricht. (12.2.12)



Rietzschels Buch "Die Stunde der Dilettanten: Wie wir uns verschaukeln lassen" ist 2012 bei Paul Zsolnay erschienen – in reformierter Rechtschreibung!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.12.2011 um 18.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#19663

Der Verlag Hanser bringt das neue Buch von Martin Mosebach in bewährter Rechtschreibung heraus, kündigt es aber in reformierter an und versäumt auch nicht darauf hinzuweisen, daß es mit einem "Lesebänchen" versehen ist:
www.hanser-literaturverlage.de/buecher/buch.html?isbn=978-3-446-23752-0
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 06.10.2011 um 00.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#19292

Noch ein kleiner Nachtrag zu Eco und seinem Verlag, der sich seine Hausorthographie demnach im Jahr 2006 zurechtgebastelt hat. Geklappt hat das sofort offensichtlich noch nicht. Denn ein Jahr später erschien Ecos "Geschichte der Häßlichkeit" in bewährter Orthographie (Leseprobe).

Auch der Band "Im Krebsgang voran" von 2007 ist in herkömmlicher Rechtschreibung gedruckt (Leseprobe).

Sollte der Roman, der soeben auf deutsch erscheint, etwa der erste Eco in Reformschrieb sein? (Ich bitte um Ergänzung, falls ich etwas übersehen habe.)
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 05.10.2011 um 12.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#19290

È sposato con una tedesca (Renate).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.10.2011 um 10.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#19288

Kann Eco eigentlich Deutsch? Ich lese zwar italienische Texte, aber Briefe kann ich nicht schreiben, deshalb meine Frage: Könnte man nicht Eco auf die Verhunzung durch den Hanser-Verlag hinweisen? Ein paar weitere Textbeispiele wären gut. Ich glaube nicht, daß Eco das gleichgültig hinnehmen würde. Beim Verlag selbst stößt man wahrscheinlich auf taube Ohren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.10.2011 um 09.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#19286

Nicht nur um das Geld ist es schade, sondern auch um die Übersetzungsarbeit unseres Beratsmitgliedes.
Ich habe die Leseprobe überflogen:

Und am 1.April ist es wieder Simonini, der – nach einer unruhigen Nacht, in der er sich erinnert, Anfälle von Brechreiz gehabt zu haben – erbost die seiner Ansicht nach moralistischen Übertreibungen und Entrüstungen des Abbé richtigstellt. (Eco: Der Friedhof in Prag)

Das klingt so, als erinnere er sich in der unruhigen Nacht, daß er Anfälle von Brechreiz gehabt habe, während er sich in Wirklichkeit erinnert, daß er in der unruhigen Nacht Anfälle von Brechreiz gehabt hat. Das italienische Original ist hier zweideutig, aber die Kommasetzung im Deutschen vereindeutigt in der falschen Richtung.

Unmöglich ist auch ... Sie zum frische Luft Atmen für ein paar Dutzend Jährchen in eine unserer bequemen Alpenfestungen zu schicken.

weil man mit einem Hämmerchen draufhauen müsste und dann als erster in die Luft fliegen würde (erster müßte [reformiert] groß geschrieben werden)

bis es soweit war (seit 1996 getrennt zu schreiben)
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 03.10.2011 um 17.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#19284

Auch die Übersetzung von Umberto Ecos neuem Roman ist bei Hanser nun in Reformschreibung erschienen: http://files.hanser.de/hanser/docs/20110728_21172811354-112_978-3-446-23736-0.pdf

Schon die Lektüre der wenigen Seiten bereitet kein Vergnügen, was von den vielen depperten Doppel-s noch verstärkt wird. Wie sagt Polt doch in "Man spricht deutsh" so grantig: "Schod um's Geld!"
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.09.2011 um 10.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#19233

Hans Maiers Autobiografie hatte ich schon beiläufig erwähnt (siehe hier). Inzwischen habe ich sie ganz gelesen. Sie ist in Reformschreibung gedruckt. (Der Anfang der Reform fiel in Maiers Amtszeit als Kultusminister, er möchte aber nicht so gern daran erinnert werden, erwähnt sie auch nicht in seinem Buch.)
Ein paar Notizen:
deplaziert (28)
Katast-rophe (99)
Abschluß (201)
als erstes wurde ich gefragt (308)
der Messmersohn aus Meßkirch (103) (amtliches Wörterverzeichnis: Mesmer, Mesner, Messner)
87jährig (138), 77-jährig (139), die 15- bis 18jährigen (200), 39jährig (301)
Geheimtip (387)
res-pektheischend (394) kann dem Lateiner Maier eigentlich nicht gefallen.

Das Buch ist zurückhaltend im Ton, aber zwischen den Zeilen erkennt man die Polemik, auch in dem, was er übergeht. Nicht erwähnt werden z. B. Hohlmeier, Guttenberg jr.; Zehetmair nur beiläufig mit der Bemerkung, er habe sich der Gruppe angeschlossen, die mit Strauß durch dick und dünn ging (Gauweiler, Stoiber, Tandler, Wiesheu). Der Konflikt des ZdK-Vorsitzenden Maier mit Ratzinger wegen der Schwangerenberatung usw. wird ausführlicher dargestellt. Sonst ist vor allem der Teil über Strauß interessant.

Im Vordergrund stehen die Laufbahn und das politische Wirken vor dem geschichtlichen Hintergrund, während Persönliches nur knapp erwähnt wird. Am ausführlichsten werden die von Maier durchgesetzten Gesetze zur bayerischen Bildungspolitik dargestellt, begründet und gerechtfertigt. Die Fotos sind etwas lieblos ausgewählt. Aber insgesamt ein lesenswertes Buch, besonders natürlich für Bayern. Die Sprache ist glasklar.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.07.2011 um 09.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#18998

Thomas Steinfeld bespricht in der SZ die deutsche Erstausgabe von Stevensons "St. Ives" bei Hanser. Wie die Leseprobe vom Verlag zeigt, ist reformierte Rechtschreibung angestrebt, aber das Komma nach direkter Rede mit Anführungs- oder Fragezeichen fehlt. Wem ist also damit gedient?
Die deutsche Übersetzung kommt mir recht ungelenk vor. Stevenson ist mit Schul-Englisch manchmal nicht ganz leicht zu lesen, aber auf deutsch macht es auch keinen Spaß.
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 20.05.2011 um 12.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#18723

Aber offensichtlich wird bei Hanser nicht immer nach der Hausorthographie gedruckt. So ist von den Neuerscheinungen Margriet de Moors neuer Roman "Der Maler und das Mädchen" (aus dem Niederländischen von Helga von Beuningen) in herkömmlicher Rechtschreibung gedruckt worden.

http://files.hanser.de/hanser/docs/20110223_211223175723-96_978-3-446-23638-7.pdf

Robert Louis Stevensons Roman "St. Ives" (übersetzt von Andreas Nohl) erschien hingegen in der von Herrn Ickler erwähnten Hausorthographie.

http://files.hanser.de/hanser/docs/20110303_21133183429-81_978-3-446-23647-9.pdf

Ein Muster – falls es denn eines gibt – habe ich bislang noch nicht erkennen können. Ich habe mir einfach angesehen, was mir auf der Startseite und bald danach vor die Augen kam. Hausorthographie scheint zu überwiegen, aber die herkömmliche Rechtschreibung findet man doch auch noch. Natürlich in keinem der beiden Fälle mit einem Hinweis auf die Rechtschreibung der Übersetzung. Also wird der Leser weiterhin für dumm verkauft.

Unterhaltsam fand ich schließlich noch die Präsentation eines Buches aus dem Jahr 2001: Giles Miltons Buch "Muskatnuß und Musketen – Europas Wettlauf nach Ostindien" (im Zsolnay Verlag erschienen, übersetzt von Ulrich Enderwitz). Aus dem Buchdeckel springt dem Leser die herkömmliche Rechtschreibung entgegen, was den Verlag freilich nicht von einer Präsentation in Hausorthographie abhält. Nachdenken scheint bei Hanser (wie inzwischen auch anderswo) eindeutig nicht mehr erwünscht zu sein.

http://www.hanser-literaturverlage.de/buecher/buch.html?isbn=978-3-552-05151-5
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.05.2011 um 12.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#18722

Der Carl Hanser Verlag hat sich 2006 eine Reformschreibung zusammengebastelt. Vom Niveau zeugt folgender Auszug:

„Wörter anderer Wortarten werden, wenn sie wie ein Substantiv gebraucht werden, großgeschrieben. Die Kennzeichen für hauptwörtlichen Gebrauch sind:
(...)
• ein mit einer Präposition verschmolzener Artikel (im Voraus, fürs Erste, im Allgemeinen, seit Kurzem, vor Kurzem, seit Langem, seit Längerem, von Nahem, seit Neuestem, von Neuem, bis auf Weiteres, ohne Weiteres, bei Weitem, von Weitem)“

Man sieht richtig, wie die Gallmannschen Einfälle nachträglich hineingerutscht sind, obwohl sie gar nicht passen.
 
 

Kommentar von Calva, verfaßt am 02.03.2006 um 15.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#2971

Stuttgarter Verleger Michael Klett zu Rechtschreibänderungen
"Jetzt ist wohl eine Friedenslinie gefunden worden"

Heute entscheidet die Kultusministerkonferenz über die Änderungsvorschläge zur Rechtschreibreform, die der Rat für deutsche Rechtschreibung nach einjähriger Arbeit entwickelt hat. Der Stuttgarter Verleger Michael Klett zählt zu den Gegnern der Reform.

Herr Klett, was halten Sie von der Reform der Reform?

Als jemand, der die Reform von Anfang an für Unfug gehalten hat, finde ich die Änderungen nicht weit reichend genug. Andererseits, so verfahren wie die Sache bisher war, ist jetzt wohl eine Friedenslinie gefunden worden. Das ist eine Kompromisslösung. Jetzt hat sich eine Chance ergeben, indem die strittigen Fragen offen gelassen wurden. Man kann jetzt bestimmte Worte auf verschiedene Weise schreiben, auch wenn es grammatikalisch nicht richtig ist. Praktisch muss man sehen, was die Zeitungen daraus machen werden. Offen ist auch noch, wie sich die Schweiz und Österreich verhalten werden. Als kleinere Länder können sie schneller eine eigene Linie beschließen.

Welche Folgen hat das für den Klett-Verlag?

Im Bereich Schulbuch muss man abwarten, ob die Kultusministerkonferenz aus den Wahlmöglichkeiten heraus ein Schulglossar entwickelt. Bei Klett-Cotta habe ich keine Probleme. Wir machen, was die Autoren wollen, und da verlangen die meisten die alte Schreibweise - eine Bitte, der ich gerne nachkomme. Was ich mich frage: Wie konnte es überhaupt zu dieser Reform kommen? Wo ist der Aufschrei geblieben, wie lange hat es gedauert, bis sich ein Widerstand gebildet hat? 70 Prozent waren für die alte Schreibweise. Bedenklich finde ich, dass sich nur wenige Intellektuelle geregt haben, die mit der Sprache bewusst umgehen.

Werden die Änderungen für Sie teuer, insbesondere im Schulbuchbereich?

Das bleibt überschaubar. Die Kultusminister sind inzwischen tolerant, was Übergangsmöglichkeiten betrifft. Da wird jetzt viel offen gelassen. Ich möchte allerdings nicht wissen, was das für den Unterricht bedeutet. Es wird aber bestimmt zehn Jahre dauern, bis wir wieder eine Regelfestigkeit haben. Dieser Zustand ist immer noch besser als Krieg. Dieses Land hat so dringend wirklich echte Reformen nötig, da ist es gut, wenn in Sachen Rechtschreibung Ruhe herrscht.

Wie wird die Entwicklung Ihres Erachtens nach weitergehen?

Ich glaube, dass es jetzt erst einmal ziemlich lange beim neuen Stand bleiben wird. Die Rechtschreibkommission muss sich ihr weiteres Verhalten gut überlegen: Soll sich eine Reform an die Sprachentwicklung anpassen, oder soll sie eine andere Sprache entwickeln? Letzteres war der Ansatz der Reformer, die zu Sprachlogiken des 19. Jahrhunderts oder der Barockzeit zurückkehren wollten. Geht die Kommission den ersten Weg, geht es in Richtung frühere Schreibweise, bleibt sie auf der Revolutionslinie, dürfte es Ärger geben, der sich auch an einzelnen Worten entzünden kann.

Fragen von Armin Friedl

Aktualisiert: 02.03.2006, 06:13 Uhr

http://www.stuttgarter-nachrichten.de/stn/page/detail.php/1107000?_suchtag=2006-03-02

 
 

Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 22.02.2006 um 23.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#2849

Der Verlauf der Diskussion hier hat mich, ehrlich gestanden, zu der Auffassung gebracht, daß Herr Lachenmann vermutlich richtig urteilt. Mit kickenden Känguruhs jedenfalls ist kein Blumentopf zu gewinnen. Gerade seriöse Verlage werden sich vor dergleichen hüten. In einer Lage wie der unseren hat subversive Phantasie immer noch zu einer Lösung geführt. Die Verleger und Käufer guter Literatur werden sie schon finden. Wir sollten uns nicht unnötig ihren Kopf zerbrechen. Das richtet der Markt.
 
 

Kommentar von Walter Lachenmann, verfaßt am 22.02.2006 um 23.37 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#2848

Bei aller kreativen Begeisterungsfähigkeit, meine lieben Freunde: Es gibt keinerlei Anzeichen dafür, daß die Verlage, die für ihre Produktion bei der unreformierten Rechtschreibung geblieben sind, aus dieser Haltung ein öffentliches Bekenntnis zu machen gewillt sind. Immerhin könnte das potentielle Leser, die gar nichts gegen die neue Rechtschreibung haben, eventuell vom Kauf abhalten.

Solange man auf die Rechtschreibung bei der Werbung gar nicht eigens hinweist, wird unterstellt, daß sie in Ordnung ist. Wenn das dann die unreformierte Orthographie ist in einem interessanten und guten Buch eines für anspruchsvolle Literatur bekannten Verlags, wirkt das auf den Leser, der der Reform unkritisch gegenübersteht, verunsichernd im Hinblick auf seine grundsätzlich positive Einstellung zur Reform, ohne daß er von vornherein dahingehend belehrt würde, er sei auf dem falschen Dampfer. Das mag niemand gerne. Und so verbindet sich ganz von alleine mit den Büchern der besseren Verlage das Bild der besseren Orthographie. Das ist unterschwellig viel wirkungsvoller, als wenn man die Leute, für die das Thema im Bewußtsein gar nicht so eine große Rolle spielt, mit der Nase draufstößt.

Das ist wie mit der Typographie. Die wirkt aus eigener Kraft – oder sie wirkt nicht. Es ist immer ein bißchen peinlich, auf Vorzüge, die eigentlich selbstverständlich sein sollten, in der Werbung besonders hinzuweisen. Wenn sie gegeben sind, werden sie auch wahrgenommen – oder eben nicht, dann wirken solche Hinweise auf den, der dafür gar keinen Sinn oder kein Interesse hat, eher unangenehm belehrend.

Wäre die Sensibilität für die Rechtschreibung in der Öffentlichkeit ähnlich stark ausgeprägt wie für Umweltfragen, könnte man sich ein solches „Gütesiegel“ schon eher vorstellen. Aber dafür sind die Vorstellungen und Urteile, auch die Detailkenntnisse, der meisten Menschen, auch derjenigen, die die Reform für einen großen Quatsch halten, zu wenig konkret.
 
 

Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 22.02.2006 um 22.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#2847

U. Bärlein: »Wie wär's mit einem wertneutralen "in herkömmlicher Orthographie" oder so ähnlich?«

Wenn schon das, dann vielleicht so: ... natürlich in herkömmlicher Rechtschreibung! Wichtig dabei wäre, daß ein solcher Aufkleber auf sowohl handwerklich wie inhaltlich hochwertigen Büchern namhafter Verlage erschiene, so daß sich deren Reputation auf diese Kampagne übertrüge. Dann käme man auch nicht auf die Idee, hier seien Sektierer oder nörglerische Rechthaber am Werk, denn wer würde Verlage wie Piper, Diogenes, Aufbau usw. für sektiererisch, nörglerisch oder rechthaberisch halten?

Damit der Schuß nicht nach hinten losgeht, müßten diese Verlage bei einer solchen Aktion auf höchste Seriosität achten, sonst könnten sie aufgrund der Aufkleber für Sektierer oder nörglerische Rechthaber gehalten werden. Die Einführung solcher Aufkleber müßte daher mit einer öffentlichen Informationskampagne einhergehen, in der die Verlage sachlich und nüchtern begründen, warum sie das tun. Selbst dann wäre noch ein erheblicher Gegenwind zu erwarten, man erinnere sich an die Reaktionen auf die Rückkehrankündigungen verschiedener Medien Anfang August 2004 – trotz guter Begründungen (beispielsweise von Stefan Aust; siehe hier).

Das Känguruh würde ich dagegen weglassen: Wegen des fehlenden oder vorhandenen h rangiert das in meinen Augen auf einer Ebene mit dem Streit um die Schif(f)fahrt, und das ist unter dem Niveau, welches ich zuvor skizziert habe.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 22.02.2006 um 20.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#2846

@ Herrn Salzburg:

Apropos „Stillleben“: Das deutsche „Stilleben“ soll vom niederländischen „stilleven“ abstammen – wie es die dortige große Tradition auch nahelegt. Eine Anfrage im Internet ergibt, daß nur 0,06 Prozent der niederländischen Textverfasser ein drittes „l“ („stillleven“) für notwendig halten.

Das ist zwar richtig, aber im heutigen Niederländisch ergibt sich die Frage nach drei Buchstaben hintereinander auch gar nicht, weil es ohnehin "stil", "stilte" etc. heißt. Die 0,06 % kommen daher wahrscheinlich durch der niederländischen Orthographie nicht mächtige Schreiber oder durch Tippfehler zustande.

Auch das Englische hilft uns mit "still life" nicht unbedingt weiter, weil hier, wie in dieser Sprache üblich, beide Wörter getrennt geschrieben werden.

Man muß in diesem Fall auch gar nicht auf andere Sprachen zurückgreifen. Das Einsparen eines Buchstabens beim Aufeinandertreffen dreier Konsonanten ist eine Gefälligkeit gegenüber Schreibern und Lesern. Mehr muß man dazu gar nicht sagen. Ich bin übrigens auch nicht der Meinung, man sollte die übliche Schreibweise verbindlich machen. Ein wenig mehr Liberalität in diesem Punkt ist durchaus angebracht. Im Unterricht sollte dies unter "Stilkunde" abgehandelt werden, nicht unter "Orthographie". Hier böte sich m. E. auch ein Ausweg aus dem ss/ß-Dilemma an: Heyse und Adelung könnten durchaus nebeneinander bestehen, während beim Einüben guten Schreibstils die elegantere Adelungsche Variante bevorzugt (nicht vorgeschrieben) wird. Man wird dann sehen, was sich langfristig durchsetzt. Das ist zwar im Sinne der Schüler nicht optimal, für die Adelung leichter zu lernen ist, aber es würde der Diskussion so manche Spitze nehmen.
 
 

Kommentar von Kai Lindner, verfaßt am 22.02.2006 um 13.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#2827

Lieber Herr Faupel, ich hoffe, Sie sind ein Jurist... denn dann könnten sie ratz-fatz ohne große Kosten eine Abmahung an die Verlage schicken und den weiteren Verkauf durch eine einstweilige Verfügung behindern ;-)
 
 

Kommentar von Sigmar Salzburg, verfaßt am 22.02.2006 um 13.03 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#2826

Die Stiftung Warentest versagt bei Lexika. Auch ich hatte mich ohne Resonanz an diese Institution gewandt.

Apropos „Stillleben“: Das deutsche „Stilleben“ soll vom niederländischen „stilleven“ abstammen – wie es die dortige große Tradition auch nahelegt. Eine Anfrage im Internet ergibt, daß nur 0,06 Prozent der niederländischen Textverfasser ein drittes „l“ („stillleven“) für notwendig halten.
 
 

Kommentar von Johannes Faupel, verfaßt am 22.02.2006 um 11.12 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#2825

Wörterbücher: irreführende Werbung, unlauterer Wettbewerb, Gewährleistungspflicht

1. Wenn die nächsten Ausgaben der einschlägigen „Reform“-Wörterbücher erwartungsgemäß deutlich vor dem 01.08.2006 erscheinen, müssen die Verlage darauf hinweisen, daß die Bücher
a) explizit nur Schul- und Behörden-Schreibweisen enthalten, die
b) erst zum 01.08.2006, also nach dem Kaufdatum, und zwar
c) ausschließlich für Schulen und Behörden und
d) nur bis zur nächsten Revision des Regelwerks
verbindlich sein werden.

2. Angaben auf oder in „Reform“-Wörterbüchern wie „Entspricht dem (aktuellen) Stand der deutschen Rechtschreibung" oder „Neu. Mit den aktuellen Schreibungen“ oder „Die neuen Regeln und Schreibweisen“ sind aus wettbewerbsrechtlichen Gründen (allein wegen der Verlage, die in der tatsächlichen Gegenwartssprache veröffentlichen) unzulässig und täuschen die Verbraucher.

3. Es ist ferner nicht zulässig, mit dem Gebrauch des Wortes „amtlich“ den Eindruck einer gesetzlich vorgeschriebenen Rechtschreibung zu erwecken. Die potentiellen Buchkäufer müssen bereits auf dem Umschlag deutlich sichtbar darüber aufgeklärt werden, daß die in den „Reform“-Wörterbüchern dargestellten Kultusminister-Schreibweisen (Flachdeutsch statt Hochdeutsch) sich ausschließlich auf den per kleiner Verwaltungsvorschrift verfügten, konstruierten Schreibgebrauch für Schulen und Behörden beziehen. Die 23. Duden-Ausgabe versichert im Vorwort, die neue amtliche Rechtschreibung würde zum 1. August 2005 „allein verbindlich“. Solche Aussagen fördern in unzulässiger Weise die Legende von den Rechtschreibgesetzen.

4. Angaben wie auf dem 2005er WAHRIG „In allen Bundesländern voll schultauglich“ sind ebenfalls nicht zulässig, da in den Schulen mit solchen Wörterbüchern die Unwahrheit verbreitet wird. Der in der Verfassung festgeschriebene gemeinsame Erziehungsauftrag von Elternhaus und Schule sieht vor, die Kinder auf das Leben außerhalb der Schule vorzubereiten. Das Gegenteil wird derzeit erreicht, wie der öffentlich beklagte Bildungsnotstand zeigt.

5. Es darf nicht der irreführende Eindruck erweckt werden, es handele sich bei der Orthographie-Darstellung der „Reform“-Wörterbücher um die deutsche Gegenwartssprache. Hiermit würden die Verlage zwangsläufig den Vorwurf des unlauteren Wettbewerbs und der irreführenden Werbung auf sich ziehen, da die Reformschreibung nichts mit der deutschen Gegenwartssprache zu tun hat: nur 8% Zustimmung zum „Reform“-Deutsch in der Bevölkerung.

6. Es ist ferner nicht zulässig, mit zeitlichen Angaben einen bestimmten Gültigkeitszeitraum eines „Reform"-Wörterbuchs vorzutäuschen. Auf dem Umschlag des letzten WAHRIG wurde der falsche Eindruck erweckt, das Buch gelte ab dem 01.08.2005 für die Zukunft, wie man es zu Recht von einem politisch unbeeinflußten Wörterbuch, das die natürliche Sprachentwicklung nachzuzeichnen hat, erwarten können muß. In Wirklichkeit wird das Buch wohl für maximal 12 Monate gegolten haben.

7. Wegen absehbarer künftiger Änderungen an der Schul- und Behördenrechtschreibung empfiehlt sich das Angebot von Wörterbuch-Abonnements, mit denen Wörterbuchkäufer die Möglichkeit des kostenneutralen Umtauschs in Form eines „Hardware-Updates" der auch durch die Verlage selbst künstlich veralteten Wörterbücher erhalten.

Auch wenn es wünschenswert erscheinen mag: Verbraucher dürfen nicht per Kultuserlaß zu Umsatzbringern gemacht werden. Das finanzielle Risiko möglicher Schadensersatz-/Umtauschansprüche, die sich aus der Gewährleistungspflicht ergeben, tragen allein die Verlage, die sich auf das gemeinsame Abenteuer mit der KMK eingelassen haben.

Fehler im Sinne der gesetzlichen Gewährleistungspflicht liegen vor, wenn eine Sache von Anfang an 1) nicht der Vereinbarung entspricht oder 2) nicht den Angaben in der Werbung/Produktbeschreibung entspricht oder 3) nicht der üblichen Nutzung und Beschaffenheit entspricht. Auf „Reform“-Wörterbücher treffen gleich alle drei Fehler-Voraussetzungen zu.

Es wird bald wieder viel Makulatur in die Buchhandlungen geliefert werden. Belasten wird das am meisten die Umwelt. Denn irgendwann wachen auch die geduldigsten Verbraucher auf. Wer wird jetzt noch ein neues „Reform“-Wörterbuch kaufen? Nichts ist heute so uninteressant wie ein „Reform“-Wörterbuch von gestern. Es ist heute so wenig aktuell wie morgen.
 
 

Kommentar von Kai Lindner, verfaßt am 21.02.2006 um 12.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#2793

Es muß heißen "nach Duden von 1991"...

Der 1996er Duden ist die 21. Auflage, und damit der erste reformierte Duden (wenn wir einmal die seltene und weitestgehend eingestampfte vorherige Reformauflage vergessen ;-) – er beinhaltet nur die reformierten Regeln.

Der letzte bewährte Duden ist die 20. Auflage vom September 1991 (Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich).

Das Känguruh (als Symbol gegen die verkorksten Schreibungen – stellvertretend das "Känguru") finde ich okay.
 
 

Kommentar von Jürgen Langhans, verfaßt am 21.02.2006 um 11.27 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#2791

Publikationen beginnen bei mir mit dem Hinweis: „Als Hommage an die Vernunft erscheint dieser Text in herkömmlicher Rechschreibung nach Duden 1996“, geziert mit dem Känguruh-Symbol. Die persönliche Post bekommt Aufkleber oder Stempel, und im Brieffuß sitzt natürlich ein kleines, unaufdringliches Känguruh.

Die Idee mit dem Känguruh stammt ursprünglich vom dem damaligen Physikstudenten Bernd Jedamzik, der mir die Erlaubnis gab, sie weiterzuführen. Ich würde das Känguruh (Font Animals „K“, einfacher geht’s nicht!) auch gerne als eine Art globales Qualitätssymbol für vernünftiges Schreiben sehen und den weiter untengemachten Vorschlag unterstützen. Die Leute fahren nun mal auf Symbolik und Aufkleber ab, das könnte man hier mal ohne schlechten Gewissens ausnutzen. Naja, und da, wo „Neue Rechtschreibung“ draufsteht, ist noch lange keine drin, wissen wir heute …
 
 

Kommentar von Kai Lindner, verfaßt am 20.02.2006 um 17.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#2763

Warum in Fraktur drucken? Das Anlaut-S ist doch auch in der Antiqua noch vorhanden (Unicode: Codepage Latin Extended A, Zeichen 0x017f). Ich habe einige schöne Physikbücher aus dem 19. Jahrhundert, die in Antiqua gedruckt sind... und wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat, dann liest man das verflixte Zeichen auch nicht mehr als kleines F ;-)

Und wer weiß, vielleicht könnte man sich dann auch an die Heyse-Schreibung gewöhnen (wichtige Anmerkung: Dieser Satz ist natürlich ein Scherz).

Dem Brockhaus von 1928 ziehe ich deutlich die finale wilhelminische Ausgabe des Meyers vor – die 1920'er Jahre finde ich gar zu deprimierend.
 
 

Kommentar von Fungizid, verfaßt am 20.02.2006 um 15.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#2755

Mann kann, wenn man will!

Ich habe für ein Buch einen Herausgebervertrag in der Tasche, bei dem alles, Redaktion, Lektorat, Gestaltung, Satz, Umschlag, in meiner Hand liegt. Die Fraktur-Idee habe ich ein Weilchen durchgespielt. Ich setze sie bei einem anderen, geeigneteren Buchprojekt (das dann im Eigenverlag) um, wo Fraktur etwas besser paßt. Ich hätte hier die Freiheit, Fraktur als Satzschrift zu wählen, aber diese Freiheit schließt die Freiheit des Anwägens ein, und dann hat die Garamond auch gute Chancen.

Bei dieser Sache hier bestimme ich das orthographische Niveau allein, und vorne oder im Impressum kommt ein schönes Gütesiegel drauf. "Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier und nicht in Schimpansenschreibung" oder so. Und wenn ein oder zwei Autoren das so nicht wollen, rücken eben andere nach.

If you go my way, I'll go with you... (Jim Croce)
 
 

Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 20.02.2006 um 11.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#2748

Die einfachste und sicherste Art eines derartigen Gütesiegels ist leider nicht mehr durchführbar, nämlich in Fraktur zu drucken.
 
 

Kommentar von Alexander Glück, verfaßt am 20.02.2006 um 11.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#2747

--> Kai Lindner:

Ich empfehle die 15. Auflage des Brockhaus (1928ff.), mit der Sie jede Menge Wissensabenteuer erleben können.

Zur Gütesiegel-Diskussion:

Mein Vorschlag ist: Gedruckt in Qualitätsrechtschreibung. Oder man orientiert sich an der Gentechnikfrei-Kampagne und weist darauf hin, daß der Inhalt keine Zusätze von Rechtschreibreform enthält.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 20.02.2006 um 01.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#2742

Kai Lindner:
Lediglich bei ganz teuren Büchern, die ich mehr aus "sinnlichen" als aus inhaltlichen Gründen kaufen würde, ist die Schulorthographie für mich ein absolutes Knock-Out Kriterium...

Und aus diesem Grund hat ein Kunstverlag, der Bücher über "Stillleben" unters Volk bringen möchte, keine Kunden verdient! ;)
 
 

Kommentar von Kai Lindner, verfaßt am 19.02.2006 um 23.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#2739

Die Idee eines Gütesiegels in allen Ehren, doch ich lese ein Buch ausschließlich wegen des Inhaltes... so habe ich in meinem Regalen Bücher aus vier Jahrhunderten und über die Schwächen manch einer Rechtschreibung lese ich ohne größere Probleme hinweg.

In anderen Worten: Wie die meisten Menschen würde ich nicht auf ein gutes Buch verzichten, nur weil es in Schulorthographie geschrieben wurde. Lediglich bei ganz teuren Büchern, die ich mehr aus "sinnlichen" als aus inhaltlichen Gründen kaufen würde, ist die Schulorthographie für mich ein absolutes Knock-Out Kriterium... folglich kaufe ich mir auch keinen neuen Brockhaus, auch wenn ich gerne einen hätte ;-)
 
 

Kommentar von s. vérité, verfaßt am 19.02.2006 um 22.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#2737

Demgemäß müßte dann ein Hinweis wie "Gedruckt nach den neuesten Erkenntnissen der Sprachforschung" (oder so ähnlich) am sinnvollsten sein. Damit wird dem Kunden suggeriert, auch dem "Rechtschreibreformbefürworter", daß er ein topaktuelles, bestreformiertes Buch besitzen wird, wenn er dieses kauft.

Warum nicht ausdrucksstärker:
100% das Original - keine Fälschung!

Das läßt sich bestens in einen runden Aufkleber verwandeln und auf entsprechende Auflagen drucken.
 
 

Kommentar von Dirk Schmidt, verfaßt am 19.02.2006 um 19.15 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#2735

Irgendwer hat hier als Sympathieträger das Känguruh ins Spiel gebracht. Das scheint mir eine hervorragende Idee zu sein. Känguruhs können, auf ihren Schwanz gestützt, mit den Hinterbeinen furchtbare Tritte austeilen. Ein kleines Filmchen, in dem ein gutgelauntes Känguruh allgemein bekannte Durchsetzer (Schavan, Wolff, Schäuble), denen allerhand Neuschrieb (Missstand, Stängel) aus dem Munde quillt, einfacht wegtritt, wäre wirkungsvoller als viele Worte. Ich möchte so etwas in den Werbeblöcken in Fernsehen und Kino sehen, dazu einen Schlagsatz wie 'Das muß sein!'. Auch Ausdrücke wie 'bewährte Qualitätsorthographie' könnten helfen, latent vorhandene Unzufriedenheit mit dem aufgezwungenen Dummschrieb zu kanalisieren.
Der besseren Rechtschreibung den Vorzug zu geben, sollte als souveräne Entscheidung dargestellt werden, damit Unentschlossene den Mut finden, ihrem Herzen zu folgen.
 
 

Kommentar von Calva, verfaßt am 19.02.2006 um 17.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#2733

Die Idee eines Gütesiegels für Texte in klassischer Rechtschreibung halte ich auch für ausgezeichnet. Die Befürchtung, daß "alt" mit "überholt" gleichgesetzt würde teile ich jedoch nicht. Was Gastronomie angeht, kann es manchen ja gar nicht alt genug sein, siehe Reinheitsgebot für deutsches Bier oder der Stolz von Marken auf lange Tradition ("since 1866" etc.).
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 19.02.2006 um 14.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#2732

Für die Süddeutsche Zeitung zum Beispiel ist die Forschungsgruppe Deutsche Sprache bereits eine Autorität, die um ihre Beurteilung gefragt wird. Ihre Mitglieder sind ebenfalls anerkannte Autoritäten. Warenhersteller werben z.B. mit dem Urteil der Stiftung Warentest. Warum soll die FDS nicht ein Gütesiegel für Rechtschreibung vergeben können?
 
 

Kommentar von Ronald Leideck, verfaßt am 19.02.2006 um 13.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#2731

Eigentlich bin ich auch dafür, irgendwie die Botschaft ´rüberzubringen, daß das Werk in 'klassischer' Rechtschreibung gedruckt wurde. Es muß nur in einer Art geschehen, die nicht den Klang von 'alt', 'überholt', 'nicht zeitgemäß' o. ä. hat. Meines Erachtens ist die breite Masse der Leser, der Bevölkerung überhaupt, einem Wahn verfallen, daß man immer das neueste, beste und billigste Produkt haben muß. Demgemäß müßte dann ein Hinweis wie "Gedruckt nach den neuesten Erkenntnissen der Sprachforschung" (oder so ähnlich) am sinnvollsten sein. Damit wird dem Kunden suggeriert, auch dem "Rechtschreibreformbefürworter", daß er ein topaktuelles, bestreformiertes Buch besitzen wird, wenn er dieses kauft.
 
 

Kommentar von Sigmar Salzburg, verfaßt am 19.02.2006 um 13.48 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#2730

Gütesiegel – eine sehr zweischneidige Sache, aber wenn’s der Kultur dient:

Aktion
GUT
SCHRIFT
[Schriftzug umlaufend:]
bewährte Rechtschreibung traditionell richtig klassisch

[zu verleihen von wem?]

 
 

Kommentar von jms, verfaßt am 19.02.2006 um 11.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#2729

Ein allgemeines Gütesiegel funktioniert nur, wenn dahinter eine übergeordnete und anerkannte Autorität steht. Außerdem müßte man die Einführung mit einer professionellen PR-Kampagne verknüpfen.

Im Fall der Rechtschreibung könnte diese Autorität z.B. ein Zusammenschluß des Schriftstellerverbandes, der Akademien der Wissenschaften, der reformkritischen Verlage, des FDS usw. sein.

Wie stehen die Chancen dafür? Wer kümmert sich darum? Wer investiert Zeit und Geld, so etwas zu koordinieren und umzusetzen?
 
 

Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 19.02.2006 um 11.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#2728

Dem Praktiker W. Lachenmann ist zuzustimmen: Die Reformkritiker, die ja keine geschlossene Truppe bilden, müssen auf jeden Fall vermeiden, in die Ecke "Ewige Nörgler", "Verbissene Rechthaber" oder gar "Altmodische Spinner" gestellt zu werden. Es ist schon schwer genug, sich in seiner unerschütterlichen Gewißheit, für das Gute, gegen das Minderwertige einzutreten, nicht beirren zu lassen. Sicher fragt sich mancher von uns gelegentlich: Wozu das alles? Lohnt sich das überhaupt (noch)? Das Richtige ruhig und selbstverständlich zu tun, Kritik und Aufklärung sachlich und hieb - und stichfest weiterzubetreiben, dabei im öffentlichen Bewußtsein die Tatsache des orthographischen Ausnahmezustandes wachzuhalten - das kostet Kraft und Mühe genug und ist die eigentliche Aufgabe der Gegner. Hinter allem steht die Überzeugung: Die reformierte Rechtschreibung hat keine Zukunft, weil sie schon bei ihrer Geburt den Todeskeim in sich trug. Sie stirbt, künstlich am Leben gehalten, zwar langsam, aber sie stirbt - von Revision zu Revision.
 
 

Kommentar von ub, verfaßt am 19.02.2006 um 10.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#2727

Daß sich die Qualität der Rechtschreibung aus eigener Kraft bemerkbar machen muß, ist sicher richtig. Aber ein kleiner Hinweis kann doch nicht schaden. Denn das Argument von Herrn Bolz ist ebenfalls triftig. Ein eindeutiges Signet, wie z.B. auch bei Bio-Produkten, erspart dem Buchkäufer unnötiges Blättern bzw. bewahrt ihn vor Fehlkäufen, jedenfalls in den Fällen, in denen er auf eine bestimmte Qualität Wert legt. So etwas ist einfach kundenfreundlich und dient dem Buchmarkt insgesamt. Seit dem 24. Dezember liegt bei mir zu Hause ungelesen ein Roman herum, verlegt von Goldmann, eine Übersetzung, verfaßt vom Freund eines Freundes; eigentlich Pflichtlektüre -- aber eben Pflicht- und nicht Kopfkissen- oder Kaminlektüre: Ein eingeführtes Logo hätte meine Schwester vor dem Einfall bewahrt, sie könne mir mit solch einem Geschenk ausgerechnet zu Weihnachten eine Freude bereiten.
 
 

Kommentar von W.L., verfaßt am 19.02.2006 um 10.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#2726

Wer, ohne einen Satz gelesen zu haben, die Nase über ein Buch rümpft, weil es in der einen oder der anderen Rechtschreibung abgefaßt ist, dürfte wohl kaum fortschrittlich gesinnt sein.

Eben. Allen diesen Versuchen haftet sehr leicht das Rüchlein des Sektiererischen an.

Wenn man mit den Mitteln der Drogerie- und Kosmetikbranche vorgehen wollte, wäre allenfalls noch ein Sprüchlein hinnehmbar wie:

In sprachwissenschaftlich unbedenklicher Rechtschreibung gedruckt.

Aber kein Verleger wird so etwas machen. Schließlich weist man damit auf etwas hin, was der Leser als Selbstverständlichkeit voraussetzt. In diesem Fall muß sich Qualität aus eigener Kraft bemerkbar machen - für diejenigen, denen es in punkto Rechtschreibung darauf überhaupt ankommt.
 
 

Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 19.02.2006 um 10.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#2725

"Leicht lesbar" nimmt den potentiellen Käufer vielleicht etwas zu auffällig an die Hand. Schließlich hat er ja den Anspruch, auch Schwierigkeiten meistern zu können, und manche Bücher sind zudem nicht wegen ihrer Orthographie schwer zu lesen. Wie wär's mit einem wertneutralen "in herkömmlicher Orthographie" oder so ähnlich? – Der Kunde weiß dann sofort, was gemeint ist, und empfindet obendrein noch die Genugtuung, von dem Verlag, dessen kleine Nuß er soeben geknackt hat, ernst genommen zu werden.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 19.02.2006 um 09.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#2724

Aussagekräftiger wäre ein Aufdruck oder Aufkleber
"bewährte Rechtschreibung, daher leicht lesbar" oder
"leicht lesbare bewährte Rechtschreibung"
("leichter" wäre wohl verbotene vergleichende Werbung).
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 19.02.2006 um 02.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#2723

Eben, sie hielten sich dafür.
 
 

Kommentar von Martin Gerdes, verfaßt am 19.02.2006 um 01.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#2722

Möglicherweise ist Ihnen nicht geläufig, was bestimmte Kreise mit dem Begriff "fortschrittlich" verbinden.

Es hat in den letzten Jahren bekanntlich Bücherstürmereien in Stadtbüchereien gegeben, bei denen konsequent jedes Kinderbuch aussortiert wurde, das man den armen Erstkläßlern nicht mehr zuzumuten können glaubte. Die das taten, hielten sich für ausgesprochen fortschrittlich.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 19.02.2006 um 01.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#2721

Wer, ohne einen Satz gelesen zu haben, die Nase über ein Buch rümpft, weil es in der einen oder der anderen Rechtschreibung abgefaßt ist, dürfte wohl kaum fortschrittlich gesinnt sein.
 
 

Kommentar von Martin Gerdes, verfaßt am 18.02.2006 um 22.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#2719

In der Frühzeit der Reform war auf den Umschlag so manches Buches (gerade Kinderbuches) ein Aufkleber "Neue Rechtschreibung" oder gar "Schon Neue Rechtschreibung" geklebt. Warum wohl?

Warum nicht auf (neue) Altschreibbücher einen Aufkleber "Klassische Schreibung" kleben? Auch ein Signet existiert ja bereits, das Känguruh, das Bernd Jedamzik vorgeschlagen hat. Leider hat man von Herrn Jedamzik seit langer Zeit nichts mehr gehört, so daß es schwierig werden könnte, die Rechte an dem Bild zu klären.

Wahrscheinlich aber traut sich kein Verlag, so etwas zu machen, schließlich will man keinen Kunden abschrecken. Wohl nicht nur ich habe die Erfahrung gemacht, daß Leute umso vehementer für die neue Schreibung eintreten, je weniger sie davon verstehen.

Vielleicht wäre daher ein Aufkleber ohne Schrift (nur mit Känguruh-Bild) eine gute Idee. Er würde die Leute neugierig machen und nicht gleich vergrätzen. So mancher fortschrittlich gesonnene potentieller Käufer würde ein Buch, auf dem "klassische Schreibung" steht, eventuell gleich garnicht in die Hand nehmen.

Ich jedenfalls fände eine von außen erkennbare Markierung vorteilhaft und würde wohl auch wieder erheblich mehr Bücher kaufen.

 
 

Kommentar von Yutaka Nakayama, verfaßt am 18.02.2006 um 20.25 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#2715

In Hinweisen für Autorinnen und Autoren der Zeitschrift "Info DaF" stand bis vor kurzem geschrieben:
"Bitte nehmen Sie auf die vielen ausländischen Leser Rücksicht, das heißt, schreiben Sie entsprechend verständlich und sprachlich korrekt.
Es gelten die Korrekturregeln und die Orthographie des DUDEN, 20. Auflage 1991."
Das Vorgehen fand ich schick und geschickt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.02.2006 um 17.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#2712

Das Impressum ist nicht der richtige Ort, da könnte es wie eine Einschränklung oder Entschuldigung wirken. Man muß in der Tat eigentlich nicht begründen, warum man klassisch druckt, aber der Aufkleber trägt an sich schon die Botschaft, daß es etwas Gutes sein muß. Wenn jemand auf ein Shampoo oder Fruchtjoghurt schreibt "Jetzt mit F2-Kapaziton", dann kaufen die Leute gleich ein Viertel mehr davon. Und zum Abziehen wäre gut, weil der Spuk ja irgendwann vorbeisein sollte.
 
 

Kommentar von Karsten Bolz, verfaßt am 18.02.2006 um 17.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#2711

Ein solcher Aufkleber wäre nicht schlecht. Das würde einen endlich von der Aufgabe entbinden, in der Buchhandlung Bücher erst einmal nach einem daß bzw. dass zu durchstöbern, bevor man sie denn kauft.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 18.02.2006 um 17.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#2710

Schneider war auch 2004 zu Gast bei Sabine Christiansen und erläuterte dort, warum man Bordeaux nicht Bordo schreiben dürfe; ansonsten schlug er sich ganz gut. Bei Rowohlt erscheinen immer wieder Bücher in normaler Rechtschreibung. Alles Charaktersache.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 18.02.2006 um 16.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#2708

Welchen Einfluß hat eigentlich ein normalsterblicher Autor darauf, in welcher Rechtschreibung seine Werke gedruckt werden?

Ich erinnere mich an einen Auftritt des von mir sehr geschätzten Wolf Schneider in einer Sendung der ZDF-Reihe „nachtstudio“ mit dem aufschlußreichen Titel „Stirbt Deutsch oder sterben nur die Wörter?“ aus dem Jahr 1997, in der auch das Thema Rechtschreibreform gestreift wurde. Schneider ließ kein gutes Haar an der Arbeit der Reformer, die er als „Fummelei“ apostrophierte. Zur Frage der Lesbarkeit reformierter Texte sagte er: „Leser haben noch niemals auf eine Reform ihrer Schriftbilder gewartet. Leser wünschen absolut nicht, daß sich an ihren Schriftbildern etwas ändert. Nun sind wir alle zu 95 bis 98 Prozent Leser. Wenn jemand unsere gewohnten Schriftbilder durcheinanderbringt und wenn jemand auch noch die Schreibgewohnheiten aller mehr als Achtjährigen [Mehr-als-acht-J/jährigen?; der Verf.] durcheinanderbringt, muß er doch gewaltige Gründe haben. Ich muß mich doch nicht verteidigen, wenn ich gegen die Reform bin, sondern die Reformer müssen sagen: ‚Unter Inkaufnahme einer gewaltigen Belästigung unserer meisten Mitmenschen halten wir die Reform für nötig, weil ...‘ Und davon sind sie doch meilenweit entfernt!“

Ende letzten Jahres nun entdeckte ich im Buchladen sein neuestes Werk: „Deutsch! Das Handbuch für perfekte Texte“, erschienen bei Rowohlt – in neuer Rechtschreibung. Hat Schneider seine Meinung geändert, ist ihm die Frage nicht oder nicht mehr so wichtig, wie es damals klang, oder konnte er sich gegen den Verlag einfach nicht durchsetzen?

Nun muß man mit flammenden Plädoyers gegen die Rechtschreibreform vorsichtig sein, vor allem wenn sie im ZDF gehalten werden. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die Liebeserklärung Reich-Ranickis an die Reformschreibung von 1996 in „aspekte“ (siehe auch: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=47#1368). Aber Schneiders Vortrag wirkte derart authentisch und überzeugend, daß ich mir nur schwer vorstellen kann, daß er seine Meinung geändert hat. Weiß jemand Näheres?

 
 

Kommentar von Arndt Brünner, verfaßt am 18.02.2006 um 14.50 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#2707

Ich bin durchaus der Meinung, daß ein derartiges Gütesiegel von Vorteil wäre. Qualität sollte sich zwar von alleine durchsetzen — wo aber hat denn heute noch Qualität eine Chance gegen allgegenwärtige Lautheit und die Lügen der Werbebranche, die man auch zunehmend bei Politikern findet.

Ich halte es für einen Fehler, solchen verlogenen Tricks ("es ist vernünftig und gut"), die nur allzu gut ankommen und wirken, nicht auf gleicher Ebene Kontra zu bieten. Besseres setzt sich nicht von alleine durch, wenn man nicht gegen das Schlechte angeht oder zumindest nicht selbstbewußt den Jüngern des Schlechten die Stirn bietet und sie entlarvt.

Ein offensives Auftreten — seht her, das ist gut, das ist besser und auch zeitgemäß modern, kauft mich und nicht den Mist nebenan! — kann der Sache nicht schaden. Weder der Rechtschreibung noch den Verkaufszahlen.

Nebenbei bemerkt wäre ich selbst froh, Büchern endlich von außen ansehen zu können, welche Rechtschreibung mich innen erwartet.


 
 

Kommentar von Walter Lachenmann, verfaßt am 18.02.2006 um 14.14 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#2706

Ich habe im Impressum der Bücher meines Verlags anfangs einen solchen Vermerk gebracht, bin aber inzwischen wieder davon abgekommen.

Zum einen ist dies nicht für jedermann ein »Gütesiegel«, da es immer noch viele Leute gibt, die die neue Rechtschreibung für ein Qualitätsmerkmal halten, und sei es nur, weil diese »modern« wirkt. Oder man meint, in nicht reformierter Rechtschreibung sei die Lektüre »für die Kinder« schädlich.

Zum andern wird durch einen solchen Vermerk doch der Eindruck erweckt, es habe mit der klassischen oder wie wir sie auch nennen wollen Rechtschreibung etwas Besonderes auf sich. Wir wollen aber alles dafür tun, daß sie Normalität bleibt. Auf Normales weist man nicht eigens hin.

So halten es jedenfalls die qualitätsbewußten Verlage wie Piper, Diogenes, Aufbau usw. Bei Suhrkamp, Beck, Hanser und anderen, die die Angelegenheit »liberal« handhaben und den Autoren die Entscheidung überlassen, wird ebenfalls nicht auf die gewählte Orthographie hingewiesen.

Das Bessere muß sich aus eigener Kraft durchsetzen, und die Chancen dafür stehen nicht schlecht, denn reichlich diskreditiert ist die Rechtschreibreform nach über zehn Jahren des Dahinwurschtelns ja nun wirklich.
 
 

Kommentar von Harald Keilhack, verfaßt am 18.02.2006 um 13.04 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#2704

Ich eiere immer ein bißchen herum, wenn es zum Impressum kommt: In bewährter, traditioneller, normaler, klassischer Rechtschreibung, habe schon fast alles „durchprobiert“. Wir sollten uns da auf einen klaren Begriff einigen.
Ein Qualitätssiegel werde ich demnächst zumindest auf dem Backcover anbringen. Aus werbetechnischer Sicht wäre es sinnvoll, wenn ein einheitliches Logo/Siegel - also PDF, JPG oder Postscript zum Download - für alle reformkritischen Verlage entwickelt werden würde.

Harald Keilhack, Schachverlag Kania

 
 

Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 18.02.2006 um 11.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#2702

"Die Zusammenhänge sind im Grunde ganz einfach. Dennoch muß man sie sich immer wieder klarmachen. Fangen wir von an. Das einzige, was sich über "den" Menschen schlechthin aussagen läßt, ist seine Bestimmung, Wahn mit Wirklichkeit zu verwechseln und selbst immer wieder Opfer dieser Verwechslung zu werden. Ihm bleibt keine andere Wahl, als Wahnhaftes zu verwirklichen, denn Wahnhaftes zu ergreifen, ist seine einzige Lebensmöglichkeit. Unsere Illusionen machen uns großartig und lächerlich, tragisch und komisch, bringen uns Glück und Unglück."

(H.-E. Troje, Rechtshistoriker und Familienrichter, in ganz anderem Zusammenhang)
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 18.02.2006 um 06.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=422#2700

Als Niemeyer-Autor mußte ich mich unlängst ausdrücklich dagegen verwahren, daß der (von mir selbst formulierte!) Klappentext reformkonvertiert gedruckt wurde. Im Verlagsprospekt steht er trotzdem reformiert.
 
 

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