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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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08.02.2006
 

Schulleiter
Anmerkung über Sein und Bewußtsein

Manche Journalisten haben es noch immer nicht gemerkt. Wenn man wissen will, was die Lehrer von der Rechtschreibreform halten, darf man doch nicht die Schulleiter befragen, auch wenn das am einfachsten ist. (Sonst müßte man wahrscheinlich erst die Schulleíter fragen, ob man die gewöhnlichen Lehrer befragen darf …)
Seit Jahren beobachten wir, daß Schulleiter eine andere Meinung zwar nicht unbedingt haben, aber wenigstens äußern als normale Lehrer. Ohne den Schulleitern zu nahe treten zu wollen, finde ich das verständlich.

(Notiert anläßlich einer gähnenswerten Berichterstattung bei Focus-online)



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Kommentare zu »Schulleiter«
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Kommentar von Kai Lindner, verfaßt am 08.02.2006 um 15.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=398#2487

Nur war das Verhalten von Frau Hohlmeier nicht rechtskonform und dafür hat sie ja ihre "Abwatsche" erhalten – und diese hätte sie eher bekommen, wenn sich konsequent mehr gegen sie gewehrt (*) hätten.
(Auch, wenn ich mir die epische Gerechtigkeit eher wie im Fall Simonis vorstelle... wobei sich mir wieder dieser schaurige Gedanke aufdrängt, daß wir "Heide" in einigen Jahren als greise SPD-Bundespräsidentenkandidatin erleben dürfen... "Berufspolitiker" (insbesondere jene mit mangelhaftem Demokratieverständnis) wird man ja leider niemals mehr los.)

Aber: Wenn alle immer nur kuschen und Stückchen für Stückchen ihre Rechte abgeben, bis irgendwann nichts mehr da ist, dann hat man zwar einen sicheren Arbeitsplatz... aber das Arbeitsverhältnis nennt man dann "Leibeigenschaft" oder "Sklaverei".

Wer sich in einer freien Demokratie (mithin einem Rechtsstaat) entgegen seiner innersten Überzeugung äußert, der ist ein Opportunist oder ein Feigling. Da die Welt so ist, wie sie ist, kann man das zwar akzeptieren, jedoch niemals entschuldigen. Insbesondere nicht bei der Lehrerkaste, die der Jugend ja ein Vorbild sein soll.

____
(*) Läßt sich wehren auf wahren (= erhalten/schützen) zurückführen (der Kluge ist hier nicht eindeutig)... und müßte es dann nicht nach der NRS-Volksetymologie währen/gewährt heißen?
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 08.02.2006 um 10.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=398#2485

Wenn auch andere Kultusminister mit ihren Schuldirektoren so umspringen wie die frühere bayerische Schulministerin Monika Hohlmeier mithilfe von Drohungen und Strafversetzungen, insbesondere bei der Gewalteinführung des achtstufigen Gymnasiums, verwundert solches Untertanenverhalten nicht.
 
 

Kommentar von Kai Lindner, verfaßt am 08.02.2006 um 10.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=398#2484

Warum sollte man für das Verhalten der Schulleiter Verständnis zeigen?

Weil die armen Schulleiter an ihren Jobs (oder ihren Karrierechancen) hängen und sich dafür dem "System" mit Fußfall verpflichten?

Wer mit gutem Recht gegen etwas ist, der sollte sich auch trauen dürfen, das in einem liberalen Land öffentlich zu sagen – immerhin kann man berechtigte Zweifel an der Rechtschreibreform noch nicht als eine verfassungsfeindliche Gesinnung bezeichnen.

Und überhaupt... welche Lehren hätten wir denn sonst aus dem 20. Jahrhundert gezogen?

@ j.k.

Die Verwendung der schlimmstmöglichen Schreibung funktioniert nur im Biotop der Schule – doch die Lehrerschaft weiß ja ohnehin bescheid... Im öffentlichen Schriftverkehr besteht hingegen die Gefahr, daß man sich lächerlich macht (oder eben keinen Verleger findet ;-)
 
 

Kommentar von Arndt Brünner, verfaßt am 08.02.2006 um 07.24 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=398#2481

Leider gibt es in meinem Umfeld sehr wenige Schüler wie j.k. – schade. Machen Sie weiter so!
 
 

Kommentar von j.k., verfaßt am 08.02.2006 um 06.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=398#2480

Ich jedenfalls kann bestätigen, daß an meiner Schule die Lehrer strikt gegen die Reform sind, sowohl mein Englischlehrer als auch meine Deutschlehrerin, um nur zwei Vertreter zu nennen.

Auch ist teilweise die Unkenntnis über die vielen unsinnigen Schreibungen sehr hoch, so wurde mir in einem Aufsatz das Wort "Miss-Stand" als falsch angestrichen, mit der Begründung, den Bindestrich könne man nur verwenden, wenn selbständige Wörter abgetrennt werden, z. B. "Nuss-Schokolade". Als ich der Lehrerin dann den Duden mitbrachte, der diesen Unsinn beinhaltet, hat sie sich entschuldigt und mir gestanden, daß sie hoffe, daß dieser Spuk Rechtschreibreform schleunigst vorbei sei.

Und um zum "Miss-Stand" zurückzukommen: Sicher wundern Sie sich, warum ich diese dumme Schreibung benutzt habe. Ganz einfach: Ich habe es mir zum Ziel gesetzt, immer, wenn ich reformiert schreiben muß, die dümmstmögliche Schreibung zu benutzen, um so allen zu zeigen, was die Reform aus der deutschen Sprache gemacht hat. Beim "Miss-Stand" jedenfalls hat es funktioniert ;-).
 
 

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