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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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14.03.2012
 

Buchtitel
Einfältige Tricks

Die Mode, Bücher à la Foucault mit "Archäologie" statt "Geschichte" zu betiteln, scheint endlich vorübergegangen zu sein. Nun erscheinen viele Biographien mit dem Untertitel "Die Biografie".
Der bestimmte Artikel soll jede Konkurrenz von vornherein aussichtslos erscheinen zu lassen. Es gibt zwar von vielen berühmten und weniger berühmten Leuten "die Autobiographie", aber Biographien kann natürlich jeder schreiben. Die Verlage glauben, mit einem so einfältigen Trick für ihr Produkt werben zu können. Bei mir hinterläßt es eine leichte Verstimmung.

Autobiographien werden heute meistens von einem Journalisten geschrieben, dem die Verlage eher zutrauen, daß er schreiben kann, wie man eben so schreibt. Das kam wohl in Amerika auf. So liest es sich dann auch, ohne Ecken und Kanten, aber mit einigen gekonnten Pointen.



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Kommentare zu »Buchtitel«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.08.2023 um 07.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1504#51664

Martin Urban: Die Bibel – eine Biographie (2009)
Martin Urban: Die Bibel: Geschichte eines Buches (2010 in sonst gleicher Aufmachung)

Hat es Probleme mit dem Titel gegeben? Oder wurde es dem Verfasser zu albern?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.08.2023 um 06.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1504#51608

Jenen heute wieder modischen Typ von Buchtitel („Gott: eine Biografie“ usw.) hat Fritz Mauthner in seiner Geschichte des Atheismus schon vor 100 Jahren kommentiert. Er sagt über den Buchtitel „Geschichte des Teufels“:

„Auch da wäre es gewiß sorgfältiger gewesen, ‚Geschichte des Teufelswahns‘ zu sagen oder so ähnlich, denn ein Wahn kann als eine seelische Tatsache eine Geschichte haben, nicht aber der unwirkliche Gegenstand des Wahns. So kann man – genau genommen – auch nur eine Geschichte der Hexenprozesse oder des Hexenwahns schreiben, nicht aber eine Geschichte der Hexen, der niemals wirklichen Zauberweiber. Immerhin ist in den Kreisen der bücherlesenden Menschen der alte Teufelswahn so völlig abgestorben, daß der Titel ‚Geschichte des Teufels‘ allgemein richtig verstanden wird als eine nicht ganz genaue Bezeichnung für die Entwicklung und den Tod des Glaubens an ein Fabelwesen; als ob jemand mit behaglicher Ironie eine Geschichte des Zeus oder der Chimära ankündigen wollte.“
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.01.2023 um 14.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1504#50284

Zufällig gefunden:

„...perfectly foul blighter. Has his photograph on the dust-cover of his books, you know, that’s the sort of squit he was.“ (Dorothy Sayers: Strong poison. 1930)

Heute muß man suchen, bis man ein Buch findet, dessen Verfasser nicht auf dem Schutzumschlag abgebildet ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.04.2021 um 04.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1504#45602

„Der heilige Geist – Eine Biografie“. Der modische Titel wird sogar dem theologischen Rezensenten ein bißchen zuviel. Aber natürlich soll das Buch „auch für Nicht-Theologen“ eine Lesefreude sein usw. (SZ 7.4.21)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.09.2020 um 04.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1504#44345

Zahavis bekanntestes Buch heißt informativ: The handicap principle: a missing piece of Darwin’s puzzle. Das war dem Insel-Verlag nicht gut genug: Signale der Verständigung. Das Handicap-Prinzip.
Was hat man sich dabei gedacht? Signale der Verständigung... So schräg geht es an keiner Stelle des Buchs zu.

(Übrigens: https://archive.org/details/handicapprincipl0000zeha)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.09.2018 um 03.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1504#39626

Wer ein Sachbuch zum Bestseller machen möchte, sollte ihm den Titel geben "Eine kurze Geschichte ...", dann kann nichts mehr schief gehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.01.2016 um 15.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1504#31194

Der Buchtitel Ich ist nicht Gehirn von Markus Gabriel ist so linkisch, daß man etwas dahinter vermutet. Ich nehme an, der Verlag mußte sich von Alva Noës Du bist nicht dein Gehirn absetzen. Dieses Buch ist Gabriel auch bekannt, er erwähnt es beiläufig.

(Letzteres ist streckenweise ganz gut, aber beide sind tief in Mentalismus und Phänomenologie befangen, so daß sie für mich jedenfalls nicht viel bringen.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.09.2014 um 10.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1504#26878


Generation Golf (Florian Illies)
Generation Mauer (Ines Geipel)
Generation Maybe (Oliver Jeges)
Generation Ego (Bernhard Heinzlmeier)
Generation Doof (Stefan Bonner)
Generation Geil (Katharina Weiß)
Generation Facebook (Oliver Leistert)
Generation Burn-Out (Annina Dessauer)

u. v. a.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.07.2014 um 05.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1504#26376

Naomi Wolf: Vagina. A New Biography.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.03.2014 um 22.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1504#25419

Aufgrund dieses Eintrags habe ich das Buch
Mit Volldampf durch China
Den letzten Dampfloks auf der Spur
von Torsten Sewing und Eric Langhammer, Brandenburgisches Verlagshaus 1996
noch mal vorgeholt, ein sehr schönes Buch, herrlich bebildert und noch in guter Rechtschreibung. Dieser Titel und der Untertitel gefallen mir.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.03.2014 um 05.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1504#25378

In den 70er Jahren schrieb jemand ein Buch über das Eisenbahnwesen der Volksrepublik China. So hätte er es auch nennen können; jeder hätte gleich gewußt, wovon es handelt, und die Bibliothekare wären auch zufrieden gewesen. Vielleicht war es dem Verlag nicht originell genug. Das Buch erschien dann unter dem Titel Maos stählerne Transportlinien. Das Eisenbahnwesen der Volksrepublik China.

Man sieht richtig die Mühle des Geistes arbeiten, jedes einzelne Wort ins Geistreiche umbildend. Allerdings darf die Rückübersetzung in Normaldeutsch dann doch nicht fehlen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.02.2014 um 05.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1504#25085

Ein Sachbuch über den Schmerz ist erschienen: „Schmerz. Eine Biografie“. München 2013. Der König der Buchtitel ist aber: "Der König aller Krankheiten: Krebs - eine Biografie"
 
 

Kommentar von jueboe, verfaßt am 12.12.2012 um 20.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1504#22106

Dann möchte ich das Anliegen präzisieren.

Mir fällt schon seit längerer Zeit auf, daß in den Medien, insbesondere im Fernsehen (Videotext und Untertitel), fast keine Eigennamen mehr mit ß nach kurzem Vokal mehr zu finden sind.
Ich habe leider kein Buch geführt und kann diese subjektive Wahrnehmung nicht durch Fakten untermauern.
Meine Frage war nun, ob ich unter einer Wahrnehmungsstörung leide oder ob anderen Menschen ebenfalls diese wundersame Vermehrung der ss in den Eigennamen auffällt.
Wenn diese Vermehrung der ss nachweisbar und quantifizierbar ist, kann die Ursache ja nur in der Rechtschreibreform liegen. Worin sonst?

Mit den Roßmännern und Keßlers waren übrigens keine bestimmten gemeint.

Falls sich jemand durch die "Damen und Herren Sprachwissenschaftler" auf den Schlips getreten fühlt, bitte ich um Entschuldigung.
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 11.12.2012 um 23.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1504#22104

Nun bin ich zwar nicht die "Damen und Herren Sprachwissenschaftler", und weiß zudem auch gar, warum dieses Problem einen Linguisten braucht, aber bei den Namen ist einiges durcheinander geraten.

Dirk Roßmann heißt tatsächlich so und ich glaube auch nicht, daß er seinen Namen nach 1996 geändert hat. (Genau weiß ich es freilich nicht.) Die Schreibung mit Doppel-s kommt daher, daß über den Filialen der Drogeriekette stets in Großbuchstaben ROSSMANN zu lesen ist.

Was schließlich Fassbinder und Kessler betrifft, so schreiben sich Rainer Werner Fassbinder und Alice und Ellen Kessler (falls die überhaupt mit dem "Allerweltsnamen" gemeint waren) tatsächlich mit Doppel-s. Warum sollte man nun ihre Namen anders herum mit ß verfälschen. (Daß die Kessler-Zwillinge in Frankreich ihren eigentlichen Familiennamen "Kaessler" in "Kessler" verändert haben, tut der Sache keinen Abbruch, weil das Doppel-s davon unberührt bleibt.)

Was ist also das Problem und was hat das alles mit der Rechtschreibreform zu tun?
 
 

Kommentar von jueboe, verfaßt am 11.12.2012 um 19.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1504#22103

Er heißt ja richtig Rainer Werner Faßbinder.

Wenn man Zeitungen, Zeitschriften oder die Untertitelungen im Fernsehen liest, fällt immer wieder auf, daß Eigennamen mit ß und kurzem Vokal davor "reformiert" werden (entgegen der reinen "Reform"-Lehre).
Allerweltsnamen wie Keßler, Roßmann oder eben auch Faßbinder werden ss-gewandelt.

Da stellt sich die Frage nach dem Warum. Mir fallen als Erklärungsversuch drei Möglichkeiten ein:
1. Es hat einen Massenansturm auf die Standesämter zwecks Namensänderung gegeben
2. Die Betroffenen benutzen freiwillig und aus Feigheit und "Linientreue" ihren Namen in der ss-Variante
3. Die Medien wandeln die Namen ungefragt und ohne Zustimmung der Betroffenen.
(Bei Rainer Werner Faßbinder bleibt wohl nur 3. übrig)

Meine Frage an die Damen und Herren Sprachwissenschaftler: gibt es zu diesem Themenkomplex irgendwelche Erkenntnisse?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.12.2012 um 16.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1504#22102

Die 13 Jahre des Rainer Werner Fassbinder
Die Sehnsucht des Rainer Werner Fassbinder
Schlafen kann ich, wenn ich tot bin. Das atemlose Leben des Rainer Werner Fassbinder
Der langsame Tod des Rainer Werner Fassbinder.

(Aus den Sammlungen des Theodor Ickler)

Vielleicht nach diesem Muster:
Die bitteren Tränen der Petra von Kant
Die Ehe der Maria Braun
Die Sehnsucht der Veronika Voss

 
 

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