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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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20.05.2011
 

Das Neue Jahr
Sind die Deutschen dumm?

Bekanntlich schreiben viele Menschen das neue Jahr, zu dem sie einander Glück und Segen wünschen, entgegen der alten und der neuen Vorschrift groß.
Mit derselben Verstocktheit, die den Duden bei seiner weltfremden Forderung beharren ließ, vertritt nun die Reform denselben harten Kurs. Güthert schreibt unter den Fragen und Antworten:
"Das Adjektiv neu bedeutet hier so viel wie "das Bisherige durch das Neue ersetzend" und hat daher keinen Mehrwert gegenüber neu in ein neuer Kollege, eine neue Wohnung usw. Gleiches gilt zunächst einmal auch für den öffentlichen Dienst und viele weitere Fälle dieser Art, die eben ganz wörtlich und nicht übertragen gebraucht werden."
Damit beweist sie wenig Verständnis für die Intuitionen der Schreibenden und bestätigt nur, daß die Norm hier eine Falle aufgestellt hat, in die weiterhin unzählige Schüler stolpern werden. Die Wörterbücher und Sprachratgeber stellen immerhin schon mal fest, daß Adjektive auch in "festen Verbindungen" klein geschrieben werden. Feste Verbindungen haben aber meistens sehr wohl einen "Mehrwert", und so kann man ja auch nicht Glück und Segen zu einem "weiteren Jahr" wünschen. Und nicht jeder Dienst, den man öffentlich leistet, ist ein öffentlicher Dienst.
Aus Gütherts Darstellung spricht genau derselbe Geist oder Ungeist wie aus den alten Reformern, denen sie seinerzeit zur Hand ging. Es ist der Geist der Besserwisserei, gegründet auf unzulängliche Durchdringung der Tatsachen.

Die "Fragen und Antworten" könnten den Titel "Ätsch!" tragen. Wie geschickt die Öffentlichkeit reingelegt worden ist, das scheint der Geschäftsführerin richtig Spaß zu machen. Ich möchte annehmen, daß der Rat nichts davon weiß. Man sollte ihn auf das Treiben seiner Geschäftsführerin aufmerksam machen.



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Kommentare zu »Das Neue Jahr«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.12.2019 um 05.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1452#42550

- Wird der Rat häufig um Auskunft gebeten?

Ja, wir bekommen viele Anfragen. Auch von Verlagsseite und Journalisten. Deshalb haben wir zum Beispiel die Schreibung des „Ex-Kanzlers“ mit Bindestrich nun explizit zugelassen.
(Interview mit Kerstin Güthert OVB 1.6.17)

Aber die „Fragen und Antworten“ auf der Website (drei, früher fünf) werden nicht mehr.

Die Episode zeigt auch noch einmal, wie absurd es ist, die gemischte Truppe von Interessenvertretern und einigen Linguisten Wort für Wort und Jahr für Jahr über richtige und falsche Schreibweisen abstimmen zu lassen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2017 um 18.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1452#35651

"Die FAQs des Rats werden fortlaufend erweitert."

Die fünf Fragen und Antworten sind niemals erweitert worden, im Gegenteil, seit ein paar Tagen sind es nur noch drei. Wir wissen, warum. Aber daß der Rat in den zwölf Jahren seines Bestehens ganze drei Fragen zusammengetragen hat, ist schon bemerkenswert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.02.2017 um 19.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1452#34498

Auf der Website des Rechtschreibrates gibt es ja auch die Rubrik "Fragen und Antworten", die eigentlich laufend erweitert werden sollte. Es sind aber seit mindestens sechs Jahren immer dieselben geblieben, Stücker fünfe. Ein schönes Symbol für die Untätigkeit des Rates. Wahrscheinlich hat keines der 40 Mitgieder je auf diese Selbstdarstellung geschaut.

Die Antwort auf die fünfte Frage ("das neue/Neue Jahr") ist durch den dritten Bericht überholt, die sinnreichen Begründungen gehen nun ins Leere.
 
 

Kommentar von B.Janas, verfaßt am 26.05.2011 um 17.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1452#18747

Besserwisserei in Sprachdingen lassen sich Deutsche, so kann man konstatieren, anstandslos und folgsam bieten, wenn sie "von oben" kommt, am besten von einer anonymen Instanz wie oder so gut wie "Duden" oder "Rat". Oder auch, wie sich gezeigt hat, von einem Kleinkünstler wie z.B. Sick.
Sehr pikiert ist aber jeder Deutsche, wenn er persönlich, von wem auch immer, auf eigene Sprachmängel angesprochen wird. Das geht wirklich gar nicht.
Die respektierten Instanzen taugen aber allesamt nicht als Lehrer, und die Lehrer kommen selber nicht mehr klar, weil es kein klares System mehr gibt. Man muß sich folglich über nichts mehr wundern und hat nicht viel zu erhoffen.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 20.05.2011 um 18.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1452#18725

Öffentlicher Dienst dürfte eine Lehnübersetzung von service publique bzw. public service sein, aber eine wörtliche Übersetzung macht noch keine wörtliche Verwendung.
 
 

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