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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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06.10.2010
 

Herzlich Willkommen!
SZ für Kinder

Die Überschrift mit der weitverbreiteten, aber falschen Großschreibung stammt aus der „Süddeutschen Zeitung für Kinder“, die dem Thema der deutschen Einheit gewidmet ist.
Die jungen Leser werden belehrt, was die deutsche „Staatsbürgerschaft“ ist und wie man sie erwerben kann. Die Verfasser scheinen nicht zu wissen, daß es offiziell „Staatsangehörigkeit“ heißt (siehe GG), daß „Staatsbürgerschaft“ dem DDR-Sprachgebrauch entspricht. Der Unterschied ist nicht ohne Bedeutung. Das GG spricht dann weiter von „staatsbürgerlichen Rechten“.



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Kommentare zu »Herzlich Willkommen!«
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Kommentar von R. M., verfaßt am 21.09.2018 um 16.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1345#39623

Der Begriff ist wohl exhumiert worden, weil er anders als z. B. der ähnlich obsolete Geistesarbeiter geschlechtsneutral ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.09.2018 um 16.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1345#39622

Was mich wundert: Der Duden ("ursprünglich nationalsozialistische Bezeichnung für die in der Reichskulturkammer zusammengefassten Angehörigen der freien Berufe") kennt nur Zusammenschreibung, dabei ist es doch ein prima Kandidat für Reformschreibung: Kultur Schaffende. In reformierten Texten ist es belegt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.09.2018 um 16.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1345#39620

Nachdem die Kanzlerin "Zusammenrottungen" wieder ausgegraben hat, möchte ich noch auf ein anderes Wort hinweisen, das mir stark nach DDR riecht:

www.tagesschau.de, heute:
Kulturschaffende fordern "Seehofer soll zurücktreten"
Mehrere Kulturschaffende haben Innenminister Seehofer zum Rücktritt aufgefordert.
Mehreren Kulturschaffenden reicht es nun, sie fordern den Rücktritt von Seehofer.
Die Kulturschaffenden zeigen sich entsetzt darüber, "dass der Bundesinnenminister ..."

Laut Wikipedia ist das Wort schon in den 1920ern entstanden, wurde aber vor allem in den beiden Diktaturen benutzt. Jetzt fällt es mir immer öfter auf, es scheint wieder richtig in Mode zu kommen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.04.2018 um 06.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1345#38405

Schild im Wald: Respektvoll Miteinander. Die Orthographie wie bei Herzlich Willkommen.

Es geht darum, daß die Reiter, Radfahrer, Fußgänger aufeinander Rücksicht nehmen. Respekt hat stark zugelegt, man kommt sich überall wie ein schwererziehbares Kind vor.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.12.2016 um 14.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1345#34116

"Das Adjektiv wird vom folgenden Verb immer getrennt geschrieben: Wir werden Sie herzlich willkommen heißen." (Schmachthagen)

Schon recht, aber die vielen Belege auch für ein herzlich Willkommen lassen mich vermuten, daß die Leute hier einen Archaismus pflegen (wie auf gut Glück!).
 
 

Kommentar von PalimPalim, verfaßt am 18.02.2012 um 09.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1345#20096

Dort ist er mehr als Willkommen.

Heute bei Focus.de zu Wulffs Rückkehr in sein Haus in Großburgwedel.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.10.2010 um 17.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1345#16883

Vor einigen Jahrzehnten haben die Behörden beschlossen, eine "bürgernahe" Sprache einzuführen. Ich erinnere mich noch an mehrere Tagungen, an denen ich teilgenommen habe. Es sind Broschüren und Handreichungen daraus entstanden, an denen sich die Beamten orientieren müssen.
Die Sache ist zweischneidig, weil ja ein bürokratischer Akt als solcher nicht verwerflich ist, sondern im Gegenteil eine gewisse Gleichbehandlung und Gerechtigkeit verbürgt. Schon Viktor Klemperer amüsiert sich über den persönlichen Ton eines Nazi-Beamten, der dem Juden Klemperer eine gebrauchte Hose zuteilt.
Während ich die Bemühungen um Verständlichkeit immer unterstützt habe, finde ich die Pseudo-Herzlichkeit unpassend.
 
 

Kommentar von MH, verfaßt am 09.10.2010 um 15.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1345#16882

Mit "Willkommen" begrüßt mich mein Rechner jeden Tag während des Hochfahrens. Und jeden Tag ärgere ich mich über die plumpe Vertraulichkeit dieses Eindringlings, das so tut, als sei er der Herr im Haus. Die Großschreibung hat in diesem Fall – bei dem Einzelwort – zwar seine Berechtigung, und die hohe Frequenz dieser Startbildschirm-Schreibung mag den SZ-Schreiber beeinflußt haben. Ärgerlich ist die schludrige Fehlschreibung in Verbindung mit herzlich aber trotzdem, zumal in einer für Kinder, d.h. Schreib- und Leselerner, gemachten Zeitung.
Für mein Sprachgefühl ist das elliptische "Willkommen!" im heutigen Deutsch ein unverdauter semantischer Anglizismus.
Oder meint dieser Analphet von Rechner etwa nur beruhigend "Will kommen"?
MH
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 08.10.2010 um 15.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1345#16879

Warum muß man sich von Behörden oder Firmen herzlich willkommen heißen lassen? Man will mit denen schließlich keine Freundschaft schließen. Die Formel ist beinahe so aufdringlich wie unpassendes Duzen.
 
 

Kommentar von Matthias Künzer, verfaßt am 08.10.2010 um 14.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1345#16877

Ein herzliches Willkommen!
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 06.10.2010 um 11.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1345#16866

Man kann nur hoffen, daß sich das schlankere Willkommen durchsetzt, damit einem dieser dämliche Fehler nicht ständig begegnet.
 
 

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