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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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20.07.2010
 

Der Wille zur Täuschung 1995
Frühe Desinformation durch die KMK

Ich kann nicht erkennen, ob dieses frühe Dokument hier schon irgendwo steht, interessant bleibt es allemal. Die Ministerialbeamten, die den Text verfaßt haben, wußten durch jahrelange Beschäftigung mit der Sache genau, daß die Behauptung der Regelverminderung nicht zutraf, sondern nur die Numerierung geändert worden war.

"Beschluß zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung
Nach mehrjährigen Vorbereitungen zusammen mit Pädagogen und Sprachwissenschaftlern hat die Kultusministerkonferenz auf ihrer 274. Plenarsitzung vom 30.11./01.12.1995 in Mainz eine Neuregelung der deutschen Rechtschreibung beschlossen. Sie soll das Schreiben vereinfachen. Die Neuregelung wird nunmehr der Ministerpräsidentenkonferenz und der Bundesregierung zur Zustimmung vorgelegt.
Durch die Neuregelung werden eine Reihe von Ungereimtheiten, Fehlentwicklungen und Fehlerquellen beseitigt werden, die im Laufe der Zeit entstanden sind. Die Schreibregeln werden von 212 auf 112 reduziert. Von 52 Kommaregeln bleiben nur 9 übrig. Die Neuregelung soll nach breiter Information und ausreichender Vorbereitung zum 01.08.1998 in Kraft treten. Bis zum 31.07.2005 gibt es eine Übergangsfrist, während der die bisherigen Schreibweisen nicht als falsch, sondern als überholt gekennzeichnet und bei Korrekturen durch die neuen Schreibweisen ergänzt werden. Zuletzt hat die Kultusministerkonferenz noch einmal die Frage der eindeutschenden Schreibweise von Fremdwörtern überprüft und eine Reihe von umstrittenen Regelungsvorschlägen zurückgenommen. Eine Eindeutschung in der Schreibung wird nunmehr nur erfolgen, wo der Prozeß der Integration im Sprachgebrauch bereits weit fortgeschritten ist.
Die Neuregelung ist mit den anderen deutschsprachigen Staaten abgestimmt, um die Einheitlichkeit im deutschen Sprachraum zu wahren."



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Kommentare zu »Der Wille zur Täuschung 1995«
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Kommentar von Germanist, verfaßt am 25.07.2010 um 22.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1331#16610

Die Zeitungen haben damals behauptet, sie müßten so schreiben wie es in der Schule gelehrt wird. Jetzt kann man Schülern nur dringend abraten, Zeitungen zu lesen, weil darin so viele Fehler nach reformierter Rechtschreibung stehen, daß es einem graust. Die gesamte gedruckte Rechtschreibung hat sich seit der Reform dramatisch verschlechtert.
Auch die Behauptung der Reformer, die Leute würden sich jetzt mehr mit der Rechtschreibung beschäftigen, trifft nicht mehr zu, weil sie den meisten völlig egal geworden ist.
In meiner weiteren Familie werden am häufigsten SMS geschrieben, und da zwingt die begrenzte Zahl der zulässigen Wörter zu verkürzten Schreibweisen.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 25.07.2010 um 14.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1331#16609

@ Romantiker 2.0

Ich stimme Ihnen größtenteils zu. Der erwähnte Bildungsreformer Dr. Ernst Rösner trifft in einem Aufsatz von 2009 (wenn auch in reformerischer Absicht) die Feststellung: "Die Realschule von heute entspricht nach Schülerkompetenzen und Schülerherkunft weitgehend der Hauptschule der siebziger Jahre." Offenbar hat man die Hauptschulen tatsächlich nirgendwo abgeschafft, sondern eher umgetauft. Durch eine erneute Umbenennung in Gymnasien könnte man sie leicht noch weiter aufwerten. Die vormaligen Gymnasien könnte man ja Universitäten heißen, die Universitäten Max-Planck-Institute, das Abitur Master- bzw. Staatsexamen – und als Bezeichnung fürs Examen böte sich der Nobelpreis an.
Damit ließen sich bestimmt viele Eltern weiterhin ruhigstellen – aber sicher nicht alle. In Hamburg waren die Reformer monatelang geifernd bemüht, die Volksinitiative als unanständige Verschwörung des Geldadels zu diffamieren. Vergebens; die Mehrheit hat selbstbewußt entschieden, den Kindern wenigstens das noch so bescheidene Gymnasium zu erhalten.
Wer seinen Nachwuchs daheim fördert, weiß: nicht elterliches Geld macht Kinder klug, sondern elterliches Bemühen. Und wer sich die Mühe macht, läßt sich dafür nicht gern verunglimpfen. Vielleicht spricht sich irgendwann sogar die volkswirtschaftliche Bedeutung elterlichen Engagements herum.
 
 

Kommentar von B Janas, verfaßt am 25.07.2010 um 11.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1331#16608

Müssen wir nicht, wenn wir Schriftkultur betrachten, immer auch Sprech- und Gesprächskultur mit im Blick haben, von der die erstere ein stets unvollkommenes, unscharfes Spiegelbild ist? Die Reform hat es noch etwas unschärfer gemacht, aber wem stößt das regelmäßig auf? Ist nicht für viele, und ich denke für die meisten, das Schreiben und Lesen etwas Sekundäres, denn für sie heißt Leben doch Reden und Hören. Schriftlich kommuniziert man nur und Geschriebenes liest man nur, wenn es nicht anders geht oder schneller oder billiger ist. SMS und Twitter sind billiger und teilweise schneller als Telefonieren, sind aber ganz klar nur Ersatz fürs Sprechen. Liegen hier nicht gewichtige Gründe für die relative Geringschätzung der Schriftkultur, für das Sich-Abfinden mit der jetzt eingetretenen Stabilisierung auf niedrigerem Niveau? Welchletzteres der jüngeren Generation bis etwa 25, vielleicht gar 30, gar nicht wahrnehmbar ist, weil sie noch nicht an Besseres gewöhnt war.


 
 

Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 24.07.2010 um 16.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1331#16607

Den Stellenwert der Sachkompetenz zeigte der SPD-Politiker Kurt Beck, als er seinerzeit seinen Anspruch auf die Kanzlerkandidatur mit der Ankündigung untermauerte, sich demnächst auch über Außenpolitik kundig zu machen.
 
 

Kommentar von Romantiker 2.0, verfaßt am 24.07.2010 um 15.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1331#16606

@ Erich Virch

Primarschule oder sonstwas, das scheint mir näher betrachtet nicht das zu sein, um was es sich dreht. Ein Nebenschauplatz, ein Ablenkungsmanöver, wenn Sie so wollen. Musik und Kunst, Deutsch und Religion und andere Fächer - was macht es bei dem Niveau aus, ob mal ein oder zwei Jährchen mehr oder weniger die Stunden ausfallen oder von Hilfslehrern bestritten werden?! Büffelfächer wie Chemie/Biologie/Mathematik können ja im Zusatzjahr, etwa "Dein XXL-Jahr für Deine Karriere" als Option gestellt werden. Wo ist da der Gegenentwurf der "Bewahrer"?! Soll man zudem, wie in Köln gerade, Problemschulen einfach schließen (und unter exklusiven Namen dann wieder eröffnen)? Die da "oben" werden ihre Schäfchen schon in einem Privatgymnasium unterkriegen, nein, kein Gymnasium, eine "Best of School" nach Oxford-Vorstudium-Standard. Natürlich sitzt da keiner neben Dir, der furzt und nicht aufpaßt und Dich ständig daran hindert, eine 1,0 zu schreiben. Die "demokratische Aufgewecktheit" scheint mir ein Hinterherrennen einer Illusion zu sein (zu den Besseren zu gehören), ja gut, vielleicht auch, um diesen makabren Schauspiel einen Rüffel zu spendieren - und auf anderer Ebene wird dann halt mit dem noch vorhanden Schultypus recht hantiert werden, so wie die Netzsperren und viele entmündigende Gesetze still im Hintergrund, trotz Piratenpartei, in den letzten Monaten druchgepeitscht wurden, Proteste?! Nichts. Keine Piraten, keine Edelleute. Was ist also wichtig in diesen Zeiten?

Nochmal kurz zu der Schulgliederung. Ich, der ich aus kulturrevolutionären Gründen in der Dorfschule verbleiben mußte, war völlig abgetrennt von Freunden, hatte keinerlei Möglichkeiten da irgendwie "mitspielen" zu können; später habe ich das teuer (wörtlich zu nehmen) bezahlt und nachgeholt, den "Stallgeruch" von Selbstverständnis und Sozialisation habe ich nicht nachholen können, sprich, ich war im Berufsleben immer Außenseiter. Meine Sinne hat es jedenfalls geschärft, und die Miseren sind für mich nichts weiter als ein Kontinuum, Überraschungen gibt es da nicht für mich. - Es wird einfach keine Bürgerbewegung für unsere Sprache, für unsere Kulturleistungen mehr geben. Die Schuldreligion wird immer schwerer in den Herzen lasten, man will nichts mehr mit seinen "Eigentümlichkeiten" zu tun haben. Wir werden bald ein besseres Englisch reden, religionsfrei und alleinstehend uns dann bei dem Event "Deine Meinung zählt" mit 99,4% der Stimmen einstimmig uns dazu bekennen, das diskriminierende und somit unzeitgemäße Lied "Der Winter ist ein rechter Mann" endgültig zu deleten, egal ob in 96er "Ausdrucksweise" oder sonstwie. Der Nachbarsbauer wußte es bereits seit jeher, er sagte zu so was stets: "Interessiert doch keine Sau!" Prost ;-)

@ Germanist

PS: Keller war eben Schweizer - und mit seinen Zeitgenossen erlebte er die volle kulturelle Erntezeit, politisch den quicklebendigen Aufbruch. Keller ist für die Jungen nah bei den Außerirdischen, der "Maler" des verblichenen kommoden Privatlebens. Danach nur noch Moderne. Keiner meiner Schüler kannte ihn.

Keller können Sie übrigens noch kaufen, vielleicht sogar in lesbarer Fassung. Einen seiner Zeitgenossen, ein beliebter und allseits bekannter Klavierpädagoge dieser so blumigen, gewandten und reichen Zeit, suchen Sie vergebens. So ist das mit der Musik, eben Zukunftsmusik der Kulturnation. Ein japanischer Verlag hat viele seiner Werke herausgebracht, hervorragender Notensatz, Papier und dergleichen (das müssen Sie hierzulande suchen, solche Qualität), aber alles zu den Stücken und zur Person in japanischen Schriftzeichen, keine englische Übersetzung dabei, geschweige denn eine (wieder zurück zum Original) deutsche!
Ein Armutszeugnis. Schultyp und Partei einerlei. Weltberühmter beschriebener Musiker war übrigens Hamburger. Interessiert die Hamburger einen feuchten Kehricht.

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.07.2010 um 15.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1331#16605

Lieber Herr Achenbach, ich habe natürlich absichtlich ein wenig zugespitzt und weiß schon, daß es in der Wirklichkeit gar nicht anders geht. Der schöne Schein des freien, nicht weisungsgebundenen Abgeordneten wird pro forma gewahrt; gerade deshalb hat mich die offene Formulierung des Gegenteils überrascht. Sie ist aber, wie es scheint, schon länger üblich.
Übrigens stimmen nicht Fraktionen ab, sondern Abgeordnete, aber wem sage ich das! (Wie ich gerade erst sehe, hat Herr Bärlein das auch schon gesagt.)

Zur Sachkompetenz der Politiker (heute bringt die SZ einen Leserbrief, der genau auf derselben zuversichtlichen Linie argumentiert wie Herr Riemer) wollte ich noch sagen, daß die Politiker natürlich auch gegen ihr besseres Wissen entscheiden, weil sie eben diese oder jene Klientel zu bedienen haben. Man denke an das Milliardengeschenk an die Hotelbesitzer.
Franz Niehls höhnischen Kommentar zur Rechtschreibentscheidung der Ministerpräsidenten habe ich schon zitiert: "Alle waren dagegen, aber unterschrieben haben sie doch!"
In meinen Büchern habe ich auch dokumentiert, wie die Schulbuchverleger sich rühmten, die Politiker für ihre Zwecke eingespannt zu haben.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 24.07.2010 um 13.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1331#16604

Wer nicht zur Wahl geht, hat schon verloren. Das hat schon 1856 Gotfried Keller in "die Leute von Seldwyla, Frau Regel Amrain und ihr Jüngster" vergnüglich geschildert.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 24.07.2010 um 02.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1331#16603

Wie vertrackt die Sache mit den »wechselnden Mehrheiten« ist, sieht man in Nordrhein-Westfalen. Bekanntlich ist die neue Minderheitsregierung bei jedem einzelnen Gesetzesvorhaben im Landtag auf mindestens eine Stimme aus den Reihen der Oppositionsfraktionen angewiesen. Sie hofft daher, außer von den sie tragenden Fraktionen entweder von der CDU- oder von der FDP- oder von der Linken-Fraktion unterstützt zu werden, und sie wirbt auch offen um solche Unterstützung. Das nenne ich »wechselnde Mehrheiten«.

Auch Sylvia Löhrmann, die Stellvertretende NRW-Ministerpräsidentin, tut das. Auf ihrer Website (http://sylvia-loehrmann.de/932/mit-minderheitsregierung-politikwechsel-gestalten/) zitiert sie sich selbst mit den Worten: »Wir sind ab sofort auf der Suche nach wechselnden Mehrheiten. Und jede Fraktion, jede und jeder einzelne Abgeordnete hat die Freiheit, sich zu entscheiden, unsere Einladung zur Zusammenarbeit anzunehmen. Und jede Fraktion, jeder und jede einzelne Abgeordnete hat diese Entscheidung in Verantwortung für das Land, für die Menschen in diesem Land zu treffen.«

Im Koalitionsvertrag von SPD und Grünen heißt es dagegen:

»Die Koalitionsparteien stimmen darin überein, dass sie im Landtag und in seinen Ausschüssen nicht mit wechselnden Mehrheiten abstimmen werden. Davon ausgenommen sind alle Angelegenheiten, die das Abgeordnetenrecht betreffen. Die Gewissensentscheidung der bzw. des einzelnen Abgeordneten bleibt davon unberührt.«

Wechselnde Mehrheiten sind demnach gut, wenn sie dem Land nützen, aber schlecht, wenn sie der Regierung schaden.
 
 

Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 24.07.2010 um 00.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1331#16602

Beim besten Willen, lieber Herr Achenbach: Wenn die Kontrahenten ein einheitliches Abstimmungsverhalten ihrer Fraktionen vereinbaren, vereinbaren sie zugleich ein einheitliches Abstimmungsverhalten der Abgeordneten, die diesen Fraktionen angehören. Es stimmt zwar, daß Abstimmungen mit wechselnden Mehrheiten auf einen Bruch des Koalitionsvertrags hinauslaufen. Diese Feststellung ist aber nur insoweit von Belang, als die Vertragspartner das Abstimmungsverhalten der Abgeordneten ihrer Fraktionen einander garantieren können. Sie setzt also bereits voraus, daß die Abgeordneten nicht selbst entscheiden, wie sie abstimmen. Diese Voraussetzung ist nicht mit dem Grundgesetz vereinbar, das die Unabhängigkeit des Abgeordneten vorsieht. Koalitionsverträge sind dort dagegen nicht vorgesehen.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 23.07.2010 um 21.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1331#16601

Man könnte füglich statt von »Koalitionspartnern« auch von »Blockparteien« (für die Dauer einer Legislaturperiode) sprechen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 23.07.2010 um 20.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1331#16600

Hier der Originaltext aus dem Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und FDP von 2009:

»Im Bundestag und in allen von ihm beschickten Gremien stimmen die Koalitionsfraktionen einheitlich ab. Das gilt auch für Fragen, die nicht Gegenstand der vereinbarten Politik sind. Wechselnde Mehrheiten sind ausgeschlossen. Über das Verfahren und die Arbeit im Parlament wird Einvernehmen zwischen den Koalitionsfraktionen hergestellt. Anträge, Gesetzesinitiativen und Anfragen auf Fraktionsebene werden gemeinsam oder, im Ausnahmefall, im gegenseitigen Einvernehmen eingebracht.«

Der Text hat sich offenbar bewährt. Nachstehend die entsprechende Passage aus der Koalitionsvereinbarung zwischen SPD und Bündnis 90/Die Grünen von 2002:

»Im Bundestag und in allen von ihm beschickten Gremien stimmen die Koalitionsfraktionen einheitlich ab. Das gilt auch für Fragen, die nicht Gegenstand der vereinbarten Politik sind. Wechselnde Mehrheiten sind ausgeschlossen.

Über das Verfahren und die Arbeit im Parlament wird Einvernehmen zwischen den Koalitionsfraktionen hergestellt. Anträge, Gesetzesinitiativen und Anfragen auf Fraktionsebene werden gemeinsam oder, im Ausnahmefall, im gegenseitigen Einvernehmen eingebracht. Die Koalitionsfraktionen werden darüber eine Vereinbarung treffen.«
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 23.07.2010 um 19.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1331#16599

Lieber Prof. Ickler,
in Ihrem Beitrag #16588 scheinen Sie mir die Formulierung "Wechselnde Mehrheiten sind ausgeschlossen" missverstanden zu haben. Sie bezieht sich auf das Abstimmungsverhalten der Fraktionen und nicht dem des einzelnen Abgeordneten. Wuerde die FDP-Fraktion mal mit der CDU-, mal mit der SPD-Fraktion stimmen, widerspraeche das dem Zweck einer Koalition und muesste letztlich zum Bruch der Koalition fuehren.
(Anm.: Ich schreibe gerade auf einer englischen Tastatur)
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 23.07.2010 um 12.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1331#16598

Der Satz "Die Schule soll den Schülern das, was in den gebildeten Kreisen des Volkes zur festen Gewohnheit in Bezug auf Rechtschreibung geworden ist, als Regel beibringen" wäre jedem, der ihn in der Hamburger Schulreformdiskussion zitiert hätte, von den Reformbefürwortern um die Ohren gehauen worden: als Beweis elitären Denkens und der klassenfeindlichen Absicht, sozial Schwache zu benachteiligen. Der „Panorama“-Beitrag hier (http://daserste.ndr.de/panorama/media/panorama408.html) ist ein beklemmendes Beispiel für das Niveau der Debatte. Tiefpunkte der Sendung: die Wissenschaftler Rösner und Hartmann, die völlig losgelöst daherschwadronieren. Hartmann erklärt allen Ernstes: "Alle wissenschaftlichen Untersuchungen besagen, daß auch die Leistungsstarken entweder davon profitieren, wenn sie mit anderen zusammen sind, aber zumindest nicht drunter leiden." (Es gibt nicht eine einzige Studie, die das besagt, hingegen durchaus Belege fürs Gegenteil.)

Beim Hamburger Volksentscheid ging es um nichts anderes als die Einführung der verbindlichen „Primarschule“, die eine Amputation des Gymnasiums bedeutet hätte. Angesichts der geballten schwarz-grünen Propaganda und Desinformation aus allen Rohren ist gerade der Ausgang dieses Volksentscheides ein Beweis demokratischer Aufgewecktheit.
 
 

Kommentar von Müder Romantiker, verfaßt am 23.07.2010 um 12.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1331#16597

Der Marsmensch

"Ein wirklich schöner Band mit Kinderliedern, passende Illustrationen, geschmackvoll aufgemacht, spielbare und einfallsreiche Klaviersätze dazu, nur, nun ja, die Reformschreibung ist halt übel, kommt ja nicht mal in den Wörterbüchern mehr vor, steht in keinem Verhältnis zum qualitativen Buch!" Die Verkäuferin starrt mich an, Kinnlade nach unten, ringt um Haltung. In einer ähnlichen Situation hörte ich schon mal den Satz im Raum: Verlassen Sie bitte unser Geschäft!

Das hat nichts mit Verblendung zu tun. Auch nicht mit "Klassenzugehörigkeit" und Bildungsniveau. Verblendung entschuldigt einen einzelnen, ideologisiert auch. Ich halte das für offensichtliche Überzeugung. Ich meine überdies, daß das seine Ursache in der Pädagogik und Psychologie hat, die Entwicklung nach dem Krieg. Das Totschlagargument "Durch die Neuregelung werden eine Reihe von Ungereimtheiten, Fehlentwicklungen und Fehlerquellen beseitigt werden, die im Laufe der Zeit entstanden sind" war ein Volltreffer. Dieses Übermaß an Selbtübereinschätzung, alles zu einem vermeintlich besseren hin umzumünzen müssen.

Alle, Bibliothekarin wie Buchhändlerin, Lehrerin wie Referentin handeln aus Überzeugung, da gibt es einen Hang zum Bessermachen, eine Art Perfektionismus als Zeitgeist. Ob nun promoviert oder nicht, das spielt keine Rolle, wobei bei fachkundigen Leuten das um so mehr auffällt, wie sie sich und ihren Beruf regelrecht disqualifizieren, auch so ein Zeitgeistphänomen.

Bei dem erwähnten Notenband handelt es sich um einen sogenannten "Reprint", was die Sache ja noch viel schlimmer macht, es zeigt sich in voller Dreistigkeit. Und das Geschäft war ein bestsortiert anthroposophisches.

Niemanden interessiert das. Klar, man will damit nicht behelligt werden, was doch eigentlich zum Selbstverständnis einer Kulturnation gehört. "Einfache" Leute sind da oft drollig in ihrer Sperrigkeit, da ihren Unwillen, etwa ein Wort mit drei Konsonanten zu schreiben oder das schöne Eszett nicht zu schreiben, da offen (und oft völlig daneben) zur Schau stellen – nicht so aber die "Entscheider", die "Besser- und Bescheidwisser".

Das hängt mit dem Selbstverständnis zusammen, daß eben nicht mehr das als Mustergültig gilt. Herr Ickler zitiert den Reichstagsabgeordneten Stephani: "Die Schule soll den Schülern das, was in den gebildeten Kreisen des Volkes zur festen Gewohnheit in Bezug auf Rechtschreibung geworden ist, als Regel bei­bringen; nicht aber soll die Schule selbst vorangehen, indem die Schulen das Volk zwingen wollen, eine neue Gewohnheit der Rechtschreibung anzunehmen­. (7.4.1880)" Wir sind es doch aber bereits gewohnt, so entmündigt zu sein, daß wir das gar nicht mehr wahrnehmen – als unser Recht, als unser Selbstverständnis. (Totschlagargument: Rechts-Konservativer.)

Beschämend ist doch, daß niemand nach seiner Intuition waltet oder einfach sachgerecht vorgeht – von Achtung seiner Vorläufer, von den Generationen, die das Errungen haben, mal ganz zu schweigen. Der Zenit einer deutschen Sprache scheint tatsächlich überschritten zu sein, man nimmt es in Kauf, daß etwas schlechter lesbar oder unpräzise und nicht mehr eindeutig geschrieben ist. Man nimmt es zudem hin, daß man eine organische Entwicklung als falsch brandmarkt und von nun an diese Entwicklungsmöglichkeit einer schriftlichen Umsetzung nicht mehr gestattet. Totschlagargument: Vereinfachung.

Ich will mal wieder das Feld ausweiten. Rechtschreibung ist verzahnt mit Typographie. Wenn aber der Übervater der Typographie mit seinem Werk "Lesetypographie" ohne wenn und aber reformiert schreibt und ALLE Typographen und vermeintliche Schriftsetzer von erster Minute an dabei waren (Herr Forssman vielleicht die Ausnahme), nun denn. Daß es aber ausgerechnet diese "Typen" in Agenturen sind, die Schriftwerke herausbringen, die unleserlicher denn je sind (farbige Schrift auf farbigen Grund aufgerastert und in zu kleiner und moderner Schrifttype, oft mit den "coolen" Schwüngen durchkreuzt und so weiter). Der selbe Geist, und Entschuldigung, die gleiche Überheblichkeit.

Abschluß, der Notenband. Sie werden es wahrscheinlich nicht so mitbekommen, aber bei den Musiknoten ist der Umstand noch grausiger. Es gibt zwar sehr gute Notensatz-Programme (Open source), aber was es gibt: billigste Ablichtungen der alten Bände, oft mies kopiert, grob aufgeschwommen auf grellem Papier und mit Flecken übersät, einzige Neuerung ist der poppige Umschlag. Der letzte Notenstecher ging vor ein paar Jahren (bei Henle). Wer versteht es korrekte Bindebögen oder dergleichen zu setzen? Und Schriftsetzer ginge ja schon lange. Die "gewachsene" Rechtschreibung – so wie wir sie kennen - wird in 20 Jahren vergessen sein. Bei den Musikschülern heute ist die Zukunft ablesbar: Improvisieren und Pädagogismus in Reinstform, höchst klassenbewußt, vor allem in Asien ein Renner (was dort wiederum reinste Etüdendrill ist). Romantiker mag man vielleicht noch gelesen haben ("Phantasie mal anders"), aber Schumanns "Revolution" klimpern? Darf man das noch? Kann man das überhaupt noch verstehen dürfen?

Tja, die "Überbildungsgesellschaft", mit Habermas als Richter, so endet sie.

Auch mögen sie recht haben, die Volksabstimmgen als Direktdemokratie hat manches bewegt, aber ich sehe da nichts. Eher ein Instrumentarium fürs Rechthaberische, für den "Zorn", um mal den gottgleichen Philosophen-Darsteller ins Spiel zu bringen. Nichtrauchen und bald Hitzezüge, oder ein völlig überkommenes viergliedriges (sie vergessen die Behinderten-/Sonderschulen mit dazuzuzählen) Schulsystem als letztes Refugium für ein "so soll es bleiben, das hat sich bewährt". Letztere Abstimmung finde ich bezeichnend, wie wirkliche Reformen dadurch nicht mehr zustande kommen können. Denn, wer will schon noch etwas über Reformen hören! Es ging bei der Abstimmung nicht um eine Änderung der Schulen nach Volkswillen, sondern lediglich um das Abwählen einer typischen Regierungszote. Das impliziert aber, nichts wird zum Positiven in absehbarer Zukunft geändert werden, ätsch! Die Energien verpuffen in der Verneinung, in Nebensächlichkeiten. Das, was die Rechtschreibreform aufgezeigt hat, ist, daß es keine Argumente sind, die zählen.

– Ich habe nie jemanden "überzeugen" können, nicht einen, nicht eine. Einzig der Glaube zählt, an heilsbingende Gentechnik oder an schlaraffenlandene Elektroautos, an griffige Mandalas wie "der Kinder wegen" oder ganz schlicht an "Vereinfachung", und die "Klimakatastrophe" wird in absehbarer Zeit gut herhalten können für so mancherlei Apokalyptisches, jenseits "demokratischer Fehlentwicklungen". Wen interessieren da noch die "schönen Künste"?!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.07.2010 um 10.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1331#16596

Zu Herrn Riemers Ausführungen (auch im Diskussionsforum):
Leider muß ich in verschiedenen Punkten entschieden widersprechen. Zunächst einmal geht es nicht um die Frage, ob wir "ohne Politiker, ohne Staat" auskommen. Niemand hier ist Anarchist. Also lassen wir das schon wieder beschworene "Chaos" einmal beiseite, einverstanden?

Bei der Rechtschreibreform wurde nicht über die Qualität zweier zur Wahl stehenden Rechtschreibungen abgestimmt, sondern darüber, ob eine in Jahrhunderten gewachsene, sozusagen von der "unsichtbaren Hand", nämlich den Schreibenden und Lesenden selbst optimierte Schreibweise teilweise durch eine von "Fachleuten" entworfene ersetzt werde solle. Das Schreibvolk hat das Recht, ein solches Ansinnen abzlehnen, auch ohne die Einzelheiten zu kennen. Aber von solchen Einzelheiten war inzwischen auch genug bekannt geworden, um der Ablehnung noch ein zusätzliches Gewicht zu geben.

Ich darf zum hundertsten Mal den Reichstagsabgeordneten Stephani zitieren (viele Germanisten von Rang haben ähnlich gesprochen):

„Die Schule soll den Schülern das, was in den gebildeten Kreisen des Volkes zur festen Gewohnheit in Bezug auf Rechtschreibung geworden ist, als Regel bei­bringen; nicht aber soll die Schule selbst vorangehen, indem die Schulen das Volk zwingen wollen, eine neue Gewohnheit der Rechtschreibung anzu­nehmen.“ (7.4.1880)

Darum ging es die ganze Zeit.

Es ist eine Illusion, daß die Fachleute imstande seien, eine bessere Rechtschreibung zu entwerfen. Der eine hält dies für richtig, der andere das, wenige sind bescheiden genug, sich dem Gewachsenen zu beugen und dessen verborgene Feinheit zunächst einmal zu erforschen. Wie schon mehrmals zitiert: Horst H. Munske hat einmal geschrieben, er sei in jungen Jahren ein eifriger Reformbefürworter gewesen, aber je länger er sich mit der Sache beschäftigt habe, desto mehr sei ihm die Lust zu Reformen vergangen.

Augst, Mentrup, Gallmann u. a. haben durchaus etwas von Rechtschreibung verstanden, nur eben nicht genug.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.07.2010 um 17.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1331#16593

Das Hamburger-Schulvolksbegehren haben laut "Stern" die "Pfeffersäcke" entschieden. Glücklich das Land, das so viele Pfeffersäcke hat! Die Unterprivilegierten, die den Schaden haben, seien gar nicht erst zur Wahl gegangen, heißt es.
Nach dem Nichtraucher-Entscheid in Bayern haben die schlechten Verlierer (immer mit kräftiger Unterstützung der Süddeutschen Zeitung, die auch drei Tage vor der Wahl noch ein Kopf-an-Kopf verkündete, obwohl jedermann es besser wußte) die Prozentzahl der siegreichen Unterstützer auf die Zahl der Wahlberechtigen umgerechnet und sind so zu dem Ergebnis gekommen, daß in Bayern eine militante Minderheit die liberale Mehrheit vergewaltigt habe.
Nun, das erledigt sich mit der Zeit von selbst und ist eigentlich auch schon fast vergessen und vergeben. Zurück bleibt eben nur der Eindruck, daß die Politiker unfähig sind und so einen ganz überflüssigen Schaden von 80 Mill. Euro zu verantworten haben.
Die erfolgreichen Volksbegehren der letzten Jahre haben doch eigentlich ganz vernünftige Ziele verfolgt und erreicht, nicht wahr? Das wirft noch einmal die Frage auf, ob es in politischen Fragen überhaupt eine eigentlich Fachkompetenz gibt. Im Rechtswesen hat man die Laienrichter als Korrektiv, in der Politik sollten Volksentscheide diese Funktion haben. Würden sie ernst genommen und nicht mit ominösen Hinweisen auf angebliche Schäden während der Weimarer Republik diffamiert, wäre jedenfalls die Rechtschreibreform nicht durchgekommen.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 22.07.2010 um 17.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1331#16591

Ja, von Politik verstehen die Politiker eine Menge, also davon, wie man Mehrheiten »organisiert«, die »eigenen Leute« diszipliniert oder, bei Wohlverhalten, »unterbringt«, die Presse steuert usw. Das ist aber nun einmal etwas ganz anderes als Sachkenntnis oder auch nur Bürgernähe.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 22.07.2010 um 16.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1331#16590

Ein starker Spruch, na ja, ich nenne die Dinge gern beim Namen. Es wäre natürlich der Idealfall, wenn alle Politiker immer absolut kompetent auf ihrem Gebiet wären, aber soviel Vertrauen in unser System habe ich schon noch, daß ich glaube, der durchschnittliche Politiker versteht zumindest mehr von Politik als der durchschnittliche Bürger.

Um den Bundespräsidenten per Volksentscheid zu wählen, wäre sowieso eine Verfassungsänderung nötig. Wir wissen ja gar nicht, ob dann die 40-Jahr-Grenze bestehen bliebe.
 
 

Kommentar von M. Schuchardt, verfaßt am 22.07.2010 um 16.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1331#16589

Noch ein Satz zur Schule:
In Bayern und Baden-Württemberg, wo man das angeblich so veraltete dreigliedrige Schulsystem noch am ausgeprägtesten hat, werden – unbestritten – die besten schulischen Leistungen erzielt (wenn auch hier ebenfalls absteigend). Wohingegen die Bewohner des Landes in dem der rheinische Humor gedeiht, diese ihn auch brauchen, wenn sie die dortigen zahlreichen Katastrophenreformen betrachten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.07.2010 um 16.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1331#16588

Was den Volksentscheid in Schleswig-Holstein betrifft, so glaube ich (natürlich auch wieder ohne empirischen Nachweis), daß nicht so viele Menschen abgestimmt hätten, bloß um in Ruhe gelassen zu werden. Die Kenntnis der Einzelheiten ist sicherlich immer begrenzt, aber so gut wie damals waren die Menschen wohl nie wieder über die Reform informiert (dank Matthias Dräger und seinen Mitarbeitern).
Zu Volksbegehren kommt es, wenn die Parteien übermütig werden oder aus Machtkalkül unfähig zu sinnvollen Veränderungen sind. Wer hätte den bayerischen Senat abschaffen können? Das ÖDP-Volksbegehren hat es geschafft, und die Welt ist auch in Bayern nicht untergegangen.
Im Koalitionsvertrag der Union und der FDP auf Bundesebene steht ausdrücklich: "Wechselnde Mehrheiten sind ausgeschlossen." Damit ist die grundgesetzlich garantierte Ungebundenheit des Abgeordneten beseitigt, seine vollständige Unterwerfung unter die Fraktionsdisziplin ausdrücklich festgeschrieben. (Gehört, wer so etwas beschließt, nicht ins Gefängnis? Jedenfalls sollte der Verfassungsschutz ein Auge darauf haben ...)
Beim bayerischen Nichtraucherschutz hat sich die Regierung mächtig ins Zeug gelegt, unterstützt von der "SüddeutschenZeitung", die in Artikeln und Leserbriefen Stimmung für die Raucher machte. Inzwischen wollen sogar die Wiesn-Wirte strenger und früher als geboten gegen das Rauchen vorgehen, und die Regierung steht so blamiert da wie seinerzeit bei Wackersdorf, als die Wirtschaft der Regierung eine Nase drehte.
Vor zwei Jahren haben wir hier in unserem Dorf verhindert, daß mitten ins Landschaftsschutzgebiet hinein gebaut wurde. Der Gemeinderat malte die Pleite an die Wand, wenn die Grundstücke nicht verkauft würden (das "Chaos", man kennt es schon). Der Naturschutz hat gesiegt, pleite sind wir auch nicht.
Solche Dinge sind es, die ein Volksbegehren nach dem anderen hervorrufen.
Die Schlagersängerin Meyer-Landruth kann auch per Volksabstimmung nicht Bundespräsidentin werden, weil sie jünger als 40 ist. Hätte sie das passende Alter und entsprechende Verdienste, stünde ihrer Wahl eigentlich nichts entgegen - außer der leidigen Tatsache, daß dieser Posten nun wirklich vollständig dem Parteienkalkül ausgeliefert ist und daher abgeschafft werden sollte.
Meiner Meinung nach würde das Volk, wenn es den Bundespräsidenten direkt wählen dürfte, keine Unwürdigeren wählen, als die Bundesversammlung bisher "gewählt" hat.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 22.07.2010 um 16.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1331#16587

»Politiker sind Leute, die etwas von den Sachen verstehen«, das ist doch mal ein starker Spruch! So stark, daß Herrn Stiene sichtlich die Spucke weggeblieben ist.
 
 

Kommentar von M. Schuchardt, verfaßt am 22.07.2010 um 16.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1331#16586

Herr Riemer: "Das Volk soll meiner Ansicht nach auf demokratischem Wege Parteien und Politiker wählen, das sind Leute, die etwas von den Dingen verstehen."

Warum soll ein Volk, das nicht einmal die ureigensten, täglich verwendeten Dinge beurteilen kann (Schule, Rechtschreibung), bei der Auswahl seiner Poliitker, die auf Parteilisten stehen, besser dastehen?

Dabei werden diese Listen von ganz wenigen Leuten bestimmt. Die Direktkandidaten werden von Delegierten, die die Leute oft gar nicht kennen, die ihnen Bezirksvorsitzende, Landräte u. ä. vorschlagen, bestimmt. Ich war selbst mal mitverantwortlich für einen solchen, der heute im Bundestag sitzt. Als die Wahl gelaufen war, rief einer der Delegierten aus: "nun habt ihr den schlechtesten (der drei) Kandidaten gewählt." Und mir schwante, was mir heute zur Gewißheit geworden ist, daß er recht hatte. Mea culpa.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 22.07.2010 um 16.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1331#16585

Es gehört nicht hierher, aber an Frau Meyer-Landruth haben mir am besten ihre starken Sprüche gefallen, und die vermisse ich jetzt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 22.07.2010 um 15.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1331#16584

Ja, nur war dieser schlichte Wunsch nicht das Thema der Volksabstimmungen und Umfragen. Er ließ sich nur indirekt aus den Ergebnissen ablesen, und m.E. auch nur mit einem gewissen zeitlichen Abstand.
(Das ??? verstehe ich leider nicht.)
 
 

Kommentar von Heinz Erich Stiene, verfaßt am 22.07.2010 um 15.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1331#16583

Lieber Herr Riemer: ???
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 22.07.2010 um 15.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1331#16582

Der schlichte Wunsch, nicht mit orthographischen Dekreten behelligt zu werden, ist nicht nur legitim, sondern vernünftiger als das meiste, was man seiten der Sprachwissenschaft (und natürlich auch der Politik) zu diesem Thema gehört hat.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 22.07.2010 um 15.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1331#16581

Ich glaube nicht, daß sich das Volk damals aus einer inneren Weisheit heraus in allen Umfragen und Abstimmungen gegen die Rechtschreibreform entschieden hatte. Die Menschen wollten mit Rechtschreibung einfach in Ruhe gelassen werden. Aus demselben Grund würden sie wahrscheinlich auch jetzt wieder gegen eine Änderung sein.
Volksabstimmungen taugen eben nichts! Einzige mir bekannte Ausnahme: die mit den Füßen 1989.

Wer sagt denn, daß die Entscheidung, die das Volk gerade in Hamburg getroffen hat, richtig ist? Das Volk soll meiner Ansicht nach auf demokratischem Wege Parteien und Politiker wählen, das sind Leute, die etwas von den Dingen verstehen. Zumindest theoretisch ist es so. Ganz bestimmt verstehen sie mehr von Politik als der Durchschnitt des Volkes. Das ist vielleicht auch nicht ideal, aber eine bessere Demokratie gibt es nicht.

Ich möchte jedenfalls nicht, daß per Volksabstimmung demnächst Frau Meyer-Landrut (auch wenn ich sie sonst ganz nett finde) zur Bundespräsidentin gewählt wird.
 
 

Kommentar von M. Schuchardt, verfaßt am 22.07.2010 um 14.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1331#16580

Über alle wichtigen Fragen der letzten 20 Jahre (Wiedervereinigung, EURO-Einführung, EU-Verfassung, Rechtscrheibreform usw.) Volksabstimmungen hat es keine Volksabstimmungen gegeben. Aus meiner Schulzeit weiß ich, daß das in der Weimarer Republik nicht der Fall war. Angeblich hätten unsere Verfassungsväter dies bewußt abgeschafft, weil es für die Machtübernahme von Hitler eine negative Rolle gespielt hätte.
Wahr ist wohl daran, daß Hilter durch die Volksabstimmung gegen den Young-Plan (die wohl gescheitert ist), so viel Öffentlichkeit erreicht hat, daß er bei der 1930er Reichstagswahl so gut dastand. Er ist aber bekanntlich bei der Direktwahl des Reichspräsidenten 1932 gerade am Volk gescheitert und mußte 1933 "ernannt" werden. Hier hat man das Kind mit dem Bade ausgeschüttet.

Nicht einmal unsere Basisdemokraten (die Grünen) haben daran gerüttelt. Was ist eigentlich aus der "Basisdemokratie" geworden? Das war doch einmal ein Grundanliegen von Petra Kelly. Ja, sie ist lange tot. Heute zählt bei ihren Nachfolgern hauptsächlich die Postenjagd.

Es wäre auch viel geholfen, wenn unsere Volksvertreter nicht auf Gedeih und Verderben auf das Wohlwollen der Partei ausgerichtet wären, da sie ja Berufspolitiker sind und es nach der Politik zu einen Karriereknick kommt. Mehr als einmal dürfte niemand wiedergewählt werden. Dann würde mancher in seiner zweiten Periode vielleicht mal nicht den Mund halten.

Interessant ist ja auch, was ichaus der von @Kratzbaum zitierten Schlagzeile (s. u.) über das angebliche Schulchaos folgern läßt. Alle Hamburger Parteien waren für die sog. Schulreform. Nur das Volk nicht. Wählt euch doch ein anderes Volk, liebe Politiker! Ich zahle noch Geld, wenn ihr nur auswandert!

Bei der RSR ist es doch genauso. In unseren veröffentlichten Medien tut man so: niemand interessiert das Thema mehr, das Volk ist zufrieden und hat keine Probleme. ... und morgen kommt der Klapperstorch und bringt dir ein neues Schwesterlein.
 
 

Kommentar von Pt, verfaßt am 22.07.2010 um 12.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1331#16579

Laut Grundgesetz sollten auch Volksabstimmungen zur politischen Landschaft unseres Landes gehören. In der Praxis wurden sie aber im Laufe der Nachkriegsgeschichte kaum durchgeführt. Wenn, wie M. Schuchardt so schön ausführt, Volksabstimmungen ein gutes Mittel gegen die Verblendung von Politikern sind, dann scheinen diese gerne im Zustand der Verblendung leben zu wollen. Oder sie lieben es, ihre Bürger im Zustand politischer Unmündigkeit zu halten. Wo kämen wir denn da hin, wenn die Bürger was zu sagen hätten?
 
 

Kommentar von B Janas, verfaßt am 22.07.2010 um 12.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1331#16578

Die GZS macht sich, anders als die GKS, in der gesprochenen Sprache manchmal bemerkbar, wenn jemand z.B. Nachrichten vorliest.
Natürlich war es nicht nur deshalb ein Akt der Barbarei, existierende und bewährte Wörter abzuschaffen, weil es sie auch getrennt geschrieben gibt, gar keine Frage. Zu solchen Eingriffen in die Schriftsprache hat sich schon Konfuzius mal warnend geäußert, aber es ist passiert. Gesehen und begriffen wird das Problem nur sporadisch, und niemand, der was bewegen könnte, und sei es nur die veröffentlichte Meinung, findet es noch einer Bemerkung wert. Das ist die bittere Realität: eine erstaunliche Gleichgültigkeit.

Skurrilität am Rande: Im Text des Grundgesetzes steht in den neuesten Teilen, etwa Art.93(2) und 143d, brav "dass" und "Beschluss", aber die älteren hat man immerhin meistens orthographisch nicht angetastet:
http://www.bundestag.de/dokumente/rechtsgrundlagen/grundgesetz/gg.html
Jedoch im Art. 115l, nicht neu, steht einmal Beschluß und einmal Friedensschluss.
Erstaunliche Gleichgültigkeit auch dort. Was will man also noch erwarten?
 
 

Kommentar von M. Schuchardt, verfaßt am 22.07.2010 um 11.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1331#16577

@Germanist
Sie schrieben: "Weil ich studierten Leuten nicht einfach Blödheit unterstellen möchte, halte ich diese Leute für ideologisiert."

Ich meine, man muß hier von Verblendung sprechen (gemeint sind nicht die vielen Mitläufer, die z. T. einem Zwang unterliegen).

Viele der führenden Pol-Pot-Anhänger hatten in Paris studiert. Das Gehirn des Menschen ist ein Wunder. Schlimmer als die Gehirnerkrankungen wie Parkinson, Demenz oder Tumore sind die psychologischen Erkrankungen, die nicht auffallen (Hitlers Rassenwahn, Stalins Klassenwahn usw.).

Ein Querverweis auf "Fundstücke", wo Kratzbaum die WELT zitiert: "Volksentscheid stürzt Schulen ins Chaos". Dabei ist in Hamburg ja noch gar nichts "zurückgenommen" worden sonder nur die Einführung verhindert worden. Das wird ja auch schon seit dem ersten Tag der Einführung der RSR behauptet.

Ich sage, umgekehrt ist es richtig: Volksabstimmungen sind ein gutes Mittel gegen die Verblendung von Politikern.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 21.07.2010 um 16.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1331#16576

In der sogenannten Schönen Literatur mag es zum dichterischen Stil gehören, jeden Satz zweimal lesen zu müssen, um ihn zu verstehen. In Bedienungsanleitungen wird das mit Recht als unbrauchbar beurteilt. In Anweisungen für Gefahrensituationen kann es Todesofer verursachen. Es gibt also Textsorten, in denen Eindeutigkeit beim erstmaligen Lesen zwingend notwendig ist. Vor der Reform war das in der deutschen Sprache möglich. Das haben die sogenannten Reformer geleugnet. Warum sollen wir nicht die klarste Sprache haben dürfen? Weil die Regierenden nicht wollen, daß wir merken, daß sie sich nicht klar ausdrücken können oder sogar nicht wollen? Immer häufiger denke ich, wir sollen nicht merken, wie sie lügen.
 
 

Kommentar von B Janas, verfaßt am 21.07.2010 um 14.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1331#16574

"bedeutungsmäßige Unterscheidung durch Getrennt- oder Zusammenschreibung " macht die geschriebene Sprache genauer, das stimmt schon, und der korrekte Einsatz der differenzierenden Schreibung ist deshalb ein Qualitätsmerkmal. Jedoch wird dies, so fürchte ich, von einer äußerst geringen Minderzahl begriffen und geschätzt. Ich vermute, fast jeder liest einen Satz im Zweifel zweimal und erschließt den Sinn dann i.d.R., ohne sich damit aufzuhalten, aus dem Kontext. Und vom Englischen her ist man daran sowieso gewöhnt, daß man einen Satz nicht im ersten Anlauf versteht.
Selbst die Reformer und die Kultusminister haben diese Finesse des Deutschen nicht verstanden. Man muß sie wohl als Kollateralschaden abschreiben, genauso wie die Unterscheidung zwischen das und daß.
Die Kulturtechnik des guten Schreibens in deutscher Sprache hat ihren Zenit überschritten und wird ihn wohl nicht wieder erreichen.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 21.07.2010 um 11.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1331#16573

Das Reizwort heißt "Fehlentwicklung". Dieser Begriff entmündigt das deutsche, österreichische und deutschschweizer Volk, weil das Volk seine Sprache angeblich in die falsche Richtung entwickelt. Tatsächliche Fehlentwicklungen sehe ich nur in der Sprache der Werbung, die vermeintlich "englische" Wörter erfindet. Das IDS hat z.B. immer wieder die angeblich "falsche" Tendenz zur Zusammenschreibung hervorgehoben. Daß die bedeutungsmäßige Unterscheidung durch Getrennt- oder Zusammenschreibung die Sprache genauer macht, wurde einfach nicht zur Kenntnis genommen.

Weil ich studierten Leuten nicht einfach Blödheit unterstellen möchte, halte ich diese Leute für ideologisiert. Das gibt es ja auf vielen Gebieten. Ich behaupte sogar, daß nur Naturwissenschaftler und Ingenieure dazu ausgebildet worden sind, auch ihre eigenen Erkenntnisse immer wieder zu hinterfragen, weil vielleicht doch irgendwo ein Irrtum drinstecken könnte. Eine gute Maschine kann man nicht mit Ideologie erfinden oder weiterentwickeln, Gesetze und Vorschriften vielleicht.
 
 

Kommentar von Kurt Albert, verfaßt am 20.07.2010 um 18.48 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1331#16572

Ich stimme Ickler zu, und es ist auch richtig, diesen älteren Text aufzugreifen. In meiner Berufspraxis habe ich immer wieder auf diesen Trugschluß hingewiesen, leider öfter erfahren, daß da eine Art Zahlengläubigkeit waltete – 112 gegen 212, an so viel Evidenz konnte man doch nicht zweifeln ...

Der Satz "Durch die Neuregelung werden eine Reihe von Ungereimtheiten, Fehlentwicklungen und Fehlerquellen beseitigt werden, die im Laufe der Zeit entstanden sind" ist natürlich auch bemerkenswert – für mich einer der Schlüsselsätze, mit denen die Neuregelung begründet bzw. verteidigt worden ist, zum Beispiel durch führende Vertreter der Gesellschaft für deutsche Sprache, in erster Linie Rudolf Hoberg und Karin Eichhoff-Cyrus (beide hatten sich inhaltlich im Grunde gar nicht mit der Materie befaßt, eine Reform mußte einfach her).
Als die Kritik, extern wie intern, zunahm, versuchte es dann Hoberg (der stets "wütende Reformkritiker" ausmachte und wütend gegen sie polemisierte) mit dem fadenscheinigen Argument: "Die neue Regelung ist jedenfalls besser als die alte."
 
 

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