zurück zur Startseite Schrift & Rede, Forschungsgruppe dt. Sprache    FDS - In eigener Sache
Diskussionsforum Archiv Bücher & Aufsätze Verschiedenes Impressum      

Theodor Icklers Sprachtagebuch

Die neuesten Kommentare


Zum vorherigen / nächsten Tagebucheintrag

Zu den Kommentaren zu diesem Tagebucheintrag | einen Kommentar dazu schreiben


14.05.2008
 

Die Alte
Die Rechtschreibreform in Österreich

Einige Schulbuchverlage betreiben die Website "education highway" (was sonst!) und vermelden u. a. folgendes:

»Seit dem 1. August 2006 ist die neue Rechtschreibreform in Kraft. Um der Bevölkerung die Umstellung zu erleichtern, darf in einer 2-jährigen Übergangsphase sowohl die "alte" als auch die neue Rechtschreibung verwendet werden.«

Der Bevölkerung? Die muß sich doch gar nicht umstellen. Und was ist denn unter der "alten" Rechtschreibung zu verstehen? Sehr richtig ist dagegen von der "neuen Rechtschreibreform" die Rede. Bisher war das ein häufiger Lapsus (anstelle von "neue Rechtschreibung"), aber nun haben wir ja tatsächlich lauter neue Rechtschreibreformen. Die Verwirrung ist sprichwörtlich, und solche Texte machen sie nicht geringer.



Diesen Beitrag drucken.

Kommentare zu »Die Alte«
Kommentar schreiben | älteste Kommentare zuoberst anzeigen | nach oben

Kommentar von David Weiers, verfaßt am 17.05.2008 um 11.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1008#12142

Daß man meinetwegen auch Fens-ter trennen darf, betrachte ich als Unschönheit.
Daß die Trennung Fen-ster aber amtlich verboten ist, das ist es, was ärgerlich ist.


Ich denke, genau das gilt für so einige Bereiche der Reform; auch "belämmert" wäre nicht einmal halb so schlimm, wenn es nicht mit der Brechstange verordnet wäre.

Geht es eigentlich noch jemandem hier so, daß er angesichts dieser ganzen zwangsverordneten – nennen wir sie mal – Unschönheiten ständig versucht ist, nicht nur Känguruh und Delphin, sondern auch Elephant und konsequent Photo zu schreiben? Ich für meinen Teil kann's einfach nicht mehr anders.

Im übrigen sollten Ligaturen aus rein lesetechnischen Gründen besonders gepflegt werden; an ihnen ist aber auch gar nichts Verstaubtes oder Reaktionäres, ganz im Gegenteil.
 
 

Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 17.05.2008 um 08.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1008#12141

Daß man meinetwegen auch Fens-ter trennen darf, betrachte ich als Unschönheit.
Daß die Trennung Fen-ster aber amtlich verboten ist, das ist es, was ärgerlich ist.

Und bei Maast-richt ist es offenbar so, daß die Erfinder dieser Trennung selbst die Wortbestandteile nicht kennen.

Im übrigen glaube ich nicht, daß die Buchdrucker mit ihrer st-Ligatur die Begründung für die Nichttrennung von st sind. Wieso auch, einzelnes s und t muß es auf jeden Fall geben.

Der Grund liegt doch darin, daß st eine spezifische Lautung hat, und die soll durch Trennung nicht unkenntlich gemacht werden.

Zufälliges Zusammentreffen, z.B. Maas-tricht wurde immer schon zwischen s und t getrennt, hier hätte auch eine Ligatur nichts verloren.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 16.05.2008 um 09.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1008#12129

Zu #12127: In der Erregung habe ich etwas danebengelangt, wie ich gerade feststelle. Ich meinte natürlich nicht, daß das s von Maas dem zweiten Wortbestandteil zugeschlagen wird (obwohl: warum nicht Maa-stricht auch gleich für richtig erklären?), sondern daß das t von tricht dem Flußnamen angeheftet wird.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 15.05.2008 um 23.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1008#12128

Immerhin darf man ja noch Maas-tricht trennen, selbst wenn man nicht den Aufbau dieses Namens durchschaut. Das liegt an der Regel, wonach man bei Fremdwörtern u.a. tr nicht trennen muß. Damit sollen ja die Besonderheiten bei Silbenbildung und Wortaufbau zumindest der klassischen Sprachen berücksichtigt werden.
Ausgerechnet diese Regel kann aber bei mechanischer Anwendung wiederum zu absurden Trennungen führen, z.B. Mon-treal.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 15.05.2008 um 17.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1008#12127

Besonders dämlich finde ich die nach Duden und Wahrig 2006 mögliche Trennung Maast|richt. Man braucht nicht unbedingt zu wissen, daß tricht hier für traiectum (Furt) steht, aber wer um Himmels willen kommt denn bei der Trennung des Namens einer an der Maas gelegenen Stadt auf den absurden Gedanken, das s von Maas dem zweiten Wortbestandteil zuzuschlagen? Übrigens frage ich mich gerade, ob die Trennregeln des Regelwerks überhaupt ohne weiteres auf Städtenamen anwendbar sind, deren Schreibung als solche ja amtlich festgelegt sind und, wie auch im Regelwerk selbst festgestellt wird, nicht immer dessen Vorgaben entsprechen.
 
 

Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 15.05.2008 um 17.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1008#12126

Herr Ickler spricht von "unserem alten Freund Jörges". Daß der Mann hier schon unangenehm aufgefallen ist, wundert mich nicht und erinnert mich statt dessen daran, ihn einmal im Morgenmagazin gesehen zu haben. Da hat er die Rechtschreibreform dafür gepriesen, daß sie mit dem Unterschied von "ich fahre Auto" und "ich fahre rad" aufgeräumt habe.

Im übrigen stimme ich ppc zu: Heute wird st immer getrennt, egal wie bescheuert das ist.
Und bei etlichen Schreibern bin ich mir sicher, daß sie z. B. "Konstruktion" nicht in die Wortbestandteile auflösen können.
Darüber hinaus trennt ohnehin meistens nicht der Schreiber, sondern das Textverarbeitungsprogramm.

Und was "Konst-ruktion" angeht: War nicht einmal von einer Trennregel die Rede, wonach bei mindestens drei aufeinanderfolgenden Konsonanten stur vor dem letzten getrennt wird? Also auch "Entsch-ließung" und "Vort-rag" und vielleicht sogar "Aussc-huss"?
 
 

Kommentar von Karsten Bolz, verfaßt am 15.05.2008 um 16.56 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1008#12125

Ob die Verfasser das wirklich so gewollt haben, oder widerfährt es ihnen bloß, und warum lassen sie es sich dann gefallen?

Ich vermute sie haben es aufgegeben, gegen die automatischen Trennprogramme anzugehen.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 15.05.2008 um 15.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1008#12123

"Freundschaft-salben" sind auch schön.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.05.2008 um 14.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1008#12122

Gestern habe ich irgendwo "Rekonst-ruktion" gelesen, und heute steht im "Stern" (übrigens von unserem alten Freund Jörges) "Rekons-truktion". Ob die Verfasser das wirklich so gewollt haben, oder widerfährt es ihnen bloß, und warum lassen sie es sich dann gefallen?
 
 

Kommentar von ppc, verfaßt am 15.05.2008 um 11.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1008#12121

Viel schlimmer: Die praktisch angewandte Regel lautet: Trenne stets Ess-Teh, denn die Schonzeit ist vorbei.

Das führt zu:

Kons Truktion
Kons Tanze
...

Ich habe schon lange mehr keine sinnige Trennung der o.g. Wörter gesehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.05.2008 um 20.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1008#12120

"Tief im letzten Jahrhundert, weit vor Rechtschreibreform und PISA-Studie, gab es für die Schulkinder unter anderen folgende Rechtschreibregel: "S und T sind Schwesterlein, wollen nie geschieden sein." Oder: "Trenne nie das S vom T, denn es tut den beiden weh." Das bedeutete: Keine Silbentrennung nach S, wenn ein T folgt. Das klassische Beispiel hierfür war "Fenster". Dieses Wort, obwohl aus zwei Silben bestehend, durfte nicht getrennt werden. Heute darf das Wort getrennt werden."

(So die Deutsche Welle [Michael Utz] heute. Aber "Fenster" konnte doch immer getrennt werden: "Fen-ster".)
 
 

Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 14.05.2008 um 14.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1008#12118

Nein, nur zwei Jahre; in der Schweiz sind es drei Jahre.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 14.05.2008 um 12.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1008#12117

War nicht in der Republik Österreich eine Übergangsfrist von drei Jahren vorgesehen?
 
 

nach oben


Ihr Kommentar: Sie können diesen Beitrag kommentieren. Füllen Sie dazu die mit * versehenen Felder aus und klicken Sie auf „Kommentar eintragen“.

Sie können in Ihrem Kommentar fett und/oder kursiv schreiben: [b]Kommentar[/b] ergibt Kommentar, [i]Kommentar[/i] ergibt Kommentar. Mit der Eingabetaste („Enter“) erzwingen Sie einen Zeilenumbruch. Ein doppelter Bindestrich (- -) wird in einen Gedankenstrich (–), ein doppeltes Komma (,,) bzw. ein doppelter Akut (´´) werden in typographische Anführungszeichen („ bzw. “) umgewandelt, ferner werden >> bzw. << durch die entsprechenden französischen Anführungszeichen » bzw. « ersetzt.

Bitte beziehen Sie sich nach Möglichkeit auf die Ausgangsmeldung.
Für sonstige Diskussionen steht Ihnen unser Diskussionsforum zur Verfügung.
* Ihr Name:
E-Mail:
(Wenn Sie eine E-Mail-Adresse angeben, wird diese angezeigt, damit andere mit Ihnen Kontakt aufnehmen können.)
* Kommentar:
* Spamschutz:   Hier bitte die Zahl einhundertvierundfünfzig (in Ziffern) eintragen.
 


Zurück zur vorherigen Seite | zur Tagebuchübersicht


© 2004–2018: Forschungsgruppe Deutsche Sprache e.V.

Vorstand: Reinhard Markner, Walter Lachenmann, Jan-Martin Wagner
Mitglieder des Beirats: Herbert E. Brekle, Dieter Borchmeyer, Friedrich Forssman, Theodor Ickler, Michael Klett, Werner von Koppenfels, Hans Krieger, Burkhart Kroeber, Reiner Kunze, Horst H. Munske, Adolf Muschg, Sten Nadolny, Bernd Rüthers, Albert von Schirnding, Christian Stetter.

Webhosting: ALL-INKL.COM