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24.09.2006
Überflüssig?
Bemerkenswertes Geständnis Zehetmairs
Wie sehr Zehetmair ständiger Aufsicht bedarf, zeigen seine Äußerungen in unbewachten Augenblicken; das haben wir ja schon oft erlebt, zum Beispiel im Gespräch mit Hans Krieger.
Nach der letzten Ratssitzung sagte er nun ganz orthodox im Sinne seiner Auftraggeber:
"Es gibt keine nennenswerten Probleme mehr." (Mannheimer Morgen 23.9.2006)
Sachlich ist das natürlich Unsinn, und Zehetmair kennt auch die Agenda mit den weisungsgemäß liegengelassenen Problemen recht gut. Aber nun kommt die unbedachte Enthüllung:
Das Ziel des Rates wäre seiner Ansicht nach erreicht, wenn das Gremium mangels Aufgaben in Vergessenheit geraten würde: "Glauben Sie denn", so der CSU-Politiker, "dass ich an dem Job hänge?" (Ebd.)
Im Statut des Rates heißt es:
"Dieser Rat hat die Aufgabe, die Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum zu bewahren und die Rechtschreibung auf der Grundlage des orthografischen Regelwerks (Regeln und Wörterverzeichnis von 1996 in der Fassung von 2004) im unerlässlichen Umfang weiterzuentwickeln.
Hierzu gehören insbesondere
- die ständige Beobachtung der Schreibentwicklung,
- die Klärung von Zweifelsfällen (der Rechtschreibung),
- die Erarbeitung und wissenschaftliche Begründung von Vorschlägen zur Anpassung des Regelwerks an den allgemeinen Wandel der Sprache."
Die Reparatur des Regelwerkes, mit der sich der Rat bisher ausschließlich beschäftigt hat, gehört offiziell gar nicht zu seinen Aufgaben.
In seinem "Grußwort" auf der Internetseite des Rates sagt Zehetmair, der Rat habe die "langfristige Aufgabe, die Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum zu bewahren, die Entwicklung der Sprachpraxis zu beobachten und das orthografische Regelwerk im notwendigen Umfang weiterzuentwickeln." Ähnlich in seinem Vowort zum neuen Wahrig, und in der Pressekonferenz nach der Ratssitzung am 28.5.2005 hatte er angekündigt, bald zum "eigentlichen (!) Auftrag des Rates für deutsche Rechtschreibung zu kommen, nämlich die Sprache – ich sage dazu: unaufgeregt – zu beobachten."
Wie paßt das alles zu Zehetmairs Wunsch, der Rat möge "mangels Aufgaben in Vergessenheit geraten"? Seinen "eigentlichen Auftrag" hat er ja noch nicht einmal in Angriff genommen.
Die Presse nimmt das alles gleichmütig hin, wie gewohnt.
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Kommentare zu »Überflüssig?« |
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.09.2006 um 16.27 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=634#5608
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Diese Befürchtung braucht man nicht zu haben. In Wirklichkeit handelt es sich bei dieser Beschreibung des Arbeitsauftrags (schon der Vorgängergremien) um einen von der KMK gebrauchten Euphemismus für "Korrektur". Dieses treffendere Wort wurde alsbald streng gemieden, weil es das Eingeständnis des Scheiterns angezeigt hätte. Seither laufen alle Reparaturarbeiten unter Stichwörtern wie "Anpassung", "Weiterentwicklung" usw.
Also keine Angst! Die Kultusminister und erst recht Zehetmair, der keinerlei Reformehrgeiz haben dürfte, werden die Finger von der Rechtschreibung lassen. Alle noch zu erwartenden Änderungen laufen in eine Richtug: Wiederherstellung früherer Schreibweisen.
Allerdings müssen nun auch noch die von Eisenberg lancierten Übertreibungen in der anderen Richtung (zu weit gehende Zusammenschreibung von Verben mit "lassen" usw.) wieder zurückgefahren werden. Aber hier wird wohl sowieso kein vernünftiger Mensch folgen.
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Kommentar von Christoph Schatte, verfaßt am 25.09.2006 um 16.21 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=634#5607
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Zehetmairs Androhung, der Rat habe "das orthographische Regelwerk im notwendigen Umfang w e i t e r z u e n t w i c k e l n", schreibt das angerichtete Chaos in der deutschen Graphie für die Zukunft fort und macht die Verzweiflung weiterer Schülerjahrgänge zum Ziel einer destruktiven Kulturpolitik.
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